2. Blatt zu Nr. 289 Die neue Zuckerwirtſchaſt Im Zuge der im Reichsnährſtandsgeſetz vorgeſehenen Marktordnung iſt nunmehr auch für die Zuckerwirtſchaft die ſeit langem erwartete Marktregelung auf ſtändiſcher Grundlage getroffen worden. Sie trat am 1. Dezember in Kraft. Die bisherige Wirtſchaftliche Vereinigung der deut⸗ ſchen Zuckerinduſtrie wird aufgelöſt und durch eine neue Organiſation erſetzt, die über den Rahmen der bisherigen Wirtſchaftlichen Vereinigung weit hinausgreifend nicht nur die Zuckerfabriken, ſondern in vertikalem Aufbau auch den Rübenbau und ben Zuckerhandel umfaßt und da⸗ mit das Erzeugnis Zucker in ſeinem ganzen Umfange der Marktregelung unterwirft. In Verfolg dieſes Zieles be⸗ ſtimmt die neue„Verordnung über den Zuſammenſchluß der deutſchen Zuckerwirtſchaft“, daß die Zuckerrüben⸗ anbauer, die Zuckerfabriken und die Verteiler von Zucker und ſonſtigen Erzeugniſſen aus Zuckerrüben zu Wirt⸗ ſchaftsverbänden und dieſe wiederum zur Hauptvereinigung der deutſchen Zuckerinduſtrie zuſammengeſchloſſen werden. Insgeſamt werden neun Wirtſchaftsverbände gebildet, deren Gebiete mit den bisherigen Kontingentierungsbezir⸗ ken übereinſtimmen. Die Zuſammenſchlüſſe ſelbſt unter ⸗ ſtehen ihrerſeits dem Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft, der die Anordnungen der Wirtſchaftlichen Vereinigung beanſtanden und gegebenenfalls die entſpre⸗ chenden Maßnahmen ſelbſt treffen kann. Zur Schlichtung pon Streitigkeiten, die zwiſchen einem Rü⸗ benbauer und einer Zuckerfabrik aus einem Vertrag über die Lieferung von Rüben entſtehen können, ſowie zur Entſcheidung von Veſchwerden gegen gewiſſe, in der Satzung genau umſchriebene Anordnungen der Haupt⸗ vereinigung werden bei den Wirtſchaftsverbänden Schieds⸗ gerichte und bei der Hauptvereinigung ein Oberſchiedsge⸗ richt gebildet. Veſchwerden gegen die Maßnahme der Kontingentierung unterliegen der Entſcheidung von Beſchwerdeausſchüſſen, die bei den Wirtſchaftsverbän⸗ den gebildet werden, und im Berufungsfalle dem Haupt⸗ beſchwerdeausſchuß, der bei der Hauptvereinigung gebildet wird.. Es bedeutet einen weſentlichen Fortſchritt, daß auch der Bauer nunmehr den ihm zukommenden Einfluß bet der Geſtaltung und Führung der Zuckerwirtſchaft erhalten hat. Die Durchführung der Aufgaben der Hauptver⸗ einigung geſchieht in der Weiſe, daß zunächſt für einen längeren Zeitraum die für die Erzeugung des Bedarfs an Zucker und zuckerhaltigen Futtermitteln vorausſichtlich be⸗ nötigte Zuckerrübenmenge in eine Grundmenge feſtgelegt wird Dieſe Grundmenge wird auf die einzelnen Zuckerwirtſchaftsverbände verteilt. Die Hauptvereinigung ſtellt Richtlinien auf, nach denen die Zuckerwirtſchaftsver⸗ bände gemäß einer ihnen gegebenen Ermächtigung aus der ihnen zugeteilten Grundmenge für jeden Zuk⸗ kerrübenanbauer ein Anbaugrundrecht feſtſetzen, Sodann beſtimmen die Zuckerwirtſchaftsverbände, an welche Zuckerfabrik der Anbauer die im Rah⸗ men ſeines Anbaugrundrechtes erzeugten Zuckerrüben zu liefern hat, und ermitteln auf dieſe Weiſe das Erzeugungs⸗ grundrecht der einzelnen Zuckerfabriken. Jährlich wird dann je nach dem Umfang der Vorratsbeſtände und des vorausſichtlichen Bedarfs der Ausnutzungsſatz der Anbau⸗ und Erzeugungsgrundrechte feſtgeſetzt. Auf dieſe Weiſe wird eine Angleichung der Erzeugung an den Bedarf er⸗ reicht. Um die Erzeuaung ſicherzuſtellen, kann die Hauptver⸗ einfgung die Zucerrübenanbauer verpflich⸗ ten, entſprechend dem Ausnutzungsſatz ihrer Anbaugrund⸗ rechte Zuckerrüben anzubauen und an die für ſie beſtimmte Zuckerfabrik zu liefern; andererſeits werden die Zucker⸗ fabriken verpflichtet, dieſe Rüben abzuneh⸗ men und zu Zucker oder zuckerhaltigen Futtermittein zu verarbeiten. Die Hauptvereiniguna ſtellt für den Abſchluß und die Durchführung dieſer Rübenlieferungsverträge Richttinien auf, die durch Parteivereinbarung nicht aus⸗ geſchloſſen werden können. Die Anbau⸗ und Erzeugungs⸗ grundrechte ſind un übertragbar: die Hauptvereini⸗ gung kann jedoch Beſtimmungen darüber treffen, ob und umter welchen Vorausſetzungen ſie geändert oder entzogen werden können. 5 Neben der Regelung der Verteilung und Verarbeitung von Zucker obliegt der Hauptvereinigung auch die Regelung der Erzeugung und des Abſatzes von zuckerhaltigen Futtermitteln. die weitere Befugnis, volkswirt⸗ ſchaftlich gerechtfertigte verbindliche Preiſe und Preis⸗ [pannen feſtzuſetzen, ruht, da dem Reichskommiſſar für die Preisüberwachung dieſe Rechte zuſtehen. Schließlich zat die Hauptvereinigung die für eine geregelte Bedarfs⸗ ine unentbehrliche Vorratswirtſchaft zu ühren.. Die Neueinrichtung und Wiederaufnahme einer nicht nur vorübergehend ſtillgelegten Zuckerfabrik und eines von dieſer Marktregelung mit erfaßten Groß⸗ handelsbetriebes bedürfen der Genehmigung der Haupt- vereinigung. Dieſe kann Betriebseinſchränkungen und Still⸗ legungen für Zuckerfabriken und den Großhandel anord⸗ nen. Sowohl die Hauptvereinigung als auch die Zucker⸗ wirtſchaftsverbände werden nach dem Führerprinzip von einem Vorſitzenden geleitet, der bei der Durchführung ſei⸗ ner Aufgaben den aus Vertretern der verſchiedenen Be⸗ rufsgruppen beſtehenden Verwaltungsrat zu hören hat. Bei den Zuckerwirtſchaftsverbänden werden Schieds⸗ gerichte gebildet, die einmal die aus einem Rübenliefe⸗ rungsvertrag entſtehenden Streitigkeiten zwiſchen einer Zuckerfabrik und einem Zuckerrübenanbauer zu entſcheiden haben und außerdem gegen beſtimmte Anordnungen des Vorſitzenden angerufen werden können. Bei der Hauptver⸗ einigung iſt ebenfalls ein Schiedsgericht gebildet, das unter Umſtänden auch als Oberſchiedsgericht der Wirtſchaftsver⸗ bände angerufen werden kann. Für die Entſcheidung von Beſchwerden gegen die Feſtſetzung der Anbau⸗ und Erzeu⸗ gungsgrundrechte ſind die bei jedem Zuckerwirtſchaftsver⸗ band gebildeten Beſchwerdeausſchüſſe zuſtändig; gegen deren Entſcheidung iſt die weitere Beſchwerde an den bet der Hauptvereinigung gebildeten Hauptbeſchwerdeausſchuß gegeben. f 5 1 Mädelumſchulungslager Ein neues ſoziales Aufgabengebiet. Die Mädel⸗Referentin im Sozialen Amt der Reichs⸗ zugendführung, Gertrud Kunzemann, erläuterte vor den Vertretern der Berliner Preſſe die Umſchulung weiblicher Arbeitsloſer in den neu eingerichteten Mädelumſchulungs⸗ lagern. Die Referentin führte aus, bei den Erhebungen aus Anlaß der Arbeitsbeſchaffung habe ſich gezeigt, daß auch heute noch Berufe vorhanden ſind, in denen Nachfrage nach Arbeitskräften vorliegt. In der Hauptſache tauche dieſe Nach⸗ frage auf nach Hilfskräften der Hauswirtſchaft und nach ländlichem, weiblichem Hilfsperſonal. Aus dieſem Grunde habe die Arbeitsloſenverſicherung Umſchulungsmaßnahmen eingerichtet. Zu unterſcheiden ſei zwiſchen Maßnahmen zur Umſchu⸗ lung für die ländliche Hauswirtſchaft und eventuelle Mit⸗ hilfe in der Landarbeit, und zwiſchen der Umſchulung für die ſtädtiſchen Haushalte. Der Verſchickung geht eine gründ⸗ liche ärztliche Unterſuchung vorauf. Die ländliche Umſchulung wird direkt in der Vauern⸗ wirtſchaft durchgeführt. Hier kommen immer acht bis zehn Mädel in eine Lagergemeinſchaft, die eine BDM.⸗Führerin betreut. Die Bäuerin iſt nach wie vor die Herrin des Hauſes und richtunggebend in der ganzen Arbeit des Bauernhofes. Die Führerin iſt für die Ordnung, Pünktlichkeit und Disziplin der Mädel verantwortlich und iſt praktiſch die Treuhänderin der Bäuerin und der Mädel. Sie kommt ſchon einige Tage vor dem Eintreffen der Mädel in das Lager, um alles vor⸗ zubereiten. Die Mädel werden in einzelne Gruppen einge⸗ teilt und arbeiten praktiſch abwechſelnd im Haus, in der Küche, im Stall und auf dem Felde mit. Um eine lleberan⸗ ſtrengung zu vermeiden, arbeiten die Mädel, die direkt 55 155 Stadt kommen, in den erſten Wochen nur beſtimmte unden. In der Freizeit, für deren Geſtaltung die Führerin verantwortlich iſt, wird geſungen, gebaſtelt und Kraft ge⸗ ſammelt für den nächſten Tag. Nach der Umſchulung, die acht Wochen umfaßt, erfolgt die Vermittlung in bäuerliche Einzelſtellen, wobei das Arbeitsamt aufs engſte mit der La⸗ gerleiterin zuſammenarbeitet. Die Umſchulung für die Hausgehilfinnen im ſtädtiſchen Haushalt erfolgt gleichfalls durch Führerinnen des BD M., die mindeſtens zwei Jahr praktiſch im Haushalt gearbeitet haben oder als hauswirtſchaftliche Lehrerinnen ausgebildet wurden. Sport, Wanderungen und gemeinſame Heimabende geben den Zuſammenhalt und helfen neben der Erlernung der neuen Arbeit, die Menſchen innerlich umzuformen. Auch hierfür hat die Reichsanſtalt die Finanzierung reſtlos über⸗ nommen und arbeitet praktiſch mit dem Bund Deutſcher Mä⸗ del zuſammen. Direkt vom Lager aus werden die Mädel in die Haushaltsſtellen vermittelt. Die Reichsanſtalt trägt auch noch die Fahrtkoſten vom Heimatort in das Lager und vom Lager in die Arbeitsſtelle. Jetzt ſchon bekommen die Lager laufend Anfragen, wann ſie wieder Mädel zur Verfügung ſtellen können. Das iſt alſo ein Beweis dafür, daß die verhältnismäßig kurze Zeit der Umſchulung, die beſtimmt nicht dazu angetan ſein kann, vollkommen perfekte Hausgehilfinnen zu liefern, doch ihren Zweck erfüllt. —— Handel und Wirtſchaff ö Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 10. Dezember. Amt⸗ lich notierten: Weizen W 15 20.55, W' 16 20.75, W 17 21.05, alles per Dezember; Roggen R 15 16.75, R 16 17.05, R 13 16.35; Gerſte: Braugerſte, inl. 19.50 bis 21.50, Winter⸗ und Induſtriegerſte 18.50 bis 19.50; Futtergerſte G 7 15.75, G 8 16.05, G 9 16.25, G 11 16.55; Hafer H 11 15.75, H. 14 16.25, H 17 16.55; Raps, inl. ab Station 31; Mais mit Sack 21.25; Weizenkleie mit Sack W 17 10.53; Roggen⸗ kleie mit Sack R 16 10.20(beides Mühlenfeſtpreiſe); Weizen⸗ futtermehl 12.75; Weizennachmehl 16.50, Vollkleie 50 Pfg. höher; Erdnußkuchen 14.30; Sojaſchrot 13; Rapskuchen, ausl. 11.90, inl. 11.40; Palmkuchen 13.30; Kokoskuchen 15.20; Leinkuchen 15.20; Biertreber mit Sack 17; Malzkeime 16; Trockenſchnitzel 8.40; Rohmelaſſe 5.76; Steffenſchnitzel 10; Wieſenheu, loſes 9.80 bis 10.60; Luzernekleeheu 10.50 bis 11 Stroh, gepreßt(Roggen und Weizen) 4.50, dto.(Hafer und Gerſte) 4.50, Stroh, gebündelt(Roggen und Weizen) 4, dto.(Hafer und Gerſte) 4; Weizenmehl: Feſtpreisgebiet 17, Type 790 aus Inlandsweizen 27.50, Feſtpreisgebiet 15 (Bauland und Seekreis) 27.50; Roggenmehl: Feſtpreisgebiet 16, Type 997 24.60; Feſtpreisgebiet 15 24, Feſtpreisgebiet 13 23.60; zuzüglich 0.50 Mark Frachtausgleich frei Empfangs⸗ ſtation gemäß Anordnungen der WV.; Weizenmehl mit einer Beimiſchung von 20 Prozent Auslandsweizen Aufſchlag Aufſchlag 3 Mark per 100 Kilogramm, dto. von 10 Prozent Auslandsweizen Aufſchlag 1.50 Mark per 100 Kilogramm; Ausgleichszuſchläge: Weizen und Roggen plus 40 Pfennig, Futtergerſte und Hafer plus 60 Pfennig, Mühlennachprodukte plus 30 Pfennig, ölhaltige Futtermittel plus 40 Pfennig (von Erdnußkuchen bis Kokoskuchen), zuckerhaltige Futter⸗ mittel(ausgenommen Malzkeime) plus 30 Pfennig. Der neue Reichsbankausweis Der Reichsbankausweis vom 7. Dezember 1934 zeigt wieder eine normale Entlaſtung. Der Betriebskredit des Reiches iſt wiederum nicht in Anſpruch genommen wor⸗ den. Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen erhöhten ſich um 0,1 auf 82,8 Millionen Mark. . Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Mittwoch, 12. Dezember: 10.15 Kennst du dein Vater⸗ land?, Hörbericht; 10.45 Sonate; 11 Lieder; 14.15 Sende⸗ pauſe; 15.15 Tante Näle erzählt; 15.30 Blumenſtunde; 15.45 Tierſtunde; 18.05 Lernt morſen; 18.15 Kurzgeſpräch; 18.30 Galante Kleinigkeiten, bunte Stunde; 19.20 Von der Wiege bis zur Waage, Ausſprache für und unter dicken Leuten; 20.10 Unſere Saar; 20.45 Stunde der jungen Nation; 21.10 Konzert; 22.30 Tanzmuſik. N Reichsſender Frankfurt. a Mittwoch, 12. Dezember: 15.15 Dreimal fünfzehn Mi⸗ nuten aus dem Sendebezirk; 18 Aus Zeit und Leben; 18.50 Anterhaltungskonzert; 19.45 Das Leben ſpricht; 20.10 Unſere Saar; 20.45 Stunde der jungen Nation; 21.10 Lachender Funk; 22.30 Tanzmuſik; 24 Holles Madrial⸗Chor; 1 Nacht⸗ muſik x, a Sportinachleſe vom Sonntag. Einheimiſcher Sport. Handball. Am Sonntag weilte der Tbd.„Jahn“ mit der 1. und 2. Handballmannſchaft bei der Amicitia in Viernheim zum fälligen Verbandsſpiel. Die erſte Mannſchaft mußte in den letzten Spielminuten alles aufbieten, um die Punkte an ſich zu bringen. Vom Anpfiff weg waren die Einheimiſchen Herr der Lage und führten auch faſt das ganze Spiel hindurch mit 2 und 3 Toren Vorſprung. Unverhofft können die Platzherren beim Stande von 7:7 die Führung an ſich bringen und ſogar das Torverhältnis bis 5 Minuten vor Schluß auf 7:10 für Viernheim herausholen. Die Ein⸗ heimiſchen mußten in den Schlußminuten mit einem Feuer⸗ eifer noch einmal in das Spielgeſchehen eingreifen und gelang ihnen der verdiente Sieg faſt mit dem Schlußpfiff. Infolge der leichtfertigen Unterſtützung des Gegners hätte für die Tibündler leicht der ſichere Sieg verloren ſein können, wenn die Schlußminuten nicht ein verſtändnis⸗ volles Syſtem die Platzmannſchaft aus dem Konzept ge⸗ bracht hätte. Die 2. Mannſchaft ſiegte überlegen mit 1:9. Der Kampf war das ganze Spiel hindurch ſehr einſeitig. Auswärtiger Sport Auch am„Kupfernen Sonntag“ gab es in Süd⸗ und Südweſtdeutſchland einen recht reichhaltigen Spielbetrieb in den Fußballgauen. Vollbetrieb herrſchte allerdings nur in den Gauen Südweſt, Bayern und Mittelrhein, während Baden, Württemberg und Nordheſſen mit gekürztem Pro⸗ gramm aufwarteten. Im Gau Süd weſt ſind die ſonntäglichen Verände⸗ rungen ſchon ſo an der Tagesordnung, daß man kaum noch von Ueberraſchungen reden kann. Daß der führende Phönix Ludwigshafen in Frankfurt beim FSV. auf einen ſchweren Gegner treffen würde, war bekannt, daß er gleich 41 ver⸗ lieren würde, nahm wohl niemand an. Die Ludwigshafener müſſen jetzt den erſten Platz mit der ſyſtematiſch nach vorn drängenden Wormatia Worms teilen, die diesmal Union Niederrad mit 6:1 hereinlegte. Eintracht Frankfurt konnte den erhofften Sieg in Kaiſerslautern nicht erringen und wurde 3:1 geſchlagen; mit dem gleichen Ergebnis wurden die Offen⸗ bacher Kickers in Saarbrücken von den dortigen Sportfreun⸗ den beſiegt. Einen hohen 6:1⸗Sieg landete Boruſſia Neun⸗ kirchen über Saar 05 Saarbrücken. und damit endeten alle fünf Spiele mit Siegen der Platzvereine, wobei keinem der Gaſtvereine mehr als ein Treffer gelang. In Baden waren nur vier Spiele angeſetzt und von ihnen fiel eines— BfR. Mannheim— Neckarau— wegen Nebel aus. Da die erſtplazierten Mannſchaften nicht be⸗ ſchäftigt waren, haben die Ergebniſſe keine beſonderen Ver⸗ änderungen gezeigt. Pforzheim und Phönix Karlsruhe, die zuſammen mit 11:7 Punkten den vierten Platz hatten, ſind durch ein Anentſchieden von 2:2 auf den dritten Platz vorgerückt. Ein Anentſchieden von 0:0 rang der Neuling Germania Karlsdorf dem VfB. Mühlburg ab. wäbrend der Karlsruher FV. über den Neuling Mannheim 08 mit 5:0 ſiegte. In Württemberg gab es nur zwei Treffen. Der SSV. Alm ſiegte in Eßlingen 4:3 und dadurch kam er mit 15:9 Punkten auf den erſten Platz. SV. Feuerbach(14:6 Punkte) und Stuttgarter Kickers(13:7 Punkte), die beide pauſierten, ſtehen aber in Wirklichkeit beſſer wie die Ulmer. Auf dem Cannſtatter Waſen ſchlug der VfB. Stuttgart den Gaumeiſter Union Böckingen, mit 4:1, die Böckinger ſtehen auf dem fünften Platz, ihre Ausſichten ſind aber ange⸗ ſichts des geringen Abſtandes zu den vor ihnen ſtehenden Mannſchaften noch nicht vollkommen dahin. In Bayern gab die führende Spielvereinigung Fürth von ihren fünf Punkten Vorſprung zwei ab, da es auch ihr nicht gelang, den Augsburger Liganeuling Ballſpielclub zu ſchlagen. Die„Kleeblättler“ mußten ſogar mit 0:2 eine Niederlage einſtecken. Die den Fürthern folgenden Mann⸗ ſchaften München 1860, 1. FC. Nürnberg und Schweinfurt konnten ſämtlich ihre Spiele gewinnen. Die„Löwen“ ſiegten zu Hauſe gegen Wacker 1:0, der„Club“ bezwang Jahn Regensburg 2:0 und Schweinfurt ſchickte den ASV. Nürnberg mit 4:2 geſchlagen nach Hauſe. Durch ein Anentſchieden von 3:3 in Weiden hat ſich der Neuling BC. Augsburg beſſer geſtellt als die„Schwaben“. In Nordheſſen gab es in den drei Spielen keine Veränderungen der Spitze. Hanau 93 verteidigte den erſten Platz durch einen 0:3⸗Sieg in Kaſſel über„O3“ und Boruſſia Fulda blieb durch einen 2:1⸗Sieg über Heſſen Hersfeld auf dem zweiten Platz. Aus dem Gau Mittelrhein iſt die erſte Nieder⸗ lage des VfR. Köln zu nennen, der von dem Liganeuling Blauweiß Köln mit 4:1 geſchlagen wurde. Sein Vorſprung vor dem Kölner EfR., der Sülz auch 4:1 beſiegte, iſt jetzt auf drei Punkte zuſammengeſchmolzen. 5 Europameiſter Sornfiſcher und der deutſche Meiſter Schäfer⸗Schifferſtadt beteiligten ſich an einem internationalen Ringerturnier in Göteborg. Während Schäfer dem Schwe⸗ den Svedberg überraſchend unterlag, gewann Hornfiſcher Cegen E. Anderſſen und Sjöſtedt zweimal entſcheidend. * Caracciola fährt 312 Stundenkilometer Berlin, 11. Dez. Caracciola hat am Montag ſeine kürzlich abgebrochenen Weltrekordverſuche auf der Avus wieder aufgenommen. Dabei konnte er mit ſeiner Renn⸗ Limouſine über fünf Kilometer mit fliegendem Start den bisherigen Rekord des Amerikaners Hartz von 234.846 Stundenkilometer auf 311,96 Stundenkilometer verbeſſern. Vor dieſer Rekordfahrt hatte Caracciola einen Verſuch über lange Strecken gemacht. Dabei hatte er vielleicht das größte Glück ſeines Lebens, denn bei 320 Stun⸗ enkilometer platzte ein Reifen, ſo daß die Gummiſtücke mild durch die Luft wirbelten. Glücklicherweiſe war es ein Reifen des rechten Hinterrades. Caracciola konnte den Wagen auf der Strecke halten und nach zwei Kilometer zum Stehen bringen. 8. ———ů— 8 2—„ͤ— Inſeln im Ozear Die Galapagostrugödie.— Die letzten herrenlo Welt.— 2 Die Tragödie, die inſeln abſpielte, hat ern lenkt, daß es noch wel von aller Kultur nichts als Inſeln, zu deutſch Schildkr gebiete von Ekuador. Vor gebliche Verſuch einer Anſi Es leben insgeſamt a und nur die höheren wuchs. Vor kurzem brachten engliſche daß eine kleine Expedition nach Triſtan da Cun aufgebrochen ſei, da ſeit län j Nachricht in die kultivierte die nach dem Entdecker, ein ſind, ſind ohne ſtaatliche Sie wurden durch Großbri Napoleons auf St. Helen nen etwa 100 Menſchen, meiſter 1821 freiwillig zurückgebliebenen 1 daten von Schiffbrüchigen. Wie verlautet, wird einer Frau beherrſcht, und die M sinſeln“, zu durch den ieſen Inſeln gehören weiter die Himmelfahrtsinſeln, die als Kabelpunkt eine gewiſſe Bedeutung haben. Die Be⸗ wohner dieſer Inſeln ſind deshalb auch meiſtens Beamte der Eaſtern Telegraph Company. Wenn jetzt das Intereſſe für die letzten Stützpunkte der Romantik in dieſer Welt wach⸗ gerufen worden iſt, ſo iſt das zurückzuführen auf die Erörte⸗ rungen in der letzten Zeit zwiſchen Japan und Frankreich wegen der Beſitznahme der Korallen⸗Inſeln. Frankreich hat ein paar herrenloſe Riff⸗Inſeln aus Gründen des Schiffahrtsintereſſes annektiert, um dort Sicher⸗ heitsbojen anzubringen und einen Leuchtturm zu bauen. Dieſe jetzt beſetzten Inſeln liegen in der Südſee, Frankreich hat ein verkehrstechniſches Bedürfnis, weil der regelmäßige Verbindungsweg mit Neu⸗Kaledonien, wo Frankreich Straf⸗ kolonien unterhält, von Indochina aus über das ſüdchineſi⸗ ſche Meer geht. Für Japan liegen dieſe Inſeln auf dem Schiffahrtswege nach Singapore. Wenn Japan ſich jetzt gegen dieſe Beſitznahme gewandt, hat, ſo deshalb, weil japaniſche Unternehmer ſchon ſeit 1918 auf dieſen Inſeln einen Betrieb zur Ausbeutung des Guanos anaeleat * 9 Korallenfiſcher hielten ſich auf dieſer Inſel auf. ber wurden die eln wieder verlaſſen, und nun streit darum, ob die Inſeln den Japanern oder den ren. Im en auch die Philippinen „ihre A Inſeln im ſüdchineſiſchen ſeln liegen im übrigen d ſie ſtellen deshalb u ma Unter de Gefahr herrenloſen Ge⸗ zuf hingewieſen zum Fernöſt⸗ ies Gebiet iſt. Dieſe imerikaniſchen Kapi⸗ reinigten Staaten in n. 18 wurde dann hier die britiſche Jahre 194 di ln von der ſitz genomme die jetzt dort 4 5 Eskimos unter⸗ die Herald⸗ Inſe iſt, als hier 15. Oktober hiſſung er⸗ 24. Zu 24. 31 auf dieſer Korallen⸗ entfernt lela bean⸗ 0„auf ſe Inſel iſt ten Jaunar Der Mann, der Seraſewo„träumte“ oo y te Warnung. heit, von aller Welt vergeſſen, gyi, ein gebrochener Greis, Tag nichts mehr hörte, und 1918 von der ganzen Umwelt nichts ſehen und dem man 1 ſeit hören wollte. iſchof von Großwardein zeigte ſich von n Tage ab, an dem die Rumänen in hierten, kein einziges Mal mehr auf ich erſt ſpäter, nach jahrelangem Ein⸗ en Freunden dazu bewegen. Rumä⸗ verlaſſen. Er ſiedelte nach b aber auch in Budapeſt in ö nem Tode 5 Lanyi gehörte einſt zu den gebildetſten und ehr⸗ geizigſt chenfüſeſten Ungarns, und wenn das Wörtchen „wenn“ nicht w hätte er ſein Leben gewiß als Fürſt⸗ primas von 5⸗Unga beſchloſſen. Franz Ferdinand der e en, von eini Nacht und ſiedlerl nien l N Rumpf⸗ Ui ſeinen vi Als Frau Inge Bornemann an dieſem Morgen ihr Frühſtück einnahm, ſtand auf einmal ihr Mann neben ihr. Sie war erſchrocken. Es war auch etwas in ſeinem Geſicht, was ſie nicht kannte. Neben dem Zug rückſichtsloſer Bru⸗ talität, der ein Leben an der Seite dieſes Mannes ihr ver⸗ bittert hatte, las ſie heute eine Unſicherheit, die dieſem har⸗ ten Geſicht fremd war. Er trug auch den Kopf geſenkt, gleichſam als ruhe eine ſchwere Laſt auf ſeinen Schultern.„Ich wollte dir nur Lebewohl ſagen, Inge.“ „Seltſam— noch keinmal haſt du dich morgens von mir verabſchiedet.“ Er legte die Hand über die Augen.„War immer ſo viel zu tun und zu denken, mußte immer gleich in die Bank.“ „Und heute? Mußt du heute nicht in die Bank?“ „Doch— ja, doch. Alſo dann— lebe wohl— Inge.“ Ihr Mann war ſo ſeltſam; ſie legte zögernd ihre ſchmale Hand in ſeine breite, etwas behaarte Rechte. Er war doch alt geworden— ihr fiel es auf, wie ſie ihn in „Was haben Sie denn heute morgen, Karſten?“ das Haus Schritten. Was war nur mit den Männern heute los! Auch Klaus Karſten hatte einen fremden Zug im Geſicht. Sein Morgen⸗ gruß war nicht ſo friſch wie ſonſt, und während er meiſt mit ihr plauderte, ehe er ſich in die Maſchine ſchwang, for⸗ derte er ſie heute ſogleich auf, in den Kaſten zu klettern. Der Monteur warf den Propeller an. Sie hatte ſchon das ſichere Gefühl daß das Flugzeug dem Druck ihrer Hände gehorchte, aber es war doch gut zu wiſſen, daß der Flug⸗ lehrer hinter ihr ſaß. Wieder kam jenes freie Gefühl über Inge, das ſie für ſo vieles Unfreie ihres Lebens entſchädigte. Das hatte ihr ja die„Marotte“ eingegeben, fliegen zu lernen. Sie ſah heute noch den entſetzten Blick ihres Mannes und das mokante Lächeln ihrer Bekannten. Aber ſie ließ ſich nicht beirren, dieſes Fliegen war ja mehr als nur Sport. Wenn der Fokker ſich gleitend von der Erde hob, dann war es, als blieb der ganze Alltag mit ſeiner Trübheit unten. Sie flog eine halbe Stunde zwiſchen Himmel und Erde, dann ſetzte ſie zum Gleitflug an. Es kam keine ganz ſaubere Landung zuſtande. Sie wagte nicht nach hinten zu ſehen. Klaus Karſtens Stimmung war beſtimmt nicht beſſer ge⸗ worden durch dieſen harten Auffitzer. hineingehen ſah mit langſamen, ſchweren Skizze von von Habsburg woute es namlich ſo, der ermordete Thron⸗ folger der Donaumornachie. Dieſer berüchtigt„auſtrophile“ Fü rſt und Magyarenfreſſer würdigte den Biſchof Lanyi als einzigen Ungarn ſeiner perſönlichen Freundſchaft. Na dem Urſprung dieſer Freundſchaft zu förſchen, wäre heute zwecklos; jedenfalls war Lanyi der Vertraute des Erzher⸗ zogs, der ſeinen Freund mehrfach gegen Franz Joseph „durchzuſetzen“ verſucht hatte. 1 grof e al. Geiſtlicher von kom⸗ Zeiten, von der dereinſtigen Krönung ſeines hoch⸗ und von der Verwirklichung ſéiner onen. Urplötzlich aber wurde dieſe ſtille e durch geſpenſtiſche Fieberphantaſien geſtört: Lanyi ſah in ſeinen Träumen einen endloſen Militärauf⸗ marſch und Blut, Blut, einen Blutſtrom, der über die ganze Welt ging. Der Biſchof verſtand zwar den Sinn des ſtels wiederkehrenden Alpdrückens nicht, er wurde aber— ver⸗ ſtändlich— immer unruhiger. Und unmittelbar vor den letzten großen k. u. k. Manövern in Bosnien brachte ihn ein heſonders ſchrecklicher Traum gänzlich aus der Faſſung: Er den Erzherzog mit ſeiner Frau in einer fremden, tür⸗ ich gebauten Stadt lächelnd das Auto beſteigen und er⸗ te ſchweißgebadet das furchtbare Ende des Siegeszuges träumte das Doppelattentat gegen das Kronprinzenpagr. Träumer fand keine Ruhe mehr, und deshalb ſandte er in Franz Ferdinand folgendes Telegramm:„Königliche Hoheit! Ich flehe Sie an, fahren Sie nicht nach Serafewol Man plant einen Anſchlag gegen Ihr und Ihrer Gattin Leben!“ „Was ſagen Sie dazu?“ ſoll Franz Ferdinand lächelnd den Chef ſeines Militärbüros, den General von Bardolff gefragt haben, als er jenem die Depeſche zeigte.„Sollte mein beſter Biſchof recht behalten“, ſetzte er hinzu, o ſchickt ihm die Uniform, in der ich geſtorben bin!“! Bekanntlich haben den Thronfolger auch andere Per⸗ ſönlichkeiten vor der Reiſe nach Serajewo gewarnt, und ebenſo ging der ſchreckliche Traum des Geiſtlichen haargenau in Erfüllung. Lanyi erhielt, übrigens entſprechend dem letzten Wunſche des Kronprinzen, die blutdurchtränkte Feld⸗ ee ee Sie wurde nun in ſeinem Nachlaß ge⸗ [unden durch an „ Aeber 10 000 deutſche Juden in Paläſtina eingewandert. Ueber die Einwanderung nach Paläſtina liegen jetzt für die erſten neun Monate dieſes Jahres die Zahlen vor. Die Geſamteinwanderung betrug 28 450 Perſonen, von denen 27263 Juden waren. Die Zahl der aus Deutſchland ein⸗ gewänderten Juden betrug in dieſen neun Monaten 4935. Im Jahre 1933 ſind insgeſamt 5392 deutſche Juden nach Paläſtina eingewandert, ſo daß die Geſamtzahl der Juden, die bisher ſeit der Machtergreifung durch den National- ſozialismus Deutſchland mit dem Ziel Paläſtina verlaſſen haben, mehr als 10000 beträgt. Die Einwanderung deutſcher Juden nach Paläſtina iſt in den letzten Moftaten zurückge⸗ gangen. Während ſie noch im Juli 729 betrug, werden für Auguſt nur noch 5183 und für September 461 Einwanderungen Stunde auf ſeine Flugſchülerin, gemeldet. Frau Inge überlegte: Was muß Karſten gedacht haben, als er mit mir über dieſe Dinge ſprach? Am anderen Morgen wartete Karſten eine halbe Frau Bankdirektor Inge Me.. 4 C. H. BARNICK heute morgen, Karſten? Laune verderben.“ „Sie finden, gnädige Frau? Nun, vielleicht hat man mir die Laune verdorben.“ „Soll das mir gelten?“ Karſten ſah ſie prüfend an, und es war wie ein An⸗ flug von Ironie in dem wettergebräunten Geſicht.„Das will ich nicht ſagen. Ich habe ſchlechte Nachrichten erhal⸗ ten heute morgen.“ b „Nehmen Sie es mir B „Warum ſollen Sie es nicht wiſſen! Ich habe gehört, daß die Bank falliert hat, die mein Vermögen verwaltet. Dumm, nicht wahr? Es war ja nicht viel; aber das wenige iſt nun auch futſch und damit meine Hoffnung, mir mal eine eigene Maſchine kaufen zu können Er brach ab, als täte es ihm leid, daß er ſchon ſo viel geredet. In Inge Bornemanns Geſicht ſtand Bedauern, immer war es das Geld, das Hoffnungen zunichte machte. Sie wußte es aus ihrem Leben. Weil ihr Vater unglück⸗ lich ſpekuliert und ſie ihm das Gut retten wollte, deshalb hatte ſie ſich an den Bankdirektor Bornemann verkauft Alle Hoffnungen ihrer Jugend hatte ſie darüber begraben. Der arme Karſten. Ein Gefühl nie gekannter Wärme ſtrömte zu ihrem Herzen— ſie wußte nicht, was ſie dem Manne ſagen ſollte, und ging ſchweigend neben ihm, den Blick zu Boden gerichtet. Zu Hauſe erwartete ſie der Prokuriſt Jenſen. Was wollte der? Als ſie den kleinen Mann im dunklen Gehrock ſah, überkam ſie das Gefühl einer drohenden Gefahr. „Guten Morgen, Jenſen, was iſt— was führt Sie hierher?“ Jenſen ſah ſehr bleich aus und hielt ſeine Handſchuhe krampfhaft zwiſchen den Fingern. „Gnädige Frau, ſeien Sie bitte ganz ruhig, es iſt keine gute Botſchaft, die ich bringe.“ „Jenſen, um Gotteswillen, ſo reden Sie doch!“ „Die Bank hat die Schalter ſchließen müſſen.“ „Die Bank— hat“, es kam tonlos von ihren Lippen, „und mein Mann?“ „Herr Bornemann iſt heute überhaupt nicht in der Bank geweſen— die Polizei nimmt an, daß er geflohen iſt.“ Das letzte ſagte Jenſen mit einer ſchonungsloſen Härte, der Haß eines ſubalternen Daſeins lag in den Worten, und der Zorn auf die Großen, die immer zur rechten Stunde den Geſetzen ſich zu entziehen wiſſen. In Inge ſtieg eine Kälte auf, die ſie ganz ſteinern machte. Alſo darum das Lebewohl heute morgen. Sie emp⸗ fand keine Spur von Mitleid mit ihrem Manne Sie wun⸗ derte ſich ſelbſt wie kalt ſie die Angelegenheit ließ. Aber auf einmal dachte ſie: Karſten! Was hatte er doch heute morgen geſagt?! ⸗Jenſen, führen Sie ein Konto Karſten?“ Jenſen dachte nach. Karſten? Karſten? Ja, meinen Sie den Flieger Karſten?“ „Jenſen den meine ich.“ a „Ja, der gehört zu unſeren Kunden.“ Jenſen zuckte gleich hinterher mit den Schultern. In dieſem Augenblick wußte Inge genau, was ihr zu tun blieb. Heim zu ihrem Vater wollte ſie auf das Gut, um dann die Sache mit Karſten in Ordnung zu bringen⸗ Sie wollte nicht in dieſes Mannes Schuld ſein, gerade in ſeiner Schuld nicht. Warum eigentlich?, dachte ſie weh⸗ Sie können einem ja die ganze ſehr übel, wenn ich neugierig Aber er ſagte kein Wort, es lag nur ein verbiſſener. ſchmerzlicher Zug um ſeinen Mund.„Was haben Sie denn mütig. Es war eine Erinnerung an die Jugend in ihr. Bornemann. Dann rief er in der Woh⸗ N D e S nung an. Frau D D e Bornemann e 8 1 verreiſt, erhielt er 8 zur Antwort. e Ach ſo, jetzt“ war ſie alſo ihrem Mann nachgereiſt!“ Na ja, hätte er anderes erwarten ſollen?! Schließ⸗ lich mußte es ihr doch peinlich ſein, wo ſie wußte, daß auch ihn ihr Mann ins Verderben ge⸗ zogen hatte. Klaus Karſten ging mit großen Schritten über den Flugplatz. Daß an ſolch einem Tag noch blauer Hm. mel ſein konnte! So ein richtiges Nebelwetter wäre das beſte gewe⸗ ſen... Und dann hineinfliegen und nicht wiſſen, was über einem und unter einem. Dann hieß es, alle Sinne zuſammennehmen und eine ſichere Hand haben und ein kühles Herz. Er ſah ſehr höhniſch aus. Am Abend warteten auf ihn zwei Ueberraſchungen. Die Zeitung meldete daß man die Leiche des Bankdirek⸗ tors Bornemann gefunden habe. draußen im Stadtwald. Die zweite Ueberraſchung war ein Paket, ein kleines Paket, das mit vielen roten Siegeln verſehen war. Er hielt es zweifelnd in der Hand Wer mochte ihm ſo Wertvolles ſenden? 5 a Dann brach er die Siegel auf und löſte aus papiernen Hüllen etwas Glitzerndes. Funkelndes: ein Brillantkollier. Daneben lag ein Brief. und der lautete:„Ich glaube wie⸗ dergutgemacht zu haben. Inge Bornemann.“ Es dauerte ein paar Tage ehe es Klaus Karſten ge⸗ lang, den Aufenthaltsort von Frau Inge zu erfahren. Und wieder zwei Tage ſpäter ſtand er in der weiten, dunkelgetä⸗ felten Diele eines Landſitzes. In der Hand hielt er ein klei⸗ nes Paket, zerriſſene Siegel hingen daran. 5 „Das will ich Ihnen zurückbringen, gnädige Frau“, und er beugte ſich tief über die Hand von Frau Inge.„des, halb habe ich es Ihnen nicht erzählt an jenem Morſſen Frau Inge ſah ſeltſam jung aus in dem ſchwarzen Kleid. Klaus Karſten war ſehr verlegen; ihm fiel plötzlich ein, daß er ihr noch gar nicht ſein Beileid ausgesprochen hatte. Und was mußte ſie denken. daß er ſie hier überfiel? Sie ſchien das Richtige zu denken; ſie lächelte und nahm ihn bei der Hand. Kommen Sie. Karſten, ich 10 meinem Vater vorſtellen und ich hoffe, daß Sie und er gute Freunde werden.“ 8 und bag er ſtockend,„werden auch wir beide gute N werden?“ 5 „Warum nicht?“ „Das will ich Ihnen zurückbringen, gnädige Frau“, und er beugte ſich kief über die Hand von Frau Inge. — Eine Stunde ſpäter wurden die Koffer gepackt, und Dann liefen ſie beide durch die Halle— ee waren ſehr jung und liefen wie Kinder. a 5 EP A— n