Deutſche Aufbauarbeit Streifzug durch die deutſche Innenpolitik im Jahre 1934 Bei der traditionellen Jahresſchlußkundgebung der NSDAP. im Berliner Sportpalaſt bezeichnete Reichsminiſter Dr. Goebbels das Jahr 1933 als das Jahr des Sieges und das nun zu Ende gehende Jahr 1934 als das Jahr der Be⸗ hauptung. Und in der Tat hat die nationalſozialiſtiſche Be⸗ wegung im zweiten Jahre ihrer Staatsführung Außerordent⸗ liches für die Exiſtenzſicherung des Deutſchen Reiches und des deutſchen Volkes auf Jahrhunderte hinaus getan. Nachdem mit dem Tode des Reichspräſidenten von Hindenburg die Aemter des Reichspräſidenten und des Reichskanzlers ver⸗ einigt ſind, liegt fortan die geſamte Staatsführung in den kraftvollen Händen des Führers und Reichskanzlers. Im Vordergrund der innenpolitiſchen Arbeit ſtand die Reichs reform, die wiederum einen großen Schritt vor⸗ wärtsgekommen iſt. Meilenſteine auf dem Wege zur Reichs⸗ reform ſind die Uebertragung der Landeshoheit auf das Reich, die am 14. Februar erfolgte Aufhebung des Reichsrats, die Vereinigung des preußiſchen Juſtizminiſteriums und des Innenminiſteriums mit den entſprechenden Miniſterien des Reiches, die Errichtung des Reichsminiſteriums für Wiſſen⸗ ſchaft, Erziehung und Volksbildung am 1. Mai und ſchließ⸗ lich die Uebernahme der Juſtizverwaltung durch das Reich. Die Stärkung des Nationalbewußtſeins kam u. a. auch darin zum Ausdruck, daß die Staatsangehörigkeit durch die Reichs⸗ angehörigkeit erſetzt worden iſt. Durchbruch der Arbeitskameradſchaft Das Geſetzgebungswerk des alten Jahres iſt überaus bedeutſam und hat vielfach auch anderen Ländern als Vorbild gedient. Die erſte bedeutſame Tat der Reichsregie⸗ rung im Jahre 1934 war die Verabſchiedung des Geſetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit, mit dem die Beziehungen zwiſchen Arbeitgebern und Arbeitnehmern eine ganz neue Grundlage erhalten haben und der Gedanke der Fuͤhrer⸗ und Gefolgsgemeinſchaft auch in der Wirtſchaft zum Durch⸗ bruch gelangt iſt. Im Februar wurde ein Geſetz verabſchiedet, das den Weg frei machte für den organiſchen Aufbau der Wirtſchaft. Dieſes Geſetz gliedert die Wirtſchaft in 12 Fach⸗ ſchaften und brachte die Einführung der Ehrengerichte. Auf der Grundlage dieſes Geſetzes ſchuf Reichsbankpräſident Dr. Schacht, der am 30. Juli als ſtellvertretender Reichswirt⸗ ſchaftsminiſter für den erkrankten Dr. Schmitt die Leitung des Wirtſchaftsminiſteriums übernommen hatte, die Reichs⸗ wirtſchaftskammer als Geſamtorganiſation der deutſchen Wirtſchaft und berief den Präſidenten der Induſtrie⸗ und Han⸗ delskammer Hannover, Dr. Hecker, an ihre Spitze. Das Hand⸗ werk, deſſen Führung Reichshandwerksmeiſter Schmidt übernommen hatte, erhielt mit der im Juni erlaſſenen Ver⸗ ordnung über den vorläufigen Aufbau des Handwerks eine feſte Baſis für eine erfolgreiche Arbeit im Dienſte an Volk und Staat. Einen Vorſtoß zur großen Steuerreform bedeu⸗ teten die im Oktober verabſchiedeten Steuergeſetze, die durch drei Ziele charakteriſiert werden: Beſeitigung der Arbeits⸗ loſigkeit, Förderung der Familie und Stärkung der perſön⸗ lichen Verantwortung. ace dee Darré be⸗ rief am 14. April den erſten deutſchen Reichsbauern⸗ rat und vollendete damit den Aufbau des Reichsnährſtandes. Dem verſtarkten Schutz des Staates und Vol⸗ kes diente die Errichtung eines Volksgerichtshofes, der für das Verbrechen des Hoch- und Landesverrats 125 ö i. ſowie die am 18. Mai erlaſſene Verordnung über den Voll⸗ zug der Freiheitsſtrafe, die endlich mit der Humanitäts⸗ duſelei des alten Syſtems gebrochen hat. Gefahr drohte dem Deutſchen Reich durch das Spiel mit einer zweiten Revolu⸗ tion, zu dem ſich in der erſten Hälfte des Jahres eine Hand⸗ voll Männer bereitgefunden haben, die Ziel und Tradition der nationalſozialiſtiſchen Bewegung vergeſſen hatten und ſelbſt⸗ ſüchtige Ziele verfolgten. Trotz der nachdrücklichen Warnung, die der Stellvertreter des Führers, Reichsminiſter Rudolf Heß, am 25. Juni an dieſe Perſonen richtete, wurden die verbrecheriſchen Pläne weiter verfolgt. Als dann die Gefahr aufs äußerſte geſtiegen war, ſchlug der Führer am 30. Juni blitzſchnell und hart zu und rettete ſo durch ſeine perſönliche Tapferkeit und ſeine Energie das Deutſche Reich vor dem Rückfall in die traurige Epoche des Bürgerkrieges. Fortan weiß jeder, der die Hand gegen den Staat erheben will, daß er verloren iſt, weil niemanden ein Spiel mit dem Schickſal der deutſchen Nation geſtattet werden kann. Die Wehrmacht im nationalſozialiſtiſchen Staat Zum Chef des Stabes der SA. wurde der bisherige Oberpräſident von Hannover, Lutze, ernannt. Die SS. wurde unter ihrem Reichsführer Himmler eine ſelbſtändige Orga⸗ niſation im Rahmen der NSDAP. Die Stellung der Wehr⸗ macht im nationalſozialiſtiſchen Staat wurde durch den Füh⸗ rer eindeutig dahin geklärt, daß die Wehrmacht der einzige Waffenträger der Nation iſt. Durch die Neufaſſung der Be⸗ rufspflichten des deutſchen Soldaten, die noch Reichspräſident non Hindenburg genehmigt Haie iſt nun die Wehrmacht, dem Charakter der nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung entſpre⸗ chend, wieder zu einem volkverbundenen Inſtrument gewor⸗ den. In den Berufspflichten des deutſchen Soldaten vom Juni 1934 iſt im Gegenſatz zum alten Syſtem von einer Verwendung der Wehrmacht„nach innen“ nicht mehr die Rede, vielmehr hat der deutſche Soldat ſeine Aufgabenſtellung uls Waffenträger des deutſchen Volkes erhalten. Die deutſche Marine konnte am 12. November das Panzerſchiff„Admiral Scheer“ in Dienſt ſtellen. Neu vom Stapel liefen das Panzer⸗ ſchiff„Graf Spee“ und der kleine Kreuzer„Nürnberg“; außer Dienſt geſtellt wurde das alte Linienſchiff„Heſſen“. ür die Frontkämpfer, die übrigen Kriegsteilnehmer ſo⸗ wie 5 Henteikliebenen der Gefallenen ſtiftete Reichspräſident von Hindenburg ein Ehrenkreuz, um ſo äußerlich all jene hervorzuheben, die den Heldenkampf des deutſchen Vol⸗ kes mitgekämpft und Blutopfer für Deutſchland gebracht haben. Weiter wurde den Hinterbliebenen der im Kampf um die deutſche Erneuerung gefallenen Kämpfer der national⸗ ſozialiſtiſchen Bewegung durch die vom Führer angeordnete Gewährung eines Ehe enſolds eine hohe Auszeichnung zuteil. i 5 Der Freiwillige Arbeitsdienſt, der erſtmals auf dem Reichsparteitag in Nürnberg geſchloſſen in Erſchei⸗ nung trat, fand im alten Jahre ſeine Anerkennung als Er⸗ ziehungsſchule des deutſchen Volkes. Durch eine Vereinbarung zwiſchen dem Reichsarbeitsführer Sah und Dr. Ley wurde beſtimmt, daß künftig der geſamte Führernachwuchs der PO. und der Deutſchen Arbeitsfront 1 5 die Schule des Arbeits⸗ dienſtes gehen muß. Die Erziehung der Jugend im national ⸗ ſozialiſtiſchen Geiſte wurde vertieft durch die Einführung — eines Staatsjugendtages. Soziales Verantwortungsbewußtſein Größte Anſtrengungen galten natürlich auch im Jahre 1934 der Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit. Am 21. März er⸗ öffnete der Führer und Reichskanzler an der Bauſtelle Unter⸗ haching der Reichsautobahn München Landesgrenze die zweite Arbeitsſchlacht in der dann die Arbeitsloſig⸗ keit erneut halbiert werden konnte. Damit haben ſeit der Machtübernahme durch Adolf Hitler etwa 4 Millionen Er⸗ werbsloſe wieder Arbeit und Brot gefunden. Einen weiteren großen Erfolg deutſcher Arbeit bedeutete die Einweihung des Dorfes Neu⸗Weſteel in Oſtfriesland auf dem dem Meere ab⸗ gerungenen Boden. Unermüdlich wachte die Reichsregierung darüber, daß ihre Aufbauarbeit nicht durch gewinnſüchtige Elemente oder durch die Erſetzung einer Mengenkonjunktur durch eine Preis⸗ konjunktur beeinträchtig wurde. Am 4. Novemebr wurde der Leipziger Oberbürgermeiſter Dr. Goerdeler als Reichskom⸗ miſſar für die Preisüberwachung berufen. Inzwiſchen ſind die Befugniſſe des Preiskommiſſars noch erweitert wor⸗ den, um eine erfolgreiche Arbeit auf der ganzen Linie zu gewährleiſten. Wieder wurde ſo offenbar, daß der national⸗ ſozialiſtiſche Grundsatz: Gemeinnutz geht vor Eigennutz! oberſter Grundſatz des Handelns iſt. Im Sinne dieſes Grundſatzes hat das deutſche Bauerntum nach der Ernte auf Preiserhöhungen verzichtet und damit ein Bei⸗ ſpiel echt nationalſozialiſtiſcher Haltung gegeben. Auf ſozialpolitiſchem Gebiet hat das nationalſozialiſtiſche Deutſchland jetzt zum zweiten Male ein grandioſes Win⸗ terhilfswerk durchgeführt. Das Winterhilfswerk 1933/34, das im April ſeinen Abſchluß fand, ergab eine Ge⸗ ſamtleiſtung von nicht weniger als 358 136 040,71 RM. und hat damit ſämtliche Hilfsmaßnahmen übertroffen, die jemals, ſei es in Deutſchland oder im Auslande, durchgeführt wor⸗ den ſind. Was dieſe 358 Millionen RM. bedeuten wollen, erſieht man ſo recht, wenn man ſich daran erinnert, daß die Zeppelin⸗Spende des deutſchen Volkes— die größte Samm⸗ lung vor dem Kriege im reichen Deutſchland— lediglich rund 6 Millionen RM. erbracht hat. Im Winterhilfswerk 1934/35 ſind bisher innerhalb von zwei Monaten an Barſpenden rund 50 Millionen RM. und an Sachſpenden etwa 43 Millionen RM. eingegangen. Großkampftage gegen Hunger und Kälte waren der„Tag der nationalen Solidarität“ am 8. Dezem⸗ ber, an dem Miniſter und Beamte, Künſtler und Journaliſten ſowie die Führer der SA. und SS. auf der Straße ſammel⸗ ten, und ſchließlich der Tag der deutſchen Polizei. Mit Stau⸗ nen verfolgte die ganze Welt die Kundgebungen, die ihr eine neue Ahnung davon vermittelten, daß Volk und Nationalſo⸗ zialismus in Deutſchland ein und dasſelbe ſind. Wie der Lei⸗ ter des Winterhilfswerks, Hilgenfeldt, in der Eröffnungs⸗ kundgebung am 19. September mitteilte, ſoll das Winterhilfs⸗ werk als ein gemeinſchaftsbildendes Erziehungswerk zu einer Dauereinrichtung werden. Im Sommer wurde das große Hilfswerk„Mutter und Kind“ durchgeführt, durch das Hunderttauſende von Müttern die ſo notwendige Erholung fanden und Hunderttauſende von Kindern zur Kräftigung und Erholung aus den Mauern der Großſtädte auf das Land ver⸗ ſchickt werden konnten. Ein Volk, ein Führer, ein Reich Gewaltige nationale Kundgebungen erlebten wir in den Tagen des Reichsparteitages in Nürnberg, am 9. November vor der Feldherrnhalle in München im Geden⸗ ken an die gefallenen Kämpfer der Bewegung, am Tag der deutſchen Arbeit, am Erntedanktag, deſſen Höhepunkt wiederum der Staatsakt auf dem Bückeberg bildete, wäh⸗ rend des erſten e e in Goslar und ſchließlich in der Saarkundgebung in Zweibrücken und iia Saartreue⸗ Staffellauf, der von den deutſchen Küſten und von den deut⸗ ſchen Bergen nach Ehrenbreitſtein führte. Wie ſehr aber Volk und Regierung volles Vertrauen zueinander haben, zeigte der Entſchluß des Führers, alljährlich über wichtige Fragen eine Volksabſtimmung zu veranſtalten Ganz im Gegenſatz zu den parlamentariſch regierten Ländern, die nichts ſo ſehr fürchten wie Neuwahlen, hat das nationalſozialiſtiſche Deutſchland eine Einheit von Führung und Volk hergeſtellt, die auf der gan⸗ zen Erde nicht ihresgleichen hat. Wie in der griechiſchen Sage der Rieſe Antäus aus der Berührung mit der Mutter Erde neue Kraft gewann, ſo gewinnt die nationalſozialiſtiſche Re⸗ gierung bei jeder e mit dem Volke unaufhörlich an Kraft und Stärke, weil ſie eben im Volke ver wur zelt iſt. Alle Volksabſtimmungen im nationalſozialiſtiſchen Deutſch⸗ land haben daher auch höchſte außenpolitiſche Bedeutung, ſie Beef dem Auslande, daß jede Spekulation auf einen neuen erfall Deutſchlands eine Torheit iſt, weil endlich durch Adolf Hitler das Wirklichkeit geworden iſt, was die Beſten unſerer Nation allezeit erſehnt haben, die Idee: ein Volk, ein Führer, ein Reich! Bürgerſteuer 1938. Auch dieſe Steuer hat im Zuge der vom Reich durch⸗ geführten Steuerreform eine Umgeſtaltung erfahren, indem ſie im Rahmen des zur Zeit Möglichen den ſozialen und be⸗ völkerungspolitiſchen Zielen der Reichsregierung angepaßt worden iſt. Durch die Steuerermäßigungen für Kinder werden die kinderreichen Familien und dabei beſonders die Familien mit geringerem Einkommen entlaſtet. Ferner iſt die Freigrenze etwas erweitert worden. Zu beachten iſt aber wie bisher, daß bei der Ermittlung der Freigrenze das Brutto⸗Einkommen zugrunde zu legen iſt und daß den Bareinkünften auch der Wert etwaiger Sachbezüge(Verpflegung, Wohnung, Kleidung uſw.) zu⸗ geſchlagen wird. Der Wert der Sachbezüge beträgt z. B. für Hausgehilfinnen RM. 25.—, für männliche Hausgehil⸗ fen, Gewerbegehilfe, die nicht der Angeſtelltenverſicherung unterliegen, RM. 35.— monatlich. Soweit der Arbeitgeber die Arbeit nehmer⸗Anteile zu den ſozialen Verſicherun⸗ gen freiwillig trägt, müſſen ſie bei der Prüfung der Frage, ob etwa Steuerfreiheit beſteht, dem Barlohn und dem Wert der Sachbezüge zugeſchlagen werden. Zahlt z B. der Arbeitgeber für eine Hausgehilfin, die neben der Woh⸗ nung und der Verpflegung einen Barlohn von RM. 24.— monatlich erhält, die geſamten Verſicherungsbeiträge allein (alſo einſchließlich der Arbeitnehmer⸗Anteile), dann müſſen, da die Bürgerſteuerfreigrenze für Ledige RM. 54.— be⸗ trägt, der Hausgehilfin monatlich RM. 1.50 Bürgerſteuer am Lohn einbehalten werden. Beiriebsklaiſch gehört nicht vor den Treuhänder. Der Treuhänder der Arbeit für das Wirtſchaftsgebiet Brandenburg, Dr. Däſchner, hat eine„Mahnung an alle Betriebsführer, Vertrauens⸗ und 3O0⸗Männer“ ſeines Be⸗ zirks gerichtet. Darin ſtellt er feſt, daß alltäglich Be⸗ ſchwerden von Betriebsführern, Vertrauensmännern und Zellenobmännern über unkorrektes Benehmen der „anderen Seite“ ſeine und ſeiner Mitarbeiter ſchon durch wichtige Dinge im Uebermaß in Anſpruch genommene Arbeitszeit belaſteten. Dieſe Beſchwerden ſtellten ſich bei der Sachprüfung zumeiſt als ſtark übertrieben, oft unrich⸗ tig und nicht ſelten mindeſtens grob fahrläſſig heraus. An⸗ träge auf Abberufung des beſchuldigten Vertrauensman⸗ nes, auf Abſprechung der Betriebsführereigenſchaft, auf Einleitung eines Ehrengerichtsverfahrens uſw. würden häufig ſogleich angefügt. In den meiſten Fällen wäre ohne weiteres ein offe⸗ nes Wort, eine ſachliche Ausſprache von Mann zu Mann zur Bereinigung der Dinge erfolgreich geweſen. Es ſei möglich und notwendig, daß künftig die gedanken⸗ loſe Weitergabe von Verdächtigungen des Betriebsführers uſw. ohne gründliche Vorprüfung unterbleibe. Der Treu⸗ händer verweiſt auf die Möglichkeit der Verfolgung wieder⸗ holt leichtfertigen Vorbringens unbegründeter Beſchwer⸗ den. Zum Schluß erſucht der Treuhänder darum, ihm nur Tatſachen zu melden und für die Angaben dann auch derade zu ſtehen. a Gefährliches„Gold“ im Munde Das Reichsgeſundheitsamt hat feſtgeſtellt, daß ſeit eini⸗ ger Zeit trotz früherer Warnungen des Amtes wiederum un⸗ geeignete Erſatzlegierungen für Zahnbehandlung angeprieſen und verarbeitet werden. Nach gutachtlicher Aeußerung des Materialprüfungsamtes des Reichsverbandes der Zahnärzte Deutſchlands hätten die während der letzten 10 Jahre ge⸗ ſammelten Erfahrungen erneut die Notwendigkeit ergeben, die kupferreichen Unedellegierungen, auch wenn ſie bleifrei ſind, im Intereſſe der Volksgeſundheit für die Zwecke des Zahnerſatzes ohne Ausnahme auszuſchalten, weil ſonſt die Gefahr von Vergiftungserſcheinungen beſtehe. Als Gold⸗ erſatzmaterial könne das Reichsgeſundheitsamt nur ſolche Legierungen als geeignet für die Mundhöhle bezeichnen, die korroſionsbeſtändig und deshalb geſundheitlich einwandfrei ſind. Das Reichsgeſundheitsamt richte daher an alle Be⸗ teiligten nochmals die dringende Mahnung, keine kupferreichen Anedellegierungen für Zwecke des Zahnerſatzes zu verarbeiten. Auch bleihaltiges Amalgan oder Gußmaterial ſei für Zwecke der Zahnbehandlung unbedingt auszuſchließen. Eine Aeberraſchung in den Losbriefen Vom 29. Dezember an veranſtaltet die Nationalſozialiſti⸗ ſche Deutſche Arbeiterpartei im Rahmen des Winterhilfswerks 1934/35 eine Straßenlosbrieflotterie, bei der jedem Los zwei zuſammenhängende Anſichtspoſtkarten beigefügt ſein wer⸗ den. Bei einem Teil der Loſe iſt eine Karte mit einem ſechs Reichspfennigpoſtwertzeichen verſehen, das eine Hand mit Schale zeigt. Aus ihr lodert eine Flamme empor, hinter der ein von einem Strahlenkranz umgebenes Herz ſichtbar iſt. Dieſer Wertſtempel iſt auf 40 verſchiedenen Anſichtskarten aufgedruckt. Die Karten müſſen vor der Verſendung mit der Poſt auseinandergetrennt werden. Bei den Poſtanſtalten oder den Verkaufsſtellen für Sammlermarken iſt die Karte nicht erhältlich. Sie kann auch nach dem Ausland benutzt werden, wenn die erforderlichen Zuſatzmarken aufgeklebt werden. Handel und Wirtſchaſf Mannheimer Schlachtviehmarkt vom 27. Dezember. Zu⸗ fuhr: 37 Ochſen, 58 Bullen, 129 Kühe, 87 Färſen, 810 Kälber, 35 Schafe, 1507 Schweine, 1 Ziege. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in Reichsmark: Ochſen 38 bis 40, 34 bis 37, 29 bis 33; Bullen 35 bis 36, 32 bis 34, 28 bis 31; Kühe 29 bis 34, 25 bis 28, 19 bis 24, 14 bis 18; Färſen 39 bis 40, 34 bis 38, 30 bis 33; Kälber 52 bis 54, 47 bis 51, 42 bis 46, 32 bis 41; Schafe nicht notiert; Schweine a) 53, b) 53, c) 50 bis 53, d) 48 bis 53.— Marktverlauf: lebhaft.— Nächſter Markt am Mittwoch, den 2. Januar 1935. Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 27. Dezember. Amt⸗ lich notierten: Weizen W 15 20.55, W. 16 20.75, W 17 21.05; Roggen R 15 16.75, R 16 17.05, R 18 46.35 Braugerſte, inl. 19.50 bis 21.50; Winter⸗ und Induſtriegerſte 18.50 bis 19.50; Futtergerſte G 7 15.75, G 8 16.05, G 9 16.25, G 11 16.55; Hafer H 11 15.75, H 14 16.25,§ 17 16.55; Raps, inl. ab Station 31; Mais mit Sack 21.25; Mühlennachprodukte: Weizenkleie mit Sack W 17 10.53; Rog⸗ genkleie mit Sack R 16 10.20(beides Mühlenfeſtpreiſe), Weis zenfuttermehl 12.75; Weizennachmehl 16.50; Vollkleie 50 Pfennig höher; Futterartikel: Erdnußkuchen 14.30, Sofaſchrot 13; Rapskuchen, ausl. 11.90, dto. inl. 11.40; Palmkuchen 13.30; Kokoskuchen 15.20; Leinkuchen 15.20; Biertreber mit Sack 17.50; Malzkeime 16.50; Trockenſchnitzel, loſe(Feſtpreiſe der Fabrik) 8.40; Rohmelaſſe, loſe 5.76; Steffenſchnitzel 10 Rauhfutter: Wieſenheu 9.80 bis 10.60; Luzernekleeheu 10.50 bis 11; Stroh, drahtgepreßt(Roggen und Weizen) 4.50, dto.(Hafer und Gerſte) 4; Weizenmehl: Weizenfeſtpreis⸗ gebiet 17, Type 790 aus Inlandsweizen 27.50, W 15(Bau⸗ land und Seekreis) 27.50; Roggenmehl: Feſtpreisgebiet 16, Type 997 24.60, R 15 24, R 13 23.60, zuzüglich 0.50 Mark Frachtausgleich frei Empfangsſtation gemäß Anordnungen der WBV.; Weizenmehl mit einer Beimiſchung von 20 Prozent Auslandsweizen 3 Mark Aufſchlag, dto. von 10 Prozent Aus⸗ kandsweizen 1.50 Mark Aufſchlag per 100 Kilogramm; Aus⸗ gleichszuſchläge: Weizen und Roggen plus 40 Pfennig, Fut⸗ tergerſte und Hafer plus 60 Pfennig, Mühlennachprodukte plus 30 Pfennig, ölhaltige Futtermittel plus 40 Pfennig(von Erdnußkuchen bis Kokoskuchen), zuckerhaltige Futtermittel, ausgenommen bauen plus 30 Pfennig. Die Preiſe von Erdnußkuchen bis Leinkuchen ſind Feſtpreiſe der Fabrik.— Am Montag, 31. Dezember 1934, fällt der amtliche Getreide⸗ großmarkt Mannheim aus. f . 1. Wetterbericht Das atlantiſche Tief und das ſkandingvlſche Hoch ſtehen ſich noch gleichwertig gegenüber. Der von der Landwirtſchaft, aber auch vom Winterſport erſehnte Schnee wird noch längere Zeit auf ſich warten laſſen.— Vorherſage: Neblige Trü⸗ bungen, Temperaturen über Null. a 7 1 Freitag., 28. Dez. 1932 elt Bücher ſind Miterzieher! Goethes Mutter berichtet aus der Jugendzeit ihres Sohnes: „Ich konnte nicht müde werden zu erzähl ſo wie er nicht ermüdete, zuzuhören. Wenn ich nun halt machte und die nächſten Abend ver ſo konnte ich 5 zur gerückt hatte, und ſo raft, wo ſie nicht mehr ureichte, häufig durch ſeine erſetzt.“ In dieſen Worten der Frau Rat Goethe wird die geheimnisvolle Zauberkraft, mit der Märchen und ähnliche Geſchichten auf Kinder wirken, erklärt. Die Märchen geben der kindlichen Phantaſie reiche Nahrung. zereimte Erzählungen und Sprüche in der und der Streiche von 2 ben ſchon auf drei⸗ bis fünfjährig raft aus, bis dann im Alter vo Jahr Kindermärchen und ſchließlich bei 5 vierzehnjährigen Jungen und Mädchen das Jugendbuch, he ſächlich in Form von Abenteurer⸗, Jagd⸗ und Kampfgeſchichte an ihre Stelle tritt. Gläubig und kritiklos ſtehen die auch den größten Unmöglichkeiten und den unwahrſcheinlich Glückszufällen der Märchen und Jugendgeſchichten gegenüber. Bücher mit einfacher Handlung, wenig Perſonen, einer klaren Charakteriſtik ſind am beliebteſten; alle Unterſchiede des rs und der Lebenslage werden leicht überbrückt, Lohn und Strafe folgen ohne weiteres der Tat. Von ſolchen Büchern und Erzählungen em N iche Phantaſie reiche Anregung und die Herausarbeitung ſitt⸗ licher Grundbegriffe große Förderung; auch d kindliche Ge⸗ fühlsleben wird von ihnen ſehr erregt. Die Märchen und Ge⸗ ſchichten werden ſo zu wichtigen Miterziehern des Kindes. So ſegensreich ihr Einfluß im allgemeinen iſt, ſo verderb⸗ lich kann er auch werden. Daß ſchlechte Bücher keine gute Wirkung auf die kindliche Seelenlage und Geiſtes haltung haben können, iſt ohne weiteres klar. Aber auch an ſich nicht ſchlechte Bücher können, je nach der Veranlagung des Kindes, dieſes nachteilig beeinfluſſen. Es kann durch zu vieles Leſen und Er⸗ zählen bei Kindern mit einer überreichen Phantaſie und leicht erregbarem Gefühlsleben eine Ueberfütterung und Ueber⸗ reizung ihres Geiſtes eintreten, was nicht nur zu Phan⸗ taſtereien, Aufſchneidereien, Phantaſielügen, ſondern auch zu allzu großer Lebensfremdheit führen kann. Nervöſe Störungen, Schreckhaftigkeit, Ueberängſtlichkeit können als Folge von Schauermärchen und Geiſtergeſchichten auftreten. Deshalb heißt es für die Eltern, die Lektüre ihrer Kinder zu überwachen und die ihnen gebotenen Erzählungen darauf zu überprüfen, ob ſie nicht das Seelenleben und die Geſundheit der Jugend gefährden. Wie ein zu Wenig an Märchen und Geſchichten die Entfaltung wertvoller Geiſtes⸗ und Gemütskräfte verhindert, ſo müſſen die Eltern darauf acht haben, daß nicht ein Zuviel die geiſtigen und ſeeliſchen Anlagen der Kinder erſtickt oder in falſche Entwicklungen drängt. H. M. Wenn die Sicherung durchknacht Hausfrauen, die in ihrer Wohnung eine elektriſche Anlage haben, ſtehen vielfach allen mit dieſer Anlage zuſammenhängen⸗ den techniſchen Dingen mit einer gewiſſen Scheu gegenüber. Dieſe unausgeſprochene Aengſtlichkeit kann unter Umſtänden gar ein paniſcher Schrecken werden, und dies in dem berüch⸗ tigten Augenblick, in dem die Sicherung durchbrennt. Ob das nun mit oder ohne Knall vor ſich geht, mit oder ohne blitzartigen Funken— die Hauptſache iſt, daß man urplötz⸗ lich im Dunkeln ſitzt. Oder aber, man wollte gerade bügeln, und dabei kommt es zur Stromunterbrechung. Der Mann ver⸗ legt ſich natürlich ſofort aufs Schimpfen. Wenn es nach ihm geht, hat ſelbſtverſtändlich, wie immer, die Hausfrau die Schuld an dem Vorkommnis. Dabei iſt es noch gut, wenn ein Mann im Hauſe iſt. Die Männer verſtehen immerhin noch mehr von der Elektrezität. Sie trauen ſich ohne weiteres an das geheimnisvolle Brett am Zähler heran und ſetzen— wo⸗ möglich gar in ſtockdunkler Finſternis— eine neue Sicherung ein. Aber was ſoll werden, wenn die Sicherung durchknackt und kein Mann im Hauſe iſt? 5 Der Inſtallateur, der zu Rate gezogen wird, hat vermutlich Anlaß zu der Feſtſtellung: Wenn Sie zu ein und demſelben Zeitpunkt an mehreren Stellen das elektriſche Licht brennen, ferner das Bügeleiſen und obendrein vielleicht noch einen elek⸗ triſchen Apparat eingeſchaltet haben, ſo muß die Sicherung ja durchbrennen! Sie muß durchbrennen... Wer erklärt nun der armen Hausfrau dieſes„Muß“? War ſie alſo doch ſchuld? Lange Zeit hindurch galt die Sicherungsmethode der kleinen, auswechſelbaren Stöpſel, die heute noch in den meiſten Haus⸗ haltungen Verwendung findet, als nicht mehr zu verbeſſern. An dem Abſpringen des am Kopfende des Sicherungsſtöpſels be⸗ findlichen farbigen Blättchens ſieht man, daß die Sicherung „durch“ iſt. Die Technik ſpricht hier von der en nen und dies deshalb, weil bei zu hoher Beanſpruchung ein hauch⸗ dünnes Drähtchen an der Sicherung durchſchmilzt, wodurch dann die geſamte Anlage außer Betrieb geſetzt iſt. Heute beginnt man nun, die Schmelzſicherung durch eine automatiſche Sicherung, den ſogenannten Stotz⸗Leitungsſchutz⸗ Automaten, zu erſetzen. Ein ſolcher automatiſcher Leitungs⸗ ſchutz ſchaltet im Falle von Kurzſchluß oder Ueberlaſtung die geſamte Anlage ſelbſtändig aus. Es genügt dann aber ein ein⸗ facher Druck auf den an dem Leitungsſchutz⸗Automaten an⸗ gebrachten roten Knopf— und die Anlage iſt wieder intakt. Mit dieſer Sicherungstechnik iſt zunächſt einmal die ganze Umſtändlichkeit der früheren Auswechſlung von Sicherungen beſeitigt. Daß jemand im Hauſe war, der das Auswechſeln ſofort vornehmen konnte, wäre noch nicht einmal das allein Entſcheidende. Man mußte auch eine neue Sicherung vorrätig u Hauſe haben, andernfalls galt es, erſt zum nächſten In⸗ dahationsgeſchäff u laufen oder, falls die Sicherung nach Ladenſchluß oder Sonntags durchgeknackt war, ſich irgendwo beim Nachbarn eine neue Sicherung auszuborgen. Erſt wenn die neue Sicherung beigeſchafft und eingeſetzt war, konnte die Anlage wieder in Betrieb genommen werden. Dieſe ganze Umſtändlichkeit wird bei dem Leitungsſchutz⸗Automaten durch einen einfachen Knopfdruck erſetzt. Hinzu kommt nun, daß die fängt die kind⸗ automatiſche Sicherung eine un verhältnismäßig größere Be⸗ laſtung geſtattet. Mit ihrer Hilſe können in ein und derſelben aushaltung über die urſprünglich vorhandene Lichtanlage alle 14 05 üblichen elektriſchen Geräte— einzeln oder mehrere zu gleicher Zeit— betrieben werden. Auch bei Aufſtellung eines elektriſchen Kochherdes, eines elektriſchen Heizofens oder eines Kühlſchrankes braucht die alte Anlage nicht, wie bisher, unter hohem Koſtenaufwand erweitert zu werden. Dies macht ſich auch in den Fällen angenehm bemerkbar, in denen neben der Wohnung ein Laden oder eine Werkſtatt liegt, wo zur 1 7 betriebſetzung zeitweiſe eine Anlage erforderlich wird. Die Notwendigkeit, entweder die Leitungen mit nicht un⸗ beträchtlichem Aufwand verſtärken zu laſſen oder aber auf die Benutzung lange gewünſchter elektriſcher Apparate und Ein⸗ richtungen zu verzichten, bedeutete bislang das denkbar größte emmnis allen Beſtrebungen gegenüber, einer immer größeren Jab von Haushaltungen die Annehmlichkeiten elektriſcher Geräte zugute kommen zu laſſen. Dies Hemmnis kann als beſeitigt gelten. Zugleich iſt aber durch den Fortſchritt der Technik auch ein wichtiger Schritt getan, um die Hausfrau von höhere Inanſpruchnahme der könne durchknacken u baren Lichtanlage. d Technik auch nd ſie ſtehe dann hilflos vor der unbenutz⸗ Begrüßenswert wäre es, wenn in Kreiſen hinaus alles getan würde, um die wenigſtens mit den wichtigſten techniſchen einer normalen elektriſchen Hausanlage ver⸗ P 7 . Ich kan Von Gertrud Neinſch. ſchlafen können, ſich ſtundenlang des Nachts im gewiß nicht angenehm. Auf dieſem Umſtand hat ſich eine ganze Reihe Mittel herausgebildet, die den er⸗ ſehnten Schlaf verſchaffen helfen. Sie ſtellen aber keineswegs die Urſache der Schlafloſigkeit ab, und dieſe abzuſtellen, iſt das beſte Mittel! Das große Heer der Nervöſen wälzt ſich die ganze Nacht aflos auf dem Lager. Mal liegt es ſich nicht gut auf der ten, mal nicht gut auf der rechten Seite. Es wird Licht an⸗ gezündet, wieder ausgelöſcht. Es wird geleſen, gezählt, Tief⸗ atmungen vorgenommen, Waſſer getrunken, und wenn alles ichts hilft, kommt das Schlafpülverchen an die Reihe. Sie ſind Sklaven des Alltags, laſſen ſich von den Dingen beherrſchen, anſtatt jenen Herr zu ſein! Das iſt das ganze Ge⸗ heimnis. Die Frau des Hauſes lieſt abends gern ein Stündchen. Sie wählt dazu unklugerweiſe gerade die Stunde vor dem Schlafen⸗ gehen. Kein Wunder, wenn ſie das Buch und die Geſtalten des⸗ ſelben beherrſchen und nicht zum Schlaf kommen laſſen! Es gibt noch viele, viele Arbeiten zu erledigen, die„unbedingt“ noch heute erledigt werden müſſen. Das bringt das Blut in Wallung, die Müdigkeit, die den Körper längſt befiel, wird überſehen oder durch Genuß von Kaffee, Tee und Zigaretten übertönt. Die richtige Schlafenszeit iſt verpaßt— und nun kann es bis vier Uhr früh weiter gehen!— Kein Wunder, wenn der Körper nicht mehr zur Ruhe kommt. Oder: infolge dieſes ſpätabendlichen Arbeitstriebes wird das Abendeſſen verſchoben. Kurz vor dem Zubettgehen wird es dann erſt eingenommen und nun macht der Magen Schwierigkeiten; das Einſchlafen wird faſt zur Unmöglichkeit. Manchem kommen die„beſten Gedanken“ gerade abends. Er ſucht daher rege Diskuſſion. Aufregende Unterhaltung peitſcht die Nerven auf, die gerade jetzt der Ruhe bedürfen, und das Schlafenkönnen iſt zur Un⸗ möglichkeit geworden. Kein Wunder, wenn die Nerven auf⸗ gepeitſcht ſind und nicht zur Ruhe kommen. Auch abendliches Spiel kann ſchlafraubend wirken. Aus alledem— es gibt noch zahlloſe andere Fälle, die uns den Schlaf koſten!— erſehen wir immer wieder, daß wir uns von unſeren Neigungen und den Dingen um uns herum beherrſchen laſſen, ihnen gehorchen und nachgeben, anſtatt unſerer Ge⸗ ſundheit zu leben, lieber ſchlafen zu gehen, anſtatt den„An⸗ ſchluß zu verpaſſen“, und nun zum Schlafmittel zu greifen. Es kommt dann ſo weit, daß wir überhaupt nicht mehr einſchlafen können, ohne vorher ein Mittelchen eingenommen zu haben. Folgendes Mittel ſoll empfohlen werden: An jedem Abend vor dem Schlafengehen Tiefatmungen am offenen Fenſter oder einen Spaziergang von einer halben bis zu einer Stunde unter⸗ nehmen und auf dieſem tief die friſche Nachtluft einatmen. Ferner ſollte man auf den rechten Augenblick achten, an dem der Körper ſo„richtig“ müde iſt. Wird dieſer übergangen, iſt es meiſt ſchwer, einzuſchlafen. Werden all dieſe Urſachen beachtet, wird ſich keine Schlaf⸗ loſigkeit einſtellen, werden die Nerven nicht unnötig belaſtet, ſo daß ſie auch zur Ruhe kommen, deren ſie unbedingt und aus⸗ reichend bedürfen. Aus der Kulturgeſchichte der Frau. Nach achtjähriger kinderloſer Ehe gebar Königin Marie Antoinette ihrem Gemahl Ludwig XVI. von Frankreich den erſehnten Dauphin. Ein überaus ſtrenger Winter hatte die Not der Pariſer ins Unerträgliche geſteigert. Trotzdem beſtand die Königin darauf, daß die Geburt des Kronprinzen feſtlich begangen werde. Der Bürgermeiſter der Hauptſtadt bat dringend, die koſtſpielige Feier wenigſtens aufs Frühjahr ver⸗ ſchieben zu dürfen. Marie Antoinette antwortete aber ſpitz: „Wollen wir vielleicht warten, bis der Dauphin an ſeiner Ge⸗ burtsfeier als Tänzer teilnehmen kann?“ Da blieb nichts übrig, als aus den faſt leeren Stadtkaſſen etliche Millionen zuſammen⸗ zukratzen. In Verſailles und im vornehmen Paris tanzte man, aber in die Armenviertel mußte Militär verlegt werden, um einen drohenden Aufſtand hintanzuhalten. Die Frauen und Mädchen Serbiens pflegen ihre Muße⸗ ſtunden am liebſten mit dem Sticken bunter Tücher zu ver⸗ bringen, die ſie hauptſächlich zu Geſchenlen an geliebte Per⸗ ſonen benützen. Auch die Hochzeitsbitter, die hoch zu Noß von Haus zu Haus reiten, werden regelmäßig mit ſolchen Tüchern beſchenkt. Wenn ſie nach Erledigung ihres Auftrages heim⸗ kehren, ſind ſie und ihre Pferde nicht ſelten ganz in ſolche Tücher gehüllt. Das geſtickte Tuch ſpielt im Liebesleben der Südfſlaven überhaupt eine ſehr große Rolle. Serbinnen, Bos⸗ nierinnen und ſo weiter verſtehen es, geſtickten Geſchenktüchern geradezu den Charakter von Liebesbriefen zu geben. Aus den Linien und Zeichnungen derſelben kann der Beſchenkte oft die Gefühle der Spenderin herausleſen. Auch die Art und Weiſe, wie die Südſlapin ein ſolches Tuch hält, ſchwingt oder ſchenkt, hat zu einer Art Liebesſprache geführt, die von allen Mädchen und Burſchen verſtanden wird. Im allgemeinen dienen dieſe Geſchenktücher keinem beſtimmten Zweck, und ſind am beſten als einſache Zärtlichleitsbeweiſe zu betrachten. 4 In England verſündigte ſich jede wohlerzogene junge Dame, wenn ſie in Anweſenheit fremder Perſonen ihren Bräutigam küſſen würde. Im 16. Jahrhundert war es hingegen in den höchſten britiſchen Geſellſchaftskreiſen üblich, daß die Dame nach jedem Tanz ihren Tänzer mit einem Kuß verabſchiedete. Die praktiſche Hausfrau. f. Haarpflege für Frauen. Gleich nach dem Waſchen ſteht das Haar loſe und voll um den Kopf und läßt ſich gut friſieren. Bald aber fällt es wieder zuſammen und erſcheint ſchlecht und wenig voll. Um das Haar für lange Zeit loſe und duftig zu machen, ſchlägt man Eiweiß zu Schaum und reibt nach dem Waſchen etwas davon in die Haare. F. Pfefferkuchen und Stoffwechſel. Pfefferkuchen werden gern gegeſſen, nicht nur von Kindern, ſondern gerade von älteren Leuten, für die ſie ein vorzügliches Mittel bedeuten, um den Stoffwechſel zu regeln. Dabei ſollte aber ſtets beachtet werden, daß dies nur für die einfachen Sorten gilt. Mit gewürzigen Pfefferkuchen muß man etwas vorſichtig ſein, weil die Ge⸗ würze die Wirkung der übrigen Beſtandteile des Pfeffer⸗ kuchens größtenteis aufheben. f. Die Uhr im Krankenzimmer. In einem Krankenzimmer muß es ig und ſtill ſein. Ja, oft kann der Kranke nicht einmal das Ticken einer Taſchenuhr vertragen. Aber ſie möchten auch gern wiſſen, wieviel Uhr es iſt. Was nun? Wir legen die Uhr auf ein kleines Stück Filz und ſtülpen ein Glas darüber. Ein ganz gewöhnliches Waſſerglas. Von dem Ticken iſt dann abſolut nichts mehr zu hören und der Kranke kann durch das Glas hindurch ganz gut ſeben, wie ſpät es it. Rund um die Küche. Der Salon und die unbenutzte„gute Stube“ von ehemals ſind heute zum Glück überlebte Begriffe. Was aber nſe ver⸗ alten wird, weil es ſeinen Wert behält, iſt die Küche der deutſchen Hausfrau! * Die Frau, die nicht gern zur rechten Zeit in ihrer Küche tätig iſt, wird auch anderwärts oft genug im Leben nicht an der rechten Stelle zu finden ſein! Jede zukünftige deutſche Hausfrau ſollte das Abe der Koch⸗ kunſt bereits als kleines Mädchen in Mutters Küche ſpielend gelernt haben! *. Es iſt nicht gleich, was der Menſch ißt und wie es zu⸗ bereitet iſt... Das weiß niemand beſſer als die Hausfrau in ihrem eigenſten Bereich: der Küche! 2* Die Liebe geht nicht nur durch den Magen des Mannes, ſondern auch durch den der ganzen Familie! Ein gutes Rezept aus Großmutters Kochbuch kann auch ein wertvolles Vermächtnis ſein! „Die Küche ſollte nie ein kleines, dumpfes Loch, ſondern 1 ein ordentlicher, ihrer Bedeutung entſprechender Raum ſein! Karpfen Am Silveſterabend iſt Herrſcher der Silveſter⸗ karpfen. Er gilt als Glücksbringer, und ſein Schuppen⸗ kleid erinnert an den glänzenden Mammon, von dem jeder hofft, daß er ihm im neuen Jahre möglichſt reichlich beſchert ſein möchte. Ebenſo traditionell wie der Karpfen gehören zum Neujahrsabend auch noch Punſch und Pfann⸗ kuchen. Karpfen blau. Der Karpfen wird ausgenommen und von dem Eingeweide nur der Darm, die Blaſe und die Galle entfernt. Leber, Rogen oder Milch werden mitgekocht. Der Fiſch wird nicht geſchuppt(am beſten eignet ſich für dieſe Zubereitungsart der Spiegelkarpfen) und muß ſorgfältig behandelt werden, damit der Schleim nicht entfernt wird; denn ſonſt erhält der Fiſch nicht die ſchöne blaue Farbe. Er wird dann mit Salz beſtreut und entweder ganz oder geteilt in eine Schüſſel gelegt. Eine halbe Stunde vor dem Kochen wird er mit kochendem Eſſig übergoſſen und die Schüſſel feſt zugedeckt. Der Fiſch wird dann in kochendes Waſſer ge⸗ bracht, in dem man ihn etwa 10 Minuten langſam kochen und darauf die gleiche Zeit ohne zu kochen ziehen läßt. Dem Kochwaſſer fügt man Salz, Gewürz⸗ und Pfefferkörner, Lor⸗ beerblatt, eine Handvoll Suppengemüſe, eine Zwiebel und auch den Eſſig hinzu, mit dem man den Fiſch vorher über⸗ goſſen hatte. Zum Karpfen wird zerlaſſene Butter gegeben. Auch wird dazu geriebener Meerrettich gereicht, den man mit Eſſig anfeuchtet, und dem man eine Priſe Zucker und etwas geriebenen Apfel hinzufügt. .. Pfannkuchen und Punſch Zunächſt einige kleine allgemeine Winke für das Backen der Berliner Pfannkuchen: Sie ſchmecken am beſten, wenn ſie kurz vorher, bevor ſie verzehrt werden, erſt gebacken worden ſind. Das Liegen bekommt ihnen nicht, ſie werden unanſehnlich und erhalten einen fettigen Geſchmack. Warme Küche, warmes Mehl und warmes Geſchirr nebſt ebenſolchet Milch verbürgen das Gelingen zum guten Teil. Die zum Backen zur Verwendung kommende Schmelzbutter(auch Backfett iſt gut verwendbar) muß wenigſtens 10 Zentimeter hoch im Topfe ſtehen, damit die Pfannkuchen richtig ſchwim⸗ men können. Zuviel auf einmal darf man nicht hineinlegen, da ſie ſich nicht berühren follen. Viele Hausfrauen backen offen. Dabei dauert es aber ziemlich lange, bis das Fett wieder ins Sieden kommt. Legt man dagegen einen Deck auf, ſo wird die Fertigſtellung des Gebäcks erheblich be⸗ ſchleunigt. Aus etwa 1% Pfd. Mehl, ½ Pfd. Butter oder Marga⸗ rine, ¼ Pfd. Zucker, 4 Liter Milch nebſt etwa 70—80 Gr. Hefe, ſechs geſchlagenen Eidottern, einem Eiweiß, etwas Salz und Muskatblüte, 1 bis 2 Eßlöffeln Rum bereitet man einen leichten Teig, den man ſo lange ſchlägt, bis er Blasen wirft und nicht mehr am Löffel klebt, und dann gehen läßt, Darauf wirkt man ihn nochmals durch, legt ihn auf ein mit Mehl beſtreutes Brett, rollt ihn einen halben Zentimeter ſtark aus, und ſticht mit einem runden Ausſtecher oder einen Glas Formen aus. Hierauf beſtreicht man ſie mit Eiweiß, belegt die Hälfte der runden Scheiben mit kleinen Häuschen Marmelade, deckt die zweite, leere Rundung darüber, drückt ſie an den Rändern feſt zuſammen, rädelt ſie ringsherum mit dem Kuchenrädchen ab und legt die Pfannkuchen— mit der unteren Seite nach oben— auf ein Brett, wo ſie aber⸗ mals kurze Zeit aufgehen müſſen. Die Pfannkuchen werden dann nach und nach in heißem Schmalz auf beiden Seiten gebacken, doch iſt es ratſam, niemals zu viele in den Topf zu legen. Man bringt die gebackenen Kuchen auf ein mit Fließpapier belegtes Sieb oder auf eine mehrfach gefaltete Serviette, damit das Fett abziehen kann, und beſtreut die noch heißen Pfannkuchen reichlich mit Puderzucker. Königs- Punſch. Der Saft von 12 Zitronen und. Pfund Zucker werden vermiſcht. Darüber gießt man kochen heiß einen halben Liter Tee, wobei darauf zu achten iſt, daß keine Blätter mit in das Getränk kommen. Darauf miſ 90 man eine Flaſche Rheinwein, eine Flaſche Burgunder 199 eine Flaſche Arak hinzu, um ſchließlich kurz vor dem 1 noch eine Flaſche Sekt folgen zu laſſen, der auch durch ein Flaſche Selters erſetzt werden kann. Apfelſinen⸗Punſch. Man reibt die Schalen von din Apfelſinen auf Zucker ab, tut dieſen in ein Gefäß und ug den Saft von ſechs Apfelſinen und zwei Zitronen dusche Dann macht man 500 Gramm Zucker mit einer 8 a0 in den Behälter und fügt noch Arrak nach Belieben hinz. Durch Beigabe von Weißwein kann der Punſch noch kräßziger gemacht werden.„00 2