Nenne 75 * 0. r nen ene nee Nr. 91 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 20. April 1938 Nordſee Schwarzes Meer Die Großſchiffahrtsſtraße RheinMain— Donau, Europas größter Waſſerweg. Durch die Heimkehr Oeſterreichs ins Reich wird die ſeit 16 Jahren im Bau befindliche Großſchiffahrtsſtraße Rhein — Main— Donau zu einem Waſſerweg, der das Reich vom äußerſten Weſten bis zum äußerſten Oſten durchzieht. Die Großſchiffahrtsſtraße verbindet die Stromgebiete des Rhei⸗ nes und der Donau über den Main und iſt zur größten europäiſchen Shiffahrtsſtraße geworden. Ein mehr als tau⸗ ſend Jahre altes geopolitiſches Problem wird damit ſeiner end⸗ gültigen Löſung zugeführt. Mit dieſem direkten Waſſerweg vom industriellen Rheinland nach dem Donauwirtſchaftsraum wird die Nordſee mit dem Schwarzen Meer verbunden. Außerdem wird damit ein Handelsweg nach den unteren Donauländern geſchaffen, für deren wirtſchaftliche Entwicklung Deutſchland heute unentbehrlich iſt. Die wirtſchaftspolitiſche Aufſchließung des Balkans tritt mit dem Waſſerweg Rhein — Main— Donau in ein neues Stadium. Der Gedanke dieſer großen Waſſerſtraße iſt ſchon alt. Das Jahr 1922 kann als Beginn der Verwirklichung die⸗ ſes Gedankens angeſetzt werden. 1922 begann der Bau des Kachlet-Werkes bei Paſſau, des größten Waſſerwerkes des ganzen Unternehmens. Während des Krieges war die Großſchiffahrtsſtraße bis Aſchaffenburg vorgetrieben worden. 1927 begannen die Arbeiten der Mainkanali⸗ ſierung oberhalb Aſchaffenburgs auf dem Abſchnitt bis Lengfurt. Sieben Stauſtufen wurden errichtet und zwar bei Obernau, Klein⸗Wallſtadt, Klingenberg, Klein⸗Heu⸗ bach, Freudenberg, Faulbach und Eichel. Vom zweiten grö⸗ ßeren Abſchnitt Lengfurt— Beilngries wurde zunächſt die Teil⸗ ſtrece bis Würzburg in Angriff genommen. Sechs Stau⸗ ſtufen waren auf dieſer 75 km langen Strecke erforderlich. Bis zum Sommer 1938 wird Würzburg an die Großſchif⸗ fahrtsſtraße angeſchloſſen ſein und die Fortführung bis Nürn⸗ berg möglichſt beſchleunigt. Die Großſchiffahrtsſtraße benutzt von Mainz über Frank⸗ furt a. M.— Aſchaffenburg— Würzburg bis Bamberg den Main, von Bamberg über Nürnberg bis Beilngries eine Kanalſtrecke, von Beilngries bis Kehlheim die Altmühl und von Kehlheim ab die Donau über Regensburg, Paſſau, Linz, Wien bis Preßburg. Bei Preßburg verläßt die Groß⸗ ſchiffahrtsſtraße deutſches Gebiet und wendet ſich über Buda⸗ 100 ſüdlich weiter über Belgrad und Brafila zum Schwarzen Meer. Der ſteigende Verkehr auf dem Main beweiſt am deut⸗ lichſten die günſtigen handelspolitiſchen Grundlagen für die Rhein— Main— Donau⸗Großſchiffahrtsſtraße, die durch den Zuſammenſchluß der beiden Länder ſich noch weit günſtiger ge⸗ ſtalten werden. Die großen Donauhäfen in Wien, Linz, Paſſau und Regensburg werden zu einer großen Ver⸗ kehrseinheit zuſammengeſchloſſen, die auf die weitere Ent⸗ wicklung der Donauſchfffahrt einen günſtigen Einfluß haben wird. Den größten Umſchlag hat der Mainhafen in Frank⸗ furt a. M., der mit 2 960 299 Tonnen die Dreimillionen⸗ grenze erreicht hat(gegen 2 119 862 Tonnen im Jahre 1935). Regensburg und Paſſau hatten vor dem Kriege einen Am⸗ ſchlag von 363 000 Tonnen, der 1937 auf 1 Million Tonnen angewachſen iſt. Linz konnte ſeinen Umſchlag in der Vergleichs⸗ zeit verdoppeln(150 000 Tonnen), während Wien von ſei⸗ nem Vorkriegsumſchlag in Höhe von 1,75 Millionen bisher erſt eine Million zurückgewonnen hat. Die drei großen Reedereien, die Erſte Oeſterreichiſche Donau⸗Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft und der Bayeriſche Lloyd werden nunmehr einheitlich zuſammenarbeiten und den Waſ⸗ ſerverkehr auf der deutſchen Donauſtrecke bewältigen. Der beſchleunigte A mu der Rhein Main— Donau⸗Ver⸗ bindung iſt, wie Generalfeldmarſchall Göring in ſeiner Wie⸗ ner Rede ausführte, eine der wichtigſten Aufgaben zum An⸗ ſchluß der öſterreichiſchen Wirtſchaft an das Reich. Jen Nia oma vv DOROTH GOEREIER Ganz weit draußen, wo die Burgen aufhörten und der Menſchenſchwarm ſich verlief, ſah er ſie. Sie ſaß auf der Wurzel einer alten 5 20 die Wind und Waſſer bloß⸗ gewaſchen. Sie hielt die Hände zwiſchen den Knien und ſah verſonnen auf die See hinaus. Der Wind ſpielte mit ihren blonden Haaren. a Er blieb einen Augenblick ſtehen und betrachtete das Bild: Hell ſtand der blaue Sommerhimmel hinter der dunklen Mädchengeſtalt. Sie ſah 5 ſah ihn ſtehen. War es Einbildung oder nur der Widerſchein der ſinkenden Sonne: es ſchoß ein dunkles Rot in ihr Geſicht., „Wolf! Ach Wolf!“ Wie Frau Geſine konnte auch ſie nur ſeinen Namen ſtammeln. a Er nahm ihre Hand, und ſo ſtanden ſie und ſahen ſich an, mit Blicken, die mehr als Worte ſagten, und ohne Frage alles forderten und alles geſtanden. Der Mann, war es, der zuerſt ſeine Faſſung wiederfand. Er zog ſie auf ihren alten Platz zurück und ſetzte ſich neben ſie. 0 „Ja, da bin ich, Kläre. Ich habe es nämlich einfach nicht mehr ai ich hatte Sehnſucht.“ „Nach Mutter Geſa.“ 5 1 „Ja— nach— Mutter Geſa! Natürlich nur nach der! Ein ſchalkhaftes Lächeln ſpielte um ſeinen Mund, er hielt noch immer ihre Hand mit feſtem Druck umſpannt.„Es dauert noch ein Weilchen, bis wir fertig ſind daheim, aber unſer altes Haus wächſt und wird.“ „Wird es, Wolf?“ „Ja, es wird. Und Amor hat auch ſchon Bogen und Pfeil wieder.“ e „Das haſt du ja ſchon geſchrieben. Das war— das Nötigſte.“ Sie ſah ihn nicht an, während ſie ſprach. „War es, Kläre!“ Er nickte ernſthaft.„War es ganz beſtimmt. Und ich denke, wir werden ihn in Zucht nehmen und laſſen ihn nicht ins— Blaue ſchießen.— Geſtern haben wir auch in der Bibliothek angefangen und das alte kleine Fenſter herausgebrochen. „Soweit ſeid ihr ſchon.“ 7 3 5 „Ja, Kläre, ſoweit ſind wir, und es iſt gut, daß wir ſo⸗ weit ſind. Wir haben da einen Fund gemacht.“ „Ach!“ Sie lachte.—„Hat irgendwo ein Urgroßvater Goldſtücke verſteckt? Vielleicht vor Guſtar Adolf und ſeinen beutegierigen Schweden?“ f i Er nahm ſtatt aller Antwort ein Päckchen aus ſeiner Bruſttaſche, wickelte es auf und legte den Inhalt auf ihren Reiſendenzuſtrom in Oeſterreich Wien, 19. April. Die Oſterfeiertage in Oeſterreich ſtan⸗ den im Zeichen eines außerordentlichen Reiſeverkehrs, der ſich bis in die entfernteſten Gebiete des Landes auswirkte. Allein auf den Wiener Bahnhöfen wurden an zwei Tagen rund 200 000 Reiſende befördert, die Ankunftsziffer beträgt 170 000 Reiſende. Bregenz und ganz Vorarlberg erlebten zu den Feier⸗ tagen einen Verkehr wie nie zuvor. Schon am Gründon⸗ nerstag paſſierten 1500 Kraftwagen aus dem alten Reichs⸗ gebiet die ehemalige Grenze. Zum erſtenmal ſeit vielen langen Jahren waren alle Hotels und Gaſthäuſer in Bre⸗ genz äberfüllt, viele Autos mußten in der Umgebung par⸗ ken und die Gäſte in umliegenden Orten Unterkunft ſuchen. Ueber den Verkehr in Innsbruck kann ſich nur der Vor⸗ ſlellungen machen, der ſelbſt in der Landeshauptſtadt er⸗ lebt hat, wie ſich die Gaſte in den Hauptſtraßen ſtauten und faſt alle Nebenſtraßen zu einem einzigen großen Parkplatz von vielen Hunderten von Fahrzeugen wurden. Schon ſeit Freitag waren in den Hotels ſämtliche Zimmer beſetzt, auch e keinerlei Privatzimmer mehr zur Verfügung, ſodaß ie Gäſte bis 20 km außerhalb Innsbrucks Quartier ſuchen mußten Auch ſämtliche Alpenhütten waren überfüllt, und viele Wirte mußten unzählige Mittagsgäſte abweiſen, da auch die größten Vorräte im Nu aufgebraucht waren. Auch in Steiermark iſt ein ſtarker Fremdenzuſtrom zu verzeichnen. Schon vor den Feiertagen konnte man eine ſeit Jahren nicht mehr be⸗ obachtete Belebung des Reiſeverkehrs in Steiermark feſt⸗ ſtellen. Seit dem Gründonnerstag paſſierten in ununterbro⸗ chener Reihenfolge Kraftwagen aus dem alten Reichsgebiet das ſteiriſche Oberland. In Bruck a. d. Mur war der Auto⸗ verkehr am Oſterſonntag ſo ſtark wie im Hochſommer des Vorjahres. Die Alm⸗ und Viehhütten waren von Winter- ſportgäſten überfüllt. Die abſchließenden Zahlen über den Salzburger Oſterfremdenverkehr eigen, daß der außerordentlich ſtarke Beſucherſtrom, der 1 5 in der Karwoche eingeſetzt hatte, auch über die Feier⸗ tage angehalten hat. Wurden in der Zeit vom Gründon⸗ nerstag bis einſchließlich Samstag insgeſamt 4298 in Salz⸗ burg⸗Stadt übernachtende Fremde gezählt(gegen 1718 im Jahre 1937), ſo hat ſich dieſe Ziffer bis zum Oſtermontag auf 7769 erhöht. Die Geſamtziffer für die gleiche Zeit des Vorjahres war 3024; die Verbeſſerung gegenüber dem Vor⸗ jahre beträgt demnach rund 160 v. H. Von den 7769 wäh⸗ rend der Oſtertage in gewerbsmäßigen Fremdenbeherber⸗ gungsbetrieben abgeſtiegenen Gäſten(die nicht übernachten⸗ den Fremden können mit 10 000 je Tag angenommen wer⸗ den) kamen 5817(75 v. H.) aus dem alten Reichsgebiet. Do 18 wieder in Deutſchland Herzlicher Empfang in Travemünde. Das deutſche Dornier⸗Flugboot Do 18 D⸗AN HR, das vom 28. bis 29. März einen neuen Langſtrecken⸗Weltrekord für See⸗ flugzeuge aufgeſtellt hat, kehrte nach Travemünde zurück. Das unter Führung von Flugkapitän Hans Werner von Engel von der Deutſchen Lufthanſa ſtehende Flugboot, deſſen Beſatzung, Flugzeugführer Gundermann, Funkermaſchiniſt Roeſel und Flugzeugfunker Stein, fämtlich von der Deutſchen Lufthanſa, war im engliſchen Kanal von dem Flugſtützpunkt Weſtfalen“ abgeſchoſſen worden und hatte nach 43ſtündigem Flug die Stadt Caravellas an der braſilianiſchen Küſte erreicht. Die zurückgelegte Entfernung betrug rund 8500 Kilometer, ſo daß mit dieſem Fluge der bisher von Italien gehaltene Welt⸗ rekord um weit über 1000 Kilometer überboten worden war. Neben den guten fliegeriſchen Eigenſchaften des Flugbootes, das auch im Südatlantikdienſt der Deutſchen Lufthanſa ver⸗ wendet wird, war dieſer Erfolg vornehmlich auch der Tatſache⸗ zu verdanken, daß das Rekordflugboot mit zwei Junkers⸗ Schweröl⸗Motoren vom Muſter Jumo 205 ausgerüſtet geweſen iſt, deren geringer Betriebsſtoffverbrauch dem Flugzeug das Durchfliegen einer ſo gewaltigen Entfernung ohne Zwiſchen⸗ landung ermöglichte. Schoß: ein dunnes Goldſchnurchen uralter Faſſun mit dunkelglühenden Rubinen durchſetzt. Mit weiten Augen ſtarrte das Mädchen auf den Schmuck, verſtändnislos, dann aber mit plötzlichem Begrei⸗ fen. Sie packte ſeine Hand:„Die— Kette— Wolf, du haſt die Kette gefunden, du— du haſt den Talisman—“ „Ja, Kläre, ich habe den Talisman.“ Langes Schweigen. Sie ſaßen Hand in Hand, Schulter an Schulter und ſahen auf den wiedergefundenen Schatz. Dann ſagte der Mann:„Sie iſt doch nicht in den Schloß⸗ garten geflogen oder noch weiter über die Bäume fort; ſie iſt— den Rambergs treu geblieben und dem alten Hauſe auch. Sie hatte ſich draußen in einem alten Geſchnitz ver⸗ häkelt und hat da gehangen in Wind und Wetter. Als ſie das alte Fenſter ausbrachen, hat ſie der Maurer gefunden.“ „Und Wind und Wetter haben ihr nichts getan. Des Schloſſes andere Hälfte iſt auch noch daran“ Beinahe ehr⸗ fürchtig ſtrich Kläres Hand über das zierliche goldene Gerank. 5 5 Sie löſte das feine Silberkettchen von ihrem Hals, öff⸗ gete das Wildlederbeutelchen, nahm ihren eigenen Ketten⸗ eil heraus und legte ihn neben den wiedergefundenen Ihre Stimme bebte. 5 „Sieh, Wolf, ſie paſſen ganz genau zueinander, es fehlt kein Glied. Nur dieſer eine Ring hier hat ſich gelöſt. Es ſt nichts nötig, als ihn neu zuſammenſchmieden zu laſſen mit dem anderen, und du haſt ihn wieder, den Talisman, „Du haſt ihn, Kläre.“ „Nein, Wolf, er gehört in das alte Haus. Du mußt ihn hüten.“ 1 N „Wenn wir ihn zuſammen hüten würden, Kläre? Sie antwortete nicht. 8 a „Kläre, wenn die Kette, die ſich wieder ſchließt, ſich auch um uns beide ſchließen könnte. Kläre— kann ſie es nicht? Sie ſchwieg noch immer, aber ihr Geſicht wandte ſich ihm zu, ihre Augen tauchten ineinander. Da riß er ſie an ſich und ſeine Lippen brannten auf den ihren.. „Daß du mein biſt, daß deine Liebe ſich zu mir fand,“ flüſterte das Mädchen. 5 „Sie hat dir gehört von dem Augenblick an, wo du neben mir im Hohlweg ſtandeſt und„Heimat! Heimat!“ riefſt, nein ſchon als du vom Schiff kamſt in dem ſchlich⸗ ten blauen Leinenkittel, und mit dem alten Veit ſprachſt und nichts weiter wollteſt, als zu Hauſe ſein.“ „Und ich habe dir gegrollt und dich faſt gehaßt um der Eichen von Ramberg willen.“ „Und haſt es mit Recht getan. Kläre, ich bin böſe Wege gegangen viele Jahre. Du mußt es wiſſen, du mußt mir biel verzeihen können, Kläre.“ s N „Von böſen Wegen kann man zurückkommen, und du biſt zurückgekommen. Das— das wäre eine ſchlechte Liebe, du, haben Sie, es gewußt?“ Das Brautpaar wirbelte ſt * 2 2 Jungfernreiſe des„Wilhelm Guſtloff“ Größte Seereiſe der Adz-⸗ Flotte— Alle Gaue verkrelen Berlin, 20. April. Nachdem das neue Kd Schiff„Wilhelm Guſtloff“ eine Reihe Kurzfahrten in die Nordſee, darunter die ſo erfolg⸗ reiche Abſtimmungsfahrt nach London gemacht und ſich auch bei Sturm als außerordentlich ſeetüchtig bewährt hat, tritt es jetzt ſeine eigentliche große Jungfernreiſe an. Am heu⸗ tigen Mittwoch verläßt der„Wilhelm Guſtloff“ zuſammen mit dem Kdß⸗Dampfer„Oceana“ den Hamburger Hafen mit dem Ziel Madeira. In der Nordſee ſtoßen zu den beiden Schiffen die Dampfer„Der Deutſche“ und„Sierra Cor⸗ doba“, die Dienstag mit Urlaubern von Bremerhaven ka— men. Mit insgeſamt vier Schiffen— der bisher größten Zahl auf dieſer Strecke— fährt dann„Kraft durch Freude“ durch den Engliſchen Kanal über die Biskaya nach Liſſa⸗ bon, wo für zwei Tage Aufenthalt genommen wird. Am 26, und 27. April legen am Kai von Alcantara der„Wil⸗ helm Guſtloff“,„Der Deutſche“ und die„Sierra Cordoba“ an. Am 27. trifft die etwas langſamer fahrende„Oceana“ ein, die bis zum 28. in der portugieſiſchen Hauptſtadt bleibt. Das Endziel Madeira wird von den drei erſtgenannten Schiffen am 29. erreicht. Sie bleiben dort bis zum 29 April abends vor Anker. Die „Oceana“ kommt bis zum 1 Mai nach. Verſchieden laufen die Schiffe nach Beendigung der Reiſe in ihren Heimat⸗ gäfen ein. Der„Wilhelm Guſtloff“ iſt am 6. Mai wieder in Hamburg,„Der Deutſche“ und die„Sierra Cordoba“ tref⸗ ſen am 7. Mai in Bremerhaven ein und die„Oceana“ 1 10. Mai wieder an der Ueberſeebrücke in Ham⸗ burg feſt. „Kraft durch Freude“ fährt ſchon ſeit Jahren regelmäßig nach Liſſabon und Madeira, und es hat ſich dabei zwiſchen unſeren Urlaubern und der portugieſiſchen Bevölkerung eine herzliche Freundſchaft entwickelt. Wenn jetzt der neue KdF⸗Rieſe„Wilhelm Guſtloff“ ſeine erſte große Auslands⸗ teiſe eben dorthin unternimmt, ſo erwartet ihn das größte Intereſſe eines Landes, das ähnlich wie wir mit ſtarker Hand an die Löſung der ſozialen Probleme geht. An Bord des„Wilhelm Guſtloff“ ſind alle deutſchen Gaue vertreten; dieſe glückliche Zuſammenſetzung der Ur⸗ lauber iſt mehr als nur Symbol, iſt praktiſche Vorkehrung unſeres Sozialismus in der Höchſtform, die wir nunmehr auf dem Gebiet der Kdß⸗Urlaubsreiſen mit dem„Wilhelm Guſtloff“ gefunden haben. 0 Karlsruhe im Jahre 1938 () Karlsruhe. Auch das Jahr 1938 wird wieder eine Fülle von Tagungen, Ausſtellungen, künſtleriſchen, kulturel⸗ len, geſelligen und ſportlichen Veranſtaltungen in Karls⸗ ruhes Mauern ſehen. Am 10. und 11. Mai findet im kleinen Feſthalleſaal der Badiſche Sparkaſſentag 1938 ſtatt Mitte Juni tritt die Arbeitsgemeinſchaft der Leiter der deutſchen Großſparkaſſen zu einer zweitägigen Ar⸗ beitstagung in Karlsruhe zuſammen. Der 15. Mai bringt den badiſchen Landesfeuerwehrtag mit der Grundſteinlegung zu einer Feuerwehrfachſchule, die in den Oſten der Stadt zu liegen kommen wird. Vom 10. bis 12. Juni veranſtaltet die Techniſche Hochſchule Karlsruhe ihr Hochſchulfeſt, verbunden mit der Austragung der Ba⸗ diſchen Hochſchulmeiſterſchaften. Ein Volks feſt im Stadt⸗ arten am Sonntag, 12. Juni, wird das Hochſchulfeſt ab⸗ ſchließen. Am 18. und 19. Juni wird der Kreistag des Kreiſes Karlsruhe der NSDAP in Karlsruhe abgehalten, in Verbindung damit vorausſichtlich eine Ausſtellung der NS⸗Frauenſchaft. Im Juni treffen die Träger des vom Deutſchen Scheffelbund verliehenen Scheffelpreiſes in Karlsruhe zu einer Tagung zuſammen. In den Septem⸗ ber fällt die Bezirkstagung Baden⸗Pfalz der Kneipp⸗ bewegung. Von beſonderer Wichtigkeit iſt der Gau⸗ tag der Technik der NSDAP, Gau Baden, der im Oktober ſtattfinden wird. die nicht verzeihen kann.“ Sie faßte ſeine Hand mit neuem, warmem Druck, und wieder ſuchten und fanden ſich ihre Lippen. Aber dann mit einem Male ließ er ſie fahren und knickte in ſich zuſammen:„Und dennoch, Kläre, nein! Kläre. Es kann ja, es darf nicht ſein. Ich habe kein Recht, nein, nein, kein Recht habe ich an deine Liebe, Kläre!“ „Wolf!“— Ihre Augen öffneten ſich groß und weit. „Das Schlimmſte habe ich dir nicht geſagt.“ a „Wolf!“ Noch einmal der erſtickte Aufſchrei. i „Nein, das Schlimmſte habe ich dir nicht geſagt, nichts geſagt von der Schuld, die herauswuchs aus Sumpf und Unrat, und die auf mir liegt mit Bergeslaſt. Vielleicht kann ich ſie abtragen, vielleicht in Jahren, vielleicht in Arbeit und Entbehrung Aber nie, nie habe ich ein Recht auf dich, ſolange ſie da iſt. Kläre, du haſt mich gefragt: Warum biſt du nicht zu mir gekommen? In ehrlicher Not hätte ich's getan, aber ſo— ſo!“ Er brach ab. „Iſt das alles, Wolf?“ 8 ö „Es iſt mehr als genug.“ Er preßte die Lippen zuſam⸗ men mer vermochte ihr nicht ins Geſicht zu ſehen.“ 5 Ein weicher Arm legte ſich um ſeine Schulter, eine warme Hand hob ſeinen tief geſenkten Kopf empor:„Ach, Wolf, du Lieber, du Armer, du Tor! Du großer Tor! Mor⸗ gen ſchon wirſt du die Laſt von deinen Schultern wälzen.“ „Kläre, ſie iſt zu groß, iſt—“ „Ich will gar nicht wiſſen, wie groß 5 iſt. Mach das mit unſerem Bankier ab, jawohl, mit unſerem! Nicht mehr mit meinem! Und wenn ſie in die Hunderttauſende ginge, ſie wäre noch zu klein, um mich von dir zu trennen.“ a „So— ſo lieb haſt du mich?“ Er ſah ſie wie ein Wun⸗ der, ſah ſie mit trunkenen Augen an. „Ja, ſo lieb habe ich dich!“ ſagte das Mädchen leiſe. Da ſank er vor ihr in die Knie und barg den Kopf in ihrem Schoß. Wie ein Kind, das heimfand. Nur zwei Worte fanden ſeine zuckenden Lippen:„Heilige Klara...“ * „Der Talisman zurück und das Glück dazu!“ Frau Ge⸗ ſine ſagte es eine Stunde ſpäter unter Lachen und Weinen, und hielt bald den Sohn, bald die Tochter umſchlungen. Marlene Linsheimer aber meinte: „Ich kann alſo die Pfirſichbowle bringen laſſen, damit wir auſtoßen können? Ich hatte doch recht getan, ſie auf⸗ ſtellen zu laſſen—“ 5 „Ach, Marlene, Linsheimerchen, Frau Doktorin! Haſk 0 abwechſelnd herum.„Woher haben Sie es gewußt?“ „Ich habe es gewußt, Wolf Ramberg, als Sie Strande auftauchten und ſich abſolut die Fü mußten, und das ausgerechnet nach Haffkrug zu. ihr gebt keine ſchweren Rätſel auf!“ 5 Vor mehr als 300 Jahren wurde in London die Oſtindiſche Geſellſchaft gegründet, die unter dem Namen der Oſtindiſchen Compagnie, zunächſt gegen den Willen des Staates, Indien unter britiſche Botmäßigkeit ge⸗ bracht hat. Eine Königin, Eliſabeth, gewährte der Ge⸗ ſellſchaft den Freibrief zur wirtſchaftlichen Ausbeutung des ſagenhaften Landes im Oſten, und eine andere Königin, Viktoria, unterzeichnete mehr als 200 Jahre ſpäter jenes Dokument, das die Könige Großbritanniens zu Kaiſern von Indien erhob. Zwiſchen der erſten Aus⸗ (1. Fortſetzung.) Der Admiral benutzt die gute Stimmung des Fürſten und legt einen Handelsvertrag vor, über den man ſich auch einig wird. Den Engländern wird zollfreie Ein⸗ und Ausfuhr ſowie die Errichtung einer Faktorei geſtattet. „In eigenen Angelegenheiten“, ſo heißt es in dem Ver⸗ trag, der deshalb von beſonderem Intereſſe iſt, weil er lange Zeit hindurch als Muſter für Vereinbarungen zwiſchen der Oſtindiſchen Geſellſchaft und den indiſchen Fürſten diente,„mögen die Fremden nach den Geſetzen der Heimat leben und ungehindert ihre Religion aus⸗ üben. Im Verkehr mit den Eingeborenen müſſen ſie ſich nach den Landesgebräuchen und Geſetzen richten. Die fremden Kaufleute haben das Recht, bei Todesfällen und anderen Gelegenheiten über ihr Beſitztum frei zu verfügen.“ Friedliche Kaufleute, dieſe Engländer Nachdem man ſich über den Vertrag einig iſt, werden die Engländer zu einem Mahle gebeten, wobei die Spei⸗ ſen auf goldenen Tellern aufgetragen wurden. Reichgeklei⸗ dete, mit Juwelen und goldenen Armbändern geſchmückte Bajaderen unterhalten die Geſellſchaft mit Tanz, Muſik und Geſang. Mit der gleichen Zuvorkommenheit wird die Flotte einige Zeit ſpäter im Fürſtentum Bantam auf Fava, einem bedeutenden Handelsplatz für die ſo begehrten Gewürze, für Muskat, Nelken und Pfeffer, aufgenommen. „Die Engländer kommen“, ſo erklärt Lancaſter auch hier,„nicht als Eroberer und Unterdrücker wie die Portu⸗ gieſen und Spanier, ſondern als friedliche Kaufleute, die den Handel zur Wohlfahrt beider Teile pflegen wollen. Die Spanier und die Portugieſen ſind die gemeinſchaft⸗ lichen Feinde beider Völker.“ Auf Grund ſolcher Reden erhalten die Engländer die Erlaubnis, Häuſer und Lagerplätze für die mitgebrachten und eingekauften Waren zu erwerben. Daraufhin errich⸗ ten ſie in Bantam die erſte Faktorei der Oſtindiſchen Compagnie. Bei der Heimfahrt des Admirals werden hier acht Mann zurückgelaſſen, mit dem Auftrag, die vor⸗ handenen Waren zu verkaufen und, bis die nächſten Schiffe ankommen, für neue Frachten zu ſorgen. Im September 1603, nach dreijähriger Abweſenheit und ein halbes Jahr nach dem Tode der ſiebzigjährigen Königin Eliſabeth, kehrte Lancaſter mit ſeiner Flotte glücklich und reich beladen nach England zurück. Die Kauf⸗ leute, die finanziell an der Reiſe beteiligt waren, zogen 95 Prozent reinen Gewinn auf die eingeſchoſſenen Gelder, — eine Dividende, die bei den ſofort unternommenen wei⸗ teren Reiſen noch erheblich anſtieg. Niederringung der Konkurrenten Das Geſchäft der Londoner Oſtindiſchen Geſellſchaft war alſo gut, es war ſogar außerordentlich gut. Aber es war nur der kleine Kreis von Mitgliedern der Geſellſchaft, der einen ungeheuren Vorteil auf Grund des erteilten Handelsmonopols hatte. Dieſer Kreis war nicht gewillt, ſeine Gewinne mit anderen zu teilen. Im Gegenteil: mit allen Mitteln wurde das koſtbare Mono⸗ polrecht verteidigt. Alles und alle ſtürzten ſich auf die Londoner Geſell⸗ ſchaft. Könige, die Mitglieder des hohen Adels, Parla⸗ mentarier, Geſchäftemacher, ſei es auf geradem, ſei es Aufnahme: Hiſtoriſcher Bilderdienſt— M. Königin Eliſabeth von Eugland, die den erſten Frei⸗ brief für die Oßtindiſche Compagnie ausſtellte. ft e, fahrt der Schiffe der Oſtindiſchen Compagnie und der Erhebung Indiens zum Kaiſerreich mit dem britiſchen König als Oberhaupt liegt die Tragödie eines Volkes und eines Landes, das ſich gegen die Eoberer wehrte und ſchließlich doch unterlag. Beſtechungen, Intrigen, Skandale, inſzenierte Aufſtände und verzweifeltes Auf⸗ bäumen der Opfer füllten die zwei Jahrhunderte aus, und ein zähes, zielbewußtes Kämpfen um Einfluß und Macht war die Antwort. Von der Eroberung Indiens durch England erzählt unſere Artikelreihe. auf krummem Wege, führen den Reigen an. Sie wollen alle teilhaben an der Ausbeutung Indiens, über deſſen Reichtümer märchenhafte Vorſtellungen in Umlauf ſind. Die Folge iſt ein jahrhundertelang nicht abreißender Rattenſchwanz von Prozeſſen und Neugründungen, von Kämpfen und Verleumdungen, von Beſtechungen und Intrigen. Könige machen„Geſchäfte“ Sir Michelborn, jener Günſtling, den Königin Eliſa⸗ beth noch vor Erteilung des Freibriefes berückſichtigt ſehen wollte, erhielt von ihrem Nachfolger Jakob J. einen Frei⸗ brief gusgeſtellt. Seine Konkurrenzflotte trieb neben einem ſchlechten Handel eine beſſere Seeräuberei. Aber„bevor ihr Gott eine Beute zugeſandt hatte, die die Reiſekoſten decken konnte“, wie ein Chroniſt klagt, mußte die Expedition aufgegeben werden. Die Folge war, daß die Londoner Geſellſchaft um Beſtätigung ihres Monopols nachſuchte und nach deren Erhalt die bis dahin beſtehende Gilden⸗ form der Geſellſchaft in eine Aktiengeſellſchaft um⸗ wandelte. Schwer geplündert und gefährdet wurde die Londoner Compagnie durch Karl J., der ſein Leben auf dem Schafott enden ſollte. Seinem Günſtling, dem Herzog von Buckingham, mußte die Geſellſchaft 10 000 Pfund Sterling zahlen. All ihre Pfeffervorräte mußte ſie dem König gegen an ſich wertloſe Schuldſcheine ausliefern. Ueberdies gab der König ſeinem Kammerherrn Sir William Courten (1635) eine Konzeſſion zur Gründung einer Konkurrenz⸗ geſellſchaft. Erſt als man auf beiden Seiten einſah, daß zwar nicht die eine Geſellſchaft die andere überwinden, ſich aber beide in Indien unmöglich machen würden, erfolgte 1649 die Vereinigung. Kaum war dieſe Gefahr überwunden, da erfolgte ein neuer Generalangriff der„Schleichhändler“, wie die nicht zugelaſſenen Kaufleute, die auf eigene Fauſt mit Indien Handel trieben, von der Londoner Geſellſchaft genannt werden. Sie ſtellten ſich hinter den Protektor Cromwell, der auf ihre Vorſchläge hin das Monopol aufheben, den Freihandel zulaſſen wollte. Die Geſellſchaft wußte jedoch, die über ihrer Exiſtenz ſchwebende Gefahr zu beſeitigen. Schon früher hatte ſie dem Protektor bedeutende Summen geliehen; ſie erkaufte ſich auch jetzt durch allerlei„Ge⸗ ſchenke“ das Wohlwollen der Machthaber. Ein Monarch ganz nach dem Herzen der Direktoren der Compagnie war Karl II. Seine Gattin, eine portu⸗ gieſiſche Prinzeſſin, brachte als Morgengabe u. a. die da⸗ mals noch unbedeutende Siedlung Bombay mit. Karl ver⸗ kaufte ſie für eine Rente von 20 Pfund Sterling jährlich an die Compagnie, der ſie bald einer ihrer wichtigſten Stützpunkte an der indiſchen Weſtküſte wurde. Außerdem ſchreibt man der Prinzeſſin zu, daß ſie die Sitte des Tee⸗ trinkens nach 1 gebracht habe, eine Sitte, die der Londoner Geſellſchaft im Laufe der Zeit ungezählte Mil⸗ lionen eingebracht hat. Gefälligkeiten in bezug auf die Er⸗ weiterung der Rechte der Geſellſchaft erwies dieſer Fürſt gern, wenn er und ſeine Freunde dabei nicht zu kurz kamen. f Sein Nachfolger Jakob II. ſchloß bezüglich der „Schleichhändler“ mit der Londoner Geſellſchaft einen Ver⸗ trag, daß dieſe deren Schiffe und Güter wegnehmen ſollte, wann, wo und wie immer ſie konnte, und den Raub dann zwiſchen dem König und der Geſellſchaft teilte! Aber dies war noch nichts gegen die Skandale, die unter Wilhelm III. durch eine parlamentariſche Unter⸗ ſuchung aufgedeckt wurden. Mißbräuche jeder Art, Be⸗ ſtechungen, betrügeriſche Börſenſpekulationen, falſche Kaufkontrakte, Erpreſſungen und ähnliches kamen in Menge ans Tageslicht. Weitere Unterſuchungen und Ver⸗ höre ſtellten bald heraus, daß— König Wilhelm ſelbſt am meiſten von den Beſtechungen, die in manchem Jahre an⸗ nähernd zwei Millionen Mark betragen hatten, Nutzen gezogen hatte; nach ihm der Herzog von Leeds, Vorſitzen⸗ der im Minjſterrat, und andere einflußreiche Perſonen. Als Entſchuldigung wurde angegeben, ſolche Beſtechungen ſeien unter dem Namen„Geſchenke“ üblich. Sie kamen als friedliche Kaufleute Es gab viel Lärm, aber keine Anklagen. Denn viele Parlamentsmitglieder, der Sprecher des Unterhauſes an ihrer Spitze, viele Lords, die Geiſtlichen nicht ausgenom⸗ men, die Vorſitzenden des Geheimen Rates und ſo weiter waren nicht leer ausgegangen. Hatte doch die Londoner Geſellſchaft in der Nähe des Parlaments eine Art Kaſino eingerichtet, wo die Herren Parlamentarier und die hohen Beamten gleich neben ihrem Gedeck den Lohn fanden für die Dienſte, die ſie im Parlament oder bei Regierungs⸗ ſtellen gerade geleiſtet hatten. Wilhelm III. erteilte auch dazu noch zwei Neugrün⸗ dungen einen Freibrief. Eine ſchottiſche Geſellſchaft fand ein raſches Ende. Ernſthafter war die Gründung der „Engliſchen Geſellſchaft, welche nach Indien handelt“ im Jahre 1698. Zwiſchen beiden Geſellſchaften kam es ſowohl in England wie in Indien zu einem vernichtenden Kon⸗ kurrenzkampf, bei dem man es ſogar an Beſtechung indiſcher Fürſten und ihrer Diener nicht fehlen ließ. So waren im Jahre 1703 die in Surat befindlichen Beamten der Londoner Geſellſchaft von den Indern gefangengeſetzt worden. Als der indiſche Herrſcher die Freilaſſung der Beamten anordnete, beſtach der Geſchäftsführer der neuen engliſchen Geſellſchaft die indiſchen Beamten mit 2700 Aufnahme: Scherl-Bildarchiv— M. Das erſte Haus der Oſtindiſchen Compagnie in London.(Nach einem alten holländiſchen Stich.) Pfund Sterling, damit ſie ſeine konkurrierenden Lands⸗ leute noch länger gefangenhielten! „Einen derartigen Konkurrenzkampf konnten aber beide Geſellſchaften auf die Dauer nicht aushalten, und ſo kam es nach einem Jahrzehnt zur Verſchmelzung in der „Vereinigten Geſellſchaft der Kaufleute von England, welche nach Oſtindien handeln“. Sowohl die Gründung der neuen Geſellſchaft als auch die Fuſion wußte der Staat zu einem glänzenden Finanzgeſchäft für ſich zu machen; es floſſen nicht weniger als 3,2 Millionen Pfund Sterling als Darlehen der Geſellſchaft in die Staatskaſſe. Aber trotz dieſer dauernden Kämpfe um ihre Rechte, trotz aller Anfeindungen und Anklagen fühlte ſich doch die Engliſche Compagnie immer ſtark genug, um mit Nach⸗ druck und Geſchick ihre Geſchäfte in Indien vorwärts zu bringen. Die Engländer traten in Indien einzig und allein als Kaufleute auf. Sie waren ſehr beſcheiden in ihren Wünſchen auf Niederlaſſung in dem fremden Reich und dankbar für jeden ihnen gewährten Vorteil. Bis zu den Kämpfen mit den Franzoſen in Indien, faſt eineinhalb Jahrhunderte nach ihrer erſten Niederlaſſung, galten die Engländer in den öſtlichen Ländern bloß als ein kauf⸗ männiſches, unkriegeriſches Volk. Dieſer friedfertige Ruf der Engländer überlebte aller⸗ dings die tatſächlich entſtandenen Verhältniſſe um ein be⸗ trächtliches. Denn in Wahrheit hatte die Compagnie ſchon um die Mitte des 17. Jahrhunderts eingeſehen, daß ſie ihre Geſchäfte auf die Dauer nur ſichern und gegen die Konkurrenz anderer Völker wirkſam verteidigen konnte, wenn ſie ſelbſt in Indien Herrſcherin wurde und damit Hoheitsrechte ausüben konnte. Sie erhielt unter Karl II. das Recht, Land zu erwer⸗ ben und unter der Krone Englands alle herrſchaftlichen Rechte auszuüben; ſie konnte gegen nichtchriſtliche Mächte Krieg führen und mit ihnen Frieden ſchließen. Es wurde ihr geſtattet, Kriegsgerät und Waffen aus England nach Indien zu bringen und ſo viel Truppen anzuwerben, als ſie nur immer bedurfte. Da die Rekrutierungsſorgen auch damals in England nicht geringer waren als heute und es daher ſchwerfiel, eine genügende Anzahl Engländer anzuwerben, ging man ſchon früh dazu über, die indiſchen Garniſonen durch Sepoys, das waren von den Englän⸗ dern nach europäiſcher Art ausgebildete und ausgerüſtete einheimiſche Truppen, zu verſtärken. Die Geſellſchaft er⸗ nannte, unabhängig vom Einfluß der Krone oder der Re⸗ gierung, ihre eigenen Beamten und Offiziere; und ſchließ⸗ lich konnte ſie in den von ihr geſchaffenen Niederlaſſun⸗ gen eine eigene Gerichtsbarkeit einrichten, die nach eng⸗ liſchen Geſetzen Recht ſprach. Aus Händlern werden Herren Dieſe weiten Rechte gaben der Compagnie in Indien einmal die Handhabe, mit aller Brutalität gegen die ſogenaunten„Schleichhändler“ vorzugehen, zum anderen waren ſie die direkte Stütze der mit Sir Robert Clive ein⸗ ſetzenden ſyſtematiſchen Einmiſchung in die Angelegenhei⸗ ten der e i Staaten und Fürſten. 1667 erhielt die Compagnie allgemein das Recht, in Indien die im Lande gangbaren nichteuropäiſchen Münzen zu prägen, nachdem ſie bereits zehn Jahre vorher ein ſolches auf Bombay be⸗ ſchränktes Recht zugeſprochen bekommen hatte. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts bekamen dann die Staathalter der Niederlaſſungen in Indien immer entſchie⸗ denere Anweiſungen der Compagnie, dort Hoheitsrechte zu ſchaffen und zu ſichern.„Wenn es notwendig iſt“, ſchrieben die Direktoren aus London,„ſo ſollen die ein⸗ heimiſchen Fürſten und ihre Untertanen mit Waffen⸗ gewalt gezwungen werden. (Fortſetzung folgt.) Fpendel Preiplübe für fie Jugend dor Pamarf! r ——