Nr. 51 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 2. März 1938 — Luftfahrttechnik und Wiſſenſchaft Reichsminiſter der Luftfahrt Generalfeldmarſchall G ring hielt auf der Feſtſitzung der Deutſchen Akademie für Luftfahrtforſchung eine Anſprache, in der er einleitend den 1. März als einen bedeutſamen Wendepunkt bezeichnete, der in den Analen der Geſchichte unſeres Volkes für immer Unvergeſſen bleiben ſolle.„Luftſport und Luftverkehr konn⸗ ten ſich nun an der Seite einer neuen ſtarken Luftwa frei entfalten, und vor allem die Luftfahrttechnik in Wiſſen⸗ ſchaft und Induſtrie gelangte zu einem großen nie dage⸗ weſenen Aufſchwung. Fünf Jahre, erfüllt von unermüd⸗ licher Arbeit, wurden durchlaufen— und das Antlitz un⸗ ſeres deutſchen Vaterlandes iſt von Grund auf verändert. Für die Neugeſtaltung unſerer Luftfahrttechnik fehlten uns bei der Machtübernahme die notwendigen Ausgangs⸗ punkte. Nur Ungenügendes war in Forſchung und Lehre hier vorhanden. Die Luftfahrtinduſtrie war auf das äußerſte geſchwächt. Ich erkannte damals, daß hier nur ein völliger Neuaufbau zum Erfolg führen konnte. In fünf Jahren haben wir eine Induſtrie geſchaffen die an Leiſtungsfähigkeit gleichberechtigt neben die deutſche Luftwaffe getreten iſt und die heute durch ihre ſchöpferiſchen ffe Leiſtungen die Achtung und Bewunderung der ganzen Welt beſitzt. 5 5 5 Eine große und moderne Luftfahrtforſchung befindet ſich heute im Aufbau, eine in ſich geſchloſſene Luftfahrtwiſ⸗ ſenſchaft, die in verhältnismäßig kurzer Zeit entſtanden, den Stand der hierin führenden großen Mächte eingeholt und mit ihr auf allen wichtigen Gebieten den Kampf um die beſte Leiſtung aufgenommen hat. 1 Gerade bei der Luftfahrtforſchung lagen die Verhältniſſe beſonders ſchwierig, weil hier Vorbereitung und Durchfüh⸗ rung techniſcher Maßnahmen und auch die Heranbildung neuen Perſonals mehr Zeit erforderte als irgend anderswo. Neue Windkanäle von hoher Leiſtungsfähigkeit ſind ent⸗ ſtanden oder befinden ſich im Bau. Motorenprüfſtände, die allein wieder kleine Fabrikanlagen für ſich darſtellen, ge⸗ ſtatten die Fortentwicklung unſerer Triebwerke auf immer größere Leiſtungen und zu den höchſten Flughöhen. Das für die Sicherheit des Luftverkehrs ſo bedeulſame Funkgerät wird durch unermüdliche Forſchungsarbeit in beſonderen Inſtituten vervollkommnet. Die Einwirkung des Fluges in ſchnellen Flugzeugen und großen Flughöhen auf Phyſis und Pſyche der Flugzeugbeſatzungen, alſo das Ge⸗ biet der ſogenannten Flugmedizin, iſt ein weiteres bedeut⸗ ſames Gebiet unſerer wiſſenſchaftlichen Forſchung gewor⸗ den. Fünf Reichsanſtalten für die techniſche Forſchung der Luftfahrt und eine Anſtalt für die flugmediziniſche For⸗ ſchfeng ſind im Bereich der Luftfahrt im abgelaufenen Zeit⸗ abſchnitt neuerrichtet oder aus Vorhandenem heraus neu⸗ geſtaltet worden. 5 Förderung des wiſſenſchaftlichen FJortſchritts. Dieſe außerordentlichen materiellen Verbeſſerungen des techniſchen Werkzeugs allein konnten nicht genügen, um die im Zeitpunkt der Machtergreifung beſtehende furchtbare Unterlegenheit der Luftfahrt ſchnell auszugleichen. Es galt im Intereſſe des allgemeinen Fortſchritts auch, die Luft⸗ fahrttechnik und die Wiſſenſchaft in geiſtigem Sinne zu un⸗ terbauen. Dem dienten ſechs im heutigen Wiſſenſchaftsleben in dieſer Geſchloſſenheit neuartige Maßnahmen: 5 Erſtens: Die techniſche Aufgabenſkellung an alle mit Luftfahrtforſchung irgendwo beſchäftigten Stellen wurde einheitlich der Leitung einer beſonderen Abteilung im Tech⸗ niſchen Amt des Reichsluftfahrtminiſteriums unterſtellt, die gleichzeitig dafür zu ſorgen hat, daß alle Bauvorhaben und die geſamte Mittelverteilung den gegenwärtigen. und zu⸗ künftigen techniſchen Bedürfniſſen der Geſamtluftfahrt ent⸗ ſprechen. 5 Zweitens: Die Arbeits⸗ und Lebensbedingungen des Per⸗ ſonals wurden dem Leben der Technik und Wiſſenſchaft andernorts geltenden Grundſätzen angepaßt. Die Schaſfung beſonderer Forſchungsprofeſſuren war hier ein wichtiger Schritt. 9 Zwiſchen dem Herrn Reichsminiſter für Wiſ⸗ ſenſchaft, Erziehung und Volksbildung wurden frühzeitig Maßnahmen verabredet, die die Heranbildung des erforder⸗ lichen Nachwuchſes für die Luftfahrtinduſtrie und die ter niſche Forderung ſicherſtellen ſollen. Viertens: Das bis zur nationalen Erhebung zerſplit⸗ terte und unüberſichtliche techniſch⸗wiſſenſchaftliche Berichts⸗ weſen wurde für die Luftfahrt im ganzen Reich zuſammen⸗ gefaßt und— unter Aufrechterhaltung der Werte indivi⸗ dueller Arbeitsweiſe in der Wiſſenſchaft— von da ab nach einheitlichen Geſichtspunkten geleitet. a Fünftens: Um den Wiſſenſchaftler in der Forſchungs⸗ anſtalt mit dem Konſtrukteur im Induſtriewerk zuſam nen⸗ zubringen, um beide wiederum mit dem Offiziers⸗ und In⸗ genieurkorps der Luftwaffe im Austauſch der Meinungen zu verbinden, ferner um auf außenſtehenden Waſſenszwei⸗ gen, wie etwa dem Naturwiſſenſchaftler, dem Mathemati⸗ ker, dem Arzt, dem Meteorologen, beſonders auch dem Er⸗ zieher unſerer deutſchen Jugend Gelegenheit zu geben, am Fortſchritt der deutſchen Luftfahrt mitzuwirken, wurde von mir die Bildung der Lilienthal⸗Geſellſchaft für Luftfahrt⸗ Forſchung angeordnet. Sechſtens: Durch die Bildung der Deutſchen Akademie für Luftfahrtforſchung ſoll das Führerkum unſerer geſam⸗ len Luftfahrtwiſſenſchaft und ⸗technik gemeinſam mit dem Führerkum der Luftwaffe zu Gemeinſchaftsarbeit an den weitreichenden Problemen der Bezwingung des Luftmeers zuſammengeführt werden. Dieſe Akademie wird ihre Aufgabe nur löſen können, wenn ſich jedes ihrer einzelnen Glieder ſtets der Tatſache bewußt bleibt, daß nur ein außerordentlich hoher Stand des Inhalts der geiſtigen Arbeit den Mitgliedern das Recht erwerben helfen kann, dieſem Organ über die erſte fünf⸗ jährige Berufungsperiode hinaus auf längere Dauer anzu⸗ gehören. Nationale Aufgaben und internationale Zuſammenarbeit. Dem Weſen der Dinge entſpricht es, wenn die Aufga⸗ benſtellystg an die Luftfahrttechnik in ihrer Geſamtheit zu⸗ nächſt Als nationale Aufgabe angeſehen wird. Doch gibt e⸗ auch noch viele Gebiete in der modernen Luftfahrt, die weit über das Intereſſe des einzelnen Staates hinaus für das Leben der Kulturſtaaten als Gemeinſamkeit große Bedeu⸗ nung beſitzen. Ich begrüße deshalb mit Freude und Genug⸗ tuung, daß dieſer Akademie, aber auch der Lilienthal⸗Ge⸗ ellſchaft für Luftfahrtforſchung, ausländiſche Wiſſenſchaft⸗ ſer und Konſtrukteure von hohem Ruf als korreſpondie⸗ nende Mitglieder beigetreten ſind. Vieſe freunoſchaftlichen Beziehungen zum Auslande, nsbeſondere zur Luftfahrtwiſſenſchaft der Vereinigten Staaten und zu mehreren. Nachbarländern ſind ſchon alt. 1 ö ö ö ie veruyen— neben den menſchlich⸗freundſchaftlichen Empfindungen der einzelnen Forſcher zueinander, auf der Erkenntnis, daß die Beteiligten einander im Austauſch der Erfahrungen vieles zu geben vermögen. Ich gebe an dieſem für die Akademie bedeutſamen Tage der Hoffnung Aus⸗ druck, daß ſich noch weiterhin bedeutende Männer der aus⸗ ländlichen Wiſſenſchaft und Technik zu gemeinſchaftlicher Arbeit im Rahmen dieſer Akademie zur Verfügung ſtellen mögen. Warum Akademie der Luftfahrtforſchung? Als ich mich entſchloß, dem Führer die Bildung dieſer Akademie vorzuſchlagen, war ich mir darüber klar, einen neuartigen Weg auf dem Gebiet des Wiſſenſchaftslebens zu gehen. Die alten Akademien haben als Träger bedeuten⸗ der kultureller Taten ihre große Vergangenheit. Aber ſie ſind, ohne ſelbſt etwas daran ändern zu können, heute nicht mehr das, was ihren Gründern in vergangenen Jahr⸗ hunderten vorſchwebte: Die einzige und geiſtig führende Vereinigung der bedeutendſten Gelehrten des ganzen Lan⸗ des, die eine Zuſammenfaſſung höchſten und umfaſſendſten Wiſſens der ganzen Nation zu gemeinſchaftlicher Arbeit darſtellen. Auf dem Gebiet der Luftfahrt darf die Entwicklung zum Spezialiſtentum niemals in gleichem Maße zugelaſſen wer⸗ den, wie ſie bei den allgemeinen Wiſſenſchaften heute als Tatſache vorliegt. In der jungen Luftfahrt bedarf es— neben der Ausgeſtaltung der ſpeziellen Kenntniſſe für je⸗ den Sonderzweig— des intenſiven Austauſches der Er⸗ fahrungen auf dem Geſamtgebiet: Der Flugzeugbauer, ein Fachmann für ſich muß beiſpielsweiſe die Beſonderheiten des Triebwerkes bis in die letzten konſtruktiven Einzelhei⸗ ten ſeinen Entwürfen ebenſo ſehr zu Grunde legen, wie er auch die flugmediziniſchen Vorausſetzungen des Höhenflu⸗ ges und ſeine Auswirkungen für die Ausrüſtung der Flug⸗ zeugbeſatzung und der Fluggäſte zu kennen hat. Aufgaben der nächſten Zeil. Als Vizepräsident dieſer Akademie wird nun General der Flieger Milch Ihnen, meine Herren, den Geſamtbericht des erſten Arbeitsjahres übergeben. Das mit dem heutigen Tage beginnende zweite Arbeitsjſahr wird neben dem wei⸗ teren Abluuf der allgemeinen und grundſätzlichen Erörte⸗ rungen die Inangriffnahme beſonderer Forſchungspro⸗ bleme im Gefolge haben. Die Akademie wird Hald erſtmals Räume in dieſem ſchönen Hauſe beziehen, bis der neue ſtolze Akademiebau in der neuen Hochſchulſtadt erſtanden ſein wird Der Aufbau einer beſonderen Bibliothek, in der u. a gerade die Beziehungen zu den Naturwiſſenſchafter und zu verwandten Gebieten gepflegt werden lollen, gehört zu den noch erforderlichen Maßnahmen. Mit der Stiftung einer beſonderen Denkmünze der Akademie, die für Verdienſte um grundlegende und umwälzende Fort⸗ ſchritte auf dem Gebiet der Luftfahrt an In⸗ und Auslön⸗ der verliehen werden ſoll, und deren Satzung in das Jahr⸗ buch der Akademie aufgenommen wurde, iſt in hichtiger Schritt für die Ehrung um die Luftfahrt hochverd'enter Männer getan worden. Noch fehlen dieſer Akademie die bei ihren älteren Schwe⸗ tern vielfach beſtehenden Forſchungsfonds für die Durch⸗ ührung erfolgverſprechender Gemeinſchaftsarbeiten. Ich werde aber in Zukunft Vorſorge treffen, daß ausſichtsreiche Vorſchläge durch Hergabe von Mitteln in rforderlichem Umfange Unterſtützung finden. Die nächſte öffentliche Sitzung der Akademie findet im kommenden Juni ſtatt. Sie wird dem Gedenken des 100. Geburtstages des Grafen Zeppelin gewidmet ſein, alſo dem Gedächtnis an jenen Mann, der die Grundlagen für haf Langſtrecken⸗Luftverkehr mit Luftſchiffen ge Haffen at. Raſtlos ſind die Erfinder der ganzen Welt tätig um die größten Feinde des ſicheren und zuverläſſigen Fluges de bekämpfen: den Nebel und das Eis. Eine Fülle berſchie⸗ ener Einzelmittel zur Abwehr dieſer Gefahren wird in ſpäterer Zeit letzten Endes ein ſo hohes Maß von Sicher⸗ heit erbringen, daß die immer weiter ausgreifende Luft⸗ fahrt kein größeres Gefahrenriſiko mehr tragen wird ols auch die Seefahrt und die anderen Zweige des Geſamtver⸗ kehrs. Wir ſtehen an der Wende dieſes Geſchehens. Wir müſſen uns glücklich fühlen und einem gütigen Geſchick dan⸗ ken, daß gerade dieſe Generation der Soldaten ſene⸗ erſten, ſo unglücklichen Weltkrieges am Beginn einer Zeit lebt, die den Stempel des fliegenden Menſchen als weſent iches Merkmal tragen wird, immer in der Hoffnung, daß dieſer neue Ausdruck menſchlichen Lebenswillens in erſter Linie berufen ſein ſoll, der Menſchheit die Güter der Kultur zu vermitteln und den Frieden. Nicht zuletzt ſoll dann die Arbeit unſerer deutſchen Mit⸗ glieder auch den beſonderen Zielen dienen, unſerer deut⸗ ſchen Luftfahrt die Achtung der ganzen Welt vor ihren Wiſfenſchaſteleiſtungen zu ſichern. Vor allem aber haben hie deutſchen Mitglieder der Akademie die verpflichtende Auf⸗ abe, ihre ganze Kraft innerhalb der Forſchung herzuge⸗ en für die ſieghafte Ueberlegenheit unſerer Luftwaffe, die Sicherheit unſeres Volkes und die glanzvolle Größe der deutſchen Nation. Daß dieſem Streben ein voller Erfolg beſchieden ſein möge, iſt mein aufrichtiger, warmempfun⸗ dener Wunſch.“ 0 „Haushaltsrekruten“ rücken ein Jum Erlaß über das hauswirtſchaftliche Jahr. NS. Jedes Mädel, ganz gleich welchen Beruf es ſpä⸗ ter erwählt, ſoll vor ſeiner Berufsausbildung wenigſtens ein Jahr land⸗ oder hauswirtſchaftliche Arbeit leiſten: dieſe Forderung wurde in den letzten Jahren bereits von allen Stellen, die verantwortlich ſind für die Mädchenerziehung und damit für die Heranbildung unſerer künftigen Hausfrauen und Mütter, immer und im⸗ r wieder in die Kreiſe der Mädchen, Mütter und Haus⸗ frauen getragen. macht die Anordnung me Nu Göring vom 15. Februar ds. Is. dieſe Pflichk. Damit ſchließt ſich die Lücke, die bisher in der Er⸗ ziehung unſerer weiblichen Jugend war. und der Boden für die hauswirtſchaftliche Ertüchtigung aller Mädchen iſt geſchaffen. Auch den Hausfrauen in Stadt und Land wird des Miniſterpräſidenten Forderung zur damit geholfen, denn ihnen werden die Hilfskräfte zuge⸗ führt, die ſo dringend nötig gebraucht werden. Jetzt gilt es, daß alle Hausfrauen ſich auch darüber klar werden, welch große Erleichterung und Hilfe dieſe Maß⸗ nahme für ſie bedeutet, und daß nun alles darauf an⸗ kommt, die damit auch ihnen geſtellte Aufgabe richtig zu erfüllen— Viele junge Mädchen ſind jetzt bereit, in die Haus⸗ oder landwirtſchaftliche Arbeit zu gehen. Sache der Hausfrau iſt es, die Zeit nicht länger mit Klagen zu ver⸗ bringen über den Mangel an„perfekten Kräften“, ſondern den Mut zur Tat zu zeigen und einen jungen Menſchen zur Anlernung in die Hauswirtſchaft aufzunehmen. Die Mühe des Anlernens wird gewiß nicht verkannt, ber auch die Vorteile dürfen nicht überſehen werden: nge Menſchen fügen ſich meiſtens ſehr bald in die häus⸗ 0 emeinſchaft ein, ſind willig und lernbegierig und können ſo bei richtiger Anleitung ſchnell eine gute und dankbar empfundene Stütze werden.— Muß die Hausfrau nicht oft bei einer„perfekten Hausgehilfin“ ganz in vorn anfangen, um ſie auf den Zuſchnitt ihres Haushaltes ein⸗ zuarbeiten? Meiſtens ſind junge Menſchen anpaſſungsfähi⸗ ger!— Zudem ſollte jede Hausfrau der Gedanke mit Freude und Stolz erfüllen, einem jungen Mädel die Grund⸗ lage fürs Leben ce zu helfen. Sie muß ſich bewußt bleiben, daß es ausſchlaggebend für ſeinen ganzen ſpäteren Berufsweg iſt, wie es dieſes Pflichtjahr im Stadt⸗ oder Landhaushalt verbringt. Ein Jahr hat die Hausfrau Zeit, um in der jungen Hausgenoſſin die Achtung und die Freude an der hauswirtſchaftlichen Arbeit zu wecken. Es iſt heute wichtiger als je, daß ſich möglichſt viele ge⸗ eignete Haushalte zur Aufnahme der Mädchen finden: aber es kommt nicht allein nur auf das Aufnehmen an, ſondern auch auf die Erziehung. Mancher tüchtigen Hausfrau wird es gelingen, durch ihre gute Anleitung und verſtändnis⸗ volle Behandlung den jungen„Haushaltsrekruten“ für immer für die Hauswirtſchaft zu gewinnen, Das muß je⸗ denfalls von allen Hausfrauen als großes Ziel ihrer Auf⸗ gabe geſehen werden. Nach einem Jahr wird ſich erweiſen, was ſie aus der Möglichkeit, die ihnen gegeben wurde, ge⸗ macht haben: Denn darüber müſſen wir uns klar ſein, daß jedes Mädel, welches im Pflichtfahr ſchlechte Erfahrungen in der Haus- oder Landwirtſchaft macht, den feſten Vorſatz faßt, nie wieder in dieſe Arbeit zu gehen. Junge Kräfte gerade im Haushalt einzuarbeiten, iſt gewiß ſchwierig Bedeutet es aber auf der anderen Seite nicht 55 alle Hausfrauenarbeit überhaupt und beſonders für jede einzelne Hausfrau eine ungeheuere Anerkennung, daß ihr durch die Anordnung des Miniſterpräſidenten in aller Oeffentlichkeit das Vertrauen und die Aufgabe ge⸗ ſchenkt wird, den ſungen Mädeln vor jeder anderen Ar⸗ beſtsgufnahme ein Jahr lang Lehrmeiſterin zu ſein!? Mit dieſer Aufgabe wird ihr eine Mitverantwortung an der geſamten weiblichen Volkserziehung zuerkannt, ähnlich die unſere Offiziere haben bei der Ausbildung Heer. Gleich⸗ D 0 geht es freilich nicht ohne gegenſeitiges Vertrauen, Hausfrau mit der Lernenden. aufeinander abstimmen, ſelbſt wenn Reibungen nicht ausbleiben. Hier aber muß auf beiden Seiten das Ethos einſetzen, der un⸗ bedingte Wille, einander zu verſtehen, und das herzliche Bemühen, einander zu e Das wird die allgemeine Grundlage für den Erfolg ſein. Die Oeffentlichkeit wartet auf den geſchloſſenen Einſatz, auf die Berettwilligkeit unſerer Hausfrauen. Viele haben in den letzten Jahren bereits Freude und Erfolg bei der Aufnahme junger Kräfte im Haushalt gehabt, ſei es in Lohrſtellen, ſei es in bezahlten Anfängerinnenſtellen, oder in Stellen des hauswirtſchaftlichen Jahres. Ein großer neuer Jahrgang„Haushaltsrekruten“ rückt an. Die mütter⸗ lichen und tüchtigen Hausfrauen, die ſie aufnehmen wollen, lden ſich bei der zuſtändigen Abteilung Volkswirtſchaft⸗ neswirtſchaft des Deutſchen Frauenwerkes und der Be⸗ ſsberatung des zuſtändigen Arbeitsamtes. Zn ber Zeitſchrift„Kampf der Gefahr“ koſten viele Nasda gute natſchläge nur 10 Pfennig! Ehrung für den 70jäh⸗ rigen Admiral von Trotha. Vizeadmiral a. D. Staatsrat von Trotha, der am 1. März 70 Jahre alt wird, wurde in ſeinem Wohn⸗ ort Glienicke bei Berlin bon der Gemeinde und don zahlreichen Abord⸗ nungen beglückwünſcht. Von links: Kapitän zur See Hinzmann, Bundesleiter des NS.⸗ Marinebundes; Kapi⸗ tän zur See Eyſſen; Vizeadmiral von Trotha: Bürgermeiſter Mehrmann und der Landrat des Kreiſes Niederbarnim, Dr. M. Weiz. Weltbild 8 — 8——— 7 ger“ oder Mordwal bekannt und in den arktiſchen Ge⸗ Scherz und Ernſt tf. Der Adam von Halberſtadt. An einen ſeltſamen alten Faſtenbrauch erinnert im Halberſtädter Dom der an einer der ſtolzen Säulen des Kirchenſchiffes ange— brachte Adamſtein. Auf dieſem Stein hörte ein mit Lum⸗ pen bekleideter Menſch, der das Haupt verhüllt trug und Adam genannt wurde, da er den Stammvater der Men⸗ ſchen vorſtellen ſollte, am Aſchermittwoch die Meſſe. Nach dem Gottesdienſt wurde er von den Kirchgängern aus dem Dom hinausgejagt und mußte bis Gründonnerstag barfuß gehen. Er durfte während dieſer Zeit nicht reden, nur das eſſen, was ihm in den Häuſern vorgeſetzt wurde, und nie vor Mitternacht ſchlafen gehen. Am Gründonners— tag erhielt er im Dom die Abſolution und eine Geld⸗ ſumme, die man als Almoſen für ihn geſammelt hatte. Die Einwohner der Stadt glaubten, durch dieſen Brauch von Sünden ſo gereinigt zu ſein wie Adam vor dem Sündenfall. Der Fiſch als Wundertier Die Fiſche werden auch von den Zoologen immer zu der Klaſſe der niederen Tiere gerechnet, denen man nur eine ſehr beſcheidene Geiſtestätigkeit nachſagte. Nun aber hat ſich eine Anzahl europäiſcher Forſcher mit dieſem Problem befaßt. Erfolg: Ueberzeugung, daß der Fiſch unterſchätzt wird. Z. B. ſind die Augen der Fiſche keines⸗ wegs ſo ſchlecht, wie immer behauptet wird. Das Waſſer verſtärkt die ſchwache Linſe. Außerdem iſt das Auge der meiſten Fiſche imſtande, auch die kleinſten Lichtſchimmer wahrzunehmen und mit ihrer Hilfe zu ſehen.— Die Emp⸗ findungen des Fiſches ſind vor allem auf die Rückenlinien beſchränkt. Zwiſchen dem Schädel und der Schwanzſpitze nimmt der Fiſch— wie die Wiſſenſchaft berichtet— alle Schwingungen wahr, die zwiſchen 30 und 30 000 Bewe⸗ gungen pro Sekunde ausgeführt werden. Durch dieſe Empfindlichkeit iſt der Fiſch in der Lage, ſogar bei voll⸗ lommener Dunkelheit, ſelbſt nach Entfernung der Augen, zu„ſehen“, ſich jedenfalls auch in einem engen Baſſin mit vielen Hinderniſſen leicht zurechtzufinden.— Die Ge⸗ ſchmacksnerven ſind ſo entwickelt, daß Löſungen im Waſ⸗ ſer in unendlich feiner Verteilung ſoſort wahrgenommen werden. Gerüche nimmt er allerdings nicht auf.— Jeden⸗ falls zeigt es ſich, daß man bis heute die„ſtarken Seiten“ des Fiſches nicht in vollem Maße erkannt hat. — A Schwimmende Menſchenfreſſer Wenn von gefährlichen Fiſchen die Rede iſt, denkt leder zunächſt an den Haifiſch. Er iſt freilich ein gefähr⸗ licher Burſche, bei aller Gefräßigkeit und Gier zum Glück aber gleichzeitig ein ängſtlicher Feigling und darf mit Fiſchen wie etwa dem Piraya oder Pfeilhecht gar nicht in einem Atem genannt werden. Der Piraya oder Karaibenfiſch iſt ein kleiner, nicht über 30 Zentimeter langer Fiſch aus der Familie der Karpfen, der in den Flüſſen Braſiliens und Guayanas heimiſch iſt. Trotz ſeiner kleinen Geſtalt iſt er ein uner⸗ ſchrockener Räuber, der auch den Menſchen gefährlich wird, da er mit ſeinem ſcharfen Gebiß das Fleiſch ſeiner Opfer bis auf den Knochen abnagt. Er iſt im wahren Sinne des Wortes ein ſchwimmender Wolf, der wie auch ſein Genoſſe zu Lande, in Rudeln zu jagen pflegt. Wehe dem Schwim⸗ mer, der in ein von Pirayas bevölkertes Waſſer gerät. Er wird unfehlbar ſofort von dem kleinen gefährlichen Räuber angegriffen und im wahren Sinne des Wortes zerſtückelt. Der längere, ſchlankere Barakutas hat ſeine Jagdgründe in den Gewäſſern Weſtindiens und in den Felſenriffen des Golfs von Mexiko. Der flinke, gewandte Unhold ſtürzt ſich ebenfalls, wenn er einen ſchwimmenden Menſchen ſieht, ſofort auf dieſen und verwickelt ihn in einen Kampf auf Leben und Tod. Zu den gefährlichen Seeungeheuern gehört auch die grüne Moräne. Sie gleicht äußerlich einem großen See⸗ gal, iſt aber von grasgrüner Farbe. Die Neger fürchten den Fiſch ſo, daß ſie, wenn ſie beim Angeln einen an der Oberfläche auftauchen ſehen, ſofort die Angelleine abſchnei⸗ den. Zu den menſchengefährlichen Seebewohnern iſt fer⸗ ner der Nagelrochen zu rechnen. Er iſt lang und ſein peitſchenähnlicher Schwanz iſt mit einem ſpitzen Wider⸗ haken verſehen, der als Angriffwaffe mit totbringender Sicherheit Verwendung findet. Der wildeſte aller See⸗ bewohner iſt aber ein kleiner Wal, der als„Robbenſchlä⸗ wäſſern zu Hauſe iſt. Er lebt hauptſächlich von Seehun⸗ den und hat ein ſo furchtbares Gebiß, daß er einen 200 Pfund ſchweren Seehund verzehrt, wie wir eine Forelle verſveiſen. Roman von Bert Oehlmann. 31 12. 5 Am Freitag nachmittag erſchien Herr Ryde zur üblichen Stunde, um ſeinen Fuß behandeln zu laſſen. Natürlich in⸗ tereſſierten ihn als unmittelbaren Nachbarn die Vorgänge der geſtrigen Nacht. Er hatte die beiden Schüſſe gehört und am Morgen über den Zaun einen der Wächter geſpro⸗ hen. Nun mußte Hanni ihm ganz ausführlich Bericht er⸗ ſtatten. Sie tat es, aber noch während ſie die einzelnen Phaſen ſchilderte, durchzuckte ſie ein Gedanke. Warum, zum Kuckuck, war ſie bisher noch nicht auf die Idee gekommen, den alten Herrn über den früheren Beſitzer dieſes Hauſes auszufra⸗ gen? Ob ſie nachholte, was verſäumt worden war? Ja, weshalb eigentlich nicht? Ihr Verſuch ſcheiterte aber, kaum daß ſie ihn unternom⸗ men hatte, denn Ryde kannte den Vorgänger nicht.„Ich habe mein Haus erſt ſelbſt nach all den Geſchichten erwor⸗ ben,“ plauderte er.„Als ich nebenan einzog, war Ihre Villa bereits polizeilich verſtegelt.“ Im übrigen ſchien ihn aber das Thema wenig zu intereſſieren, denn er ſprach bald von anderen Dingen. Vor allen Dingen bezeugte er für alles, was mit ihrem und ihrer Schweſter früherem Leben zu⸗ ſammenhing, eine beinahe liebevolle Aufmerkſamkeit. And weil er ſo innig Anteil nahm an ihrem Geſchick, empfand auch Hanni für den alten Herrn eine freundſchaftliche Zu⸗ neigung, in die ſich ſogar Mitleid miſchte, als er durch⸗ blicken ließ, daß ihm das Leben mehr bittere als heitere, Stunden geſchenkt hatte. Ueber nähere Umſtände ließ er ſich nicht aus und Hanni drang auch nicht in ihn. Eines Tages würde der alte Herr wahrſcheinlich ganz von ſelbſt ſein Herz öffnen. Aus der Motorjachtpartie wurde am Sonntag nichts. Es goß in Strömen. Dafür lud ſich Knauer zu Hanni und Lore ein. Es gab Filet, von Hannis Hand bereitet, und er behauptete, noch nie zuvor in ſeinem Leben jemals ſo vorzüglich gegeſſen zu haben. 8 ö Weniger Autos in Paris. Die Statiſtik des franzöſt⸗ ſchen Verkehrslebens, vor allent aus Paris und den an⸗ deren größeren franzöſiſchen Städten, verrät, daß die Zahl der Automobile ſtark im Abnehmen begriffen iſt. Statt deſſen aber ſcheint Frankreich zum Land der Fahrräder zu werden. Während z. B. aus dem Jahre 1930 eine Zahl von 6,8 Millionen Fahrrädern genannt wird, iſt dieſe Zif⸗ fer für Anfang 1938 auf rund 8 Millionen Fahrräder emporgeſchoſſen. Die Abnahme der Automobile in Frank⸗ reich iſt auf die Steigerung der Verkaufspreiſe, die Er⸗ höhung der Preiſe für die Einzelteile und für den Be⸗ triebsſtoff zurückzuführen. Die Autoverkäufer in Frankreich wiſſen davon ein Lied zu ſingen und ſehen mit Betrübnis täglich mehr und mehr räder auf den Straßen und Landſtraßen der franzöſiſchen Republik. Der Schat Calais. Bei der Sprengung der Grundmauer nes alten Gebäudes in Calais ſtieß man auf noch ältere Mauern aus dem 14. Jahrhundert. In dieſen alten Mauern fand man eine eiſerne Kaſſette, die Goldmünzen im Werte von 1, Millionen franzöſiſchen Franes enthielt. Dieſe Münzen wurden nach der Feſt⸗ ſtellung der Numismatiker im Jahre 1339 geprägt. Es iſt inzwiſchen gelungen, zu ermitteln, wieſo jener Gold⸗ ſchatz in dieſe Mauern geriet. Anſcheinend ſtammt das Geld von einem der ſechs Bürger von Calais, die im Jahre 1347 ihr Leben anboten, um das Leben ihrer Ge⸗ retten, als Calais nach der ard III. ausgeliefert werden ſtarb offenbar, ohne ſein Geheim⸗ So war es möglich, ehe die Goldmünzen fährten in der Stadt is entdeckt wurden Am Rekord v i ſchreiber von Ame einigen Tagen in Worte auf der Maſck einer ganzen Stunde von 193 Worten er getipp Der beſte Maſchinen rika iſt George L. Hoßfield. Er hat vor ine iger als 8656 utet, daß er in n Durchſchnitt 7 orten machte er Finger mußten in jenen 60 9 läge auf der Maſchine machen. Allerdings 11 eld den Weltrekord nicht auf⸗ geſtellt und ſomit auch nicht gebrochen. Es ging um drei Worte, die vor zwei Jahren von einem noch ſchnelleren Schreiber auf der Maſchine über die Hoßfield⸗Zahl hin⸗ aus getippt wurden. ippt. Das bed der Minute e 1 Was wird aus Alt⸗Wien? Die in letzter Zeit erfolgte Abtragung alter, zum Teil hiſtoriſch und künſtleriſch wertvoller Bauwerke in der inne⸗ ren Stadt Wiens, die mit Rückſicht auf die anwachſenden Verhältniſſe im Straßenverkehr erfolgt iſt, hat große Be⸗ ſorgniſſe über die Zukunft Alt⸗Wiens erregt. Dem Bun⸗ despräſidenten, dem Bundeskanzler, dem Unterrichts⸗ miniſter und dem Bürgermeiſter der Stadt Wien iſt nun⸗ mehr eine Denkſchrift überreicht worden, die 20 000 Unter⸗ ſchriften mit den bekannteſten Namen aus allen Kreiſen des öffentlichen Lebens trägt. Die Denkſchrift fordert, daß die wenigen noch voll⸗ ſtändig erhaltenen Inſeln der Altſtadt in Zukunft ſtehen gelaſſen werden, wenn ſie geſchichtlich und künſtleriſch von Bedeutung ſind. Im Zuſammenhang damit wird eine Aenderung des beſtehenden Bebaungsplanes von 1892 an⸗ geregt, weil er das Haupthindernis für die Durchführung der Grundſätze modernen Städtebaues in Wien bilde. Die ſchon erfolgte Einberufung einer Kommiſſion von Fach⸗ leuten, die feſtſtel ſoll, welche Teile Alt⸗Wiens erhal⸗ tungs⸗ und ſchutzwürdig ſeien, wird in der Denkſchrift als wertvolle Grundlage für die geforderte Generalregelung! der ſtädtebaulichen Ordnung begrüßt. Für die Ueber⸗ gangszeit ſollen alle Bauvorhaben, die für das Wiener Stadtbild weſentlich ſind, einem verantwortlichen Kreiſe erſter Künſtler und Fachmänner Oeſtereichs zur Prüfung vorgelegt werden. Den letzten Anſtoß zu dieſer Aktion haben die Niederreißung des Palais Paar in der Wollzeile und die geplante Niederlegung zweier alter Patrizier⸗ häuſer in der Singerſtraße gegeben, wodurch eine der ſchönſten Stadtanſichten Wiens vernichtet wurde. Der Dichter Franz Karl Ginzkey, der die Denkſchrift ebenfalls unterzeichnet hat, äußert ſich zu dieſer Angelegenheit in folgender Weiſe:„Die Zerſtörung alter, koſtbarer Bauten Wiens erſcheint mir völlig unberechtigt. Man ſcheint ver⸗ geſſen zu haben, daß zu Oeſterreichs wichtigſtem Aktiv⸗ poſten auch ſeine alte Baukultur gehört. Sie bildet das Kapital auch der künftigen Geſchlechter, und wir ſind nicht berechtigt, es ihnen zu ſchmälern.“ Seine Hoffnung, den Nachmittag in Hannis Geſell⸗ ſchaft zu verleben, erfüllte ſich jedoch nicht, weil Lore bald nach dem Eſſen zur Petersſtraße aufbrach. Wohl oder übel mußte alſo auch er ſich empfehlen, aber er ging nicht, ohne zuvor Hannis Hand hingebungsvoll geküßt zu haben. Gegen fünf kamen auf einen Huſch Elſe und Werner vorbei. Verliebter denn je boten ſie einen Anblick, der unbedingt zum Lächeln reizte. Er nannte ſie nicht Elſe, ſondern Mäuschen, und für ihn hatte ſie das Wort Schatzi ausgeſucht. Schatzi und Mäuschen blieben nur auf ein Täßchen Kaffee. Alle ihre Geſpräche drehten ſich um ſie ſelbſt, und vor allen Dingen war es die bevorſtehende und immer näher rückende Hochzeit, die ſie hundertprozentig beſchäftigte. Werner ließ ſich einen Frack bauen, Elſe hatte der Schneiderin bereits den Stoff überliefert und ſollte am Dienstag zur erſten Anprobe kommen. Frack, Kleid, Hoch⸗ zeit— Hochzeit, Kleid, Frack. Ein anderes Thema gab es nicht. Hanni machte erſt gar nicht den Verſuch, von an⸗ deren Dingen zu ſprechen. Sie ſah, wie glücklich dieſe bei⸗ den Menſchen waren und freute ſich mit ihnen. Zwiſchen fünf und ſechs Uhr ſtellte ſich überraſchender Beſuch ein. Der Sanitätsrat, dem Hanni zwei Patienten verdankte! Er käme, um einmal ganz im Vertrauen mit ihr zu ſprechen, ſagte er, und zwar handle es ſich um ein ſchulentlaſſenes Mädchen, dem geholfen werden müſſe. Der Vater ſei ein Trinker, der kürzlich in eine Anſtalt gebracht worden war, und die Mutter liege ſeit einer Woche im Krankenhaus. Die Fünfzehnjährige war ſich alſo ſelbſt überlaſſen. 8 „Ich kenne die Familie ſeit vielen Jahren, Fräulein Riedeler, und es ſchmerzt mich, die kleine Marianne ſo hilflos und verlaſſen zu ſehen. Außerdem hat ſie nicht ge⸗ nug zu eſſen. Da habe ich an Sie gedacht. Würden Sie die Kleine eine Zeitlang bei ſich aufnehmen? So lange wenig⸗ ſtens, bis die Mutter wieder geſund iſt? Ich wende mich an Sie, weil ich weiß, daß Sie über genügend Platz ver⸗ fügen—“ Weit herzlicher Freude erklärte Hanni ſich bereit, das Kind aufzunehmen. Das Anerbieten des Sanitätsrates, die Koſten der Verpflegung zu tragen, ſchlug ſie aus. „Aber, ich bitte Sie! Ob da einer mehr mitißt— was lpielt das ſchon für eine Rolle. Und außerdem bin ich glück⸗ Die„New⸗Pork⸗Straße“ in Hollywood. Di „New⸗Nork⸗Straße“ in Hollywood iſt keine Straße die im Straßenverzeichnis ſteht, ſie iſt eine Kinoſtraße und beſteht aus Leinwand und Gips. Wie man aus dem New Pork Herald“ erfährt, wird dieſe Straße mit anderen Straßen, von denen eine die Weſtliche Straße heißt, an die Kinogeſellſchaft vermietet, wenn ſie in einem Film ge⸗ braucht werden. Die Miete für die Weſtliche Straße koſtet 600 Dollar pro Tag, ſie iſt dabei komplett mit Haus⸗ faſſaden, Seitengaſſen, Rinnſteinen, Straßenpflaſter und allem, was dazu gehört, nur die„Einwohner“ dieſer Straße hat der„Mieter“, das iſt in dieſem Fall die Film⸗ geſellſchaft, zu ſtellen. Die„New⸗Nork⸗Straße“ zu mieten iſt weſentlich teuerer; das koſtet pro erſten Tag 3500 Dollar, für jeden folgenden Tag die Hälfte. Die„Fran⸗ zöſiſche Straße“ zu mieten koſtet 2500 Dollar pro Ta Sie mußte jetzt einem Umbau unterzogen werden für den Film„Tovarich“, in dem Claudette Colbert und Charles Boyer ſpielen. Es kam dabei darauf an, die Dachkammer gut herauszubringen, in der die beiden, die de; ruſſiſche Ehepaar ſpielen, hauſen. 5 Rundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Morgenlied, Zeit, Wetter, landwirtſchaftliche Notierungen, Gymnaſtik, 6.30 Frühkonzert(7 bis 7.10 Nachrichten); 8 Waſſerſtandsmeldungen, Wetter, Marktberichte, Gymnaſtik; 8.30 Morgenmuſik, 9.30 Sendepause; 11.30 Volksmuſik; 12 Mittagskonzert, 13 Zeit, Wetter, Nachrichten; 13.15 Mittags⸗ konzert; 14 Konzert bezw Schallplattenkonzert; 15 Sende⸗ pauſe 16 Nachmittagskonzert; 18.30 Griff ins Heute; 19 Nachrichten, Neues vom Tage; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtkonzert. Donnerstag, 3. 10 Volksliedſingen; 10.30 Sendepauſe; 14 Ich hab' die ſchönen Maderln net erfunden 14.15 Zur Unterhal⸗ tung; 18 Die Führerin im Arbeits jenſt; 19.15 Allerhand aus dem Badnerland; 19.45 Heizer iewert; 20 Wie es euch gefällt; 21.30 Kammermuſik; 22.30 Volks⸗ und Anterhal⸗ tungsmuſik. Preitag, 4. Marz: 5 10 Schwester, ſie wiſſen doch immer einen Rat, Hörſzenen; 10.30 Die Dorfſſchule zu Pferde; 10.45 Sendepauſe; 14 Peter Anders ſingt; 14.1 Liszt,„Siegfried Grundeis ſpielt; 19.15 Wunſchkonzerk des Reichsſenders Stuttgart zu Gunſten des WSW. 21.30 Klänge aus fünf Jahrhunderten; 22.20 Worüber man in Amerika ſpricht; 22.30 Richard Wagner, fünf Lieder; 22.50 Wir packen aus, Schallplatten. Samstag, 3. März: Monastei roter. J— .. reiten, Hörſpiel; 10.30 Sendepauſe; 15 . zum Wochenende; 18 Tonbericht der Woche; 5 Darf ich Ihnen Strauß vorſtellen?, muſikaliſche Plau⸗ derel; 20 Der nächſte, bitte?, bunte Stunde; 21 Tanzmuſik; 22.30 Unterhaltungsmuſik. Reichsſender Frankfurt a. M.: Donnerstag, 3. März: 11.40 Hund, Hütte und Schafe; 11.50 Offene Stellen; 15 Bilderbuch der Woche; 15.50 Für unſere Kinder; 16 Kleines Konzert; 16.45 O holde Frau Muſica, Schallplat⸗ ten; 19.10 Serenaden, Romanzen und Ständchen; 21.15 Deutſches Herz zwiſchen Heimat und Fremde, Hörfolge; 22 an Freitag, 4. März: 10.30 Die Dorfſchule zu Pferd; 11.45 Programmanſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter, Straßenwetterdienſt; 11.55 Of⸗ fene Stellen; 15 Deutſche zeitgenöſſiſche Lieder; 15.30 Mutter turnt und ſpielt mit dem Kind; 15.45 Weltbürgertum und völkiſcher Gedanke; 18.50 Soldaten ſind ein ſtrammer Stand . Hörbericht; 19.10 Volk ſingt, ſpielt und plaudert; 20 Dem Opernfreund, Schallplatten; 21.10 Wiener Stunde; 22.20 Worüber man in Amerika ſpricht; 22.30 Anterhal⸗ tungsmuſik. i Samstag, 5. März: 9.90 Deutſchland— Kinderland; 11.40 Hochbetrieb in Woche; 15.30 Frontberichte der Bewegung; 15.45 Sportſchau des Tages und für den Sonntag; 16 Des Lebens Sonnen⸗ ſchein, Singen, Tanzen, Fröhlichſein; 18.45 Am Vorabend der Leipziger Meſſe; 19.10 Zum Feierabend frohe Grüße vom Rhein; 20 Froher Feierabend; 22.30 Es wird geſun⸗ gen, getanzt, gelacht, von 22.30 bis Mitternacht. 4 5 2 ee lich, wenn ich einmal helfen kann. Bis jetzt konnte ich's nicht,“ fügte ſie leiſe hinzu,„aber da uns das Schickſal in ſo ſeltſamer Weiſe zu Hilfe gekommen iſt, ſieht es ein we⸗ nig beſſer aus. Marianne iſt jedenfalls herzlich willkom⸗ men! Und ſie mag bleiben, ſolange es ihr bei uns gefällt.“ „Ich danke Ihnen! Wann darf ich ſie herſchicken?“ „Wann Sie wollen, Herr Sanitätsrat. Große Vorberei⸗ tungen ſind nicht nötig. Meinetwegen ſchon heute.“ „Haben Sie eine halbe Stunde Zeit?“ 5 „Gewiß.“ „Dann würde ich Sie bitten, mich zu begleiten. Wir könnten uns gleich einmal nach ihr umſchauen und Nähe⸗ res beſprechen.“ Es geſchah. Der Regen hatte nachgelaſſen, aber von den Bäumen tropfte es noch unaufhörlich. Ein würziger Duft erfüllte die Luft. Es roch nach Erde Hanni hatte ihren Regenmantel angezogen, den ſie ſchon ſeit drei Jahren trug. Wie ſie neben dem Sanitäts⸗ rat dahinſchritt, ſchlank und rank, ein Urbild der Friſche und Jugendkraft, folgte ihr manch bewundernder Blick. Die Wohnung, in der ſie die kleine Marianne antra⸗ fen, beſtand nur aus Zimmer und Küche, die im Erdge⸗ ſchoß eines unfreundlichen Mietshauſes untergebracht wa⸗ ren. „Es iſt den Leuten früher einmal ganz gut gegangen,“ hatte der Sanitätsrat unterwegs erzählt,„aber als der Mann mit dem Trinken anfing, ging es raſch bergab. In der letzten Zeit laſtete alles auf den Schultern der Frau. Ich glauhe, für das Kind wäre es gut, wenn es einmal in eine ganz neue Umgebung verſetzt würde.“ Mariannne wirkte wie eine Zwölfjährige. Sie war blaß, klein und ſehr ſcheu, faßte aber ſchnell zu Hanni Zutrauen und bekam vor Glück und Freude naſſe Augen, als ſie hörte, was geſchehen ſollte. 5 „Warum ſoll ſie erſt noch hier ſchlafen? Ich nehme ſie gleich mit mir.“ Hanni fuhr der Kleinen über den brau⸗ nen Scheitel.„Nicht wahr, du verſäumſt doch hier nichts? Na, alſo. Pack zuſammen, was du mitnehmen willſt. Dann gehen wir.“ 5 So kam als erſter Gaſt ein kleines verlaſſenes Men⸗ ſchenkind in die Villa. Hanni war freudig erregt. Helfen zu können war etwas Herrliches! würde, wenn ſie heimkam? 5 Was wohl Lore ſagen der Flachsröſte; 11.55 Offene Stellen; 15 Bilderbuch der .