Nr. 74 Nockar⸗Bote(2. Blatt) Dienstag, 29. März 1938 Heilige Wahl „Es ſoll dieſes Mal eine heilige Wahl ſein.“ Adolf Hitler in ſeiner Königsberger Rede vom 25. März 1938. 5 Die großen Volksabſtimmungen im Dritten Reich ſind etwas gänz anderes als es frühere Wahlen waren. Damals war das deutſche Volk in ein paar Dutzend politiſcher und wirtſchaftlicher Gruppen und Grüppchen geſpalten, die ſich egenſeitig wütend bekämpften, wobei die meiſten über⸗ fahrn daß es doch eigentlich nicht um Parteivorteile gehe, ſondern um Volk und Reich— heute aber wendet ſich der Führer an das Volk, das er geeint hat und das nun ge⸗ ſchloſſen hinter ihm ſteht und fordert es auf, ſich durch den Stimmzettel zu ihm und ſeinem Werk zu bekennen. So iſt die Wahl zu einem Bekenntnis geworden. Bekenntnis zum nationalſozialiſtiſchen Staat und zu deſſen Führer— das iſt der tiefe Sinn der Abſtimmung vom 10 April. In keinem Augenblick würde dieſes Bekenntnis allen Schichten unſeres Volkes leichter fallen als in dieſem. Denn wir alle ſtehen noch unter dem gewaltigen Eindruck der Rückkehr Oeſterreichs ins Deutſche Reich. Es iſt eine welt⸗ geſchichtliche Tat, die der Führer mit kühnem Entſchluſſe vollbracht hat. Seit 1806 lebten die deutſchen Menſchen Oeſterreichs außerhalb der Reichsgrenzen. Wie haben ſie in dieſen langen Jahrzehnten immer wieder ihrer Sehnſucht nach Wiedervereinigung mit uns Ausdruck gegeben, wie hef⸗ tig wurde ein Jahrhundert hindurch für dieſe Wiederver⸗ einigung diesſeits und jenſeits der alten Reichsgrenzen ge⸗ kämpft— und wie groß war die Enttäuſchung, wenn alle Bemühungen ſich als vergeblich erwieſen. Als nach dem Weltkrieg, in dem die Soldaten des Reichs und die Oeſter⸗ reichs Schulter an Schulter gekämpft hatten, die Stunde des Zuſammenſchluſſes verabſäumt wurde, wurden künſt⸗ liche Dämme errichtet, um zu verhindern, daß zuſammen⸗ komme, was von Natur aus zuſammengehört und was mit aller Macht zuſammenkommen wollte. Wir brauchen in die⸗ ſem Zuſammenhange an die Irrungen und Wirrungen der öſterreichiſchen Nachkriegspolitik im einzelnen nicht mehr zu erinnern. Sie ſind überwunden, ſind vergangen und kehren nicht wieder. Der Führer hat mit einem Schlage die Lage geklärt, hat alle Hinderniſſe beiſeite geräumt, hat Oeſter⸗ reich, dieſes ſchöne deutſche Land, das ja auch ſeine eigene engere Heimat iſt, d einem Glied des Deutſchen Reichs ge⸗ macht und damit die heiße und tiefe Sehnſucht dieſer Mil⸗ lionen deutſcher Menſchen, die wieder zurückgekehrt ſind ins große Reich, verwirklicht. Wer wollte angeſichts dieſes gewaltigen Erfolges der Politik des Führers ſich nicht freu⸗ dig zu ihm bekennen? Aber es iſt nicht nur dieſer Erfolg, der uns bei der Abſtimmung leitet, ſondern es iſt darüber hinaus das 11 ſamte nationalſozialiſtiſche Aufbauwerk der erſten fünf Jahre nach der Machtergreifung, zu dem wir uns zu be⸗ kennen haben. Wir kennen alle dieſes Werk. Kennen es aus eigener Anſchauung, denn es gibt keine Gemeinde im Reich, die nicht daran Anteil hätte. Ja, man kann ſagen, es gibt keinen Haushalt, der nicht irgendwie davon berührt wäre Iſt nicht überall die Arbeitsloſigkeit verſchwunden und 3 ihr viel Not und Elend beſeitigt worden? Iſt nicht Überall neuer Lebensmut eingekehrt und neue Lebens⸗ freude—„Kraft durch Freude“— geſchaffen worden? Sind nicht überall neue Bauten, Sportanlagen und vieles an⸗ dere mehr geſchaffen worden? Jawohl, es iſt ſchon ſo: die Erfolge des gigantiſchen Werkes des Führers ſind mit den Händen zu greifen— in der„hohen Politik“ ſowohl wie im Umkreiſe des Bezirks, der Gemeinde und des Einzel⸗ haushalts. Und dafür danken wir dem Führer am 10. April mit einem Treuebekenntnis, das ſo gewaltig werden muß, daß die Welt wieder einmal ſteht: im Dritten Reich ſind Führer und Volk eins! Wenn man an dieſe Bedeutung der Abſtimmung denkt, wird der Unterſchied zu den Wahlen alten Stils klar: da⸗ mals das Tohuwabohu, das zum Chaos zu führen drohte, heute die geeinte Nation, die ſich darauf freut, ſich ſtolz zu ihrem Führer zu bekennen. Damals widerſtreitende Einzel⸗ intereſſen, heute das geſchloſſene Eintreten des ganzen Vol⸗ kes für die Lebensnotwendigkeiten der Geſamtheit, des S 5 Noa U DOROHHH GOR GEILE Das Haus an der hohen Halde lag oberhalb des kleinen Städtchens, das ſich zu ſeinen Füßen mit hochgiebligen Häuſern und ſchmalen Gaſſen um einen alten gotiſchen Dom kuſchelte und bis zur Weſer hinunterſtieg. Es mochte in ſeinen früheſten Zeiten ein Bauernhof ge⸗ weſen ſein, noch konnte man an der hochgewölbten Ein⸗ fahrt Spuren der ehemaligen Diele erkennen. Spätere Jahrhunderte hatten aus den Bauern Herren gemacht und auch an dem Hof gebaut und herumgemodelt. Das Fach⸗ werkhaus war in die Höhe gewachſen, und allerhand Sei⸗ tengebäude hatten ſich ihm angefügt. Kriegeriſche Zeiten 95 Wall und Graben herumgezogen. Nun lag auch das chon wieder weit zurück. Ueber der alten Einfahrt erhob 810 ein ſchwerer Renaiſſancegiebel mit Wappenſchildern und iguren. Die Waſſer im Graben waren verronnen. Holun⸗ der und Ebereſche wuchſen, wo ſie einſt gefloſſen. Die Zug⸗ brücke hatte einer ſteinernen Platz gemacht. Der Hof und die Burg waren ein Herrenhaus geworden, aber es war ein Herrenhaus, das ſchon wieder Zeichen des Niedergan⸗ ges an ſich trug. Man ſah es dem verſchoſſenen Anſtrich an, wie lange er ſchon nicht mehr erneuert, die Fenſter hingen braun und verwittert im Gemäuer, von dem es an allen Ecken herniederbröckelte. Auf dem Hof wuchs Gras wiſchen den Steinen, dem Amor auf der Altantreppe ſehlte nicht nur die Naſe, auch Köcher und Bogen waren zerbrochen. Es hatte offenbar ſchon lange keine Hand mehr guten eiten, dem drohenden 1 8 zu wehren. Die Ställe lagen leer und verſchloſſen, kein Vieh rührte ſich darin Nur einige Fenſter mit friſchen Vorhängen im erſten Stock, ein Balkon mit bunten Sommerblumen zeigten, daß noch Leben ier zu Hauſe war. Hier wohnte Frau Geſine Ram⸗ berg, Witwe des verſtorbenen, Mutter des a er Schloß⸗ herrn. Er heeft hatte ſeine Räume in einem der Neben⸗ flügel nach dem Hofe hinaus. 1 Die Maienſonne lag voll und warm a f dem Balkon; Frau Geſine hatte es 10 in einem Korbſeſſel bequem ge⸗ macht. Sie flickte, ein Korb mit allerhand Ausbeſſerzeug ſtand neben ihr. Zur Zeit aber laa der Strumpf, den ſie Und deshalb hat der Führer recht, wenn er ſagt:„Es ſoll dieſes Mal eine heilige Wahl fein!“ Wir alle wollen am 10. April zeigen, daß wir die Bedeu⸗ tung dieſer Worte und damit die Bedeutung dieſer Wahl erkannt haben: ſie ſoll wirklich eine„heilige Wahl“ werden, nämlich ein Bekenntnis zum Führer und unſer Dank an ihn und ein Bekenntnis zum nationalſozialiſti⸗ ſchen Großdeutſchen Reich! Wir wiſſen, daß kein Volksgenoſſe ſich von dieſem Bekenntnis ausſchließen wird, daß bis ins letzte Dorf hinein alle deutſchen Menſchen auf dem Poſten ſein werden! 75* Fünf Jahre des Erfolges Nationalſozialiſtiſche Bevölkerungspolitik. Welches Erbe der Nationalſozialismus auch auf bevöl⸗ eerungspolitiſchem Gebiet bei ſeiner Machtübernahme an⸗ trat und welcher Wandel ſich auch auf dieſem Gebiet voll⸗ zogen hat, wird offenbar, wenn man einige Jahre der weſtdeutſchen Bevölkerungsſtatiſtik aus dem Jahre 1937 vergleicht mit denjenigen des Jahres 1933. Nach der von der Arbeitsgemeinſchaft weſtdeutſcher Städte veröffentlich⸗ ten Statiſtik hatten die weſtdeutſchen Großſtädte 1933 im Geſamtdurchſchnitt einen„Geburtenüberſchuß“ von 2,7 auf 1000 Einwohner; 1937 waren es 6,3 v. T. Mit aller Deutlichkeit tritt zutage, daß Deutſchland 1933 ein ſterbendes Volk zu werden drohte. Es gab ſogar Städte wie Frankfurt a M., Wiesbaden und Bonn, die 1933 mehr Sterbefälle als Geburten hatten. Aber auch jetzt kann von einem„Geburtenüberſchuß“ im eigentlichen Sinne des Wortes noch nicht geſprochen werden. Dennoch ſind die anſteigenden Geburtenziffern ein Beweis dafür, daß ſich das deutſche Volk wieder auf ſeine ſittlichen Kräfte beſonnen hat und daß der wirtſchaftliche Aufſtieg auch in dieſer Beziehung ſich auszuwirken beginnt. Von beſonderem. dürfte nun in 850 Zuſam⸗ menhang die Gegenüberſtellung der Zahl der Lebendgebo⸗ renen auf 1000 Einwohner von 1937 gegenüber 1933 in den einzelnen weſtdeutſchen Großſtädten ſein. Dieſe Ziffern ſind für: Köln 1937 5,6(1933 12,4), Frank⸗ furt a. M. 12,5(9,6), l 17,1(11,2). Wuppertal 13,1(10,5), Bochum 16,2(14,4). Wie die Großſtädte ſo wieſen auch die Mittelſtädte Weſt⸗ deutſchlands 1933 bei ebenfalls insgeſamt nur 2,7 v. T. „Gebuürtenüberſchuß“ einen geradezu kataſtrophalen Zu⸗ gang an Neugeborenen auf, 1937 dagegen betrug bei die⸗ ſen Städten der Geburtenüberſchuß 5,6 121 1000 Einwoh⸗ ner Der Anteil der Lebendgeborenen auf 1000 Einwohner war hier im Verhältnis von 1937 zu 1933 wie folgt: Aachen 14,4(14,5) 9 15,8(15,2), Saarbrücken 18,5 (13,7). Wiesbaden 13.9(11.2). Die kleineren Städte des Weſtens bis 50 000 Einwoh⸗ ner verzeichneten ſowohl 1933 als 1937 mit insgeſamt 4,2 bezw. 8/9 v. T.„Geburtenüberſchuß“ den 9008590 Zugang an Neugeborenen. Es wurden hier auf 1000 Einwohner folgende Lebendgeborene verzeichnet: Bonn 14.6 610 Rheydt 15.0(12,8), Koblenz 16.8(15,5), Trier 20,7(21,9 Neuß 18,8(15,3). Wenn man auch bei der Steigerung der Geburtenzif⸗ fern. muß, daß durch die Förderung der Fa⸗ miliengrün 1280 ſeitens der nationalſozialiſtiſchen Regierung die Zahl der 2 Je dead ſeit 1933 rund 27 v. H. hö⸗ 12 war als 1932, ſo muß demgegenüber darauf hingewie⸗ en werden, daß nach den Berechnungen des Statiſtiſchen Reichsamtes von den in den Jahren 1934 bis 1936 ins⸗ 555 im Deutſchen Reich mehr geborenen rund 900 000 indern rund 300000 auf die Zunahme der Eheſchließun⸗ 1 an 1 alſo 5 oppelte an Mehrgeburten, uf eine echte Steigerung der e lichen Fortpflanzungs⸗ häufigkeit zurüctzuflihren iſt. 5 e — Der erſte Arbeiter ſeines Volkes Leiſtungsbericht von„Kraft durch Freude“, Gau Baden. Als im November 1933 die NS⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ gegründet wurde, da waren die Auffaſſungen über den Sinn und die praktiſche Arbeit dieſes Werkes ſehr geteilt. Die folgenden Zahlen allein aus dem Gau Baden entwickeln ein anſchauliches Bild von den großen Leiſtun⸗ en der NS⸗Gemeinſ b„Kraft dur 15 letzten drei Jahren: chaf f ch Freude“ in den vorhatte, in ihrem Schoß. Mit einem lange prüfenden Blick hingen ihre klugen Augen an dem jungen Mann, der ihr gegenüber an der Brüſtung lehnte.„Du haſt nun alſo end⸗ gültig zugeſagt, Hans⸗Joachim?“ Er wandte ſich zu ihr herum:„Ja, Mutter, sch habe zu⸗ geſagt. Die Depeſche iſt unterwegs.“ Er ließ ſich ihr gegen⸗ über in einen anderen Seſſel gleiten.„Es iſt wirklich eine Sache, Mutter. Bedenk' mal, Aſſiſtent von Tiliander, von dem berühmten Tiliander. Und was ſage ich, Aſſiſtent? Famulus! Rechte Hand! Wir ſind Freunde geworden in den Jahren da oben in Schweden. Und nun dieſe Expe⸗ dition in die Tiefen Aſtens!“ „Ich weiß, was es bedeutet, Hans⸗Joachim!“ Die Frau ſtreichelte ſeine Hand. Stolz lag auf ihrem Geſicht.„Dein Glück iſt gemacht, man ruft dich wohl an eine Univerſität, wenn du wiederkommſt,— und du wirſt ja wieder⸗ kommen!“ „Ich komme wieder, Mutter!“ Er lachte.„Sei ſicher, ich komme wieder. Es iſt ja heute kaum ein Wagnis mehr, in dieſe Gegenden einzudringen. Tiliander nimmt ja ſogar ſeine Tochter mit. Ja, Mutter, Helge Tiliander kommt mit.“ Er hatte es wohl nicht gewollt, aber es klang ein ver⸗ haltener Jubel in ſeiner Stimme. Die Frau hob unwill⸗ kürlich den Kopf, ein Horchen lag in ihrem Geſicht.„So?, Helge Tiliander?“ „Sie iſt wundervoll, Mutter!“ Er ſah an ihr vorbei in fremde Weiten. Seine Augen ſtrahlten von innen heraus: „Dunkel iſt ſie von Haaren, aber ihre Augen ſind blau wie die See, die ihr Land umſpült. Und war ihres Vaters Ge⸗ hilfin ſchon von Kindheit an. Wir haben ja auch zuſammen gearbeitet, beide. Ach, Mutter, wenn Gefahr wäre, nähme 9 nicht mit. Es iſt wirklich eine Reiſe wie jede andere.“ Sie nickte ihm zärtlich ſchalkhaft zu:„Ja, wie jede an⸗ dere. Nur ein bißchen abenteuerlicher, nicht wahr? Aber das iſt ja gerade etwas für euch Männer, und Hauptſache: Sie bringt dir Ruhm und Glück und—“ „Geld!“ Er fiel ihr raſch in das Wort:„Geld ſcheint mir hier ſehr vonnöten.“ Eine Falte ſchob ſich in ſeine Stirn, er preßte die Lippen aufeinander. Beide ſchwiegen. Hans⸗Joachim nahm zuerſt wieder das Wort:„Ich habe nicht ſprechen wollen, Mutter, aber es hilft wohl nichts. Ich bin entſetzt, was in dieſen Jahren geſchehen, in denen ich fern war, Verfall überall!“ 1 5 Deuiſches Volksbildungswerk: 1935 1936 1937 Veranſtaltungen 2 936 3 746 6 533 Teilnehmer 908 580 1 085 007 2 030 822 „Kraft durch Freude“ Spork: f 1935 1936 1937 Zahl der Kurſe 6379 13 100 18 911 Teilnehmer 98 000 235 000 349 519 Schönheit der Arbeit: 1935 1936 1937 Beſichtigte Betriebe 700 660 705 Aufgewandte Mittel 3 500 000 3 276 700 7640 939 Reiſen und Urlaub: i 1935 1936 1937 Urlauberfahrten ausgeführt 28 49 120 Teilnehmer 19195 26 950 40 685 Omnibusfahrten 370 635 1499 Teilnehmer 161 850 208 897 380 189 Wanderungen zirka 200 300 2240 Teilnehmer 9000 12 000 144034 Teilnehmer 40 474 65 038 94 497 Ahe empfangen 49 93 142 Omnibusfahrten empfangen ca. 330 474 1156 Teilnehmer 85 000 91 311 232 159 Dieſe imponierenden Zahlen beweiſen, daß der Führer dem ſchaffenden Menſchen nicht allein das Recht auf Arbeit wiedergegeben hat, er gibt ihm auch die Kraft zur Arbeit und hebt durch Verbeſſerungen der Arbeitsſtätten die Freude der Arbeit. Der Führer hat die Sorgen und Nöte des Arbeiters ſelbſt erlebt und ſtellt heute den blutleeren Theorien marxiſtiſcher„Ar⸗ beiterführer“ die Leiſtungen der nationalſozialiſtiſchen Re⸗ volution entgegen. Es gibt nichts in der Welt, was mit ſei⸗ nem ſozialen Werk Schritt zu halten vermöchte. Adolf Hitler hat ſich das Vertrauen und die Hingabe des ſchaffenden deutſchen Menſchen durch ſeine ſchöpferiſche Arbeit erworben. Sie offenbart ihn als den größten Soziali⸗ ſten der Geſchichte und erſten Arbeiter ſei⸗ nes Volkes! Wilhelm Teichmann. — 2——— Hier ſpricht die Tat Ng. Am 24. März ſind 1000 Arbeikskameraden aus Oeſterreich mit dem neuen Ad-Dampfer„Wilhelm Guſt⸗ loff“ nach helgoland geſtartel. Dieſer neue Urlauber damp⸗ fer, der rund 1500 Gäſte faßt, müßte 1735mal ausfahren. um die ſeit der Machtübernahme von der N85 auf Er; holung verſchickten 2 602 268 Männer, Frauen und Kin⸗ der zu befördern. u Die Aufgaben des Mütterdienſtes wurden im rühjahr 1934 als vordringliche Arbeit des Deutſchen rauenwerkes von der Keichsfrauenführerin in Angriff ge⸗ nommen. Im herbſt des gleichen Jahres ſetzte die prakli⸗ ſche Mülterſchulung ein, die ſich raſch über ganz Deutſchland verbreitete und bis in die enklegenſten Dörfer hinein frohe Aufnahme fand. Insgeſamt gingen bis jetzt 1 500 000 Frauen durch 64 500 Kurſe, die ſich hier für ihre vornehmſte Aufgabe in unſerem Volt, Frau und Mutter zu ſein, Wiſ⸗ ſen und Erfahrung holten. i Deutſchland hat in den Jahren 1919 bis 1935 durch die über 4 v. H. liegende Säuglingsſterblichkeit 1 310 000 Kin⸗ der verloren. Durch die NS(Hilfswerk„Mutter und Kind“) und durch die NS-Frauenſchaft(Reichsmülterdienſt) iſt es gelungen, dem Volke rund 150 000 inder zu reklen und damit die Säuglingsſterblichkeit von 7.9 v. 5. auf 6,58 v. 9. herabzudrücken. An den nicht mit Sonderzügen durchgeführten Groß⸗ fahrten der 53 nahmen 1937 rund 113 000, an den ſoge⸗ nannten Landfahrten im eigenen Gebietsbereich und 118 ſeiner 1 262 563, an den Kurzfahrten über eine halbe Million Hiklerſungen und Pimpfe teil. Der Bom zählte 392 252 Mädchen und Jungmädchen auf Lang- und Kurz⸗ fahrt. Danach waren 1937 über 1.4 Millionen Jungen und Mädel auf Jahr l. 1938 werden über 200 Sonderzüge je 1000 Jungen durch Deukſchland führen. Es werden in die⸗ ſem Jahr auch die erſten eigenen BDM. Sonderzüge laufen. Die Jahl der für den Seeweg erforderlichen Schiffe mußte von vier auf 17 geſteigert werden. 5„Da, uverau!“ Es lag ein Zittern in der Stimme der Frau. „Und die Wieſe und det Acker oben am Kamp verkauft, und die Eichen auf der hohen Halde abgeholzt, die— die Eichen von Ramberg!“ Sie machte eine müde Handbewegung:„Was hilft es, Hans? Es mußte wohl ſein, der Krieg, die Inflation, die ſchweren Jahre, ſie haben viel genommen.“ „Den Krieg hat ja u. er Vater noch durchgehalten.“ „Aber er hatte zu kämpfen.“ „Und er hat gekämpft, Mutter, und du an ſeiner Seite haft gearbeitet mit ihm, entbehrt mit ihm, nie etwas ge⸗ habt von deinem Leben.“ „Hatte ich nicht das hier?“ Sie ſtand auf und machte eine Handbewegung über das Rund der Landſchaft zu ihren Füßen. Er trat neben ſie und legte den Arm um ihre Schultern:„Ja, Mutter, das hier, dies geliebte Land, dieſe Felder, dieſe Wälder, durch die ſchon unſere Ahnen ſchrit⸗ ten, für die ſie geſtritten und ſtandhielten.“ Er atmete tief. „Die Heimat,“ ſagte die Frau leiſe. „Sie uns zu erhalten, habt ihr beide euch bemüht.“ Er ſah vor ſich hin.—„Wolf Haus und Wald und Feld, mir das Geld für das Studium. Es iſt Vater und dir bitter ſchwer geworden, wie habt ihr entbehrt für uns.“ 8 „Nichts iſt ſchwer, was man aus Liebe tut für die Fa⸗ milie und für die Seinen.“ Die Augen der Frau ſtrahlten auf:„Und Vater hat es ja doch noch erlebt, daß Wolf ſein juriſtiſches Studium vollenden konnte und—“ „Und hat ihm Haus und Hof in einem anderen Zu⸗ 1 hinterlaſſen, als der iſt, in dem ſie ſich heute be⸗ inden.“ Frau Geſine antwortete nicht. Sie kehrte auf ihren Platz zurück und nahm die Flickarbeit wieder auf, aber ſie zog den Faden nur mechaniſch hin und her; dann hielt ſie plötz⸗ lich inne:„Kläre hat geſchrieben.“ „Ach, die Kläre, unſer altes Pflegekind. Was macht ſie denn? Immer noch auf Reiſen mit Frau Marlene? Origi⸗ nelle Idee von Onkel Hubert, das Mädel ſo dre! Jahre durch die Welt zu ſchicken. Wo ſteckt ſie denn jetzt?“ a „Gar nicht ſo ſehr weit. In Kiſſingen oder vielmehr in Kaſſel. Sie hat Frau Doktor Linsheimer noch dahin beglei⸗ tet und will bei ihr bleiben, bis ſie ſich wieder eingelebt hat und ihre Jungens aus dem Internat in Münſter zurück hat.— Dann will ſie zu uns kommen.“. ͤ—Ü—6— Unter den Gaunern haben von jeher die beſonders raffiniert gearbeitet, die das verliebte Gefühl junger Mädchen und Frauen auszubeuten trachten, die Heirats ſchwindler. Der Zweck unſerer Serie iſt es, ihre Metho⸗ den aufzudecken und Leichtgläubige zu warnen, denn die Vertrauensſeligkeit vieler Frauen iſt das, worauf manche (5. Fortſetzung und Schluß.) Sie aber ſchlug vor, di faſſen: ihre Anwälte ſollten lagen der Vermögen prüfen . Joe Colemann hätte ihr ſagen können, daß ſeine verte auf einem Straßenbahnfahrſchein ver⸗ den könnten, aber er tat es e ſi * wiſchte di artiger Handbewegung weg. Nachts, im Bett, dachte er lange nach. Die Feſtung war ſturmreif geſchoſſen, jetzt handelte es ſich darum, an die Goldſchätze heranzukommen. Vor ſeinem Geiſt er⸗ ſchien der Kellner mit der Rechnung, und er ſchüttelte ſich leicht. 1 Sache gleich ernſthaft anzu⸗ ch zuſammenſetzen, die Unter⸗ und den Heiratsvertrag auf⸗ nicht, ſondern materiellen Selbſtverſtändlichkeiten mit groß⸗ Aber er war auch bald wieder beruhigt, denn er würde ja in nächſter Zeit Geld haben, ſehr viel Geld, und dann kann man ja allerhand unternehmen. hieß es erſt einmal das Geſchäft richtig abſchließen. leicht gab es noch Schwierigkeiten? Am nächſten Tag erſchien er mit ernſtem Geſicht. Sie Jetzt Viel⸗ fragte beſorgt, was ſich ereignet hätte, und er entſchuldigte ſich mit Geſchäften. Aber auch das wollte ſie genau wiſ⸗ ſen, da ſie, wie ſie ſanft lächelnd verſicherte,„in ſolchen Dingen nicht ohne Erfahrung ſei“. Das war es eben, was Joe an ihr haßte! Eine große Aktiengeſellſchaft ſei an ihn mit der Bitte herangetreten, ſich in ihren Aufſichtsrat wählen zu laſſen. „Gute Leute?“ fragte ſie kühl. „Erſtklaſſige Verbindungen mit der Hochfinanz“, ant⸗ wortete er ſchwärmeriſch.„Nur Leute mit allererſtem Namen im Aufſichtsrat.“ „Dann tu's“, antwortete ſie gelaſſen. Aber ſie ließ nicht erkennen, daß ſie an dem Geſchäft irgendwie inter⸗ eſſiert ſei, geſchweige denn, daß ſie Luſt hätte, mit eigenem Kapital ſich zu beteiligen. Er hatte erwartet, daß ſie ſchneller ihre Hilfe anbieten würde. Er mußte jetzt ſchon etwas deutlicher werden. „Allerdings muß ich für eine Viertelmillion Aktien übernehmen“, ſagte er,„es iſt eine Geſellſchaftsbeſtim⸗ mung, die ſich nicht umgehen läßt.“ „Sind die Aktien gut?“ „Prima Anlage!“ „Dann tu's“, ſagte ſie wieder gelaſſen. Er ſprach von anderen Dingen, kam aber immer wieder auf die Sache zurück. Es paſſe ihm augenblicklich nicht, den Betrag locker zu machen— es ſei eine ſchwierige Angelegenheit. Sie antwortete mit einem Achſelzucken, und er wartete vergeblich, daß ſie ihre Börſe zur Verfügung ſtellen würde. Es war Freitag. Morgen mußte die Rechnung be⸗ zahlt werden. Joe Colemann war in keiner guten Laune. Beim Mittagsmahl war das Perſonal unaufmerkſam, denn alles ſchielte nach einem mageren Herrn im grauen Anzug, deſſen markantes Geſicht unbeweglich dem Reden zahlreicher Leute zuhörte, die um ihn ſaßen. „Mr. Vanderbilt aus New Pork“, flüſterte ein Kellner Jbe zu. „Was habt Ihr bloß an dem Vanderbilt?“ fragte er mit komiſchem Vorwurf Mrs. Stark, die gleichfalls ihre Blicke nicht von dem Milliardär löſen konnte. „Oh, Darling, das iſt ein Mann! Ich würde eine Million darum geben, in ſeinem Salon zu verkehren.“ Und da kam dem alten Joe wie ein elektriſcher Schlag die rettende Idee. Er dachte daran, daß ja Amerikaner eine beſondere Hochachtung vor Geld haben und daß ſie jeden verehren, der Geld hat. Eine Bekanntſchaft mit reichen Leuten iſt das höchſte Ziel, und wer einen Millio⸗ när zum Freund hat, iſt kreditfähig. Die Gaunerei ſcheitert Als ſie zum Fahrſtuhl gingen, bat er Mabel einen Augenblick um Entſchuldigung. Er ging zu dem großen Tiſch und ſchlug dem Milliardär auf die Schulter.„Hallo, Charlie, fein, daß du wieder mal in Europa biſt. Ent⸗ ſchuldige, aber ich habe jetzt keinen Augenblick Zeit. Auf Menſchen und bin ſchrecklich viel allein.“ Verbrecher ihre Pläne aufbauen. Mögen ſie verſchieden vorgehen, immer kommt es ihnen darauf an, ihren ver⸗ liebten Bekanntſchaften Geld abzunehmen. An zahlrei⸗ chen n, die alle auf Wahrheit beruhen, haben wir das bewieſen. Wir beenden mit dem letzten Fall dieſes Wiederſehen am Nachmittag“, und damit verließ er raſch den Tiſch, ohne ſich um das verblüffte Geſicht des Milliar⸗ därs zu kümmern, den er niemals zuvor geſehen hatte. Aber Mrs. Mabel Stark empfing ihn mit gerötetem Geſicht.„Oh, es iſt dein Freund? Warum haſt du mir das nicht gleich geſagt. Werde ich ihn kennenlernen?“ „Das eilt doch nicht“, ſagte er nachläſſig, als ſie aus dem Fahrſtuhl ſtiegen.„Im Gegenteil, er wird ärgerlich ſein, daß ich nicht in ſeinen Aufſichtsrat trete. Er iſt nämlich wegen dieſer Sache hierhergekommen.“ Und jetzt hörte Mrs. Stark mit ganz anderen Ohren zu, und eine elſtunde ſpäter lag in Joes Brieftaſche ein wohl⸗ gefüllter Scheck über eine Viertelmillion Mark. Ohne einen Augenblick zu verlieren, fuhr er zur Bank. Aber da er den großen Betrag in bar ausgezahlt haben wollte, mußte er warten. Mrs. Stark war eine große Kundin der Bank. Trotz⸗ dem rief ſie der Direktor an, ob der Scheck in Ordnung ſei. Aber Mrs. Stark ſchlief und durfte nicht geweckt wer⸗ den. Er ſetzte ſich mit ihrem Anwalt in Verbindung.— Und eine Viertelſtunde ſpäter bat ein unauffällig an⸗ gezogener Herr Mr. Colemann, ihn zum Polizeipräſidium zu begleiten. Am Abend war die Hoteldirektion ſehr traurig, denn ſie wußte nun, daß niemand Mr. Cole⸗ manns Rechnung bezahlen würde, und außerdem war ihr geſchätzter Gaſt, Mrs. Mabel Stark, Hals über Kopf ab⸗ gereiſt. Emil, der Dichter Bei Martha Kraft war ganz unvermutet und plötzlich, wie es in den Büchern ſteht, das Glück eingekehrt. Es war am Sonntag im Autobus geweſen. Der Wagen war voll beſetzt, und Martha mußte ſtehen. Sie hatte Ausgang und wollte ihre verheiratete Schweſter draußen in einem Vorort beſuchen. Da merkte ſie, daß ſie jemand anſchaute. Sie ſah ſich um und blickte einem jun⸗ gen Mann ins Geſicht, der verwirrt aufſtand und ihr mit ſanfter, leiſer Stimme ſeinen Platz anbot. Martha war nicht gewohnt, daß die Männer ſich ihret⸗ wegen bemühten. Eine ältere Hausangeſtellte, die weder hübſch war noch Vermögen beſaß, hat keine großen Aus⸗ ſichten. Sie wurde rot und nahm dankend Platz. Es war ein Wunder, daß ſie ins Geſpräch kamen, denn beide waren verlegen und in ſolchen Angelegenheiten ſcheinbar nicht ſonderlich erfahren. Aber es iſt eine Tat⸗ ſache, daß ſie gemeinſam ein Gartenlokal aufſuchten und von vielerlei Dingen ſprachen. Er iſt glücklich Er hieß Emil Hohn und war noch nicht lange in Ber⸗ lin. Sie hatte bald heraus, daß es ihm nicht allzu gut ging und daß er ſchwer mit dem Leben zu kämpfen hatte. „Aber am Sonntag halte ich es zu Hauſe nicht aus“, ver⸗ ſicherte er ſchwärmeriſch,„da muß ich hinaus ins Grüne, in die freie Natur. Ich bin nämlich Dichter.“ Aber Martha ſah ihn verſtändnislos an, ſie wußte nicht, daß Dichten ein Beruf war. „Ich ſchreibe Dichtungen“, erläuterte er entgegenkom⸗ mend.„Wiſſen Sie, es wird ganz gut bezahlt, wenn man bekannt iſt. Aber daran hapert es vorläufig noch.“ Dann begann er, ihr vorzuſchwärmen, was er alles plane, und ſchließlich ſagte er ihr ein Gedicht auf, das ſich wunder⸗ ſchön anhörte, wenn ſie auch nicht alles davon verſtand. „Ich bin ſo glücklich, daß ich Sie kennengelernt habe“, perſicherte er ihr beim Abſchied.„Ich kenne gar keine So war es nur natürlich, daß ſie ſich für ihren freien Abend verabredeten, und Martha fuhr mit wirrem Kopf und roten Backen zu ihrer Schweſter. Am nächſten Tag erhielt Martha einen Brief. Er war wundgzvoll. Von Engeln und Blumen war die Rede, und zum Schluß ſtand ein Gedicht„Für Fräulein Martha Die Umwege des ſchönen Karl. Heinz Rühmann iſt zwar in dieſem Film kein Heirats⸗ ſchwindler, aber in der Re⸗ gel endet immer das Verbre⸗ chen in einer ähnlichen Situation: Der betretene viel Schlechtigkeit nicht für möglich hält und ihre Liebe in der Regel noch nicht end⸗ gültig begraben hat, und im Hintergrund der ſtrenge Ver⸗ treter der Staatsgewalt, der vorläufig dem Verbrecher das Handwerk legt. Die Ge⸗ richte kennen heute keinen Spaß, Heiratsſchwindel wird hart beſtraft, aber er ſcheint, weil die Leichtgläubigkeit der Frauen ihn oft genug fördert, unausrottbar zu ſein. Aufnahme: Tobis— M. Verbrecher, die Frau, die ſo Totsschen bericit über 5 gerissene Gauner undd ſõörichfe Frauen. Kraft von ihrem Bewunderer Emil Hohn.“ Mit hoch⸗ roten Wangen las ſie es wieder und wieder, und es kam ihr immer ſchöner vor. Er wurde noch verlegener, als ſie ſich bei ihm am Mittwochabend bedankte. Merkwürdig, daß ein ſo gut⸗ ausſehender junger Mann dermaßen verlegen im Verkehr mit Frauen war.„Ich kenne ja gar keine Mädchen“, ſagte er mit rührender Offenheit,„wiſſen Sie, ich bin immer allein mit meinen Büchern. Und dann muß ich dichten— dichten“. Dabei ſchaute er verzückt in die Ferne. Martha war trotz alledem eine vernünftige Frau und verſuchte herauszubekommen, wie ſich dieſe Tätigkeit in Geld umſetzte.„Man druckt hin und wieder etwas von mir, vielleicht bekomme ich einmal in einem Verlag eine Stellung. Das wird ja dann gut bezahlt.“ „Warum bewerben Sie ſich nicht?“ rief Martha,„Sie werden ſicher Glück haben— ſolch ein begabter junger Mann!“ Wieder lächelte er verlegen.„Ach, Fräulein Martha“, ſeufzte er lächelnd,„wenn die anderen Leute in den Ver⸗ lagshäuſern ſo wären wie Sie. Aber die wenigſten leſen meine Sachen— ich muß nämlich mit der Hand ſchreiben, weil ich keine Schreibmaſchine kaufen kann— und das iſt ihnen zu ſchwierig.“ „Aber das iſt ja ſchrecklich“, rief Martha,„was machen nun die Dichter, die keine Schreibmaſchine haben?“ Er zuckte die Achſeln und ſchwieg. Aber ſie kam immer wieder auf das Thema zurück.„Sie müſſen unbe⸗ dingt ſolch eine Maſchine haben, Emil“, redete ſie ihm zu. „Koſtet ſie denn ſo viel Geld?“ Er nickte.„Gar nicht zu bezahlen, Fräulein Martha. Wenn man Glück hat, kann man eine gebrauchte bekom⸗ men— ich weiß ſogar, wo eine zu haben iſt. Aber auch die koſtet fünfzig Mark, ſoviel habe ich doch nicht.“ „Die fünfzig Mark bekommen Sie von mir“, rief Martha reſolut.„Sie werden mir das Geld ſchon wieder⸗ geben, Emil, wenn Sie berühmt ſind.“ Am nächſten Tag fuhr ſie zur Sparkaſſe und ließ ſich fünfzig Mark auszahlen. Es war ſchwer verdientes Geld, aber ſie gab es gern. Und ihr ſchönſter Lohn war ein Brief, der mit den Worten„Geliebteſte, Einzigſte“ begann und mit einem wunderſchönen Gedicht abſchloß, das Emil für ſie gedichtet hatte. Es begann: Schauſt du mich aus deinen Augen Lächelnd, wie aus Himmeln an, Fühl ich wohl, daß keine Lippe Solche Sprache führen kann. Am nächſten Sonntag brachte Emil gute Nachrichten. Eine große Zeitung hatte ihm freundlich geantwortet, er war hinbeſtellt worden, und man hatte ihm auf Grund ſeiner Arbeiten eine Stellung angeboten.„Zweihundert Mark Anfangsgehalt! Das erſte, was ich tue, iſt, daß ich dir die fünfzig Mark zurückgebe und etwas Schönes dazu kaufe.“ Er ſagte es ſo erfreut und ſo ſelbſtlos, als hätte ihn die Tatſache, daß er ſich 50 Mark geben laſſen mußte, ewig bedrückt. Wartha nimmt übel Sie ſtrahlte vor Glück. Er hielt ihre Hand und er⸗ klärte immer von neuem, daß nur ſie es ſei, der er alles zu verdanken habe. Nächſtens würde er ihr ſogar einen langen Brief auf der neuen Maſchine ſchreiben. Nur eine Sache ſei noch da, die ihn ſehr bedrücke— aber er brachte es nicht fertig, ſich darüber auszuſprechen. Nach langem Drängen erſt erfuhr ſie, daß er völlig abgeriſſen ſei und keine Wäſche und dergleichen beſitze.„Das wird einen ſchlechten Eindruck machen“, ſagte er kummervoll,„ſie ſind dort, wo ich arbeiten ſoll, alle ſo fein angezogen.“ Aber dann verklärte ſich wieder ſein Geſicht, und er malte tau⸗ ſend Luftſchlöſſer, wie glücklich ſie leben würden, wenn er erſt feſt angeſtellt ſei und ſie verheiratet wären. Als ſie ſich trennten, hatte er ihr Verſprechen, daß ſie ihm am nächſten Abend ihr Sparkaſſenbuch bringen würde, damit er alles Notwendige kaufen könnte. So guter Laune war Martha ſelten geweſen. Immer⸗ hin war ſie etwas verlegen, als ſie ihre Dame um das Sparkaſſenbuch bat, das ſie ihr zur Aufbewahrung gege⸗ ben hatte. „Aber Sie haben ſich doch erſt vorige Woche Geld geholt? Martha?“ fragte die Dame erſtaunt. Und nun mußte Martha mit der Sprache heraus. Sie bemerkte nicht, daß die andere ein ernſtes Geſicht machte, und in ihrer Begeiſterung erzählte ſie von den Gedichten ihres Bräutigams und ſagte das ſchönſte gleich auf. Aber die Dame ſah ſie erſtaunt an. „Das iſt doch von Eichendorff“, meinte ſie kopfſchüt⸗ telnd.„Martha, mir gefällt die Sache nicht!“ Aber das nahm Martha ſehr übel, antwortete ſpitz und kündigte zum Erſten. Emil nahm das Sparkaſſenbuch mit dem ſicheren Gefühl nach Hauſe, daß dieſer Fall für ihn abgeſchloſſen ſei. Am frühen Morgen war er bereits auf der Spar⸗ kaſſe, um den eingeſchriebenen Betrag abzuholen. Aber er war nicht wenig erſtaunt, als ein Herr auf ihn zutrat, ihn aufforderte, ihn zu Polizei zu begleiten. Martha aber war außer ſich vor Wut, als ſie erfuhr, daß die gnädige Frau die Polizei angerufen hatte, und daß Emil ein bekannter Heiratsſchwindler ſein ſollte. Sie glaubte kein Wort davon und hielt alles für eine Machen⸗ ſchaft ihrer Herrſchaft. Und als bei der Verhandlung der Vorſitzende ein Gedicht vorlas, das der Angeklagte als ſein eigenes aus⸗ gegeben hatte und das in Wirklichkeit von Eichendorff ſei, ſprang die Zeugin Martha Kraft auf und ſchrie mit ge⸗ ballten Fäuſten, daß alles Lüge ſei, und ſie wiſſe genau, daß Emil dieſes Gedicht auf ſie gemacht habe. Erſt ganz allmählich konnte man ſie davon überzeugen, daß ſie einem Betrüger in die Hände gefallen ſet. Der Gauner wurde hoch beſtraft. — Ende.— eee 1