Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mt. 1.20. Anzeigenpreis: Die 22:mm breite mm-Zeile 3 Pfg. Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Wiederholungen tarifl. Rabatt. Preisliſte Rr. 2. Anzeigenſchluß 9 Uhr. D. A. XI. 34: 1200 für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Berkündblatt für den Stadttell Mhm.⸗Seckenteim. Tages- und Anzeigenblatt Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig), „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Verantw. für Schriftluu Anzeigen Gg. Härdle, M⸗Seckenheim Druck und Verlag: G. Zimmermann Wtw.(Inh. G. Härdle). Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439 4. Jahrgang Hausgemeinſchaft NS. Wir leben alle in einer engen Volksgemeinſchaft, wir haben bei der Arbeit den Kameraden neben uns, wir haben in unſeren Häuſern unſere Nachbarn neben uns, unter uns und über uns. Und wir nennen mit Recht die Men⸗ ſchen, die meinen, ſich aus dieſer„Menſchengemeinſchaft“ ausſchließen zu können, die verſuchen, nur ihr eigenes, enges, begrenztes Daſein zu erleben— Eigenbrödler! Wir, die wir das volle, große Leben auf uns zuſtrömen laſſen, wir, die wir verſuchen, es mit allen Faſern unſeres ganzen Menſchen aufzunehmen, woher es auch komme, empfinden dieſe Einzel⸗ gänger, die ſich ausſchließen aus dem gemeinſamen Erleben, als ſtörend und irgendwie unerträglich. Wir alle verſuchen immer wieder, ſie herauszulocken aus ihrer ſelbſtgewollten Verbannung, nicht gerade, weil ſie uns als beſonders wert⸗ volle Menſchen erſcheinen, ſondern weil es uns weh tut, zu ſehen, wie ſie an der Wirklichkeit vorbeileben, weil wir das Bedürfnis verſpüren, ihnen die Schönheit des wirklichen Menſchenlebens zu zeigen! Können wir das? Ja, wenn wir uns Mühe geben, die Stärkeren, Klügeren und Beherrſchteren zu ſein. Aber das läßt ſich nicht machen mit bitterernſten Mienen, mit ſäuer⸗ lichem Ernſt oder gar mit genauer Abgrenzung:„Dein Recht und mein Recht.“ Hier hilft nur der heitere Wille, den anderen, ſei er auch noch ſo wunderlich und ſeltſam, zu ver⸗ ſtehen. Iſt es notwendig, in einem Haus zu wohnen, in dem offen und im Geheimen gegenſeitiger Anfriede herrſcht? Iſt es nicht feig und erbärmlich, dieſen Zuſtand zu dulden? Wie aber ſoll man das ändern? Bei den anderen zum Guten reden? Nein! Selber ſo ſelbſtverſtändlich friedlich ſein, oder beſſer friedliebend, ſo hilfsbereit wie nur denkbar, beiſpiel⸗ gebend— dann wird es anders!— Wenn man mit ſeinen Kindern neu eingezogen iſt, und die liebe Mieterin im unteren Stock voll Empörung mit Rieſenlettern an die Trep⸗ penwand in Kreide malt:„Am Morgenruhe gebeten!“, iſt es nicht nötig, daß man nun gleich wütend wird: Es iſt viel einfacher, den Kindern zu ſagen, daß ſie des Morgens vor der Schule mit der nötigen Ruhe die vielen, vielen Treppen hinunterwandern! Man kann ihnen vielleicht ſchon acht Tage ſpäter erklären, daß da unten eine alte Frau bis ſpät in die Nacht hinein arbeiten muß und morgens Ruhe braucht.... eben weil man ohne viel Fragen inzwiſchen ſchon ſelber gemerkt hat, daß bis nach Mitternacht dort unten harte Arbeit getan wird.— Iſt es nötig, der Hausmutter, die oben unachtſam die Blumen gegoſſen und dabei die unteren Fenſter beſpritzt hat, ſofort im Kaſernenton Krieg anzuſagen? Kann man nicht verſuchen, in friedlicher Form all die Schwierigkeiten des engen Beieinanderwohnens zu ordnen? Und kann man nicht, ohne ſofort gekränkt und be⸗ leidigt zu ſein, den mürriſchen Mieter im unteren Stock ruhig, freundlich grüßen, trotzdem er als Mann doch natürlich zuerſt grüßen müßte? zu leben! Und mit märchenhafter Schnelle wird das ganze Haus von dieſer friedlichen Art erfaßt. Es iſt ſelbſt dem kann verſuchen, mit einem e 18 279 3 Pläne der Sinowjewes 255 zun Ong! krum“— Die Jugend in Oppoſiſion. Moskau, 27. Dezember. ion veröffentlicht Die Telegraphenagentur der Sowietun 75 8 Wird Diranne 1 körder Kirows, a lajew, den ſſen. Die Anklage und ihre Be⸗ 75 2 2 122 2 7 0 7 Ni gründung umfaßt drei Bände von je eir 300 Seiten. Die Angeklagten merden der Gegenrevolution und des politi⸗ Im Laufe der Unkerſuchung, ſo heißt es in der Anklage; ſchrift, ſei feſtgeſtellt worden. daß die Terroriſten aus ehe maligen Anhängern der Sinowjew⸗Gruppe beſtanden und die Bezeichnung„Leningrader Zentrum“ geführt hätten. Die führende Kolle in dieſer Gruppe habe Katalynom innegehabt. Er ſei vor ſeinem Ueberkrikt zur Oppoſikion Se. kretär der Parkeiorganiſakion der Jungkommuniſten im Viborger Bezirk Leningrads geweſen. Katalynow, ein über⸗ zeugter Gegner Stalins und ſeiner Gruppe, habe einen ſehr großen Einfluß auf Nikolajew, mit dem er ſeit 1924 zu⸗ ſammengearbeitet habe, gehabt. Die Terroriſten, die größtenteils 30 bis 35 Jahre alte Studenten und Angeſtellte ſeien, werden als Vertreter der Jugend bezeichnet. Dieſe Gruppe habe ſich ſchon ſeit 1933 mit Terrorgedanken getragen. Dabei habe ein Teil dieſer Leute l einen Anſchlag auf Stalin vorbereitet. Im Laufe der Unterſuchung ſei feſtgeſtellt worden und Ni⸗ kolajew ſowie ſeine Genoſſen hätten geſtanden, daß Nikola⸗ jew mit Wiſſen Katalynows einen ausländiſchen Konſul in Leningrad einigemale aufgeſucht habe. Der Name des Konſuls iſt mit 16 Punkten, der ſeines Landes mit 12 Punkten angegeben. Nikolajew, der ein überzeugter Anhänger der Intervention ausländiſcher Mächte geweſen ſei, habe auch dem ausländiſchen Konſul ſeine Be⸗ trachtungen darüber vorgelegt. Der Konſul habe Nikola⸗ Freitag, den 28. Dezember 1934 kleinen kurzen Stehenbleiben auf der Treppe der alteren Frau den Vortritt zu laſſen, man kann einmal der Köchin von nebenan helfen, einen beſonders ſchweren Korb die vielen Treppen hinaufzutragen und ſo nebenbei unnötige und meiſt nicht einmal böswillig gemeinte Aeußerungen über Hausbewohner mit einem kurzen erklärenden Satz richtig⸗ ſtellen. Man kann ſo vieles, was zu einem Berg der Scher⸗ ben anwachſen will, mit einem frohen Lachen kitten, und braucht zu all den kleinen, ach ſo wirklich kleinen Dingen des Schlichtens und Zurechtrückens, doch gar nichts von all den ſtarken Kräften, die in uns ſind. Nur ein klein wenig Ueberlegen und den ernſten Willen zur Harmonie. Und iſt man nicht ſelbſt am glücklichſten, wenn man treppauf oder treppab läuft und freundlichen Geſichtern und frohen Zurufen begegnet? Iſt es nicht dann erſt wirklich ein Heimkommen, ſo wie wir es alle brauchen? Man kann nicht einfach die Wohnungstür abſchließen und ſich einbilden: das Haus, in dem die vielen, vielen anderen Menſchen leben und kämpfen, ſchließen wir aus. Nur, wenn wir in dieſem Irrtum leben, wird das große Mietshaus zur Qual. Denn dann haben wir keine Waffen gegen die marternden Geräuſche über uns und die wehenden Staubwolken vor unſerem offenen Fenſter. Denn dann kön⸗ nen wir uns nicht hineindenken in das Leben über uns, das nur erhalten werden kann, wenn die Nähmaſchine ſtunden⸗ lang am Tage rattert, und dann hat uns auch niemand ge⸗ ſagt, daß in der anderen Wohnung großes Stöberfeſt iſt, und wir beſſer unſere Fenſter ſchließen. Dann eben, wenn wir anfangen, uns auszuſchließen, ſind wir ausgeſchloſſen aus der Gemeinſchaft unſerer Mitmenſchen. Wenn wir aber ler⸗ nen, mit den anderen zu fühlen und zu denken, ihre Sorgen und Nöte zu verſtehen, dann erleben wir auch die viel⸗ fältigen Freuden, die eine Zuſammengehörigkeit mit dich bringt, und werden reich, weit über die Begrenzung unſeres eigenen Lebens hinaus. Vo. Bilanz des Frauenarbeitsdienſtes Ueber 350 Lager mit 18 000 Mädels. Die Reichsleitung des Deutſchen Frauenarbeitsdienſtes gibt zur Jahreswende eine Rückſchau auf die getane Arbeit und eine Vorſchau auf das kommende bekannt. Es heißt darin, daß der Arbeitsdienſt auch für die Formung der zu⸗ künftigen deutſchen Frau notwendig ſei. Wir brauchken auch für die Frau das Erlebnis der Arbeit, das Erlebnis des Dienſtes für das Volk und der Kameradſchaft eines Lagers. Daß wir dabei, ſo ſagt die Referentin,„nicht ver⸗ männlichen, ſondern unſere ureigenſte Form behalten, ſolange wir unſeren Arbeitsdienſt da ſuchen, wo er als Frauenarbeitsdienſt zu ſuchen iſt, beweiſen die Tatſachen.“ Es beſtänden gegenwärtig 195 Lager, die in der Sieblungs⸗ hilfe arbeiteten, 48 Lager, die in der ſozialen Hilfe arbeiten und 112 Lager des Frauenarbeitsdienſtes, die in der Um⸗ ſchulung tätig ſind. Ungefähr 18000 Mädels ſeien 1934 durch die Lager gegangen. Dieſe Zahl ſei verſchwinden klein. Trotzdem hoffe der Frauenarbeitsdienſt ein Stück Weg zum Nationalſozialismus gebaut zu haben. Die nächſten Jahre werde man weiter mit den Mädels in die Sied⸗ lungen und Bauerndörfer und in die Elends⸗ viertel der Induſtrieſtädte gehen und dafür ſorgen, daß die Mädels nach der Schule des Arbeitsdienſtes ihren Weg innerhalb des Volkes wiſſen werden. f jew 5000 Rubel gegeben, von denen er 4500 Rubel an Ka⸗ talynow weitergegeven habe, Ein Bruder Nikolajews und einer ſeiner Freunde hätten bei ihrer Vernehmung ange⸗ geben, daß Nikolajew immer für die Intervention geſpro⸗ chen habe. Dies beweiſe, daß Nikolajew dieſelben Ziele ver⸗ folgt habe wie die weißruſſiſchen Emigrantenorganiſatio⸗ nen im Auslande. Nikolajew habe die Ermordung ſo durchführen wollen, daß es ausgeſehen häkte, als ob es ſich um einen einzelnen Terrorfall handele, um damit die Organiſakion zu decken. Der Angeklagte Schazki habe ebenfalls den Auftrag zur Er⸗ mordung Kirows, und zwar in der Nähe ſeiner Wohnung, gehabt. Deshalb habe er ſeit langer Jeit die Lebensgewohn⸗ heiten Kirows beobachtet. Nikolajew habe Kirow in ſeinem Amkszimmer in Smoluny ermorden wollen. Obwohl Nikolajew arbeitslos geweſen ſei, habe er eine Dreizimmerwohnung beſeſſen. Außerdem habe er im Som⸗ mer in einem Kurort ein Landhaus gemietet. Die Anklageſchrift beſteht aus vier Punkten. Führer der Terrororganiſation ſeien Katalynow, Schazki, Ruma⸗ janzew, Mandelſtamm, Mjasnikow, Lewin, Soſſizki und Nikolajew geweſen. Alle Angeklagten mit Ausnahme von Schazki hätten ſich als ſchuldig bekannt. Nach Verordnungen des Zentralausſchuſſes vom 10. Juli und 1. Dezember dieſes Jahres werden ſämtliche An⸗ geklagten dem Militärkollegium des Oberſten Gerichtes der Sowjetunion zur Aburteilung übergeben. Nach einem weite⸗ ren Erlaß des Zentralvollzugsausſchuſſes müſſen die To⸗ desurteile 24 Stunden nachdem die Anklageſchrift den Angeklagten zugegangen iſt, vollſtreckt werden. Die„Säuberungen“ in der Akraine Amtlich wird mitgeteilt: Die Sowjetregierung hat das Parteikomitee von Dnjepropetrowſk in der Ukraine einer Säuberung unterzogen. Eine Reihe von Funktionären wurde ihrer Poſten enthoben. Es wurde feſtgeſtellt, daß unter den Profeſſoren der Univerſität Dnjepropetrowſk krotzkiſtiſche ſowie ukrainiſch⸗autonomiſtiſche Ideen ſtark ver⸗ breitet waren. Eine Reihe von Profeſſoren wurde ebenfalls ihrer Poſten enthoben. 5 Nr. 302 Die endgültigen Stimmliſten Hohes Maß von Genauigkeit. Saarbrücken, 27. Dezember. Die Abſtimmungskommiſſion läßt der Preſſe eine Mit⸗ teilung zugehen, in der ſie den Gemeindeausſchüſſen ſamt ihren Vorſitzenden und allen denjenigen, die zur Aufſtel⸗ lung der endgültigen Liſten der Stimmberechtigten beige⸗ tragen haben, ihren Dank für die vorzügliche und ob⸗ jektive Arbeit ausſpricht. In der Mitteilung heißt es weiter, daß nach erfolgter Bereinigung der vorläufigen Liſten durch das Einſpruchs⸗ verfahren jetzt nur noch ſehr wenige Fehler übrig geblieben ſind, ſo daß ſchließlich von dem von Amts wegen eingetragenen Perſonen nicht mehr als 1 v. H. Streichungen vorgenommen zu werden brauchten. Es hat ſich ergeben, daß dieſe Fehler rein techniſcher Art waren und daß den Gemeindeausſchüſſen keinerlei Vorwürfe gemacht werden können. Die für das geſamte Saargebiet eingerichtete Jenkral⸗ kartei hat weiter erwieſen, daß nach dem Einſpruchsverfah⸗ ren in den verſchiedenen Bürgermeiſtereien weniger als 2000 Doppeleinkragungen und andere Fehler vorgekommen ſind, alſo für das geſamte Saargebiet einſchließlich Saar⸗ brücken⸗Stadt weniger als 0,5 v. 9. Dieſes Ergebnis be⸗ rechtige jetzt zu der Feſtſtellung, daß die endgültige Liſte der Stimmberechkigten hohen Anforderungen enkſpreche und daß eine Genauigkeit erreicht iſt, die über 99 v. 9. liegt. Hauptverſammlung des Landesrates Der Landesrat des Saargebietes hält am 28. Dezember eine Vollverſammlung ab, der darum beſondere Bedeutung zukommt, weil es die letzte vor der Rückgliederung des Saargebietes ſein dürfte und weil von Seiten der Deutſchen Front bedeutſame politiſche Erklärungen abgegeben wer⸗ den ſollen. Bruch des Weihnachtsfrieden In den Weihnachtsfeiertagen wurden unter Bruch des Burgfriedens im Saargebiet im großen Umfang ſeparati⸗ ſtiſche Hetzerzeugniſſe verteilt, die in ihrer ganzen Auf⸗ machung den der Deutſchen Front angehörenden Zeitungen „Deutſche Front“ und„Saarbrücker Landeszeitung“ nach⸗ gemacht waren. Die Bevölkerung betrachtet die ganze An⸗ gelegenheit in erſter Linie als kriminellen Fall und im übrigen als ein Zeichen dafür, daß die Separatiſten ſich und ihre Preſſe innerhalb der anſtändigen Bevölkerungs⸗ kreiſe bereits zu ſtark diskreditiert ſehen, um noch unter eigener Flagge das Hetzmaterial ann den Mann bringen zu können. Dank für die Weihnachtsanſprache Begeiſterte Aufnahme bei den Auslandsdeukſchen. Die Weihnachtsanſprache des Stellvertreters des Füh⸗ de nach den bei der Auslandsorganifation der in Hamburg vorliegenden telegraphiſchen und ichen Berichten überall klar und ſtörungsfrei aufge⸗ nommen. Aus Ausdr und Au engerer Verbundenheit zwiſchen Heimat fand die Aunfprache des Stellvertre⸗ rers dankbare Juſtimmung der Deutſchen in Gemeinſchaftsempfang und, wo dies nicht mög⸗ lich war, gemeinſchaftlichen Hausempfang angeordnet, ſo daß auch die nicht im Beſitz eines Empfangsgerätes befind⸗ lichen Volksgenoſſen als Gaſt der Ortsgruppen oder ein⸗ zelner Parteigenoſſen die Rede anhören konnten. In zahl⸗ reichen, an den Leiter der Auslandsorganiſation gerichteten Zuſchriften und Telegrammen(ſo unter ande⸗ rem aus Malta, Haiti, Chile, Spanien, der Schweiz uſw.) verbinden die Auslandsgruppen der NSDAP den Dank an den Stellvertreter des Führers mit dem erneuerten Ge⸗ löbnis unwandelbarer Gefolgſchaftstreue zu dem Führer. Die Auslandsorganiſation hatte für dieſe Rede überall Deutſche Weihnacht in Paris Paris, 27. Dez. Die deutſche Kolonie in Paris hatte in dieſem Jahre unter der Führung der NSDAP⸗Orts⸗ gruppe gemeinſchaftliche Weihnachtsfeiern veranſtaltet. Der Eintopfſonntag des Dezembers hatte den Auftakt zu ver⸗ ſchiedenen Veranſtaltungen in der Weihnachtswoche gebil⸗ det. Die Verheirateten hatten die Ledigen zu ſich geladen. Ein Konzert am Abend zugunſten des Winterhilfswerkes in der deutſchen Kirche in Paris vermittelte einen künſtleriſchen Genuß und leitete zur rechten Weihnachtsſtimmung über. In den darauf folgenden Tagen wurden die letzten Vor⸗ bereitungen getroffen. Die deutſchen Frauen in Paris hat⸗ ten in wochenlanger Arbeit ganze Berge von Kleidungs⸗ ſtücken genäht, geſtrickt und gehäkelt, die jetzt, mit Weih⸗ nachtsgaben verſehen, in Kiſten verpackt und in die Not⸗ ſtandsgebiete nach Thüringen verſchickt wurden. Aber auch die bedürftigen Volksgenoſſen in Frankreich wurden nicht vergeſſen. Für die Deutſchen in Paris ſelbſt war ſchon durch den Wohltätigkeitsverkauf der evangeliſchen und der katho⸗ liſchen Kirche geſorgt worden. Den deutſchen Kindern in Paris war ein beſonderes Weihnachtsfeſt bereitet wor⸗ den. Am Heiligabend fanden ſich dann alle Ledigen im Heim des Akademiſchen Austouſchdienſtes unter dem Weihnachtsbaum zuſammen. 9 25 2 * 1 2 2 2 Neues aus aller Welt In großer Gefahr Exploſionskataſtrophe bei Neunkirchen verhütet. Neunkirchen, 28. Dezember. Ein Unglück, das von ungeheurer Tragweite hätte ſein können, drohte am Weihnachtsabend der Kokerei Heinitz. An der neuen Reinigungsanlage wurde feſtgeſtellt, daß die in einem Reinigungskaſten befindliche Maſſe in heller Glut war. Die beim Oeffnen des Deckels einſtrömende Luft ver⸗ urſachte eine Exploſion. Es gab eine 10—12 Meter hohe Stichflamme, durch die der Arbeiter Fuchs aus Elversberg ſchwer verletzt wurde. Eine große Gefahr entſtand dadurch, daß 15 Meter davon der Haupt⸗Gaſometer ſteht, der mit 20 000 Kubikmeter Gas gefüllt war. Sofort ließ man einen großen Teil dieſer Gaſe aus⸗ ſtrömen, der andere Teil wurde in entfernter liegende Be⸗ hälter abgeleitet. Die Grubenfeuerwehr war beim Löſchen des brennenden Reinigungsbehälters ſehr gehemmt dadurch, daß der Waſſerdruck zu ſchwach war. Nach dreiſtündiger ſchwe⸗ rer Arbeit konnte man den Brand um halb 24 Uhr als ge⸗ löſcht melden. Außer dem Arbeiter Nikolaus Fuchs erlitt noch der Meiſter Anton Geier Brandwunden. Das drohende Unheil blieb natürlich den Anwohnern der an den Brandherd grenzenden Friedrichsthaler Straße nicht verborgen, da ja auch die Heinitzer und Neunkircher Sirenen heulten. Es entſtand unter den Leuten eine wilde Panik. Zum Teil notdürftig bekleidet, ſtürzten die Geängſtigten auf die Straße und rannten Friedrichsthal zu. Meng ino Das Arnheimer Theater abgebrannt * 8 Amſterdam, 28. Dezember. Das ſtädtiſche Theater in Arnheim iſt Donnerstag früh durch ein Großf rnichtet worden. Der Brand brach inſcheinend in weiten Stock gelegenen RNequiſiten⸗ wurde erſt ſo ſpät bemerkt, daß die Feuer- e nicht mehr retten konnte. Der Schaden Anterm Chriſtbaum verbrannt Gräßlicher Tod eines Kindes. Kaſſel, 26. Dezember. Einen traurigen Ausgang nahm das Weihnachtsfeſt in der Familie des beim Gut in Har⸗ muthsſachſen beſchäftigten Einwohners Räuber. Während die Eltern am Abend des zweiten Feiertages auf dem Gut mit dem Milchverſand beſchäftigt waren, ſchloß ſich deren allein in der Stube befindliche achtjährige Tochter ein und ſteckte den Chriſtbaum an. Hierbei müſſen die Kleider oder die Haare des Kindes Feuer gefangen haben, vielleicht fiel auch der Chriſtbaum um. Als die Eltern nach etwa einer Stunde zurückkehrten, fanden ſie nach dem Aufbrechen des verſchloſſenen Zimmers nur noch die vollkommen verkohlte Leiche des Kindes vor. Wie ſich das furchtbare Unglück im einzelnen abgeſpielt hat, läßt ſich nicht genau feſtſtellen. e Bluttat aus verſchmähter Liebe Laukerecken, 27. Dez. In der Gemeinde Nußbach hat ſich eine furchtbare Bluttat zugetragen. Der ledige 27 Jahre alte Ludwig Wenz drang in die Wohnung des Maurers Karl Ludwig Dech ein und kökete im Laufe einer Auseinanderſetzung die 21jährige Tochker des Dech durch vier Schüſſe. Dann flüchtete er und erſchoß ſich auf einem elterlichen Grundſtück. Der Grund zu dieſer ſchrecklichen Tat iſt darin zu ſuchen, daß das Mädchen einen Liebesanktrag des Wenz abgewieſen hatte. Zwei Tote bei Autounglück Marktleuthen(Franken), 27. Dez. Bei Raumetengrün ereignete ſich ein ſchweres Autounglück. Ein Fahrzeug, in dem ſich vier Perſonen befanden, überſchlug ſich und wurde vollſtändig zertrümmert. Die aus Wunſiedel ſtammende Lenkerin des Autos und ihr Begleiter erlitten ſchwere Ver⸗ letzungen. Die beiden anderen Inſaſſen, zwei 14jährige Knaben aus Marktleuthen, wurden getötet. 10 Todesopfer des Schleisweiler Bahnunglücks. Backnang, 28. Dezember. Der bei dem Eiſenbahn⸗ unglück bei Murrhardt ſchwer verletzte Eiſenbahnarbeiter Johann Noller aus Ottendorf iſt am Sonntag nachmittag und der Zugſchaffer Sinzinger von Zuffenhauſen in der Nacht zum Montag im Krankenhaus Backnang den Verlet⸗ zungen erlegen. Damit hat ſich die Zahl der Todesopfer auf zehn erhöht. Mord im Hotel.— Vom Geliebten erſchoſſen. Breslau, 27. Dez. In einem hieſigen Hotel wurde die unverehelichte Martha Frieſel aus Strehlen mit einem Herzſchuß tot aufgefunden. Als Täter kommt anſcheinend der Geliebte in Frage, der gleichfalls in dem Hotel abgeſtie⸗ gen war; nach ihm wird gefahndet. Felsblock verwüſtet Edelſteinſchleiferei. f Idar⸗Oberſtein. Bei Sprengarbeiten an der Hinden⸗ burg⸗Straße in Idar löſte ſich ein ſchwerer Felsblock und ſtürzte in weitem Bogen zu Tal. Er durchſchlug das Dach und die Innendecke der ſogenannten Kaulwieſenſchleiferei und landete ſchließlich hart neben einem bei der Arbeit be⸗ findlichen Schleifer. Bei der durch den Felsſturz demolier⸗ ten Kaulwieſenſchleife handelt es ſich um die einzige noch im Betrieb befindliche Waſſerſchleiferei im Stadtgebiet von Idar⸗Oberſtein; ſie iſt zur Sommerzeit das Ziel vieler Fremden, die hier die Kunſt der Edelſteinſchleiferei bewun⸗ dern konnten. Auto in Kanal geſtürzt Sieben Perſonen erkrunken. Amſterdam, 28. Dezember. In der unmittelbar an der deutſchen Grenze gelegenen Ortſchaft Munſterſcheveld ſtürzte in der Nacht ein mit neun Perſonen beſetzter Kraftwagen in einen Kanal. Sieben Inſaſſen konnten ſich nicht mehr retten und erkranken. Das Auto befand ſich auf der Heimfahrt von einem Mu⸗ ſikfeſt. Bei der Ueberquerung einer Zugbrücke ſtieß der Wa⸗ gen gegen 3 Uhr nachts gegen das Brückengeländer, durch⸗ brach es und ſtürzte in das an dieſer⸗ Stelle ziemlich tiefe Waſſer. Da der Wagen ſich während des Fallens über⸗ ſchlug und die Inſaſſen ſehr gedrängt ſaßen, gelang es nur einem jungen Mann, ſich aus dem furchtbaren Gefängnis zu befreien. Dem jungen Mann glückte es aber noch, ein jun⸗ ges Mädchen aus dem Wagen herauszuziehen und gleich⸗ falls in Sicherheit zu bringen. Der verſchwundene General Aufklärung des Jalles Kuljepow? Liſſabon, 27. Dezember. Das Geheimnis um den ruſſiſchen Emigranten⸗Gene⸗ ral Kutjepow, der unter rätſelhaften Umſtänden im Jahre 1930 aus Paris verſchwand, wo er das Haupt der weiß⸗ ruſſiſchen Emigranten bildete, ſoll, wie United Preß mel⸗ det, jetzt durch zwei Verhaftungen geklärt werden, die von den portugieſiſchen Polizeibehörden auf franzöſiſche Bitte durchgeführt werden. Ein ruſſiſcher Emigrant, Serge Ledſke, wurde in der porkugieſiſchen Hauptſtadt als der Beihilfe verdächtig feſt⸗ genommen, ebenſo der franzöſiſche Staatsangehörige Mar⸗ cell Gall in Funchal auf Madeira. Den beiden Verhafte⸗ ten wird zur Laſt gelegt, General Kutjepow im Jahre 1930 in einem großen Tourenwagen aus Paris entführt und ihn dann beſeitigt zu haben. Trojanowſki unterwegs nach Amerika. Tokio, 27. Dez. Der ſowjetruſſiſche Botſchafter in Amerika, Trojanowſki, der ſich auf der Rückreiſe nach Waſhington für einige Tage in Tokio aufgehalten hatte und vom japaniſchen Kaiſer empfangen worden war, hat Ja⸗ pan verlaſſen. Er iſt auf dem Wege nach San Franzisko. 166 Todesopfer des Weihnachtsverkehrs in Amerika. Newyork, 27. Dez. Der in dieſem Jahre beſonders ſtarke Weihnachtsverkehr hatte eine beträchtlich hohe Anzahl von Verkehrsunfällen zur Folge. In den Vereinigten Staa⸗ ten wurden am Weihnachtstage 166 Tote durch Verkehrs⸗ unfälle gezählt. Zug zertrümmert Auto— Zwei Tote Wien, 27. Dez. Bei der Ueberquerung einer Straße an der Südbahnſtrecke in der Nähe von Wien wurde ein Per⸗ ſonenkraftwagen durch einen Zug erfaßt und vollſtändig zer⸗ trümmert. Der Lenker des Kraftwagens, ein Arzt, und ſeine Mutter waren auf der Stelle tot. Weitere Inſaſſen wurden ſterbend ins Krankenhaus gebracht. Der Bahnwärter, der vergeſſen hatte, die Schranken herabzulaſſen, wurde verhaftet. A Froſt und Schnee in den ſchleſiſchen Bergen. In den Abendſtunden des 24. Dezember und in der Nacht zum erſten Feiertag kam es beſonders in der weſtlichen Hälfte Schleſiens zu verbreiteten Schneefällen. Vom Kamm des Rieſengebirges meldeten die Reifträgerbaude ſieben Grad und die Prinz Heinrich⸗-Baude neun Grad unter Null. a. Bombenanſchlag am heiligen Abend. In Ozarow nahe Warſchau explodierte am Heiligen Abend in einer Mühle eine Bombe, die die Mühle vernichtete und im Um⸗ kreis mehrerer Kilometer die Scheiben in den Häuſern platzen ließ. Menſchenleben ſind nicht zu beklagen. Die Polizei hat bisher 18 Perſonen verhaftet. Man vermutet, daß die Bombe von einer anarchiſtiſchen Organiſation ge⸗ worfen wurde. Das furchtbare Ende der„Aver“ Ein Blitzſchlag einwandfrei als Arſache feſigeſtellt. Amſterdam, 27. Dezember. Hier vorliegenden Meldungen zufolge hat die ärztliche Anterſuchung der inzwiſchen in Bagdad beigeſetzten deich⸗ name der Inſaſſen des holländiſchen Großflugzeuges „Uiver“ ergeben, daß nicht nur die Maſchine, ſondern auch ihre Beſatzung vom Blitz getroffen wurde. Die Piloken waren daher nicht mehr in der Lage, das Flugzeug weiler zu ſteuern, ſo daß es führerlos wurde und abſtürzle. Dieſe Feſtſtellung deckt ſich alſo mit den Ergebniſſen, die ſchon die erſte Unterſuchung der Ueberreſte der Maſchine ergab. Minderwerkiges franzöſiſches Material! Kaktowitz, 27. Dez. Wegen eines Schadens an der Fördermaſchine mußte der geſamte Förderbetrieb auf dem Präſident Moſzicki⸗Schacht in Chorzom eingeſtellt werden. Bei der Unterſuchung des Schadens wurde feſtgeſtellt, daß die Maſchine, die von der franzöſiſchen Maſchinenbaugeſell⸗ ſchaft Citroen zum Preiſe von 300 000 Mark geliefert wurde, aus minderwertigem Material hergeſtellt iſt. Spaniſcher Fiſchdampfer untergegangen. London, 28. Dez. Wie Lloyds aus Vigo berichtet, iſt der ſpaniſche Fiſchdampfer„Republica“ aus Vigo mit der ganzen Beſatzung untergegangen. Kältewelle in Amerika— Mehrere Tote Newyork, 27. Dez. Obwohl die Wetterkundigen einen ungewöhnlich warmen Winter vorausſagten, wird jetzt eine Kältewelle aus dem Nordweſten erwartet, wo ſtrengſtes Winterwetter mit 40 Grad Celſius unter Null herrſcht. Im mittleren Weſten ſind bereits mehrere Todesfälle durch Er⸗ frieren zu verzeichnen. Schwere Stürme an der Nordoſt⸗ küſte gefährden die Schiffahrt. 23 Todesopfer der Kältewelle in Amerika. Newyork, 28. Dez. Die ungeheure Kältewelle wäh⸗ rend der Weihnachtsfeiertage hat in den Vereinigten Staa⸗ ten nicht weniger als 23 Todesopfer gefordert. Die Schiff⸗ fahrt auf dem Pazifik iſt völlig lahmgelegt. Der Schaden durch die ſtarken Stürme iſt beträchtlich. Das ankarktiſche Jeſtland überflogen. London, 27. Dez. Nach einer Reutermeldung aus Wellington(Neuſeeland) iſt dort die Nachricht eingetroffen, daß der amerikaniſche Forſchungsreiſende Lincoln Ells⸗ worth in einem von dem Flieger Bernt Balchen geführten Flugzeug von Deception Island(1000 Kilometer ſüdlich von Kap Horn) über das antarktiſche Feſtland hinweg nach der Walfiſchbucht im Roß⸗Meer geflogen ſei. Hierbei habe die Maſchine in annähernd 20 Stunden 4300 Kilometer zurückgelegt. Sie iſt am Südpol in einer Entfernung von etwas weniger als 500 Kilometer vorbeigeflogen. BB c ůůů 5 5 u Hein: „ 5 5 8000 ches fe NN e, Faucnhelgen und Hauben. 9 0. Fortſ. und Schluß. Carlo de Wrarco ſtotterte: „Aber ich verſtehe nicht—“ Nein, dieſe Augen waren faſt unerträglich. Der Mann riß einem ja mit ſeinem Blick den Schädel auf, es war unheimlich. Er raffte alle Kraft und Tapferkeit zuſammen. Entwe⸗ der war dieſer Mann dort verrückt, oder er gehörte tat⸗ ſächlich zu den Narren, die Angelo Duca auf alle Fälle befreien wollten. Hochmütig ſtieß er hervor: „Ja, ich werde allerdings zum König fahren müſſen.“ „Sie werden mich mitnehmen!“ „Nicht um Ihnen, Hoheit, eine Audienz zu verſchaffen, ſondern—“ Er blinzelte, hinter dem Schreibtiſch verſchanzt, tüciſch zu Nikanor hinüber. Dann fuhr es über ſeine Lippen: „Um Seiner Königlichen Majeſtät zu melden, daß in dieſer Nacht Angelo Duca von Rechts und Geſetzes wegen vom Leben zum Tode gebracht worden iſt.“ Wie eine Fratze war ſein Geſicht. „Nein!“ brüllte Nikanor. 1 Es flimmerte ihm vor den Augen. „Dort liegt die Meldung des Präfekten von Salerno,“ Ei Herr de Marco und wies auf das Schriftſtück auf dem iſch. Ein gurgelnder Laut. „Angelo— mein Sohn!“ Der Alte taumelte. Sein Blick verlor mit einem Male allen Glanz. Der Miniſter atmete auf. Was jagte der dort? Sohn“ Nikanor preßte die Lippen zuſammen. Groß und ſtarr ſah er de Marco an. Wie erloſchen wirkte dieſer Blick jetzt. Ein Ruck ging durch ſeine hohe Geſtalt, es ſchien, als wolle er ſich auf den Juſtizminiſter ſtürzen, dann aber zuckte er nur hilflos die Schultern. Sie fielen förmlich in ſich zu⸗ ſammen, die ganze Erſcheinung ſchien kleiner zu werden, in ſich einzuſchrumpfen.. 5 8 13 3 155 „Zu ſpät—“ murmelten die Lippen ohne Ton.„Sie brauchen nicht zu klingeln, Herr Miniſter. Ich gehe ſchon. Aber— fürchten Sie die Ewigkeit, Herr de Marco.“ Er drehte ſich um und ging mit ſchleppenden Schritten hinaus. Der Miniſter ſtand ſteif und hölzern da und blickte ihm nach. Als er zum Fenſter hinausſah, ſprengte die bunte Ka⸗ valkade, der Alte an der Spitze, eben aus dem hohen Por⸗ tal des Palazzos hinaus. Carlo de Marco atmete auf. Wenig ſpäter verließ auch er den Palazzo, um ſich zum König zu begeben. Schon am Nachmittag war ganz Neapel auf den Bei⸗ nen. Die Kunde von Angelo Ducas Tode war durchge⸗ ſickert, trotzdem die Regierung es noch hatte geheim halten wollen. Eine Welle der Entrüſtung, der unterdrückten Wut ging durch die Stadt, ſprang auf die Provinz über wie ein Lauffeuer. „Angelo Duca iſt tot! Rache für Angelo!“ Es war ein gefährliches Feuer, das durch das Land kni⸗ ſterte. Aber die Soldateska ſtand bereit, Gewehr bei Fuß. Einige Wochen ſpäter verebbte die Erregung. ** a 1 * 2 23 8 Unaufhaltſam rauſchte die Zeit dahin im ewigen Strom des Werdens und Vergehens Tröſtend, heilend, verſöhnend. Aan nd und Sommer, Herbſt und Winter— winzige ugenblicke nur im ewigen Wechſel des Geſchehens, und über allem bleibt als leuchtendes Geſtirn, göttlich, unbe⸗ ſiegbar, unauslöſchlich nur die Liebe! Auf Lipari blühte ſie und rankte ſich immer noch in Treue um einen, der nje mehr wiederkommen würde, deſ⸗ ſen Geiſt aber lebendig war auf dieſer einſamen Inſel und oft und oft Zwieſprache hielt mit den liebſten Men⸗ ſchen, die er auf Erden hatte zurücklaſſen müſſen. Drei Menſchen lebten hier im ſtillen Frieden in einem einſamen, weißen Hauſe, das mitten im duftenden Oliven⸗ hain ſtand und das einmal Angelos heißeſtes Mannesglück geſehen hatte. Eine ſtille, blaſſe, noch immer ſchöne Frau waltete darin mit ſanften Händen. Es war Dianora Und ein hoch aufgeſchoſſener Knabe ging ihr ſelten von der Seite und verbreitete mit einem ernſten Lächeln, das ihm immer im hübſchen, edel geſchnittenen Geſicht ſtand, eine faſt feierliche Helligkeit im ganzen Haus, Das war Renatus, das Eben⸗ bild Angelo Ducas, ſein großes, koſtbares Vermächtnis. Die Augen aber hatte er von Vianora und wohl auch dieſes ernſte, knabenhaft⸗ſinnende Lächeln. 5 5 Und noch einer wohnte in dem einſamen Hauſe: Ein alter, etwas gebeugter Mann, der wie ein Prophet des lieben Gottes ausſah. In weitem, weißem Gewand wan⸗ delte er meiſt allein durch den Wald oder am blauen In ſelſtrande, den Blick immer in die Ferne verſenkt, ein Menſch wie aus einer anderen Welt, mit den Füßen no auf der grünen Erde ſtehend, mit den Augen aber wohl ſchon die Ewigkeit erſpähend, die hinter dem immer blauen Himmelsdach lag, Prinz Nikanor! Hier war jetzt ſeine Heimat. Es gab keine andere Welt mehr für ihn. Er hatte längſt abgeſchloſſen mit allem da draußen. Dianora und Renatus, das war ſeine Welt. f „Die Madonna von Lipari“, ſo nannten die wenigen Bewohner der Inſel und die Kloſterbrüder des heiligen Bernardus die blaſſe, ſchöne Frau. Einſam? Dianora kannte das Wort nicht. Kein Menſch ahnte, wie voll und reich ihr Leben dennoch war, und nur eine Frau vermag zu fühlen, wie ſelbſt die Erinnerung an einen geliebten Toten noch glücklich machen kann. Was konnte es Schöneres geben, als mit Renatus an der Hand an warmen Abenden durch den Olivenhain zu wondeln und heimliche Zwieſprache mit allem zu halten, was hier einſt geſchehen war? Noch im gleichen Jahre, in dem Angelo Duca geſtorhen war, hatten in Salerno ausländiſche Künſtler zwei Sta⸗ tuen von ihm angefertigt, dem größten Abenteurer und Freiheitshelden ſeiner Zeit. Der Andrang der Neugierigen, die„ihn“ noch einmal ſehen wollten, war ungeheuer ge⸗ wesen, und alle, die ihn gekannt hatten, ſtaunten, wie 15 Kunſt die Natur überwunden, ein wie getreues Abbil Angelos ſie geſchaffen hatte. Eines der Standbilder wurde nach London gebracht, das andere hatte Nikanor erworben und nach Lipari transportieren laſſen. Dort ſtand es nun im Wald, unweit des weißen Hauſes, unter dem blauen Schatten duftender Bäume. So wie er im Leben ausſah, ſtand er dort: Von ſtattlicher Größe, mit leuchtenden Augen im edlen Geſicht, einen ſchönen, liebenswürdigen Ausputt darin Ert rug die prunkvolle Uniform, in der et A an der Spitze ſeiner Getreuen geritten war. Er 1 5 Vertrauen ein, aber keine Furcht, und ſo lebendig wir das Bildwerk, daß man erwartete, es würde sprechen. r Nr r W . 0 * e XM * = lusdem lladiscuen lande 1935 Badiſches Sängerbundgaufeſt in Karlsruhe. () Karlsruhe, 27. Dez. Der Badiſche Sängerbund hält ſein 10. Gaufeſt vom 4. bis 6. Oktober 1935 in Karls⸗ ruhe ab. Entſprechend der kulturellen Aufgaben, die die badiſche Sängerſchaft als Grenzmarkſängerſchaft auf ſich ge⸗ nommen hat, ſoll dieſes Feſt eine eindrucksvolle Kundgebung für das deutſche Lied werden. Es ſind vier große Haupt⸗ konzerte geplant und eine große Kundgebung am letzten Tage. 5 UI Heidelberg.(Chemiker ausgezeichnet.) Die Techniſche Hochſchule Hannover hat den Heidelberger Che⸗ miker Dr. phil. Matthias Pier zum Dr. ing. ehrenhalber er⸗ nannt, und zwar, wie es in der Verleihungsurkunde heißt, „für hervorragende Verdienſte um die Ausgeſtaltung kata⸗ lẽitiſcher Hydrierung zu der nationalwirtſchaftlich überaus bedeutſamen Gewinnung motoriſcher Triebſtoffe.“ Heidelberg.(Sandelstätigkeit unterſagt.) Der Inhaberin eines hieſigen Kolonialwarengeſchäftes wurde durch die Polizeidirektion die Handelstätigkeit unterſagt. Die Genannte hatte ſeit einiger Zeit minderwertige Waren ge⸗ liefert und ſich ſolche beſſerer Qualität von ihrer Kundſchaft bezahlen laſſen. Heidelberg.(Gefährliche Schießerei) Am erſten Weihnachtstag wurde in Handſchuhsheim auf einen Triebwagen der OE. ein ſcharfer Schuß abgegeben, der eine Scheibe des Wagens in Kopfhöhe durchſchlug. Nur da⸗ durch, daß an der betreffenden Stelle niemand ſaß, kamen Perſonen nicht zu Schaden. Von einem Stein zerſchmettert. Nußloch, 27. Detz. Als der in den Ser Jahren ſtehende verheiratete Steinbrecher Georg Kirſch aus Baier⸗⸗ tal ſeinen Arbeitsplatz im Nußlocher Kalkſteinbruch des Portlandzementwerkes Leimen verlaſſen wollte, ſtürzte ein ſchwerer Stein auf ihn herab, der ihm ein Bein zerſchmet⸗ terte und ſchwere innere Bauchverletzungen und eine Kopf⸗ verletzung verurſachte. Obwohl ſofort ärztliche Hilfe zur Stelle war, ſtarb der Verunglückte ſchon auf dem Trans⸗ port ins Akademiſche Krankenhaus Heidelberg. U Schwetzingen.(Zwei Wilderer dingfeſt ge⸗ macht.) Drei Jagdaufſeher der Jagdbezirke Speyer, Neu⸗ lußheim und Hockenheim lauerten in einer der letzten Nächte Wilderern auf, die ſchon längere Zeit ihrer„wilden“ Jagd⸗ luſt frönten. Sie erwiſchten zwei Männer, die, als ſie ſich überführt ſahen, Miene machten, zur Waffe zu greifen. Dem einen gelang es auch, einen Schuß abzugeben, der aber fehl ging. Einer der Jagdaufſeher gab gleichzeitig Schüſſe auf die beiden Wilderer ab, die ſie kampfunfähig machten. Es han⸗ delt ſich um wiederholt vorbeſtrafte Wilddiebe aus Neu⸗ lußheim. 85 Kehl.(Wild für das Winterhilfswerk.) Das Gebiet des hieſigen Hafens iſt in feinem noch nicht ausgebauten Teil ſehr reich an Wild, da im Hafengebiet Jagd nicht ausgeübt werden darf. Auf Anregung hieſiger Jäger hat das Hafenamt die Genehmigung zum Abſchuß des Wildes für das Winterhilfswerk gegeben. Es wurden 164 Stück Wild erlegt. O Waldkirch.(Die Not der Orgelb auinduſtrie.) Der Siegeszug des Rundfunks hat leider die alte, boden⸗ ſtändige Kunſt des Orgelbaus in ſchwere Bedrängnis ge⸗ bracht. Ein Zeichen dafür iſt die dieſer Tage hier abgehaltene Verſteigerung einer Orgelfabrik, die zu 50 000 Mark veran⸗ ſchlagt war und zu 21500 Mark von einem Schreinermeiſter erworben wurde. 5 8 Vom Feſttagsverkehr im Schwarzwald. Die Weihnachtswitterung im Schwarzwald geſtaltete ſich, wie in ſo manchem Jahre zuvor, auch heuer für die Winter⸗ ſportwelt enttäuſchend. Ein ausgeſprochener Wettertyp war während der Feiertage überhaupt nicht erkennbar. In ver⸗ ſchiedenen Gebirgsgegenden fiel bis auf etwa 800 Meter herab etwas Neuſchnee. Auf dem Kamm des Südſchwarz⸗ waldes und auf der Hornisgrinde wurde die vorhandene, wenige Zentimeter dichte Schneeſchicht um ein Geringes ver⸗ ſtärkt. Am Stefanstag trat verbreitete Aufheiterung ein. Wohliger Sonnenſchein erfreute die weihnachtlichen Wan⸗ derer auf den Kuppen und Gipfeln des Nord⸗ und Süd⸗ ſchwarzwaldes, von denen aus man Stunden hindurch eine prächtige Alpenſicht genießen durfte. Später ſetzten in ver⸗ ſchiedenen Gebirgsabſchnitten Nebeltreiben und Rieſelregen ein. In 800 bis 900 Meter lag das Thermometer am zwei⸗ ten Feiertag bei 3 bis 4 Grad Wärme. In den Tälern wechselten Morgenfröſte mit gelinder Temperatur unterwegs. Rauhreifbildungen ſchufen mehrfach etwas weihnachtliche Stim⸗ mung in den Bergen. Die Feſttagsfrequenz befriedigte trotz des ausgefallenen Winterſportverkehrs. Erfreulicherweiſe hatten ſich nahezu ſämt⸗ liche Gäſte, die ſich auf die Feſttage angemeldet hatten, in den Berghotels eingefunden, die Überwiegend beſetzte Häuſer auf⸗ wieſen. In engen Grenzen hielt ſich lediglich der reine Paſſantenverkehr, was u. a. in der nur ſchwachen Benützung der kursmäßigen Gebirgskraftpoſten zum Ausdruck kam. 2 ̃ ͤ TTT! Hier ſaß Dianora oft mit ihrem Knaben. Vögel ſangen ihre fremden Lieder, fernher rauſchte das Meer gegen den Strand, und die Süße und Weichheit des Abends lag über allen Dingen wie eine bezaubernde Melodie. Dann nickte Dianora wohl mit ihrem ſtillen Lächeln dem Bild zu, Renatus faltete die Hände im Schoß der Mutter, die ihm vom Vater und ſeinen Taten erzählen mußte, von denen er nie genug hören konnte. Aber während ſie mit leiſer Stimme erzählte, ſang eine ferne, ſanfte Melodie durch ihre Seele, ein Lied, das ſie nie vergeſſen würde. in dem alle koſtbare Liebe des einen Mannes ſelig aufbe⸗ wahrt geblieben war, jenes Lied, das er einſt unter der i en Sonne für ſie allein gemacht und geſungen atte. Dann e eee wohl mitten in ihrer Erzählung. Sie ſchloß die Augen halb. fühlte ihr Herz ſchlagen und ihre Seele flüſterte ergriffen und mütterlich: „Ja, du großer Abenteurer, du großer Liebender, du lieber Menſch— über allem leuchtet die Liebe. Mein Herz leuchtet und brennt für dich bis über das Grab hinaus, bis in jene goldene, ewige Ferne, in der wir uns gewiß ein⸗ mal wiederſehen werden. Aber jetzt, Geliebter, jetzt biſt du noch immer bei mir!“ Das weiße, marmorne 0 aus dem dunklen Schat⸗ 5 der umſtehenden Bäume ſchien leiſe und freundlich zu nicken. 5 f Angelo Duca lächelte. 8 Lende 5 Aus den Nachbarlaͤndern Germersheim.(Verhaftung des Straßen räubers) In Straßburg wurde ein gewiſſer Dörr aus Speyer verhaftet, der im dringenden Verdacht ſteht, zu⸗ ſammen mit einem noch nicht ermittelten Kumpanen den Raub⸗ überfall auf den Matroſen Rauch vom franzöſiſchen Boot „Limouſine Straßburg“ verübt zu haben. Der Matroſe war bekanntlich zwiſchen Germersheim und Sondernheim über⸗ fallen, durch einen Stich am Mund verletzt und ſeiner Bar⸗ ſchaft von 28 Mark und 10 holländiſchen Gulden beraubt worden, nachdem er vorher mit den Tätern gezecht hatte. Kaiſerslautern.(Tödlich verunglückt.) Durch einen Betrie! infall wurde der verheiratete Ziegeleiarbeiter Fried⸗ rich Ultes von hier vor einigen Tagen derart ſchwer ver⸗ letzt, daß er in das Städtiſche Krankenhaus überführt werden fore Altes iſt nunmehr an den Folgen dieſes Unfalles ge⸗ ſtorben. — 9 — Gundelsheim a. N.(Im Neckar ertru niken.) Zwiſchen Gundelsheim und Haßmersheim iſt ein 15 Jahre altes Mädchen aus Hüffenhardt(Baden) ertrunken. ** Frankfurt a. NM.(Tierwärter von Affen angegriffen.) Im Zoolsgiſchen Garten wurde ein Tierpfleger von einem wütenden Affen angegriffen und übel zugerichtet, ſo daß die Ueberführung des Tierpflegers in ein Krankenhaus notwendig wurde. Der Verletzte wollte einen Affen einfangen, als ſich plötzlich aus dem Hinterhalt ein anderes Tier auf den Pfleger ſtürzte. In wenigen Sekunden ſaß das gereizte Tier auf den Schultern des Mannes und bohrte ſeine ſcharfen Zähne in deſſen Genick ein. Geiſtesgegenwärtig riß der Ueberraſchte den Angreifer vom Hals, wobei ihm das wütende Tier auch noch die eine Hand durchbiß. Groß-Gerau.(Verfolgung un term Scheuer⸗ dach.) Eine aufregende Szene ſpielte ſich in Dorn⸗ berg ab. Ein Dieb, der in der Bäckerei Sensfelder ein⸗ gebrochen war und die Ladenkaſſe geöffnet hatte, wurde ge⸗ ſtört und flüchtete. Er verſuchte zu entkommen, fiel am Tor hin, flüchtete dann in eine Scheuer und verſchloß ſie von innen. Unter dem Dach der Scheuer blieb er hängen und konnte ſo von der Polizei gefaßt werden. Der Täter, ein Fremder, der in Erfelden arbeitet, kam ins Amts⸗ gerichtsgefängnis hinter Schloß und Riegel. Miltenberg.(In den Main gefallen.) Seit dem 24. November war der Steinmetz Joſeph Keller von Rei⸗ ſtenhauſen vermißt worden. Jetzt wurde er bei Bürgſtadt als Leiche aus dem Main geländet. Der Mann hatte die Gewohnheit, am Mainufer entlang heimzugehen und dürfte in der Dunkelheit ins Waſſer gefallen fein Mädchen ermordet Der Schuß durch das FJenſter. — Bartenſtein, OA. Gerabronn. Eine ſchreckliche Blut kat ereignete ſich abends zwiſchen 10 und 11 Uhr im Hauſe der Familie Schilling. Während die Tochter im zur ebenen Erde gelegenen Wohnzimmer ſich befand, fiel plötzlich von außen her ein Schuß der das Mädchen in die linke Schläfe traf und den ſoforkigen Tod herbeiführte. Das Ergebnis der Unterſuchung des Mordanſchlags bleibt abzuwarken. Es hat vorerſt zur Feſtnahme eines der Tat Verdächtigen geführk. „Autounglück am Niederwald Rüdesheim, 27. Dez. An der ſcharfen Kurve im ſogen. Engerweg ereignete ſich ein ſchweres Autounglück. Die Familie Dauer aus Wiesbaden hatte mit dem Auto einen Ausflug nach dem Niederwald unternommen. Auf der Rück⸗ fahrt kam das Auto in der genannten Kurve infolge Ver⸗ ſagens der Bremſe ins Rulſchen. Der Wagenlenker beſaß die Geiſtesgegenwart, den Wagen, bevor er die ſteile Straße hinunterſauſen konnte, an der Rüdesheimer Jugendherberge von der Straße ſeitlich wegzuſteuern, bemerkte aber nicht den dort befindlichen 3 Meter tiefen Floßgraben. Der Wagen fuhr mit voller Wucht in den Graben, wo er ſich überſchlug. Die Inſaſſen, fünf Perſonen, die teilweiſe durch die Fenſterſcheiben geſchleudert wurden, erlitten er⸗ hebliche Verletzungen. Sie haben alle erhebliche Knochenbrüche davongetragen. 5 Der Hausmeiſter der naheliegenden Jugendherberge lei⸗ ſtete die erſte Hilfe und alarmierte einen Arzt und die Sa⸗ nitätskolonne. Die Verletzten, die mit großer Mühe unter dem Wagen hervorgezogen werden mußten, wurden in das Rüdesheimer Krankenhaus gebracht. Das Befinden der Frau des Autobeſitzers iſt beſorgniserregend. Koblenz.(Aus dem vierten Stock Straße.) In der Mainzer Straße ſprang eine ältere Frau, die ſeit längerer Zeit an Schwermut litt, plötzlich aus einem Fenſter ihrer im vierten Stock gelegenen Woh⸗ nung auf die Straße. Sie ſchlug mit ſolcher Wucht auf den Bürgerſteig auf, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Bernkaſtel⸗Cues.(In die Moſel geſtürzt und ertrunken.) Der 35 Jahre alte Joſef Krämer aus Weh⸗ len war mit Baggerarbeiten beſchäftigt, als er plötzlich das Uebergewicht bekam und in die durch die Regenfälle der letzten Tage Hochwaſſer führende Moſel ſtürzte. Da der Mann des Schwimmens unkundig war, trieb er ſchnell ab und ging unter, ehe ihm ſeine Arbeitskameraden Hilfe bringen konnten. Trier.(Großfeuer an der Grenze.) In der Nacht zum zweiten Weihnachtstag brach in dem Wohnhaus der Rahlinger Mühle an dem deutſch⸗luremburgiſchen Grenzflüß⸗ chen Sauer ein Brand aus. Da die Bewohner der Mühle abweſend waren, wurde das Großfeuer zu ſpät bemerkt. Fiſcher alarmierten die Feuerwehr von Ralingen, die nur noch verhindern konnte, daß die Flammen auf die anliegenden Wirtſchaftsgebäude übergriffen. Das von dem übrigen An⸗ weſen getrennt liegende Wohnhaus brannte bis auf die Grundmauern nieder ar Gendarm ſtößt auf Schmuggler. Als nach Einbruch der Dunkelheit der Gendarmeriehauptwachtmeiſter Lottner von einem Dienſtgang heimwärts ging, ſtieß er bei Döll⸗ nitz(Oberbayern) mit einem Tabakſchmuggler zuſammen. Es kam zu einem Feuergefecht, wobei der Gendarm bei auf die der Verfolgung des Schmugglers in eine Sandgrube ſtürzte und ſich erherbliche Verletzungen zuzog. Der Täter iſt in der Dunkelheit unerkannt entkommen. 5 Ar Einbrecher hauſen wie die Wilden. Villa zu Rottach(Oberbayern) die Beſitzer ankamen, um ihren Weihnachtsurlaub dort zu verbringen, mußten ſie gewahr werden, daß Einbrecher; durch die Balkontüre ein⸗ gedrungen waren, die ganze Villa von oben bis unten durchwühlt und die Möbelſtücke in der unglaublichſten Weiſe beſchädigt hatten. Natürlich haben die Einbrecher außerdem noch eine Menge wertvoller Gegenſtände mit ſich genommen. 5 Als in einer Lolcale Nuudocuau Verjährungsfriſten beachten! Kurz vor Jahresſchluß iſt für viele die Frage von Be⸗ deutung, welche Forderungen am 31. Dezember verjähren. Dabei muß beachtet werden, daß eine einfache Mahnung nicht genügt, um eine Verjährung abzuwenden. Wohl aber kann eine Verjährung unterbrochen werden durch ein Anerkennt⸗ nis des Schuldners, z. B. durch eine Abſchlagszahlung oder Sicherheitsleiſtung. Mit dem 31. Dezember 1934 verjähren z. B. folgende Forderungen, die aus dem Jahre 1932 ſtam⸗ men: Der gewerbsmäßigen Vermieter beweglicher Sachen wegen des Mietzinſes; der Kaufleute, Handwerker uſw. für die Lieferung von Waren und die Ausführung von Arbei⸗ ten, der Gaſtwirte für die Gewährung von Wohnung, Be⸗ köſtigung uſw., der Aerzte, Rechtsanwälte, Angeſtellten und Arbeiter wegen ihres Honorars, Gehalts und Lohnes. An⸗ ſprüche auf Rückſtände gon Zinſen einſchließlich Miet⸗ und Pachtzinſen, Renten uſw. und alle regelmäßig wiederkehren⸗ den Leiſtungen verjähren innerhalb vier Jahren. Weihnachten bei der Reichsbahn. Der Reiſeverkehn an Weihnachten 1934 war weſentlich ſtärker als im ver gangenen Jahre. In der Zeit vom 21. Dezember bis 26. De⸗ zember mußten im Mannheimer Hauptbahnhof 65 Sonder⸗ züge abgefertigt werden, was gegenüber 1933 eine Zunahme von 22 Zügen bedeutet. Der Betrieb wickelte ſich glatt ab und lediglich am 22. und 23. Dezember erlitten einige Fern⸗ züge kleine Verſpätungen. U Ausſchreitungen auf dem Sportplatz. Auf einem Sportplatz in der Neckarſtadt entſtanden am Mittwoch nach⸗ mittag während eines Fußballſpiels unter den Zuſchauern Meinungsverſchiedenheiten, die zu Tätlichkeiten führten. Durch das herbeigerufene Notrufkommendo wurden drei der Be⸗ teiligten feſtgenommen und, da weitere Ausſchreitungen zu befürchten waren, der Platz geräumt. E Bibliſches Alter. Seinen 90. Geburtstag begeht am 28. Dezember Hauptmann a. D. Alfred Seubert. Er iſt im Jahre 1870 als Halbinvalide aus dem Grenadier⸗-Regiment 110 ausgeſchieden, nachdem er bei der Belagerung von Straß⸗ burg durch einen Granatſplitter ſchwer verwundet worden war. Bei Beginn des Weltkrieges, faſt ſiebzigjährig, ſtellte ſich der alte Offizier wieder zur Verfügung und fand in verſchiedenen Stellen Verwendung, bis er zuletzt im Kriegs⸗ gefangenenlager zu Mannheim tätig ſein konnte. N „Die Rückgabe von Orden und Ehrenzeichen. Obgleich wiederholt auf die Ablieferung rückg a bepflichtiger Orden und Chrenzeichen nach dem Ableben der Inhaber hin⸗ gewieſen worden iſt, beſtehen immer noch in der Oeffentlich⸗ keit Zweifel darüber, ob und welche Auszeichnungen der Ab⸗ gabepflicht unterliegen. Zur Vermeidung von unliebſamen Weiterungen wird daher amtlicherſeits erneut darauf auf⸗ merkſam gemacht, daß die Beſtimmungen über die Rückgabe von Orden und Ehrenzeichen auch heute noch gelten. Die Rückgabepflicht erliſcht, ſoweit die Orden und Ehrenzeichen von den Beliehenen oder deren Angehörigen käuflich erwor⸗ ben oder im Verluſtfalle von den Erben des Beliehenen er⸗ ſetzt werden. Die Abgabe der Orden und Ehrenzeichen hat, ſoweit ſie nicht an eine andere Behörde erfolgen muß, bei der zuſtändigen Polizeiverwaltung zu erfolgen. Die Beſitz⸗ urkunden bleiben Eigentum der Hinterbliebenen. — Dringlichkeitsbeſcheinigungen für Geſchäftsreiſen. Nach einem neuen Erlaß der Reichsſtelle für Deviſenbewirtſchaf⸗ tung können die bisher nur bei den Ortspolizeibehörden er⸗ hältlichen Dringlichkeitsbeſcheinigungen für die Mitnahme von 50 Mark in deutſchen Scheidemünzen oder ausländiſchen Zah⸗ lungsmitteln nach dem Ausland über die Preisgrenze von 10 Mark hinaus auch durch die Induſtrie⸗ und Handels⸗ kammern erteilt werden. Dieſe Ermächtigung beſchränkt ſich allerdings auf handelsgerichtlich eingetragene Firmen. Da die Induſtrie⸗ und Handelskammern verpflichtet ſind, die Dring⸗ lichkeit der Reiſe genaueſtens nachzuprüfen, iſt für jeden Ein⸗ zelfall die Vorlage eines ſchriftlichen Antrags erforderlich, in dem die Gründe, die die Reiſe erforderlich machen, genau bezeichnet ſind. Die Richtigkeit der Angaben iſt ausdrücklich zu verſichern. Der Antrag muß die rechtsverbindliche Unter⸗ ſchrift des verantwortlichen Leiters der Firma tragen. Mit dem Antrag iſt der Reiſepaß desjenigen, der die Reiſe aus⸗ führen ſoll, vorzulegen, da die Erteilung der Beſcheinigung in dem Paß vermerkt werden muß. — Ausdehnung des Erlaſſes von Rundfunkgebühren. Das Reichspoſtminiſterium teilt amtlich mit: Die am Rund⸗ funk beteiligten Reichsminiſterien(Reichspoſtminiſterium, Reichsfinanzminiſterium und Reichsminiſterium für Volksauf⸗ klärung und Propaganda) haben beſchloſſen, zum 1. April 1935 eine Neuregelung der Beſtimmungen über den Erlaß von Rundfunkgebühren eintreten zu laſſen. Zum gleichen Zeitpunkt wird die Zahl, der gebührenfreien Rundfunk⸗ empfangsanlagen für hilfsbedürftige Volksgenoſſen um rund 180 000 erhöht werden. Nähere Einzelheiten werden ſpäter veröffentlicht werden. Neues Vorfahrtsrecht am 1. Januar 5 Das Vorfahrtsrecht an Kreuzungen und Einmündungen von Straßen wird durch Beſtimmungen der Reichs⸗Straßen⸗ verkehrs⸗Ordnung neu geregelt, die am 1. Januar 1935 in Kraft treten.. Die Grundregel bleibt: Wer von rechts kommt, iſt be⸗ vorrechtigt. Neu hinzu kommt das Vorfahrtsrecht von Kraftfahrzeugen und durch Maſchinenkraft angetriebenen Schienenfahrzeugen vor anderen Verkehrsteilnehmern. Jede Ausnahme von dieſen beiden Regeln muß durch Verkehrs⸗ zeichen angeordnet werden. Alle übrigen früheren Vorfahrt⸗ rechte treten außer Kraft. Der Verkehrsſicherheit iſt am beſten gedient, wenn Abweichungen von den Grundregeln e ſind und ausdrücklich gekennzeichnet werden. Durch ieſe Neuregelung ſoll eine gefährliche Unfallurſache beſei⸗ tigt werden. Nur da, wo ein dringendes Bedürfnis des Verkehrs, insbeſondere des Durchgangsverkehrs, es erfor⸗ dert, ſollen Abweichungen von den Grundregeln durch Ver⸗ kehrszeichen angeordnet werden. 8551 75 Vorfahrtregelnde Verkehrszeichen ſind auf einer Spitze ſtehende rotgerandete weiße Dreiecke, die auf Nebenſtraßen aufgeſtellt werden, während auf vorfahrtberechtigten Haupt⸗ ſtraßen durch auf einer Spitze ſtehenden rotgerandeten wei⸗ zen Rechtecken und durch die ſchwarzgelben Nummern und Ringſchilder von Fernverkehrsſtraßen das Vorfahrtrecht poſitiv angezeigt wird. r e eee ee eee Die neue Organiſation des Handwerk. Die Arbeitstagung des badiſchen Handwerks im November 1934 in Karlsruhe, an der alle Kreishandwerks⸗ meiſter, die Vorſitzenden ſämtlicher Landesfachverbände Badens ſowie der Vorſtand der Badiſchen Handwerkskammer teilnahmen brachte eine gründliche Ueberſicht über die neue Organiſation und eine klärende Ausſprache über die Ge⸗ ſamtlage des badiſchen Handwerks. Der Präſident der Badiſchen Handwerkskammer, Herr Schloſſermeiſter Näher, referierte über die wichtigen Be⸗ ſtimmungen der Erſten Verordnung über den vorläufigen Aufbau des deutſchen Handwerks vom 15. Juni 1934; dieſe Erſte Verordnung regelt bekanntlich auf der Grundlage des Führerprinzips das Wirken der Innungen und Kreis⸗ handwerkerſchaften und die Ehrengerichtsbarkeit des Hand⸗ werks. Die neuen Organiſationen ſtehen und arbeiten. Sie werden ihre Daſeinsberechtigung durch die Erledigung der ganz natürlich anfallenden Aufgaben beweiſen. Es ſind auf die Dauer nur ſolche Organiſationen, vom Stand⸗ punkt des Volkes, des Nationalſozialismuſes und des Staates geſehen, zu veranworten, die allen Dreien gleich⸗ zeitig gerecht zu werden vermögen. Dieſen weitgeſtellten Anforderungen genügt das Handwerksgeſetz unſeres Führers. Es gibt dem Handwerk in ſeinen Organiſationen die Mög⸗ lichkeit, all das zu pflegen und heranzubilden, was dem Volke und dem Staate erhöhten Nutzen bringt, neue Ehr⸗ auffaſſung, neuen handwerkerlichen Fleiß und neues Auf⸗ wärtsſtreben. Das Ehrengericht, das bereits beſtellt iſt, iſt zuſtändig bei Verletzungen der Standesehre oder einem Vorſtoß gegen den Gemeingeiſt, unlauterem Verhalten, un⸗ lauterem Wettbewerb und Uebervorteilung von Kunden. Die gebietsweiſe Gliederung nach den politiſchen Kreiſen und die Beſetzung der Innungen und Kreishandwerkerſchaf⸗ ten mit tüchtigen, den heutigen Staat von Herzen bejahen⸗ den Fachleuten ſind die beſte Gewähr für eine gute Zu⸗ ſammenarbeit des Handwerks mit den Gemeinden, mit den Kreisleitungen und den anderen Ständen. Die Aufgaben der Innungen ſind in der Verordnung feſtumriſſen. Hiernach hat die Innung den Gemeingeiſt zu pflegen und die Standesehre zu wahren, das Lehrlingsweſen entſprechend den Beſtimmungen der Handwerkskammer zu regeln, die techniſche, gewerbliche und ſittliche Ausbildung der Lehrlinge zu überwachen, insbeſondere Fachſchulen zu unterſtützen und zu errichten ſowie Vorſchriften über ihren Beſuch zu erlaſſen, bei der Verwaltung der Berufs⸗ ſchulen gemäß der reichs⸗ und landesrechtlichen Vorſchriften mitzuwirken, Geſellenprüfungen abzunehmen, wirtſchaftlich: Einrichtungen, die dem Handwerk dienen, zu fördern, be⸗ hördliche Gutachten und Auskünfte zu erſtatten uſw. Die Innung kann Güteſtellen zur Schlichtung von Streitigkeiten zwiſchen ſelbſtändigen Handwerkern und ihren Auftrag⸗ gebern errichten. Bezüglich der zuſätzlichen Berufsſchulung des handwerkerlichen Nachwuchſes beſteht Einigkeit da⸗ rüber, daß die Berufsſchulung in engſtem Einvernehmen der Arbeitsfront mit dem Handwerk erfolgen ſoll, dem auf dieſem Gebiete große Erfahrungen zur Verfügung ſtehen. Das regionale Prinzip wird dadurch gewährleiſtet, daß in dem unterſten Verwaltungsbezirk(Kreis) die In⸗ nungen zu einer Kreishandwerkerſchaft zuſammengeſchloſſen ſind. Gerade im Hinblick auf die Vorbereitungen der Ar⸗ beitsſchlacht im Jahre 1935 im Hochbau ſowie insbeſondere im Wohnungs⸗ und Siedlungsbau iſt es unbedingt not⸗ wendig, die auch im Jahre 1934 noch feſtgeſtellten alt⸗ bekannten Mängel wie Regiearbeit, Pauſchalvergabe, Ver⸗ gabe an Mindeſtforderungen, unklare Verteilung der Ver⸗ antwortlichkeiten der Beteiligten durch Aufklärung über die daraus entſtehenden Schäden und durch Vorſchläge zu be⸗ ſeitigen zu verſuchen. Eine Weihnachtswanderung im Hochſchwarzwald. Als mich am 1. Weihnachtsfeiertag der Frühſchnellzug mit eineinviertelſtündiger Verſpätung nach Freiburg brachte, war der Anſchlußzug nach der Höllentalbahn weg. Die Zeit nützte ich aus zu einem kleinen Bummel durch die ſchöne Breisgauſtadt. Ein naſſer Nebelſchleier hüllte die noch menſchenleeren Gaſſen. Aus den großen Spitzbogenfenſtern des Münſters, deſſen herrlicher Turm ſteil in den grauen Morgenhimmel ragte, drang Lichtſchein auf den Münſter⸗ platz. Drinnen ſtand dicht gedrängt eine mehrtauſendköpfige andachtsvoll geſtimmte Menge zur Feier des Chriſtfeſtes. Mit dem nächſten Zug ging die Fahrt bis Hinterzarten. Von hier gings im Nebel über Fürſatz, Rinken dem Feld⸗ berg zu in 10—15 em Neuſchnee. Ein eiſigkalter Sturm fegte über den Kamm. Nur mit Mühe und Anſtrengung war vorwärts zu kommen und Richtung zu halten; endlich war der Feldburgturm und auch der Bismarckturm er⸗ reicht. Leidlicher ging die Sache dann vom Bismarckturm zum Feldbergerhof. Skifahrer huſchten wie Spukgeſtalten durch den Nebel. Weiter ging die Wanderung über Zweiſee⸗ blick und Altglashütte nach Falkau. In dem ſchönen Ferien⸗ heim mit nur wenig Gäſten fand ich gaſtliche Aufnahme. Bereits um 7 Uhr früh des 2. Weihnachtsfeiertages fielen die erſten Lichtſtrahlen des neuen Tages durch das Fenſter. Verſchwunden waren die Nebel. Ein klarer tiefblauer Himmel wölbte ſich über die Kuppen des Hochſchwarzwaldes. Die Sonne ſandte ſchon in der Frühe ſo warme Strahlen herab, daß man ohne Hut und Mantel über die Höhen wandern konnte. Ein herrliches Naturſchauſpiel bot ſich dem Auge bei einem Blick nach Süden. Vom Schwarzwald bis zu den Schweizer Hochalpen ein einziges rieſiges Nebelmeer. Darüber die blendendhelle warme Sonne. Die ganze Alpen⸗ kette vom Berner Oberland bis zum Säntis lag zum greifen nahe. Mein Weg führte über Saig zum Hochfürſt, dann über Titiſee zur Weißtannenhöhe; hier vorbei an der noch in aller Erinnerung haftenden Stelle, wo vor einigen Jahren jene grauſige heute noch nicht geſühnte Mordtat geſchah; weiter über Breitnau, hinab durch die wild⸗ romantiſche Ravennaſchlucht nach Höllſteig. Auf dem ganzen Weg trotz des idealen Wanderwetters nicht einen einzigen Touriſten treffend, aber gerade dieſe Einſamkeit in den dunklen Tannenwäldern erhöhte den Reiz der herrlichen Wanderung. V. Kulturgeſchichte der Spitze Das älteſte Muſterbuch.— Klöppelſpitze und Kloſterſpitze. Die Januarplakette des Winterhilfswerkes wird eins der ſchönſten aller Abzeichen ſein, die bisher zum Beſten notleidender Volksgenoſſen in Deutſchland verkauft worden ſind. Ein edles Werkſtück der einſt weltberühmten vogt⸗ ländiſchen Spitzeninduſtrie in völlig gleicher Art hergeſtellt wie jene, die wir an Decken und an Wäſcheſtücken kennen. Ein Abzeichen der Not alſo und gleichzeitig ein Hinweis auf die Leiſtungsfähigkeit eines Induſtriezweiges, der vor dem Krieg auf ſeinem Gebiet faſt den Weltmarkt be⸗ herrſchte. Die Spitzenarbeit iſt wahrſcheinlich eine niederländiſche oder eine italieniſche Erfindung. In dieſen beiden Ländern ſind jedenfalls die erſten Anfänge im 16. Jahrhundert zu finden. Das älteſte Handbuch iſt aber in Deutſchland er⸗ ſchienen, verfaßt von Peter Wüntel in Köln am Rhein, im Jahre 1527. Das älteſte Muſterbuch iſt ſogar noch zwei Jahre früher erſchienen und nennt als Autor Gottfried Leigel in Zwickau. Mehr als 400 Jahre beſteht alſo die vogtländiſche Spitzeninduſtrie, und bereits 1561 hat Bar⸗ bara UÜttmann im Erzgebirge die Klöppelarbeit eingeführt und dort heimiſch gemacht. Dieſe Spitzenart iſt übrigens die ältere, erſt ſpäter kam die Nadelſpitze auf, die wahr⸗ ſcheinlich von Nonnen erfunden wurde; denn ihre älteſte Bezeichnung heißt Kloſterſpitze. Die Mode hat ſich ſehr früh dieſes ſchönen Zierats an⸗ genommen und ihn in ſo reichem Maße verwendet, da eine blühende Spitzeninduſtrie ſchon im 16. Jahrhundert entftand. Die Manſchetten und Jabots und beſonders die prunkvolle, aus vielen Lagen beſtehenden geſteiften Hals⸗ krauſen waren mit Spitzen verziert. Man brauchte Spitzen für die kleinen Häubchen der Frauen, für die Verzierung der Schleier, für die Leibwäſche und Bettwäſche. 8 Der Spitzenverbrauch der Männer war übrigens zeit⸗ weilig faſt größer als der des ſchönen Geſchlechts. Für die Halskrauſe Jakobs J. von England wurden z. B. allein 25 Ellen Spitze benötigt, während die Königin ſich mit 18 El⸗ len begnügte. Und gar erſt in der Rokokozeit gab es Ka⸗ valiere, die eine ganze Spitzenfabrik allein hätten beſchäf⸗ tigen können. Erſt die Biedermeierzeit beendete dann für immer die Spitzenmode für das männliche Geſchlecht. Da⸗ für ſchenkte ſie nochmals ein gewaltiges Aufblühen des ſpitzenbeſetzten Kleides der Frau. Um die gleiche Zeit begann übrigens die Maſchine, die Handarbeit allmählich zu verdrängen. Im Jahre 1836 wurde verſuchsweiſe in Plauen eine von dem Erfinder des mechaniſchen Webſtuhls, dem Elſäſſer Heilmann, konſtru⸗ ierte Stickmaſchine aufgeſtellt, die ſich jedoch nicht recht be⸗ währte. Im Jahre 1857 erſt ſetzte ſich mit zwei Handſtick⸗ maſchinen nach Schweizer Muſter, die nach Plauen einge⸗ führt worden waren, die Maſchinenſtickerei endgültig durch, die nun keineswegs den Handarbeitern Konkurrenz machle ſondern im Gegenteil eine neue, großartige Blütezeit der Spitzeninduſtrie herbeiführte; denn während bis dahin die Spitze ein Privileg des Adels und des reichen Bürgertums geweſen war, wird ſie nun infolge der verbilligten Herſtel⸗ lung ein begehrter Artikel für alle Kreiſe. Erſt Weltkrieg und Wirtſchaftskriſe haben dieſe Entwicklung unterbrochen und die Spitze zeitweilig verdrängt, auch aus der Mode. Um ſo dankenswerter iſt es, daß das Winterhilfswerk durch leine Spitzenplakette dieſe ſchönen Erzeugnjſſe deutſchet Wertarbeit wieder in Erinnerung bringen wird. Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Samstag, 29. Dezember: Nachmittags⸗Vorſtellung: „Aſchenbröd!“, Weihnachtsmärchen von C. A, Gör⸗ ner.— Eintrittspreiſe 0.30 bis 2 Mark.— Anſang 15, Ende 17 Uhr.— Abends: Miete C 8:„Schön ſiſt die Welt“, Operette von Franz Lehar. Anfang 20, Ende 22.15 Uhr. 55„ Sonntag, 30. Dezember: Nachmittags⸗Vorſtellung: „Aſchenbrödl“, Weihnachtsmärchen von C. A. Gör⸗ ner.— Eintrittspreiſe 0.30 bis 2 Mark.— Anfang 15, Ende 17 Uhr.— Abends: Miete H 9:„Die Re⸗ gimentstochter“, Komiſche Oper von Donizetti. Anfang 19.30, Ende gegen 21.30 Uhr. Es lot ein alter Brauch, ſeinen lieben Verwandten, Freunden und Bekannten den werten Geſchäftsfreunden und Gäſten zut Jahreswende zu gratulieren. Der einfachſte Weg hierzu iſt ein Glückwunſch in der Sylveſter⸗Aus gabe des„Reckar-Bote“. Eine Glückwunſch⸗Anzeige dient auch gleichzeitig der Empfehlung. Todes-Anzeige. Verwandten, Freunden und Bekannten die schmerzliche Nachricht, daß meine liebe Frau, unsere gute Mutter, Schwiegermutter, Groß- mutter, Schwester und Schwägerin Frau Susanna Moog geb. Schmitthäuser im Alter von 64 Jahren gestern Abend uns unerwartet durch den od entrissen wurde. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Leonhard Moog. Mhm.-Seckenheim, 28. Dezember 1934. Die Beerdigung findet Sonntag Nachmittag 2 Uhr vom Trauerhause, Bonndorferstraße 46 aus statt. Fußballvereinigung 98. Heute abend zu den üblichen Zeiten Training. Reſtloſes Erſcheinen wird erwartet. An⸗ ſchließend Spielerverſammlung. Tv. 1898. Heute abend halb 9 Uhr Turnſtunde der Turner. Tbd.„Jahn“. Heute abend Spielerverſammlung zwecks Spiele am Sonntag, wozu alle Handballſpieler, auch die alte Herrenmannſchaft, freundlichſt eingeladen ſind. läll. Sparxasge Mamnnelm. Die Schalter der Sparkasse sind am Montag, den 31. Dezember wegen des Rechnungsab- schlusses für das Publikum geschlossen, Zur Einlösung von Wechseln wird in der Zeit von ½11 bis ½12 Uhr unser Sekretafſat II— Eingang A 1, 8— offen gehalten. Wir empfehlen die rege Benützung unserer Zahlstelle in Mannheim-Seckenheim in der Drogerie des Herrn Wilhelm Höllstin, Hauptstraße 106. Achtung 60 jährige! Taglohn-Zettel 5 8 en Die 1874 geborenen Männer(nach Seckenheims feiern morgen Samstag orgeschrieb. Abend 8 Ahr in der Wirtſchaft„Zur 1 Kapelle“ gemeinſam ihren 60. Ge⸗„n haben in der burtstag, wozu alle eingeladen ſind. Neckarbote-Druckerel Diejenigen Perſonen, die an Allerheiligen uud Weihnachten die Schleifen am Kreuze und Korb vom Grabe meines Vaters ent⸗ fernt haben, ſollen dieſelben ſofort anbringen, andernfalls Anzeige erfolgt. Philipp Hauck. ſharen Reiten puren! 1 1835 10 der riontige Trunk tu 50 SVYVLVESTERI 8 Deutscher Traubensekt Holler“ ½ Flasche 2 Kurpfalz, Sonder füllung 8 ½ Flasche 2.50 Zur Glühwein Bereitung 5 34 er Pfälzer, rot 5 offen, Liter—.55 8 Flaschenwelne ab—.65 0, Gl. i Malaga, Tarragona 1 Deutscher Wermut- Wein Weinbrand; Verschnitt 2% Fl. 275, ½ Fl. 1.60 Weinbrand, echt„Hausmarke ½1 Fl. 3.10, ½ Fl. 1.80 Saftig-süße Orangen Pfund— 16 Zu haben bei: Apotheke E. Ketterer; Germ.-Drog. Fr. Wagner Nachf., W. Höllstin; Neckar- Drogerie W. Hornung; Georg Röser und wo Plakate sichtbar. Schlachtſchwein Breiſacherſtr. 15. 3 Gänſe zu verkaufen. Weiter empfehlen wir: feringssalat in Mayonaſse % Pfund 18 Fleischsalat in Mayonnaise % Pfund— 22 Mettwurst, Servelat- und Salamiwurst, Bierwurst Oelsardinen Fettheringe in Tomaten Dazu 3% Rabatt zu verkaufen. Hermsheimerſtr. 4 Hel wieder ein greßfilm! deute bis Sonntag. Sim Film dler Kameradschaft e 4 Musketiere. Dieses Filmwerk zeigt in eindrucksvoller Weise, wie aus der Kameradschaft des Schützengrabens die wahre Volksgemein- schaft des neuen Deutschlands geboren wurde Neben ernsten Szenen jagt ein derber Soldaten- Witz den andern.— Ein echter, schöner Volks- film, bei dem das Lachen kein Ende hat. Eltern, laßt Eure Kinder diesen Film sehen u, hören, Sonntag Nachmittag 3 Uhr ist Jugendvorstellung. Beginn der Hbendvorstellungen 8 Uhr. 9 Palast-Iheater. —.— Schnell verkauft, Schnell vermietel ist alles, Was die große Oeffentlichkeit Wissen Soll.— Der einfachste billigste uns beste Weg⸗ Weiser hierzu ist das Jeilungs-Anserat! „Zum Lamm“, . Morgen D. Samstag früh Schlachtfest. i Von 9 Ahr ab * Wellfleiſch. Hierzu ladet freundlichſt ein Peter Lenz Ww.