Nr. 63 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 16. März 1938 VVVVVVVVVTVTTTTTT—T————wß—w—————j—j———j——— Der Weg ins Reich Wieder durften wir eine Stunde weltgeſchichtlichen Ge⸗ ſchehens miterleben als am Dienstag vormittag aus den Lautſprechern der frenetiſche Jubel zu uns tönte, mit dem die Bevölkerung Wiens Adolf Hitler begrüßte, Adolf Hitler, der nun auch ihr und der übrigen Bevölkerung des ſchönen deutſchen Landes Oeſterreich Führer und Kanzler iſt. Wie brauſte ſchon die Begeiſterung auf, als der Wagen des Führers ſich durch die Ringſtraße bewegte, was für ein Jubel war es, als Dr. Seyß-Inquart, der nunmehr Reichsſtatthalter iſt, den Führer willkommen hieß und ihm meldete, daß Oeſterreich jetzt ein Beſtandteil des Deutſchen Reiches ſei. Aber als dann der Führer ſelber von einer Terraſſe der Wiener Hofburg aus zu den Hundert⸗ tauſenden ſprach, da waren Freude und Jubel grenzenlos. Immer und immer wieder erklangen Heilrufe und prech⸗ chöre und Beifallsäußerungen.... Die Welt konnte auch am Dienstag wieder erkennen, daß durch die Tat des Füh⸗ rers ein Herzenswunſch unſerer deutſchen Brüder in Oeſterreich erfüllt wurde. Der Weg Heſterreichs ins Reich iſt nur ein Heimweg geweſen. Trotzdem war er nicht leicht. Weil Leute, obwohl es ſie nichts anging, Oeſterreich immer wieder darar hin⸗ derten, ihn zu gehen. Schon im November 1918 hat die öſterreichiſche Nationalverſammlung für das Grundge ſetz des neuen Staates einen Artikel beſchloſſen, der be⸗ ſtimmte, daß Deutſch⸗Oeſterreich ein Beſtandteil des Deut— ſchen Reiches ſei: Und die Nationalverſammlung des Rei⸗ ches ſchuf einen entſprechenden Artikel für die Reichsver⸗ faſſung. Aber ſchon nach ein paar Monaten meldeten ich— und zwar auf Betreiben Frankreichs— die Staaten, die ſich als die„Sieger“ des Weltkriegs fühlten. Merkwürdig: dieſe„Siegermächte“, die doch angeblich in erſter Linke für das Selbſtbeſtimmungsrecht der Völker gekämpft hat⸗ ten, nahmen nun dem deutſchen Volke dieſes Selbſtbeſtim⸗ mungsrecht, indem ſie den Anſchluß Oeſterreichs an das Reich kurzerhand verboten Im Verſailler Zwangsdiktat und in dem von St. Germain wurde feſtgelegt, daß Oeſter⸗ reich ein„unabhängiger“ Staat ſei, ein Zuſtand, der als „unabänderlich“ erklärt wurde,„es ſei denn, daß der Rat des Völkerbundes einer Abänderung zuſtimmt“. Außerdem aber wurde OHeſterreich gezwungen, ſeinen Namen „Deutſch⸗Oeſterreich“, den es bis dahin geführt hatte, in Oeſterreich umzuändern, und das Reich mußte den Ver⸗ faſſungs-Paragraphen über die Zugehörigkeit Oeſterreichs wieder aufheben. So ſah die Sorge für das Selbſtbe⸗ ſtimmungsrecht der Völker in der Praxis aus! Aber der Anſchlußgedanke war zu tief in den Herzen des Volkes verwurzelt, als daß er durch dieſe Diktate ein⸗ fach hätte totgeſchlagen werden können. Es kam in Heſter⸗ reich zu einer großen Bewegung, die eine Volksabſtimmung verlangte: man wollte abſtimmen über einen Antrag an den Völkerbund, den Anſchluß Oeſterreichs an das Reich zu 1 Im Jahre 1921 ſollte die Abſtimmung durchge- ührt werden, aber die Ententeſtaaten erreichten, daß ſie nicht ſtattfand. Trotzdem ſtimmte man im April 1921 in Tirol ab; Ergebnis: 145 300 Stimmen für den Anſchluß, dagegen nur 1800! In Salzburg waren es bei einer pri⸗ vaten Abſtimmung 103 000 Stimmen dafür und 600 dage⸗ fear Die Volksſtimmung war alſo abſolut eindeutig und lar erkennbar: ſie wollte die Rückkehr ins Deutſche Reich. Aber die„Sieger“ achteten auf dieſe Volksſtimmung agicht,. Als Oeſterreich dann im Jahre 1922 eine Anleihe brauchte, wurde ſie von Frankreich zwar gewährt, aber nur unter der Bedingung, daß ſich Oeſterreich erneut ver⸗ pflichtete, ſeine„Unabhängigkeit“ zu wahren. Eine ſchöne „Unabhängigkeit“ das, die um einer Anleihe willen auf das Selbſtbeſtimmungsrecht des Volkes verzichtete! Frank⸗ reichs politiſches Spiel„mit goldenen Kugeln“ feierte Triumphe. Aber der Anſchlußgedanke blieb trotz alledem wach. Die Stimme des Blutes ſprach und wirtſchaftliche Notwendig⸗ keiten drängten. Im Jahre 1931 wurde zwiſchen er Reichs⸗ regierung und der Bundesregierung in Wien eine Zoll⸗ union vereinbart; das Reich und Oeſterreich ſollten ein ein⸗ heitliches Zollgebiet werden. Auch dieſer Plan konnte nicht verwirklicht werden, weil die Weſtmächte widerſprachen und weil zu allem Ueberfluß auch der Internationale Ge⸗ richtshof im Haag ſich dagegen ausſprach. Es kann hier — ſchon aus Raumgründen— nicht darauf eingegangen werden, was für Projekte ſodann in Paris und anderswo ausgeheckt wurden, um die öſterreichiſchen Schwierigkeiten, die fa offen zu Tage lagen, aus der Welt zu ſchaffen, ohne den Anſchluß geſtatten zu müſſen. Aber keines dieſer Pro⸗ e Saß ſa æum Leben Noman von Bert Oehlmann. 43 Dann kam der Montag mit viel Neuigkeiten. Schmidt Ref an. Ob eine der Damen Zeit habe, ſofort in die Kon⸗ ditorei Türmer am Zoo zu kommen. Hanni ſchied aus Sie erwartete Schülerinnen und Dienſt war Dienſt. Aber Lore erklärte ſich bereit, auf der Stelle loszufahren. Schmidt ſaß ſchon bereit und wartete.. „Enthüllungen in Raten!“ ſcherzte er.„Ich weiß jetzt, wer der Mann iſt, der Ihnen die Schenkung machte! „Wer?“ ſchrie Lore. f. „Das ſage ich einſtweilen noch nicht.“ „Herr Schmidt, ich—“ „Langſam,“ ſagte er,„immer langſam. Den Namen erfahren Sie in dem Augenblick, in dem ich die letzte Karte dieſes merkwürdigen Spieles aufgedeckt habe. Heute nur ſoviel: Der Schmuck, den Sie für zweiunddreißigtauſend Mark veräußert haben, iſt nicht derſelbe wie der, der im Safe lag!“ „Aber das iſt ja unmöglich!“ a. 5 „Ich kann das Wort nicht leiden. Alles iſt möglich, wie oft muß ich das wohl noch ſagen? Ich bin bei Speedler u. Co. geweſen und habe mir den Schmuck vorlegen laſſen. „Wie können Sie dann noch ſagen, es ſei ein anderer geweſen?“. 8 l 5 „Es war ein anderer. Der im Safe lag, war die Imi⸗ tation des Stückes, das dann Speedler verkauft wurde!“ „Das Schmuckſtück exiſtiert in zwei Ausfertigungen,“ er⸗ klärte Schmidt,„begreifen Sie doch! Das falſche, alſo die Nachahmung, lag zuerſt in Ihrem Wandtreſor und ſpäter im Safe. Das echte war in den Händen des Mannes, der Ihnen die Schenkung machte. Aus ſeiner Hand empfing es Doktor Knauer. And Knauer vertauſchte die beiden Ob⸗ Fekte. Verſtehen Sie!“ „Nichts verſtehe ich. Hanni holte den Schmuck von der Bank und fuhr mit Knauer auf dem direkten Wege zu Speedler u. Co. Wie könnte Knauer einen Umtauſch vor⸗ genommen haben? FVV — lette uber„Neuordnung des Donauraumes“ konnte nek⸗ wirklicht werden und das einzig Richtige, weil einzig Natür⸗ liche wollte man nicht verwirklichen. Deshalb blieb die Lage ſo ſchwierig und ſo unbefriedigend wie ſie war. Die nationalſozialiſtiſche Revolution gab dem Hoffen der Deutſchen in Oeſterreich neuen Auftrieb. Aber es folg⸗ ten neue Enttäuſchungen. Die Regierung in Wien entdeckte nämlich plötzlich, daß die„Unabhängigkeit“ Oeſterreichs— auf dem Willen des Volkes beruhe und nicht etwa af den Diktaten der Entente Auf dem Willen des Volkes, das aber die Männer der Wiener Regierung gar nicht fragter denn ſie hüteten ſich, eine Volksabſtimmung oder Wahlen aus⸗ A Dafür unterdrückten ſie mit allen Mitteln die Anſchlußbewegung, deren beſte Männer ihre deutſche Ge⸗ ſinnung mit Einkerkerung büßen mußten Die letzten Tage brachten dann die große Wende. Als Schuſchnigg verſuchte, den Führer und Reichskanzler, mit dem er ſich ein paar Tage vorher beſprochen hatte, zu käu⸗ ſchen, riß Adolf Hitler das Geſetz des Handelns an ſich. Wir alle haben die ſtolzen Ereigniſſe, die ſich daraufhin Schlag auf Schla« folgten, miterleben dürfen. Oeſterceich hat den Weg ins Reich gefunden;: am 13. März wurden in Berlin und Wien die Geſetze erlaſſen, die den Anſchluß oer⸗ künden, am 15. März erfolgte des Führers triumphaler Einzug in Wien, wurde der bisherige Bundeskanzler Seyß⸗ Inquart zum Reichsſtatthalter ernannt. Des Führers Tatkraft hat wieder einmal die Lage ge⸗ meiſtert, hat aufgeräumt mit allem Spuk und allen Quer⸗ lreibereien, hat die Deutſchen beider Länder vereinigt, die ſchon ſeit Jahren, ja ſeit Jahrhunderten zu dieſer Einigung drängten.„Die älteſte Oſtmark des deutſchen Volkes ſoll von jetzt ab das jüngſte Bollwerk der deutſchen Nation und damit des Deutſchen Reiches ſein“, verkündete der Führer am Dienstag in Wien unter dem Jubel von Hunderttauſen⸗ den... Die öſterreichiſche Frage iſt gelöſt, Oeſterreich gehört wieder zu uns.... Wir danken dem Führer für ſeine hiſtoriſche Tat, die uns wieder die Wahrheit des Wor⸗ tes erkennen ließ: Männer machen die Geſchichtel Von der England fahrt zurück Erfolgreiche Schwarzwälder Trachtengruppen. Die am 2. März auf Einladung der Polytechnic Touring Aſſociation zu deren 50. Jubiläumsfeier nach England ge⸗ reiſten, Deutſchland vertretenden Trachtengruppen aus dem Glottertal und St. Georgen i. Schw. kehrten nach zehntägiger Reiſe wieder in die Heimat zurück. Die Fahrt war ein ungeahnter großer Erfolg. Mit ehrlicher Herzlichkeit wur⸗ den die Schwarzwälder Trachtenträger überall, wo ſie erſchie⸗ nen, und noch mehr, wo ſie auftraten, begeiſtert begrüßt, und es wurde ihnen die volle Sympathie des engliſchen Volkes entgegengebracht. In der berühmten Royal Albert Hall in London traten die Schwarzwälder zum erſten Mal auf. Die ſchmuck ausſehenden Muſikal m der Glottertäler Trach⸗ tenkapelle holten ſich neue Lorbeeren zu den vielen alten. Auch die jungen Glottertäler Nachtigallen, ſechs Maidli zwiſchen 17 und 18 Jahren, die das Erbe der bekann⸗ ten erſten Nachtigallen antraten, bewährten ſich bei dieſem erſten Auftreten, das gleich in ein fremdes Land führte, aufs allerbeſte. Ebenſo erfolgreich tanzte die Trachtengruppe aus St. Georgen i. Schw., die als beſondere Attrak⸗ tion für die Engländer den Uhrmacher Theodor Hak⸗ kenjos mit ſeiner Gretz voller Kuckucks- und Spieluhren, echte Schwarzwälder Kunſthandwerkerarbeit, bei ſich hatte und der, wie die übrigen Schwarzwälder, viele Hunderte von Autogrammen ſchreiben mußte. Anter den Teilnehmern an der Feier in der Albert Hall, die aus Schottland, Belgien, Frankreich und der Schweiz ſtammten, waren die Schwarz⸗ wälder die erfolgreichſten. Ihre Lieder, Tänze und die far⸗ benprächtigen, bodenſtändigen Trachten fanden die uneinge⸗ ſchränkte Bewunderung der Engländer. Anſchließend an die Feier in der Londoner Albert Hall führte die Reiſe der Schwarzwälder, die von Direktor Rie⸗ ger vom Landesfremdenverkehrsverband Baden und von Direktor Rosmy⸗Glotterbad betreut wurden, weiter nach Briſtol, Birmingham und Mancheſter, wo ihr Auftreten ebenſo großen Anklang fand wie in London. Nach ihrer Rückkehr in die Heimat zogen die Trachten⸗ gruppen in geſchloſſenem Zug durch die Hauptſtraßen der Stadt zum Rundfunk, wo eine Begrüßungsaufnahme gemacht wurde. Es freut im Schwarzwald ganz beſonders, daß die Trachten aus dem von den Engländern ſo bevorzugt beſuchten„Black Foreſt“ ſo gaſtlich aufgenommen worden ſind. Dies iſt ein neuer Beweis für die Vorliebe der Engländer für unſere Heimat im einzelnen und für Deutſchland als gaſt⸗ liches Land im allgemeinen. 5 „Einen Augenblick, bitte. Hat Ihnen Ihre Schweſter berichtet, wie der Schmuck von der Bank zum Jumelier be⸗ fördert wurde?“ „Freilich.“ „Dann ſchießen Sie los.“ 5 „Die Geſchichte iſt ſehr einfach geweſen. Knauer legte das Ding— Verzeihung!— legte den Schmuck in ſeine Ak⸗ tenmappe und—“ „Aha.“ 3 4 N 5 „Gar nicht aha, denn meine Schweſter hielt die Mappe ſelbſt auf den Knien, als ſie zur Bank fuhren. Bei Speed⸗ ler u. Co. nahm Dr. Knauer den Schmuck heraus und— ja, das iſt alles.“. 5 A eher hne Schmidt lachte heiter.„Als Knauer ſich mit Ihrer Schweſter in der Bank traf, lag der echte Schmuck bereits in ſeiner Mappe. Der falſche wurde dazu⸗ gelegt. Beim Juwelier nahm er dann den echten heraus und ließ den falſchen drin liegen. Ziemlich einfache Ge⸗ ſchichte, was? And nebenbei bemerkk: ein uralter Trick. Lore atmete tief.„Ach, bitte,“ ſagte ſie ſchwach, vich möchte einen Kognak trinken. Einen großen, wenns geht. Als das Gläschen auf dem Tiſch ſtand, leerte ſie es in drei kurzen Zügen.„So,“ ſagte ſie,„nun iſt mir wieder wohler. Aber ſchlauer bin ich doch nicht geworden. Sie ſagen, Knauer habe die Schmuckſtücke vertäauſcht. Warum ſollte er das getan haben.“ „Das wird ſich noch herausſtellen.“ „Aber daß er den echten Schmuck von dem Mann er⸗ hielt, der uns die Schenkung machte, wiſſen Sie beſtimmt. „Jawohl.“ 5. 5 „Und woher wiſſen Sie das ſo genau?“ Lore ließ nicht locker.„Haben Sie Beweiſe? Richtige, handfeſte Beweiſe, mit denen man was anfangen kann?“ 5 „Nein, aber ich will einen Beſenſtiel verſchlucken, wenn es ſich nicht ſo zugetragen hat, mein Fräulein.“ „Und wenn Sie ſich trotzdem irren?“ 5 Darauf blieb Schmidt die Antwort ſchuldig; aber er lachte ſo überlegen, daß Lores Verwirrung anhielt, aber in dieſe Verwirrung miſchten ſich bald Zorn und Mißmut. Seit Wochen löſte ein Geheimnis das andere ab, und im⸗ mer hatte Knauer ſeine Hand im Spiel. Kreuz und Tür⸗ ken, man ſollte Alteiſen und Lumpen „Wieviel wertvolles Altmaterial liegt oft noch in den Ve⸗ trieben und Haushalten herum und fällt mit der Zeit der Vernichtung anheim! Hier verroſtet auf einem Hofe langſam aber ſicher ein alter Göpel, über den ſchon die Brenneſſeln gewachſen ſind, der ſeit Jahren nicht mehr benutzt wird, weil die elektriſche Antriebskraft bequemer iſt. Warum wird er nicht abmontiert und verkauft, da er doch nur Platz wegnimmt? Auf einem anderen Hofe hat einer aus Leicht⸗ ſunn alte Düngerſäcke auf den Miſt geworfen, die nun lang⸗ am verfaulen. Und vor dem Dorf in einer alten Sand⸗ grube liegen gleich ganze Berge alter Abfallſtoffe, die man auf dem Hofe los ſein wollte. Dieſer häßliche Haufen mag nach Jahrhunderten eine intereſſante Fundſtätte für Ge⸗ ſchichtsforſcher abgeben, die ſich aus ſolchen Abfallplätzen ein Bild unſerer Ziviliſation machen können, aber ſie zeu⸗ gen keineswegs für den Ordnungsſinn unſerer Zeit. Das alles verkommt hier unbeachtet, während Deutſchland zur gleichen Zeit bei unſerer knappen Rohſtoffbaſis für viele Millionen Reichsmark Deviſen Altſtoffe aus dem Auslande einführen muß Ein verantwortungsbewußter Maſchinen⸗ ſchloſſer hat vor einiger Zeit ein niederſächſiſches Moor nach alten Maſchinen durchſucht und dabei 14 Lokomobilen ge⸗ funden, die vor Jahren einmal zum Torfpreſſen verwendet worden ſind, um die ſich aber ſpäter die Beſitzer nicht mehr gekümmert haben, weil der Transport der ſchweren Ma⸗ ſchinen auf dem Moorboden zu viel Mühe machte. Der Schloſſer hat die Maſchinen zerlegt und als Schrott ver⸗ kauft. Er hat damit wertvolle Rohſtoffe der Wirtſchaft zu⸗ rückgeliefert und gleichzeitig bei dieſer Entrümpelung noch ein ſchönes Stück Geld verdient, Daß ſich die Sammlung ſolcher Altmaterialien lohnt, mag die Tatſache beweiſen, daß ſelbſt die rohſtoffreichen Länder wie Großbritannien und die Vereinigten Staaten von Amerika ſeit langem alle Aitſtoffe ſammeln und wie⸗ der verkaufen. Was in dieſen Ländern als vorteilhaft er⸗ konnt worden iſt, hat für Deutſchland noch weit wichtigere Bedeutung Im Jahre 1937 wurden insgeſamt für faſt 120 Millionen Reichsmark Altmaterialien eingeführt. Allein an Eiſenſchrott wurden mehr als 5,5 Millionen Doppelzentner importiert, die unſeren Deviſenhaushalt mit nahezu 31 Millionen Reichsmark belaſteten Für Abfälle, Bruchſtücke und Altſtoffe aus anderen Metallen, aus Blei, Kupfer, Alu⸗ minium und deren Legierungen haben wir insgeſamt im vergangenen Jahre über 60 Millionen Reichsmark an das Ausland ausgegeben. Neben den Metallen ſpielen vor allem die Textilſtoffe und Papier in der deutſchen Wirtſchaft eine bedeutende Rolle. An Lumpen und Stoffreſten haben wir 1937 für über 24 Millionen Reichsmark eingeführt, während wir noch für 3,1 Millionen Reichsmark Abfallpapier jenſeits un⸗ ſerer Grenzen einkaufen mußten. Dieſe Zahlen unterſtrei⸗ chen die Notwendigkeit, daß alle anfallenden Altſtoffe reſt⸗ los erfaßt werden müſſen Wenn das manchmal auch viel⸗ leicht eine klare Unbequemlichkeit bedeuten mag, ſo ind die Vorteile für die Gemeinſchaft und für unſere Volkswirt⸗ ſchaft doch ſo ungeheuer groß, daß jeder einzelne nach ſei⸗ nen Kräften dazu beitragen muß. Warum Volksgasmaske? N Zu Hauſe und an der Arbeitsſtätte findeſt Du im Schutzraum Zuflucht vor Kampfſtoffen. Im Freien, auf der Straße, ſchützt Dich allein die Volks⸗ gasmaske! Marktberichte Mannheimer Großviehmarkt v. 15. März. Der Mann⸗ heimer Großviehmarkt hakte eine Beſchickung erfahren von 47 Ochſen, 125 Bullen, 130 Kühen, 118 Rindern, zuſammen 410 Stück Großvieh. Der Auftrieb brachte 24 Tiere mehr als in der Vorwoche(386). Es erfolgte bei unveränderten Höchſtnotizen kontingentgemäße Zuteilung: Ochſen 42 bis 45, Bullen 40 bis 43, Kühe 40 bis 43, Rinder 41 bis 44 Pfg. Eine reichliche Zufuhr mit 937(Vorwoche 777) Tieren hatte der Kälbermarkt erfahren. In Anbetracht des erhöhten Auf⸗ triebs nahm der Markl nur einen mittleren Verlauf. Es ver⸗ blieb bei einer unveränderten Höchſtnotiz von 60 bis 65 Pfg. Der Schweinemarkt hatte eine Zufuhr von 3322(Vorwoche 3139) Tieren erfahren. Es finden Reichsſchlachtungen von Ver⸗ tragsſchweinen ſtatt. Die der Marktkommiſſion zur Vertei⸗ lung verbliebenen Tiere wurden bei unveränderten Höchſtnoti⸗ zen von 56,5 Pfg. entſprechend der Kontingente den Bezugs⸗ berechtigten zugeteilt. 8 2 eee eee eee PPPPPPGCCGPPPPGGGCCPPTCbTbTbTPTbTbTPTCTCCCTTT are eber desde s8ers Er dr Bac s a keit intereſſieren ſollte, könnten Sie ſie auch gleich mit nach Hauſe nehmen. Sie betrifft den hageren Menſchen mit dem Raubvogelgeſicht.“. 5 „Landmann heißt er,“ fuhr Schmidt fort, während er ſich eine pechſchwarze Zigarre anſteckte,„und Sie werden zugeben müſſen, daß das ein Name iſt, der von vornherein Vertrauen einflößt, nicht wahr? Er hat Ihnen nachſpio⸗ niert, das ſtimmt, und er liegt auch jetzt noch immer auf der Lauer, aber deswegen liegt für Sie kein Grund zur Beunruhigung vor. Er und ich, hm, wir ſind nämlich Kol⸗ legen. Sein Büro heißt„Fortuna“ und befindet ſich in der Gneiſenauſtraße. Beobachtungen und Ermittlungen, verſtehen Sie! In den Kriminalromanen nennt man dieſe Leute Detektive, aber ich finde, das Wort riecht ſchrecklich nach Gift und Höllenmaſchine. Im wirklichen Leben ſind Detektive meiſtens nette, reizende Leute, was Sie ja übri⸗ gens auch an mir ſchon längſt feſtgeſtellt haben werden, nicht wahr?“ Er lachte.„Sie haben alſo wirklich keine Veranlaſſung, ſich aufzuregen. Hugo Landmann ſpioniert Ihnen und Ihrem Fräulein Schweſter nach. Gut, laſſen Sie ihm das Vergnügen. Erſtens macht es ihm Spaß und zweitens wird er dafür bezahlt“ wem?“ preßte Lore hervor. 5 1 9 wem 1 als Herrn Doktor Knauer“. „Herr Schmidt!“ a kann es nicht ändern. Knauer wiederum ſteht im Hienſte des Mannes, der Ihnen die eh machte. 5 ſehen, alle Wege, und mögen ſie auch noch ſo 8 ſein, beginnen und enden bei dieſem Menſchen. Er 1 175 Pol, um den ſich alles dreht. Tja, und dann als drittes — alle guten 1 ſind bekanntlich immer drei— noch eine Geſchichte: erta.“ f Moment mal,“ ſchaltete ſich Lore dazwiſchen und fun⸗ kelte ihr Gegenüber geradezu wütend an.„Berta, ſagen Sie? Ich glaube, Sie brauchen mir gar nichts weiter 5 5 eröffnen. Wahrſcheinlich gehört auch ſie zu den netten 5 5 reizenden Leute, ſtimmt's?“ i N „Fräulein Riedeler, Sie machen entſchieden 880. Es ſtimmt tatſächlich. Berta ſtand anderthalb Ja Hausdetektivin im Dienſte eines großen Berliner Waren⸗ „Tia,“ machte Schmidt, und alls Sie noch eine Neuia⸗ 1 5 hauſes. Seit drei Monaten iſt ſie bei Landmann beſchäf⸗ Hat„ re als Gedenkſtätten des Eiſernen Kreuzes Zur 125. Wiederkehr des Skiftungskages In dieſen Tagen jährte ſich zum 125. Male der Stif⸗ tungstag des Eiſernen Kreuzes, der volkstümlichſten deutſchen Kriegsauszeichnung. Durch den Aufruf„An mein Volk“, den König Friedrich Wilhelm III. am 17. März 1813 von Bres⸗ lau aus erließ und durch die gleichzeitige Bildung freiwilli⸗ er Jägerbataillone nahm vor 125 Jahren der Kampf gegen 55 Bedrücker Napoleon ſeinen Anfang. Wie ein Mann eilte Deutſchlands Jugend zu den Fahnen. Selbſt ergraute Män⸗ ner folgten dem Ruf des Herrſchers, der ſich mit dem Zaren Alexander verbündete und nach der bald folgenden Kriegs⸗ erklärung den franzöſiſchen Truppen die erſten Niederlagen bereitete. Auch die Zivilbevölkerung begriff die Größe der Ereigniſſe 115 wurde von lohender Begeiſterung erfaßt. Geld. Juwelen, Metalle und ſogar Frauenhaar wurden ge⸗ Aufn.: Verkehrsamt Breslau(RDV⸗M). Das Schloß zu Breslau ſtiftet, um mit dem Erlös zur Bildung der jungen Truppen⸗ einheiten beizutragen. Beſonders wirkte das Beiſpiel eines Stettiner Goldſchmiedemeiſters, der eiſerne Trauringe an⸗ fertigte und dieſe gegen goldene eintauſchte. Ein Jahrhundert und ein Jahr lolter ehe wir Aelteren die gleiche Be⸗ geiſterung. Dieſer 1813 in das Volk etragene Gedanke einer„Eiſer⸗ nen Zeit“ beſtimmte König Friedrich Wilhelm III. dazu, für militäriſche und zivile Verdienſte im Kriege eine Auszeich⸗ nung zu ſtiften, welche aus Eiſen hergeſtellt war und die A des Kreuzes tragen ſollte. Zunächſt war es, unter den ittern des Mittelalters, das chriſtliche Kreuz welches den kämpfenden Truppen vorangetragen wurde und dem wir beiſpielsweiſe auf den Mänteln und Schilden der Deutſch⸗ ordensritter und Templer wiederbegegnen. Der Bildhauer Schinbel aber geſtaltete dann nach einer Skizze des Königs in Berlin das Kreuz in ſeiner ſeither gültigen Form mit dem ſchmalen ſilbernen Rand. Die Königliche Eiſengießerei in Gleiwitz war die Stätte, wo die erſten Muſter hergeſtellt wurden, die in vollem Umfange die Billigung des Königs fanden. Längſt wurde dieſe von Friedrich dem Großen be⸗ ründete Gießerei zu einem großen modernen Werk, das 5 noch im Beſitze des Staates iſt. Aber die alte Kunſt⸗ gießerei hat in einigen Werkſtätten ihr altes Ausſehen ge⸗ wahrt. Am 10. März 1813 erließ König Friedrich Wilhelm III. im Schloß zu Breslau jene denkwürdige Stiftungs⸗ urkunde, in der das Eiſerne Kreuz in zwei Klaſſen und einem Großkreuz 3 Verleihung für Verdienſte im Kriege beſtimmt wurde. Während die erſte Klaſſe nicht ohne die zweite vergeben werden ſollte, erhielt das Großkreuz aus⸗ ſchlleßlich für„eine gewonnene und entſcheidende Schlacht, nach welcher der Feind ſeine Poſition verlaſſen muß, des⸗ leichen für die Wegnahme einer bedeutenden Feſtung oder 0 die anhaltende Vertheidigung einer Feſtung, die nicht in eindliche Hände fällt, der Kommandirende“. Wie ſparſam gerade mit dem Großkreuz umgegangen wurde, beweiſt die Zahl der Verleihungen. Im Laufe des Befreiungskrieges wurde es fünfmal vergeben, im deutſch⸗franzöſiſchen Kriege ſiebenmal, und im Weltkrieg trugen es außer dem Kaiſer nur Hindenburg, Ludendorff, Mackenſen und Leopold von Bayern. Breslau, die deutſche Stadt im Oſten, iſt alſo jene Stätte, die zu der Stiftung des Eiſernen Kreuzes beſonders enge Verbindungen hat. Hier keimte der Gedanke der Stif⸗ tung, hier wurde die Urkunde vom König unterzeichnet. Gleiwitz aber, deſſen Gießerei damals auch die Munition für das preußiſche Heer lieferte, iſt der Ort, an dem die Eiſernen Kreuze entſtanden. In Berlin, der Hauptſtadt Preußens, wurde am 19. Juli 1870 die Stiftung des Kreu⸗ zes von König Wilhelm 1. erneuert, als nach der Zuſam⸗ menkunft in Ems dem Geſandten Beneditti die Päſſe zuge⸗ ſtellt wurden und die Kriegserklärung erfolgte Ebenſo trägt die Urkunde mit der Kaiſer Wilhelm II. am 5. Auguſt 1914 das Kreuz erneuerte, neben der Unterſchrift den Namen der Reichshauptſtadt. Der dritte Ort, welcher zu der bekannteſten preußiſch⸗ deutſchen Kriegsauszeichnung in engſter Beziehung ſteht, iſt das landſchaftlich ſchöngelegene Schloß Hohenzieritz, 12 Kilometer von der mecklenburgiſchen Landeshauptſtadt Neu⸗ ſtrelitz entfernt Hier war am 19. Juli 1810 die Gemahlin König Friedrich 1 III., die Strelitzer Prinzeſſin und ſpätere Königin Luiſe, verſtorben. Daß der Herrſcher den Orden zu ihrem Andenken ſtiftete, geht aus verſchiedenen Anzeichen einwandfrei hervor. An 1— 175 34. Geburtstage, am 10. März 1813— alſo drei Jahre nach ihrem Tode— wurde die Urkunde der Stiftung in Breslau unterzeichnet. Auf den Tag ein Jahr ſpäter— am 10. März 1814— er⸗ 5 der zweite Sohn des Königs und der Verſtorbenen, rinz e der nachmalige Deutſche Kaiſer, das Eiſerne, Kreuz(I. Klaſſe für ſein 1 Verhalten in dem Gefecht bei Bar⸗ſur⸗Aube. Und ſchi ießlich ließ, wie erſt vor kurzem angeſtellte Nachforſchungen einwandfrei er ſaben, der König das erſte Kreuz, das er getragen hatte in Hohenzieritzeein⸗ mauern in dem Sockel eines Denkmals, das oben die Büſte der Königin von Profeſſor Albert Wolff, einem Schüler von Rauch, trägt, und das in der Stille des Schloßgartens unter einem offenen Tempel errichtet wurde. Auch ein Exem⸗ plar des 1814 für Verdienſte preußiſcher F rauen ge⸗ ſtifteten Luiſenordens, der ebenfalls aus der Gleiwitzer Gie⸗ ßerei hervorging, und eine Urkunde, welche auf dieſe Tatſache hinweiſt, ſind 1816 in dem Sockel eingeſchloſſen wurden. In dieſer Verbindung darf nicht unerwähnt bleiben, daß König Wilhelm 1870 bei Ausbruch des Krieges gegen Frankreich die Stiftung des Ordens am Todestag ſeiner Mutter er⸗ neuerte. Noch einige Kurioſa ſeien in dieſem Zuſammenhang der Vergeſſenheit entriſſen. So iſt wenig bekannt. daß auch eine Frau das Kreuz für militäriſche Verdienſte erhalten hat: die Kriegsfreiwillige Auguſte Friederike Krüger, die 1813 unter dem Namen Lübeck in das 9. Regiment eintrat und ſogar zum Unteroffizier befördert wurde. Für das Ge⸗ fecht bei Laon erhielt ſie 1814 die zweite Klaſſe des EK am ſchweiz⸗weißen Bande. Auf dem ſtillen Friedhof des kur⸗ märkiſchen Städtchens Tem plin findet man ihr Grab. Für Vlücher, der bereits Inhaber aller Kriegsaus⸗ zeichnungen war, wurde nach der Schlacht von Belle Alliance ein beſonderer Orden angefertigt. Es war ein auf goldenem Stern aufgelegtes Eiſernes Kreuz, das unter dem e f ut weißen Bande und 13 000 an dem der Nichtkämpfer. Dabei muß man ſich vor Augen halten, daß 1870/71 etwa die drei⸗ e Truppenzahl der Freiwilligen von 1813 im Felde ſtand, Von Breslau ging der Ruf zur Stiftung aus, in Gleiwitz wurden die erſten Kreuze geſchaffen, und in dem kleinen Landſchloß der Mecklenburger Seenplatte ruht das Kreuz des Königs. Heute aber begegnen wir ihm nicht nur an Uniformen und Ordensſchnallen der Weltkriegsteilnehmer, ſondern heute grüßt es uns in der Kriegsflagge des neuen Deutſchland, in den Kommandowimpeln der Flotte und in der Fahne des Reichskriegerbundes„Kyffhäuſer“. Lebendig wie am Tage der Stiftung iſt dieſes ſchlichte, ſchwarze Kreuz mit ſilbernem Rande, Symbol der Tapferkeit und freudigen Hingabe an das Vaterland. Frederic Joſephi, Neuſtrelitz. 5 5 9 d F 9 Der Start in die Arktis Warum Kobbenfang?— die erſte deutſche Expedition Die erſte deutſche Robbenfang⸗Expedition hat mit dem Spezialſchiff„Sachſen“ den Hamburger Hafen zu ihrer erſten Fangreiſe in die Arktis verlaſſen. In einer Unterredung ſchilderten die beiden Schöpfer dieſes Unternehmens, Dr. Pa ulſen, von der Induſtrie⸗- und Handelskammer Leipzig, und Hans Heinrich Köhnke, Bremen, der Leiter der erſten Studienfahrt iſt, kurz vor der Ausfahrt Abſichten und wirtſchaftliche Bedeutung dieſer Fangreiſe. NsSg. Um das Jahr 1850 ſind die letzten deutſchen Rob⸗ benfänger von der ſchleswig⸗holſteiniſchen Weſtküſte auf Wal- und Robbenfang ausgefahren. Nachdem ſich nämlich „ hatte, daß im Eismeer der Wal in erſchrek⸗ endem Umfange abgenommen hatte, blieben die Fang⸗ ſchiffe zu Hauſe, da die Fahrt auf Robben allein ſich nicht zu lohnen ſchien. Und damit überließen die Deutſchen den Norwegern die Jagdgründe im nördlichen Eismeer, die ſich auch ſeit jener Zeit als unumſchränkte Herrſcher in dieſem Gebiet betrachteten und ſich auf den Robbenfang ſpeziali⸗ ſierten, der augenblicklich ihr uneingeſchränktes Monopol⸗ gebiet iſt. Norweger ſind es, die auf ihren kleinen, außer⸗ ordentlich widerſtandsfähigen Fangſchiffen in die Gebiete des ewigen Eiſes vordringen, dort ſeit Jahr und Tag dem Fang nachgehen und faſt den geſamten europäiſchen Markt mit den außerordentlich begehrten wertvollen Rob⸗ benfellen beliefern. Und nicht nur die Felle werden von den Fangplätzen, auf denen die Tiere zu Tauſenden anzutreffen ſind, mitgebracht, ſondern auch der Speck iſt eine willkommene Beute Die wirtſchaftlichen Erforderniſſe ließen nun bei den leitenden Männern des ariſchen deutſchen Rauch⸗ warenhandels den Gedanken aufkommen, zunächſt ein⸗ mal zu Studienzwecken ein Spezialſchiff bauen zu laſſen, das Erfahrungen darüber ſammeln ſoll, ob ſich die Aus⸗ rüſtung weiterer Schiffe für den Robbenfang lohnt. Die zZSachſen“ wird ſich jetzt in das Gebiet des 66. und 67. Breitengrades nördlich von Grönland begeben und dort etwa am 20. März eintreffen, zu einer Zeit, zu der nach den norwegiſchen Schutzbeſtimmungen die Schonzeit (bis 18. März, 18 Uhr) abgelaufen iſt, die Deutſchland ſelbſt⸗ verſtändlich beachtet. Man kann ſich gut oorſtellen, daß die Norweger nicht gerade begeiſtert waren, als ſie hörten, daß nunmehr auch die deutſche Flagge ſich dort oben in jener herrenloſen Ko⸗ lonie am Robbenfang beteiligen würde. Aber inzwiſchen ſind dieſe Fragen geklärt und die Norweger haben ſich ſogar bereit gefunden, einen Teil der Beſatzung für den erſten deutſchen Robbenſchläger 5 ſtellen, die aus hervor⸗ ragenden Sachkennern beſteht und die deutſche Beſatzung zu⸗ nächſt einmal anlernen ſoll. Selbſtverſtändlich 1 5 auch deutſche Fachleute zur Verfücg ung, die einmal Gelegenheit hatten, auf biegen Fangſchifßen für mehrere Jahre an⸗ zuheuern, und die heute ihre Kraft zur Verfügung ſtellen, um im Rahmen des Vierjahresplanes die Roß ſtoffe Freiheit gewinnen zu helfen. Die Abſicht der neugegründeten„Nordmeer⸗Studien⸗ und Reederei⸗ Gmb, Hamburg“ geht nicht nur darauf hinaus, Felle zu erbeuten, ſondern ſie will erforſchen, ob es mög⸗ lich iſt, daß man neben dem Speck auch noch die Kada⸗ ver der Tiere, die man bisher auf dem Eiſe liegen ließ, verwerten kann. Man denkt dabei daran, daß ein Fiſchdampfer dem Rob⸗ benſchläger bis zur Eisgrenze folgt, dem dann von dem Fangſchiff auch Fleiſch und Knochen zur ſofortigen Verarbeitung zu Futter ⸗ bzw. Düngemitteln zu⸗ geführt werden. Aber dieſer Plan liegt, wie Dr. Paulſen von der Induſtrie⸗ und Handelskammer, Leipzig, ſagte— der der geiſtige Urheber des Unternehmens iſt,— noch in weiter Ferne. a f Zunächſt ſoll das Ergebnis der Fan g periode, die etwa neun Monate dauern wird, abgewartet werden, ehe die Geſellſchaft ſich weitere Ziele vornimmt. Von den Erfahrungen dieſer erſten Reiſe der„Sachſen“, deren Fang⸗ leiter Hans Heinrich Köhncke, Bremen, iſt, hängt es ab, ob weitere Schiffe in Auftrag gegeben werden. Der lange Anmarſchweg des deutſchen Fahrzeuges ver⸗ bietet es natürlich, daß nach beendetem Fang das Schiff ſeine Ladung nach Deutſchland bringt. Man hat ſich des⸗ halb entſchloſſen, ſich genau dieſelben Vorteile wie die Nor⸗ weger zu verſchaffen, und wird Speck und Felle in einem norwegiſchen Hafen landen und ſie einem deut ſchen Dampfer zur Weiterbeförderun übergeben. Wahrſcheinlich wird dafür Tro mſö, wo auch die meiſten norwegiſchen Robbenſchläger zu Hauſe ſind, in Frage kommen. Der Fang der begehrten Tiere iſt nicht ganz ſo unge⸗ fährlich, wie allgemein angenommen wird. Sobald das Schiff ſich den Robbenfeldern„näher!“ ſteigt der Fänger in das Krähenneſt und hält dort Ausſchau. Ein Flimmern der Luft in etwa 50 bis 60 Kilometer Entfernung— her⸗ vorgerufen durch die Ausſtrahlungen der Körperwärme— iſt das untrüglichſte Anzeichen dafür, daß den Schlägern jetzt reiche Beute winkt Vorſichtig wird von oben aus dem Aus guck das Schiff durch die ſchmalen und winkeligen Fahrrinnen im Eis hindurchmanövriert und bald liegt dann ein unüberſehbares Robbenfeld vor den Männern, die, mit Eispickeln bewaffnet, die Jungtiere erſchlagen um das Fell möglichſt unbeſchädigt zu erbeuten Auf die Be⸗ herztheit der Männer kommt es an, wie groß die Aus⸗ beuke iſt. Die Größe und Gefährlichkeit der Muttertiere und Bullen gebietet es dabei, ſehr vorſichtig zu ſein, da ſie im⸗ mer wieder zum Angriff übergehen Selbſtverſtändlich 1 auch die älteren Tiere be⸗ glehrt und nicht zuletzt wegen ihrer enormen Speckſchicht, die auch für unſere Fettwirtſchaft ein willkommener Roh⸗ ſtoff ſind. Aber die Angriffsluſt dieſer Tiere die bis zu vier Meter groß werden und wahre Koloſſe darſtellen, läßt es ralſam erſcheinen, ſie mit einem großkalibrigen Spezial⸗ gewehr zu erlegen Ihr Fell, das bereits eine dunkle Fär⸗ bung angenommen hat, iſt zwar weniger wertvoll für die Pelzwirtſchaft, als das der ſilbergrauen Jungtiere, aber der Wertausgleich liegt hier in der Speckſchicht. Sobald der Fang durch die Flucht der Tiere beendet iſt, werden die Tiere mitſamt der Speckſchicht enthäu⸗ bel. Die Abſpeckung erfolgt dann an Bord des Schiffes. Während die Felle ſofort präpariert werden, wandert das Fett in die acht eingebauten Tanks, die ſe 6500 Liter faſſen. Iſt das Jagdglück den Fängern hold, ſo kann innerhalb acht Tagen das Schiff ſeine Lade⸗ räume gefüllt haben und ſteuert dann wie vorgeſehen den nächſten norwegiſchen Hafen an. Nach wenigen Tagen der Ausſpannung werden wieder die Anker gelichtet Wieder geht es hinein in die Regionen des ewigen Eiſes, wieder wird geſchlagen und geſchoſſen, bis etwa 2—3000 Felle im Bauch des Robbenſchlägers ver⸗ ſtaut ſind. So laſſen ſich in der neunmonatigen Fangperiode etwa drei Reiſen ausführen Daß nicht nur die Rauchwarenwirtſchaft an dieſem Un⸗ ternehmen intereſſiert iſt, mag die Tatſache beleuchten, daß an der erſten Ausreiſe ein Vertreter der Deutſchen See⸗ warte in Hamburg beteiligt iſt, um einige meteorologiſche Unterſuchungen anzuſtellen. H. J. —. ͤ—̃ñ— Rundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Morgenlied, Zeit, Wetter, landwirtſchaftliche Notierungen, Gyniaſtit; 6.30 Frühkonzert(7 bis 7.10 Nachrichten); 8 Waſſerſtandsmeldungen, Wetter, Marktberichte, Gymnaſtik; 8.30 Morgenmuſik; 9.30 Sendepauſe; 11.30 Volksmuſik; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Wetter, Nachrichten; 13.15 Mittags⸗ konzert; 14 Konzert bezw. 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März: 10 Heinrich von Plauen kämpft um das Ordensland, Hörſpiel; 10.30 Sendepauſe; 15 Heitere Klänge zum Wochen⸗ ende; 16 Wie es euch gefällt; 18 Tonbericht der Woche; 19.15 Friſch geſungen; 21.15 Karl Valentin⸗Stunde; 21.15 Ich tanze mit dir in den Himmel hinein; 22.30 Unterhal⸗ tungs- und Tanzmuſik. Reichsſender Frankfurt a. M.: Donnerstag, 17. März: 9.55 Der Formfehler; 11.40 Volk und Wirtſchaft; 11.55 Offene Stellen; 15 Bilderbuch der Woche; 15.80 Reichs⸗ ſchänke Götz von Berlichingen; 15.45 Allerlei vom Sport der Woche; 16 Unſer ewiger Wagner; 17 Nachmittagskonzert; 19.10 Abendkonzert; 20 Klang der Landſchaft: Waldeck; 21 Iriſch⸗europäiſches Konzert; 22.30 Volks⸗ und Unterhal⸗ tungsmuſik. Freitag, 18. März: 9.55 Gloſſe des Alltags; 10.30 Von der Badbütt zum Schwimmſtadion; 10.45 Sendepauſe; 11.45 Programman⸗ ſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter, Straßenwetterdienſt; 11.55 Offene Stellen; 15 Kompoſitionen von Arthur Kanet⸗ ſcheider; 15.30 Mutter kurnt und ſpielt mit dem Kind; 15.45 Oſtland— Schickſalsland, 19.10 Mein Sinn der iſt in's Feld gericht“...; 19.50 Einführung in die Oper: Der Barbier von Sevilla; 20 Der Barbier von Sevilla, Oper von Roſſini; 22.45 Tanzmuſik. Samstag, 19. März: 9.40 Deutſchland— Kinderland; 11.40 Frühling wird's im Siedlerhof, 11.55 Offene Stellen; 15 Bilderbuch der Woche; 15.30 Ja, wenn man ſo'ne Muſik hört; 16 Froher Funk für Alt und Jung; 18.30 Feierabend auf der Alm; 19.10 Es dröhnet der Marſch der Kolonne.. 20 Varietee; 22.30 Wir tanzen in den Sonntag.