ö ö a 1— 9 Nr. 87 Neckar ⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 13. April 1938 Berlins neues Geſicht Der Stand der großzügigen Umgeſtaltungsarbeiten.— Kühne Projekte.— Der Spreelauf wird verlegt. Unter der Ueberſchrift„Die Wandlung des Geſichts der Reichshauptſtadt“ veröffentlicht NS weitere Planungs⸗ einzelheiten des Generalinſpektors für die Reichshauptſtadt. Nachdem heute bereits die Verbreiterung der Voßſtraße durch Niederlegung der nördlichen Randbebauung durch⸗ geführt und der Neubau der R eichskanzlei hier in ganzer Länge bis zur Hermann⸗Göring⸗Straße in Aus⸗ führung begriffen iſt; nachdem an der Oſt— Weſt⸗ Straße vom Adolf⸗Hitler⸗Platz bis zum Brandenburger Tor die Arbeiten in vollem Umfange aufgenommen ſind, o daß hier ſchon am 15. Mar dieſes Jahres eine der beiden neuen Fahrbahnhälften mit der urſprünglichen Breite der Charlottenburger Chauſſee fertiggeſtellt und dem Verkehr zur Verfügung geſtellt wird; nachdem am zukünftigen Runden Platz und damit an der neuen Nord—Suͤd⸗ Straße die Abbrucharbeiten begonnen haben, um für den Neubau des Hauſes für den Deutſchen Fremdenverkehr zum 1. Juni das Gelände freizumachen; nachdem die Reichs⸗ bahn mit den Umlegungsarbeiten für die Neuordnung des geſamten Berliner Fernbahnnetzes an verſchiede⸗ nnen Stellen der Außenſeite Berlins begonnen hat; nach⸗ dem ein großzügiges Wohnungsbaupro gra m m in Angriff genommen iſt, das für dieſes Jahr die Neuer⸗ richtung von 30 000 Wohnungen vorſieht; nachdem inzwi⸗ ſchen mehr als 1000 Bohrlöcher auf eine Tiefe von 30 bis 500 Metern niedergebracht wurden zur Feſtſtellung des Baugrundes der zukünftigen Bauſtellen, gibt heute der Generalinſpektor für die Reichshauptſtadt weitere Einzelheiten ſeiner Planung bekannt. Die große Verſammlungshalle, der bauliche Höhepunkt der Nord—Süd⸗Straße, wird mit ihrer Mitte etwa an der Stelle liegen, wo der Humboldt⸗ hafen in die Spree einmündet. Mit dem Bau der Halle wer⸗ den auch die Waſſerwege in dieſem Gebiet gänzlich verändert. Dieſe Aenderungen ſind ferner bedingt durch die Forderung, den 1000⸗Tonnen⸗Kähnen des Mittelland⸗ kanals eine ungehinderte Durchfahrt durch die Berliner Waſſerſtraßen zu ermöglichen und damit einen unmittel⸗ baren Großſchiffahrtweg Rhein Ruhr⸗Berlin zu ſchaffen. Die große Verſammlungshalle wird inmitten eines Ge⸗ bietes von Grünanlagen und Waſſerflächen liegen, das im Herzen der Reichshauptſtadt praktiſch eine Ausweitung der Erholungsfläche des Tiergartens um mehr als 1600 000 Quadratmeter darſtellt, womit ſich faſt eine Verdoppelung ſeiner bisherigen Größe ergibt. Mit dem Bau des neuen Spreelaufes zwiſchen Roon⸗ ſtraße und Moltkebrücke wird am 1. Juli ds. Is. begonnen, damit die Spreeverlegung in dieſem Teil bereits am 1. April 1940 beendet iſt. Der Bauplatz für die Große Halle wird ab 1. April 1939 geräumt: Die Abmeſſungen des heu⸗ tigen Königsplatzes, der zu einer eine Million Menſchen faſſenden Kundgebungsſtätle ausgebaut werden ſoll, werden um mehr als das Doppelte wachſen. Die Siegesſäule wird verſetzt Die heute auf dem Königsplatz ſtehende Siegessäule würde dann aber in keinem Verhältnis mehr ſtehen zu der Größe des neuen Platzes. Beſonders die Große Halle würde die Siegesſäule völlig erdrücken und ihr die Bedeutung, die ihr heute als Wahrzeichen des Zweiten Reiches zukommt, nehmen. Die Siegesſäule wird daher vom Königsplatz, wo ſie bisher abſeits ſtand auf den Großen Stern ver⸗ ſetzt werden, der im Zuge des Ausbaues der Oſt—Weſt⸗ Achſe auf einen Durchmeſſer von 200 Meter gebracht wurde. An dieſer Stelle wird die Siegesſäule einen weitaus wür⸗ digeren Platz haben als bisher, da ſie ſich nicht nur in der Blickrichtung der 12 Kilometer langen geraden Oſt—Weſt⸗ Straße befindet, ſondern auch den verſchiedenen Diagonal⸗ ſtraßen und wegen des Tiergartens einen weithin ſicht⸗ baren dominierenden Abſchluß gibt. Bei ihrer Verſetzung wird die Siegesfäule in geringem Maße verändert werden, Durch Einfügen einer vierten unteren Säulentrommel wird die bisher zu niedrig geratene Geſamthöhe des Denkmals um 6.40 Meter auf rund 69 Meter vergrößert. Fußgängerkunnel unter dem Platz des Großen Sterns ermöglichen dem Fußgänger ſowohl die kreuzungsweiſe Unterquerung der Oſt— Weſt⸗Achſe an dieſer Stelle, als auch den gefahrloſen Zugang zur Mittelinſel des Platzes. Mit der Verſetzung der Siegesſäule wird am 1. Juli begonnen. Am 20. April des nächſten Jahres wird gleichzeitig mit der Fertigſtellung der ganzen neuen Oſt—Weſt⸗Achſe vom Brandenburger Tor bis zum Adolf⸗Hitler⸗Platz auch die Neuaufſtellung der Siegesſäule auf dem Großen Stern voll⸗ endet lein. 5 5 Vier Verkehrswege übereinander! Um an der Stelle, wo die Nord—Oſt⸗Achſe die Char⸗ lottenburger Straße kreuzt, den Vorkehr ſich völlig rei⸗ bungslos abioickeln zu laſſen, wird hier eine kreuzu ng s⸗ freie Tunnelanlage für den Kraftverkehr geſchaf⸗ fen. Dieſe Anlage wird ſich bis zum Brandenburger Tor erſtrecken, um auch den dort ſich heute unglücklich kreuzen⸗ den bee auf dem Hindenburgplatz in die neue Regelung einzubeziehen. Dieſe Forderung hat eine Löſung gebracht, bei der teilweiſe drei Autoverkehrswege(Straße und zwei Tunnel) übereinander liegen. Die ein weiteres Geſchoß tie⸗ ferliegende U⸗Bahn in der Nord—Süd⸗Achſe erhöht die Jahl der übereinanderliegenden Verkehrswege auf vier an Der Stelle. Mit der Ausführung dieſer komplizierten Bau⸗ anlage wird am 1. Auguſt ds Is. begonnen. Mit der Fer⸗ tigſtellung iſt zum 1. Januar 1941 zu rechnen. * Die kühne Planung der Neugeſtaltung Berlins, ſo ſchreibt die NSͤ hierzu, iſt der Stolz ganz Berlins. Und wie ſeder Berliner kennen die Deutſchen aller Gaue dieſes grandioſe Bauprogramm, das, aus den Ideen des Führers wachſend, durch ſeinen beauftragten Baumei⸗ ſter Form gewinnt, auf daß Berlin nach dem Willen Adolf Hitlers„wirkliche und wahre Hauptſtadt des Deutſchen Reiches“ werde. Auch das Ausland ſieht mit Hochachtung in der Neugeſtaltung das umfaſſendſte und mo⸗ dernſte ſtädtebauliche Projekt der Gegenwart und bewun⸗ dert die techniſchen Löſungen. Die Wandlung des Geſichtes der Reichshauptſtadt ſteigt überzeugend und bewundernswert hinter dieſen Bekannt⸗ machungen auf, deren Termine für Baubeginn und 1 ſtellung die eigene Sprache nationalſozlaliſtiſchen Schaffens ſprechen, das keine Schwierigkeiten kennt, keine Verſpre⸗ ungen und Behelfslöſungen, ſondern ganze Taten von dauernder Gülfſgkeit. 8 Badens WHW⸗Lager wurden geraͤumt ... und waggonweiſe gingen Schuhe und Kleider nach Oeſterreich. Karlsruhe, 12. April. Sofort nach dem Umbruch in Oeſterreich ſetzte in unſerem Gau ein wahrer Wettſtreit ein, den durch lange Jahre der Miß wirtſchaft in unvorſtellbare Not geratenen öſterreichiſchen Volksgenoſſen zu helfen. Der Aufruf des Gauleiters, Pflegeſtellen für öſterreichiſche Kinder zu melden, hatte ſchon in den erſten Tagen einen durch⸗ ſchlagenden Erfolg. Die 2000 Kinder aus Salzburg und die 1000 aus Tirol waren im Nu untergebracht. 2000 weitere Stellen wurden gemeldet. Das Hauptamt für Volkswohl⸗ fahrt hat nun die Zuſage gegeben, daß Baden dieſe 2000 Kinder aus Oeſterreich auch noch erhält. Auch das badiſche Winterhilfswerk hat ſofort mobil gemacht und ſeine ganze am Schluß dieſes Winters noch nicht ausgegebenen Beſtände, in Kiſten verpackt, waggon⸗ weiſe nach Oſterreich auf den Weg gebracht. Ein großer Teil ging direkt nach Wien. Es ſind recht anſehnliche Be⸗ ſtände: 2200 Paar Schuhe, 6500 Meter Wäſcheſtoffe und Leinen, 10000 Stück Säuglingswäſche, 11 500 Wäſche⸗ und Bekleidungsſtüce für Knaben und Mädchen ſowie für Er⸗ wachſene, 750 Betten, Bettwäſcheſtücke und ſonſtiges Betten⸗ zubehör. Zur Linderung der erſten Not gingen 15 Feldküchen nach Wien. Sie ſind die ganze Zeit in Betrieb. Die Mitglieder der Gauamtsleitung der NS⸗-Volks⸗ wohlfahrt, die dieſer Tage in Oeſterreich waren, erzählen übereinſtimmend, ſie hätten kaum jemals rührendere Beweiſe der Dankbarkeit erlebt, als bei den betreuten öſterreichiſchen Volksgenoſſen. Dieſe ſetzen aber ihren ganzen Stolz darein, ſich aus eigener Kraft wieder auf die Beine zu helſen. Für die Uebergangszeit geht es allerdings nicht ohne Unker⸗ ſtützung von außen. Vor allem werden weitere Geldſpenden benötigt. Die Beamten und die Arbeiterſchaft haben hier den Anfang gemacht. Die Beamtenſchaft beteiligte ſich freiwillig mit Abzügen vom Aprilgehalt auf Konto Oeſterreich; die Arbeiter haben von ihrem letzten Wochenlohn ihren Beitrag geleiſtet. Jetzt liegt es an den anderen Berufsgruppen, dieſem Beiſpiel zu folgen. Das überſtrömende Vertralen der öſterreichiſchen Volksgenoſſen zum Führer, das ſich am 10. April in ſo wunderbarer Weiſe geoffenbart hat, bedeutet für alle, die es irgend vermögen, die Verpflichtung, ihnen unter die Arme zu greifen. x Bibelforſchererziehung untragbar NSk. Bekanntlich hat die nationalſozialiſtiſche Regie⸗ rung ſchon bald nach der Machtergreifung energiſch Front Nabe gegen den„Verein Ernſter Bibelforſcher“, da die Anhänger dieſer Lehre die völkiſchen und nationalen Ziele der. Aon rundſätzlich ablehnen. Sie verſagen den national ozialfſtiſchen Geſetzen und Anord⸗ nungen den Gehorſam, leugnen jedes nationale Zuſammen⸗ gehörigkeitsgefühl und ſtellen ſich in ihrem ganzen Denken und Handeln bewußt außerhalb der Volksgemeinſchaft. Es iſt ganz ſelbſtverſtändlich, daß Eltern, die ſich auch heute noch zu den Anhängern der Ernſten Bibelforſcher zählen, dieſe Weltanſchauung auch ihren Kindern nahezu⸗ 41 5 ſuchen. Die Folgen einer derartigen ſtaats⸗ 8 Gesinnung ſind, daß die Kinder zum eiſpiel den von der Schule veranſtalteten Gemeinſchafts⸗ feiern am Tag der Nationalen Arbeit fernbleiben, die Er⸗ weiſung des Deutſchen Grußes mit dem Hinweis auf Bi⸗ belſtellen verweigern, es ablehnen, das Horſt⸗Weſſel⸗Lied zu ſingen und ſogar die Frage, ob ſie ſich hinter den Führer und ſeine Beweaguna ſtellen, ausdrücklich verneinen. Es ſteht außer Frage, daß der heutige Staat derartige Erziehungsmethoden im Intereſſe der Erhaltung der Na⸗ tion unter keinen Umſtänden dulden kann. Die Jugend iſt und bleibt die Zukunft der Nation. Es iſt daher vornehmſte Pflicht und die verantwortungsvolle Aufgabe des Staates, dieſe Jugend ſo zu erziehen, daß ſie zu poll⸗ wertigen deutſchen Volksgenoſſen und zuverläſſigen Stüt⸗ en des Staates wird. Es ſtellt eine ſchwere Gefährdung 155 geiſtigen und ſittlichen Wohles eines deutſchen Kindes dar, wenn es heute noch in den Anſchauungen der Ernſten Bibelforſcher erzogen wird. Die Erziehung in ſolchen Grund. ſätzen führt dazu, daß das Kind ſeinem Vaterland ur-) ſei⸗ nem Volk entfremdet wird und die Fähigkeit verliert, der⸗ einſt ein brauchbares Mitglied der Volksgemeinſchaft zu werden und ſeine Pflichten gegenüber Staat und Gemein⸗ ſchaft zu erfüllen. Hinzu kommt, daß das Kind durch die gegenſätzlichen Erziehungsziele der Sch“ und des Eltern⸗ hauſes in einen inneren Zwieſpalt gebracht und ſo in ſeiner eeliſchen Entwicklung beeinträchtigt wird. In Würdigung dieſer Tatſache hat unlängſt ein deut⸗ ches Gericht a daß ein deutſcher Vater, der ſein Kind in der Lehre der Ernſten Bibelforſcher erzieht, ſeine Erziehungspflichten gröblich verletzt und damit das ihm an ſich zuſtehende Recht der Sorge für die Perſon des Kin⸗ des mißbraucht und verwirkt. Denn eine Erziehung, die ein urteilsloſes Kind durch Einprägung ſtaatsfeind⸗ cher Lehren für ein ſpäteres Leben in einen, ſein Wohlergehen und Fortkommen aufs ſchwerſte gefährdenden Gegenſatz f Staat und Volksgemeinſchaft bringt, verſtößt o offenſichtlich gegen die ſtaatliche Ordnung, daß man nur bon einem Handeln wider beſſere Einſicht und einem ſchuld⸗ haften Mißbrauch des Sorgerechtes ſprechen kann. Es geht hier nicht darum, ob die Eltern für ihre Per⸗ ſon irgendwelchen— irrigerweiſe— als religids bezeichne⸗ ten Lehren anhängen dürfen, ſondern darum, welche Er⸗ zehungspflichten ihnen gegenüber ihren minderjährigen Kindern obliegen und ob die Art ihrer Erziehung mit den Intereſſen der Allgememheit und damit mit den Lebens⸗ ntereſſen ihrer Kinder vereinbar find Das Gericht hat feſt⸗ zeſtellt, daß ein derart erzogenes Kind der fiktlichen Verwahrloſung anheimfällt, wenn die Gefahren, die ihm aus der Erziehung in der Lehre der Ernſten Bibel⸗ forſcher erwachſen, nicht beſeitigt werden:„Wenn die Ge⸗ fahr beſteht, daß die Eltern nicht von ſich aus der drohen⸗ den ſittlichen Verwahrloſung vorbeugen, muß die Auto⸗ tität des Staates eingreifen; beſteht alſo keine Mög⸗ ſichkeit, das Kind zu Zwecken einer ordnungsmäßigen Er⸗ ziehung anderweitig unterzubringen, ſo tritt in ſolchen Fällen im Intereſſe des Kindes wie auch im Intereſſe der Volksgemeinſchaft auf Grund der Beſtimmungen des Reichsjugendwohlfahrtsgeſetzes die vorbeugende Fürſor⸗ geerzjehung ein. Auch dieſe Entſcheidung zeigt in anſchaulicher Weiſe, daß der nationalſozialiſtiſche Richter in klarer Erkenntnis ſeiner Verantwortung gegenüber Volk und Staat berechtigt und verpflichtet iſt, ein aus einer anderen Weltanſchauun geborenes Geſetz. wie es das Reichsgeſetz für Jugendwohl⸗ fahrt darſtellt, nationalſozialiſtiſchen Grundſätzen entſpre⸗ chend zu handhaben, ſolange dieſes Geſetz nicht durch zeit⸗ entſprechendere Beſtimmungen erſetzt worden iſt. Dr. E. D. Tiefſtand ſchon unterſchritten Kräftiger Arbeitseinſatz im März Der Präſident der Anſtalt für Arbeitsvermittlung und e Ae teilt mit: Die Arbeitsloſigkeit ging im märz um 439 000 zurück. Durch dieſe außergewöhnlich ſtarke Abnahme erreichte die Hahl der Arbeiksloſen ſchon zu Beginn des ee mit 508 000 denſelben Stand, der im Vorjahre erſt im Auguſt erreicht wurde. Innerhalb weniger Wochen iſt alſo die win⸗ kerliche Arbeitsloſigkeif überwunden worden. Der Tiefſtand der vorjährigen Arbeitsloſigkeit(September 1937: 469 000) dürfte dieſes Jahr ſchon im April unkerſchritten werden. Fünf Landesarbeitsamtsbezirke Nordmark, Rhein⸗ land, Weſtfalen, Heſſen und ü d weſtdeutſch⸗ land) lagen bereits im März unter dem vorjährigen Tief⸗ ſtand. Die übrigen Landesarbeitsamtsbezirke, in denen die vorjährige Belaſtung durchweg ſtärker war, liegen nur noch wenig über dem vorjährigen Tiefſtand. Lediglich Bayern und Schleſien weiſen noch eine ſtärkere Belaſtung auf. Der große Rückgang der Arbeitsloſigkeit im März wurde ermöglicht durch das milde Wetter, das von allen witterungsabhängigen Wirtſchaftszweigen bei dem vorliegenden großen Auftragsbeſtand benutzt wurde, die Arbeiten früher als ſonſt üblich in Gang zu bringen. In⸗ folgedeſſen entfällt auf die Saiſonaußenberufe allein ein Rückgang von 278 000. Daran iſt das Bauge⸗ webe einſchließlich der Bauhilfsarbeiter mit 204 000 be⸗ ee dei Al oellseinſfuaßfahligreit und Ausgleichsfähigkeit der Arbeitsloſen ergibt ſich ige Bild wie bei dem entſprechenden Stand der Arbeitsloſigkeit im Vorjahre. Ende Auguſt 1937 waren bei einer Ge amtzahl von 509 000 Arbeitsloſen 81000 volleinſa fähig und aus⸗ gleichsfähig, im 115 1938 bei 508 000 Arbeitsloſen rund 87000. Nicht voll einſatzfähig waren damals 9 10 191 fetzt 171000; das iſt etwa ein Drittel aller Ar⸗ eitsloſen. Abgeſehen von den Bauhilfsarbeitern betrug der Rück⸗ gang der Arbeitsloſigkeit bei den ungelernten Arbeitern 91000. Die Beſchäftigungslage der Angeſtellten hat ſich weiter verbeſſert. Die Zahl der Arbeitsloſen ging im März um 9000 f wovon über die Hälfte auf die Be⸗ i der kaufmänniſchen und Büroangeſtellten ent⸗ kallen. Gedenktage: 14. April. 1759 Der Tondichter Georg Friedrich Händel in London geſtorben. 1888 Der Flieger Hermann Köhl in Neu-Ulm geboren. 1913 Der Tierhändler Karl Hagenbeck in Hamburg geſtor⸗ ben(vor 25 Jahren). 1930 Der niederländiſche Kunſtgelehrte Cornelis Hofſtede de Groot im Haag geſtorben. 1931 Spanien wird Republik, König Alfons XIII. verläßt das Land. Mannheimer Großviehmarkt v. 12. April. Am Mann⸗ heimer Großviehmarkt waren folgende Tiere zum Verkauf aufgetrieben: 36 Ochſen, 121 Bullen, 184 Kühe, 110 Rin⸗ der, zuſammen 451 Stück Großvieh, gegenüber der Vorwoche (406) ein Mehr von 45 Stück. Bei einer unveränderten Höchſtnotiz erfolgte die Zuteilung kontingentgemäß für Och⸗ ſen 42 bis 45, Bullen 40 bis 48, Kühe 40 bis 43, Rinder 41 bis 44 Pfg. Der Kälbermarkt war mit 1146(Vorwoche 1039) Tieren beſchickt. Der Markt nahm einen flotten Ver⸗ lauf. Auch hier erfolgte die Zuteilung kontingentgemäß bei einer unveränderten Höchſtnotiz von 60 bis 65, Dappellender 66 bis 80 Pfg. Am Schweinemarkt waren 3418(Vorwoche 3225) Tiere aufgetrieben. Die Zuteilung erfolgte kontingent⸗ gemäß bei einer unveränderten Höchſtnotiz von 56,5 Pfg. Dr. Goebbels dankt ſeinen Mitarbeitern. Reichsminiſter Dr. Goeb⸗ bels ſpricht ſeinen Mit⸗ arbeitern aus dem Reichs⸗ miniſterium für Volks⸗ aufklärung und 1 ganda und aus 1 Reichspropaganda⸗ leitung die in den letzten Wochen in unermüdlicher Tages⸗ und Nachtarbeit die Vorarbeiten für den eg ſchaſſen gal 15 15 ſieg en halfen, ſei⸗ nen betglſchen Dank aus. Weltbild(M). e ee Drei in einem Flugzeug Vor zehn Jahren flogen Hünefeld, Köhl und Fitzmaurice nach Amerika. Ein eigener Zufall war es, der dieſe drei zuſammen⸗ führte, die in verſchiedenen Ländern, von verſchiedenen Orten aus, mit dem gleichen Gedanken ſich trugen: Wie kann ich den Oſt⸗Weſt⸗Flug nach Amerika durchführen? Dabei waren die drei, die beiden Deutſchen Hermann Köhl und Freiherr v Hüneſeld, ſowie der iriſche Major Fitz⸗ maurice, auf Grund eingehender Unterſuchungen überein⸗ ſtimmend zu dem Ergebnis gekommen, daß der einmotori⸗ gen Landmaſchine bei der Bewältigung des Atlantik der Vorzug zu geben ſei. Eine dreimotorige Maſchine bedingt den dreifachen Brennſtoffvorrat, ſo daß alſo ihrer erhöhten Schnelligkeit das größere Eigengewicht gegenüberſteht, ganz abgeſehen davon, daß die Zuführungsleitungen für drei Motoren erheblich komplizierter ſind als die für nur einen Motor. 5 N 885 Man kann wohl ſagen, daß dieſer Flug aufs. vorbereitet war. Im Sommer 1927 hatte man N kehrungen für einen Probeflug getroffen, zwei Flugzerge⸗ „Bremen“ und„Europa“, wurden. unter Garantie 8 Norddeutſchen Lloyd und der Darmſtädter Bank, von den Junkerswerken zur Verfügung geſtellt. Die„Bremen 5 mit Hauptmann a. D. Köhl am Steuer, mußte bei einem Re⸗ ſordverſuch notlanden, wobei Köhl ſich erhebliche Brand⸗ berletzungen zuzog, die„Europa“ konnte nach einem 52⸗ Stunden⸗Flug glatt landen. Am 14. Auguſt ſtarteten dann die beiden Maſchinen, gerieten aber bald in ſchweres Wet⸗ ter, ſo daß die„Europa“ notlanden mußte und hierbei ſchwer beſchädigt wurde, die„Bremen“, mit Köhl und Hünefeld an Bord, ſetzte ihren Flug bis jenſeits Irland fort, mußte aber dann auch umkehren und landete glatt in Bremen. Ein zweiter Verſuch der„Bremen“ wurde durch die ungünſtige Witterung vereitelt, ebenſo wenig Erfolg hatte der Kommandeur der iriſchen Luftſtreitkräfte, Fitzmaurice, mit ſeinem Start nach Amerika. So kam das Jahr 1928 heran. Kohl und Huneſeto, im Gedanken einig, daß nach all den gründlichen Vorbe⸗ reitungen der Flug unternommen werden müſſe, waren zu der Erkenntnis gelangt, daß der günſtigſte Startplatz für den Amerikaflug der iriſche Flugplatz Baldonell ſei. Ihre Verhandlungen mit den iriſchen Dienſtſtellen, die ohne Kenntnis der Oeffentlichkeit geführt wurden, zeitigten völlige Einigung, mit dem Ergebnis, daß als Dritter für den Flug Fitzmaurice gewonnen wurde. So ſtarteten die beiden Deutſchen am 26. März vom Tempelhofer Feld mit der„Bremen“ nach Baldonell. n Hier hieß es nun aber warten und immer wieder warten, tagaus tagein ſtrömte der Regen hernieder und weichte das Flugfeld auf, ein Start mit der ſchwer be⸗ laſteten Maſchine war unmöglich. Erſt am 12. April mor⸗ gens um 5.30 Uhr iriſcher Zeit, konnte es losgehen, die Maſchine rollte mit den drei, die ſich eng angefreundet hatten, ab zum Fluge nach Amerika. Wundervolle Stun⸗ den waren zunächſt den Fliegern beſchieden, ein ſtrahlen⸗ der blauer Himmel leuchtete über ihnen und unter ihnen ein nur leicht bewegtes Meer. Fünfzehn Stunden gingen ſo in ungeſtörtem Fluge dahin, mit Einbruch der Dunkel⸗ heit änderte ſich das Bild aber von Grund auf. Das Ther⸗ mometer ſank, niedrige Nebel⸗ und Wolkenſchichten tauch⸗ ten vor den Fliegern auf, Neufundland mit ſeinen berüch⸗ tigten Eisflächen machte ſich bemerkbar. Dazu ſetzte ein eiſiger Gegenwind ein, der die Aufmerkſamkeit der Piloten voll in Anſpruch nahm. Mitten in dieſen ſchweren Kampf mit den feindlichen Elementen platzte die Meldung hinein, die Fitzmaurice an Köhl gab:„Gehen Sie an Land, ſo⸗ 1 das noch möglich iſt, unſer Oeltank iſt anſcheinend eck. 5 Das war eine böſe Lage, aber was half es? Die Lo⸗ ſung hieß nun erſt recht vorwärts, nun erſt recht durch die Wolkenbänke hindurch, gegen den Weſtſturm. Dazu die völlige Dunkelheit! Endlich leuchten Lichter auf, aber die Hoffnung, daß es Leuchtfeuer der amerikaniſchen Küſte ſind, erweiſt ſich als falſch, es ſind die Sterne, wenigſtens iſt die Wolkenwand durchbrochen. Als dann endlich die Dämmerung da iſt, als die Sonne aufgeht, ſehen die Flie⸗ ger mit ihren ſchmerzenden, entzündeten Augen Land unter ſich, das ſich in unheimlicher Einſamkeit unüberſehbar, ohne eine menſchliche Anſiedlung, unter ihnen ausbreitet. Endloſe Wälder, tief verſchneit, ſind es, es iſt die große Jer Nliamas(loi Roma vo DOHO TUHH GOEREIENR 15 Ein tiefes Rot ſchoß in des Mädchens Geſicht, aber ſie faßte ſich ſchnell mit einem Lachen:„Er hat ja wohl immer ins Blaue gezielt und nie überlegt, wohin es trifft. Aber nun denkt mal nach, hier wird es in den nächſten Wochen allerhand Aufſtand und Rumor geben. Das Haus wird einer gründlichen Reparatur unterzogen, es wird nicht mehr angenehm ſein für dich, Mutter Geſa.“ ö „Ach, Kläre, als ob das eine Rolle ſpielte!“ „Doch, es ſpielt eine Rolle, denn du ſitzeſt in Zimmer„ wo Maurer und 15 einander ablöſen. Und im 90 in den Ställen wird gebaut, in der Bibliothek wird nun endlich das große Fenſter ausgebrochen. Ja, Wolf, das iſt Bedingung, damit wir da mal wirklich Luft und Licht be⸗ kommen und den wunderſchönen freien Blick in das Land.“ „Es ſoll das erſte ſein, was wir machen, Kläre.“ Seine Augen glänzten. Aber 5 ſchüttelte den Kopf und meinte: „Nein, nimm nur zuerſt das Nötigſte unten in der Wirt⸗ ſchaft. Jedenfalls wird es hier etwas 9 zugehen für die nächſte 8 Wenn du es mit durchmachen willſt, Mut⸗ ter Geſa. Ich habe keine Luſt dazu, und ich denke, wir drücken uns beide, bis alles vorbei iſt. Wolf, was meinſt du? Ich gehe mit Mutter für die nächſten Wochen an die See und ſchreibe Marlene, daß ſie auch hinkommt mit den Buben. Es ſind ja bald große Ferien. Und Mutter hat dann vergnügte Geſellſchaft. Du biſt ein Mann, und Män⸗ ner müſſen ſich überall allein behelfen, wenn es im Hauſe drunter und drüber geht. Wenn wir wiederkommen, muß ein Badezimmer da ſein und fließendes Waſſer. Der Kamin im Wohnzimmer bleibt natürlich, und wenn wir roman⸗ tiſche Stunden bekommen, werfen wir einen Holzkloben hinein und laſſen uns von roten Flammen anſtrahlen wie 18 ere Großväter, aber für alle Tage iſt Zentralheizung eſſer.“ a ö „Kläre, du biſt einfach..]“ Frau Geſine verſagte die Stimme. i ö „Ach, laß, Mutter Geſa, und überlege lieber, wohin wir gehen wollen. Helgoland? Nein, da geht man umher wie auf einer Tiſchplatte, und wenn man dem Nachbar von der Table d'hote heute von links begegnet, kommt er morgen beſtimmt von rechts an. Wald hak man auch nicht. Alſo Halbinſel des öſtlichen Kanada, Labrador, ein totes Land.] in die skabine des Kapitäns, meldete ſich und behauptete: Rügen oder Holſtein. Was meint ihr zu Scharbeutz? Da Dabei gehen die Vorräte an Benzol und Oel auf die Neige, es reicht nur noch zu wenigen Stunden Flugzeit. Da taucht ein Leuchtturm auf, um den die„Bremen“ eine Runde zieht. Menſchen treten heraus, Hunde kläffen. Und in der Nähe des Leuchtturms bringt Köhl die Maſchine zur Landung auf einer Eisfläche, die aber unter dem Gewicht der Maſchine bricht, ſo daß zu guter Letzt alles einen Kopfſtand macht, was der„Bremen“ aber nur ge⸗ ringen Schaden bringt. Sie ſind in Amerika gelandet, es iſt die Juſel Greeny Island, die die kühnen Flieger gaſtlich aufnahm. Von hier ging dann die Kunde in alle Welt, daß der erſte Oſt⸗Weſt⸗Flug gelungen war, daß es eine deutſche Maſchine war, die dieſe großartige Leiſtung als erſte erreichte. Aus Kanada und aus den Vereinigten Staa⸗ ten kam Hilfe herbei, Erſatzteile wurden herangeſchafft, und wenige Wochen ſpäter hielten die drei ihren Einzug in New Mork, begeiſtert empfangen vom ganzen amerika⸗ niſchen Volk und ſeinem Präſidenten. Als dann die Heim⸗ fahrt angetreten wurde, als Köhl und ſeine beiden Schick⸗ ſalsgefährten dann in die Heimat kamen, da war ganz Deutſchland einmütig im Stolz auf die beiden Männer und ihren iriſchen Kameraden. Sie waren erfolgreiche Pioniere geweſen, ſie hatten für Deutſchland einen großen und unblutigen Sieg erfochten, die drei, Köhl, Hünefeld, Fitzmauriee. O Die Flucht des John Livingſtone Fünf Paar Seidenſtrümpfe retteten ſein Leben. Die Zelle, die man John Livingſtone angewieſen hatte, war feucht. Als einzige Gefährten hatte er ein paar Ratten. Zu arbeiten gab man ihm nichts. Die Dunkelheit, die ſchlechte Ernährung, die ungeſunde Luft machten aus Livingſtone ein wahres Skelett. Er atmete daher auf, als eines Morgens eine Kolonne mit aufge⸗ pflanztem Bajonett in ſeiner Zelle erſchien, um ihn ab⸗ zuholen. Er hoffte auf ſeine Freilaſſung. Aber man teilte ihm höhniſch mit, daß er am Nachmittag des gleichen Tages abgeurteilt werde. Es handle ſich jedoch nur um ein Scheinverfahren. In der Frühe des nächſten Tages ſolls er zuſammen mit drei Cubanern erſchoſſen werden. Nach dieſer etwas unangenehmen Ankündigung führte man den Amerikaner weiter durch die Gänge des Caſtellos, um ihn von dort aus in das eigentliche Gerichtsgebäude zu über⸗ führen. In der Nähe des Eingangs zum Caſtello gab es einen Zwiſchenfall. Eine Gruppe junger amerikaniſcher Mädchen traf in Begleitung eines Führers in dem Caſtello ein, um eine Beſichtigung vorzunehmen. Die Mädchen trugen ſehr kurze Röcke und ſeidene Strümpfe, die man damals in Cuba noch nicht geſehen hatte. Denn die Cubanerin pflegte auch noch viele Jahre nach dem Krieg Röcke zu tragen, die lang waren wie jene der Königin Victoria Die Wachmannſchaft, die John Livingſtone aus dem Caſtello führen ſollte, ſtarrte auf die Mädchen, auf die Beine und die ſeidenen Strümpfe. Man beſprach dieſes einzigartige Ereignis ſehr eifrig— ſogar ſo eifrig, daß man Livingſtone ganz aus dem Auge verlor. Dieſer trat einen Schritt zurück, und bewegte ſich dann ganz langſam in den Hintergrund, bis er einen Korridor erreichte, der zu einem Warteraum führte. Von dieſem Raum aus konnte ſich Livingſtone durch ein Fenſter mit einigen ver⸗ wegenen Sprüngen über eine Mauer in einen Garten retten. Unter Vermeidung der eigentlichen Stadt lief Living⸗ ſtone bis zum Hafen, den er in geſtrecktem Dauerlauf in einer Stunde erreichte. Das erſte Schiff, das er dort liegen ſah, war ein Dampfer aus New Orleans mit dem Namen„Sea Train“. Er ſtürmte den Steg hinauf, ſtürzte N N f N: e N ſteigen die Buchen bis zur See herunter, und wir können auch mal nach Lübeck hinüber und Marlenes Jungen eine alte deutſche Stadt zeigen. Und wenn wir großes Leben' koſten wollen, iſt Travemünde nicht weit. Biſt du in acht Tagen reiſefertig, Mutter Geſa?“ „So ſchnell, Kläre?“ „So ſchnell, und am beſten noch ſchneller, denn Wolf muß anfangen mit Bauen und Aufbauen, wenn er bis zum Herbſt fertig werden will.“ Sie einigten ſich auf Scharbeutz und auf eine Abreiſe in acht Tagen„Ich will dich vorläufig hier haben, Kläre,“ ſagte Wolf„Du mußt einfach hier ſein, wenn die Archi⸗ tekten kommen und die Handwerker. Ich will mit dir zu⸗ ſammen die neuen Pläne entwerfen. und alles ſall werden ach deinem Sinn. Du ſollſt ſo anordnen, als wäre dies dein Haus.“ i „Ach, Wolf, das iſt es immer geweſen, wenn auch nur n geiſtigem Sinn. Ach, Wolf, warum haſt du nicht früher in mich geſchrieben? Dann ſtänden die Eichen auf der hohen Halde noch.“ Noch einmal quoll Bitternis in ihr empor. „Sie werden wieder wachſen, Kläre.“ Seine Stimme klang ernſt, beinahe feierlich. Er nahm ihre Hand:„Sind vir nun gut Freund, Kläre?“ Ja, Wolf, wir wollen nun gut Freund ſein.“ Sie ſchlief nicht viel in dieſer Nacht. Allerhand Bilder ogen in ihren hellwachen Sinnen hin und her. Das weite al mit den Wäldern und der Weſer, die aufblinkte und vieder verſchwand. Dampfer und weiße Segel, die Eichen⸗ tümpfe, zwiſchen denen die jungen Triebe aufſchoſſen. Der Zerfall, der vun neuem Aufbau weichen ſollte. Aufbau, für wen eigentlich und für was? Für das Haus und den Stammſitz ihres Geſchlechts für die Sinpe, deren Blut auch in ihren Adern floß Aber wer und eis war dieſe Sippe noch? Mutter Geſa, die alte Frau? Hans-Joachim, der nie hier zu Hauſe ſein würde, oder Wolf Ramberg?— Sind wir nun gut Freund, Kläre?“ Ja, Wolf, wir wollen nun gut Freund ſein—“. Sie ſah ihn plötzlich vor ſich ſtehen, ſo wie am Vormit⸗ tag auf der hohen Halde in Sonne und Wald, einen der ungen Triebe in der gebräunten Hand. Leid ſtand auf ſei⸗ ner Stirn. Warum Leid? i „Dann werden deine Söhne wieder unter Eichen ehen! Sie murmelte es abgebrochen vor ſich hin, und die irklichkeit verſchwand vor ihrem Auge. 8. 18.50 „Der amerikaniſche Konſul ſchickt mich her. Er wünſcht, daß ich mit dem Dampfer„Sea Train“ Cuba verlaſſe. Die nötigen Papiere ſchickt er ſofort durch eine Ordonnanz.“ Der Kapitän hatte zwar einen dunklen Verdacht, merkte aber, daß er einen Amerikaner vor ſich hatte, ſchaute außerdem auf die Uhr und ſtellte feſt, daß er in ſpäteſtens 15 Minuten den Hafen verlaſſen müſſe. Die Papiere waren bis zu dieſem Augenblick nicht eingetroffen. Aber Livingſtone blieb trotzdem an Bord,— auch dann, als in der Stadt die Alarmſirenen zu heulen begannen, durch die alle Wachmannſchaften alarmiert wurden. Erſt jetzt erzählte er dem Kapitän den wahren Sach⸗ verhalt. Dieſer verſtand, um was es ging, und verſprach dem Abenteurer, ihn ſicher aus dem Hafen herauszubrin⸗ gen und nach Amerika zu ſchaffen. Er verlangte nur von, ihm, daß er vorläufig ſeinen Mund halte,— und zwar über 15 Jahre. Livingſtone hielt ſein Wort. Und deshalb erfährt die Welt erſt heute, daß damals ein Abenteurer ſein Leben retten konnte, weil fünf Amerikanerinnen Seidenſtrümpfe trugen. Rundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Morgenlied, Zeit, Wetter, landwirtſchaftliche Notierungen, Gymnaſtik, 6.30 Frühkonzert(7 bis 7.10 Nachrichten); 8 Waſſerſtandsmeldungen, Wetter, Marktberichte. Gymnaſtik: Donnerstag, 14. April: 18 Dichter erzählen; 19.15 Kabarett und Tonfilm; 20 Der Blitzableiter, heitere Funkſzene; 21 Kammermuſik; 22.30 Volks⸗ und Unterhaltungsmuſik. Karfreitag, 15. April: 6 Blasmuſik; 8 Waſſerſtandsmeldungen, Wetter, Bauer, hör zu, Gymnaſtik; 8.30 Evang. Morgenfeier; 9 Morgen⸗ muſik; 9.30 Muſik am Vormittag; 10.30 Orgelkonzert; 11 Meiſterweiſen; 12 Mittagskonzert; 13 Nachrichten, Zeit, Wet⸗ ter, 13.15 Mittagskonzert; 14 Der Knabenchor Reutlingen ſingt; 15 Wer recht in Freuden wandern will 16 Unter⸗ haltungskonzert; 18 Gedichte und Lieder von Heinrich Anacker; 18.30 Wie es euch gefällt; 20.30 Einführung zu Parſifal mit muſikaliſchen Beiſpielen; 20.45 Parſifal, dritter Akt, Bühnen⸗ weihefeſtſpiel von Richard Wagner; 22.30 Abendmuſik. Samstag, 16. April: 15 Heitere Klänge zum Wochenende; 16 Wie es euch gefällt; 18 Tonbericht der Woche; 19.15 Jetzt fängt das ſchöne Frühjahr an; 20 Großes Anterhaltungskonzert; in der Pauſe: Nachrichten. 0 Reichsſender Frankfurt a. M.: f Donnerstag, 14. April: 9.40 Kleine Ratſchläge für Küche und Haus; 10 Sende⸗ pauſe; 11.40 Volk und Wirtſchaft; 11.55 Offene Stellen; 15 Bilderbuch der Woche: 15.30 Für unſere Kinder; 18.50 Allerlei vom Sport der Woche; 19.10 Frühling im Norden, Hörfolge; 20 Meſſe in C⸗dur, Werk 86, von Ludwig van Beethoven; 20.50 Von Blumen und Märchen; 21.15 Klang der Landſchaft, zwiſchen Schwarzwald und Rhein; 22.20 Deutſcher Adler über Afrika; 22.30 Deutſche Box meiſter⸗ ſchaften; 22.40 Volks⸗ und Unterhaltungsmuſik. Karfreitag, 15. April: Wetter; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Evang. Morgenfeier; 9.10 Mozarts„Requiem“; 0 Chorgeſang; 10.30 Alrich von Hutten:„Ich hab's gewagt“; 11.15 Menſchen zwiſchen Zeit und Ewigkeit, Hörfolge; 12 Mittagskonzert; 14 Innere Ein⸗ kehr; Einlage: Das Denkmal, Erzählung; 15 Reſerviſten des Spatens; 15.45 Sportereigniſſe des Tages; 16 Nachmittags⸗ konzert; 17.30 Erſter Aufzug aus„Parſifal“, von Richard Wagner; 19.20 Sportſpiegel; 20 Orcheſterkonzert; 22.15 Deutſche Bormeiſterſchaften in Frankfurt a. M.; 22.30 Zur guten Nacht; als Einlage 23.45: Deutſche Boxmeiſterſchaften Samstag, 16. April: 9.40 Deutſchland— Kinderland; 10 Sendepauſe; 11.40 Der Sinn des Dorfbuches.. 11.55 Offene Stellen; 15 Bilderbuch der Woche, 15.30 Wenn die Stürme Leben wek⸗ ken; 18 Halli, Hallo, wir fahren, wir fahren in die Welt; Sport an den Feiertagen; 19.10 Militärkonzert⸗ Aber auch Wolf Ramberg ſchlief nicht in dieſer Nacht, die hell und warm mit ſilbernem Mondlicht durch das offene Fenſter in ſein Zimmer floß. Alle Sorgen plötzlich von ihm genommen, all das Elend der letzten Monate und Jahre ausgelöſcht. Wieder ein freier Mann auf freier Scholle. Jetzt, wo ſie ihm wieder zufiel, fühlte er erſt, wie tief er in innerſter Seele doch mit ihr verbunden geweſen war, trotz allem, und daß die ſpöt⸗ liſchen Reden, der Leichtſinn, mit dem er ſich äußerlich von ihr gewandt, doch nichts geweſen als Trotz, der ſich ſelber täuſchen will. Herr auf eigenem Grund und Boden wie ſeine Väter einſt Die Zukunft offen, freie Hand, ſie zu ſchaffen und zu bauen. Und mit ihr— das Glück—. Ach, das Glück! Ein 5 Verzagen quoll in ſeinem Herzen auf. Die Schuld bei Bärenſtein erhob ſich, die rie⸗ ſengroße Schuld. Ja, ſie hätte wohl auch dieſes noch gege⸗ ben, die Kläre! Was war es für ſie? Morgen vor ſie hin⸗ treten, beichten, ſprechen, ihr ſagen:„Du mit deinem gro⸗ zen Verſtehen, wiſſe auch das: Wiſſe, warum ich nicht ſchon früher zu dir gekommen. Hätte ehrliche Not mich gedrückt, es wär' geſchehen. Aber hinter mir ſtand der Leichtſinn und die Verlumpung. Was ich meiner Mutter nicht ſagen konnte, ſagen mochte, dir ſag ich es. Nimm auch das noch von mir. Mach die Bahn frei für mich, für uns beide.“ Aber würde, konnte es danach noch ein„Für uns beide“ werden? Konnte— würde es nicht ein Auseinander für immer ſein? f Der Morgen kam mit lachender Sonne und Vogelſang. Der Tag ſtieg und wuchs mit Sonnenglut und Sommer⸗ ſchwüle. Er ging mit Kläre durch das Haus, durch die Ställe, durch Felder und Wieſen, ſie ſaßen zufammen und berechneten und planten, immer wieder lief es dete durch ihn hin, wenn gemeinſames Schaffen und Ver tehen ſie verband Und immer wieder überkam ihn das innere: Sprich! Nimm ſie an der Hand, geh einſamen Pfad, ſag ihr das Letzte, ſage ihr auch von deinem tiefſten Fall, von jenem Geſpräch im hannoverſchen Sommergarten, von dem Plan Kurt Beſſels und davon, daß du ihn zwar abgelehnt, aber ſchließlich doch ſeinen Lockungen gefolgt biſt. i Aber zu Kläre ſprechen von alledem? Von Ella Feney und auch von dieſem— Letzten? Von all dem Unrat, der durch Jahre um ihn geweſend i Wolf Ramsberg ſchwieg. s 5 5* 8 6 Hafenkonzert; 3 geit, Waſſerſtandsmeldungen 8.05