Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die 22 mm breite mm- Zeile 3 Pfg. Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Wiederholungen tarifl. Rabatt. Preisliſte Rr. 2. Anzeigenſchluß 9 Uhr. T. A. XI. 34: 1200 für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. VBerkülndblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Secken heim. eee eee Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig), „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Verantw, für Schriftl u Anzeigen Gg. Härdle, M⸗Seckenheim Druck und Verlag: G.=Zimmermann Wtw.(Inh. G. Härdle). Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439 34. Jahrgang Das Feſt des Friedens Wenn es nur darauf ankäme, daß die Menſchen und Völker zueinander in geordneten Beziehungen leben, daß nicht ein offener Kriegszuſtand mit allen ſeinen Schrecken herrſcht, ſo müßte in dieſem Jahre die Menſchheit das zeihnachtsfeſt als Feſt des Friedens überall harmoniſch begehen können. Auf der ganzen Erdenrunde brennt nir⸗ gends die Kriegsfackel. Dort, wo in der grünen Hölle von Südamerika der formelle Friedensſchluß noch fehlt, ſcheint dennoch der Kriegsbrand ausgelodert zu haben. Und in dem alten großen Kulturlande China ſind die Bürger⸗ kriegszuckungen zwar keineswegs beendet, aber amtlich will man auch hier nicht im Kriegszuſtande leben. Die empfind⸗ lichſten Brennpunkte der Kriſen⸗ und Kriegsgefahr ſehen aber an dieſem Feſte kaum noch ſo ſchlimm aus, wie noch vor wenigen Monaten. Im Fernen Oſten, in Südoſteuropa und unter den lateiniſchen Schweſternationen des Weſtens haben ſich die Streitpunkte verringert und eine fühlbare Entſpannung iſt eingetreten. Wie ſollte ſich alſo die Menſch⸗ heit des Friedens nicht erfreuen? Benjamin Franklin, Amerikas großer Präſident, ſchrieb einſt die Worte nieder:„Es gibt keinen ſchlechten Frieden.“ Vielleicht widerſpricht innerlich ſogar der gegen⸗ wärtige Inhaber des Präſidentenſtuhles in den Vereinig⸗ ten Staaten dieſer Auffaſſung ſeines Amtsvorgängers. Was die Friedensſchlüſſe, die den Weltkrieg beendeten, an Not und Elend über Sieger und Beſiegte brachten, das iſt in der N' atgeſchichte allerdings ohne Beiſpiel. Und man muß ſchon einen Frieden als ſchlecht bezeichnen, der zur naturnotwendigen Folge jene Kriſe haben mußte, die noch immer die Welt verheert. Da maßten ſich vor fünß⸗ zehn Jahren vier Weltrichter an, die Welt neu zu ordnen. Willkürlich wurden große Staatengebilde und Wirtſchafts⸗ einheiten zertrümmert, aus anderen ſchnitt man lebens⸗ wichtige Teile heraus, und man gefiel ſich ſogar in dem Irrſinn, den unterlegenen Mächtegruppen, die man zer⸗ fetzt, entmachtet und wirtſchaftlich gefeſſelt hatte, unerfüll⸗ bare Tributlaſten aufzuerlegen. Dieſes letztere Beginnen iſt ja nun an ſeinem eigenen Widerſinn geſcheitert. Aber was in den Jahren des Tributwahnes vernichtet wurde, das fehlt heute allenthalben für Neuaufbau und Wieder⸗ geſundung. Und von einer großzügigen, konſtruktiven Zu⸗ ſammenfaſſung der Völker für den gemeinſamen Wieder⸗ aufbau der Welt hat man noch nichts vernommen. Abge⸗ ſchloſſener denn je ſtehen ſich die einzelnen Kulturländer als wirtſchaftliche Konkurrenten gegenüber, und jeder iſt ängſtlich darauf bedacht, dem Nachbar nicht mehr abzukau⸗ fen als er ihm abnimmt. In dieſer organiſierten Desorganiſation, in dieſer all⸗ gemeinen Hilfloſigkeit der entſchlußloſen Weltführung darf ein Land ſich glücklich preiſen, das, ohne die Gültigkeit und Erkenntnis von der Heilkraft einer völkerverbindenden Wiederaufbauarbeit zu leugnen, ſein Heil nicht von außen her erwartet, ſondern ſein Schickſal bei den Hörnern packt und im nationalen Rahmen zunächſt die Selbſtbehauptung verſucht, ehe die anderen an die Weltgeſundung denken. Neben uns ſind es in der Welt eigentlich nur noch die Vereinigten Staaten, die ſich an der ſchweren, aber dank⸗ baren Aufgabe verſuchen, zunächſt aus eigener Kraft aus dem Schlimmſten herauszukommen. Aber Amerika hat es ſo unendlich viel leichter als wir. Es hat alles, was uns fehlt: Kapital, Rohſtoffe, Kaufkraft. Das Deutſchland Adolf Hitlers unternimmt den kühnen Verſuch, die materiellen Fehlniſſe durch höchſte Anſpannung der moraliſchen Kräfte zu erſetzen. Erzeugungsſchlacht und Rohſtofferſatz aus hei⸗ miſchem Stoff ſollen uns dabei allerdings auch materiell helfen. Hier liegt die große nationale Aufgabe des kommen⸗ den Jahres. Aber auf einem Gebiete, das dürfen wir mit Dank und Stolz ſagen, hat unſere Reichsführung bereits einen klaren und entſcheideden Sieg errungen. Für das Feſt des inneren Friedens kann die Bedeutung dieſes Sie⸗ ges nicht hoch genug veranſchlagt werden. Es iſt gelungen, umſer Volk in einer nie gekannten, auch draußen beiſpiel⸗ loſen nationalen Solidarität zuſammenzuſchweißen, um durch allgemeines Opfern derer, die noch geben können, Hunger und Kälte von den Wohnſtätten der Bedürftigen fernzuhalten. Das Winterhilfswerk mit allen ſeinen Aus⸗ ſtrahlungen, mit ſeinem Wecken der Freude am Schenken und Beſchenktwerden läßt das deutſche Weihnachtsfeſt uns allen wirklich als das große Feſt der Liebe erſcheinen. Von dieſer Erkenntnis aus gewinnen wir auch die Kraft, den anderen Zeitproblemen mutvoll ins Auge zu ſchauen. Was vermag ein Volk nicht, wenn es geſchloſſen hinter tatfroher Führung ſteht? Und in einem weiß ſich die⸗ ſes Volk mit ſeiner Führung vollkommen eins: in der Sehn⸗ ſucht nach Frieden. Gewiß nicht nach einem faulen Frieden, einem Frieden um jeden Preis! Die Welt kennt unſere ein⸗ zige Forderung, die da Ehre und Gleichberechtigung heißt. Aber wie klein iſt doch dieſer Preis gegenüber dem lockenden Ziel eines wirklichen Weltfriedens. Würden jene Staats- männer, die ihn verweigern, und damit den Zuſtand einer 1 1 ——— 1 1 1 5 Heil Hitler! Montag, den 24. Dezember 1984 friedloſen Welt verewigen und einen weltwirtſchaftlichen Wiederaufbau vielleicht für immer verhindern und damit Chaos und Bolſchewismus in die ganze Welt bringen, vor dem Richterſtuhle der Geſchichte ihr Tun und Unterlaſſen je verantworten können? Jedes Volk wird einſt ſeine Staats⸗ männner vor dieſe Frage ſtellen. Wir ſehen, daß gerade die Kräfte der einſtigen Frontſoldaten überall am Werke ſind, und ihre Mahnungen und Forderungen löſen das Zeitalter eines geſchwätzigen Parlamentarismus ab, der redet, wo er verſagt, und ſchweigt, wo zu reden die Pflicht gegenüber den Völkern und dem Weltfrieden für ihn beſtünde. Es mußte wohl dahin kommen, daß die grauen Männer aller Fron⸗ ten, die ſich vier Jahre lang in todbringendem Kämpfe gegenüberlagen, ſchließlich die wahren, aufrichtigſten Freunde des Friedens wurden. Sie haben Deutſchlands Führer am erſten verſtanden, ſie wiſſen, was ſein Stellver⸗ treter meint, wenn er zu den Frontſoldaten aller Länder ſpricht. Hier liegt auch die große Weihnachtshoffnung dieſes Jahres. Das Chriſtkindlein, umſtrahlt vom Lichterglanz des Tannenbaums, erfreut nach wie vor die Kinderherzen. Der denkende Erwachſene aber ſieht den Friedensbringer heute im grauen Frontkleid, mit den Attributen des Krieges. Aber er bringt keinen neuen Krieg in die Welt, ſondern dieſer graue Mann iſt heute ein Frontſoldat des Friedens. Die kämpferiſche Weihnachtsgeſinnung für Weltfrieden und Völkerverſtändigung erweiſt ſich als die beſſere Kraft gegen⸗ über den ſchwächlichen Pazifiſten und gewerbsmäßigen Frie⸗ densmachern. Wo aus furchtbarer Erfahrung der ſtahlharte Entſchluß zum Frieden gereift iſt, da iſt Sicherheit gegeben, daß die alte Weihnachtsforderung vom Frieden auf Erden endlich zur Tat wird. In dieſer Hoffnung feiert Deutſchland das Feſt des Friedens... An die GA Weihnachtsbotſchaft des Chef des Stabes. Der Chef des Stabes der SA., Lutze, erläßt folgende Weihnachtsbotſchaft an die SA.: Weihnacht iſt das Feſt der Liebe, iſt die hohe Zeit ewig ſich erneuernden Lebens. Im Nationalſozialismus formte ſich der Lebenswille des deutſchen Volkes zum politiſchen Prinzip. Seine tragenden Gedanken höchſter, uneigennützig⸗ ſter Liebe: Die Ueberwindung des ſelbſtiſchen Eigennutzes zu Gunſten des allgemeinen Beſten und die Niederreißung der trennenden Schranken zwiſchen Verufen und Konfeſſionen, zwiſchen Klaſſen und Ständen zur Verwirklichung einer wah⸗ ren Volksgemeinſchaft aller Deutſchen. In der SA. wurden dieſe Ziele lebendige Tat. In dem vieljährigen Kampf der SA. um die Straße und um die Herzen der deutſchen Menſchen offenbarte ſich eine Opferfreudigkeit, die nicht an Exiſtenz und Lohn, nicht an bequeme Ruhe und perſönliches Glück dachte,— die nur er⸗ füllt war von einer heiligen Unraſt und bereit, jede Stunde alles hinzugeben, ſelbſt Blut und Leben, für Deutſchland. And in der Kameradſchaft der SA. lebte die kälige Volks⸗ gemeinſchaft ſichtbar und überzeugend; in den braunen Ba⸗ kaillonen Adolf Hitlers trat ruhig und ſelbſtverſtändlich der Skudent neben den Arbeiter, der Bauer neben den Erwerbs⸗ b loſen, der Prinz neben den Handwerker. Sie alle gleichen Rechts und gleicher Pflichten. Alle geeint durch einen Glau⸗ ben, den Nakionalſozialismus,— eine Liebe, Deutſchland,— eine Treue, die zum Führer Adolf Hiller. Mit dieſen Weſenswerten hat die SA. dem National⸗ ſozialismus den Weg zum Siege gebahnt. Und an dieſem Tage der Geburt Chriſti, der Wende in der Natur zu neuem Leben,— an dieſem Feſt der Liebe, das das ganze deutſche Volk unter dem Weihnachtsbaum im Glauben an eine lichtere Zukunft vereint, verbindet ſich die ganze SA. Deutſchlands als Garant einer lebendigen Volks⸗ gemeinſchaft mit heißem Herzen zu dem ſtahlharten Wollen: Nimmer zu laſſen von den männlichen Tugenden, die die SA. groß gemacht und Deutſchland befreit haben, die die tragenden Pfeiler ſind, auf denen der Beſtand und die Zu⸗ 195 des neuen Deutſchland ſicher und unverbrüchlich be⸗ ruht.- Zetzt und für alle Zeit das Wohl des Ganzen höher zu ſtellen als das eigene Ich, jedem Volksgenoſſen ein leuchten⸗ des Beiſpiel zu ſein in der Treue zum Führer und im Ein⸗ ſatz für eine wahre, aufrichtige Volksgemeinſchaft, immer be⸗ reit zu ſein, alles, ſelbſt das Deben, freudig zu geben für das Volk, für Deutſchland. In dieſem Geiſte der alten SA. frohe Weihnacht! gez. Lutze. 342 Gaarländer aus Amerika Mit Dampfer„Bremen“ eingetroffen. Bremerhaven, 24. Dez. Nachdem am Donnerstag und Freitag mit der„Cap Arcona“ und der„Monte Olivia“ über 500 Saarländer aus Südamerika herbeigeeilt ſind, um der Abſtimmungspflicht zu genügen, kam nun auch der Lloyd⸗Schnelldampfer„Bremen“ in Bremerhaven an, der die bisher größte Gruppe von 342 Saardeutſchen aus Nordamerika brachte. Der Präſident des Chicagoer Saarvereins, Joſeph P. Martin, erzählte, daß von den 342 Saarländern, die ſich an Bord der„Bremen“ befanden, 296 abſtimmungsbe⸗ rechtigt ſind und am 13. Januar mit Begeiſterung ihr Jawort für die Wiedervereinigung der Saar mit Nr. 300 von 1919 bis 1924 nach Amerika ausgewandert, als mit der franzöſiſchen Beſetzung die wirtſchaftlichen Schwierigkeiten ihnen keine Lebensmöglichkeiten mehr in ihrer Heimat boten. Die Stimmung bei allen Saarländern iſt außerordenk⸗ lich zukunftsfreudig, ſie ſagen, daß man in Amerika der feſten Aeberzeugung iſt, daß die Abſtimmung faſt 100pro⸗ zenkig für die Wiedervereinigung mit dem Deutſchen Reich ausfallen wird. Beſondere Freude herrſcht auch darüber, daß die Saarländer gerade zu Weihnachten im Kreiſe ihrer Lieben in der Heimat das ſchöne deutſche Weihnachtsfeſt verleben können. Die meiſten von ihnen wollen drei bis vier Monate in Deutſchland bleiben, und viele ſind unter ihnen, die über⸗ haupt im Deutſchen Reich bleiben und nicht mehr in die Vereinigten Staaten zurückkehren wollen. Im Namen des Bremer Senates hieß Präſident Dr. Brauneck die Ankommenden herzlich willkommen. Da⸗ nach begrüßte der ſtellvertretende Vorſitzende des Bundes der Saarvereine, Debusmann, ſeine Landsleute im Saarbrücker Dialekt. Er ſchloß mit dem Appell: Wir wollen alle dafür eintreten, daß unſer liebes Saar⸗ land wieder deutſch wird. Nachdem der laute Beifall ſich gelegt hatte, ſtimmte die Menge bewegt das Saarlied an. Einige der aus Amerika und Kanada gekommenen Saarländer traten vor das Mikrophon und brachten in kurzen Worten ihre Freude über das Betreten deutſchen Bodens zum Aus⸗ druck. Im großen Speiſeſaal der„Bremen“ ſpielten ſich dann ergreifende Wiederſehenſzenen zwiſchen den aus dem Saar⸗ gebiet nach Bremerhaven geeilten Verwandten und den ſaarländiſchen Volksgenoſſen aus Amerika ab. Amerika ab. f In Bremen wurde den Saardeutſchen im Rathaus ein offizieller Empfang bereitet. Dann fuhren ſie weiter, un⸗ mittelbar ins Saargebiet. Empfang in Saarbrücken Ein wahrhaft überwältigender Empfang wurde den etwa 350 Saardeutſchen aus Süd⸗ und Nordamerika be⸗ reitet, die am Sonntag vormittag gegen 10,30 Uhr hier eintrafen. Taufende und Abertauſende hatten ch auf dem Bahnhofsvorplatz und ſeinen Zugangsſtraße und auf dem Bahnſteig verſammelt. Als endlich der Zug einlief, war die freudig erregte Menge kaum noch halten, Jubelrufe, endlos und immer wiederholt, lachende Geſichter, emporgereckte Arme den Heimkehrenden entgegen, die ihrerſeits aus den Fenſtern heraus jubelten, ein unbeſchreiblicher Anblick! Wenn auch die Stadt infolge des Flaggenverbotes der Abſtimmungskommiſſion ohne jeden Flaggen⸗ ſchmuck in den grauen Tag hineinſchaute, ſogar die franzöſiſche Bergverwaltung hat, woran man⸗ cher gezweifelt hatte,— zum erſten Male ſeit 15 Jahren die Trikolore eingezogen, ſo hat der unaus⸗ ſprechlich herzliche Empfang doch den Heimkehrern gezeigt, daß ihre Liebe dahin gehört, wo ihnen wahrhafte Liebe entgegengebracht wird. N 5** 5* 2 2 Weg mit der Emigrantenpolizeil Ein Schreiben Bürckels an Knor. Neuftabt a. d. H., 24. Dezember. Der Saarbevollmächtigte des Reichskanzlers, Gauleiter Bürckel, hat dem Präſidenten der Regierungskommiſſion in Saarbrücken folgendes Schreiben zugehen laſſen: „Herr Präſident! Der Aufmarſch der Polizeitruppen für das Saargebiet iſt nunmehr erfolgt. Deutſchland, das ange⸗ ſichts der beiſpielloſen Disziplin der deutſchen Bevölkerung trotz der Terrorakte der Emigranten und Separatiſten ſolch weitgehende Schutzmaßnahmen für überflüſſig hielt, hat der Bereitſtellung der Truppen zugeſtimmt und damit ein großes Opfer gebracht zu einer friedlichen Regelung der Verhäͤltniſſe⸗ an der Saar. Ohne dieſe deutſche Zuſtimmung wäre die Bereitſtellung der Truppen ein Bruch der für das Saar⸗ gebiet geltenden Rechtsordnung geweſen. Bei dieſer Sachlage ergeben ſich auch für die Regie⸗ rungskommiſſion notwendige Folgerungen. Nach Para⸗ graph 30 des Saarſtatuts hat die Saarbevölkerung einen Anſpruch auf örtliche Polizei. Aus dem Wort⸗ laut der Beſtimmung ergibt ſich einwandfrei, daß in die Polizei keine Kräfte aufgenommen werden, die nicht zur örtlichen Polizei gehören, alſo von außerhalb des Saar⸗ gebietes kommen und der überwiegenden Mehrheit der Saarbevölkerung feindlich gegenüberſtehen. Dieſe Beſtim⸗ mung hat ſomit vor allem auf die Emigranten Anwendung zu finden. Soweit ſolche Perſonen aber bereits in die Polizei ein⸗ geſtellt ſind, müſſen ſie kraft zwingenden Rechtes unver⸗ züglich entfernt werden. Wenn die Regierungskommiſſion bisher die Einſtellung von Emigranten in die Polizei glaubte mit dem Hinweis darauf begründen zu können, daß die örtlichen Polizeiſtreitkräfte nicht ausreichen, ſo fällt dieſer Borwand mit der Bereitſtellung der Polizei⸗ iruppen ſelbſtverſtändlich weg. Ich darf mich der Hoffnung hingeben, daß Sie, Herr Präſident, nachdem Deutſchland der Enkſendung der Polizeikruppen im Intereſſe einer Ent⸗ ſpannung der zwiſchenſtaatlichen Beziehungen zugeſtimmt hak, auch nun ihrerſeits zur Wiederherſtellung der Rechts⸗ ordnung im Saargebiet beitragen und die Emigranten dem Deutſchen Reich geben wollen. Alle waren in der Zeit * ſofort aus dem ſaarländiſchen Polfzeidienſt entfernen.“ . 84* Schafft Lehrplätze! Aufruf zur Einſtellung von Lehrlingen. Berlin, 24. Dezember. Der Leiter der Deutſchen Arbeitsfront, Dr. Ley, der Reichsjugendführer Baldur von Schirach, der Präſident der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenver⸗ ſicherung Dr. Syrup und der Leiter der Reichswirtſchafts⸗ kammer, Dr. Hecker, erlaſſen einen„Aufruf zur Einſtellung von Lehrlingen“, in dem es heißt: i In wenigen Monaten, am 1. April 1935, verlaſſen wie⸗ der je 800000 Knaben und Mädchen die Volksſchulen und rund 100 000 Jugendliche die Fachſchulen und höheren Lehr⸗ anſtalten. Die meiſten von ihnen möchten Lehr⸗ und Ausbil⸗ dungsſtellen in Handwerk, Induſtrie, Handel und Verwal⸗ tung finden. Sie alle wollen etwas Tüchtiges lernen, um ſpäter mitzuhelfen, durch berufliche Leiſtungen die wirtſchaft⸗ lichen Grundlagen des deutſchen Volkes zu ſichern. Bereiten wir dieſem anerkennenswerten guten Willen der deutſchen Jugend, ſich einzugliedern in die Gemeinſchaft des werk⸗ tätigen und ſchaffenden deutſchen Volkes, keine Enttäuſchung! An Lehrherren und Lehrmeiſter, Betriebsinhaber und Be⸗ triebsleiter, ſowie die verantwortlichen Stellen der Verwal⸗ tung im Staate und in den Gemeinden richten wir daher im Namen der deutſchen Jugend und aus der Verantwor⸗ tung für den Fortbeſtand der Leiſtungsfähigkeit der deutſchen Wirtſchaft heraus die Bitte: „Stellt für Oſtern 1935 der deutſchen Jugend hinreichend viel Lehr- und Ausbildungsplätze zur Verfügung.“ Die Ausbildung des Nachwuüchſes für alle Zweige der Be⸗ rufe, der Wirtſchaft und der Verwaltung iſt keine Angelegen⸗ heit, die nur den einzelnen Betrieb angeht, ſie iſt eine Ange⸗ legenheit des ganzen deutſchen Volkes und der geſamten deutſchen Wirtſchaft. 5 Meldungen von Lehr- und Ausbildungsſtellen für alle Berufe nehmen mündlich, ſchriftlich und durch Fernruf die Arbeitsämter deutſchen (Berufsberatungsſtellen) entgegen. jederzeit zmimelte 850000 RM. 595 112 RM. in bar. Berſin, 24. Dezember. Der Befehlshaber der deutſchen Polizei, General Daluege, gab vor Vertretern der Pheſſe das Ergebnis der Tages der deutſchen Polizei bekannt. Danach ſind am Tag der Polizei im ganzen Reichsgebiet 595 112 RM. in bar ein⸗ gekommen. Weiter wurden 73 653 anden te un im Werte von 195 000 Rm. und 193 000 Pfundpakete im Werke on 96 900 Rm. geſpendet. Das Geſamtergebnis der Polizei⸗ ſammlung für das Winkerhilfswerk iſt demnach mit 850 000 RM. zu veranſchlagen. Sonderſpende der Eiſenbahner. Das Reichsbahnperſonal hat zu Weihnachten für das Winterhilfswerk eine Sonderſpende in Höhe von 500 000 RM. zur Verfügung geſtellt. Nothermere auf der Autobahn Starker Eindruck des gewaltigen Werkes. München, 24. Dezember. Der engliſche Zeitungsverleger Lord Rothermere, der dem Braunen Haus einen Beſuch abſtattete, fuhr im Wagen des Stellvertreter des Führers, den dieſer ſelbſt ſteuerte, einen Teil der fertiggeſtellten Strecke der Auto⸗ bahn München⸗Landesgrenze ab. In ſeiner Begleitung befand ſich der engliſche Journaliſt Ward Price. Der General⸗ inſpektor für das deutſche Straßenweſen Dr. Todt über⸗ nahm die Führung. Er erläuterte die Grundſätze, die beim Bau der Autobahn maßgebend ſind, und machte auf bekannte Einzelheiten aufmerkſam. Lord Rothermere unterſtrich den ſtarken Eindruck, den der gewaltige Autobahnbau auf ihn mache. Längere Zeit verweilte er an der Bauſtrecke der großen Ueberführungs⸗ brücke des Mangfalltales, die bereiks heute nach Fertig⸗ ſtellung der beiden gewaltigen Doppelpfeiler in Eiſenbeton die 50 Meter hoch in den Himmel ragen, ein impoſantes Bild deutſcher Brückenbautechnik abgeben. Nach dieſer Beſichtigungsfahrt verließ Lord Rothermere Deutſchland. 0 Sale cines fer cs Ger fabe nenen un H Nen. 88 Plötzlich kam ihm eine Erleuchtung. n a Wer zwang ihn denn, einen Prozeß anzuſtrengen? Man pflegte ja mit Banditen ſonſt nicht viel Weſens zu machen. rozeß? 99 Parce ſchüttelte heftig den Kopf. Es ſtand mit einem Male bei ihm feſt, daß es nicht zum Prozeß kom⸗ men durfte, ſonſt war er ſelber verloten. Angelo Ducg mußte ohne Urteil gerichtet werden. Ein kühler Schauer überflog ihn. 5 Nun ja, war nicht Angelo Duca einer der ſchlimmſten 8 der Staatsgewalt geweſen? Ein Feind des Vater⸗ andes? De Marco hatte ein unangenehmes Gefühl bei die⸗ ſem Gedanken. 8 5 Aber dennoch, es durfte nicht zum Prozeß kommen. Nie⸗ mals! 85 Er ſtützte den Kopf in die Hand. 98 Ja, ſollte der König ſelbſt entſcheiden. Der König? Der Miniſter lächelte fatal. Wie pflegte Ferdinand IV. zu ſagen, wenn er im Kronrat ſich ſelbſt in einer wichtigen Sache nicht zu einem Entſchluß aufraffen konnte? „Meine Gemahlin ſoll entſcheiden!“ Ach, es war ein geflügeltes Wort am Hofe geworden. Jeder kannte die Anſchlüffigteit und Schwachheit des Kö⸗ nigs und wußte, daß letzten Endes Johanna Carolina, die Oeſterreicherin, regierte. And die hatte ihm am ſchlimmſten zugeſetzt Angelo Ducas wegen. h a Sie ſollte entſcheiden. Nur ſo konnten gefährliche Unruhen vermieden wer⸗ den Das Volk mußte vor eine vollendete Tatſache geſtellt werden. Nur ſo konnte de Marco ſeine eigene Ehre retten. Sinnend ſtand er eine Weile da. Dann griff er nach der Schelle auf dem Tiſch und klingelte. a Ein Lakai erf 8 a „Mein Pferd ſoll vorgeführt werden.“ „Sofort!“ Wenig ſpäter ritt Herr Carlo de Marco die ſonnen⸗ überſtrahlten Straßen dahin, dem königlichen Schloß ent⸗ gegen Ex mußte die Königin ſprechen. Unbedingt! Würdiger Proteſt der Gaarbevölkerung Gegen das Flaggenverbot der Regierungskommiſſion. gen ſind mit Haft nicht unter drei Tagen und beim Vorlie⸗ Franken bedroht. Im Saargebiet hat dieſe Verordnung ſtarke Erregung hervorgerufen. Man empfindet es allgemein als eine ganz einſeitige, gegen die Deutſchdenkenden gerichtete Maßnahme. Durch ſie wird es der Bevölkerung unmöglich gemacht, den gerade in der Verbotszeit herbeieilenden abſtimmungsberech⸗ tigten Freunden, Verwandten und Bekannten aus Nah und Fern ihre Freude zu zeigen und den Willkomm zu entbieten, der in den Farben des Mutterlandes, in dem Hoheitszeichen des Reiches Adolf Hitlers, ſeinen ſprechendſten Ausdruck findet. Das Gefühl des angetanen Unrechts hat die deutſchen Bewohner des Saargebietes zu einem ſpontanen Proteſt ver⸗ anlaßk: in reichem Flaggenſchmuck prangen die Städte des ganzen Gebietes: ein Gruß für die, die in den nächſten zwei Wochen zurückkehren, um mit dem Abſtimmungszektel die Heimat zu verteidigen. Ein Willkommen für alle. Vom 2855 1 ab darf dann die Freude nicht mehr gezeigt werden. Holland in Trauer Große Anteilnahme an dem Jlugzeug-Unglück. Das tragiſche Geſchick des Großflugzeuges„Uiver“ hat ganz Holland in tiefe Trauer verſetzt. Auf dem Gebäude der Luftfahrtgeſellſchaft, auf den Flughäfen und auf vielen Pri⸗ vathäuſern wehen die Flaggen auf halbmaſt. Der Rundfunk hat ſeine Sendungen bis auf weiteres eingeſtellt. Die Königin hat der Luftfahrkgeſellſchaft kelegraphiſch ihr Beileid zu dem ſchweren Verluſt übermittelt and die Di⸗ rektion beauftragt, den Angehörigen der Verunglückten ihre liefgefühlte Anteilnahme auszuſprechen. In der zweiten Kum⸗ mer widmeten der Kammerpräſidenk und der Verkehrsminiſter den ums Leben gekommenen Fliegern und Fluggäſten warm gehaltene Nachrufe. Die Zeitungen, die zum Teil mit Trauerrändern erſchie⸗ nen ſind, bringen ſeitenlange Betrachtungen über den ver⸗ mutlichen Hergang und die Folgen der Zerſtörung des „Uiver“. Aus ihnen ergibt ſich als gemeinſamer Eindruck, daß man ſich noch kein klares Bild über die Urſache der Ka⸗ täſtrophe machen kann. Verſöhnungskurs in Güdſlawien Der Kroatenführer vom Prinzregenten begnadigt. Belgrad, 24. Dez. Prinzregent Paul hat auf Vorſchlag des Juſtizminiſters Kofitſch den ehemaligen Kroatenführer Dr. Matſchek begnadigt. Dr. Matſchek war am 31. Januar 1933 wegen der Unterzeichnung eines Aufrufes verhaftet worden, in dem er die Bedingungen dargelegt hatte, unter denen er eine Ver⸗ ſtändigung zwiſchen Kroaten und Serben für möglich hielt. Er hatte damals bekanntlich die Wiederherſtellung des ſtaats⸗ rechtlichen Zuſtandes vom Jahre 1918 gefordert, ſo daß noch einmal Verhandlungen darüber geführt werden ſollten, ob und unter welchen Vorausſetzungen Kroatien zu Südſlawien gehören ſollte. Das Arteil des Gerichtshofes zum Schutze des Staates gegen Matſchek hatte auf drei Jahre ſtrenges Gefängnis gelautet. Matſchek hatte ungefähr die Hälfte ſeiner Strafe in der Strafanſtalt von Sremska Mitrowitza abgebüßt, als er dort erkrankte und mit Erlaubnis des Königs Alexander in ein Sanatorium nach Agram gebracht wurde. Durch den Gnadenakt wurde ihm nunmehr das letzte Jahr ſeiner Haft erlaſſen. Die Begnadigung erregt in politiſchen Kreiſen großes Aufſehen und wird dahin gedeutet, daß der Negentſchaftsrat bei ſeiner Amtstätigkeit alle Härten, ſo weit als möglich, vermeiden will. Der im Zuſammenhang mit dem Marſeiller Attentat in Wien 5 enommene Kroatenführer Oberſtleutnant a. D. Pertſchewitſch wurde aus der Haft entlaſſen. Zwei Stunden ſpäter verließ er das Schloß wieder. Sein verkniffenes Geſicht ſah entſpannt und roſig aus. Sorglos ſchwang er die Reitgerte durch die Luft. Dies war am 24. April 1784. Am nächſten Tage lief beim Präfekten von Salerno eine Geheimorder aus dem Kabinett des Königs ein. Die Königin allerbings hatte ſie aufgeſetzt und Seine Hoheit nur Siegel und Namen hinzugefügt. Die Order beſagte, daß der in Salerno in Haft befindliche Banditenhauptmann Angelo del Duca innerhalb vierundzwanzig Stunden mit dem Strang vom Leben zum Tode zu bringen ſei. ** — Ein Held ſtarb. 5 Während alle Welt erwartungsvoll von dem ſenſatio⸗ nellen Prozeß ſprach, der bald beginnen würde, und keine Ahnuag davon hatte, daß das Arteil bereits geſprochen war, während Prinz Nikanor über das Meer eilte, um die Maſchinerie ſeiner weitreichenden Beziehungen für die Befreiung Angelos in Tätigkeit zu ſetzen, geſchah bereits das Furchtbare. Angelo Duca hatte mit Faſſung das Urteil, das ihm der Präfekt verkündete, entgegengenommen. Er wußte im Augenblick: Diesmal gibt es keine Rettung. Er war in Sa⸗ lerno. Und vor Salerno hatte er ſich hüten ſollen. Sehr deutlich entſann er ſich jener Warnung des Alten vor vie⸗ len Jahren:„Hüte dich vor Salerno!“ Eine tiefe Ruhe war über ihn gekommen. In der Nacht vom 25. zum 26. April vollzog der Hen⸗ ker ſeinen grauſigen Befehl. f Es gab keine Rettung mehr. 5 Der Galgen ſtand bereit. Ernſt und würdig ſchritt Angelo Duca zwiſchen den Henkersknechten aus dem Kerker in den Hof. Pechfackeln brannten. 5 Zwanzig Soldaten ſtanden in Reih und Glied. Der Präfekt von Salerno wußte, daß ſein Leben verwirkt war, wenn es Angelo Duca, dem„valoroſo capitano“, gelang, im letzten Augenblick der irdiſchen Gerechtigkeit wieder ein Schnippchen zu ſchlagen. e Zwei Offiziere, unter ihnen der Hauptmann Giulietti, waren anweſend Weiterhin der Präfekt und ein Geiſtlicher in großem Ornat. Er ſchritt dicht vor Angelo und betete unentwegt mit großer Inbrunſt. Angelo beſtieg die Leiter. r* 7 Zugunglück in Württemberg Zuſammenſtoß auf der Strecke Stuttgart— Crailsheim. Wenige Tage vor dem Weihnachtsfeſt hat ſich in Würt⸗ temberg ein ſchweres Eiſenbahnunglück ereignet, dem leider ſechs Menſchenleben zum Opfer gefallen ſind. Am Sonnabend, um 9.20 Uhr, ſtieß auf der eingleiſigen Strecke Murrhardt Backnang der Perſonenzug 1978 heſſen⸗ thal— Stuttgart auf der freien Strecke bei Haltepunkt Schleis⸗ weiler mit dem Nachzug zum Perſonenzug 1973 Stuttgart berg zuſammen. Bis jetzt ſind ſechs Tole, darunter Zug⸗ führer Bratzel aus Crailsheim, 15 mehr oder minder Schwer⸗ verletzte und eine Anzahl Leichtverletzte feſtgeſtellt worden. Die Schwerverletzten befinden ſich im Krankenhaus. Ihre Namen und die der Token, außer dem des Zugführers, konn⸗ ten noch nicht ermittelt werden. Die erſte ärztliche Hilfeleiſtung wurde von Bahnärzten und Privatärzten aus Sulzbach und Backnang geleiſtet. Neben der Feuerwehr und einigen Sanitätskolonnen betei⸗ ligte ſich auch Arbeitsdienſt aus Sulzbach und Murrhardt an den Rettungsarbeiten. Von Crailsheim und Stuttgart wur⸗ den Hilfszüge entſandt. Neun Tote Zu dem Eiſenbahnunglück bei Murrhardt teilt die Reichsbahndirektion Stuttgart noch mit: Von den im Krankenhaus von Backnang untergebrachten Schwerverletzten ſind die neunjährige Marianne Noller, Tochter des gleichfalls ſchwerverletzten Bahnunterhal⸗ tungsarbeiters Johann Noller, und der Lokomotivführer Adolf Scheerer aus Stuttgart, der den verunglückten Per⸗ ſonenzug 1978 Nürnberg— Stuttgart geführt hat, ihren Verletzungen erlegen. Am Nachmittag erlag auch der Eiſenbahnarbeiter Johann Noller ſeinen ſchweren Ver⸗ Die Zahl Todesopfer hat ſich damit auf den der de rletzten iſt den n nach Umſtände z ſt getötete junge Mädchen, deſſen Namen und Herkunft nicht ermittelt wer⸗ den nte, iſt, wie nunmehr feſtgeſtellt, die 15 Jahre alte Maria Staimer aus Hauſen, Oberamt Gaildorf. Die ſchwierigen Aufrönmungsarbeiten an der En⸗ fallſtelle ſind beendet. Der regelmäßige Betrieb iſt wie⸗ der im Gange. Die Anterſuchung der Arſache Zu dem Eiſenbahnunglück auf der Strecke Murrhardt enang iſt ergänzend zu melden, daß die Unterſuchung taatsanwaltſchaft noch nicht zu einem greifbaren Er⸗ gebnis geführt hat. Man vermutet ein Verſäumnis im Zugmeldeverfahren. Der Zuſammenſtoß der beiden Züge war ſo ſtark, daß ſich die Tender der Lokomotiven in den Führerſtand ſchoben und die nachfolgenden Gepäck⸗ und Poſtwagen mit dem erſten Perſonenwagen ein wirres Durcheinander bildeten. Der Lokomotivführer des von Stuttgart kommenden Zuges konnte ſeinen Zug, als er den entgegenkommenden Zug bemerkte, raſch anhalten. Die Geſchwindiagkeit des entgegenkommenden Eiſenbahn⸗ zuges war jedoch ſo groß, daß ein rechtzeitiges Halten nicht mehr möglich war. 5 ö Großfeuer im Mainzer Hauptbahnhof Mainz, 24. Dezember. Im Hauptbahnhof in Mainz brach am Sonnfag ein Großfeuer aus. Der Brand enktſtand über dem Warkeſaal dritter Klaſſe und breitete ſich ſehr ſchnell über den ganzen Dachſtuhl aus. Noch ehe die Feuerwehr an der Brandſtätte eintraf, be⸗ fand ſich der von einer Weihnachtsfeier kommende Gau⸗ lauter, Reichsſtatthalter Sprenger, an der Brandſtätte. Er griff mit ſeiner Begleitung ſofort tatkräftig ein. Herzog Karl Eduard von Sachſen⸗Coburg⸗Gotha iſt von ſeiner Amerika⸗ und Oſtaſienreiſe, die er als Präſident des Deutſchen Roten Kreuzes unternommen hat, nach Coburg zurückgekehrt. Im Alter von faſt 93 Jahren iſt in Tuerkheim der Senior der ſchwäbiſchen Lehrerſchaft, Hauptlehrer a. D. Friedrich Streicher, der Vater des Gauleiters von Mittel⸗ franken, Julius Streicher, geſtorben. Hinter ihm, ſtand dex Hey De elle e, gelten Ag gelo die Hände auf dem Rilcken binden, Mit einer mäch⸗ tigen Armhewegung ſchleuderte er ſie beiſeite. „Hundel Angels Duca wird zu ſterben wiſſen, wie et gelebt hat! Hände weg!“ dat Henker, ein vierſchrötiger Kerl, grinſte anerken⸗ nend „Laßt ihn!“ Der Mann konnte ihm nicht mehr entgehen, 1 Unendlich klar und ſternenvoll ſtand der Himmel über dem engen Geviert des Hofes. Eine feierliche Stille lag über der Welt.. 8 5 Der Geiſtliche murmelte lauter und erregter ſeine Li⸗ tanei am Fuße der Leiter Er kniete dabei auf die Erde, „Betet, betet!“ rief er Angelo zu. Der preßte die Hände über dem Herzen zusammen. Letzter Lebenswille flackerte auf. Er lächelte ſchmerzlich⸗ „Dianora— Rengatus“, murmelte er leiſe und ſah mit hochgebogenem Kopf in den nächtlichen Himmel hinein. Sie werden warten— beide— ſie werden mich nie wiederſehen, dachte er in dumpfer Innigkeit. So geht ein deen Droben, Dianoxa, gibt es vielleicht ein Wie⸗ exſehen. 8 171 „Macht Euch bereit!“ flüſterte der Henker in ſeinem Rücken Das ſtille Gebet ſchien ihm zu lange zu dauern. Angelo Duca reckte noch einmal die mächtigen Schul⸗ tern, Sah in den Hof hinab, wo die Uniformen und Waf⸗ fen der Soldaten und Offiziere im Mondlicht aufblitzten. Nein, es ging zu Ende. Der Kreis ſeines Lebens war geſchloſſen. Salerno war ihm als Zielpunkt beſtimmt geweſen. Seine Stimme erhob ſich. N „Soldaten! Es wird einer nach mir kommen, der Re⸗ chenſchaft von euch fordern wird, die ihr die Handlanger königlicher Tyrannei und Willkür geweſen ſeid. Einmal wird das Königreich Neapel und beider Sizilien verſchwin⸗ den, als wäre es nie geweſen. Königsthrone werden ſtüt⸗ zen wie morſche, verfaulte Säulen.“ Sein Blick wurde hart und viſionär.„And es wird ein geeintes, freies und ſchöneres Italien geben, das von den Alpen bis zu den blauen Geſtaden Stillens reicht. Wenn ihr Schergen 94 unten längſt vergeſſen und vermodert ſeid, wenn alle die Kreaturen, die heute die Freiheit noch mit Füßen l hinüber ſind und ihnen längſt niemand mehr flucht s eine Träne nachweint—“ „Stopft ihm das Maul!“ ziſchte der Präfekt. F* Ausdem ladiocùben lande Der Juſtizbeguftragte für Württemberg und Baden. () Karlsruhe, 22. Dez. Bekanntlich wurde auf Grund des 2. Geſetzes zur Ueberleitung der Rechtspflege auf das Reich vom 5. 12. 1934 vom Reichsminiſter der Juſtiz für die Abteilung Württemberg⸗Baden des Reichsjuſtizminiſteri⸗ ums Miniſterialdirektor Dr. Thieſing als Beauftrager beſtellt. Er wird ſein Amt am 1. Januar 1935 übernehmen und ſcheidet mit dieſem Tage wegen Erreichung der Alters⸗ grenze aus dem aktiven Staatsdienſt aus. Miniſterialdirektor Dr. Thieſing iſt im Jahre 1869 in Sulingen(Provinz Han⸗ nover) geboren und hat ſich dem juriſtiſchen Studium ge⸗ widmet. 1909 wurde er als Hilfsrichter in das preußiſche Juſtizminiſterium berufen, wo er drei Jahre ſpäter zum Ge⸗ heimen Juſt und Geheimrat ernannt wurde. In der gleichen Behörde wurde er 1923 Miniſterialdirigent und 1925 Miniſterialdirektor, in welcher Eigenſchaft ihm die zivilrechtliche Abteilung des Miniſteriums unterſtand. Ladenſchluß im Friſeurgewerbe am Heiligen Abend. () Karlsruhe. Der badiſche Finanz⸗ und Wirtſchafts miniſter teilt mit: Ich erſuche die Friſeurmeiſter, ihre Fri ſeurſtuben am Montag, den 24. Dezember, abends 6 Uhr zu ſchließen. Nach dieſem Zeitpunkt darf nur noch das an⸗ weſende Publikum bedient werden. Hierdurch ſoll den Friſeur⸗ meiſtern und ihren Gehilfen die Möglichkeit gegeben werden, im Kreiſe ihrer Familien das Weihnachtsfeſt rechtzeitig zu, begehen. Ich erwarte von dem Publikum, daß es in ver⸗ ſtändnisvoller Weiſe dieſe Anordnung unterſtützt. * N UI Heidelberg.(Leichenländung.) Bei der Hinden⸗ burgbrücke wurde eine weibliche Leiche aus dem Neckar ge⸗ borgen. Die Feſtſtellungen der Kriminalpolizei ergaben, daß es ſich um ein 18jähriges Mädchen aus der Altſtadt handelte, das ſich vor etwa drei Wochen aus bis jetzt noch unbekannten Gründen das Leben genommen hatte. U Tauberbiſchofsheim.(Beim Fußballſpiel vom Tode ereilt.) Bei einem Fußballſpiel in Ballenberg erhielt der 27jährige Sohn des Küfermeiſters Guſtav Rieg⸗ ler einen Stoß in die Magengegend. Der Getroffene ſpielte zunächſt noch weiter, bis er plötzlich zuſammenbrach und nach kurzer Zeit verſchied. 5 U Sonderriet bei Wertheim.(Drei tödliche Un⸗ fälle beim Baumfällen.) Der Landwirt Michael Bau⸗ mann J. war mit anderen Leuten im Walde beim Baum⸗ fällen beſchäftigt. Er wurde dabei von einem niederfallenden Stamme ſo ſchwer getroffen, daß der Tod ſofort eintrat. Aehnliche Unglücksfälle ereigneten ſich in den letzten Tagen auch in Ilmſpan und Altheim, ſo daß in hieſiger Gegend drei Mann bei den winterlichen Holzarbeiten ihr Leben ein⸗ gebüßt haben. () Walldorf.(Weihnachtsgaben.) Die Südd. Metallwerke Walldorf haben für ihre 600 Mann ſtarke Ge⸗ folgſchaft Weihnachtsgaben in Höhe von 5—50 Mark verteilt. Aus den Nachbarländern Ludwigshafen.(Nachſpiel zu einer Schläge rei.) Im nördlichen Stabtteil kam es in der Nacht auf 11. No⸗ dember zu einer Schlägerei, bei der das Meſſer eine große Rolle ſpielte. Ein junger Mann wurde dabei durch einen Stich in den Anterleib derart verletzt, daß die Gedärme austraten. Wegen ihrer Beteiligung an dem nächtlichen Streit hatten ſich vier Angeklagte vor dem Amtsgericht zu verant⸗ worten. Der 21jährige Guſtav Moll wurde zu acht Monaten und der gleichaltrige Emil Koch aus Ludwigshafen zu ſechs Monaten Gefängnis verurteilt, während die beiden übrigen Angeklagten mit kleineren Gefängnis⸗ bezw. Haftſtrafen da⸗ vonkamen.. 5 Jehrbach.(Raps in voller Blüte.) Auf einem Acker des Erbhofbauern Franz Schäfer ſteht der Raps in voller Blüte. Dieſe Frucht wird ſonſt erſt im Frühjahr reif; durch das bisherige gelinde Wetter hat die volle Blüte eingeſetzt und der Bauer muß, um Froſtſchäden vorzubeugen, an die Ernte gehen.— Im Garten des Bauern Joſef Kirſchner trägt ein Birnbäumchen zum zwei⸗ ten Mal Blüten.. 5 Kuſel.(„Kultivierung von Dedländereien.) In den letzten Jahren wurden von den umfangreichen Oed⸗ ländereien der Oſtertalgemeinden 80 Hektar der landwirt⸗ ſchaftlichen und obſtbaulichen Kultur planmäßig zugeführt und weitere 20 Hektar in Angriff genommen. Dieſes Er⸗ gebnis bedeutet einen großen Fortſchritt in der wirtſchaft⸗ lichen Hebung der in Frage kommenden Grenzgemeinden. Das Bayeriſche Stagtsminiſterium für Wirtſchaft hat da⸗ her allen beteiligten Stellen Dank und Anerkennung für die im Intereſſe des Gemeinwohls geleiſtete Arbeit ausge⸗ ſprochen. 8 5 Frankfurt a. m.(Warnung vor geſund⸗ heits gefährlichem ſpaniſchem Feuerwerk.) Wiederholt iſt beobachtet worden, daß ſpaniſches Feuer⸗ werk(Radauplatten, Knallplatten und ähnliche Erzeug · niſſe) an Kinder abgegeben werden. Da ſpaniſches 1 8 0 werk gelben, alſo giftigen Phosphor enthält, wird dringen davor gewarnt, derartige pyrotechniſche Gegenſtände. a ſonen unter 16 Jahren, insbeſondere Kindern, zugäng ch ee(Der plombierte Backenzahn im Schweinegebiß.) Eine merkwürdige Entdeckung machte in dem Kreisort Roth ein Metzger bei der Haus⸗ ſchlachtung. Bei der Zerlegung; des geſchlachteten Saneer fand man im Gebiß des Borſtentieres einen plombier 9 Backenzahn. Die Plombe war ſo, kunſtgerecht, daß ſie 9 „tadelloſe Arbeit“ angeſehen werden muß. Die. tersuchung ergab nun, daß das Schwein anſcheinen in Freſſen ein Stück Blei mit aufraffte und dasſelbe 0 fie ſammenbiß, daß eine richtiggehende Plombe n ſeſt durch den Gegenzahn genau eingedrückt wurde und ſo ſaß, daß ſie auf natürlichem Wege nicht zu löſen war. —Kornweſtheim.(Das Bein abgefahren.) Auf dem Rangierbahnhof kam ein 21jähriger, aus Saulgau ge ⸗ bürtiger und in Kornweſtheim wohnhafter F beim Verkuppeln unter die Räder, wobei ihm das 11855 e Bein abgefahren wurde. Der Verletzte wurde ſofort in 1 7 Kreiskrankenhaus nach Ludwigsburg gebracht, wo ihm das Bein abgenommen werden 910 d — Aſperg, OA. Ludwigsburg. n f . verunglückt.) Eine 3 erhielt die Familie des Wilhelm Krapf von hier. 95 jährige Sohn Eugen Krapf, der nach 12 1 ei 25 wehrdienſt ſchon zwei Jahre an der belgiſchen Grenze. 8 Aachen als Jollbeamter angeſtellt iſt, iſt in Ausübung ſein Berufes tödlich verunglückt. e Lalcale Nuud sclꝛau Geweihte Nacht Wenn am Chriſtabend die Dunkelheit herabſinkt auf Stadt und Land, wenn die Kirchenglocken ihre Stimme durch die Nacht hinausſenden, wenn die erſten Kerzen on den Weihnachtsbäumen aufflammen, dann geht tauſendfältiges Weihnachtshoffen und Weihnachtsſehnen ſeiner Erfüllung ent⸗ gegen. Dann horch, mein Herz, auf dieſen Glockenklang, dann lauſche, meine Seele, den Liedern, die in jubelnden Akkorden verkünden das Evangelium von der Geburt des Heilands! Wo iſt der Menſch, der in geweihter Nacht nicht ergriffen würde von ſolchem Zauber, wo der Menſch, deſſen Seele da unbewegt bliebe, wo in ſeliger Weihnachtsſtimmung fromme Lieder aufſteigen? Wo iſt das Herz, das nicht freudig mitſchlägt, wenn es gilt, anderen Gutes zu tun, wo das Herz, das in der Chriſtnacht nicht mit denen fühlt, die ärmer ſind als wir? Wenn die Lieder verklingen und die Kerzen verlöſchen, dann erſt löſt ſich in uns jene wochenlange Spannung auf in einen wunderbaren Frieden, den nur die Nacht gewähren kann, die geweiht iſt wie keine andere. Durch Glockengeläut und Weihnachtsmelodien träumen wir hinüber in den Chriſtmorgen, der wiederum mit Glok⸗ kenklang und Kerzenſchimmer vor uns aufſteigt und der in ſeiner einzigartigen Schönheit dazu angetan iſt, daß wir die Erinnerung an ihn ein ganzes Jahr hindurch wie eine koſtbare Reliquie mit uns herumtragen. . Volks⸗ Weihnachtsfeier. Unter freiem Himmel veranſtaltete die hieſige Orts⸗ gruppe der NSDAP. eine Weihnachtsfeier, die im Zeichen wahrer deutſcher Volksgemeinſchaft ſtand. Sämtliche Glie⸗ derungen und Formationen der NSDAP. ſowie zahlreiche Einwohner hatten ſich zur Feierſtunde eingefunden. Fackel⸗ träger umſtanden im Kreis die Gabentiſche. Unter den Klängen des Präſentiermarſches wurden die Hakenkreuz⸗ und ſchwarz⸗weiß⸗rote Fahne gehißt. Nach einem Muſikſtück der Sturmbannkapelle kam eine ergreifende Dichtung, Frontweihnacht 1917, 1931 und 1934 zum Vortrag. Im Anſchluß daran brachte die hieſige Ortsſängerſchaft einen Weihnachtschor zu Gehör. Und nun flammte der Holzſtoß auf, und der Schein des Winterſonnenfeuers erhellte weithin die Nacht. Während die Flammen zum Himmel lodern, wechſeln Sprechchöre der HJ., während der BdM. drei Kränze ehrenden Gedenkens in die Flammen des Winter⸗ ſonnwendfeuer wirft. Der erſte galt den Toten des Welt⸗ krieges, der zweite den Opfern des deutſchen Freiheits⸗ kampfes und der dritte jenen, die in Not verdarben, ehe der Retter kam. Ortsgruppenleiter Raule findet in ſeiner An⸗ ſprache beſondere Dankesworte für alle, die ſich nach dem Willen des Führers eingereiht haben in die große Not⸗ und Schickſalsgemeinſchaft des deutſchen Volkes. Wie ſchön war es, daß mitten auf den Planken die alten deutſchen Weihnachtslieder aufklangen, während die Beſcherung der Kinder erfolgte. Mit einem Sieg Heil auf den Führer, Abſingen der beiden Nationallieder und unter den Klängen des Präſentiermarſches fand die eindrucksvolle Weihnachts⸗ feier ihren Abſchluß. Kameradſchaftsabend des Kriegerbundes. Der an Stelle der früher üblichen Weihnachtsfeier veranſtaltete Kameradſchaftsabend des Kriegerbundes im „Reichsadler“ erfreute ſich eines außerordentlich guten Beſuchs, obgleich nur Kameraden anweſend waren. Der neue Führer des Kriegerbundes, Kam. Treiber, er⸗ öffnete mit einer zündenden Anſprache den Abend. Herz⸗ liche und frohe Kameradſchaft herrſchte den ganzen Abend. Der bekannte Mannheimer Fegbeutel erfreute mit ſeinem geſunden Witz. Ein Bandonion⸗ und ein Geigſpieler trugen mit bei, eine einfache, würdige Feier zu geſtalten. Die alten Kameraden ſind genügſam und anſpruchslos wie immer. So freuten ſie ſich an den Klängen der alten Soldatenlieder, die ſo manche Erinnerung lebendig werden ließen. Kam. Treiber ehrte eine Reihe von Kameraden für 40 und 25 jährige treue Mitgliedſchaft. Den Jubilaren, dem Führer Adolf Hitler und dem deutſchen Vaterland galt das Hoch, in das alle begeiſtert einfielen. Es folgte das Deutſchland⸗ und das Horſt Weſſel⸗Lied. Eine Verloſung geſtifteter Gaben beendete den ſchön verlaufenen Kameradſchaftsabend des Kriegerbundes. Familien⸗Abend im Tb. Jahn. Anſtelle der traditionsgemäßen Weihnachtsfeier ver⸗ anſtaltete am geſtrigen Sonntag abend nach der allgem. Weihnachtsfeier auf den Planken der Tbd. Jahn einen Familien⸗Abend für ſeine Mitglieder im Lokal„Zum Kaiſer⸗ hof“. Schon gleich nach der Saalöffnung waren alle Plätze beſetzt. Der Abend wurde eingeleitet durch einen ſinnig vor⸗ getragenen Vorſpruch des Jugendturners H. Umminger. Eine beſondere Freude war es dem Vereinsführer in ſeiner Anſprache und Begrüßung, die Urlauber der Reichswehr, Marine und SS⸗Standarte wieder willkommen zu heißen. Der Kernpunkt des erſten Teils war ein Theaterſtück „Bauern“, entnommen aus einer tatſächlichen Begebenheit im Jahre 1872 aus unſerer Gegend. Was hier jeder ein⸗ zelne Theaterſpielende an Aufopferung und Hingabe ge⸗ zeigt hat, war wirklich mehr als das gewöhnliche Können von Laienſpieler. Es iſt daher auch nicht verwunderlich, daß die einzelnen Szenen von lebhaftem Beifall bekleidet waren. Anſchließend konnte der Vereinsführer das Mitglied Johann Emmerich für 25 jährige Mitgliedſchaft im Verein die Urkunde mit dem Dank des Vereins überreichen. Für diee aufopfernde Tätigkeit der Turnwarte und Jugend⸗ leiterinnen wurden dieſelben mit einer Weihnachtsgabe des Vereins überraſcht. Im zweiten Teil der Veranſtaltung kamen humoriſtiſche Darbietungen zum Vortrag, die auch ihre Wirkung nicht verfehlten. Wahre Lachſalven tönten minutenlang durch den Saal, als ſich das Fliegerbataillon mit einer Inſtruktions⸗ ſtunde vorſtellte. Aber auch die folgenden Schwanks ſorgten nicht minder für die ununterbrochene Tätigkeit der Lach⸗ muskeln, was auch dankbar quittiert wurde. Mit dem Schluſſe des gut gelungenen Familien⸗Abends kam noch die Gabenverteilung des überaus reichen Gaben⸗ tempels zur Abwicklung, wo ſich mancher einen wertvollen Gewinn holen konnte. Wer aber nicht ſo vom Glück bedacht war, hat doch die Genugtuung mit nach Hauſe nehmen können, einen wirklich genußreichen Abend beim Turnerbund verlebt zu haben. nachten ebenſo wie der Winterſportfreund, wenn 105 aus Kathol. Kirchengemeinde. Das Weihnachtsfeſt bringt dieſes Jahr eine Ueberraſchung und zwar in der Form einer neuen Krippe. Die Aufgabe war in der großen Barockkirche nicht leicht zu löſen. Aber fachgeübte Augen haben die richtige Löſung gefunden. Man kann ſagen: die Seckenheimer neue Krippe iſt wohl eine der klaſſiſch ſchönſten u. volkstümlichſten Krippen Mannheims geworden. Ihre Vorzüge: ſchöne edle Darſtellung, Anpaſſung an den Stil der Kirche und deutſche Auffaſſung. Die Idee der Krippe wird die Feſtpredigt um ½10 Uhr klarlegen. Die Weihe ſelber iſt vor der Chriſtmette. * Bürgerſteuer 1935. Der Anzeigenteil dieſer Nummer enthält eine Be⸗ kanntmachung des Oberbürgermeiſters über die Bürger⸗ ſteuer 1935, auf die wir beſonders aufmerkſam machen. Verkehrsunfall. Geſtern früh gegen 9 Uhr wurde ein Radfahrer, der von der Hauptſtraße in die Neckarauer Straße einbiegen wollte, von einem aus Richtung Heidelberg kommenden Perſonenkraftwagen erfaßt und auf die Seite geworfen. Er erlitt ſtarke Kopfverletzungen und mußte ins Akad Krankenhaus nach Heidelberg eingeliefert werden. Glücklicherweiſe ſind die Verletzungen, wie wir jetzt erfahren, nicht ſo ſchlimm„wie es anfangs ſchien. Die Schuldfrage dürfte wohl polizeilich zu klären ſein. . Autozuſammenſtöße. Auf der Kreuzung Riedfeld⸗Fröh⸗ lichſtraße ſtieß ein Lieferkraftwagen mit einem Perſonenkraft⸗ Wagen zuſammen, wobei letzterer ſtark beſchädigt wurde. Die Schuld an dem Zuſammenſtoß dürfte darauf zurückzuführen ſein, daß der Lieferkraftwagen dem von rechts kommenden Perſonenkraftwagen das Vorfahrtsrecht nicht eingeräumt hat, — Stark beſchädigt wurden zwei Perſonenkraftwagen, die in der Nacht auf der Straßenkreuzung N 2 und O 3 zuſammen⸗ ſtießen. Betrunkener Radfahrer. Ein betrunkener Radfahrer, der in der Nacht mit einem unbeleuchteten Fahrrad auf der Sandhofer Straße fuhr, wurde bis zur erlangten Nüchtern⸗ heit in den Notarreſt gebracht. Das Fahrrad wurde ihm abgenommen. Tierquälerei. Wegen beſonders roher Mißhandlung von Tieren gelangten drei Perſonen zur Anzeige. Einer der Angezeigten ſchleifte vier Hämmel etwa 50 Meter weit auf dem Boden, der andere ſchlug mit einem dicken Stock ohne jede Urſache einer Kuh in roheſter Weiſe auf den Kopf, ſo daß das Tier ſtark blutete, und der dritte Rohling brachte einem Hund mit einem Taſchenmeſſer einen Stich in die Bruſt bei. * Brand in der Gummifabrik Hutchinſon. Ein Brand, der ſehr leicht hätte größeren Umfang annehmen können, brach am Sonntag mittag in der Gummifabrik Hutchinſon in der Induſtrieſtraße in Mannheim aus. Unter Einſatz von vier Schlauchleitungen verſuchte man zu dem nicht erkennbaren Brandherd vorzudringen, was nur dadurch möglich wurde, daß die Feuerwehrleute mit ſchwerem Rauchſchutzgerät ausgerüſtet wurden. Durch das unerſchrockene Vordringen der Mannſchaft und den plan⸗ mäßigen Angriff von zwei Seiten gelang es bald, den Brand⸗ herd unter Waſſer zu nehmen und in kurzer Zeit die Haupt⸗ ausdehnungsgefahr zu beſeitigen. Die Ablöſcharbeiten nahmen noch einige Zeit in Anſpruch, ohne daß das Feuer nochmals zum Aufflammen kam. Als Brandurſache wird mit Beſtimmt⸗ heit Selbſtentzündung in einem Stapel Gummikuchen an⸗ genommen. * Ul Acht Monate Gefängnis für fahrläſſige Tötung. Das Schöffengericht verurteilte den 34jährigen Alfred Rau von Ludwigshafen wegen fahrläſſiger Tötung zu acht Monaten Gefängnis. Mit zwei Damen und zwei Herren im Auto machte der Angeklagte am 3. September eine Spritzfahrt auf die Oggersheimer Kirchweihe. Dort wurde Bier und Wein getrunken und vor der Heimfahrt machte der pflichtvergeſſene Kraftwagenführer auch noch einen„Magenſchluß“ mit zwei Kirſch. Von Paſſanten wurde beobachtet, daß der Wagen mit 50—80 Kilometer durch die Breiteſtraße nach der Friedrichs⸗ brücke zuraſte. Dort war der 54jährige Schienenxeiniger Gu⸗ ſtavy Gruber aus Babſtadt mit dem Reinigen der Weichen beſchäftigt, was tagsüber wegen des großen Verkehrs an jener Stelle nicht erfolgen kann. Der Mann wurde ange⸗ rannt und ſo zur Seite geſchleudert, daß er tot liegen blieb. Das Auto raſte weiter. Noch in derſelben Nacht wurde aber der Angeklagte als der Täter feſtgeſtellt. a E. Weihnachten in alten Bauernregeln Es iſt natürlich, daß der Bauer alle im Jahreslaufe herausgehobenen Tage mit Hoffnungen, Wünſchen und Be⸗ trachtungen begleitet, die mit der Arbeit ſeines täglichen Le⸗ bens, mit dem Werk, das ihn und ſein Denken ausfüllt, eng verbunden ſind, beſonders, wenn es ſich um Wendezeiten wie die Weihnachtstage handelt. So iſt auch die Weihnachts⸗ zeit als Ausgangspunkt kommender Entwicklungen im prak⸗ tiſchen Leben des Landmannes in zahlreichen Sprüchen feſt⸗ gehalten. Wie hoch ihm das Feſt ſelbſt ſteht unter den Feſten des Jahres, ſagt er in dem Wort:„Ueber Weihnachten kein Feſt— über(dem) des Adlers kein Neſt!“ Eine Reihe von Sprüchen geben der Zufriedenheit über günſtige Witterungs⸗ lage um die Weihnachtszeit Ausdruck:„Weihnachten klar— gutes Weinjahr.— Sind Weihnachten die Bäume weiß vom Schnee, ſo ſind ſie im Frühjahr weiß von Blüten.— Iſt Weihnachten kalt, kommt der Winter hart und bald. — Weihnachten Schnee— Oſtern Klee!— Beſſer, die Weih⸗ nachten kniſtern, als daß ſie flüſtern(d. h. daß laue Winde wehen).— Wenn zu Weihnachten hängt Eis an den Weiden, kann man zu Oſtern Palmen ſchneiden.— Wenn es zu Weihnachten flockt und ſtürmt auf allen Wegen— dus bringt den Feldern Segen.“ Man ſieht, der Bauer begrüßt den Schnee um Weih⸗ hält anderen Gründen. Von ſchneeloſer, grüner Weihna er nicht viel:„Sind die Weihſachten grün, kaunſt du zu Oſtern den Pelz anziehen.— Weihnachten feucht und naß— gibt leeren Speicher und leeres Faß.— Hat Weihnachten Fliegen— hat Oſtern Eisſchollen.— Grüne Weihnachts⸗ feier bedeckt mit Schnee die Oſtereier.“ Daß auch den Men⸗ ſchen grüne Weihnachten nicht günſtig ſind, ſagt er in dem Spruch:„Grüne Weihnachten— fetter Kirchhof“. Dem Zu⸗ nehmen des Lichtes nach der Winterſonnenwende gibt er in drolliger Weiſe in den folgenden Reimen Ausdruck:„Am Weihnachtstag wächſt der Tag, ſoweit die Mücke gehen mag, am Neujahrstag, ſoweit der Hahn tratſchen mag, am heiligen Dreikönigstag, ſoweit der Hirſch ſpringen mag.“ sprogramm 3e Handwerk e Wirtſchaftsleben hat ſich ie Gewährung von Reichs⸗ en für Inſtandſetzungs⸗ und Hebäuden jeder Art, die Te 0 Wohnungen und den Umbau ſonſtiger Räume zu Wohnungen außerordentlich belebt, ſo daß das Handwerk unmittelbar zur Entlaſtung des Arbeitsmarktes beitragen konnte. Die heutige Aktivität der handwerklichen Organiſationen iſt in all ihren Maßnahmen darauf gerichtet, den deutſchen Ver⸗ braucher auf die Qualitätsleiſtungen des Handwerks auf⸗ merkſam zu machen und das Handwerk ſelbſt in ſeinem Wirt⸗ ſchaftskampf durch die verſchiedenſten Selbſthilfe⸗Einrichtungen in dem Streben nach Vervollkommnung in ſeiner Aufgaben⸗ erfüllung in Wirtſchaft, Kunſt und Technik zu unterſtützen. Die hier gekennzeichneten Beſtrebungen können aber nur dann von Erfolg ſein, wenn ſie auch in die Kreiſe der Ver⸗ braucher handwerklicher Erzeugniſſe eindringen und dieſe ver⸗ Un⸗ eine Ergänzungsarbeiten an anlaſſen— gemäß ihren Bedürfniſſen— bei dem Handwerk zu kaufen und ihm Aufträge zuzuweiſen. Dieſe Aufforderung muß— außer an die zahlreichen Unternehmer in der In⸗ dustrie, in Handel und Verkehr und in der Landwirtſchaft— vornehmlich an die Sachwalterinnen der privaten Hauswirt⸗ ſchaften, an die deutſchen Hausfrauen ergehen. Von Zeit zu Zeit ſollte jede Hausfrau ihren Haushalt, ihre Wohnung, ihr Haus daraufhin prüfen, ob alle Gegen⸗ ſtände, alle Einrichtungen, alle Räume in gutem Zuſtand und wirklich gebrauchsfähig ſind. In jedem Haushalt zeigen ſich allmählich Mängel, deren Beſeitigung aber vielfach hin⸗ ausgeſchoben wird, weil die Beſchädigungen noch nicht ſo offenſichtlich ſind und der Gegenſtand bezw. der Raum noch einigermaßen brauchbar erſcheint. Wenn die Hausfrau ſolche Inſtandſetzungsarbeiten rechtzeitig aufgeben würde, ſo wäre dadurch der Koſtenaufwand für die Arbeit oft erheblich ge⸗ ringer, als wenn der Gegenſtand ſchon zu ſtark beſchädigt und das Material zu ſehr abgenutzt iſt. Jede Hausfrau kann ihre Wirtſchaftsführung dadurch erleichtern, daß ſie periodiſch einen Plan aufſtellt, in dem alle im Haushaltsbereich als not⸗ wendig erkannten Verbeſſerungen und Aenderungen chrono⸗ logiſch aufgeführt werden, um rechtzeitig die monaklichen Aus⸗ gaben dem Jahresvoranſchlag anpaſſen zu können. Darüber hinaus werden natürlich auch Aufträge für ſolche Arbeiten zu erteilen ſein, die unvorhergeſehen als Aenderungs⸗ oder Ausbeſſerungsarbeiten im Laufe des Jahres notwendig wer⸗ den. Die Hausfrau vergeſſe nicht, daß unſere deutſchen Hand⸗ werker nicht nur Aenderungen und Reparaturen ausführen, ſondern daß ſie ganz beſonders auf dem Gebiet der Neu⸗ anfertigung Hervorragendes zu leiſten befähigt ſind. Die Hausfrau ſoll ſich in ihrer Beſchaffungstätigkeit nicht aus⸗ ſchließlich von preisvergleichenden und eigennützigen Betrach⸗ tungen, ſondern vielmehr von qualitätsvergleichenden und gemeinnützigen Erwägungen leiten laſſen und beim Kauf von täglichen Gebrauchsgegenſtänden und bei der Beſtellung von Neuanfertigungen das Handwerk ſtärker berückichtigen. Gerade jetzt, wenn Pläne für Neuanſchaffungen dieſer und jener Art gemacht werden, ergeben ſich die beſten Möglich⸗ keiten für die praktiſche Auswertung dieſer Erkenntniſſe. Damit hilft die deutſche Hausfrau, den Leitſatz, den unſer Führer zur Eröffnung der diesjährigen Arbeitsſchlacht am 21. März aufgeſtellt hat, zu verwirklichen:„Der Kampf für Rettung des Mittelſtandes iſt in erſter Linie ein Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit. Dies aber iſt das Rieſenpro⸗ gramm, das uns zur Löſung geſtellt iſt und dem gegenüber mul andere zurücktreten muß und an dem alle mitarbeiten müſſen.“ Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: 1. Weihnachtstag: Miete A 9: In neuer Inſzenierung: „Die Meiſterſinger von Nürnberg“, Oper von Richard Wagner.— Eintauſch von Gutſcheinen auf⸗ gehoben.— Anfang 17.30, Ende etwa 22.30 Uhr. g. Weihnachtstag: Nachmittags⸗Vorſtellung:„Aſchen⸗ bröd l“, Weihnachtsmärchen von C. A. Görner.— Ein⸗ trittspreiſe 0.30 bis 2 Mark.— Anfang 15, Ende 17 Uhr.— Abends Miete M9:„Carmen“, Oper von Georges Bizet.— Eintauſch von Gutſcheinen aufge⸗ hoben.— Anfang 19, Ende 22.15 Uhr. Donnerstag, 27. Dezember: Miete E 8, Sondermiete E 4:„Das Konzert“, Luſtſpiel von Hermann Bahr. Anfang 20, Ende 22.30 Uhr. Freitag, 28. Dezember: Für die„NS⸗Kulturgemeinde, Abteilung Theater, Mannheim“, Abt. 101 bis 103, 119, 201 bis 203, 327 bis 332, 348 bis 350, 501 bis 507, 511 bis 513, 521 bis 527, 541 bis 543, 551 bis 553, 561 bis 570, 581 bis 590, 598 bis 600, Gruppe D Nr. 1 bis 400 und für die„NS⸗Kulturgemeinde, Abteilung Theater, Ludwigshafen“ Gruppe F Nr. 815 bis 817:„Ein Maskenball“, Oper von Verdi. Anfang 19.30, Ende 22.15 Uhr. Samstag, 29. Dezember: Nachmittags⸗Vorſtellung: „Aſchenbrödl“, Weihnachtsmärchen von C. A. Gör⸗ ner.— Eintrittspreiſe 0.30 bis 2 Mark.— Anſang 15, Ende 17 Uhr.— Abends: Miete C 8:„Schön e iſt die Welt“, Operette von Franz Lehar. Anfang 20, Ende 22.15 Uhr. Im Neuen Theater im Roſengarten. 1. Weihnachtstag:„Der Mann mit den grauen Schläfen“, Luſtſpiel von Leo Lenz.— Eintritts⸗ 55 5 0.50 bis 3 Mark.— Anfang 20, Ende nach 22 hr. 2. Weihnachtstag:„Die große Chance“, Luſtſpiel von Alfred Möller und Hans Lorenz.— Eintrittspreiſe: 0.50 bis 3 Mark.— Anfang 20, Ende gegen 22.30 Uhr. Sonntag, 30. Dezember: Zum erſten Male:„Stra⸗ ßenmuſik“, Luſtſpiel mit Muſik von Paul Schurck. — Eintrittspreiſe 0.50 bis 3 Mark.— Anfang 20, Ende etwa 22.30 Uhr. Gaar⸗Hilfswerk Eine Mitteilung des Saarbevollmächtigten des Reichskanzlers 5 58 Saarbevollmächtigte des Reichskanzlers gibt be⸗ annt: Eine Reihe von Induſtriellen und ſonſtigen Anterneh⸗ mern haben in anerkennenswerker Weiſe in der letzten zelt Anfragen an mich gerichtet, die ſich mit einer Abſicht nam. hafter Anterſtützungen des Kampfes an der Saar befaſſen Ich bringe auf dieſem Wege den beteiligten Kreiſen Dank und Anerkennung zum Ausdruck. Die in Frage kommenden Bekräge werden dem Konto„Saar- Hilfswerk bei der Be. zirksſparkaſſe Neuſtadt( Haardt)“ zugeführt. Die Mittel die⸗ nen ausſchließlich zur Beſſerung der ſozialen Lage für ſolche 1 die in den Jahren der Abtrennung in biktere Not amen(Beſeitigung von Elendswohnungen, Beſchaff Arbeitsplätzen uſw.). 5 eee Die letzte Börſe vor Weihnachten Die letzte Börſe vor den Feſttagen zeigte trotz des ſtillen Ge⸗ ſchäfts feſte Tendenz. Das wenige an den Markt kommende Ma⸗ terial fand glatte Aufnahme, wobei einige Spezialwerte beſonders begehrt waren. Im Vordergrunde ſtanden wiederum Rheiniſche Braunkohlen und Rheiniſch⸗Weſtfäliſches Elektrizitätswerk. Auch AG., Elektriſche Lieferungsgeſellſchaft, Siemens u. Halske, Schuk⸗ kert u. a. wurden höher bezahlt. Das gleiche gilt für die meiſten Montanwerte. Am Rentenmarkt konnten ſich die Kurſe fast durchweg behaupten, vereinzelt kam es auch zu Kursbeſſerungen. Beſonderes Intereſſe beſtand für Stadt⸗ und Provinzanleihen, Kom⸗ munalobligationen und Hypothekenbankpfandbriefe. Tagesgeld war mit 4 bis 4,25 Prozent angeboten. 0 a 0 Am Devi⸗ ſenmarkt war das engliſche Pfund leicht befeſtigt. Goltesdienſt⸗Ordnung in der kath. Kirche. Hochheiliges Weihnachtsfeſt. Montag: 2— 4, 5—6 Uhr Beicht. Dienstag: 5 Uhr feierliches Glockengeläute. 6 Uhr Weihe der neuen Krippe und hochfeierliche Chriſtmette; Kirchenchor und deutſcher Volksgeſang. 7 Uhr Hirtenmeſſe. 9.30 Uhr Feſtgottesdienſt Filke⸗Meſſe) 2 Uhr Weihnachtsveſper mit Segen. Mittwoch: 7 Uhr Frühmeſſe.— 8.30 Uhr Kindergottesdienſt. 9.40 Uhr Hochamt mit Predigt. 1.30 Uhr Weihnachtsandacht. mit Segen(Kirchenchor Gottesdienſt⸗Ordnung in der evang. Kirche. Dienstag, den 25. Dezember 1934; 1. Chriſttag. Kollekte für die Waiſen⸗ und Rettungsanſtalten des Landes. 9.30 Uhr Hauptgottesdienſt(Kirchenchor), anſchließend hl. Abendmahl. Pfarrer Fichtl. 4.30 Uhr Weihnachtsfeier des Kindergottesdienſtes. Vikar Enderle. Mittwoch, den 26. Dezember 1934; 2. Chriſtttag. 9.30 Uhr Hauptgottesdienſt. Vikar Enderle. Umlliche Deröfſenichungen der glad mmannßeim Bürgerſteuer 1935. Die Stadt Mannheim erhebt die Bürgerſteuer auch 1935 mit dem G6 fachen der Reichsſätze. Der Bürgerſteuer unter⸗ liegen grundſätzlich alle Perſonen, die am 10. Okt. 1934 über 18 Jahre alt waren und an dieſem Tag in Mannheim ihren Wohnſitz hatten. Wer an jenem Stichtag in einer anderen deutſchen Gemeinde wohnte, iſt in Mannheim für 1935 nicht bürgerſteuerpflichtig. Perſonen, die nach dem Stichtag aus dem Auslande nach Mannheim zugezogen find oder noch zuziehen, unterliegen hier vom Tage des Zuzugs an der Bürgerſteuerpflicht. Angefordert wird die Bürgerſteuer von Arbeitnehmern auf der Steuerkarte, von ſonſtigen Steuerpflichtigen durch beſonderen Beſcheid. Steuerpflichtige mit Arbeitslohn und ſonſtigem Einkommen erhalten einen zuſätzlichen Beſcheid. Der Berechnung der Bürgerſteuer liegt das Einkommen im Kalenderjahr 1933 zugrunde. Die im Bürgerſteuergeſetz vorgeſehenen Ermäßigungen für zum Haushalt des Steuer⸗ pflichtigen gehörende minderjährige Kinder ſind in der Anforderung berückſichtigt. Bürgerſteuerfrei ſind Perſonen, die am tag Arbeitsloſen⸗ oder Kriſenunterſtützung laufende öffentliche Fürſorge genießen oder eine Zuſatz⸗ rente nach den Reichsverſorgungsbeſtimmungen beziehen. Blinde ſind befreit, wenn der Geſamtbetrag ihrer Ein⸗ künfte im Jahre 1935 nicht mehr als RM. 4 500.— be⸗ tragen wird. Außerdem ſind befreit Perſonen, bei denen nach den Verhältniſſen am Fälligkeitstag anzunehmen iſt, daß der Geſamtbetrag der Einkünfte im Erhebungsjahr 130 v. H. des Betrages nicht überſteigt, den der Steuer⸗ pflichtige nach ſeinem Familienſtand im Fall der Hilfs⸗ bedürftigkeit als Wohlfahrtsunterſtützung in einem Jahr erhalten würde. Die Befreiung gilt nicht für Perſonen, deren Liegenſchafts⸗ und Betriebsvermögen nach den Ein⸗ heitswerten RM. 8000. überſteigt. Die Bürgerſteuer wird auf Antrag ermäßigt: 1. bei Perſonen, von denen anzunehmen iſt, daß ſie 1935 einkommenſteuerfrei werden, auf den dem niedrigſten Satz entſprechenden Betrag, 2. bei Perſonen, deren Einkommen 1934 gegenüber dem Einkommen 1933 um mehr als 30 v. H. zurückgegangen iſt; der Einkommenrückgang bis zu 30 v. H. bleibt jedoch außer Betracht. Bei Perſonen, die Liegenſchafts⸗ und Be⸗ 5 Fälligkeits⸗ empfangen, triebsvermögen nach den Einheitswerten von mehr als RM. 15 000.— beſitzen, ſoll die Steuer nicht unter RM. 36.— herabgeſetzt werden. Der Antrag auf Ermäßigung der Bürgerſteuer kann auch nach Ablauf der einmonatlichen Rechtsmittelfriſt, die vom Tage der Zuſtellung der Steuerkarte oder des Steuerbeſcheides an läuft, geſtellt werden; die Ermäßigung wird jedoch in dieſem Fall nur für ſolche Teilbeträge gewährt, die nach dem Eingang des Antrags fällig werden. Ablieferung durch Arbeitgeber. Soweit die Bürger⸗ ſteuer auf Seite 4 der Steuerkarte 1935 eingetragen It, hat der Arbeitgeber die Bürgerſteuer durch Einbehaltung eines Lohnteils vom Arbeitnehmer zu erheben und an die Stadthauptkaſſe Mannheim Rathaus N 1— Poſt⸗ ſcheckkonto Karlsruhe 16600— unter Angabe der O.⸗Z. des Arbeitgeberkontos und der Zahl der Arbeitnehmer ab⸗ zuführen. Die Nummer des Arbeitgeberkontos wird den einzelnen Arbeitgebern noch mitgeteilt werden. Die im Lohnabzugsverfahren erhobene Bürgerſteuer für auswärtige Gemeinden(alſo bei allen nicht vom Städt. Steueramt Mannheim ausgeſtellten Steuerkarten 1935) iſt nicht an die Stadthauptkaſſe Mannheim, ſondern an die Gemeindekaſſe, die in der Steuerkarte angegeben iſt, ab⸗ zuführen. Soweit die Bürgerſteuer durch Einbehalten eines Lohnteiles zu entrichten iſt, haftet der Arbeitgeber für die von ihm einzubehaltenden Beträge und für deren ord⸗ mungsmäßige Abführung. Auskunft über die Veranlagung zur Bürgerſteuer gibt das Städt. Steueramt, Abtlg. Bürgerſteuer, N 2, 3. Die Dienſtſtelle iſt fernmündlich zu erreichen über Rat⸗ haus unter Nr. 315 oder 316. Mannheim, 20. Dez. 1934. Der Dberbürgermeiſter. 1 2 Verſammlungs⸗ Kalender. Sängerbund. Morgen Dienstag(1. 5 Weihnachtsfeiertag), abends 8 Uhr, gemütliches Beiſammenſein im Lokal; wozu alle paſſiven und aktiven Mitglieder freundlichſt eingeladen werden. Fußballvereinigung. Am 2. Weihnachtsfeiertag(26. Dez.) ſpielen auf hieſtgem Platze: 1 Uhr Schüler Edingen, 2 Uhr Jugend— Edingen. Schlogwirtschaft. Am 2. Weinachtsfeiertag, abends von 7 Uhr ab Uhenllice Tam mufil. Albert Maas. Fall. Sparkasse dlamnheim. Die Schalter der Sparkasse sind am Montag, den 31. Dezember wegen des Rechnungsab- schlusses für das Publikum geschlossen. Zur Einlösung von Wechseln wird in der Zeit von ½11 bis ½12 Uhr unser Sekretal at II— Eingang A 1, 8— offen gehalten. Es ladet freundlichst ein Wir empfehlen die rege Benützung unserer Zahlstelle in Mannheim-Seecltenheim in der Drogerie des Herrn Wilhelm Höllstin, Hauptstraße 106. eee e e Als Weihnachtsgeschenk empfehle Kirschwasser, Zwetschgenwasser Reiner Weinbrand, Weinbrand Verschnitt Diverse Liköre, wie Cordial- Medoc Krokant, Mokka-Sahne, Peffermünz Sckokolade mit Nuß, Blutorange, Curacao Bergamotte, Marachino Malaga, Wermut-Wein 5 Wilh. Sponagel, Branntwein Brennerei 1 ee xp u be c ndert Sl Saß N W Unser Weihnachts- Festprogramm! Darum am 1. oder 2. Feiertag ins Daluastf-IJheatler. —— Starkes Läufer chwein zu verkaufen. Unser Fritz wünscht allen Hunden, Bekannten u. Freunden unseres Hauses Fröhliche Weihnachten und ein i ircherſtr. 34 glückliches Neujahr Meßlürch 185 Honditorei und Haffee g N Stempel Mannheim, C I, 8 liefert inhaber: HKLRT SCHNA rener Neckar- Bote Telefon 31600 und 31601. Druckerei. — 8 für Bauhandwerker nach Vol⸗ Tdolohm⸗Telel geschriebenem städtisch. Muster zu haben in der Neckarbote- Druckerei. TF7 Urn. e e ligen Montag, 24. Dez. 1934 0 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Friede auf Erden. Da die Hirten ihre Herde Ließen und des Engels Worte Trugen durch die niedre Pforte Zu der Mutter und dem Kind,. Fuhr das himmliſche Geſind 7 Fort im Sternenraum zu fingen, Fuhr der Himmel fort zu klingen: „Friede! Friede! auf der Erde!“ . Seit die Engel ſo geraten, N 5 O wie viele blut'ge Taten 5 Hal der Skreit auf wildem Pferde, Der Geharniſchte vollbracht! In wie mancher heil'gen Nacht Sang der Chor der Geiſter zagend, Dringlich flehend, bis verklagend: „Friede, Friede... auf der Erde!“ 5 Doch es iſt ein ew'ger Glaube, Daß der Schwache nicht zum Raube Jeder frechen Mordgebärde N Werde fallen allezeit:„ Etwas wie Gerechligkeit„ Webt und wirkt in Mord und Grauen, Und ein Reich will ſich erbauen, Das den Frieden ſucht der Erde. Mählich wird es ſich geſtalten, Seines heil'gen Amtes walten, Waffen ſchmieden ohne Fährde, Flammenſchwerker für das Recht, And ein königlich Geſchlecht Wird erblüh'n mit ſtarken Söhnen, Deſſen helle Tuben dröhnen: N Friede, Friede auf der Erde! 8 e C. F. Meyer. JJ Leuchtende Weihnacht Bon Konſiſtorialrak D. Dr. Luther⸗Charlok⸗ tenburg. Still und gütig wie immer kommt We ih⸗ nachten. Mit dem leiſen Lächeln heiliger Liebe ſchreitet ſie über die arme dunkle Erde, unwiderſtehlichen Zauberglanz birgt ihr Kleid, den ſie unmerklich fluten läßt über das weite Land, daß alles Leid vergeht, daß die Wehen und Wunden die Köpfe heben, als grüße ſie wieder der helle Morgen, der alles Dunkel ſcheucht. Ein feines Läuten iſt in der Luft, das klingt wie Engelslied, das umſchmeichelt ſturmverſehrte Erdenkin⸗ der, das umkoſt Millionen, die bitter⸗ lich weinen, als küßte eine Mutter ihr wei⸗ nendes Kind. Weihnachten, wir wol⸗ len zu dir gehen wie demütige Erdenkinder, die allen Schein und allen Stolz vergeſſen, um deine Schönheit zu erfaſſen, um die Tiefen des Glücks zu begreifen, die du allein ſchenkſt. Wir wollen die Erde vergeſſen, die nimmer hält, was ſie verſpricht, die unſerer Seele Sehnen nicht ſtllit, die uns Steine gibt ſtatt Brot, wir wollen zu dir gehen, Weihnachten, die du uns emporträgſt über den Staub, die du uns die Pforten heiligen Landes erſchließeſt, die du mit himmliſcher n Gold unſer armes, kleines Leben über⸗ onnſt. Wer wollte uns hindern unſere ſehnſüch⸗ Gedanken wandern zu laſſen zur rippe von Bethlehem, um wieder wie die Kinder an ihr niederzuſitzen? Da ſieht die Seele ſtaunend wie aus aller Wirr⸗ nis ganz wenige ſchlichte Lebenslinien ſich herausheben, auf denen die Kinder Gottes illfro) wandern, da weiß ſie's wieder, daß keinheit und Liebe die Genien ſind, die den Gottesſohn geküßt haben, daß Rein⸗ heit und Liebe all die Suchenden und Sehn⸗ ſüchtigen, die auf der ſtaubigen Straße ver⸗ rt und verwandert, zu ewiger Herberg führen, deren Lichter leuchten immer und immer über der dunklen Welt. Wie arm iſt Menſchenwort, das Wun; der der Weihnacht zu ſchildern In⸗ des ich ſtill in die Lichter des Chriſtbaums ſchaue, ziehen ſie an mir vorüber all die ſende und Abertauſende, die von allen Enden der Welt zu der Krippe von Bethle⸗ hem kommen, um mit weiten hungernden Augen in die Welt Gottes zu schauen, die dort ſich auftut, die Tauſende und Abertau⸗ ſende, die den Staub von den Füßen ſchüt⸗ teln, um im Glanz ewiger Liebe zu ſte⸗ hen. Wie wünſchte ich meinen Brüdern und Schweſtern allen, daß ihnen Weihnachten die Pforte des Himmels wärde, in die ſie gehen, um als die Geſegneten mit hei⸗ ligem Leuchten in den Augen, in die Men⸗ ſchenwelt niederzuſteigen. Welch eine Le⸗ bensarbeit ſteigt da für die alle empor, die in der Weihnacht leuchtende Stille gingen: auf die Gaſſen und Märkte unſeres Volkes, die Fackel des Lichts zu tragen, Boten der Liebe zu ſein. Nicht nur Tränen zu trocknen gibt es, die ein geängſtet Kind weint, nicht nur eines Hungernden Hand zu füllen, nein viel mehr will der Ewige: daß der Sturmhauch der Liebe alles Schlimme und Liebloſe verjage, daß der Stachel in unſerer Seele uns nicht loslaſſe, bis Jeſu Liebe ſiegt, bis die Erde verwandelt iſt in das Himmelreich, von dem er in immer neuen Gleichniſſen einſt geredet hat. Ich weiß es wohl, der Weg iſt weit. Wenn die Lichter verlöſchen am Chriſt⸗ baum, wenn der Staub des Tages wieder über unſere Füße und Seele kommt, dann verblaßt ſo leicht das Bild des großen Mei⸗ ſters, der die Welt aus den Angeln heben wollte. Aber ich weiß doch auch: ein heim⸗ licher Glanz von ihm her wandert ſtill mit uns und Stunden ſind, wo ſein Atem Kräfte weckend uns berührt, wo er als der Starke und Gewaltige über uns kommt. Drum ſuche ich ſeit langem immer wieder danach, in ſeinen Bannkreis die Menſchen zu ziehen, daß er ſeine Glut ihnen einhaucht, daß er wie Feuerflamme mit ihnen wandert durch die Nacht, daß er wie ein ſieghafter Führer mit ihnen geht in des Tages Kampf. Erlöſung kommt immer nur von denen, die heilige Flamme haben, von denen, die in die Welt Gottes geh'n, die das ewige Licht ſchauen, das in Bethlehem der Welt einen neuen Schein gibt. Laßt uns in die leuchtende Stille der Weihnacht gehn, wunderſam wird's ſein, was uns geſchehen wird. Eine Weihnachtsgeſchichte von Jörg Beßler⸗ Gera. Es war ein trüber, regneriſcher Dezem⸗ bertag, der Himmel grau in grau und zwi⸗ ſchen den hohen Häuſern der Großſtadt jene ſchwermütige Dämmerung vor dem Auf⸗ blitzen der Lichter, die das Bild ſo raſch verwandeln Klaus Richter ſchritt durch die haſtende Menge einſam und friedlos. Ihn drückte keine materielle Not, aber das Herz wurde ihm eng in der großen Stadt, und ſeine Gedanken wanderten heimatwärts ins Thüringerland, wo ſeine Vaterſtadt zwi⸗ ſchen die Saaleberge gebettet lag und in jede noch ſo ſchmale und krumme Straße über die Dächer hinweg der Wald lockend und er⸗ quickend hinabgrüßte. Lang war es her, daß er den Atem der Heimat nicht geſpürt hatte Sein Weg in die ferne Großſtadt war eine Flucht geweſen, eine Flucht vor Grete Dietrich, die einen anderen nahm und nicht ahnte, wie wund ſeine Seele dadurch a wor⸗ den war. So ging Klaus durch die Stadt mit der Laſt ſeiner Gedanken. Da blitzten die Lich⸗ ter auf und tauchten alles in eine leuchtende Flut der Helle und des Glanges. Der graue Tag war dem Lichtermeer gewichen, das aus allen Schaufenſtern grüßte und tauſend Dinge beſchien, die tannengeſchmückt an Weihnachten erinnerten. Wo Klaus Richter auch ein Wörtlein auffing, war es getra⸗ en von der Vorfreude. Dieſe frohen Men⸗ chen wußten nicht, wie ſchwer die Einſam⸗ keit einer Menſchenſeele in ſolchen Stunden war. Weihnachten!— Wohin zu Weihnach⸗ ten? Die Eltern tot. Die Menſchen, die er in der Großſtadt kannte, waren an dieſen Tagen alle irgendwo im trauten Familien⸗ kreis geborgen; nur er allein, gewiß mit tauſend anderen, aber die Einſamen kennen ſich nicht. Klaus ſah in Gedanken den Lich⸗ terbaum ſeiner Kindheit, und das Heimweh ackte ihn mit erſchütternder Gewalt, daß em Manne faſt die Tränen in die Augen ſteigen wollten.„Ich werde mir die Heimat zu Weihnachten ſchenken“, dachte Klaus „und dort die Armen und ihre Kinder über⸗ raſchen und ihnen Freude ins Haus tra⸗ en.“ Dieſer Plan beſchäftigte Klaus lange eit, aber bald hatte er ſich ſo in ihn vertieft, daß er feſt entſchloſſen war, ihn unbedingt durchzuführen. Der Heilige Abend war gekommen. Klaus Richter hatte ſich vom Bürgermeister eine! Heimatſtadt eine Liſte bedürftiger Einwoh⸗ ner geben laſſen, und nun ging er mit einem Dienſtmann, der auf einem Handwa⸗ gen die Gaben beförderte, durch die engen Gaſſen, ſtieg knarrende Holzſtiegen empor und klopfte an, wo er die Armut wußte. Man öffnete ihm erſt ſcheu und ungläubig die Türen, aber wenn er mit ſchlichten Wor⸗ ten ſeine Gaben auf den Tiſch ſtellte, kam ein Leuchten in die Augen der Armen, er⸗ weckt von neuem Glaben an die Menſchheit. So vergaß Klaus im Glück des Gebens ſeine Einſamkeit. „Nun noch in die Brauergaſſe“, meinte Klaus zu dem Dienſtmann, der geduldig ſeinen Dienſt verſah und von dem ſeltſamen Weihnachtsmann ein gutes Trinkgeld er⸗ hoffte. Vor Nummer 11 hielten ſie zuerſt, und Klaus ſtieg wieder knarrende Stufen empor, ſah nochmals auf ſeinen Zettel und prüfte die Schilder an den Türen. Richtig: Hergeſell, eine Witwe mit einem Jungen. Das Meſſingſchild leuchtete blankgeputzt, die Tür war friſch geſcheuert, und man ſpürte ſchon von außen, daß hier Ordnung und Sauberkeit herrſchte. Klaus zog die Klingel. Eine junge Frau öffnete die Tür. und als Klaus mit freundlichen Worten Einlaß be⸗ gehren wollte, ſtockte er in freudigem Er⸗ ſchrecken mitten in ſeiner Rede:„Grete“, rief er erſtaunt,„du hier?“ Das Schweigen einer Sekunde ſchien ſich endlos zu dehnen. „Ja, Klaus, komm, tritt ein!“ Und nun trat er in die Stube der Witwe Hergeſell, die ein Grete Dietrich war.. Die Befangenheit dieſer Begegnung über⸗ wand Klaus raſch, indem er für den drei⸗ jährigen Buben, der ihn begrüßte, Spiel⸗ zeug auspackte, und während der Knabe be⸗ glückt ſeinem Spiel nachging, ſprach er mit Grete. Langſam fielen die Worte und kün⸗ deten vom Schickſal zweier Menſchen, die an⸗ ſcheinend aneinander vorbeigegangen wa⸗ ren. Klaus ſprach von ſeiner Einſamkeit in der großen Stadt, und zwiſchen ſeinen Wor⸗ ten ſtand unausgeſprochen ſeine Sehnſucht nach Grete, ſeiner erſten Liebe. und Grete ſpürte in ihrem Herzen die beglückende Wahrheit ſeiner Worte und ſah künftiges Geborgenſein für ihr Kind und für ſich. So reichten ſie ſich die Hände, die lang ineinan⸗ der ruhten, und in ihren leuchtenden Augen ſpiegelte ſich der Lichterbaum, der ſchon an⸗ gezündet war. Ein ſchrilles Klingeln riß ſie aus ihrer ſchweigenden Seligkeit. Grete öfſ⸗ nete die Tür. Vor ihr ſtand breitſchulterig ein Dienſtmann:„Iſt hier bei Ihnen ein fremder Herr? Ich friere mir unten die Beine ab, und Heiligabend iſt auch, meine Frau wartet daheim.“ Klaus hatte die Stimme gehört und trat aus dem Zimmer: „Grete, ich habe noch zwei Gänge in der Brauergaſſe, komm mit, wir wollen Freude ſpenden!“ 8 So führte Klaus ſein Liebeswerk zu Ende, und auch der Dienſtmann brauchte ſeine Mühe nicht zu bereuen. Glückerfüllte Weihnachtstage erlebte Klaus in der Heimat, und als ihn der Zug wieder in die Groß⸗ ſtadt brachte, wußte er, daß er nicht mehr einſam durch die Straßen wandern würde, denn er hatte heimgefunden zum Glück der Heimat, und bald würden die Liebe eines Weibes und das Lachen eines Kindes ihn alles Leid der Einſamkeit vergeſſen laſſen. Der Weihnachtsengel des Landſtürmer⸗ Eine Erinnerung aus dem Jahre 1917. Es war im Winter 1917 in der Ukraine. Deutſche Truppen hatten das große Land beſetzt, in dem ſich noch rieſige Lebensvor⸗ räte befanden, die aufgekauft und nach der deutſchen Heimat geſchafft wurden. Schlach⸗ ten und Gefechte fanden dort im Oſten nicht mehr ſtatt und die deutſche Beſatzung ver⸗ ſtand es bald, ſich das Vertrauen der ein⸗ heimiſchen Bevölkerung zu erwerben. Es fehlte allerdings nicht an heimlich wirkenden Kräf⸗ ten, unſeren Truppen zu ſchaden, wo ſich dazu Gelegenheit bot. Das war umſo leichter, als viele kleine Poſten deutſcher Soldaten über das weite Land verteilt waren, die in Gefahr ganz auf ſich angewieſen waren, und ſo wa⸗ ren die Meldungen von ermordeten Wachen keine Seltenheit. Immer hieß es, die Täter oder Anſtifter wären von auswärts gekommen. Vielfach wurden dieſe Wachen von Land⸗ ſtürmern geſtellt. So befand ſich auch 40 Werſt von dem Städtchen Iskoroſt ein Poſten von drei Landſtürmern. Der Weihnachtsabend war gekommen, die Drei hatten ſich ein Bäumchen aus dem Walde geholt, Kerzen daran befeſtigt, dieſe angeſteckt, und ſangen Weihnachtslieder. Draußen ſchlich ſich eine Gruppe von unheimlichen Geſtalten zur Hütte der Poſten. Man konnte durch das Fenſter die Landſtürmer mit der Familie ihres Wirts beiſammen ſehen; die Panjekinder hielten kleine Gaben in den Händen und Freude ſtrahlte auf allen Geſichtern. Stumm ſchlich die Bande vor dem Haus davon. Weihnachten im Lied In dieſen Tagen, da der würzige Duft der Tannen und Fichten als lieber Vorbote des ſchönen Weihnachtsfeſtes in die Häuſer einzieht, ziehen auch die erſten Weihnachts⸗ lieder bei uns ein. Keine Zeit im Jahre iſt ſo reich an Liedern, wie die Weihnachts- zeit. Wir können uns garnicht vorſtellen, daß es einmal eine Zeit gegeben hat, wo man Weihnachten ohne deutſche Weihnachtslieder feierte, und doch iſt es ſo. Während ſchon im 13. Jahrhundert deutſche Oſterlieder und Pfingſtlieder nicht mehr ſelten waren, wa⸗ ren deutſche Weihnachtslieder noch nicht be⸗ kannt. Man ſang in den Kirchen lateiniſche Geſänge, die ſogenannten Proſen und Sequen⸗ zen, die nur ganz allmählich durch volks⸗ tümliche deulſche Lieder erſetzt wurden. Eines der älteſten Weihnachtslieder dürfte das religiöſe Volkslied ſein: Es iſt ein Ros' entſprungen aus einer Wurzel zart denn es ſteht im Zuſammenhang mit dem uralten Volksglauben vom Blühen gewiſſer Bäume und Pflanzen in der Chriſtnacht. Der Komponiſt des Liedes iſt Michael Prätorius (1571-1621), der Kapellmeiſter und Sekre⸗ tär des Herzogs von Braunſchweig. Die erſte Strophe des herrlichen Weih⸗ nachtsliedes: Gelobt ſeiſt du, Jeſu Chriſt Daß du Menſch geb biſt, iſt die Ueberſetzung eines alten lateiniſchen Weihnachtsgeſanges, der dem St. Galler, Mönche Notker(900) zugeſchrieben wird, und fand ſich ſchon im 15. Jahrhundert als deut⸗ ſcher Weihnachtsgeſang im Gebrauch. Die übrigen Strophen ſind von Luther frei hinzu⸗ gedichtet. Die alte Weiſe: 9 Vom Himmer hoch, da komm' ich her, Ich bring' euch gute neue Mär! iſt von Luther nach einer Sequenz aus dem Kölniſchen Geſangbuch umgedichtet. Neueren Urſprungs iſt unſer herrliches: Stille Nacht, heilige Nacht! Der Verfaſſer dieſes ſo einfach herzlichen Weih⸗ nachtsliedes iſt Joſeph Mohr, Kaplan in dem hart an der Tiroler Grenze im Tale der Salzbach liegenden Kirchflecken Obern⸗ dorf. Am Vorabend des heiligen Abends 1918 kam er zu ſeinem Freund, dem Lehrer und Organiſten Franz Xaver Gruber im be⸗ nachbarten Arnsdorf und las es ihm vor. Dieſer wurde ſo begeiſtert von den ſchlichten packenden Worten, daß er ſich ſofort hin⸗ ſetzte und eine Melodie dazukomponierte. Schon nach kurzen Stunden war das Mei⸗ ſterwerk vollendet, und noch in derſelben Nacht ſangen es die beiden Freunde öffentlich zur Chriſtmette in der St. Nikolaikirche zu Obern⸗ dorf zu den dünnen Klängen der Laute, da die altersſchwache Orgel ihren Dienſt ver⸗ ſagte. Als tiroliſches Volkslied trat das Lied nun ſeinen Siegeszug durch ganz Deutſch⸗ land an, und erſt 1854 wurde gelegentlich einer Aufführung des Liedes im Königlichen Schloß zu Berlin der bis dahin verborgene Name des Komponiſten feſtgeſtellt. Auch neueren Urſprungs iſt eine Amdich⸗ tung der ſizilianiſchen Volksweiſe„O, ſanc⸗ tiſſima“: O du fröhliche, o du ſelige, 5 Gnadenbringende Weihnachtszeik. Der Dichter des Liedes iſt Johannes Fal, Auch Hoffmann von Fallersleben, der Fabel⸗ dichter Hey, Silcher und viele andere haben Weihnachtslieder gedichtet, die ſo volkstüm⸗ lich geworden ſind, daß man heute kaum mehr die Verfaſſer und Komponiſten kennt. Mögen die ſchönen Lieder auch diesmal die Herzen leicht und froh machen! 8 2 8 16 1 e 5 a 22 N In der Ehrijtnacht Bon Max Jungnickel. Man ſtelle ſich vor: Was wäre unſer deutſches Leben ohne Weihnachtsfeſt? Ein ganzer Himmel voller Gemüts⸗ werte wäre ausgelöſcht. Dieſes ſelige, durchſchimmerte Aus⸗ ruhen der Seele, dieſes liebliche, ſtaunende Aufblühen von Millionen und aber Millionen wäre nicht da. Das Weihnachtsfeſt bringt uns der Erde ganz nah und läßt uns für Stunden in den Himmel greifen. Ein Men⸗ ſchenfeſt, ein Himmelsfeſt. Die Sterne berühren die Stirnen der Erdenkinder. Man kann eigentlich nur über dieſes Feſt ſchreiben, wenn man einen Eiszapfen als Schreibfeder nimmt. Jeder arme Groſchen hat am Weihnachtstage die Kraft, Glück zu zaubern Jedes lumpige Pfenniglicht ſpiegelt die wundergroßen Augen der Kinder Mit Eiszapfen will ich über das Weihnachtsfeſt ſchrei⸗ ben? Das iſt noch längſt nicht zauberhaft. Mit einer Feder vom Paradiesvogel müßte man's tun. und dieſe goldglän⸗ zende Feder in das entrückte Staunen der Kinder tauchen und damit ſchreiben. Selbſt der Verlorenſte ſteht am Chriſt⸗ abend ſtill und fühlt, wie etwas an ſeine Seele greift, etwas. das ihn warm und weich macht ihn anrührt wie der grün⸗ goldene Flügel eines Engels. Ja, ſie ſind wieder da, die Engel und die Ruprechtsbärte, das Silberhaar und die ganze Gewalt der Bilderbuchbuntheit. Eine himmliſche Kirmes. Einmal, in der Chriſtnacht, fühlt plötzlich der Müdge⸗ wanderte die Sehnſucht, ſich herabzubeugen und die leichten Atemzüge der Kinder im Geſicht zu fühlen.— Denn das Kind war es, das das Weihnachtsfeſt erdachte und durch Anfeindungen, Streitigkeiten und Widerhaken hindurchtrug aus der ſchönſten Kammer des Herzens bis in die große Zauberkammer der Volksſeele hinein. Weihnachtsbeſuch Wie eine hohe ſchwarze Mauer ſtand der Wald kaum dreißig Schritte vom Dorfe entfernt. An die ſchneebedeckten Felder grenzten die Häuſer des kleinen Dorfes, aus deren Mitte ein ſpitzer Kirchturm gegen den Himmel ragte. Leiſe fielen Schnee⸗ flocken auf die Erde und legten ſich nebeneinander und über⸗ einander ſchützend auf die Winterſaat. Es war acht Uhr abends. Feierlich erklang der Ton der Kirchenglocke und zog hin zum Walde, wo die Rehe auf⸗ horchten. Und ein Reh ſtand von ſeinem Lager auf und ſchritt leiſe durch den Wald bis an ſeinen Rand. Erſtaunt ſah es, daß aus den Fenſtern der Häuſer des Dorfes heller Lichter⸗ ſchein erſtrahlte, wie ihn das Reh noch niemals geſehen hatte. Sonſt glühte nur ein mattes Lichtlein aus den Fenſtern, das bald erloſch. Vorſichtig ſchritt das Reh über die Felder. Eine Garten⸗ pforte ſtand auf, und das Reh näherte ſich behutſam, zwiſchen den Braunkohlpflanzen hindurchſchreitend, einem Fenſter. Da ſtand im Zimmer auf einem Tiſch ein Tannenbaum, beſteckt mit vielen Lichtern. Ein goldener Stern leuchtete von ſeiner Spitze. Mit fröhlichen Geſichtern umſtanden die Kinder des Bauern, die ſechsjährige Lotte, die achtjährige Klara und der zehnjährige Jochen den Weihnachtsbaum. Spielzeug lag um den Baum, ein Puppenwagen ſtand neben ihm, und Jochen hatte ein Schießgewehr über der Schulter, aber nur ein kleines, nicht ſo ein großes, wie es der Jäger hat, wenn er durch den Wald geht. Und der Bauer und ſeine Frau ſaßen am Ofen, ex mit der Pfeife im Mund, ſie mit einem Strickſtrumpf, und hatten erfreute Geſichter. Friede, Freude und Fröhlichkeit er⸗ füllten die kleine Stube des Bauernhauſes. Plötzlich aber ſtutzte der Bauer und rief leiſe ſeinen Kindern zu:„Seid hübſch ſtill und ſeht vorſichtig an das Fenſter. Da guckt doch jemand in unſere Stube!“ Zwei große braune Augen leuchteten aus dem Dunkel, ein brauner Kopf wurde ſichtbar und ein ſchlanker Körper, auf deſſen Rücken die Schneeflocken fielen, um gleich darauf zu ſchmelzen. Leiſe ſagte der Vater:„Wir wollen nun dem Tier auch eine Weihnachtsfreude bereiten. Draußen im Flur ſtehen Kartoffeln und rote Rüben. Die nehmt und tragt ſie dem Reh hinaus.“ Als die Kinder in den Garten kamen, war das Reh vom Fenſter verſchwunden. Sie ſahen es mitten auf dem Felde ſtehen und nach dem Haus zurückblicken. Der kleine Jochen legte die Kartoffeln und Rüben an den Gartenzaun, und raſch waren die Kinder wieder in der warmen Stube. Am nächſten Morgen ſahen die Kinder nach, ob das Futter noch am Gartenzaun läge. Aber es war fort. Spuren im Schnee bewieſen, daß das Reh ſich ſein Weihnachtsgeſchenk geholt hatte. Und als Jochen zum Walde hinblickte, da ſtand am Waldrand ein großes Reh. Einen Augenblick lang wandte es den Kopf nach den drei Kindern, um dann im Walde zu verſchwinden. Weihnachtsboten aus dem fernen Süden. Von Klaus Heumann. In ſengender Sommerſonnenglut liegt Buenos Aires. Wie eine ſchwere Hand laſtet drückende, ſchwüle Hitze über dem unabſehbaren Häuſermeer, über den breiten, kilometerlangen Aſphaltſtraßen und Benzindämpfen, über dem haſtenden Ver⸗ kehr der Millionenſtadt und ihren arbeitenden Menſchen. Nur ſchwer kann man ſich zu einer Vorſtellung von Advent und Weihnachten durchringen. Das wahrhaft nordamertika⸗ niſche Arbeitstempo, das die Menſchen hier anſpannt und vorwärtstreibt, läßt nicht Zeit zu Beſinnlichkeit und hindert zweifellos daran, ſich irgendwelchen Gedanken an Feſte und Gemütlichkeit, an deutſche Vorweihnachtsſtimmung hinzugeben. Zudem ſind einige dreißig Grad Hitze voll unerträglicher Feuchtigkeit ſolchen Betrachtungen durchaus nicht zuträglich. Es wundert daher nicht, wenn der Nordeuropäer, beſonders der Deutſche in der Metropole Südamerikas, einer ganz ener⸗ giſchen Aufmunterung bedarf, um ſich der entſprechenden Jahreszeit zu erinnern, die drüben in der Heimat Feſtes⸗ vorfreude und winterliche Stimmung in aller Herzen wachruft, mögen die Zeiten nun ſein, wie ſie wollen. Und ſolche Auf⸗ munterung, ſolch äußerer Anlaß, kann für uns hier draußen über See nicht ſtärker, nicht geſchloſſener in Erſcheinung treten als an den Abfahrtstagen der ſog. Weihnachtsdampfer, d. h. der Schiffe deutſcher Reedereien, deren Reiſeplan ſo günſtig 50 um die Nei möglichſt genau am Heiligabend in die Heimat elangen zu laſſen. 5 So herrſchi bereits Tage vor Ausreiſe der Dampfer fieber⸗ aftes Treiben und Schreiben in wohl ſämtlichen deutſchen Jaden am La Plata, die nur irgendwo Angehörige drüben urückgelaſſen haben. Ganze Berge von Poſtkarten und Briefen türmen ſich Abend für Abend in den Hallen des rieſigen Poſtpalaſtes, und in den Nachmittagsſtunden des Abfahrtstages ſelbſt 8 ſich ein ununterbrochener Strom von Menſchen vor den Schaltern und Briefkäſten des Ge⸗ bäudes. Am Nordhafen liegt der deutſche Rieſendampfer, der gerade u Weihnachten in Hamburg einlaufen wird. Er beginnt bereits mit der Uebernahme von Paſſagieren und Gepäck. Kommandoworte und»pfiffe erſchallen allerorten. Motor⸗ winden kreiſchen und geben dem Ganzen erſt ſo recht den An⸗ ſtrich von lebendigem Pulſieren und Abreiſe. Ein Gang durch Weihnacht Von Max von Schenkendorf. Brich an du ſchönes Morgenlicht! Das iſt der alte Morgen nicht, Der käglich wiederkehret. Es iſt ein Leuchten aus der Fern', Es iſt ein Schimmer, iſt ein Stern, Von dem ich längſt gehöret. Nun wird ein König aller Welt, Von Ewigkeit zum heil beſtellt, Ein zartes Kind geboren. Der Teufel hat ſein altes Recht Am ganzen menſchlichen Geſchlecht Verſpielt und ſchon verloren. Der Himmel iſt jetzt nimmer weit, Es naht die ſel'ge Golteszeit Der Freiheit und der Liebe. Wohlauf, du frohe Chriſtenheit! Daß jeder ſich nach langem Streit In Friedenswerken übe. Ein ewig feſtes Liebesband Hält jedes Haus und jedes Land Und alle Welt umfangen. Wir alle ſind ein heil'ger Stamm, Der Löwe ſpielet mit dem Lamm, Das Kind am Neſt der Schlangen. Wer iſt noch, welcher ſorgt und ſinnt? Hier in der Krippe liegt ein Kind Mit lächelnder Gebärde. Wir grüßen dich, du Sternenheld! Willkommen Heiland aller Welt! die weiten Räume und Salons des eleganten Schiffes zeugt davon, daß man ſich tatſächlich auf deutſchem Boden befindet. Ueberall iſt dafür geſorgt, weihnachtliche Stimmung wach⸗ zurufen und zu pflegen. Mit Grün und Tannenzapfen ſind vielfach die Räumlichkeiten ausgeſchmückt, ein leichter Duft von verräucherten Zweigen ſchwebt überall und Weihnachtsklänge der an mehreren Stellen konzertierenden Orcheſter wirken ihr übriges. Nur zu raſch vergehen die wenigen Stunden in den gemütlich ausgeſtatteten Empfangsſalons, und als die letzten Signale„Beſuch von Bord!“ durchs Schiff klingeln und gellen, verläßt man nur widerwillig den deutſchen Boden und lenkt den Schritt über die ſchmale Laufplanke nach Amerika. Und dann iſt es ſoweit, daß ſich das Schauſpiel vollzieht, ſo oft erlebt und doch heute von beſonderer Eindruckskraft. Nun fällt auch der letzte Steg, der„unſer Weihnachtsſchiff“ mit uns verbindet. Die Menſchenmenge unten verharrt in tiefem Schweigen, als oben auf dem Promenadendeck die Kapelle neben dem üblichen„Muß i denn...“ noch ein alt⸗ bekanntes deutſches Weihnachtslied in die Nacht erklingen läßt. Kaum ſind die Weiſen verſtummt, bricht doppelter Beifall los. Wie ein Orkan ſetzt ein Rufen und Winken ein, vom Kai zum Schiff, von der Brücke und den weiten Decks, von wo die ſchneeweißen Uniſormen der Marineoffiziere zu uns herab⸗ leuchten. Schließlich legt ſich der Jubel ber ſich vergrößernder Entfernung zwiſchen hüben und drüben und wir eilen hinaus zum Molenkopf am Jachtklub Argentino und kommen gerade zurecht, um den mächtigen Schiffskörper vorbeiziehen zu ſehen, wie er ſich, von vier Hochſeeſchleppern geleitet, behntſam aus dem Hafenbecken heraus in die Nacht ſchiebt. Die Decks und ſämtliche Kabinen ſind hell erleuchtet. Am Fuß der drei Schornſteine haben Matroſen Aufſtellung genomenen, die un⸗ unterbrochen Leuchtfeuer in den argentiniſchen Nationalfarben abbrennen und im Kreiſe ſchwingen. Abgeriſſene Marſchklänge tönen herüber, erſtickte Rufe, Schreie— woher, wohin? Die Nacht bleibt uns die Antwort ſchuldig. Und ſo ſtrebt dieſe ſchwimmende, leuchtende Stadt hinaus auf die Reede, hinaus auf die immenſe Waſſerfläche. Schon kommen Schlepper zurück, und als eine ferne Turmuhr elf dumpfe Schläge im Glockenſpiel ertönen läßt, trifft auch der letzte Schleppdampfer wieder ein. Tiefſchwarze Rauchwolken am klaren Sternhimmel ſagen uns, daß das Schiff nun die Heimreiſe angetreten hat und mit eigener Kraft oſtwärts ſtrebt. Mit ihm eilen unſere Gedanken, eilen ihm voraus durch viele Tauſende von Meilen, über die Weiten der Meere, die ſein Kiel berührt, vorbei an felſigen Geſtaden und träumenden Palmeninſeln, wo ſeine Anker raſten werden. Sie eilen ihm voraus in die rauhen Stürme der deutſchen See, in den Zauber deutſcher Winterlandſchaft mit Schnee und Eis und rauͤhreif⸗ kniſternden Wäldern. Der Weihnachtsmann am FJahrkartenſchalter. Eine Chriſtfeſtſtizze von Guſtav Stange. Tag für Tag ſaß Annemarie Horn hinter ihrem Schalter⸗ fenſter, Tag für Tag durfte ſie an ihr völlig fremde Menſchen Fahrkarten verkaufen, die den Reiſenden die fernſten Gegenden erſchloſſen, und noch dazu zumeiſt nur vornehmen Reiſenden, da ſie die Abtetlung für erſte und zweite Wagenklaſſe zu be⸗ dienen hatte. Tag für Tag erſchien aber auch ein Mann, den ſie nur noch zu ſehen brauchte, um zu wiſſen, daß er„eine Zweiter nach Magdeburg hin und zurück“ wünſchte. Das war eigentlich der einzige Menſch, den ſie regelmäßig Tag für Tag um dieſelbe Stunde, ja, Minute, zu Geſich: bekam. Wochenlang ging das nun ſchon ſo vor ſich. Zuerſt rein geſchäftsmäßig, dann änderte ſich die Form etwas; denn er bot ihr ſchon einen freundlichen Gruß und ſie nickte ihm ebenſo freundlich zurück, dann wußten ſie auch bald, wen ſie einander vor ſich hatten, und dann, ja, dann kam er immer wenigſtens fünf Minuten früher, um mit ihr„einen kleinen Schwatz zu machen“. Sie erfuhr von ihm, daß er Witwer war und ſein Töchter⸗ chen in Magdeburg bei der Oma hatte, daß er ein anſehnliches Fabrikgrundſtück beſaß, das 5 der Schwere der Zeit immer noch genug abwarf, daß er aber ein völlig zurückgezogenes Leben führte und von niemandem etwas wiſſen wollte. „Und ſehen Sie, mein liebes Fräulein, nun kommt wieder Weihnachten, das mich mit all ſeiner Traurigkeit überfällt; denn gerade am Heiligen Abend wurde meine Frau, als ſie zu haſtig in der Vorfreude die Straße überquerte, von ſolch einem modernen Ungeheuer erfaßt und zu Boden geſchleudert. Am erſten Feiertag ging ſie von mir und ließ mich und ildchen für immer zuruck. Seitdem will ich von dem ganzen zauber und dem Tannenbaum nichts wiſſen— der iſt ja nur für die Glücklichen da!“ Und ein anderes Mal erfuhr Kuno Merkmann von ihr, die ſich Annemarie Horn nannte und Tag für Tag hinter ihrem Schalierfenſter ſaß und Fahrkarten verkaufte, daß auch ſie Boes erlebt hatte. Merkmann war ganz erſchrocken. „Mein Gott, auch Sie tragen ſchweres Leid mit ſic herum?“ „Ja, ſo ſchwer, daß ich faſt darunter zuſammenbreche; den auch gerade an einem Heiligen Abend mußte ich es erleben daß mein Bräutigam andere Wege ging und mich betrog Gerade am Heiligen Abend überraſchte ich ihn Arm in Arn mit einer anderen, die ſich früher— meine Freundin nannte!“ „Armes Kind, das iſt allerdings ſchlimm genug, und Jr Leid nicht geringer als mein Kummer. Wir beide haben e unſer Liebſtes hingeben müſſen, wir ſind Schickſalsgefährten geworden.“ Wieder war es Heiliger Abend geworden. Heute aber erſchien Kuno Merkmann nicht all 8. 5 2 790 5 5 5 ein am Schalter— ein niedliches, friſches, krauslockiges und dicht⸗ beſchneites Mädchen hing ihm am Arm und ſprach fortgeſetzt plappernd auf ihn ein. 5 „Ja, Vat, wir fahren nicht mit der Bahn— nicht wahr Vati? Wir fahren Auto— ja, Vati?“ i „Gewiß, mein Liebling, wir fahren Auto, aber wir müſſen noch ein ganz klein wenig warten— nicht wahr? Du weißt doch!“ „Ja, Vatt, bis die Tante fertig iſt— nicht wahr, Vatie Und die kommt dann mit— nicht, Vati?—, und fährt mit im Auto; ja, Van! Und fährt dann mit bei uns nicht, Vati und dann feiern wir zuſammen, und der Weihnachtsmann it auch da, und leder kriegt was, Hildchen: der Vati, die Omg, die Dali ind und „Nun halt aber mal dein Plappermäulchen, ſonſt kann die Tante Annemarie ja gar keine Karten verkaufen— nicht?“ Und ſo wurde es wirklich. Die beiden Schickſalsgefährten reichten ſich ohne große Worte die Hände und fuhren nach Schalterſchluß zuſammen zum Weihnachtsmann unter den Tannenbaum. Kein Wunder war es, daß es in dichten Ballen ſchneite; denn Hildchen hatte ja längſt auch den letzten blauen Reſt vom Himmel weg⸗ geſchwatzt Daheim aber verſtummte ſie doch, als die ganze Herrlich⸗ keit des Weihnachtsheiligabends über ſie hereinbrach und ſie verwundert mit anſehen mußte, wie der Vati die Tante Anne⸗ marie in die Arme riß und ſie ſelbſt plötzlich Lon beiden hoch⸗ gehoben und mit einer wahren Kanonade von Küſſen über⸗ ſchüttet wurde. Aber einverſtanden war und blieb ſie doch mit der neuen Mutti! Die Waldangelbachtäler Schmutzmät dl Eine vorweihnachtliche Geſtalt aus dem Kraichgau. In der„heiligen Schmutznacht“, deren Datum nicht ganz genau feſtliegt— jedoch meiſt zwiſchen dem 20. und 23. De⸗ zember— gehen in der abendlichen Dämmerung die ſogen. Schmutzmändl, z. B. in Mühlhauſen und anderen Dörfern, meiſt zu Gruppen bis zu ſieben oder acht in den Häusern umher und bitten unter Herſagen von Sprüchen um eine Gabe: z. B. Heut iſch heilige Schmutznacht, D' Pfann hot gekracht, Unſere aber noch nit, Gebt mer ebbes mit. Andere ſagen: Ich bin en armer König, Gebt mer net ſo wenig, Laßt mich nicht ſo lange ſtehn, Denn ich muß noch weiter gehn. Meiſt bekommen ſie dann von den Leuten Weihnachts⸗ gutſel, Aepfel, Birnen und Nüſſe, wofür ſie zum Dank eilt Lied ſingen. Auf den erſten Blick iſt man geneigt, die Schmutz mändl als bettelhaft anmutende Armleuteſitte abzutun. Bel genauerer Beobachtung ſtößt man aber auf charakteriſtiſche Züge, hinter denen ſich alter Volksglaube verbirgt. Die Mändl haben Hände und Geſicht ganz ſchwarz berußt oder in weiße Tücher gehüllt(Vorhängel). In alte Mäntel einge⸗ hüllt mit Stock und Sack verſehen, ziehen ſie durch die Stra⸗ ßen. Bemerkenswert ſind auch die immer grünen Tannen zweige, die in anſehnlicher Größe auf dem Hute befeſtigt ſind. Der Stock iſt faſt immer ein ſogen.„Firl“ Gaſelgerte h, deren Schläge beſonders den jungen Mädchen„gewidmet werden. Wofür hat man nun eigentlich dieſe Schmutzmändl zu halten? Zur Klärung dieſer Frage geben uns die Mändl ſelber die Spur. Sie ſind bis zur Unkenntlichkeit verkleidet. Weshalb? In der Winterszeit dachten ſich unſere Vorfahren die ganze Natur im Banne der toten Geiſter. Ihr Einfluß lähmt die Sproßkraft der Erde und zwingt alles in einen todähnlichen Schlaf. Dieſe Mächte gilt es alſo zu vernichten oder zu vertreiben. Nach altem Rezept, nach dem man Gleiches mit Gleichem vertreiben ſoll, wählt man ſelbſt eine ſchreck⸗ hafte Verkleidung(Schreckgeſtalt des Todes, angedeutet durch die weiße Verhüllung!), um nun als gleichſtarker Gegner erfolgreich gegen dieſe Dämonen kämpfen zu können. Der Tod ſoll aber nicht nur vertrieben werden, ſondern das Leben zu gleicher Zeit aus ſeinem Banne befreit werden, weshalb die Mändl auch mit den Symbolen der Wachstums⸗ kraft und Fruchtbarkeit ausgerüstet ſind, denn als nichts an deres kann man Fichtenzweig, Haſelgerte und Brotſack gut deuten. Durch ſympathiſchen Zauber ſucht man das Leben aus ſeinem Verſteck hervorzulocken. Bezeichnend iſt das Schlagen mit dem Stock oder der Gerte, worin wir ſicherlich eine Parallele zu der vielerorts im deutſchen Vaterland geübten Sitte des Schlagens mit der Lebensrute erblicken dürfen. Die immer grünen Zweige verbreiten das in ihnen verborgene Leben überall, wo die Männlein erſcheinen. Es iſt wohl ſo, daß zu Zeiten, wo der Brauch noch geübt wurde, die Schmutz mändl durch Gemeinde und Gemarkung zogen und nachhet zum Dank für ihren Gemeinſchaftsdienſt von den Leuten be⸗ lohnt wurden. Gegenwärtig wird die Schmutzmändlſitte als 1 unweſen verachtet, weil ſie, ihres Sinnes und Inhalts 1b raubt, nur noch bei den Kindern in Uebung iſt und Pe grotesk wirkt. Bedenkt man aber, auf welche Tradition 5 Bräuche zurückblicken können und wie ſie uns in die 15 ſtellungswelt unſerer Ahnen Einblicke gewähren, ſo möchte man bedauern, wenn ſie ganz ausſterben würden. 3— Deutſche Weihnacht. Nein, war ſie ſtolz, die kleine Fichte! Man hatte ſie über und über mit ſchimmerndem e ehängt. Un auf jedem Zweig thronte eine helleuchtende Kerze „So etwas 2 es doch nur einmal geben!“ dachte 15 „Ich bin ſicher der einzige Baum aus dem ganzen Walde, die ſo etwas erlebt!“ prahlte die kleine Fichte. Da begannen üſſe glänzenden Kugeln und die vergoldeten und ſilbernen Ni ſo zu lachen, daß alle Lichter auf dem Bäumchen zitterten. 5 „Du dummer kleiner Baum“ ſpotteten ſie,„glaubſt du 50 wirklich? Ja, weißt du denn nicht, daß, ſo weit 1 129 9 ſchlagen und die deutſche Sprache in der Welt geſprochen wild, — d auch das ſchönſte deuzſche Feſt gefeiert wird— die deutſche Weihnacht!“ J. Adams. Due, eee 7 Wenn man alles recht bedachte, war es für den Franz eine ganz einträgliche Beſchäftigung. Im wallenden, weißen Bart, angetan mit Purpurmantel und Zipfelmütze, auf dem Rücken den Sack und in der Hand die Rute— ſo zog er durch Kaffeehäuſer der Stadt um Kindern und Erwachſe⸗ nen einen Vorgeſchmack von Weihnachten zu geben. Leider ſtellten die Auftraggeber, die ſich in die Koſten teilten, die harte Bedingung, daß er„im Dienſt“ unter keinen Umſtän⸗ den nach Alkohol riechen dürfe. Da bei Kümmel⸗Franz, wie ſein Spitzname lautete, ein ſolcher Mißgeruch faſt ſtändig vorhanden war, kann man ſich vorſtellen, wie ſchwer er an ſeinem dezemberlichen Nebenberufe trug. Alles in allem war es aber doch eine„feine Sache“. Man ging durch die Kaffeehäuſer wie ein nobler Herr, grüßte leutſelig, legte hin und wieder einem Dreikäſehoch die breite Pfote auf den Lockenkopf und erteilte gute Ermahnungen. Das ging wie am Schnürchen; Franz kannte ſein Sprüchel in⸗ und auswendig Und von dem ſo verdienten Geld wußte die Frau nichts. Allerdings bekam die Marie dahinten in der Altſtadtgaſſe von ihres Mannes Verdienſten ohnehin nicht viel zu ſehen. Ob er gelegentlich Arbeit hatte oder nicht— Franz pflegte davon erſt einmal ſeine eigenen Bedürfniſſe in ſeiner Stammkneipe zu befriedigen; was dann für Frau und Kinder übrigblieb, war wenig oder nichts. Aufwarteſtellen und Hemdennäherei mußten es bringen... Wenn er ſie nur in Ruhe ließ, nachts nicht allzu betrunken heimkam, keine Raſereien mit dem wenigen Küchengeſchirr ausheckte und nicht auf ſie losging, dann war ſie ſchon zufrieden * Ein Gedanke.— überlegte Frau Doktor Weſter⸗ hoff. Sie ſaß mit einigen Damen in einer Konditorei und blickte dem Weihnachtsmann nach. Zuverläſſig?“ entgeg⸗ nete der Kellner auf ihre Frage.„O, ich denke doch, gnä⸗ dige Frau! Worum handelt es ſich?“ „Ich will ihn morgen, am Heiligen Abend, in dieſem Aufzug in meine Wohnung kommen laſſen, damit er per⸗ ſönlich meinen Kindern beſchert. Natürlich gegen Vergütung!“ „Das wird er machen.— He!“, winkt er. Franz kam heran. witterte den leichten Verdienſt. Natürlich, das mache er gern! Die Kinder ängſtlich? Keine Sorgen; mit Kindern könne er umgehen, daß es nur ſo eine Art habe! Halb ſieben, gewiß! Nicht klingeln, Mädchen ſteht in der Tür — gut! Ganz pünktlich, jawohl! Beſten Dank, Frau Doktor!“ So zockelte am Heiligen Abend dieſer„Weihnachts⸗ mann“ fürbaß, der Straße und dem Hauſe zu, die Frau Weſterhoff ihm angegeben hatte. Teufel, Teufel, wie das Geld in der Taſche brannte! Alle hatten ſie ihm heute abend, da ſeine diesjährige Tätigkeit vorbei war, die Ent⸗ ſchädigung ausgezahlt,— alles in allem runde fünfzig Mark! Kneipen geſchloſſen? Hoho, nicht für den Kümmel⸗ Franz!— Leiſe hieß ein weißbehäubtetes Mädchen ihn eintreten. Da kam auch ſchon Frau Doktor ſelbſt.„Alſo“, hieß es. und ſie führte ihn in ein Zimmer, wo ein Dutzend Pakete und Päckchen auf dem Tiſch lagen. überall ſteht der Name drauf; nur ableſen! Vier Kinder, jawohl. Und hier noch ein Paket für mich und eins für das Mädchen! Mein Mann iſt verreiſt, leider. Werden Sie's gut ausführen? Nicht er⸗ ſchrecken?“ Mit ſchwungvoller Bewegung ſeines purpurbewamſten Armes zerſtreute Franz alle Bedenken. Erſchrecken? Vor ihm?„Nee, Frau Doktor, da laſſen Sie mich nur machen! Mit Kindern umgehen, das iſt ſozuſagen meine Spezialität!!“ i Unterdeſſen ſtand Marie in der armſeligen Küche der Altſtadtwohnung und bereitete ſich und den Kindern ein feſt⸗ liches Abendbrot,— ſo gut und ſo ſchlecht es gehen wollte. Ein Feſtgetränk aus heißem Waſſer, Apfelſaft und Zucker. und endlich hatte man ja noch die gekochten Aepfel.„Als Nachtiſch!“ erläuterte Lene, die älteſte, ſachverſtändig. „Mutter. Mutter“, ſetzte ſie hinzu,„wenn er nur nicht Lomm „Weihnachtsmann, was haſt du für eine große Mütze! Weihnachtsmann, was haſt du für einen roten Mantel! Und einen langen Bart! Und hohe Stiefell! 5 Alles an ihm war. Ja, Weih⸗ nachten, da gab es was zu erleben und zu ehen! Weih⸗ nachten! Und durch einen ganz naheliegenden Gedanken⸗ ſchluß kam Mauſi plötzlich zu der Frage, ob denn die Kin⸗ der vom Weihnachtsmann alle Tage dieſe herrlichen Sa⸗ chen und den ganzen Weihnachtsmann ſehen könnten.„Ach, du“, ſchnitt ihr die etwas ältere Martha wichtig das Wort ab, der Weihnachtsmann hat ja gar keine Kinder!“— „Der Weihnachtsmann“ ſagte die Mutter,„hat ſo viel zu tun; wenn er nun auch noch Kinder hätte, da müßten ſie ja immer allein ſein! Da iſt es nur gut, daß er keine hat!“ Aber Mauſi war hartnäckig und nicht ſo leicht zu über⸗ zeugen:„Ja, aber ich möchte doch wohl Kind beim Weih⸗ nachtsmann ſein! Die Kinder vom Weihnachtsmann krie⸗ gen von ihrem Vater gewiß die allerſchönſten Geſchenke. und ſie haben den größten Weihnachtsbaum! Ich möchte wohl mit, dann könnte ich ihm immer zuerſt ſagen, was ich mir wünſchte! Und immer bei ihm auf den Knien ſitzen! Und immer Kuchen eſſen! Und Wunſchzettel ſchreiben! Und un? Es wollte nicht enden! So viel Herrlichkeit beim Weih⸗ nachtsmann! Alles lachte: die Mauſi, der Günther, die Martha und der Viktor! Und erſt die Mutter! Und der Weihnachtsmann ſelber, der lachte— ganz plötzlich— nicht mehr... Er wurde merkwürdig ſtill.. Bald darauf mußten ſie ihm alle die Hand geben, und die Mutter ging mit ihm hinaus bis zur Haustür., wo ſie ihm drei Mark überreichte und ein Paket dazu. „Für die Kinder“, ſagte ſie und zwinkerte mit den Augen.„Der Weihnachtsmann wird ſchon welche haben, und wenn nicht, dann wird er ſchon wiſſen, wie er's ver⸗ wenden kann. Fröhliche Weihnacht!“ * Da ging nun der Franz zum zweiten Male durch die abendſtillen Straßen mit den ſtrahlenden Weihnachtsbäu⸗ men hinter verhangenen Fenſtern. Es ſchneite leicht, und ihn fror. Er rechnete. 53 Mark in der Taſche! Damit— ſo hatte er ſich's den ganzen Nachmittag vorgenommen— wollte er nun im Luſtigen Anton“ erſcheinen, er, der Kümmel⸗ Franz, den aue tannten, und woute das ganze oral auf den Kopf ſtellen! Runden! Runden! Traktieren! Er rannte faſt. War's wegen der Kälte? Warum lief er ſo gehetzt? Da war noch etwas anderes, was ihn an⸗ trieb.— jedoch nicht in die gleiche Richtung. Noch ein an⸗ derer Plan ging ihm im Kopf herum Seit vorhin, ſeit er den Kindern, fremden Kindern, der Weihnachtsmann ge⸗ weſen war, brannte etwas in ſeiner Bruſt, während er da⸗ vonhaſtete, der Armutgaſſe zu, wo er zu Hauſe war— und der„Luſtige Anton“! Allmählich, ganz allmählich und ſicher, beſiegte der zweite Plan den erſten. Ob noch Läden auf waren? Ku⸗ e de 5 chenladen, Pantoffeln, Spielwaren Er hatte Glück; die Leute lachten; und manche, die ſonſt nicht mehr aufgemacht hätten, taten es doch, ſobald ſie ſahen, daß es der Weih⸗ NV ſelber war. der noch raſch etwas einkaufen mußte. Noch ſaßen ſie beiſammen; noch war der letzte Reſt ihres heißen Apfelgetränks nicht eingeſchenkt in die brüchi⸗ gen Taſſen— da ging die Klingel. Der Vater! Erſchrocken blickten die verſchüchterten Ge⸗ ſichter zur Mutter, die verbittert aufſtand. Der Vater— das war Zank und Streit und Schläge. Aber es kam kein Vater; es kam der Weihnachtsmann. Der Weihnachtsmann, der eine Anſprache hielt wie vorhin, der Lob und Tadel austeilte, der ihnen liebkoſend über das Haar ſtrich. Sie erſchraken faſt von neuem; das konnte doch nicht. konnte, konnte nicht... Das— der Vater? Doch dann kam der Sack von der Schulter, prall und voll; und der Weihnachtsmann verteilte, für die Aelteſte wie für den Jüngſten. Und das Paket von der Frau Doktor wa, Auch dabei. Marie aber, die Mutter, ſah an dieſem Abend in ihres Mannes Auge eine verſtohlene Träne; als er ihr ſchüchtern die Hand drückte, wußte ſie, daß dieſe Träne eine Bürg⸗ ſchaft war für eine beſſere Zukunft. In faſt ſchon mütterlicher Beſorgtheit um die jüngeren Geſchwiſter ſah ihr durch Entbehrung gebleichtes und vor⸗ zeitig gealtertes Geſicht zu der Mutter auf.„Ich glaube nicht“, beruhigte dieſe. Aber innerlich war ſie ſelbſt nicht ruhig. Wenn er nur wegbleibt, bis alles vorbei iſt und die Kinder zur Ruhe! Nur nicht angetrunken hineinplatzt, wie ſchon ſo oft Schneller und ſchneller gehen ihre Hände. Nur weg⸗ bleiben! Nur nicht kommen! Er— der Vater * Der Kümmel⸗Franz... der Weihnachtsmann... Ja, man mußte es ihm laſſen, mit Kindern konnte er umgehen! Wie er würdevoll ins Zimmer trat, wo der Baum mit den Kerzen flammte, wie er eine launige Anſprache hielt und Lob und Tadel austeilte, wie er dann den Sack ablud und auszupacken begann— ſolch einen herrlichen Weihnachts⸗ abend mit dem richtigen Weihnachtsmann hatten ſie noch nie gehabt! Und Geſchenke hatte er mitgebracht, Geſchenke. Wünſche langer Wochen, Träume über Träume wurden Wirklichkeit! Und der Weihnachtsmann ſpielte mit ihnen. als ob er ſelber ſeine helle Freude daran hätte! Wettrüſten zu den Feiertagen Die Reichshauptſtadt an der Spitze.— 190 Sonderzüge und 20 000 Jenkner Karpfen. Man ſchreibt uns aus Berlin: Deutſchland ſteht wieder ganz im Zeichen weihnachts⸗ 5 Stimmung und inniger Vorfreude auf das Ereignis es Jahreswechſels. Vor zwei Jahren noch war ein innen⸗ politiſcher Burgfrieden notwendig, um die Weihnachtsſtim⸗ mung zu ſichern. Nachdem aber die letzten Blüten der Syſtemzeit vom Sturmwind der nationalſozialiſtiſchen Re⸗ volution hinweggeweht worden ſind, ſind Burgfriedens⸗ erlaſſe nicht mehr nötig; inzwiſchen hat ſich ja im national⸗ ſozialiſtiſchen Deutſchland eine grundſätzliche Umwälzung vollzogen, die die Vorausſetzungen geſchaffen hat für ein fruchtbringendes volksgemeinſchaftliches Leben. Auch dieſes Weihnachten ſteht im Zeichen deutſcher Volksgemeinſchaft, und wenn inzwiſchen im ganzen Reiche ein reges Wett⸗ rüſten auf Weihnachten eingeſetzt hat, ſo iſt das ein fried⸗ licher und fröhlicher Wettbewerb, an deſſen Spitze nach wie vor die Reichshauptſtadt marſchiert. Das ſoll nicht etwa heißen, daß im übrigen Reiche weni⸗ ger Weihnachtsſtimmung herrſcht als in Berlin. Ganz im Gegenteil: In den mittleren und kleineren Städten und in den Dörfern wird zweifellos die Weihnachtsfreude inniger ſein als in der großen Weltſtadt, in der die Haſt des All⸗ tages uneingeſchränkte Herrſchaft ausübt und nur für wenige Stunden das Zepter an den Weihnachtsfrieden abgibt. Aber in Berlin wohnen 4½ Millionen Volksgenoſſen beiſammen, und es iſt deshalb eigentlich kein Wunder, daß Berlin in jeder Hinſicht zahlenmäßig an der Spitze der Weihnachts⸗ vorbereitungen ſteht. Die Reichsbahndirektion hat für den großen Weihnachts⸗ reiſeverkehr, der inzwiſchen ſeinen Anfang genommen hat, insgeſamt 190 Sonderzüge eingeſetzt, die Weihnachtsbeſucher aus der Reichshauptſtadt ins Reich bringen, und umgekehrt Weihnachtsbeſucher aus dem Reiche nach Berlin führen. Da inzwiſchen günſtige Meldungen für winterliches Wetter vor⸗ liegen und in den letzten Tagen in den Winterſportgegenden des Reiches Schneefall eingetreten iſt, haben die begeiſterten Winterſportler ſich nunmehr nach längerem Zögern doch dazu entſchloſſen, Weihnachtsfreude mit Sportfreude zu ver⸗ einigen. Wenigſtens die Voranmeldungen für die Winter⸗ ſportzüge der Reichshauptſtadt laſſen das erkennen. Ein ganz hervorſtechendes Merkmal des weihnachtlichen Wettrüſtens in dieſem Jahre iſt nicht nur in der Reichs⸗ hauptſtadt ſondern in der Mehrzahl der Städte des Deut⸗ ſchen Reiches eine erfreuliche Zunahme der Kaufluſt. Die Kaufluſt gerade der weniger bemittelten Bevölkerung iſt um ſo beachtenswerter, als große Opfer für die Winterhilfe gebracht worden ſind und zweifellos noch gebracht werden. Denn die rechte Weihnachtsfreude iſt ja eben die Freude, etwas geben und ſchenken zu können, und ihr fehlt nichts mehr, wenn auch noch der Weihnachtsbaum da iſt. Auch hier dürfte Berlin an der Spitze ſtehen, und zwar mit rund einer Million Weihnachtsbäume. Aber nicht nur zu Weihnachten wird jetzt gerüſtet, der darauffolgende Jahreswechſel macht ſich ſchon bemerkbar. Er verſpricht, in dieſem Jahre noch fröhlicher und munterer zu werden als an der Wende 1933⸗34. Die großen Karpfen⸗ teiche in Schleſien, Sachſen, Oberlauſitz haben ſich bereits beträchtlich geleert. In dieſen Teichen werden jährlich etwa 120 000 Zentner Speiſekarpfen gezüchtet und dazu rund 40 000 Zentner Satzkarpfen für Zuchtzwecke. on den 120 000 Zentnern Speiſekarpfen wandern in einem Jahre allein 30 000 Zentner in die Reichshauptſtadt, von denen die Berliner in der Weihnachts⸗ und Silveſterzeit„nur“ 18 000 bis 20 000 Zentner verzehren. Es ſei nicht vergeſſen, daß auch die Karpfenzüchter in Bayern einen Anteil an der Be⸗ lieferung der Reichshauptſtadt haben. Der Mittelpunkt des Karpfenabſatzes für das Weih⸗ nachts⸗ und Silveſterfeſt iſt in der Reichshauptſtadt die Zentralmarkthalle, die gerade in dieſer Zeit für auswärtige Beſucher eine ſehr intereſſante Sehenswürdigkeit darſtellt. Wenn das Wettrüſten für Weihnachten ein Ende gefunden hat, wird nach der Ruhe der Feiertage ſich der Blick auf die Jahreswende richten, die unſerer Zeit entſprechend freudig, aber auch mit würdigem Ernſt gefeiert werden ſoll. Das auserwählte Weihnachtseſſen. Marie⸗Luiſe⸗Suppe. Zwei Pfund mageres Rindfleiſch und einige Fleiſchknochen ſtellt man mit kaltem Waſſer aufs Feuer, ſügt nach Abſchäumen drei Karotten, zwei Zwiebeln, einen Lattich, zwei Lauch, Peterſilie, zwei Schalotten, zwei Gewürz⸗ nelten, etwas Kerbel hinzu, läßt es kochen und legt dann ein halbes gebratenes Huhn dazu. Das Ganze wird ganz langſam gekocht, durch Gaze geſeiht und mit feingeſchnittenem ge⸗ röſteten Brot angerichtet. Gefüllte Roſe. Ein beſonders großer, tadellos feſter Blumenkohl wird in Salzwaſſer nahezu weichgekocht. Mit einem Waſſerglas ſticht man nun den mittleren Teil heraus, erweitert die Höhlung innen vorſichtig noch etwas, gibt dann eine feine Schinken⸗ oder Bratwurſtfülle hinein und paßt die oberſte Roſe als Verſchluß wieder ein. Nun ſetzt man die Roſe mit ganz knapp abgeſchnittenem Strunk in eine feuexfeſte Form, umkränzt ſie mit halbierten Eiern, füllt 4 Liter ſüßen Rahm darüber und überbäckt das feine Gericht bei Mittelhitze im Bratofen 25 bis 30 Minuten. Deutſcher Salat. 17 Pfund Stein⸗ oder andere 0 werden mit etwas Butter durchſchwenkt, auf einem Sieb ab⸗ getropft und nachher mit den üblichen Zutaten oder mit Mayonnaiſe angerichtet. Feingehackte Peterſilie, Krebs⸗ ſchwänzchen, Schinkentütchen, auch Tomatenſcheiben oder Krabben, bilden den Ausputz. Gedünſteter Karpfen. Ein mittelgroßer Karpfen wird ab⸗ geſchuppt, gereinigt, ausgenommen, mit Salz beſtreut und einige Zeit ſtehengelaſſen. Dann wird er abgeriehen und mit reichlich Butter, Zwiebel, Pfefferkörnern, Zitronenſcheiben, gelben Rüben und Peterſilie in die Bratpfanne gelegt. Iſt der Karpfen halbweich, gießt man„ Liter Apfelwein darüber und läßt in der Brühe ein Stück in Mehl gedrückte Butter durchkochen. Die Tunke wird durch ein Sieb gegoſſen und mit Kartoffeln zum Fiſch gegeben. Glaciertes Filet mit Gemüſe. Ein gebratenes, erkaltetes Filet wird in Scheiben geſchnitten und auf einer Bratenplatte angerichtet. Von dem Bratenfond, den man mit Waſſer auf⸗ füllt, entfettet, durch ein Tuch gießt, bereitet man mit Gelatine ein Gelee. Wenn das Gelee zu erſtarren beginnt, beſtreicht man den aufgeſchnittenen Braten damit und wiederholt dies, bis eine Geleeſchicht über dem Braten iſt. Das glacierte Filet wird mit allerlei Büchſengemüſen angerichtet, das man vorher mit etwas Zitronenſaft, Salz und Oel vermiſcht har. — Einheimiſcher Sport. Fußball Spe. Käfertal 1— 98 Seckenheim 1 953 2 3 98 Seckenheim II 7:4 98 Seckenheim III 6:0 Seckenheim mußte dieſen ſchweren Gang nach Käfertal ohne ſeine zwei in Viernheim geſperrten Spieler gehen und hatte ſchon im voraus wenig Ausſichten auf Erfolg. Wenn trotzdem ein knapper Sieg erkämpft wurde, dann unter Einſetzung aller Energie eines jeden Spielers. Ein beſonders ſchönes Spiel war es nicht, aber ein mitreißen⸗ der Kampf. Käfertal war in der erſten Halbzeit tonangebend und legte auch binnen 15 Minuten 2 Tore vor. Wer glaubte, daß dadurch die Seckenheimer kopflos wurden, der ſah ſich getäuſcht. Eben dieſe 2 Tore waren der Weckruf zum Kampf. Bis zur Halbzeit hatte man ein Unentſchieden er⸗ rungen und in der zweiten Hälfte erkämpfte man noch einen überaus wertvollen Sieg. Käfertal war dem un⸗ geſtümen Kampfeseifer nicht gewachſen und mußte wohl oder übel kapitulieren. Schiedsrichter Gund⸗Plankſtadt leitete das Spiel zwar kleinlich, aber in durchaus korrekter Weiſe. Zuſchauer ca. 250. ch . Handban. Tv. 98 Seckenheim 1— Tov. Rheinau I 12:4(5:1) Tv. 98 Seckenheim Igd. 1— Tv. Edingen II 8:2(4:1) Tv. 98 Seckenheim Schül.— Tv. Edingen Schül. 9:3(0:3) Obwohl das letzte Spiel der Vorrunde unter der Verſpätung, die eingetreten war, litt, zeigte es doch ſchöne Momente. Wenn auch nie der Sieg der Einheimiſchen in Frage ſtand, war das Treffen bis zum Schluß ſpannend; in der letzten Minute konnten die Rheinauer ſogar noch ihr 4. Tor erzielen. Nachdem geſtern M. T. G. gegen Polizei 10:3 verlor, iſt der zweite Platz in der Vorrunde geſichert; für den Spe. Käfertal II Alemania Ilpesheim III als ſie ausſieht. Wären am Anfang nicht zu viel Punkte verloren worden, iſt es nicht zu viel geſagt, daß Polizei auf ihrer Höhe ſo ſicher wäre, was nicht heißen ſoll, daß ſie ſchon Endſieger iſt. Gleich bei Spielbeginn übernimmt Seckenheim die Führung mit 4:0 und kann mit 5:1 in die Halbzeit gehen. Auch nach Halbzeit kann Rheinau den Sieg nie mehr ge⸗ fährden. Mit einem neuen Bombenreſultat wurde die Spiel⸗ vorrunde beendet. Bei Rheinau mußte ein äußerſt hartes Spiel feſt⸗ geſtellt werden, das jedoch die techniſche Ueberlegenheit der geg neriſchen Kombinationen nicht unterbinden konnte. Der einheimiſche Mittelläufer iſt in Verteidigung und Aufbau wieder ſo überlegen, daß der gegneriſche Mittelſtürmer ſeine Kunſt nicht anbringen konnte. Weitere Reſultate: Polizei Mannheim— M. T. G. Mannheim 10:3 Tv. Friedrichsfeld— Spv. 07 7:7 Auswärtiger Sport. Fußball Meiſterſchaftsſpiele der Gauliga. Gau Südweſt: 1. FC Kaiſerslautern— FK 03 Pirmaſens 121 FSW Frankfurt— Boruſſia Neunkirchen 3:0 Kickers Offenbach— Wormatia Worms 6:1 Gau Baden: VfR Mannheim— Pf Neckarau 271 Karlsruher FV— VfB Mühlburg 12 Germania Karlsdorf— SV Waldhof 2:2 1. Fc Pforzheim— Freiburger FC 3:0 Gau Württemberg: VfB Stuttgart— Stuttgarter Sc 125 Sportfreunde Stuttgart— Sportfreunde Eßlingen 2:2 Gau Bayern: Wacker München— SpVgg Weiden 6·0 ASV Nürnberg— BC Augsburg 174 Gau Mittelrhein: Mülheimer SV— Köln⸗Nord 5:0 Blauweiß Köln— Rhenania Köln 521 Gau Nordheſſen: Heſſen Hersfeld— Germania Fulda 12 Kurheſſen Kaſſel— Fc Hanau 93 0¹˙2 . Geſellſchaftsſpiele: Städteſpiel Bonn⸗Beuel— Köln 3455 Sportfreunde Saarbrücken— Fe 05 Schweinfurt 42 F Nürtingen— Stuttgarter Kickers 1:4 SW'e Reutlingen— Union Böckingen 23 Kölner EfR— Sporlſreunde Siegen 22 Baden BfR Mannheim— Bf Neckarau 2:1(2:1). Das Glück, das dem VfR im Spiel gegen den Frei⸗ burger FE am vergangenen Sonntag ſo treu zur Seite ſtand, war ihm auch im Treffen gegen den VfL Neckarau hold. In der erſten Hälfte waren die Neckarauer im Feld ſtark überlegen, aber gerade in der Zeit der größten Nek⸗ karauer Ueberlegenheit glückten dem VfR zwei überra⸗ ſchende Treffer, während der Neckarauer Sturm nur ein⸗ mal ins Schwarze traf. In der zweiten Halbzeit hatte zu⸗ nächſt Neckarau auch noch etwas mehr vom Spiel, aber der VfR hatte jetzt doch Tritt gefaßt und wurde ſehr ge⸗ fährlich, obwohl man in der Hintermannſchaft infolge er Vorletzung pon Schmoll ſchon frühzeitig hatte um⸗ fallen müſſen. Schmoll kam als Linksaußen zum Schluß ehr aut in Geltung. Langenbein wurde aut bewacht und — Berk fehlte; ſo iſt die ſchwache Leiſtung des VfR⸗Sturms zu verſtehen. Bei Neckarau war die Läufereihe ganz aus⸗ gezeichnet, ſchwächer ſpielte dagegen die Verteidigung. Im Sturm wurde zeitweiſe wunderſchön zuſammengeſpielt, aber mit dem Schießen haperte es ganz gewaltig. Der VfL hätte auf Grund der beſſeren Geſamtleiſtung das Spiel gewinnen müſſen. Die VfR⸗Elf zeigte wieder eine große kämpferiſche Leiſtung, die Anerkennung verdient. Schiedsrichter Lorenz-Karlsruhe leitete vor 6000 Zu⸗ ſchauern alles in allem befriedigend. Germania Karlsdorf— 83 Waldhof 2:2(1:0). Der SW Waldhof, der ſchon ſeinerzeit in Mannheim mit den Karlsdorfern ſeine liebe Mühe hatte, konnte dies⸗ mal froh ſein, wenigſtens ein Unentſchieden erzielt zu haben. Die Karlsdorfer zerſtörten ausgezeichnet und kämpf⸗ ten wieder mit großer Hingabe. Waldhofs Stürmerſpiel klappte nur zeitweiſe, da der Mittelſtürmer Pfeiffer wenig leiſtete und Mittelläufer Siffling die Bälle zu lange hielt. Später ſtellte man verſchiedentlich um, ohne allerdings da⸗ von einen ſichtbaren Erfolg zu haben. Die Einheimiſchen ſchoſſen kurz vor der Pauſe durch den Mittelſtürmer Schlind⸗ wein das Führungstor und gleich nach Wiederbeginn er⸗ höhten ſie durch Huber 2 auf 2:0. Jetzt legte ſich der Mei⸗ ſter mächtig ins Zeug, aber erſt in der 20. Minute glückte durch Heermann der erſte Treffer, nachdem Siffling vorher einen Elfmeter ausgelaſſen hatte. Fünf Minuten vor Schluß kamen die Gäſte zum Ausgleich. Im Anſchluß an die vierte Ecke wurde der Ball ins Karlsdorfer Tor ge⸗ lenkt. Schiedsrichter war Schlemmer⸗Karlsruhe. Das Arteil gegen Waldhof In Verfolg der Vorfälle im Anſchluß an das Meiſter⸗ ſchaftsſpiel zwiſchen SV Waldhof und Phönix Karlsruhe wurde die über den SV Waldhof verhängte vorläufige Platzſperre bis zum 28. Februar 1935 ausgedehnt. Der badi⸗ ſche Meiſter wird alſo alle in dieſer Zeit anfallenden Heim⸗ ſpiele nicht auf eigenem Platz austragen dürfen, ſondern als Austragungsort für dieſe Spiele wurde das Mannheimer Stadivn beſtimmt. Eine Ausnahme macht die Begegnung Waldhof— 08 Mannheim, die auf dem 08⸗Platz ausgetragen werden muß. Der Waldhof⸗Torhüter Edelmann, dem man Tätlichkeit gegen den Schiedsrichter zur Laſt legte, wurde mangels Be⸗ weiſe freigeſprochen, dagegen wurde der Waldhofſpieler Engel⸗ hardt wegen unſportlichen Benehmens bis zum 15. März 1935 geſperrt. Württemberg VfB Stuttgart— Stuttgarter Sc 1:5(0:2). Der BfB verſcherzte ſich die günſtige Gelegenheit, Ta⸗ bellenführer im Gau Württemberg zu werden, wenn ihm dies auch hätte nur ſchwer gelingen können, da der Sportklub ſich in einer tadelloſen Form präſentierte und immer, wenn es gegen den VfB geht, mit beſonderer Energie bei der Sache iſt. Als der Sportklub dann auch ſchon nach zwei Minuten durch den früheren Birkenfelder Schmid in Füh⸗ rung ging, wurde der VfB nervös und nach und nach fiel das ganze Mannſchaftsgebilde ſpieleriſch vollkommen aus⸗ einander. Beim SC lieferte die Hintermannſchaft eine ganz großartige Partie, und die Läuferreihe ſchaffte die ganze Zeit hindurch unermüdlich, Auch im Sturm klappte es dies⸗ mal beſſer, da außer dem Birkenfelder Schmid auch noch der frühere Kickersmann Dieter in ihm ſtand. Dadurch wurde das Fehlen der verletzten Spieler Strauß und Müller aus⸗ geglichen. Für den Sieg in dieſer Höhe war die beſſere Geſamtleiſtung verdient ausſchlaggebend. Das erſte Tor fiel, wie bereits erwähnt, ſchon in der zweiten Minute durch Schmid. In der 38. Minute erhöhte Lindemaier für den SC auf 2:0. Nach dem Wechſel ſchoß Eyſſele in der 48. Minute den dritten Treffer; in der 70. Minute erhöhte der⸗ ſelbe Spieler den Vorſprung auf 4:0. In der 88. Minute erzielte Dieter das fünfte Tor und erſt wenige Sekunden vor Schluß gelang Rutz für den VfB der Ehrentreffer. Schieds⸗ richter Birkmeier(Nürtingen) konnte nicht immer befriedigen. . Güdweſt 1. FC Kaiſerslautern— FK 03 Pirmaſens 1:1(0:1). Vor ungefähr 6000 Zuſchauern lieferten ſich beide Mann⸗ ſchaften einen temperamentvollen Kampf, der, obwohl der Boden ſehr ſchwer war, auf beiden Seiten mit großer Schnel⸗ ligkeit durchgeführt wurde. Nicht nur für die Pirmaſenſer, ſondern auch für die Einheimiſchen war der Kampf von entſcheidender Bedeutung, und mit einem 1:1⸗Unentſchie⸗ den wird das Reſultat den beiderſeitigen Leiſtungen gerecht. Die Beſucher hatten ihre beſten Leute in der Hintermann⸗ ſchaft und in Hergert, der als Mittelläufer wieder ein großartiges Kopfſpiel zeigte. Der Angriff ſpielte zu breit, konnte ſich o auch bei der Kaiſerslauterer Abwehr nicht durch⸗ ſetzen. Bei den Einheimiſchen war die Verteidigung in der erſten Hälfte ſchwach. Sehr gut war im Tor Gebhardt. In der Läuferreihe fiel der Mittelläufer ganz aus. Der Angriff ſchoß viel, hatte aber reichlich Pech. Vier Minuten vor dem Wechſel ging Pirmaſens durch Brill 2., der einen abgewehrten Ball des einheimiſchen Torhüters einlenkte, zum erſten Tor. Schon fünf Minuten nach der Pauſe flankte Mar⸗ kert zur Mitte, wo der Kaiſerslauterer Halblinke Schneider den Ball aufnahm und ihn zum Ausgleich einſandte. FSW Frankfurt— Boruſſia Neunkirchen 3:0(2:0). Nach der Schlappe in Offenbach lieferte diesmal der FS wieder eine recht anſprechende Partie, was wohl auf die vernünftige Aufſtellung zurückzuführen war. Schlagbauer hatte den Mittelſtürmerpoſten beſetzt und gab dem Sturm die nötige Durchſchlagskraft. Auch die Abwehr, in der Nad⸗ ler erſetzt war, ſchlug ſich ausgezeichnet. Bei den Saarlän⸗ dern ſah man techniſch recht gute Leiſtungen, aber der Sturm war, mit Ausnahme von Theobald, recht ſchwach und ſchaffte nicht einmal das verdiente Ehrentor. Schlagbauer brachte den FSW ſchon nach ſieben Minuten in Front und Sadtler erhöhte in der 37. Minute auf 2:0. Nach Wiederbeginn flaute das Spiel ab, erſt gegen Schluß wurde es wieder lebhafter. Schlagbauer ſchoß noch ein drittes Tor.— Schieds⸗ 11 war Kunze(Offenbach), der vor 2500 Zuſchauern gut leitete. 857 ae, e, 8 .——ů— Stand der Gauliga Gau Südweſt: Phönix Ludwigshafen 12 24.17 8 Wormatia Worms 13 4024 18 F 03 Pirmaſens 12 335 Kickers Offenbach 13 31:26 14 Union Niederrad 11 18:25 12 FSW Frankfurt 13 29735 12 Eintracht Frankfurt 11 14.16 11 1. FC. Kaiſerslautern 13 23 10 Boruſſia Neunkirchen 13 23:28 10 Saar 05 Saarbrücken 12 1 8 Sportfreunde Saarbrücken 11 22:25 7 Gau Baden: SV Waldhof 10 20713 1. FE Pforzheim 11 2612 14 Phönix Karlsruhe 11 27219 Freiburger Fe 11 15123 VfR Mannheim 10 25:20 13 VfL Neckarau f f 9 2012 VfB Mühlburg a 1 10 14:17 10 Karlsruher FV 11 13:11 8 Germania Karlsdorf 15 11 7:28 4 FC 08 Mannheim 10 10:37 3 Gau Württemberg: FN 5 Stuttgarter Kickers 11 24:22 1. SSV Ulm 8 12 36:26 15 SW Feuerbach 73 11 25215 14 VfB Stuttgart f 35 12 29223 14 Union Böckingen 2 5 11 3133 Sportfreunde Eßlingen 5 13 26:31 11 SC Stuttgart. 11 27:25 10 Ulmer FV 94 10 20:19 9 Sportfreunde Stuttgart 11 19:30 7 SV Göpipngen 3 10 11:24 6 Gau Bayern:. SpVgg Fürth 13„ 1. FC Nürnberg 14 261 8 1860 München 98313 29218 FC 05 Schweinfurt 5 14 29:22 16 Wacker München 14 22219 13 Bayern München 8 13 32723 ASV Nürnberg. 14 24:27 13 Jahn Regensburg 14 25:26 10 SpVag Weiden 14 26:49 10 Gport an Weihnachten Nur drei Punkteſpiele in Süddeutſchland!— Kleines Freundſchaftsſpiel⸗Programm! Die Weihnachtsfeiertage werden in dieſem Jahre— ſoweit die ſportliche Seite zur Rede ſteht— ſehr ruhig ver⸗ laufen. Die großen Winterſport⸗Veranſtaltungen vor al⸗ len Dingen, die in früheren Jahren dem Sportleben an den Feiertagen ihr Gepräge gaben, fallen diesmal in Er⸗ mangelung der unentbehrlichen natürlichen Vorausſetzung, des Schnees, aus, fallen buchſtäblich„ins Waſſer“. Ledig⸗ lich die Eishockeyſpieler vertreten den Winterſport, da ihnen ja auf den Kunſteisbahnen vom Wetter unabhängige Sportſtätten zur Verfügung ſtehen. Aber auch die ande⸗ ren Sportarten ſind über die Feiertage diesmal nicht über⸗ mäßig unternehmungsluſtig. Die Radſportler warten mit einigen bedeutenderen Rennen auf, die Boxer führen in Deutſchland zwei Profi⸗Kampfabende durch. Größere Aktivität entwickeln dafür die Fußballer. Im Süden des Reiches iſt es aber auch hier verhältnis⸗ mäßig ruhig, da die meiſten ſüddeutſchen Gauliga⸗Klubs ſich auf Reiſen begeben. Drei Verbandsſpiele, zwei in Süd⸗ weſt und eines in Baden, ſtehen auf der Karte, je ebenſo⸗ viel Freundſchaftsſpiele ſind bisher für die beiden Feier⸗ tage bekanntgeworden. Um die Punkte kämpfen in Südweſt Eintracht Frankfurt— Phönix Ludwigshafen und Sportfreunde Saarbrücken— Boruſſia Neunkirchen am 1. bzw. 2. Feiertag. In Baden treffen VfR Mann⸗ heim und 08 Mannheim aufeinander. Zu Geſellſchaftsſpie⸗ len treten am 25. Dezember(1. Feiertag) FV Saarbrücken — Dresdner SC, Freiburger FTF— Wacker München, Viktoria Aſchaffenburg— Phönix Karlsruhe gegeneinan⸗ der an, am 2. Feiertag(26. Dez.) Fc 05 Schweinfurt Phönix Karlsruhe, SV Göppingen— VfB Mühlburg und Stuttgarter S— Phönix Ludwigshafen. 5 Die Mehrzahl der übrigen Klubs begibt ſich— ſoweit den erſten Mannſchaften nicht Ruhepauſen gegönnt werden — auf Reiſen in andere Gaue des Reiches und auch nach dem Auslande, während Ausländerſpiele in Süd⸗ deutſchland ſelbſt entgegen den ſonſtigen Weihnachks⸗Ge⸗ pflogenheiten nicht ſtattfinden. Ins Ausland fahren ſo der 1. FC Nürnberg, der in Spanien gegen die Zamorko? Elf des c Madrid ſpielt, VfB Friedberg, der in Frank, reich fünf Spiele gegen Amateur⸗Mannſchaften austrägt und Wacker⸗München zu einem Spiel nach e e gegen die, dortige AS, ebenfalls eine Amateur⸗Elf, 5 den Reiſen ſüddeutſcher Mannſchaften„ins Reich“ komm es zu einigen intereſſanten Kraftproben. Schalke 04 78 Spogg. Fürth iſt eine der weſentlichſten, der aber die Be⸗ gegnung Hamburger SV— Mannheim ⸗Wald⸗ hof kaum an Bedeutung nachſteht. Auch das Treffen Guts Muts Dresden— Wormatia Worms wird eine gute Vergleichsmöaglichkeit der Spielſtärke in der ſäch⸗ ſiſchen und Südweſt⸗Spitzenklaſſe bieten. Die Wormſer ſpielen am zweiten Feiertag noch gegen den Chemnitzer BE; Kickers Offenbach treffen in Bonn auf 115 Bonner FB, am Tag darauf in Kreuznach auf die ſpielſtarke Eintracht. i Im Handballager 5 iſt es bisher noch ruhig geblieben. Von Spielabſchlüſſen für Weihnachten iſt zwar noch nichts Nennenswerte⸗ 115 kanntgeworden, doch iſt zweifellos die Annahme berechtig 5 daß beſonders die führenden Mannſchaften über die Feier tage Konnex mit anderen Gauen ſuchen werden.