F 7 Sr 2. Blatt zu Nr. 288 eee eee Neue Wirtſchaftsablommen Wirtſchaft der Woche. In den letzten Tagen ſind zwei zwiſchenſtaatliche Wirt⸗ ſhaftsvereinbarungen getroffen worden, die über den eigent⸗ ichen Inhalt der Abmachungen hinaus eine nicht minder große politiſche Bedeutung haben. Es handelt ſich dabei zu⸗ lächſt um die in Rom abgeſchloſſene Vereinbarung über die wichtigſten finanziellen Fragen, die mit der Rückglie⸗ derung der Saar im Zuſammenhang ſtehen. Deutſch⸗ lund und Frankreich ſind dahingehend übereingekommen, daß Deutſchland als Abfindung aller Anſprüche des fran⸗ zöſiſchen Staates für die Saa en, die Eiſenbahn, die Grenzbahnhöfe und andere Einrichtungen einen Pauſchal⸗ betrag von 150 Millionen RM zahlt. Außerdem wird Frank⸗ reich eine auf fünf Jahre begrenzte zinsfreie Ausbeutung der Warndt⸗Gruben zugeſtanden, die im Jahresdurchſchnitt 22 Millionen Tonnen nicht überſchreiten darf. Die deutſch⸗franzöſiſche Saarvereinbarun g, die ſch auch noch auf eine Reihe politiſcher und ſozialpolitiſcher Fragen erſtreckt, läßt erkennen, daß Deutſchland auch unter Opfern bereit iſt, für den immer wieder ſeitens des Füh⸗ ers und ſeiner nächſten Mitarbeiter betonten Gedanken aner deutſch⸗franzöſiſchen Verſtändigung einzutreten. Frank⸗ teich hat— wie die Höhe der Abfindungsſumme erkennen läßt— hartnäckig auf den Rechten beſtanden, die ihm aus dem Verſailler Diktat zuſtehen. Das deutſche Entgegenkom⸗ men iſt durch den Willen beſtimmt, alle Schwierigkeiten zu bermeiden, die den Ablauf der Abſtimmung und der nach⸗ folgenden Rückgliederung hätten erſchweren können. Die gleiche Bereitſchaft einer verſtändnisvollen Zuſam⸗ menarbeit tritt in dem kürzlich erfolgten Abſchluß der deutſch⸗franzöſiſchen Wirtſchaftsverhand⸗ lungen zutage. Wenn man ſich auch im weſentlichen dar⸗ auf beſchränkt hat, das Vertragswerk vom Juli d. J. bis zum 31. März 1935 zu verlängern, ſo iſt doch eine ganze Reihe ſehr begrüßenswerter Verbeſſerungen im Verrech⸗ nungsperfahren durchgeführt worden. Man hat ſich auch weiterhin offenſichtlich bemüht, auf Grund der Erfahrungen der letzten Monate eine Grundlage für einen beſſeren Aus⸗ gleich des gegenſeitigen Warenaustauſches zu finden. Etwa ſich bei der praktiſchen Durchführung ergebende Reibungen ollen in ſtändiger Fühlungnahme mit den Regierungsaus⸗ ſchüſſen ausgeſchaltet werden, eine Methode, die ſich auch bei den handelspolitiſchen Beziehungen Deutſchlands zu an⸗ deren Ländern gut bewährt hat. Unbeſchadet der ſich aus den zwiſchenſtaatlichen Wirt⸗ ſchaftsverhandlungen ergebenden Anregungen oder Schwie⸗ rigkeiten wird der innerdeutſche Wirtſchaftsaufbau weiter hach planvollen Geſichtspunkten durchgeführt. In der ver⸗ gangenen Woche wurde ein erſter Schritt zur Reformder deutſchen Kreditwirtſchaft unternommen. Das Kernſtück des Geſetzes zur Beaufſichtigung des Kreditgewer⸗ bes iſt in der Zuſammenfaſſung aller bank⸗ und kreditpoliti⸗ ſchen Kräfte und in einem ſparſamen Haushalten mit den vorhandenen und anfallenden Geldern, d. h. der Vermeidung unſicherer Geſchäfte, Herabdrückung der Unkoſten, alſo in Maßnahmen, die für die Senkung des Zinsfuſſes weſentlich ind, zu erblicken. Ferner foll durch eine zweckmäßige Ar⸗ beitseinteilung des Bankapparates die Vermeidung von un⸗ geregelter und unlauterer Konkurrenz, die Sicherung des kleinen und mittleren Kreditbedarfs, eine angemeſſene regio⸗ nale Verteilung der Kredite, ſchließlich eine wirkſame Be⸗ 10 ſchränkung der ſpekulativen Geſchäfte und Sicherſtellung einer Barliquidität im Intereſſe der Sparer und Geldgeber ſowie eine größere Publizität der Bankbilanzen erreicht werden. Damit iſt nach den Worten Dr. Schachts die Führung des deutſchen Bank⸗ und Kreditweſens im nationalſozialiſtiſchen Geiſt für die weitere Zukunft gewährleiſtet, und der deutſche Sparer weiß damit, daß ihm künftig die größtmöglichſte Sicherheit für ſein Eigentum gegeben iſt. Er weiß aber auch, daß das Geld, das in den Banken und Sparkaſſen für ihn arbeitet, in erſter Linie konzentriert wird auf die Auf⸗ gaben des eigenen Staates, der ihm Arbeit ſchafft und ſeine Wirtſchaft wieder belebt. Dazu iſt aber eine Kräftigung des Kapital⸗ marktes unerläßlich. Dieſem Ziele dient u. a. die inzwi⸗ hen durchgeführte Aenderung des Anleiheſtockge⸗ ſezes. Danach dürfen Unternehmungen, die bisher bis zu Prozent Dividende verteilt haben, künftig höchſtens 6 Pro⸗ zent in bar ausſchütten. Der zur Gewinnausſchüttung zur Verfügung ſtehende Reſtbetrag wird dem Staat für Arbeits⸗ beſchaffungszwecke leihweiſe auf eine vorübergehende Zeit überlaſſen und für die Aktionäre und Anteilseigner am feſt⸗ verzinslichen Markt angelegt. Geſellſchaften, die bisher ſchon höhere Dividenden verteilten, können bis zu 8 Prozent in har ausſchütten. Auch ſie müſſen aber den hierüber hinaus ür Ausſchüttungszwecke zur Verfügung ſtehenden Betrag einem Anleiheſtock zuführen, der von der Deutſchen Gold⸗ diskontbank verwaltet wird. Die Reichsregierung iſt bei dem krlaß dieſer einſchneidenden Beſtimmung von der Erwä⸗ gung ausgegangen, daß das den Aktionären auferlegte Opfer vertretbar wäre, weil die Gewinne maßgeblich infolge der lurch die Initiative des Staates herbeigeführten Inlands⸗ lonjunktur erzielt werden konnten, und weil weitere große Aufgaben für die Allgemeinheit zu erfüllen ſind. Das An⸗ kiheſtockgeſetz gilt für die nächſten drei Jahre. f Der Schöpf Der berühmte Germaniſt Wilhelm Grimm iſt am 16. De⸗ hembec vor 75 Jahren in Berlin geſtorben. Sein Haupt⸗ werk iſt die„Deutſche Heldenſage“. Zuſammen mit ſeinem Buder Jakob gilt er als der Schöpfer des deutſchen Sagen⸗ und Märchenſchatzes. Einfache Kranzſpenden Berückſichtigung der einſchlägigen Gewerbezweige. Der Chef des Stabes, Lutze, hat folgende Verfügung erlaſſen: Meine Verfügung vom 22. 11. 1934 beige fend Kranzſpenden iſt verſchiedentlich falſch ausgelegt worden, in⸗ dem dazu übergegangen wurde, Kränze und ähnliches von den Einheiten ſelbſt anfertigen zu laſſen bzw. nicht bei den einſchlägigen Geſchäften zu beſtellen. Hierdurch wurden Teile des Mittelſtandes, Gärtner und Blumengeſchäftsinhaber, ge⸗ ſchädigt, was keineswegs gewollt war. Meine eingangs er⸗ wähnte Verfügung ſoll lediglich bezwecken, daß auch aur dieſem Gebiete Einfachheit herrſcht, wie ſie dem SA.⸗Mann entſpricht und jede Art Rekordſucht bei ſolchen Spenden un⸗ terbleibt. Ohne Preisdrückerei anzuwenden, ſind einfache, ge⸗ ſchmackvolle Kränze aus deutſchen Erzeugniſſen gefertigt zu beſchaffen. Hierbei ſind ſelbſtverſtändlich die in Frage kom⸗ menden Gewerbezweige zu berückſichtigen und nicht durch Schwarzarbeit zu benachkeiligen. plaſtiſche Werkſiofſfe Baumſäfte erſetzen Stahl und Eiſen.— Harkgummi durch Kunſtharz verdrängt. Die Unabhängigkeit eines Landes von ausländiſchen Märkten iſt im weſentlichen durch das Vorhandenſein von einheimiſchen Rohſtoffen bedingt. Die Länder, die ohne eigene Rohſtoffe ſind und dieſe auch nicht aus Kolonien be⸗ ſchaffen können, haben in den letzten Jahren die größten Anſtrengungen gemacht, Nahrungsſtoffe und auch Werk⸗ ſtoffe aus einheimiſchen Produkten herzuſtellen. Eine der bedeutendſten Erfindungen, die aus dieſem Beſtreben her⸗ aus gemacht worden ſind, ſtellen die Kunſtſtoffe dar, auf denen Deutſchland eine weitgedehnte chemiſche Induſtrie auf⸗ gebaut hat. Ein wichtiger Bauſtoff dieſer Art iſt das Kunſtharz. Es iſt eine Verbindung aus Phenolen und Formaldehyd, beides chemiſche Subſtanzen, die bisher nur in der Medizin Anwendung gefunden haben. Die Verarbeitung iſt denk⸗ bar einfach und verurſacht nur einen Bruchteil der Koſten der Herſtellung von Eiſen oder Aluminjum. Die Subſtanz wird mit pulveriſierten Abfallſtoffen verſetzt, dann wird die Maſſe in eine Stahlform gefüllt, die dann unter hohem Druck und großer Temperatur gepreßt wird. Der Vorgang dauert nur wenige Sekunden. Sofort danach kann man das fertige auf Hochglanz polierte Stück aus der Form her⸗ ausnehmen. Das Kunſtharz hat hervorragende Eigenſchaf⸗ ten hinſichtlich ſeiner Feſtigkeit und ſeiner Wärmebeſtän⸗ digkeit. Es hat in den letzten Jahren das ausländiſche Hart⸗ gummi faſt vollkommen verdrängen können. Seine elek⸗ triſche Iſolierfähigkeit iſt ſo hoch, daß es im Radiobau all⸗ gemein angewendet wird. Nachdem man mit dieſem Kunſtſtoff ſo außerordent⸗ lich gute Erfahrungen gemacht hatte, verſuchte die chemiſche Forſchung, auch die natürlichen Harze, die man aus den Säften von Bäumen gewinnt, für Werkſtoffe nutzbar zu machen. Verſuche dieſer Art ſind ſchon ein Jahrzehnt alt und bereiteten große Schwierigkeiten. Aber ſchließlich mußte die Löſung des Problems doch gelingen, denn der Bern⸗ ſtein, der uns ja nicht nur als Schmuck ſondern auch als elektrotechniſches Baumaterial bekannt iſt, iſt weiter nichts als geronnenes Kiefernharz, das ſich im Laufe der Jahr⸗ tauſende zu den ſchönen goldenen Steinen entwickelt hat. Es iſt jetzt gelungen, aus Naturharz einen brauchbaren Werkſtoff herzuſtellen. Die Zubereitung iſt ähnlich wie die des Kunſtharzes. Der kriſtallklare, durchſichtige, zähe Baum⸗ ſaft wird mit Füllſtoffen und Farbſtoffen verſetzt und dann gepreßt. Man erhält wunderbare Farbenkombinationen, wenn man das in Platten gewonnene Material in verſchie⸗ denen Farben aufeinander legt und dann erhitzt. Die Far⸗ 5 N ineinander, und ſo ergibt ſich die ſchönſte Batik. Mentag, 10. Dez. 1932 Der Naturharz⸗Werkſtoff hat eine ſolche Feſtigkeit, daß man ihn zum Bau von Häuſern und Brücken herangezogen hat. Man hat auf den ſüdafrikaniſchen Goldfeldern vor einiger Zeit den Verſuch gemacht, die kleinen Blockhäuschen aus Stahl und Wellblech durch ſolche aus Kunſtſtoffen zu erſetzen. Man hat damit die beſten Erfahrungen gemacht, beſonders weil der Harzſtoff als ein guter Wärmeiſolator die tropiſche Hitze von den Innenräumen fernhält. Die klei⸗ nen Harzhäuschen laſſen ſich infolge ihrer Leichtigkeit viel beſſer transportieren als die Stahlhäuſer. Ein weiterer Vorteil beſteht darin, daß der neue Werkſtoff viel beſſer der Witterung ſtandhält als Holz und Stahl, die ſchon in weni⸗ gen Jahren ſehr ſtark angegriffen werden. Man muß aller⸗ dings berückſichtigen, daß die plaſtiſchen Werkſtoffe nicht ſo porös ſind wie z. B. Holz und man daher im Hausbau für eine beſondere Lüftungstechnik ſorgen muß. Die Hütten aus Naturharz, die einen ganz eigenartigen Glanz ihrer Wände beſitzen, verleihen dem ganzen Landſchaftsbild einen beſonderen Charakter Der neue Bauſtoff hat auch ſchon andere Stahlkonſtruk⸗ tionen zu erſetzen vermocht. Eine Verſuchsbrücke hat ſich gut bewährt. Die Verarbeitung natürlicher Harze hat in England eine ganz neue Induſtrie aus der Erde geſtampft. In mehr als 30 Fabriken ſind etwa 10 000 Perſonen be⸗ ſchäftigt. Es hat ein großer Export nach allen Dominions und Kolonien eingeſetzt. Es gibt nur wenige Materialien, die ſo widerſtandsfeſt gegen Hitze wie Naturharz ſind. Die Naturharze allein können auch den Inſekten ſtandhalten. In Indien gibt es eine Sorte von weißen Ameiſen, die gewaltige Verheerungen anrichten. Sie freſſen dicke Holz⸗ platten in kurzer Zeit durch, laſſen aber das Harz unberührt. Es iſt beabſichtigt, auch Möbel und Inneneinrichtungen aus Harzſtoffen herzuſtellen. Zahlreiche Innenarchitekten ſind damit beſchäftigt, geeignete Entwürfe zu ſchaffen und einen arteigenen Stil herauszubilden. Die mannigfaltige Farbenabwandlung bietet einen außerordentlichen Anreiz. Neben den eigentlichen Harzprodukten werden auch die an⸗ deren Kunſtſtoffe, namentlich diejenigen, die vom Zellſtoff ausgehen, weiterentwickelt. Sie gehen ja ebenſo wie die Harze von einem einheimiſchen Rohstoff, dem Holz aus. Gemeinfamer Kampf überwindet die Not . AA ³¹ A Handel und Wirtſchaſt Freundlicher Wochenſchluß Die Berliner Börſe ſtand am Wochenſchluß im Zeichen des Ta⸗ ges der nationalen Solidarität. Reichswirtſchaftsmi⸗ niſter Dr. Schacht nahm perſönlich unter Beteiligung der Börſen⸗ präſidenten und Reichskommiſſare die Winterhilfsſammlung vor. Da die Börſenvertreter in großer Zahl erſchienen waren, e die Gaben ſehr reichlich. Es wurden für das Winterhilfswerk über 32 750 RM geſammelt. Außerdem wurden von den am Ge⸗ treidegroßmarkt zugelaſſenen Firmen rund 3000 Kilo Mehl, Hül⸗ ſenfrüchte uſw. geſtiftet. Das Börſengeſchäft ſelbſt kam nur lang⸗ ſam in Gang. Am Aktienmarkt ſetzte ſich eine 11 Ten⸗ denz durch. Namentlich Braunkohlenaktien wurden wieder höher bezahlt. Am Rentenmarkt trat eine weitere Befeſti ung ein. Um⸗ ſchuldungsanleihe ſtieg zeitweilig um 0,35 Prozent. Altbeſtganleihe wurde mit 105,37 ebenfalls höher notiert. Pfandbriefe und Stadt⸗ anleihen bleiben weiter bevorzugt. Am Geldmarkt war der Satz für Tagesgeld mit 4 bis 44 Prozent unverändert. Am Deviſenmarkt neigte das Pfund nach mehrtägiger Erholung wieder erheblich zur Schwäche, Deviſenmarkt. Belga(Belgien) 58,17(Geld) 58,29(Brief), dan. Krone 54,89 54,99, engl. Pfund 12,295 12,325, franz. Franken 16,39 16,43, holl. Gulden 168,10, 168,44, ital. Lire 21,30 21,34, norw. Krone 61,76 61,88, öſterr. Schilling 48,95 49,05, poln. Zloty 46,95 47,05, ſchwed. Krone 63,39 63,51, ſchweiz. Franken 80,72 80,88, ſpan. Peſeta 33,39 34,05, tſchech. Krone 10,38 10,40, Dollar 2,489 2,493. Am Getreidegroßmarkt hat ſich das Angebot nach Abſchluß der landwirtſchaftlichen Feldarbeiten weiter gebetet Bei kleinen Umſätzen traten in den Nokierungen keine weſentlichen Aen⸗ derungen ein. FFFVCCCCCCCCCCCCCVVCTCVTCVTVTVTVTVTVTVTVVDVDVDVUVCVCVCVCVCVUVUVUVUVUVUVUVUVUVUVUVUVUVUVUVTVTVTVTVTVT(T(T(T(T(TVTVTwTVÄVVvVTVÄVÄVTVTVTVb Florian Geher und unſere Zeit Wie Siegfried, Armin, Widulind, ſo iſt auch Florian Geyer geſchichtliches Symbol und Fanal unſerer Zeit! Wir zählen dieſe Geiſt⸗, Wort⸗ und Schwertgewaltigen zu den größten deutſchen Freiheitshelden aller Zeiten, die einen von reinſtem Idealismus getragenen unbeugſamen Kampf für deutſche Ehre, Einigkeit und Recht und Freiheit führten, durch Bruderverrat aus eigenen Reihen das geſteckte Kampf⸗ ziel nicht für ihr Volk und Land erſtreiten konnten und ihren heldenhaften Kampf mit ihrem und ihrer treuen Mit⸗ kämpferſchar Gut und Blut bezahlen mußten. 5 Wer die Größe des gewaltigen Geſchehens der gärenden deutſch⸗ revolutionären Zeit um die Wende des 15. und 16. Jahrhunderts begreifen und deren wertvollen geiſtigen und ſozialen Gehalt für die Gegenwart und Zukunft des Dritten Reiches ganz erfaſſen und in ihrer ganzen Kraft ver⸗ ſtehen will, der wird ſich mit der ganzen Gewiſſenhaſtigkeit eines wahrheitsliebenden Forſchers kurz in die Vor⸗ und Kampfzeit des Bauerntums im Jahre 1525 zurückverſetzen müſſen! In eine Zeit, in der die damals herrſchenden welt⸗ lichen und geiſtlichen Gewalten, die Fürſten, Biſchöfe, Aebte, Adel, Ritter und Lehensträger in ſchamloſer Willkür Spielball trieben mit dem ſchaffenden, boden⸗ und blutgebundenen Volk in Stadt und Land. 8 5 Deutſche Bauern wollten wieder freie Deutſche auf eigenem Grund und Boden werden, wie es Väterart und Väterſitte geweſen! Bei einer näheren Betrachtung der Bauernkriegszeit begegnen uns Namen wie Franz von Sik⸗ kingen, Ulrich von Hutten, Martinus Luther, Thomas Mün⸗ zer, Tilman Riemenſchneider, Albrecht Dürer, Biſchof Con⸗ rad III., Herzog zu Franken, Götz von Berlichingen u. v. a., denen allen eine mehr oder weniger ausſchlaggebende Rolle zuzuſprechen iſt. Dem einen im guten, dem andern im böſen Sinne, im Hinblick auf unſere deutſchen Belange. 8 Ein Name kriſtalliſiert ſich hier in überragender Größe von edelſtem deutſchen Charakter heraus: Florian Geyer, ein fränkiſcher Ritter zu Giebelſtadt bei Würzburg, deſſen Ahnen ſchon am Hofe der Hohenſtaufen als„ehrbar und feſt Ritter“ weilten und dem Schutz und Gedeihen von Volk und Vaterland ihre Dienſte weihten. Florian Geyer, der Vielgeſchmähte, der mit allen Mitteln dämoniſcher Ver⸗ werflichkeit kläglich Verleumdete weil er ſo ſelbſtlos, tapfer und treu bis in den Tod zur Fahne der deutſchen Freiheit und Ehre ſtand, weil er in der Wiederbefreiung des deut⸗ ſchen Grund und Bodens die einzige Möglichkeit zur Ge⸗ ſtaltung eines großen, mächtigen deutſchen Vaterlandes und Reiches und einer ſtraffen Zentralgewalt ſah. Geyer zählte nicht zu den„Verdorbenen vom Adel“, er war vom Vater her reich begütert und bewies ſeine Hoch⸗ herzigkeit ritterlicher Standesgenoſſen gegenüber, daß er ihnen in der Not Geld borgte, wofür namhafte Leute vom fränkiſchen Adel Bürgſchaft leiſteten. Geyer diente vor dem Bauernkrieg als tapferer Feld⸗ hauptmann dem Schwäbiſchen Bund, beſtand eine ruhm⸗ reiche Kampfzeit im Dienſte des Hochmeiſters des Deutſchen Ritterordens. Dieſer waffengeübte Held war Führer der ge⸗ fürchteten„Schwarzen Schar“ im Bauernkrieg, die in eiſerner Disziplin und Selbſtzucht durch ihre glänzenden Waffentaten unter allen Bauernheeren weitaus die größten Erfolge zu verzeichnen hat und deren heldenmütiger Kampf und Untergang gegen die biſchöflichen und bündiſchen Trup⸗ pen am 6. Juni 1525 bei Ingolſtadt⸗Würzburg für alle Zeiten glorreiche Geſchichte verkörpert. AAeberall machten ihn, den fränkiſchen Edelmann, den Bauernritter ohne Furcht und Tadel, die deutſchen Bauern zu ihrem Wortführer! Gewaltig war die Kraft ſeiner Rede, als er im Frühling des Jahres 1525 von der Empore der Jakobskirche in Rothenburg o. d. T. die Artikel der Brüderſchaft und die Schwurformel verlas und Stadt und Gemeinde auf die deutſche Bauernſchaft verpflichtete. Er wollte— wie der nationalſozialiſtiſche Dichter Nikolaus Fey in ſeinem Giebelſtädter Bauernfreiheitsſpiel es ſo herrlich beſingt— das große Eine:. Ein Fürſt, ein Reich und alle darin Brüder, Ein Gott, ein Recht für alle hoch und nieder, So liegt mein Sehnen vor Euch hingebreitet And jeder wiſſe, eh' er ſich entſcheidet: Ich bin der Geyer, meine Hand iſt rein, Mit Gier und Rache hab' ich nichts gemein! i Groß und rein ſteht die Heldengeſtalt Florian Geyer vor uns. Daß Geyer ſein hohes hehres Ziel nicht erreichte, iſt ſeit Siegfried tragiſch deutſches Schickſal: f Florian Geyer wurde in der Nacht vom 9. zum 10. deim 1525 von den Knechten ſeines Schwagers Ritter Wilhelm von Grumbach aus dem Hinterhalt überfallen (im Rimparer Wald bei Würzburg) und meuchlings erſtochen. Verrat in eigenen Reihen verdammte des edlen itters und Bauernführers Befreiungswerk zum blutigen Scheitern! Florian Geyers Geiſt und Freiheitsſehnen lebt in uns fort und hält uns ſtark und wach. Und Florian Geyers Opfertod weiſe uns hinfort den Weg und gemahne für alle Zeiten. a„5„5 Einheimiſcher Sport 0 Fußball Viernheim 1— Seckenheim 1 6:1 Viernheim II— Seckenheim II 3:2 Eine einſeitige Sache für Viernheim war die Partie. Seckenheim konnte nur in ganz einzelnen Fällen dem „großen“ Gegner etwas Gleichwertiges bieten. Viernheim war ganz groß in Fahrt und beſtimmt die beſte Mannſchaft, mit der die Seckenheimer in dieſer Saiſon zu kämpfen hatten. In gleichmäßigen Abſtänden erzielten die Platz⸗ herren ihre Tore. Für Seckenheim konnte der Mittel⸗ ſtürmer durch ſchöne Einzelleiſtung kurz vor Halbzeit das Ehrentor erzielen. Eine glatte Null war der Schiedsrichter, der es aber auch nicht in einem einzigen Falle verſtand, eine korrekte und zielſichere Entſcheidung zu geben. Zuſchauer ea. 700. 5 Handball. Der Tbd.„Jahn“ holte ſich 2 wertvolle Punkte in Viernheim: Amicitia Viernheim 1 e, eee, e e Amieitia Viernheim II— Tbd.„Jahn“ II 1:9 Bericht folgt. Auswärtiger Sport. Fußball a Meiſterſchaftsſpiele der Gauliga. Gau Mittelrhein: Bommer FV.— Kölner SC. 99 885 Mülheimer SV.— 1. FC. Idar 7:0 Weſtmark Trier— Eintracht Trier 10 Blauweiß Köln— VfR. Köln 4:1 Kölner EfR.— SVg. Sülz 07 4.1 Gan Nordheſſen: SC. 03 Kaſſel— FC. Hanau 98 0:3 Boruſſia Fulda— Heſſen Hersfeld 221 SVg. Langenſelbold— SV. Kaſſel 11— Gau Süd we ſt: Wormatia Worms— Union Niederrad Boruſſia Neunkirchen— Saar 05 Saarbrücken FSV. Frankfurt— Phönix Ludwigshafen I. FC. e— Eintracht Fraukfurt Sfr. Saarbrücken— Kickers Offenbach Gau Baden: ο οο — 2 2— VfB. Mühlburg— Germania Karlsdorf 00 1. FC. Pforzheim— Phönix Karlsruhe— Karlsruher FBV.— 08 Mannheim 5.0 Gau Württemberg: VfB. Stuttgart— Anion Böckingen 41 Sfr. Eßlingen— 1. SSV. Alm 3:4 Gau Bayern: FC. 05 Schweinfurt— ASV. Nürnberg 60 München— Wacker München SVg. Weiden— Schwaben Augsburg 1. FC. Nürnberg— Jahn Regensburg BC. Augsburg— Sg. Fürth Geſellſchaftsſpiele: FK. Pirmaſens— FV. Saarbrücken Stuttgarter Kickers— SVg. Troſſingen Stuttgarter Sfr.— VfR. Pforzheim Wormatia Worms— Union Niederrad 621 Auf Grund der beſſeren Geſamtleiſtung ſiegten die Wormſer vor 3000 Zuſchauern über den Niederräder Neuling hoch, aber mit 6:1(2:0) verdient. Die Wormſer Stürmer zeigten ſich ſehr ſchußfreudig, während anderer⸗ ſeits die Niederräder Stürmer ſich nicht ſo entfalten konn⸗ ten. 1. FC Kaiſerslautern— Eintracht Frankfurt 3:1 Vor ungefähr 2000 Zuſchauern lieferten ſich beide Mannſchaften einen hartnäckigen Kampf, der in keinem Moment an die großen vorjährigen Leiſtungen erinnern machte. Nicht nur die Einheimiſchen, ſondern auch die Gäſte haben in den Leiſtungen nachgelaſſen. In techniſcher Hinſicht waren wohl die Frankfurter beſſer, aber die Mannſchaft ſpielte zu ſtark in die Breite. Die Platzherren haben auf Grund ihres eifrigen Spiels den Sieg voll und ganz verdient. D 8 d do ihren Halbrechten Arnold durch Platzverweis verloren, kamen ſie immer mehr ins Hintertreffen und brachten nicht einmal das Ehrentor zuſtande. Der KFV. ſiegte ſchließlich mit 5:0 Treffern, ein Ergebnis, das auch in die⸗ ſer Höhe nicht unverdient war. Die Gäſte hatten ihren be⸗ ſten Spieler im Torwart Frank, der einige famoſe Paraden zeigte. 1. FC Pforzheim— Phön x Karle ruhe 222 Die 6000 Zuſchauer, die ſich auf dem Platz des 1. FC. Pforzheim eingefunden hatten, erlebten ein im Zeichen ſtarker Verteidigungen und ſchwächerer Stürmerreihen ſte⸗ hendes Spiel. Beide Mannſchaften hatten Erſatz, wobei ſich aber Reinhardt beim FC. Pforzheim als Rechtsaußen garnicht zurechtfand, während Biehle als Linksaußen des des Karlsruher Phönix beſter Stürmer war. Beim Club ſpielte erſtmals Burckhardt, ohne aber überzeugen zu kön⸗ nen, während der nach ſeiner Sperre wieder freigewordene Häußlein eine gute Partie lieferte. Stand der Gauliga Gau Baden. Freiburger FC. 9 13: 6 13 SW Waldhof 9 18:11 8 1. FC. Pforzheim 10 23:12 12. 8 Phönix Karlsruhe 10 19:14 12. 8 VfL. Neckarau 8 19710 1135 VfR. Mannheim 8 20:17 9: 7 VfB. Mühlburg 9 12:16 8:10 Karlsruher FV. 10 12: 9 812 FC. 08 Mannheim 10 10˙37 1 Germania Karlsdorf 9 4:18 315 Gau Südweſt. Wormatia Worms 11 34:17 133 Phönix Ludwigshafen 11 22:16 16: 6 FK Pirmaſens 10 3 33 7 Union Niederrad 10 17:24 11: 9 Eintracht Frankfurt 10 13215 10:10 Kickers Offenbach 11 19:24 19:12 FSV. Frankfurt 1330 25:29 10:12 Boruſſia Neunkirchen 11 2021 10.12 Saar 05 Saarbrücken 11 16:28 8.14 Sportfreunde Saarbrücken 11 22:25 13 Gau Würktemberg. 1. SSV. Ulm 12 36:26 15: 9 SV. Feuerbach 10 23:12 14: 6 Stuttgarter Kickers 10 21:20 13 7 VfB. Stuttgart 10 26:17 122 Union Böckingen 10 28:30 10:10 Ulmer FV. 94 9 17:14 9: 9 SC. Stuttgart 10 22:24 8:12 Sportfreunde Eßlingen a 11 19:26 8.14 SV. Göppingen 9 10:22 612 Sportfreunde Stuttgart 9 14:25 5213 Gau Bayern. SpVgg. Fürth 12 22: 9 19: 5 18860 München g 12 28117 16: 8 1. Fc. Nürnberg 13 2:14 16.10 FC. Schweinfurt 13 26:19 15:11 Wacker München 13 16:19 1813 ASV. Nürnberg 12 23:22 22 Bayern München 12 28:23 111 SpVgg. Weiden 13 2:43 10:16 Jahn Regensburg 13 22:23 9:17 Schwaben Augsburg 13 27:34 9:17 VB Stuttgart— Anion Böckingen 41 In einem bedeutungsvollen Spiel für die zukünftige Tabellengeſtaltung im Gau Württemberg ſchlug der VfB Stuttgark in einwandfreier Weiſe die Böckinger Union ſicher mit 421 aus dem Felde. Der VfB empfahl ſich durch eine prächtige Leiſtung weiterhin als erſter Anwärter auf die Meiſterſchaft. Union enttäuſchte dagegen einigermaßen. In der erſten Halbzeit ſah man eine klare Feldüberlegen⸗ heit der VfBer, die bereits in der 5. Minute durch Rutz in Führung gingen. In der zweiten Halbzeit gingen die Böckinger weſentlich mehr aus ſich heraus. Das Spiel war alſo vollkommen ausgeglichen. 77 Karlsruher 8B— 08 Maunheim 5:0 i Der Fc 08 Mannheim kam auch bei ſeinem dritten Auftreten in der Reſidenz zu keinem Punktgewinn. Der Karlsruher FW zeigte ſich in guter Form und entſchied be⸗ reits in den erſten 20 Minuten durch zwei Treffer die Partie zu ſeinen Gunſten. Als dann die Gäſte auch noch 8——— 8 eee. — SW 1860 München— Wacker München 120 Noch ſelten wurde ein Münchener Lokaltreffen mt einer derartigen Nervoſität durchgeführt, wie dieſes Treffen zwiſchen 1860 München und Wacker am zweiten Dezember⸗ Sonntag. 8000 Zuſchauer wurden wurden Zeugen eines packenden Kampfes, der von Anfang bis Schluß aufregend war. Die„Löwen“ gewannen das Treffen nicht unverdient denn ſie waren in der erſten Halbzeit glatt überlegen. Bei⸗ derſeits trugen die Verteidigungen die Hauptlaſt des Spiels. Schon gleich nach Beginn hatten die 60er einige gute Torgelegenheiten, aber zweimal bewahrte die Torlatte die Wackerelf vor Verluſttreffern. Erſt zwei Minuten vor der Pauſe kam 1860 zu einem Erfolg. In der zweiten Hälfte wurde die Partie ausgeglichener. Handball In Darmſtadt: Deutſchland— Ungarn 14.3 Südweſt⸗Kurſiſten— Stadtelf Frankfurt 12:12 Gau Baden: VfR. Mannheim— TV. Hockenheim 1 Tſchft. Beiertheim— Phönix Mannheim 416 8 Mannheim— TV. 62 Weinheim 478 TSV. Nußloch— TV. Ettlingen 19:4 Gau Württemberg: Tgd. Göppingen— Stuttgarter Kickers 3˙4 Stuttgarter TV.— Eßlinger TSV. 411 Tgſ. Stuttgart— Ulmer FV. 94 1025 TV. Cannſtatt— TSV. Süſſen 10:21 Ein Lehrſpiel Deutſchland ſchlägt Angarn 14:3. Dem Länderſpiel in Darmſtadt voraus gingen die üblichen Begrüßungen und der Austauſch von Blumen und Wim peln. Die 8000 Zuſchauer erlebten den erwarteten eindeut⸗ gen deutſchen Sieg. Die deutſche Elf brauchte zwar volle zehn Minuten, um ihrer Nervoſität Herr zu werden, aber dann klappte es ausgezeichnet und die Ungarn kamen nicht mehr aus der Verteidigung heraus. Nach glänzender Vor⸗ arbeit von Spengler ſchoß Feick in der 10. Minute den Führungstreffer und gleich darauf erhöhte Engelter aus einem Gedränge heraus auf 2:0. Die Ueberlegenheit der Deutſchen hielt weiter an. Feick und Goldſtein ſorgten für die Pauſenführung von 6:1. Gleich nach Wiederbeginn mußte der ungariſche Hüter Angyal einen kraftvoll geworfenen Ball Engelters durchlaſſen und ein Freiwurf von Speng' ler führte zum 8:1. Goldſtein erhöhte auf 9:1, dann kam Ungarns zweiter Gegentreffer. Die Ueberlegenheit der deut, ſchen Elf wurde immer größer. Spalt erhöhte auf 10.2 und Spengler auf 11:2. Eine Viertelſtunde vor Schliß hieß es durch Feick 12:2 und anſchließend kam Freund, det anſtelle von Engelter eingetreten war, zu Torehren. Der ungariſche Linksaußen Cſillag erzielte beim Stand von 13.2 einen dritten Gegentreffer, dann beſchloß Goldſtein den Torteigen mit einem 14. Erfolg. Die ungariſche Elf hat trotz der klaren Niederlage kes neswegs enttäuſcht. Alle Spieler waren ſehr ſchnell, aber ihre Angriffe waren zu durchſichtig angelegt, als daß ſie gegen die bewährte deutſche Abwehr zu Erfolgen gefühnt hätten.— Die deutſche Mannſchaft war rein ſpieleriſch der ungariſchen glatt überlegen. Ausgezeichnet ſchlug ſich die deutſche Abwehr, ebenſo gefielen Außenläufer und der ge' ſamte Sturm. * Mannheim vor Saarbrücken und Wiesbaden. Ein Kunſtturnkampf führte die Mannſchaften des 75 1846 Mannheim, MTW Saarbrücken und TB Wiesbaden in Mannheim zuſammen. Auf Grund der beſſeren Mann ſchaftsarbeit blieben auch dieſes Mal die Badener erfolg⸗ reich, obwohl ein Sieg von vornherein nicht einmal feſt⸗ ſtand, da in der Mannheimer Mannſchaft eine Aenderung vorgenommen werden mußte. Trotzdem lag Mannheim nach jedem Durchgang an der Spitze vor Saarbrücken und Wiesbaden, lediglich in den Freiübungen nahm Wiesba⸗ den den zweiten Platz vor den Saarturnern ein. Mit 45 Punkten gegen 423,75 Punkten der Saarbrücker und 418,75 Punkte der Wiesbadener fiel der Mannheimer Sieg nicht einmal deutlich aus. Das Winkerhilfswerk iſt ein Heroismus des Allah und dieſer umgibt jeden Einzelnen von uns. Er mag ſtehen, wo er auch immer ſtehe.(Dr. Goebbels) Es war ein ſchwieriger Fall. Alle möglichen Amſtände und unglückſelſgen Verstrickungen der Kriegs⸗ und Nachkriegszeit halten durcheinander, bier ging eine Taſſe zu Bruch, und dort drohte ein ganzer Tiſch umgeſtoßen au werden. Es war wunderbar!— Schließlich ſaß alles. Die Schokolade konnte eingegoſſen und dazu geführt, daß dle Frau meines Freundes gegen alles Heutige ihr Herz verſtelnern lleß. Sie lebte nur in der Vergangenheit und glaubte, das unglücklichſte Weſen auf der Welt zu ſein 7 Das ſchmerzte den Mann ſehr, denn er erwartete von der Zukunft noch manches Schöne. Die Adventszeit ſetzt brachte ihm eine Idee, bel deren Durchführung ich ihm helfen mußte. Mit zwel Outzend Kindern aus Haus und Nachbar⸗ ſchaft wurde die geheime Abmachung getroffen: Wenn an dieſem Fenſter eine weiße Fahne erſcheint — dann kommt ſofort zur Weihnachtsbeſcherung/ Wir mußten vorſichtig vorgehen. Tagelang brachten wir heimlich in kleinen Pakeichen die Geſchenke ins Haus und verſteckten ſie ſorgfältig. Dann mußte Weihnachtsgebäck in ungeheuren Mengen angeſchafft werden, für Schokolade war zu ſorgen, und schließlich war auch ein Bäumchen in die Wohnung zu ſchmuggeln. Endlich kam der Tag, und wir ſaßen nun im Zimmer meines Freundes und warteten darauf, wann ſeine Frau wohl ihren Spazier⸗ gang machen würde, denn wir mußten ſie ſa vor die vollendete Tatſache ſtellen Es wurde drei— es wurde vier Ahr. Noch immer war ſie nicht gegangen. Von der Straße erſcholl ſtändig an⸗ ſchwellendes Gemurmel. Die Zahl der wartenden Kinder nahm jede Minute zu. Endlich! Kurz nach 4 Ahr ſchlug die Haustür zu. Wir warteten noch ein paar Minuten, und dann wurde das verabredete Zeichen gegeben/ Was nun folgte, war ein unbeſchreiblicher Tumult. In aller Eile mußten Tiſche zuſammengerückt und gedeckt werden. Alle Hände halfen mit, alles ſchrie und ftieß die denkwürdige Schlacht um die Kuchenteller eröffnet werden. erſchien die Frau meines Freundes. Ob ſie erſtaunt war? Sie Als es am lauteſten war, war entgeiſtert! Ihr erſſer Verſuch zu proteſtieren ging in tollem Lärm unter, und ehe ſie ſich's verſah, ſaßen hr die zwei Kleinſten auf dem Schoß, wiſchten den Schokoladenmund an ihrer Bluſe ab und wolllen von ihr wiſſen, wann denn nun enblich die Beſcherung käme. Dieſe Frage wurde von allen aufgenommen, und die Frau ſah ſich umringt von bittenden, beiteinden Kinderaugen. Oieſer Kampf um ihr Herz war heiß, aber kurz. geſiegt zu beſcheren habe, Das war der große Augenblick für meinen Freund. Er nahm ſeine Frau beiſeite und übergab ihr die vielen, vielen Pakete. Als ſie dann beim Austeilen immer wieder das Glück in die Kinderaugen kommen ſah, wenn die Händchen ihr Geſchenk umſpannten, ging auch ihr das Herz über, und auch ſie wurde glücklich. Seitdem iſt ſie wie um⸗ gewandelt, hat das Vergangene vergeſſen und blickt froh in die Zukunft, und die Weihnachtspläne für dieſes Jahr ſind ſchon geſchmiedet/ Die Moral von der Geſchichte? Glück 5 findet immer, wer Kinder zu Weihnachten glücklich macht.. Die Kinderaugen hatten und ganz beſchämt geſtand die Frau, daß ſie gar nichts 8 1