Nr. 39 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 16. Februar 1938 Von der Parole zum Triumph Fünf Jahre nationalſozialiſtiſche Kraftverkehrspolitik. Ns. Mit der Eröffnung der Berliner Automobilaus⸗ ſtellung 1938 liegen fünf Jahre nationalſozialiſtiſcher Kraft⸗ verkehrspolitik hinter uns. Fünf Jahre, die unter der Pa⸗ role des Führers ſtanden; der nationalſozialiſtiſche Staat wird die Kraftfahrzeugproduktion nach allen Möglichkeiten fördern, die Haltung des Kraftfahrzeugs zu erleichtern trach⸗ ten, den deutſchen Treibſtoff ſteigern und ſicherſtellen und die notwendigen Straßen bauen. Fünf Jahre, die zu einem einzigartigen Aufſtieg auf allen Gebieten unſerer Motori⸗ ſierung führten, zu Spitzenleiſtungen, wo man hinſieht, zu Rekorden der Produktion und des Abſatzes, der Wirtſchafts⸗ belebung im Innern der Exportſteigerung auf dem Welt- markt. zu Rekorden auf der Rennbahn, zu einem neuen Reichsautobahnnetz, das eine Spitzenleiſtung auf dem Ge⸗ biete des Straßenbaues darſtellt, zu deutſchen Werkſtoffen and neuen deutſchen Treibſtoffquellen. Es iſt ein gewaltiges Plus, mit dem die Bilanz dieſer fünf Jahre nationalſozialiſtiſcher Kraftverkehrspolitik ſchließt, und dieſe Ausſtellung iſt ein Bilanzſtrich unter ein Programm, das ſich in allen ſeinen Punkten als folgerichtig rechtfertigt. Impoſant kündet die diesjährige Autoſchau in allen ihren Einzelheiten, in jedem Stück, das ſie zeigt, von Er⸗ folgen, um die wir allenthalben beneidet werden. Welch eine Wandlung ſeit damals, als vor 1933 unſere Kraftfahr⸗ zeuginduſtrie am Rande des Bankrotts ſtand, als der Ver⸗ kehr einer immer lähmenderen Lethargie erlag, als die Ar⸗ beitsloſenziffern immer weiter ſtiegen und die Motoriſie⸗ rung zu einem Fünkchen geworden war, das zu verlöſchen drohte. Welch ein Unterſchied zu den jetzigen Ergebniſſen! Da ſtehen auf der Ausſtellung unſere deutſchen Welt⸗ rekordwagen und Rekordmokorräder, die mit ihren Beſtleiſtungen in aller Welt von dem Hochſtand unſerer Technik kündeten, da ſtehen unſere Rennwagen und Rennmaſchinen, die in einer einzigartigen Serie von Triumphen von Erfolg zu Erfolg eilten, und hinter dieſe Reihe ſchlanker überlegener Renner tritt ein Produkt unſe⸗ res Schaffens nach dem anderen, das wie ſie als Spitzen⸗ leiſtung angeſehen werden kann. Neue deutſche Werkſtoffe ſparen nicht nur Deviſen, ſondern ſind in ihrer Qualität ſo hochwertig, daß ſie durch ihre Verwendung die Dauerhaf⸗ tigkeit unſerer Kraftfahrzeuge nicht unweſentlich erhöhen. Wir ſchufen unſere eigenen Treibſtoffquellen, wir haben unſer eigenes ſynthetiſches Gummi. Herrlich in ihrer klaren Linienführung, in der monumentalen Art ihrer Brückenbauten und der Einpaſſung in die Landſchaft ſind unſere Autobahnen, dieſe Schnellſtraßen, die von Jahr zu Jahr von Kilometer zu Kilometer wachſen; und ſchon kann man auf der Ausſtellung das Modell der Volkswagen⸗ fabrik ſehen, die in Kürze in Bau genommen wird. Wuch⸗ tig und ſelbſtvertrauend ſpricht auch der Charakter dieſes Bauwerks von der kühnen geiſtigen Haltung aller neuen Bauten des Dritten Reichs. Das Kraftfahrzeug ſollte immer mehr zum Gebrauchs⸗ objekt für alle werden. Das war der Wunſch des Führers, und nachdem die wirtſchaftlichen und pſychologiſchen Schran⸗ ken, die einſt das Kraftfahrzeug zur Klaſſenſchranke hatten werden laſſen gefallen waren, wurde von Jahr zu Jahr iin⸗ mer weiteren Kreiſen die Möglichkeit geſchaffen, an den Segnungen der Motoriſierung teilhaftig zu werden. Die Preiſe ſtaffelten ſich unter unſerer de argent im⸗ mer mehr nach dem Einkommen der als Kraftfahrzeugkäu⸗ fer in Frage kommenden Bevölkerungsſchichten, und in näherrückender Zukunft wird der Volkswagen noch weite Kreiſe zu Kraftfahrern machen und ihnen die Segnungen der Motoriſierung nahebringen. Wenn wir in jedem Jahr von immer höher ſteigenden Produktions- und Abſatzziffern unſerer Induſtrie ſprechen konnten, ſo waren dieſe Rekordziffern Zeichen für Belebung auf den mannigfaltigſten Gebieten unſerer deutſchen Volks⸗ wirtſchaft. Darum ſind ja dieſe Zahlen ſo ſtolz und erfolg⸗ verſprechend. Darum aber verzeichnen wir auch mit beſon⸗ derer Freude, daß das Jahr 1937 wiederum eine neue Re⸗ kordproduktion gebracht hat. 522 150 Kraftfahrzeuge, mehr als eine halbe Million alſo, wurden in dem hinter uns lie⸗ genden Jahr in Deutſchland auf den Markt gebracht. Das heißt fünfmal ſoviel wie 1932, und dabei ſind in dieſer Zif⸗ fer noch gar nicht die Lieferungen an die Wehrmacht, Reichspoſt und Reichsbahn ſowie die ſonſtigen Behörden einbegriffen. 1932 waren es noch 104 559 Kraftfahrzeuge, die insge⸗ ſamt bei uns in Deutſchland zugelaſſen wurden, 1933 dann bereits 151 461, 1934 244 091. 1935 hat ſich die Zahl weiter⸗ hin auf 359 418 Stück erhöht. 1936 bildete mit 456 817 zu⸗ gelaſſenen Perſonenkraftwagen, Laſtkraftwagen und Kraft⸗ rädern ein neues Rekordjahr und 1937 ſchließlich stellte al⸗ lis Bisherige wiederum mit 522 150 zugelaſſenen Kraftfahr⸗ zeugen in den Schatten. Das iſt außerordentlich. 5 Gleichzeitig mit dem Kraftverkehr nahm auch der ge⸗ ſamte übrige Verkehr einen großartigen Aufſchwung, direkt oder indirekt von der Motoriſierung beeinflußt. Neue deut⸗ ſche Schiffe wurden gebaut, und deutſche Arbeiter lernten auf dieſen ſchwimmenden Städten die weite Welt kennen, die den meiſten bisher verſchloſſen war. Die Reichsbahn ſetzte alles daran, um ihren Zugverkehr immer ſchneller zu ge⸗ ſtalten und ſtellte blitzſchnelle Triebwagen in ihren Dienſt. Unſere Luftfahrt nahm einen rapiden Aufſftieg und ſteht heute, wie die Weltrekorde, die auf deutſchen Flugzeugen gehalten werden, beweiſen, wieder in der Reihe der auf dem Luftfahrtgebiet führenden Nationen. Ruhige Zuver⸗ ſicht in die Weiterentwicklung unſerer Motoriſterung aber vermittelt uns die Tatſache, daß wir mit unſeren deutſchen Rohſtoffen uns eine unabhängige und geſicherte Grund⸗ lage geschaffen haben . Wie 800 beſche Kraftfahrzeug aber auf dem Welt⸗ markt immer mehr begehrt und immer mehr gekauft wird das zeigen die wü impoſanten Ziffern unſeres Ex⸗ ports, der ſich von Jahr zu Jahr e ſteigerte. Hat⸗ ten wir 1928 noch für 80 Millionen Mar Kraftfahrzeuge bei uns eingeführt und dagegen nur fel 51,9 Millionen Mark exportieren können, ſo ſtiegen ſeit 1933 unſere Ex⸗ portziffern immer weiter, fielen dagegen zum Glück unſere Kraftfahrzeugimporte. Mit Stolz vermerkten wir 1936, daß wir für 70 329 000 Mark an. Perſonenkraftwagen. Laſtkraft⸗ wagen und Krafträdern ausführen konnten, dagegen nur für 5 677 000 Mark einführten, mithin alſo ein Aktivum von 64 652 000 Mark verbuchen könnten. Das Jahr 193“ aber ſtellt auch im Hinblick auf den Export alle bisherigen Er⸗ gebniſſe in den Schatten. Ohne Hinzurechnung des Teilex⸗ ports führten wir für 121 624000 Mark an Perſonenkraft⸗ wagen, Laſtkraftwagen und Krafträdern aus und nur für 6.664000 Mark ein. Rechnet man aber unſeren Teilexport hinzu, ſo dürften wir wohl auf einen Ausfuhrwert von 160 000 000 Mark für deutſche Kraftfahrzeuge für 1937 ge⸗ kommen ſein. Klarer und eindeutiger als mit dieſen Lalbun kann man wohl nicht beweiſen, wie unſere deutſche Technik ſich einer immer größeren Wertſchätzung im Ausland erfreut. Dabei kann man gewiß ſein, daß die Berliner Automobilausſtel⸗ lung 1938 ſowohl der Motoriſierung im Innern neuen wei⸗ teren Auftrieb geben wird als auch dem Export und der An⸗ knüpfung neuer Geſchäftsbeziehungen mit dem Ausland. Mit den ſtolzen Ergebniſſen von fünf Jahren neuer deut⸗ ſcher Kraftverkehrspolitik iſt ſie jedenfalls ein Triumphmal. für die Folgerichtigkeit der Motoriſierungspläne des Füh⸗ rers und ſtattet ihm den Dank des geſamten deutſchen Vol⸗ kes für all das ab, was er mit der Wiedereinſetzung des Motors in ſeine Rechte erreichte und ſchuf. v. St. Anfer Schönheitsideal Aufruf zur Mitarbeit im BdM.⸗Werk„Glaube und Schönheit“. Berlin, 10. Febr. Der Jugendführer des Deutſchen Rei⸗ ches, Baldur v. Schirach, richtet an alle Gymnaſtiklehrerinnen folgenden Aufruf zur Mitarbeit: Ein neues Werk iſt im Entſtehen. Unſere national⸗ ſozialiſtiſche Jugendbewegung will die 17⸗ bis 21⸗jährigen Mädchen in ihrer Gemeinſchaft erfaſſen, die dem Weſen und den Wünſchen der Mädels dieſer Altersſtufe entſpricht. Gym⸗ naſtikkurſe, Sport und Bewegungsſpiele ſowie Arbeitsgemein⸗ ſchaften kultureller Art ſollen im Rahmen des BdM.⸗Werkes „Glaube und Schönheit“ für alle Angehörigen der neuen Organiſation veranſtaltet werden. 5 Gymnaſtiklehrerinnen, helft dabei mit! Ihr ſeid dazu be⸗ rufen, gemeinſam mit unſeren BdM.⸗Sportwartinnen die weibliche Jugend auszubilden und ihrem Schönheitsideal zu dienen. Wir wollen eure Fähigkeiten und Erfahrungen für die große Erziehungsaufgabe unſerer Jugendbewegung einſet⸗ zen. Wir ſetzen eine größere Zahl hauptamtlicher Kräfte ein und bedürfen einer ſtarken ehrenamtlichen Beteiligung. Es gilt, unſerem Glauben und unſerem Schönheitsideal zu dienen! Die Jugend hat die Parole„Glaube und Schön⸗ heit“ auf ihre Fahne geſchrieben. Die Jugend Adolf Hitlers ruft euch! Meldungen zur Mitarbeit bitte ich, an das BdM.⸗Werk „Glaube und Schönheit“, Reichsjugendführung, Berlin NW. 40, zu richten.“ er. 5 Geefiſch⸗Expreß nach Güddeutſchland Vom Meer bis zum Küchenkiſch— Keine deutſche Stadt ohne Spezialfiſchgeſchäft In jeder Woche fahren von Weſermünde, Altona, Cux⸗ haven einige hundert deutſche Fiſchdampfer hinaus auf die hohe See. Die deutſche Fiſchereiflotte hat ſich im Rahmen des Vierjahresplanes die Verdoppelung ihrer Fänge zum Ziel geſetzt. Meiſt vergehen vierzehn Tage, bis die Fiſch⸗ dampfer vollbeladen in ihre Heimathäfen zurückkehren. In Weſermünde beginnt dann kurz vor Mitternacht das Löſchen der Dampfer. Tauſende von Körben werden von Bord in die große Verſteigerungshalle gebracht. Hier ſortiert man die Fiſche in Kiſten und unterzieht ſie einer ſcharfen Kontrolle. Wenn dann ama Morgen die Auktion anfängt, 185 nur wirklich erſtklaſſige und hochwertige Seefiſche zum erkauf. Die Großhändler decken jetzt ihren Bedarf, nun wandern die Fiſche in die Verſandräume und kommen, zwi⸗ ſchen keimfreies Kunſteis verpackt, in die Seefiſch⸗Kühlwa⸗ gen. Oft verlaſſen an einem Tag 15 Fiſchzüge Weſermünde Und treffen ſchon am nächſten Morgen in weit entlegenen deutſchen Städten ein. Jeden Tag in der Frühe rollt auch in Frankfurt a. M. ein ſolcher Fiſch⸗Expreß an. Frankfurt iſt nämlich für See⸗ fiſche der Verkeilungsplaz für Südweſt⸗ deutſchland. Die Fiſchgeſchäfte in Mainz, Wies⸗ baden, Mannheim, Karlsruhe und in vielen klei⸗ neren Städten werden von Frankfurt aus beliefert. Die Fiſchhändler bringen ihren Bedarf auf ſchnellſtem Wege in ihre Geſchäfte. Hier werden die Fiſche für den Verkauf zu⸗ rechtgemacht, und noch am gleichen Mittag ſtehen die fein ſäuberlich und ſchmackhaft zubereiteten 1 5 auf Tauſenden von Tiſchen als 1 a Dieſe Fiſche, die nach dem Fang im Meer ſofort auf Eis kommen und durch die modernen Kühleinrichtungen vor jedem ſchädlichen Tempe⸗ ratureinfluß bewahrt bleiben, bis ſie auf dem Küchentiſch ſtehen, unterſcheiden ſich nicht im geringſten von dem fri⸗ ſchen Fiſch, der an den Küſtenplätzen verkauft wird. Nirgend⸗ wo in Europa iſt die Verſorgung mit friſchen Seefiſchen ſo zweckmäßig geregelt wie in Deutſchland Die erhöhte Arbeitsleiſtung der deutſchen Fiſchereiflotte, die Verdoppelung der Fänge hat jedoch nur dann einen Sinn, wenn der Fiſch verbrauch geſteigert wird. Es iſt immer noch die Tatſache zu verzeichnen, daß in Deutſch⸗ land zu wenig Fiſche gegeſſen werden. Im Jahre 1933 entfielen in England auf den Kopf der Bevölkerung 27 Kilo Fiſchverbrauch, während in Deutſchland im gleichen Jahre je Einwohner nur 10 Kilo Fiſch gegeſſen wurden. Erſt durch vermehrte Werbung gelang es bis 1936 den Verbrauch auf 12 Kilo je Kopf zu erhöhen. Während in den Gegenden entlang der Küſte, in Berlin und im Ruhrgebiet der Fiſch⸗ verbrauch verhältnismäßig hoch iſt, läßt er im ſüdlichen Deutſchland noch ſehr zu wünſchen übrig. Da ſtemmen ſich immer noch längſt veraltete Küchentraditlon und törichte Vorurteile gegen eine vermehrte Fiſchkoſt. Viel zu we⸗ nig wird auch der hohe Nährwert der Fiſche beachtet. Neben dem hohen Eiweißgehalt enthalten alle Seefiſche den für den Aufbau des Körpers notwendigen Kalk, Phosphor, Eiſen und Jod. Auch ſollte man im Frühjahr und Sommer viel mehr Seefiſche eſſen, denn ſie ſind gerade in dieſer Zeit, in der ſie leichter Futter finden, fetter und zarter und für den Magen immer leicht verdaulich. Die erhöhte Fiſchproduktion fördert einen ſtärkeren Ver⸗ brauch und macht die Errichtung neuer Fiſchgeſchäfte notwendig. Dieſem Zweck dient auch der„Förderungsdienſt des Fiſcheinzelhandels“, der in Berlin ſeinen Sitz hat. Fiſch⸗ geſchäfte werden erweitert und beſſer ausgebaut, und wo das Bedürfnis vorhanden iſt, werden neue Fiſchgeſchäfte gegründet. Junge Einzelhandelskaufleute, die fachliche Eig⸗ nung beſitzen und ſich ſelbſtändig machen wollen, können vom Förderungsdienſt burden e billige Darlehen be⸗ kommen Bisher wurden bereits 613 000 Mark dafür ver⸗ ausgabt. So ſoll erreicht werden, daß keine deutſche Stadt mehr ohne Fiſchſpezialgeſchäft iſt. daß ſich durch die Erweiterung des Verteilungsnetzes der Fiſch⸗ verbrauch ſteigert. Auf dieſe Weiſe werden weniger zuſätz⸗ liche Nahrungsmittel aus dem Ausland benötigt und Devi⸗ ſen frei gemacht für Rohſtoffe, die in der Induſtrie gebraucht werden.. 0 Viermotorige Großflugzeuge Bier„Große Deſſauer“ im Sommerluftverkehr. Berlin, 16. Februar. In dem Februarheft der Zeitſchrift„Deutſche Luft⸗ wacht“, Ausgabe Luftwiſſen, wird eine aufſchlußreiche Dar⸗ ſtellung des Unfalles des viermotorigen Junkers Gr ßflug⸗ zeuges D— AAL vom Muſter Ju 90 veröffentlicht. Der Bericht veranſchaulicht eindrucksvoll, wie ſcharf die Erpro⸗ bung der neuen deutſchen Flugzeugmuſter durchgeführt wird, bevor ſie in den planmäßigen Luftverkehr eingeſetzt werden. i Bei der Erprobung des Muſters Ju 90, das gegenüber den bisher im europäiſchen und amerikaniſchen Luiſtverkehr eingeſetzten Flugzeugen erheblich ſchneller iſt, hat man die Maſchinen weſentlich härteren Prüfbedingungen, als es die Vorſchrift erfordert, unterworfen. Als Abſchluß der geſam⸗ ten Werkerprobung wurden an der D—AALll bei beſon⸗ ders hohen Fluggeſchwindigkeiten Schüttelverſuche durchge⸗ führt, um über das Schwingungsverhalten bei Böen— und bei den Motorenanlagen ausgehenden— Erſchütterun⸗ gen Erfahrungen zu ſammeln. Hierzu wurde ein Gerät ur zuſätzlichen Schwingungserregung eingebaut, das von einem Elektromotor angetrieben wird. Bei dem letzten dieſer Ver⸗ ſuchsflüge, der über der Junkers⸗Meßſtrecke bei Deſſau un⸗ ternommen wurde, traten bei einer Fluggeſchwindigkeit von über 500 Kilometern in der Stunde nach Einſchaltung des Gerätes ſchließlich Schwingungserſcheinungen auf, durch die die Beſatzung zum Verlaſſen des Flugzeuges mittels Fallſchirmes veranlaßt wurde. Leider öffnete ſich dabei der Schirm des an den Verſu⸗ chen beteiligten Ingenieurs Hahnemann nicht früh ge⸗ nug, ſo daß dieſes Mitglied der Beſatzung bei der für die ganze Luftfahrt ſo wichtigen Erprobung ums Leben kam. Bei dieſem Verſuch würde das Flugzeug abſſchtlich ſtark überbeanſprucht, wie es der praktiſche Flugbetrieb nie ver⸗ langt. Dabei wurden außerordentlich wichtige Erkenntniſſe geſammelt, die bewieſen, wie groß die Schwingungs⸗Un⸗ empfindlichkeit der Ju 90 tatſächlich iſt. Der Bau derartiger viermotoriger Großflugzeuge wurde erforderlich, um dem immer ſtärker anwachſenden Platzbe⸗ dürfnis und den geſteigerten Aufgaben des Luftverkehrs entſprechen zu können. Die Deutſche Lufthanſa hat deshalb ſchon vor längerer Zeit bei den Focke⸗Wulf⸗Werzen das Muſter FW 200„Condor“ für 26 Fluggäſte und bei Jun⸗ kers die Ju 90 für 40 Fluggäſte beſtellt. Dem an Focke⸗ Wulf bereits erteilten Bauauftrag für mehrere„Condor“⸗ Flugzeuge hat jetzt die Lufthanſa die Beſtellung auf vier Junkers Ju 90 folgen laſſen. Sowohl die Focke⸗Wulf⸗Con⸗ dor wie die Junkers Ju 90 werden bereits in dieſem Som⸗ mer auf mehrere Linien der Deutſchen Lufthanſa in den planmäßigen Streckendienſt eingeſetzt werden. Rundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Morgenlied, Zeit, Wetter, landwirtſchaftliche Notierungen, Gymnaſtik, 6.30 Frühkonzert(7 bis 7.10 Nachrichten); 8 Waſſerſtandsmeldungen, Wetter, Marktberichte, Gymnaſtik; 8.30 Morgenmuſik; 9.30 Sendepause; 11.30 Volksmuſik; 12 Mittagskonzert, 13 Zeit, Wetter, Nachrichten; 18.15 Mittags⸗ konzert; 14 Konzert bezw. Schallplattenkonzert; 15 Sende⸗ pauſe 16 Nachmittagskonzert; 18.30 Griff ins Heute; 19 Nachrichten, Neues bom Tage; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Donnerstag, 17. Februar: 10 Volksliedſingen; 10.30 Sendepauſe; 18 Spuren im Schnee, luſtiges Erlebnis; 19.15 Erinnerungen an de Curtis, Schallplatten; 19.30 Ein wenig allerhand aus dem Badner⸗ land; 20 Muſik zur Unterhaltung; 21.15 Kammermuſik; 22.30 Volks⸗ und Unterhaltungsmuſik. Freitag, 18. Februar: 10 Günther Groenhoff, Hörfolge; 10.30 Mann über Bord; 10.45 Sendepauſe; 18 Das deutſche Lied; 19.15 Stuttgart ſpielt auf; 20 Es tut ſich was in Freudenſtadt, fröhliche Sendung; 21 Karl Erb ſingt; 21.30 Sudetendeutſche Kammermuſik; 22.20 Worüber man in Amerika ſpricht; 22.30 Samstag, 19. Februar: 10 Ich habe nur ein Vaterland, das heißt Deutſchland, Hörſpiel; 10.30 Sendepauſe; 14 Peter Anders ſingt, Schall⸗ platten; 14.15 Zur Unterhaltung; 15 Heitere Klänge zum Wochenende; 16 Familientag bei Millöcker, Hörfolge mit den ſchönſten Weiſen des Wiener Meiſters; 17.40 Märſche be⸗ rühmter Komponiſten; 18 Tonbericht der Woche; 19.15 Maurice Ravel, Schallplatten; 20 Das große Bilderbuch; 21 Unterhaltungs- und Tanzmuſik; 22.30 Tanzmuſik aus aller Welt, Schallplatten. Reichsſender Frankfurt a. M.: Mittwoch, 16. Februar: 8.05 Sendeſtille; 11 Froher Klang zur Arbeitspauſe; 11.40 Deutſche Scholle; 15.15 Schreibſpiele brauchen nicht langweilig zu ſein; 15.45 Aus Kunſt und Kultur; 16 Alte Faſtnachtslieder und Tänze; 16.30 Nachmittagskonzert; 18.30 Der fröhliche Lautſprecher, Schallplatten; 18.45 Fliegendes Deutſchland; 19.10 Großes Konzert; 21 Klaviermuſik von Chopin; 21.45 Plaudereien; 22.20 Gaſtſpiel der berühmten Tänzerin Manuela del Rio, des Guitarriſten Roca und des Pianiſten Javier Alfonſo: 22.50 Tanzmuſik. Donnerstag, 17. Februar: 11.50 Höflichkeit iſt eine Zier; 15 Ich möchte Schweſter werden, Gespräch; 15.15 Für unſere Kinder; 15.45 Allerlei vom Sport der Woche; 18.30 Der fröhliche Lautſprecher, Schallplatten; 19.10 Kleines Abendkonzerk; 20.15 Trier, die älteſte Stadt Deutſchlands; 21.15 Orcheſterkonzert; 22.20 Kamerad, wo biſt du?; 22.30 Welt⸗ und Europameiſterſchaf⸗ ten im Eishockey; 22.45 Volks- und Unterhaltungsmuſik. Freitag, 18. Februar: b 10.30 Sport und körperliche Ertüchtigung; 10.45 Froher Klang zur Werkpauſe; 11.50 Ariſtokratiſches Führertum; 15.15 Mutter turnt und ſpielt mit dem Kind; 15.30 Große Kinder ſammeln; 15.45 Aus Kunſt und Kultur; 18.30 Der fröhliche Lautſprecher, Schallplatten; 19.10 Unterhaltungskonzert; 20 Eine Stunde Kabarett; 21.10 Kammermuſik; 22.20 Worüber man in Amerika ſpricht; 22.30 Welt⸗ und Europameiſterſchaf⸗ ten im Eishockey; 22.45 Unterhaltung und Tanz. 8 Samstag, 19. Februar: N 11.40 Deutſche Scholle; 15 Aus Kannibalen werden tüchtige Pflanzungsarbeiter; 15.30 On dit... Man ſagt, Gemeinſchaftsſpiel, 16 Der frohe Samstagnachmittag; 18.30 Der fröhliche Lautſprecher, Schallplatten; 19.10 Blasmuſik; 20 Großes Konzert zugunſten des WH W.; als Einlage: Sie haben recht, Frau Kloſe; 22.30 Welt⸗ und Europameiſter⸗ ſchaften im Eishockey; 22.45 Unterhalkungs⸗ und Tanzmuſik, Deutſche Kunſt im Reich der deutſchen Kaiſer. 5 Die Dame des Mittelalters Ueber die„Deutſche Kunſt im Reich der deutſchen Kai ſer“ erſchienen in der Reihe von„Meyers Bild⸗Bändchen“ (Verlag Bibliographiſches Inſtitut, Leipzig), zwei liebevoll und reich illuſtrierte Büchlein, die in Wort und Bild eine überaus anſchauliche Darſtellung des künſtleriſchen Den⸗ kens, Fühlens und Geſtaltens jener Zeit vermitteln. Der Verfaſſer der beiden Neuerſcheinungen, Johannes Arndt, macht in Band J, der die Epoche„Von den Karolingern bis zu den Staufern“ umfaßt, folgende Ausführungen: „Das deutſche Volk wird die Zeit der großen Kaiſer des Mittelalters immer zu den Höhepunkten deutſcher Ge⸗ ſchichte zählen. Mit Ehrfurcht gedachte man in Zeiten des Glückes der gewaltigen Herrſcherperſönlichkeiten, die vom 10. bis zum 13. Jahrhundert die Geſchicke des Erſten Deut⸗ ſchen Reiches lenkten, und mit Sehnſucht erinnerte man ſich in Zeiten des Niederganges und nationaler Zerriſſen⸗ heit jener ſtolzen Vergangenheit. Wenn uns auch manche politiſchen Maßnahmen des mittelalterlichen Kaiſertums bis heute unverſtändlich erſcheinen und manches nationale Unglück in ihnen wurzelt, ſo bleibt doch das große Ver⸗ dienſt jener Herrſcher, daß ſie zum erſten Male auf deut⸗ ſchem Boden eine Einheit von Volk und Staat ſchufen. Deutſchland erlebte in jenen Jahrhunderten nicht nur eine Zeit politiſcher Kraftentfaltung, ſondern auch eine erſtaun⸗ liche Höhe der Kultur, die ihm eine Vorrangſtellung unter den damaligen Völkern Europas einräumte. Beſonders deutlich wird uns die große Kulturleiſtung jener Zeit in der bildenden Kunſt. Zwei verſchiedene Kul⸗ turen trafen in ihr aufeinander und verſchmolzen zu einem neuen Ganzen: die abſterbende ſpätantike Welt und das aufſtrebende, jugendfriſche Germanentum. Die Germanen blickten zu Anfang des Mittelalters auf eine jahrhunderte⸗ alte eigene Kunſtentwicklung zurück; ſie beſaßen ein ganz hervorragendes Kunſtgewerbe, deſſen wundervolle Schmuckſtücke unübertrefflich ſind. An einer meiſterhaften germaniſchen Volksbaukunſt kann nicht mehr gezweifelt werden, wenn auch nur noch ganz wenig von ihr vor⸗ handen iſt. Die Germanen übernahmen gewiß während der langen Zeit nachbarlicher Berührung mancherlei von den Römern, vor allem Technik und Formen des Steinbaues, aber ſie beſeelten die toten Formen mit neuem Leben. Was haben die Germanen allein aus der antiken Baſilika ge⸗ macht! Sie prägen der mittelalterlichen Kunſt ihren Geiſt auf; aus dem gewaltigen deutſchen Dom des Mittelalters ſpricht das heldenhafte Weſen der deutſchen Stämme; ſie ſind Werke der nordiſchen Raſſe und Ausdruck ihrer Seele. Leider iſt es noch immer üblich, die Kunſtäußerungen des frühen Mittelalters unter dem Namen der romani⸗ ſchen Kunſt zuſammenzufaſſen. Ein franzöſiſcher Gelehrter führte 1820 dieſe Bezeichnung ein. Sie erweckt die falſche Vorſtellung, als ob in den romaniſchen Ländern, alſo z. B. in Frankreich und Italien, dieſer„Stil“ ſeine höchſte Blüte erreicht habe. Das trifft nicht zu, denn gerade in Deutſch⸗ land entſtehen die neuen vorwärtstreibenden Gedanken, und während ſich die romaniſchen Länder eng an die müde, übermäßig verfeinerte Kunſt des zerfallenden Römerreiches anlehnen, bildet ſich im Gebiet der unverbrauchten germa⸗ niſchen Völkerſchaften eine neue eigene Kunſt, die darum viel eher germaniſch als romaniſch genannt werden müßte. Als Auftraggeber traten im frühen Mittelalter haupt⸗ ſächlich die deutſchen Kaiſer hervor. Sie hatten einen weſentlichen Einfluß auf das Kunſtſchaffen ihrer Zeit. Von jeher wurde die Zeit der Karolinger als ein eigener Ab⸗ ſchnitt der deutſchen Kunſtgeſchichte gewertet. Jetzt teilt man auch das übrige frühe Mittelalter nach den deutſchen Herrſchergeſchlechtern ein und ſpricht von einer ottoniſchen Kunſt(Zeit der Salhſenkaiſer), einer ſaliſchen und einer ſtaufiſchen Kunſt. In der letzten Periode erreicht die Kunſt des frühen Mittelalters ihre höchſte Blüte...“ „Kraftvoll dehnte ſich damals das Reich weit über ſeine heutigen Grenzen nach Weſten, Süden und Süd⸗ oſten hin aus, trotz aller politiſchen Schwierigkeiten, an denen dieſe Zeit ſo reich war“, ſchreibt Johannes Arndt in Band II, der„Die Stauferzeit“ behandelt.„Längs der Oſtſeeküſte drang im Flachland die oſtdeutſche Koloniſation bis nach Livland vor; der deutſche Ordensſtaat und zahl⸗ reiche neugegründete Städte befeſtigten die deutſche Macht ag ſa aum Leben Roman von Bert Oehlmann. 18 Da ſah ſie ihn zum erſten Male groß an. „Woher wiſſen Sie denn, Herr Doktor, daß wir von dieſer Geſchichte Kenntnis erhalten haben?“ „Sie waren doch geſtern abends in der Petersſtraße!“ „Ach, ſo iſt das!“ Sie zwang ſich zu einem Lächeln.„Wir werden überwacht! Sie haben Detektive angeſtellt, die jeden Schritt, den wir tun, überwachen!“ „Wo denken Sie hin!“ Knauer ſah ſie erſchrocken an. Detektive! Wie das klingt! Aber, nein. Kein Menſch überwacht Sie!“ Ihm war auf einmal gar nicht ſehr be⸗ haglich zumute, denn Hanni ſah ihn ſo durchdringend an, daß er das Gefühl hatte, bereits als Lügner überführt zu ein.„Daß Sie inzwiſchen davon erfahren haben müſſen, agt mir 10 mein geſunder Menſchenverſtand,“ fuhr er vol⸗ er Eile fort.„Sie haben mir doch ſelbſt geſagt, daß Sie geſtern abend in die Petersſtraße gehen wollten. Na, und daß man Ihnen dort an Ort und Stelle alle möglichen Dinge erzählen würde, lag doch auf der Hand.“ „Hm,“ machte Hanni. „Die Angelegenheit war peinlich,“ ſprach er raſch wei⸗ ter.„Das Kino geriet in Verruf. Ich unterſchlug dieſe Tat⸗ ſache, um Ihnen nicht von vornherein allen Mut zu nehmen.“ Hanni hörte ſchon längſt nicht mehr zu. Warum lügt er? ſchoß es ihr durch den Kopf. Er weiß, was geſtern m Kino geſprochen worden iſt. Hatte ihm die mürriſche Alte Bericht erſtattet? Die Verſtimmung hielt noch an, als Knauer, gar nicht zufrieden mit dem Erfolg dieſes Viertelſtündchens, längſt wieder fortgegangen war. Es war nötig, mit Lore über die Geſchichte zu reden. Detektive? Das hatte noch gefehlt! Als Lore kam, fehlten nur wenige Minuten an drei. big war aufgeregt und ſah blaß aus, aber ihre Augen litzten. „Der Geſchäftsführer war da,“ berichtete ſie.„Ich habe 5 rausgeſchmiſſen. So ein 0 0 Kerl, nee, das kann einem niemand zumuten. Der Frau, die an der Kaſſe ſitzt, habe ich geſagt, daß ſie bleiben kann, wenn ſie ſich ein an⸗ deres Weſen angewöhnt. Sie iſt Witwe und hat zwei Kin⸗ der. Da will man doch nicht ſo ſein. Für morgen habe ich ein Dutzend Reinemachefrauen beſtellt. Und heute abend — ich babe ſchon telephoniert— kommt der Filmfritze her, ———— im Oſten. Immer mehr eroberte ſich die deütſche Kultur die Randländer. Die älteren Marken aber waren bereits ſo entwickelt, daß ſie in keiner Weiſe mehr hinter den deut⸗ ſchen Kernländern zurückſtanden. Manche Glanzleiſtung der ſtaufiſchen Kunſt, wie etwa die Freiberger Goldene Pforte, findet ſich gerade auf dem Boden dieſer alten Marken.— Die ſtärkſte Stütze der hohenſtaufiſchen Kaiſer und Träger des Staatsgedankens war das Rittertum. Hohe Ideale, ſtrenge Berufserziehung, feine Bildung und ein eigener Lebensſtil ſonderten den Ritter von den anderen Ständen. Die Romfahrten der Kaiſer und die Kreuzzüge führten den Ritter in die weite Wert; er lernte andere Länder, fremde Völker und Kulturen kennen, und ſein Weltbild erweiterte ſich. Auch fremdes Kulturgut brachte er in die Heimat mit, und es lebt manche Erinnerung an die Fremde auch in der deutſchen Kunſt weiter.— Jene weiten Fahr⸗ ten beeinflußten auch aufs ſtärkſte die Lebensauffaſfung des Ritters. Die Freude an der Schönheit der Welt wen⸗ dete ſeinen Sinn immer mehr dem Diesſeits zu. Ritter⸗ licher Sport, Körperpflege, Freude an feiner Kleidung und Schmuck, Wohlgefallen an ſchönen Frauen, an Muſik und Dichtung, an gepflegter Sitte erſchienen nicht mehr als Sünde wie in den vorangegangenen Jahrhunderten.. Die neue Weltfreude lernen wir am beſten aus der höfi⸗ ſchen Dichtung der Stauferzeit kennen.. Der Wille zur Bejahung der Welt, die Freude an ihrem Reichtum be⸗ ſtimmten auch das Geſicht der ſtaufiſchen Kunſt. Die neue Lebensfreude, noch unterſtützt durch den wirtſchaftlichen Wohlſtand, erweckt in mancher deutſchen Landſchaft eine große Bauluſt; man erneuert, baut um und erſetzt ältere Baußperke durch gewaltige Neubauten. In die Baukunſt zieht ferner eine neue Schmuckfreude ein. Den Höhepunkt aber bildet die Verwendung der menſchlichen Geſtalt als Schmuck des Bauwerkes...“ Nippon als Reiſeziel Japans Fremdenverkehr iſt ſeit dem Ausbruch des Chinakrieges erheblich zurückgegangen. Ein großer Teil der Amerikaner iſt weggeblieben. Das hat keinen überraſcht. Sogar während des Mandſchurei⸗Zwiſchenfalles verrin⸗ gerte ſich die Zahl der fremden Beſucher etwa um die Hälfte. 1930 zählte Japan 35 572 ausländiſche Reiſende, das war bis dahin ein Rekord. 1931 ſank die Ziffer auf 27273 und 1932 ſogar auf 20 960. Dann trat wieder eine ſchnelle Erholung ein. 1935 meldete Japan 42 620 und das folgende Jahr faſt die gleiche Ziffer. 1937 fing vielver⸗ ſprechend an. Bis zum 30. Juni hatte Japan bereits 22817 gelandete Ausländer gezählt, was um ſo mehr be⸗ deutete, weil die Hauptreiſezeit in Japan in den Herbſt fällt. Aber mit dem Ausbruch des Chinakrieges ging die Kurve des Fremdenverkehrs ſteil hinunter. Das Japaniſche Touriſten⸗Büro nimmt dies aber nicht tragiſch. Die Fremden werden wiederkommen, wenn der Oſten ſich beruhigt, und wahrſcheinlich in entſprechend größerer Zahl. Im Gegenteil, Japan hat durch dieſen zeit⸗ weiligen Ausfall Gelegenheit, ſich beſſer für die Olympi⸗ ſchen Spiele vorzubereiten. Der Umbau des großen inter⸗ nationalen Hotels in Tokio in einen zehnſtöckigen Wolken⸗ kratzer hat begonnen. Die Leiter des Japaniſchen Touriſten⸗ Büros ſind in dieſer ſtillen Zeit Lehrer geworden. Sie bil⸗ den junge Männer und Mädchen aus, die als Fremden⸗ führer für die Olympiſchen Spiele in Frage kommen. Vor allem aber will ſich das Japaniſche Touriſten⸗ Büro jetzt mehr um den Reiſeverkehr aus anderen Län⸗ dern bemühen. Man hat ſich bisher zu einſeitig auf die Amerikaner verlaſſen und glaubt nun, daß aſiatiſche Län⸗ der ſelbſt einen vollen Erſatz ſtellen können. Von Siam bis Indien iſt das Intereſſe für Japan im Wachſen. Man bemühte ſich bisher nur um Gäſte aus den Philippinen, weil man hauptſächlich an die dort anſäſſigen Amerikaner dachte. Der Erfolg lag bei der Werbung unter den Filip⸗ pinos. Statt drei oder vier jährlich kommen jetzt 700. Außerdem denkt man aber auch an einige europäiſche Län⸗ der, beſonders an Deutſchland und Italien, weil hier ſicherlich der gute Wille vorliegt, Japan zu beſuchen, wäh⸗ rend das Fernbleiben der Amerikaner etwas vom Charak⸗ ter eines Boykotts trägt. Wenn es möglich wäre, eine Re⸗ gelung über den Deviſenausgleich herbeizuführen— auch Japan hat eine Deviſenverordnung—, glaubt man, daß ſich die Zahl der Gäſte aus Deutſchland ſchnell erhöhen würde. In jedem Falle aber rechnet man mit einem großen deutſchen Beſuch der Olympiſchen Spiele 1940. 5 der mit den„Favorit⸗Lichtſpielen“ die Filmverleihver⸗ träge gemacht hat. Den werden wir ſchon kleinkriegen. Uebermorgen muß die Reklame einſetzen— und übermor⸗ gen fangen wir zu ſpielen an.“ Hanni erſtattete ihrerſeits Bericht. „Donnerwetter!“ entfuhr es der anderen, als ſie alles gehört hatte.„Du!“ rief ſie aufgeregt,„dann kenne ich den Halunken ſchon!“ „Was für einen Halunken?“ „Den Spion!“ „Lore, verlier nicht den Kopf. Vielleicht—“ „Alſo hör zu und urteile ſelbſt, unterbrach ſie Lore haſtig.„Da hat ſich den ganzen Morgen ein Menſch im Gang des Kinos herumgedrückt, der mir auffiel, weil er anſcheinend nichts zu tun hatte. So ein hagerer Kerl mit einem Raubvogelgeſicht. Und beinahe möchte ich ſagen, daß ich ihn heute nicht zum erſten Mal geſehen habe. Hat geſtern nicht ein Mann— aber ja. Hanni! Erinnerſt du dich nicht? Im Kino— neben der Tür zum Theater— ſaß da nicht ein— du, ich möchte darauf ſchwören, daß das derſelbe war wie heute!“ „Aber weshalb ſpioniert man uns nach?“ „Weshalb? Weshalb? Irgendeinen Grund wird das ſchon haben. Aber da machen wir nicht mit, Hanni. Das wäre ja gelacht. And Knauer iſt im Bunde. Dein guter Knauer— allerhand!“ Ein glühendes Rot ergoß ſich über Hannis Wangen. „Was fällt dir ein!“ rief ſie zornig.„Ich kenne Knauer nicht beſſer als du!“ „Nur mit dem Anterſchied, daß er dich mit den Augen verſchlingt, ſobald er dich ſieht.“ „Du, Lore, tut er das wirklich?“ „Klar! Daß er in dich verknallt iſt, ſieht doch ein Blinder!“ Das ſei natürlich Unſinn, erklärte Hanni, aber die Röte blieb auf ihren Zügen haften. Sie jedenfalls, fuhr ſie fort, mache ſich nichts aus ihm. Gar nichts. Man habe mit Knauer geſchäftlich zu tun, alles andere käme in Fortfall. „Alſo gut,“ nickte Lore.„Dann werden wir ihn auf der Stelle anrufen und uns für die Zukunft jede Beſpitzelei verbitten!“ Aber Hanni war anderer Meinung. Knauer hätte be⸗ hauptet, er ließe ſie nicht beobachten. Da er nun ſo raſch als Lügner ertappt ſei, wolle man den Spieß umdrehen. „Umdrehen?“ „Ja. Wir werden dieſem Raubvogelgeſicht ein X für ein U vormachen. Wir werden ihn ſelbſt beobachten oder beobachten laſſen. Du!“ unterbrach ſie ſich ſelbſt, begeiſtert pflanzen— ohne Erde aufgezogen Elektriſche Pflanzenzucht— Neue Pflanzenarten Neue Unterſuchungen haben gezeigt, daß die Blüte⸗ zeit der Pflanzen weit mehr von der Geſamtzahl der Lichtſtunden als von der Stärke des Lichtes abhängt. Wenn Pflanzen im Frühling oder im Herbſt blühen, ſo deshalb, weil ſie in ihrer natürlichen Umgebung etwa acht Stunden Sonnenlicht empfangen. Die Pflanzen dagegen, die im Mittſommer blühen, erhalten 14 bis 15 Stunden Licht. Pflanzen, die normalerweiſe im Mittſommer blühen, können auch im Frühling oder gar im Winter zum Blühen gebracht werden, indem man ſie außer der Tagesbeleuchtung mit fünf oder ſechs Stunden künſtlichen Lichtes verſieht. Früher war es notwendig, Pflanzen in der Wohnung dicht am Fenſter zu halten, um ihnen genügend Licht zum Wachſen zu geben. Der Erfolg der zuſätzlichen Beleuch⸗ tung in Treibhäuſern hat zu der Anwendung von Pflan⸗ zenbeleuchtungsanlagen in Wohnungen geführt. Sie be⸗ ſtehen aus gewöhnlichen Tiſch⸗ oder Stehlampen, die allerdings ſtärkere Glühbirnen beſitzen. Es iſt hierbei nur notwendig, daß die Lampen während der Stunden bren⸗ nen, in denen ſie gewöhnlich auch für allgemeine Beleuch⸗ tungszwecke verwandt werden würden, namentlich von der Dämmerung bis zur Schlafenszeit. Der Wert dieſer zuſätzlichen Beleuchtung wird u. 8. in der Santa Clara Ranch in Kalifornien gezeigt, wo die Botaniker neue Pflanzenarten entwickeln. Bevor die zu⸗ ſätzliche Beleuchtung eingeführt wurde, nahm der Vor⸗ gang dreieinhalb bis fünf Jahre in Anſpruch, da die Pflanzen aus dem Samenkorn aufgezogen, gekreuzt und mehrere Ernten abgewartet werden mußten. Seit man künſtliches Licht und elektriſch geheizten Boden hat, um das Wachstum der Pflanzen zu beſchleunigen, iſt dieſe Zeit um nahezu die Hälfte verkürzt worden. In Treib⸗ häuſern haben Lampen, die jeweils fünf Sekunden brennen und für die nächſten fünf Sekunden ausgehen, auf die Pflanzen faſt die gleiche Wirkung wie dauernd brennen⸗ des Licht, dafür ſind die Koſten für Strom⸗ und Lam⸗ penverbrauch nahezu um die Hälfte geringer. Die Lam⸗ pen müſſen mit Reflektoren verſehen ſein, damit ſich das Licht ſo ſtark wie möglich auf die Pflanzen konzentriert. Ein weiteres beachtenswertes Experiment wird an der Univerſität von Kalifornien durchgeführt, wo Pflanzen ohne Erde aufgezogen werden. Die Zwiebeln oder Knol⸗ len werden in einer Lage Stroh auf ein Drahtnetz über der Oberfläche eines Waſſerbehälters geſetzt, deſſen Waſſer chemiſche Nährſtoffe enthält. Die Wurzeln führen in das Waſſer. Auf dieſe Weiſe hat man eine Ernte von viel ſchwereren Kartoffeln erzielt, als ſie in normalem Boden erreicht worden wäre. Einige Univerſitäten haben die Möglichkeiten ſtudiert, Pflanzen im Sand aufzuziehen und ſie durch flüſſige Nährſtoffe zu ernähren. Vielleicht der bemerkenswerteſte Treibhausverſuch wurde im vergangenen Jahr an dem Boyce⸗Tompſon⸗ Inſtitut für Pflanzenforſchung gemacht. Dort wurde ein Treibhaus errichtet, in dem Wände, Boden und das halbe Dach aus Wärme⸗Iſoliermaterial beſtanden. Es gab nur eine einzige Reihe von Glasrahmen auf dem Dach. Dieſe Rahmen waren ſo geſetzt, daß ſie die größte Menge von Sonnenlicht durchließen, das Innere des Glashauſes war weiß geſtrichen, um ſo viel Licht wie möglich auf die Pflanzen zurückzuwerfen. Die einzige Wärme wurde durch 500-Watt⸗Lampen erzeugt, die aks zuſätzlicher Licht⸗ ſpender für die Pflanzen verwandt wurden. Man hat ge⸗ funden, daß ſelbſt bei kälteſtem Wetter eine gleichmäßige Temperatur von 20 Grad beibehalten werden konnte, wenn die Sonne ſchien. An wolkigen Tagen brannten die Lam⸗ pen nach Bedarf und während der Nacht zeitweiſe bis zu ſechs Stunden. Dieſer Verſuch kann die Treibhauskon⸗ ſtruktion revolutionieren. Die Ergebniſſe waren höchſt be⸗ merkenswert; man erzielte größere und beſſere Pflanzen als aus dem üblichen Ganzglas⸗Treibhaus. Die Pflanzen in dem wärmeiſolierenden Haus kamen in einigen Fällen acht Wochen eher zur Blüte als im normalen Treibhaus. Man denkt auch daran, Treibhäuſer mehrere Stockwerke hoch zu bauen; Bau und Unterhaltung ſollen nicht teuer ſein. Der Erfolg der Iſolierung iſt eine höhere Feuchtig⸗ keit, wodurch die Pflanzen weniger Waſſer brauchen. — von einem neuen Einfall.„Vielleicht kommen wir durch dieſen Kerl auf die Fährte des Mannes, der uns die Ge⸗ ſchichte hier aufgehalſt hat! Bloß merken darf er nichts. Wäre das nicht großartig?“ Lore witterte neue Abenteuer. Und ob das großartig ſei, meinte ſie. Aber jetzt habe ſie Hunger, ganz verflucht großen Hunger ſogar. Hanni hatte Gulaſch gemacht und hinterher gab's Bir⸗ nenkompott. Es ſchmeckte herrlich. Lore aß für drei. Kino⸗ luft mache hungrig, erklärte ſie. Und müde. Na ja, nach ſo einer Nacht.. Trotzdem legte ſie ſich nicht auf die Ottomane, ſondern half bis zum Abend tüchtig mit. Als die Frauen um ſieben. Uhr gingen, ließen ſie das Haus blitzblank zurück. Mor⸗ gen ſollten ſie noch einmal wiederkommen, aber nur, um die Keller⸗ und Bodenräume' zu reinigen. „Der Raum, in dem geſpielt worden war, wies kein Möbelſtück mehr auf. Spiegelblanker Parkettboden, das war alles. Hanni erklärte, daß ſie hier ihre Gymnaſtik⸗ kurſe abhalten werde. ſobald für die nötigen Teilnehmer geſorgt ſei. Sie werde eine Anzeige in die Zeitung ſetzen So oder ſo würde und außerdem noch Karten verſenden. ſie ſchon Schüler bekommen. Lore war ganz derſelben Meinung. „Eigentlich herrlich!“ lachte ſie.„Du naſtikſchulbeſitzerin— ich Kinobeſitzerin! So macht man Karriere. Das heißt,“ beugte ſie vor,„wenn's klappt. Wenn's nicht klappt, können wir uns begraben laſſen.“ Dann ſpazierten ſie— es war das erſte Mal— durch den Garten Der weit größere und ſchönere Teil erſtreckte ſich hinter dem Hauſe. Da er ein volles Jahr nicht gepflegt worden war, glich er hier und da einem Miniaturwald. „Grüße gefälligſt zurück, Lore!“ flüſterte Hanni. „Wen denn? Ich ſehe keinen Menſchen.“ e Da drüben— unſer Nachbar!“ 55 Wirklich ſtand nebenan der alte weißhaarige Herr— derſelbe, dem Lore ſo wenig höflich begegnet war, als ere geſtern das Wort an ſie gerichtet hatte. Er trug über dem Anzug eine Gärtnerſchürze und hatte wohl im Garten ge⸗ arbeitet. Nun ſtand er inmitten 1 blühender Roſen⸗ ſträucher und ſchnitt einige der chönſten Roſen ab. f Lore grüßte gehorſam zurück.„Dem mußt du auch eine Einladung zum Eymnaſtikkurſus 1 1 8 meinte ſie. Alte Herren können ſo was brauchen.“ Aber da ſie im gleichen Augenblick hinter hochwuchernden Brombeerſträuchern ein kleines Häuschen auftauchen ſah, verlor der Nachbar an Intereſſe.„Das Nachtwächterhaus!“ rief ſie.„Komm, das, müſſen wir uns anſehen.“ For ſetzung folgt. Fräulein Gum⸗