gan Igel ine soc. 400 dupa 2— — — 4„ lg uva GC 2 S 2 5 G 85 J D — — 8 + 92 „% „ 7] 7˙»¾⅛fAsn Dezegspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mi. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mt. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite Millimeterzeile 3 Pfg., n Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Kr. 3. Anzeig.⸗Preisliſte 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto. Karlsruhe 78439. Tages. und finzeigenblatt für Mannheim ⸗Seckenheim und gebung. Derzundekatt ir den Siadttell Ihen.-Sechenbebm Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Felertage. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprücher Druck und Verlag: Georg Zimmermann(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. II. 38. 1150. 38. Jahrgang g„Preſſearbeit iſt Dienſt an der Nation.“ Reichsminiſter Dr. Goebbels gab in den Räumen ſei⸗ Miniſteriums einen Empfang für die deutſche Preſſe. Im Laufe des Abends nahm Reichsminiſter Dr. Goebbels das Wort zu wichtigen preſſepolitiſchen Fragen, die er als Schirmherr der deutſchen Preſſe vor dieſem Kreis von Fach⸗ leuten eingehend darlegte. „Ich möchte“, ſo führte der Miniſter aus,„Ihnen ge⸗ genüber meinen herzlichen Dank zum Ausdruck bringen für die großartige Mithilfe, die Sie in den vergangenen fünf Jahren dem deulſchen Aufbauwerk angedeihen ließen. Es iſt ſehr ſchwer geweſen, das in der Syſtemzeit vollkommen verlorengegangene Preſtige und Anſehen der deutſchen Preſſe wiederherzuſtellen. a Sie wiſſen, von wie großen perſonellen Umänderun⸗ gen und fachlichen Reformen das Neubauwerk der deut⸗ ſchen Preſſe begleitet geweſen iſt, und ich bin mir auch nicht im Unklaren darüber, daß viele unter Ihnen in den er⸗ ſten Wochen und Monaten der Neugeſtaltung der deutſchen Preſſe dieſen Reformen mit einer gewiſſen Skepſis entge⸗ engeſchaut haben. Ich kann mir nicht vorſtellen, daß das eutſche Auſbauwerk auf allen Gebieten unſeres inneren und äußeren Lebens hätte durchgeführt werden können, wenn die deutſche Preſſe in dem Verfallszuſtand geblieben wäre, in dem wir ſie am 30. Januar 1933 übernommen ha⸗ ben. Ich kann mir aber auch nicht vorſtellen, daß die gro⸗ ßen Erfolge, die der Führer durch ſeine Politik zu ver⸗ zeichnen hat, überhaupt hätten erreicht werden können, wenn die Preſſe nicht als ein ſtets einſatzbereites Armee⸗ korps des Geiſtes der politiſchen Führung zur Verfügung geſtanden hätte. Für dieſe Mithilfe am Auͤfbauwerk möchte ich der deutſchen Preſſe an dieſem Abend meinen Dank zum Ausdruck bringen. Glauben Sie nicht, ſo fuhr der Miniſter fort, daß ge⸗ wiſſe Journaliſten des Auslandes, die den Mangel an Freiheit uns mit wechſelnder Tonſtärke immer und im⸗ mer wieder zum 1 1 machen, 5 einer geiſtigen und publiziſtiſchen Freiheit erfreuten. ie ſtehen meiſt im Dienſte geheimer Mächte, ſie müſſen deren Aufträge, ſeien es nun jüdiſche, freimaureriſche, international⸗marriſiiſche oder ſyndikaliſtiſche, erfüllen. Sie dagegen ſtehen im Auftrag Ihres eigenen Volkes, und die Arbeit, die Sie kun, iſt Dienſt an der Nation, ſich immer wiederholende Pflichterfüllung an der Geſund“ it, am Wohl, an der Ehre und an der Freiheit des deutſchen Volkes. Wenn heute von einer gewiſſen Auslands⸗ preſſe der nationalſozialiſtiſchen deutſchen Preſſe entge⸗ gengehalten wird. daß ſie, da ſie in einem autoritären Stgat wirke, ſich die Geſetze des Wohlverhaltens und der politiſchen Anſtändigkeit auferlegen müſſe, daß dagegen die Preſſe der weſtlichen Demokratien frei ſei und deshalb ſchreiben dürfe, was ſie wolle, ſo hat der Führer auf dieſe Frage ſchon in ſeiner letzten Reichstagsrede eine ausgie⸗ bige Antwort erteilt. Sollten ſich die hier eingeriſſenen verwilderten Zu⸗ ſtände, ſo betonte der Miniſter, nicht ändern, ſo wird der Zeitpunkt nahe ſein, daß die Führung des Volkes die deut⸗ ſche Preſſe aufruft, um nun auch ihrerſeits dagegen pole⸗ miſch anzutreten. In den letzten Tagen iſt vor allem in der engliſchen Preſſe die Behauptung aufgetaucht, der Führer ver⸗ ſuche, der engliſchen Preſſe einen Maulkorb um zu⸗ ängen. Davon kann ſelbſtverſtändlich gar keine Rede ein. Niemand wird der engliſchen oder der franzöſiſchen oder der 1 0 anderen Landes verwehren, die deutſchen Zuſtände wahrheitsgemäß zu ſchildern. Ich glaube, daß es für Sie alle ein beglückendes Gefühl ſein muß, nun nicht mehr für die Deutſchnationale oder die Deutſche Volks⸗ oder die Demokratiſche Partei, nicht für Bürger⸗ oder Arbeiterorganiſationen, ſondern für Ihr ei⸗ genes Volk zu ſchreiben. 8 Es muß Sie aber auch ſehr befriedigen, bei jedem gro⸗ ßen Erfolg, den der Führer mit ſeiner Politik erreicht, zu wiſſen und davon überzeugt zu ſein, daß Sie ſelbſt an die⸗ ſem. mitbeteiligt ſind durch Ihre geiſtige Arbeit, durch Ihr geſchliffenes Wort, durch Ihre Einſatz ſcoßen und nationale Disziplin. Sie ſind nicht mehr ausgeſchloſſen vom großen Aufbauwerk. Sie ſtehen auch nicht mehr im Dienſte einer anonymen Macht, die Sie ſelbſt nicht kennen. Sie ſind geiſtige Mitträger dieſes großen Aufbauwerks unſerer Na⸗ tion und unſeres Reiches. Im weiteren Verlauf ſeiner Rede gab der Miniſter ſei⸗ ner großen Befriedigung darüber Ausdruck, daß die in den Jahren 1933 und 1934 noch vorhandene Eintönigkeit in der deutſchen Preſſe ſtetig und ſteigend im Schwinden be⸗ e ſei. Es gibt gewiſſe Augenblicke, vor allem im au⸗ nes enpolitiſchen Leben einer Nation, in denen es beſſer „zu ſchweigen, als zu reden. Daß die deutſche Preſſe in zunehmendem Maße einſieht, daß das ſein muß, erfüllt mich und alle meine Mitarbeiter in dieſem Haus mit tiefſter Freude und höchſter Befriedigung. Ich wünſche deshalb eindringlich, daß Sie ſich an die⸗ em Abend 5 nicht nur als Gate ſondern als Mit⸗ arbeiter fühlen an einem großen Werk des nationalſoziali⸗ ſtiſchen Aufbaues. So hoffe ich, daß Sie, wenn Sie morgen in Ihre Hei⸗ matſtadt zurückkehren, mit erhöhter Berufsfreude wieder an Ihre Tagesarbeit zurückgehen. Dieſe Tagesarbeit wird auch Sie niemals von Sorgen verſchonen, aber ſie ſoll Ihnen ein Gefühl dafür vermitteln, welche Ehre darin liegt, Freitag, den 11. März 1938 Der Führer beim Stapellauf Deutſche Arbeiterin tauft das neue ad ⸗Schiff. Hamburg, 11. März. Am Samstag wird der Führer und Reichskanzler Ham ⸗ burg beſuchen und am Stapellauf des zweiten Ad- Schiffes Durch die Teilnahme des Führers gewinnt der teilnehmen. Stapellauf des Ad-Rieſen eine ganz beſondere Bedeutung. Er wird damit zu einer erneuken eindringlichen Bekundung des deutſchen Friedens. und Aufbauwillens. Dieſer Stapel⸗ lauf wird heute, wo aus dem Oſten Europas käglich, ja ſtündlich ſich die Meldungen häufen über die Bluk. und Wahnſinnstaten eines verruchten Syſtems, zu einer weithin über Länder und Meere leuchtenden Tat einer wirklichen und wahren Volksführung. s Der Führer wird am Samstag um 11,30 Uhr auf dem Dammtorbahnhof eintreffen. Nach dem Abſchreiten der Ehrenformationen wird der Führer durch die feſtlich ge⸗ ſchmückten Straßen der Stadt zu den St. Pauli⸗Landungs⸗ brücken fahren, um ſich von dort durch den Hamburger Ha⸗ fen zur Werft der Howaldt⸗Werke zu begeben, wo er mit ſeiner Begleitung und ſeinen Gäſten der Stapellauf⸗Feier⸗ lichkeit beiwohnen wird. Der Stapellauf des neuen Urlauber⸗Großſchiffs iſt für 13,05 Uhr vorgeſehen. Der alte Brauch, daß eine Frau die Taufe des neuen Schiffes vollzieht, wird ſeine ſinnvolle Ver⸗ vollkommnung finden in der Tatſache, daß eine junge deutſche Arbeiterin den Taufakt vornehmen wird. Sie wird die erſte Reiſe des von ihr getauften Ko ⸗ Schiffes als Ehrengaſt ſpäter miterleben. f Nach Beendigung der Feierlichkeit begibt ſich der Führer mit ſeiner Begleitung zur Werft von Blohm und Voß, wo er durch eine eingehende Beſichtigung des nunmehr fertig⸗ geſtellten KdF⸗Schiffes„Wilhelm Guſtloff“ ſeine ohe An⸗ teilnahme an dem großen„Kraft durch Freude“ ⸗Werk er⸗ neut betonen wird. Aus Anlaß des Führerbeſuchs in Hamburg werden das Panzerſchiff„Deutſchland“, der Aviſo„Grille“ und das Ar⸗ tillerieſchulſchiff„Brummer“ im Hamburger Hafen weilen, um ſo der kameradſchaftlichen Verbundenheit der deutſchen Kriegsmarine mit der Kdß⸗Flotte Ausdruck zu geben. Am Nachmittag wird der Führer mit ſeiner Begleitung einige Zeit an Bord der„Grille“ und des Panzerſchiffes„Deutſch⸗ 1 5 —— land“ verweilen. Gegen 16 Uhr wird ſich der Führer dann durch die Straßen der Stadt zum Hamburger Rat⸗ haus begeben, wo er Gelegenheit nehmen wird, ſich in Anweſenheit von Generalinſpekteur Dr. Todt über den Stand der Vorarbeiten zu unterrichten, die für die großen vom Führer angeordneten Bauvorhaben zur Ausgeſtaltung Groß⸗Hamburgs im Gange ſind. Das deutſche Volk hört im Rundfunk: Der Staatsakt in der Staatsoper Berlin aus An⸗ laß des Heldengedenktages am Sonntag, 13. März, von 12 bis etwa 13.30 Uhr, wird von allen deutſchen Sen⸗ dern übertragen. Die Feier des Stapellaufs des zweiten Kd F⸗ Schiffes auf der Howaldtwerft in Hamburg am Samstag, 12. März, 12.15 bis 13.10 Uhr, wird vom Reichs⸗ ſender Hamburg und vom Deutſchlandſender übertragen. Sämtliche Reichsſender(ohne Deutſchlandſender) bringen 90. am gleichen Tage in der Zeit von 19.10 bis 0 Uhr. Hoover bei Göring in Karinhall Berlin, 10. März. Der ehemalige Präſident der Ver⸗ einigten Staaten von Amerika Dr. Herbert Hoover ſtattete anläßlich ſeines privaten Aufenthalts in Berlin dem Mini- ſterpräſidenten Generalfeldmarſchall Göring in Karinhall einen Beſuch ab. Totengräber der Volksgeſundheit 600„Fehlgeburten“ in einer klinik. Alagoeburg, 10. März. Das Magdeburger Schwurgericht verurteilte nach einem ſieben Wochen dauernden Prozeß, der weit über Magdeburg hinaus großes Aufſehen erregte, den 64 Jahre alten Frauenarzt Dr. Kurt Kamann wegen ge⸗ werbsmäßiger Abtreibung zu ſechs Jahren Zuchthaus und ſechs Jahren Ehrverluſt. Kamann, der kurz nach dem Kriege in Magdeburg eine Frauenklinik gegründet hatte, war ſchon einmal 1926 auf die Anzeige ſeiner Krankenſchweſtern hin in den Verdacht der gewerbsmäßigen Abtreibung geraten. Er hatte es aber unter der laxen Anſchauung jener Zeit verſtanden ſich aus der Affäre zu ziehen, ſo daß das Verfahren gegen ihn ein⸗ geſtellt ide Ende 1936 wurde ein neues Verfahren gehe ihn eingeleitet, das mit dem jetzigen Urteil zum Abſchluß gekommen iſt. Zur Verhandlung ſtanden etwas über 30 Fälle. In 28 Fällen wurde nach einer außerordentlich gründlichen Unter⸗ ſuchung als erwieſen angeſehen, daß der Angeklagte ge⸗ werbsmäßig Abtreibungen vorgenommen hat. Darüber hin⸗ aus iſt auffällig, 926 von den 1350 Klinikfällen, die Kamann in den Jahren 1926 bis 1936 aufzuweiſen hatte fa ſt 600 Fehlgeburten waren Die ſiebenwöchige Verhandlun ergab einen erſchütternden Aufſchluß darüber, wie gewiſ⸗ ſenlos dieſer Volksſchädling zu Werke gegangen iſt. Zu dem Trübſten in dieſem Prozeß gehört ſchließlich die unge ⸗ meine Geldgier, mit der der Angeklagte vorgegangen iſt. Er hat ſich im 9 der Jahre ein anſehnliches Kapital durch ſeine verbrecheriſchen Handlungen geſchaffen und hat ſeinen Patientinnen ſehr hohe Honorare abgenommen. am Aufbau einer Nation helfen zu dürfen und geiſtiger Diener zu ſein am Wohl, an der Ehre und an der Freiheit eines ganzen Volkes! Nr. 59 Chautemps zurückgetreten Wieder mal Regierungskriſe in Frankreich. Paris, 10. März. „Die franzöſiſche Regierung iſt zurückgetreten. Miniſter⸗ präſident Chautemps hielt am Donnerstag vor der Kam⸗ mer, die krotz der frühen Morgenſtunden wegen der außer⸗ ordenklichen Bedeutung der Sitzung vollbeſetzt war, ſeine Abſchiedsrede. Als er ſeine Ausführungen beendet hakte verließ er den Sitzungsſaal und winkte den vollzählig auf der Kegierungsbank ſitzenden Kegierungsmitgliedern zu, die mit ihm den Saal verließen. Chautemps begab ſich Jo: dann mit den Kabinettsmitgliedern ins Elyſee, um dem Baie, den Rücktritt der Regierung zu unker⸗ reiten. TChautemps. Staatspräſident Lebrun nahm am Donnerstag vormit⸗ tag den Geſamtrücktritt des Kabinetts Chautemps entge⸗ en. Lebrun dankte dem Miniſterpräſidenten und ſeinen Mitarbeitern für ihre bisherige Tätigkeit und bat ſie die Staatsgeſchäfte bis zur Bildung eines neuen Kabinetts wei⸗ zerzuführen. Anſchließend hatte Lebrun eine längere Aus⸗ ſprache mit Chautemps über die Lage. In ſeiner Abſchiedsrede vor der Kammer hatte Mini⸗ ſterpräſident Chautemps die Gründe dargelegt, die ihn be⸗ wogen haben, eine Erklärung vor der Kammer abzugeben und nicht einfach zurückzutreten, wie er es urſprünglich be⸗ abſichtigte. Er halte eine Erklärung vor der Kammer duch aus dem Grunde für unentbehrlich, weil er den falſchen Gerüchten entgegentreten wolle, die in Umlauf ſeien. Die Regierung ſei nicht von den Ereigniſſen fort⸗ 1 worden noch zu dem Rücktritt durch beſondere Schwierigkeiten des Schatzamtes gezwungen worden. Die Regierung wäre durchaus in der Lage, ihre Aufgaben zu erfüllen, vorausgeſetzt, daß ſie die Vollmachten erhielte. Fer⸗ ner gab Chautemps eine kurze Erklärung über die beab⸗ ſichtigten Ermächtigungs forderungen und be⸗ tonte, daß dieſe in keiner Weiſe das republikaniſche Gewiſ⸗ ſen der Mehrheitsparteien belaſtet hätten, daß ſie weder die Diktatur anſtreben noch die ſozialen Reformen beſchneiden wollen. Chautemps gab zu verſtehen, daß er nicht an der Re. gierung bleiben könne, weil eine Meinungsverſchiedenheit zwiſchen Regierung und einem Teil der Mehrheiksparkeien enkſtanden ſei. Er ſchloß mit einem Appell zur Einigkeit, die ebenſo wie der ſoziale Frieden für das Anſehen Frank reichs im Auslande bedeutungsvoll ſei. Er deutete an, daß er 95. einer Regierung auf breiterer Grund age Platz mache. Leon Blum beauftragt Der Staatspräſident hatte mit Leon Blum eine halb⸗ ſtündige Unterredung Beim Verlaſſen des Elyſees er⸗ klärte Leon Blum„Der Präſident der Republik hat mir ſoeben den Auftrag zur Regierungsbildung erteilt. Ich bin du die mir anvertraute Aufgabe bis zum Ende durchzuführen. Ich werde mich bemühen, die Regierung zu bilden, wie die Umſtände es erfordern, das heißt, eine dauerhafte, feſte, mächtige und fähige Regierung, um alle Kräfte der Demokratie zu ſammeln und mitzureißen.“ Der belgiſche Finanzminiſter zurückgetreten Große Mehrheit für Janſon 5 Brüſſel, 10. März. Der ſozialdemokratiſche belgiſche Fi⸗ nanzminiſter de Man iſt aus dem Kabinett Janſon aus⸗ getreten. Die Demiſſion iſt zwar noch nicht endgültig, gilt aber allgemein als ſicher. 0 5 In einer halbamtlichen Verlautbarung wird erklärt, daß der Geſundheitszuſtand de Mans— er iſt an einer Blutvergiftung erkrankt— einen Erholungsurlaub von mehreren Wochen erforderlich mache. Trotz ſeiner Erkran⸗ kung war de Man am Mittwoch immerhin in der La einen Vortrag vor dem Miniſterpräſidenten über 1 neuen Steuerprojekte* halten. Dabei ergaben ſich, wie von unterrichteter Seite verlautet, ernſtliche Unſtimmig⸗ keiten mit den anderen Regierungsmitgliedern, die als eigentliche Urſache des Rücktritts von de Man anzuſehen ſein dürften 8 Am Donnerstag mittag fand in der Kammer die Ab⸗ ſtimmung über die von Miniſterpräſident Janſon geſtellte Vertrauensfrage ſtatt. Das Ergebnis lautete: 117 Stim⸗ men für und 29 gegen die Regierung bei 25 Stimment⸗ haltungen. s. Merkwürdige Volksabſtimmung Am Sonntag in Deſterreich Innsbruck, 10. März. Bundeskanzler Dr. Schuſchnigg hielt am Mittwoch abend bei einem Amtswalterappell eine Rede, in der er für den nächſten Sonntag, 13. März, eine Volksbefragung ankündigte. Aehnlich wie in ſeiner Rede, die er kürzlich vor dem Bundestag hielt, legte Dr. Schuſchnigg im einzelnen dar, wie nach ſeiner Anſicht der ſoziale, chriſtliche und nationale Gedanke in Oeſterreich zu verwirklichen und aus der Ge⸗ ſchichte zu entwickeln ſei. Er erklärte, nun müſſe Ruhe ſein. „kein einziger dürfe ein Quäntchen Schuld daran tragen, wenn der ſchwere Weg, den wir gehen müſſen, im Inter⸗ eſſe der Heimat und des Friedens nicht zum Erfolg führt“. Mit dem Wunſch auf Einordnung aller Kräfte in der Va⸗ terländiſchen Front und mit einem Dank an die Tiroler Exekutive ſchloß der Bundeskanzler ſeine Rede. Bundeskanzler Dr. Schuſchnigg hat in einem Aufruf folgende Parole für die Wahl bekanntgegeben:„Für ein freies und deutſches, unabhängiges und ſoziales, für ein chriſtliches und einiges Oeſterreich.“ Die Durchführungsbeſtimmungen. Der Frontführer⸗Stellvertreter, Miniſter Zernatto, machte auf dem Amtswalterappell in Innsbruck folgende Mitteilung über die Durchführung der Volksabſtimmung: Abſtimmungskommiſſionen werden für je⸗ den Abſtimmungsſprengel nach den Weiſungen des zu⸗ 5 1 00 Landeshauptmannes bezw. des Bürgermeiſters er Stadt Wien beſtellt. Sie beſtehen aus dem Vorſitzenden und zwei bis vier Beiſitzern, unter denen ein Arbeitnehmer und ein Arbeitgeber vorhanden ſein müſſen. Die Mitglie⸗ der der Abſtimmungskommiſſion müſſen der Vaterländiſchen Front angehören und möglichſt Amtswalter ſein. In den Abſtimmungslokalen dürfen ſich außer den genannten Perſonen keine weiteren Perſonen aufhal⸗ ten damit der Abſtimmungsvorgang nicht„geſtört“ werden kann In den Lokalen wird der Text der offiziellen Ab⸗ ſtimmungsfrage angebracht, ferner muß eine uskunfts⸗ perſon vorhanden ſein, die über die Berechtigung zur Ab⸗ ſtimmung und die Lokalverhältniſſe Auskunft erteilt. Beginn und Ende der Abſtimmung wird durch den Lan⸗ deshauptmann tgeſetzt. Als Abſtimmungsdoku⸗ mente gelten de Vaterländiſche Front⸗Mitgliedskarte, die Mitgliedskarte des Bauernbundes, das Oeſterreichiſche Ge⸗ werbebuch und das Gewerkſchaftsbuch oder 0 karten oder Heimatſcheine oder Meldezettel, jedenfalls nur Dokumente, die die Identität nachweiſen In dem vorgeleg⸗ ten Dokument wird durch Stempelung erſichtlich ge⸗ macht, daß die betreffende Perſon abgeſtimmt hat. Wer der Abſtimmungskommiſſion perſönlich bekannt iſt, kann auch ohne Dokumente zur Abſtimmung zugelaſſen werden. Die das Abſtimmungslokal betretenden Perſonen haben dem Vorſitzenden der Abſtimmungskommiſſion ihr Dokument vorzuweiſen. Wahlliſten werden nicht geführt. Dort, wo der Landeshauptmann es anordnet, kann eine Liſte derjenigen Perſonen, die die Abſtimmung vollzogen haben, angefer⸗ tigt werden Vorkehrungen dagegen, daß nicht dieſelbe Perſon an 10 oder 15 verſchiedenen Stellen mittels verſchie⸗ dener Ausweiſe abſtimmt, ſind nicht getroffen. Die Abſtimmung wird öffentlich durchgeführt, doch iſt die Benutzung eines Briefumſchlags erlaubk. Der offizielle Abſtimmungszettel iſt ein Zettel in der Größe 5948 em, der auf der einen Seite mit dem Worte„Ja“ bedruckt iſt. Wer mit„Nein“ ſtimmen will, muß ſich einen Zettel in genau der gleichen Größe ſelbſt mitbringen und mit dem Wort„Nein“ beſchreiben. Keine Teilnahme! Erklärung des Büros von Seyß⸗Inquark. London, 10. März. Reuter berichtet aus Wien: Im Büro Dr. Hugo Jurys, des Vertreters Dr. Seyß⸗Inquarts, machte ein Sprecher Reuter gegenüber folgende autori⸗ ſierte Erklärung: Wir weiſen unſere Anhänger an, ſich bei der Volksab⸗ ſtimmung am Sonnkag der Skimme zu enthalten. Wir ſind grundſätzlich entſchloſſen. uns an das Abkommen vom 11. Juli 1936 und vom 12. Februar 1938 zu halten. Wir ſind aber nicht bereit, unſeren Entſchluß in dieſer Form kundzu⸗ kun. Darüber hinaus kann die Art und Weiſe, in der die Volksabſtimmung herbeigeführt worden iſt, nur mit einem Ausdruck harakteriſiert werden, den ich vorziehe nicht zu gebrauchen. Sie wurde beſchloſſen ohne Berakung mit dem Kabinell und hinter ſeinem Rücken. Die geſamte Art und Weiſe, in der die Abſtimmung durchgeführt werden ſoll, macht es für ein Individuum möglich, mehrere Male abzuſtimmen und gibt den Beam⸗ ten der Vaterländiſchen Front uneingeſchränkte Kontrolle der Wahl, ſo daß die Türen für jede Art von Mißbrauch ge⸗ öffnet ſind. Proteſttelegramme Aus Graz ſind an Bundespräſident Miklas ſowie an Miniſter Dr. Seyß-Inquart folgende gleichlautende Tele⸗ gramme geſandt worden: „Der volkspoliliſche Referent der Vakerländiſchen Front Steiermarks proteſtiert gegen die nach der Mai⸗Berfaſſung verfaſſungswidrige Volksabſtimmung, verweiſt auf Artikel 65 und 172 der Mai- Verfaſſung, kündigt die diesbezüg⸗ lichen Schritte an und verlangt vom Bundespräſidenten Wahrung der Verfaſſung.“ „Wie verlautet, wird auch der Volkspolitiſche Referent für Oberöſterreich im gleichen Sinne bei den ge⸗ N Stellen Proteſt gegen die Volksabſtimmung ein⸗ egen. Kommuniſten demonſtrieren für Schuſchnigg Wie aus Graz gemeldet wird, fuhr am Donnerstag mittag ein Vaterländiſch⸗Front⸗Laſtkraftwagen, rings be⸗ hängt mit großen Plakaten und beſetzt mit Kommuniſten, über den Ring und durch die innere Stadt. Die Autoinſaſſen zeigten den kommuniſtiſchen Gruß und ſchrien:„Hoch Mos⸗ au! Hoch Moskau!“ Dazwiſchen hörte man auch Hochrufe auf Schuſchnigg und Heſterreich. Die Straßenpaſſanten riefen den Kommuniſten zu:„Nieder mit Moskau!“ Zu ernſten Zuſammenſtößen iſt es zwar noch nicht ge⸗ kommen; aber die Erbitterung wächſt zuſehends. Beſonderheiten der„Volksbefragung“ Wie jetzt bekannt wird, ſoll vielfach in den Betrie⸗ ben ſelbſt abgeſtimmt werden, zum Teil ſogar ſchon am Samstag. Selbſtverſtändlich iſt die Abgabe einer Nein⸗ timme in Betrieben, wo ja die Wahlkommiſſion, die nach Möglichkeit aus Amtswaltern der Vakerländiſchen Front be⸗ ſtehen ſoll. die Abſtimmenden perſönlich kennt, nahezu aus⸗ geſchloſſen. — Da die Ja⸗Zettel einer Mitteilung der Vaterländiſchen Front zufolge offen abgegeben werden ſollen, ſo ſteht na⸗ türlich von jedem, der ſeinen Abſtimmungszettel in einem Briefumſchlag abgibt, feſt., daß er mit Nein geſtimmt hat. Die Kommune wird frech Wie aus Linz gemeldet wird, hat Landeshauptmann Gleißner die Antweſa ausgegeben, daß alle durchſtriche⸗ nen und leeren Stimmzettel als Ja⸗Stimmen zu zählen ſind. In Amſtetten und anderen Orten konnte man Kommu- niſten beobachten, die ganz offen das Sowjetabzeichen mit Sichel und Hammer krugen. Kritiſche Schweizer Stimmen „Ein nicht gerade vertrauenerweckender Eindruck.“ Baſel, 11. März. Die bevorſtehende Volksabſtimmung in Oeſterreich wird von der Schweizer Preſſe lebhaft erör⸗ tert. Die„Basler Nachrichten“ bezweifeln, ob die merkwür⸗ dige Frageſtellung Schuſchniggs wirklich weiteſtgehende Zu⸗ ſtimmung finden könne. Die Frageſtellung begrenze den Kreis derjenigen Oeſterreicher, die ohne innerlichen Vorbe⸗ halt mit„Ja“ ſtimemn können, ſehr eng. Mit einer Volts⸗ abſtimmung nach ſchweizeriſchen Begriffen werde ein ſolches Plebiſzit nicht verglichen werden können. Die„Neue Basler Zeitung“ gloſſiert die Erklärung Schuſchniggs„am Sonntag machen wir Volksabſtimmung“, als ob es ſich dabei um eine einfache Sache handele wie einen Familienausflug ins Grüne. Innerhalb von vier Ta⸗ gen ſolle eine Volksbefragung aus den Aermeln geſchüttelt werden in einem Land, deſſen Bürger ſchon ſeit vielen Jah⸗ ren nicht mehr abſtimmen und wählen durften. Es gebe weder Stimmregiſter noch Stimmrechtsausweiſe. Das Blatt meint, es mache nicht gerade einen vertrauenerweckenden Eindruck, daß es Schuſchnigg ſo eilig habe, die Abſtimmung unter Dach zu bringen. Enguſche Meinung „Anker ſolchen Bedingungen nicht ehrlich“ London, 10. März Die erſten Abendausgaben beſchrän⸗ ken ſich in Zuſammenhang mit der Abſtimmung in Heſter⸗ reich auf den Abdruck von Agenturmeldungen Lediglich der liberale„Star“ kritiſiert die Form, in der der„Volksent⸗ ſcheid“ durchgeführt werden ſoll, in eigener Stellung⸗ nahme. Schuſchnigg liefere zwar einen glänzenden Beweis ſeines Glaubens an die demokratiſchen Ideen, ſo ſchreibt das Blatt, aber man würde glücklicher darüber ſein,„wenn die Wahlmaſchinerie mehr mit den demokratiſchen Verfah⸗ ren übereinſtimmte.“ Es ſei ſtörend, daß auf dem offiziellen Wahlzettel das Wort„Ja“ aufgedruckt ſei, und daß alle dieſe Zettel, auch wenn das Wort durchſtrichen oder der Zettel zerriſſen werde, gelten. Die Neinſager müßten ihre eigenen Skimm⸗ zektel mitbringen. Eine Abſtimmung unter ſolchen Bedin⸗ gungen ſei ſchwerlich ehrlich. „Volle Aebereinſtimmung“ Die polniſch⸗italieniſchen Beſprechungen Rom, 10. März. „Ueber die polniſch⸗italieniſchen Beſprechungen in Rom iſt kurz vor Mitternacht folgende amtliche Mitteilung aus⸗ gegeben worden. „Bei den wiederholten herzlichen Unterredungen, die der Duce und Außenminiſter Graf Ciano in dieſen Tagen mit dem polniſchen Außenminiſter Oberſt Beck gehabt ha⸗ ben, ſind die verſchiedenen Probleme der allgemeinen Po⸗ litik und jene Probleme, die die beiden Länder im beſon⸗ deren angehen, freundſchaftlich durchbeſprochen worden. Mit beiderſeikiger Genugtuung iſt dabei die volle Aebereinſtimmung der Anſichten der beiden Regierungen feſtgeſtellt worden. Es wurde vereinbart, daß der Aus⸗ Woch von Informationen und Anſichten auf dem normalen diy omakiſchen Weg forkgeſetzt werden ſoll. Auch wurde der Vorſatz bekräftigt, die aufrichtige und herzliche Zuſammen⸗ arbeit zwiſchen Italien und Polen auf dem Boden der ge⸗ meinſamen Intereſſen und des gemeinſamen Willens für Wikis d Frieden ſowohl auf dem politiſchen wie auf ee m und kulturellen Gebiet fortzuſetzen und zu ntwickeln. Nationalſpaniſche Offenſive Erfolge an der Aragon⸗Front Paris, 10 März. Wie Havas aus Saragoſſa meldet, haben die nationalen Streitkräfte an der Ardgon⸗Front auf einem Frontab⸗ ſchniktt von über 90 Kilometer Länge eine Offenſive einge⸗ leitet. Sie haben die bolſchewiſtiſchen Linien eingedrückt und ſind ſtellenweiſe bis zu 18 Kilometer kief vorgerückt. Die Bolſchewiſten zogen ſich in Anordnung und unker Zu⸗ rücklaſſung beträchklichen Materials zurück. Wie der nationalſpaniſche Heeresbericht beſtätigt, durch⸗ brachen die nationolen Truppen an der Aragon⸗Front die feindlichen Linien in vier Abſchnitten und überrannten alle bolſchewiſtiſchen Stellungen einſchließlich der Reſerveſtel⸗ lungen Sie drangen bis zu einer Tiefe von 8 Kilometer vor. Zahlreiche Irtſchaften wurden beſetzt und viele Ge⸗ fangene gemacht. Umfangreiches, noch nicht zu überſehendes Kriegsmaterial wurde erbeutet. Der Vormarſch dau⸗ ert an. Die Frontberichterſtatter des Hauptquartiers beſtätigen in ihren Meldungen, daß die nationalen Truppen be⸗ reits am erſten Tage der Offenſive die für drei Tage geſteckten militäriſchen Ziele erreicht haben. Der Angriff wurde durch heftiges Geſchützfeuer und Bombenabwürfe der nationalen Fliegerverbände auf die bolſchewiſtiſchen Stellungen eröffnek. Um 10 Uhr hatten die Truppen des Generals Davila, der den Oberbefehl führt, bereits die wichtigſten Ziele erreicht. Die erſtürmten Stel⸗ lungen zählen zu den am ſtärkſten befeſtigten an der gan⸗ zen Front. Die Verluſte der Nationalen ſeien außerordent⸗ lich gering. Erfolgreicher Fortgang Nach neuen Frontberichten wurde am Donnerstag die am Vortag eingeleitete nationale Offenſive an der Aragon⸗ Front ſchon beim Morgengrauen erfolgreich fortgeſetzt. Die nationale Luftwaffe ſowie die in neue Stellungen gebrachte Artillerie bombardierten die bolſchewiſtiſchen Befeſtigungen und verfolgten die zurückweichenden Sowjetmilizen mit ihrem Feuer. Die nationalen Truppen drangen an allen Abſchnitten vor und machten bereits bis zur Mittagszeit zahlreiche Gefangene. 5 2 Spaniens Neuaufbau Verſtärkter Schutz für den Arbeiter. Bilbao, 10. März. Das neue nationalſpaniſche Arbeits- geſetz wurde verabſchiedet. Es beſteht aus 16 Abſchnitten, die in einzelne Artikel unterteilt ſind In ihnen werden fol⸗ gende Hauptpunkte behandelt: Arbeitsrecht, die Rechte und Pflichten des Arbeiters, Schutz des ee a neue Nor⸗ men für die Landwirtſchaft und Fiſcherei, nationale Pro⸗ duktion, Schutz des ausländiſchen Arbeiters ſowie die Ueberführung der Frontjugend in leitende und Ehrenſtel⸗ len. General Franco ernannte den in der Verfaſſung der Falange vorgeſehenen politiſchen Parteiaus⸗ ſchuß. Der Ausſchuß ſetzt ſich aus 12 Männern zuſammen, unter denen ſich General Aſenſio, der Miniſter für natio⸗ nale Erziehung, Pedro Sainz Rodriguez, Innenminiſter Serrano Suner ſowie der Arbeitsminiſter und der Chef der nationalen Milizen befinden.! 5 Nach Moskauer Vorbild Schauprozeß auch in Valencia Bilbdo, 10. März. Nach Mitteilungen, die den nationalſpaniſchen Behörden aus dem ſowjetſpaniſchen Gebiet zugingen, wird gleichlau⸗ fend zum Moskauer Prozeß in Valencia gegen die Ueber lebenden der Sowjetſpanien⸗Trotzkiſtenorgani'ation ein großer Schauprozeß durchgeführt. Die Trotzkiſten befinden ich ſeit ſfängerer Zeit in Geſellſchaft von einigen unlieb⸗ ſamen Anarchiſtenführern im ehemaligen Kloſter Santa Urſula, das als Gefängnis eingerichtet iſt und unter dem ausſchließlichen Befehl der Moskauer GPu ſtehl Leiter des Kerkers iſt der Jude Kindermann. Von den In⸗ ſaſſen dieſes GPU ⸗Gefängniſſes, auf deſſen Unlerſuchungs⸗ und Strafmethoden die ſpaniſchen Bolſchen en keinerſei Einfluß haben, ſollen bereits mehrere hingerichtet worden fein. Neues Kanonenfutter für Sowjetſpanien Die ſowjetruſſiſche Zufuhr dauert an Zu dem Thema der Einmiſchung zugunſten Rotſpaniens und den fortgeſetzten Kriegsmateriallieferungen, die aus Sowfetrußland, der Tſchechoflowakei und Frankreich über die Pyrenäengrenze geſchafft werden, veröffentlicht„Gior⸗ nale d'Italia“ neue bezeichnende Einzelheiten. Danach hätten die Machthaber von Barcelona ihren Pariſer Vertreter wiſſen laſſen, daß ſie keinerlei Abkommen zur Zurückziehung der Freiwilligen zuſtimmen würden und ihm gleichzeitig Anweiſung gegeben, die Freiwilligen⸗ transporte zu beſchleunigen. Die rotſpaniſche Vertretung in Paris ſei dementſprechend gerade in dieſen Tagen mit der Verteilung von ſowjetſpaniſchen Päſſen an 5600 hauptſäch⸗ lich in Frankreich und einigen anderen europäiſchen Län⸗ dern neuangeworbene Freiwillige beſchäftigt. Dieſe ſollen demnächſt nach Rotſpanien gebracht und zuſammen mit an⸗ deren Elementen zu einem beſonderen„Stoßtrupp“ aus⸗ gebildet werden. Es ſeien ferner 350 für Rotſpanien beſtimmte Flug⸗ euge teils aus der Tſchechoflowakei, teils direkt aus owjetrußland in Frankreich eingetroffen. Schließlich ſol⸗ len 475 beſonders ausgebildete ſowjetruſſiſche Piloten in verſchiedenen Gruppen in Paris eintreffen, um von dort aus unmittelbar nach Barcelona weiterbefördert zu werden. Kommt nun Blücher dran? Der Sowjetmarſchall als„Anki⸗Skaliniſt“ verdächlig London, 11. März. „Die letzte noch überlebende und zugleich auch mächligſte Säule Sowjetru lands, Marſchall Blücher, der die Koke Jernoſtarmee befehligt und über ein Gebiet regiert, das größer iſt als Ching, ſcheint durch den Moskauer Schau⸗ Erg nun auch ins Wanken zu geraten. Wie der„Daily Expreß“ aus Warſchau berichtet, hat die GPU das Haupt- quartier Blüchers in Chabarowſk vergangene Woche durch⸗ ſucht, eine Anzahl Dokumente beſchlagnahmt und einen engen Freund des Marſchalls, Wareikis, verhaftet. Wareikis, der Sekretar der Kommuniſtiſchen Partei für den Fernen Oſten war, werfe man vor, mit Rykow und Bucharin, die jetzt in den Theaterprozeß verwickelt ſind, zu⸗ gunſten fremder Mächte Spionage betrieben zu haben. Der „Daily Expreß“ hebt hervor, daß Wareikis der erſte unter den Freunden Blüchers ſei, den die GPu verhaftete. In ganz Sowjetrußland frage man ſich, ob Blücher der nächſte ſein werde, der als„Anti⸗Staliniſt“ abgeführt werde. Kurzmeldungen Leipzig. Hier trafen die Mitglieder des diplomatiſchen Korps im Sonderzug ein zu dem angekündigten Beſuch der Meſſe. Am Abend fand ein Empfang im Neuen Rathaus ſtatt. Die Altersverſorgung des Handwerks Einbeziehung in die Angeſtelltenverſicherung? Berlin, 11. März. Der Ausſchuß für Sozialverſicherung der Akademie für Deutſches Recht hat ſich in ſeiner dieſer Tage ſtattgefundenen Sitzung mit dem vom Reichsarbeits⸗ miniſterium vorgelegten Entwurf eines Geſetzes über die Altersverſorgung für das deutſche Handwerk befaßt. Der Ausſchuß ſieht in der Einbeziehung der ſelbſtändi⸗ ſich Handwerker und ihrer Familien in die Angeſtelltenver⸗ icherung eine glückliche Löſung, zumal durch entſprechende Borſchriften ſichergeſtellt iſt, daß dieſenigen, die bisher chon eine anderweilige Verſorgung gewählt haben, nicht unnötig belaſtet werden. der Vorſchlag des Reichsarbeits⸗ miniſteriums iſt ein geeignetes Vorbild für weikere von der Kentenverſicherung heute noch nicht erfaßte Berufs⸗ ruppen, um auch ihnen die bisher fehlende Sicherung im lter zu geben. Verlängerung der Dienſtzeit in Norwegen. Oslo, 11. März. Im Norwegiſchen Storting wurde die Dauer der militäriſchen Dienſtzeit auf 84 Tage im Jahre feſtgeſetzt. Bemerkenswert iſt dabei, daß nur zehn der Ab⸗ geordneten gegen dieſe Verlängerung von früher 72 von jetzt ab 84 Tage ſtimmten. Ferner wurde einſtimmig eine 40tägige Uebungszeit für die Flugwaffe des Heeres an⸗ genommen. Arbeitswillige ſtürmen beſetzie Gießerei Newyork. 11. März. In Hatboro im Staate Pennſyl⸗ vanien ſtürmten mehrere hundert mit Tränen von Streikenden beſetzte Eiſengießerei. * 9 sbomben und Eiſenſtangen bewaffnete Arbeitswillige eine ſeit langem Badiſche Chronik Heidelberg.(Erhöhter Zuſchuß zu den Reichsfeſtſpielen.) Die Stadt Heidelberg hat, wie der Oberbürgermeiſter in der letzten Ratsherrenſitzung mitteilte, im Hinblick auf die Tatſache, daß 1938 zu den Reichsfeſt⸗ ſpielen in Heidelberg hervorragende Künſtler herangezogen werden ſollen, ihren Zuſchuß diesmal um 10000 Mark er⸗ höht. Weiler wurde mitgeteilt, daß der Stadtverwaltung durch die planmäßige Bekämpfung der Maul⸗ und Klauen⸗ ſeuche bisher die recht beträchtliche unvorhergeſehene Aus⸗ gabenſumme von 19000 Mark entſtanden iſt. Sie hofft, wenigſtens einen Teil dieſes Aufwandes durch Staatsbeihilfe erſetzt zu bekommen. Anter der Anklage der Steuerhinterziehung. Seidelberg. Im Rahmen eines Erbſchaftsprozeſſes hatte das Finanzamt Heidelberg im Jahre 1935 feſtgeſtellt, daß die Firma Zwintſcher in Heidelberg von 1926 bis 1934. annähernd 100000 Mark Steuern hinterzogen habe. Zwar wurden vom Geſchäftsinhaber im Laufe eines Jahres 82 000 Mark Steuern nachgezahlt, doch hinderte dieſe Nachzahlung micht die Durchführung eines Strafverfahrens. Das Land⸗ gericht Heidelberg war der Ueberzeugung, daß angeſichts des langen Zeitraumes der Verfehlungen und der Höhe der Beträge die Verhängung einer Freiheitsſtrafe am Platze ſei. Der Angeklagte Adolf Zwintſcher wurde am 21. Mai v. J. wegen fortgeſetzter Steuerhinterziehung zu fünf Monaten Gefängnis und zu 100 000 Mark Geldſtrafe verurteilt, wäh⸗ rend der Mitangeklagte Michaeli wegen Beihilfe mit 10 000 Mark Geldſtrafe davonkam. Nach Anſicht der Strafkammer hatte Michaell als Buchprüfer die verſchleiernde Kontenfüh⸗ rung nicht verhindert. Das genannte Urteil hielt jedoch lt. Meldung des Reichsgerichtsdienſtes des DNB. nicht der Nach⸗ prüfung durch das von dem Beſchwerdeführer Zwintſcher an⸗ gerufene Reichsgericht ſtand. Ein durchgreifender Rechts⸗ irrtum veranlaßte die Reviſionsinſtanz, das Urteil aufzuheben auch hinſichtlich des Angeklagten Michaeli, der von ſeinem Rechtsmittel leinen Gebrauch gemacht hatte. Das Vorderge⸗ richt wird alſo nochmals die Sache zu verhandeln und zu ent⸗ ſcheiden haben. Weinheim.(Gewaltiger Felsabſturz.) Eine große Maſſe Steine und Erde löſte ſich infolge der Nachwir⸗ kung der Schneeſchmelze im Porphyrwerk am Wachenberg und ſtürzte drei Terraſſen— ungefähr 60 Meter— herab. Es handelte ſich dabei um ſchätzungsweiſe 40 000 chm. () Bruchſal.(Scheckbetrüger feſtgenommen.) Der ſchon länger geſuchte Scheckbetrüger E. K. aus Rohrbach b. Heidelberg ging in Gondelsheim mit ſeiner Gaunerei in die Falle. Er hatte die hieſige Spar⸗ und Darlehenskaſſe vom Poſtamt Bruchſal aus lelefoniſch verſtändigt, in weni⸗ gen Minuten werde ein gewiſſer Huber aus Diedelsheim vor⸗ beikommen zur Einlöſung eines Schecks, man möge das Geld bereithalten. Dem Rechner der Kaſſe kam die Sache doch nicht ganz geheuer vor und er benachrichtigte die Polizei. Wie der ſog.„Huber“ mit ſeinem Auto zur Abhebung des Geldes erſchien, wurde er feſtgenommen. ) Bruchſal.(Gautrefffen des DD AC.) Am 8. Mai findet in Bruchſal ein Gautreffen des DDA. ſtatt. Am Vortage wird eine Fahrt ſämtlicher Mitglieder veranſtaltet zugunſten minderbemittelter Volksgenoſſen. Am Sonntag folgt dann als Höhepunkt der Tagung, zu der auch der Gauführer des DDA. erſcheint, eine Auffahrt mit Appell im Ehren⸗ hof des Schloſſes. () Pforzheim.(Sittenverderber.) Die Große Strafkammer verurteilte den verheirateten 31jährigen Otto Muff von hier wegen Vornahme unzüchtiger Handlungen an Volksſchülerinnen unter 14 Jahren zu einem Jahr Gefäng⸗ mis.— Die beiden 51 bezw. 35 Jahre alten verheirateten Karl Marbach und Willi Biſchoff in Pforzheim hatten in ſchamloſer Weiſe gegenſeitig ihre Frauen verkuppelt. Das Ge⸗ richt verhängte über ſie wegen fortgeſetzter ſchwerer Kuppelei unter Zubilligung mildernder Umſtände je ein Jahr Ge⸗ fängnis. St. Georgen i. Schw.(Leiche geborgen.) Die ſeit dem 9. Februar vermißte 26jährige Anna Heinzmann von St. Georgen wurde aus einem kleinen Weiher als Leiche geborgen. () Säckingen.(Brücken reparatur.) An der alt⸗ hiſtoriſchen hölzernen Rheinbrücke, dem Wahrzeichen der Wald⸗ ſtadt, werden zurzeit wieder größere Reparaturarbeiten vor⸗ genommen, die längere Zeit in Anſpruch nehmen dürften. Die Brücke iſt bekanntlich ſchon ſeit dem Wiener Frieden von der Stadtgemeinde auf den badiſchen Staat übergegangen, der damit allein unterhaltspflichtig iſt, und zwar auch für den Teil der Brücke, der auf ſchweizeriſchem Staatsgebiet liegt. Sag ſa Zum Leben 8 Roman von Bert Oehlmann. 39 „Na, ſo Mitte Dreißig, denke ich. Wirſt ja ſehen.“ Sie hatte Geld vor ſich liegen, zählte ganz beſtimmte Beträge ab und ſteckte ſie in Tüten.„Ich mache gerade Lohn, weißt du, Hanni. Alle Mann kriegen ab heute die Woche zwei Mark und fünfzig Pfennig mehr. Weil ſie ſich ſo Mühe geben. Iſt doch anſtändig, was? Wenn wir erſt mal keine Schulden mehr haben, lege ich nochmal dasſelbe zu. Von ſelber! Du, meine Chefs haben das nie getan. Das waren alle Ekels durch die Bank. And, was ich noch ſagen wollte, weiter hat Schmidt nichts ſagen wollen, hm?“ „Mir hat es gerade genügt!“ 0„Von Knauer habt ihr gar nicht geſprochen?“ „Nein.“ VW vVerſtehe ich nicht.“ Lore ſchob die fertigen zugekleb⸗ ten Beutel fort und ſtarrte in die Luft.„Ich traue ihm nicht über den Weg. Meiner Anſicht nach ſpielt er bei all den merkwürdigen Geſchichten eine große Rolle. And das würde ja eigentlich ganz gut zu dem paſſen, was Schmidt mir neulich geſagt hat: Alle Fäden laufen bei dem Mann zuſammen, der uns die Schenkung gemacht hat. Was meinſt Du, Hanni, ob das ein Verrückter iſt?“ „Mir iſt gar nicht ſcherzhaft zumute.“ 5 Lore lachte fröhlich.„Vorhin,“ ſagte ſie,„als Schmidt anrief und ich fort mußte, war ich ſchrecklich aufgeregt. Aber unterwegs bin ich ganz ruhig geworden. Warum ſich den Kopf zerbrechen, habe ich mir 0 5 Warum groß an⸗ geben, wenn das die andern ſchon beſo⸗gen? Schmidt wird das Kind ſchon ſchaukeln. Haben wir ahnungsloſen Kin⸗ dergemüter uns zu einer unreellen oder anrüchigen Sache hergegeben, ſo wird Schmidt uns gelegentlich ſchon reinen Wein einſchenken und dann ſagen wir: Auf Wiederſehen, Geſpenſtervilla und Favorit⸗Lichtſpiele! und fangen wie⸗ der von vorne an. Wenn es auch bitter wäre. Aber ſind (—) Waldshut.( Fahrerflucht.) Wie bereits berich⸗ tet, wurde in der Nähe des Bahnüberganges beim Bahnhof Grießen der Reichsbahnaſſiſtent i. R. Franz Hägele von einem Motorradfahrer angefahren und ſo ſchwer verletzt, daß er bald darauf ſtarb. Nach dem Unfall ſchleppte der Motor⸗ radfahrer den Verunglückten an den Straßenrand hinter einen Steinhaufen und flüchtete unerkannt. Für Angaben, die zur Ermittlung des Täters führen, wurde eine Belohnung bis zu 100 Mark ausgeſetzt. Wolfach.(Neue Stadtbrücke.) Die alte Stadt⸗ brücke, die ſeit 1870 ſtand, iſt nun abgebrochen worden. Die neue Brücke, von weit größeren Ausmaßen, ſteht vor der Vollendung. Der Hauptträger iſt ein Vollwandträger von über zwei Meter Höhe. Die acht Querträger haben 70 em Höhe und jeder ein Eigengewicht von drei Tonnen. Die Straßendecke wird aus Eiſenbeton hergeſtellt, ſodaß dieſer neue bequeme Uebergang über die Kinzig von größter Sta⸗ bilität ſein wird. (—) vaufenvurg(Jungführerinnenſchule.) Wie verlautet, wird in dem hübſchen hoch über Laufenburg gele⸗ genen Schlößchen, das bisher eine Haushaltungsſchule des BdM.⸗Obergaues beherbergte, eine Jungführerinnenſchule er⸗ öffnet werden. Quer durch den deutſchen Süden Schwarzwald⸗Bodenſee⸗Poſt erhält Anſchluß an die Deukſche Alpenpoſt. Freiburg. Eine ſeit langem angeſtrebte Verkehrsverbeſ⸗ ſerung, der Anſchluß der Schwarzwald⸗Bodenſee⸗Poſt an die Deutſche Alpenpoſt, wird im kommenden Sommerfahr⸗ plan Tatſache Den Bemühungen des Reichsfremdenner⸗ kehrsverbandes zur Durchführung der Schwarzwald⸗Boden⸗ ſee⸗Poſt bis Lindau war voller Erfolg beſchieden. Der Reichspoſtminiſter hat dem Reichsfremdenverkehrsverband mitgeteilt, daß die Linienführung nunmehr ab Freiburg (Breisgau) auf die Strecke St. Blaſien— Singen— Ra⸗ dolfzell— Konſtanz— über die Fähre— Meersburg— Friedrichshafen— Lindau feſtgelegt worden iſt. Mit dieſer Regelung iſt die Lücke Konſtanz(bisherige Endſtation der Schwarzwaldpoſt)—Lindau(Aus gangsſta⸗ tion der Alpenpoſt) geſchloſſen worden. Unter Einbeziehung wichtiger Fremdenverkehrsorte iſt durch Uebergang auf die Alpenpoſt eine durchgehende Verbindung Baden⸗Vaden— Freudenſtadt— Freiburg— Konſtanz— Lindau(Ueßher⸗ nachtung)— Mittenwald— Tegernſee— Reichsautobahn entlang dem Chiemſee— Bad Reichenhall— Berchtesgaden gesch worden. Dieſe großzügige Weſt⸗Oſt⸗Kraftpoſt⸗Verbindung durch die beſuchkeſten Gebirge des deutſchen Südens hat für den Fremdenverkehr, beſonders für den Ausländerverkehr aus Holland und England, außerordentliche Belebung. Das neue Groß⸗Ludwigshafen Die Schriftleiter der ſaarpfälziſchen Preſſe waren am Donnerstag nachmittag in Ludwigshafen zu einer Preſſekon⸗ ferenz verſammelt, die vom Reichspropagandaamt Saar⸗ pfalz einberufen und von deſſen Preſſereferenten, Gaupreſſe⸗ amtsleiter Pg. Foerſter, geleitet wurde. Oberbürgermeiſter Pg. Dr. Stolleis⸗Ludwigshafen gab in einem inſtruktiven Referat ein Bild von der kom⸗ munalpolitiſchen Lage der Stadt Ludwigshafen, die jetzt an einem Wendepunkt ihrer Geſchichte ſteht. Zum 1. April d. J. werden bekanntlich die beiden Stadtgemeinden Oppau und Oggersheim, ſowie die Landgemeinden Rhein⸗ gönheim und Maudach eingemeindet. Damit wird ein Problem zur Löſung gebracht, das ſchon ſeit Jahrzehnten brennend war, deſſen Erledigung aber immer wieder an den parteipolitiſchen Quertreibereien der Syſtemzeit ſcheiterte. Die Bedeutung der Eingemeindungen liegt vor allem darin, daß Ludwigshafen durch ſie den Raum gewinnt, den es zur Löſung von vordringlichſten Aufgaben ſozialer und kultu⸗ reller Art unter allen Umſtänden braucht. Man mußte dieſe Aufgaben, zu denen insbeſondere die Schaffung von etwa 4000 Neuwohnungen gehört, immer wieder zurückſtellen, weil bisher der dazu nötige Raum fehlte. Jetzt aber können dieſe Arbeiten in Angriff genommen werden, der Weg zu einem größeren und ſchöneren Ludwigshafen iſt durch die Eingemeindungen frei geworden. Eine Feſtwoche, die wertvolle kulturelle Darbietungen bringen wird und in de⸗ ren Mittelpunkt die Wiederbelebung des Parkfeſtes ſteht, das früher einmal eine weithin bekannte Veranſtaltung war, ſoll nach außen hin zeigen, daß das neue Groß⸗Ludwiasha⸗ fen entſchloſſen iſt, ſich zu regen und ſich als größte Stadt der Pfalz zur Geltung zu bringen. Die Ausführungen des Oberbürgermeiſters, die lebhaf⸗ tes Intereſſe fanden, wurden wirkungsvoll ergänzt durch Darlegungen von Kreisleiter Kleemann, der namentlich die wir nicht jung? Hanni, Menſchenskind, wir haben das Leben noch vor uns. Wir ſagen„ja“ zu allem, was ſchön und gut iſt. Uns kann ja wahrhaftig nichts paſſieren! Sind wir bisher ohne Villa und ſonſt was ausgekom⸗ men, ſo können wir das noch weiter. Nein, ich laſſe alles laufen wie es will.“ „Und daß auf Schritt und Tritt Menſchen um uns ſind, die uns belauern, ja, die ſogar unſeren Schlaf bewachen, das ſtört dich gar nicht? Mache mir doch nichts vor.“ „Stören? Natürlich ſtört es mich. Die Wut kann ich ſogar kriegen und kriege ſte auch beſtimmt noch öfter, ver⸗ laß dich drauf. Aber ich fange an, mich langſam an dieſen verrückten Zuſtand zu gewöhnen.“. Hanni ſeufzte.„Gegen jeden muß man Mißtrauen haben. Gegen jeden!“ And plötzlich erſchreckend fügte ſie inzu: 5 Wer weiß, ob nicht auch dieſer Architekt dazu gehört!“ „Der?“ Lore lachte laut.„Ausgeſchloſſen!“ „Weiß er von der Schenkung und ſo?“ 6 „Ich habe ihm nichts erzählt. Er hält mich und meine Schweſter für die Beſitzer der Favorit⸗Lichtſpiele und— Sie brach ab, weil es klopfte. 5 5 „Herein!“ ſagte ſie.„Ah, Herr Bering, treten Sie nur zäher. Bitte! Da haben Sie meine Schweſter Hanni, von der ich Ihnen ſchon erzählte.“ Bering kam herein. Er war groß, blond, und hatte blaue Augen, die zielbewußt in die Welt ſchauten. Er be⸗ zrüßte Hanni, zeigte Verblüffung über die frappante Aehnlichkeit und ließ auch ein paar Worte darüber fallen, wandte ſich dann aber raſch der Angelegenheit zu, die ihn zanz in Anſpruch zu nehmen ſchien. Der Vorführungsraum ließe ſich bequem um drei Me⸗ er erweitern, erklärte er. Die Vergrößerung ſei notwen⸗ dig, um die Reſervemaſchine aufzustellen. Die Anſchaffung müſſe ſchon ſein, wenn es zum Umbau käme. Aber ſie lohne ich. Man könne dann auch ein Zweiſtundenprogramm ohne Pauſe herunterſpielen, was mit einer Maſchine un⸗ möglich ſei. Und was die neu zu ſchaffenden Anlagen in bezug auf die Vorſchriften der Baupolizei angehe, ſo—“ Bedeutung Ludwigshafens als Stadt der Arbeit unterſtrich. . a Morgen Samstag ſchon Eintopf⸗ Sammlung. Mit Rückſicht auf den Heldengedenktag am Sonnkag findet die feſtgeſetzte Eintopfſammlung nicht am Sonntag ſondern bereits morgen Samstag nachmittag ſtatt. Die Sammlung wird nach 5 Uhr durchgeführt werden. An jeden Einzelnen ſei nochmals der Appell gerichtet, die letzte Ein⸗ topfſammlung für das Winterhilfswerk 1937/88 tatkräftig zu unterſtützen. Das Schlußergebnis muß ein erneutes Be⸗ kenntnis zur Volksgemeinſchaft ſein. — Beſtimmungen zur Kinderermäßigung. Der Reichs⸗ finanzminiſter hat angeordnet: In dem neuen Paragraphen 39 Abſatz 2 des Einkommenſteuergeſetzes wird für die Ge⸗ währung von Kinderermäßigung die bisherige Vorausſet⸗ ung, daß die Kinder 88 ſteuerpflichtig ſein müſ⸗ ſeſß nicht mehr gefordert. Es genügt für die Gewährung von Kinderermäßigung bei minderjährigen Kindern, daß ſie zum Haushalt eines unbeſchränkt Steuerpflichtigen gehören, bei volljährigen Kindern, daß ſie auf Koſten des unbe⸗ ſchränkt ſteuerpflichtigen Arbeitnehmers für einen Beruf ausgebildet werden und das 25. Lebensjahr noch nicht voll⸗ endet haben Zum Haushalt des Arbeitnehmers gehört ein minderjähriges Kind auch dann, wenn es ſich bei der /. Verfügungstruppe befindet und dort keinen höheren Dienſt⸗ rang als den eines /- Manns bekleidet. In der Berufsaus⸗ bildung auf Koſten des Arbeitnehmers befindet ſich ein volljähriges Kind, das das 25. Lebensjahr noch nicht voll⸗ endet hat, auch dann, wenn es ſich bei der /- Verfügungs⸗ truppe befindet und dort keinen höheren Dienſtrang als den eines/ Mannes bekleidet. Die Tätigkeit in der Landhilfe iſt keine Berufsausbildung. — Gebührenfreie Platzkarten für Kinder. Die bereits kürzlich getroffenen Maßnahmen der Reichsbahn, Müttern mit kleinen Kindern das Reiſen zu erleichtern(beſondere Nichtraucherabteile für Mütter mit kleinen Kindern), haben eine weitere Ergänzung erfahren. Bei Benutzung von Zü⸗ gen, für die Platzkarten ausgegeben werden, können Rei⸗ ſende mit Kindern unter vier Jahren jetzt auch Plätze für ihre Kinder beſtellen. Dieſe Kinder-Platzkarten werden ge⸗ bührenfrei ausgeſchrieben. — Die ehemaligen Kriegshelfernnnnen. Wie vom Deut⸗ ſchen Roten Kreuz mitgeteilt wird, können ehemalige Hel⸗ ferinnen vom Roten Kreuz, die im Weltkriege vorſchrifts⸗ mäßig ausgebildet worden ſind und die Prüfung abgelegt haben, als Schweſternhelferinnen anerkannt werden, nachdem ſie zur Auffriſchung ihrer Kenntniſſe vier bis ſechs Wochen praktiſch in einem Krankenhaus gearbeitet, an dem theoreti⸗ ſchen Lehrgang für Schweſternhelferinnen teilgenommen und die Prüfung mit Erfolg abgelegt haben. Mannheimer Jugendſchutzkammer. Mannheim. Die Jugendſchutzkammer Mannheim ver⸗ handelte gegen den ſchon zweimal wegen Sittlichkeitsverbre⸗ chens vorbeſtraften Jakob Hecker aus Mannheim⸗Feuden⸗ heim. Dieſer ſittlich völlig entartete Angeklagte bedeutet für die Jugend eine große Gefahr. Aus den Vorſtrafakten wurde feſtgeſtellt, daß er ſich an Mädchen und Knaben heranmachte, ſie zu Unzuchthandlungen verleitete und ſyſte⸗ matiſch verdarb. Im Januar d. J. näherte er ſich wieder einem Schuljungen mit der Abſicht, ihn unſittlicher Vorhaben gefügig zu machen. Der Junge verſprach am nächſten Tag zu kommen. Er berichtete ſein Erleben ſeinen Kameraden. Als der Angeklagte den Jungen mit in die Wohnung nehmen wollte, verſtändigten die wackeren Kameraden die Polizei, die dann den Angeklagten in Gewahrſam nahm und ins Ge⸗ fängnis einlieferte. Auch die anderen Zeugen beſtätigten die Schilderungen des 15⸗Jährigen. Trotz hartnäckigen Leugnens wurde H. überführt und zu drei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverluſt verurteilt. Das Gericht war davon über⸗ zeugt, daß der Verurteilte eine große Gefahr für die Jugend iſt und daß ſein ganzes Verhalten durch ſittliche Verkommen⸗ heit gekennzeichnet ſei. Der 67 jährige geiſtesſchwache Angeklagte Georg Schmitt aus Großſachſen hatte ſich wegen fortgeſetzten Sittlichkeits⸗ verbrechens an minderjährigen— allerdings teilweiſe ſchon verdorbenen— Schulmädchen zu verantworten. Die Jugend⸗ ſchutzkammer diktierte dieſem Angeklagten unter Zubilligung mildernder Umſtände eine Strafe von anderthalb Jahren Gefängnf eu, abzüglich ſieben Wochen Haft. Hanni ging unbemerkt hinaus. Sie verſtand zu wenig von ſolchen Dingen, und zum andern waren ihre Gedanken viel zu ſehr von dem in Anſpruch genommen, was Schmidt berichtet hatte. Ihr wollte nicht in den Kopf, daß hinter all den unverſtändlichen und aufregenden Geſchehniſſen der Mann ſtecken ſollte, der ihnen die Schenkung gemacht hatte. Was konnte gerade dieſer Unbekannte für ein In⸗ tereſſe daran haben, zwei junge Mädchen fortwährend in Unruhe zu verſetzen? 3 e Als ſie gegen zwölf Uhr nach Dahlem zurückkehrten, erwartete ſie Reimann. Wie jeden Abend zog er die Mütze, entbot einen freundlichen Guten Abend und machte das harmloſeſte Geſicht von der Welt. Hanni begriff nicht, wie ein Menſch ſich ſo in der Ge⸗ walt haben konnte. Wie konnte man ſolchen Charakteren überhaupt Vertrauen ſchenken? Während Lore die Nacht in beneidenswertem Schlum⸗ mer verbrachte, wälzte Hanni ſich unruhig von einer Seite auf die andere. Fortwährend hörte ſie Geräuſche. Bald glaubte ſie das leiſe Tappen eines ſchleichenden Fußes zu vernehmen, bald ſchreckte ſie das Knarren einer Diele empor. Es woren Stunden, die ihr an die Nerven gingen. Am nächſter Morgen gab ſie ſich Mühe, vor Lore ihren Zuſtand zu verbergen. Zum Glück brachte ihr der Unter⸗ richt Abwechſlung, und ſie vergaß ſogar zeitweiſe, was für Schreckgeſpenſter ſie die Nacht über gepeinigt hatten. Um zwölf Uhr ſtand Knauers Auto vor der Tür und der An⸗ walt kam ſelbſt ins Haus, um ſie abzuholen. Ach ſo, ſie wollten ja mit dem Schmuck zum Juwelier, das hatte ſie überhaupt vergeſſen! Sie kleidete ſich raſch an und fuhr dann mit Knauer fort. ö Es war heiter und vergnügt, plauderte von Thegter⸗ premieren und neuen Filmen, ſchlug ihr vor, mit ihren Schülerinnen einen öffentlichen Abend zu geben, der ſie ſchnell in Berlin bekannt mache und ihr den Platz ein⸗ räume, den ſie als Gymnaſtiklehrerin verdiene, und wußte auch ſonſt noch viel zu plaudern, daß es ihm ſchließlich glückte, ſie ihrer bedrückten Stimmung zu entreißen. Nur vom Schmuck ſprach er nicht. 4 Arbeitgeberunterſtützung bei Aebungen Anter gewiſſen Vorausſetzungen ſteuerfrei. In den neuen Lohnſteuer⸗Richtlinien des Reichsfinanz⸗ miniſteriums wird mitgeteilt: „Vielfach gewähren Arbeitgeber ihren Arbeitnehmern für die Zeit, in der dieſe Arbeitnehmer zu militäriſchen Uebungen uſw. vom Betrieb abweſend ſind, Unterſtützungen. Dieſe Ar⸗ beitgeberunterſtützungen ſind aus Billigkeitsgründen steuerfrei, wenn die folgenden Vorausſetzungen erfüllt ſind: Die Arbeitgeberunterſtützung muß neben einer Familien⸗ unterſtützung, die wegen des Vorhandenſeins unterſtützungsbe⸗ rechtigter Angehöriger gewährt wird, gezahlt werden; die Arbeitgeberunterſtützung darf in keinem Fall höher ſein als 195 Mark monatlich(45 Mark wöchentlich); f die Arbeitgeberunterſtützung darf für Zeiträume, die den bisherigen Lohnzahlungszeiträumen entſprechen, zuſammen mit der Familienunterſtützung(ohne Krankenhilfe und Hilfe für Schwangere und Wöchnerinnen) zuzüglich eines Betrags von 24 Mark monatlich(5,60 Mark wöchentlich, 0,80 Mark täglich) für erſparte Verpflegung den Betrag nicht überſteigen, den der Arbeitnehmer nach Abzug der Steuern und der geſetz⸗ lichen Sozialverſicherungsbeiträge als Arbeitslohn des letzten Lohnzahlungszeitraums(Monat, Woche uſw.) erhalten hat (Nettolohn). Bet Stücklohnarbeitern gilt als Nettolohn des letzten Lohnzahlungszeitraums der auf dieſen Zeitraum ent⸗ fallende durchſchnittliche Nettolohn der letzten ſechs Wochen. Iſt eine der genannten Vorausſetzungen nicht erfüllt, ſo iſt die Arbeitgeberunterſtützung in voller Höhe ſteuerpflichtig.“ Altmaterial wird geſammelt. Am Samstag, 12. ds. Mts., beginnt die Hitlerfugend mit der großen Sammelaktion von Altmaterial, Zinntuben, Stanjolkapfeln, Aluminium⸗ tuben, Staniol uſw. Hausfrauen, helft mit helfen an der Sammlung der Jugend zum Gelingen des Vierjahresplanes. Des Das Ausmaß der Arlaubsvergütung Das Sozialamt der Deutſchen Arbeitsfront hat in einem Rundſchreiben an die Gauwaltungen und Fachämter der Deutſchen Arbeitsfront eine Reihe von Zweifelsfragen be⸗ züglich der richtigen Höhe der Urlaubsvergütung geklärt. Oberſter Grundſatz für das Ausmaß der Urlaubsvergütung muß die Erholung und Ausſpannung der ſchaf⸗ fenden Volksgenoſſen ſein. Der Umfang der Erholungsbe⸗ dürftigkeit und damit des Urlaubs und der Urlaubsvergü⸗ tung werden aber beſtimmt durch das Maß der vor dem Urlaubsantritt geleiſteten Arbeit. Es kommt alſo nicht dar⸗ auf an, ob in dem Betrieb des Urlaubers während der Ur⸗ laubszeit Kurz⸗ oder Mehrarbeit geleiſtet wird, ſondern ent⸗ ſcheidend iſt die dem Urlaub vorangegangene Arbeitsperiode. Der dabei zugrundezulegende längere Zeitraum bezüglich vorher gezahlter Mehr⸗ oder Nachtarbeitszuſchläge iſt viel⸗ leicht auf die letzten zwei bis drei Monate vor dem Ur⸗ laubsantritt zu bemeſſen. Das Gleiche gilt für die vor dem Urlaub regelmäßig geleiſtete und bezahlte Akkordar⸗ beit, ſo daß die Urlaubsvergütung nach dem durchſchnitt⸗ lichen Stücklohnverdienſt während eines beſtimmten dem Urlaub vorangegangenen Zeitraumes zu errechnen iſt. Bei den Urlaubsregelungen für 1938 iſt alſo noch ſtärker als bisher von dem Grundſatz auszugehen, daß der Schaffende während des Urlaubs wirtſchaftlich und in ſeiner Lebens⸗ haltung nicht ſchlechter geſtellt werden ſoll, als in dem vor⸗ angegangenen Arbeitszeitraum mit einer oft erhöhten Ar⸗ beitsleiſtung. — Keichszuſchüſſe bei Wohnungsbauken. Der Reichsar⸗ beitsminiſter hatte zur Gewährung von Reichszuſchüſſen für die Schaffung von Wohnungen durch Umbauten und für die Inſtandſetzung von Wohnungen in Grenzgebieten Mit⸗ tel zur Verfügung geſtellt. Die Arbeiten ſollten bis zum 31. März 1938 durchgeführt ſein. Der Reichsarbeitsminiſter hat nunmehr die Friſt bis zum 30. Juni 1938 verlängert. Marktberichte * Mannheimer Schweinemarkt v. 10. März. Auftrieb und Preiſe: 641 Ferkel, bis ſechs Wochen 20 bis 25, über ſe Wochen 26 bis 32, 162 Läufer 33 bis 40 Mark. Markt- verlauf: lebhaft. Mannheimer Getreidegroßmarkt v. 10. März. Notierungen unverändert. Mannheimer Wochenmarkt v. 10. März. Vom Statiſti⸗ ſchen Amt wurden folgende Verbraucherpreiſe für 0,5 Kilo in Rpfg. ermittelt: Kartoffeln 4,5 bis 53 Wirſing 12 bis 153 Weißkraut 10; Rotkraut 12 bis 14; Blumenkohl, St. 20 bis 45; Roſenkohl 20 bis 30; Gelbe Rüben 9 bis 10; Rote Rüben 7 bis 10; Spinat 12 bis 14; Zwiebeln 13; Schwarz⸗ wurzeln 20 bis 32; Kopfſalat, St. 10 bis 30; Endivienſalat, 5 bis 25; Feldſalat 40 bis 80; Tomaten 30 bis 60; Rettich, St. 5 bis 20; Meerrettich, St. 10 bis 50; Suppen⸗ grünes, Peterſilie, Schnittlauch, je Bſchl. 6 bis 8; Aepfel 15 bis 45; Birnen 25 bis 45; Zitronen, St. 4 bis 555 Sämtliche St St. Bücherſchau. Der Helden⸗Gedenktag am 13. März wird auch vom Deutſchen Rundfunk in beſonders eindrucksvoller Weiſe ge⸗ feiert. Die ſoeben erſchienene Nr. 11 der„Funk⸗Illuſtrierten in Stuttgart veröffentlicht hierzu beachtenswerte Bilder. Auf den umfangreichen Programmteil— über 50 Auslands⸗ programme— ſei beſonders verwieſen. Die Reichhaltigleſt dieſer Funk⸗Jeitſchrift liegt aber nicht nur im Programm⸗ und Bilderteil, ſondern auch für Unterhaltung während den Sendepauſen iſt Sorge getragen. Außerdem ſind die Dauer⸗ bezieher der„Funk⸗Illuſtrierten“ gegen Anfall verſichert. Für Unfäcle wurden ſchon weit über 100 000 RM ausbe, ahlt. Von dieſer bodenſtändigen Rundfunk⸗Zeitſchrift verſendel der Verlag W. Herget, Stutigart, Reinsburgerſtr. 14, auf Verlangen gern Probenummer. Danksagung. Beim Heimgang unseres lieben und unvergeßlichen Vaters, Schwiegervaters und Großvaters Herrn Philipp Weißling Tünchermeister wurden uns sehr viele Beweise aufrichtiger Anteilnahme entgegen- gebracht. Für alle Aufmerksamkeiten, insbesondere für die Trostes- Worte des Herrn Pfarrer Fichtl, sowie für die Kranzniederlegung der Kameradschaft ehemaliger Soldaten Mhm.-Seckenheim sprechen Wir auf diesem Wege unseren tiefempfundenen Dank aus. Mhm.--Seckenheim, 11. März 1938. —— In tiefer Trauer: Anna Seitz geb. Weisling Maria Weißling Emil Seitz Marianne Seitz. — 2 Limmer und Küche zu vermieten. Offenburgerstr. 4. — 3-4 Zimmer⸗ Wohnung von kinderl. Ehepaar (Hauptlehrer) ſofort oder ſpäter geſucht. Zu erfragen in der Geſchäftsſt. d. Bl. Lee friſch vom Röſter gal. Würthwein Lebensmittel, Kaffeeröſterei. Amtliche Bekanntmachungen der Stadt Mannheim Einſperren von Tauben. Nach§ 34 der Feldpoltzeiordnung wird beſtraft, wer unbefugt Tauben während der Frühjahrsſaatzeit fliegen läßt. Das Verbot gilt vom Zeit punkt der Veröffentlichung bis 15 April 1938. Mannheim, den 8. März 1938. Der Oberbürgermeiſter. Werdet Mitglied der NSV.! J. NMonols-Pekg. J RNA,& 14. Wochen. Pelg. 3 Ric. mit praktisch-eleg. Jaschendose. Zu haben: Nectar Drog. Walter Hornung. . ⁰y d b d [ Verſammlungs-Kalender. Fußballvereinigung. Heute abend Training in der Reit⸗ halle zu den bekannten Zeiten. Anſchließend Spieler⸗ verſammlung. — Aus partelamtlichen Mitteilungen entnommen: DA. Morgen Freitag, 11. 3. 38, abends 8 Uhr, im „Deutſchen Hof“ Schulungsvortrag für ſämtliche Walter und Warte der DAF. Unbedingtes Erſcheinen wird zur Pflicht gemacht. HJ, Gef. 29/171. Am Samstag, 12. März 1988, tritt die Hitlerſugend mit Brotbeutel und Handwagen am Heim in Uniform an.— Am Sonntag, 13. März 38, tritk die Gefolgſchaft morgens 10 Uhr zur Heldengedenkfeier am Heim an. um 14 Uhr ſteht die Gefolgſchaft mit Gepäck und Rad für den Gedenkgepäckmarſch in Aniform am Heim. Der Marſch wird für das Leiſtungsabzeichen bewertet. Kamerad ſchaft ehemaliger Soldaten Mannheim⸗Seckenheim. Am kommenden Sonntag, den 13. März, findet der Heldengedenktag für unſere im Weltkrieg 191418 gefallenen Kameraden ſtatt. Antreten vormittags 10.30 Uhr an den Planken; Anzug: dunkler Anzug, Mütze; Orden und Ehrenzeichen ſind anzulegen. Vollzähliges Erſcheinen erwartet Der Kameradſchaftsführer. Taglohn-Zettel „ l 5 für Bauhandwerker nach vorgeschrlebenem städtischen Muster) zu haben in der Druckerei des„Neckar- Bote“ Die ehemaligen Konfirmanden von hier vom Jahre 1888 treffen ſich heute Freitag Abend 8 Ahr im Konfirmandenſaal, zwecks Ausſprache zur Feier der goldenen Konfirmation. Ein 683 er. Gammel⸗Anzeiger nur für Mitglieder der Landwirtſchaftlichen Ein⸗ und Verkaufsgenoſſenſchaft. Beſtellungen auf Huminal werden im Lager entgegengenommen. Gaatkartoffeln„Voran“ ſind eingetroffen und im Lager abzuholen. Vert 7 non a kaufen Sie bei uns in vertrauenswürdigen Qualitäten! Metallbeitstellen, Matratzen u. Steppdecken, Federn u. Inleits, gefüllte Deckbetten u. Mitten, Bett- Vorlagen u. Bettumrandungen Unsere sachkundige Beratung und unser bequemer Zahlungsplan erleichtern lhnen das Kaufen. Ad N38 treter: Hans Striegel, Ilvesheim, Scheffelstraße 7. 7 9 Ortsgruppe Seckenheim. Lebensmittel⸗Ausgabe. Morgen Samstag, den 12. März 1938, werden im Lager Saßbacherſtraße Nr. 1 an die Hilfsbedürftigen der Gruppen AF Lebensmittel ausgegeben und zwar in nachſtehender Reihenfolge: Gruppe A von vorm. 8—8.30 Uhr: Pro Kopf 1 kg Lebensmittel, Marmelade, 2 kg Konſerven und Kon⸗ ſervengurlen. Gruppe B von vorm. 8.30—9 Uhr: Pro Kopf 1 kg Lebensmittel, Marmelade, 2 kg Konſerven und Kon⸗ ſervengurlen. Gruppe C von vorm. 910 Uhr: Pro Kopf 1 Lebensmittel, Marmelade und Konſervengurken. Gruppe D von vorm. 1010.30 Uhr: Pro Kopf 1 kg. Lebensmittel, Marmelade und Konſervengurken. Gruppe E von vorm. 10.3011 Uhr: Pro Antrag 2,5 kg 10 1 Spitzenwerk deutscher Fllmprodi Heute Freitag bis Montag, je abends 8 Uhr. Lebensmittel und Konſervengurken. Gruppe F von vorm. 1111.30 Uhr: Pro Antrag 2,5 kg Lebensmittel und Konſervengurken. Die Ausgabezeiten ſind genau einzuhalten. Ausweiſe mitbringen. Für Marmelade ſind Gefäße, für Gurken iſt Papier mitzubringen. Der Ortsbeauftragte für das WHW 1937/8. amm⸗ d dent dauer- ichert. zahlt. ſendel „ auf Illuſtrierte Beilage zum„Neckar Bole“ 2 re. e e 2 NN.— N e ee ee Wir entblößen unſer Haupt vor den toten Kämpfern unſeres Volkes, wir ſchmücken die Gräber der Helden mit Krän⸗ zen der Ljebe und rufen uns in weihevollen Feiern das Gedenken an ihr Leben und Sterben in unſer Gedächtnis zurück, damit wir nie des Vermächtniſſes vergeſſen, das ſie uns als ewige Verpflichtung hinterlaſſen haben. Heldengedenktag! Mit dieſem einen Wort ſteigt der ebenſo ſchwere wie heroiſche Opfergang unſeres Volkes im Weltkriege vor unſerer Seele auf. Wir Lebenden werden von der Tiefe der Ver⸗ antwortung ergriffen, die wir den Ge⸗ fallenen gegenüber haben, wenn wir von ihrem Heldentode und dem Sinn ihres Sterbens ſprechen ſollen. 2 300 000 Gefal⸗ lene blicken uns an. Und wenn wir nur an dieſe Zahl denken, kommt über uns ein ſtummes Erſchrecken vor dieſem Blutopfer, das die Blüte deutſchen Mannestumes im wahrſten Sinne des Wortes dezimierte. Als das Schickſal 1914 unſer Volk zum Kampfe rief, eilten Deutſchlands Männer und Deutſchlands Jugend in heiliger Be⸗ geiſterung zu den Waffen, da erlebten wir das freudige Bereitſein eines Volkes zum letzten Gang in jener poetiſchen Auffaſſung des Opfertodes für das Vaterland, wie ſie uns im Altertum in dem Wort begegnet: „Süß und ehrenvoll iſt es, fürs Vaterland zu ſterben!“ Da glaubte man noch an einen friſch⸗fröhlichen Krieg, von dem einſt ein Theodor Körner geſungen hat. Bis das ewige Lied der Deutſchen in Schlamm und Dreck, in Blut und Grauen verſtummte vor der Majeſtät des Todes, der, wie es ſchien, alleiniger Sieger eiben wollte. Der Tod fürs Vaterland war nicht ſüß, ſondern voller Qualen. Und wo blieb in der Höllenorgie des Grabenkrieges das friſch⸗fröhliche Jagen? Der Menſch wurde ein Staubkorn in Gottes Hand, der ein⸗ zelne ein armer, einem anſcheinend ſinn⸗ loſem Wüten des Schickſals preisgegebener Erdenwurm. Das Heldentum in der poe⸗ tiſchen Verklärung der Jugend, die ju⸗ belnde Begeiſterung des Ausmarſches wurde im Stahlgewitter jäh verwandelt in ein Etwas, das nicht minder groß, ja viel⸗ leicht noch größer war. Wir nennen dieſes Etwas das Fronterlebnis. Worte wie Kameradſchaft, Pflicht, Schickſalsgemein⸗ ſchaft können den Begriff allein nicht aus⸗ füllen. In den blutigen Wehen des Welt⸗ krieges wurde ein neuer Menſch geboren, der das Fronterlebnis als heiliges Ver⸗ mächtnis der gefallenen Helden in die Hei⸗ mat trug, als Saatkorn einer neuen Zeit und eines neuen Glaubens. Die lange Friedenszeit vor dem Welt⸗ krieg hatte uns das wahre Antlitz des Krieges vergeſſen laſſen. Wie immer in der Erinnerung das Schreckliche und Traurige zuerſt ver⸗ blaſſen und das Schöne und Erhebende am längſten leben⸗ dig bleiben, ſo ſahen wir in unſeren Gedanken den Krieg in einer heroiſchen Verklärung. Dieſe heroiſche Verklärung atmete Echtheit und Größe in den Zeugniſſen unſerer großen Dichter, in den ſoldatiſchen Bekenntniſſen deutſcher Männer und in den wirklichkeitsnahen Dokumenten der deutſchen Geſchichte. Immer und immer wieder wurde die Jugend durch dieſe heroiſche Verklärung zu dem Wil⸗ len erzogen, bereit zu ſein zum Opfer für das Vaterland. Das Widerſpiel dieſes echten Gefühls aber war die Erzeugung eines unechten Patriotismus, der zu großen Worten verführt, denen dann nicht immer die entſprechen⸗ den Taten folgten. Die Furchtbarkeit des Erlebens im Weltkrieg hat die Vaterlandsliebe in einem Fegefeuer ohnegleichen geläutert, ſo daß Menſchen, die den Krieg in ſeiner Wirklichkeit ſahen, die tapfer waren wie kein anderer. dennoch ſagen konnten oder gerade deshalb er⸗ Härten:„Nie wieder kann ich gedankenlos Hurra ſchreien. O, die armen Patrioten!“ Das iſt ein Mahnruf der Ge⸗ fakenen un die Zukunft. Sie wollen uns mahnen, uns zur Opſerbereitſchaft hindurchzuringen oder beſſer geſagt hingufzuerziehen, trotzdem man um die Wirklichkeit weiß und das wahre Antlitz des Krieges erkannt hat. 2 5 d N ae, e Die ewige Wach 4 Zeichnun Die Männer, die draußen täglich dem Tod in ſeiner grauenvollſten Form begegneten, hatten alle mit dem Leben abgeſchloſſen, aber angeſichts des Todes war über die Beſten von ihnen eine wunderſame Klarheit über die ewigen und unvergänglichen Werte des Volkes gekommen. Ueber dem Sterben des einzelnen ſtand das ewige Leben der Volkheit als ein Glaube, der ſtärker war als der Tod. „Wenn wir auch fallen müſſen“, ſo heißt es in einem der letzten Briefe eines toten Kämpfers,„wir können durch den Tod nicht beſiegt werden, denn der deutſche Gedanke wird ſiegen, der deutſche Geiſt iſt unüberwindlich bis in alle Ewigkeit.“ Wenn ſolche Worte im Trommelfeuer geboren werden, ſtehen ſie jenſeits jeglichen falſchen Pathos und werden zu Offenbarungen der ſoldatiſchen Seele des Deutſchen, ſo wie ſie im Feuer des Weltenbrandes gehärtet wurde. Sie alle, die hinausgezogen waren, kehrten als andere zurück. Von der Vergangenheit, aus der ſie gekommen waren, trennte ſie eine Welt, aber ſie ertrugen das ungeheuerliche Schickſal des Kampfes, weil längſt das einzelne Ich in der Gemeinſchaft aufgegangen war. Der Frontſoldat hatte ſich ſeine eigenen Geſetze geſchaffen und ſeinen eigenen Glauben, und dieſer Glaube forderte, daß aus den furcht⸗ baren Schrecken des Krieges eine neue Welt in einem „ FFTFCTCCCcCCcc— 5 g: Grunwald— M. e eee neuen Geiſte erſtehen müſſe.— Zwanzig Jahre ſind vergangen, ſeit der Weltkrieg endete. Eine neue Generation muß ſich mit dem damaligen Geſchehen ausein⸗ anderſetzen, muß das ungeſchriebene Teſta⸗ ment vollſtrecken, das die Millionen Opfer hinterlaſſen haben. Darin, daß wir in der tiefſten Seele um das Verſtändnis ihres Opfertodes ringen, beſteht die einzige auf⸗ richtige Heldenehrung. Darum iſt es nor⸗ wendig, daß jeder den Tod fürs Vaterland in ſeiner nackten Wirklichkeit erkennt, daß wenigſtens ein Ahnen in jedem aufkleimt von dem damaligen Geſchehen. Dann erſt finden wir den richtigen Maßſtab für den Begriff„Frontſoldat“, für dieſen Men⸗ ſchen, von dem alle Tünche einer falſchen Ziviliſation abgefallen war, der nackt und bloß in aller menſchlicher Winzigkeit ſeinem Gott gegenüberſtand und dennoch in der Ueberwindung ſeiner ſelbſt ſo groß und übermenſchlich wurde. Wenn wir uns zu dieſen Tugenden des Frontſoldaten er⸗ ziehen wollen, gehört die ganze ſoldatiſche Härte, gehört die gleiche Opferbereitſchaft dazu, die draußen jeden Mann beſeelte, die Opferbereitſchaft des einzelnen für das Ganze. Dann ſind wir die Erfüller ihres Ver⸗ mächtniſſes, dann leben die gefallenen Hel⸗ den in uns, lebt in uns ihr Geiſt, ihr heißes zukunftsfrohes Hoffen und Sehnen. Denn, die gefallen ſind, ſtarben nicht frei⸗ willig, ſie liebten das Leben, ſo wie es die Jugend liebt, ſie liebten Gottes Sonne und den lachenden Mai, ſie trugen in einem Winkel ihres Herzens den Traum von einem holden Mädchen oder Weibe, ſie verzehrten ſich in Sehnſucht nach ihren Kindern und nach der Heimaterde, ſie woll⸗ ten keinen Krieg, ſondern Frieden, langen Frieden. Das furchtbare Morden des Wel⸗ tenbrandes ſchien ihnen grauſam, menſchen⸗ unwürdig und ſinnlos. Und dennoch kämpf⸗ ten ſie, hielten ſie ſtand, brachten immer wieder das Opfer ihrer Leiber. Sie ge⸗ horchten höheren ewigen Befehlen des Blu⸗ tes und der Seele, wußten um die letzten Dinge und Geheimniſſe, trugen in ihrer Seele das Urahnen von dem ewigen, gött⸗ ln Sinn der Begriffe Volk und Vater⸗ and. Wir Lebenden wollen und können die letzten Geheimniſſe ihres Kämpfens und Sterbens nicht entſchleiern, aber dieſes Kämpfen und Sterben brennt in unſeren Herzen als das mahnende Volksgewiſſen, als unabdingbare Verpflichtung. Was wir um uns erleben, dieſes wunderſame Wer⸗ den und Wachſen eines neuen Deutſch⸗ lands, das danken wir den toten Helden und dem Frontgeſchlecht, den unbekannten Soldaten des Weltkrieges. Die Toten leben leben in uns. Wir ſind die Erben ibre⸗ Geiſtes und ihrer Geſinnung. Wit ent blößen unſer Haupt vor deu toten Kämp⸗ fern unſeres Volkes, wir ſchmücken die Gräber der Helden mit Kränzen der Liebe und rufen uns das Gedenken av ihr Leben und Sterben ins Gedächtnis zurück. Wir bewel⸗ nen ſie, aber wir klagen nicht. Wir trauern um ſie, aber wir erſticken nicht in Trauer. Durch den Tod gingen ſte von uns, jedoch wir wiſſen, daß ſie immer und immer bei uns ſein werden. Ihr leibliches Ende bereitet uns Schmerz und läßt Wehmut aufklingen— und doch ſind wi ſtolz. weil ihr Tod ja Leben bedeutet, Leben des ganzer Volkes und Leben der Nation. Ihr Schickſal war ſchwer, ader 05 Schickſal war groß. Wir wollen es nicht vergeſſen. Dass alleß aber iſt nichts! Entſcheidend allein iſt es, wenn die Gefal lenen aus der Ewigkeit ihres unſterblichen Seins auf un⸗ herniederſchauen, daß ſie ihr Erbe gehütet wiſſen, daß d dann ſagen können:„Wir ſind gefallen für die Größe des Vaterlandes!“ Geſtalten wir dieſer heiligen Verpflichtung gemäß unſer Leben, iſt unſer ganzes Volk, vor allem unſere herrliche und wieder ſo begeiſterungsfrohe Jugen von dieſer Tiefe der Heldenehrung erfüllt, dann kömzen wir mit dem Munde des Dichters ſprechen: „Ein Volk, das ſeine toten Kämpfer ehrt, Das ſeine Jugend das Erinneen lehrt, i Jöſcht die Geſchichte nie von ihrer Tafel aus!“ Jörg Beſiler. Der große Heerjug kommt/ Zur Zeit, da der Weltkrieg ſein unglückſeliges Ende gefunden hatte, lebte die alte Baronin Borgholt auf ihrem Schloß im ſtillſten Teile Weſtfalens. Dort wurzeln die Geſchlechter, Bauern und Herren, ſeit Jahrhunderten in ihrer Scholle und haben häufig eine merkwürdige Empfindlichkeit erlangt, oft ſogar eine abſonderliche Hell⸗ hörigkeit,„Spökenkieken“ genannt, für alle mit natürlichen Sinnen nicht wahrnehmbaren geheimnisvollen Aeußerun⸗ gen der Natur. l 5 Die Baronin lebte da in ſehr großer Zurückgezogen⸗ heit, nahezu einſam, mit einem Häuflein in ihrem Dienſte ergrauten Geſindes, und wäre nicht Annette dageweſen, ihr jüngſtes und liebſtes Tochterkind, man hätte glauben können, das ganze Schloß ſelbſt ſei verwunſchen. Mit ihrem jugendfriſchen Lachen, das ſich, ſeltener zwar, doch immer wieder ſiegreich Bahn brach durch die grauen Mauern von Schmerz und Trübſal, die jene Zeit um jedes deutſche Haus errichtet hatte, war Annette immer neue lebendige Aufmunterung. Denn in ihren bibliſchen Jah⸗ ren hatte die Herrin von Borgholt noch das ſchwere Geſchick einer Heldenmutter zu tragen: von vier Söhnen und Enkeln, letzten Trägern des alten Namens, wußte ſie drei verloren! Und mehr noch als das Leid um die Da⸗ hingeſchiedenen quälte Furcht um den Enkel Hanno, den Lebenden, Letzten, die alte Frau, und daß Annette nicht nur in verwandtſchaftlicher Liebe, ſondern in einem innigeren Gefühl an ihren Hanno dachte, das endlich war es, was die beiden Frauen, die alte und die junge, bei⸗ nahe kameradſchaftlich verband. Sie empfanden es ſo recht in dieſer Zeit Einer rich⸗ tete ſich am andern auf; denn ſeit der letzten Nachricht vom Kriegsſchauplatz waren Wochen und Wochen ver⸗ gangen, aber jene heißerſehnten zwei kleinen Wörtchen: „Ich lebe!“— ſie blieben aus! So iſt es verſtändlich, daß ein Geraune in Borgholt aufwuchs, das ſeinen Weg zu Annettens Ohr fand und ihr Geſicht erblaſſen ließ, ſo daß die alte Baronin erſchrak, als ſie es in ihrem nachmittäg⸗ lich ſtillen Zimmer erblickte.„Großmutter“, ſagte Annette und erſchauerte wider Willen,„iſt es wahr, was Lißken geſagt hat? Du... du hätteſt wieder etwas gehört in der Nacht! Wie damals, als Günther fiel!“ Die Baronin fuhr empor.„Was für ein törichtes Gerede!“ ſagte ſie, ehrlich entrüſtet.„Ich habe nichts ge⸗ hört, als Günther fiel! Da ſei Gott vor, daß man mit ſolchen Dingen unnützen Brauch treibt! Und ich habe auch jetzt nichts gehört. Lißken iſt eine gefährliche Perſon! Wäre ſie nicht ſo alt...“, hier ſchwieg ſie und wandte den ſchmalen Kopf unwillig zur Seite. Nach einer Weile verflog der Unmut; ſie ſah, wie da gewaltſam mit Tränen gekämpft wurde, und legte ihren Arm zärtlich um die Enkelin.„Was ſoll ich denn gehört haben?“ fragte ſin. Auch Annette ließ ſich Zeit mit der Antwort. Mit abermaligem Erſchauern mußte ſie daran denken, was die Leute wiſperten; auch das, was nicht zu hören und zu ſehen war, ſollte die Großmutter mit ihrem inneren Ge⸗ ſicht wahrnehmen können.. Annette ſagte ſehr leiſe: Todes!“ Wie ſehr dieſe düſteren und geheimnisvoll ſchweren Worte das Herz der alten Frau ergriffen, blieb nicht ver⸗ borgen, doch war die Bewegung, mit der ſie nun den Kopf ſchüttelte, ruhig und beſtimmt.„Was ich gehört habe, waren die Mäuſe oben in den Gaſtzimmern. Aber was du da ſagſt.. den Marſchtritt des Todes...“, ſie atmete ein wenig ſchneller,„das habe ich nur ein einziges Mal in meinem Leben gehört! Und nicht während dieſes Krieges.“ Sie brach ab. Vor ihrem geiſtigen Auge moch⸗ ten wohl die drei ſtehen, die der alten Burg ſchon lange das letzte Lebewohl zugewinkt hatten. Aufſeufzend fuhr ſie fort:„Damals habe ich den lieben Gott gebeten, mich lieber ſterben zu laſſen, als mir dieſe Gabe noch einmal bewußt zu machen. Im ſiebziger Krieg war es. Ach, wenn ich bedenke,— eigentlich war der Krieg ſchon aus.“ „Wie jetzt!“ hatte Annette tonlos geflüſtert. „Wie jetzt?“ wiederholte die alte Frau zögernd, dann entſchieden:„Nein, nicht wie jetzt! Jetzt iſt man leiderfah⸗ ren, damals aber hatte ich keine Sorge! Keine Sekunde habe ich Angſt um deinen Großvater gehabt, den ganzen Krieg über nicht. Wie fröhlich waren wir während ſeines Urlaubs! Machten Pläne— unſer Sieg ſtand ja ganz nahe bevor, bald, bald mußten alle für dauernd heim⸗ kehren.“ Nun deckte ſie die Rechte über die Augen, wie, um beſſer in ſich hineinhorchen zu können:„Abends hatte ich eine Depeſche bekommen, aus Frankreich. Vom König perſönlich war dein Großvater ausgezeichnet worden, Kind. Unbeſchreiblich glücklich war ich und ſo ſtolz! Deine Mutter trug ich damals unter dem Herzen. Das Blatt nahm ich mit ins Schlafzimmer, legte es unter mein Kopfkiſſen— ſelig bin ich eingeſchlafen.— Und da.. in der Nacht...“ Langſam ſtand die Baronin Borgholt auf, tat ein „Den Marſchtritt paar Schritte gegen das Schlafzimmer, als lauſche ſie hin⸗ über, wo ſie nun ein Menſchenalter lang allein wohnte, und wo die ſchmerzlichſte Offenbarung ihres Lebens ſie überfallen hatte.„In der Nacht, Kind, wachte ich plötzlich auf. Es war recht hell, das Fenſter ſtand offen, und ich hörte Das kam von draußen herein, ſo nahe, als ſei es drüben gleich hinterm Graben, und doch auch wieder weit: Marſchieren hörte ich, aber ſchleppend und hohl—— ich wußte gleich, was es war! Und ich wußte gleich, daß dein Großvater nun nicht mehr lebte. Denn es geht die Sage: wenn wir Borgholtfrauen dieſen Marſchtritt hören, dann marſchieren ſie mit in dem großen Heerzug der gefallenen Helden.“ Sie ſchwieg, die Spannung wich, ein paar Tränen löſten ſich, netzten das welke Geſicht— Annette ſprang auf. Sie umarmte die alte Frau zärtlich und führte ſie auf ihren Fenſterplatz zurück, doch dauerte es geraume Zeit, bis die Baronin weiterſprach, die Stimme verſchleiert, doch nahe wieder der gewohnten Feſtigkeit. „Ja, Kind, in dieſer Nacht war dein Großvater ge⸗ fallen. Sie verſuchten es, mir am anderen Morgen aus⸗ zureden, doch das war nicht echt; alle glaubten dasſelbe. Dieſe Meldung hat die Borgholts noch nie getrogen. Aber—“, nun richtete ſich die Aelteſte des Geſchlechts hoch auf, und ihre Augen ſuchten in dem immer mehr ſinken⸗ den Dämmern des Zimmers die der Jüngſten—,„aber, Annette, das iſt das einzige Mal, daß ich es gehört habe!“ Sie taſtete nach des Mädchens Händen, drückte ſie innig: „Geh jetzt, Kind! Hab Gottvertrauen! Ich weiß, daß Hanno lebt! Ich muß jetzt allein ſein.“ des Erzählung von Heinrich Numpff Annette ging. In der Nacht aber wurde Annette plötz⸗ lich wach. Hatte ſie geträumt oder hatte man ſie gerufen? War es das Harfe, haſtige Pochen ihres Herzens, das ſie aufgeſchreckt hatte?— Sie ſetzte ſich auf in ihrem Bett, eine lähmende Furcht kroch langſam über ſie hin, und ſie fühlte, wie alles Blut zum Herzen drängte. Widerſtrebend, doch einem gewaltigen übermenſchlichen Zwang folgend, wandte ſie den Kopf, ſuchte mit den Blicken durch die Dunkelheit das Fenſter, das weit offen ſtand—. Als ein ſchwach leuchtendes Viereck hob ſich ein Stück Nachthimmel aus der Finſternis heraus, der Tag ſchien zu dämmern, allein Annette ſah ja nicht— ſie horchte bloß, lauſchte, und krampfte die Hände zuſammen. Durch das Fenſter drang gedämpfter Rhythmus von draußen herein! Ja, ein Rauſchen von Schritten, im Gleichmaß niedergeſetzt— nahe, als ſei es drüben auf der Straße zum Dorf, gleich hinter dem Waſſergraben, und doch ſo fern, als lägen Berge und Wälder dazwiſchen, die ihm ein eigenartig ſchleppendes Echo mitgaben... Der Marſchtritt des Todes!!? Annette ſchrie auf, ſie flog aus dem Bett, haſtete zur Tür, wußte nicht, wie ſie aus dem Zimmer, auf die Treppe, in die Räume der Groß⸗ mutter gelangt war— ſie wimmerte bloß:„Groß⸗ mutter... ich höre... Großmutter... ich höre..“ In ihrem hellerleuchteten Schlafzimmer ſtand die alte Baronin Borgholt am offenen Fenſter und blickte hinaus in die langſam weichende Nacht. Sie war vollſtändig an⸗ gekleidet, feierlich ſogar: in ſchwarzer Seide mit feſtlichen Spitzen an Häubchen und Jabot. Majeſtätiſch wandte ſie ſich, als das Mädchen zu ihr ſtürzte. Vor Annettes Augen verſchwamm alles, und nur langſam wuchs der Groß⸗ mutter Geſicht aus dem wogenden Nebel heraus, wurde klar; ja, leuchtend wurde es, denn es leuchtete und ſtrahlte von einem großen verklärten, tiefglücklichen Frieden.„Ja, du hörſt“, wiederholte die Baronin Borgholt, und ihre Stimme, feſter und klarer denn je, war gleichzeitig durch⸗ ſetzt von einer fremden, weichen Glückſeligkeit,„und, Annette, ich höre auch! Aber nicht, was du glaubſt, mein geliebtes Kind, nicht den Marſchtritt des Todes hören wir— nein: des Lebens, des Lebens! Glaube, Kind, glaube! Nicht fragen! Wecke alle! Ruf alle zuſammen! Macht Licht! Macht das ganze Haus hell— unſere Söhne, unſere Männer ſind nahe!“ Annette weinte, weinte— ſie wußte nicht, war es Schmerz, Verzweiflung, Glück? Aber ſie glaubte der Stimme ihrer Ahne, ſie lief, ſie weckte das ganze Haus, irgendwo erraffte ſie Kleider, und während das Leben auf dem Borgholt, erſchreckt zunächſt, erwachte, um dann zu einem nie erlebten Tumult anzuſchwellen, ſtolperte, lief, ſtürmte Annette auf den Turm hinauf. Und wie ſie oben ſtand— ja, da hörte ſie anderes durch den dämmernden Morgen über dem ſtillen Land: Glocken läuteten, Glocken! Und ſie hörte die Marſchierenden, bald auch ſah ſie ſie kommen: durch den Morgennebl, weit auf der Straße von Münſter her, zog es heran, eine endloſe graue Reihe, nichts war zu unterſcheiden, und doch ſah, hörte, wußte Annette: Hanno war es, ihr Hanno, der den Zug anführte! Wie verzückt ſtand ſie, ihre Lippen formten ein Ge⸗ bet, das keiner ſtammelnden Worte bedurfte, da es ein Gebet des Herzens war, und dann lief Annette wieder hin⸗ unter zur Großmutter, und vor ihr lief der Ruf, der bebend, ſchluchzend, jubelnd vom ganzen Borgholt auf⸗ genommen und tauſendfältig jenſeits des Grabens wie⸗ derholt wurde:„Sie kommen, ſie kommen“ Das iat. Nurle Eine Erzählung von Hans Riebau. Dieſe kleine Geſchichte hat ſich im Jahre 1924 in einer kleinen Stadt im Rheinland zugetragen. Die Stadt ſelbſt gehörte zum beſetzten Gebiet, Schönfeld jedoch, eigentlich eine Vorſtadt, bereits zum unk en Gebiet. In der Gaſtſtube des„H.“ ſaßen abends die Einwohner und tranken, ohne ein lautes Wort zu ſprechen, ihre Schoppen. Denn der„Hirſch“ war nicht nur das einzige Wirtshaus des Ortes, ſondern gleichzeitig das Hauptquartier der franzöſiſchen Behörde. Im Klub⸗ zimmer, unmittelbar neben der Gaſtſtube, wohnte und amtierte du Preuve, von Beruf Student der Philoſophie, zur Zeit aber Premierleutnant eines franzöſiſchen Linien⸗ regiments und obendrein Polizeichef der Stadt. Ein ſympathiſcher Menſch übrigens, mit dem man ſich hätte gut unterhalten können, wenn nicht———. Hin und wieder betrat du Preuve die Gaſtſtube. Er bemühte ſich, nicht gerade mit Erfolg, ein Geſicht zu machen, wie es den Polizeifunktionären einer Okkupg⸗ tionsarmee zukommt, ſtellte einige dienſtliche Fragen und verſuchte, auch dies aber ohne Erfolg, mit den Bürgern in ein privates Geſpräch zu kommen. Eines Abends jedoch kam er energiſcher als ſonſt und mit zuſammengebiſſenen Lippen in die Gaſtſtube.„Meine Herren“, ſagte er und muſterte die zwanzig Bürger, die an den Tiſchen ſaßen,„Sie alle haben heute abend um ſieben die Detonation gehört. Sie alle werden wiſſen, da der Tunnel der Kohlenbahn geſprengt wurde, und i zweifle nicht, daß Sie ebenfalls wiſſen, wer das gegen die franzöſiſche Armee gerichtete Attentat verübt hat. Ich habe nunmehr den Auftrag“— du Preuve zog ein amt liches Papier aus der Taſche—„den Täter feſtzuſtellen Auf ſeine Ergreifung, aber auch bereits auf ſeine Nam⸗ haftmachung iſt eine Belohnung von 10 000 Franken geſetzt, die ſofort ausgezahlt wird.“ 5 Du Preuve ſchwieg. Auch die Männer ſchwiegen, Schließlich aber ſtand Gemeinderat Schnittgers auf.„Herr Leutnant“, ſagte er,„ich weiß nicht, wer der Attentäter iſt. Aber wenn einer von uns es wüßte, glauben Sie, er würde, und wenn die Belohnung verzehnfacht würde, den Namen nennen?“ Du Preuve antwortete nicht. „Geſetzt aber den Fall“, fuhr der Gemeinderat fort, „ein Schuſt wäre in der Stadt und verriete den Namen, glauben Sie, daß er ſeines Geldes auch nur einen einzigen Tag froh werden könnte?“ Du Preuve zuckte ein wenig die Achſeln.„Ich ver⸗ ſtehe das alles“, ſagte er,„aber mein Auftrag iſt noch nicht zu Ende. Der Empfänger der Belohnung würde, falls er es wünſcht, zur Grenze eskortiert und ins un⸗ beſetzte Gebiet gebracht werden, wo er ſich— mit 10 000 Goldfranken— eine Exiſtenz gründen könnte. Weiterhin aber ſchreibt mir mein Auftrag für den Fall, daß der Name des Täters nicht genannt wird, vor, zwanzig Ein⸗ wohner der Stadt zu verhaften. Ich ſehe, daß im Gaſt⸗ zimmer— ein ſeltſamer Zufall— gerade zwanzig Män⸗ ner verſammelt ſind. Der Ausgang iſt bereits durch Sol⸗ daten beſetzt. Eine halbe Stunde, meine Herren“,— du Preuve verneigte ſich und verſuchte dabei, wenn auch ver⸗ geblich, ein ironiſch-zyniſches Geſicht zu machen—,„ſteht Ihnen zur Bedenkzeit zur Verfügung.“ Er drehte ſich um, ging langſam in ſein Zimmer, ſetzte ſich an ſeinen Schreib⸗ tiſch und wartete. Zehn Minuten ſpäter wurde die Tür mit einem Ruch aufgeriſſen, und einer der Männer aus der Gaſtſtube, ein bartloſer, etwa vierzigjähriger Menſch, ſtand keuchend vor du Preuve.„Alſo los“, flüſterte er,„ich brauche das Geld— und ich muß ins unbeſetzte Gebiet, und der Name des Sprengſtoffattentäters iſt——.“ „Nun?“ fragte du Preuve mit gerunzelter Stirn. „Turk“, fuhr der Mann fort,„Johannes Turk.“ „Den Namen kenne ich“, nickte du Preuve,„er hat ſchon einmal acht Tage Arreſt gehabt, weil——.“ „ weil er einen Offizier der franzöſiſchen Armee getäuſcht hat“, fuhr der Mann fort,„und nun bitte ich um die Belohnung.“ „Nicht ſo ſchnell“, murmelte du Preuve,„wer bürgt mir dafür, daß wirklich Turk der Täter war, und werden wir ihn, wenn er es war, finden?“ „Hier iſt ſein Bild“, rief der Verräter, und warf die Photographie eines bärtigen Männerkopfes auf den Tiſch. Du Preuve nahm das Bild und überlegte. Dann ging er in die Gaſtſtube. Neunzehn Augenpaare ſtarrten ihn an.„Es war alſo Johannes Turk“, ſagte er laut. Neunzehn Geſichter verkrampften ſich auf eine ſeltſame Art, und nunmehr wußte der Franzoſe: der Mann in ſei⸗ nem Zimmer hatte nicht gelogen. Er ging zurück, zog einen Lederbeutel heraus, und legte ein Banknotenbündel auf den Tiſch. Der Verräter nahm es, ohne zu zählen, ſteckte es haſtig ein, knallte, als wäre er Soldat, die Hacken zuſammen und ſagte:„Ich bitte um Eskortierung bis zur Grenze.“ Du Preuve nickte, ging in die Wachſtube, und drei Minuten ſpäter brachte eine Patrouille den Verräter ſicher bis zur Grenze und ins unbeſetzte Gebiet. Erſt als die Patrouille zurück war, ging du Preuve ins Gaſtzimmer. Die Leute ſaßen noch immer mit verkrampften Ge⸗ ſichtern da. „Na?“ rief der Offizier,„wie iſt es, gibt es wirklich keine Schufte unter euch?“ Niemand antwortete. Die Geſichter blieben unver⸗ ändert. Du Preuve wandte ſich an den Wirt.„Wie heißt eigentlich der Mann“, fragte er,„der den Namen verriet?“ Der Wirt zögerte einen Augenblick mit der Antwort. „Kennen Sie ihn wirklich nicht?“ ſagte er dann.„Bis vorgeſtern trug er allerdings einen Vollbart. Trotzdem— ich dachte, Sie würden——.“ „Wie heißt der Kerl?“ ſchrie du Preuve und klam⸗ merte ſich, nunmehr totenblaß im Geſicht, mit beiden Hän⸗ den an den Schanktiſch. Statt des Wirtes aber antworteten, als ob ſie es im Sprechchor geübt hätten, neunzehn dröhnende Bäſſe: „Johannes Turk.“ ee 1 55 i Entſcheidende Kämpfe im mittleren China. Nach wochenlangen har⸗ ten Kämpfen wurden 200 000 Mann der chine⸗ ſiſchen Schanſi⸗Armee geſchlagen und zu flucht⸗ artigem Rückzug e⸗ zwungen. Die bei Su⸗ tſchau gegen die Japaner kämpfenden Chineſen ſind durch die Fort⸗ ſchritte der Japaner ge⸗ gen die Lunghai⸗ Bahn in ihrer Rückzugslinie nach Weſten bedroht. Weltbild/ Glieſe(M). 1 kkupa⸗ n und ern in ſt und Meine er, die id um n, daß nd ich en die Ich mamt⸗ ſtellen Nam⸗ ranken degen, „Herr täter Ste, er e, den t fort, damen, nzigen h ver⸗ t noch vürde, s un⸗ 10 000 terhin iß der J Ein⸗ Gaſt⸗ Män⸗ ) Sol⸗ „ ch ver⸗ „ſteht ch um, chreib⸗ n Ruck be, ein id vor e das Name N. 44 r hat Armee tte ich bürgt erden rf die den Dann arrten laut. ſtſame in ſei⸗ t, zog zündel ählen, Hacken is zur drei ſicher ls die mmer. 1 Ge⸗ irklich inver⸗ heißt riet?“ twort. „Bis em klam⸗ Hän⸗ es im Bäſſe: * (10. Fortſetzung.) Copyright by Carl Duncker Verlag, Berlin W. 62. Im vorhergehenden Kapitel wurde erzählt: Bela Byza glaubt, daß Tatjana ſich noch in Deutſch⸗ land befindet. Durch eine Zeitungsanzeige fordert er alle, die etwas über den Verbleib der Filmſchauſpielerin wiſſen. auf, ſich zu melden. So erfährt er durch einen Dienſtmann, daß Tatjana mit dem Pariſer Zug von Berlin abgefahren iſt. Der Dienſtmann hat auch den gültigen Paß geſehen. Im Hotel hat Bela Byza eine Begegnung. Ein Stuben⸗ mädchen erkennt ihn und ſpricht ihn mit ſeinem Vornamen an. Er will ſich an die Bekanntſchaft nicht erinnern, er weiß jedoch, daß das Mädchen einſt ſeine Geliebte geweſen iſt. Allerdings hat ſie keine Beweiſe dafür. Bela Byza fürchtet einen Skandal, er verabredet ſich deshalb mit dem Mädchen zu einem Stelldichein am ſpäten Abend. „Bereits Nachrichten von der gnädigen Frau, Herr Graf?“ wagt der Direktor zu fragen. Da aber muß er erfahren, daß er zu weit gegangen. Ein eiſiger Blick aus dem Einglasauge ſtreift ihn, dann geht Graf Byza die Treppe abwärts über ſchwere Teppichläufer, ohne eine Antwort gegeben zu haben. 21· Helge Faber ſteht vor der Staffelei. Das Licht iſt gut. Schattenlos und nicht zu grell. Dennoch will ihr kein Strich gelingen, obwohl es ſehr einfach ſein müßte, die Züge einer Photographie auf die Leinwand zu über⸗ tragen. Immer wieder betrachtet ſie die kleine Amateurauf⸗ nahme Evelyn Schäffers, die neben dem großen weißen Leinwandtransparent lehnt. Aber was ſie in Farben um⸗ ſetzen will, verſchwimmt immer wieder vor dem zuckenden Rot⸗Gelb eines flammenden Tulpenſtraußes, der einmal dort auf dem Tiſch ſtand. Helge hat die Blumen noch in derſelben Nacht, da ſie ſie entdeckte, aus dem Fenſter geworfen, doch ihr Schein leuchtet noch jetzt von der leeren Stelle des Tiſches wider, auf dem ſie einſt ſtanden. Spät am anderen Morgen war Tatjana in ihr Zim⸗ mer gekommen, ſie ſah bleicher aus als zuvor, und ſie hatte in der Tat wenig Aehnlichkeit mit den Bildern auf den rieſigen Transparenten über den Kinoportalen, die hier neben der charakteriſtiſchen Locke ſtrahlende Augen und roſig getönte Züge gaben. Zögernd hatte Helge von dem nächtlichen Blumen⸗ ſtrauß erzählt.„Graf Byza weiß, daß ich in Paris bin, Frau Tatjana.“ „Walter Burger weiß nicht, daß ich in Paris bin“, antwortete Tatjana Wrangel leiſe, und ſie wunderte ſich, daß ſie ſo gelaſſen den Namen des Mannes hörte, von dem die Welt wußte, daß er ihr Verlobter war. „Er hat lange auf Ihr Kommen gewartet, Frau Tat⸗ jana.“ „Jetzt wartet er nicht mehr.“ „Er wartet heute noch.“ „Nein, Helge. Das dürfen Sie nicht ſagen. Sie ken⸗ nen die Männer nicht.“ „Sie kennen Walter Burger nicht, Frau Tatjana.“ Auch heute iſt Helge Faber ſchon eine Stunde an der Arbeit, ehe Tatjana Wrangel zu ihr ins Zimmer tritt. Sie ſchläft ſehr lange, muß Helge Faber denken, aber dennoch ſieht Tatjana nie ausgeruht aus. Sie nimmt ſchwere Schlafmittel, um in ein bleiſchweres Vergeſſen ſin⸗ ken zu können. „Sie ſollten dieſen irrſinnigen Auftrag zurückgeben, Helge. Ich ſehe, wie Sie ſich abquälen und wie es den⸗ noch nichts wird.“ „Ich kann ihn nicht zurückgeben, Frau Tatjana. Ich muß dankbar für jeden Auftrag ſein, auch wenn ich jetzt noch die Taſche voller Dollarſcheine habe.“ „Ich bin Ihnen viel ſchuldig. Wollen Sie nicht heute für mich zur Bank gehen?“ „Wenn ich Zeit finde, gern, Frau Tatjana.“ Helge Faber fixiert das kleine Bild an der Staffelei, wie eine Jägerin ſieht ſie aus, die ihre Beute aufs Korn nimmt. Es iſt ſo ſchwer, eine Tote zu malen, was ſagt das Ama⸗ teurbildchen dort ſchon über Evelyn Schäffers aus, die fern auf dem Bergfriedhof in Heidelberg ruht, die Helge nie gekannt hat. Erregt legt ſie den Pinſel hin, am liebſten würde ſie ihn zerbrechen. „Können wir dieſe triſte Stätte meines Unvermögens verlaſſen, Frau Tatjana? Wollen wir irgendwo in der Stadt frühſtücken? Ich kann jetzt doch nicht mehr arbeiten.“ „Ich habe Sie geſtört, Helge?“ „Nein, Sie haben mich erlöſt. Ich bin froh, wenn ich von hier fortkomme. Wiſſen Sie, Frau Tatjana, warum ich dieſen belangloſen Auftrag nicht ausführen kann? Weil ich doch immer und immer nur an Wolfgang denke. Ich erzählte Ihnen von ihm. Ich tat es ſo oft, daß es Sie langweilen muß. Aber ſeit ich in Paris bin, iſt er mein einziger Gedanke.“ „Sicher haben Sie ein Bild von ihm, Helge?“ „Ja. Aber jetzt wollen wir gehen.“ Es iſt ein warmer Julimorgen. Ueberall auf den Straßen und Plätzen beginnt man mit Vorbereitungen für den Nationalfeiertag. Helge und Tatjana fahren, da ſchon in der frühen Stunde die Straßen heiß und ſtaubig ſind, ins Freie. Das Reſtaurant iſt faſt menſchenleer. „Sie ſollten nicht in Paris bleiben, Frau Tatjana“, ſagte Helge Faber.„Sie ſollten nach Berlin zurückkehren.“ „Zu Bela Byza? Niemals!“ „Nicht zu Graf Byza, der bald genug hier erſcheinen wird, aber zu Walter Burger, der auf Sie wartet.“ „Walter Burger wird mich vergeſſen haben, Helge.“ „Er hat Sie nicht vergeſſen, er iſt in Sorge um Sie, er hat, was ein großes Ereignis iſt, mir geſchrieben.“ Ja, Walter Burger hat geſchrieben, er, der immer behauptete, daß Blei und Feder allenfalls zum Zeichnen zu verwenden ſeien, daß es ſinnlos wäre, wenn die Men⸗ ſchen ſich Briefe ſchrieben, da ſie einander doch nicht ver⸗ ſtebe · und das geſchriebene Wort noch mehr Unheil D das geſprochene. O LAN Y . Walter Burger hat ausführlich von dem rätſelhaften Verſchwinden Tatjanas berichtet und Helge geſtanden, daß er ſehr beunruhigt wäre, trotzdem die Herren, die Tat⸗ janas Gefolge bildeten, ihm verſicherten, daß dies alles belanglos ſei. Ja, das Wunderbare iſt geſchehen, daß Walter Burger ein Kino beſuchte. Viele Jahre hat er das nicht getan, da aber ſah er über dem Eingang eines kleinen Vorortkinos Tatjana Wrangels Bild, und er hat ſeine letzte halbe Mark geopfert und iſt eingetreten. Er hat zwei Stunden im Dunkel des engen Raumes gehockt und auf die weiße Wand geſtarrt. Es lief der Film„Taifun“, in dem Tat⸗ jana Wrangel die Hauptrolle ſpielte. „Damals war ich noch jung und vielleicht auch nicht häßlich“, ſagt Tatjana Wrangel, und ſie bemüht ſich zu begreifen, daß es einen Menſchen gibt, der dieſen Film, der bereits drei Jahre alt iſt, noch nicht geſehen hat. „Sie können in meinem Atelier wohnen, Frau Tat⸗ jana. Niemand wird erfahren, wen mein beſcheidenes Glasdach beherbergt, aber Sie dürfen Walter Burger das Bild nicht verweigern, das Sie ihm verſprochen haben.“ „Um dieſes Bildes willen habe ich Berlin und Byza verlaſſen. Glauben Sie mir.“ „Ich glaube Ihnen, Frau Tatjana.“ „Ich konnte mein Wort nicht halten, weil ich keine Adreſſe wußte, auch im Adreßbuch fand ich ſie nicht. Bela weigerte ſich, ſie mir zu nennen. Wir hatten furchtbare Szenen. Denn natürlich mußte es möglich ſein, Burgers Wohnung zu erfahren. Ich glaube, für einen Fünfzig⸗ markſchein löſt ein Hotelportier das Rätſel der Sphinx, aber jedesmal, wenn ich davon ſprach, zog Bela Byza nur die Briefumſchläge hervor, deren Inhalt einwandfrei er⸗ gab, daß ich Henrys Geliebte geweſen war. Das genügte. Und ſchließlich glaubte ich wohl ſelbſt, daß alles nur ein Traum geweſen ſei, ein ſchöner Traum, Sie und Walter Burger und der Abend in dem kleinen Reſtaurant.“ Zeichnung: Drewitz— M. „Mein Gott!“ Helge Faber iſt erblaßt, ſie hat die Augen geſchloſſen und die Hand zum Herzen geführt. „Was iſt Ihnen?“ „Es iſt ſehr lieb, Frau Tatjana, daß Sie auch mich erwähnen, aber ich kann es wahrlich verſtehen, wenn Sie mich vollkommen vergeſſen hatten und ich nicht zum Bild dieſes Traumes wurde.“ Tatjana nimmt einen letzten Zug, dann wirft ſie die Zigarette über das Geländer, man hört ſie im Waſſer verziſchen. „Glauben Sie, Helge, daß ich Ihre kleine Zeichnung vergäße?“ faſt ſcheu ſtreichelt ſie Helges Rechte.„Ich möchte dieſe Hand küſſen, die das gezeichnet hat.“ „Walter Burger wird ein viel ſchöneres Bild von Ihnen ſchaffen, Frau Tatjana, glauben Sie nicht, daß es gut wäre, wenn Sie zu ihm gingen?“ „Nicht jetzt.“ Tatjana Wrangel ſpricht ſehr leiſe, wie man nur zu ſich ſelbſt ſpricht.„Ich bin zu müde, und auch Walter Burger iſt ein müder Mann. Er wehrt ſich gegen ſeine Müdigkeit, wie ich mich gegen die meine wehre, aber er braucht einen jungen Menſchen, nicht eine alte, ver⸗ brauchte Frau, wie ich es bin.“ Mit einer heftigen Gebärde verbittet ſich Tatjana Wrangel jeden Widerſpruch. Natürlich könnte man erwi⸗ dern, daß ſie nicht alt ſei, noch nicht dreißig iſt ſie, aber würde Helge jetzt derlei ſagen, dann hätte ſie nichts ver⸗ ſtanden, nichts von all dem, was Tatjana ihr in dieſen Tagen und Nächten vertraute. „Das Herz iſt leer, Helge, verſtehen Sie? Ich kann nicht mehr lieben. Ich kann nicht mehr glauben. Ich ſehne mich danach, daß es nicht ſo wäre, aber es iſt ſo. Helge, haben Sie nie geliebt, wiſſen Sie nicht, was ein Mann aus uns machen kann?“ Helge ſchweigt, ſie blicken beide ins Waſſer. Habe ich nie geliebt? Helge Faber ſinnt Tatjanas Frage nach, und es wäre falſch, ſie mit ja, es wäre falſch, ſie mit nein zu beantworten. Es hat in ihrem Leben Drei⸗Tage⸗Verliebt⸗ heiten gegeben, auf einem Atelierfeſt geboren und am Aſchermittwoch geſtorben, aber derlei zählt vor ſolcher Frage nicht. Auch die ſchwere, ſchweſterliche Liebe zu Wolfgang zählt hier nicht, und ſonſt?— Aber plötzlich ift eine große Zärtlichkeit in ihr, eine Zärtlichkeit ohne Ziel, bis ſie weiß, daß es Walter Burger iſt, dem dieſes ſeltſame Gefühl gehört. Iſt es wahr, daß er ein müder Mann iſt, der ſich gegen ſeine Müdigkeit wehrt und dem eine junge Gefährtin zur Seite leben müßte, damit er nicht vergeht vor lauter bitterer Müdigkeit? Woher kann Tat⸗ jana das wiſſen? Helge fühlt die Wahrheit von Tatjanas Worten, und ſie ſchämt ſich, daß dies eine Frau erkannte, die nur eine Nachtſtunde mit ihm zuſammenſaß, ein paar Worte mit ihm ſprach und einen Walzer tanzte. Sie muß ihm noch heute telegraphieren, irgendein tapferes, ſchönes Wort muß ſie ihm telegraphieren, ja, ſobald ſie in die Stadt zurückkommen, wird ſie das tun. „Wollen Sie mir nicht das Bild Ihres Bruders zeigen?“ unterbricht Tatjana das lange Schweigen. Gewiß, ja. Helge braucht nur die Handtaſche zu öffnen. Aber warum? Wer iſt Wolf Faber für Tatjana Wrangel. Sie denkt ja doch immer nur an einen anderen, an den anderen. Hier in Paris muß das alles aufgebro⸗ chen ſein, ſchmerzlich und ſüß an der Stätte des Erinnerns. „Wenn Sie mir Henrys Bild gezeigt haben, Frau Tat⸗ jana. Oder gibt es keins von dem ſeltſamen Mann, der aus dem Meer ſtieg und einem antiken Gott glich?“ Helge bemüht ſich, das ſcherzhaft zu ſagen. Es iſt gut, über die ſchwerſten Dinge leicht zu ſprechen, ja, viel⸗ leicht iſt das überhaupt die einzig mögliche Form, Tatjana zum Reden zu bringen, denn ihr Schweigen iſt das ſchlimmſte. „Ja, Helge. Ich habe ein Bild Henrys, aber was ſagt es Ihnen?“ Tatjana Wrangel greift die Puderdoſe, ſie hat einen doppelten Boden, wie ihn altmodiſche Uhren haben, und hier iſt das kleine Bild verborgen, das ſelbſt Bela Byza nie entdecken konnte. Tatjana nimmt es her⸗ vor und legt es vor Helge. „Mein Gott!“ Helge Faber iſt erblaßt, ſie hat die Augen geſchloſſen und die Hand zum Herzen geführt, am Zucken der Halsader iſt es zu ſehen, wie furchtbar dies Herz hämmern muß. „Was iſt Ihnen?“ Helge ſchweigt, ſie wagt nicht aufzublicken, ſie wagt nicht zu ſprechen, noch iſt ja möglich, daß dies ein Spuk iſt, heißer, mittäglicher Sommerſpuk. Tatjana Wrangel nimmt das Bild fort, dann ſteht ſie auf, geht um den Tiſch, legt den Arm um Helge Faber. „Was iſt Ihnen, Helge? Sie können mir alles ſagen, glauben Sie, daß ich nicht alles ertragen würde?“ „Es iſt mein Bruder, Tatjana—“ Viertes Kapitel. Die Maſchine nähert ſich Paris. Sie zieht einen wei⸗ ten Bogen, um den Flughafen von Le Bourget zu er⸗ reichen. Dennoch iſt einiges von der rieſigen Stadt zu er⸗ kennen. Das Flußband der Seine, das zuweilen metal⸗ liſch blitzt, die weiten Wieſen und dichten Baumgruppen des Bois, der Eiffelturm und die Türme von Notre Dame. Graf Byza ſteckt eine Zigarette zwiſchen die Lip⸗ pen. Anbrennen wird er ſie erſt in fünf Minuten können, wenn die Landung vorüber iſt. Immerhin, es wirkt ſchon beruhigend, zu wiſſen, daß man in ein paar Minuten rauchen kann. Die Zollkontrolle iſt höflich und flüchtig, Bely Byza muß nur ſeinen Paß vorzeigen. Weiß der Himmel, mit welchem Papier Tatjana nach Paris gekommen iſt. Bela Byzas Paß jedenfalls iſt einwandfrei, und es wäre nicht ohne Reiz geweſen, dem kleinen Stubenmädchen, das Alice heißt, zu ſagen, daß man kein Bela Amara mehr iſt, ſon⸗ dern ein Graf Byza, und daß die Adoptionsurkunde echt und unantaſtbar bleibt. Nun, Bela Byza hat es vorge⸗ zogen, die Kleine ruhig des Abends am Brandenburger Tor warten zu laſſen, es war ein warmer Abend, ſte würde gewiß nicht gefroren haben. Entſänne er ſich noch des Nachnamens dieſer kaſtanienbraunen Alice, ſo könnte man vielleicht eine Beſchwerde an das Hotel ſenden und hoffen, dieſem überſpannten Geſchöpf, das keinen Sinn für die Erinnerung an vergangene, ſchöne Stunden zu haben ſcheint, bei der Rückkehr nicht mehr zu begegnen. Auf alle Fälle war es beſſer, das Stelldichein zu ver⸗ meiden und ſtatt deſſen in den Klub zu gehen, dort zu ſpielen, ſoweit die beſcheidenen Mittel, die dieſer Miſter Richardſon dem Verlobten Tatjana Wrangels zugeſteht, dies erlauben, morgens ein Bad zu nehmen, ein paar Stunden zu ruhen und dann zum Flughafen zu fahren, ohne ins Hotel zurückgekehrt zu ſein. Irgendeinem Uniſormierten ruft Bela Byza zu, daß er einen Taxi wünſche, doch während das Auto vorfährt, fällt Bela Byza ein, daß er nur die paar großen Hotels weiß, in denen man ihn kennt und in denen er jetzt nicht wohnen möchte, jetzt, wo„kein Menſch in Paris iſt“ Während der Fahrer vom Sitz aus die Tür öffnet und auf das Einſteigen ſeines Gaſtes wartet, der Uni⸗ formierte den Koffer zum Wagen trägt, blättert Bela Byza in ſeiner Brieftaſche. Endlich findet er, was er ſuchte, den Brief der Hoteldirektion, die ihm mitteilte, daß ſein Wunſch ausgeführt ward und Mademoiſelle Faber den Tulpenſtrauß zugeſandt erhielt. Es folgte die Adreſſe, an die die Blumen geliefert wurden und die höf⸗ liche Bemerkung, daß man ſich erlaubt habe, den Betrag von achtzig Franken vorzulegen. Bela Byza nennt die Adreſſe dem Mann am Steuer. Schließlich hält der Wagen vor dem ſchmalen, grauen Hauſe, Bela Byza ſpringt her⸗ aus, aber dann zögert er doch einzutreten. Es iſt unmög⸗ lich, ſo zu wohnen. Er hat keinen Grund, ſich zu verber⸗ gen, er iſt Graf Byza, einwandfrei ſteht das feſt, niemand, der es bezweifelt, mag es auch ein Stubenmädchen geben, das ihn anders nannte, ihn beidem Namen nannte. der längſt vergeſſen iſt, vergeſſen wie alles, was damals war, als er noch ein elender Hungerleider und Knecht war und Bela Amara hieß. „Warien!“ Bela Byza notiert ein paar Zeilen auf ſeine Viſiten⸗ karte, dann reicht er ſie zur Pförtnerloge hinein mit dem Vemerken, ſie Mademoiſelle Faber aufs Zimmer ſchicken. (Fortſetzung folgt.) Maieeu- Schachaufgabe. I 3 e 6, G, 6 2 7, , , E Weiß zieht und ſetzt mit dem dritten Zuge matt. Sprichwort⸗Rätſel. Halt' dich danach. In Leiden ſtill. Von allem wenig, vom ganzen nichts. Das Maß läuft über. In Sturm und Not. Er ſchießt übers Ziel hinaus. „ Iß, was du haſt, und faſte, wenn du mußt. „Mancher fällt und findet nichts. 9. Trinke, weil du beim Brunnen biſt. 10. Die Katze läßt das Mauſen nicht. 11. Das geht nicht mit rechten Dingen zu. 12. Viel fährt man auf dem Wagen. Einem jeden der obigen Sprichwörter entnehme man ein Wort. Zu einem Satz verbunden, müſſen dieſe wie⸗ derum ein Sprichwort ergeben. Buchſtaben⸗Füllrälſel. Anderes Wort für Getreideſchober. Nebenfluß der Weißen Elſter. Sicherheitsbehörde. Getreideart. Brautſuche. Deutſcher Dichter. Name aus der deutſchen Götterlehre. Schnellfahrendes Schiff. Pflanze. 3 Aſtronom. Die gegebenen Punkte ſind durch Buchſtaben zu er⸗ ſetzen. Hat man die angedeuteten Wörter gefunden, ſo ergeben die betreffenden Buchſtaben, werden dieſe mitein⸗ ander verbunden, eine internationale gewerbliche Veran⸗ ſtaltung. — 4 1 9 N 9 ο rn * 2 — — 2 . — E! 2 5 8 1 e 1 K 2 E Kürzungsaufgabe. In den Wörtern: Markus Satire Termin Monade Barett Havanna Oaſe Kalomel ſtreiche man je zwei neben⸗ einander ſtehende Buchſtaben, ſo daß neue Wörter, und zwar wiederum Hauptwörter, in Erſcheinung treten. Die erſten Buchſtaben dieſer Buchſtabenpaare ergeben dann, miteinander verbunden, einen Kalender⸗Zeitabſchnitt. Scherzfragen. 1. Welches Geſchöpf iſt am gefräßigſten? 2. Was für ein Muſiker iſt der Ochſe? 3. Welcher Stand iſt der beſte? Silbenrätſel. Aus den 36 Silben: ar— de— der— di do— gi- gre kai— ku ku— la— la— lan na nal ne net— neu nie— nun— o re reſt ri— rich— ſpe te— ti— ti- to ul 15 1s wa werk— zo f ſind zwölf Wörter mit folgender Bedeutung zu bilden: 1. Halbſeidenes Gewebe, 2. Apfelart, 3. Urſchrift, 4. Feines Gebäck, 5. Franz. Romanſchriftſteller, 6. Ungariſcher Wein⸗ ort, 7. Männlicher Vorname, 8. Königreich, 9. Bad in Schleſien, 10. Gerichtl. Sicherungsmittel, 11. Inſel vor der Elbmündung, 12. Päpſtlicher Geſandter. Richtig gebildet, ergeben die erſte Buchſtabenreihe von oben nach unten und die dritte von unten nach oben ein Zitat von Sirius. Kreuzrätſel. 1 2 3 1 1—2 ſitzt im Geſicht, 3—4 fällt oft ſehr dicht, 3—2 liebt nicht das Jagen, 1—4 wird eingeſchlagen; Und ſuchſt du noch 2—4, Am Schiff erſcheint es dir. gung Buchſtabeneinfügung. Durch Einfügen je eines weiteren Buchſtaben in die nachſtehenden 13 Wörter, einerlei an welcher Stelle, bilde man 13 neue Wörter, wogegen die eingeſetzten Buchſtaben, verbunden, einen beliebten bayeriſchen Volkstanz ergeben. Tube Rahe Lene Sender Aſpe Salier Polen Zuber Moor Pate Mater Lili Bake. Auflöſungen aus voriger Nummer: Kreuzworträtſel: Waagerecht: 1. Lot, 3. Boa, 5. Pinie, 6. Waiſe, 8. Sport, 10. Harem, 11. Autor, 13. Rom, 15. Liter, 18. Laken, 19. Rigel, 21. Stadt, 22. Spule, 23. Ehe, 24. Eta. Senkrecht: 1. Lippe, 2. Tiara, 3. Baſar, 4. Aſien, 5. Pas, 7. Elm, 9. Turin, 10. Homer, 12. tot, 14. Karte, 15. Lende, 16. Rippe, 17. Hella, 18. Los, 20. Lie. Verſteckrätſel: 1. ⸗Ahr, 2. Aller, 3. Ammer, 4. Anden, 5. Barmen. Silbenrätſel: 1. Warnow, 2. Imi, 3. Ewer, 4. Dolus, 5. Unſtrut, 6. Gotland, 7. Efeu, 8. Skalde, 9. Azur, 10. Eugen, 11. Talent, 12. Satte, 13. Organ.— Wie du geſaet, ſo wirſt du ernten. Ketten⸗Rätſel: Bier⸗Glas, Glas⸗Ur, Ur⸗Laub Laub⸗Wald, Wald⸗See, See-Macht, Macht⸗Wort, Wort⸗ Bruch, Bruch⸗Land, Land⸗Vogt, Vogt⸗Ei, Ei⸗Weiß, Weiß⸗ Bier. Buchſtabenrätſel: Motorboot. Merk⸗Rätſel: Der Rauhfroſt. Trilysin mit dem neuen Wirkstoff neh- men, das Haar wird gesund und schön! Flasche zu RM J. 82 und RM 3.04 — Trots Hausarbeit gepflegt aussehen. das kann ſede frau. Reiben Sie täglich vor und nach der Arbeit Gesicht und Hände mit Fukutol ein. Dann bleibt lhre Habt zart und schön, Eokotol 3 nicht fettend, Tuben 20 45 und 82 Pfg. Fokotol g fetthaltig, Dosen zu 25 ond 50 Pfg, Achtung! Eine wichtige Botſchaft für Ihre gequälten Füße Arme gequälte Füße! Sie ſind vor Aberanſtrengung entzündet und geſchwol⸗ len, ſie ſchwitzen übermä⸗ ßig ſie brennen und ſtechen, Hornhaut und Schwielen 5 5 einigen ſie, bis ſie über⸗ 1 müdet ihren Dienſt verſa⸗ en. 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Da vorn iſt eine Dame ohnmächtig geworden.“ Sechs elegante Weltreiſende zücken ihre Reiſefläſch⸗ chen. Der andere nimmt aus jeder Flaſche einen kräftigen Schluck und meint:„Danke ſchön. Mir wird nämlich im⸗ mer ganz blöd, wenn ich ohnmächtige Damen ſehe.“ * Mare geht in ein Gaſthaus. Nach einiger Zeit will er das Lokal auf einige Zeit verlaſſen. Er hinterläßt bei ſeinem Mantel folgenden Zettel:„Komme gleich zurück. Schmeling.“ Als Maxe zurückkommt, hing an Stelle ſeines Man⸗ tels ein Zettel:„Verfolgung zwecklos. Nurmi.“ 1 Er kam zum Vater ſeiner Angebeteten. „Mein Herr“, räuſperte er ſich,„ſeit elf Jahren mache ich Ihrem Fräulein Tochter den Hof.“ „Na, und was wollen Sie nun?“ „Ich möchte ſie heiraten.“. „Ach ſo, ich dachte, Sie wollten ſich eine Penſion zah⸗ len laſſen.“ * „Hier die Leute zu beläſtigen—— Keile verdient ihr Bengels.“ 5 „Ach wat, Vater hat uns geſagt, wir ſollen hier ufß de Straße ſpielen.“ „So, dann verdient euer Vater auch Keile.“ „Gut— kommen Se mit rauf!“ Erſtaunliche Reſultate bei ſchwerer Erkaͤltung. „Schon nach 1 Stunde weſentliche Beſſerung.“ „Eine ſchwere Erkältung zwang mich in das Bett,“ ſchreibt Herr Poligei⸗Hauptwachtmeiſter J. Braun, Baaderſtraße 90, am 25. Märs 1986.„Obwohl ich das Bett ſofort aufſuchte, verſchlimmerte ſich mein Zuſtand immer mehr. Ich hatte ſtarkes Stechen und konnte r 282175 mich kaum mehr aufrichten und bewegen. Durch einen Bekannten wurde mir Togal empfohlen. Schon nach 1 Stunde, nachdem ich 8 Tabletten genommen hatte, merkte ich eine weſentliche Beſſerung. Die Schmerzen und das Stechen ließen merklich nach. Nach⸗ dem ich im Laufe des folgenden Tages noch 382 Tabletten genommen hatte, war ich wieder hergeſtellt und konnte meiner Arbeit nachgehen. Ich kann Togal in dankbarer Freude, daß es mir ſo überaus gute Dienſte geleiſtet hat, jederzeit als gutes u. raſch wir⸗ Pollzel-Flaupiwachimeister kendes Mittel gegen Erkältung empfehlen.“ J Braun, Nünchen Togal bekämpft bei Erkältungskrankheiten, Influenza und Grippe die Krankheitserreger und beſeitigt damit dieſe Uebel in der Wurzel. Es wirkt entzündungshemmend und tempera⸗ turherabſetzend und iſt ohne ſchädliche Nebenerſcheinungen. Auch Un⸗ zähligen, die von Rheuma, Gicht, Ischias, Hexenſchuß, ſowie Nerven⸗ und Kopfſchmerzen geplagt wurden, brachte Togal raſche Hilfe. Es befreit von den quälenden Schmerzen und wirkt günſtig auf die Aus⸗ ſcheidung von Krankheitsſtoffen und Stoffwechſelgiften. 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