Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite Millimeterzeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachlüſſe gemäß Preisliſte Rr. 3. Anzeig.⸗Preisliſte 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Nr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Tages. und Anzeigenblatt ftir Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keiner Erſatzanſprüchen Druck und Verlag: Georg Zimmermann(Inh. Georg Hürdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Kärdl⸗ Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. III. 38. 1150. 38. Jahrgang Große Rede Konrad Henleins in Karlsbad. Prag, 25. April. Der zweite Tag der Haupttagung der Sudetendeut⸗ ſchen Partei in Karlsbad ſtand im Zeichen der angekündig⸗ ten großen Rede Henleins, der in grundlegenden Ausfüh⸗ rungen zu dem geſamten Problem des Sudekendeutſchtums Stellung nahm. Zu Beginn der Sitzung erſtattete der Organiſationslei⸗ ter Dr. Fritz Koellner den Bericht über die organiſatoriſche Entwicklung der Sudetendeutſchen Partei im letzten Jahr. Trotz ſchwerſter innerpolitiſcher Kämpfe, wirtſchaftlichen Drucks ſowie behördlichen Einſchränkungen und Verfol⸗ gungen nahm die Bewegung im letzten Jahr einen ſtetigen Aufſchwung, der im Durchſchnitt einen Mitgliederzuwachs von 10 000 neuen Mitgliedern im Monat brachte, ſo daß gegenwärtig die Zahl von 800 000 Parteimitgliedern weit überſchritten iſt Ein Heer von rund 75000 Amtswaltern und ⸗walterinnen iſt an der Arbeit. Den Höhepunkt der Tagung bildete die große Rede Kon⸗ rad Henleins. Den Verſuch, um die grundſätzliche und ehr⸗ liche Löſung des ſudetendeutſchen Problems durch Aufſtel⸗ lung eines ſogenannten„Minderheitenſtatuts herumzukom⸗ men, bezeichnete Henlein von vornherein als geſcheitert. Man habe das Problem noch nicht in ſeiner Tiefe erfaßt und glaube, mit Halbheiten darüber hinwegzukommen. Dabei hätte es die Regierung garnicht ſo ſchwer, die tſchs⸗ chiſche öffentliche Meinung umzuſtellen, denn, ſo ſagte Kon⸗ rad Henlein,„ich bin überzeugt, daß das einfache tſchechiſche Volk im Grunde ſeines Lebens friedliebend und verſöh⸗ nungswillig iſt. Ich glaube an keinen Haß und Streit; ich bin aber ebenſo davon überzeugt, daß man es von ſeiner Hetzpreſſe befreien muß. Wenn in dieſem Jahre“, ſo meinte der Redner,„das 20jährige Beſtehen dieſes Staates ge⸗ feiert wird, ſo wird man begreifen können, daß ſich die Deutſchen nach 20jähriger Unterdrückung an ſolchen Feiern nicht beteiligen können. Wenn es den dſchechiſchen Staats⸗ männern wahrhaft ernſt iſt, mit dem deutſchen Volk in ein e e Verhältnis zu kommen, ſo wird ſich olgendes als unerlätzlich und notwendig erweiſen: 1. Eine Reviſion des irrigen tſchechiſchen Geſchichtsmythos. 2. Eine Reviſion der unglücklichen Auffaſſung, daß es die Aufgabe des tſchechiſchen Volkes wäre, das ſlawiſche Bollwerk gegen den ſogenannten deutſchen Drang nach Oſten zu ſein. 3. Eine Reviſion jener außenpolitiſchen Stellung, die den Staat bisher in die Reihe der Feinde des deutſchen Volkes geführt hat. Bei der Beantwortung dieſer Frage wird ſich das tiche⸗ chiſche Volk aber auch darüber klar ſein müſſen, daß die Neuordnung ſeines Verhältniſſes zum Großdeutſchen Reich nicht ahne gleichzeitige Neuordnung ſeines Verhältniſſes a 0 Volksgruppe möglich iſt. Das tſchechiſche Volk lite 20 Jahre lang Zeit, die inneren Verhältniſſe zur Zu⸗ ſriedenheit aller Völker zu geſtalten. Am Ende dieſer 20 Jahre muß geſagt werden, daß ſeine Staatsmänner nach drei Seiten nicht erfüllt haben, was man von ihnen hätte erwarten müſſen, erſtens: Sie haben die freſwillig in den Denkſchriften an die Friedenskonferenz gegebenen erſprechungen nicht gehalten; zweitens: ſie ha ⸗ ben ihre Verpflichtungen aus dem Vertrage von St. Ger⸗ main nicht ehalten, und drittens haben ſie ihre ſtaaksrecht⸗ lichen Berp lichtungen, die ſie in der Skaatsverfaſſang ein⸗ gegangen ſind, nicht gehalten. Heute erheben alle nichttſchechiſchen Völker und Volks⸗ gruppen a Proteſt gegen eine Behandlung, die. mit dem völkiſchen Selbſtbewußtſein, mit Ehre und Würde, nicht länger in Einklang gebracht werden kann. Als Unterdrückte werden wir uns ſolange fühlen, ſolange wir Deutſche 1 das gleiche tun dürfen wie die Tſchechen. Alles was den Tſchechen erlaubt iſt, muß auch uns erlaubt ein. Mit einem Wort: Wir wollen nur als Freie unter Freien leben! Wenn es zu einer friedlichen Entwicklung im kſchechoſlo⸗ wakiſchen Staat kommen ler dann iſt folgende Skaats⸗ 3 Rechtsordnung zu ſchaffen: 5 Herſtellung der völligen Gleichberechligung und Gleich- rangigkeit der deutſchen Volksgruppen mit dem ſſchechi⸗ ſchen Volk; 2. Anerkennung der ſudetendeutſchen Volksgruppe als Kechtsperſönlichkeit zur Wahrung dieſer glei berechtigten Stellung im Staate; 3. geſctelung und Anerkennung des deutſchen Siedlungsge⸗ etes; 4 Aufbau einer deutſchen Selbſtverwaltung im deukſchen dens done e in allen Bereichen des öffentlichen Le⸗ bens ſoweil es ſich um Inkereſſen und Angelegenheiten s der deutſchen Volksgruppe handelk; Schaffung geſetzlicher Schutzbeſtimmungen für jene Staatsangehörigen, die außerhalb des geſchloſſenen Sied⸗ lungsgebietes ihres Volkstums leben; b. 1918 fang des dem Sudetendeutſchtum ſeit dem Jahre 1918 zugefügten Unrechts und n eee der i durch dieſes Unrecht enkſtandenen Schäden; 7. Anerkennung und Durchfü rung des Grundſatzes: im deulſchen Gebiet deutſche öffentliche Angeſtellte; 8. Volle Freiheit des Bekenntniſſes zum deutſchen Volkstum und zur deutſchen Weltanſchauung. 5 Ich hätte das Recht, im Hinblick auf die letzte innen⸗ und außenpolitiſche Entwicklung und der damit verbundenen Vert⸗ und Krafterhöhung des Sudetendeutſchtums unſere Ansprüche noch weiter zu faſſen. Wenn ich das nicht tue, eue dete Mahn. Ping Montag, den 25. April 1938 dann vespalb, um vor der ganzen Welt den Beweis zu er⸗ bringen, daß das Sudetendeutſchtum trotz aller bitteren Er⸗ fahrungen bereit iſt, durch Beſchränkungen ſeiner Anſprüche einen Beitrag zur Erhaltung des Friedens zu leiſten. Es liegt nun an der Staatsführung und dem tſchechiſchen Volk, den gleichen ernſten Beweis zu erbringen und weniger vom Frieden zu reden, aber etwas mehr für ihn zu tun. So wie das Deutſchtum der ganzen Welt, bekennen auch wir uns zu den natſonalſozialiſtiſchen Grundauffaſſungen des Lebens, die unſer ganzes Fühlen und Denken erfüllen, und nach denen wir das Leben unserer Volksgruppe im Rahmen der Geſetze geſtalten. Es wird von der Einſicht und dem Willen der Regie⸗ rung des tſchechiſchen Volkes abhängen, ob am Tage des 20jährigen Staatsjubiläums die heute für uns unerträgli⸗ chen Verhältniſſe noch beſtehen bleiben, oder der tſchechiſche Beitrag zum Frieden Europas geleiſtet wird. Wir wollen weder nach innen noch nach außen den Krieg, aber wir kön⸗ nen nicht länger einen Zuſtand dulden, der für uns Krieg im Frieden bedeutet.“ Gemeindewahlen in der Tſchechoſlowakei Beſchluß des Prager Miniſterrats. Der Prager Miniſterrat, der ſich ſeit mehreren Tagen mit der Frage der Gemeindewahlen und der Abhaltung der Feiern am 1. Mai beſchäftigte, hat nun die endgültige Entſcheidung in beiden Fragen getroffen. Der Termin für die Gemeindewahlen in den Orten, wo die Wahl⸗ periode bereits abgelaufen iſt, ſoll demnach in die Zeit vom 22. Mai bis 12. Juni fallen. Es werden alſo in etwa 10 000 Gemeinden von insgeſamt mehr als 15 000 Wah⸗ len ausgeſchrieben. In den Orten, in denen die Wahl⸗ periode erſt im Laufe des Sommers abläuft, ſollen die Wahlen im Herbſt ſtattfinden. Hinſichtlich des Kund⸗ gebungsverbotes für den 1. Mai wurde eine Löſung in⸗ ſofern gefunden, als dem Anſuchen um Bewilligung von Kundgebungen ſtattgegeben werden wird, wenn die nöti⸗ gen Garantien für einen ruhigen Verlauf gegeben werden können. In der Frage über die Regierungsteil⸗ nahme der deutſchen Marxiſten wurde deren Austritt aus der Regierung beſchloſſen. Das Reſſort ihres frühe⸗ ren Miniſters Czech ſoll demnächſt der kürzlich ernannte Miniſter der Tſchechiſch-Nationalen Vereinigung, Jecek, übernehmen. Deutſche Zeitungen beſchlagnahmt Wegen Erörterung des polniſchen Grenzzonengeſetzes. Die beiden in Poſen erſcheinenden deutſchen Tages⸗ zeitungen, das„Poſener Tageblatt“ und die„Deutſchen Nachrichten“, wurden von der polniſchen Zenſurbehörde beſchlagnahmt. Beanſtandet wurden in beiden Blättern Artikel, die zu der Handhabung des polniſchen Grenz⸗ zonengeſetzes, das den deutſchen Privatbeſitz in den weſt⸗ lichen Grenzgebieten Polens ernſtlich gefährdet, Stellung nehmen. Durch die Beſchlagnahme der beiden Zeitungen, die in allen deutſchen Siedlungsgebieten Polens verbrei⸗ tet ſind, ſind Zehntauſende volksdeutſcher Leſer ohne Zei⸗ tung geblieben. 5 Bemerkt ſei zu dieſer polniſchen Maßnahme, daß außer der jetzigen Beſchlagnahme des„Poſener Tage⸗ blattes“ die Sonntagsausgabe dieſes Blattes in den letz⸗ ten Wochen bereits dreimal beſchlagnahmt worden war. Polens Abwehr der Hetzer Entſchiedenes Vorgehen gegen die Bolſchewiſten. Immer entſchiedener wird ſeit einigen Monaten der Abwehrkampf Polens gegen die Wühlarbeit des Bolſche⸗ wismus. In einer ganzen Reihe von Woiwodſchaften gelang es, die unterirdiſchen Verbindungen kommuniſti⸗ ſcher Geheimorganiſationen, die, faſt durchweg unter Füh⸗ nung jüdiſcher Elemente, ihren Ausgang immer wieder von dem angrenzenden Sowjetrußland nehmen, aus⸗ zuheben. In mehreren Ortſchaften öſtlich von Tarnopol gelang der Polizei ein großer Schlag gegen die bolſche⸗ wiſtiſchen Hetzer in Polen. Wieder konnten hier 45 Per⸗ ſonen dingfeſt gemacht werden, bei denen die Poli⸗ zei kommuniſtiſches Hetzmaterial und Unterlagen dafür fand, daß ſie der kommuniſtiſchen Partei angehören. Die Komintern ſcheint in dieſer oſtpolniſchen Grenz⸗ woiwodſchaft(Weſtukraine) beſonders rührig zu ſein. Wurden doch hier allein in den letzten Monaten mehr als 200 bolſchewiſtiſche Hetzer verhaftet. a Man iſt ſich offenbar in den verantwortlichen Kreiſen Polens durchaus im klaren über die Notwendigkeit der endgültigen Liquidation dieſer bolſchewiſtiſchen Unter⸗ höhlungsverſuche der ſtaatlichen Ordnung. Denn in den meiſten Fällen iſt eine empfindliche Zuchthausſtrafe die einzig mögliche Antwort gegenüber den gefaßten Unruhe⸗ ſtiftern. 500000 RM für den Kulturfonds Geburtstagsgeſchenk der Reichspoſt an den Führer. Reichspoſtminiſter Dr. Ohneſorge hat dem Führer zu ſeinem Geburtstag einen Betrag von 500 000 RM. für den Kulturfonds des Führers zur Verfügung geſtellt und ein Album mit allen ſeit Kriegsende erſchienenen öſter⸗ reichiſchen Poſtwertzeichen überreicht. niſter Malcolm Mac Nr. 95 Chronik des Tages Der Führer und Oberſte Befehlshaber der Wehrmacht hat dem Admiral a. D. von Lans anläßlich des 60jährigen Ge⸗ D denktages ſeines Dienſteintritts wünſche ausgeſprochen. Der der polniſchen Regierung naheſtehende„Expreß Po⸗ ranny“ meldet, daß der italleniſche Außenminiſter Graf Ciano den Beſuch des polniſchen Außenminiſters erſt im Frühherbſt erwidern werde. Der Wilnaer Bezirk des Aerzteverbandes der Republik Polen beſchloß eine Satzungsänderung, derzufolge dem Ver⸗ band nur Aerzte angehören dürfen, die polniſche Staatsbürger und ariſcher Abſtammung ſind Wie die„Zeit“ erfährt, plane die Prager Regierung eine ähnliche Geſte wie mit der Anerkennung des Imperiums gegenüber Italien auch gegenüber Nationalſpanien durch Ent⸗ ſendung eines Agenten nach Burgos. Anläßlich der Volksabſtimmung am 10. April haben ins⸗ geſamt 12 618 Wahlberechtigte ihre Stimmen an Bord deutſcher Kriegsſchiffe in italieniſchen Häfen abgegeben. Vier Legionen der Faſchiſtiſchen Miliz, die an der großen Parade zu Ehren des Führers und Reichskanzlers teilnehmen, ſind in Stärke von über 5000 Mann mit dem neuen römiſchen Paradeſchritt vor Muſſolini vorbeidefiliert. Der Miniſterrat zu Burgos beauftragte Wußte Amado, Innenminiſter Serrano Suner und Juſtizminiſter Graf Rodezuo mit dem Studium über Bildung eines natio⸗ nalen Staatsrates. telegraphiſch ſeine Glück⸗ 50000 Arbeiter neu eingeſtellt Oeſterreichs rapider Wirtſchaftsaufbau. In den erſten drei Wochen ſeit der Machtübernahme hat ſich nach einer Meldung des„Linzer Arbeiterſturmes“ im Gebiet der Oſtmark der Stand der bei den Kranken- kaſſen Verſicherten um 50 000 erhöht, Der Anteil der ehe⸗ maligen Bundesländer iſt den gegebenen Verhältniſſen ent⸗ ſprechend verſchieden. Der Heimatgau des Führers ſteht an der Spitze mit 14,58 v. H. Franzöſiſcher Jugendführer von Juden mißhandelt Eine jüdiſche Horde leiſtete ſich in den Abendſtunden auf der Hauptperkehrsader von Paris, den Champs Elyſaes, einen unerhört dreiſten Ueberfall. Als der ehemalige Pari⸗ ſer Rechtsanwalt Jean Charles Legrand, der Hauptpor⸗ ſitzender der Vereinigung der nationalen franzöſiſchen Ju⸗ gend iſt, mit einem ſeiner Freunde auf dem Heimweg be⸗ griffen war, wurde er von einer ganzen Bande von Juden umringt. Unter dem Ruf„Juden ſind auch Franzoſen“ drangen die Juden mit Schlagringen und anderen Gegen⸗ falko auf ihn ein und mißhandelten ihn. Erſt das Ueber⸗ allkommando machte dieſem unglaublichen Zwiſchenfall ein Ende. Legrand, der am Kinn verletzt worden war, mußte ſich die Wunde im Krankenhaus vernähen laſſen. — Chamberlain wünſcht Abkommen Das ſicherſte Mittel zur Feſtigung des Friedens. Der Londoner Berichterſtatter des„Matin“ ſchreibt, der engliſche Miniſterpräſident ſei der Anſicht, daß das ſicherſte und praktiſchſte Mittel zur Feſtigung des euro⸗ päiſchen Friedens darin beſtehe, an die Stelle der vagen Genfer Formel von einer kollektiven Sicherheit ein greif⸗ bares und ſtichhaltiges Abkommen zwiſchen England Frankreich, Italien und Deutſchland zu ſtellen. Chamber⸗ lain werde Daladier und Bonnet während ihres Lon⸗ doner Aufenthalts von dieſen ſeinen Hoffnungen unter⸗ richten. Schon ſeit einiger Zeit ſei ferner ein von Cham⸗ berlain gebildeter Sachverſtändigenausſchuß mit der Aus⸗ arbeitung wirtſchaftlicher Vorſchläge beſchäftigt. Hore⸗Beliſhas Beſuch in Rom Der engliſche Kriegsminiſter bei Muſſolini. Rom, 25. April. Muſſolini empfing am Samstag vergangener Woche den engliſchen Kriegsminister, Hore-Beliſha. Vormittags beſuchte der engliſche Kriegsminiſter die Kaſernen des 2. Grenadier⸗Regiments, wo er vom Staatsſekretär im Kriegs⸗ miniſterium, General Pariani, dem Kommandeur des hie⸗ ſigen Armeekorps und zahlreichen Offizieren empfangen wurde. Nach Abnahme der Parade begab ſich der engliſche Kriegsminiſter in das Hiſtoriſche Muſeum und nahm an⸗ ſchließend an einem ihm zu Ehren vom Au nminiſter, Graf Ciano, im Offizierskaſino veranſtalteten Eſſen eil. In den erſten Nachmittagsſtunden wohnte Hore⸗Beliſha ſportlichen Veranſtaltungen im Campo Polo bei Den Ab⸗ ſchluß der Samstagveranſtaltungen bildete ein Eſſen in der engliſchen Botſchaft, zu dem zahlreiche hohe italieniſche Per⸗ ſönlichkeiten erſchienen waren. Der engliſch⸗iriſche Vertrag de Valera zur Anker zeichnung in London. London, 25. April. Der iriſche Miniſterpräſident de Va⸗ lera traf am Sonntag in London ein, um den engliſch⸗iri⸗ fa Vertrag zu unterzeichnen. In ſeiner Begleitung be⸗ anden ſich Finanzminiſter MaceEntee, Handelsminiſter Le. maſſe und Landwirtſchaftsminiſter Dr. Ryan. Auf dem 11 59 105 wurde de Valera von Dominjonmi⸗ 0 onald empfangen. Vor dem Bahnhof bereitete eine mehr als tauſendköpfige Menge, vorwie end aus Iren beſtehend, de Valera einen ſtürmiſchen Emp ang. Premierminiſter Chamberlain kehrte von ſeinem Oſter⸗ urlaub nach London zurück. f f 7* 4 + 7 7 Die Wiener Phüharmoniker in Berlin Gaſtſpiel in Anweſenheit des Führers. Zum erſten Male in ſeiner faſt hundertjährigen Geſchichte ſpielte das Wiener Philharmoniſche Orcheſter in Berlin. Das erſte der beiden Gaſtkonzerte, deren Leitung Staatsrat Dr. Wil⸗ helm Furtwängler übernommen hatte, erhielt eine beſondere Auszeichnung durch die Anweſenheit des Führers und Reichs⸗ kanzlers. Mit dem Führer hatten u. a. in der Ehrenloge Reichsminiſter Dr. Goebbels und Miniſter Dr. Glaiſe⸗ Horſtenau Platz genommen. Die Meiſterwerke Schuberts und Bruckners verſetzten die Hörer in der genialen Ausdeutung Furtwänglers in helle Begeiſterung. Hatte ſich ſchon der Be⸗ grüßungsbeifall für den Dirigenten zum Beifallsſturm ge⸗ ſteigert, als Furtwängler das Orcheſter ſich erheben ließ, ſo kannten die Huldigungen der Berliner für die Wiener Künſtler keine Grenzen mehr, nachdem das Orcheſter ſeine großartige Klangkultur und vollendete Spieldiſziplin aufs herrlichſte ent⸗ faltet hatte. Das 23. Deutſche Bachfeſt Kantatenabend in der Thomaskirche. Das 25. Deutſche Bachfeſt, das in den Tagen vom 22. bis 26. April in Leipzig durchgeführt wird, wurde mit alten Turm⸗ muſiken aus der Zeit des großen Thomas⸗Kantors vom Turm des Alten Rathauſes feierlich eingeblaſen. Zur gleichen Zeit wurde der Vorſtand des Neuen Bach⸗Geſellſchaft mit Reichs⸗ gerichtspräſident Dr. Bumke an der Spitze vom Oberbürger⸗ meiſter im Neuen Rathaus empfangen. Die Veranſtaltungen des Feſtes ſelbſt begannen vor einer feſtlichen Gemeinde von Bach⸗Freunden aus der ganzen Welt mit einem Kantaten⸗Abend in der Thomaskirche. Im Mittel⸗ punkt des Programms ſteht naturgemäß das Werk des Meiſters ſelbſt, daneben aber wird das Feſt auch einen Ueberblick über das geſamte muſikaliſche Geſchehen des 17. und 18. Jahr⸗ hunderts geben. Endkämpfe im Berufs wettkampf 75 v. H. der Erwachſenen beſtanden ſporkliche Leiſtangs⸗ prüfung. Hamburg, 25. April. Am Sonntag wurden im Rahmen der Endkämpfe des Reichsberufswettkampfes 1938 auf allen Sportplätzen Hamburgs die ſportlichen Leiſtungsprüfungen der Gauſieger durchgeführt, für die das Sportamt der NSG„Kraft durch Freude“ der DAß verantwortlich zeich⸗ nete. Dank einer umfangreichen Organiſation waren die Prüfungen der über 6000 Teilnehmer in kaum vier Stun⸗ den beendet. Wenn auch die Leiſtungen der Jugendlichen beiderlei Geſchlechts im Durchſchnitt hervorragend waren, ſo über⸗ raſchte dieſe Tatſache weniger als das Ergebnis, das die Lei⸗ ſtungsprüfungen bei den Erwachſenen, Männern ſowohl wie Frauen, zeitigte: 75 v. H. der rund 3000 Erwachſenen b die verhältnismäßta hochgeſteckte Mindeſtpunkt⸗ zahl. Ermäßigte deutſche Rundreiſehefte Vom 1. Mai d. J. ab werden von den Ausgabeſtellen des Mitteleuropäiſchen Reiſebüros für Reiſen, die zum Ausgangspunkt zurückführen(Rundreiſen, Hin⸗ und Rück⸗ fahrten), ermäßigte Fahrſcheinhefte für alle Züge aus⸗ gegeben. Die Ermäßtigung beträgt 20 v. H. des Perſo⸗ nenzugfahrpreiſes. Der Schnellzugzuſchlag wird nicht er- mäßigt. Die ermäßigten Fahrſcheinhefte müſſen Fahr⸗ ſcheinſtrecken von mindeſtens 600 Kilometern enthalten; ſie gelten zwei Monate mit beliebiger Fahrtunterbrechung innerhalb der Geltungsdauer. 8 Mit der Einführung der ermäßigten Fahrſcheinhefte kommen auch die Reiſenden in den Genuß einer Ermäßi⸗ gung, die bisher bei größeren Rund- und Zickzackreiſen von den Urlaubskarten keinen Gebrauch machen konnten. Die Fahrpreisermäßigung wird auch gewährt für Rei⸗ ſen nach und vom Ausland, wenn die Aus- und Einreiſe oder umgekehrt über verſchiedene Grenzbahnhöfe oder Hafenorte oder Orte mit Flughafen innerhalb Deutſch⸗ lands führt und der Reiſende unmittelbar anſchließende e für ausländiſche Eiſenbahn⸗, Schiffs⸗ oder raftpoſtſtrecken oder für Seeſtrecken oder für Flugſtrecken nach oder von dem Ausland bereits beſitzt oder gleichzeitig mit dem ermäßigten Fahrſcheinheft löſt. „ 4 20 Moran den No t DORO HHH GOE EL 23 Sie ließ es ihr wirklich an nichts fehlen. Sie ſaß neben ihm an der Feſttafel, lächelnd und weltgewandt, eine wun⸗ derſchöne leuchtende Braut. Sie hörte die vielen Reden an und dankte, wenn es wieder einmal hieß: Die Rambergs von der Ruhr und der Weſer vereint, und die Kette wieder zuſammengefügt, der Talisman im Haus. Wenn nun das Glück nicht ſtandhielt.. O ja, es würde ſtandhalten. Aber wo war denn die Kette? Warum lag ſie nicht in alter Pracht um den Hals der Braut? O, ſie war an ſicherer Stelle geborgen, damit hen n noch einmal verloren ging! Sie wußte das wunderſchön zu erklären, ſie ſcherzte mit Mutter Geſa und Frau Marlene und ſchenkte den Kindern Blumen aus ihrem Strauß. Sie war wieder ganz die große Dame, die ſich zu N S2 und niemand hineinſehen läßt in das Innere ihrer ele. Nur Wolf Ramberg wußte, wie es darin ausſah. Er ſuchte mitunter heimlich ihre Hand zu faſſen, ſeine Augen hingen flehend an den ihren, aber ſie ſah über ihn fort, als wäre er leere Luft und überhaupt nicht vorhanden. Sie ſprach nur, was geſprochen werden mußte, um nicht auf⸗ zufallen. Ein wilder Zorn ſtieg in ihm empor. Und das alles um das Weib mit der gemalten Larve, um den Schmutz, der ſie umgab. O, wenn er ſie hier hätte. Er fühlte eine Luſt, die Hände um ihren Hals zu legen und ſie kaltblütig zu er⸗ würgen und fühlte zugleich doch noch ein anderes. Wolf Ramberg, biſt du nicht auch durch dieſen Schmutz gegan⸗ en? War es dein Glück oder— dein Verdienſt, daß etwas eines wurde aus der— Spekulation? Warum haſt du ihr nicht auch noch das Letzte geſagt, ſolange es Zeit war! arum biſt du mit der Lüge neben ihr hergegangen, haſt du nicht gewußt, daß man für jede Lüge einmal zahlen muß? Aber war denn die Lüge wirklich ſo groß? nd war denn nicht Wahrheit aus ihr geworden? Und wenn es 118 5 allein getroffen hätte, aber nun auch Kläre, ſeine läre Herrgott! Herrgott! Sollte es denn wirklich keinen Ausweg geben, keine Hoffnung mehr? Sollten dieſe blauen 25 Jahre Deutſche Handelskammer in der Schweiz. Die Deutſche Handelskammer in der Schweiz feierte ihr 25jähriges Beſtehen. Mehrere hundert führende Perſönlichkeiten aus Regierungs- und Wirtſchaftskreiſen wohnten dem offiziellen Feſtakt bei. Geſandter Dr. Koecher übermittelte die Grüße und Glückwünſche von Reichsminiſter von Ribbentrop und Reichs⸗ wirtſchaftsminiſter Funk und dankte der Handelskammer für ihre Bemühungen, den Güteraustauſch zwiſchen den beiden Ländern reibungslos zu geſtalten. Direktor Hotz überbrachte die Grüße des Bundesrates Staatsſekretär z. D. Trendelen⸗ burg behandelte„Die Gegenwartsfragen in den deutſch⸗ ſchweizeriſchen Wirtſchaftsbeziehungen“. Anglück auf Zeche Concordia Sieben Tote, ſechs Verletzte. Oberhausen, 24. April. Auf der Zeche Concordia 2/3 er- eignete ſich am Samskag morgen gegen 9 Uhr auf der 5. Sohle im Flöz Sonnenſchein in einem 130 meter hohen Streb ein Gebirgsſchlag. Durch den Gebirgsſchlag wurden 100 Meter der Streblänge betroffen. Die Bergungsarbeiter unter Aufſicht der Vergbehörde wurden ſogleich aufgenommen. Zunächſt wurden ſechs Tote, vier Schwer⸗ und drei Leichtverletzte geborgen. Ueber das Schickſal von etwa acht Bergleuten beſtand anfänglich Un⸗ gewißheit. Im Verfolg der Aufräumungsarbeiten ſtellte ſich heraus, daß dieſe acht Bergknappen ſämtlich unverſehrt ge⸗ blieben waren. Durch den Tod eines der ſchwerverletzten Knappen hat ſich die Zahl der Toten inzwiſchen auf fie⸗ ben erhöht. Der Zuſtand der übrigen drei Schwerverletzten iſt äußerſt ernſt. Der Leiter der Knappſchaftsberufsgenoſſenſchaft, der die geſetzliche Fürſorge für die Unfallverletzten im Bergbau und ihre Hinterbliebenen obliegt, hat dem Betriebsführer und der Gefolgſchaft der Zeche Concordia, Schacht 273 in Oberhauſen perſönlich ſein Beileid ausgeſprochen und ſofort Hilfsmaßnahmen für die Hinterbliebenen der verunglück⸗ ten Arbeitskameraden und die Verletzten in die Wege gelei⸗ tet. Die Hinterbliebenenbezüge werden von der Sektion 2 der Berufsgenoſſenſchaft beſchleunigt ausgezahlt. Für 300 000 Franken Schmuck enkwendel. Paris, 25. April. Ein beſonders dreiſter Einbruch wurde in den Abendſtunden von einer Pariſer Bande mit einem geſtohlenen Kraftwagen verübt. In einer ſehr belebten Pa⸗ riſer Straße fuhren ſie vor einem Juwelengeſchäft vor, wo einer der Einbrecher mit einem Hammer die Schaufenſter⸗ ſcheibe des Geſchäftes einſchlug und vier Schmuckſteicke im Wert von über 300 000 Franken an ſich nahm. Während⸗ deſſen hielt ein anderer die hinzueilenden Straßenpaſſanten in Schach. Obwohl die Polizei ſofort alarmiert wurde, konn⸗ ten die Einbrecher mit ihrer Beute die Flucht ergreifen. Eine ganze Familie fuhr in den Tod. Paris, 25. April. Ein ſchweres Unglück, hei dem fünf Perſonen den Tod fanden, ereignete ſich bei Melun in der Nähe von Paris. Ein Privatkraftwagen, in dem ſich eine ſechsköpfige Familie befand, fuhr in voller Fahrt gegen einen Laſtwagen und ging völlig in Trümmer. Fünf In⸗ ſaſſen waren auf der Stelle tot, die Mutter des Fahrers wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Kranken⸗ haus eingeliefert. Wieder Flucht eines Sowſetgeſandten? Der Vertreter in Sofia wurde auch nach Moskau gerufen. Die in Brüſſel erſcheinende Zeitung„Vingtieme Siecle“ gibt immer wieder verbreitere Gerüchte wieder, daß der ſowjetruſſiſche Geſandte in Sofia, Rafkolnikow, der vor einiger Zeit, wie ſo viele andere Sowjetdiploma⸗ ten, nach Moskau zurückgerufen wurde, nach Belgien ge⸗ flüchtet ſei. Es ſcheine ſeſtzuſtehen, heißt es weiter, daß Raſkol⸗ nikow ſeinen Zug von Sofia nach Moskau in Budapeſt verlaſſen habe und nach einem bisher unbekannten Beſtim⸗ mungsort weitergereiſt ſei. Jetzt glaube man, daß er nach Belgien gereiſt ſei und in einem kleinen Ort an der Maas unter dem Namen Ilyne Zuflucht genommen habe. Das Blatt, das als durchaus ſeriös gilt, hat Nachforſchungen angeſtellt, konnte aber nur herausfinden, daß eine geheim⸗ nisvolle Perſönlichkeit, die jeden Beſucher zurückweiſt, ſich in dem fraglichen Ort aufgehalten hat und nach einigen Tagen weitergereiſt iſt. Augen niemals wieder lachen lernen? Er hatte das Beten verlernt in langen wilden Jahren. Jetzt rang es ſich ganz von ſelber wieder über ſeine Lippen. Und dabei dieſe Hochzeitstafel mit ihrem Jubel, ihren Blumen und ihren Lichtern, ihren ewigen Reden vom Glück, das nun wieder heimiſch geworden im alten Haus an der hohen Halde. Jawohl, das Glück!— das Glück der Rambergs!— Golden perlte der Sekt in geſchliffenen Kelchen, in der Ne⸗ benſtube intonierte die Kapelle den Brautchor aus Lohen⸗ grin—— Aber auch dieſes Feſtmahl ging vorüber, und der Tag neigte ſich ſeinem Ende zu. Die Geigen verſtummten, die Lichter loſchen aus. Einer nach dem anderen verloren ſich die Gäſte, mit ihnen Frau Geſine und Marlene Linshei⸗ mer. Ohne viel große Abſchiedsworte hatten ſie ſich heimlich davon gemacht. „Sonſt tut das das Brautpaar,“ hatte Frau Marlene lachend geſagt,„heute iſt es unſere Sache.“ In dem leer und ſtill gewordenen Hauſe ſtanden Mann Sie hatte Kranz und Schleier abgetan. Sie hatte es ſelbſt getan. Nicht ſeine Hände hatten den Brautſchmuck aus ihren Haaren gelöſt. Er trat zu ihr heran und ſuchte noch einmal ihre Hand zu faſſen: „Kläre. ſoll kein Veiſtehen möglich ſein?“ Sie ſchwieg. 2 „Kläre, Gott im Himmel, du mußt doch wiſſen, was zwiſchen uns war. Kläre, komm doch wieder zu dir! All das iſt doch Irrſinn. Vergangenheit, die längſt überwunden und tot iſt, nur wieder herausgekramt von niedrigſter Rachſucht. Denk doch an all das, was uns noch geſtern, noch heute früh verband. Kannſt du denn wirklich glauben, daß all das— Lüge war?“ „Ich weiß ES nicht.“ 5 Er warf ſich in einen Seſſel und 55 den Kopf in die Hände und wühlte verzweifelt in ſeinen Haaren, dann ſprang er plötzlich auf und trat zu ihr, und hob ihren Kopf zu ſich empor:„Sieh mir doch in die Augen, kannſt du nicht mehr darin leſen? Habe ich dir nicht alles geſagt? Ja, ich 1105 dir auch das bekennen müſſen, auch diefen letzten, die⸗ en— böſeſten Streich, aber— ich— ich— kannſt du es denn nicht verſtehen, Kläre? Iſt denn alles in dir erſtorben? Lerne doch wieder glauben!“ „Ich kann es nicht.“ Er ließ die Hände mutlos ſinken und trat zurück und und Frau ſich gegenüber. Aus aller Well Jugoſlawiens Landwirtſchaftsminiſter in Berlin. Berlin, 25. April. Der jugoſlawiſche Landwirtſchafts⸗ miniſter Stankowitſch traf am Sonntag zu einem achttägi⸗ gen Beſuch der Reichshauptſtadt und zur Beſichtigung der Einrichtungen des neuen Deutſchland in Berlin ein. Deutſchlandſahrt Degrelles Das Rexiſten⸗Organ„Pays Reel“ hat eine Artikelſerie von Léon Degrelle über eine Reiſe nach England, Deutſchland und den Donauſtaaten begonnen. Degrelle beſchäftigt ſich in ſeinem erſten Artikel insbeſondere mit Deutſchlan d. Er ſchildert den tiefen Eindruck, den Berchtesgaden auf ihn ge⸗ macht hat, die Begeiſterung und Liebe des deutſchen Volkes für den Führer. Insbeſondere die Arbeiter und die Jugend ſeien dem Führer auf das treueſte ergeben.— Die marxiſtiſche und kommüniſtiſche Preſſe überſchüttet Degrelle wegen ſeiner Ausführungen mit Kübeln von Unflat. —.— Trotzkis Furcht vor der GPu.⸗Rache.„Journal“ läßt ſich aus Mexico melden, daß ſeit einiger Zeit das Haus, in dem Trotzki ſich aufhalte, wie eine Feſtung ſchärfſtens bewacht werde. Gerüchtweiſe verlaute nämlich, daß ſich ein bekannter Agent der GPll., Georges Mink, auf dem Wege nach Mexico befinde mit dem Auftrag, Leo Trotzki als„Chef der vierten Internationale“ zu ermorden. 40 000 Tonnen Walöl Ausbeute der deutſchen Walfänger. Nachdem vor einigen Wochen bereits Transporter der deutſchen Walfang⸗Expedition mit dem erſten Teil des Walöls aus der diesjährigen Fangzeit heimgekehrt waren, ſind jetzt verſchiedene Walfangflotten in ihre Ausgangs⸗ oder Heimathäfen zurückgekehrt. Die Walfangflotten des Hamburger Walfangkontors konnten bereits durch Transporter etwa 18 000 Tonnen Walöl landen. Die heimgekehrten Mutterſchiffe bringen weitere 22 000 Tonnen mit, ſo daß das Walfangkontor als größtes deutſches Walfangunternehmen der deutſchen Volksernährung 40 000 Tonnen Walöl zuführen konnte. Die Beſatzungen der Walfangflotten werden zunächſt in Urlaub gehen, um dann mit den Vorbereitungsarbeiten für die nächſte Fangzeit beſchäftigt zu werden. ch Schulſchiff„Schleſien“ in der Heimat. In Wilhelms⸗ haven lief das zweite der drei Schulſchiffe unſerer Kriegs⸗ marine, Schulſchiff„Schleſien“, wieder in den Heimathafen ein. Die„Schleſien“ hat auf ihrer über ſechs Monate dauern⸗ den Auslandsreiſe eine Fahrt rund um Südamerika gemacht. Diebeshöhle in der Kloſter⸗Sargkammer. In der Nähe der Kloſtermauer in Oſtreſzow(Polen) ſtieß die Polizei nachts auf einige Perſonen, die ihre gefüllten Säcke im Stich ließen und die Flucht ergriffen. Die weiteren Ermittlungen ergaben, daß ſich in der Grabkammer des Kloſters große Mengen Diebesgut befanden. Die gut eingerichteten Lagerſtätten neben den Särgen, deuten darauf hin, daß die Diebe dort ſicher geſchlafen haben, wenn die Polizei bemüht war, die in der Umgegend zahlreich ausgeführten Einbrüche aufzuklären. i 44 Siedlungshäuſer niedergebrannt. In einer Siedlung bei Lublin(Polen) brach in der Nacht ein Feuer aus, das ſich infolge des ſtarken Windes mit ungeheurer Schnelligkeit aus⸗ breitete. Trotzdem 1 Löſchzüge zu Hilfe eilten, beſtand keine Möglichkeit, das Feuer einzudämmen. 44 Häuſer fielen den Flammen zum Opfer. Die meiſten Bewohner haben ihr ganzes Hab und Gut verloren. Die Bukareſter Deviſenſchmuggler freigelaſſen. Die fünf in der Geldſchmuggelaffäre Verhafteten, darunter der frühere rumäniſche Juſtizminiſter Keni, wurden auf freien Fuß geſetzt, nachdem das Gericht in zweiter Inſtanz ihrer Beſchwerde ſtakt⸗ gegeben hat. Reni und die Mitangeklagten werden von den bekannteſten rumäniſchen Rechtsanwälten verteidigt. Choleraſeuche in Indien Täglich über 100 Opfer. Aus Delhi wird gemeldet, daß im Anſchluß an die reli⸗ giöſen Feiern des Kumbhamela⸗Feſtes in Hardwar in den ver⸗ einigten Provinzen eine Choleraſeuche ausgebrochen iſt, die unter den dortigen Pilgern täglich über 100 Todesopfer for⸗ dert. Tag und Nacht brennen außerhalb der Stadt rieſige Scheiterhaufen, auf denen die Leichen verbrannt werden. Die britiſchen Provinzialbehörden haben in aller Eile Aerzte und Rote⸗Kreuz⸗Schweſtern in großer Anzahl entſandt. ging im Zimmer ruhelos auf und ab, dann blieb er ſtehen und über die Schulter weg fragte er:„Und was nun?“ Sie ſah nicht auf, ſie ſagte leiſe:„Wir müſſen eben da⸗ mit fertig werden und es nehmen, wie es iſt. Wir haben ja jetzt auch jeder unſere Arbeit und unſere Pflichten. Wir können uns aus— dem Wege gehen.“ i „Dazu haben wir uns ja auch geheiratet!“ Er lachte bitter auf. 3 „Beſſer wäre es vielleicht, wir hätten es nicht getan!“ „Kläre, und ich zwinge dich doch noch wieder zu mir!“ Er riß ſie an ſich, ehe ſie es hindern konnte, heiß brannte ſeine Lippen auf den ihren. Aber ſie machte ſich haſtig los und ſtürzte davon. g In ihrem einſamen Zimmer hrach ſie zuſammen, und endlich löſte ſich die mühſam bewahrte Faſſung dieſes grauenvollen Tages in einem Strom wilder Tränen auf. „Wolf! Wolf!“ ſie ſchrie es in die Kiſſen, ſie ſchluchzte in ſich hinein.„Wolf! Wolf! Und wenn ich dich nicht mehr liebte, aber ich liebe dich ja immer, immer noch.“ f Sie ſchlief nicht in dieſer Nacht und auch der Mann ſchlief nicht. Ruhelos ging er auf und ob in dem Zimmer, wo der alte Rembrandt auf ihn herniederſah. Wir werden leben nebeneinander her, wir haben unſere Arbeit und un⸗ ſere Pflichten.— wir können uns aus dem Wege gehen. Und vor der Welt höflich, vielleicht ſogar freundlich, auf alle Fälle korrekt. Ja— ſo hatte er ſich ja wohl einmal, die Ehe mit der— heiligen Klara gedacht, an jenem hel⸗ len Maitag, da Kurt Beſſel im Sommergarten in Hanno⸗ ver ſprach:„Heirate deine reiche Kuſine; dann prolongiert Bärenſtein.“— So hatte es ihm vorgeſchwebt, als er heim⸗ gefahren, und noch an jenem Nachmittag, da er allein zum Dampfer gegangen, ſie zu empfangen und— kennenzuler⸗ nen—. Und nun— nun! 5 5 Spekulation war gelungen, aber— um welchen reis a 4 Zahle deine Schuld, Wolf Ramberg, und warte ab, ob die Rechnung beglichen wird, ob ſie überhaupt noch be⸗ glichen werden kann. ö Und während ſo zwei einſame Menſchen die Nacht durch⸗ wachten und durchweinten, ſagte Marlene zu Frau Geſine, als ſie in ihr Schlafabteil traten:„So, nun haben unſere zwei den Hochzeitstrubel hinter ſich und ſind allein mit ihrem Glück!“ f „Ja“, ſagte Frau Geſine,„mit ihrem Glück! Möge Gott es ſchützen! Aber ſonderbar finde ich es doch, daß Kläre den Talisman nicht getragen hat.“ herne e r ö„ * PR rn ** * Fer Badiſche Chronik Sommertagszug und Frühlingsfeſt in Weinheim [Weinheim(Bergſtraße). Bei einigermaßen frühlings⸗ mäßigem Wetter fand am Sonntag der hiſtoriſche Som⸗ mertagszug in Weinheim ſtatt. Etwa 800 Kinder nah⸗ men daran teil, darunter ſchön zuſammengeſtellte Gruppen die zur Belebung bes Zuges weſentlich beitrugen. Aus dem Odenwald ünd von der Bergſtraße waren viele Beſucher gekommen; dicht war das Spalier in den Straßen bis zum Marktplatz. Vom Rathausbalkon aus, auf dem Landrat Feſenbeckb und Ortsgruppenleiter Niceus ſowie die Ratsherren der Feier beiwohnten, ſprach Direktor Mangelsdorf zu den Kindern über die Bedeutung des Feſtes, worauf das Sieg⸗ heil auf den Führer folgte. Dann wurde eine große Puppe, die den Winter verſinnbildlicht, verbrannt.— Am Sams⸗ tagmittag wurde das Weinheimer Frühlingsfeſt(23. bis 26. April) mit einer Anſprache von Bürgermeiſter Dr. Meiſer eröffnet. Er betonte, daß dieſe Veranſtaltung alle Jahre durchgeführt und weiter ausgebaut werden oll, Auf dem Meſſeplatz und in der Großmarkthalle beim DEG⸗ Bahnhof herrſchte Hochbetrieb; der Auftakt war vielverſpre⸗ chend. Die Kapelle der Stadt, der SA und der Kreisfeuer⸗ wehr, ſowie der Verein Alt⸗Weinheim und die Weinheimer Sängerſchaft wirkten mit— Im Umkreis von 40 Kilo⸗ metern um Weinheim werden an den Feſttagen Sonntags⸗ rückfahrkarten ausgegeben. UI Heidelberg.(Brandſtiftung und Diebſtahl) Der Angeklagte Hoffmann aus Wiesloch, der als Heizer und Fahrer bei der Tonwarenfabrik Wiesloch beſchäftigt war, hatte auf dem Fabrikgelände am 24. November 1937 und am 15. Januar 1938 zwei Brände gelegt. Zum Glück konn⸗ ten dieſe Brände rechtzeitig bemerkt werden, ſodaß größerer Schaden nicht entſtand. Bei dem erſten Brand war der An⸗ gellagte außerdem in das Büro der Fabrik eingedrungen und hatte dort eine Schreibmaſchine entwendet. Der Angeklagte gab vor Gericht ſeine Taten zu. Er begründete ſie damit, daß er auf dieſe Weiſe den Nachtwächter verdächtigen wollte, deſſen Stellung er dann einnehmen wollte. Dem Angeklagten wurden mildernde Umſtände zugebilligt, da die Folgen ſeiner Taten verhältnismäßig gering waren und er als geltungsſüch⸗ tiger Pſychopath anzusprechen iſt. Die Große Strafkammer werurteilte ihn zu einem Jahr drei Monaten Gefängnis. Neueinteilung von Kreisbauernſchaften. Tauberbiſchofsheim. Der bisher zur Kreisbauernſchaft Tauberbiſchofsheim gehörige Teil des Bezirks Buchen iſt der Kreisbauernſchaft Mosbach zugeteilt worden. Somit umfaßt die Kreisbauernſchaft Tauberbiſchofsheim den Bezirk Tauber⸗ biſchofsheim, die Kreisbauernſchaft Mosbach, die Bezirke Mos⸗ bach und Buchen. Durch die vom Landesbauernführer ge⸗ troffene Maßnahme ſtimmen die Verwaltungsgrenzen des Reichsnährſtandes künftig mit denen der Verwaltungs⸗ und Parteibehörden überein. 1 Adelsheim.(Anweſen abgebrannt.) In Hemsbach iſt am frühen Morgen das Anweſen des Bauern Karl Bangert niedergebrannt. Der Viehbeſtand konnte noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden, dagegen gingen die Fahrniſſe und Vorräte verloren. Die Brandurſache iſt noch nicht bekannt. (0. Bruchſal.(Heimattag.) Die Gemeinde Karls⸗ dorf(früher Dottenheim) feiert über die Pfingſtfeiertage ihr 125jähriges Beſtehen durch einen Heimattag. Es ſoll aus dieſem Anlaß auch ein Gedenkſtein errichtet werden. (0) Iffezheim b. Raſtatt.(Unglück beim Sta mm⸗ laden.) Tödlich verunglückt iſt beim Stammladen der 11⸗ jährige Sohn des Landarbeiters Karl Zoller. Der Junge war ausgeglitten und gegen die Wagenkante geſtürzt. Trotz e Operation im Krankenhaus iſt er den erlittenen chweren Verletzungen erlegen. Freiburg.(Todesopfer eines gewiſſenloſen Fahrers.) Ein 17jähriger Lehrling aus Freiburg ſtand mit einer Bekannten auf dem Gehweg, als von der Baſler Straße her ein Kraftwagen um die Ecke bog und direkt auf die beiden jungen Leute zuſteuerte. Während das Mädchen noch rechtzeitig auf die Seite ſpringen konnte, wurde der Lehr⸗ ling von dem Wagen erfaßt und auf die Straße geſchleudert. Er wurde mit einem ſchweren Schädelbruch in die Chirurgiſche Klinik gebracht, wo er noch in der Nacht ſtarb. Als der Fah⸗ rer ſah, welches Une er angerichtet hatte, verſuchte er ſich der Verantwortung durch Flucht zu entziehen. Den Bemühun⸗ gen der Polizei gelang es aber, ihn zu ermitteln und feſtzu⸗ nehmen ſowie den Unglücksw ſicherzuſtellen. Der Fah⸗ rer ſoll bei dem Unfall ſtark unter alkoholiſcher Einwirkung geſtanden haben. Aus den Nachbargaven Lampertheim.(Rekordflug einer Brieftaube.) Ein Züchter des Brieftaubenvereins„Heimatliebe“ ließ bei dem großen Brieftaubenflug in Wien anläßlich des Groß⸗ deutſchen Tages am 9. April fünf Tauben aus ſeinem Schlag um 12 Uhr in Wien aufſteigen. Vier Tiere kehrten wieder zurück, davon die erſte Taube bereits am folgenden Tag um 18.30 Uhr. Der Beſitzer Friedrich Krämer errang mit die⸗ ſem Rekordflug den Wanderpreis des Führers und einen Ehrenpreis des Reichsminiſters Dr. Goebbels. Die Brief⸗ taube hat die Strecke Wien—Lampertheim in 18 Stunden zurückgelegt, obwohl die Witterung für Taubenflüge ſehr un⸗ günſtig war. Lorſch.(Das ſchlechte Gewiſſen.) Großes Pech hatten die Inſaſſen eines Kraftwagens, die von einem an⸗ dern Kraftwagen auf der Autobahn überholt wurden. Sie hörten daber einen Schuß und nahmen an, daß ſie von den Inſaſſen des überholenden Kraftwagens beſchoſſen worden waren. Die Lorſcher Gendarmerie, die verſtändigt wurde, ſtellte aber feſt, daß es ſich offenbar um Fehlzündungen des andern Kraftwagens handelte. Viel mehr intereſſierte aber die Beamten die Ladung des„beſchoſſenen“ Kraftwagens. Es wurden nämlich ddrei ſchwarzgeſchlachtete Schweine ans Ta⸗ geslicht befördert, die von Sandhauſen nach Kranichſtein ver⸗ ſchoben werden ſollten. Die Ladung wurde beſchlagnahmt, die beiden Männer wurden feſtgenommen. Mainz.(Ein Toter, zwei Verletzte.) Ein bei den ſtädtiſchen Betrieben beſchäftigter Arbeiter überquerte die Große Bleiche. Wenige Schritte vor dem Bürgerſteig wurde er von einem Motorrad erfaßt, eine Strecke weit mitgeſchleift und dann auf den Bürgerſteig geſchleudert. Mit ſchweren Ver⸗ letzungen ins Krankenhaus eingeliefert, ſtarb er noch während der Nacht. Auch der Motorradfahrer und ſeine Begleiterin erlitten Verletzungen. Kaſſel.(Blutſchande mit der Stiefſchwe⸗ ſter.) Wegen Blutſchande verurteilte die Jugendſchutzkammer einen 21jähtigen Mann aus Kaſſel zu acht Monaten Gefäng⸗ nis. Der Beſchuldigte war mit ſeiner Stiefſchweſter, die ihm ſeit vielen Jahren ſo gut wie unbekannt geworden war, ſchul⸗ dig geworden. Unbegreiflich faſt erſchien es, daß die Ange⸗ hörigen die beiden jungen Menſchen, anſtatt das zugereiſte Mädchen unter ihren Schutz zu nehmen, auch nachts ſich ſelbſt überlaſſen hatten. Da der Angeklagte is zum Schluß leug⸗ nete, wurde nur ein Monat der erlittenen Unterſuchungshaft angerechnet. — Heilbronn.(Radfahrer gegen Kraftwagen). Ein Radfohrer, der die Ludendorffſtraße in raſchem Tempo herabgefahren kam, prallte in der Kurve zur Jägerſtraße auf einen Perſonenkraftwagen der Ludwigsburger Baulei⸗ tung der Reichsautobahn mit voller Wucht auf. Dabei trug er einen ſchweren Schädelbruch und erhebliche Beinver⸗ letzungen davon und mußte ſofort in ein Krankenhaus ver⸗ bracht werden. Der Perſonenkraftwagen wurde durch den außerordentlich heftigen Anprall ſchwer beſchädigt. — Bochingen, Kr. Oberndorf.(Im Tode verei n t). Die Eheleute Schneider in Bochingen ſind dieſer Tage nach einem langen gemeinſamen Lebensweg am gleichen Tag und zur gleichen Stunde geſtorben. Der Ehemann Theodor Schneider hat ein Alter von 67 Jahren erreicht, während ſeine Gattin 72 Jahre alt geworden iſt. — Frommern, Kr. Balingen.(Am Grabe der To ch⸗ ter vom Schlag getroffen). Die Ehefrau des Joh. Martin Gaſtel wollte das Grab ihrer verſtorbenen Tochter mit Blumen ſchmücken Die in den ſechziger Jahren ſtehende, bis jetzt ſehr geſunde Frau wurde dabei von einem Schla anfall betroffen und fiel auf das Grab. Sie verſchied nach kurzer Zeit. — Gerhauſen, Kr. Blaubeuren(Von einer Kuhtot⸗ getreten). Die Ehefrau des Ortsbauernführers und Ge⸗ meinderats Michael Ott bemerkte, daß im Stalle des Land⸗ wirts Hans Bayer eine Kuh ſich losgemacht hatte. Aus nach⸗ barſchaftlicher Gefälligkeit ging ſie in den Stall, um die Kuh wieder anzubinden. Dabei drückte die Kuh die Frau Ott an die Mauer und verletzte ſie ſchwer mit den Hör⸗ nern. Frau Ott kam zu Fall und wurde von der Kuh der⸗ art getreten, daß der Arzt nur noch den Tod der hilfsbe⸗ reiten Frau feſtſtellen konnte. Höchberg ⸗itieibexrbach.(Zwei Bergarbeiter vom Seſtein verſchüttet)h. Beim Bau des neuen Förderſtollens von Grube Bexbach nach Grube Frankenholz hat ſich ein ſchwerer Unfall ereignet. Nach einer im Fels⸗ eſtein vorgenommenen Sprengung löſte ſich ein Teil des eckengebirges und der Seitenwand und ſtürzte zuſammen; dabei wurden zwei Bergleute getroffen. Der ſofort einge⸗ ſetzten Hilfeleiſtung iſt es zu verdanken, daß man die beiden nach einiger Zeit noch lebend, allerdings mit ſchweren Bein⸗ verletzungen bergen konnte. Die verſchwundene O, gel Eine Tragikomödie aus den Anfängen des„Kulturkampfes“ in Baden. Als trotz des Einſpruchs der deutſchen Theologen auf dem Vatikaniſchen Kongreß am 18. Juli 1870 das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papſtes verkündet worden war, entſtand die altkatholiſche Bewegung, die auch in Baden bald Gemeinden nachweiſen konnte. Für die Heidelberger Gemeinde galt es nun, ein kleines Gotteshaus zu finden. Staatsminiſter Julius Jolly, der ſich 1870 entſchloſſen für die Kaiſerwahl des preußiſchen Königs eingeſetzt hatte, erreichte, daß die Katholiken hierzu ihren Chorteil der Heiliggeiſtkirche zu räu⸗ men hatten, da ſie in der Jeſuitenkirche, dem herrlichſten Barockbau Süddeutſchlands, genügend Platz hatten. Als die Altkatholiken am feſtgeſetzten Tage(1874) ſich vor dem Portal ihres Gotteshauſes verſammelten, wurde ihnen der Schlüſſel immer noch nicht ausgeliefert. Einige von ihnen ſandten trotzige„Hoho!“ über den Marktplatz zum Haus des Kaufmanns Jakob Lindau hinüber, der als Zentrums⸗ abgeordneter und Mitglied des katholiſchen„Caſino“ bekannt war. Endlich hatte ein Schloſſer den ſchmalen Turmeingang aufgebrochen und das Portal von innen geöffnet. Sogleich vermißte man die ſilbernen Meßgeräte. Noch viel größer aber war das Erſtaunen, als man auf der Empore keine Orgel mehr vorfand! Es war ja keine Rieſenorgel geweſen, aber wie konnte ſie ſpurlos verſchwinden? Ganz Heidelberg ſtand Kopf. Lindau ſchmunzelte, Jolly tobte. Das war ja offene kuflehnung gegen ſtaatliche Anordnungen! Die Zufammen⸗ hänge konnte man ja ahnen. Lindau hatte geltend gemacht, Orgel und Silberſachen gehörten der„Marianiſchen Kon⸗ Negation“, einer Tugend⸗Vereinigung katholiſcher Jünglinge. Dieſe Sodalitäten waren in Preußen ſeit zwei Jahren ver⸗ boten worden zugleich mit den Jeſuiten, unter deren Ein⸗ baut ſie ſtanden. Von Karlsruhe überſtürzten ſich ſtrengſte Veiſungen, die Orgel ausfindig zu machen. Die Kriminal⸗ pürnaſen bekamen viel Arbeit. Neckaraufwärts von Heidelberg gab es auf hohem Ber⸗ gesrüdken eine katholiſche Gemeinde, die ſchon lange gerne eine Orgel gehabt hätte. Der Herr verläßt die Seinen nicht, und ſiehe da! plötzlich hatten ſie eine Orgel. Trotzdem ſie ſich die⸗ ſer Himmelsgabe mit der gebotenen Verſchwiegenheit er⸗ freuten, blieb es aber doch die angeborene Eigenart der Orgel, den Schöpfer mit tauſend Zungen loben zu wollen. Und ſo kam es, daß bald auch die ſtaatlichen Ohren von den Orgelklängen auf dem Dilsberg angezogen wurden. Und ſchon ſetzte ſich ein Heidelberger Amtsrichter mit Gendarmen, die ihre Karabiner geladen hatten, nach dem Dilsberg in Be⸗ wegung. Aber der Pfarrer und ſeine Bauern ſchützten mit ihren Leibern die Orgel, die ſie von der„Marianiſchen Kon⸗ gregation“ laut vorgezeigtem Vertrag gekauft hätten. Schon nahmen die Bauern eine drohende Haltung an, ſchon ſenkten die Gendarmen ihre Karabiner. Der Pfarrer hatte große Mühe, Blutvergießen zu vermeiden. Wie aber Wagen und Pferde nun bekommen? Kein Dilsberger wollte ſie ſtellen oder beim Aufladen der Orgel helfen; auch keiner der Um⸗ gegend. Endlich fanden die Gendarmen bei Neckargemünd ein beſpanntes Fuhrwerk und mußten mit dem Amtsrichter ſelber die ſo lange verſchwundene Orgel aufladen und nach Heidel⸗ berg zurückbringen. Sie kehrte auf die Empore der Chorkirche 9 8 85 wo ſie noch 62 Jahre lang(bis 1936) den Altkatho⸗ iken diente. Die Silberſachen vermutete man in der Jeſuiten⸗ kirche, wo unvermutet ebenfalls ein Beauftragter des Amts⸗ gerichts auftauchte, den Kirchendiener„ins Gebet nahm“ und die geſuchten Gegenſtände dann im Verſteck beſchlagnahmte. Als Nachſpiel hielt der„Orgelprozeß“ noch monatelang die Gemüter in Aufregung. Lindau, der mehrere Monate Ge⸗ fängnis bezogen hatte, verſuchte mehrfach, als Abgeordneter in Karlsruhe eine Reviſion des„Orgelprozeſſes“ zu erreichen. Doch Staatsminiſter Jolly hatte wichtigere Aufgaben und fertigte ihn und ſeine Anhänger deutlich und unmißverſtänd⸗ lich ab. So mußte denn Lindau ſich mit ſeiner Märtyrerrolle ausſöhnen und ſie in Würde tragen. Manchmal mag er ſich gefragt haben, ob denn die kleine Orgel mit den drei Tretbäl⸗ gen, ihren 15 Regiſterſtangen, ſchwarzen Unter⸗ und weißen Obertaſten ſo viel Geſchrei und eine nächtliche Entführung auf lumpenumwickelten Socken wert war? Lalcale Nuud schau Der geſtrige Weiße Sonntag. Eigentlich konnte man geſtern einigermaßen mit dem Wetter zufrieden ſein. Nach einer Woche mit Schnee⸗ und Regenſchauern und winterlichen Temperaturen machte ſich geſtern wieder ein Temperaturumſchlag bemerkbar. Zwar blies immer noch ein rauher Wind, jedoch der Tag war niederſchlagsfrei, wenn auch die ſtrahlende Frühlingsſonne beſſer gepaßt hätte für die weißgekleideten Mädchen. Für die kath. Kirchengemeinde war der geſtrige Sonntag ein beſonderer Feſttag der Kinder und ihrer Eltern und brachte eine Anzahl Familienfeſte mit ſich; feierten doch geſtern in Seckenheim 56 Kinder(29 Mädchen, 27 Knaben) ihre Erſtkommunion. In Pfingſtber⸗Station waren es 18 Kinder (10 Knaben, 8 Mädchen) und in Ilvesheim 23 Kinder (12 Knaben, 11 Mädchen). Die Blindenerſtkommunionſeier mit 15 Kindern(10 Knaben, 5 Mädchen) fand bereits am Sonntag Lätare ſtatt. Im allgemeinen brachte das Wochenende einen regen Bahnverkehr, der hauptſächlich auf den Weißen Sonntag zurückzuführen iſt. Auch führten am Sonntag früh zum Fußball⸗Länderſpiel Deutſchland— Portugal zwei Sonder⸗ züge zirka 1800 Mannheimer nach Frankfurt a. M. Im übrigen verlief der Sonntag ruhig und man trifft ſchon die erſten Vorbereitungen zum Tag der nationalen Arbeit am kommenden Sonntag. 11 Oer 1. Mai, als Tag der nationalen Arbeit wird auch in unſerem Vorort würdig begangen werden. Am Nachmittags des Vortages wird durch Jungvolk und Bd der Maibaum, der dieſes Jahr in unſerem ein⸗ heimiſchen Wald geſchlagen wird, eingeholt werden und auf den Planken ſeine Aufſtellung finden. Bereits am Samstag wird ſchon die Bevölkerung die Ausſchmückung der Häuſer mit friſchem Grün und Beflaggen vornehmen und am Abend feſtlich beleuchten. Der Tag des 1. Mai, alſo der Sonntag, wird durch einen Weckruf in der frühen Morgen⸗ ſtunde eingeleitet. In den ſpäteren Vormittagsſtunden wer⸗ den ſich dann die Betriebe und alle ſchaffenden Volks⸗ genoſſen zum Aufmarſch zuſammenfinden mit dem Wagen der Maikönigin im Zuge, dem ſich die Uebertragung der Führerrede anſchließen wird. Die genauen Zeitpunkte werden noch rechtzeitig be⸗ kanntgegeben. Der Nachmittag und Abend verſammelt die Betriebe in ihren gewählten Lokalen zum beliebigen kameradſchaft⸗ lichen Zuſammenſein. Den Betrieben iſt auch freigeſtellt, innerhalb der folgenden 10 Tage zu feiern in beliebiger Art. i Im Silberkranze. Das Feſt der ſilbernen Hochzeit feier⸗ ten geſtern Werkmeiſter Jean Kegel und ſeine Ehefrau Helene geb. Hirſch. Auch unſere beſten Wünſche für die nächſte Zukunft. Filmvortragsabend zu Gunſten der deutſchen Sporthilfe. Vom Kreis 3 des Das. fand geſtern Abend in der Turnhalle des Tv. 1898 hier durch die Vereine des DR. in Mhm.⸗Seckenheim, Ilvesheim und Friedrichsfeld ein Film⸗ vortragsabend ſtatt. Vereinsführer Hetzel vom Tv. 98 hier begrüßte namens der genannten Vereine die Beſucher, worauf der Vertreter des Kreisführer, Stalf, in kurzen Ausführungen auf das Ende Juli ds. Irs. in Breslau ſtattfindende Deutſche Turn⸗ und Sportfeſt hinwies und die Bedeutung des Feſtes hinſichtlich ſeines Umfangs und vor allem für die damit verbundene Förderung des volks⸗ deutſchen Gedankens hervorhob. Zum erſten Male würden bei einem Deutſchen Turn⸗ und Sportfeſt alle Fachſchaften aktiv mitwirken, weshalb das Feſt allgemeines Intereſſe verdiene. Aber auch Breslau als Feſtſtadt und das Land Schleſien bietet ſtädtebaulich und landſchaftlich ſo viele Schönheiten, daß auch in dieſer Hinſicht ein Beſuch ſich reichlich lohnt. Bei 75 0% Ermäßigung ſei die Teilnahme an dieſem Feſt weiten Kreiſen möglich, zumal die Feſtkarte auch noch viele Begünſtigungen zuſichert. Nach dieſen in tereſſanten Ausführungen folgte zunächſt ein Film, der uns die Winterſportkämpfe, Eislauf und„Spiele ſowie die Ski⸗Abfahrts⸗ und Langſtreckenläufe und ⸗Sprünge bei der Olympiade in Garmiſch⸗Partenkirchen zeigte. Weiter folgten ein Film mit Ausſchnitten aus den Entſcheidungsſpielen imHockey, Hand⸗ und Fußball und daran anſchließend ein Film mit den Entkämpfen in allen Arten der leichtathle⸗ tiſchen Wettkämpfen der Olympiade in Berlin. Zum Schluſſe kam noch ein Kurzfilm zur Vorführung, der uns die An⸗ lage und Einrichtung der Sportheilſtätte Hohenlychen und die Tätigkeit der zur Geneſung dort befindlichen ver⸗ unglückten Sportler zeigte. Alle Filme fanden bei den Be⸗ ſuchern regſtes Intereſſe. Vereinsführer Hetzel gab auch dem in entſprechenden Worten Ausdruck und ſchloß mit der Aufforderung zur praktiſchen Verwertung des Gehörten und Geſehenen die Veranſtaltung. Das Ilvesheimer Inſelfeſt, das ſich in den wenigen Jahren ſeines Beſtehens einen hervorragenden Platz unter den nordbadiſchen Volksfeſten zu ſichern wußte, findet in dieſem Jahr am 18., 19. und 20. Juni ſtatt. * Aus dem Gerichtsſaal. Alitnahme von Zahlungsmitteln nach Oeſterreich un⸗ beſchränkt. Der Reichswirtſchaftsminiſter 695 im Einverneh⸗ men mit dem Präſidenten des Reichsausſchuſſes für Frem⸗ denverkehr ſämtliche noch beſtehenden Beſchränkungen für die Mitnahme von Zahlungsmitteln im Reiſeverkehr zwi⸗ ſchen dem bisherigen Reichsgebiet und dem Lande Oeſter⸗ reich mit ſofortiger Wirkung aufgehoben. Die Mitnahme von Zahlungsmitteln für Reiſezwecke, die bislang noch auf einen Monatsbetrag von 300 Reſchsmark beſchränkt war, iſt nunmehr in beiden Richtungen in beliebiger Höhe über die bisherige deutſch⸗öſterreichiſche Grenze zuͤläſſig. Gedenktage 2 5. April. 5 1533 Wilhelm l. non Oranien, der„Schweiger“, Statthalter der Niederlande, auf Dillenburg in Naſſau geboren. 1599 Der engliſche Staatsmann Oliver Cromwell in Hun tingdon geboren. 5 2 1874 Der ttalieniſche Phyſiker Guglielmo Marconi in Grif⸗ fone bei Bologna geboren. Faſt völliger Ausfall der Obſternte im Kreis Mannheim. Blüten und Fruchtanſätze erfroren.— Der Schaden geht in die Millionen. Die Zeit, in der ſich ſonſt im nordbadiſchen Obſtbau⸗ gebiet die Baumblüte zu voller Pracht entfaltet und Zehn⸗ tauſende von Beſuchern an die Hänge derBergſtraße lockt, iſt der Obſtblüte zum Verhängnis geworden. Ende März und Anfang April veranlaßte die wärmende Frühlings⸗ ſonne ein raſches und frühes Aufblühen, und als dann kurz vor Oſtern der außerordentliche ſcharfe Kälteeinbruch kam, war es bald um die Hoffnungen für einen reichen Obſtſegen in dieſem Jahre geſchehen. Nach dem Blütenanſatz durfte eine Rekordernte erwartet werden; jetzt iſt faſt alles vernichtet. Die Nacht vom Oſtermontag zum Dienstag hat wohl den meiſten Schaden angerichtet, ſie brachte in der Ebene mit bis 6,5 Grad Celſius unter Null die tiefſte Temperatur. Im Odenwald ſank das Thermometer ſogar bis zu 10 Grad unter Null. Daß unter dieſen Umſtänden die Baumblüte ſo gut wie vollſtändig erfroren iſt, läßt ſich denken. Viel⸗ leicht ſind einige geſchützte Lagen der Bergſtraße etwas beſſer davongekommen, genau läßt ſich das noch nicht feſt⸗ ſtellen. Kirſchen und Pfirſiche dürften ganz ausfallen, auch von Zwetſchgen, Pflaumen und Birnen iſt kaum noch etwas zu hoffen. Höchſtens die ſpätblühenden Apfelſorten haben einige Ausſicht, teilweiſe durchzukommen. Die Beerenſträucher ſind ebenfalls ſchwer mitgenommen, wenigſtens die Jo⸗ hannis⸗ und Stachelbeeren, während bei den Himbeeren noch nicht das letzte Wort geſprochen iſt. Von den Erd⸗ beeren ſind beſonders die frühen Sorten ſchwer betroffen. Empfindlichen Schaden haben die Nußbäume an Blüten und jungen Trieben gelitten. Wahrſcheinlich hat der Froſt auch die Reben in den tieferen Lagen für dieſes Jahr aus⸗ geſchaltet. Gartenbau und Baumſchulen in der Ebene zwi⸗ ſchen Heidelberg und Mannheim find ebenfalls geſchädigt, vor allem an jungen Gewächſen. Wachstumsſtockungen und andere Folgen der Froſtperiode können ſich noch einſtellen. Am ſchlimmſten war die Wirkung der kalten Nächte, die Raureif und Nebel brachten. Die große Kälte allein hat nicht den meiſten Schaden angerichtet, ſondern der ſcharfe, eifige Wind. Es iſt ſchon lange her, daß ein der⸗ artiger Rückfall in den Winter ſo großen Schaden angerich⸗ tet hat, und es kommt glücklicherweiſe auch nur ſelten vor. Zum letztenmal wurden Froßſchäden im Frühajhr 1913 in dieſem Umfange beobachtet. Natürlich iſt der wirtſchaft⸗ liche Schaden für das nordbadiſche Obſtbaugebiet ungeheuer groß; man ſchätzt ihn für das Gebiet zwiſchen dem Neckar und der heſſiſchen Landesgrenze, zwiſchen Rhein und vor⸗ derem Odenwald auf vier bis fünf Mill. RM. Blüte und Fruchtapſatz, die eine Rekordernte erwarten ließen, ſind der faſt vollſtändigen Zerſtörung durch den Froſt zum Opfer gefallen. Ein harter Schlag für die Landwirtſchaft und die, Obſtpflanzer. Es wird viele Mühe koſten, dieſen Rückſchlag zu überwinden, der nicht nur den Erwerbsobſtbau trifft ſondern auch den Kleingärtner und den Siedler. Frankreich raucht ſechsmal ſpviel wie 1914. Eine Ueberſicht des franzöſiſchen Finanzminiſteriums verrät, daß in jedem Jahr in Frankreich rund 100 Millionen Pfund Tabak in Form von Zigaretten, Pfeifentabak, Zi⸗ garren und Kautabak verkonſumiert werden. Der Ziga⸗ rettenkonſum allein iſt gegenüber der Vorkriegszeit auf das Sechsfache geſtiegen. Die 22 franzöſiſchen ſtgatlichen Tabakfabriken ſind knapp in der Lage, den Anforderungen zu genügen. Der Wert, der in jedem Jahr in Frankreich in blauem Dunſt in den Himmel hineingeblaſen wird, be⸗ läuft ſich auf 5 Milliarden Franken. Die Stadt Paris hält die Spitze mit einer Milliarde Franken pro Jahr. Handelsteil Spezialwerte feſt Am Wochenſchluß beſtand an der Berliner Aktien ⸗ börſe ebenſo wie in den Vortagen Intereſſe für Spezial⸗ werte. Auf den anderen Gebieten kam es meiſt zu leichten Abſchwächungen. Rheinmetall konnten ſich um über 1 Prozent verbeſſern, Deutſche Waffen um etwa 2 Prozent. Daimler ge⸗ wannen ſogar über 2 Prozent. Deutſche Eiſenhandel zogen ebenfalls an, dagegen notierte die Farbenaktie ſchwächer. Niedriger lagen auch Holzmann, Lahmeyer und Kaliwerte. Am Markt der feſtverzinslichen Werte waren keine weſent⸗ lichen Veränderungen zu beobachten. . Am internationale» deviſenmarkt war der franzö⸗ ſiſche Franken wiede) cher. —— 7 Kreuz und Quer Nach den Oſtertagen.— Ein Mann, der von Spinnen⸗ geweben lebt.— Eine Dame, die um Feuer bak. Die Oſtertage ſind vorüber, der Alltag geht wieder ſei⸗ nen Gang. Wenn ſie auch nicht gerade ſehr frühlingsmäßig waren und dem Oſterhaſen mancherorts ins Handwerk ſchneiten oder ihm durch Kälte das Geſchäft ſchwer mach⸗ ten, ſo waren es doch Tage der Ruhe und Ausſpannung. Denn nicht nur der im Beruf tätige Mann, auch die Haus⸗ ſrau konnte nach den anſtrengenden Tagen des Oſterputzes die Erholung gut gebrauchen. Dieſer Hausputz iſt immer ſo ein Kapitel, das allerhand Reibungsflächen in ſich birgt, und der Ehemann fühlt ſich nicht recht behaglich dabei. Aber da hilft alles nicht, die Frau kennt kein Erbarmen, weder mit dem Mann noch mit den Polſtermöbeln, noch mit den Fuß⸗ böden oder den Spinnen, die ſich über Winter da und dort in verborgenen Winkeln hatten einniſten können. Nichts erſchreckt eine Hausfrau mehr, als wenn plötzlich ein Spinn⸗ lein ſich herabläßt oder über den Boden huſcht. Und doch gibt es Menſchen, die von Spinnen leben. Ein paar Forſcher haben ſich auf dieſen Zweig aus wiſſenſchaft⸗ lichen Gründen ſpezialiſiert. In Amerika lebt ein Mann, der Giftſpinnen ſyſtematiſch züchtet und an Laboratorien weiterverkauft. Jedoch dürfte Pierre Grantaire in Lyon der einzige Menſch auf dieſer Erde ſein, der im wahren Sinne des Wortes nicht etwa von den Spinnen, ſondern nur von den Spinngeweben lebt. Er hat eine große, alte Fabrikhalle für ſeine Zwecke umgebaut. Man ſieht dort in großen Glaskäſten Tauſende von dicken und dünnen, großen und kleinen Spinnen, die fleißig dabei ſind, Netze zu ſpin⸗ nen und für die Vermehrung zu ſorgen. Pierre Grantaire hat den ganzen Tag damit zu tun, die Spinnen zu einem gewiſſen Zeitpunkt zu trennen, damit ſeine„Fabrikarbei⸗ ter“ ſich nicht ſämtlich gegenſeitig auffreſſen. Aus dieſem Grund hat man auch ſein Unternehmen, die„Kannibalen⸗ Fabrik“ genannt. Wo aber beſteht auf der Welt ein bedeu⸗ tender Bedarf an Spinngeweben? Es gibt in Wien einen Maler, der mit ganz zarten Farben auf einer zwanzigfa⸗ chen Lage von Spinngeweben ganz kleine Bilder malt. Es gibt auch wiſſenſchaftliche Geräte, in denen Spinnfäden ge⸗ braucht werden, um gewiſſe Grenzlinien auf einer Glas⸗ linſe zu ziehen. Aber von dieſen Einnahmen könnte kein Menſch leben. Ein ſolcher Betrieb wäre nie imſtande, das Unternehmen des Pierre Grantaire ſinnvoll zu geſtalten. Sein Geſchäft liegt auf einem ganz anderen Gebiet. An ihn wenden ſich Weinhändler aus ganz Frankreich, wenn ſie einen ſehr großen Verkauf beabſichtigen oder aber einen Poſten ſchöner, alter Ware irgendwo in der Provinz erſtanden haben. Man braucht auf den Weinflaſchen ge⸗ wiſſermaßen eine Patina, genau wie man auf ganz alten Metall⸗Figuren und ſonſtigen alten Kunſtgegenſtänden eine „Altersſchicht“ als Kennzeichen der Echtheit feſtzuſtellen verſucht. Wenn nun bei einem Transport von den Flaſchen die Alterspatina verſchwunden iſt, dann beſtellt man einfach bei Pierre Grantaire ſo viel Spinnen, um etwa 100 oder 200 Flaſchen im Laufe von 8 bis 10 Tagen mit einer dicken Schicht von Spinngeweben zu überziehen. Wenn dann noch ein wenig Staub darüber gelaſſen wird, vermag wohl auch der Fachmann nicht zu ſagen, ob hier nun die Spinnen 20 Tage oder 20 Jahre an der Arbeit geweſen waren. Für ſolche Spinnen hat Grantafre nun feſte Preiſe. Er liefert jede gewünſchte Quantität mit der Garantie des Erfolges. 5 B. kann man 300 Paare guter großer Spinnen im aufe von 5 bis 6 Tagen von Grantaire geliefert erhalten — äber gegen eine Nachnahme von 1500 franzöſiſchen Franken. 4 hat ſich das Syſtem des Pierre Gran⸗ tafre gut eingeführt und auch gelohnt; denn man hört, daß er ſeinen Geſchäftsbetrieb ſogar erweitert. Das bedeutet, daß er einige Gehilfen anſtellen muß. Denn die Spinnen ſind in ihren verſchiedenen Lebensaltern wirkliche Sorgen⸗ kinder. Die Spinnenpaare vertragen ſich eigentlich nur ſo lange, bis die Flitterwochen vorbei ſind, Dann auf einmal beginnt die Gattin den Ehemann aufzufreſſen, um nach die⸗ ſer Stärkung dann gleich die Eier zu legen, aus denen die Spinnenkinder hervorkriechen. Hier aber muß nun Gran⸗ taire ſehr aufpaſſen. Läßt er nämlich die Spinnenkinder ein 99155 Tage zu lange bei der Mama, dann bekommt ſie wie⸗ er hungrige Augen, und ſie macht ſich daran, ein Baby nach dem anderen zu verſchlingen. Aber die Aufmerkſamkeit muß noch weitergehen. Wenn nämlich die Geſchwiſter zu lange zuſammenbleiben, dann gehen ſie dazu über und freſ⸗ ſen ſich gegenſeitig auf. Die ſtärkſten, die übrigbleiben, ſind dann zwar gut genährt, aber das Geſchäft leidet darunter. Man muß alſo zur richtigen Zeit die Geſchwiſter ausein⸗ anderreißen und die Mutter von den Kindern trennen und U. UI. auch den Ehemann wegnehmen, ehe größeres Unglück geschehen iſt. Nur auf Grund dieſer Spinnengeſetze lohnt ſich der Betrieb des Pierre Grantaire, des einzigen Mannes auf dieſer Erde, der von Spinngeweben lebt. Mit einer„Spinne“, der ſo mancher Ahnungsloſe ing Netz ging, hat ſich vor kurzem die Pariſer Polizei befaſſen müſſen. Immer wieder ſtand einmal ſo ein einſamer Frem⸗ der abends allein in dem wunderſchönen Brennpunkt von. Paris, am Concoroeplatz, oder in der Nähe der Madeleine oder der Oper am Straßenrande, getraute ſich nicht, ſich in das ſcheinbar unentwirrbare Gewühl der vorüberraſenden Kraftwagen zu ſtürzen und überlegte vielleicht, wie er ſo den Abend noch verbringen könnte. Mit einemmal hielt dann in der Nähe ein hocheleganter Kraftwagen, und aus dem Führerſitz beugte ſich eine ſchicke junge Dame mit der Frage, ob der einſame Herr ihr vielleicht etwas Feuer für die Zigarette geben könne. Selbſtverſtändlich konnte er das, und es wird niemanden wundern, daß er dann nach einem weiteren kurzen Austauſch liebenswürdiger Höflichkeitsfra⸗ gen und ⸗phraſen plötzlich an der Seite der eleganten Ama⸗ zone ſaß, die ſich dem Fremdling gern zu einer Rundfahrt durch das nächtliche Paris zur Verfügung ſtellte. Unter⸗ wegs berſtand man ſich dann immer beſſer, und wenn weji⸗ ter die reizende Autolenkerin plötzlich unter einem quälen⸗ den Durſtgefühl litt, ſo blieb dem Gaſt ja gar nichts anderes übrig, als ſie zum Dank für die freundliche Mitnahme zu einem erquickenden Trunk einzuladen. Die junge Dame kannte auch immer einen gemütlichen Zufluchtsort, wo man ganz ungeſtört unter ſich ſei. Denn ſelbſtverſtändlich fürch⸗ tete ſie,„Tochter einer erſten Pariſer Familie“ oder— in anderer Verſton—„unverſtandene Gattin eines bis zur Raſerei eiferfüchtigen Gemahls“, nichts mehr, als etwa von Bekannten in ſo angenehmer Begleitung wie der des eben auf dem Concordeplatz aufgegriffenen Herrn beobachtet zu werden. In dieſer„Boite de Nuit“ droben am fröhlichen Montmartre wer es denn zunächſt auch immer ſehr gemüt⸗ lich. Whiſky, Coctails oder Champagner, je nach der Na⸗ tionalität des freundlichen Herrn aus fremden Landen, floſſen in Strömen. Ungemütlich wurde die Sache erſt, wenn dann ſchließlich früher oder ſpäter einmal die Rechnung be⸗ ſtellt werden mußte. Denn da erkannte der Gaſt mit Grau⸗ ſen, daß ihm nach ihrer Bezahlung höchſtens noch die Fahr⸗ karte dritter Klaſſe in die Heimat übrigblieb. Wenn er ſchüchtern zu proteſtieren verſuchte, ſtanden Urplötzlich wie aus dem Nichts aufgetaucht vor ſeinem Tiſch zwei Herren mit in die Stirn gekämmten Locken und farbigen Halstü⸗ chern, die kein Wort zu ſagen brauchten, denn ihre Hand⸗ ſchuhnummern redeten eine durchaus verſtändliche Sprache. Die Spekulation der Gauner erwies ſich als durchaus richtig, denn monatelang wagte keines der Opfer aus Angſt vor einem Skandal, Klage zu führen. Einer aber hakte ſchließlich doch den moraliſchen Mut, und zwar ein hoher tſchechoflowakiſcher Bahnbeamter, der ſich ſchnurſtracks aus dieſer wunderholden Gaſtſtätte zum nächſten Polizeikom⸗ miſſariat begab. Schon am folgenden Abend ſandte die „Brigade Mondaine“ ihre gewiegteſten Spürhunde aus. Sie fing drei unternehmungsluſtige Jungfrauen, von denen die eine gerade im Begriff war, einen ſüdamerikaniſchen Diplomaten„um Feuer“ zu bitten. Nun ſtehen die elegan⸗ ten Wagen im Depot der Polizei, und die Chauffeuſen wie die Inhaber und Kellner des„gemütlichen“ Reſtaurants ſitzen hinter Schloß und Riegel der nicht gerade komfortab⸗ len Pariſer Gefängniſſe und ſehen einem kaum ſehr milden Urteil entgegen. Nur die beiden Herren mit der Stirnlocke und den bunten Halstüchern hat man nicht gekriegt. Von dieſer Sorte gibt es viele, zu viele. 5 Schutz deutſchen Brauchtums Der Reichsführer // und Chef der Deutſchen Polizeß erſucht in einem Runderlaß die Polizeibehörden, alle Be mühungen, die auf die Erhaltung und Wiederbelebung völkiſcher Bräuche hinzielen, wirkſam zu unterſtützen. Der Erlaß geht davon aus, daß viel geſundes und wertvolles deutſches Brauchtum in Vergeſſenheit geraten iſt. Die noch vorhandenen wertvollen Schätze an alten völkiſchen Sitten und Gebräuchen bedürfen deshalb beſonderer Pflege, ſoweit es ſich nicht um volksfremdes, verfälſchtes oder entartetes Brauchtum handelt. In der Vergangenheit iſt zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung oft ohne jede Rückſicht auf die Notwendigkeit der Pflege wertvollen Kulturgutes verfahren worden. So iſt die Polizei gegen verſchiedene Bräuche, wie das Abſchießen von Böllerſchüſſen in der Neujahrsnacht, das Abrollen brennender Räder zur Son⸗ nenwende, eingeſchritten. In Zukunft darf nur eingeſchrit⸗ ten werden, wenn ſchwere Gefahren für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung beiteben. Inſertion, die treibende Kraft, die immer wieder Amſatz ſchafft! 5 2575 8 L spiegelt sich das ganze Leben mit Tragik, Schönheit, Glück und tiefer Menschlichkeit Heute Montag Abend kann es nur eine Parole geben, wer diesen besten Film des Jahres noch nicht 8 8. Palast 1 ins der geht um 8 Uhr ius fam eingelroſen 5 E „ Hermann Lochbühler. Schulentlaſſener— 0 Zunge Otracicacheiten 7. Saudi für Handel, Gewerbe, Industrie „ werden in jeder Ausführung eee schnellstens angefertigt in der Moppenbeimerstr. 24. Neckar-Bote- Druckerei. EL banalen Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Montag, 25. April: Für die NSG.„Kraft durch Freude“, Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 261 bis 267, 327 bis 335, 342 bis 347, 360, 524 bis 529, 644 bis 645, Gruppe d Nr. 1 bis 400, Gruppe E Nr. 301 bis 600; Die Zauberflöte. Oper von Mozart. Anfang 20, Ende 22.45 Uhr. Dienstag, 26. April: Miete E 22 und 2. Sondermiete E 11: Der Zigeunerbaron. Operette von Joh. Strauß. Anfang 20, Ende 22.45 Uhr. Mittwoch, 27. April: Miete M 22 und 2. Sondermiete M 11 und für die NSH.„Kraft durch Freude“, Kul⸗ turgemeinde Mannheim, Abt. 348 bis 350: Ver mir nichts. Komödie von fang 20, Ende nach 22 Uhr. Donnerstag, 28. April: Miete D 24 und 2. Sonder⸗ miete D 12 und für die NSG.„Kraft durch Freude“, Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 129, 536, 589 bis 590, 599: Die Zauberflöte. Oper von Mozart. Anfang 20, Ende 22.45 Uhr. Frerta 9 29. April: Miete B 22 und 2. Sondermiete B 11 und für die NSG.„Kraft durch Freude“, Kul⸗ turgemeinde Mannheim, Abt. 351 bis 358: Zum letzten Male: Der goldene 5 Volksſtück von Jochen Huth. Anfang 20, Ende 22.15 Uhr. Im Neuen Theater(Roſengarten): Montag, 25. April: Für die NSch.„Kraft durch Freude“, Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 121 bis 123, 130 bis 144, 160, 260, 321 bis 326, 354 bis 355, 364 bis 366, 509 bis 510, 519 bis 520, 549 bis 550, 560, 589 bis 590, 605 bis 606, Gruppe D Nr. 1 bis 400, Grup . 5 5 5 pe E freiwillig Nr. 1 bis 700: Friſcher Wind aus Kanada. Schwank von Hans Müller⸗Nürnber„Muſik von Herbert Walter. Anfang 20, Ende 22 Ahr.(Die für„Richter— nicht Rächer“ bereits ausgegebenen Kar⸗ ten behalten Gültigkeit!) [prich Charlotte Rißmann. An⸗ Gewͤinnauszug 1. Klaſſe 51. Preußiſch-Süddeutſche(277. Preuß.) Klaſſen-Lotterle Ohne Gewähr Nachdruck verboten Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer i in den beiden Abteilungen 1 und II 1. Zlehungstag 22. April 1938, ö In der heutſgen Vormittagsziehung wurden gezogen 2 Gewinne zu 100000 RM. 738 Gewinne zu 5000 NY. 8 55666 292636 381769 24 Gewinne zu 3000 Re. 2 Gewinne zu 2000 RM. N 59448 89042 1488621 223759 287 22 26 Gewinne zu 800 RM. 3088 89473 67750 91237 141724 87136 261110 286566 337150 346150 348198 353728 382947 8 Gewinne zu 590 KM. 22855 58226 72726 95295 104757 114848 181120 169072 178881 176940 178531 190317 201517 212889 227183 281414 245819 285033 288872 289020 296692 324808 326159 340098 350922 358088 883258 364066 399423 19 Gewinne zu 1000 RM. 2041845 218495 222218 280822 282631 233557 234283 240387 243308 248922 248787 281052 88488 272716 2758 6 286895 287080 291411 293949 293220 288556 308886 308173 309763 311783 318303 3238934 334399 888188 336817 347790 348459 354272 354799 366888 357818 369764 370226 371891 377631 378938 388847 393493 394568 395880 2 Gewinne zu 50000 RM. 36501 00 RM. 23170 281279 398978 266471 384986 223277 288341 366421 19 Gewinne zu 1090 Am. 27570 75888 50891 211664 278245 1 Gewinne zu 800 R. 8189s 110640 147827 56718 58128 234796 3341 361110 398383 49515 166834 167548 182872 188777 1115 288835 ö 35 306838 313865 320574 6469 347089 352824 397603 398222 a 8 29 8 1 5 9 0 90783 94104 97001 38507 107000 111801 112871 117473 14 9 95 318012 3238684 324489 327094 328832 382248 361498 868422 867884 373434 388379 386858 3883868„„ 5