Nr. 62 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Dienstag, 15. März 1938 Vom Badiſchen Armeemuſeum (J) Karlsruhe, 12. März. In dem vom Gauleiter und Reichsſtatthalter Robert Wagner im Jahre 1933 gegründeten Badiſchen Armeemuſeum, die„Wehr am Oberrhein“, wird am Heldengedenktag vor⸗ mittags 10 Uhr ohne jede Feier die den Weltkrieg umſchlie⸗ ßende Abteilung eröffnet werden. Die erſte Abteilung unſeres Badiſchen Armee⸗ muſeums umſchließt die Geſchichte der deutſchen Wehr am Oberrhein von 1770 bis 1913, die zweite Abtei⸗ lung, die Ehrenhalle, dürfte bis zum Herbſt dieſes Jahres fertiggeſtellt ſein, und die dritte Abteilung, die eine Schau des Weltkriegs gibt, kann nunmehr der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Es war für die mit dem Aufbau dieſes Muſeumsteils betrauten Perſönlich⸗ keiten, Oberſt Blankenhorn und Direktor Dr. Martin, eine äußerſt ſchwer lösbare Aufgabe, vier Jahre Krieg in einem zudem noch beſchränkten Raum darzuſtellen. Aus allem Er⸗ reichbarem wurde nur das Beſte und für die Sammlung Praktiſche ausgeſucht. Der alte Soldat betritt eine Erinne⸗ rungsſtätte, die Jugend eine Lehrſtätte, denn mehr als im Wort wird hier in Erinnerungsſtücken und Bildern, die mit einer knappen und eindringlichen Beſchriftung verſehen ſind, ihr dargetan, welch unerſchütterlicher Glaube jene Männer erfüllte, die an allen Fronten für Deutſchland kämpften. Der Mittelpunkt der Weltkriegs⸗Schau im Badiſchen Ar⸗ meemuſeum iſt zur Gedenkſtätke für den deutſchen Soldaten geſtaltet. Auf einem weißen Sockel liegt der zerſchoſſene Stahlhelm eines der Gefallenen, deſſen Name zwar bekannt iſt, der aber ungenannl bleiben ſoll, denn er war ja Kamerad unter Kameraden, unter all denen, von denen die Inſchrift dieſes Sockels zeugt:„Eine Million, achthundert⸗ dreiunddreißigtauſendvierhundertdreiunddreißig ſeiner Söhne opferte Deutſchland auf dem Feld der Ehre für ſeines Volkes Schutz“. Die Rückſeite dieſes durch Lorbeerbäume aus der Schau beſonders hervorgehobenen Poſtaments iſt beſchriftet mit den Opferbereitſchaft bis zum Letzten bekundenden Sät⸗ zen aus dem Brief eines Unteroffiziers, der ſpäter gefallen iſt. Dieſem Gedenkmal gegenüber wurde ein Maſchinen⸗ gewehr aufgeſtellt, das bei den Lorettokämpfen im Mai 1915 durch einen Volltreffer kampfunfähig wurde und bei dem die fünf Mann der Bedienungsmannſchaft gefallen ſind. Ihr Einſatz wird dadurch geehrt, daß man bei dem Maſchinen⸗ gewehr ihre Bilder aufgelegt hat, denn ſie haben den Durch⸗ bruchsverſuch der Franzoſen an jenem Maitag aufgehalten. Es iſt natürlich nicht möglich, im einzelnen nun all das zu ſchildern, was der Beſucher der Weltkriegsabteilung bei ſeinem Gang erſchaut. Wir können nur einiges herausgrei⸗ fen und erwähnen zunächſt eine rneſige Karte, die durch ihre Anſchaulichkeit zeigt, welche Macht von Feinden Deutſch⸗ land im Weltkeieg gegenüberſtand. Es folgk dann in Kar⸗ ten, Bildern und Worten eine Darſtellung des Aufmarſches des deutſchen Vormarſches von Tannenberg und der Maſurenſchlacht. Ein beſonders bedeutſames Exinnerungs⸗ ſtück iſt die letzte Reichskriegsflagge, die kurz vor Kriegsende noch auf der Feſte Diedenhofen wehte und die im Jahre 1934 dem Führer geſchenkt worden iſt. Von ihm wurde ſie dem Badiſchen Armesmuſeum zum Geſchenk gemacht. Unter der Flagge ſind die Bilder der maßgebenden Staats⸗ oberhäupter und an der Wand gegenüber die Bilder der Heer⸗ führer von Freund und Feind aus dem Weltkrieg zu ſehen. Die nächſten Abteilungen könnten„Auf dem Weg zum Krieg“ überſchrieben werden. Wir finden die von Kaiſer Wilhelm II. unterzeichnete Mobilmachungs⸗ erklärung und dabei ein hübſches Bild, wie in unſerem badiſchen Städlchen Endingen durch einen Trompeter und den Ortsdiener die Mobilmachung verkündet wird. Es folgen die Weſtfrontereigniſſe, zunächſt die Kämpfe im Elſaß und in Lothringen und dann fortlaufend die Dar⸗ ſtellungen aller großen Kampfſtätten. Mit beſonderem In⸗ lereſſe wird der Beſucher dabei die zahlreichen Bilder über das „Wilhelm⸗Geſchütz“ betrachten, mit dem von der Weſt⸗ front aus Paris beſchoſſen worden iſt. um dem Beſucher einen Begriff von dem 34 Meter langen Geſchützrohr zu geben, iſt durch den Ausſtellungsraum ein ebenſo langer inoleumſtreiſen gelegt. Nicht ohne Grauen wird man die Bilder vom Gaskrieg beſehen, die die zwingende Not⸗ wendigkeit des Luftſchutzes dartun. Selbſtverſtändlich iſt dieſe Weltkriegsſchau unter beſonderer Berückſichtigung der badi⸗ ſchen Truppen zuſammengeſtellt, deshalb fehlt auch nicht das Bild des jüngſten badiſchen Kriegsfreiwilligen, des 14⸗ jährigen Paul Mauk aus Waldkirch, der bei Loretto ſein Leben fürs Vaterland ließ. Sag ſa aum Leben Roman von Bert Oehlmann. 42 5 Wer die Blumen gebracht habe, fragte ſie das Mäd⸗ n. 4 Berta konnte auch nur eine ungenaue Beſchreibung geben.„Ein junger Mann, wahrſcheinlich ein Gärtner. Er ſagte, er ſolle das nur abgeben. Ich kann nicht einmal ſagen, wie er ausſah, denn es dunkelte ſchon, als er kam“ Ob Doktor Knauer—? 8558 Nein, er hätte gewiß ſeinen Namen genannt. Aber wer konnte ſonſt auf den Gedanken gekommen ſein?„In gren⸗ zenloſer Bewunderung“— drollig. Was gab es an ihnen groß zu bewundern?. Hanni ſteckte den Kopf tief in die duftende Pracht, ver⸗ anlaßte dann, daß die Roſen in zwei Vaſen verteilt wur⸗ den und ſtellte ſie im Eßzimmer auf. Sie war in einer ſeltſam⸗weichen Stimmung. Ob das die Bilder der Hoch⸗ zeit waren, die ſie ſo bewegten? Lore kam ſtrahlend heim. 5 „Beide Vorſtellungen ausverkauft!“ rief ſie.„And die erſte Abrechnung des Erfriſchungsbüfetts hat e ſiebzig Mark Ueberſchuß gebracht. Die neu angelegte Gar⸗ derobe fünfunddreißig Was ſagſt du nun?“ „Ich gratuliere,“ lächelte Hanni.„Aber ſiehſt du gar nichts?“ 3 5 Lore ſah die beiden gefüllten Vaſen.„Von Knauer, nicht wahr?“ 8 5 „Nein!“ Hanni gab ihr die Karte.„Errätſt du's? „Du,“ rief Lore,„die Roſen hat der Sanitätsrat, ge⸗ ſchickt! Wegen der zweitauſend Mark für Marianne!“ „Glaubſt du wirklich? Dann müßten wir ihm böſe ſein, daß er ſich eine ſolche Ausgabe gemacht hat! Der Zufall wollte es, daß er am nächſten Morgen vor⸗ beikam, als Hanni juſt ein Beet im Vorgarten in Ord⸗ nung brachte. Die Andeutungen, die ſie machte, verſtand er nicht, Und als ſie ihm auf den Kopf zufagte, was ſie dachte, che Von beſonderem Wert ſind die Erinnerungsſtücke an Generaloberſt von Seeckt, an General von Gallwitz und an General von Lauter. Nur das Berliner Zeughaus darf ſich rühmen, noch neben dem Badiſchen Armeemuſeum Erin⸗ nerungsſtücke an von Seeckt zu beſitzen, der ſelbſt der Einrich⸗ tung unſeres Armeemuſeums das größte Intereſſe entgegen⸗ brachte. Von General von Gallwitz, der als Oberſt des Artillerie⸗Regiments 75 den badiſchen Soldaten beſonders naheſtand und 1934 der Einweihung unſeres Armeemuſeums anwohnte, ſind als beſonders ſeltene Erinnerungsſtücke zu ſehen der ihm verliehene Schwarze⸗Adler⸗Orden und der einfache Federhalter, mit dem er ſeine Kriegserinnerungen niedergeſchrieben hat. Die weiteren Ableilungen veranſchaulichen die im Welt⸗ krieg eingeſetzte neue Waffe: Tank und Flieger, es folgt die Darſtellung des Sanitätsweſens, ferner der Einſatz der Nachrichtentruppe und der Pioniere, in Bear⸗ beitung ſind noch die Oſt⸗ und Südfronten, der Kolonial⸗ krieg, der Aufbau der deutſchen Flotte, die Propaganda im Krieg, der Geiſtliche und die Poſt im Krieg und das Kriegs⸗ gedicht. Nicht unerwähnt darf bleiben, daß des Landwirts Seitz in Bofsheim bei Adelsheim, deſſen acht Söhne im Weltkrieg ſtanden, durch eine Tafel beſonders gedacht iſt.— In einem kleineren Nebenraum ſind die Merkmale des Krieges in Bildern zuſammengeſtellt und die hauptſächlichſten Kriegsorden aufgelegt. Was das Ehrenmal Unter den Linden für ganz Deulſch⸗ land bedeutet, das wird künftighin im engeren Rahmen un⸗ ſeres Gaues die in Entſtehung begriffene Ehrenhalle ſein. Sie wird untergebracht in der für ihren Zweck neu aus⸗ geſtalteten Reithalle der Marſtallgebäude. In der Ehren⸗ halle werden fämtliche Fahnen des 14. Badiſchen Ar⸗ meekorps und die Fahnen der frühren badiſchen Regimenter zur Aufſtellung kommen, ferner wird eine Liſte der Toten der Regimenter aufbewahrt werden. Damit wird das letzte für das Badiſche Armeemuſeum geſteckte Ziel, die Verbindung zwiſchen Muſeum und Denkmal erreicht werden. Die Ehren⸗ halle wird das deutſche Mal ſein, das den Truppen am Oberrhein errichtet wird vom Volk für das Volk. In einer beſonderen großen Feier wird die Ehrenhalle noch im Laufe dieſes Jahres eingeweiht werden. Die hinter dieſer Ehrenhalle befindliche mit Bäumen beſtandene Grünfläche wird zu einem Ehrenhain ausgeſtaltet werden und unter Hinzuziehung der ſie im Halbkreis erſchließenden früheren Wagenremiſen werden hier die uns verbliebenen Geſchütze und Fahwenge aus früheren Feldzügen zur Aufſtellung kommen. Die Max auer Rheinbrücke Uebergabe durch Dr. Dorpmüller am 3. April Reichsverkehrsminiſter und Generaldirektor der Deut⸗ ſchen ch bahn Dr. Dorpmüller wird am 3. April nachmittags die feſte Rheinbrücke bei Karlsruhe⸗Maxau dem Verkehr feierlich übergeben. Zum gleichen Zeitpunkt werden die alten Bahnhöfe Knielingen und Maxau geſchloſſen und die Schiffbrücke abgefahren. Der Straßenverkehr über die neue Brücke wurde bereits am 17. Januar aufgenommen. Mit der Eröffnung der zunächſt eingleiſig betriebenen Eiſen⸗ bahnlinie über die Rheinbrücke bei Maxau treten bei den an dieſer Strecke gelegenen Reichsbahndienſtſtellen folgende Aenderungen ein: Der Haltepunkt Karlsruhe⸗Zeppelinſtraße erhält die Bezeichnung Bahnhof Karlsruhe-Weſt. Die Bahn⸗ höfe Karlsruhe⸗Mühlburg Maxau und Maximiliansau wer⸗ den in Haltepunkte umgewandelt; Maxau erhält die Bezeich⸗ nung Karlsruhe-Maxau Der neue Bahnhof Knielingen er⸗ hält die Bezeichnung Karlsruhe⸗Knielingen. Der D D A C wird bei den Uebergabefeierlichkeiten am 3. April außerordentlich ſtark vertreten ſein. Im Einverneh⸗ men mit der Stadt Karlsruhe hat der Gau 14 eine Aus⸗ ſchreibung für eine Kameradſchaftsfahrt heraus⸗ gebracht. die in dieſen Tagen ſchon an über 100 Ortsgruppen der Gaue 13, 14 und 22 verſchickt worden iſt. Die Autofahrer wollen durch dieſe Veranſtaltung der Reichs und Landes⸗ regierung ihren Dank für die Erbauung der beiden Brücken bei Maxau und Speyer, hervorragende Denkmäler national⸗ ſozialiſtiſchen Aufbauwillens, aue pen Die Ausſchrei⸗ bung iſt dank der tätigen Mithilfe der Stadt Karlsruhe und des Städtiſchen brenne glänzend ausgeſtattet worden, ſodaß alle Teilnehmer noch lange Zeit an dieſe Ver⸗ anſtaltung zurückdenken werden. In den Abendſtunden wer⸗ den die Ortsgruppen, die zum Teil eine Anfahrt von über 200 Kilometer haben, die Heimfahrt wieder antreten. Mit der örtlichen Organiſation wurde die DDdAC⸗Ortsgruppe Karlsruhe beauftragt. beſtritt er die Sendung ganz entſchieden. Wenn der Sä⸗ nitätsrat nicht in Frage kam, wer dann aber ſonſt? Herr Ryde etwa? Ach, lächerlich. Vielleicht war es doch Doktor Knauer geweſen. Er kam am Nachmittag. Zum Kaffee. Mit einem gro⸗ ßen Roſenſtrauß. Lore war mit Marianne fortgegangen. Zur Jugendvorſtellung. Nur Berta war im Hauſe, ſonſt niemand. „Sie ſind ein großer Verſchwender,“ rügte Hanni, als er ihr die Blumen überreichte.„Geſtern Roſen, heute Ro⸗ ſen— Sie geben ja alles Geld für Blumen aus!“ Er zeigte Verblüffung. Geſtern Roſen? Nein, er habe keine geſandt.„Wer weiß, wer ſie Ihnen geſchickt hat,“ fügte er in einer Aufwallung von Eiferſucht hinzu.„Alle möglichen Menſchen finden ja vor Ihren Augen Beach⸗ tung, nur ein ſimpler Rechtsanwalt nicht.“ „Aber, Herr Doktor!“ Sie mußte lachen ob ſeines Zornes. „Iſt es nicht ſo?“ Er geriet in Eifer.„Sie mißtrauen mir. Glauben Sie, ich fühle ſo etwas nicht? Dabei meine ich es ſo gut mit Ihnen. Sie ahnen ja gar nicht, wie gut!“ Ganz dicht war er vor ſie hingetreten.„Fräulein Hanni!“ flüſterte er.„Bin ich denn wirklich ſo ein ſchrecklicher Menſch? Erraten Sie denn gar nicht, wie es in mir aus⸗ ſieht?“ Und dann, als ſie erglühend vor ihm zurückwich, fiel der letzte Reſt von Hemmung von ihm.„Hanni,“ preßte er leidenſchaftlich hervor,„ich liebe Sie! Ich muß es Ihnen ſagen. Nein, gehen Sie nicht fort, bitte, bitte, hören Sie mich an— ich denke Tag und Nacht an Sie— 50 finde nirgends mehr Ruhe— werden Sie meine Frau, anni!“ Auf ihrem Antlitz wechſelten Bläſſe mit fliegender Röte ab. Gewiß, ſie wußte längſt, daß Knauer ſie liebte. Herr⸗ gott, ſie hätte ja keine Frau ſein müſſen, um ſo etwas nicht zu ſpüren. Aber nun, da er ſie beinahe mit ſeiner Erklä⸗ rung überfiel, bezwungen von einer Leidenſchaft, von deren Gewalt ſie doch nichts hatte ahnen können, nun er⸗ ſchrak ſie doch und war ratlos. Daß ſie ihn gern mochte, wußte ſie. Trotz aller Rätſel, die ihn umgaben. Trotz aller Heimlichkeiten, hinter denen er ſich verſchanzte. Aber Liebe? Was war eigentlich Liebe? Sie atmete ſchwer. 5 f Werke junger Künſtler Kunſtausſtellung in Freiburg eröffnet. Freiburg i. Br. In den Räumen des Kunſtvereins wurde die Kunſtausſtellung des„Hilfswerkes für deutſche bildende Kunſt“ in der NSW eröffnet. Dieſe Reichsausſtel⸗ lung iſt bis jetzt in zwölf deutſchen Städten gezeigt worden und hat in ihrer Geburtsſtunde im Folkwang⸗Muſeum die bestell Erfolge gehabt, ſo daß ſtets ein hoher Teil der aus⸗ geſtellten Werke— zuweilen bis zu 80 Prozent— verkauft werden konnte. In dieſem Jahr wird die Reichsausſtel⸗ lung in weiteren 20 Städten die Werke junger Künſtler zur Schau ſtellen. Sinn und Zweck dieſer Veranſtaltung iſt es in erſter Linie, bisher unbekannten bildenden Künſtlern die Möglichkeit zu ſchaffen, mit ihren Werken an das Volk heranzutreten. Die Ausſtellung in Freiburg umfaßt etwa 100 Werke— Gemälde und Plaſtiken—, wobei auch meh⸗ rere einheimiſche Künſtler vertreten ſind. Eine zweite Aus⸗ ſtellung für den Gau Baden findet im September in Mannheim ſtatt. Bei der feſtlichen Eröffnung wies Kreisleiter Dr. Fritſch kurz auf die geſchichtliche Bedeutung der politiſchen Ereig⸗ niſſe hin und gab dann ſeiner Freude darüber Ausdruck, daß mit dieſer Reichsausſtellung, rein örtlich geſehen, die Zuſammenarbeit zwiſchen der Partei und dem Kunſtverein eine weitere Vertiefung erfahren werde. Prof. Schweit⸗ zer würdigte den Sinn und Zweck der Ausſtellung. Er be⸗ konte, daß der Akzent auf dem Wort Kunſt und nicht auf dem Wort Hilfe liege. Das Niveau dieſer Ausſtellung werde weiterhin erhöht werden, denn ſie ſoll nur eine Plattform für ſolche junge Künſtler ſein, die durch ihr Ta⸗ lent wirklich berufen ſind, vor das Volk zu treten. Gerade hier im Alemannenlande, das ſtets für künſtleriſches Schaf⸗ fen beſonders aufgeſchloſſen geweſen ſei, wende er ſich mit einem neuen Aufruf an die junge Künſtlerſchaft, auch ihrerſeits die Beſtrebungen des„Hilfswerkes für deutſche bildende Kunſt“ zu unterſtützen. Auch Miniſterpräſtioent Köhler hob die entſcheidende Bedeutung hervor, die ſich das„Hilfswerk für deutſche bil⸗ dende Kunſt“ mit der Aufgabe geſtellt hat, das geſamte Schaffen künſtleriſcher Menſchen dem ganzen Volke nahezu⸗ bringen. Es ſei ſehr zu begrüßen, daß gerade den bilden⸗ den Künſtlern, die aus der Eigenart ihres Schaffens heraus viel ſchwieriger den Weg in die Oeffentlichkeit finden, als beiſpielsweiſe Dramatiker und Muſiker, nun durch das „Hilfswerk“ neue Wege geebnet würden, denn die Kunſt brauche nun einmal Brot. Der Charakter dieſer Ausſtel⸗ lung ſei deswegen kein platoniſcher und er richte darum an alle, die dazu in der Lage ſind, die her liche Bitte, den jungen aufſtrebenden Künſtſern zu helfen. Waldlaufmeiſterſchaſten SA⸗Gruppe Kurpfalz NSG. Bei herrlichem Sonnenſchein fanden in Neu⸗ ſta det an der Weinſtraße die Waldlaufmeiſterſchaften der SA⸗Gruppe Kurpfalz ſtatt, bei denen faſt 700 SA⸗Männer in drei Klaſſen an den Start gingen. In Klaſſe A(5000 m— Männer bis zu 30 Jahren) wurde die Standarte Pirmaſens Sieger und errang damit den Wanderpreis des Gauleiters Bürckel. Die Plätze zwei bis fünf belegten die Standarten 12 Neuſtadt, 27 Alzey, 30 Saarlautern und 171 Mannheim. Den Wanderpreis der Klaſſe B(4000 m— 30 bis 40⸗Jäh⸗ rige) gewann die Standarte 18 Landau. Die nächſten Plätze belegten die Standarten 22 Zweibrücken, 30 Saarlautern, 174 Neunkirchen und 70 Saar⸗ brücke n. Auch in der Klaſſe C(3000 m— über 40⸗Jäh⸗ rige) gewann die Standarte 18 den Wanderpreis, gefolgt von den Standarten 27 Alzey, 30 Saarlautern 12 Neuſtadt und 22 Zweibrücken. Beſter Einzelläufer war in der Klaſſe A Sturm⸗ mann Feß von der Standarte 70 Saarbrücken, der die 5000 Meter lange gebirgige Strecke in 19:03 Minuten zurück⸗ legte. In der Klaſſe B holte der 30jährige Truppführer Schuh von der Standarte 30 Saarlautern die Zeit von 16731 Minuten über 4000 Meter heraus In der Klaſſe C gewann der 42jährige Scharführer Uhl von der Standarte 70 Saar⸗ brücken die 3000 Meter in 15:21 Minuten Gruppenführer Fuſt dankte den Männern bei der Sie⸗ gerverkündung für die bei dem ſchwierigen Gelände erziel⸗ ten Leiſtungen Er erwarte, ſo ſchloß er ſeine Anſprache, daß die Sieger im nächſten Jahr die errungenen Preiſe zäh verteidigen und die Unterlegenen alles daranſebon mür⸗ den, ſie zu erringen. „Herr Doktor,“ murmelte ſie,„Sie wiſſen ja nicht, was Sie ſagen. Ich Ihre Frau— ich bitte Sie!“ „Hanni, weiſen Sie mich nicht zurück, auf Händen will ich Sie tragen, jeden Wunſch will ich Ihnen von den Augen ableſen.“ Note Schleier wogten vor ihren Augen. Seine Summe klang wie ſüße Muſik. Sie ſpürte ſeinen Atem, fühlte ſeine Nähe. Und ihr Herz ſchlug raſcher. Immer raſcher. Sie wollte ſprechen und vermochte doch nicht, auch nur einen einzigen Laut hervorzubringen. Aber ein heißes, nie zuvor gekanntes Gefühl begann ſie zu durchſtrömen, ein Gefühl, das ſie gänzlich zu verwirren drohte. Nur mit äußerſter Energieaufwallung rettete ſie ſich in die Gegenwart zurück. „Bitte,“ flüſterte ſie,„ſprechen Sie nicht weiter— heute nicht, laſſen Sie mir Zeit.“ „Hanni!“ Wie ein Jubelſchrei klang es.„Sie weiſen mich alſo nicht zurück? Ich danke Ihnen— ich danke Ihnen!“ Später wußte Hanni nicht, ob ſie die Szene erlebt oder nur geträumt hatte. Aber ſie hatte nicht geträumt, denn dort ſtanden ſeine Blumen. Rote Roſen. Wieder, immer wieder vernahm ſie ſeine heißen Worte, ſpürte alle die Zärtlichkeiten, die in ihnen gelegen und er⸗ ſchauerte. Als der Abend kam, ſaß ſie noch immer auf der Couch, den Kopf in beide Hände geſtützt, die Augen feſt geſchloſſen. Aber in ihr war ein ſeltſames Jubilieren, das nicht verſtummen wollte i Zum erſtenmal geſchah es, daß ſie einen Zettel ſchrieb: „Ich bin ſchrecklich müde und habe mich ſchon ſchlafen ge⸗ legt. Gute Nacht!“ Sie ging wirklich zu Bett, ehe Lore kam. Um keinen Preis der Welt hätte ſie der Schweſter heute in die Augen ſehen und— ſchweigen können über das, was ſich ereignet hatte. Als Lore heimkehrte, lag ſie noch wach, aber ſie tat 5 als ob ſie feſt ſchliefe. Und Lore, die den Zettel vorge⸗ unden, kleidete ſich ganz, ganz leiſe aus, um ſie nicht auf⸗ zuwecken— und hätte doch ſo gern erzählt, was Bering für ein famoſer, netter lieber Menſch war. Denn der Architekt war wieder im Kino geweſen. Von der Siebenuhr⸗Vor⸗ ſtellung an bis zum Schluß 8 Der Heiratsſchwindel iſt ein beſonders fluchwürdiges Verbrechen, da mit den guten Gefühlen Verliebter ſchänd⸗ lich Schindluder getrieben wird. Irgendwann kommen ſie zu Fall, dieſe Gauner, die den Heiratsſchwindel betreiben. Irgendwie werden ſie der fühnenden Gerechtigkeit überlie⸗ ferl. Das letzte Kapitel findet immer im Gerichtsſaal ſtatt. Man muß ſich wundern, wie leicht es dieſen Verbrechern (3. Fortſetzung) Er ſprach unaufhörlich von dem großen Geſchäft. Sie mußte ſich die Zeichnungen und Pläne anſehen, die er aus ſeiner Mappe hervorzog, und fand alles hochintereſſant, obſchon ſie keinen Strich davon verſtand. Ihr ſchien nichts natürlicher, als daß ihr Doktor ein ganz großer Mann war. „Wenn das Ding bloß erſt gebaut wäre“, ſeufzte Schu⸗ bitz.„Ich weiß gar nicht, wie ich das machen ſoll.“ „Iſt irgend etwas nicht in Ordnung?“ fragt ſie ängſt⸗ lich,„es wäre doch bitter ſchade, wenn das ſchöne Geſchäft in die Brüche gehen würde.“ „Aber nicht doch!“, antwortete er unwirſch.„Das iſt alles in Ordnung. Ich habe etwas Aehnliches ſchon ein⸗ mal beim Bau des Staudammes in Kairo gemacht und auch meine Verbeſſerungen, die ich bei dem großen Hydrie⸗ rungswerk in Oslo verſucht habe, klappten tadellos. Nein, nein, es handelt ſich lediglich um die paar tauſend Mark, die der Bau koſtet.“ „Das bezahlt doch die Fabrik!“ rief ſie erſtaunt.„Wenn ſie deinen Motor kaufen, müſſen ſie ihn doch auch bauen.“ Er ſah ſie mit nachſichtigem Lächeln an.„Du kennſt die Fabriken ſchlecht“, ſagte er achſelzuckend.„Von denen iſt kein Pfennig herauszuholen, ehe ſie den Motor nicht laufen ſehen! Auf die Pläne allein zahlt kein Menſch etwas.“ „Wieviel koſtet denn der Bau?“ fragte ſie vorſichtig. „Mir fehlen noch zehntauſend Mark. Gewiß kein Be⸗ fag, wenn du bedenkſt, daß damit Millionen zu verdienen ſind.“ Die Verlobungen Aber Frau Brinckmann fand den Betrag wohl doch recht hoch, denn ſie ſchwieg. Er wurde dringlicher und ſchließlich fragte er geradezu, ob ſie ſich an ſeiner Erfin⸗ dung beteiligen wolle. „Ich verſtehe nichts von techniſchen Dingen“, ſagte ſie kopfſchüttelnd,„nein, das möchte ich lieber nicht machen.“ „Schade“, ſagte er und zog die Augenbrauen hoch, „dann muß ich jemand anders bitten, mir aus der Klemme zu helfen.“ „Das iſt wohl auch das beſte“, antwortete ſie kühl. „Du haſt gewiß wohlhabende Freunde“. In Frau Brinkmann hatte er eine Bekanntſchaft ge⸗ funden, die noch etwas mißtrauiſch war. Es ſchien nicht ſo leicht, mit ihr fertig zu werden. Immerhin gab Dr. Schubitz das Rennen nicht ſo leicht auf. Wo er eine Frau packen konnte, wußte er aus alter Erfahrung. „Ach, an die habe ich gar nicht gedacht,“ ſagte er harm⸗ los.„Nein, ich bin überzeugt, Frau Poppritz wird ſich gern für mich intereſſieren. Sie hat es mir geſtern am Telephon deutlich genug geſagt!“ Dieſe ſo leicht hingeworfene Bemerkung blieb nicht ohne Wirkung. Einmal drohte hier, ein Geſchäft in die Brüche zu gehen, aber weſentlich war wohl, daß mit dem Geſchäft auch der nette Dr. Schubitz von der Bildfläche verſchwinden würde. Das durfte auf keinen Fall geduldet werden. Frau Brinkmann wurde blaß, als ſie ſich eine Stunde ſpäter trennten, war das Geſchäft„in Ordnung“. Am nächſten Vormittag gingen ſie gemeinſam zur Bank und hoben das Geld ab. Dann aber beſtand ſie darauf, daß Verlobungskarten verſandt würden. „Aber gern“, erklärte Dr. Schubitz bereitwillig.„Aber ich verſchicke ſie ſo, daß ſie Sonntags ankommen, das iſt nämlich mein Glückstag.“ Obſchon es Frau Brinckmann ſchwerfiel, noch zwei Tage zu warten, gab ſie nach. Ein kleines Geſchäft mit Frau Poppritz ließ es Herrn Dr. Schubitz wünſchenswert erſcheinen, die Verlobung noch zwei Tage geheimzuhalten. Am nächſten Tage erhielt er nämlich von Frau Poppritz dreitauſend Mark als Betei⸗ ligung an ſeiner Erfindung und verbrachte einen heiteren Abend mit ihr, der ebenfalls mit einer Verlobung endete. Noch mit dem Nachtzug fuhr er nach Hamburg und dachte behaglich an eine unabwendbare Unterhaltung, die eines Tages zwiſchen Frau Brinckmann und Frau Poppritz ſtatt⸗ finden würde. Als er drei Monate ſpäter auf der Anklagebank ſaß, konnte er kaum ein Lächeln unterdrücken, als die beiden aufgeregten Frauen auf der Zeugenbank erſchienen und ſich mit ihren Blicken durchbohrten. Aber das Lächeln ver⸗ ging ihm, als er zu einer hohen Strafe verurteilt wurde. 10 rauen aber wurden ermahnt, nicht ſo leichtgläubig zu ſein. Der Fremde mit der Schlangenfarm „Was iſt denn mit der Wagner los?“ fragte der An⸗ walt verwundert ſeinen Sozius, als ſich ſeine Bürovor⸗ ſteherin mit rotem Kopf entfernt hatte. Seit ſechs Jahren arbeitete er mit ihr, und noch nie war es vorgekommen, daß ſie in einem wichtigen Vertrag einen ganzen Tag aus⸗ gelaſſen hatte. „Es iſt Mai“, lachte der andere behaglich,„vielleicht iſt ſie auf ein ſpätes Glück geſtoßen“. Damit hatte er in ge⸗ wiſſem Sinne recht Fräulein Wagner war eine überſchlanke Dreißigerin mit geblichenem Geſicht und hervorſtehenden Zähnen. Sie hot leinen ſehr ſchönen Anblick und war ſehr ſtolz auf ihre Bildung, wodurch der Umgang mit ihr wenig angenehm war. Auf einen gewiſſen Abſtand zwiſchen ſich und den anderen Mädchen wollte ſie keineswegs verzichten. Aber die jungen Mädchen zuckten die Achſeln und lachten hinter ihrem Rücken. noch gemacht wird. Nicht immer müſſen ſie raffiniert vor⸗ gehen, oft genug helfen ihnen Eitelkeit und Leichtgläubig⸗ keit ihrer Opfer. Zweck unſerer Artikelſerie iſt es, die Me⸗ thoden dieſer Gauner aufzudecken. Wir brachten bereits einige beſonders aufſchlußreiche Fälle und ſetzen hier die Reihe mit einigen weiteren fort. 1 Ja, Hertha Wagner führte in ihrer beſcheidenen Woh⸗ nung ein ſehr einſames Leben, zumal auch, weil Männer, wie ſie oft betonte,„für ſie nicht in Frage kamen“. Manch⸗ mal deutete ſie an, daß ſie ein ſchweres Erlebnis mit ſich herumſchleppe, aber das hatte ſie offenſichtlich auch nur in Büchern geleſen. Als ſich ihr einmal ein älterer Mann zu nähern verſuchte, hatte ſie ihn mit ſo kaltem Hochmut ablaufen laſſen, daß er die Luſt verlor, ſich noch weiter um die ſtolze Bürovorſteherin zu bemühen. Der gebräunte Kavalier Aber jetzt, an einem wundervollen lauen Maiabend, hatte ſie in einem Gartenlokal einen Herrn mit gebräun⸗ tem Geſicht und funkelnden Augen kennengelernt, ſeine un⸗ gemein gewählte Ausdrucksweiſe gewann wie im Fluge ihr ganzes Herz. Er ſprach gedämpft und ſchwermütig, und ſein ſchmales Geſicht trug das Zeichen ſtiller Trauer. Sie erfuhr bald, daß er Akademiker war, ein Geſchäft in Angola hatte und aus irgendeinem Grunde von Afrika in ſeine deutſche Heimat zurückgekehrt war. Aber über die näheren Umſtände ſchwieg ſich Dr. Walther Fuhrmann Aus. Er begleitete ſie nach Haus, und als er ihr die Hand geküßt hatte, richtete er ſich plötzlich ganz gerade auf und ſah ſie mit ſeinen dunklen Augen an.„Das iſt der erſte ſchöne Abend, den ich in der Heimat verlebt habe“, ſagte er langſam.„Ich danke Ihnen dafür.“ Aber ſie trennten ſich noch lange nicht, ſondern gin⸗ gen die dunkle Straße auf und ab, und ein ſonderbar glückliches Gefühl ſchwellte Herthas Herz. Sie konnte nicht Istsschenbericlſt übe: 4 gerissene Gauner und törichte Frauen. ſich verabſchiedeten, verſicherte er ihr noch einmal mit einem feſten, feurigen Blick, daß er ihr die glücklichſten Stunden ſeines einſamen Lebens verdanke. Hertha Wacker war völlig verwirrt. Sie liebte den ſchlanken, gebräunten Mann, und ihr Geſicht wurde ordent⸗ lich hübſch, wenn ſie an ihn dachte. Wenn er doch nur geſund würde! Sie nahm ſich feſt vor, am Abend auf letzte Klarheit zu dringen. * „Sie müſſen mir alles ſagen, Walther“, bat ſie weich. „Ich— ich intereſſiere mich für ihr Schickſal. Tun Sie auch alles, was der Arzt von Ihnen verlangt? Befolgen Sie auch alle Vorſchriften?“ Er ſah ſie mit halbem Lächeln an. Dann ergriff er plötzlich ihre Hand und führte ſie an ſeine Lippen. „Ich will Ihnen jetzt die Wahrheit ſagen, Fräulein Hertha, denn ich fühle, daß Sie ein Recht darauf haben. Sie müſſen doch merken, wie ſehr ich Sie liebe. Hat es Sie gar nicht gewundert, daß ich niemals ein Wort dar⸗ über geſprochen habe?“ f Sie blickte ihn atemlos an und ließ ſeine Hand nicht os. Die teure Kur „Ich darf nicht von meiner Liebe ſprechen. Denn Sie kennen nicht die ganze Wahrheit. Ich kann die Kur, die mir der Profeſſor vorſchreibt, nicht beginnen. Sie koſtet erheblich mehr, als ich aufbringen kann. Verſtehen Sie nun, warum ich ſchweigen mußte, Fräulein Hertha?“ Fräulein Hertha verſtand es nur zu gut. Frauen, vor allem die gutherzigen, älteren Mädchen, haben ein Herz voller Mitleid für den Mann, in den ſie verliebt ſind. Um ihm zu helfen, können ſie mancherlei Opfer bringen. Vernünftige kalte Ueberlegung findet man in ſolchen Augenblicken bei ihnen ſelten. Das Schickſal des Dr Fuhr⸗ mann ging ihr ſo nahe. Sie verſtand alles und war zum Helfen bereit. D 2E Der Laie ſtellt ſich unter einem Heiratsſchwindler ei⸗ nen beſonders ſtattlichen und faſzinierenden Mann vor, der durch ſein Aeußeres und ſein Auftreten die Frauen⸗ herzen betört. Wer jedoch die Heiratsſchwindler vor Gericht ſieht, muß ſtaunen, welche unanſehnlichen und unperſönlichen Männchen oft⸗ mals dieſe Rolle zu ſpielen vermögen. Es iſt wohl eins der Geheimniſſe des Frauen herzens, daß dieſe Verbrecher trotzdem immer wieder Opfer finden, oft Frauen mit äuße ren Reizen und geiſtiger Be⸗ weglichkeit. Aber immer Frauen mit Geld, denn nur hier lohnt ein„Schlag“. Aufnahme: Ufa— M. einſchlafen, und als ſie am nächſten Tag ins Büro kam, ſah ſie friſcher aus als vordem und vertippte ſich immer wieder. Es ergab ſich ganz zwanglos, daß ſich die beiden häu⸗ figer trafen. Nach ein paar Tagen holte er ſie vom Büro ab, und ſie fuhren gemeinſam hinaus in das ſtille Garten⸗ lokal, wo ſie ſich kennengelernt hatten. Er ſprach oft von ſeinem einſamen, freudloſen Leben, ſeiner gefährlichen Ar⸗ beit, aber wenn ſie erwartete, daß er jetzt etwas Beſtimm⸗ tes ſagen würde, brach er plötzlich ab und ſchaute in die Ferne. Sie ſchwiegen beide, und als ſie ihn verſtohlen anſah, ſpürte ſie, daß ſein Geſicht etwas elend ausſah. „Sie ſind krank, Walther!“ rief ſie plötzlich, denn ſie nannten ſich bereits bei den Vornamen.„Bitte, bitte, ſagen Sie mir die Wahrheit, was mit Ihnen iſt.“ Er ſchaute vor ſich hin. Ein tiefer Atemzug hob ſeine Bruſt, und dann ſagte er endlich:„Jawohl, Hertha, ich bin krank. Es hängt mit meinem Beruf zuſammen.“ Ein bitteres Lächeln ſpielte um ſeine Lippen.„Ich habe näm⸗ lich eine Schlangenfarm.“ „Was haben Sie?“ rief ſie halb erſtaunt, halb entſetzt. „Eine Schlangenfarm. Ein ſchweres, gefährliches Ge⸗ ſchäft. Ich züchte Schlangen, Giftſchlangen natürlich, und verkaufe ihre Häute an Fabriken, die ſie zu Taſchen und Schuhen verarbeiten. Ein furchtbares Geſchäft, Fräulein Hertha“, ſetzte er bitter hinzu.„Man riskiert täglich ſein Leben, und es kann noch ein, zwei Jahre dauern, bis ſich 5 großen Kapitalien, die ich hineingeſteckt habe, ren⸗ ieren. „Sind Sie etwa von einer Schlange gebiſſen worden?“ fragte ſie ängſtlich. Der Biß der Kobra Er nickte langſam.„So iſt es. Eine Kobra hat mich an⸗ gefallen, und es iſt ein Wunder, daß ich mit dem Leben davongekommen bin. Seit dieſem Tag fühle ich mich elend. Es liegt mir ſchwer in den Gliedern, und manchmal fühle ich mich ganz wirr im Kopf. Aber der Profeſſor, den ich hier aufgeſucht habe, gibt mir Hoffnung. Nur iſt es eine lange, koſtſpielige Kur...“ Er brach jäh ab. Und alle ihre Verſuche, ihn zum Sprechen zu bringen, ſcheiterten an ſeinem Schweigen. Aber um ſo beredter war er, ihr für die Freundlichkeit zu danken, mit der ſie ſich eines kranken Mannes angenommen hatte, und als ſie VPVPVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVHVRTKATręAʒ!ü „Hier hätten Sie gleich mißtrauiſch werden müſſen“, ſagte ſpäter der Kriminalkommiſſar.„In Deutſchland hat jeder Kranke die Möglichkeit, ein Krankenhaus aufzuſuchen und ſich kurieren zu laſſen, ohne daß er ein Vermögen dazu aufwenden muß.“ Aber das wußte Hertha Wagner nicht oder hätte in ihrer Verliebtheit' wahrſcheinlich gar nicht daran gedacht. Sie warf ſich ihrem Walther vielmehr um den Hals und beſchwor ihn, alles zu tun, um wieder geſund zu werden— denn er ſei ihr teurer als ihr eigenes Leben. Solche Verſicherungen hielt ſie unter Liebesleuten für durchaus angemeſſen! „Wieviel fehlt dir denn?“ fragte ſie ſchüchtern, wäh⸗ rend der erſte Kuß noch auf ihren Lippen brannte. Aber von Geldſachen wollte er nicht reden, und es dauerte lange, bis er ihr endlich geſtehen mußte, daß die Kur, zwei⸗ bis dreitauſend Mark koſten würde. Ohne ſich Gedanken über die merkwürdige Dauer dieſer Behandlung zu machen, bat ſie ihn, den Betrag von ihr anzunehmen. Je mehr er ſich weigerte, je energiſcher er auch nur die Möglichkeit ab⸗ lehnte, ihre Erſparniſſe in Anſpruch zu nehmen, deſto dringlicher wurde ſie. Es ſei ja doch gleich, wer das Geld haben würde, ſie oder er. Und ſie freute ſich ſchon auf Afrika, fügte ſie unter Tränen lächelnd hinzu, auf die Schwarzen und die Schlangen. Am nächſten Abend brachte ſie ihm ein verſiegeltes Kuvert, in dem ſich ein Bündel Geldſcheine befand. Dann ſprachen ſie zärtlich von der Zukunft, und er war ſo gerührt, daß die Tränen ſein braunes Geſicht entlangliefen. „Du haſt mir nicht nur das Leben gerettet“, ſagte er dankbar,„ſondern du haſt es mich auch von einer neuen Seite kennen gelehrt. Wir werden ſehr, ſehr glücklich ſein.“ Aber auf dieſes Glück wartete ſie vergeblich. Denn am nächſten Tag holte ſie Dr. Fuhrmann nicht vom Büro ab, ja ſie ſah ihn vor der Gerichtsverhandlung, bei der er zu einer hohen Strafe verurteilt wurde, überhaupt nicht wie⸗ der, ſie ſah nur, daß auf der Zeugenbank außer ihr noch andere Leidensgenoſſinnen ſaßen. Der Angeklagte ſchaute ſie höhniſch an, und ſagte achſelzuckend:„Was ſollte ich machen! Die leichtgläubigen Gänſe drängten mir ihr Geld auf— und dazu bin ich zu fe Kavalier, um ſo freundlichen Damen einen Korb zu geben. 5 Aber das Schickſal ereilte dieſen Gauner, wie es ſie alle ereilt. (Fortſetzung folgt.) Die Volks⸗Gasmaske, ſoll ein jeder erwerben! n