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Jahrgang Aeber Sonntag 2: Im Memelländer Prozeß trat eine aufſehenerregende Wendung ein, da der Anklagevertreter erklärte, daß eine weitere Ladung von Zeugen gar nicht in Frage käme; die Verteidiger proteſtierten vergeblich gegen die Rechtsbeugung. 1: Ueber den zweitägigen Beſuch der öſterreichiſchen Regierungsmitglieder in Budapeſt wurde eine amtliche Ver⸗ lautbarung herausgegeben, in der es heißt, daß der Ge⸗ dankenaustauſch ſich im Geiſte des römiſchen Protokolls voll⸗ zogen habe. 18: Wie das bayeriſche Innenminiſterium mitteilt, wur⸗ den auf öſterreichiſchem Boden beim Zollamt Reiſach zwei öſterreichiſche Hilfsgendarmen von bisher unbekannten Tä⸗ tern niedergeſchoſſen. 2: Der Befehlshaber der deutſchen Polizei, General der Landespolizei Daluege, äußerte ſich über die Reform der deutſchen Polizei. 25: Auf der elektriſch betriebenen Strecke Halle— Köthen fanden Verſuchsſchnellfahrten mit elektriſchen Lokomotiven ſtatt, bei denen Fahrtgeſchwindigkeiten von 150 Kilometern in der Stunde erzielt wurden. „Der Wohlſtand Deutſchlands iſt der Wohlſtand Europas.“ Der Sonderberichterſtatter und Außenpolitiker der„Nya Dagligt Allehanda“, Ivar Oegmann, veröffentlichte kürzlich eine längere Betrachtung über das neue Deutſchland, in der er u. a. ausführte, daß es für Europa eine Kataſtrophe wäre, wenn ſich ein Volk von 65 Millionen Menſchen von den wirt⸗ ſchaftlichen Verbindungen mit dem Auslande ausſchließen würde:„Deutſchland kann nicht ohne Europa und Europa nicht ohne Deutſchland beſtehen. Der Wohlſtand Deutſchlands iſt der Wohlſtand Europas.“ So einleuchtend derartige Feſt⸗ ſtellungen auch ſein mögen, ſo wenig macht ſich im Ausland ein wirklich nachhaltiges und verantwortungsbewußtes Stre⸗ ben zu einer Ordnung des zwiſchenſtaatlichen Warenaus⸗ tauſches bemerkbar. Die erneute Stellungnahme Dr. Schachts zum„Neuen Plan“ läßt klar erkennen, daß die einſchneidenden deviſen⸗ politiſchen Maßnahmen Deutſchlands notwendig waren, weil ich auf eine andere Weiſe eine Bereinigung der kredit⸗ und handelspolitiſchen Schwierigkeiten nicht erreichen ließ. Nach Lage der Dinge braucht Deutſchland eine aktive Handels⸗ bilanz vor allem zur 2 05 der Auslandsſchulden, und zwar im Rahmen deſſen, was das Ausland an Waren ab⸗ zunehmen bereit iſt. Der Neue Plan iſt ſeinem Grundzug nach nichts anderes als eine organiſierte Sparſamkeit in der Ver⸗ wendung ausländiſcher Güter. Wenn durch ihn beiſpielsweiſe die elektriſchen Leitungen aus Kupfer durch Aluminiumdraht erſetzt werden, ſo bedeutet das eine Auswechſlung auslän⸗ diſcher Bedarfsgüter gegen inländiſche. Die Stärke des Neuen Plans liegt nach den Worten Dr. Schachts darin, daß alle ſeine Nachteile nur ſolange wirken, bis die erſtrebte Umlage⸗ rung erreicht iſt, und das wird bei dem deutſchen Erfinder⸗ fu und bei den Leiſtungen der Technik ſicher nicht ſehr nge ſein. Eine gewiſſe Gefahr gab Dr. Schacht allerdings zu, nämlich die von Fehlinveſtitionen, aber er wies auch dar⸗ auf hin, daß wir dieſe Gefahr vermeiden werden, einmal durch Feſthalten des Preisniveaus und ferner durch Pflege des Kapitalmarktes. Die hier an zweiter Stelle genannte Aufgabe iſt durch eine ganze 5 von Geſetzen in Angriff genommen wor⸗ den, vor allem durch das neue Kreditgeſetz. Die andere Auf⸗ gabe, nämlich die der Preishaltung, hat Reichskom⸗ miſſar Dr. Goerdeler übernommen. Seiner Arbeit ſtanden bisher Schwierigkeiten entgegen, die ſich vor allem aus dem 0„lebenswichtiger Bedarf“ ergaben. Es war ſchwer zu entſcheiden, wo die Lebenswichtigkeit aufhört und der Luxus e Die dadurch entſtandene Rechtsunſicherheit iſt nun beſeitigt, da die Zuſtändigkeit des Preiskommiſſars auf alle Waren und Leiſtungen ausgedehnt iſt. Auf jeden Fall iſt ſichergeſtellt, daß die Mengenkon⸗ junktur, die durch die Arb Arbeitsbeſchaffung im nationalſozialiſtiſchen Deutſchland erzielt worden iſt, nicht in eine Preiskonjunktur umſchlägt und be dann totläuft. Der Rückſchlag in der Beſchäftigtenziffer, der im November ein⸗ getreten iſt, hat natürlich keine konjunkturelle Bedeutung, es handelt ſich vielmehr um die übliche jahreszeitliche Erſchei⸗ nung, die übrigens in dieſem Jahre ſogar ſpäter eingetreten iſt als beiſpielsweiſe in den 1 5 der Hochkonjunktur 1928 und 1929. Der Gewinn aus der Arbeitsſchlacht allein des Jahres 1934 mit 1,7 Millionen Mehrbeſchäftigten bleibt ganz gewaltig. Wenn die Gebr. Junghanns AG. erſtmalig wieder einen Gewinnabſchluß vorlegen, wenn die Weiterführung der Wal⸗ denburger Earlshütte in Angriff genommen wird, wenn fer⸗ ner die Feldmühle AG. ein erweitertes Fabrikationspro⸗ gramm vorlegt und die Brown, Boveri& Co. AG., Mann⸗ heim, über eine günſtige Abſatzentwicklung berichtet und auch aus dem Geſchäftsbericht der Berliner Kraft⸗ und Licht AG. eine bemerkenswerte Steigerung des Stromabſatzes zu erken⸗ gem iſt, dann ſind alles das Anzeichen für die bemerkenswerte Beſſerung der Wirtſchaftslage. Auch die Fried. Krupp AG. vermochte nach langer verluſtreicher Kriſenzeit im vergange⸗ nen Geſchäftsfſahr den Beſchäftigungsgrad der meiſten Be⸗ teiebe und damit auch ihre Wirkſchaftlichkeit zu erhöhen. Es iſt daher bei dieſem Unternehmen erſtmalig wieder mit einem ſcheidenen Gewinn zu rechnen, der zur inneren Stärkung serwendet werden ſoll. Darüber hinaus will die Fried. Krupp AG. auch die Gefolgſchaft an dem beſſeren wirtſchaftlichen Montag, den 17. Dezember 1934 Ergebnis teilnehmen laſſen und den Werksangehorigen eine beſondere Zahlung zuweiſen, deren Höhe ſich nach der Dauer der Zugehörigkeit zur Firma richtet. Gerade in dieſen Tagen vor dem Weihnachtsfeſt können wir endlich mit Genugtuung auch die erſten Anzeichen einer Belebung im Außenhandel feſtſtellen. Schon in den letzten Wochen deutete ſich der Beginn einer Wendung in den deutſchen Wirtſchaftsbeziehungen zum Auslande an. Mit Südafrika wurden Wollbezüge gegen Bezahlung durch deutſche Warenlieferungen vereinbart, und Auſtralien ſcheint ſich für ein gleiches Geſchäft zu intereſſieren. Ungarn wird uns Leinſaat liefern. In dem neuen Abkommen mit Frank⸗ reich ſind einige Kontingente zugunſten Deutſchlands erhöht worden, allerdings zu dem Zwecke, mit dem Erlös eingefro⸗ rene franzöſiſche Forderungen aufzutauen. Eine raſchere Ab⸗ deckung älterer deutſcher Warenſchulden bezweckt auch das neue Verrechnungsabkommen mit Holland, deſſen Unterhänd⸗ delsvertrag ſprechen. Nationalſozialismus und Kirche Erklärungen des würktembergiſchen Miniſterpräſidenten. Stuttgart, 16. Dezember. In dieſen Tagen ſprach Miniſterpräſident und Kultus⸗ miniſter Prof. Mengenthaler auf großen Kundgebungen in Rottweil und Heidenheim über das Verhältnis von Na⸗ tionalſozialismus und Kirche. Er erklärte dabei, wie der „NS⸗Kurier“ berichtet, u. a.: Wir wollen praktiſches Chri⸗ ſtentum der Tat ſtatt dogmatiſcher Streitigkeiten. Ich ſehe mich veranlaßt, in aller Form zu erklären, daß, wenn der Friede in der evangeliſchen Kirche in Württemberg nicht in Bälde einkehrt, die Folgen ſehr ſchwerwiegend ſein werden, Folgen, die wir im Intereſſe fruchtbarer Bezie⸗ hungen zwiſchen Staat und Kirche, wie ſie in Württem⸗ berg und in ganz Deutſchland hiſtoriſch geworden ſind, ſehr bedauern würden. Zur Frage der religiöſen Betreuung der Hitlerjugend bemerkte der Miniſterpräſident u. a.: Als Kultusminiſter bin ich gewillt, im Einvernehmen mit der Gebietsführung der Hitlerjugend auch bei den Unterführern durchzuſetzen, daß niemand in der Hitlerjugend wie überhaupt in der Bewegung wegen ſeiner kirchlichen Stellung irgendwie an⸗ gefeindet wird. Wenn aber trotzdem gewixe hohe kirchliche Stellen glauben, gegen uns Sturm laufen zu können, ſo erklären wir, daß wir das auf die Dauer einfach nicht dul⸗ den werden. Die Reform der deutſchen Polizei Die organiſatoriſchen Grundlagen. Berlin, 16. Dezember. Ein Berliner Preſſevertreter hatte Gelegenheit, ſich in einer informatoriſchen Unterhaltung mit dem Befehlshaber der deutſchen Polizei, General der Landespolizei Kurt Da⸗ luege, und ſeinen Sachbearbeitern über die Reform der deut⸗ ſchen Polizei zu unterrichten. Im Hinblick auf den Tag der deutſchen Polizei am 18. und 19. Dezember ds. Is., an dem die Polizei ihre Vollsverbundenheit beweiſt, verdient der folgende Bericht über dieſe Unterhaltung beſondere Be⸗ achtung: In ſchwerſten Arbeitsleiſtungen weniger Monate gelang es Hermann Göring, den preußiſchen Staat ſo zu reorgani⸗ ſieren, daß er ſich heute würdig der beſten preußiſchen Tra⸗ dition zeigt. Eine ganz beſonders wichtige Funktion hatte bei dieſer Aufbauarbeit der preußiſche Polizeiapparat zu erfüllen, der nunmehr mit Erfolg begonnen hat, ſeinen Weltruf zurückzuerobern. Bekanntlich ſetzt ſich die Exekutiv⸗ polizei aus vier uniformierten Sparten zuſammen, nämlich Landespolizei, Schutzpolizei, Gendarmerie und Gemeindevoll⸗ zugspolizei, und drei nicht uniformierten Sparten, nämlich Kriminalpolizei, Geheime Staatspolizei und Verwaltungs⸗ polizei. Die Bedeutung der Gendarmerie geht ſchon aus der Tatſache hervor, daß ſie auf dem flachen Lande die einzig ſichtbare Vertretung der Staatsautorität in der geſamten polizeilichen Exekutive iſt. Selbſtverſtändlich hat das Berufsbeamtengeſetz auch in den Reihen der Gen⸗ darmerie wirkſam werden müſſen. Die hierdurch freigewor⸗ denen Offiziersſtellen ſind zu 50 v. H., die Gendarmenſtellen faſt durchgängig mit bewährten Angehörigen der SS. und SA. beſetzt. Aber es bleibt auch für die Zukunft noch man⸗ ches zu tun. Wenn in der neuen Polizei der ſoldatiſche Geiſt bewußt gepflegt wird, ſo knüpft man damit an die beſte preußiſche und deutſche Ueberlieferung an. Die zukünftige Reichspoli⸗ zei, deren organiſatoriſches Fundament nunmehr geſchaffen wird, ſoll und wird vom gleichen Geiſt getragen ſein. Selbſt⸗ verſtändlich iſt die polizeiliche Verwaltungstätigkeit von der Polizei ſelbſt ebenſowenig zu trennen wie von dem Reformwerk, das eingeleitet wurde. Die Polizei iſt ja erſt in der Gemeinſamkeit mit einem geordneten Verwaltungs⸗ apparat in der Lage, den vielfachen an ſie geſtellten An⸗ forderung zu genügen. Gerade die Verwaltungspolizei hat eine Fülle neuer Aufgaben. Man erinnere ſich nur an die Arbeiten für Durchführung zur Verhinderung erbkranken Nachwuchſes, die neue Reichsſtraßenverkehrsordnung uſw. Die Einwohnermeldeämter ſind ſtark angeſpannt, neue Paßvor⸗ ſchriften ſind erlaſſen worden und die neuen Vorſchriften für den Grenzverkehr ſind zur Durchführung zu bringen. Nr. 294 Die Weſtmark als Kulturbollwerk Große Kundgebung in Zweibrücken. Zweibrücken, 16. Dez. Samstag und Sonntag hatte die Grenzſtadt Zweibrücken nach vielen ſtolzen Bekundun⸗ gen deutſch⸗ſaarländiſcher Treue und Zuſammengehörig⸗ keit nochmals vor Abſchluß des Jahres eine erhebende Weſtmark⸗Kundgebung, die diesmal der Kultur und Er⸗ zieuhng galt und vom Gaukulturamt der Pfalz, dem na⸗ tionalſozialiſtiſchen Lehrerbund und NS⸗Kulturgemeinde veranſtaltet wurde. Die kulturelle Verbundenheit von Saar und Pfalz wurde überzeugend dargetan durch eine Feſt⸗ vorſtellung im Stadttheater. wozu die einzige Bühne des Saarlandes, das Stadttheater Saarbrücken, verpflichtet worden war. Die Wahl des Stückes war glücklich. Es war das Nachkriegsſtück von Sigmund Graff„Die Heimkehr des Matthias Bruck“. Das in der deutſchen Theaterwelt bekannte Schauſpielenſemble wandte ſein ganzes Können unter Führung von Regiſſeur Hermann Krüger der vor⸗ bildlichen Verlebendigung der Perſonen der Handlung zu. Im großen Saal der Feſthalle, in dem über 2000 Men⸗ ſchen verſammelt waren, hielt Reichsminiſter Ruft eine Anſprache. Er zeigte in großen Zügen das Aufgaben⸗ gebiet der Erzieherſchaft gegenüber der Jugend für Gegen⸗ wart und Zukunft. Er wandte ſich dann vor allem dem Gebiet des konfeſſionellen Problems zu. Rückblickend auf den 30jährigen Krieg und ſeinen Abſchluß legte er dar, wie das Ereignis der niemals ausgetragenen Reformation ganz Deutſchland nie zu erobern vermochte, ebenſo wie die Gegenreformation, ſodaß Deutſchland das ſchwere Geſchick einer Kirchenſpaltung beſchieden wurde. Jedesmal, wenn das Volk von einem Krieg erſchüttert werde, tue ſich der Riß neu auf. Da dieſe Frage heute nicht mehr zu löſem ſei, müſſe das geſteckte Ziel des Kampfes um Freiheit und Brot, des gemeinſamen Brauchs und Volkstums in den Vordergrund treten. Weiter legte der Miniſter dar, wie ohne Ueberwindung des Kommunismus in Deutſchland auch das Chriſtentum längſt vernichtet ſei. Der Redner legte den Erziehern von der Saar ſodann die Bedeutung der Weſtmark als Bollwerk der deutſchen Kultur dar. Budapeſter Beſprechungen Eine amtliche Verlautbarung. Budapeſt, 16. Dezember. Der öſterreichiſche Bundeskanzler Schuſchnigg und Außen⸗ miniſter Berger⸗Waldenegg haben Budapeſt verlaſſen. Ueber den zweitägigen Beſuch der öſterreichiſchen Regierungsmitglie⸗ der wird folgende amtliche Verlautbarung veröffentlicht: Im Laufe des Beſuches, den der öſterreichiſche Bundes⸗ kanzler Schuſchnigg und der Außenminiſter Berger⸗Walden⸗ egg der ungariſchen Regierung abgeſtattet haben, fanden wie⸗ derholt Beſprechungen der beiderſeitigen Staatsmänner ſtatt. Dieſe wurden in freundſchaftlicher Weiſe geführt und be⸗ handelten nicht nur eingehend wirtſchaftliche Fragen, ſondern auch alle politiſchen Probleme, an denen die beiden Staaten intereſſiert ſind. Der Gedankenaustauſch vollzog ſich im Geiſte des römiſchen Protokolls und ergab volle Uebereinſtimmung der beiderſeitigen Auffaſſungen. In unterrichteten politiſchen Kreiſen wird bekannt, daß neue Beſchlüſſe und Vereinbarungen in dieſen Tagen nicht getroffen worden ſind. U. a. ſoll auch der Gedanke einer engeren Zuſammenarbeit zwiſchen Ungarn und Oeſterreich für den Fall künftiger Verhandlungen mit der Kleinen Entente behandelt worden ſein. Gemeinſames Telegramm an Muſſolini. Budapeſt, 16. Dez. Bundeskanzler Schuſchnigg und Miniſterpräſident Gömbös haben folgendes Telegramm an den italieniſchen Regierungschef Muſſolini gerichtet: Der öſtereichiſche Bundeskanzler und der ungariſche Miniſter⸗ präſident benutzen mit Freude die Gelegenheit ihrer Buda⸗ peſter Zuſammenkunft, um von hier aus Ew. Exzellenz als dem Initiator und Hauptförderer der römiſchen Protokolle den Ausdruck ihrer aufrichtigſten und wärmſten Freund⸗ ſchaft zu übermitteln. Schuſchnigg und Gömbös. Neue Enthüllungen im Rüſtungsausſchuß Die Rolle der Morgan⸗Bank bei der Finanzierung des Weltkrieges. Neuyork, 17. Dezember. Das Neuyorker Blatt„World Telegram“ meldet, der Ausſchuß zur Unterſuchung der Rüſtungsinduſtrie wolle nach Bewilligung weiterer Mittel unterſuchen, welche Rolle die Morgan⸗Bank bei der Finanzierung des Weltkrieges geſpielt habe. Der Ausſchuß habe ein beſonderes Intereſſe für ein Telegramm des damaligen amerikaniſchen Botſchafters in London, Page, an Wilſon, in dem es u. a. heiße: Ich bin ſicher, daß der Druck der herannahenden Kriſe die Leiſtungsfähigkeit der Morgan⸗Bank als Finanzagent für die briliſche und die franzöſiſche Regierung überſteigk. Es iſt nicht unwahrſcheinſich, daß die Kriegserklärung an Deufſchland der einzige Ausweg iſt, um unſere gegenwärkige führende Handelsſtellung beizubehalten und eine Panik zu vermeiden. 5 Am Geben iſt noch niemand geſtorben, 5 aber vielen Der Betrunkene am Steuer Zwiſchenfall in Saarbrücken. Saarbrücken, 16. Dezember. Ein mit drei Perſonen beſetzter Perſonenkraftwagen fuhr in Saarbrücken gegen 3 Uhr nachts in eine Menſchen⸗ gruppe auf den Bürgerſteig. Der Autolenker, ein vor meh⸗ teren Wochen in der ſaarländiſchen Polizei eingeſtellter Po⸗ lizeioffizier engliſcher Nationalität, hatte die Herrſchaft über das Steuer verloren, da er ſich in ſtark angetrunkenem Zu⸗ ſtande befand. Vier Perſonen wurden bei dem Unglück zu Boden geſchleudert und ſind teilweiſe erheblich zu Schaden gekommen. Beſonders bedauernswert iſt es, daß dabei eine junge Frau verletzt wurde, die guter Hoffnung iſt. Auf die Hilferufe eilten mehrere Paſſanten zur Unglücksſtelle und ſtellten an den engliſchen Polizeioffizier das Verlangen, vor den notwendigen polizeilichen Ermittlungen den Tatort nicht zu verlaſſen. Als er trotzdem Anſtalten traf, den Wagen wieder in die Fahrbahn zu bringen, ſtellten ſich ihm mehrere Perſonen in den Weg. Darauf zog der Engländer, ohne be⸗ droht zu ſein, die Piſtole und ſchoß, als ihm der Weg nicht freigegeben wurde, in die Menſchengruppe. Er gab zwei Schüſſe ab, durch die eine Perſon verletzt wurde. Als er zum dritten Schuß anlegte, wurde ihm von einem der Paſſanten der Revolver entwunden. Der Polizeioffizier, der ſich in Zivilkleidung befand, ſetzte ſich heftig zur Wehr, ſo daß die Umſtehenden gezwungen waren, den Naſenden zu überwältigen. Proteſt bei der Abſtimmungskommiſſion Der ſtellvertretende Landesleiter der Deutſchen Front, Nietmann, begab ſich nach Prüfung des Zwiſchenfalles zu dem anweſenden holländiſchen Mitglied der Abſtimmungs⸗ kommiſſion, Herrn de Jongh, um gegen das Verhalten des engliſchen Polizeioffiziers— bei dem es ſich wohlgemerkt nicht um einen Angehörigen der im Anmarſch befindlichen Ab⸗ ſtimmungspolizeitruppen handelt— ſchärfſte Verwahrung ein⸗ zulegen. Gleichzeitig verlangte Nietmann neben ſchnellſter Ahndung vorbeugende Maßnahmen dafür, daß die Bepöl⸗ kerung in Zukunft vor derartigen Vorfällen bewahrt bleibe. Politiſche Rund ſchau Abeſſiniſche Beſchwerde beim Völkerbund. Abeſſinien hat wegen der blutigen Zuſammenſtöße mit italieniſchen Truppen in einem langen Telegramm an den Völkerbund Beſchwerde erhoben. Durch dieſe Zwiſchenfälle, ſo heißt es, ſei eine ge⸗ fährliche Lage entſtanden. Da auf Artikel der Völkerbunds⸗ ſatzung nicht Bezug genommen worden iſt, hat das Tele⸗ gramm nur den Charakter einer ernſten Warnung an die Adreſſe des Völkerbundes. Japan begrüßt die neue„Scharnhorſt“. Die japaniſche und mandſchuriſche Preſſe bringt ausführliche Berichte über den Stapellauf des deutſchen Dampfers„Scharnhorſt“, der als Meiſterwerk deutſcher Schiffsbautechnik bezeichnet wird. Die Einſtellung des Dampfers in den Oſtaſiendienſt laſſe eine Belebung des Handelsverkehrs zwiſchen Deutſchland und dem Fernen Oſten erwarten. Zwiſchenfall an der Grenze Zwei öſterreichiſche Hilfsgendarmen tödlich verletzt. München, 16. Dezember. Wie das bayeriſche Innenminiſterium mitteilt, wurden am Freitagabend gegen 18.45 Uhr auf öſterreichiſchem Bo⸗ den beim Zollamt Reiſach zwei öſterreichiſche Hilfsgendarmen durch Kopf⸗ bezw. Herzſchuß von bisher unbekannten Tätern ſchwer verletzt. Die Fahndung nach dieſen iſt auf öſter⸗ reichiſcher Seite eingeleitet und auch auf bayeriſcher Seite unter Mithilfe der bayeriſchen Grenzorgane mit allem Nach⸗ druck aufgenommen. Schüſſe durch das Fenſter Moskau, 17. Dezember. In der Kollektivbauernwirtſchaft Krasni⸗Luſch im Odeſſa⸗Gebiet gaben mehrere Perſonen auf den neugewählten Vorſitzenden 95 Ortsſowjets, Kara, durch ein 5 Schüſſe ab und flüchteten dann. Kara wurde verwundet. Auf Veranlaſſung der Bundesdirektion des Innern(OGPU.) reiſten zahlreiche Beamte nach Krasni⸗Luſch, um Nachfor⸗ ſchungen einzuleiten. Es wurden zahlreiche Verhaftungen vor⸗ enommen, Wie es heißt, ſoll es ſich um einen mit dem ode bedrohten politiſchen Anſchlag handeln. Das Ende eines Fürſtenſitzes Auflöſung des Schloßhaushaltes in Sibyllenork. Breslau, 17. Dezember. Der Schloßhaushalt in Sibyllenort bei Oels wird mit Beginn des kommenden Jahres aufgelöſt werden. Als der letzte ſächſiſche König Friedrich Auguſt III. ſtarb, wurde ſein zweiter Sohn, Markgraf Friedrich Chriſtian von Meiſſen, Beſitzer des Schloſſes in Sibyllenort. Die Koſtbarkeiten des Schloſſes machte er weiten Kreiſen der Bevölkerung zugäng⸗ lich. Nunmehr hat er aber gemeinſam mit den anderen Erben beſchloſſen, den Haushalt aufzulöſen, da die Verwaltungs- koſten für das rieſige Schloß außerordentlich groß ſind. Ende Januar ſoll in Sibyllenort eine Verſteigerung ſtaltfinden, für die ein Breslauer Auktionator bereits mik den Vorbe⸗ reitungen begonnen hat. Ein Teil des Schloßinventars bleibt im Beſitz der Erben. Die Ahnengalerie und einige wertvolle Schlachtengemälde wurden dem Dresdener Armeemuſeum überwieſen. Die Jagdbeute einer Sudanreiſe des letzten Königs erhält ein Leipziger Muſeum als Leihgabe. Verſchiedene andere Dinge, darunter ſeltene Jagdtrophäen, kommen nach Schloß Moritz⸗ burg bei Dresden. Die Mehrzahl aller Gegenſtände aber wird im Januar verſteigert. Ueber die Verwendung des Schloſſes ſelbſt iſt noch keine Entſcheidung gefallen. Auto ſtürzt in den Kanal Drei Berliner Autofahrer ertrunken. Berlin, 17. Dezember. Auf der Chauſſee⸗ Mittenwalde—Zoſſen hat ſich nachts ein ſchweres Verkehrsunglück ereignekl. Ein Perſonenkraft⸗ wagen, in dem ein Berliner Fabrikbeſitzer, ein Berliner Gaſtwirt und ein Polizeioffizier ſaßen, fuhr infolge des dich⸗ ken Nebels in den Galluner Kanal unweit von Mittenwalde. Das Auto überſchlug ſich beim Skurz in das Waſſer; die drei Inſaſſen konnten ſich krotz verzweifelter Bemühungen nicht befreien und fanden den Tod. Die Tragödie auf den Galapagos Guayaquil(Equador), 12. Dezember. Nach Anſicht des Forſchers Martin Voegeli, der im September die Galapagos⸗Inſeln beſuchte, dürfte der Tod Dr. Ritters nicht auf eine Fleiſchvergiftung zurückzufüh⸗ ren ſein, da Dr. Ritter Vegetarier geweſen ſei. Soweit man aus dem Inhalt der aufgefundenen Briefe, die in ſchwediſcher, deutſcher und engliſcher Sprache abge⸗ faßt ſind, einen Einblick in die kragiſchen Geſchehniſſe auf der Charles-Inſel gewinnen kann, ſcheint ſich zwiſchen Lo⸗ renz und Philippfſon ein heftiger Kampf um die Baronin Wagner abgeſpielt zu haben, der mit Knüppeln und Stei⸗ nen ausgetragen worden iſt. Sieger in dieſem Skreit muß Philippſon geweſen ſein, der dann mit der Baronin die Charles-Inſel verlaſſen hat. Lorenz und Nuggrud dürften dann ſpäter nach der In⸗ ſel Marchena geſegelt ſein, wo ſie verdurſteten. Den letzten Brief von Lorenz, den er kurz vor ſeinem Tode ſchrieb, haben die Matroſen, die die Leichen von Lorenz und Nug⸗ grud auffanden, bei ihrer Rückkehr zum Schiff verloren. In der Schilderung ſeiner Erlebniſſe auf den Galapa⸗ gos⸗Inſeln berichtet Kapitän Hancock, daß er in der Tagusbucht die Jacht„Spaap“ unverſehrt vorgefun⸗ den habe, in der im Juni 1933 der amerikaniſche Forſcher William Robinſon und ſeine Gattin ihre Hochzeitsreiſe an⸗ traten. Es war zunächſt vermutet worden, daß möglicher⸗ weiſe die Baronin Wagner und ihr Begleiter die„Spaap“ benutzten, als ſie im letzten Juli von den Galapagos⸗Inſeln verſchwanden. Der Forſcher Robinſon hatte die„Spaap“ in der Tagusbucht zurückgelaſſen, als ihn ein amerikaniſches Kriegsſchiff zwecks Blinddarmoperation in ein Hoſpital nach Panama brachte. Aus San Diego(Kalifornien) wird gemeldet, daß die neben den Leichen auf der Marchena⸗Inſel aufgefundenen 14 Briefe an amerikaniſche und ausländiſche Adreſſe der Poſtbehörde in San Diego zur Weiterbeförderung über⸗ geben worden ſind. 36 Briefe, die die Inſelbewohner von der Außenwelt erhielten, wurden der Zollbehörde zur Wei⸗ tergabe an den deutſchen Konſul in Los Angeles übermit⸗ telt. Die letzten Briefe der Einſiedler. Los Angeles, 16. Dezember. Der Fiſchdampfer„Santa Amara“ der dieſer Tage in Los Angeles eintraf, brachte von der Inſel Marcheng etwa 40 Briefe, die bei den dort verdurſteten Galapagos⸗Ein⸗ ſiedlern Lorenz und Nuggrud gefunden worden waren, Die amerikaniſchen Zollbehörden übergaben dieſe Briefe dem deutſchen Konſulat zur Weiterleitung. Die meiſten Um⸗ ſchläge waren ſo vergilbt und vom Wetter zerſtört, daß ſie kaum leſerlich waren. Großangelegter Turfſchwindel Rennpferde beim Verladen ausgetauſcht. In Mülheim(Ruhr) wurde bei den dortigen letzten Ga⸗ lopprennen ein großangelegter Turfſchwindel aufgedeckt, deſ⸗ ſen Vorgeſchichte ſich in Berlin⸗Hoppegarten abgeſpielt hat. Es hat ſich herausgeſtellt, daß die Stute„Kameradin⸗, die unmittelbar nach dem am letzten Sonntag in Mülheim (Ruhr) ſtaltgefundenen A. Zimmermann⸗Rennen beſchlag⸗ nahmt wurde, beſtimmt nicht„Kameradin“, ſondern aller Wahrſcheinlichkeit nach die Stute„Amön“ iſt. Die beiden Rennpferde wurden faſt zu gleicher Zeit von Hoppegarten ab. transportiert und ſollen dann beim Verladen auf dem Slei kiner Bahnhof in Berlin ausgetauſcht worden ſein. Die Oberſte Behörde für Vollblutzucht und Rennen hatte von dem Tauſch, der in außerordentlich geſchickter Weiſe von dem Rennſport fernſtehenden Elementen ausgeführt worden iſt, ſchon einige Tage vor dem Rennen Kenntnis erhalten und mit Abſicht den Betrugsfall ſich abwickeln laſſen, um energiſch gegen die in die Angelegenheit verwickelten Betrü⸗ ger zum Nutzen des geſamten Rennſports und vor allen Dingen des wettenden Publikums einſchreiten zu können. Gleichzeitig mit der Beſchlagnahme des Pferdes wurde zu⸗ gunſten des auf den 5. Platz eingekommenen Pferdes gegen die auf den 4. Platz eingelaufene„Kameradin“ von ſeiten der 5 8 5 Behörde für Vollblutzucht und Rennen Proteſt ein⸗ gelegt. Die Anterſuchung des Falles wird mit größter Energie betrieben. Es dürfte ſchon jetzt erwieſen ſein, daß ein alli am KRennſport Beteiligter dabei ſeine Hand nicht im Spiel gehabt hat, daß vielmehr eine Klique von Außenfeitern daz Schwindelmanöver ausgeführt hatte. Keſſelexploſion in Hohenſchönhauſen. In dem Fabrika⸗ tionsraum eines Telephon⸗ und Telegraphenwerkes in Ber⸗ lin⸗Höhenſchönhauſen kam es zu einer heftigen Exploſion eines Filtrierkeſſels, in dem ſich chemiſche Stoffe befanden. Bei dem Unglück wurden vier Perſonen verletzt. Alle Ver⸗ letzungen ſind glücklicherweiſe leichter Natur. Frachtdampfer in Seenot Zwei Tote bei einem Rettungsverſuch. Der engliſche Frachtdampfer„Us worth“ iſt im nörd⸗ lichen Atlantiſchen Ozean infolge Steuerbruches bei ſchwerem Sturm in Seenot geraten. Der Cunard⸗Dampfer„Ascania“ und der belgiſche Dampfer„Jane Jabot“ eilten dem in Not befindlichen Schiffe ſofort zur Hilfe und verſuchten, die aus 30 Mann beſtehende Beſatzung der„Usworth“ zu retten. Das Ausſetzen der Rettungsboote wurde durch den ſchweren See⸗ gang außerordentlich behindert. Schließlich gelang es einem Boot der„Jane Jabot“, fünf Mann von der Beſatzung der „Usworth“ zu retten. Bei einem zweiten Rettungsverſuch ſchlug das Rettungsboot der„Jane Jabot“ um, und zwei Mitglieder der Bootsmannſchaft ertranken. Kommandobrücke weggeſpült Der holländiſche Hochſeeſchlepper„Zuiderſee“, der dem beſchädigten japaniſchen Dampfer„Viktoria Maru“ zu Hilfe kommen wollte, iſt ſelbſt in ſchwerſte Seenot gekommen. Von einer ungeheuren Welle wurde die Kommando⸗ brücke weggeſpült. Die beiden dort dienſttuenden Offtziere erkranken. Sieben Mann der Beſatzung wurden mehr oder weniger ſchwer verletzt. Das Schickſal des franzöſiſchen Dampfers„Schiaf⸗ fino“, der mit 21 Mann Beſatzung ſeit acht Tagen überfällig iſt, ſcheint nunmehr feſtzuſtehen. In der Nähe von Cette an der franzöſiſchen Mittelmeerküſte ſind mehrere Oel⸗ und Ben⸗ zinbehälter ſowie ein Rettungsring an den Strand geſpül worden, die einwandfrei von der„Schiaffino“ ſtammen. Von der Beſatzung fehlt jede Spur, und man vermutet, daß ſie reſtlos ein Opfer der Wellen geworden iſt. 55 5. ohe Hef HE Ger Hue cn und Hondl fen. Seine Papiere? Ja, wie war denn das möglich? Das war doch nur ein geheimnisvoller Schachzug des Alten? Fragend blickte er ihn an. Das Gefolge, das mit ihm gekommen war, ſtand ſchweigend neben der Tür. Nein, er begriff das alles nicht. Neue Rätſel hingen in der Luft, die er nicht zu löſen vermochte. Der Offizier rief ſeinen Leuten einen Befehl zu. Offenbar ſollten ſie den Verhafteten in die Mitte nehmen und abführen. Aber eine neue Ueberraſchung trat ein und der Alte ſah nun wieder wie ein Hexenmeiſter aus, der alle Fä⸗ den in der Hand hielt. Zwei Senatoren der Republik Raguſa traten ein. Die Gräfin hatte vorhin ihren Diener zu ihnen. die in der Nähe wohnten, geſchickt. Und der Alte hatte den Diener vorhin auf der Straße getroffen und von ihm erfahren, wen er holen ſollte So wußte er, daß die Herren jeden Augenblick kommen mußten. Sie begrüßten den Alten mit einer tiefen Verbeugung, küßten der Gräfin die Hand und fragten höflich, weswe⸗ gen ſie gerufen ſeien. Der Offizier ſalutierte ſtumm. Jeder Senator war ſein Vorgeſetzter, dem er zu gehorchen hatte. Die Gräfin klärte die Herren ſchnell auf. Sie blickten Angelo an, wandten ſich an den Alten. „Wenn die Herren die Papiere des Signors einſehen wollen? Er iſt ein lieber Freund von mir, aber der Offi⸗ zier hat natürlich ſeine Pflicht—“ Der reichte das Päckchen hin. Die Herren löſten das Siegel. Atemlos verfolgte Angelo jede ihrer Bewegungen und dachte: Was wird nun kommen? Wer, zum Teufel, iſt der Alte? Es ſtrömte eine Welle von Sicherheit von ihm aus Von Macht. Geltung Wer iſt er? Die Senatoren hatten das Päckchen aufgebrochen Ent⸗ falteten eins der Papiere. Flüchtig ſahen ſie hinein Meine Rimeinſe dachte Angelo. Ich gäbe was drum, wenn ich ſelbſt ineinſehen könnte. „Es iſt gut,“ ſagte der eine. Er lächelte ſehr höflich. Der andere ſchlug die Umhüllung wieder um die Do⸗ kumente und reichte das Päckchen mit einer Verbeugung dem Alten zurück. „Wir danken vielmals. Die Sache iſt natürlich in Ord⸗ nung. Wollen Sie die Unannehmlichkeit freundlichſt ent⸗ ſchuldigen, Hoheit?“ Angelo war verblüfft. Hoheit? Alles in Ordnung? Ja, wie ging denn das zu? Eine ſonderbare Geſchichte. Nun verneigten ſich die Herren auch vor ihm mit einem freundlichen Lächeln. „Es ſoll uns freuen, wenn Sie den peinlichen Vorfall ſo ſchnell als möglich vergeſſen würden. Eine Kette fataler Zwiſchenfälle, nichts weiter.“ „O bitte!“ ſagte Angelo und ſetzte ſich unwillkürlich. Der Alte lächelte maliziös, aber nur Angelo be⸗ merkte es. „Ein fatales Verſehen, nichts weiter. Sie erhalten na⸗ türlich Ihren Degen zurück.“ „Ich bitte darum.“ Der Offizier ſelbſt reichte ihn ihm. Ihm war nicht ſehr behaglich zumute. Da hatte er ja offenbar einen un⸗ geheuerlichen Mißgriff gemacht, nach den Mienen der bei⸗ den Senatoren zu ſchließen. Eine ſchöne Beſcherung! Einer von ihnen ſagte nun: „Sie können mit Ihren Leuten gehen, Herr Leutnant.“ „Jawohl!“ 5 Er ſalutierte, daß der Boden zitterte. Verſchwand mit den Soldaten. Wohlwollend ſah ihm der Alte nach. „Ein tüchtiger Offizier der Republik.“ Die Gräfin ſagte: „Ich danke Ihnen von Herzen, meine Herren Senato⸗ ren. Ich hätte es nicht ertragen, wenn man jemanden in meinem Hauſe verhaftet hätte. Und noch dazu grundlos. Ich bin ſehr froh, daß ſich alles noch aufgeklärt hat.“ Der Alte verſtand es ausgezeichnet, die Unterhaltung ſchnell auf ein neutrales Thema zu bringen. Die Senatoren verabſchiedeten ſich bald unter vielen Höflichkeitsbezeigun⸗ gen. Angelo Duca atmete auf So allerdings hatte er ſih das erſte Wiederſehen mit dem Alten nicht gedacht. Sell⸗ ſamkeiten über Seltſamkeiten, man wurde nicht klug daraus. Die Gräfin bat die Herren, ſie möchten nach den Au regungen der letzten halben Stunde eine Erfriſchung zu ſich nehmen, aber der Alte dankte freundlich. 8 „Ein andermal, teure Freundin. Ich glaube fedoch, daß mein lieber, junger Freund jetzt Sehnſucht hat, allein zu ſein, um ſich von dem Schreck zu erholen. Aber das kommt davon, wenn man ſeine Ausweitde leichtfertiget⸗ weiſe liegen läßt. Eine kleine Lektion, mein Lieber, in Zukunft vorſichtiger zu ſein. Nichts für ungut.“ Dabei war ein förmliches Leuchten in ſeinen Augeß, daß man es kaum ertragen konnte. „So werde ich Eure Hoheit und— den Baron ein a dermal bewirten dürfen? Ich halte es für meine Pflicht, eine angenehme Pflicht—“ „Die wir gern anerkennen,“ ſagte der Alte. 5 Er ſtand am Fenſter und ſah nach unten. Die An⸗ ſammlung auf der Straße hatte ſich verlaufen. Angelo küßte der Gräfin die Hand. Ihm war noh ganz wirbelig im Kopf. Das Gefolge des Alten verneigt ſich wie eine Mauer. Wenig ſpäter ſtanden ſie auf der Straße. Anweit des gräflichen Hauſes, vor der Johanniskirche, bei deren Be⸗ wunderung Angelo vorhin ſo unliebſam 1 wurde, ſtanden einige Wagen. Sie gehörten dem Alten und ſei⸗ nem Gefolge. n Angelo nahm mit ihm im erſten Wagen Platz. Der Kutſcher knallte mit der Peitſche über die Pferde hin. In Trab ging es davon. 5 Jetzt erſt wagte Angelo zu ſprechen, zu fragen. Er fühlte ſich wunderbar geborgen in der Nähe dieſes Mannes, u nie war er mehr als in dieſer Stunde überzeugt davon, daß er ihm früher in ſeinem trotzigen Unmut ſicher ſe unkecht getan hatte Dieſer Mann war wie ein geheimnis volles Gefäß an Weisheit und Güte. Nun wehrte er lächelnd ab. „Geduld, Angelo, wir ſind bald zu Hauſe. Dort wer den wir viel zu reden haben.“ F Ne, neee c dr n n * 2 nn r us dem badiscuen. lande I Profeſſor Dauß. Profeſſor Stephan Dauß, eine in den Kreisen der ba ſchen höheren Schule weit bekannte Perſönlichkeit, iſt in Neu⸗Ulm a. d. D. geſtorben. Er ſtudierte Mathematik und Phyſik in Heidelberg und wirkte vier Jahr⸗ zehnte als Lehrer an den Oberrealſchulen in Mannheim, ſeiner Vaterſtadt, ferner in Baden⸗Baden und Heidelberg. 25 Jahre lang gehörte er dem Vorſtand des Bad. Philo⸗ logenvereins an. Das Muffelwild im Odenwald eingebürgert Weinheim. Die Einbürgerung des Muffelwildes im Odenwald und einzelnen Wäldern der Bergſtraßenorte kann als endgültig gelungen angeſehen werden. So wurde ſeit einiger Zeit auf dem Wachenberg das Vorhandenſein von zwei Stück Muffelwild beobachtet. Die Tiere ſind ſo zutraulich, daß man die Muffelgeiß dieſar Tage bis in den Ort Birkenau locken konnte. Da das trächtige Tier ſeitens der Jugend durch Nachſtellungen Schaden erlitten hatte, hat ein Jäger in Urſenbach das Tier in Verwahrung ge⸗ nommen.— Dieſes ſeltſame Wild, das bekanntlich nicht ab⸗ geſchoſſen werden darf, wurde vor Jahren von der deut⸗ ſchen Jägerſchaft in den Wäldern des Odenwaldes einge⸗ ſetzt und konnte von Naturfreunden in ſeiner freien Wild⸗ bahn gut beobachtet werden. Mittelalterliche Eiſenſchmelze Im Haus Bruchſaler Straße 7 in Obergrombach im Gewann„Danzberg“ wurde eine Art Erzſchmelzofen aus Anlaß von Grabarbeiten aufgedeckt. Der Keſſel von etwa rechteckiger Form maß ungefähr 3 auf 5 Meter und war noch 2.50 Meter hoch. Teilweiſe war die Scheune des Hauſes noch auf dem äußerſten Amfaſſungswerk des Ofens aufge⸗ baut. Deutlich ze te ſich die ſtark ausgeglühte„Aus⸗ mauerung“ vom übrigen Erdreich ab. Durch dieſen Fund iſt endlich die Bohnerzſchmelze, von der in alten Akten zu Be⸗ ginn des 18. Jahrhunderts die Rede iſt, wenigſtens teilweiſe, wieder entdeckt. Die zugehörige Erzgrube befand ſich im Ge⸗ wann„Kiſſel“ hart an der Antergrombacher Grenze. Die zum Schmelzen verwandten Holzkohlen wurden auf der„Kohl⸗ platte“ hergeſtellt. Drei Silberſtücke, die ganz in der Nähe auf einer Art Schleifſtein beieinanderliegend gefunden wur⸗ den, alle drei die Jahreszahl 1619 tragend, laſſen den Zeit⸗ punkt der Erzſchmelze einigermaßen erkennen. Es ſcheint ſich demnach um eine„mittelalterliche Eiſenſchmelze“ zu handeln, die in dem troſtloſen 30jährigen Krieg eingehen mußte. So iſt wieder einmal durch den Bodenfund die Wahrheit einer mündlichen Ueberlieferung von uraltem Erzbau bewieſen wor⸗ den. Die Nutzungsrechte auf dieſe Erzader ſind heute noch im Beſitz einer angeſehenen rheiniſchen Firma, die jederzeit ihre Verhüttung aufzunehmen berechtigt iſt. A Heidelberg.(Der„Meiſterdetektib“ vor Ge⸗ richt.) 21 Zeugen und ein Sachverſtändiger waren auf⸗ marſchiert, um in beredter Sprache vor der Großen Straf⸗ kammer über die Taten des 25jährigen Peter Brand zu be⸗ richten. Brand, der Detektiv iſt, wußte aus ſeinem Geſchäft raffiniert Kapital zu ſchlagen. Als Mann, der es ausge⸗ zeichnet verſtand, im Trüben zu fiſchen, ſchröpfte er Auftrag⸗ geber und deren Prozeßgegner zuſammen, wie es gerade kam. Seine beſondere Spezialität war die Ermittlung von unehe⸗ lichen Vätern. Die Anklageſchrift umfaßte an die 25 Fälle, von denen 14 Delikte eingehend erörtert wurden. Am ſchwer⸗ ſten wog eine Anterhaltsgeſchichte, in der er auch Verwendung gefunden hatte. Er war damals als Beamter des Fürſorge⸗ amts aufgetreten, drohte mit Feſtnahme und hatte auf dieſe Weiſe dem fraglichen Mädchen eine ihm ungünſtige eides⸗ ſtattliche Erklärung abgenötigt. Die eingehenden Gelder ver⸗ brauchte er für ſich und ſteckte ſo etwa 500 Mark ein. Der Staatsanwalt beantragte ein Jahr ſechs Monate Gefäng⸗ nis. Das Gericht entſprach dieſem Antrag. 2 Freiburg.(Sechs Monate Gefängnis für eine Eiferſuchtstat.) Wegen ſchwerer Körperverletzung hatte ſich der tſchechoſlowakiſche Staatsangehörige Karl Fa⸗ bian aus Mannheim vor der Freiburger Großen Straf⸗ kammer zu verantworten. Nach einem Wortwechſel hatte er einer Frau den rechten Naſenflügel abgebiſſen, und zwar angeblich aus Eiferſucht. Die Verletzung hatte eine erhebliche Entſtellung der Frau zur Folge. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu ſechs Monaten Gefängnis, fünf Monare Unterſuchungshaft werden als verbüßt angerechnet. ( Konſtanz.(Kindesentführung.) Ein Auto⸗ mechaniker fuhr dieſer Tage vor einem Haus im benach⸗ barten Ermatingen(Schweiz) vor. Er forderte von ſeiner dort anſäſſigen Geliebten die Herausgabe ihres Kindes. Der Mann nahm das halbjährige Kind an ſich und floh in dem Auto. Trotz ſofortiger Meldung war es dem Auto möglich, noch die Grenze zu paſſieren. Die Polizei von Ermatingen begab ſich ſofort zur Konſtanzer Kriminalpolizei, die den betreffenden Mann und das Kind ausfindig machte. Das Rind wurde der Mutter wieder zurückgegeben; der Entführer wurde verhaftet. 1 0 1* Es war einmal ein Mann, der plagte ſich von früh bis ſpät in die Nacht hinein und ſchloß die Sonne aus ſeinem Herzen aus. Das Licht, das ſein Oaſein erhellte, kam von der Hoffnung auf ein unabhängiges, ein„freies“ Leben ohne Rückſichten und Ver⸗ antwortungen, wenn ſich einmal ſein Sparguthaben zu einer ſchönen fünfſtelligen Ziffer aufgehäuft haben würde/ Und ſo ſchioß er Leben und Freunde, Miterleben und Mitfreude aus ſeinem Leben aus, bis er verknöcherte. Die Markſteine ſeines Lebens⸗ ablaufes waren die Tage, an denen er wieder einmal neue 30 Mark ſeinem Konto gutgeſchrieben fand. Das war der Maßſtab feines Glücks. And er hütete ſein Kaſſenbuch ängſtlich— hinter alten, längſt geleſenen Büchern verſteckte er es.(Neue Bücher zu kaufen war Luxus, alte liebgewordene wieder zu leſen, war Zeitvergeudung und Arbeits ablenkung.) Er weidete ſich jeden Abend an den ſteigenden Früchten ſeines ſelbſtſüchtigen Fleißes, die er ſich und anderen vom Munde abgeſpart hatte/ Wie er nun eines Abends im frühen Dezember ſich ausgerechnet hatte, welche Summe er ſeinem Kapital am Jahresende zuführen könnte, und wie er haſtig hinter die alten Schmöker griff, um ſchnell den Gewinn des Jahres auszurechnen, da riß er mit ſeinem Sparkaſſenbuch zugleich einen alten, zerleſenen Band heraus, und auf der aufgeſchlagenen Seite konnte er beim Niederbeugen entziffern:„Hadſchi Halef Omar Ben Hadſchi Abul Abbas Ibn Hadſchi Dabwud al Goſſarah.“ Da ſtand auf einmal„Old Shatterhand“, der Held ſeiner gläubigen Jugend, Aus den Nachbarländern Schweres Autounglück Ein Toter, zwei Schwerverletzle. e Bad Homburg. Ein Perſonenkraftwagen in der Hohemark-Straße fuhr in Richtung Frankfurt in ſchnellem Tempo gegen einen Baum. Der Wagen überſchlug ſich und ging in Trümmer. Ein Inſaſſe wurde getötet, ein weiterer Inſaſſe und eine Frau wurden ſchwer verletzt. Wie Augen⸗ zeugen berichten, ſoll der Fahrer des Wagens betrunken geweſen ſein und dadurch den Unfall verſchuldet haben. Er kam mit dem Schrecken davon. i Das verunglückte Auto ſtammt aus Frankfurt am Main, ebenſo waren die Inſaſſen Frankfurter. Der Wagen, deſſen Fahrer die Gewalt über das Fahrzeug verloren hatte, ſtreifte zunächſt zwei Bäume und fuhr dann mit aller Kraft einen Baum auf der andern Seite der Straße an. Der Wagen drehte ſich um ſeine eigene Achſe und rannte dann gegen einen andern Chauſſeebaum. Der Wagen war mit vier Perſonen beſetzt. Einer der Inſaſſen erlitt neben ſchweren Verletzungen einen Genickbruch und war ſofort tot. Eine Dame erlitt einen Beckenbruch. Der Fahrer des Wagens ſoll entgegen der erſten Meldung eine Gehirn⸗ erſchütterung darongetragen haben. Der vierte Inſaſſe kam mit einer geringfügigen Handverletzung davon. Ob der Fahrer, wie Augenzeugen bekunden, betrunken war, oder ob er aus einer andern Urſache die Gewalt über den Wagen verloren hat, ſteht noch nicht mit Sicherheit feſt. * Mainz.(Karnevalsbeginn am Neujahrs⸗ tag.) Den Auftakt zum Karneval 1935 bildet am 1. Januar um 11 Uhr, 11 Minuten, der traditionelle Neue jahrsumzug, deſſen Schwerpunkt die Vertretungen der bo⸗ denſtändigen närriſchen Garden bilden, der aber auch eine Reihe anderer närriſcher Symbole durch die Straßen der Stadt führen wird. Abends folgt dann das herkömmliche luſtige Neujahrskonzert des MEV. Wie bekannt, iſt Mainz für den Karneval eine Arbeitsgemeinſchaft mit der Stadt Düſſeldorf eingegangen, die in der gegenſeiti⸗ gen propagandiſtiſchen Unterſtützung ihre Hauptaufgabe hat und in gegenſeitigen Beſuchen zum äußeren Ausdruck kommen ſoll. Trauer in Stade Gemeinſames Grab für die Opfer von Langwedel. Das furchtbare Autobus⸗Unglück bei Langwedel hat in dem Stadtteil Campe in Stade, in dem die Mehrzahl der Getöteten wohnte, große Trauer ausgelöſt. Haus bei Haus hat halbſtock geflaggt. Die Glocken aller Kirchen ſtimmten ein Trauergeläut an. Auf den Straßen ſtanden die Men⸗ ſchen in großen Gruppen und beſprachen das Unglück. Faſt jeder hat einen guten Bekannten oder Verwandten unter den Opfern. Wie man hört, ſollen die Toten in einem gemein⸗ ſamen Grabe beigeſetzt werden. Wie nur in einem Teil unſerer letzken Auflage berichtet worden iſt, handelte es ſich um den Jug, mit dem der Führer von Bremerhaven nach Berlin zurückfuhr. In dem Zuge blie⸗ ben alle Mitfahrenden, einſchließlich des Perſonals, unver⸗ letzt. Nur die Maſchine wurde leicht e un Der Führer traf mit ſeiner Begleitung abends 23.37 Uhr auf dem Lehrter Bahnhof in Berlin ein. Von den Schwerverletzten iſt jetzt auch der Muſiker Fritz Scheel im Krankenhaus geſtorben, ohne das Bewußtſein wiedererlangt zu haben. Die Zahl der Todesopfer hat ſich damit auf 16 erhöht. Die Inſaſſen des zertrümmerten Autobuſſes gehörten der plattdeutſchen Spielgruppe„Camper Speeldeel“ an. Das Wirkungsgebiet der„Camper Speeldeel“ erſtreckte ſich von Cuxhaven bis Celle und von Stade bis Verden. In der letzten Zeit ſpielte die Gruppe in der Hauptſache für die NS.⸗ Kulturgemeinde. Im Intereſſe der guten Sache hatten die Spieler, die ſich aus allen Volksſchichten rekrutierten, teil⸗ weiſe unter ſchweren perſönlichen Opfern gearbeitet. Mit dem Gau Oſthannover trauert die geſamte Nation in tiefſtem menſchlichen Mitgefühl mit den Hinterbliebenen der Toten von Langwedel. e Die Braut erwürgt und aufgehängt. Das Naumburger Schwurgericht verurteilte den 29jäh⸗ rigen Herbert Späte aus Mahlen bei Groß⸗Kaynga zum Tode. Späte hatte am 27. Oktober d. J. ſeine Braut Helene Hanke mit einem Strick erwürgt und dann, um einen Selbſt⸗ mord vorzutäuſchen, ſie an einem Kirſchbaum aufgehängt. Das Mädchen erwartete von ihm ein Kind und traute ſich nicht zu ihren Eltern, weil ihre Schweſter ſchon mit zwei Kindern zu Hauſe lebte. Späte hatte dieß von ihr getrennt, als er von ihrem Zuſtand erfuhr, verabredete jedoch eine Zu⸗ ſammenkunft mit ihr und verübte die grauenhafte Tat. Er hat ſich nicht geſcheut, den Leichnam ſeiner ehemaligen Ge⸗ liebten zu berauben und ihr eine Armbanduhr und ein Geld⸗ täſchchen zu nehmen. ay und das Sp Caleale Nuud schau Der geſtrige ſilberne Sonntag, der dritte Adventſonntag, hat ſeinem Namen„ſilbern“, das heißt weiß wie Schnee, wenig Ehre gemacht. Gleich ſeinem Vorgänger, dem„Kupfernen“, war das Wetter in der Frühe neblig und naßkalt. Trotzdem ſetzte in den Nach⸗ mittagsſtunden ein reger Verkehr nach der Stadt ein, das bewieſen die vollbeſetzten Wagen der O. E. G. Ein Witterungsumſchlag würde ſicher das Weihnachts⸗ geſchäft noch günſtiger beeinfluſſen; denn die Hauptwinter⸗ ſachen waren noch wenig begehrt. Im allgemeinen war geſtern das Weihnachtsgeſchäft befriedigend. Auch am Platze war das Geſchäft etwas belebter, jedoch ſollte der Mahnruf„Kauft auch am Platze“ nicht ungehört verhallen. Der Raſenſport kam geſtern in Anbetracht der milden Witterung in den Nachmittagsſtunden voll und ganz auf ſeine Rechnung. Im Turnerheim der 98er bereitete geſtern Knecht Rupprecht den Kleinſten eine große Freude. Nach dem Be⸗ ſcherungsakt, bei dem es allerhand Ueberraſchungen und freudige Geſichter gab, ließ ſogar Frau Holle Schneeflocken fallen, was bei dem ſchneeloſen Winter bei der Jugend beſonders große Begeiſterung hervorrief. Im Jugendheim St. Agnes führten die Kinderſchüler ein Weihnachtsſpiel auf. Der Beſuch war ſo ſtark, daß am Stephanstag das Spiel ſeine Wiederholung findet. Im allgemeinen ſtand der Sonntag im Zeichen des „Eintopfes“. Fleißige Sammler gingen wieder von Haus zu Haus, um ein Scherflein für das Winterhilfswerk zu er⸗ bitten. Auch das geſtrige Ergebnis iſt wieder ein gutes zu nennen. Tag der deutſchen Polizei am 17. und 18. Dezember 1934. Wieder wie im Vorjahre hat ſich das deutſche Volk auf den Ruf des Führers und Reichskanzlers zu ſeinem gewaltigen Hilfswerk vereint, das die Mittel ſchaffen ſoll, um allen bedürftigen Volksgenoſſen über die Not des Winters hinwegzuhelfen. Die deutſche Polizei will nicht zurückſtehen, wo es gilt, den Gedanken der Volksgemeinſchaft durch opferfreudige Hilfsbereitſchaft in die Tat umſetzen. Die Mannheimer Polizei wird daher am Montag, den 17. und Dienstag, den 18. Dezember 1934, unter dem Kennwort„Tag der deutſchen Polizei“ nachſtehende Ver⸗ anſtaltungen durchführen, die der Volksverbundenheit der Polizeibeamtenſchaft ſichtbaren Ausdruck geben und der Förderung des Winterhilfswerks dienen ſollen. Montag, den 17. Dezember, Platzkonzert der Bad. Polizeikapelle am Waſſerturm von 11—12 Uhr. An⸗ ſchließend um 13 Uhr Speiſung von 150 Kindern bedürf⸗ tiger Volksgenoſſen in den Räumen der Landespoltzei, Landwehrſtraße 4. Die Kinder ſammeln ſich am Waſſerturm und auf dem Meßplatz und werden von dort aus mit Polizeitransportwagen nach der Polizeiunterkunft gefahren. Während des Eſſens der Kinder Vortrag von Muſikſtücken durch die Polizeikapelle. Dienstag, den 18. Dezember 1934, 13 Uhr, Speiſung von weiteren 150 Kindern bedürftiger Volksgenoſſen. Sammlung und Transport wie am Tage zuvor. Während des Eſſens der Kinder humoriſtiſche Vor⸗ träge durch Angehörige der Landespolizei. Die Mittel für die Kinderſpeiſung ſind durch Spenden der Polizei⸗ beamtenſchaft aufgebracht. Um 20.15 Uhr im Saale des Friedrichsparks, der in entgegenkommender Weiſe koſtenlos durch den Inhaber zur Verfügung geſtellt wurde, Auf⸗ führungen des Geſangvereins der Polizeibeamten und Polizeiſportvereins, bei freiem Eintritt. Außerdem wird die Polizeibeamtenſchaft eine Pfundſpende veranſtalten, um ſie dem Winterhilfswerk zur Verfügung zu ſtellen. 23-Mark- und 3⸗Keichsmarkſtücke müſſen bis Ende Dezember ds. Js. umgetauſcht werden. Die 3⸗Mark⸗ und 3⸗Reichsmarkſtücke werden nur noch bis zum 31. Dezember 1934 bei den Reichs⸗ und Landeskaſſen in Zahlung genom⸗ men oder umgetauſcht. Vom 1. Januar 1933 ab hört die Einlöſungspflicht vollkommen auf. Die Münzen haben dann nur noch ihren Metallwert.- Die zur Erinnerung an beſondere Begebenheiten geprägten 3⸗Reichsmarkſtücke ſind von der Außerkursſetzung nicht ausgenommen. Lebensmüde verurſacht Zimmerbrand. In der Nacht verſuchte eine in der Innenſtadt wohnende Frau in der Küche ihrer Wohnung durch Einatmen von Leuchtgas ſich das Leben zu nehmen. Da ſich zu dieſer Zeit im Küchen⸗ herd noch Brikettfeuer befand, entzündeten ſich die aus⸗ ſtrömenden Gaſe und es entſtand ein heftiger Zerknall, durch den zwei Wände eingedrückt und mehrere Fenſterſcheiben zer⸗ trümmert wurden. Durch einen gleichzeitigen Zimmerbrand erlitt die Lebensmüde erhebliche Brandwunden. Die Berufs⸗ feuerwehr beſeitigte die weiteren Gefahren und brachte die Lebensmüde ins Krankenhaus. Der Grund zur Tat dürfte in mißlichen Familienverhältniſſen zu ſuchen ſein. und galoppierte auf dem Hengſt„Nhi“ ſein Spar kaſſenbuch über den Haufen.„Winnetou“ ſchwang die„Gülberbüchſe“, und der„nie fehlende Bärentöter“ ſchoß den Panzer ſeines ſelbſtiſchen Ichs zu Trümmern/ Die Wintermorgenſonne fand ihn am Schreſbiiſch, umgeben von„Datteln und Orangen“, dem„Schatz im Süberſee“ und dem„Letzten der Mohikaner“, eifrig und nachdenklich bei der Aufſtellung einer Liſte/ An dieſem Tage vergaß die Ahr im Sparkaſſengebäude halbzehn zu ſchlagen und blieb ſiehen, denn da trug er lächelnd ein hüpſches Sümmchen herous— er, der Jahre hindurch trocken und verbittert Silberſtücke und Papierſcheine ins Haus gebracht hatte/ And als die Weſhnachtsglocken läuteten, da ſaß er unter ſeinem Tannenbäumchen, das Sparbuch in der Hand, und freute ſich wie noch nie ſeit ſeinen Jugendiagen— freute ſich über das 8 N 7 große Loch in ſeiner Kaſſe. Er dachte an Paul und die langerſehnte Ahr, an Martha mit den Hängezöpfen, ob ihr wohl die Kletterweſte geſiele, an—— ſeine Couſine Erna, die Wert darauf legte, ſchön und jung auszuſehen, ob ſie wohl Seife und Hautcreme zu ſchätzen wiſſe(ſorgfältig für ihren Typ aus- gewählt), an Ohm Paul und ſein Geſicht, wenn er gerade ihn als Spender der Kleinſchreibmaſchine, der Zigaretten und der Weihnachtsgans erkennen würde, und peter, ſa der Peter, der liegt wohl jetzt längſt auf dem Bauch unter dem Kerzenſchein und lieſt von Chingachgook, den Rotröcken und den glücklichen Weiten der ewigen Jagdgefüde/ So kam das Glück zu unſerm Freun d: Miterleben und Mitfreuen, weil man anderen Freude geben darf x„* Die Winkerhilfsſpende. Der Reichsbeauftragte für das Winterhilfswerk, Hilgenfeldt, weiſt darauf hin, daß der Reichsminiſter der Finanzen, nachſtehende Regelung für Spenden vom Lohn und Gehalt mit Gültigkeit vom 1. Ja⸗ nuar 1935 getroffen hat: Zum Erwerb der Monatsplakette berechtigt vom 1. Januar ein WHW.⸗Opfer von 15 Prozent der neuen Lohnſteuer 1935. Zur Vermeidung unbilliger Härten ſoll dieſe Spende jedoch nicht mehr als die Dezember⸗ Spende für das Winterhilfswerk betragen. Lohn⸗ und Gehaltsempfänger, die von der Lohnſteuer befreit ſind, er⸗ halten die Plakette bei einer Zahlung von 0,25 RM. Er will lieber ins Zuchthaus.... Allgemeine Ver⸗ blüffung, ſelbſt beim Gericht, rief die Antwort des 26 Jahre alten Ernſt Weinkauf, Sohn eines höheren Beamten aus Saales i. E., als er auf den Antrag des Staatsanwalts die Strafe von anderthalb Jahren Gefängnis in Zuchthaus verlangte— da doch dann die Strafe nur auf ein Jahr zwei Monate komme. Trotz ſeiner vier Berufe fand er keinen feſten Boden. An der Waſſerkante holte er ſich eine Reihe Betrugs⸗ und Einbruchsſtrafen. Hier hatte er ſich wegen Dieb⸗ ſtahls eines Mantels und eines Paars Handſchuhe in Fulda zu verantworten. Ferner übte er in einem hieſigen Hotel Zech⸗ und Logisbetrug von 50 Mark. Das Gericht ſprach ein Jahr zwei Monate Gefängnis aus. Brot— des Bauern beſte Gabe In der deutſchen Sprache finden wir in einer Fülle von Sprüchen und Vergleichen das Brot als den Inbegriff der menſchlichen Nahrung und des volklichen Wirtſchaftsfleißes. „Sein Brot zu verdienen“ iſt erſte Aufgabe und grund⸗ legendſtes Streben des jungen Menſchen, der ins Leben tritt. Wenn einer dann endlich„im Brote iſt“ oder„ſein Brot hat“ wird vielleicht mal ein Neider ihm ſeinen„Brot⸗ erwerb“ mißgönnen oder gar verſuchen, jenen„aus dem Brote zu bringen“. Aber ein gerechter„Brotherr“ wird dem unwürdigen Nebenbuhler ſchon„den Brotkorb höher hän⸗ gen“! Denn ein rechter Hausvater„bricht ſein Brot“ mit jedem treuen Knecht und gibt auch dem ausgedienten Haus⸗ tier ſein„Gnadenbrot“. Ueberall ſteht das Brot im Mittelpunkt des täglichen Bedarfes.„Brotzeit“ iſt die Veſperzeit des Süddeutſchen, ſelbſt wenn er wirklich einmal ſtatt des Brotes Grütze oder Brei bekommt. Und das iſt auch gar kein Gegenſatz! Denn, wenn wir die Geſchichte des Brotes überſchauen, ſo ergibt ſich folgendes: Brot iſt vorgeſchichtlich Brei aus grob ge⸗ mahlenen Körnern, Schrot, Grieß oder Grütze, und wurde am Feuer geröſtet, bis es hart und haltbar wurde, ſo daß es ſich ſchließlich brechen ließ!„Prot“, althochdeutſch, brod“, altſächſiſch, ſodann„brad“, altfrieſiſch, und angelſächſiſch „bread“ kommen von den alten Worten für„brechen“ her, und zwar vom althochdeutſchen„priozan“, vom altnordi⸗ ſchen„briota“ und vom angelſächſiſchen„breotan“. Bemerkenswert iſt, daß die Nomadenvölker des Orients Brot in unſerem Sinne kaum kennen; und das dürfte ſich ſchon daraus erklären, daß ein Backofen feſt in den Boden eingemauert werden muß und nicht mitgeſchleppt werden kann, ſo daß vorgeſchichtliche Brotfunde die Seßhaftigkeit des Brotbäckers beweiſen. Funde in Pfahlbauten brachten mehrfach Brot zutage, das bereits mit treibenden Gärſtoffen gebacken war, während in allerfrüheſter Zeit der nicht hoch⸗ getriebene Fladen, der ſich als Opferfladen und ſchließlich als Pfefferkuchen erhalten hat, das Gebäck der Hausfrau und der Prieſterin war. In einem Pfahlbau bei Robenhauſen im Bodenſeegebiet fand man ein Brot, das noch 8 Pfund ſchwer war. Der Fach⸗ mann berechnete das Urſprungsgewicht, das von der Her⸗ ſtellungszeit durch Verdunſtung und Verhärtung z. T. ge⸗ ſchwunden war, auf 40 Pfund. Backofen aus der Zeit von weit mehr als 2000 Jahren vor Chriſti ſind in Mitteleuropa nicht ſelten gefunden worden. Wir wiſſen auch, daß damals ſchon außer dem viel älteren Gerſtenbrot und Hirſebrot Wei⸗ zenbrot gebacken wurde, ſehen alſo eine ſehr vielfältige Land⸗ wirtſchaft„im Hintergrunde des Backofens“! Und zwar gab es ſchon damals grobe und feine Weizenbrote. Allerdings war Weizenbrot„Herrenbrot“. Der Knecht, alſo der Unter⸗ worfene oder unfrei Gewordene, bekam Gerſtenbrot oder auch Haferbrot zur Speiſe gereicht. In Notzeiten, durch Mißernte oder Krieg verurſacht, buk man zur Streckung des Mehles auch Kräuter und Flech⸗ ten, z. B. das isländiſche Moos, in die Brote. Ein Fund in Schweden enthielt ſogar vermahlene Fichtenborke. Man er⸗ innert ſich an den Weltkrieg, wo man Verſuche mit Wicken⸗ mehl. Strohmehl u. dgl. machte. Die Bedeutung des Brotes hat uns bis auf den heutigen Tag den Brauch erhalten, daß man jemandem, der ein Haus oder eine Wohnung bezieht, Brot und Salz als erſte Gaben in die noch leeren Räume bringt. Im Sprichwort kehrt das Brot oft wieder. Man„läßt ſich nicht die Butter vom Brote nehmen“. Mancher Menſch„kann mehr als Brot eſſen“, mancher iſt und bleibt ein unverbeſſerlicher„Eigenbrötler“. teile Deine Weihnachtsfreude durch ein Liebesgabenpaket für das interhilfswerk i Entdeckungsreiſen auf dem Dachboden Ein Anlaß, manches Altertum zu retten, in einem Hei⸗ matmuſeum vor dem Untergang zu bewahren und den Nach⸗ fahren zu erhalten, iſt die überall in Gang geſetzte Ent⸗ rümpelung der Dachböden. Spaziergänge auf Dachböden können zu Entdeckungsreiſen werden. Was ſich da unter Ruß und Schmutz, zwiſchen wirklichem„Gerümpel“ nicht alles finden läßt! Da gibt es alte Figuren, vielleicht mit verblichener Oberfläche und gebrochenen Gliedern, Bilder, die unter einer Staubſchicht kaum erkennbar ſind, Möbel, von der Renaiſſance über das Barock und Rokoko bis zum Biedermeier; beſonders Stühle, wenn auch ohne Bezüge und mit wackligen Beinen; Käſten, Kommoden, Truhen, ſchmiedeeiſerne Firmenſchilder und andere Eiſenarbeiten, Waffen, alte Uhren und andere Inſtrumente; Zeugen ehe⸗ maliger Heimarbeit und kunſtgewerblicher Produktion: Webſtühle, Spinnrädchen, Modelle für Wachs und Marzi⸗ pan, Druckſtöcke uſw., Gefäße aus Ton und Porzellan, Glas und Zinn. In den Kiſten ruhen Stoffreſte und Handarbei⸗ ten, Trachten und Trachtenſtücke, oder Urkunden und Bü⸗ cher, die wegen ihres Inhalts oder ihres Alters der Biblio⸗ thek des Heimatmuſeums einverleibt werden können. Fer⸗ ner finden ſich Spielzeuge, Krippen⸗ und Krippenbeſtand⸗ teile aus alter Zeit. Und tauſend andere Kleinigkeiten gibt es, die in Speichern oder ſelbſt in Wohnungen einzelner be⸗ deutungslos ſind, in Muſeen geſammelt aber dazu beitra⸗ gen können, ein Geſamtbild der Lebensform unſerer Vor⸗ fahren darzuſtellen. Ein Kochrezept aus dem 3. Jahrhundert In Genf wurden auf einem Gelände altrömiſcher Zeit zahlreiche Reſte von Schalen der in der Küche geſchätzten Weinbergſchnecken gefunden. An der Fundſtelle befand ſich im 3. Jahrhundert n. Chr. eine römiſche Gaſtſtätte. Ein Forſcher auf dem Gebiet der wiſſenſchaftlichen Gaſtronomie hat dieſe Reſte einer eingehenden mikroſkopiſchen Unter⸗ ſuchung unterzogen, in der Hoffnung, auf Grund des ana⸗ lytiſchen Befundes das Kochrezept rekonſtruieren zu können, nach dem die Römer dieſes beliebte Schneckengericht zube⸗ reitet haben. Es ergab ſich vor allem die ebenſd inter⸗ eſſante wie überraſchende Tatſache, daß die Zubereitung der Weinbergſchnecken im Verlaufe der Jahrlunderte ſo gut wie keine Veränderung erfahren hat. Ein Niederſchlag von Aſchereſten geſtattet die einwandfreie Feſtſtellung, daß die Schnecken in einem Waſſerbad, dem Aſche zugefetzt war, für die Küche zubereitet wurden, ein Verfahren, das bis zur Stunde noch für die Schnecken nach„Burgunderart“ im Brauch iſt. Nach der Wäſſerung wurden die Schnecken im Ofen gebacken, nachdem ſie vorher mit aromatiſchen Kräutern wie Thymian, Salbei und Peterſilie behandelt worden waren, worüber die angenommene Färbung der Schalen keinen Zweifel läßt. Geringe Spuren von Arſen und Tannin rechtfertigen überdies den Schluß, daß bei der Küchenbehandlung auch Knoblauch und längere Behand⸗ lung im Weinbad eine Rolle geſpielt haben müſſen, wie es in der römiſchen Küche noch heute der Fall iſt. Galz macht Geſchichte Daß man in vielen ziviliſierten Ländern den Handel mit Salz zum Staatsmonopol gemacht hat, iſt nur ein Beweis in moderner kapitaliſtiſcher Form für die 5 die das Salz für die Völker hat. Ein intereſſantes Beiſpiel aus der Vergangenheit für dieſe Tatſache wurde auf einem Geogra⸗ fer ee in New Pork vorgetragen. Amerikaniſche 8925 cher hatten herausgefunden, daß die Routen, denen die mexi⸗ kaniſchen Eingeborenen bei ihren Wanderungen von Norden nach Süden folgten, durch die vorhandenen Salzlager be⸗ ſtimmt worden waren. Das Salz hatte bei den Mexikanern geradezu religiöſe Bedeutung, nicht weniger aber auch ſo⸗ ziale und politiſche; am Salzbeſitz maß man den Reichtum eines Stammes; wer die Salzlager beherrſchte, hatte die po⸗ litiſche Macht. Und umgekehrt trieb der Mangel an Salz zum Beiſpiel den Stamm der Tlaxcalans zu dauernden Kriegen mit den Azteken. Der Salzmangel war die Urſache, daß die Tlaxxalans Verrat an ihren Landsleuten begingen und ſich mit den Spaniern verbündeten, die reichliche Mengen des begehrten Kriſtalls an der Küſte gewannen. Die Mexikaner kannten die Salzgewinnung durch Deſtillation noch nicht, ſie gebrauchten das Salz der Natur, wie es vorkam in den Salzquellen entlang den Rändern der Salzſeen, der Hoch⸗ plateaus, in den Salzpfannen der Küſte und in der Form der kriſtalliniſchen Ausſcheidungen der Salzſteppen, des ſoge⸗ nannten Kehrſalzes. Mannheimer Theaterſchau Spielplan vom 17. bis 27. Dezember. Im Nationaltheater: Montag, 17. Dezember: Miete A 8, Sondermiete A 4. Das Konzert. Luſtſpiel von Hermann Bahr. Anfang 20 Uhr. Ende 22.30 Uhr. 5 Dienstag, 18. Dezember: Miete H 8, Sondermiete 9 4. Das Muſikantendorf. Luſtſpiel von Heinz Lo⸗ renz. Anfang 19.30 Uhr. Ende 22 Uhr. Mittwoch, 19. Dezember: Für die„NS⸗Kulturgemeinde Abt. Theater, Mannheim“. Abt. 139 bis 144, 160, 224 bis 226, 342 bis 34, 364 bis 366, 509 bis 510, 519 bis 520, 530, 549 bis 550, 560, Gruppe D Nr. 1 bis 400 und Gruppe E Nr. 1 bis 600: Die Räuber von Schiller. Anfang 19.30 Uhr. Ende 23 Uhr. Donnerstag, 20. Dezember: Miete D 8, Sondermiete Du5: Schwarzmann und die Magd. Schauſpiel von Walter Erich Schäfer. Anfang 20 Uhr. Ende 22.30 Uhr. Freitag, 21. Dezember: Miete F 9, Sondermiete F 5: Königskinder. Muſikmärchen von Engelbert Hum⸗ perdinck. Anfang 19.30 Uhr. Ende gegen 22.30 Uhr. Samstag, 22. Dezember: Miete G 8, Sondermiete G 4 Die Regimentstochter. Komiſche Oper von Do⸗ nizetti. Anfang 19.30 Uhr. Ende gegen 21.30 Uhr. Sonntag, 23. Dezember: Nachmittagsvorſtellung: Aſchen⸗ brödl. Weihnachtsmärchen von C. A. Görner. Ein⸗ trittspreiſe 0.30 bis 2.00 Mark. Anfang 15 Uhr. Ende 17 Uhr.— Abends: Miete B 9: Der Roſenkava⸗ Lier. Oper von Richard Strauß. Anfang 19 Uhr. Ende 22.30 Ahr. Montag, 24. Dezember:(außer Miete): Aſchenbrödl. Weihnachtsmärchen von C. A. Görner. Eintrittspreis 0.30 bis 2.00 Mark. Anfang 16 Uhr. Ende 18 Uhr. Dienstag, 25. Dezember(1. Weihnachtstag): Miete A 93 In neuer Inſzenierung: Die Meiſterſinger von Nürnberg. Oper von Richard Wagner.(Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben). Anfang 17.30 Uhr. Ende etwa 22.30 Uhr. Mittwoch, 26. Dezember(2. Weihnachtstag): Nachmittags⸗ Vorſtellung: Aſchenbrödl. Weihnachtsmärchen von C. A. Görner. Eintrittspreiſe 0.30 bis 2.00 Mark. An⸗ fang 15 Uhr. Ende 17 Uhr.— Abends: Miete M 9: Carmen. Oper von Georges Bizet.(Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben). Anfang 19 Uhr. Ende 22.15 Uhr, Donnerstag, 27. Dezember: Miete E 8, Sondermiet⸗ E 4: Das Konzert. Luſtſpiel von Hermann Bahr. Anfang 20 Uhr. Ende 22.30 Uhr. Freitag, 28. Dezember: Für die„NS⸗Kulturgemeinde, Abt. Theater, Mannheim“. Abt. 101 bis 103, 119, 201 bis 203, 327 bis 332, 348 bis 350, 501 bis 507, 511 bis 513, 521 bis 527, 541 bis 543, 551 bis 553, 561 bis 570, 581 bis 590, 598 bis 600, Gruppe D Nr. 1 bis 400 und für die„NS⸗Kulturgemeinde, Abt. Theater, Ludwigshafen“. Gruppe F Nr. 815 bis 817: Ein Mas⸗ kenball. Oper von G. Verdi. Anfang 19.30 Uhr. Ende 22.15 Uhr. Zeitſchriften und Bücher. 5 Reichsſteuertabellen zum Ableſen der Lohuſteuern. Verlag Wilh. Stollfuß, Bonn. Preis Mk. 2.— Vom 1. Januar an wird bei Einkünften aus nichtſelbſtändiger Arbeit die Einkommenſteuer durch Abzug vom Arbeits⸗ lohn(Lohnſteuer) erhoben. Der Arbeitnehmer hat die Lohn⸗ ſteuer für den Arbeitnehmer bei jeder Lohnzahlung ein⸗ zubehalten und an das Finanzamt abzuführen. Die Lohn⸗ ſteuer⸗Beträge, die der Arbeitgeber einzuziehen hat, ſind in überſichtlichen Tabellen feſtgelegt. Uns liegen hier 5 ſehr überſichtliche und ſauber gedruckte Lohnſteuertabellen vor, die das ſofortige Ableſen der geſetzlich feſtgelegten Steuerbeträge ermöglichen. Es ſind dieſes je 1 Tabelle mit den einzuziehenden Beträgen bei monatlicher, I4tägiger, wöchentlicher, täglicher und 4 ſtündl. Lohnzahlung. Der gleiche Verlag brachte auch je 1 Tabelle zum Ableſen der Einkommenſteuer(für veranlagte Steuerpflichtige) und der Bürgerſteuer zu je 0.60 Mk. heraus. Sämtliche Tabellen ſind jedem Arbeitgeber unentbehrlich und man ſollte ſie Zwangsvollſtreckung. Dienstag, den 18. Dezember 1934, vorm. 11 Uhr, werde ich in Seckenheim an der Waaghalle gegen bare Zahlung im Vollſtreckungswege öffentlich verſteigern: 1 Klavier, Bücher, Möbel aller Art, je 3 Sack Gerſte, Hafer und Weizen. Spreng, Gerichtsvollzieher. Verſammlungs⸗ Kalender. b NS.⸗Hago. Heute Montag abend 8.30 Uhr Sitzung der Amtsleiter und Zellenwarte der NS.⸗Hago im„Bad. Hof“(Nebenz.). Gammel ⸗Anzeiger Hur für Mitglieder der Landw. Cin⸗ u. Verkaufsgenoſſenſchaſt. Schlachtſchwein zu verkaufen. Auskunft im Lager. 0 Du Di Du d, u N Du, e. Du, Du, ed N nee N 2 Dye 2. ee 8 e e N e N e e e e e FD 0 Gesangbücher, Vergißmeinnicht, Kochbücher, Amateur-, 8 Postkarten- und Poesie-Alben, Märchen-, Mal- und S. Bilder-Bücher, Briefpapier in Kasetten, Mappen und Blocks, Kinderpost, Spiele, Schüler-Etuis, Federkasten 9 Farbkasten und Pinsel, Mundharmonikas, Geldbeutel, 8 8 818 705 Y. 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