N n * r * * ene Nr. 32 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Dienstag, 8. Februar 1938 8 Kraflkonzentration WPD. Eine gewaltige Neuorganiſation in der oberſten Führung iſt dieſer Tage dem deutſchen Volke zur Kenntnis gebracht worden Eine Ueberraſchung— das muß gleich von vornherein geſagt werden— bedeutet ſie indeſſen nicht. Höchſtens für jene Auslandpreſſe, die ja immer be⸗ müht iſt, mit aus den Fingern geſogenen Spekulationen den deutſchen Verhältniſſen„vorauszueilen“. Sie wird auch diesmal angeſichts der Wirklichkeit feſtſtellen müſſen, daß ſie— wie ſchon ſo oft—„abgerutſcht“ iſt. Im deutſchen Volk kann und wird es über die Neuorganiſation nur eine Meinung geben: Ehrliche Freude darüber, daß wieder eine Etappe auf dem Weg zu dem Ziel zurückgelegt iſt, das der Nationalſozialismus von Anbeginn an bewußt erſtrebt hat: Die höchſte Konzentration der Kraft der Nation durch Zuſammenfaſſung aller Einzelkräfte! Das war das Ge⸗ heimnis der Erfolge der NSA in der Kampfzeit, und das iſt auch das einzige Mittel zur Behauptung des deut— ſchen Volkes im Kampf um den ihm zuſtehenden Lebens und Leiſtungsraum in der Welt. Man frage nur einmal einen Soldaten, ob er nicht ſtolz darauf iſt, daß jetzt Adolf Hitler auch ſein Oberſter Befehlshaber iſt, die blitzenden Augen werden Antwort genug ſein. Durch die perſönliche Uebernahme der Befehlsgewalt über die geſamte Wehrmacht iſt Adolf Hitler nun ebenſo der oberſte Führer der Wehrmacht, wie er Asher ſchon der oberſte Führer der Partei war. Partei ind Wehrmacht, die beiden großen Lebensorganiſationen des deutſchen Vol⸗ kes ſind jetzt ohne Zwiſcheninſtanz und Zwiſchenſchaltung in der höchſten Spitze zuſammengefaßt. Beide gewinnen durch dieſe Konzentration ohne Zweifel an Kraft und Stoßwucht. Um ſo mehr, als die Verjüngung des Offizierskörpers, die durch die neuen Ernennungen erreicht wird, dafür ſorgt, daß junge, tatkräftige und der neuen Zeit aufgeſchloſſene Männer an führende Stellen kommen— eine Forderung, die ſeit Jahrhunderten gerade von militäriſchen Stellen aus immer wieder erhoben worden iſt, aber nie energiſch durch⸗ geführt wurde. Auch die Bildung des Geheimen Kabinetts⸗ rates bedeutet in der Zuſammenfaſſung aller bewährten Ratgeber des Führers eine Konzentration und damit eine Erhöhung der Kräfte. Daß eine ſolche Neuorganiſation nicht an dem wirt⸗ ſchaftlichen Bereich vorübergehen konnte, iſt ſelbſtverſtänd⸗ lich. Ja gerade hier trat ihre Notwendigkeit am früheſten und am deutlichſten in die Erſcheinung. Die gewaltige Auf⸗ gabe des 2. Vierfahresplanes ließ ſich auf die Jauer ohne die Schaffung eines eigenen Unterbaues gar nicht löſen. Das dadurch entſtehende Nebeneinander bon Vierjahres⸗ plan und Reichswirtſchaftsminiſterium entſprach ſo wenig der immer zur Einheit ſtrebenden Idee des Nationalſozia⸗ lismus, die nun einmal die Stagtsidee des heutigen Deutſch⸗ lands iſt, daß es von vornherein nur eine Frage der Zeit 1 wann auch hier die Zuſammenfaſſung kommen mußte! Die Zuſammenlegung der Organiſation des Vierſahres⸗ planes und des Reichswirtſchaftsminiſteriums ſtellt alſo nur die Anwendung jenes Zweckmäßigkeitsdenkens dar, das als ausſchlaggebend für die Geſtaltung wirtſchaftlicher Dinge vom Führer ſelbſt mehr als einmal klar und deutlich gekennzeichnet worden iſt. Die zweckmäßigſte Löſſng, frei von allen Dogmen und Theorien— von Perſonenfragen ganz zu ſchweigen— geſucht und gefunden, wird immer die befte ſein. Betrachtet man unter dieſem Geſichtspunkt die Neuor⸗ ganiſation des Reichswirtſchaftsminiſteriums mit ihrer klaren und verantwortlichen Gliederung, dann kann auch hier der Eindruck nur der der Freude ſein, daß auch auf dieſem Gebiete mit der Ausſchaltung aller Anſchauungs⸗ unterſchiede jene einheitliche Ausrichkung erreicht wurde. die die Vorausſetzung für die freie und ungehinderte Ent⸗ faltung aller Kräfte der Nation iſt. Daß die wirtſchaftlichen Kräfte dabei erſt an letzter Stelle ſtehen, beſonders aber dann, wenn es um die Exiſtenz der Naxion geht, iſt ja eine Tatſache, die heute im deutſchen Volke durchaus verſtanden wird Wir ſind daher überzeugt, daß ſich die Folgen dieſer neuen Maßnahmen des Führers ſchon in nächſter Zukunft und auf allen Gebieten unſeres Lebens im Innern wie auch in der Außenpolitik ſegenbringend offenbaren werden. Ein geeintes und einiges Deutſchland— das bedeutet eine ſo geballte Kraft, daß ihr nichts in der Welt gefährlich werden kann. Weiterhin ſtarkes Auslandsecho London. Die Erlaſſe Adolf Hitlers und die Ernennun⸗ gen vom 4. Februar ſtehen noch immer im Vordergrund des Intereſſes der Londoner Preſſe. Die Senſationsblätter können ſich nicht verſagen auch weiterhin unſinnige Kom⸗ binationen anzuſtellen und abſolut kindliche Gerüchte zu er⸗ finden. Der ernſt zu nehmende Teil der engliſchen Preſſe dagegen verſucht ſeinen Leſern darzuſtellen, welche Bedeu⸗ tung den Entſcheidungen zukommt. Sag ſa aum Lelen Roman von Bert Oehlmann. l 11 Lore ſatz bei der Schweſter auf dem Bettrand und ſtopfte einen Strumpf.„Ein Jammer,“ meinte ſie.„Das mit den Kino wäre das wenigſte geweſen. Himmel, da hätte ich ſchon Schwung reingebracht. Da hätte man ſich mal richtig austoben können. Aber wir ſind zwei Pechvögel, Hanni. Du haſt es ja jetzt erſt wieder an mir erlebt. Ein Jahr keine Stellung. Dann endlich kommt der Segen. Und was kommt heraus dabei? Ein Himmelhund von Stephani— und ich bin genau ſo dran wie vorher. So iſt das bei uns immer. Es iſt, als wolle uns das Schickſal verhöhnen. Tat⸗ ſache. Man denkt, na, nun biſt du glücklich raus aus dem ganzen Schlamaſſel— bums, ſchon hat man wieder eins auf den Hut gekriegt. Oder iſt das etwa nicht. „Lore!“ Ie 5 „Es will mir nicht in den Kopf, warum der geheim⸗ nisvolle Menſch Kino und Haus ihrem Schickſal überlaſſen und ins Ausland gehen will, wenn wir, wir beide, Lore, ſein Angebot ausſchlagen. Es muß ſich doch um jemand handeln, der gerade an uns ein beſonderes Intereſſe hat! Lore ſtreifte den Strumpf über das Bein. „Soll ich dir mal was ſagen?“ *„Na?“* g „Wir nehmen die Schenkung an. Jawohl, mit allem Drum und Dran. Mehr wie reinfallen können wir doch nicht. Stimmt's?“ 5 353555 Das ſtimmte allerdings.. Hanni bekam heiße Backen. Sie umſchlang die Schwe ſter und flüſterte aufgeregt.„Knauer hat ja immer zuge⸗ redet. Auch geſtern, als ich ihn zufällig traf. * 1 55 Die Maßnahmen Hitlers meint die„Times“, würden zuſammengefaßt eine Anpaſſung des Staatsapparates an die Erforderniſſe des nationalſozialiſtiſchen Deutſchland auf der Grundlage fünfjähriger Erfahrungen bedeuten. Die Vereinigung von Partei und Heer, die ſtets ein Teil des nationalſozialiſtiſchen Programms geweſen ſei, ſei jetzt voll⸗ endet. In England beſtehe eine alte Tradition gegen die Kritik an den inneren Angelegenheiten anderer Länder; alles, was England direkt angehe, ſei die Frage, wie die Entſcheidungen die engliſch-deutſchen Beziehungen be⸗ rühren würden. Herr von Ribbentrop ſei in London wohl⸗ bekannt. Seine Kenntnis der friedfertigen Beſtrebungen Englands ſei ſicherlich wertvoll England dürfe in ſeinen Bemühungen um die beiden großen Ziele, auf die es nun entſchloſſen die Hand gelegt habe: die ſchnelle und völlige Aufrüſtung und eine dauernde Bereinigung in Europa, nicht nachlaſſen. Der diplomatiſche Korreſpondent der„Daily Mail“ ſchreibt, die Ernennung Ribbentrops habe in amtlichen Kreiſen Londons nicht überraſcht. Das Blatt bringt zugleich einen Bericht von Ward Price über die letzten Ereigniſſe in Deutſchland, der mit der Feſtſtellung ſchließt, daß die deutſche Regierung ſich jetzt freier mit den außenpolitiſchen Problemen befaſſen könne. Paris. Auch die Pariſer Blätter beſchäftigen ſich noch eingehend mit den Berliner Ereigniſſen vom 4. Februar. Allgemein weiſen die Blätter darauf hin, daß die(eön⸗ liche Verantwortung Hitlers noch eine weſentliche Stär⸗ kung erfahren habe. In außenpolitiſcher Hinſicht dürfe man keineswegs mit einem Umſchwung rechnen. Deutſchland werde weiterhin die durch die Achſe Berlin—-Rom und den Antikomintern-Pakt vorgezeichnete Politik innehalten. Rom. Die Umbildung der Reichsregierung ſteht weiter⸗ hin im Miſtelpunkt der Betrachtungen der ttalieniſchen Preſſe. Starke Beachtung finden die Pariſer Kommentare, die nach römiſcher Anſicht deutlich die Beſorgnis und die Angſt der dortigen politiſchen Kreiſe widerſpiegelten. Dieſe Stimmung beweiſe, wie„Tevere“ meint, Schwäche und Ratloſigkeit und einen Verluſt der Selbſtkontrolle. Wenn die Gerüchte, die man in antifaſchiſtiſchen Kreiſen noch vor wenigen Tagen herumtrug, auch nur den geringſten Wert hätten, ſo hätte man heute in Frankreich allen Grund, ſich zu freuen und unbeſorgt zu ſein. Die Panikmacherei in Frankreich könne nur durch die eigene Schwäche und das 59195 Verſagen der franzöſiſchen Außenpolitik erklärt werden. Abzeichen für den Reichshandwerkertag Vor längerer Zeit gab der Reichshandwerkswalter der DAF, Pg. Walter, ſämtlichen Dienſtſtellen des Deutſchen Handwerks den Auftrag, Entwürfe für die Geſtaltung eines Abzeichens für den Reichshandwerlertag, der am 8. Mai 38 in Frankfurt am Main stattfindet, einzureichen. Irgendwelche Angaben oder Vorſchriften bei der Ausführung der Abzeichen wurden nur inſoſern gegeben, als das bodenſtändige Hand⸗ werk dabei berückſichtigt werden ſollte. Der Entwurf des Kreisfachſchaftswalters der Goldſchmiede in Pforzheim, Pg. Herterich, wurde als weitaus beſter anerkannt. Er ſtellt ein Relief von Deutſchland dar. Darüber liegen als Symbole der Arbeit und Ehre ein Hammer und ein Schwert, darauf das Hakenkreuz. Das Zahnrad der Deutſchen Arbeitsfront umrandet das Zeichen, das aus Elektron, alſo rein deutſchem alle Verpflichtungen ein Hanni packte es wie Fieber. Man durfte nicht immer auf Lore hören, das war richtig. Lore nahm es in vielen Dingen leichter. Aber diesmal hatte ſie recht. Was konnte eigentlich paſſieren? Und Doktor Knauer war doch auch noch da! Mit einem einzigen Satz ſprang ſie aus dem Bett. „Lore— ja, 1915 gehen hin! Heute noch! Noch in die⸗ er Stunde!“. f Und diesmal führten ſie auch wirklich durch, was ſie ſich vorgenommen hatten. Nur eine war entgeiſtert. Elſe! Sie ſah den Schweſtern faſſungslos nach, ſtürzte dann ans Telephon und rief Werner Hagen an, um ihm die ſen⸗ ſationelle Nachricht auf der Stelle zu übermitteln.— Doktor Knauer ſchien ſie bereits erwartet zu haben. Jedenfalls zeigte er keine Ueberraſchung, als er ſie be⸗ grüßt und in ſein Allerheiligſtes führte. „Ich beglückwünſche Sie zu Ihrem Entſchluß,“ ſagte er. „Mein, Aut 92697 wird glücklich ſein, wenn ich ihm die Botſchaft 157 Natürlich treten Sie ſchon heute in die die Schenkung mit ſich bringt, nicht wahr? Das ſoll heißen: Sie übernehmen mit dem heutigen Tage die Leitung der„Favorit⸗Lichtſpiele“, heben die Ihnen zuſtehenden viertauſend Mark von der Bank ab — der Scheck liegt bereit— und ſiedeln in das Haus Tho⸗ masallee 22 über. Was Sie mit den viertauſend Mark machen, wie Sie Ordnung in der Petersſtraße ſchaffen, wie Sie ſich in der Villa einrichten— alles Ihre Sache. Nie⸗ mand redet Ihnen drein. Iſt mein Auftraggeber großzügig oder iſt er's nicht?“ a 8 1 „Er iſt ein Rätſel,“ gab Lore leis zurück. 3 „Kein ſo großes, wie Sie heute noch glauben. und ſetzte, wenn auch immer noch bebend, e e 8 Das Heim auf dem Bahnſteig O Thea ſteigt mitten im dichteſten Schneegeſtöber auf dem Fernbahnhof aus und ſieht ziemlich ratlos in den grauen Vormittag. Sie weiß vorerſt nicht weiter, denn die ganze kleine Perſon iſt noch nicht einmal ſechs Jahre alt und allein auf der Heimfahrt zur Mutter. Sehr ver⸗ froren und einſam ſteht ſie unter all den haftenden Reiſen⸗ den. Da faßt plötzlich eine Frauenhand ihr kaltes Händ⸗ chen und fragt:„Wohin geht denn die Reiſe ſo ganz allein?“ Schon iſt auch der Zugführer da und ſieht ſich nach ſeinem kleinen Fahrgaſt um, den er nun endlich in den richtigen Händen ſieht, die nun alles Weitere für dieſen kleinen, einſamen Menſchen erledigen werden. Denn die kleine Thea ſteht jetzt unter dem Schutz und der liebevol⸗ len Fürſorge des NS.-Bahnhofsdienſtes. In einem klei⸗ nen durchwärmten Haus auf dem Bahnſteig bekommt ſie zum erſtenmal ſeit Stunden ein warmes Eſſen, und als ſie dann ſchließlich treu begleitet im Zug gelandet iſt, der ſie nun direkt zu ihrer Mutter bringen wird, hat ſie ganz rote Backen und ein ganz vergnügtes Geſicht be⸗ kommen. 5 5 g. Kaum iſt die kleine Thea verfrachtet, da wird eben⸗ falls ein kleiner Junge in das NS.⸗Bahnhofsheim ge⸗ bracht, der ganz allein, uverall betreut und beſchutzt vom Bahnhofsperſonal, von Süddeutſchland nach Königsberg fährt. Er wandert zufrieden von einer ſtarken Männer⸗ hand in die andere und freut ſich über das ſchöne warme Häuschen, in dem er den nächſten Zug ſeiner Weiterreiſe abwarten kann. Eine junge Mutter, die mit ihrem zweijährigen Mä⸗ delchen zum erſtenmal wieder in ihre Heimat nach Deutſch⸗ land kam, wurde wie jeder andere freundlich betreut und verſorgt. Entzückend war dabei ein kleines Zwiſchenſpiel! Die kleine Zweijährige war ſchon von dem Abteil aus direkt in den Armen der weißhaarigen Helferin des NS.⸗ Bahnhofsdienſtes gelandet und hatte ſich in den liebevol⸗ len, blauleuchtenden Augen feſtgeſchaut. Für ſie war und blieb dieſe erſte mütterliche Frau in Deutſchland die ſehn⸗ lichſt erwartete Oma, und es gab beim Abſchied auf dem Bahnhof beinahe Tränen, weil dieſe Oma abſolut nicht mitkommen wollte. Aber es gibt auch große Menſchen, die krank und hilfs⸗ bedürftig ſind, und denen jede Reiſe eine Qual iſt. Sie finden nun dort, wo ſie es am wenigſten erwarten, auf dem großen Bahnhof, die liebevollſte Hilfe. Denn an jedem Zug von morgens früh um 6 bis nachts 12 Uhr iſt der NS.⸗Bahnhofsdienſt bereit, allen denen zu helfen, die ein tapferes Zugreifen, ein liebevolles Bereitſein, Tat und Auskunft brauchen. Zwei ſtaatlich geprüfte Fürſorger tei⸗ len ſich in dieſen achtzehnſtündigen Dienſt und werden da⸗ bei tatkräftig von drei ehrenamtlich tätigen Frauen unter⸗ ſtützt. NS.⸗Volkswohlſahrt, NS.⸗Frauenſchaft und das Deutſche Rote Kreuz ſtellen täglich ihre Hilfskräfte zur Ver⸗ fügung, die ebenſo unermüdlich wie die hauptamtlichen Kräfte für das Wohl der Durchreiſenden ſorgen. Wenige wiſſen von all dem Liebesdienſt. der täglich von dem NS.⸗Bahnhofsdjenſt geleiſtet wird. 55 „And noch eine Frage,“ ſagte Hanni.„Wir haben die „Favorit⸗Lichtſpiele“ beſucht und ſind—“ „— entſetzt geweſen! Nicht wahr, das wollten Sie wohl ſagen?“ „Eigentlich nicht.“ Hanni war erregt. Zudem verwirrte ſie der Blick des Anwalts. Es war ein Blick, der eigentlich für eine geſchäftliche Erregung nicht recht paßte.„Nein, fuhr ſie fort,„wir wollten nur wiſſen, was geſchieht, wenn es uns nicht glückt, das Theater hochzubringen?“ a „Warum ſollte Ihnen das nicht glücken?“ ging er der Frage aus dem Wege.„Ich bitte Sie, zwei junge Damen von Ihrem Format! Was gelänge denen nicht!“ „Das mit den beiden Toten im Keller iſt natürlich Un⸗ ſinn, Herr Doktor, nicht wahr?“ Lore verſuchte ein Lächeln. „Man hat mir nämlich ſo etwas erzählt,“ ſetzte ſie hinzu, als Knauer ſie beluſtigt anſah. a f „Sie können ſich noch heute überzeugen, daß in der Tho⸗ masallee alles mit rechten Dingen zugeht, Sobald Sie die Schenkungsurkunde unterzeichnet haben, händige ich Ihnen nicht nur die nötigen Vollmachten und den Scheck, ſondern auch die Schlüſſel aus. Sie haben das Recht, alle vorhan⸗ denen Polizeiſiegel zu beſeitigen. In der Villa ſelbſt ſieht es natürlich ein wenig wüſt aus. Alles ſteht und liegt noch ſo herum wie an jenem Abend, als man die Spielhölle ſchloß. Sogar Telephon iſt vorhanden. Der Anſchluß iſt nicht geſperrt, weil die Gebühren das Jahr über von mir weitergezahlt wurden! Er hatte währenddeſſen die Ur⸗ kunde bereitgelegt und reichte Hanni nun den Füllhalter. „Wenn Sie ſo liebenswürdig ſein wollen— hierher Ihre Unterſchrift.“. 5 Der Halter zitterte in ihrer Hand. Noch war es Zeit, noch konnte man zurück! Sie ſah die Schweſter an, aber Lore kniff entſchloſſen die Lippen zuſammen. Da nickte ſie unter das Schriftſtück. Ein Lore ihrem Beiſpiel, paar Augenblicke Doktor Knauer ſah befriedigt d rein. päter folgte Or A Hoch im äußerſten Norden, in den ungeheuren Eis⸗ wüſten der Zentralarktis gibt es immer noch Gebiete, die kein Menſch bislang betreten hat. Hier kämpft eine Reihe von Staaten den„Weißen Krieg“, einen Krieg ohne Waffen. Mit den modernſten Mitteln der Technik, mit Flugzeug, Eisbrecher und ſogar U-Boot, wird die Grenze des unpaſſierbaren Raumes immer weiter nach Norden vorgerückt. Erſt wenn das„Ewige Eis“ end⸗ gültig überwunden iſt, kann die Erde als reſtlos verteilt unter die Menſchheit gelten. Es geht in der Arktis um vermutete Mineralſchätze in den noch unergründeten Ge⸗ bieten, um die Ausnutzung des Pelztierfangs und der Hochſeefiſcherei in den arktiſchen Meeren und— viel⸗ U Briten und Amerikaner laſſen keine Mittel unver⸗ ſucht, die Gebiete vor ih Eismeerküſten zu erforſchen und mit einem Netz von Stützpunkten zu überziehen. Längſt weiß man, daß um den Pol ſelbſt kein Land iſt, die Luftbilder aus Flugzeugen und Luftſchiffen beweiſen es. Weshalb ſollte man nicht auch einmal verſuchen, mit dem U-Boot die Rätſel der Arktis zu ergründen, in das Tierleben der Nordmeere einzudringen, die ſeltſamen gegenläufigen Strömungen in verſchiedener Waſſertiefe feſtzuſtellen, Land zu ſuchen, daß vielleicht noch uner⸗ ſchöpfliche Rohſtofflager in ſeinem jungfräulichen Schoß birgt? Rohſtoffe! Sie ſind einer der Antriebe zu dieſem Kampf. Es muß in dieſen Zonen einmal ein ganz an⸗ deres Klima geherrſcht haben. Die Kohlen⸗ lager und Oelfelder in der arktiſchen Inſel⸗ welt ſind ja Beweis dafür. Man hat neuer⸗ dings in der Arktis Kupfer, Eiſen, Graphit. H pot, Curls G OEl Beſtimmungen um Grönland gezogen, niemand darf ohne die nur ſchwer zu erlangende Erlaubnis hinein in das grandioſe Land. Ob man bloß den Eingeborenen ihren Frieden erhalten will oder ob man im Zeitalter der Jagd nach Rohſtoffen und des transarktiſchen Luftverkehrs das allzu ſtarke Intereſſe der Mächtige Neben dem Kampf um Naturf nach guten Stützpunkten für Betriebsſtoff- und Lebens⸗ mitteldepots und Erſatzteillager im arktiſchen Raum. Man kann ſich vorſtellen, daß bei der praktiſchen Durchführung des transpolaren Luftverkehrs jede noch ſo kleine Inſel jedes feſte Land in dem immerwährenden Geſchiebe der Eismaſſen des Nordpolmeeres von entſcheidender Beden— tung ſein kann. Man denke nur an die rieſigen Strecken, Und trotzdem ſind die über den Pol geführten Linen ganz erheblich kürzer als die zur Zeit gebräuchlichen. Die Mer⸗ befürchtet? catorprojektion unſerer Karten ergibt ein falſches Bild Links: Longyarbyen— die In⸗ duſtrieſtadt in der Arktis. Etwa 600 Menſchen wohnen hier und fördern Kohle, das„ſchwarze Gold“ Spalbards. Ueber 35 600 Tonnen beträgt die Jahrespro⸗ duktion, die jedoch nur in den Sommermonaten verſchifft wer⸗ den kann. Rechts: Am Strand von Jan Mayen. Unſer Mitarbeiter ne⸗ ben den Ueberreſten eines mäch⸗ tigen Grönlandwals. Unten: Fünf Nationen in der Arktis. Hier beſteht merkwürdi⸗ gerweiſe nicht der Grundſutz „Freiheit der Meere“, jeder Teilnehmer hofft, hier wertvolle Schätze oder Stützpunkte zu finden. leicht das wichtigſte für die Zukunft— um die Be⸗ herrſchung geeigneter Stützpunkte für den Weltluft⸗ verkehr. Während Deutſchland in den Jahren nach dem unglücklichen Kriegsausgang zum Ausſcheiden aus dem großen weltpolitiſchen Kräfteſpiel verurteilt war, teilten einige weitſchauende Mächte die letzten herrenloſen Gebiete unſeres Planeten in aller Stille unter ſich auf. Kanada und vor allem die Ruſſen drangen immer weiter in die Freiräume des Nor⸗ dens vor und ſetzten ihre Flaggen, wo es nur irgend feſtes Land gab. Dieſe ſtaatspolitiſchen Akte in der Arktis und auch in der Antarktis werden eines Tages einmal ſehr weittragende Bedeutung erlangen. Noch vor dem Kriege gab es in der Arktis keine Sonderrechte für irgendeine Nation. Und auch die ſehr wichtige Inſelgruppe Spitzbergen gehörte da noch keinem. Es gelang den Norwegern, die ſich zweifellos um die Erforſchung der polaren Gebiete unvergängliche Verdienſte erwarben, ihre Anſprüche auf Spitzbergen und die ſüdlich davon gelegene Bäreninſel gegenüber britiſchen Beſitzwünſchen mit Erfolg zu vertreten und ihre Flagge im Jahre 1925 über ihrer nun wieder„Svalbard“ genannten arkti⸗ R boite: 40e * Nor vegtteber Ante ſchen Kolonie aufzuziehen. Vier Jahre ſpäter kam N ee 9 22 De e B tische Anteit— e 5 2 8 US-Armee Iten liche; due: 8 D .-Htalicher Sete 2 8 I-Harteslbliche fiuplinied 71 4 A 4 1 Namtobettsvest 8* 3 0 o kae nent H ,,Q&V bett G 8888— N Links: Norwegiſches Fang⸗ die Inſel Jan Mayen dann noch unter norwegiſche Ho⸗ heit. Norwegen verſuchte auch, ſeine Intereſſen auf einige Teile von Oſtgrönland gegenüber Dänemark durchzu⸗ ſetzen, jedoch entſchied ein internationaler Gerichtshof im Haag im Jahre 1933 zugunſten Dänemarks. Jetzt er⸗ tenen die Ruſſen auf dem Plan und erklärten kurzer⸗ ud alles im Norden vor ihren Küſten gelegene Land, auch das noch nicht entdeckte, für ruſſiſches Gebiet, Ka nada ſchloß ſich bald an und deanſpruchte gleich alles feſte Land bis zum Pol, und die US.⸗Amerikaner ſicherten ſich auf dit gleiche, höchſt unkomplizierte Weiſe alles Land vor ibret alaskiſchen Küſte. Dänemark und Norwegen folgten notgedrungen und erklärten alle Inſeln nördlich vor Grönland beziehungsweiſe im Raum zwiſchen Jan Maven und der norwegiſch⸗finniſchen Grenze am Eis⸗ meer bis zum Pol für ihr Land. Damit war der Raum um den Nordnol ſtaatlich vollkommen aufgeteilt unter die fünf„Anrainer“. Allerdings erkennen einige Staaten dipſes„ Fektorprinzip“ nicht an ſchiff im arktiſchen Eis. Dieſe ſehr widerſtandsfähigen höl⸗ zernen Motorkutter arbeiten ſich unter Führung wagemuti⸗ ger Männer immer wieder weit hinein in die trei⸗ benden Eiswüſten der polaren Meere. Rechts: Flugzeug über der Eismeerküſte. Der Golfſtrom hält weit an der Murmanküſte hin die Küſte das ganze Jahr über offen für die polare Seefahrt. Aufnahmen und Zeichnung(5): Vitalis Pantenburg— M. Glimmer und ſogar Radium gefunden. In den kalten Zonen gibt es Kohle, Oel⸗ und Holz, und hier kann ein ungeheurer Fiſch⸗ reichtum geborgen werden. Und der Erfolg dieſes rieſigen Aufwandes an Energie? Kanada, nächſt Rußland der größte Nachbar am Pol, hat nicht geringe Erfolge. In ſeinem Schutzgebiet leben vielleicht 14000 Menſchen, aber es wird vorbildlich für ſie geſorgt, jeder hat ſeine Ver⸗ bindung zur Ziviliſation durch das Netz der Radio⸗Sta⸗ tionen. Norwegen, das klaſſiſche Land der pola⸗ ren Forſchung, iſt auch nicht untätig. Unermüdlich durchſtreifen ſeine Forſcher die Gebiete auf und um Sval⸗ bard, vermeſſen, ſchürfen, beobachten. Der Staat läßt ſich das Wohl ſeiner arktiſchen Bürger ſehr angelegen ſein, die— weiter nördlich als ſonſt irgendwo auf der Erde— die wertvolle Spitzbergenkohle bergen oder in der grandioſen Einſamkeit der kahlen Küſtenſtreifen oder in den Meeren ihren Unterhalt durch Pelztierfang erwerben. Die Dänen baben einen faſt unüberſteigbaren Zaun von der Strecken. Nehmen wir einen Globus und ver⸗ gleichen: der Schiffahrtsweg von London nach Tokio via Suezkanal iſt etwa 21000 Kilometer lang, der transſibiriſche Schienenweg immer noch 13 800 Kki⸗ lometer, die Luftlinie über den Pol dagegen nur noch 10100 Kilometer. Man würde von London nach der Südſee am nächſten über Spitzbergen, nach Kalifornien über Alaska fliegen. Die Strecke von Amerika nach Aſien über den Pol iſt nur noch ein Minimum der heutigen Reiſeroute. Freilich ſind noch viele Schwierigkeiten zu über⸗ winden, bis die transarktiſchen Linien mit einem hinreichenden Sicherheitsgrad beflogen werden kön⸗ nen. Einige Flüge ſind ja durchaus ſchon gelungen. Der Amerikaner Byrd überflog den Pol als erſter am 9. Mai 1926, drei Tage ſpäter Amundſen und Nobile mit dem Luftſchiff„Norge“, 1928 erreichte der Amerikaner Wilkins von Point Barrom, dem nördlichſten Punkt Alaskas, über gänzlich unbe⸗ kannte Gebiete und den Pol Spitzbergen. Dieſes, beſſer zu erreichen als jeder andere Ort und nächſt dem Pol— iſt das geeignete Sprungbrett zum Pol und wird zweifellos noch eine bedeutſame Rolle in der Zukunft ſpielen. Vielleicht beweiſt nichts beſſer die Ueberlegenheit des Flugzeuges als die Tatſache, daß Wilkins die Strecke in 22 Stunden abflog. Der transpolare Verkehrsflug mag vielen noch als Hirngeſpinſt erſcheinen. Tatſächlich überſteigt er auch noch die heutigen techniſchen Möglichkeiten, aber es iſt ſicher, daß die Arktis einmal in das Weltflugnetz einbezogen werden wird. Die wirtſchaftlichen und politiſchen Folgerun⸗ gen eines ſicheren transarktiſchen Verkehrsfluges ſind noch gar nicht zu überſehen. Mit der Einrichtung der arkti⸗ ſchen Luftlinien wird die wirtſchaftliche Durchdringung und Erſchließung der Arktis in ein ganz neues Stadium treten. Man lann daher gut den Eifer begreifen, mit dem die Anrainer des Pols in den Jahren nach dem Kriege die Beſitzergreifung bisher herrenloſer Gebiete auf der Kuppel unſeres Globus und die Aufteilung dieſer Zonen ewigen Eiſes in die einzelnen Intereſſen⸗ gebiete betrieben haben. Dipl.⸗Ing. Vitalis Pantenburg Druckarbeiten eee für Handel, Gewerbe und industrie liefert schnellstens Neckar- Bote- Druckerei — 5— f De ätze geht das Rennen e, — ———2ꝛ ¶Qdödl————— 2 -, // c 8 F een CC K