Nr. 114 Neckar ⸗VBote(2. Blatt) Dienstag, 17. Mai 1938 Cee 72 2 N 4 705 12 9 Aeberwindung der Zerſetzung Die Waſſer ſtraßenpiäne S ort u d S i NS. Die großen Ideen eines Zeitalters entſtehen sitzung des Südweſtdeulſchen Kanalvereing. n te nicht aus dem Nichts. Sie tauchen nicht urplötzlich auf und ziehen wie eine plötzliche Erleuchtung ein Volk in ihren Bann, ſondern ſie ſind die letzten Auswirkungen einer ſchickſalhaften Entwicklung völkiſcher Kulturen. Die Erfor⸗ derniſſe des Daſeins und die verſchiedenen geiſtigen Kräfte aus Tradition und Gegenwart tragen allmählich zu ihrer Geltung und Anerkennung im völkiſchen Lebenskampf bei. Das Schickſal entſcheidet Auf⸗ oder Abſtieg der Völker. Cha⸗ rakter, Tradition und Raum geſtalten das Leben und för⸗ dern die Ausleſe ganz beſtimmter völkiſcher Eigenarten und Gemeinſchaftsformen, die im Laufe der Jahrhunderte auch eng aneinanderwohnende Völker unterſcheiden und geiſtig trennen. Deutſchland hat Jahrhunderte lang ſchwerſte Kämpfe um große weltanſchauliche Ideen ertragen müſſen. Es hat den Einfluß fremder Geiſtesſtrömungen über ſich ergeben laſſen und nach dem Zuſammenbruch von 1918 eine Nieder⸗ gangszeit erlebt, in der der Beſtand des Volkes überhaupt gefährdet war. Im Kampf um die Wiedergewinnung einer völkiſchen Ordnung hat ſich die nationalſozialiſtiſche Idee als jene Lebensform durchgeſetzt, die dem deutſchen Volk eine neue Entſchloſſenheit und Lebensbereitſchaft geſchenkt hat. En neues Gemeinſchaftsbewußtſein hat die Herzen erfaßt und mit neuem Lebensmut iſt ein großes Volk wieder an der Arbeit. Eine echte Neuſchöpfung aber fordert eine andere Bewertung vergangener Gemeinſchaftsform und ihrer großen geſtaltenden Perſönlichkeiten. Von einem neuen Ge⸗ ſichtspunkt aus betrachten wir die geiſtigen Werte der Ver⸗ gangenheit und verſuchen daraus vorausſchauend in die Zukunft unſer Schickſal zu geſtalten. Einſtmals beherrſchte das Chriſtentum als Gemeinſchaftsform das geiſtige Leben und gab dem Weltbild des ſogenannten Mittelalters ſein beſtimmendes Gepräge. Es war von außen an die Völker Europas herangetreten, beſaß aber ſo große innere Kräfte, daß es tatſächlich für eine beſtimmte Spanne der Geſchichte die geiſtige Einheit Europas darſtellte. Unter vielen äuße⸗ ren und inneren Kämpfen zerbrach dieſe Einheit. Die Völker ſuchten ihre Lebensmitte nun nach anderen Werten auszurichten. Aus dem Proteſt gegen kirchlichen Zwang und ſtändiſche Vorrechte erwuchs in dem Schmelz⸗ llegel der franzöſiſchen Revolution ein neuer Gemeinſchafts⸗ wille unter dem Leitwort der ſogenannten Menſchenrechte, die allen Völkern Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit berhießen. Kaum aber hatte man die alten Lebensformen zerbrochen und begonnen, ſich in den neuen Anſchauungen häuslich einzurichten, zeigte es ſich, daß Menſchenrechte und Weltbürgertum den naturgegebenen Gemeinſchaftswillen der Völker nicht erſetzen können. Sie erwieſen ſich gegenüber den Lebensgeſetzen der organiſch gewachſenen Kultur als unfruchtbar. Es zeigte ſich ſchließlich— und vorausſchauende Denker ahnten die ſich daraus ergebenden Folgerungen— die ent⸗ ſcheidende Tatſache, daß eine univerſallſtiſche und konſtruk⸗ tive Gedankenwelt, die ſich gleichſam von einer höheren, außerhalb des Bereiches der Völker liegenden Warte in das Bewußtſein hineindrängte, nicht die Probleme der gei⸗ ſtigen Auseinanderſetzungen löſen kann. Denn jene über⸗ völkiſchen Anſchauungen förderten die Loslöſung von allen organiſchen Bindungen, die den Menſchen in eine ſeiner Le⸗ bensaufgabe entſprechende Gemeinſchaft ſtellen. Die zer⸗ ſtörenden Auswirkungen dieſer ungeſunden und lebensfrem⸗ den Entwicklun 9 zeigten ſich darin, daß die Geſetze des völkiſcher Lebens nicht mehr geachtet wurden und die Rangordnung der Völker untereinander unter dem Ein⸗ fluß des raſſezerſtörenden Gleichheitswahnes zerbrach. Mit dem Niedergang des völkiſchen Pflichtbewußtſeins aber drang das Judentum, leichtfertig durch die Menſch⸗ n als gleichberechtigt aufgenommen, in den olkskörper ein und begann ſeinen verhängnisvollen zer⸗ ſetzenden Einfluß geltend zu machen. Wellanſchaulich wurde mit den welthürgerlichen Parolen der Bolſche wismus vorbereitet, der konſequent jene großen demokratiſchen Weologien zu Ende dachte und die ſich daraus ergebenden Folgerungen zog. Denn der Bolſchewismus iſt im letzten Grunde nichts anderes als der Verſuch des ſich nun in ſiche⸗ ren Poſitionen wähnenden Judentums, mit Hilfe der Menſchheitsideen das völkiſche Rückgrat aller organiſch ge⸗ wachſenen Kulturen zu zerſtören. Gegen dieſe Front der Zerſtörung gibt es nur eine einzige Abwehrfront, die Kraft des völkiſchen Lebens und die Geſchloſſenheit aller völkiſchen Kultu⸗ ren. Dieſe Front völkiſcher Selbſterhaltung iſt nicht an ſtaatliche Grenzen gebunden. Sie lebt mehr oder weniger bei allen geſunden Völkern. Es gibt heute kaum ein Volk, das nicht vor die entſcheidende Frage geſtellt iſt, ob es den Kampf um ſeine Selbſterhaltung aufnehmen oder ſich als erkzeug der bolſchewiſtiſchen Urſurpatoren mißbrauchen laſſen will. Der Kampf, den Beutſchland heute führt iſt nicht mehr nur ein Kampf um die innere und äußere Befreiung unſe⸗ res Volkes, ſondern ſchon längſt zum erweckenden Signal für alle ſelbſtbewußten Völker geworden, die ſich im Bewußtſein ihrer europäiſchen Aufgabe entſchloſſen ge⸗ gen jene zerſetzenden Einflüſſe wehren, die weder Europa noch das Volkstum ſchützen, ſondern im Gegenteil alles zu fen trachten. das ſich ihrem Maſſenwahn entgegen⸗ ellt. Unter dem Vorſitz von Oberbürgermeiſter Dr. Strölin⸗ Stuttgart und in Anweſenheit des Württembergiſchen Mi⸗ niſterpräſidenten Mergenthaler, des badiſchen Innenmini⸗ ſters Pflaumer, des Finanzminiſters Dr. Dehlinger und des Staatsſekretärs Waldmann fand in Göppingen eine ſtark beſuchte Sitzung des Südweſtdeutſchen Kanalvereins ſtatt. Oberbürgermeiſter Dr. Strölin gab dabei einen Bericht über den Stand der ſüddeutſchen Waſſerſtraßen⸗ pläne, dem wir u. a folgendes entnehmen: Die Verhandlungen zwiſchen dem Reich, Württemberg und der Stadt Stuttgart wegen einer beſchleunigten Fer⸗ kligſtellung der Kanalſtrecke Heilbronn— Plochingen haben zu einem günſtigen Ergebnis geführt. Entſprechend dem der Neckar AG im Jahre 1921 erteilten Auftrag zum Aus⸗ bau der Strecke Mannheim— Plochingen als Teil der Neckar⸗Donau⸗Großſchiffahrtsſtraße wurde vom Reichs⸗ verkehrsminiſterium bei Verhandlungen erklärt,„es habe die Abſicht, die geſamten ſüddeutſchen Waſſerſtraßenplane im Laufe der nächſten zwei bis drei Jahrzehnte zu verwirklichen. Der Ausbau des Neckarkanals bis Plo⸗ chingen und der Ausbau der Oberen Donau ſollen durch die Beſchleunigung der Arbeiten am Main⸗Donau⸗Kanal nicht berlangſamt werden. Die Unterſuchung und Planung der Strecke Plochingen Ulm werde demnächſt in Angriff ge⸗ nommen“. Abgeſehen von dieſen vorliegenden amtlichen Zuſagen hat durch die Wiedervereinigung der Donau⸗Oſt⸗ mark mit dem Reich die Donau ſelbſt, und zwar einſchließ⸗ lich der Oberen Donauſtrecke als dem urſprünglichen und wahren Donaukraftfeld, ihre volle Bedeutung wiederer⸗ langt. Nach dem Anſchluß Oeſterreichs kann gerade dieſer bayriſch⸗württembergiſche Kernraum zwiſchen Ulm und Re⸗ gensburg gar nicht ſtark genug gemacht werden, um die großdeutſche Aufgabe zu erfüllen: machtvoll und mit geſun⸗ den produktiven Kräften in den ſüdeuropäiſchen Raum hin⸗ einzuwirken. Und ſchließlich handelt es ſich ja nicht nur um den Ausbau der Oberen Donau, ſondern um die viel größere Aufgabe, die beiden deutſchen Schickſalsſtröme, den Rhein einſchließlich der Weſtmark an der Saar und die Donau im ſüddeutſchen Raum auf der kürzeſten Line über den Neckax auf der Linie„Süddeutſcher Mittellandkanal— Saar— Rhein— Neckar— Donau“ miteinander zu ver⸗ binden. Zur weiteren Förderung dieſes Planes auf Grund der neuen Lage iſt es notwendig geworden, daß das Reich die Geſamtſtrecke der Donau von der Reichsgrenze bis hin⸗ auf nach! Ulm zur Reichswaſſerſtraße erklärt. Zum gegenwärtigen Stand der Bauarbeiten ſtellte Dr. Strölin noch feſt, daß außer den im Bau befindlichen Stau⸗ ſtufen Lauffen und Aldingen bereits Ende ds. Is. die Stau⸗ ſtufe Morbach in Angriff genommen werde, da Stuttgart zur Deckung des wachſenden Strombedarfs eine weitere Stromquelle benötigt. Mit den Bauarbeiten für die Stau⸗ ſtufe Beſigheim und den reſtlichen Neckardurchſticharbeiten, Wehr⸗ und Schleuſenbauten der Stauſtufe Heilbronn wird 1939 begonnen. Das Bauprogramm der Neckar⸗AG ſieht ferner vor, die kurze Reſtſtrecke bis Plochingen in den Jah⸗ ren 1944 bis 1947 vollends auszubauen. Die Fertigſtellung der Strecke Heilbronn—Hafen Stuttgart iſt bis 1944 auf lleuer finanzieller Grundlage vorgeſehen. Kreistag der ND Ap in Mosbach Mosbach. Der Kreistag des Kreiſes Mosbach der NSDAP. wurde mit der Eröffnung der großen Ausſtellung „Der Kreis Mosbach im deutſchen Aufbau“ in der Markt⸗ halle, die eine Leiſtungsſchau des Kreiſes auf politiſchem, kul⸗ turellem und wirtſchafklichem Gebiet darſtellt, eingeleitet. Die Ausſtellung gliedert ſich in einen Ehrenhof und die eigentliche Schau um dieſen. Der Ehrenhof, mit einer abſchließenden Füh⸗ rerniſche, zeigt auf der einen Seite Landſchaft und Menſchen des Kreiſes und auf der anderen die politiſchen Schickſale des Kreiſes im Rahmen des geſamtdeutſchen Geſchehens. Die eigentliche Schau gibt neben den Leiſtungen der letzten fünf Jahre auf allen Gebieten einen Ausſchnitt aus der reichen Kultur des Kreiſes.— Die Ausſtellung wurde mit einer Anſprache von Kreisleiter Senft, der auf Sinn und Auf⸗ gabe der Schau hinwies, eröffnet. Auf dem prächtig geſchmückten Kundgebungsplatz fand eine Beſichtigung des Politiſchen Leiter⸗Korps des Kreiſes durch Gauleiter Robert Wagner ſtatt, wobei dieſer an die Politiſchen Leiter eine Anſprache richtete, in der er die Tugen⸗ den des wahren Nationalſozialiſten herausſtellte.— Am Abend fand die Einweihung der als Kreisſchule ausgebauten Neuburg am Neckar durch Gauperſonalamtsleiter Schup⸗ pel ſtatt, auf der künftig die Politiſchen Leiter und For⸗ mationsführer des Kreiſe ihre weltanſchauliche Ausrichtung erhalten werden.— Der aumuſikzug des Reichsarbeitsdien⸗ ſtes erfreute durch ein 1! eſuchtes Konzert. 5 Am Sonntagvormittag fanden Arbeitstagungen der Aemter der Partei, bei denen zum großen Teil Vertreter der Gauamtsleitungen ſprachen, und wehrſportliche Wett⸗ kämpfe der Formationen ſtatt.— Am Nachmittag ſprach nach einem Propagandamarſch der Gliederungen, in einer Groß⸗ kundgebung, bei der über 3000 Uniformierte aufmarſchiert waren, nach Begrüßungsworten des Kreisleiters Senft ſtell⸗ vertretender Gauleiter Röhn über die nationalſozialiſtiſche Weltanſchauung, wobei er die Fortſchritte der letzten Jahre aufzeigte, Mit einem ſchnsidigen Vorbeimarſch endete die Kundgebung 5 —— Ein Heim für Mutter und Kind. Weltbild(M) Durch eine Preſſebeſich⸗ tigung gab die NSW. 75 775 Berlin) Gelegen⸗ heit, ihre vorbildlichen Einrichtungen im Dienſt des Volkes kennenzuler⸗ nen. Hier werfen wir einen Blick in das Heim „Mutter und Kind“ in 5 Fürſtenberg. Mürttemberg ſchiug Baden 97:79 Vergleichskampf der Leichtathletik⸗Jugend. In der Karlsruher Hochſchulkampfbahn wurde ein Ver⸗ gleichskampf der Leichtathletik⸗Jugend Württembergs und Badens durchgeführt, den die Schwaben mit 97 Punkten vor Baden mit 79 Punkten gewannen. Eine ausgezeichnete Bahn, muſtergültige Sprunganlage und eine ſehr gute Organiſation begünſtigte die Leiſtungen, die zum Teil als hervorragend an⸗ geſehen werden müſſen. Leider beeinträchtigte im Verlauf der Wettkämpfe ein einſetzender leichter Gewitterregen die Lei⸗ ſtungen ſpäter etwas. Die erfolgreichſten Athleten waren Tafel vom TV. 46 Karlsruhe und Marktanner von den Stuttgar⸗ ter Kickers. Mit ſeinem ausgezeichneten Wurf mit dem 800⸗g⸗ Speer von 57,26 m hält Tafel jetzt die Jahresbeſtleiſtung der Senforen. Im Hochſprung bewältigte der jugendliche Tafel 1,80 m und belegte im Diskuswerfen den zweiten Platz. Der famoſe Stuttgarter Wurfathlet kam gleich dreimal zum Sieg. Jugend⸗Diskus ſchleuderte er 64,42 m weit, den Hammer warf er auf die 47,46 ⸗m⸗Marke, und das Kugelſtoßen brachte ihm mit 16,05 m den Sieg. Sonſt ſind noch zu erwähnen die Zeit von Pfäffle(Württbg.) im 100⸗-m⸗Lauf mit 11 Sek., die 52,6 Sek. für den 400⸗m⸗Lauf von Biſchoff(Baden), der Stabhochſprung von Böhr(Baden) mit 3,40 m und der Weitſprung don Lang(Baden) mit 6,34 m. In der Punktzahl hatten die Württemberger von Anfang an die Führung und gaben ſie nicht mehr ab. Am nächſten kamen ihnen die Badener nach dem 13. Wettbewerb, als der Kampf 78:70 Punkte ſtand. Da aber das Hammerwerfen und die Staffeln verloren gingen, wurde Württemberg ſchließlich doch ganz überlegener Punktſieger. In den 16 Wettbewerben konnte Württemberg allein elfmal den Sieger ſtellen. Die badiſche Mannſchaft LA.⸗Vergleichskampf Südweſt— Baden— Württemberg. Für den am Himmelfahrtstage, 26. Mai, in Heilbronn ſtattfindenden Vergleichskampf der Leichtathletik⸗Gaumann⸗ ſchaften von Südweſt, Baden und Württemberg hat der Gau Baden bereits ſeine Mannſchaft für die einzelnen Wett⸗ bewerbe namhaft gemacht. Es kämpfen: Männer: 100 m: Neckermann, Scheuring; 200 m Necker⸗ mann, Scheuring; 400 m: Merſinger, Bünte; 800 m: Schmidt, Abel, 1500 m: Stadler, Lang; 5000 m: Scheibbs, Heiz⸗ mann; 10 000 m: König, Schlageter; 110 m Hürden: Mar⸗ quet, Herrwerſh; 4 mal 100 me Neckermann, Scheuring, Kö⸗ ſter, Hartmann; Olympiſche Staffel: Stadler, Köſter, Rüger, Schmidt; Hochſprung: Jung, Simon; Weitſprung: Kneller, W. Höfel; Dreiſprung: W. Höfel, Herrwerth; Stabhoch⸗ ſprung: Sutter, Waibel; Kugel: Kiehnle, Merkle; Diskus: Zenker, Schneider; Speer: Kullmann, Büttner; Hammer: Greulich, Wolf; Frauen: 100 m: Wendel, Braun; 200 m: Walter, Krat⸗ zer; 80 m Hürden: Rüßmann, Seitz; 4 mal 100 m: Wendel, Braun, Walter, Kratzer; Kugel: W. Bäuerle, Unbeſcheidz Diskus: W. Bäuerle, Unbeſcheid; Speer: Rüßmann, Schreckz Weitſprung: Wendel, Braun; Hochſprung: König, Scheerle. Tſchammer⸗Pofalſpiele in Baden Für die zweite Hauptrunde um den Tſchammer⸗Fußball⸗ Pokal wurden jetzt im Gau Baden folgende Spiele amtlich feſtgelegt: 2 1. Mai: Alemannia Ilvesheim— VfL. Neckarau SBg. Sandhofen— SV. Waldhof BfB. Grötzingen— 1. FC. Pforzheim FC. 08 Villingen— VfB. Mühlburg 22. Mai: FV. Weil— Freiburger Fc. 26. Mai: FV. Lahr— Phönix Karlsruhe 29. Mai: FV. Kehl— Weil oder Freiburger FC. Wacker Wien in Mannheim. Ein umfangreiches Freundſchaftsſpielprogramm hat der badiſche Fußballmeiſter VfR. Mannheim für die nächſten Wochen bis zur Sommerpauſe ſeſtgelegt. Den Auftakt der Freundſchaftsſpiele bildet am 26. Mai(Himmelfahrtstag) das Treffen gegen den letztjährigen Südweſtmeiſter Wormatia Worms. Drei Tage ſpäter ſind die Mannheimer, wie bereits gemeldet, in Stuttgart, wo ſie gegen die Kickers, dem würt⸗ tembergiſchen Zweiten, antreten. Das erſte Juni⸗Wochenende ſieht die Raſenſpieler in Sachſen, wo ſie am 4. Juni beim VfR. Zwickau und am 5. Juni bei Tura Leipzig ihre„Karte“ abgeben. Am 9. Juni ſteigt dann in Mannheim der große Freundſchaftskampf gegen Wacker Wien in Mannheim. Be⸗ reits drei Tage ſpäter iſt der„Club“, Bayerns Meiſter 1. FC. Nürnberg, in Mannheim. Am 19. Mai ſchließlich iſt der VfR. Mannheim in Bochum, wo ein Spiel gegen den neuen Großverein VfL. 46 Bochum ſteigt. Badens Fußballer für Breslau. Im Rahmen des Breslauer Turn⸗ und Sportfeſtes fin⸗ den bekanntlich auch Gauvergleichskämpfe der Fußballer ſtatt, zu denen Baden bereits ſeine größere Auswahl getroffen hat. Das Aufgebot umfaßt folgende Spieler: Striebinger, Lan⸗ genbein, Lutz, Fuchs, Feth, Rößling und Conrad(alle VfR. Mannheim), Siffling, Heermann, Drayß und Herbold(alle SV. Waldhof), Wenzel, Lorenzer, Biehle(alle Phönix Karls⸗ ruhe), Bolz 1, Brecht(beide Karlsruher F V.), Fiſcher, Raſtet⸗ ter(beide VfB. Mühlburg), Fiſcher 1(1. FE. Pforzheim), Müller(SVg. Sandhofen), Klingler(FV. Daxlanden), Mül⸗ ler(TScö. Plankſtadt), Keller(Freiburger FC.) und Semi⸗ natti(FV. Kehl). Neue Weltbeſtleiſtung im Zielſegelflug. Schwäb. Gmünd, 16. Mai. Die Reichsſchule für Segel⸗ flug Hornberg kann innerhalb ganz kurzer Zeit ſchon den zweiten großen Erfolg auf dem Gebiete des. verzeichnen Nachdem erſt vor wenigen Tagen Sturmführer Beck eine neue Weltbeſtleiſtung aufſtellte, gelang es jetzt NSFK⸗Obertruppführer Kraft, dieſen Rekord nicht uner⸗ heblich zu überbieten Obertruppführer Kraft ſtartete vom Hornberg nach Ansbach in Franken und kehrte ohne Zwi⸗ ſchenlandung zum Hornberg zurück. Die durchflogene Strecke beträgt insgeſamt 168 Kilometer, die Flugzeit war 6 ½ Stunden. Vier Stunden benötigte er für die Strecke nach Ansbach und zweieinhalb Stunden für den Rückflug zum Hornberg, wo er kurz nach 17 Uhr landete. Sturmift 85 Beck hatte vor einigen Tagen 135 Kilometer ü die Strecke Hornberg—heſſelberg und zurück erreicht. 5 Englands Herrſchaft in Indien wurde vor etwa 170 Jahren mit der Belehnung Lord Clives mit den Provinzen Bengalen, Eihar und Oriſſa begründet. Vorangegangen war die Schlacht von Plaſſey, wo 3000 Mann Truppen der Oſtindiſchen Compagnie 40 000 In⸗ der ſchlugen. Die engliſche Koloniſatioun Indiens iſt jedoch älteren Datums. Sie beginnt mit der Gründung der engliſchen Oſtindiſchen Compagnie gegen Ende des 16. Jahrhundert. Die Compagnie wurde gegründet, (5. Fortſetzung.) In kaum einer Stunde wollte Omichund den Vertrag abſchließen. Clive ging zum Schreibpult und nahm die Feder zur Hand. Spielend machte er einige Striche auf einem Stück Papier, ging wieder im Zimmer auf und ab. Gab ſich dann einen Ruck:„Es geht nicht anders!“ Er trat an das Pult und unterzeichnete die beiden Verträge — mit den Schriftzügen und dem Namen des Admirals Watſon. Eine Stunde ſpäter ſah Omichund den von ihm ge⸗ wünſchten Vertrag mit den verlangten Unterſchriften vor ſich. Die Schlacht von Plaſſey Die Verſchwörer mußten jetzt ſchnell handeln. Der Nabob merkte, daß irgend etwas um ihn herum vorging. Clive hatte ſchon in der Stille ſeine Truppen zuſammen⸗ gezogen. Es war nur ein kleiner Haufen. Etwa 1000 Eng⸗ länder und 2000 Sepoys. Clive ſetzte ſeine Truppen in der Richtung der Hauptſtadt des Nabobs, Mureſchabad, in Bewegung. Bisher hatte er dem Nabob die liebenswürdigſten Briefe geſchrieben, jetzt aber ſchrieb er ihm einen Brief, der eine einzige Anklage war. Der Nabob erkangte, daß Clive den Krieg ſuchte. Er marſchierte, ſtark geung, der kleinen Truppe Clives entgegen. In der Nähe des Ortes Plaſſey, an einem kleinen Fluß, trafen die beiden Heere zuſammen. Der Fluß trennte ſie noch. Clive berief einen Kriegsrat ſeiner Offiziere ein. Er, der gewohnt war, ſeine Entſchlüſſe aus ſich heraus zu faſſen, war hier unſicher. Es war ein gewagtes Spiel, auf das er ſich eingelaſſen hatte. Und nun ſtand er vor der letzten Entſcheidung. Konnte er mit ſeinen 3000 Mann die 40 000 des Nabobs ſchlagen? Spielte Mir Oſchaffir ihm gegenüber eine ehrliche Rolle, oder hatte er ihn viel⸗ leicht dem Nabob gegenüber verraten? Clive ſtellte den Offizieren die Lage dar. Ihre Ant⸗ wort lautete einſtimmig, den Kampf nicht anzunehmen. „Den Fluß werden wir zwar überſchreiten, aber die Macht der Inder wird uns erdrücken, und keiner von uns wird wieder zurückkommen.“ Dieſe Einmütigkeit in der Auffaſſung ſeiner Offiziere beeindruckte Clive ſehr ſtark. Er ließ den ſchon angeord⸗ neten Angriff abblaſen. Aber das Ergebnis ließ ihm keine Ruhe. Zwei Stun⸗ den ging er in ſeinem Zelt hin und her, in Gedanken ver⸗ ſunken, für niemanden zu ſprechen. Dann trat er hinaus. „Ich greife an!“ ſchrie er dem Hauptmann ſeiner Wache zu.„Alarmieren Sie!“ Dies war der erſte und letzte Kriegsrat, den Clive jemals einberief. Am anderen Morgen, es war der 23. Juni, hatten die engliſchen Truppen den Fluß überſchritten. Die Eng⸗ länder griffen an, ſie errangen die erſten Erfolge. Aber noch rührte ſich Mir Oſchaffir mit ſeinen Truppen nicht. Aber er war auch nicht untätig. Er riet dem Nabob, das Gefecht abzubrechen. Jetzt ſah der Nabob ein, welches Spiel um ihn ge⸗ trieben worden war. Verwirrung kam in ſeine Truppen. 910 drangen die Engländer vor. Da flüchtete der abob. Die Schlacht von Plaſſey war gewonnen. Sie iſt der 1 der territorialen Herrſchaft Englands über In⸗ ien. Clive vollzog nun den mit Mir Dſchaffir geſchloſſenen Vertrag. Feierlich ſetzte er den Verräter auf den Thron und rief ihn als den neuen Fürſten der drei Länder Ben⸗ galen, Bihar und Oriſſa aus. Der fremde Sieger war der erſte, der dem von ihm eingeſetzten Fürſten huldigte, nach öſtlicher Sitte mit Gold und Silber und andere ſchmeide als Geſchenken. Die Schatzkammer des g. nen Nabobs wurde über alle Erwartung voll gefunden. Die Engländer, vor allem ihr Feldherr, erwarben könig⸗ liche Reichtümer. Der betrunkene Betrüger Auch Omichund kam, um ſeine Glückwünſche aus⸗ zuſprechen und ſeinen Lohn zu kaſſieren. Clive empfing ihn freundlich und ließ den Vertrag holen, auf den er ſich berief. Clive wandte ſich an Miſter Serafton, einen ihm unterſtellten Beamten, und ſagte ihm auf engliſch:„Es iſt jetzt Zeit, Omichund zu enttäuſchen.“ „„Omichund“, ſagte Miſter Scrafton hindoſtaniſch, „Ihr Vertrag iſt ein Betrug. Nach dem Regierungsver⸗ trag, den ich hier zur Hand habe, ſollen Sie nichts be⸗ kommen.“ Omichund ſah ſtarr vor Entſetzen von einem zum anderen. Er wollte ſprechen, aber er konnte nicht. Nach einigen Tagen hatte er ſich etwas erholt. Er kam noch einmal zu Clive. Er konnte nicht verſtehen, warum man ſo mit ihm umging. Aber Clive blieb hart. Er empfahl dem Hindu, zur Wiederherſtellung ſeiner Geſundheit eine heilige Wallfahrt zu machen! Omichund wurde nicht mehr geſund. Die Enttäu⸗ ſchung war zu groß für ihn geweſen; er ſtarb einige Mo⸗ nate ſpäter. In den Tagen, wo der Betrug an Omichund voll⸗ endet wurde, führten die Engländer ihre Beute davon. Mehr als hundert Boote, von Muſik begleitet und mit Fahnen geſchmückt, ſchleppten nur an gemünztem Gelde 800 000 Pfund als den Anteil der Engländer nach Kal⸗ kutta. Die ganze Beute ſoll mehr als zweieinviertel Mil⸗ lionen betragen haben. lee Ae. Nee, 82 um Handelsgeſchäfte in Indien zu treiben. In der Natur der Sache mag es gelegen haben, daß die eng⸗ liſchen Agenten ſich politiſch betätigen mußten, um überhaupt Handelsgeſchäfte treiben zu können. Schon damals begann die Eroberung Indiens. Sie ſah Gewalttaten jeder Art. Davon berichtet unſere Artikel⸗ reihe. Beſonders die Aera Clive, der ſich um die Er⸗ oberung Indiens beſonders verdient gemacht hat, iſt eine Kette von Erpreſſungen und Verrat. Der neue Nabob Mir Dſchaffir war Clive für ſeine Hilfe ſo dankbar, daß er ihm den Grundzins, den die Oſtindiſche Compagnie in Höhe von 30 000 Pfund jährlich an den Nabob abzuführen hatte, zu ſeiner perſönlichen Verwendung ſchenkte. Auf dieſe Weiſe wurde Clive der Lehnsherr der Compagnie, in deren Dienſten er ſtand. Unter den Agenten, die Clive an den Hof des neuen Nabobs ſchickte, befand ſich ein junger Mann, der noch nicht wußte, daß er in gar nicht zu ferner Zeit dazu be⸗ rufen ſein ſollte, das von Clive in Indien für England begonnene Werk gewaltig fortzuſetzen: Warren Haſtings. „Nabob“ Clive Drei Monate nach dieſem Siege ſegelte Clive zum zweiten Male von Indien in die Heimat zurück. Mit ſich nahm er ein ungeheures Vermögen, hohe Renten, Edel⸗ ſteine, Gold und andere Wertſachen. Die Heimat feierte ihn noch mehr als bei ſeiner erſten Rückkehr. Er wurde zum Lord ernannt und kaufte ſich von ſeinen indiſchen Reichtümern unermeßlichen Grundbeſitz in England und Irland. Er baute ſich Schlöſſer von einer phantaſtiſchen Pracht und führte einen Lebensſtil des über⸗ triebenen Luxus. In England nannte man die Leute, die aus Indien zurücklehrten, nachdem ſie dort durch Raub oder Zufälle ſchnell reich geworden waren, aber nicht wußten, Geld auf anſtändige Weiſe auszugeben, die„Nabobs“. Clive war ein Nabob. Sein protziges und überhebliches Weſen hatte ihm viele Feinde geſchaffen, die ſich wenige Jahre ſpäter zuſammenſchloſſen, um in ſeinen Leiſtungen nur Ver⸗ brechen zu ſehen, um ſeinen Namen und ſeine Ehre in den Schmutz zu ziehen. Aufräumen in Indien Noch einmal kehrte Clive im Jahre 1765 auf Wunſch der Indiſchen Compagnie nach Kalkutta zurück. In den indiſchen Verhältniſſen hatten ſich Zuſtände entwickelt, die zum Himmel ſchrien. Die Beamten der Compagnie, vom oberſten bis zum letzten, plünderten die Bevölkerung in ſchamloſeſter Weiſe aus. Ohne Beſtechungen, die man Geſchenke“ nannte, war nichts zu erreichen, und jeder Beamte war nur darauf aus, große und viele Geſchenke einzuheimſen. Ueber dieſe Räubereien kamen aber die Geſchäfte der Compagnie zu kurz. Man nannte die Ge⸗ ſchenke eine orientaliſche Sitte. Die Compagnie hatte nichts gegen dieſe Sitte des Morgenlandes einzuwenden — nur wollte ſie ſelbſt den größten Nutzen davon ziehen! Clive wurde zum Zwecke der Reinigung und der Reorganiſation der Verwaltung der Compagnie nach In⸗ dien geſchickt. Mit großer Energie vollendete er in dem kurzen Zeitraum von zwei Jahren ſeine Aufgabe. Ende Januar 1767 verließ er dann endgültig Indien, um nach England zurückzukehren. Das Durchgreifen in Indien war nicht möglich, ohne in die vermeintlichen oder berechtigten Intereſſen dort lebender Engländer hart und rückſichtslos einzugreifen. Die ſo Betroffenen hatten nicht verfehlt, Briefe voller Beſchuldigungen gegen Clive in die Heimat zu ſenden. Anklagen und Ende So wurde ihm hier nur ein froſtiger Empfang zuteil. Im Parlament wurden Anklagen gegen ihn laut. Bisher als Held gefeiert, ſtellte man ihn jetzt als Verbrecher hin. Sein Verrat mit Mir Dſchaffir, der Betrug an Omi⸗ chund wurden ihm vorgeworfen, das Zuſtandekommen ſei⸗ nes ungeheuren Reichtums als Räuberei und Erpreſſung vorgerechnet. Jahrelang ging der Kampf um Clive. Das Parlament fragte ihn über die Verwendung des Ge⸗ ſchenkes, das ihm Mir Oſchaffir gemacht hatte. „Eine Million habe ich meinem Sekretär gegeben“, antwortete Clive,„zwei meinen Freunden, das übrige habe ich behalten.“ Die Reitelefanten und die Leibwache. Im Park von Barackpore auf dem Landſitz des General⸗ gouverneurs von Indien wurden ſtändig acht bis zehn Elefanten zu Spazierritten durch die ausgedehnten An⸗ lagen bereitgehalten. Ueber⸗ haupt verſtanden es die Eng⸗ länder ſehr ſchnell, die An⸗ nehmlichkeiten, die dieſes herrliche Land bot, zu ge⸗ nießen. 0 (Nach einer Zeichnung von Sir Ch. D'Oyly.) Aufn.: Archiv Burker— M. Die Vertreter des Parlaments ſpielten die Entſetzten über die Annahme der„Beſtechung“. Clive ſchilderte ihnen in farbiger Darſtellung ſeine damalige Lage. Die unerhörten Reichtümer, vor denen er mit den anderen Verſchwörern in der Schatzkammer des davongejagten Nabobs ſtand. „Bei Gott, Herr Vorſitzender“, rief er aus,„ich bin heute erſtaunt über meine damalige Mäßigung.“ Am 21. Mai 1773 kam das Parlament zum Abſchluß ſeiner Unterſuchungen. Es ſtellte feſt, daß„Lord Clive, Baron von Plaſſey, zur Zeit der Abſetzung des Seradſcha ed Daulah und der Erhebung Mir Dſchaffirs auf den Thron von Bengalen eine Summe von 234 000 Pfund für ſich erworben habe. Dies ſei durch Mißbrauch der ihm anvertrauten Macht und zum böſen Beiſpiel der anderen öffentlichen Diener geſchehen. Robert Lod Clive habe aber zu gleicher Zeit dem Vaterland große und wichtige Dienſte geleiſtet.“ Dieſes echt parlamentariſche Urteil, halb Verdam⸗ mung, halb Belobigung, konnte von Clive, dem Mann des Ehrgeizes und des Stolzes, niemals verwunden werden. Seine Geſundheit war untergraben durch die Erregung des gegen ihn geführten Kampfes, auch durch den ſtarken Opiumgenuß, dem er ſich hingab. Er geriet geiſtig in Verfall. In ſeiner Jugend hatte er zweimal vergeblich ver⸗ ſucht, ſich das Leben zu nehmen. Jetzt gelang es ihm. Er ſtarb 1774 in ſeinem 49. Lebensjahr. Warren Haſtings, der erſte Generalſtatthalter Der erſte warme Frühlingswind lockerte die Feſſeln des Winters, als im März 1769 der„Herzog von Craf⸗ ton“ zur Fahrt nach Indien die Segel ſetzte. Es war ein ſchönes Schiff für Fracht und Paſſagiere der Oſtindiſchen Compagnie, und es war eine lange Reiſe, die vor den Menſchen lag. Die dreißig oder vierzig Paſſagiere kann⸗ ten ſich nach einiger Zeit ſehr gut. Man wußte über jeden einiges und glaubte, damit ſchon alles über ihn zu wiſſen. Nur einer der Paſſagiere an Bord konnte ſich nichts Beſſeres wünſchen als die große Langeweile bei den an⸗ deren. Denn ſo kam einer nach dem anderen früher oder ſpäter zu ihm, um ſich ein wenig mit ihm zu unterhalten und um ihm zu einem Gemälde zu ſitzen. Der Mann, der ſo geſchickt die Muße der Paſſagiere auszunutzen wußte, war ein deutſcher Maler von Imhoff. Durch ſeine Ma⸗ lerei, ober auch durch ſeine ſchöne und reizvolle Frau bildeten die Imhoffs eine Art Mittelpunkt an Bord. Die Unterhaltung bekam bald einen neuen Stoff. Immer häufiger ſah man die junge, ſchöne Frau des Malers in der Geſellſchaft eines Mannes, der als leiten⸗ der Beamter der Oſtindiſchen Compagnie nach Kalkutta ging, Warren Haſtings. Anfangs war es vielleicht nur die Erzählergabe Haſtings', die die Frau des deutſchen Malers, Tochter eines Gärtners aus Stuttgart, in die Geſellſchaft des Engländers lockte. Warren Haſtings war nicht ſchön, aber er war ein Mann, der, wie man ſagt, auf Frauen wirkte; man hätte ihn nicht für einen Beamten gehalten, eher für einen Schriftſteller oder Künſtler. Alles, was Sir Haſtings zu erzählen wußte, war in⸗ tereſſant: von der ſtolzen Geſchichte ſeines Geſchlechts, von der elenden Armut ſeiner Jugend, wie ihn die Ver⸗ wandten, um das Geld für ein Studium zu ſparen, mit 17 Jahren nach Indien gegeben und was er dort alles in einem halben Menſchenalter erlebt hatte. Er konnte er⸗ zählen von ſeiner Verhaftung durch Seradſchah ed Dau⸗ lah, von ſeinem gewichtigen Amt am Hofe des Nabobs von Mureſchabad, vom unvorſtellbaren Reichtum der indiſchen Fürſten. Warren Haſtings wurde krank. Frau von Imhoff pflegte ihn, ſaß ſtundenlang neben dem Bett des Fiebern⸗ den, half dem Geneſenden bei ſeinem Spaziergang an Deck. Jetzt ſaßen beide am Heck des Schiffes und verfolgten das großartige Spiel des Sonnenunterganges. „Was ſoll werden?“ wandte ſich Haſtings an die Frau neben ſich. Sie ſah ihn groß an und zuckte die Achſeln. Haſtings richtete ſich auf.„Du wirſt dich ſcheiden laſſen, ich will dich heiraten!“ (Fortſetzung folgt.) eee —B