Nr. 80 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Dienstag, 5. April 1938 Das großdeulſche Wittſchaftsleben Rede des Reichswirt Maass fahe vor den öſterreichiſchen irtſchaftsführern. Wien, 4. April. Im Konzerthaus in Wien, das bis auf den letzten Platz beſetzt war, ſprachen am Montag Reichswirtſchaftsminiſter Funk und Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley vor den deutſchöſterreichiſchen We vielen Abordnun⸗ gen aus induſtriellen Werken und zahlreichen Vertretern von Staat und Partei. Unter dem lebhaften Beifall der Zuhörer, die die Aus⸗ führungen aufmerkſam verfolgten, hielt Reichs wirtſchafts⸗ miniſter Funk eine großangelegte Rede, in der er im weſentlichen ausführte: Die Vereinigung Oeſterreichs mit dem übrigen Deutſch⸗ land zu einem Großdeutſchland iſt nicht nur eine tauſend⸗ jährige Sehnſucht aller guten Deutſchen und der Inhalt einer mehr als hundertjährigen politiſchen Forderung, ſon⸗ dern auch ein ebenſo altes wirtſchaftspolitiſches Problem. Ohne ein politiſches Großdeutſchland konnte es nie ein wirtſchaftliches Großdeutſchland geben! Alle Verſuche einer Zoll- und Wirtſchaftsunion ohne ſtaatspoli⸗ tiſche Einheit mußten ſcheitern. Die e lie Groß⸗ deutſchlands, alſo die Kräfte der nationalſozialiſtiſchen Be⸗ wegung, werden nunmehr auch die Wirtſchaftsführung in Oeſterreich beſtimmen. Die öſterreichiſche Wirtſchaft wird von jetzt ab nach na⸗ kionalſozialiſtiſchen Grundſätzen geführt werden. Der Natio- nalſozialismus hat nicht nur ein neues völkiſches und politi⸗ ſches Ideal geſchaffen und das deutſche Volk in dieſem deal geeinigt, ſondern er hat auch eine neue Wirtſchafts⸗ auffaſſung für den gewaltigen deutſchen Wirtſchaftsaufſtieg. Der Arbeitsfriede wurde das feſte Fundament für den Wiederaufſtieg der deutſchen Wirtſchaft. Die in der ganzen Welt bewunderten Leiſtungen des deutſchen Unter⸗ nehmers und des deutſchen Arbeiters konnten nur auf die⸗ ſer Grundlage vollbracht werden. Die Arbeit iſt als die einzige und wahre Grundlage des Volkswohlſtandes über⸗ haupt erkannt und anerkannt worden. Die Arbeit iſt auch die Grundlage für unſere Währung und die Deckung für unſer Geld geworden, und wir ſind der Ueberzeugung, daß dies die beſte und ſicherſte Deckung für das Geld iſt, die es überhaupt gibt. Jede Reichsmark, die in Deutſchland ausbezahlt wird, muß erarbeitet ſein. Auf dieſe Weiſe kann es in Deutſchland nie eine Infla⸗ tion geben. Wir ſind ohne Gold und Deviſen reicher gewor⸗ den, während andere Länder mit einem Ueberfluß an Gold und Deviſen ärmer geworden ſind. Und zudem ſind wir freier geworden. Einheitliche Wirtſchaitsgeſtaltung Nun gilt es, die öſterreichiſche Wirkſchaft in den deuk⸗ ſchen Wirkſchaftsaufſchwung miteinzubeziehen und das groß⸗ deulſche Wirtſchaftsleben allmählich einheitlich zu führen And zu geſtalten. Dieſe Aufgabe hat uns vor z. T. recht ſchwierige Pro⸗ bleme geſtellt, denn die Lage und Lenkung der öſterreichi⸗ ſchen Wirtſchaft war bisher grundverſchieden von der des Reiches: eine andere Währung andere Deviſen 9 85 eine andere Geld⸗ und Kreditpolitik, unterſchiedliche Preiſe, Zin⸗ ſen, Löhne, eine unterſchiedliche Kaufkraft, andere Steuer⸗ und Sozialgeſetze, ein anderes Wirtſchaftsrecht, andere Han⸗ delsverträge und dabei noch eine völlig verſchiedene Kon⸗ junkturlage. Hätten wir die deutſchen Wirtſchaftsgeſetze einfach auf Oeſterreich übertragen, ſo wäre eine völlige Verwirrung und Lähmung in der öſterreichi⸗ ſchen Wirtſchaft die Folge geweſen. Wir mußten das Eigen⸗ leben der öſterreichiſchen Wirtſchaft weitgehend ſchonen und ſchützen. Es müſſen jetzt auch in der öſtereichiſchen Wirt⸗ ſchaft die Wege beſchritten werden, die die deutſche Wirt⸗ ſchaft in den verfloſſenen 5 Jahren unter nationalſozialiſti⸗ ſcher Führung zu einem gewaltigen Aufſchwung emporge⸗ führt und die Lebensgrundlagen des deutſchen Volkes ge⸗ ſichert haben. Der erſte, und zwar der bedeutungsvollſte Schritt ge⸗ ſchah auf dem Gebiete der Währung. Die öſterreichiſche Schillingwährung wurde nach Beendigung der übers 5 mit ausländiſcher Finanzhilfe eingeführt. Die frühere öſterreichiſche Regierung konnte die Währung nicht ſtabil halten ſondern mußte infolge des ſich ſtändig mehr bemerkbar machenden Wirtſchaftsnieder⸗ ganges ſchließlich eine Abwertung von über 20 Prozent des Wertes zulaſſen. Erſt der Führer hat durch die Einführung der Reichs⸗ währung zu dem Umrechnungskurs von 3:2 in der ſtabilen Reichsmark die Wiederaufwerktung der öſterreichiſchen Wäh⸗ rung vorgenommen! Damit iſt zugleich die Kaufkraft des öſterreichiſchen Volkes der Kaufkraft des geſamten deukſchen Wirkſchaftsraumes angepaßt worden. Bei der eien, des Umrechnungskurſes war zu berückſichtigen, daß beim Kurs auf der alten Baſis, alſo etwa 1 Reichsmark= 2 Schillinge, das öſterreichiſche Lohn⸗ und Preisniveau ganz bedeutend unter dem deut⸗ ſchen gelegen hätte. Deshalb entſchloß ſich der Führer zu einem außerordentlich weitgehenden Entgegenkommen in der Währungsfrage und ſetzte den Umrechnungskurs von Mark zu Schilling auf 2:3 feſt, was eine Aufwertung des Schilling um mehr als 33 Prozent bedeutet. Auf 90 Weiſe rückt das Wertniveau der öſterreichiſchen Wirtſchaft ſofort in das hohe Wertniveau der deutſchen hochkonjunktu⸗ rellen Wirtſchaft 1 Mit der Währungseinheit wurde ſo auch ſogleich die Grundlage für eine Wirtſchafts⸗ und Kon⸗ junktureinheit herbeigeführt. Der großdeutſche Markt Das wichligſte Jiel der nationalſozialiſtiſchen Wirk⸗ ſchaftsführung in Oeſterreich muß die Beſeikigung der Ab⸗ hängigkeit der öſterreichiſchen Wirtſchaft vom Ausland ſein, tu auch von den Schwankungen der Weltkonjunk⸗ kur, denen die öſterreichiſche Wirtſchaft infolge der unter dem überwundenen Syſtem betriebenen Ddeflations⸗ und Exportforcierungspolitik völlig ausgeliefert war. Während die deutſche Konjunktur, die zum weitaus 1 55 5 ft. 9 ain ie ieſe ſogar zu weſentlichen Teilen auffing, ſich mithin a D kriſenfeſt zeigte, brach die öſterreichiſche Konjunktur, weil völlig auslandsgebunden, ſchon beim er⸗ ſten Anſturm zuſammen. 5 Unabhängig von den Schwankungen des Weltmarktes wird die öſterreichiſche Wirtſchaft nach der Vereinigung mit dem Deutſchen Reich im großdeutſchen Raum den Abſatzmarkt finden, 05 ſie bedarf, um ſtark und kriſenfeſt zu werden. Wenn es auch wegen der Verſchieden⸗ heit der Auslands beziehungen bisher noch nicht möglich ge⸗ weſen iſt, die wirtſchaftlichen Grenzen zwiſchen Oeſterreich und dem übrigen Reichsgebiet, insbeſondere die Deviſen⸗ grenze, vollſtändig aufzuheben, ſo ſind der öſterreichiſchen Wirſſchaft durch die Erleichterung des Zahlungsverkehrs mit dem Reich und die Zollfreierklärung aller Waren öſter⸗ reichiſchen Urſprungs doch ſchon die Wege eröffnet worden, um ihren Abſatz in das alte Reichsgebiet zu erweitern. Ins⸗ beſondere haben wir erſt letzthin weſentliche Erleichterun⸗ gen für den Fremdenverkehr geſchaffen. Der deutſche Markt iſt aber auch für öſterreichiſche Waren auf⸗ nahmefähig. Unerwünſcht und unwirtſchaftlich wäre es je⸗ doch, wenn dieſer Warenaustauſch zwiſchen Oeſterreich und dem alten Reichsgebiet dazu führen würde, daß wert⸗ volle Rohſtoffe Oeſterreichs, die zur Sicherung und Entfaltung einer eigenen Produktion und zur Ueber⸗ windung ſeiner Arbeitsloſigkeit unentbehrlich ſind, in volks⸗ wirtſchaftlich nicht gerechtfertigtem Maße der öſterreichiſchen Wirtſchaft entzogen würden. Aus dieſem Grunde mußte Vorſorge getroffen werden, daß auch nach den fall der Deviſengrenze öſterreichiſche Rohſtoffe in ausreichendem Umfang der öſterreichiſchen Wirtſchaft zur Erfüllung ihrer großbeutſchen Aufgabe zur Verfügung bleiben. Einführung des Vier jahresplanes Ich brauche nicht zu betonen, daß es ſich bei allen Maß⸗ nahmen natürlich nur um Uebergangs regelungen handelt, die aufgehoben werden, ſobald die öſterreichiſche Wirtſchaft feſt in das Gefüge der Geſamtdeutſchen Wirtſchaft eingegliedert iſt. Eine 5 5 e Oeſterreichs in das Gefüge der deutſchen Wirtſchaft iſt nicht möglich, ohne daß auch in Oeſterreich diejenigen Maßnahmen getroffen werden, die im alten Reichsgebiet einen Ausgleich zwiſchen dem ſteigenden Bedarf der Induſtrie und dem Rohſtoffaufkommen ge⸗ währleiſten. Die Einführung des Vierjahresplanes in Oeſterreich und die Verkündung des Aufbauprogramms für das Land Oeſterreich durch eneralfeldmarſchall Göring machen dieſe Ausgleichsmaßnahmen ſofort erforderlich. Im übrigen werden Maßnahmen, die eine Angleichung an die deutſche Rohſtoffbewirtſchaftung herbeifüh⸗ ren, beſchleunigt in Angriff genommen werden. Hierbei wird mit aller Vorſicht und mit größter Rückſicht auf die Inter⸗ eſſen der öſterreichiſchen Wirtſchaft verfahren werden. Was wir nicht wünſchen und was wir verhindern wol⸗ len, iſt, daß Einzelne perſönlichen Nutzen aus der Vereini⸗ gung zu Laſten der öſterreichiſchen Volksgenoſſen und der öſterrelchiſchen Wirtſchaft ziehen. Dieſe Gedankengänge haben mich geleitet, als ich die Verordnung über Beſchränkung der Errichtung gewerb⸗ licher Unternehmungen und Betriebe im Lande Oeſterreich am 19. März 1938 erlaſſen habe. Hierdurch iſt auch ver⸗ hindert, daß das öſterreichiſche Land mit Vertretungen oder Vertretern aus dem übrigen Reichsgebiet in einem Zeit⸗ punkt überſchwemmt wird. Ich habe 5 daß mir jede Ausdehnung marktregelnder Vereinbarun⸗ gen auf Oeſterreich zur Genehmigung vorzulegen iſt. Schutz und Stärkung des inneren Marktes in Heſter⸗ reich bilden die Vorausſetzung für einen geſunden und ent⸗ wicklungsfähigen Export. Das großzügige Aufbau ⸗ programm, das Generalfeldmarſchall Göring im Zu⸗ ſammenhang mit der Einführung des Vierjahresplanes in Oeſterreich verkündet hat, wird ſofort ſeine Wirkungen auf den öſterreichiſchen Inlandsmarkt ausüben. Es wird eine zuſätzliche Produktion, eine zuſätzliche Kauf⸗ kraft und ein zuſätzlicher Bedarf auf faſt allen Wirtſchafts⸗ 1 Großdeutſchlands eintreten. Die bloße Addition der eiderſeitigen Wirtſchaftszahlen kann dieſe Entwicklung nicht zum Ausdruck bringen Die neuentſtandenen wechſel⸗ 7 Antriebskräfte werden die Entwicklung weit über ieſe Ziffern hinausbringen. Die öſterreichiſche Wirtſchaft wird nicht nur auf dem Inlandsmarkt, ſondern auch im Export und im Tranſitverkehr einen Aufſchwung nehmen. Zinsſenkung auch in Oeſterreich⸗ Einer beſonders nachhaltigen Pflege und einer völligen Neuordnung bedarf der öſterreichiſche Kredit⸗ und Kapital⸗ markt, weil auf dieſem Gebiete die Abhängigkeit von aus⸗ ländiſchen Mächten und die Verkümmerung der eigenen, nationalen Kräfte beſonders kraß in Erſcheinung treten. Es beſtand die Gefahr der Entwurzelung der mit der Scholle verbundenen Polksgenoſſen infolge Ueberſchuldung. Aehnlich iſt die Lage bes ſtädtiſchen Grundbeſitzes. Hier mußte ohne Verzug gehandelt werden. Wie bekannt, wurde inzwiſchen der Vollſtreckungsſchutz gegen Zwangsverſteige⸗ rungen geſchaffen. Es gilt nun, das Uebel bei der Wurzel zu faſſen und geeignete Sanierungsmaßnahmen zu ergrei⸗ 55 Die Geſundung kann nur dadurch erfolgen, daß die elaſtung des Grundbeſitzes mit dem aus dem Grundbeſitz erzielbaren Ertrag in Einklang gebracht wird, damit der Schuldner ſeinen Verpflichtungen tatſächlich nachkommen kann. Zu dieſem Zweck iſt bereits ein Enkſchuldungsgeſetz in Arbeit genommen worden. Die heute vielfach noch 6,7⸗ und mehr⸗ prozentige Verzinſung für auf dem Grundbeſitz ruhende Laſten, muß den Sätzen des übrigen Reiches durch ent⸗ ſprechende Senkung angepaßt werden. Die Durchführung der Zi nsſenkundg wird grundſätzlich auf den bereits mit Erfolg beſchrittenen Wege der organiſchen Zins⸗ ſenkung zu ſuchen ſein. Hier wird von beſonderer Be⸗ deutung ſein, daß die Sparkaſſen ihre Zinſen plan⸗ mäßig ſenken und daß die im Umlauf befindlichen, höher als mit 4.5 Prozent verzinslichen Pfandbriefe konvertiert werden. „Die Durchführung des Wirtſchaftsprogramms für Oeſter⸗ reich erfordert es, den privaten Grundkredit in ſtärkerem Maße als bisher zum Einſatz zu bringen. Dann wird es auch möglich ſein, den Pfandbrief an reichsdeutſſchen Börſen einzuführen und damit über die öſterreichiſchen Pfandbriefinſtitute den reichsdeutſchen Kapitalmarkt zur Kapitalbeſchaffung heranzuziehen Wohnungsbau Die Förderung des Wohnungsbaues gehört zu den vor⸗ dringlichſten Aufgaben. Auch hier war ſofortiges Handeln notwendig. Es ſind bereits Maßnahmen in die Wege gelei⸗ tet worden, um die beſchleunigte Aufnahme des Wohnungs⸗ baues ſicherzuſtellen. Ausreichende Mittel zur Zwiſchenfinan⸗ zierung in Angriff zu nehmender Bauten ſind vorhanden. Die Vorausſetzungen für die Bereitſtellung zweiter und drit⸗ ter Hypotheken ſind ebenfalls geſchaffen. Die Durchführung des Vierfahresplanes erfordert, wie dies auch im übrigen Reich der Fall war, eine Erneuerung und Erweiterung der Produktionsanlagen der öſterreichi⸗ ſchen Induſtrie. Zu der verſtärkten Finanzierungstätig⸗ keit der öſterreichiſchen Kreditinſtitute muß auch hier die Hilfe des übrigen Reiches treten. Der öſterreichi⸗ ſchen Wirtſchaft wird zu ihrem Ausbau langfriſtiger Inveſtitionskredit zur Verfügung geſtellt werden. Die öſterreichiſche Verſicherungswirtſchaft lag zur Zeit der Wiedervereinigung völlig darnieder, Durch den Gewaltfrieden von St. Germain war das Tätigkeits⸗ gebiet der Verſicherungsgeſellſchaften ſtark eingeengt wor⸗ den. Dazu kam die unverantwortliche Geſchäftspolitik der jü⸗ diſchen Leitung der Lebensverſicherungsgeſellſchaft Phönix, die das öſterreichiſche Verſicherungsweſen an den Rand des Verderbens brachte. Zur Auffüllung der fehlenden Reſerven wurden nicht weniger als 290 Millionen Schilling benötigt! Auch hier mußte ſofort eingegeriffen werden. i Mit Genugtuung und Freude kann ich feſtſtellen, daß die Zur Deckung des Verſicherungsfonds von 290 000 000 Schilling erforderlichen Mittel auf die geſamte reichsdeutſche Verſicherungswirtſchaft übernommen werden. Das Tor zur Arbeit weit geöffnet o haben wir das Tor zur Arbeit in Oeſterreich weit ge⸗ öffnet und die Vorausſetzungen für die Mobiliſierung aller Arbeitskräfte und Energien geſchaffen. Auch die öſterreichi⸗ ſche Wirtſchaft ſoll ſtark und frei werden. Auch Oeſterreich muß aus eigener Kraft wieder hochkommen, wenn ihm auch das Reich die 1 Hand zur Ueberbrückung der Ueber⸗ gangsſchwierigkeiten bereitwilligſt darbietet. So wollen wir gemeinſam„von der roßen Schuld der Zeiten Minuten, Jah und Jahre ſtreichen“ und mit heißem Dank an den 90 5 8 We iche hier 1 gehl eine eue Epoche der Welte e aus, und ihr könnt ſagen, ihr ſeid dabei geweſenli 5 9 * Anſchließend ſprach der Leiter der Deutſchen Arbeits⸗ front, Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley, der in den Mit⸗ telpunkt ſeiner Ausführungen den ſchaffenden deut⸗ ſchen Menſchen ſtellte, dem Wirtſchaft, Kultur und Staat zu dienen haben. Zur Zuſammenfaſſung aller Schaf⸗ 5 der Unternehmer und der Arbeiter, ſo legte Dr. Ley ar, ſei die Deutſche Arbeitsfront geſchaffen wor⸗ den, die unter Ausſchaltung des verderblichen Klaſſenkamp⸗ fes nur das Geſumtwohl des Volkes im Auge hat. Sie wolle nicht nur die ſozialen Bedingungen verbeſſern, ſondern auch die Leiſtungen des einzelnen Betriebes und die Geſamtlei⸗ ſtung des deutſchen Volkes überhaupt fördern. Der Pleitegeier auf dem Ausſterbe⸗Etat. NSG. Die Zahl der Konkurſe und Vergleiche iſt ein Gradmeſſer für die jeweilige wirtſchaftliche Lage des Volkes. Nichts iſt beſſer geeignet, die Richtigkeit dieſer Feſtſtellung un⸗ ter Beweis zu ſtellen, als die Geſamtzahl der Konkurſe und Vergleiche in Baden im Jahre 1932 gegenüber der des Jahres 1937. Während im Jahre 1932 in Baden 245 wirt⸗ ſchaftliche Unternehmungen ihren Konkurs anmelden mußten, waren es im Jahre 1937 nur noch 83 Firmen. Die Zahl der Vergleiche ſank im gleichen Zeitraum von 206 im Jahre 1932 auf 21 im Jahre 1937. Der Aufbauwille des Natio⸗ nalſozialismus hat den Pleitegeier auf den Ausſterbe⸗Etat geſetzt! Das dankbare Berlin umjubelt den Führer bei ſeiner Rückkehr von Wien. Auch du bekennſt dich zu ihm und gibſt ihm dein Ja am 10. April! Die Stimme Deutſchlands Von Edgar Schröder Irgendwo in völliger Einsamkeit ſitzt ein Menſch, ein Mann, eine Frau am Rundfunkapparat, der den Einſamſten mit der Welt verbindet. Kein Licht außer der leuchtenden Skala. Vielleicht weiß er, weiß ſie garnicht, daß heute abend wieder— ja, was?—— Wie ſpieleriſch läuft der Lichtſtrahl über Namen, Länder, Stationen. Muſikfetzen flattern im Raum. Takte einer Sym⸗ phonie werden in Sekundenbruchteilen übertönt von Tanz⸗ klängen. Unheimlich und erregend, wie der Aether klingt. qa— in der tönenden Wellenbrandung, mitten zwiſchen wei Schlagern vielleicht, die der wandernde Lichtſtrahl auf⸗ 190— eine Stimme: anklagend, fordernd, mahnend, be⸗ chwörend, beruhigend— eine leichte Drehung am Knopf: Henn ſteht die Stimme im Raum. Rieſengroß: die Stimme eutſchlands—— „Und da kommt denn eines Tages die Stunde, in der man ſich entſcheiden muß vor ſeinem Gewiſſen, vor ſeinem eigenen Volk und vor einem ewigen Gott, der die Völker ge⸗ ſchaffen hat Und ich habe dieſe Entſcheidung nun getroffen, und ſie konnte nicht anders lauten! Ich wollte Oeſterreich das Schickſal Spaniens erſparen! Denn wenn die Menſchen taub ſind gegen jedes Gebot der Gerechtigkeit, dann muß der Einzelne ſich das Recht ſelber nehmen. Dann muß er zum alten Glaubensſatz zurückkehren: Hilf Dir ſelbſt, dann hilft Dir Gott! Und Gott hat uns geholfen!“ „Toſende Beifallsſtürme“— verzeichnen die Verichte. Armſeliger Ausdruck, für das, was nach ſolchen Worten aus dem e klingt. Das iſt kein Beifall, das iſt ein dumpfes Brauſen, das über alle Grenzen klingt. Ein Sam⸗ melruf ohne Worte, ein geheimnisvoller Ruf, der alle er⸗ reicht: unſere Brüder im nahen und fernen Ausland— und auch die, die unſere Sprache nicht verſtehen—— Es ſind das jene ſeltenen Augenblicke, da die Seele des Volkes ſelbſt ruft, die lauteſten Schreie der Einzelnen noch übertönend, und weiter könend, wenn die Rufe aller Einzel⸗ nen verſtummen. Königsberg, Leipzig, Berlin, Hamburg, Köln, Stuttgart, München, Graz, Salzburg und ſo fort. Täglich iſt ſie wo an⸗ ders, dieſe Stimme. Auch ein Franzoſe, ein Engländer, ein Amerikaner kann ihr begegnen, wenn er will, oder ganz un⸗ verſehens, wenn er ſucht— Tanzmuſik vielleicht oder eine de itſche Opernübertragung— Suchend gleitet der feine Lichtſtrahl in einem Atemzuge über Hunderte von Kilometern. Zweitauſend Kilometer, was iſt das ſchon? Ein, zwei Millimeter auf der Skala. Aber für den Mann, deſſen Stimme Du hörſt was iſt das für ihn? Quer durch Deutſchland, kaum ein Ausruhen, heute eine Rede, morgen eine, übermorgen wieder. Welch ein perſön⸗ licher Einſatz! Welche Liebe zu ſeinem Volke! „Ich habe den Glauben zu dieſem zehnten April. bin überzeugt, an dieſem Tage wird zum erſten Male in der Geſ ichte wirklich ganz Deutſchland marſchieren. Ste werden marſchieren nicht nur in den Alpentälern von Kärnten und Tirol, Steiermark oder Bayern, nicht nur an der Donau, ſondern genau ſo am Rhein und in den Marſchen von Schleswig⸗Holſtein. Sie werden marſchieren in den Groß⸗ ſtädten und in den Dörfern. Und ich werde an dieſem Tage der Führer der größten Armee der Weltgeſchichte ſein. Denn, wenn ich an dieſem zehnten April meinen Stimmzettel in die Urne gebe, dann weiß ich: Hinter mir kommen fünfzig Millionen nach und ſie alle kennen meine Parole: Ein Volk und ein Reich: Deutſchland!“ Haſt Du Dein Ihr einmal ganz dicht an den Lautſprecher e als dieſe Stimme ſprach? Haſt Du den Atem ge⸗ Ich ört, der ſo nahe war, daß Du ihn zu ſpüren ſchienſt? Haft u das Licht gelöſcht und die Augen geſchloſſen?—— 1 ja, dann haſt Du die Stimme Deutſchlands gehört, ann wirſt Du aus jedem Atemzug den Herzſchlag vernom⸗ men haben, der der gleiche iſt wie der Pulsſchlag der Nation. Die Stimme Deutſchlands: das iſt Adolf Hitler, der Füh⸗ rer des Volkes und Kanzler des Reiches. Wenn er zu uns ſpricht. hört Deutſchland ſeine eigene Stimme—— Goldaten— Kameraden. April 1918: Flandernoffenſive— Ypern, Kemmelberg, Armentieres, La Baſſee, Arras. Dieſe ſechs Worte werden bei vielen Kameraden ſtiele Erinnerungen wachruſen. 1918 April— 1933, ſtolze ge⸗ ſchichtliche Jahre. Wir alle waren unbekannte Soldaten, aber Kameraden, Kameraden im Eiſenregen. Vor uns, hinter uns flammte es auf. Die bebende Erde ſprühte Dreck. Wir fürchteten keine Ueberraſchungen. Wir kennen das Grauen. Wir kennen das Sterben. Wir wollen keine Helden ſein. Wir haben in den langen Kriegsjahren ſo oft nur vier Worte ſtill geſlüſtert: Ich hat“ einen Kameraden Ein unbekannter Kame ad, ein junger Kriegsfreiwilliger, vom Bayriſchen Infantrieregiment Liſt, war Meldegänger. Uebernächtigte Geſichtszüge, aber hart wie Stahl. Er kannie mur ein Ziel— eine Parole. Sein Regiment gehörte zu den letzten Kampftruppen vor Ypern— 1918 im Oktober. Der Abſchnitt der VI. Bayriſchen Armee wurde vom Gegner mit Gelbkreuzgranaten berieſelt. Der unbekannte Soldat— der Meldegänger, wurde von einer Gasrergiftung belroffen, die eine zeitweiſe Erblindung brachte. uns unbefannle Sol⸗ daten konnte nichts mehr erſchüttern. Plötzlich griff die Heimat aus weiter Ferne in unſere nüchterne kalte Gegenwart. Und eines Tages ballt dieſe Heimat die Fauſt. Eiskalt und vernichtend iſt diefer Schlag. Es tobt keine Schlacht mehr— und doch, das Grauen iſt mitten unter uns. Wir fühlen, daß wir mit einem Male arm geworden ſind. Wir wollten, wir konnten es nicht glauben:„Munitionsſtreik“. Ein fremdes, din furcht⸗ bares Wort. Die Heimat hatte uns verraten— bolſchewiſtiſche — kommuniſtiſche— ſpartakiſtiſche Diktatur!„Waffen⸗ ruhe“— das Ringen vorbei. Wir können es nicht faſſen, daß vorbei der Krieg, vorbei die„Ehre“ und die ganze Welt voll Friede werde. Wann? Was wird? Wie werden wir's tragen, wie können wir's tragen— und zwiſchen den knirſchenden Zähnen drängt ſich ein Fluch:„Zum Ster⸗ ben waren wir gut genug“. Rückmarſch, mit ſeinen übermenſchlichen Anſtrengun⸗ gen, war für uns unbekannte Soldaten— wieder Au f⸗ marſch zu neuem Kampf. Den Sieg errang ſeinen Kameraden und ſeinem Volk, der unbekannte Soldat, der Meldegänger: Der Führer Adolf Hitler! 1938— April— Großdeutſchland. Ein Volk. Ein Reich. Ein Führer. n „Ja Wir kommen Kamerad! Kameraden, denkt an das junge Blut, das für unſere Heimat, für unſere Erde ſein Leben opferten. Der nachfolgende Spruch ſoll ein Vermächtnis ſein zum 10. April 1938: „Wir Toten fordern als unſer Recht, die alte Treue vom neuen Geſchlecht.“ „Auch Sie leben ja noch!“ O. Gewiſſen Zeitgenoſſen, die lange von der Arbeit unſe⸗ res Volkes lebten, wurde 1933 der deutſche Boden zu heiß. In den Hauptſtädten der Demokratien fabrizierten dieſe Schmarotzer„Berichte“ über die Verhältniſſe in Deutſchland, die nur einen Zweck verfolgten, das anſtändi ge Volk der Dichter und Denker ſeiner Ehre zu be⸗ rauben und wirtſchaftlich zu ſchädigen. Es 1 0 denn auch Ausländer, die ob dieſer blutrünſtigen Breuelmärchen eine Gänſehaut bekamen und ihre Reiſepläne nach Deutſchland zurückſtellten. Andere faßten ſich aber ein Herz und gingen an die„Stätten des Grauens jenſeits des Rheines“. Sie fielen aus allen Wolken, als ſie ein Land intiefſtem Frieden antrafen ein Volk, das Wipp. Jer Mliaman dei Nambeig oma vo DOROTHHH GOEREIEE 8 Hatte er den merkwürdigen Ton gehört, der plötzlich in ihrer Stimme aufklang? Seine Augen hingen prüfend an 1 555 Geſicht. Aber wenn irgend etwas in ihrer Seele war, das ſie bewegte, ſo verbarg ſie es gut. Sie ſagte kühl und höflich:„Alſo ſehr intereſſante Geſellſchaft im alten Haus.“ Und dann mit einem hellen, jubelnden Aufſchrei, ſich unterbrechend:„Oh, Wolf! Da! Da!“ Sie ſtanden unter dem Weißdornbuſch, da, do der Weg eine Biegung machte. Auf ſie herab über des grüne Gewirr des alten Schloßgrabens fort ſah mit den wappengekrönten Tor das Haus an der hohen Halbe. „Heimat!“ ſagte das Mädchen und faltete unwillkürlich die Hände.„Heimat! Wie viele ſind da gegangen, die zu Hei 1 die in uns wieder lebendig wurden. Heimat, eimat!“. Und der Mann an ihrer Seite ſah auf ſie, wie ſie da⸗ tand, in dem ſchlichten blauen Leinenkittel, mit verwehtem londhaar, und unwillkürlich erfaßte es ſein Herz, daß es in ihm aufſchrie:„Heimat! Heimat!“ Und er wußte, daß er ſie jetzt erſt ganz gefunden hatte, aber er wußte nicht, ob er das Haus da oben oder die Frau an feiner Seite meinte. f Ein paar Minuten ſpäter lag Kläre in Frau Geſines rmen. „Daß du wieder da biſt, Kläre! Daß ich dich wieder habe!“ rief Frau Geſine.„Und nicht ein Wort zu ſchreiben, wann du kommſt!“—„Aber ich habe doch geſchrieben!“ rief Kläre und kuſchelte 15 tiefer und wohliger in die Arme der alten Frau, ein Kätzchen, das unden „Ich hab' ihr Telegramm unterſchlagen,“ rief Wolf lachend—„ich wollte ſie euch als Ueberraſchung aufbauen. Iſt es gelungen, Muſch?“ Er wußte ſelbſt nicht, woher es kam, daß er plötzlich den lange vergeſſenen Koſenamen verſchollener Kindertage wiederfand.— Aber Frau Geſine hatte ihn gehört und verſtanden, und ihre Augen leuchteten. Sie wiederholte:„Daß du nur wie⸗ der da bi, Kläre, daß wir dich wiederhaben. Nun wird alles— alles wieder gut!“ Und ſo erſchüttert war das Mädchen von dem Wiederſehen, daß ihm auch in Gedan⸗ ken nicht die Frage kam, was denn eigentlich wieder gut werden ſollte. 5 5 Sie ſtiegen Arm in Arm empor zu Kläres alten Zim⸗ mern. Kläre ſtreichelte das braune Holz des Geländers, aber ſie ſah,. der Anſtrich lange nicht mehr erneuert worden war. Sie ſtand vor ihrem alten Jungmädchenbett⸗ mit den Mullgardinen, 50 ſchmiegte ſich in den Backen⸗ lehnſtuhl am Ofen und ſagte:„Hier habe ich immer mit Hans geſeſſen, weißt du noch? Hier haben wir Märchen und in unſerer alten Chronik geleſen. ber Hans? Wo iſt 3 denn eigentlich Hans⸗Joachim? „Wenn er gewußt hätte, daß du heut ſchon kommſt, wäre er ſelbſtverſtändlich hiergeblieben. Kläre, ſo wie ihr immer aneinander gehangen habt.“ i. „Ja, das haben wir!“ ſagte das Mädchen träumeriſch. „Er iſt wohl im Sachſenroß' bei ſeinem Profeſſor?“ Frau Geſine lachte:„Nein, heute nicht. Du weißt wohl noch um ſeine alte Schwärmerei, die Droſera, den Sonnen⸗ tau. Ihr habt ja als Kinder ſchon immer danach geſucht.“ „Wir werden es wieder tun—“, fiel das Mädchen raſch ein.—„Ja, wir werden danach ſuchen, ſolange Hans noch hier iſt. Ich habe neulich eine Abhandlung darüber gele⸗ ſen, wir müſſen ihn finden, er hat immer hier geblüht auf den Weſerwieſen.“ 5 „Ja, das ſagt auch Helge Tiliander“ nickte Frau Geſine—„Helge weiß ja Beſcheid damit, 0 ſtudiert mit ihrem Vater, iſt ſeine rechte Hand, ſie ſucht ſchon alle Tage mit Hans, ſie ſind auch heut wieder danach aus.“ b 5 „So— Helge Tiliander.“ Das Mädchen kroch tiefer in den alten Seſſel und ſchloß die Augen, als überkäme ſie jähe Müdigkeit.“ 1 N Frau Geſine hatte unterdeſſen den Koffer geöffnet und begann Kleider und Wäſche in den Schrank zu räumen. Sie plauderte dabei:„Helge Tiliander wird dir auch ge⸗ fallen. Ein entzückendes Mädchen, Fachgenoſſin von Hans, ſie haben auch in Upſala zuſammen gearbeitet. Sie wollen ein Buch zuſammen ſchreiben. Dabei iſt ſie doch kein Blau⸗ ſtrumpf, einfach und natürlich. Wie ein Volkslied, ſagt Hans, und er hat recht.“ „Ich werde mich freuen, ſie kennenzulernen.“ Das kam etwas froſtig heraus. Kläre ſtand auf und nahm der Frau ein paar Wäſcheſtücke ab.„Aber da ſitze ich herum und du quälſt dich ab. Gib mal her. Ja, Tante Geſine, Mutter Geſa, viel habe ich nicht mitgebracht, bin nur als Haus⸗ tochter gekommen, das habe ich Wolf ſchon geſagt. Wolf iſt übrigens ein ſtattlicher Mann geworden, und ſo nett. Gar nicht mehr ſo— ſo— wie früher—“ „Ach, Kläre, da wart ihr ja noch Kinder. Aber ich be⸗ ſinne mich, ihr hattet euch immer in den Haaren.“ „Hatten wir— na, jetzt ſind wir alt und verſtändig“— Kläre lachte und trat in den Erker:„Und Blumen haſt mir auch ſchon wieder hergeſtellt, Mutter Geſa! Und natürlich Tauſendſchön, meine Lieblinge! Wie du das noch gewußt haſt!“ Sie bückte ſich und ließ die ſchlanken Finger ſpiele⸗ riſch über die Blumen gleiten, dann aber mit einemmal klang ein gellender Aufſchrei„Tante Geſine! Um Gottes willen! Mutter Geſa!-“ Die Frau ſtürzte auf ſie zu:„Kläre!— Was iſt denn, Kläre?“ Sie wies ſtatt aller Antwort hinaus auf die hohe Halde, die dieſem Fenſter gerade gegenüber lag und ſich kahl und verwildert mit toten Baumſtümpfen hügelan zog:„Die Eichen! Wo ſind die alten Eichen von Ramberg geblieben?“ as entſtand ein langes, unheilvolles Schweigen. Durch die Bruſt der alten Frau ging ein Schluchzen, das Mädchen lag vor ihr auf den Knien und ſchlang den Arm um ihre ö berechtigte ſichbegeiſterk über die wiedergewonnene innere Freiheit dem Wiederaufbau des Reiches hingibt. Menſchen, die angeblich grauſam ge⸗ foltert und erſchlagen waren, berichteten den Ausländern perſönlich, daß ihnen niemals auch nur ein Haar 90 krümmt worden war. Als ein franzöſiſcher Juriſt dem Nommuniſten Haas gegenüberſtand, der 1931 den SA⸗Mann Paul Billett in Karlsruhe ermordete, da ſagte er entrüſtet: „Auch Sie leben ja noch, furchtbar die Un⸗ wahrhaftigkeit der Emigranten, furchtbar, furchtbar!“ Der nationalſozialiſtiſche Aufbau, den dieſer Franzoſe wochenlang kritiſch ſtudierte, machte einen tiefen Eindruck auf ihn: Unſer Land iſt zwar reich an Gold und Deviſen, aber es fehlt die innere Einheit, die allumfaſſende Idee, die allein dieſe Leiſtungen auslöſen kann. Wenn wir einen ſolchen Führer hätten!“ Die Wahrheit hat alſo dem neuen Deutſchland manchen ehrlichen und mutigen Freund gewonnen, der auch daheim keine Mördergrube aus ſeinem Herzen machte. Die Folge davon iſt, daß die Märcheninduſtrie der Semigranten all⸗ mählich an innerer Auszehrung pleite geht. Wohl fehlt es ihr nicht an neuen„Erfindungen“, aber die gutgläubigen Abnehmer ihrer zweifelhaften Produkte fehlen Die andere Seite dieſes Bankerotts der Märchenfabriken und Boykotthetzer ſpiegelt ſich in den von Jahr zu Jahr ſtei genden Zahlen der Ausländerbeſuche im natilonalſozialiſtiſchen Deutſchland. Wie uns das Badiſche Statiſtiſche Landesamt mitteilt, iſt die Zahl der Ausländerübernachtungen in Baden von 311066 im Jahre 1933 in den folgenden Jahren wie folgt geſtiegen: 1934: 592 827, 1935: 674688, 1936: 843 931, 1937: 723 347. Die Zahl der Auslandsübernachtun⸗ gen iſt alſo allein in Baden von 1933 bis 1937 um 412281 oder 13 2,5 vH. geſtiegen. Deutſchland iſt mehr denn je zum Reiſeziel des Auslandes geworden. Auch die neuen„öſterreichiſchen Aktien“ werden der jüdiſchen Märcheninduſtrie keinen neuen Auftrieb geben können. Sie ſind herzlich wenig ge⸗ fragt, wie eine Notiz der Londoner Zeitung„Evening Standard“ beweiſt, welche die Beruhigung der engliſchen Oeffentlichkeit über die Verhältniſſe in Mitteleuropa wider⸗ ſpiegelt und das engliſche Publikum zum Be⸗ uc der Tiroler Winterſportgebiete auf ⸗ muntert. Wilhelm Teichmann. Erdölbohrtürme in der Rheinebene. Die badiſche Erdölgewinnung weiſt ſeit dem letzten Jahr ſtändig wachſende Zahlen auf. Sie verbringt ſchon heute einen nicht unbeachtlichen Anteil der Förderung im Reich, die der Führer in ſeinem Rechenſchaftsberichk am 20. Februar im Reichstag mit 453 000 Tonnen für das Jahr 1937 angegeben hat. Für die folgenden Jahre beſlehen Hoffnungen auf weitere Steigerung. 25 Bohrturm neben Bohrturm. Schulter:„Die Eichen! Die alten Eichen! Tante Geſa, wie konnte das geſchehen?“ Zitternde Mutterhände ſtrichen durch ihr Blondhaar, blaſſe Lippen ſprachen abgeriſſene Worte, ſuchten zu ent⸗ ſchuldigen, wo das Herz ſelber kaum Entſchuldigung fand. „Die Not der Zeit, Kläre. Du weißt es ja. Wir haben es hier ſchon lange nicht mehr gut gehabt, und nun die Nach⸗ kriegsjahre Es war wohl viel zu zahlen. Es mußte ſein.“ „Es durfte niemals ſein!“ Hochaufgerichtet ſtand das Mädchen, ſeine blauen Augen ſprühten.„Warum ſeid ihr nicht zu mir gekommen?“ „Zu dir, Kläre? Sollteſt du denken, daß uns dein Geld lockt?“ Das hätte ich niemals gedacht! Von— dir nicht. Ich verſtehe das überhaupt nicht! Die Eichen von Ramberg ge⸗ fällt, wie konnte das möglich werden!“ „Ach, Kläre, verſteh ich es?“ Ein hilfloſes Lächeln zuckte um Frau Geſines Mund:„Was verſtehen wir Frauen überhaupt, wir alten Frauen? Die Zeiten ſind hart. Ja, Kläre, ſie ſind es wirklich.“ „Das weiß ich, das habe ich geſehen auf unſerer Stu⸗ dienfahrt. Trotzdem— aber nein, Tante Geſa, nicht wei⸗ nen—“, ſie unterbrach ſich und umſchlang die alte Frau von neuem.„Ach, Tante, Mutter Geſa, nun bin ich kaum hier und habe dich ſchon weinen gemacht. Schlecht bin ich und undankbar! Und was habe ich überhaupt für Rechte „Alle, Kläre, alle“, die Frau ſtrich ihr über das Haar. „Aber laß nur gut ſein, wir reden wohl über all das noch, wenn Hans erſt fort iſt. Du bleibſt ja noch hier. Und nun wirſt du dich ein wenig ruhen und zurechtmachen wollen nach der langen Fahrt. Und ich will auch nach unten gehen und nach dem Rechten ſehen. Tilianders ſind ja wieder bei uns hier oben heut abend.“ Sie küßten ſich noch einmal in ſchweigendem Verſtehen. Ueber das Geländer gebeugt, ſah Kläre der Tante nach, die langſam und wie gebückt die Treppe hinunterſchlich, als ging ſie unter ſchwerer Laſt. ie eine ſchwere Laſt wollte es ſich auch ihr ſelber auf die Bruſt legen, aber da wurden unten im Hauſe plötzlich Stimmen laut. Eine helle Männerſtimme klang durch die Diele:„Mutter, Mutter, wo biſt du denn, Mutter?— Mutter, Mutter, hör doch, wir haben ihn gefunden. Helge hat ihn gefunden! Helge Tiliander fand den Sonnentau!“ „Wie ein Volkslied iſt ſie— hat Hans geſagt—“, mur⸗ melte das Mädchen, während es in ſein Zimmer zurücktrat. „Wie ein Volkslied! Und die Eichen von Ramberg ſind ge⸗ fallen und Helge Tiliander fand den Sonnentau.“ f Sie ſetzte ſich in den alten Backenlehnſtuhl, preßte die Hände zwiſchen die Knie und ſtarrte vor ſich hin. Aber plötzlich verſank, was ſie eben noch bewegt, und eine andere Geſtalt trat vor ſie hin, groß und breit, mit hoher Stirn und dichten dunklen Haaren. Sie grub die Zähne in die ien„Die Eichen von Ramberg ſind durch ihn ge⸗ lll! ee 5 2 81 eee — —