Neckar⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 12. Januar 1938 ſtets gehören Roſenberg am 12. Januar die Hand! 2 2 Zwei Kämpfer Zum 45. Geburtstag von hermann Göring und Alfred Roſenberg Hermann Göring vollendet am heutigen 12. Ja⸗ nuar ſein 45. Lebensjahr Er wurde 1893 in Bayern ge⸗ boren als Sproß eines niederdeutſchen Geſchlechts. Wenn das Wort vom beſten Mannesalter, der Fünfundvierzig⸗ jährigen, auf einen Mann paßt, ſo auf dieſen Eckpfeiler des Reichs. Das Vertrauen des Führers hat dem allezeit be⸗ währten und mit ſeltenen Gaben ausgeſtatteten National⸗ ſozialiſten Machtvollkommenheiten und damit Sorgen über⸗ tragen, die ſich in dieſer hiſtoriſchen Bedeutung und Viel⸗ igkeit ſelten auf die Schultern eines deutſchen Staats⸗ nes ſenkten Hermann Göring iſt Reichsluftfahrtminiſter und preußiſcher Miniſterpräſident, er iſt Generaloberſt und als solcher der Oberbefehlshaber der deutſchen Luftwaffe, die ſeine ureigene Schöpfung iſt. er führt außerdem zurzeit noch die Geſchäfte des Reichswirtſchaftsminiſters und lei⸗ beſonderem Auftrag des Führers die Durchführung splanes, der die deutſche Wirtſchaft nach Mög⸗ ängig vom Ausland machen ſoll Scl eßlich iſt Hermann Göring auch Reichsforſtmeiſter und Reichs jägermeiſter. Eine Hülle von Arbeit, eine Fülle von Ver⸗ antwortung— aber Hermann Göring, der Politiker und Soldat, enttäuſchte nie das Vertrauen des Führers, das auch das Vertrauen des deutſchen Volkes iſt. Das hat es wohl unter den Deutſchen noch nie gegeben: dem Manne, der den größten Teil jeglicher politiſcher Exekutive lenkt und verantwortet, gilt die allgemeine Verehrung und jene bur⸗ ſchilkoſe Liebe, mit der das Volk ſich über Rang, Namen, Stellung rückſichtslos hinwegſetzt. Das kommt daher, weil dieſer Soldat ſich nie einordnete in jene Auffaſſungen, die einſt vielleicht eine ſtaatliche Ordnun erhielt, heute aber als überlebt zu gelten haben. Der Offizier Göring kannte nie Kaſtenſtolz, der Beamte Göring war nie Freund des Amtsſchimmels, der Wirtſchaftslenker Göring wies Rück⸗ ſichten auf kapitaliſtiſche Intereſſen weit von ſich, und ſchließ⸗ lich lehnte der Diplomat Göring Leiſetreteref ſtets ab— und dieſe„Extravaganzen“ beeinträchtigten ſeinen Erfolg nicht etwa, ſondern beflügelten ihn.— So wünſchen Volk und Reich, möge Hermann Göring weiter wirken; Anhaäng⸗ lichkeit und Vertrauen des deutſchen Volkes werden ihm deutſche Volk: Alfred Roſenberg kann ebenfalls am 12. Januar ſeinen 45. Geburtstag feiern. Er wurde 1893 in Reval e Der 45. Geburtstag ſieht den Geſtalter deutſcher Weltanſchauung auf der Höhe ſeiner Schaffens⸗ kraft. Der geiſtige Wegbereiter eines Jahrhunderts der Er⸗ neuerung, Träger des deutſchen Nationalpreiſes für Kunſt und Wiffenf aft, iſt einer jener großen Menſchen, die da ſäen für die Ernten der Nachfahren. Das Reich, an dem die Deutſchen heute mit nationalem Stolz und ſichtbarem Er⸗ folg werken, war wäre es ohne Alfred Roſenberg? Er ward vom Führer beſtellt, die geiſtigen Grundlagen des Reiches der Deutſchen zu erforſchen und ſie in der Seele des Volkes u verankern. Und zugleich übernahm er den Auftrag, den ertretern der Außenwelt zu geben, was zum Verſtändnis der Rehden eng des erneuerten Deutſchland nötig iſt Neben Alfred Roſenberg ſteht das erwachte Deutſchland Adolf Hitlers im leidenſchaftlichen Kampf gegen die kalt⸗ herzige Vehendigkeit und erbarmungsloſe Tyrannei macht⸗ gieriger Weltverſchwörer, in der bewußten Verteidigung Fe e Art, die trotz 1 Gaben durch Welt⸗ Aber 1 einen Getreuen Adolf Hitlers grüßt heute das f remdheit und Argloſigkeit in früherer Zeit ſtets um die rüchte ihrer Arbeit betrogen ward. Das Deutſchtum und alle Freunde aufrechter Mannhaftigkeit drücken Alfred Die Aenderungen der Invalidenverſicherung Durch das Geſetz über den Ausbau der Rentenverſiche⸗ rung vom 21. 12. 1937 wurden die Beſtimmungen über das Anwartſchaftsrecht in der Invalidenverſicherung wie folgt grundlegend geändert: Die Wartezeit iſt erfüllt, wenn mindeſtens 260 Wo⸗ chenbeiträge entrichtet ſind. Sind weniger als 260 Wochen⸗ beiträge auf Grund der Verſicherungspflicht entrichtet, ſo ſind 520 Wochenbeiträge erforderlich. Bei der Alters⸗ invalidenrente(Vollendung des 65. Lebensjahres) iſt die Wartezeit erſt erfüllt, wenn 780 Wochenbeiträge auf Grund der Meri range pflicht oder der freiwilligen Ver⸗ ſicherung entrichtet ſind. Für jede Kalenderwoche gilt nur ein Beitrag; der Pflichtbeitrag geht dem freiwilligen Bei⸗ trag vor Für die Erfüllung der Wartezeit ſind, ohne daß Beiträge entrichtet zu werden brauchen, die Zeiten anzu⸗ rechnen(Erſatzzeiten), in denen der Verſicherte zur Erfül⸗ lung der Wehrpflicht eingezogen geweſen iſt oder der Reichsarbeitsdienſtpflicht genügt hat. 5 Zur Erhaltung der Anwartſchaft müſſen für jedes Kalenderfahr mindeſtens 26 Wochenbeiträge entrichtet werden, ſonſt erliſcht die Anwartſchaft aus den für die Zeit bis zum Beginn des laufenden Kalenderjahres entrichteten. Beiträgen. Mit den ſpäteren Beiträgen beginnt die Ver⸗ icherung von neuem Für das Kalenderjahr, in dem die erſicherung beginnt, genügt auch eine geringere Zahl von Beiträgen. Die Verſicherung beginnt mit der Woche, für die der erſte Beitrag entrichtet iſt. Für das Kalenderjahr, in dem der Verſicherungsfall der Invalidität oder des Todes eintritt oder der Verſicherte das 65. Lebensſahr vollendet ſowie für die folgenden Kalender⸗ jahre ſind zur Erhaltung der Anwartschaft keine Bei⸗ träge mehr erforderlich. Fällt die Invalidität wieder weg, ſo iſt die Anwartſchaft nur noch bis zum Schluß des laufenden Kalenderjahres erhalten. Der Invalfdität ſteht gleich 0 einer Invaliden, Witwen⸗ oder Witwerrente gleich. Die Anwartſchaft gilt als erhalten, wenn beim Verſicherungsfall der Invalidität oder des Todes, oder bei Vollendung des 65. Lebensjahres oder darnach bei Antrag auf Altersinvalidenrente die Zeit ſeit dem erſten Eintritt in die Verſicherung mit Beiträgen zur Hälfte belegt iſt Ender aß Hierbei werden das erſte und das letzte Ka⸗ lenderjahr der Verſicherung nicht mitgezählt, wohl aber die dafür entrichteten Beiträge. Das Kalenderjahr wird zu 52 Wochen gerechnet. Für jede Kalenderwoche gilt nur ein Beitrag. Fällt eine Woche, für die ein Beitrag entrichtet iſt, in 1555 Kalenderjahre, ſo wird er in beiden Jahren, für die Halbdeckung ſedoch nur einmal, berückſichtigt. Für die Erhaltung der Anwartſchaft ſind, ohne daß Beiträge entrichtet zu werden brauchen, die Zeiten an⸗ zurechnen(Erſatzzeiten), in denen der Verſicherte 5 Erfüllung der Wehrpflicht eingezogen geweſen iſt, f 2. der Reichsarbeitsdienſtpflicht genügt hat, 3. an einem vom Reichsverſicherungsamt anerkannten Lehrgang für berufliche Fortbildung oder weltan⸗ ſchauliche Schulung teilgenommen hat, 4. durch Krankheit, Schwangerſchaft, Wochenbett oder wäh⸗ rend der Geneſung zeitweiſe arbeitsunfähig und nachweislich verhindert gewesen iſt, ſeine Berufstä⸗ tigkeit auszuüben, 5. als Arbeitsloſer a) verſicherungsmäßige Arbeits⸗ loſenunterſtützung oder Kriſenunterſtüßung oder Unter⸗ ſtützung aus der öffentlichen Fürſorge, b) Familienunter⸗ ſtützung erhalten hat. Die Beſtimmung von Ziffer sa) gilt auch, wenn die Un⸗ terſtutzung wegen Zuſammentreffens mit anderen Bezügen nicht gewährt worden iſt; ſie gilt ferner für Arbeitsloſe, die ſelbſt keine Unterſtützung erhalten haben, für die aber ein Zuschlag zur Unterſtützung eines anderen Arbeitsloſen oder Hilfsbedürftigen gewährt worden iſt. Als arbeitslos im Sinne der geſetzlichen Beſtimmungen gilt nach der Rechtſprechung der Verſicherte, der zum Kreis der arbeitsfähigen und arbeitswilligen Perſonen gehört, dem Arbeitsmarkt noch zur Verfügung ſteht und ſich n ich⸗ weisbar um Arbeit bemüht. Fällt eine Woche, für die eine Erſatzzeit nachgewieſen iſt, in zwei Kalenderjahre, ſo wird ſie in beiden Jahren be⸗ rückſichtigt. Die am 1. 1. 1938 laufenden Anwartſchaftsfri⸗ ſten enden an dieſem Tage; in ihnen gilt die Anwartſchaft als erhalten. Mit Wirkung vom 1. 1. 1938 ſind auch die Beſtimmun⸗ gen über die Selbſtverſicherung geändert worden Von dem genannten Zeitpunkt ab ſind zum freiwilligen Ein⸗ tritt in die Invalidenverſicherung(Selbſtverſicherung) bis zum vollendeten 40. Lebensjahre alle deutſchen Staatsgngehörigen im In⸗ und Ausland berech⸗ tigt, die nicht verſicherungspflichtig ſind. Ueber die freiwillige Weiterverſicherung iſt in dem Geſetz vom 21. 12. 1937 Folgendes geſagt: Wer aus einer verſicherungspflichtigen Beſchäftigung ausſcheidet und mindeſtens 26 Wochenbeiträge auf Grund der Verſiche⸗ rungspflicht nachweiſt, kann die Verſicherungfrei willi 9 fortſetzen oder ſpäter erneuern(Weiterverſicherung) ö Dabei werden die Beiträge zur Invaliden. oder Angeſtell⸗ tenverſicherung oder zur knappſchaftlichen Penſionsverſiche⸗ rung der Angeſtellten zuſammengerechnet. Dieſe Vorſchrift trat ebenfalls mit Wirkung vom 1. 1. 1938 in Kraft Sie findet keine Anwendung auf Fälle, in denen das Recht zur Weiterverſicherung nach den bisherigen Vor⸗ ſchriften bereits ausgeübt worden iſt. Eine vor dem 1. 1 1937 bereits begonnene Weiterverſicherung kann nach dem 3. 1. 1938 in der Lohnklaſſe 1 fortgeſetzt werden, ſolange das Einkommen 6 Mark wöchentlich nicht überſteigt. 5 Bei der Pflichtverſicherung und freiwilligen Weiterver⸗ ſicherung tritt mit Wirkung vom 4. 4. 1938 zu den ſeitheri⸗ gen 8 Beitragsklaſſen eine neue Beitragsklaſſe 9 zu 270 Reichspfennig, die für ein Einkommen von mehr als 48 Mark wöchentlich gilt. Die freiwillt ge Höher⸗ verſicherung kann ab 4 4. 1938 in der Beitragsklaſſe 10 erfolgen, während dies bis zum 3. 4. 1938 noch in den Klaſſen 9 und 10 möglich iſt. g Hinter grauen Gchwaden lauert die Gefahr Undurchdringlich liegt oft in dieſen Tagen der Nebel über der Landſchaft. Kaum zehn oder zwanzig Meter weit hat man dann freie Sicht. Häuſer und Bäume, Dörfer und Städte ſind eingehüllt in die grauen Schwaden, ſo daß uns alles merkwürdig verändert erſcheint. In 2 Stadt zwingt das ununterbrochen weiterflutende rege Les ben jeden Verkehrsteilnehmer zur Vorſicht. Das Schlimmſte aber iſt, daß der graue Dunſt auch vor den wichtigſten Verkehrswegen nicht haltmacht, die außerhalb der Städte das Land in allen Richtungen durchſchneiden. Landſtraßen, Schienenwege und Ströme hüllt er noch un⸗ durchdringlicher ein als die Straßen der Stadt. Hier draußen wächſt er ſich zur lauernden Gefahr aus. Jede Straßenkreuzung, jeder Bahnübergang, jede Brücke, jeder Baum und jede Kurve wird zum heimtückiſchen Hin⸗ dernis. Doppelt aufzupaſſen heißt es darum für jeden Fahrzeugführer, aber auch für Radfahrer und Fußgänger an Tagen, da der Nebel die freie Sicht behindert. Beſou⸗ ders wenn Nebel und Dunkelheit gemeinſam den Aus⸗ blick erſchweren, können nur bei allergrößter Vorſicht Zu⸗ ſammenſtöße und Unfälle vermieden werden. Auch die beſten Scheinwerfer ſind an ſolchen Tagen kein ausreichen⸗ der Schutz. Warnend tönen Lokomotivpfiffe aus dem bro⸗ delnden Grau, unvermutet ſchieben ſich Fahrzeuge an den Kreuzungen quer zur eigenen Fahrtrichtung vorüber, oder die großen Scheinwerferaugen eines entgegenkommenden Kraftwagens bohren ſich plötzlich in beängſtigender Nähe durch die Nebelwand. In beſonderer Gefahr befinden ſich an ſolchen Tagen die Fußgänger, Radfahrer und marſchie⸗ renden Kolonnen. Sie müſſen ſich unbedingt ganz rechts halten. Geradezu unverantwortlich aber iſt es, wenn 8 fahrer im Nebel abends ohne Licht fahren, wie man es trotz aller Warnungen bisweilen noch immer beobachtet. Wie leicht können durch ſolchen unglaublichen Leichtſinn wertvolle Menſchenleben vernichtet werden. Bruchteile von Sekunden genügen dazu! Marſchierende Kolonnen müſſen auf jeden Fall durch Rücklichter geſichert werden. Für alle Kraftfahrer gilt an Nebeltagen das unbedingte Gebot: Langſam fahren! Noch einmal ſei es allen Straßen⸗ benutzern geſagt: Denkt daran, daß im Nebel Gefahr und Tod lauer Rheinübergänge in früherer Zeit Zur Inbetriebnahme des Rheinbrücke bei Speyer. Am Donnerstag, den 18. Januar, werden die Züge der Linie Heidelberg Speyer zum erſten Mal über die neue Rheinbrücke fahren. Durch dieſe Verbindung, ſowie durch die bereits fertiggeſtellte Zubringerſtraße zur Reichsautobahn Heidelberg iſt die alte Kaiſerſtadt an die wichtigſten Ver⸗ kehrsadern des Eiſenbahn⸗ und Kraftverkehrs Mitteleuropas angeſchloſſen. Wenn auch nicht zu erwarten iſt, daß im zu⸗ künftigen Verkehr Speyer noch einmal die Rolle ſpielen wird, wie einſt, als die wichtigſte Handelsſtraße Baſel—Straßburg und weiter rheinabwärts durch die Stadt führte, ſo gibt doch der 13. Januar, der in der Geſchichte des Verkehrs aufge⸗ zeichnet werden wird, Anlaß, auf die Rhoinübergänge in früherer Zeit einen Blick zu werfen. 5. Anweit Speyer und zwar bei dem badiſchen Dorf Rheinhauſen beſtand ſchon zu Zeiten der Römerherr⸗ ſchaft ein Rheinübergang als Fortſezung der Straße, die, von Cannſtatt kommend, über Bruchſal nach dem Rhein führte. Seit 1405 beſteht bis auf den heutigen Tag ein Rheinübergang durch eine Fähre. Und mancher Kraftfah⸗ rer, der an der Speyerer Schiffbrücke gar zu lange warten mußte, hat den Weg über dieſe Fähre gewählt. In der Thurn und Taxris'ſchen Poſtorganifation kam dieſem Rhein⸗ übergang die größte Bedeutung zu, die ſchon daran 1 Ex⸗ kennen iſt, daß ſich in Rheinhauſen das zweitgrößte Thurn und Taxis ſche Poſtamt befand. Berühmt iſt auch die mitlelalteruche direkte Straße von Speyer nach Heidelberg. Nachdem Kurfürst Karl Philipp 1720 ſeine Reſidenz von Heidelberg nach Schwetzin⸗ gen verlegt hatte, ließ er von Schwetzingen eine ſchnur⸗ gerade Straße nach Heidelberg bauen, die dann von dem Kurfürſten Karl Theodor verbeſſert wurde. Sie beginnt in der Mitte des Schwetzinger Schloßgartens und verläuft, da ſie nach dem Vorſchlag des Aſtronomen Caſſini als Baſis der Landesvermeſſung dienen ſollte, in genauer Weſt⸗Oſt⸗ Richtung auf den Königsſtuhl bei Heideſberg zu. Die ge⸗ plante Verlängerung bis zum Rhein iſt leider unterblieben. Es war dies die berühmte Straße, längs der Karl Theodor Maulbeerbäume pflanzen ließ, weil er die Seidenraupenzucht einführen wollte. Mit dem Emporblühen der Stadt Mannheim, deren ünſtige geographiſche Lage beſonders ſeit Einführung der heindampfſchiffahrt vor 100 Jahren in Erſcheinung trat, . verlagerte ſich der Schwerpunkt des Handels nach der Rhein⸗ Nedaeſtadt. Es war daher kein Wunder, daß bereits am 27. Januar 1862 ein zwiſchen den Regierungen von Baden und Bayern abgeſchloſſener Vertrag unterzeichnet wurde, der u. a. auch den Bau einer feſten Rheinbrücke zwiſchen Mann⸗ heim und Ludwigshafen vorſah. Als dann im Jahre 1870 noch die Rheinbahn von Mannheim nach Karlsruhe dem Betrieb übergeben wurde, glaubte ſich Heidelberg in ſeinen Intereſſen aufs ſchwerſte geſchädigt und forderte zuſammen mit Schwetzingen und Speyer eine Bahn ver⸗ bindung. Man glaubte der Bahn, welche die ſchöne Nek⸗ karſtadt, Schwetzingen und ſeinen berühmten Schloßpark und Speyer mit ſeinen Baudenkmälern verbinden würde, eine gute Zukunft vorausſagen zu können. Im gleichen Jahre geneh⸗ migte dann die Regierung den Bahnbau. Die Strecke ſollte als vatbahn gebaut, aber vom Staat gegen eine Ver⸗ gütung von 55 Prozent des Reingewinnes betrieben werden. Am 17. Juli 1873 wurde die Strecke Heidelberg Schwetzin 5 n dem Verkehr übergeben, dem am 10. Dezem⸗ ber des gleichen Jahres die Reſtſtrecke Schwetzingen Speyer folgte. Der Rheinübergang wurde durch eine Schiff⸗ hrücke nach Art der Maxauer bewerkſtelligt. Genau wie dort mußten beſondere, leicht gebaute Brückenlokomotiven bereit⸗ ehalten werden, welche die Züge über die Schiffbrücke fuh⸗ 395 Der Bahnbau hatte 1,8 Millionen Mark verſchlungen. Darin iſt der Anteil— die Hälfte der Baukoſten— für die i Erſtellung der Schiffbrücke enthalten. Mochte die Bahn und vor allem die Schiffbrücke im vorigen Jahrhunderk eine Zeitlang den Bedürfniſſen ge⸗ nügen, ſo zeigte ſich doch bald, daß die Löſung eine recht un⸗ vollkommene war. In den letzten Jahren ſtauten ſich oft Dutzende von Kraftfahrzeugen an den beiden Ufern, die, wenn, ſie beſonders Pech hatten, eine Stunde und mehr warten muß⸗ ten, bis die Brücke„aufgemacht“ wurde. Es war parador, ber Tatſache, daß der Kraftfahrer, der öfters die Schiff⸗ brücke 121 5 wollte, auch den Fahrplan der Eiſenbahn ein⸗. ſchließlich den der Güterzüge kennen mußte, denn nur weun ein Zug in Sicht war, konnte er mit einiger Wahrſcheinlich⸗ keit S ohne Aufenthalt das Verkehrshindernis„Speye⸗ rer Schiffbrücke“ zu überwinden. Immer dringender erſchol“ aher der Ruf nach einer feſten Brücke, die ni t nur Speyer fenden bob Pfalz mit ihren ſchönen W̃ rn in das Einzugsbereich der großen Verkehrsadern bringe, ein Wunſch, der nunmehr vier Jahre nach der fung durch unſeren Führer in Erfüllung egange —— 8 5 9 * * ne 3 8 5 8 1 1 1 1 1 3 8 Der Dorfgaſthof muß dörflich ſein Der dörfliche Gaſthof nimmt eine Sonderſtellung ein. Während die Großſtadt den Gaſthof zu einem unperſön⸗ lichen Betrieb umſchuf, der auf Grund der Geſamtent⸗ wicklung ſich auf ſachliche Höchſtleiſtung Stadt⸗, Land⸗ und ſogar Volksfremden gegenül ber einſtellen mußte, und ihn anderſeits in ſchlechten Zeiten zur„Deſtille“ abſinken ließ, die Zufluchtsort Minderwertiger wurde, hat der dörfliche Gaſthof ſeine Stellung durch Jahrhunderte ge⸗ halten. Er war der Ort, an dem der ſelten eintreffende Fremde übernachten konnte; er war aber vor allem der Ort der Zuſammenkunft für Eingeſeſſene. Noch heute kann der Kundige aus der Art des Gaſthofs ſich ein ziem⸗ lich zutreffendes Bild der Bevölkerung, ihrer Raſſe und ihrer Zuſammenſetzung machen. Eines der auffallendſten Merkmale jeden Dorfes iſt ſomit der jeweilige Zuſtand ſeiner Gaſthöfe, ein Ausweis, der mehr ſagt als nur vom Eſſen und Trinken. Der dörfliche Gaſthof war urſprünglich kein Geſchäfts⸗ betrieb, ſondern eine zuſätzliche Tätigkeit zum Leben des Bauern, wie es alle andern Dorfbewohner auch durch⸗ führten. Meiſtens war es der wohlhabendſte Bauer, der die größte Kochdiele ſein eigen nannte, der nun auch ſei nen Raum zur täglichen Plauſchſtunde, im Anfang unent geltlich und bei freier Bewirtung, zur Verfügung ſtellte. Zu jener Zeit war der Gaſthof noch der ſtattlichſte Bau des Dorfes; erſt im Laufe der. rte entwickelte ſich ein geſonderter Gewerbebetrieb, der in geſunden Ge— meinden aber immer noch mit der Landwirtſchaf t verbun den blieb und an der Stattlichkeit nichts eingebüßt zu haben brauchte. Erſt mit dem Einziehen ſtädtiſcher Auf ſaſſungen von dem Betrieb als Geldquelle und dem An ſaugen vor allem der Dorfjugend durch die Großſtadt, erſt mit dem Einz ziehen Per raſſiſch fremden Auffaſſungen vom Vergnügen, das keine Freude zu ſein brauchte, ſank auch der Dorfgaſthof zum Vergnügungs⸗„Etabliſſement“ herab. Heute muß der Gaſthof wieder werden, was er ur⸗ ſprünglich war: der Sammelpunkt der Gemeindemitglie der. Das Trinken wird Nebenſache, die Geſelligkeit Hauptſache. Nur wenige Gemeinden werden ſich nach den Jahren der Verwüſtung einen eigenen Gemeinſchafts⸗ raum im eigenen Gemeinſchaftshaus leiſten können. Bei allen anderen wird vorerſt der Gaſthof ſeine geſchichtliche Aufgabe wieder zu erfüllen haben. Notwendige Voraus⸗ ſetzung muß dazu aber ſein, daß er auch im Aeußern und Innern dieſer wertvollen Aufgabe gewachſen iſt. Nicht das weiße Tiſchtuch macht ihn geeignet, wohl aber eine Ausſtattung, wie ſie dem Landſchafts⸗ und Volkscharakter entſpricht. Ein Gaſthof mit ungedeckten Tiſchen und jahrhundertealtem Hausrat erfüllt die Auf gabe, Heim der Dorfgemeinde zu ſein, weit beſſer, wie der mit modernſten Geräten überladene, der Groß ſtadt nachgeäffte„Hotel“-Betrieb. Ein in grünes Roſenblätter⸗ dach eingehülltes altes Gebäude wird eine andere Wir- kung auf den Beſucher ausüben als ein glatt abgeputztes Haus, das ſich von ſeinen Nachbarn im Charakter groß tueriſch abhebt und doch nichts wie Unbehagen und Kälte hervorruft. Alles, was in der Stadt außerordentlich zweckentſprechend und dienlich ſein mag, hat damit noch nicht ſeine Daſeinsberechtigung den ganz andern Aufgaben dienenden Dorfgaſthöfen gegenüber erwieſen. Was in der Stadt ſein volles Gewicht hat, kñann im Dorf zu leicht befunden werden, denn das Dorf mißt mit Generation alter Ueberlieferung und denkt in Geſchlechtern, nicht in Einzelperſonen. Wenn es ſomit gilt, das Gaſthaus ſeiner Aufgabe angemeſſen herzurichten, ſo ſoll es aus dem Charakter des Dorfes geſchehen. Blumen der heimatlichen Erde ſollen es verſchönen, ſtädtiſcher Rekl ameputz und Blechbeſchlag ſol⸗ len verſchwinden, 2 5 ſchöner Hausrat ſoll wieder ſeinen Platz finden! Selbſtgewebtes Leinen ziere die Tiſche und jeder helfe zu ſeinem Teil dazu mit, daß der Gaſthof für jeden ein angenehmer und gern beſuchter Aufenthaltsort werde! Nur ſo wird der Gaſthof ſeine Daſeinsberechti⸗ gung auch in unſerer Zeit erhalten und erweitern. Jedem Dorf ſein Gaſthof als Stätte gemeinſamen Volkserlebens! Der geheimnisvolle Gee Eine Forſchungsexpedition in 4000 Meter Höhe. Vor acht Monaten brach eine Expedition, die den Namen Pereg⸗Sladen⸗Expedition führte, zum Titieaca⸗ See auf. Dieſer See liegt in den Grenzgebieten von Peru und Bolivien und hatte ſchon in früherer Zeit die Wiſſen⸗ ſchaftler durch ſeine Eigenarten gereizt. Sie haben jenen merkwürdigen See, der 4000 Meter über dem Meeresſpiegel liegt, neu vermeſſen. Er iſt auch heute 1 52 der Verdunſtung trotzend, 120 Meilen lang und 40 Meilen breit. Kein Fluß, keine oberirdiſche oder unter⸗ irdiſche Waſſerlinie verbindet dieſen See mit dem Meer oder einem anderen größeren Waſſer. Man konnte nur feſt⸗ ſtellen, daß zu gewiſſen Zeiten Waſſer zum Poopo⸗See ab⸗ ſtrömt. ieſer See iſt heute viel tiefer als der Titicaca⸗ See, dürfte aber vor einigen Jahrhunderten oder Jahr⸗ tauſenden einen großen See zuſammen mit dem Titicaca⸗ See gebildet haben. Man kann ſogar annehmen, daß der Poopo-See einſt viel tiefer und breiter war. Die Ufer⸗ linien in den Felswänden liegen 30 Meter über dem heu⸗ ligen Waſſerſpiegel. Aber das Waſſer des Sees iſt durch die Verdunſtung ſo ſtark mit Mineralien und Salzen ban daß kein Fiſch mehr in dieſem Waſſer leben ann. Von beſonderer Bedeutung waren die Arbeiten der Zoologen am Titicaca⸗See. Man fand dort zahlreiche Fiſche, die in ihrer ganzen n e ſo ſeltſam ſind, daß man unter Umſtänden mit der Entdeckung neuer Fiſcharten rechnen muß. Zur Zeit ſind in den Forſchungs⸗ inſtituten die Zoologen dabei, die mitgebrachten Fiſch⸗ proben mit den bis heute ſchon bekannten Fiſcharten zu vergleichen. Aber nur eine Fiſchart erwies ſich als eßbar. Aus den Waſſerproben glauben jedoch die Zoologen ſchließen zu können, daß eine Ueberpflanzung von Süßwaſſer⸗ fiſchen in jenen See erfolgreich ſein könnte. Die Expedition hatte ſehr große Schwierigkeiten beim Abtransport der Lebensmittel, der Boote und wiſſenſchaft⸗ lichen Geräte zu überwinden. Zur Zeit der Inkas gab es hervorragende Straßen, die von der Küſte bis zum Titi⸗ caca-See emporführten. Aber von dieſen Straßen ſind nur noch einige ganz kleine Fußwege übriggeblieben. Man iſt nun dabei, durch Waſſerflugzeuge eine Verbindung mit der Küſte herzuſtellen. Das könnte einen neuen Aufſchwung des Titicaca-Sees mit ſich bringen. Denn dieſer See iſt nicht nur reich an vielen Mineralien, man glaubt auch immer noch, daß in den Tiefen des Sees die geheimnis⸗ vollen Inka⸗Schätze ruhen. Wichtig war auch die Unterſuchung, die man mit den Stämmen anſtellte, die an Den Ufern des Sees wohnen. Es handelt ſich um die Quetehuas und Aymaras, in deren Leben ſich die alten Religionen der Inkas und die neueren Vorſtellungen des Chriſtentums ſeltſam ver⸗ miſchen. Täle ſelſſame Begegnung Roman von Lisbeth Dill. 59 Der Anſtaltsleiter Dr. Hiller empfing Horſt in der Halle. Er verſicherte ihm, daß es mit ſeiner Mutter auf⸗ wärts ginge. Aber die Stimmung ſei noch ſehr wechſelnd. „Aufregungen müßten ihr erſpart bleiben“, ſagte er mit einem Blick auf Horſts ernſtes Geſicht.„Es muß ihr alles ferngehalten werden, was ſie erregen könnte. Das iſt Be⸗ dingung. Sie ſind der erſte Beſuch, den ich zu ihr laſſe.“ „War mein Vater noch nicht hier?“ fragte Horſt. „Nein, aber er ruft oft an. Beſuche von Verwandten habe ich bis jetzt leider noch nicht erlauben können...“ Großer Gott, dachte Horſt, als er die teppichbelegten Treppen hinaufſtieg, wie ſoll ich ihr das nur ſagen?! „Wie lange wollen Sie denn hierbleiben, Herr Doktor?“ fragte die Schweſter.„Es iſt nämlich ein Zimmer neben Ihrer Frau Mutter frei, das könnten Sie bekommen.“ Sie öffnete ihm die Tür zum Zimmer ſeiner Mutter.„Sie liegt im Wintergarten und lieſt.“ Frau Nelly legte das Buch beiſeite.„Horſt!“ Sie war ſo glücklich, ihren Sohn dazuhaben. Er fand ſie ruhig, aber ſehr ſchmal geworden. „Ich habe zehn Pfund abgenommen, denk nur“, ſagte ſie ſtolz.„Wenn das Wetter beſſer wird, dann werde ich Wanderungen machen. Es ſoll bald Schnee kommen.“ „Und Weihnachten?“ fragte er, dem es eng im Halſe wurde bei ihren Reden. „Weihnachten kommſt du 5 Das denke ich mir ſo ſchön. Der weiße Wald n „Und Papa?“ „Der wird vielleicht...“ Sie brach ab. Das Zimmer⸗ mädchen brachte die Poſt. Es waren ein paar Karten und Brieſe von Patienten, die hier geweſen und nun enttaſſ waren und von zu Hauſe ſchrieben. „Die kleine Hamburgerin iſt wieder zu ihrem Mann zurückgegangen. Er hatte ſie immer wieder auffordern laſſen, aber ſie wollte nicht, wegen dieſer Hausdame, die bei ihm war. Eine fremde Perſon, die ſich zwiſchen ſie und ihren Mann ſtellte.“ Sie ſprach von dieſer fremden Dame mit Wärme und einem Intereſſe, das ihm an ihr ganz neu war. Seit wann intereſſierte ſich ſeine Mutter für die Eheſkandale anderer Menſchen? Oder ſpielte ſie ihm dieſes Intereſſe nur vor? Wollte ſie etwas hinaus⸗ zögern oder verbergen? „Du haſt mich noch gar nicht nach Papa gefragt?“ warf er ein. „Wieſo? Ich weiß ja, daß er in Berlin iſt. Er ruft oft an.“ Horſt erzählte, wie er das Haus gefunden habe, und daß Stroh ſich beklagt habe und gemeint, es ſei Zeit, daß ſie heimkäme. Sie antwortete nicht. Sie ſchaute in die Tannen, an denen der Regen in langen Strichen vorüberfegte, er ſchüttelte die Aeſte im Sturm. Ein Schatten war über ihr Geſicht gefallen, ſie ſchwieg. Heute kann ich es ihr nicht ſagen. Morgen iſt noch Zeit „Wie lange kannſt du bleiben?“ fragte ſie. „Bis Montag früh.“ „Das iſt ſchön. Haſt du ein Zimmer bekommen? Nebenan iſt eins frei. Wir werden heute abend hinuntergehen. Es ſind reizende Damen da, und ein paar ſehr nette Herxen, Ausländer und Berliner. Samstagabend wird nach Tiſch getanzt... Und morgen gehen wir in den Park. Ich zeige dir die Futterſtellen für die Hirſche. An Mondſchein⸗ abenden kommt ein ganzes Rudel auf die Waldwieſe. Es iſt ein zauberhaftes Bild.“ Mein Gott, dachte er, was gehen mich die zauberhaften Hirſche an! Wie hat ſich meine Mutter verändert! Sie ſprach, als wolle ſie etwas fortreden von dem, was ſie eigentlich hatte ſagen wollen. Von den Patienten ſprach ſie mit ihrem Sohn, während ſie durch den ſchöngehaltenen Park wanderten, denn der Regen hatte gerade einmal aufgehört. Aber von dem, was ihn augenblicklich am meiſten beſchäftigte, ſprach ſie nicht, und es kam ihm vor, als wollte ſie nicht davon ſprechen. „Erzähl mir von Heidelberg. Wie wohnſt du? Haſt du nette Freunde? Ich hab' immer das Gefühl, als ob in Heidelberg jemand wäre, der dich feſthielte“, meinte ſie und ſah ihn von der Seite an. Horſt fand es gut, ſeine Mutter abzulenken.„Ja, ſo iſt es auch, Mama.“ „Und wer iſt ſie?“ Es war die Tochter eines Univerſitätsprofeſſors, ſie hieß Inez. Er kannte ſie ſeit ſechs Wochen. Auf einem Gartenfeſt hatte er ſie kennengelernt. Es war die Frau, die er ſich erträumt hatte und ſich wünſchte. „Haſt du ein Bild von ihr?“ fragte ſie. Er zog aus ſeiner Brieftaſche einige Aufnahmen: ein junges Mädchen im weißen Kleid in einem Park, ein blondes, achtzehnjähriges, lachendes Geſchöpf, im Bade⸗ anzug in der Sonne ſitzend, anmutig, ſchlank, reizend anzuſehen, mit ſehr ſchönen, ſtrahlenden Augen. Die hat ſicher noch nichts durchgemacht, dachte Frau Nelly. Sie ſah aus, als ſei ſie in einem ſchönen, gut ge⸗ haltenen Hauſe aufgewachſen, behütet von einer Mutter, verwöhnt von einem Vater, bewundert und geliebt. „Noch andere Geſchwiſter?“ fragte ſie. „Nein, ſie iſt einziges Kind!“ „Und wie haſt du ſie dir erobert?“ fragte ſie, „War's ſchwer?“ „Nein, ganz leicht! Es kam wie von ſelbſt. Wir ſahen uns. Und es war beſchloſſen, am erſten Abend.“ „Und die Eltern? Haben ſie auch etwas dazu geſagt?“ meinte ſie. 5 „Sie ſind einverſtanden mit der Bedingung, daß ich meinen Doktor habe.“ „Und den wirſt du machen“, ſagte ſte.„Wirſt ihn mit Auszeichnung machen, wie Detlev.. 5 eine Gefahr nahe: Inez!“ 8 5 5 Rund funk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Morgenlied, Zeit, Wetter, landwirtſchaftliche Notierungen, Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert(7 bis 7.10 Nachrichten); 8 Waſſerſtandsmeldungen, Wetter, Marktberichte, Gymnaſtik; 8.30 Morgenmuſik; 9.30 Sendepauſe; 11.30 Volksmuſik; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Wetter, Nachrichten; 13.15 Mittags⸗ konzert; 14 Konzert bezw. Schallplattenkonzert; 15 Sende⸗ pauſe; 16 Nachmittagskonzert; 18.30 Griff ins Heute; 19 Nachrichten, Neues vom Tage; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtkonzert. Mittwoch, 12. Januar: 10 Ein Volk— eine Sprache, Hörbilder um Martin Luthers Werk; 10.30 Sendepauſe; 18 Bremsklötze weg, von deutſchem Fliegergeiſt; 19.15 Heitere Muſik zum Feier⸗ abend: 20 Feſtkonzert: 21 Stunde der jungen Nation: 8 Donnerstag, 13. Januar: 10 Volksliedſingen; 10.30 Sendepauſe; 18 Junges Werk⸗ ſchaffen, Hörberichte; 19.10 Der Kampf gegen vorzeitiges Altern; 19.15 Es war einmal„Schallplatten; 20 Der zerbrochene Krug, Luſtſpiel von Heinrich von Kleiſt; 21 Wie es euch gefällt; 22.30 Volks⸗ und Anterhaltungsmuſik. Freitag, 14. Januar: 10 Wieder rufen wir zum Leiſtungswettkampf; 10.30 Die Eispiraten von den Maſuriſchen Seen; 10.45 Sendepauſe; 18 Winterfahrt in den Schwarzwald; 19.15 Stuttgart ſpielt auf; 21.15 Klavierkonzert D⸗moll von Johannes Brahms; 22.30 Unterhaltungskonzert Samstag, 15. Januar: 10 Theoderich, Hörſpiel aus der Geſchichte des Oſtgoten⸗ reiches; 10.30 Sendepauſe; 15 Heitere Klänge zum Wochen⸗ end; 18 Tonbericht der Woche; 19.15 Drum grüß' ich dich, mein Badner! and; 20 Der Skiſport macht faſt jedem Freude, drum treiben ihn gar viele Leute, fröhliche Stunde; 21 Wo che enausklang; 22.30 Operetten und Film, Kabarelt und Tanz, Schallplatten Reichsſender Frankfurt a. M.: Donnerstag, 13. Januar: 11.50 Deutſche Seebataillone beſetzen Tſingtau; 15 So arbeitet die Gaufilmſtelle.. und hier ſpricht 1 e 15.15 Für unſere Kinder; 15.45 Sportſchau der Woche; 17 Moderne Kammermuſik; 19.10 Koloraturen des 18. Jahr- hunderts; 20 Wunſchkonzert zu Gunſten des WH W.; 22.30 Volks⸗ und Unterhaltungsmuſik. Freitag, 14. Januar: 10.30 Sport und körperliche. 10.45 Mufik vom Balkan; 11.50 Das Wo W. s Großeinkäufer; 15.15 Mutter kurnt 0 ſpielt mit dem Kind 17.30 Klaviermuſik; 19.10 Schwarze Katze über'n Weg..„ Heitere Szenenfolge vom Aberglauben; 20.15 Unterhaltungskonzert; 21.15 Klänge der Heimat: Der lachende Rhein; 22.30 Tanz und Anterhal⸗ tung, Schallplatten. Samstag, 15. Januar: 11.40 Deutſche Scholle; 15 Im Kampf ums klägliche Brot; 15.30 On dit. man ſagt, Gemeinſchaftsſpiel; 16 Froher Funk für Alt und Jung; 19.10 Militärkonzert; 20 Keine Zeit— Zeit genug, Heiteres Spiel; 20.55 Einführung in die Oper: Madame Butterfly; 21 Madame 1 Oper von 1 „O nein, Mama! Sie ſtudiert ja auch, Sie hat ihr Abitur gemacht und wird mir ſpäter bei meinen Arbeiten helfen und die Korrekturen leſen, wie du ſie für Vater lieſt.““ Frau Nelly lächelte. Sie ſchaute in die Ferne, dem kleinen Zug nach, der durch das grüne Wieſental bimmelte. „Ja“, ſagte ſie,„es iſt ſchön, wenn ſie das will. Ich nehme an, daß es nicht die Erſte, Beſte, iſt...“ „Die Erſte nicht, aber ſicher die Beſte, Mama!“ „Du haſt es mal wieder viel zu leicht gehabt“, meinte ſie. „Ach ja, Mama!“ „Du ſeufzt? Weshalb haſt du eben geſeufzt?“ fragte ſie. „Ich bin ſehr glücklich.“ „Weiß dein Vater ſchon davon?“ „Von Inez? Nein, nichts! Ich weiß auch nicht, ob ihn das ſo freuen würde— vor dem Examen, jeden⸗ lls „Was haſt du denn ſo Wichtiges mit deinem Vater zu beſprechen?“ forſchte ſie, der eine gewiſſe Erregtheit in ſeinem Weſen nicht entgangen war. „Etwas wegen meiner Karriere...“ „Ach ſo.“ Karriere, das intereſſierte ſie nicht. Ihre Söhne machten ſchon ihren Weg. „Ich möchte ſchon deshalb kein Mediziner ſein“, ſagte Horſt.„Um nicht ewig auf meinen berühmten Vater an⸗ geſprochen zu werden.“ „Auf deinen Vater kannſt du ſtolz ſein“, ſagte ſie ernſt. „Sicher! Aber nur der Sohn von dem berühmten Bothmer zu ſein, das iſt nichts. Ich will nicht der Ab⸗ latſch oder die verwäſſerte Ausgahe eines anderen ſein, jondern ſelbſt etwas werden. Und darauf arbeite ich nun hin. Papa kann ruhig meine Briefe leſen. Von Kahn⸗ fahrten auf dem Neckar und Gartenfeſten wird nicht mehr die Rede ſein.“ Sie war ſo glücklich, daß fle ahn wieder hatte. Einen ganzen Sonntag. Aber die Stunden verfloſſen ſo raſch. 1 „Bleib doch wenigſtens über Nacht, nimm den Zehn⸗Uhr⸗ Zug morgen früh“, bat ſie. 8 Aber er blieb feſt. Er hatte keine Ruhe mehr zu dieſen friedlichen Unterhaltungen. Er machte noch einen Ver⸗ ſuch, mit ihr über ihre Heimkehr zu ſprechen.„Willſt dun denn wirklich noch den Winter hierbleiben?“ Sie ſah ihn an und ſagte mit tonloſer Stimme:„Wo ich bleibe, iſt einerlei. Aber zurück kann ich nicht. Jch kann es nicht, jetzt nicht und nie mehr!“ „Aber Ma!“ Er nahm ihre beiden Hände:„Wi ſprichſt du denn? Wie fegte du denn aus? Was iſt denn geſchehen!?“ In dieſem Augenblick klopfte es und die Schweſter meldete, daß man unten beim Abendeſſen ſäße N die Herrſchaften erwarte. 8 Er machte noch das Abendeſſen im Speiſeſaal ſich den Bekannten ſeiner Mutter vorſtellen; immer nach der Uhr. Um neun Uhr ging dem er gegen fünf Uhr morgens zu Hauſe war.