Dezngspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Unzeigenpreiſe: Die 22 mm breite Millimeterzeile 3 Pfg., n Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Kr. 3. Anzeig.⸗Preisliſte 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Feruſprecher Nr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. FP 38. Jahrgang PFF 0 trachlungen zum Zeitgeſchehen. wir nun glücklich ins neue Jahr eingetre— 6 erſten Wochenende blickt der Chroniſt auf eine geradezu verwirrende Fülle von politiſchen Geſcheh⸗ niſſen in aller Welt, ſo daß er nur einen ganz kleinen Teil davon erwähnen und würdigen kann. Ehe wir nach drau⸗ ßen ſehen, noch raſch die Feſtſtellung, daß die Neujahrs⸗ kundgebungen des Führers ſowie der Reichsmi⸗ niſter Dr. Goebbels und Göring und anderer hervorragen⸗ der Perſönlichkeiten des Dritten Reiches auf einen geſun⸗ bgeſtimmt waren. Was uns alle anſpor⸗ weiterhin unſere Pflicht Der Ein ⸗ ag am 9. Januar wird ze eben, ſeinen 6 inſinn durch eeinbruch h dem Winter⸗ ben geſtellt, an deren Löſung alle 1 Volksge⸗ 3 weiſen. De hilfswerk beſondere Aufga mitarbeiten müſſen! In England hat es zum Jahresbeginn eine bedeut⸗ ſame organiſatoriſche Veränderung im Auswärtigen Amt gegeben, die ſich wohl auch noch politiſch auswirken wird: der bisherige Unterſtaatsſekretär des Foreign Office, Sir Vanſittart, iſt zum Erſten diplomatiſchen Ratgeber des engliſchen Außenminiſters“ und zu deſſen Stellvertreter er— nannt worden Bisher gab es einen ſolchen Poſten nicht. Seine Errichtung wird mit der großen Ueberlaſtung des Außenminiſters Eden begründet, der außerdem noch häufig zum Beſuch diplomatiſcher Konferenzen, zu Miniſterbegeg⸗ nungen uſw von London abweſend ſein müſſe und daher einen vollberechtigten Stellvertreter brauche. Bisher galt der Präſident des Thronrates, Lord Halifax, deſſen Name durch ſeinen Beſuch in Deutſchland in der letzten Zeit viel genannt wurde, als Berater des engliſchen Außenminiſters und als deſſen Stellvertreter Vanſiktart gehörte ſchon bis⸗ her zu den einflußreichſten Männern des Londoner Aus⸗ wärtigen Amtes Er trat aber— das lag in der Natur ſeines Amtes als Unterſtaatsſekretär— in der OHeffentlich⸗ keit kaum hervor Umſo mehr wirkt er im Stillen. Er war ewiſſermaßen der ruhende Pol in der Erſcheinungen Flucht: die Außenminiſter kamen und gingen, aber der Unterſtaatsſekretär Vanſittart, der ſeit 1929 auf ſeinem Po⸗ ſten ſaß, blieb. Er 1 die engliſche Außenpolitik ſtets im Sinne einer Zuſammenarbeit mit Frankreich, dem ſeine beſondere Sympathie gilt, nachdem er in früheren Jahren einmal der engliſchen Botſchaft in Paris angehört hatte. Jetzt alſo tritt Vanſittart, der, nebenbei bemerkt, in England auch als Dichter und Romanſchriftſteller bekannt und geſchätzt iſt, aus der Kuliſſe heraus, ſo daß die Oef⸗ fentlichkeit ſein Spiel auf der politiſchen Bühne verfolgen (aber auch kritiſieren) kann. Warten wir ab, wie ſich die neue Wirkſamkeit Vanſittarts nach außen hin bemerkbar machen wird. Ueberhaupt wird es in England eine Enttäuſchung ge⸗ ben, wenn man dort annehmen ſollte, es ließen ſich natür⸗ liche Entwicklungen durch irgendwelche künſtliche Mittel aufhalten— ſelbſt wenn man noch ſo geſchickte Werbe mittel anwendet! Nein, wir leben nun einmal in einer Zeit gewaltiger Umwälzungen, die allmählich überall die alten Formen und Formeln ſprengen Jetzt hat Rumä⸗ nien in der Perſon des chriſtlich⸗nationalen Abgeordne⸗ ten Goga einen Miniſterpräſidenten erhalten. der ernen ganz neuen, von modernen politiſchen Ideen geleiteten Kurs ſteuert. Er hat durch einſchneidende Maßnahmen die Juden aus dem öffentlichen Leben Rumäniens ausgeſchab⸗ tet wo ſie bisher eine ebenſo große wie verhängnisvolle Rolle geſpielt haben. Außerdem wird Goga die Juden auch aus den führenden Stellen der Wirtſchaft entfernen. So⸗ fort nach ſeinem Amtsantritt hat er die unter füdiſcher Leitung ſtehenden Zeitungen in Bukareſt und in der ru⸗ mäniſchen Provinz kurzerhand verboten. Goga will eine ſtarke Staatsführung unter dem Motto:„Rumänen den Rumänen!“ hat aber ausdrücklich erklärt, daß er auch die Rechte der nationalen Minderheiten, die in Rumänien wah⸗ nen, achten werde Seine Maßnahmen gegen die Juden ha⸗ ben bereits dazu geführt, daß viele Juden aus Rumänten ausgewandert ſind, aber ſowohl Oeſterreich als auch die Tſchechoſlowakei weigern ſich ſie bei ſich aufzunehmen. Ihr Bedarf an jüdiſchen Emigranten iſt anſcheinend gedeckt. Verſteht ſich, daß man in Paris den Umſchwung in Rumä⸗ nien mit ſehr gemiſchten Gefühlen betrachtet. Auch in Sowjetrußland iſt man mit der Entwick⸗ lung in Rumänien ſehr unzufrieden Man war in Moskau ſchon ſeit einiger Zeit mißtrauiſch geworden, Beziehungen zwiſchen Bukareſt und Warſchau gebeſſert hat⸗ ten. Die neue Lage betrachtet großem Unbehagen. Ein Moskauer Blatt gibt dieſer Miß⸗ ſtimmung in einem langen Artikel Ausdruck, glaubt wohl ſelbſt nicht daran, daß die Moskauer Lamen⸗ tationen an der Grundeinſtellung Rumäniens irgendetwas ändern werden Die ſowjetruſſiſche Innenpolitik ſetzt mitt⸗ lerweile ihr blutiges Terrorregime fort. Stalin hat wieder einige Beamte des Außenkommiſſariats wegen angeblichen Es wird einſam um den Außenminiſter Litwinow⸗Finkelſtein! Ob er wohl nicht all⸗ mählich ſelber Angſt bekommt vor ſeinem„Freunde“ Sta⸗ Landesverrats erſchießen laſſen. lin? Bemerkenswert iſt auch, daß Stalin dem Kriegsmini⸗ ſter Woroſchilow neuerdings einen Stellvertreter beigege⸗ ben hat und zwar hat er den bisherigen Direktor Mechlis des Regierungsblattes„Prawda“ auf dieſen Poſten ge⸗ ſetzt, einen Juden, der wie polniſche Korreſpondenten mel⸗ den, ausſieht wie ein„Hottentotte“. Von militäriſchen Din⸗ gen verſteht Mechlis natürlich gar nichts Das iſt auch nicht nötig, denn ſeine Aufgabe liegt auf einem anderen Gebiek: der ſtellvertretende Krſegsminiſter Mechlis ſoll den Kriegs⸗ miniſter Woroſchilow politiſch überwachen und kontrollie⸗ ren. Woroſchilow ſelber iſt übrigens dieſer Tage in beſon⸗ derer Miſſion nach Oſtaſten abgereiſt. e 5—* n weil ſich die, Moskau jetzt mit beſonders, aber es —!!..... Jages und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Vertzüündblatt fär den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. ————.—U—ñ———ʒ— J„91 Freitag, den 7. Januar 1938 Donauraum er Konferenz. Rom, 7. Januar. in Budapeſt beginnenden Z''ſam⸗ eichnermächte der römiſchen Pro⸗ tor des„Giornale d'Italia“, daß Außergewöhnliches ſei, ondern diene, die in den Protokollen e. Bei der Zuſammenkunft ſei kein ilrten. Man werde aur die die ge el J hungen der drei Un⸗ en den leuen ltniſſen in Europa an⸗ der ft der e erklärt der Zuſammenkunf der üblichen Fühlu ſelbſt vorgeſehen wert neues Abkommen dieſe 11 Pro Intereſſen anzuerkennen. die ſe Bebereinkommen von italieniſch⸗jugoflawiſchen en vom Ir hr 1937 betreffe, ſo könnten ſie durchaus mit dem Syſtem der römiſchen Protokolle in Uebereinſtimmung gebracht werden. Beſonders aktueil dien enblick die Zezi n zu Rumänien, deſſen innen nicht nur für eine freundſchaftliche Ju⸗ en, ſondern auch für eine weit lärung i)onauraum gänſtig erſcheine. Nachdem Rumänien als einer der größten und ſtärkſten Jonauſtaaten ſeine Politik auf eine nationale Grundlag⸗ eſtellt hat, könne es mit dem faſchiſtiſchen Italien und dem nationalſozialiſtiſchen Deutſchland ſowie mit den Donau⸗ ſtagten die natürlichen politiſchen und wirtſchaftlichen Be⸗ rührungspunkte wieder finden Die Klärung der Bez hun⸗ gen zwiſchen Rumänien und Oeſterreich könne leich: er⸗ folgen, Ungarn gegenüber beſtehe jedoch die Minder⸗ heitenfrage, die ſelbſtverſtändlich gelöſt werden müſſe. Die Erklärungen Gogas bewieſen auch, daß er ſich der Tragweite dieſer für die ungariſch⸗rumäniſchen Beziehun gen wichtigſten Frage bewußt ſei In Budapeſt würden aber auch Fragen der europe iſchen Politik erörtert werden. An erſter Stelle ſtünden hier Dar⸗ legungen über die Achſe Berlin Nom, die nicht nur für die dedelſche und ftalienſiſche Außenpolitit von ſrundlegen⸗ der Bedeutung ſei, ſondern ebenſo das neue konſtruftive Ziel des europäiſchen Friedens beeinfluſſe. 12 Die Säuberung in Rumänien Ausſchaltung der Juden.— Verbilligungsaklion. Bukareſt, 6 Jan. In einem Miniſterrat wurde zur Ueberprüfung der in jüdiſchen Händen befindlichen Schank⸗ konzeſſionen ein Miniſterausſchuß eingeſetzt. Die Entzie⸗ hung der Schankkonzeſſion ſoll nur im Rahmen der be⸗ ſtehenden Geſetze, namentlich des Geſundheitsgeſetzes, er⸗ folgen. Ein zweiter Ausſchuß ſoll Maßnahmen zur Nach⸗ prüfung der auf betrügeriſche Weiſe erworbenen Staats⸗ bürgerſchaft ausarbeiten. Ferner wurde beſchloſſen, in beſtimmten Fällen bei nichtrumäniſchen Wirtſchaftsunternehmen Regierungsbeauf⸗ tragte einzuſetzen, und zwar bei ſolchen Unternehmungen, die mit Kapital arbeiten, das ſeinen Urſprung zwar bei ru⸗ mäniſchen Staatsbürgern, aber nicht bei Blutsrumänen hat. Eingehend wurde die Verbilligungsaktion der Regierung durchgeſprochen Sie ſoll ſich zunächſt auf Baum⸗ wolle und Zucker erſtrecken. Schließlich teilte der Unterrichtsminiſter eine von ihm erlaſſene Verfügung mit, daß der Unterricht in rumäniſcher Sprache und Geſchichte nur von Blutsrumänen erteilt werde, ſowohl in den Staaksſchulen als auch in den Schulen der Minderheiten. Rumänien und Italien Anerkennung des Imperiums. Rom, 6. Januar. Einer amtlichen Verlautbarung zufolge hat die rumä⸗ niſche Regierung dem italieniſchen Geſandten in Bukareſt mitgeteilt, daß der rumäniſche Geſandte in Rom beim Kö⸗ nig von Italien und Kaiſer von Aethiopien begls⸗ ubigt wird. In italieniſchen politiſchen Kreiſen betrachtet man dieſen Beſchluß als eine Anerkennung de facto des italieni⸗ ſchen Imperiums. * 7* 77 In Paläſtina unerwünſcht England und die rumäniſchen Juden. Warſchau, 7 Januar. Die polniſche Telegraphenagentur berichtet über die bri⸗ tiſch⸗franzöſiſche Intervention in Bukareſt zugunſten der 800000 Juden in Rumänien. Dieſer Schritt ſei britiſcher⸗ ſeits auf die Befürchtung zurückzuführen, daß die Ausſied⸗ lung einer ſo großen Anzahl von Juden aus Rumänien Großbritannien nötigen würde, ſeinen bisherigen Stand⸗ punkt in der Ein wanderungsfrage nach Palä⸗ ſtin a einer Reviſion zu unterziehen. Die britiſche Regie⸗ rung wolle aber in dem augenblicklichen llebergangsſta. dium die Paläſtina⸗Frage durch eine weitere Verärgerung der Araber nicht belaſten und wünſche daher die bisheri⸗ gen Einwanderungsbeſchränkungen, die für Paläſtina gel⸗ ten aufrechtzuerhalten. „Dziennik Narodowo“ ſchreibt, wenn man die Gründe für dieſe nicht alltägliche diplomatiſche Einmiſchung in die inneren Angelegenheiten eines fremden Staate in die nor⸗ male Sprache überſetze, dann ſei feſtzuſtellen, daß England unter dem Mäntelchen der angeblichen Menſchenliebe in Wirklichkeit nur ſeine eigenen Intereſſen wahrnehme, da es mit den eigenen, in Paläſtina ben vorhandenen Juden be⸗ reits genug Schwierigkeiten ha — 5 Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertag Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüche Druck und Verlag: Georg Zimmermann(Inh. Georg Härdle Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdl Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. 12. 37 1160 Nr. 5 5 Außenmf te Muceſu wird— entgegen ſeinem urſprünglichen Jeiſeplan— zunächſt nach Prag fahren wo er ſich am Sonntag und Montag aufhalten wird. Von dort aus reiſt er nach Belgrad und Gen f. Zeelands Wirtſchaftsplan Ein europäiſch-amerikaniſcher Wirkſchaftspakt. London, 7. Januar. ſoforte doner bevorſtehenden Veröffentlichung des Peltwirk⸗ richls kündigt der diplomatiſche Korreſpondent des Evening Skandard in großer Aufmachung an, Zaß van Zeeland am Freitag Chamberlain einen Plan für einen Birlſchaftspakt zwiſchen England, den Vereinigten Staaken, 2 reich, Deutſchland und Italien vorlegen werde. Der ernpunkl des van Zeeland'ſchen Vorſchlags ſei der, daß gendunten Staaten übereinkommen ſollken, in Abkom⸗ meu abzuſchließen, auf Grund deſſen in ihren gegenfeitigen malle Währungs⸗ und Handelseinſchränkungen zaffl werden ſollten. 5 2 111 1 Et Aeberall die„rote Hand“ Engländer über die kommuniſtiſche Peſt. London, 6. Januar. Unter der Ueberſchrift„Die rote Hand hinter der Un⸗ ruhe der Welt“ befaßt ſich Jan Colvin im„Daily Te⸗ legraph“ mit der kommuniſtiſchen Gefahr für die Welt, und zwar mit einer Offenheit in der Charakteriſierung dieſer Weltpeſt wie man ſie öfter in engliſchen Zeitungen zu fin⸗ den wünſchte Sowjetrußland bilde eine furchterregende Baſis für den Angriff auf die ganze Well. Drei der großen Mächte Deutſchland, Italien und Japan— ſeien ſchon im Bündnis gegen dieſe kommuniſtiſche Gefahr. Die franzöſiſche Regie⸗ rung habe augenblicklich ihre beſonderen Schwierigkeiten ge⸗ genüber etwas was einer Demonſtralion des Kommunis⸗ mus in der franzöſiſchen Hauptſtadt gleichkäme. Auf der ſpaniſchen Halbinſel brennt, wie Colvin fort- fährt, das Feuer der Zerſtörung Der Kommunismus habe ſich vor Ausbruch des Bürgerkrieges in der ſpaniſchen„Re⸗ gierung“ getarnt und von hier aus ſeine Politik der Zer⸗ ſtörung durchgeführt Colvin zitiert hier den amerikaniſchen Journaliſten Knoblaugh. der geſchrieben habe, daß das Einmiſchen der Kommuniſten in Spanien gleichbedeutend geweſen ſei mit dem tatſächlichen Verſchwinden von Ord⸗ nung und Eigentum. Knoblaugh gebe dann eine vorſichtige Schätzung der Zahlen derer, die hinter der Front er⸗ mordet worden ſind. Er ſchätzt daß im Madrider Gebiet 60 000, in dem von Balencia 30 000 und in dem Gebiet von Barcelona 50 000 Menſchen hinter der bolſchewiftiſchen Fronl ihr Leben laf⸗ ſen mußten. Dieſe Jahlen ſeien den Regierungen Ameri⸗ kas, Frankreichs und Englands von ihren Verkretern in Spanien zugeleitet worden. Sie ſeien ſchrecklich und deule⸗ ten die furchlbare Grauſamkeif an— ein Blutbad im gro- ßen Stil. Colvin ſelbſt glaubt, daß diefe Zahlen ungefähr der Wahrheit enkſprechen dürften. Dann wendet er ſich der Lage in Indien zu. Der Führer der indiſchen Kongreßpartei beſuche Moskau und lege mehr denn je eine Bewunderung für die Sowſfetwirt⸗ ſchaft an den Tag Gefährliche Tendenzen ſeien auch in den ſerienweiſe geſetzwidrigen Blitzſtreiks in den Induſtriezen⸗ tren Indiens im Laufe des letzten halben Jahres zutage getreten Zu China übergehend fragt Colvin ob der ja⸗ paniſche„Imperialismus“ nicht doch recht habe, und ob in China nicht vielleicht doch, wie die Japaner behaupteten, tatſächlich eine kommuniſtiſche Provokation zutage trete. Auf jeden Fall ſo ſtellt Colvin feſt habe in China ebenfalls der Kommunismus einen Finger im Brei. Der Verfaſſer ſchließt mit der Warnung, daß es daher nicht übertrieben ſei, Wachſamkeit, Einigkeit, Klugheit und Patriotismus zur Verteidigung gegen derartige Gefahren zu fordern. 1142* 7 7 Englanbs Schaukelpolitik in Paläſtina Scharfe Kritik der arabiſchen Blätter. f Jeruſalem, 7. Januar. Das neue engliſche Weißbuch zur Paläſtina⸗Frage wird in den arabiſchen Zeitungen eingehend beſprochen. So er⸗ klärt die Zeitung„Addifaa“ es ſtelle nichts anderes als ein Glied in der langen Kette der Erklärungen und Entſchei⸗ bungen der britiſchen Miniſter ſowie der Mandatskommiſ⸗ ſion von Genf dar, die alle die Unklarheit liebten und die Unentſchloſſenheit wünſchten. Die britiſche lens ſage beiſnielsweife im gleichen Paragraphen, der Teilungsplan ſei das beſte Löſungsmit⸗ tel und erkläre ſich. 9 es frei von der Veri denfelben auszuführen. Hinter allen Zeilen des Weißbuches ſteße etwas ſehr Beunruhigendes, nämlich die Verewigung der chaotiſchen Lage gutzloſer Verhandlungen, die zeigte, daß die britiſche Regierung die Frage nicht löſen, ſonderr nur Zeit vergeuden wolle. Bei einem ſolchen Inſtanzenwe⸗ gehe zen Arabern jedoch die Geduld aus. b Das arabiſche Blatt„Falaſtin“ bemerkt:„Wir über⸗ laſſen unſeren Leſern die Kalkulation, wieviek Jahre ode Generationen dieſe Arbeiten brauchen werden und von welchem 1 Paläſtina befallen wird, weil die Frage, von einem Verſuch zum anderen gehetzt, ſtets nur Enttä ſchung zum Ergebnis hat.„„ 5 Auslandsdeuiſche im Berufswettkampf Starke Teilnahme in den weſtdeutſchen Gauen. Berlin, 7. Jan. Erfreulich hoch iſt in dieſem Jahre die Teilnahme der Grenzbevölkerung am Reichsberufswett⸗ kampf Der Grenzgau Koblenz⸗Trier meldet, daß die Zahl der männlichen und weiblichen Teilnehmer bei der Jugend das Schlußergebnis des Reichsberufswettkampfes 1937 weit hinter ſich laſſe. Auch die Teilnehmer der Erwach⸗ ſenen entſpricht in dieſem Gau ganz den Erwartungen. Meldungen über die hundertprozentige Teilnahme von Be⸗ triebsgemeinſchaften treffen jeden Tag ein. Ein Teil der Betriebsführer hat durch eigene Zuwendungen den Anreiz zur Teilnahme am Reichsberufswettkampf erhöht. So hat ein Koblenzer Betrieb Prämien für Sieger bis zur Höhe von 200 Mark ausgeſetzt Wie ſehr der Reichsberufswettkampf eine feſtſtehende Einrichtung geworden iſt, zeigt ſich darin, daß auch Aus⸗ landsdeutſche an dem Wettkampf teilnehmen wollen. In der Weſtmark haben ſich in auffallend hohem Maße Aus⸗ landsdeutſche zum Wettkampf gemeldet. Frau Ludendorffs Dank München, 6. Jan. Frau Mathilde Ludendorff in Tut⸗ zing veröffentlicht folgende Dankſagung:„Für die über⸗ reiche Fülle von Beweiſen warmer Anteilnahme an dem allzu frühen Hinſcheiden meines lieben Mannes, des Feld⸗ herrn Erich Ludendorff, die aus In⸗ und Ausland bei mir W ſage ich auf dieſem Wege meinen aufrichtigen ank. 5 Neue ſoziale Tat Tarifordnung für Schriftleiter. Berlin, 7. Januar. Im nationalſozialiſtiſchen Deutſchland ſteht der Schrift leiter, der durch die Tageszeitungen die Verbindung zwi⸗ ſchen Führung und Geführten mit zu gewährleiſten hat, auf beſonders exponiertem Poſten. Dieſer Tatſache hat das Dritte Reich bereits durch den Erlaß des Schriftleiterge⸗ ſetzes Rechnung getragen, das die moraliſchen und geiſtigen Vorausſetzungen für die Tätigkeit als deutſcher Schriftleiter brachte. Dieſer durch den Vorrang der Weltanſchauung beding⸗ ien primären Notwendigkeit folgt nun auch die materielle und wirkſchaftliche Sicherſtellung durch eine vom Sonder⸗ treuhänder der Arbeit. Regierüngspräſident Rüdiger, laſſene„Tarifordnung für die in Jeitungsverlagen beſchäf⸗ tigten Schriftleiter“. Zum erſten Rale wird ſomil eine reichseinheitliche Regelung geſchaffen, die den geſamten Kreis der materiellen Berufsdinge umfaßt. Der Bedeutung der Sache entſprechend hat dieſe Tarif⸗ ordnung eine Einleitung bekommen. Sie beſagt Folgendes: „Die Haltung der deutſchen Preſſe im Dritten Reich wird durch das nationalſozialiſtiſche Ideengut beſtimmt. Die öf⸗ entlichen Aufgaben, die der Preſſe im nationalſozialiſti⸗ 1 50 Staat geſtellt ſind, und die Erforderniſſe national⸗ ſozialiſtiſcher Betriebsgemeinſchaft verpflichten Verleger und Schriftleiter zu vertrauensvoller Zuſammenarbeit. Die Braut des griechiſchen Thronfolgers Die Prinzeſſin von Braunſchweig in Griechenland. Akhen, 6. Jan. Prinzeſſin Friederike Luiſe von Braun⸗ ſchweig, die Braut des Kronprinzen Paul von Griechen⸗ land, wurde auf dem griechiſchen Grenzbahnhof Eidomeni von dem Kronprinzen herzlich begrüßt, der ihr einen präch⸗ tigen Blumenſtrauß überreichte Das Brautpaar ſetzte dann ſeine Reiſe nach Athen fort Die griechiſche Preſſe veröf⸗ 1 8 zahlreiche bebilderte Lebensbeſchreibungen über ie Braut und berichtet eingehend über die Vorbereitun⸗ gen zur 998 55 Prinzeſſin Friederike Luiſe von Braunſchweig und der griechiſche Thronfolger Prinz Paul wurden auf ihrer Fahrt nach Athen von der Bevölkerung berzlichſt begrüßt und ge⸗ feiert. Ueberall, wo der feſtlich geſchmückte und illuminierte Zug eine Bahnſtation paſſierte, und auch f 8 5 Strecke bildeten die Bewohner Spalier, die dem rautpaar zuſubelten, ihm Glückwünſche und Blumen zu⸗ warfen. Von dem Augenblick an, da Prinzeſſin Friederike riechiſchen Boden betrat, wurden im ganzen Lande die eſtflaggen geſetzt. king ſe Roman von Lisbeth Dill. 55 Bothmer war jetzt viel unterwegs. Er hatte in Buda— peſt und in Prag Kongreßbeſuche und Vorträge zugeſagt; er mußte in Zürich, Berlin und Breslau ſprechen. Ueberall wurde er länger aufgehalten, als er vorgeſehen hatte, Als er zurück kam, erwartete ihn die Ausarbeitung eines Gutachtens, an dem ihm nicht nur als Wiſſenſchaftler, ſondern auch perſönlich viel gelegen dar. Es betraf einen ihm aus den Kriegstagen bekannten Gutsbeſitzer, einen der größten der Gegend, und einer der reichſten vor dem Kriege. Sein Schloß lag inmitten der gewaltigen Rüben⸗ felder, ſeine Zuckerfabriken verſorgten das Land und weit darüber hinaus auch andere Länder mit Zucker. Bothmer hatte oft Jagden und große Geſellſchaften in ſeinem Schloß erlebt. Er kannte die Frau und die vier reizenden Töchter, die als die reichſten Erbinnen galten. Die eine hatte eben geheiratet, die zweite war ſchon mit ſechzehn Jahren verlobt, die anderen würden nicht lange auf Freier zu warten haben. 5 Eines Tages wurde er hingerufen. Der Mann war nach einem Ritt über die Felder nach Hauſe gekommen, war vom Pferd geſunken, tot... Es war niemand dabei geweſen als ſeine Frau. Niemand hatte ihn ſterben ſehen. Er war ſchon tot, als Bothmer ankam. Die Todesurſache war von dem Landarzt als Herzſchlag feſtgeſtellt worden, aber es gab eine Lebensverſicherung, und dieſe erhob ihr Veto. Der Gutsbeſitzer hatte ſich vor zwei Jahren mit zwei Millionen verſichern laſſen. Dieſe Summe auszu⸗ zahlen, lehnte die Geſellſchaft mit der Begründung ab, daß der Herr Selbſtmord begangen habe. Die Beweiſe wurden ſtückweiſe zuſammengeſucht— alles, was dieſen Verdacht begründete, und es ſtellten ſich allerdings eine Reihe Verdachtsmomente heraus, die auch er, als Arzt, bei ſeinem Gutachten nicht überſehen konnte. i draußen auf Die Verhältniſſe waren durch lame Begegnung gen anerkennen werde. N 2 e ee Politiſches Allerlei GPl.⸗Agent mit Hetzſchriften geſchnappt. Der polniſchen Grenzpolizei in Teſchen gelang es, einen GPll.⸗Agenten namens Stanko zu verhaften. Er wollte ſich mit einem gefälſchten Paß von Prag aus über die tſchechiſch⸗ polniſche Grenze nach Polen begeben und hatte umfangrei⸗ ches Hetzmaterial bei ſich. Der bolſchewiſtiſche Agent wird dem⸗ nächſt von dem Teſchener Gericht abgeurteilt werden. Portorico fordert Unabhängigkeit. Die Parteihäupter der Großen Union, der Republikani⸗ ſchen Partei und der Liberalen Partei ſandten an den Kon⸗ greß und das amerikaniſche Volk eine Bittſchrift, Portorico eine Volksgoſtimmung über die Frage der Unabhängigkeit von den Vereinigten Staaten zu gewähren und die Verwal⸗ kungsgeſetze etwas freier zu geſtalten. Es wird u. a. gefor⸗ dert, daß Portorico das Recht zugeſtanden wird, einen eige⸗ nen Gouverneur zu wählen. Die Bittſchrift beruft ſich auf das„demokratiſche Prinzip der Selbſtbeſtimmung“. Die Einkreiſung Teruels Noch bolſchewiſtiſche Widerſtandsneſter in der Stadt. Sevilla, 6. Januar. General Queipo de Llano ſtellte in einer Unterredung im Zusammenhang mit der 1 die infolge der bol⸗ ſchewiſtiſchen Lügenmeldungen beſonders im Auslande über das Schickſal Teruels herrſche, feſt, daß ein Teil der Stadt den Nati onalen gehöre, während im anderen Teil der Stadt ſich noch einige bolſchewl⸗ ſtiſche Widerſtandsneſter befänden. Wegen der geographiſchen Lage und wegen der Enge der Straßen ſeien die Kämpfe im Innern der Stadt äußerſt ſchioterig. Im übrigen entſcheide ſich das Schickſal nicht um Stadt⸗ kern, ſondern auf den Teruel umgebenden Schlachtfeldern. Hier gewännen die Nationalen ſtändig an Boden Die Lage der Bolſchewiſten in der Stadt werde durch die Einkrei⸗ ſungsbewegung der außerhalb der Stadt operierenden na. kionalen Truppen käglich kritiſcher. Im Heeresbericht heißt es, daß die nationalen Truppen an der Teruei⸗Front ihre Operationen erfolgreich fortge⸗ ſeht und den feindlichen Widerſtand gebrochen hätten. Un⸗ ter hohen Verluſten des Gegner ſeien mehrere wichtige Stellungen beſetzt worden Nationale Jagdflugzeuge hätten fin bolſchewiſtiſche Beobachtungsflieger und drei Jagd⸗ lugzeuge abſchießen können. Einer Meldung des Frontberichterſtatters des Haupt⸗ quartiers von der Teruel⸗Front zufolge haben bolſchewiſti⸗ ſche Gefangene erneut beſtätigt, daß auf der bolſchewiſti⸗ ſchen Seite die Ausländer in der Mehrheit ſeien und daß der bolſchewiſtiſche„Generalſtab“ in der Hauptſache aus Franzoſen beſtehe. Zivilbevölkerung muß Madrid verlaſſen Paris, 6. Jan. Eine Verfügung des ſpaniſchen Bolſche⸗ wiſtenausſchuſſes gibt bekannt, daß die Zivilbevölkerung Madrid in ſpäteſtens einem Monat zu räumen habe. Nur ſolche Perſonen dürfen in Zukunft in Madrid bleiben, de⸗ ren Anweſenheit militäriſch erforderlich iſt. Nach Ablauf von 20 Tagen werden in Madrid die Lebensmittelkarten überprüft und allen denjenigen entzogen werden, die der Verfügung nicht Folge geleiſtet haben. Auch„polizeiliche“ Maßnahmen würden getroffen, um die Räumung der Stadt ſicherzuſtellen. Wie ſie Spanien ausplündern Nun auch Schacher mit Naturſchätzen. San Sebaſtian, 7. Januar. Die nationalſpaniſche Preſſe veröffentlicht eine Note aus Salamanca, in der auf die Verſuche der bolſchewiſti⸗ 15 85 Machthaber in Barcelona Bezug genommen wird, nach er Beraubung von Banken und Privatleuten nunmehr auch die Naturſchätze Spaniens veräußern zu wollen. Es wird betont, daß dieſe unentſchuldbare Jandlungsweiſe die Verfaſſung von 1931, auf die die Roten ſſeh oftmals ber. fen häkten, verletzte, die das ausdrückliche N= ot enthalte, Teile nationalen Bodens ſowie ſtaatliche Kunſtſchätze zu beräußern. Die Nationalregierung mache die Heffenklichkeit darauf aufmerkſam daß ſie in keinem Fall Kaufverträge, Konzeſ⸗ ſionen, Schädigungen an Kunſteigentum oder die aus ſol⸗ chen Kontrakten oder Pakten enkſpringenden Verpfli⸗jtun⸗ die Inflation kata⸗ ſtrophal geworden. Das Vermögen war dahingeſchmolzen, die Güter verlangten viel Perſonal, das Schloß war ein teurer Wohnſitz. In der Nachbarſchaft waren mehrere Zuckerfabriken entſtanden, die eine gewaltige Konkurrenz bildeten, da ſie der Bahn näher gelegen waren und nur Polen beſchäfligten, die niedrigere Löhne bekamen als die einheimiſchen Arbeiter, Der Gutsbeſitzer hatte gebaut und gebaut. Er hatte ſeinen Leuten aus ihren ungeſunden Katen ſchöne Häuschen erbauen laſſen, die unwegſamen Wege ausgebeſſert Er hatte damit gerechnet, daß Zucker immer gebraucht wurde. Er hätte vielleicht auch durch⸗ halten können, aber der Schwiegerſohn hatte die Aus⸗ zahlung des Erbes verlangt, und der zweite drängte auch auf die Auszahlung der Mitgift. Die Ehe war nie be⸗ ſonders glücklich geweſen, das wußte Bothmer, und er wußte auch um die Sorgen des Mannes. Die Prozeßakten füllten Bände. Die Verſicherungs⸗ geſellſchaft ließ ſich ihre Beweiſe etwas koſten. Sie hatte den beſten Pſychiater als Gutachter beſtellt. Und Bothmer ſaß nun in ſeiner freien Zeit, die ihm zwiſchen Reiſen und Vorträgen, Kongreſſen und ſeiner Klinik übrigblieb, über dieſem Rieſenprozeß, der die ganze Gegend be⸗ ſchäftigte und alle anderen auftauchenden Senſationen verſchlang. 5 Die Frau kam oft herübergefahren, um ſich bei ihm auszuweinen. Sie war der Anſicht, daß ſie den Prozeß gewinnen müſſe. Aber die Lebensverſicherung kämpfte ebenfalls mit allen Mitteln. Und Bothmer war wieder einmal, nicht nur als Arzt, hineingeriſſen in ein menſch⸗ liches Schickſal, mit allem Für und Wider, mit Licht und Schatten. Und je mehr er ſich mit dieſer Sache beſchäftigte, deſto undurchdringlicher wurde ſie ihm. Dieſe Abhaltungen hatten ihn abſorbiert und er war nicht mehr dazu ge⸗ kommen, ſich mit anderen Dingen zu beſchäftigen. Nach Hauſe kam er nur noch, um ſich auszuſchlafen und ſeine Koffer für die nächſte Reiſe zu packen. Er kam nicht mehr gern in ſein ſtilles Haus Anfangs hatte er das Alleinſein erleichternd gefunden. Wenn er geſagt hätte; * —— Japan erwartet Friedensbekundung Sonſt wird der Kampf forigeſetzt. Tokio, 6. Januar. Ein Kolamuniqué, das nach Konferenzen zwiſchen dem Miniſterpräſidenten Fürſt Konoye, dem Kriegs⸗, dem Ma⸗ rine- und dem Außenminiſter ausgegeben wurde, beſagt, daß Japan von der chineſiſchen Regierung eine aufrich⸗ tige und entſchloſſene Bekundung zum Frieden erwarte Die zögernde und die bedinate Frie⸗ densbereitſchaft reiche für die Einleitung von Verhandlun⸗ gen nicht aus Japan werde, falls China einen Beweis ſeines auf⸗ richti Friedenswillens nicht geben werde, die militäri⸗ 50 ſolange forkſezen, bis die Vorausſetzung 21 endgültigen Frieden im Jernen Dies ſei der feſte Entſchluß der kaiſer⸗ 7 ge Kälte auf dem Balkan Bukarxeſt, 6. Jan Die ſtrenge Kälte in Rumänien hält an. In Bukareſt wurden 16 Grad gemeſſen, in Jaggy 25 und weiter nördlich ſogar 30 Grad. Die im Donaudelta auf einer Inſel gelegene Stadt Valcov iſt ſeit vier Tagen von der Außenwelt abgeſchnitten. Auch die ſtarken Schnee⸗ fälle wollen nicht nachlaſſen. Bukareſt hat ſeit 1917 den ſchneereichſten Winter. Belgrad, 6. Jan. In ganz Jugoſlawien herrſcht unge⸗ wöhnliche Kälte. So iſt die Adria⸗Bucht an den ſogenann⸗ len ſieben Kaſtellen bei Split mit einer über 2 Zentimeter dicken Eisſchicht bedeckt. In Belgrad wurden 20 Grad unter Null gemeſſen. Kurzmeldungen Starker Schneeſturm im Allgäu kempten, 7 Jan. Ein ungewöhnlich heftiger Schner⸗ ſturm tobte bei 5 Grad Kälte den ganze Donnerstag über im Allgäu. Zwiſchen Kempten und Kaufbeuren kam es zu Schneeverwehungen, die den Straßenverkehr behindern. Auf der Reichsautobahnſtrecke Kempten Isny wird der Verkehr mit verkürzten Zügen aufrechterhalten, um die Schnesmaſſen zu überwinden. Exploſion in Leningrader Nüſtungswerk Maſſenverhaftungen durch die Gu. London, 6. Januar. Wie der„Daily Expreß“ aus Warſchau meldet, ſind bei einer Exploſion in einem Leningrader Rüſtungswerk fünf Perſonen getötet und weitere 18 verwundet worden. Ein für ein neues Kriegsſchiff der Sowjets beſtimmter Motor flog beim Ausprobieren in die Luft. Unmittelbar nach der Exploſion beſetzte GPU das Werk und verhaftete 34 Werksangehörige unter dem Vorwurf der Sabokage die Gu behauptet nach dieſer Quelle, daß die Exploſion durch Dynamit herbeigeführt worden ſei, das man in die Jabrik eingeſchmuggelt habe. Der jüdiſche Schieber Barmat geſtorben. Brüſſel, 6 Jan. Der berüchtigte Schieber Julius Bar⸗ mat uiſt im Brüſſeler Gefängnis geſtorben. Dieſe Nachricht hat in Brüſſel großes Aufſehen erregt, da der Prozeß ge⸗ gen den Millionenbetrüger nach einer Auslieferung“ von Unfall auf dem Gülerbahnhof Warnemünde. Warnemünde, 7. Jan. Nach Mitteilung der Reichsbahn⸗ direktion Schwerin wurden auf dem Güterbahnhof Warne⸗ münde ein Rottenmeiſter und zwei Bahnarbeiter von einem Perſonenzug angefahren Ein Arbeiter war ſofort tot, der andere wurde ſchwer der Rottenmeiſter leichter verletzt. Der zur Zeit des Unfalls herrſchende Sturm hatte das Ge⸗ räuſch des herannahenden Zuges übertönt. Begnadigung durch den Führer. Berlin, 7. Jan. Der Führer und Reichskanzler hat den durch das Schwurgericht in Breslau wegen Ermordung des Oberlandjägers Günther zum Tode verurteilten Wil⸗ helm Watzke zu einer 15jährigen Zuchthausſtrafe begna⸗ digt. Der Mord, der bereits im März 1924 verübt worden iſt, konnte erſt in letzter Zeit aufgeklärt werden. Watzke, der jetzt Familienvater mit zwei Kindern iſt, hat nach dem Mord ein ordentliches Laben geführt. „Ich fahre morgen früh nach Aſien, legen Sie mir alles zurecht“, hätte ihm Stroh wortlos ſeine Koffer gepackt und ſich keine Frage erlaubt. Man konnte telephonieren, ohne gefragt zu werden: mit wem haſt du denn eben ge⸗ ſprochen? Man brauchte niemand Rechenſchaft darüber zu geben, für wen man von ſeinem eigenen Konto Geld ab⸗ gehoben hatte. Wenn auswärtige Gäſte kamen, nahm er ſie jetzt mit ins Hotel; das war einfacher. Man beſtellte fünf oder ſechs Abendeſſen und den Wein ſuchte man nach der Karte aus. Aber etwas fehlte ihm doch. Er wollte ſich's nicht ein⸗ geſtehen, daß es ſeine Frau war. Er war gewöhnt, mit ihr zu reden, ihr alles zu erzählen, was ihn beſchäftigte. Er ertappte ſich dabei, wenn er mit ſeiner Arbeit aufhörte, ſie wieder durchlas. Er wollte in ihr Zimmer gehen und ſie ihr zeigen.„Da, lies mal, was hältſt du davon“ Seine Korrekturen las jetzt Schweſter Brita. Aber ſie war ſehr zerſtreut. Sie ſchien immer an andere Dinge zu denken. i Schweſter Brita war kein Erſatz für Nelly. Und wenn er nach Hauſe kam, empfing ihn das mürriſche, verdroſſene Geſicht der neuen Köchin, die aus einem Amtsrichter⸗ haushalt kam und an pünktliche Mahlzeiten gewöhnt war. Der alte Stroh ſtolzierte wie ein wandelnder Vorwurf umher und erlaubte ſich von Zeit zu Zeit die melancholiſche Frage, wann die gnädige Frau endlich wiederkäme? 8 mußte bald Hausputz halten. Es war immer im Okt Hausputz gehalten worden. 885 „Nun, dann in drei Teufels Namen, halten Sie ihn!“ ſagte Bothmer.. 5 „Dann muß aber die Bibliothek ausgeräumt werden und ich muß die Putzfrauen beſtellen“, ſagte Stroh un⸗ erſchüttert.„Die Gardinen müſſen in die Reinigung, und zu den Büchern allein brauchen wir drei Tage. Herr Pro⸗ feſſor müſſen dann mal auswärts eſſen.“ 8 „In Gottes Namen, machen Sie, was Sie wollen“, ſagte Bothmer. Fortſetzung folgt. — * * peer, I Seidelberg. Waibſtadt im 536. tung“ hat mit dem geſtellt. Schwetzingen.(Eine funge Frau vermißt.) In Brühl wird die 25jährige Frau Thekla Geſchwill, geb. Piſter, vermißt. Da ſie ſeit einiger Zeit an Schwermuts⸗ anfällen leidet, beſteht die Befürchkung, daß ſie in der Kälte umherirrt und in Gefahr iſt. Zweckdienliche Mitteilungen an die nächſte Polizeiſtation erbeten. Grünsfeld(Bauland).(Jäher Tod.) Als der nahezu 72jährige Steinbrucharbeiter Sigmund Wolpert den ſteilen Stationenweg hinaufgegangen war, um Holz zu ſtei⸗ gern, wurde er von einem Herzſchlag betroffen. Der ſofort hinzugezogene Arzt konnte nur noch den Tod des Mannes feſtſtellen. () Baden⸗Baden.(Rund 116000 Kurfremde.) Der Baden⸗Badener Fremdenverkehr hat im abgelaufenen Jahre den zahlenmäßigen Aufſtieg fortgeſetzt. Das zeigt die für 1937 errechnete Geſamtbeſucherziffer von 115 942 Frem⸗ den. Damit iſt zwar die Höhe des Vorjahres nicht ganz erreicht, man muß aber berückſichtigen, daß auch ein ſtarker internationaler Reiſeverkehr nach Oeſterreich, Frankreich und Italien ſtattfand und daß das Jahr 1936 im Zeichen der Olympiſchen Spiele ſtand. Verbeſſerung des Fiußverkehrs Die Arbeiten an Rhein. Main und Neckar Das Jahr 1937 bre e die Waſſerſtraßenverwaltung dem Ziele näher, unter Förderung der Waſſerwirtſchaft und Landeskultur die Leiſtungsfähigkeit der deutſchen Ströme durch Regulierung oder Kanaliſierung zu ſteigern und wichtige Wirtſchaftsgebiete durch Zubringekanäle an die Ströme anzuſchließen. Die waſſer baulichen Arbeiten am Rhein von Kehl bis zur niederländiſchen Grenze beſchränken ſich guf die Unterhaltung und Erhaltung der Rheinwaſſerſtraße ſowie auf Arbeiten zur Verbeſſerung und Sicherung der Vorflut. Oberhalb Kehl wurde durch die weitere Niedrig⸗ waſſerregulierung des Oberrheins eine Vergrößerung der Fahrwaſſertiefe erreicht, ſo daß der Anteil des Rheinver⸗ kehrs und duch der deutſchen Binnenſchiffahrt am Güter⸗ aufkommen des Baſeler Hafens weiter geſtiegen iſt. Der Ausbau des erſten Teilſtückes der R hein⸗Main⸗ Donau- Verb indung iſt ſo gefördert worden, daß im Jahre 1938 Würzburg durch die Großſchiffahrt erreicht werden kann Zur Erleichterung des Verkehrs von größeren Fahrzeugen werden zwiſchen Frankfurt und Aſchaffenburg die Schleuſen planmäßig umgebaut. Der geſteigerte Kraftbedarf hat es ermöglicht, den Ausbau der reſtlichen ſieben Main⸗Kraftwerke zwiſchen Aſchaffen⸗ burg und Würzburg, an den bisher wegen Abſatzſchwierig⸗ keiten noch nicht herangegangen werden konnte, beſchleunigt in Angriff zu nehmen Durch ihren Ausbau werden im Jahr etwa 140 000 kWh gewonnen werden können. An der Neckarwaſſerſtraße wurde das Jahr 1937 vor allem zur Vorbereitung der Fortſetzung der Ka⸗ naliſierung bis Plochingen benutzt Das letzte. Teilſtück der roßen Höchwaſſerſchutzmaßnahmen im Bereich und unter⸗ 0 der Stadt Stuttgart, die im Zuſammenhang mit dem 2 usbau des Neckgrs ſtehen, iſt ſo gefördert worden, daß 1938 die Hauptarbeiten beendet ſein werden. Erſcheinen eingeſtellt.) Die in Jahrgang ſtehende„Waibſtädter Zei⸗ 31. Dezember 1937 das Erſcheinen ein⸗ Aus dem Gerichtsſaal Mannheim. Vor dem Einzelrichter ſtanden die 1890 zu Jauer(Schleſien) geb. jüdiſche Angeklagte Gertrud Seelig und der 24jährige Ernſt Redzich aus Saarbrücken wegen Be⸗ trugs in drei Fällen bezw. Hehlerei. Die Jüdin ſchenkte der Familie des Mitangeklagten Redzich zweimal je einen Rund⸗ funkempfänger, die ſie jedoch nur zu einem geringen Teil beim Lieferanten bezahlt hatte. Unter der Angabe, ihr bil⸗ lige Möbel verſchaffen zu können, ſchädigte die Angeklagte ein Fräulein um 150 Mark. Dieſes Geld hat ſie teilweise für Kleidungsſtücke verwendet, die gleichfalls Redzich als Geſchenk erhielt. Alle Geſchenke hat der Empfänger für einen Bruchteil ihres Wertes zu Geld gemacht und dieſes für ſich verwendet, obwohl er wußte, daß die Jüdin in öffent⸗ licher Fürſorge ſtand. Der Richter erkannte gegen die Seelig auf ein Jahr Gefängnis abzüglich zwei Monate Anterſuchungs⸗ haft, gegen Redzich auf fünf Monate Gefängnis. Unberechtigter Unterſtützungsbezug— er hatte einen leid⸗ lichen Nebenverdienſt— von insgeſamt 179 Mark und einen Anzug brachte den 27jährigen Ludwig Holzbauer aus Freins⸗ dorf auf die Anklagebank. H. iſt vorbeſtraft. Unter Zubil⸗ ligung mildernder Umſtande wurde er zu zehn Monaten Ge⸗ fängnis curteilt. Das Schöffengericht verurteilte den mehrfach vorbeſtraf⸗ ten 32jährigen Bernhard Schäfer wegen Betrugs und Ar⸗ kundenfälſchung zu acht Monaten Gefängnis abzüglich einen Monat Anterſuchungshaft. Der u. a. auch mit Zuchthaus ſihern Vorbeſtrafte hatte ſeiner Direktion erſchlichene Ver⸗ icherungsanträge eingereicht und auf dieſe Weiſe Proviſion und Vorſchüſſe erſchwindelt. J Heidelberg.(Rückfällige vor Gericht.) Das .. Schöffengericht verurteilte die 41jährige Babette chiferer aus Berchtesgaden wegen Betrugs und Diebſtahls im wiederholten Nückfalle zu zwei Jahren drei Monaten Ge⸗ „fängnis. Schon im 18. Lebensjahr begann ſich in der An⸗ eklagten eine verbrecheriſche Ader zu regen. Ein ſchöner Hut in einem Schaufenſter hatte ſo ſehr ihr Wohlgefallen er⸗ weckt, daß ſie die Fenſterſcheibe einwarf, um ihn zu ſtehlen. Sie kam daraufhin in Fürſorgeerziehung. Nach ihrer Ent⸗ laſſung zog ſie dann mit einem Altwarenhändler im Lande herum. In jener Zeit begannen auch ihre erſten größeren Straftaten. Wegen Diebſtahls, Betrugs, Arkundenfälſchung und gewerbsmäßiger Unzucht wurde ſie nicht weniger als 16mal verurteilt; insgeſamt ſaß ſie etwa acht Jahre im Ge⸗ fängnis, ein Jahr hinter Zuchthausmauern, ein weiteres Jahr nahm ſie in einem Arbeitshaus unfreiwilligen Aufenthalt. Ueber ein Jahr tat ſie nun als Hausangeſtellte in Neckar⸗ gemünd ganz gut, bis ſie eines Tages hörte, daß ihre Arbeit⸗ geberin in einem Briefumſchlag 100 Mark verwahre. In einem unbewachten Augenblick brachte ſie das Geld an ſich und verſchwand. Schon nach 13 Tagen war das Geld durch⸗ gebracht; r damit angefangen hatte, konnte niemand aus ihr herausbringen. Sie ging dann auf den Kohlhof bei 8. Heidelberg und beſtellte angeblich für ihre Herrſchaft ein Zim⸗ mer für 14 Tage Kuraufenthalt und mielete ſich als deren Hausangeſtellte ebenfalls ein. Nach zwei Tagen verſchwand ſie, wanderte nach Schönau bei Heidelberg. Durch ihre ge⸗ ſchwätzige Art gelang es ihr dort, zwei Frauen zu überteden ihr Unterkunft, Eſſen und ſogar Bargeld zu geben. Aus dem badi oclen lande „ Aus den Nachbargauen Ab 20. Jauuar: Eiſenbahnverkehr über die Rheinbrücke. Speyer. Wie die Reichsbahndirektion Karlsruhe mitteilt, wird der Eiſenbahnverkehr über die neue Rheinbrücke bei Speyer am 20. Januar 1938 aufgenommen. Der Bahn⸗ hof Lußhof ſcheidet zu dieſem Zeitpunkt aus und wird für den geſamten Verkehr ſtillgelegt. Gleichzeitig wird der Halte⸗ punkt Talhaus in einen Bahnhof vierter Klaſſe umgewandelt. Ludwigshafen.(Im Kinderwagen erſtickt.) Das zehn Monate alte Kind einer im Stadtteil Ludwigshafen⸗ Nord wohnenden Familie wurde morgens tot in ſeinem Kin⸗ derwagen aufgefunden. Die AUnterſuchung ergab, daß das Kind im Laufe der Nacht erſtickt war. Die Eltern waren erſt ſpät in der Nacht von einem Wirtshausbeſuch heimgekommen und hatten erſt am nächſten Morgen nach ihrem Kinde geſchaut. — Mühlacker.(Kind angefahren). Zwiſchen Enz⸗ berg und Mühlacker geriet infolge des auf der Straße herrſchenden Glatteiſes ein Perſonenkraftwagen ins Schleu⸗ dern. Das auf der Straße gehende vierjährige Töchterchen des Monteurs Britſch wurde von dem Wagen erfaßt und ſchwer verletzt Das Kind mußte mit gebrochenen Beinen ins Mühlacker Krankenhaus eingeliefert werden. — Wannweil, Kr. Reutlingen.(Beim Skifahren verunglückt). Beim Skilauf auf der Blashalde kam die des Skifahrens noch unkundige 11 Jahre alte Marianne Raiſer von hier ſo unglücklich zu Fall, daß ſie ſich einen doppelten Beinbruch zuzog. — Hechingen.(Aus dem Fenſter geſtürzt). Die 89jährige Witwe Blanda Seitz fiel aus dem Fenſter ihrer im erſten Stock gelegenen Wohnung auf die Straße. Mit erheblichen Verlezungen wurde die Greiſin ins Kranken⸗ haus gebracht. — Oehringen.(Zwei Schweſtern beim Ro⸗ deln verunglückt.) Zwei Schweſtern vergnügten ſich auf einem Hang der Markung Stakenhofen mit Rodeln. Dabei geriet der Schlitten in einen Graben und überſchlug ſich, ſo daß beide Mädchen zu Boden geſchleudert wurden. Sie fielen dabei ſo unglücklich, daß eine der beiden Schwe⸗ ſtern einen ſchweren Wirbelbruch erlitt, der ihre ſofortige Verbringung ins Kreiskrankenhaus notwendig machte. Das andere Mädchen wurde weniger ſchwer verletzt. — Ziegelbach, Kr. Leutkirch.(Sturz von der Treppe). Am Schluß einer in einem hieſigen Gaſthaus veranſtalteten Theateraufführung für Kinder entſtand auf, der Wirtshaustreppe ein Gedränge. In dieſes geriet einer: der Jungen, der ſein kleines Brüderchen auf dem Arm! hatte. Plötzlich glitt er auf den Stufen aus und ſtürzte die Treppe hinab. Während der Junge ſelbſt mit leichteren Hautabſchürfungen davonkam, blieb ſein Brüderchen beſin⸗ nungslos liegen. Der Arzt ſtellte eine ſchwere Gehirner⸗ ſchütterung feſt. Man hofft, das Kind am Leben erhalten zu können. — heilbronn.(Beim Holzfällen verunglückt). Als in Kirchhauſen der Holzhauer Johannes Kern im Walde mit dem Fällen eines Baumes beſchäftigt war, zer⸗ trümmerte ihm ein herunterfallender Aſt die Schädeldecke. Der Verunglückte wurde ins Heilbronner Krankenhaus ge⸗ bracht, wo er ſeinen Verletzungen erlag. Saarburg.(22 Menſchen das Leben gerettet.) Joſef Salm aus Saarburg, der dieſer Tage ſein 75. Le⸗ bensjahr vollendete und eine 35jährige Berufstätigkeit als Schiffer hinter ſich hat, kann mit Stolz auf die Tatſache zu⸗ rückblicken, nicht weniger als 22 Menſchen vom Tode des Ertrinkens gerettet zu haben. Unter den Geretteten befin⸗ den ſich vier Ausländer. Frankfurt a. Mm.(Schwan im Eis feſtgefroren) Abends war im Main an der Alten Brücke ein Schwan im mit den ſchönſten Wiener Frauen und den beſten Wiener Eis feſtgefroren. Feuerwehrleute und einige Fiſcher bahn ten ſich mit einem Nachen einen Weg zu dem Tier, um es u befreien. Aber auch der Schwan machte von ſich aus Be⸗ Ke und es gelang ihm, als die Retter noch einige Meter von ihm entfernt waren, vom Eis loszukom⸗ men und in das freie Waſſer zu ſchwimmen. 8 Lin dauer Seehafen zugefroren Der ſeit mehreren Tagen andauernde ſcharfe Oſtwind und die damit verbundene ſtrenge Kälte haben bewirkt, daß der Lindauer Seehafen zum erſtenmal nach neun Jah⸗ ren wieder vollſtändig zugefroren iſt. Um die Ein⸗ ſtellung der 5 e Schiffahrt noch zu verhindern, mußte erſt das Eis gebrochen werden. Trotzdem vermochte der Romanshorner Kursdampfer mit eigener Kraft den Hafen nicht zu verlaſſen, ſondern mußte von der„Bayern“ heraus⸗ geſchleppt werden.— Eine natürliche Folgeerſcheinung des Oſtwindes iſt das rapide Fallen des Seewaſſerſpiegels, der nur noch 2,70 Meter beträgt. Großfeuer bei Brown, Boveri in Saarbrücken Saarbrücken. Abends gegen 20 Uhr iſt in der Maſchinen fabrik Brown, Boveri in Saarbrücken aus noch nicht auf⸗ eklärter Urſache ein Feuer entſtanden, und zwar im erſten tockwerk des Mittelbaues, wo große Vorräte lagern. Von dort aus verbreitete es ſich in das darüberliegende Stock⸗ werk, wo eine große Menge Maſchinen vernichtet wurde Die Berufsfeuerwehr war ſofort 855 Stelle., Die ungeheure Rauchentwicklung erſchwerte die Löſcharbeiten außerordent⸗ lich. Die Feuerwehrleute mußten mit Gasmasken vorgehen und leiſteten bei der Bekämpfung des Brandes von außen und von innen Außerordentliches. Polizeipräſident Schmel⸗ cher begab ſich an die Brandſtätte. Gegen 22 Uhr war die Hauptarbeit getan und die Gewalt des Feuers gebrochen Der Sachſchaden iſt bedeutend. Menſchenleben ſind nicht zu beklagen Bei der Bekämpfung des Brandes waren auch Löſchzüge der Werkfeuerwehren der Burbacher Hütte, der Fabriken Dingler u. Karcher, Gerhard u. Sehmer und an⸗ dere beteiligt. f AI Erfroren aufgefunden. Die 49 Jahre alte Hauſtererin Viktoria 5 aus Biſeroy wurde auf der Straße bei Neſſelwang erfroren aufgefunden. Wiederbelebungsver⸗ ſuche waren ohne Erfolg. Auto von einem Triebwagen erfaßt. An der ſchie⸗ nengleichen Bahnüberführung am Stadteingang von Vo⸗ henſtrauß wurde ein Perſonenkraftwagen von einem Trieb⸗ wagen der. Weiden Vohenſtrauß—Es⸗ larn erfaßt. Der Inſaſſe Rudolf Kraus erlitt ſchwere Ver⸗ letzungen und wurde ins Städtiſche Krankenhaus Weiden eingeliefert. a a In den Bergen vermißt. Vermißt wird der 20 Jahre alte Elektrolehrling Walter Schedl aus München, der am 31. Dezember fortging mit dem Bemerken, daß er zum Ski⸗ laufen nach Lenggries ob er allein oder in Begleitung iſt, iſt nicht bekannt. Er ſollte am 3. Januar wieder zurlie ſein. 8 2 locliau Eintopfeſſen der Wehrmacht am 9. Januar. Letzter Appell. Wenn je eine Gelegenheit günſtig iſt, um die gegen⸗ ſeitige Verbundenheit von Bevölkerung und Wehrmacht zu fördern und zu vertiefen, dann iſt es das„Gemeinſchafts⸗ Eintopfeſſen“ am nächſten Sonntag, das die Soldaten im Rahmen des WSW durchführen. Während ein gewöhnlich Sterblicher ſonſt nur ſchwer Zutritt zu den Kaſernen erhält, kann am Sonntag jeder Volksgenoſſe frei und erhobenen Hauptes den Kaſernenhof betreten, wenn.. er ſich eine Karte für ein Eintopfeſſen zu 50 Pfg. löſt. Was es zu futtern gibt? Selbſtverſtändlich die berühmte Erbſenſuppe mit Speck. Wenn dann überall die Feldküchen dampfen und man ſich an den langen Tiſchreihen mit den Soldaten in bunter Reihe zuſammenſetzt unter den Klängen der Bat.⸗ Kapelle, dann wird jene Volksgemeinſchaft und Kamerad⸗ 9 Bſchl. 8 bis 10, Schnittlauch, Bſchl. 10; Aepfel 15 bis 35; fahren wolle. Ein genaues Ziel und ſchaft geſchaffen, die gerade dem Soldaten anerzogen wird. Wie in den verſchiedenen anderen Standorten Mann⸗ heims wird auch in der Lorettokaſerne Secken heim vom II. IR. 110 zwiſchen 10 und 14 Uhr Hochbetrieb herrſchen. Selbſtverſtändlich kann auch hier die Kaſerne be⸗ ſichtigt Männer haben bei einem Preisſchießen mit Kleinkaliber Ge⸗ legenheit, zu zeigen, was in ihnen ſteckt, und zu alledem werden, die Kinder können auch hier die reiten, wird eine Abteilung des Regiments beim Fahren mit Kutſchen und vierſpännigen MG⸗Protz⸗Fahrzeugen, vorführen, wie man mit all dieſen Fahrzeugen ſachgemäß umgeht. Die alten Soldaten können Erfnnerungen auffriſchen und werden manchmal den Kopf ſchütteln über das„früher“ und„jetzt“; die zukünftigen Soldaten können ſich einen Vor⸗ geſchmack holen, wie ſich ihr„2 jähriger Urlaub“ geſtalten wird. Die probieren, wie man„kocht“ und die Jugend, die ſonſt immer ſo neugierig um die Kaſernenhöfe ſchleicht, wird Mund und Frauen und Mädchen können mal ſehen und Augen aufſperren, wenn ſie mal einige Stunden ſo richtig unter Soldaten ſein darf. Die Karten für das Eintopfeſſen ſind jetzt ſchon durch die NS zu erhalten; wer ſich nicht vorher eindeckt, wird deswegen kaum in Verlegenheit geraten, denn auch auf den Plätzen ſind wie bisher Karten zu bekommen. Unſere Soldaten erwarlen, daß der Andrang recht ſtark werden wird. Sie werden jeden einzelnen Volksgenoſſen mit offenen Armen empfangen. Enttäuſchen wir ſie nicht, gehen wir alle zum „Gemeinſchafts⸗Eintopfeſſen der Wehrmacht“! r Fettverſorgung in Mannheim. Auf die wichtige Belanntmachung des Oberbürgermeiſters im Anzeigenteil über die Perſonenſtandsaufnahme für die Regelung des Fettbezugs wird hingewieſen. An der ſorg⸗ Ffältigen Ausfüllung 5 vordrucke für die Haushaltungsnachweiſe 1938 hat jeder Be⸗ zugsberechtigte Intereſſe, weil die Fettrerſorgung ſich künftig nach dieſen Ausweiſen richten wird. Die z. It. noch gültigen Haushaltsnachweiſe von erklärt werden. Die Eintragung in die Kundenliſte 1938 darf erſt erfolgen, wenn der amtlich abgeſtempelte Haus⸗ und raſchen Rückgabe der Antrags⸗ 1937 werden ſpäter für ungültig haltsnachweis 1938 den Bezugsberechtigten zugegangen iſt. * Die große Wiener Ausſtattungs⸗Revue„Alles für's Herz“ kommt nach Mannheim! Das Theater der Wiener Spielzeugſchachtel,„Alles für's Herz“, das ſchon ſeit langer Zeit ſich auf einer großen Gaſtſpielreiſe durch Deutſchland befindet, wird nun auch für einige Tage nach Mannheim kommen. Es iſt gelungen, dieſe große, luſtige Wiener Aus⸗ ſtattungs⸗Revue in 33 Bildern mit über 400 Koſtümen, Komikern, für ein mehrtätiges Gaſtſpiel nach Mannheim zu verpflichten, das am 15. Januar 1938 im Muſenſaal des Roſengartens ſeinen Anfang nehmen wird. 0 Ii Vom Nationaltheater. Am Samstag, 8. Januar, findet die Erſtaufführung von Tſchaikowſky's Oper„Ma⸗ zeppa“ unter der muſikaliſchen Leitung von Karl Elmendorff und in der Inſzenierung von Curt Becker⸗Huert ſtatt. Das Schauſpiel bereitet unter der Leitung von S Fried⸗ rich Brandenburg die Uraufführung von Sigmund Graff's Komödie„Begegnung mit Ulrike“ vor. * „Oeutſchland und Frankreich! Chateaubriant ſprach in Mannheim. Mannheim. In einem von der„Deutſch⸗franzöſiſchen Geſellſchaft in Baden“ in Mannheim veranſtalteten Vor⸗ trag ſprach der franzöſiſche Dichter Alphonſe de Chateau⸗ briant über„Deutſchland und Frankreich“. Der franzöſiſche Schriftſteller befindet ſich ſeit einigen Wochen in Deutſchland, das er ſeit vielen Jahren kennt. Statt die Verſchiedenartig⸗ keit der Schöpfung zu bewundern, ſo führte Chateaubriant u. a. aus, ſeien böſe Elemente durch die Jahrhunderte immer wieder am Werke geweſen, die Verſchiedenartigkeit der beiden Völker als Gegenſätze darzuſtellen. Nur geistige Mittelmäßig⸗ keit könne ſich zu dieſem Treiben hergeben. Beide Völker ſeien für einander geſchaffen und das oft gebrauchte Wort der Annäherung ſei nicht treffend genug, denn es müßten die Seelen des beutſchen und franzöſiſchen Menſchen ineinander⸗ greifen. Der Redner gab dann eine vergleichende Charak⸗ teriſtik der deutſchen und franzöſiſchen Landſchaft und des deutſchen und franzöſiſchen Menſchen. Dieſe Vergleiche bil⸗ den auch die Grundlage ſeiner Vorträge in Frankreich und er verſicherte, daß ſich der Franzoſe noch nie ſo viel mit Deutſch⸗ land beſchäftigt habe, wie in den letzten Jahren, in denen ſeine Schilderungen über die neuen ſozialen Verhältniſſe in Deutſchland mit beſonderer Aufmerkſamkeit aufgenommen wor⸗ den ſeien. Mannheimer Wochenmarkt v. 6. Januar. Vom Stati⸗ ſtiſchen Amt wurden folgende Verbraucherpreiſe für 0,5 Kilo in Rpfg. ermittelt: Kartoffeln 4,2; Wirſing 12 bis 15; Weiß⸗ kraut 8 bis 10 Rotkraut 10 bis 12; Blumenkohl, St. 10 bis 50; Rosenkohl 25 bis 30; Gelbe Rüben 10 bis 12; Rote Rüben 8 bis 10; Spinat 30; 1 8 10 bis 11; Schwarz⸗ wurzeln 20 bis 35; Endivienſalat, St. 10 bis 25; Feldſalat 100 bis 120; Tomaten 35 bis 50; Rettich, St. 5 bis 20 Meerrettich, St. 10 bis 60; Suppengrünes, Peterſilſe, ſe Birnen 15 bis 35; Zitronen, St. 4 bis 6; Orangen 30 bi 40 Bananen, St. 5 bis 10; Markenbutter 160 140 bis 142; Weißer Käſe 25 bis 30; Eier, St 12,5; Hahn, geſchl. 115 bis 140, Huhn, geſchl. 100 Enten, 1. 140 bis 150; Tauben, geſchl, Gänſe, geſchl. 110 bis 130.„„ Die Reichsumlegungsordnung Am 1. Januar 1938 iſt die Reichsumlegungsordnung vom 16. Juni 1937 in Kraft getreten. Sie regelt zum er⸗ ſten Mal von Reichs wegen unter Beſeitigen der Landes⸗ geſetze das Recht der ländlichen Grundſtücksumlegung. Von fachfremder Seite iſt nun wiederholt behauptet worden, daß dieſe Umlegung eine Enteignung bedeute. Zu dieſen Be⸗ hauptungen nimmt der Miniſterialrat im Reichsernäh⸗ rungsminiſterium Dr. Hillebrandt in einem Aufſatz der „Zeitſchrift der Akademie für Deutſches Recht“, 1. Januar Heft 1938, einmal Stellung. Er verweiſt zuerſt auf den Wortlaut des§ 1 der Reichsumlegungsordnung, in dem es heißt:„Jeder Teilnehmer erhält für 3 7 5 Grundbeſitz bei der Umlegung grundſätzlich Land vom gleichen Werte zu⸗ rück“. Das iſt der die ganze Umlegung beherrſchende Grund⸗ ſatz. Allerdings gilt er nur„nach Vornahme der erforder⸗ lichen Abzüge“(§ 48 der Reichsumlegungsordnung). Dieſe Landabzüge betreffen vor allem den zur Anlegung gemein⸗ ſchaftlicher Wege und Gräben erforderlichen Grund und Boden(8 51). Sie ſind es, um derentwillen der Umlegung wiederholt Enteignungscharakter beigemeſſen worden iſt. Dabei wird aber überſehen— ſo heißt es in dem Aufſatz— daß die vom Staat durchgeführte Neugeſtaltung des Um⸗ legungsgebietes regelmäßig ſo erhebliche Verbeſſerungen für die Teilnehmer mit ſich bringt, daß die Landabzüge für 5 gemeinſchaftlichen Anlagen mehr als aufgewogen wer⸗ en. Auch der die Koſtendeckung durch Landabgabe regelnde§ 136 bedeutet wohl einen behördlichen Eingriff, Enteignungscharakter kann ihm aber nicht beigemeſſen wer⸗ den. Es handelt ſich hier um die Deckung der Koſten der Umlegung, die in Geld aufzubringen den beteiligten Bauern meiſt ſchwer fällt. Die Teilnehmer können ſie deshalb ſtatt in Geld in Land abdecken. Die Landabgabe darf 7/ vg. des Wertes der Grundſtücke nicht überſteigen(8 37). Eine Ausnahme in der Reichsumlegungsordnung ein Uebergreifen in das Gebiet der Enteignung, bedeutet nur der 8 53, der aus agrarpolitiſchen Gründen bei gering⸗ fügigem Splitterbeſitz und bei nicht lebensfähigen Kleinbe⸗ trieben ausnahmsweiſe völlige Entziehung des Landes ge⸗ gen Geldentſchädigung zuläßt. Obwohl ſein Kleinbeſitz nicht lebensfähig iſt, muß dem Teilnehmer aber Gelegenheit ge⸗ geben werden, ſich an anderer Stelle wieder anzuſiedeln. * 7. 8 Berufswünſche der Jugendlichen Zu viele wollen Bäcker und Metzger werden. Im Zuſammenhang mit dem Bericht der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung wer⸗ den im Reichsarbeitsblatt wichtige Hinweiſe für die Be⸗ rufswahl im neuen Jahr gegeben. Es gibt eine erhebliche Anzahl Berufe, die aus den ver⸗ ſchiedenſten Gründen den jungen, nach einem Beruf drän⸗ genden Menſchen beſon ders begehrenswert er⸗ ſcheinen, in denen aber die Ausbildungsſtellen nicht in einem Ausmaß, das der Zahl der Wünſche einigermaßen entſprechen würde, zur Verfügung ſtehen bezw. mit Rück⸗ ſicht auf die Berufslage— etwa wegen Ueberſetzung des Berufs— auch nicht zur Verfügung ſtehen können. Umge⸗ kehrt bieten ſich in anderen Berufen vielfach zahlreiche Ausbildungsmöglichkeiten, ohne daß zunächſt zu ihrer Be⸗ ſetzung Jugendliche, die den Beruf zu ergreifen wünſchen, ausreichend vorhanden ſind. Dieſe Umſtände erfordern na⸗ turgemäß eine beſonders ſorafältige und eingehende Bera⸗ kung ver Jugendlichen mit dem Ziel, die Berufswünſche der jungen Menſchen mit den gegebenen Tatſachen und mit den Zukunftsausſichten und Notwendigkeiten in Einklang zu bringen. Es ſei hier als Beiſpiel darauf hingewieſen, daß z. B. im Berichtsjahr 1936/37 2585 Jungen beim Be⸗ rufsberater den Wunſch äußerten, Former zu werden, daß aber 3827 offene Lehrſtellen zu beſetzen waren [Aaehnliche Beiſpiele bietet die Statiſtik der Reichsanſtalt in großer Fülle. So ſtanden z. B. für die Beſetzung der 796 offenen Lehr⸗ und Anlernſtellen für Etui⸗ und Karto⸗ nagenarbeiterinnen nur 478 Mädchen zur Verfügung, die dieſen Beruf ergreifen wollten. Trotzdem gelang es, bis Ende Juni ds. Is 714 der 796 offenen Ausbildungsſtellen uu beſetzen. 5 g Im Berufswunſch Bäcker war das Mißverhältnis zwiſchen der Zahl der Ratſuchenden und der Zahl der Lehr⸗ ſtellen ſeit Jahren beſonders groß. 1934/35 ſtanden z. B. für 21.648 Ratſuche nur 12 584 offene Lehrſtellen zur Verfügung 8 liegt wohl vor ihl der Wünſche kergewerbe ebenſo wie in manchen ihrungsmittelgewerbes(den ſogen. ung des Lehrlings erleichtert nommen iſt. Derartige rein ma⸗ n auch heute noch ihre Rolle r Verdienſt in der Familie ſank nunmehr der A Im Jahre 1935/36 woll⸗ n, im Jahre 1936/37— gebeſſerten wirtſchaftlichen q, nur wenig mehr, als vorhanden waren. Aehnlich war die Ent⸗ eiſcherberuf 1 Jergmannes entſprach die ht der Zahl der Natſuchen⸗ 55/36 ſtanden für 9126 Ratſuchende inſtellen zur Verfügung. Im letz⸗ ar ſchon mit in Auswirkung 1 5 Zierjah ahl der offenen der Verufs⸗ beratung zur n Lehr⸗ und Anlernſtellen auf 12097 ie Zahl der Ratſuchen⸗ den krotz geringer als die Zahl der Stellen gebl Die Entwicklung in den Metallberufen ſteht— mit einzelnen Aust en— unter dem Einfluß der äußerſt günſtigen Entwicklung in der Metallinduſtrie. Außerdem ſpielt bei der Erwählung beſtimmter Metall⸗ berufe als Berufswunſch die Hoffnung der Jugendlichen mit, die in Ausübung eines dieſer ſe erlangten Kennt⸗ niſſe beim Wehrdienſt vorteilhaft verwenden zu können Am ſtärkſten begehrt iſt unter den Berufen der Metall⸗ und Maſchineninduſtrie der Beruf Maſchinenſchloſ⸗ fer. Die Zahl der offenen Lehrſtellen iſt zwar in Anpaſ⸗ fſung an die wirtſchaftlichen Ausſichten ſtändig ſtark geſtie⸗ gen: 1931/32 wurden den Berufsberatungsſtellen 4721 offene Ausbildungsſtellen gemeldet, 1934/35 bereits 14 700, 1936/37 ſogar 28 233. Die Zahl der Ratſuchenden iſt jedoch noch ſtärker geſtiegen. Noch geringer ſind die Ausſichten daß alle Wünſche erfüllt werden können, bei den Auto⸗ ſchloſſern und Kraftfahrzeughandwerkern. Im Jahre 1936/37 entfielen auf 15517 Ratſuchende, die Autoſchloſſer werden wollten, nur 2272 offene Stellen, bei den Kraft⸗ fahrzeughandwerkern auf 23 239 Ratſuchende 6797 offene Stellen Bei den Stellmachern nähern ſich die Zahlen der Ratſuchenden und offenen Lehrſtellen einander ſtark, 1931/32 lag die Zahl der Ratſuchenden noch bedeutend un⸗ tor dor Zahl dor affonoen Stollon Amtliche Bekann machungen der Stadt Mannheim Perſonenſtands aufnahme für die Regelung des Fettbezugs. Auf Anordnung der zuſtändigen Veichsminiſter Sanitätseinheit/ Halbzug Mannheim-Seckenheim Deutsches Rotes Kreuz müſſen die Haushaltsnachweiſe für den Feſtbezug er⸗ neuert werden, weil die Eintragungen in den Kunden⸗ liſten vielfach nicht mehr dem talſächlichen Perſonen⸗ ſtand entſprechen. Die Ausſtellung der neuen Haus⸗ haltsnachweiſe muß auf einem Vordruck beantragt werden, der in Mannheim z. Zt. den Haushaltungs⸗ vorſtänden und den Perſonen, für die ein eigener Haushaltsnachweis ausgeſtellt wird(Untermieter, Haus⸗ gehilfen uſw.), durch die Poſt zugeſchickt wird. Der Haushalts vorſtand hat für alle zu ſeinem Haushalt gehörenden und n ſeinem Haushalt dauernd verpflegten Perſonen(Verpflegungsgemeinſchaft) einen Antrag zu ſtellen. Wohnen mehrere Familien in einer Wohnung, ſo hat jede Familie, die einen eigenen Haushalt führt, einen beſonderen Antrag zu ſtellen. Entſprechendes gilt für Untermieter, die nicht im Haushalt ihres Vermieters volle Koſt erhalten. Auch für Hausgehilfen und Koſtgänger und für Angehörige, die vorausſichtlich im Laufe des Jahres zur Ableiſtung stets 4 Uhr Zus Une verschied Gruppenführer Georgs Kilz. Wir verlieren in dem Entschlafenen ein eifriges Mitglied und Förderer des Roten Kreuzes. ein Vorbild treuer Pflichterfüllung werden wir ihm ein dankbares und ehrenvolles Andenken hewahren. Beerdigung findet heute Freitag Nachmittag ammenkunft ½ 4 Uhr bei Kamerad Georg VoIz II., Zähringerstraße, Nachruf. rwartet schnell, in Folge eines Herzschlages unser allverehrtes Gründungsmitgęlied (nach vorgeschiieb städt. Muster zu haben in der Druckerei des Neckar- Bote. Als Recht erfolgreich war rein zahlenmäßig betrachtet. die Arbeit der Reichsanſtalt zur Berufsnachwuchslenkung bei den Tiſchhern Im Jahre 1932/33 verhielt ſich die Zahl der Ratſuchenden zur Zahl der den Berufsberatungsſtellen zur Verfügung ſtehenden offenen Ausbildungsſtellen unge⸗ gefähr wie 2:1(61893181). Im letzten Berichtsjahr ſtan⸗ den jedoch 19 569 Ratſuchenden bereits 13 875 offene Lehr⸗ zur Ver gung. 5 den Berufswunſchen und offenen Lehrſtellen des Zaugewerbes ſpiegelt ſich die Notwendigkeit, in dieſem Gewerbe Fachkräfte in großer Zahl auszubilden, ſehr klar wider, zugleich aber auch die Aufklärungsarbeit aller Be⸗ keiligten Stellen unter den Jugendlichen und Firmen. 1931/32 betrug z. B. die Zahl der Jungen die Maurer werden wollten, 3009, die Zahl der offenen Lehrſtellen nur 522; im Jahre 1936/37 ſtanden dagegen für 22 314 Ratſu⸗ chende 18 853 Stellen bereit. 5 Bei den Mädchen iſt der rin ſeit jeher ſehr begehrt. 5 wie die Zunahme ˖ 1936/37 von 17365 Zahl der offene 1 5 Mit In Beruf der Schneide⸗ i is heute ſo geblieben, bon 1931/32 gt. Die Verdoppelung der 5042 auf 10 731) hat al⸗ Schritt gehalten. Beſon⸗ einer genügenden Zahl Hausangeſtellte. otz alter f die Löſung dieſes Problems noch nicht gekunger Zahl der Ratſuchenden, die Haus⸗ gehilfin werden wollen, ſtieg in dieſem ſpezifiſch weiblichen Beruf von Jahr zu Jahr; in Ausbildungſtellen konnte je⸗ doch regelmäßig nur ein kleiner Teil untergebracht werden. Im Jahre 1936/37 gab es für 98 883 Ratſuchende nur 14840 Lehr⸗ und Anlernſtellen, zu denen allerdings noch 29 502 Stellen des Hauswirtſchoffſichen Jahres kommen. Die Lage iſt alſo für die auszubildenden Jugendlichen ge⸗ rade umgekehrt als für ausgebildete tüchtige Hausgehilflin⸗ nen, die bekanntlich nicht in genügender Zahl zur Verfü⸗ gung ſtehen. i i Bei den Photographen ſtanden im letzten Be⸗ richtsjahr für 374 Ratſuchende 342 Lehrſtellen zur Verfü⸗ flallg, bei den Verkäufern für 9523 Ratſuchende 9413 Lehr⸗ ſtellen bis für 4001 Ortsgruppe Seckenheim. Karten zum Eintopf⸗Eſſen der Wehrma den 9. Januar 1938, in der 11 Ke 0 ſind auf dem Rathaus(Zimmer Nr. 3. Stock) bis morgen vormittag 12 Uhr noch erhält Preis 50 Pfg. Der Ortsbeauftragte für das WSHW' 1937/38. 5 555 S MR 5 Jußbauvereinigung 98, Mhm⸗Selenbeſm Ab heute abend findet das Freitag in der Reithalle ſtatt. zahlreiches und pünktliches Erſcheinen Alt 111 2 Sonntag, Cer⸗Kaſerne Seckenheim lich. Training wieder jeden Spieler werden gebeten. D 10 Die 5.30 Uhr Schüler 6.30 Uhr Jugend und untere Mannſchaften 7.30 Uhr 1. Mannſchaft und Jungliga Anſchließend Spielerverſammlung. Zu haben: Sectzenheimer Apotheke, Drogerie W. Hornung, Germania-Frogerie Höllſtin, Georg Röſer und wo Plahate ſichtbar. von der hiesigen Friedhofhalle aus statt. Eintritt geſucht. ihrer Dienſtpflicht beim Arbeitsdienſt oder der Wehrese macht einberufen werden, iſt ein beſonderer Antrags⸗]; vordruck auszufüllen. Auf den Antrag hin wird ein Perſeßzte jüngere 4 2 9 Sitenotypiſtin od. auch Kontociſtin zum baldigen Näheres in Geſchäftsſtelle ds. Bl. der Haushaltsnachweis A für Butter und ein Haushalks⸗ nachweis B für Schmalz, Speck, Talg und Bohſet ausgegeben werden Für größere Haushalte, die von mehreren Lieferern Fett beziehen, kann beantragt werden, daß mehrere Teilhaushaltsnachweiſe& oder Teilhaushaltsnachweiſe B ausgeſtellt werden. Der Antragſteller hat nicht nur den Antrags⸗ vordruck auszufüllen, ſondern auch in den anhän⸗ genden Vordrucken für die Haushaltsnachweiſe A und B die volle Anſchrift des Bezugs berechtigten einzutragen. Rach Ausfüllung ſind die Anträge ſofort an die Städt Kundenliſtenſtelle, N 2. 4, Erd⸗ geſchoß, links, zurückzugeben. Die Rückgabe kann auch mit freigemachtem Brief durch die Poſt erfol⸗ gen. In den Vororten können die Anträge bis zum 14. Jan beim Gemeindeſehretariat abgegeben werden. Die Anträge für die Stadtteile Waldhof, Luzenberg und Gartenſtadt können bis zum 14 Januar in der Waldhofſchule(Haupteingang, Erd⸗ geſchoß links) zurückgeliefert werden. Hat jemand verſehentlich bis zum 10. Januar 1938 Plötzlich Mitarbeiter Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Beerdigung heute Freitag Nachmittag 4 Uhr. Die Belegschaft sammelt sich am Friedhof. Todes-Anzeige. und unerwartet verschied unser Geors Kilz. Führung und Gefolgschaft 1. Monats. Pekg. i RN. 14. Wochen- Pekg. 3 RN. mit prakhisch-eleg. Taschendose. Zu haben: Neckar-Drog. Walter Hornung. Der Film, auf den alle mit Sehnsucht gewartet haben. der Firma Gg. L. Volz Hoch-, Tief- und Eisenbetonbau. keinen Vordruck erhalten, oder braucht er für die Beantragung von Teilhaushaltsnachweiſen einen weiteren Vordruck, ſo kann er ihn bei der Städt. Dreh- Arbeien werden in jeder Ausführung schnellstens angefertigt in der Neckar⸗Bote-⸗ Druckerei Ein großer, erlebnisstarker Film. Einmalig in Darstellung und Handlung. Olga Tschechewa, Mfredd Abel vor kurzem verstorbene Schauspieler) (der Kundenliſtenſtelle, N 2, 4, Erdgeſchoß links, beim Gemeindeſekretariat oder in der Waldhofſchule (Haupteingang, Erdgeſchoß links) in Empfang Achtung nehmen. e 3 Dle Haushaltsnachweiſe werden nach Prüfung der Anträge durch die Städt. Kundenliſtenſtelle ausgeſtellt eeeeeeedmedadndddaddedadddddddmdgdeddneleeedde Hohner Handharmonikaklub Jvesheim-Seckenheim Achtung 1 und mit der Poſt zugeſchickt. Die neuen Haushalts⸗ nachweiſe dürfen für die Eintragung in der Kunden⸗ liſte erſt verwendet werden, wenn ſie amtlich aus⸗ gefüllt und abgeſtempelt ſind. Die Ausſtellung neuer Betriebsnachweiſe iſt nicht vorgeſehen. Auf das den Antrags vordruchken beigefügte Merkblatt wird hingewieſen. a Mannheim, den 4. Januar 1938. Der Oberbürgermeiſter In Vertretung: Walli, Bürgermeiſter. Aallgaumacuummumlumnammamummganmnnmummmundnmmnmadadnnnnanm mmm ps Anfängerkurs: Uebungsplan: 6-7 Uhr Anfängergruppe, 78 Uhr 1. und 2, Anfängergruppe, 89 Uhr Schüler-Orchester, Beginn am 8. Januar, abends 6 Uhr im Lokal„Zur Rose in Jlvesheim. ab 9 Uhr Kluborchester. Achtung! Versuchsweise setzen wir am Sonntag um 6 Uhr eine Vorstellung ein Die letzte Vorstellung fällt demnach auf 8.30 Uhr. 2. ˙ Sonntag Mittag um 3 Unr für die jugend: Micky Maus Palette und Lustspiele Dauer 2 Stunden), PALASI Ueberzähſge Gegenſtande aller Akt finden raſch einen Käufer durch eine Kleinanzeige um Neckar bote — » rt—. Winter! Das Wort klingt hell, heiter und leicht, es iſt, als ſchreite man beflügelt über weißen, flockigen, ſchim⸗ mernden Schnee. Es klingt nach flackerndem Feuer im Kamin, nach behaglichen Teeſtunden in dämmerigen Zim⸗ mern, nach Tanz in eleganten, lichtdurchfluteten Sälen, nach Eisblumen an den Fenſtern, und es duftet fein und verheißungsvoll nach den kienigen Nadeln des Weihnachts⸗ baumes. Aber für die Armen klingt das Wort bitter, nach klirrendem Froſt, ungeheizten Stuben, Entbehrungen und Ungemach. Im Winter ohne Pelz und Handſchuhe, ohne Heizung und ohne etwas Wärmendes für den Magen, — verteufelt, das iſt kein Spaß. Wie ſchön waren die Winter unſerer Kindheit! Da⸗ mals gab es noch die richtigen Winter, die Winter in der kleinen Stadt, mit ungeheurer Kälte, ſo daß man Ohren⸗ klappen brauchte, damit einem die kleinen roſigen Löffel nicht erfroren; und in der Erinnerung ſieht man mächtige, emporgeſchaufelte Schneeberge an beiden Seiten der Straße, wie man ſie ſpäter niemals wieder geſehen hat, und auf kleinen Schlitten fuhr man lachend und Schnee⸗ ballen werfend dazwiſchen hin, oder man fuhr mit den Erwachſenen in einem großen Schlitten, der täuſchte einen Schwan vor mit langem, elegantem Hals, und die Pferde dampften und hatten ein üppiges Schellengeläut mit dich⸗ ten, wehenden, blauweißen Roßſchweifen auf dem Kopf, am liebſten aber ſaß man hinten auf der Pritſche, mit weit geſpreizten Beinen; da fror man zwar, denn der eiſige Wind fegte einem um die dünnen Waden, aber es war doch herrlich, denn es hatte ſo etwas Exkluſives, Noncha⸗ lantes, auf der Pritſche dazuſitzen. Auch konnte man zu⸗ weilen abſpringen, ein Ende nebenherlaufen und ſich dann mit Eleganz und Schneid wieder auf die Kufen ſchwingen und ſeinen bevorzugten Platz einnehmen. Ja, das war ein ſtolzes, faſt erhabenes Gefühl! Wo ſind die alten weißen Winter geblieben? Jetzt iſt man froh, wenn man im Januar für einige Tage Schnee zu ſehen bekommt, und mit dem Schlittenfahren im Flachland iſt es ſo gut wie vorbei. Aus der Groß⸗ ſtadt gar ſind die weißen Winter völlig verſchwunden. Wirbeln wirklich einmal die weißen, flaumigen Flocken auf den Aſphalt nieder, ſo kommen gleich Tauſende von blaſſen, arbeitshungrigen Menſchen mit Schippen und Schaufeln herbei und beſeitigen den unpraktiſchen, ver⸗ kehrshemmenden Schnee, und nichts als elender Dreck bleibt zurück. Kann man es da den Leuten der Großſtadt verdenken, wenn ſie im Winter auf einige Tage oder Wo⸗ chen hinauseilen in das verſchneite Gebirge? Die Reichen leiſten ſich die ſonnigen, internationalen, märchenhaften, koſtſpieligen Ferien von St. Moritz! Be⸗ ſcheidenere reiſen in die deutſchen Waldgebirge und füh⸗ len ſich dabei vielleicht wohler. Bei Schnee und klingender Kälte in die Berge— das iſt wahrhaftig ein Genuß, den man nicht mehr entbehren möchte, wenn man ihn einmal gekoſtet hat. Wundervoll, ſich auf Wanderungen über die glitzernden Höhen von der Winterſonne braun brennen zu laſſen; wundervoll, auf dem geſchmeidigen Rodel oder den ſchlanken Schneeſchuhen von eiſiger Höhe in das Tal hinabzujagen, die Wolluſt raſender Schnelligkeit in den Gliedern, während der ſchneidende Wind auf Stirn und Wangen brennt! Ich denke an ſchneeweiße Wintertage in Schreiberhau. Da zieht man den Rodel ſtundenlang auf den lockenden Kamm des Gebirges, über den der Wind wie mit ſpitzen Meſſern fegt. Oben in den Bauden wird gegeſſen, getrun⸗ ken, getanzt und geſungen zu böhmiſcher Muſik, eine bunte, luſtige, vom Zufall zuſammengewürfelte Geſell⸗ ſchaft, alle in Sportjacken und Gamaſchen und die Damen zuweilen in Sporthoſen, die aber nur die Schlanken klei⸗ den, während die Dicken entſetzlich wie lebendige Karika⸗ turen darin ausſehen. Der Kamm des Gebirges zeigt eine völlig phantaſtiſche Phyſiognomie. An den einzeln ſtehenden Tannen, Telegraphenſtangen und Felsblöcken haben ſich die Schneemaſſen auf ſo ungeheuerliche Weiſe zuſammen⸗ und übereinandergeballt, daß die Phantaſie eine ganze Welt der unheimlichen Erſcheinungen zu er⸗ kennen meint. Es iſt, als ſeien allerlei ſpukhafte Weſen in heftigen Bewegungen plötzlich zu Eis und Schnee er⸗ ſtarrt. Man ſieht jagende Pferde und tanzende Bären, Ritter mit erhobenen Schwertern, ja ganze Reiterſchlach⸗ ten, belaſtete Dromedare und grotesk hüpfende Känguruhs. Eine unvergeßliche Winterphantasmagorie. Darüber ein veilchenblauer Rivierahimmel und ein ſo diamanten flir⸗ render Sonnenglanz auf dem blendenden Weiß, daß einem die Augen ſchmerzen, ſo daß die Vorſichtigen eine blaue Schneebrille auf den Rücken ihrer werten Naſe klemmen. Und dann ſchießt man vom Kamm in das Tal hinab, und wenn man in den allertiefſten Winter hineinfahren will, ſo lenkt man nach der rauhen böhmiſchen Seite hin⸗ unter, nach Neuwelt, dem einſamen Glashüttendorf, das mit ſeinen alten, rieſigen, bis zur Erde hinabreichenden Aufnahme: E. Hafe— M. —* 1 m. n 1* 1 2 2 —9—— —.—— 3 rr. —— Holzdächern ganz verſchlafen und verträumt unter den liefen Laſten des Schnees daliegt, eine liebe, weiße, welt⸗ verlorene Idylle... Einmal, an einem barſchen, ſonnenloſen Tage, zog ich den Rodel zur alten ſchleſiſchen Baude hinan. Der Wind heulte durch den Wald und fegte mächtige Ballen zer⸗ ſtäubenden Schnees von den Bäumen. Leute kamen mir entgegen und ſagten: es iſt unmöglich die Baude zu er⸗ reichen, eine Schneewehe wütet dicht davor, man kann ſie nicht paſſieren. Als ich oben an den Rand des Waldes kam, ſah ich vor mir ein tobendes, raſendes Element wie das aufgeregte Meer. Ein eiſiger Sturm heulte vom Kamm die Halde herunter und führte harten, gefrorenen Schnee gleich Glasſplittern mit ſich. Die Wehe war ſo dicht, daß man die gleich dahinterliegende Baude nicht erkennen konnte. Eingerammte Stangen dienten als Weg⸗ weiſer. Ich warf mich in das Brauſen hinein und er⸗ kämpfte mir Schritt für Schritt einen Weg, die Stangen als Richtſchnur nehmend. Der Rodel behinderte mich in ärgerlicher Weiſe, er ſtand an der Leine wie ein wirbeln⸗ der Drachen in der Luft. Ich lehnte mich ſchief gegen den Sturm, die Eisſplitter zerriſſen mir die Backen, zuweilen blieb ich ſtehen und neigte mich der Windabſeite zu, da mich die Lungen ſchmerzten und mir der Atem ausging. Als ich zur Hälfte hindurch war, kam mir der Gedanke unizukebren. da die Kräfte nachließen. Doch nahm ich den Kampf wieder auf, und als ich dann drüben anlangte und nach der elſigen Türklinke der Baude griff, ſchlotterten mir die Glieder, der Körper war in Schweiß gebadet, das 5 Geſicht blutete, das Herz hämmerte wild, der ganze Kerl war einer völligen Erſchöpfung nahe. Die Baudenleute gaben mir Schnaps und erzählten alle grauſige Ge⸗ ſchichten vom Winter. Man habe ein Mädchen zehn Schritte neben der elterlichen Baude erfroren aufgefunden, da die Kräfte die Herumirrende im letzten Augenblick ver⸗ laſſen hätten. Jenes tobende Element dort oben iſt die rauheſte, trotzigſte, erregteſte und unheimlichſte Form, in der mir der Winter bisher begegnet iſt. a Entſetzlich ſind Begräbniſſe im Winter. Wenn der Wind über den kahlen Friedhof pfeift, wenn der Sarg in die harte Erde gelaſſen wird und die gefrorenen Erd⸗ ſchollen lieblos wie Steine darauf hinunterpoltern,— ent⸗ ſetzlich, zum Fortlaufen! Entſetzlich der Tod jener Menſchen, die auf der Landſtraße kraftlos im Schneeſturm liegenbleiben und erfrieren. Aber wundervoll iſt es, wenn junge Menſchen in ſchneidender Kälte mit kühnem Schwung über weite, glatte Seen laufen, den Eisſchuh unter den Füßen, und der blutrote Sonnenuntergang ſpiegelt ſich lodernd auf der blanken Bahn. Wundervoll die Fahrten im Schlitten durch weite,, eigende Land⸗ ſchaften, wenn ſich die Hände verliebte. Nenſchen unter der weichen Pelzdecke finden. r So iſt der Winter. Quelle der Luſt den einen, den andern Quelle des Jammers. Ach, ſei uns hold, Winter, ſchicke uns freundliche Tage in behaglichen, wohldurch⸗ heizten Zimmern oder auf Bergeshöhen, wenn wir in flauſchiger Jacke die übermütige Luſt des Sports heftig atmend in den geſunden Gliedern ſpüren! 1 1 f 1 0 1 Der erste Blicle Skizze von Carl Conrad. Wir hatten uns zufällig auf der Terraſſe des kleinen Skihotels getroffen. Keiner wußte den Namen des an⸗ deren noch ſonſt etwas von ihm; ſo konnten alle offener reden, als es gemeinhin möglich iſt. Vielleicht, weil ein junges Mädchen im weißen Skianzug, Geſicht und Arme bronzen, im Vorüberlaufen lachend zu uns heraufblickte, genauer geſagt, zu einem von uns, wobei der Kontraſt der weißen Zähne und hellen Augen ſowohl dem Blick wie dem Lachen etwas Friſches, Blitzendes gab, vielleicht kamen wir deshalb, Männer unter uns, auf Blicke zu ſprechen, Frauenblicke. Wir ſprachen ziemlich viel darüber. Wie ſie Unend⸗ liches ahnen laſſen, Abgründe und Fernen, wie man hin⸗ einfallen und fortgeweht werden kann, wobei die zauber⸗ hafte Spenderin ſolcher Blicke vielleicht an den Küchen⸗ zettel für den nächſten Tag denkt. Vielleicht auch nicht. Wir ſtritten erbittert darüber, denn für einige, das fühlte man, war es gleichſam eine Glaubensfrage. Da gab ſchließlich auch der Breitſchultrige neben mir, ſich im Liegeſtuhl ausſtreckend, ſeinen Beitrag, und weiß Gott, er erzählte nicht ſchlecht. Verleiht die Tiefe des Er⸗ lebens auch dem Stummen Engelszungen? Jedenfalls hatte ich ihn ſchon früh am Morgen mit eben jener jungen Skiläuferin in Weiß bei der Abfahrt geſehen, dicht neben⸗ einander im Gleichtakt der Bewegung, ſprühende Schnee⸗ wolken und funkelnde Doppelſpur hinter ſich laſſend. „Nie konnte ich“, begann er,„das Leuchten der wei⸗ ßen Tiſchdecken auf den großen, runden Tiſchen in der noch faſt leeren Halle vergeſſen. Eine berühmte Kapelle ſpielte zum Tanztee. Zwei Mädchen ſetzten ſich an einen Tiſch ganz in meiner Nähe, und als die Kapelle wieder begann, ging ich auf die Aeltere zu, die ſehr helles Haar hatte und ausſah, als ob ſie entſchloſſen ſei, ſich unter allen Umſtänden zu vergnügen. Jemand kam mir zuvor, und da ich ſchon einmal an dem Tiſch ſtand, engagierte ich die andere, die ich mir vorher gar nicht ſonderlich an⸗ geſehen hatte. Sie war leicht in meinem Arm, man ſpürte ſie faſt gar nicht, und das war ein merkwürdiges Gefühl, als ob man für ſich allein tanze. Ich mußte ihr, obgleich ich es unſinnig fand, andauernd ins Geſicht ſehen. Es war ſchmal und ſehr braun; das konnte auch vom Puder ſein, denn gepudert war es beſtimmt,— die Augen groß und dunkel, von einer tiefen, matten Farbe wie blaue Wein⸗ trauben, die noch den Wachshauch haben. Nun, wir trafen uns häufiger, aßen gemeinſam zu Abend und tanzten nachher irgendwo. Sie hieß— nun, ſagen wir Irma. Keine Familie wird etwas dabei finden, wenn ein junger Mann gelegentlich auf dieſe Weiſe mit einem Mädchen zuſammenkommt, und ſolange alles dabei bleibt, wird ſich auch keine Familie ſonderlich für das Mädchen ſelbſt intereſſieren, Herkunft, Bildung, Ver⸗ mögen, und was bei ſolchen Gelegenheiten alles ins Spiel geführt wird. Im Herbſt fuhren wir einmal mit dem Wagen hinaus zu einer Art Gartenbauausſtellung, es war aber mehr ein Vergnügungspark, und Irma fragte mich, warum ich ſie der Freundin vorgezogen habe. Ich ſchwieg. Ich ſah, daß ſie errötete, aber ſie lachte dabei, mit rotgemalten Lippen — bei Gott, ich glaube, ſelten iſt ein Mann von einer Frau ſo oft und auf eine ſo betont lebensfrohe Art angelacht worden. Aber ihr Lachen war nur ein bunter und flitter⸗ hafter, vielleicht auch ſchamhafter Vorhang, hinter dem Elend, Schmerz und Schwäche verborgen waren. Ich fühlte es, und ich geſtehe, es ſchien ihrem Lachen einen beſonde⸗ ren, unnatürlichen und quäleriſchen Reiz zu geben. In dieſen Sekunden, während ſie lachend errötete und die ſeltſam blauen Augen mich anſahen, über denen ein Dunſt⸗⸗ ſchleier zu liegen ſchien wie über Flußtälern im Herbſt oder frühen Sommer, fühlte ich eine unbeſtimmte Angſt und einen unüberwindlichen Reiz, den großen, offenen Mund mit den rotgemalten Lippen zu küſſen, und ich tat es. Zum erſtenmal. Am übernächſten Tag wollten wir ins Theater; aber dann kam ein Brief, ſie ſei krank, wenn ich Luſt habe, könne ich ſie am Nachmittag beſuchen. Es war eine lange Straße. die Mutter öffnete.„Ein Blutſturz“, flüſterte ſie beinahe ehrfürchtig, während ſie, auf dem Korridor voranging. „Um ſieben wird ſie abgeholt in die Klinik.“ Ich hatte die ganze Zeit über den ſonderbaren Gedanken gehabt, Irma müſſe in einem eiſernen, weißlackierten Bett liegen, und nun war es tatſächlich ſo. Zum erſtenmal ſah ich ſie ohne Puder und die blaſſen, bläulichen Lippen, wie ſie wirklich waren, und das ganze ſchmale Geſicht noch weißer faſt als das Leinen des Bettes, auch ihr Lächeln mißglückte rührend. Wir ſprachen nicht viel. Als ich mich verabſchiedete, verſuchte ſie, ſich aufzu⸗ richten, auf ihre dünnen, nach rückwärts geſtreckten Arme geſtützt, und ich bat ſie, ſich ſogleich niederzulegen. Sie tat es, nachſichtig lächelnd. „Du biſt müde“, ſagte ich. „Ja. Ich möchte noch ein bißchen ſchlafen, bevor ſie mich einliefern.“ Das Wort„einliefern“ klang eine ganze Weile in mir nach.„Ich werde dich beſuchen“, ſagte ich,„gleich morgen.“ Sie ſah wirklich ſehr müde aus, aber dann rief ſie mich noch einmal zurück.„Du“, ſagte ſie, ſchon halb im Schlaf, „ich mach mir oft komiſche Gedanken. Schließlich müſſen wir doch alle mal ſterben, nicht wahr, und wenn man mich dann fragt: Irma, für wen haſt du gelebt?“— was ſoll ich dann ſagen? Ja, was? Dann muß ich ſagen: Für Loymann& Gnipp, Immobilien.“ Ich kann nichts an⸗ deres ſagen“ Sie ſah mich die ganze Zeit über an, als ſehe ſie mich zum erſten⸗ oder zum letztenmal. Sie ſchloß die Augen kein einziges Mal. Ihre Augen lagen heute ſehr tief, aber ſie waren dunkel wie immer, nur ſchien ſich der Schleier über ihnen verdichtet zu haben. Ich ſtand da und ſah ſie an, ich hatte ein merkwürdig ſchwebendes Gefühl, und es ſchien mir, als ſei Irma ein bißchen verlegen: aber ich war nicht ganz ſicher, ob mein Geſicht nicht auch einen ſol⸗ chen Ausdruck zeigte. Nach einer Weile, während ein eigen⸗ artiges, dumpfes, taktmäßiges Dröhnen die etwas dumpfe Luft des Krankenzimmers erfüllte, hörte ich ſie leiſe und wie durch eine Wand hindurch ſprechen:„Ich kann nichts anderes ſagen.“ Sie lachte dünn und ganz kurz. Loymann& Gnipp war die Firma, bei der ſie als Steno⸗ typiſtin angeſtellt war. 8 i a Nun, ſchließlich bemerkte ich, das dumpfe, taktmäßige Dröhnen war mein eigener Herzſchlag in meinen Ohren. „Du mußt ſchlafen“, ſagte ich.„Morgen ſieht alles ganz anders aus.“ Und das tat es auch, am nächſten Nachmittag lag ſie ſchon in dem Liegeſtuhl eines Davoſer Sanatoriums. Ich dachte nicht daran, was die Meinung meiner Familie über dieſe Angelegenheit ſein könnte. Ich hätte mit jedem ein⸗ zelnen, wenn nötig, ein Duell auf Piſtolen und zehn Meter Diſtanz ausgefochten. Nun, ich ſetzte auch ohne Duell meine Abſicht durch. Gott ſei Lob und Dank, haha, ich ſetzte ſie durch. Warum? Darüber brauchen wir wohl nichts zu ſagen. Aber wann es begann? Das möchte ich wiſſen! Ich für meine Perſon glaube, es begann mit die⸗ ſem Blick im Krankenzimmer, dieſem unbeſchreiblichen Blick. Er war nicht der erſte, natürlich nicht, aber werden Sie mich jetzt verſtehen, wenn ich behaupte, daß er trotz⸗ dem der erſte war?“— One dak ER Der rauhe böhmiſche Wind fegt dicke Schneewolken über die Kuppen und Hänge der Bayerwaldberge. Er pfeift und heult, und bald wirbeln Schneeflocken in wil⸗ dem Reigen. Groß ſind ſie, faſt wie Buchenblätter im Herbſt. Die ſchwarze Gretl muß alle Augenblicke ſtehen⸗ bleiben und ſich die eiſige Näſſe aus den Augen wiſchen. Dann wandert ſie langſam weiter. Mühſam genug iſt das Stapfen durch den friſech gefallenen Schnee in den großen ſchweren Holzſchuhen. Aber gute feſte Lederſttefel hat die Gretl nicht. So wenig wie all die anderen armen Bauern tief drinnen im Bayriſchen Wald. Die Ellerbeck⸗Gretl und ihre Leute gehören auch dazu. Das Daheim iſt ein kleines, windſchiefes Waldlerhäuſel aus Holz. Früher ging es noch an. Der alte Ellerbeck war Rechenmacher und verhandelte ſeine Erzeugniſſe nach Böh⸗ men hinüber, und die erwachſenen Brüder der Gretl gin⸗ gen zur Holzarbeit. Heute gibt es wenig Arbeit im Wald, und die Böhmen haben die Grenze geſperrt und laſſen keine Holzwaren mehr hinüber. Die ſchwarze Gretl war unten im Kirchdorf, um für eine Nachbarin etwas zu beſorgen. Der Weg in den kleinen Weiler, wo das Ellerbeck⸗Gütl ſteht, iſt weit. Es mag gegen vier Uhr nachmittags ſein. Trotzdem ſenken ſich im Zeichnung: Grunwald— M. Die Gretl nimmt eine der Holzſchindeln und einen Stein und ſchiebt ſie unter ihr Umſchlagtuch. Wald ſchon die erſten Schatten der Nacht hernieder. Der eiſige böhmiſche Wind treibt den Schnee zu hohen Wächten zuſammen, kaum daß man noch die aufgeſteckten Schnee⸗ zeichen ſieht. Beim mühſamen Wandern kommen allerhand Gedanken. Der ſchwarzen Gretl fällt ein, daß jetzt die Zwölften ſind, die geheimnisvolle Zeit, an die ſich im Bayriſchen Wald noch weit mehr Zauberglaube und alte Sagen knüpfen als anderswo. Da raſt nachts der Hoi⸗ mann mit ſeinem geſpenſtiſchen Heer durch die Lüfte, und wer es verſteht, kann in den Rauhnächten in die Zukunft ſehen oder einen Schatz heben. Früher einmal ging hier der„Goldene Steig“ durch die Wälder, die berühmte große Salz⸗ und Handelsſtraße nach Böhmen, auf der jede Woche viele Hunderte von Saumroſſen über die Grenze zogen, auf der ſtets reges Leben herrſchte und die für alle Orte der Gegend Wohl⸗ ſtand und Verdienſt in Hülle und Fülle brachte. Jetzt wiehern läugſt keine Roſſe mehr am Goldenen Steig Er iſt einſam geworden, verfallen und vergraſt, die Brücken vermorſcht Aber mancher Goldſchatz ſoll noch in der Ge⸗ gend vergraben ſein, den einſt Schmuggler verborgen baben oder die Räuber, die dann und wann reiche Kauf⸗ manuszüge überfielen. Dieſe Schätze kann man in den rauhen Nächten finden. Die Gretl ſeufzt ein wenig. So einen Schatz, wenn man bekäme! Oder wenn wan ſonſt ein wenig Glück ins Haus zaubern könnte! Die Rauhnächte wären juſt die rechte Zeit zum Schatzgraben. Und die alte Emerenz im kleinen Häuſel am Waldrand weiß allerlei von ſolchen geheimen Dingen. Wenn man—— Endlich iſt die Gretl zu Hauſe. Sie ißt mit den an⸗ deren raſch die Milchſuppe und die knapp zugemeſſenen Erdäpfel Dann greift ſie wieder nach dem Umſchlagtuch und holt ihr Strickzeug hervor: Sie will noch ein bißl zur Nachbarin gehen. Draußen haſtet ſie ſchnell an den Nach⸗ barhäuſern vorüber und ſtapft durch die Dunkelheit hin⸗ über zum Häufl am Waldrand. Die alte Emerenz ſitz: 125 De BVEnIScuEN Os „Und wurde ſie dann— geſund?“ fragte einer von uns mit belegter Stimme. 1 ja“, ſagte der Breitſchultrige,„das will ich mei⸗ nen!“ Die junge Skiläuferin in Weiß kam auf die Terraſſe zu, winkte.„Hallo!“ rief ſie.„Es iſt Zeit!“ „Ich komme!“ rief der Breitſchultrige, ſich über das Geländer beugend, und dann, indem er ſich nach uns um⸗ wandte:„Wir wollen nämlich heute noch ins Tal.— O ja, meine Herren, ſie wurde geſund— wie Sie ſehen!“ Wir beobachteten ſchweigend, wie ſie den öſtlichen Hang hinabglitten, wo das Sonnenlicht wie ein feiner, gelber Nebelhauch ſchwebte,— hinabglitten ins Tal zu den eben ergrünenden Wieſen, Buchen, Apfelbäumen, dem Duft von Holz, der mit dem Rauch aus den tiefen Ka⸗ mtnen ſteigt. 4 in ihrer Stube ſtrickend auf der Ofenbank. Der ganze Raum duftet würzig nach Kräutern, denn die Alte iſt eine kundige Kräuterſammlerin und genießt als Frau, die alle möglichen Tränke brauen und Krankheiten heilen kann, großes Anſehen. Die alte Emerenz verſteht, die Menſchen zu nehmen. Es braucht nur ein paar Fragen, dann weiß ſie, welches Anliegen die Ellerbeck⸗Gretl ſo ſpät noch zu ihr führt. „Naa, Gretl— das mit dem Schatzgraben, das laßt beſſer ſein“, meint ſie.„Bei ſolcherne Sachen is's ſcho oft ſchief nausgangen! Da hat ſcho manch einen der ganz andere nachher g'holt! Man verzählt da ſo allerhand.— 's Glück zwingen— dös wär ſcho weniger g'fährlich— aber freili——“ Die Emerenz ſtrickt haſtig drauflos, und die Gretl wartet geſpannt.„In a paar Tag is Dreikönig, die letzt Rauhnacht“, flüſtert die Alte endlich geheimnisvoll. Die Gretl rückt näher. „Auf Dreikönig is net recht geheuer, da wirkt aller⸗ hand Zauber und ſo“, raunt die Alte,„da muß man ſich irgendein Stückel, das einem ganz glücklichen Menſchen g'hört, verſchaffen und bei ſich im eigenen Haus verſtecken. Das zieht dann auch ein Bröckel vom Glück zu einem ſelber rüber, ſo daß einem manches gelingt und beſſer ausgeht.“ „Was muß man ſich denn verſchaffen?“ fragt die Gretl atemlos. „Das is ganz gleich“, erklärt die Emerenz,„irgend was, ein Lattl vom Zaun, ein Scheitl vom Holzſtoß, a Ziegelſtein oder ſo was—“ 8 8 was wär doch ganz leicht!“ meint die ſchwarze retl. Aber die alte Emerenz ſeufzt nur:„O mei Dirndl, du jung's, dumm's! Glaubſt wirkli, es is ſo arg leicht, an ganz und gar glücklichen Menſchen zu finden? J bin ſcho ſo-alt und hab no wenig g'ſehn! Uebrigens muß man bei dera Sachen in der Dreikönigsnacht ganz ſtill ſein, darf koa Wörtl net red'n, ſonſt wirkt der Zauber net!“— Wie die Gretl ſpäter wieder heimwärts wandert, hä ſie brennend heiße Backen und überlegt in einem fort, wer wohl ein ganz glücklicher Menſch ſein könnte. Schließlich findet ſie, daß dies der reiche, junge Rößlwirt unten im Dorf wäre. Der hat ein ſtattliches Anweſen, viel Geld und eine junge, bildſaubere Frau. Im letzten Frühling hat er erſt geheiratet. Die Gretl war unter den Zuſchauern, die den ſtattlichen Kirchenzug bewunderten. Sie erinnert ſich noch deutlich an das ſtrahlende Geſicht des jungen Wirtes. Auch ſonſt kennt man ihn immer nur geſund, gut⸗ launig und freundlich. Bald ſoll im Wirtshaus zum Rößl auch noch ein Kleines einrücken, wie man hört. Ja, der Rößlwirt iſt ſicher glücklich. So einem kann nichts ge⸗ ſchehen.—— Am Dreikönigsabend geht man im Ellerbeck⸗Häufl früh ins Bett. Die Gretl wartet, bis alles ſchläft. Dann ſchleicht ſie ſich vorſichtig aus dem Hauſe. Mit Herzklopfen wandert ſie haſtig den weiten Weg ins Dorf hinunter. Sie hat Angſt, ſo einſam und allein in der zauberhaften letzten Rauhnacht draußen zu ſein. Es iſt eine helle Nacht. Sie läuft, was ſie kann. Zum Glück ſchneit es nicht. Der Weg iſt hart gefroren. So kommt die Gretl raſch vorwärts. Im Dorf drückt ſie ſich ſcheu hinter den Häuſern vorbei. Im Gaſthof zum Rößl brennt noch Licht. Leiſe ſchleicht die Gretl in den Hofraum und ſieht ſich um: An der Hauswand ſind Ziegelſteine aufgeſchichtet und ein Stoß Schindeln, wie man ſie zum Dachdecken braucht. Die Gretl nimmt eine der Holzſchindeln und einen Stein und ſchiebt ſie unter ihr wollenes Umſchlagtuch. Wie ge⸗ jagt rennt ſie zum Hoftor hinaus und den Bergweg hinan. Auf dem Heimweg fürchtet ſie ſich faſt noch mehr als vorher. Sie erſchrickt vor ſedem knackenden Aſt, vor dem Knirſchen des Schnees unter ihren Schuhen, und atmet auf, als ſie endlich wieder in ihrer Schlafkammer ſteht. Dort verbirgt ſie den Stein und die Schindel tief in einer alten Truhe. Ein ganz leichtes, frohes Gefühl kommt plötzlich über ſie: Nun wird alſo ein wenig Glück auch den Weg zu ihr finden!— Am Sonntag nach Dreikönig geht die Ellerbeck⸗Gretl vormittags ins Dorf zur Kirche. Unterwegs begegnet ihr die alte Emerenz, die bereits in der Frühmeſſe war un langſam heimwärts humpelt. 8 „Haſt ſcho g'hört? Dem Rößlwirt ſei junge Frau is geſtern auf d' Nacht g'ſtorben!“ ruft ſie der Gretl im Vor⸗ beigehen zu. i „Die junge Wirtin?“ ſtammelt die Gretl erſchrocken. e ee eee „Ja— geſtern im Kindbett. Der Doktor hat ihr nim; mer helfen können, und's Kindl hat auch nur grad a paar Stunden gelebt.“ Die Ellerbeck⸗Gretl bleibt lange, lange auf demſelben Fleck ſtehen und ſtarrt vor ſich hin. Die Alte iſt längſt weitergegangen und hinter den Bäumen verſchwunden. An dieſem Tage kommt die Gretl ſehr ſchweigſam und nachdenklich heim. Nachts ſchleicht ſie ſich wieder d Ja, die alte Emerenz hat ſchon recht: Es iſt nicht lei einen ganz glücklichen Menſchen zu finden!—— f Copyright by Carl Duncker Verlag. Berlin W. 62. (1. Fortſetzung.) Im vorhergehenden Kapitel wurde erzählt: Helge Faber, eine junge Malerin, ſteht allein auf der Welt. Ihre Mutter iſt geſtorben. Eines Tages fehlte das Seld in der Truhe der Mutter. Der leichtſinnige Wolf mußte ich den Vorwurf gefallen laſſen, daß er das Geld genommen 1898 Seitdem iſt er verſchollen, und Helge ſteht allein. Ge⸗ rade an dieſem Tage hat ſie einen Auftrag für eine Zeitung erledigt. Der Erfolg hat ſie ſo froh gemacht, daß ſie etwas unternehmen möchte Sie beſucht den Ateliernachbarn Walter Burger, ebenfalls ein Maler. Der alte Herr will ſeiner jun⸗ gen Nachbarin die Freude nicht verderben und iſt mit von der Partie. Schließlich können ſie aufbrechen. Als ſie vor der Haustür ſtehen, will Burger rechts entlang, aber Helge hält ihn feſt. „Der Kraftdroſchkenſtand, wie man ſo ſchön ſagt, be⸗ findet ſich meines Wiſſens an jener Ecke dort. Wenn man fünfzig Mark in der Taſche hat, gehört es ſich einfach, milt einer Taxe in den Weſten zu fahren.“ Helge Faber hängt ſich an Burgers Arm und dirigiert ihn zur U⸗Bahn. Die Argumente des Malers ſcheinen ihr micht ſtichhaltig zu ſein. Sie fahren ein paar Stattonen, und dann, im blau⸗rot⸗grün kreiſenden Licht der Leucht⸗ reklamen am Zoo, fragt Helge, welches Lokal ihr hoher Gaſt und Meiſter beehren wolle. „Mümmelmann, Baby, wenn man ſchon fünfzig Mark in der Taſche hat, tu ich es nicht unter Mümmelmann.“ Mümmelmann iſt der Spitzname des Herrn Gaſtro⸗ nomen Alois Haſe, deſſen Stammgaſt in guten Tagen Walter Burger iſt. So ſteuern ſie einer ſchmalen Quer⸗ ſtraße des Kurfürſtendamms zu, um ſogleich im Garde⸗ robenraum auf den Beſitzer des Lokals zu ſtoßen. Herr Alois Haſe empfängt ſie mit ſtrahlendem Lächeln. „Wieder ein Bild verkauft, Herr Burger?“ „Nein, Meiſter Langohr, nur mich. Und zwar unter Preis an dieſes Baby, dem das Betreten fragwürdiger Lokale nur in Begleitung Erwachſener geſtattet iſt.“ Im Reſtaurant empfängt ſie leiſe Muſik. Auf einem unwahrſcheinlich kleinen Podium haben immerhin ein Flügel, ein Cello und eine Geige Platz gefunden. Wie ſie Durch den ſchmalen Raum gehen, Walter Burgers einſti⸗ gem Stammplatz in der hinterſten Niſche zu, blickt ein Herr im dunklen Abendanzug auf Seine grauen Schlä⸗ fen kontraſtieren gut zu der glänzenden Seide des Smo⸗ kingaufſchlags, und ſeine Geſichtsfarbe iſt ſo geſund und Hraun, daß der Maler ſogleich auf einen Engländer oder Amerikaner ſchließt. Der Fremde folgt Helge mit einem langen Blick, und jetzt erſt freut es ihn, mit Helge Faber Ausgehen zu dürfen. Es gibt Menſchen, die ihn darum beneiden, es iſt ſchön, beneidet zu werden. Auch die beiden Herren drüben in der Niſche, die doch eine phantaſtiſch ſchöne Frau als Tiſchdame betreuen dürfen, blicken für einen Moment zu Helga hin, und Burger empfindet ein Dunkles Dankgefühl für das junge Mädchen, das darauf beſtand, daß er ſeine alten Schuhe mit dem Malerkittel blankreiben mußte. Der Kellner reicht Wein⸗ und Speiſekarte. „Geben Sie mir erſt einmal einen ſcharfen, anſtändi⸗ gen Schnaps“, nickt Burger,„dann werden wir in Ruhe ausſuchen. Würſtchen mit Kartoffelſalat ſtehen meines Wiſſens rechts unten.“ Mit dem Blick eines beleidigten Filmſtars zieht ſich der Kellner zurück. „Natürlich einen großen Korn“, ruft der Maler nach, dann wendet er ſich zu ſeiner Begleiterin, die etwas ratlos in die große Karte blickt. „Es gibt zwei Arten, zu beſtellen, Helgekind. Die eine beſteht darin, daß man die linke Hand auf die Namen der Gerichte legt und nur die Preiſe lieſt. Dann ſtößt du bei neunzig Pfennig auf Würſtchen mit Kartoffelſalat. Dieſes Syſtem kenne ich ausgezeichnet. Die zweite Art der Wahl verlangt das Gegenteil. Rechte auf die Preiſe decken und ausſuchen, was das Herz begehrt. So mache ich es heute, und ich möchte auch dir dazu raten.“ Helge wählt ſchnell, und Burger entſcheidet ſich nach genauem Studium für Rehkeule mit Preiſelbeerkompott. „Schmeckt faſt ſo gut wie ſelbſtgeſchoſſener Bock“, kon⸗ ſtatiert er und füllt die Gläſer mit einem hellen, kalten Moſel. „Warſt du ſchon mal auf Jagd, Alterchen?“ „Ob ich was? Baby, nicht immer habe ich mit Stil⸗ leben meinen Hunger geſtillt. Wir hatten vor dem Kriege drei Güter in Kurland und ein Kaſtell am Mittelmeer. Auch brauchſt du bei meinem Alter nicht zu bezweifeln, daß ich noch mit dem Wurfſpieß Wildſäue und Auerochſen vor mir hertrieb.“ „Wie ſchmeckt Auerochſe, Alterchen?“ „Vorzüglich! Eigentlich das einzig Mögliche für einen Mann! Ausgenommen Bärenſchinken!“ „Du Aermſter! Vom Auerochſen zu Würſtchen mit Kartoffelſalat!“ 5 „Nun, momentan klimme ich wieder aufwärts und bin ſchon bei den Rehböcken angelangt. Somit Proſit, Baby! Und wenn du fürchteſt, daß dir der Wein zu Kopf ſteigt, ich opfere mich und trinke ihn allein!“ Helge Faber befürchtete das keineswegs. Sie hebt ihr Glas dem Maler zu, der es kräftig mit dem ſeinen klingen läßt, aber ihre hellen, ſcharfen Augen bemerken wohl, daß Burger nicht ihr allein zutrinkt, daß er ein wenig ſein Glas zu der jungen Dame hebt, die flankiert von zwei Kavalieren, drüben in der Niſche ſitzt. Und die junge Dame im Abendkleid, auf dem ein wenig Schmuck blinkt, dankt dem Maler mit einem Wimperſchlag. Walter Burgers Augen bekommen ein Leuchten, das nicht vom Wein herrührt. Helge bemerkt es, und ihr Herz iſt voll Dank für die Unbekannte, die ihren alternden Freund mit einem flüchtigen Blick beglückte. a ich, dieſer Mann, deſſen Schläfen ſchon ergrauen, der einen ſchäbigen Anzug trägt und ſein Ich mit tauſend rauhbeinigen Worten und Geſten wappnen muß, der es überhört, wenn man ihm ſagt, daß man Geburtstag hätte, 8 0 nur weil er nichts zu verſchenken hat, dieſer Mann iſt noch immer ein Junge, ſein Herz iſt ein Jungenherz, und man weiß es aus der edlen Läſſigkeit ſeiner Bewegungen, daß er ein Junge aus gutem Hauſe iſt, daß es ſchon ſtimmen mag, wenn er ſagt, ſeine Familie hätte zwei Güter in Kur⸗ land und ein Kaſtell am Mittelmeer beſeſſen. Wann war das? Vor dem Kriege, ſagt Burger, das Alterchen, das den Fünfzig zuſteuert. Immer wenn alternde Menſchen etwas Schönes erzählen, fügen ſie dies„vor dem Kriege“ hinzu. Das klingt, als ſprächen ſie von einer Welt, die für immer verſunken iſt. Ja, ſie iſt verſunken. Und dies Auge, in dem noch das ſtille Liebesleuchten glimmt, dies Auge hat einmal ein Maſchinengewehr viſiert. Der Kaffee wird gebracht. Burger trinkt ihn ſchwarz, mit vielen Zuckerſtückchen, die Helge in ſeine Taſſe gluckſen läßt. Die Muſik, die lange geſchwiegen hat, beginnt wie⸗ der. Auf einer glänzend erleuchteten Tanzfläche dreht ſich ein einziges Paar. Die Unbekannte und der Herr, der zu ihrer Linken ſaß. „Wer mag ſie ſein?“ fragt der Maler. „Ich denke die ganze Zeit ſchon darüber nach, Bur⸗ ger.“ Helge vermeidet es ſehr, jetzt den Kameraden mit Alterchen zu titulieren.„Mir iſt, als hätte ich dieſe Frau ſchon oft geſehen, und dann weiß ich es doch nicht, wo.“ „Weil du dich in den Dynaſtien nicht auskennſt, Baby. Natürlich iſt es eine Hoheit. Ich weiß nur nicht, ob eine Wittelsbacherin oder eine des Hauſes Habsburg.“ „Glaubſt du, daß Prinzeſſinnen bei Mümmelmann zu Abend eſſen, Burger?“ „Selbſtverſtändlich. Seit ich in Paris Vettern und Kuſinen des Zaren fahren und Cocktails miſchen geſehen, zweifle ich an nichts mehr.“ Helge will etwas erwidern, doch plötzlich muß ſie unter einem fremden Blick verſtummen. Der Herr mit den grauen Schläfen, der nahe dem Eingang ſaß, iſt auf⸗ Zeichnung: Drewitz— M. „Bitte, gnädige Frau!“ Sie reicht ihr das Skizzen⸗ buch. Tatjana Wrangel hebt das Blatt ganz nahe an die Augen, und ſie betrachtet es lange und ſtreng. geſtanden, er blickt etwas fragend und ſcheu zu Helge Faber hinüber. Vielleicht möchte er tanzen, doch nein, er wendet ſich zur Tür und grüßt nur ein wenig ſcheu und ſchnell, ehe er durch die wippenden Türflügel in die Gar⸗ derobe tritt. Ich hätte ihm danken ſollen, denkt Helge Faber, dan⸗ ken, wie die ſchöne, dunkle Frau vorhin Walter Burger dankte. Mit einem Wimperſchlag, mit einem ganz leiſen Lächeln. Aber ich war wieder nur die Malerin, wieder die Zeichnerin, die ſcharf und ſchnell die Bilder in ſich reißen muß, die ihr das Leben gibt. Einmal werde ich dieſen grauen Herrn auf ein Blatt Papier zeichnen, vielleicht für eine Whiskyreklame, vielleicht für eine Modeſeite. Ich weiß nun, wie ſcheue, ältere Herren eine Unbekannte an⸗ ſehen und grüßen. „Wieder einen Gefangenen eingebracht?“ fragt Bur⸗ ger. Natürlich hat er Helgas Gedanken erraten, es iſt un⸗ heimlich, wie er alles erahnen kann. Aber warum wird ſie denn rot und greift haſtig zum Wein, der noch neben den Mokkatäßchen ſteht? Das ſind ja alles törichte Dinge und Phantaſtereien. Der graue Herr wird ſehr glücklich verheiratet ſein. „Haſt du denn kein Papier bei dir?“ Wieder iſt es Burger, der ſie aufſchreckt. Doch diesmal errötet ſie nicht. Schweigend nimmt ſie das Slizzenbuch, das ihr der Maler hinſchiebt. „Nicht denken, zeichnen!“ kommandiert er und reicht ihr einen ſeiner berühmten Bleiſtifte. Sie ſind fabelhaft geſpitzt, kein anderer kann ſo Bleiſtifte ſpitzen wie das Alterchen. „Es iſt mein begabteſter, verdirb ihn mir nicht, Baby“, warnt Burger, und Helge teilt durchaus des Freundes Anſicht, daß es unter Bleiſtiften und Pinſeln be⸗ gabte und unbegabte gibt. Nicht die Qualität macht es, nicht die Stärke und Form, o nein! In der gleichen Packung können völlig talentloſe neben ganz genialen liegen. Die beſten aber ſind zumeiſt die, die der Zufall einem überließ. Burger hat einen Blei, den einmal der Geldbriefträger bei ihm liegenließ, dieſen hält er für den allerbeſten, es iſt kaum möglich, mit ibm einen falſchen nieren.“ 1A 2 W z. Strich zu tun. Und auch darin ſtimmt Helge zu, daß man einen guten Bleiſtift verderben kann. Darum hütet man ſeine Lieblinge, man verleiht ſie nicht, und man notiert ſich auch keine Telephonnummern mit ihnen. Ja, das iſt alles ſehr myſtiſch, und ginge man mit ſolchen Geſtänd⸗ niſſen in die Sprechſtunde eines Nervenarztes, die Diag⸗ noſe wäre vorher zu beſtimmen.— Walter Burger hat ſich von Helge abgewandt. Er will ſie nicht ſtören in ihrer Arbeit, und ſo lauſcht er mit halb⸗ geſchloſſenen Lidern der Muſik. Zuweilen freilich blickt er auf, dann ſieht er die ſchöne, dunkle Frau dort drüben, die nicht mehr tanzt, trotzdem nun ihr rechter Tiſchherr eine kleine, auffordernde Verbeugung tat. Zuweilen nimmt ſie Walter Burgers Blick auf, und der Maler ahnt nicht, daß auch das junge Mädchen neben ihm manches Mal hin⸗ überſteht zu der ſchönen Fremden. Nein, Helge Faber zeich⸗ net nicht den Herrn mit den grauen Schläfen, der eben ge⸗ gangen iſt, ſie zeichnet die dunkle Frau, die von der Niſchenwand halb verborgen iſt. Sie gibt ihr ein leiſes Lächeln und ihrem Blick den gleichen, geheimnisvollen Glanz, der auch auf dem zarten Schmuck an ihrem Halſe leuchtet. Und plötzlich, im letzten Strich der Skizze, weiß ſie, wer die Fremde iſt. Sie weiß es, und ſie ſucht doch nach dem Namen, einem ſehr berühmten Namen, der in vielen Blättern zu leſen iſt und nachts in blauen oder roten Lettern über die Reklamegiebel der Filmpaläſte wandert. Helge Faber bohrt die Spitze von Walter Burgers be⸗ gabteſtem Bleiſtift in ihre linke Hand. Sie hat ein paar Filme geſehen, in denen dieſe Frau dort, dies ſchlanke, junge Weib die Hauptrolle ſpielte, ſie weiß nichts mehr von dieſen Filmen als dieſe Geſtalt, und nun iſt auch der Name da, der große, berühmte Name. Helge ſpricht ihn ganz leiſe vor ſich hin, daß ſelbſt Walter Burger ihn nicht hören kann. Tatjana Wrangel. Vielleicht aber täuſcht ſie ſich. Hunderttauſend Frauen und Mädchen verſuchen, dieſer Frau zu gleichen, ſie tragen das Haar wie ſie, ſie halten den Kopf geneigt wie ſie. Ja, aber dieſe Augen mit der leiſen Trauer im Blick, die kön⸗ nen ſie nicht nachahmen und nicht das ſcheue Zucken der Schultern, über die zuweilen ein Fröſteln zu rinnen ſcheint und dieſe Hände, die Lionardo berauſcht hätten. Aber wenn es ſchon unwahrſcheinlich iſt, daß Prin⸗ zeſſinnen bei Mümmelmann zu Abend ſpeiſen, iſt es nicht noch viel unwahrſcheinlicher, es von dieſer Frau anzu⸗ nehmen? Iſt ſie denn überhaupt in Europa? Weiß man nicht, daß dieſe Tatjana Wrangel, die eine halbe Ruſſin und eine halbe Deutſche iſt, ſchon vor Jahr und Tag als kleine Komparſin in Amerika auftauchte und dort, faſt über Nacht, berühmt ward und in die erſte Linie rückte? Helge Faber wagt nicht mehr, zu dem Tiſch in der Niſche zu blicken, aber ſie hört, wie dort ein Stuhl gerückt wird, wie man ſich erhebt. Und dann geſchieht das, was ſie ſpäter nie ganz begreifen wird, wenn ſie an dieſem ſeltſamen Abend zurückdenkt, ſo einfach war es, ſo ſelbſt⸗ verſtändlich. Tatjana Wrangel ſteht plötzlich vor ihr, und ſie ſagt mit einer leiſen, lächelnden Stimme, in der auch etwas Traurigkeit mitſchwingt. „Wenn Sie mich gezeichnet haben, dürfte ich das Blatt einmal ſehen?“ Zum zweiten Male an dieſem Abend huſcht ein flüch⸗ tiges Erröten über Helge Fabers Geſicht. „Bitte, gnädige Frau!“ Sie reicht ihr das Skizzenbuch. Tatjana Wrangel hebt das Blatt ganz nahe an die Augen, und ſie betrachtet es lange und ſtreng, ſie betrachtet es, wie man einen Paß prüft oder eine Banknote, und es iſt Helge Faber, als hätte ſie ſich vor dieſer fremden Frau zu rechtfertigen. Aber plötzlich löſt ſich die Strenge in einem ſehr weichen, ſehr frohen Lächeln.„Die meiſten können nur Karikaturen von mir machen“, ſagt ſie dann, „hier iſt Liebe, oder irre ich?“ Sie hat das Skizzenbuch auf den Tiſch gelegt und Walter Burger, der noch immer neben ſeinem Stuhl ſteht, der ſich erhoben hatte, als die Tatjana zu ihnen trat, er nimmt jetzt das Skizzenbuch, betrachtet Helgas Zeichnung und beißt ſich auf die Lippen. „Baby, das haſt du verdammt gut gemacht. Aber es iſt ein tolles Stück, ich denke, du hältſt den grauhaarigen Jüngling feſt und derweilen...“ Er bricht plötzlich ab unter dem Blick der fremden Frau, die er für eine Prin⸗ zeſſin hielt. „Würden Ste ſich von dem Blatt trennen können?“ „Ich ſchenke es Ihnen gern, Frau Wrangel“, ſagte Helge Faber, aber ſie erſchrickt faſt vor der heftigen Geſte, mit der Tatjana Wrangel abwehrt. „Ich bin doch gar nicht... Nein, Sie irren ſich.“ Die beiden Herren im Frack, drüben in der Niſche haben ſich erhoben. Wie ein paar rieſige Wachhunde er⸗ ſcheinen ſie, die ihre Herrin in Gefahr wähnen. Doch Tat⸗ jana Wrangel wendet ſich ihnen lächelnd zu und bittet ſie mit einem Blick zu bleiben. „Baby, was machſt du für Geſchichten“, knurrt Bur⸗ ger, dann nennt er ſeinen und Helges Namen.„Ich habe Hoheit natürlich ſogleich erkannt, aber was dies Kind für ſinnloſe Namen ſtammelt, iſt mir unerklärlich.“ „Sinnloſe Namen!“ Ein paarmal flüſtert Tatjana Wrangel Burgers Worte.„Sinnloſe Namen! Sinnloſe Namen! Aber ich will es doch nicht leugnen, Herr Bur⸗ ger. Ich bin wirklich keine Hoheit, und es iſt wahr, ich trage dieſen ſinnloſen Namen.“ Da lächelt Walter Burger, und er ſagt etwas, was zwei Frauen nie vergeſſen werden, etwas, das ſchöner klingt als alle Lieder der Troubadoure und höflicher als eine ritterliche Weiſe der Provenee.. „Vergeben Sie mir“, ſagt Walter Burger,„ich hätte es ſehen müſſen, Sie ſind nicht eine Hoheit, Sie ſind die „Da, Kind, das Blatt dorfſt du mit vollem Namen ſin⸗ N 8 FFF Foctſetzung folgt Hoheit!“ Und während er Helge das Skizenbuch reicht: 5 Schachaufgabe. D 8 e. . . 7 2 5 W ee , . ee, b d 1 Weiß zieht und ſetzt mit dem vierten Zuge matt. Silbenrätſel. che— de— e— e— eich— gard— ha— il— lut— mant— mar— mor— mu— nau— ne— noi— ops — ſa— ſal— ſe— ſpe— ſtätt— ter— wa— zach— zel Aus den vorſtehenden Silben ſind 13 zweifilbige Wörter zu bilden, deren Anfangsbuchſtaben, von oben nach unten, und Endbuchſtaben, von unten nach oben ge⸗ leſen, ein Zitat aus Schillers„Piccolomini! ergeben. Die zuſammengeſetzten Silben haben folgende Bedeutung: 1. Edelſtein, 2. Laufvogel, 3. Nebenfluß des Inn, 4. Ge⸗ ſtein, 5. Weidengewächs, 6. Stadt in Pommern, 7. Ehren⸗ bezeugung, 8. ägyptiſcher König, 9. Stadt in Tongking, 10. Stadt in Bayern, 11. ruſſiſcher Strom, 12. Tonkünſt⸗ ler, 13. Harzflüßchen. Magiſches Quadrat. . N d o W 2 2 Die Buchſtaben in dem Quadrat ſind ſo zu ordnen, daß die ſenkrechten gleich den waagerechten Reihen nen⸗ nen: 1. deutſche Stadt, 2. Schlafmittel, 3. Krone, 4. eng⸗ liſchen Fabrikort, 5. berühmten Geigenbauer. Defizit⸗Aufgabe. a— a— al— al— ca— co— co— di— ga— hi — ka— ker— la— le— ma— ma— ma— mar me— mo— na— ne— o— por— ro— ſa— ſa— ſta — ſto— te— ter— tha— to— um— us— va Vorſtehendes ſind die erſten, zweiten und vierten Sil⸗ ben von zwölf vierſilbigen Hauptwörtern bzw. Eigen⸗ namen, die eine gleiche dritte Silbe haben. Wie heißt die Silbe und wie heißen die Wörter? Homonym. Von uns hat's jeder, ob's ihn nun beglückt, Ob der Gedanke dran ihn etwa quält; Obgleich es uns für's Leben iſt entrückt, Gibt's doch ſo manchen, der es ſorgſam zählt. Doch ob's gehört auch der Vergangenheit, Lenkt's in die Zukunft doch den irren Blick Und bannt nicht ſelten die Zufriedenheit, Vor jenen zaubernd arges Mißgeſchick. Kryptogramm. Begutachtung— Edinburgh— Krugwirt— Allwiſ⸗ ſenheit— Meilenſtein— Susquehanna— Lebensver⸗ ſicherung. Jedem der vor ſtehenden Wörter ſind drei auf⸗ einanderfolgende Buchſtaben zu entnehmen, deren Zuſam⸗ menſtellung ein Sprichwort ergibt. Verbindungs⸗Aufgabe. Aus den 18 Wörtern: Ar Baſe Bein Bella Eis Fehde Fuß Hammer Iſa Klatſch Lauch lauch Mut Not Schnitt Tür Ur Volk ſind neun neue Wörter zu bilden, und zwar in der Weiſe, daß zwei von ihnen ſtets ein neues ergeben. Sind dieſe gefunden und richtig geordnet, ſo nennen die Anfangsbuchſtaben, miteinander verbunden, einen Winter⸗ ſport. Zahlenrätſel. war einſt ein König in Flandernland, treibt vor ſich her den Wüſtenſand. brauſt Tag und Nacht mit wilder Kraft eine fremde Frucht mit ſüßem Saft. am Strand der Saale eine Stadt, bei Liebenden oft findet ſtatt. war einſt ein deutſches Herzogtum, erwarb durch Wiſſenſchaft ſich Ruhm. dort ſtarken Wellenſchlag es gibt, 3 als Zimmerpflanze ſehr beliebt. — d E 1 1 0 G e C A D οονο οο o N νο n D H O= D —— 0 Auflöſungen aus voriger Nummer: Neujahrs⸗Kreuzworträtſel: Waagerecht: den Vogel mit nach Hauſe. Sum Seiteertreib 21. Raab, 22. Stil.— Senkrecht: 1. Nordſee, 2. Pelz, 3. Torf, 5. Sparta, 6. Norma, 7. Urian, 8. Granat, 10. Jura, 12. Nogi, 13. Bar, 15. Ohm, 17. Tal. Silbenänderungsrätſel: Logik Rega Zie⸗ mer Olymp Einlauf Karree Monſun Venus Arrac Sittich Zentrum Tula Zebu Dolus.— Karpfenſchmaus. Kapſelrätſel: Gut Leiſte Ural Ern Chor Kai Arn Uran Fant.— Glueck auf. Bruchſtück⸗Aufgabe: Gabel, Schleſien, Lagune, Lette, Zuname, Neptun, Pendel, Jacht, Streu.— Alles Gute zum neuen Jahre. Kapſelrätſel: Jak As Hein Rüge Ei Ster Weh Ehe Chor Heck Ster Elen Los.— Jahreswechſel. Zitatenrätſel: Tu, was du nicht laſſen kannſt. Silben⸗Rätſel: 1. Wettin, 2. Altai, 3. Sym⸗ phonie, 4. Kalif, 5. Lettland, 6 Aſtrachan, 7. Rantzau, 8. Ulſter, 9. Nazareth, 10. Düna, 11. Rathenow, 12. Egbert, 13. Ibykus, 14. Nicolai.— Was klar und rein, iſt wahr und fein. Gegen erde Half, 2 4 Allebencdiich mi Nive s- Creme die Heut geschmeidig mechen. Denn trotet sie Mind und Wetter. ohne rissig u. spröde zu werden. Verpflegungsgeld für Ottokar Von Frank F. Braun. Ach nein, ſagte Lilius, an Liebe auf den erſten Blick glaube ich nicht. Dann ſchon eher an Liebe auf den zweiten Blick. Ich will Ihnen die Geſchichte unſeres Freundes Brendel erzählen. Eigentlich iſt es die Geſchichte des Kakadus Ottokar. Alſo denken Sie ſich folgendes: Brendel ging neulich über den Königsplatz. Es ſtehen da ja immerhin noch ein paar Bäume. Er geht ahnungslos, angeblich hat er ſogar vor ſich hingepfiffen. Plötzlich wirft ſich aus einer der Linden ein rieſiger Vogel herab. Brendel zuckt zuſammen, er duckt ſich: ſchon fürchtet er, ein verirrter, wahnſinnig gewordener Kondor wolle ihn verſchleppen, da erkennt er in letzter Sekunde in dem Vogel einen Kakadu. Gelb und blau, ſoll er geweſen ſein; der Vogel; alſo zweifellos ein ſchönes Tier. Vielleicht war er durch Brendels Gepfeife angelockt worden. Brendel gibt an, einen Tangoſchlager gepfiffen zu haben. Was wiſſen wir, was bei ſolchem Rhythmus in der Pſyche eines Kakadus vor ſich geht. a Ottokar, ſo hieß der Vogel, wie ſich ſpäter heraus⸗ ſtellte, blieb auf Brendels Schulter ſitzen. Er war zutrau⸗ lich, der Vogel; rief etliche Male: Hallo, Otto! Hallo, Otto! und verſtummte dann zufrieden. Ich frage Sie, was hätten Sie getau? Brendel nahm Er fütterte ihn mit Mais⸗ körnchen, Erdnüſſen und Teilen einer Banane, deren größeres Ende er ſelber aß. Dann ging er hinunter und wollte eine Annonce aufgeben. Er pflegte das bei ſeinem Zigarrenhändler zu tun, ſah ſich das Abendblatt an, um die paſſende Anzeigengröße feſtzuſtellen und las verdutzt: Blaugelber Kakadu, Ottokar, ruft: Hallo, Otto! entflogen. Gegen Belohnung abzugeben bei Helga Hahn, Steinweg 45. Halt, ſagte er, Herr Schulze, hier iſt ja ſchon die Anzeige, die ich aufgeben will. Herr Schulze ſchob ſeine Brille hoch, um den Mann, der dieſen ſonderbaren Satz geſprochen hatte, beſſer ſehen zu können. Wie bitte? Aber dann, nach einigen Erklärungen, verſtand er. Ach, ſagte er, das iſt ein hübſches Mädchen, das Fräulein Helga. Sie kauft manchmal Zigaretten bei mir. Wiſſen Sie, ſie ſingt im Rundfunk. Sie ſingt auch ſonſt. Brendel ging hinauf, holte Ottokar, redete ihm gut zu und klemmte ihn ſich unter den Arm. Dann bog er um die Ecke, Fräulein Helga aufzuſuchen. 0 Die Tücke des Subjekts Ottokar machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Ob Ottokar erfreut das Haus erkannte, aus dem er entflogen war, ob es eine Ungeſchick⸗ lichkeit Brendels war— vor der Tür ſchrie Ottokar zwei⸗ mal laut: Hallo, Otto! Hallo, Otto! Dann entwiſchte er Brendel und entflog. Er flog am Haus hoch, ſegelte eine Kurve und entſchwand. 5 Brendel war untröſtlich. Immerhin hielt er es für angebracht, zu Fräulein Helga in den dritten Stock zu ſteigen und ihr zu ſagen, daß er den Vogel gehabt habe. Leider ſei er ihm wieder entflogen. Der Vogel— ihm. „Ach“, ſagte Fräulein Helga ironiſch,„und ſolche alberne Geſchichte erzählen Sie mir auch noch!“ „Aber ich verſichere Ihnen—“ „Darauf wird es hinauslaufen. Sie wollten meine Bekanntſchaft machen. Vielleicht wollen Sie mich wirklich verſichern?“ Sie lachte höhniſch; es ſtand ihr ganz be⸗ ſonders gut. „Ich habe ja 190 geſagt, iſt verſichere Sie, ſondern Ihnen.“ Brendel lächelte. Er hat ja ſo hübſche Zähne, 2., 6. und 10.„Proſt Neujahr!“, 4. Leder, 9. Oer, 11. Iran, 13. Bur, 14. Moa, 16. Not, 18. Art, 19. Ahn. 20. Aga, 9 Granhologle 30 äh. ETA. 70 O0 O Har, Preise werden vefleill. leder Leser ist zur Jeilnahme berechſig und erhaf 1 1 Konfſikten. G. G., Amend, Berlin WS5O . rmistenrt en des Groh-Veriend haus Quelle Fürth 2581 Bay Ad gichles Wolle senegobad gg Deut N Sade . ee e fps Kurzdeutung RM 3.—, Beratung in Eebens- nicht wahr; aber es verfing bei Fräulein Helga nicht. Sie warf die Tür zu. Ein fiaus nach Ihren wünſchen 18800 Famillen Konnten bereſts durch unset gemem- nütziges Untemehmen in den Besitz eines FIgsnhelgis kommen, Wir wollen Ihnen 11801 helfen, damit auch Sie in absehbarer Zelt nicht mehr in Mete wohnen mussen. Durch Bausparen sſchern Sie sſch ein unkündbaresDarſehen. 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Aber er bekam am andern Morgen einen Brief von Fräulein Helga, in dem ſie ſich ihrerſeits ent⸗ ſchuldigte. Sie glaube ihm jetzt, daß er Ottokar gehabt und bis vor ihr Haus gebracht habe. Als er ſie geſtern verlaſſen habe, ſei nämlich das Unwahrſcheinliche Tatſache ge⸗ worden. Ottokar habe durch die offene Balkontür wieder in ſeinen Käfig gefunden. Als ſie das Zimmer betreten habe, ſei ſie faſt erſtarrt. Ottokar ſaß in ſeinem Käfig, kaute Mais und rief erfreut: Hallo, Otto! Er laſſe Herrn Berndel ſchön grüßen und für die gute Verpflegung danken. Was ſie ihm an Verpflegungsgeld erſtatten dürfe? Nun, Sie kennen alle Brendel. Sie haben ihn ſicherlich in letzter Zeit öfter einmal mit einer hübſchen, dunkel⸗ haarigen Dame geſehen? Das iſt Fräulein Helga. Schein⸗ bar ſind ſie ſich bis heute noch nicht ganz einig, was an Verpflegungsgeld für Ottokar zu zahlen iſt. Zeichnung: Stange— M. „Gnädigſte ſind immer ſo kühl zu mir, und ich bin doch in heißer Liebe zu Ihnen entbrannt.“ „Komiſch, es riecht auch ſo.“ Chauffeur(der einen Fahrgast zum Gefängnis ge⸗ fahren hat):„Soll ich warten?“— Herr:„Meinetwegen, wenn Sie ſechs Wochen Zeit haben.“ * Mutter:„Nun, Frieda, was haſt du denn am erſten Schultag gelernt?“ Frieda:„Gar nichts, ich muß morgen wiederkommen 1 Klux hat einen Kleinwagen. Der Kleinwagen hat ſeine ſechzigtauſend Kilometer. Klux fährt damit über die Avus. Der Wagen hupft wie ein Wilder. Immer in die Höhe. „Aber die Bahn iſt doch ganz glatt, Klux?“ Seufzt Klux: „Das iſt nicht die Bahn— das bin ich— ich habe Schlucken!“ 8 Herr Peterſen:„Sind Sie am Apparat, Fräulein Brigitte?“ Brigitte:„Ja“. Herr Peterſen:„Ich möchte Sie etwas ſehr Wichtiges fragen.“ Brigitte:„Bitte?“ Herr Peterſen:„Wollen Sie mich heiraten, Fräulein Brigitte?“ 8 Brigitte:„Aber ja! Wer iſt denn am Apparat?“ *. Söhnchen:„Du, Vota, warum ſind denn die Bilder all' eing'rahmt?“— Vater:„Dummer Bub', damit die Maler wiſſ'n, wo's aufhör'n müſſ'n.“ * Richter:„Was dachten Sie ſich eigentlich, Angeklagter, als Sie den Kläger ein„rieſiges Kamel“ nannten?— Angeklagter: Daß er mich deshalb verklagen würde.“ Mili linie Kopfjucken Trilysin mit dem neuen Wirkstoff beseitigt den lästigen Juckreiz. Das Haar Wird gesund und schön Flasche zu RM J. 82 und RM 3.04 „Zum Wocdenende“ und„Zum Zeitvertretb) Nr. 4 erſcheinen ale Beilage. 5A 4. v 37 äber 620000 Pl. Nr. 8.— Für die auf dieſer Seite erſcheinenden Anzeigen iſt der Verlag der vorl. Zeitung nicht zuſtändig Verantwortlich für die Schriftleitung Kurt Winker, für Anzeigenteil Carl Gorg Verlag Sonntags⸗ blatt Deutſcher Broving⸗Berleger, fämtl. in Berlin SWW 68, Lindenstr. 101/102.