1 * N Nr. 120 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Dienstag, 24. Mai 1938 40 Jahre„Nheingoldzug“ Im Klubfeſſel durch deulſches Land am Rhein Der„Rheingoldzug“, Deutſchlands ſchönſter Eiſen⸗ bahnzug, der England und Holland über die Rheinſtrecke mit der Schweiz verbindet, verkehrt jetzt ſeit 10 Jahren. Am 1. Juni 1928 wurde er erſtmals in Dienſt geſtellt. Die Schnelligkeitsrekorde der Deutſchen Reichsbahn mit den Schnelltriebwagen und Stromlinienlokomotiven haben einen Bequemlichkeitsrekord deutſcher Eiſenbahntechnik etwas in den Hintergrund treten laſſen: den FD⸗Zug „Aheingold“, Deutſchlands ſchönſten Eiſenbahnzug, der am 1. Juni ſeinen 10. Geburtstag feiern kann. Bis auf den heutigen Tag iſt er der einzige fahrplanmäßig verkehrende Salonſpe agenzug der Welt, alſo eine internationale Sehenswürdigkeit. Mit ihm einmal gefahren zu ſein, ge⸗ hört zu den ſchönſten Erlebniſſen einer Deutſchlandreiſe! in einer „Rhe Spiege Spiegel leitend Platz nehmen, in denen vier Seſſel um einen Tiſch auf, 5 höchſtes ogar Abteile mit nur zwei Seſ⸗ Beſondere Speiſewagen kennt der„Rheingold“ nicht. Jeder Fahrgaſtſpeiſt anſeinem Platz; denn je zwei Wagen haben eine gemeinſame Küche. Niemand braucht ſich durch überfüllte Wagengänge hindurchzuarbei⸗ ten, um etwa eine Portion des bodenſtändigen Rheinſalm mit Spargel zu eſſen und dazu vielleicht eine Flaſche Wein zu trinken, deſſen Herkunftsort gerade draußen vorüber⸗ huſcht. Der Mitropakellner bringt alle kulinariſchen Ge⸗ nüſſe gleich an den Platz, und während der Fahrgaſt ſein Mahl einnimmt, kann er gleichzeitig die Schönheit der Rheinlandſchaft genießen. Mit 100 km und mehr„auf der Achſe“ geht's den Rhein hinauf. Wer 1 von Holland kommt, ſieht zu⸗ nächſt das weite ſaftgrüne Tal des Niederrheins, ſieht Düſ⸗ ſeldorf und dann Köln mit ſeinem ragenden Dom. Nach kur⸗ zem Halt rollt der ſchmucke elfenbein⸗violette Zug ſüdwärts weiter, vorüber an Bonn, der lieblichen Geburtsſtadt Beet⸗ hovens mit den bewegten Kuppen des Siebengebirges dahin⸗ ter, vorbei an rebumkränzten, burggekrönten Bergen nach Koblenz hinab, auf das die alte Feſtung Ehrenbreitſtein herabgrüßt. Es gibt für den„Rheingold“ überhaupt nur 12 Stationen auf der rund 800 km langen Strecke von Hoek van Holland nach Baſel. Stolz brauſt er durch die zahlloſen welt⸗ bekannten Weinſtädtchen im romantiſchſten Abſchnitt des Rheintals: Boppard, St. Goar, Bacharach, am ſagenum⸗ wobenen Loreleyfelſen, an Bingen und Rüdesheim vorüber durch den geſegneten Rheingau nach dem„goldenen Mainz“. Der nächſte Halt iſt die heitere, ehemals kurpfälziſche Reſi⸗ denzſtadt Mannheim. Man fühlt die Nähe Bede e das auf der Weiterfahrt an klaren Tagen öſtlich an den Höhen guftaucht. Schwetzingen, die Stadt des Spargels und des ſchönſten deutſchen Schloßparks, rauſcht vorbei. In der ba⸗ rocken Fächerſtadt Karlsruhe wird noch einmal gehalten, dann treten die Schwarzwaldberge näher heran. Baden⸗ Baden lockt zur kurzer Raſt, und ſchließlich iſt die Schwarz⸗ waldhauptſtadt Freiburg mit ihrem herrlichen gotiſchen Mün⸗ ſter erreicht. Viele deutſche Fahrgäſte, auch viele Ausländer, verlaſſen hier den gaſtlichen Zug, um hinaufzuziehen in den Tannenduft der Schwarzwaldberge. Viele Engländer, Hol⸗ länder, Amerikaner reiſen weiter nach Baſel, hinein in die Schweizer Felſenwelt. Die Reiſe auf deulſchem Boden dauert ſa nur ſiebeneinhalb Stunden; der Engländer braucht von London bis zur Schweiz etwa einundzwanzig Stunden. Wenn die Deutſchen ſtolz durch dieſes Meiſterwerk eines modernen Verkehrsmittels ſchreiten, dann iſt das nicht wei⸗ ter verwunderlich. Man ſteht es aber den zahlreichen Aus⸗ ländern an, daß auch ſie erfreut und bewundernd zu⸗ gleich in dieſem Zuge reiſen. Ein Engländer, der alle Luxuszüge der Welt kennt, nannte den„Rheingold“ einmal meiſterſchaft zu meldenden ein„Muſter an Bequemlichkeit und Schnelligkeſt“ Und das darf man wohl glauben; denn ohne guten Grund ſpendet 1 8 aus dem Geburtsland der Eiſenbahn kein ſolches ob. Wenn einer ſo auf dem Bahnſteig ſteht und die ſchönen „Rheingold“-Wagen in ihrem Violett und Elfenbein betrach⸗ tet, kriegt er doch Luſt, auch einmal mitzufahren. Aber, kann ſich der gewöhnliche Sterbliche einen ſolchen Luxus leiſten? Der„Rheingold“ iſt kein Luxuszug. Er iſt ein regulärer, allerdings beſonders gut ausgeſtatteter Fern⸗D⸗Zug mit 1. und 2. Klaſſe. Für ſeine Benutzung werden dement⸗ ſprechend bis 300 km nur 2 Mark und darüber hinaus nur 3 Mark Zuſchlag auf den gewöhnlichen Schnellzugfahrpreis erhoben. Darf man nicht auf der Reiſe einmal ein klein wenig leichtſinnig ſein und ein bißchen beſſer leben als zu Hauſe? Reiſetage ſollen ſchließlich Feiertage ſein. Alſo friſch gewagt, und hinein in den fahrenden Klubſeſſel! Was machts, wenn ſie dich von draußen für einen pfund⸗ oder dollarſchweren Globetrotter halten. Deine Reiſekaſſe weiß, daß du„nur“ FD fährſt, allerdings in einem pikfeinen FD... — Deutſchlands Weltmeiſterſchafts⸗Aufgebot Nachdem in Stuttgart am Sonntag das letzte Lehrſpiel gegen Aſton Villa Birmingham ſtattgefunden hat, nahm die Reichsſportführung die Auswahl der für die Fußball Welt 22 Spieler vor. Deutſchlands Fußball ſtützt ſich auf: Tor: Buchloh(Hertha BSC), Jakob(Jahn Regens⸗ burg), Raftl(Rapid Wien). Verteidiger: Janes(Fortuna Düſſeldorf), Mün⸗ zenberg(Alemannia Aachen), Schmaus(Oſtmark Wien), Streitle(Bayern München). Läufer: Goldbrunner(Bayern München), Kitzinger und Kupfer(beide Fc 05 Schweinfurt), Mock(Oſtmark Wien), Skoumal, Wagner(beide Rapid Wien). Stürmer: Gauchel(Tus Neuendorf). Gelleſch (Schalke 04), Hahnemann(Admira Wien), Lehner(Schwa⸗ ben Augsburg), Neumer(Oſtmark Wien), Peſſer(Rapid Wien), Siffling(SV Waldhof), Stroh(Oſtmark Wien) und Szepan(Schalke 04). Die Spieler werden mit ihren Betreuern in einem klei⸗ nen, unbekannten Ort am Rhein Aufenthalt nehmen. Von dort aus reiſen ſie nach Paris, wo am 5. Juni das erſte Spiel gegen die Schweiz ausgetragen wird. Im Falle eines Sieges reiſt die deutſche Mannſchaft wieder zurück nach Deutſchland, um in der Heimat auf das zweite Spiel am 12. Juni in Lille gegen Ungarn(aller Vorausſicht nach) vorbereitet zu werden. Die Berufung der 22 Spieler bedeutet keine Ueber⸗ raſchung. Neben Jakob und Raftl ſteht als dritter Torhüter noch Buchloh zur Verfügung. Die vier Verteidiger ſind die einzigen, die ſich in den letzten Spielen hervorgetan haben. Die„Breslauer“ Läufer Kupfer, Goldbrunner und Kitzin⸗ ger erhielten durch Skoumal, Mock und Wagner Verſtär⸗ kung. Im Sturm war inſofern eine geſchickte Löſung zu finden, da die Wiener Hahnemann und Neumer ſowohl im Innenſturm als auch auf außen zu verwenden ſind. Peſſer und Lehner ſind ſelbſtverſtändlich dabei. Neben Gauchel iſt nun doch— Siffling der Mittelſtürmer, Lenz und Bin⸗ der mußten zurückſtehen. Die beiden Schalker Halbſtürmer Gelleſch und Szepan ſtehen für den Innenſturm zuſammen. mit Stroh noch zur Verfügung. Aus dieſem Aufgebot muß ſich eine ſtarke und erfolgreiche Mannſchaft zuſammenſtellen laſſen. Die Vorſchlußrunde gut Fußballmeiſterſchaft Nach Beendigung der Gruppen⸗Endſpiele hat die Reichs⸗ ſportführung ſofort die Paarungen für die Vorſchlußrunde zur Deutſchen Fußball⸗Meiſterſchaft 1938 feſtgelegt. Die Paarungen für die am kommenden Sonntag, 29. Mai, ſtattfindenden Spiele lauten: FC Schalke gegen Fortuna Düſſeldorf; SV Hanno⸗ ver 96 gegen Hamburger SV. Die Austragungsorte wur⸗ den noch nicht beſtimmt. Die Reichsſportführung hat ferner die Austra⸗ gungsorte für die Vorſchlußrunde zur deutſchen Fuß⸗ ballmeiſterſchaft bekanntgegeben. Traditionsgemäß ſtehen ſich der Titelverteidiger Schalke 04 und Fortuna Düſſeldorf am 29. Mai im Köln⸗Müngersdorfer Stadion gegenüber, während der norddeutſche Kampf zwiſchen dem Hamburger SV und dem SV Hannover 1896 zur gleichen Zeit im Dresdener Oſtragehege ausgetragen wird⸗ anf N⁰]π] — Eine halbe Stunde ſpäter kam Mr. Sutter und wurde freundlichſt mit an den Tiſch gebeten. Doris hatte friſchen Kaffee kochen müſſen und ſchenkte ein. Diesmal tat ſie es ganz ruhig, ihre Hände zitterten diesmal nicht und ſie bediente, als hätte ſie Zeit ihres Lebens nichts anderes getan. Sie ſtrahlte vor Glück, als ihr Mr. Sutter ſagte, daß der Kaffee ausgezeich⸗ net ſei und zog ſich dann mit einem Knicks zurück. Mr. Sutter ſprach mit Udo Wendt über die Lizenz⸗ angelegenheit. Machte ihm genaue Vorſchläge und Udo erklärte ſich im Prinzip damit einverſtanden. Er bat ihn aber, vir ezehn Tage Bedenkzeit zu laſſen, um ſeine Arbeiten reſtlos abſchließen zu können. 5 Sutter war ein guter Geſchäftsmann. Er drängte nicht und ſagte, daß er vier Wochen in Berlin zu bleiben gedenke. Im übrigen vertraute er unter ande⸗ rem auch auf den Eindruck, den ſeine jungen Töchter auf den jungen Erfinder gemacht hatten. Beſonders ſchien Udo Wendt von Jane begeiſtert zu ſein. Er ſprach meiſtens mit ihr, ſo daß ſich Billy zwangsweiſe mit Mabel begnügen mußte. Das Geſpräch kam auch auf 8 Känderſpiel zwiſchen Deutſchland und Norwegen. Die Zeitungen hatten die Notiz gebracht, daß Udo Wendt als Linksaußen aufgeſtellt worden war. „O, da werden Sie einen ſchweren Stand haben, Mr. Wendt,“ ſagte Jane.„Knud Sorrenſen, der nor⸗ wegiſche rechte Verteidiger, iſt einer der beſten inter⸗ nationalen Verteidiger und wird Ihnen ſchwer, zu ſchaffen machen. Er iſt der Stolz der Mannſchaft.“ „Ich kenne Sörrendſen,“ warf Udo ſchnell ein.„Ich habe ihn vielleicht dreimal ſpielen geſehen. Er iſt be⸗ ſtimmt ein großer Verteidiger, aber ich habe keine Bange. Beſſer wie der ſpaniſche Verteidiger iſt er auch nicht und wie fabelhaft hat ſie der kleine Wormſer Fath umſpielt und ſelbſt der Torwart Zamora mußte ſich geſchlagen bekennen. Ich glaube nicht, daß ich ſchlechter bin als Fath. Sogar vielleicht noch ein wenig härter. Es wird ein faires, aber ſehr hartes Spiel werden.“ „Trotzdem werden Sie es ſehr ſchwer haben, Mr. Wendt. Sörrendſen hat einen Rekord. Auf ſeiner Seite iſt noch nie ein Tor gefallen.“ „Das kann man nicht ſagen, Miß Jane,“ erklärte Wendt ruhig. Kein Fußballſpieler iſt unfehlbar, jeder macht Fehler. Bedenken Sie doch, daß Bruchteile von Sekunden den Ausſchlag geben. Ich habe es ſchon oft beobachtet, daß große Fußballſpieler wenige Meter vor dem Tore freiſtehen, ſie brauchen nur den Ball ganz ſachte hineinſchieben und bringen es nicht fertig, weil die Nerven nicht mitmachen. Fußballſpielen iſt in erſter Linie eine Nervenſache. Und wer die beſten Nerven und ein wenig Glück hat, der gewinnt.“ „Ich wünſche Ihnen alles Gute, Mr. Wendt,“ ſagte Jane lächelnd. „Und Ihrem Freunde Knud?“ fragte Udo zurück. Aber Jane antwortete nicht, ſie lächelte nur und zuckte die Achſeln. * Max Nieſe war mit dem Tage ſehr zufrieden, der hinter ihm lag, und als er am nächſten Morgen mit Frau und Tochter am Kaffeetiſch ſaß, da ſagte er wohlwollend:„Det is mich eene Jenugtuung, Nelly, det du dir mit dem Emil befreundet haſt! Paß uff, det wird noch dein Glück!“ Oeutſchlandflieger auf Punkteſagd Zm Süden„dicke Luft“. 4 Trotz der rieſigen Beteiligung und der dadurch hervor⸗ gerufenen Organiſationsſchwierigkeiten verlief der erſte Tag des Deutſchlandfluges vollkommen reibungslos. Die 8000 Mann Bodenbeſatzung haben ihre erſte Feuerprobe glän⸗ end beſtanden, obwohl die Leitung und Durchführung die⸗ 5 einzigartigen Wettbewerbes nach der durch das Wetter bedingten Startverzögerung nicht leicht war. Aber auch die Leiſtung ihrer aktiven Kameraden muß bewundert werden. Von den geſtarteten 390 Flugzeugen löſten nur zwei ihre Aufgaben nicht und auch dieſe nur deshalb nicht, weil ihnen der Betriebsſtoff ausgegangen war und ſie daher notlanden mußten. Dadurch iſt die von RSß⸗Truppführer Bredehorn angeführte Kette 12 Niederrhein ausgeſchieden. Am zweiten Wettbewerbstage herrſchte im ganzen Süden„dicke Luft“, ſo daß für die Flugplätze Stuttgart, Freiburg i. Br. Karlsruhe, Hof i. B. und auch für Plauen und Chemnitz Anflugverbot erlaſſen werden mußte. Eine Kette, die Stuttgart als Uebernachtungshafen gewählt hatte, konnte bis Montag nachmittag noch nicht ſtarten, für ſie wurde der Wettbewerb vorläufig neutraliſiert. In Norddeutſchland N war das Wetter durchſchnittlich günſtiger. Wyk auf Föhr Hamburg, Cuxhaven, Wilhelmshaven, Königsberg waren daher die am ſtärkſten angeflogenen Plätze. Auf dem Nordholzer Flughafen von Cuxhaven begann der Betrieb ſchon ſehr früh. Um 6.18 Uhr traf bereits die erſte Maſchine ein und bald folgten weitere aus Hamburg, Gießen und Hoya. Bis Mittag waren über 50 Maſchinen eingetroffen, darunter auch die von NSFäK⸗Korpsführer Generalleutnant Chriſtianſen. Bevorzugter Uebernachtungs⸗ hafen war Köln mit 89 Maſchinen, Königsberg mit 41, die 8 verteilten ſich auf Breslau, Dresden, Stettin und Stolp. „Von 6 bis 20 Uhr beſtand die Aufgabe der Flugzeug⸗ führer darin, verſchiedene Werkungsplätze anzufliegen. Den Wettermeldungen nach hatte der Verbandsführer ſeine drei Maſchinen ſo einzuſetzen, daß möglichſt viele der Schönwetter⸗Plätze angeflogen werden konnten. Der Anflug eines der 80 Wertungsplätze wurde mit drei bis ſechs Punk⸗ ten bewertet. Fliegt ein Verband im Laufe des Wettbewer⸗ bes ſämtliche 80 Wertungsplätze an, dann erhält er 150 zu⸗ ſätzliche Gutpunkte, das bedeutet, daß der richtige Einſatz der Maſchinen ſehr wohl berückſichtigt werden muß. N 2-Skunden⸗Jlug in 3000 meter Höhe.— Deutſcher Modell ⸗ flugrekord. Eine überragende Leiſtung vollbrachte das Modellflug⸗ zeug mit Benzinmotor des Eſſener NSFͤK⸗Mannes Roll bei einem Wettbewerb auf dem Flughafen Duisburg⸗Neuen⸗ kamp. Das Maſchinchen blieb 1:41 Stunden in der Luft, legte eine Strecke von 27 Kilometer zurück und erreichte eine Höhe von 3000 Metern. Es ſtellte damit einen neuen deut ſchen Rekord für Flugmodelle mit Benzinmotor auf. Sport in Kürze Walter Neuſel führt zurzeit Verhandlungen mit dem Leiter des Stultgarter Schwabenrings, der Deutſchlands berühmteſten Schwergewichtler nach Schmeling für einen Kampftag in Stuttgart verpflichten will. Wiener Amateurboxer werden am 2. Juni in der Stutt⸗ — garter Stadthalle gegen eine verſtärkte Staffel des Stutt⸗ garter Polizeiſportvereins antreten. Deulſchlands Geher für den Länderkampf gegen Schwe⸗ den beteiligten ſich am Sonntag in Berlin an einem reichs⸗ offenen Vorgabegehen. Lehrwart Schwab ſiegte über 5 Ki⸗ lometer vor Schmidt(Hamburg), während Bleiweiß über 15 Kilometer in 1:24:35 erfolgreich war. Einen Schweizer Rekord im Speerwerfen ſtellte am Sonntag Neumann(Baſel) mit 67.90 Metern auf. Eintracht Frankfurt errang die Frauen⸗Handballmeiſter⸗ ſchaft des Gaues Südweſt durch einen 8:2⸗Sieg über den DL Darmſtadt. Beim Göppinger Radrennen gewann das Stuttgart- Münchener Paar Bühler⸗Miller mit einer einzigen Aus⸗ nahme ſämtliche Rennen. Frankreich Steher führten in Paris die Ausſcheidungen zur franzöſiſchen Meiſterſchaft durch. Für den Endkampf e ſich A. Wambſt, Terreau, Lemoine und Pail⸗ ard. Nelly ſah den Vater böſe an. „Der Emil... nein Vater, den ſchlag dir aus dem Kopf! Wenn ich den heirate, dann kann ich ja bald alle Glühbirnen herausſchrauben!“ Das verſtand Vater Nieſe nicht und ſo fragte er: „Wat meenſte denn damit?“ „Aber, Vater... er hat ja bald eine Glatze! Der ſieht ja faſt wie ein alter Mann aus!“ „Wat denn, wat denn, die Haare kommen wieder!“ „Nein, Vater, da iſt Hopfen und Malz verloren, da iſt nichts mehr zu erwarten! Noch ein Jahr hin und ſeine Glatze leuchtet wie der Mond!“ „Ich verbiete dir, ſo reſpektlos von Herrn Hohlmann zu ſprechen!“ „Und ich heirate ihn nie! Nie!“ „So, det werden wir doch mal ſehen, du Kiekindi⸗ welt! Da habe ick als Vata boch een Wort mitzureden! Am Ende willſt du dieſem Otto nachlaufen, der imma mit die Amerikanerin rumpouſſiert hat!“ „Kommt nicht in Frage!“ entgegnete Nelly ſchroff, aber ſie konnte es doch nicht verhindern, daß ſie rot anlief.„Der falſche Fuffziger... nicht mehr ſehen! Aber den langweiligen Emil, den tauſch ich mir ſchon lange nicht gegen den Otto aus!“ Frau Nieſe, die bisher ruhig zugehört hatte, griff ſetzt ein. „Na, ſeid doch jut! Mann, nun laß mir mal das Mächen in Ruh! Die heirat ja ſchließlich mal und nich du! Und die muß ja boch alleene mal mit ihre Zukunft fertig werden, wat die Ehe iſt! Und willſte dann Vor⸗ würfe von dein Fleiſch und Blut haben! Nee, Vata, laß die Nelly ſich ſolber een vauünftigen Kerl raus⸗ ſuchen.“ N „Js jut!“ nickte Nieſe.„Es darf aber nur der Gmil ſein!“ f — Englands Herrſchaft in Indien wurde vor etwa 170 Jahren mit der Belehnung Lord Clives mit den Provin⸗ zen Bengalen, Bihar und Oriſſa begründet. Die engliſche Koloniſation Indiens iſt jedoch älteren Datums. Die Londoner Oſtindiſche Compagnie erhielt damals einen Freibrief für Handelsgeſchüfte in Indien. Aus dieſen Handelsgeſchäften wurden bald politiſche und militäriſche. Schon damals begann die Eroberung Indiens durch die Engländer. Sie hat Gewalttaten jeder Art geſehen. Da⸗ 6. Fortſetzung. Sie mußte über ſein Ungeſtüm lachen.„Vergiß nicht, wir befinden uns im Augenblick auf hoher See, und, wenn alles gut geht, in einigen Monaten in Indien.“ Am nächſten Morgen trat Haſtings in die Kabine des Malers.„Ich erwartete Sie ſchon, Sir Haſtings“, emp⸗ fing ihn der Maler, und Haſtings machte ein großzügiges Angebot. Zwiſchen Haſtings und Imhoff wurde ein Vertrag abgeſchloſſen, und ſchon vom nächſten Hafen, den man anlief, wurde die Scheidungsklage nach Europa mit der Poſt zurückgeſandt. Drei Jahre dauerte es, bis die Scheidung erfolgte und das Urteil nach Indien gelangte. Drei Jahre lang lebte Haſtings für ſich und das„Ehepaar“ Imhoff in ſeiner unmittelbaren Nähe. Alle Welt wußte von dem merkwürdigen Verhältnis und der eigenartigen Verein⸗ barung, die die drei Menſchen verband. Kaum war das Scheidungsurteil eingetroffen, als Imhoff zur Rückreiſe nach Deutſchland rüſtete. Haſtings heiratete Frau von Imhoff. Die einſtige Gärtnerstochter aus Stuttgart ſtand nun an der Seite des Mannes, der wie ein Herrſcher Indien regieren ſollte. Englands Truppen für aſiatiſche Deſpoten Zwei Jahre ſtand Haſtings an der Spitze der Ver⸗ waltung von Madras. Dann wurde er nach Kalkutta ver⸗ ſetzt und ihm die Leitung in Bengalen übertragen. 1773 erließ das engliſche Parlament die ſogenannte Regulating Alt, durch die zur Kontrolle der politiſchen Handlungen der Oſtindiſchen Geſellſchaft ein Miniſterium in London geſchaffen wurde; außerdem wurde die Verwaltung in Indien reformiert. An die Spitze der geſamten indiſchen Verwaltung wurde ein Generalſtatthalter geſtellt, dem die drei Statthalterſchaften in Kalkutta, Madras und Bom⸗ bay unterſtanden. Der erſte Generalſtatthalter wurde Warren Haſtings. Die Direktoren in London ſchrieben ihm, was ſie von ſei⸗ ner Arbeit erwarteten:„Regieren Sie das Land gut und weiſe und ſorgen Sie dafür, daß unſere Einnahmen ſich erhöhen.“ Dieſe Aufforderung war nicht zu befolgen. Denn entweder konnte Haſtings gut und weiſe regieren, daß heißt alſo geringe Steuern erheben und die indiſchen Für⸗ ſten im Beſttze ihres Vermögens laſſen— dann aber konnte er keine entſprechenden Einnahmen erzielen. Oder aber er erzielte die von den Direktoren und Aktionären in London erwarteten großen Gewinne— dann mußte er jede Methode anwenden, Gewalt und Erpreſſung, Krieg und Raub, um die hochgeſpannten Hoffnungen über die märchenhaften Schätze Indiens nicht zu enttäuſchen. 5 Warren Haſtings zog es vor, den zweiten Weg zu gehen. i Mit einem kühnen Federſtrich ſtrich der Generalſtatt⸗ halter erſt einmal die Schulden der Compagnie in Indien. Dem Nachfolger Mir Dſchaffirs wurde die Hälfte ſeines zugeſagten Einkommens genommen. Dem Großmogul, der noch immer als„Herrſcher“ ganz Indiens in Delhi reſidierte, wurde unter nichtigen Vorwänden jede Zah⸗ lung verweigert. Die in Zentralaſien gelegenen Länder Korah und Allahabad wurden beſetzt, und da Haſtings nicht Land, ſondern Geld brauchte, an den Fürſten von Audh verkauft. Mit dem Fürſten von Audh wurde anſchließend noch ein anderes gutes Geſchäft abgeſchloſſen. Dieſer Fürſt wollte gern die Rohillas, einen wegen ſeiner Tapferkeit ſehr berühmten Afghanenſtamm, und ihr fruchtbares Land unter ſeine Herrſchaft bringen. Aber es gab in Indien nur ein Heer, das den tapferen Rohillas gewachſen war: das engliſche. Der Fürſt teilte ſeine Abſichten Haſtings mit und verhandelte mit ihm über die Geſtellung von engliſchen Truppen. Haſtings ging auf dieſes Geſchäft ein und „lieh“ dem indiſchen Deſpoten ſeine Soldaten gegen Be⸗ zahlung von 400 000 Pfund Sterling. Auch ſonſt konnte der Fürſt von Audh die engliſchen Truppen zu jeder Zeit und zu jedem Zweck erhalten. Es wurde in einem beſonderen Vertrag der Mietpreis für eine Brigade auf 210 000 Rupien im Monat feſtgeſetzt. „So verkaufte Haſtings“, rief einer ſeiner ſpäteren Ankläger im Parlament aus,„freie Briten an aſiatiſche Deſpoten zu allen möglichen und ſchändlichen Zwecken, die nur immer ihre Grauſamkeit und Laune erſinnen mochte.“ Die Aktionäre der Oſtindiſchen Compagnie in Lon⸗ don ſtörte dieſes Geſchäft um Blut und Menſchen wenig. Sie intereſſterte nur die Dividende— und dteſe ſtieg unter einer Verwaltung, die ohne Skrupel und Gewiſſen ge⸗ führt wurde. Haſtings hatte das Einkommen der Com⸗ pagnie um jährlich 450 000 Pfund vermehrt und außerdem etwa eine Million Pfund in barem Gelde beſchafft. Die Affäre Nun Comar f Der Fürſt zu Murechabad, einſt der wirkliche Herr über die Länder Bengalen, Bihar und Oriſſa, war ſeit der Einſetzung Mir Dſchaffirs jeweils nur noch ein Scheinherrſcher, der tun und laſſen mußte, was die Eng⸗ länder wünſchten. Auch die beiden indiſchen Miniſter, die ihm noch zur Seite ſtanden, ſpielten eine Schattenrolle. Haſtings beſchloß, ſie vollends zu beſeitigen. Ihre Häu⸗ ſer wurden eines Nachts von ſeinen Truppen umſtellt, die Miniſter verhaftet und nach Kalkutta gebracht. Die 2 von berichtet unſere Artikelreihe. Beſonders unter zwei Vertretern der Compagnie hatte Indien zu leiden, unter Lord Clive und unter Warren Haſtings. Beide vertra⸗ ten mit brutalen Mitteln die Intereſſen der Oſtindiſchen Compagnie, d. h. ſie vermehrten deren Gewinne auf ſchänd⸗ liche iſe und arbeiteten gleichzeitig auf die Verſtärkung des engliſchen in Indien hin. Außerdem ſcheuten ſich beide n änlich in des ſchamloſeſten Weiſe zu bereichern. rg Haſtings berichtet dieſe Seite. 1 75 31 I., Von der * Aemter aber wurden eingezogen und ihre Aufgaben dem engliſchen Reſidenten übertragen. Jetzt erhob einer der angeſehenſten Hindus beim Rat von Kalkutta Anklage gegen Haſtings. Der Rat zu Kal⸗ kutta, gebildet aus engliſchen Juriſten, die erſt vor einiger Zeit nach Indien gekommen waren, nahm die Anklage Nun Comars entgegen. Haſtings wurde vor den Rat zitiert und mußte ſich zu den Anklagen äußern. Seine Wut über Nun Comar war maßlos. Haſtings ließ den Inder verhaften, er wurde der Urkundenfälſchung angeklagt und unmittelbar nach der Verkündung des Todesurteils hingerichtet. Dieſe Beſeitigung eines Geg⸗ ners wurde bei der ſpäteren Anklageerhebung gegen Haſtings durch das Parlament als ein Mord bezeichnet. Die Vergewaltigung von Tſchit Singh Das Fürſtentum Benares, rund um die heilige Stadt der Inder gelegen, war ſowohl dem Fürſten von Audh als auch den Engländern in mäßigen Grenzen tribut⸗ pflichtig. Haſtings zwang den jungen Fürſten von Audh, auf ſeine Tribute aus Benares zugunſten der Engländer zu verzichten. Nachdem dies geſchehen, begann Haſtings mit der Beraubung des Fürſten von Benares. Er ſtellte an Tſchit Singh immer größere Anforderungen mit dem offenſichtlichen Ziel der endlichen Unmöglichkeit ihrer Er⸗ füllung. Schließlich mußte ſich Tſchit Singh weigern, erneute Forderungen zu bewilligen. Engliſche Truppen marſchierten und zwangen den Fürſten. Neue Forde⸗ rungen wurden geſtellt. 50 000 Pfund Sterling ſollte der Fürſt bezahlen. Da verfiel Tſchit Singh auf das im Orient übliche Mittel der Beſtechung. Er ſchickte dem Statthalter perſön⸗ lich 20000 Pfund. Dieſer nahm das Geld— und hielt ſeine Forderung aufrecht. a Als Tſchit Singh ſich weigerte, ging Haſtings ſelbſt nach Benares. Die Vollziehung der furchtbarſten Taten übernahm dieſer Mann gewöhnlich in eigener Perſon, denn er konnte niemand finden, der ihm ebenbürtig ge⸗ weſen wäre an Entſchloſſenheit, Härte und Grauſamkeit. Haſtings hielt ſeinen Einzug in Benares, der heili⸗ gen Stadt der Inder. Man ſchätzte ſchon damals ihre Bevölkerung auf 400 000. Es war ein Gewirr von Gaſſen und Straßen, von Wallfahrtsplätzen und heiligen Bauten. An den Balkonen der Häuſer kletterten heiligen Affen herum, an jeder Straßenecke, iſt jedem kel ſtanden die heiligen Bettler, und überall wurden die gleichfalls hei⸗ ligen Rinder herumgeführt. Pilger aus ganz Indien ſtrömten ſtändig in die Stadt, denn ein Bad in den heili⸗ gen Fluten des Ganges ſchaffte Vergebung im irdiſchen und im jenſeitigen Leben. Tſchit Singh bot alles auf, um dem Verderben zu entrinnen. Er legte ſeinen Turban auf die Knie des Statthalters, ein Zeichen des unbedingten Gehorſams bei den Muſelmanen. Vergebens. Haſtings, obwohl nur von einer kleinen Eskorte von 50 Soldaten begleitet, ließ den Fürſten verhaften. Die Nachricht von dieſem Gewaltſtreich ging wie ein Lauffeuer durch die Stadt. Die engen Straßen um den Sitz des Statthalters waren in kurzer, von Zehntau⸗ ſenden von bewaffneten Menſchen angefüut. Dem Fürſten gelang es, in der allgemeinen Verwirrung ſeinen Auf⸗ ſehern zu entkommen. Auch in dieſer kritiſchen Situation verließ den Statt⸗ halter in keiner Minute ſeine Kaltblütigkeit. Er ſchickte einige Boten durch die tobende Volksmenge zu den nächſt erreichbaren engliſchen Truppen. In Eilmärſchen kamen dieſe heran. Die ungeordneten Volkshaufen wurden von den Eng⸗ ländern ſchnell geſchlagen, der Fürſt mußte fliehen. Haſtings ſetzte einen Scheinherrſcher ein, und tatſächlich ging das Fürſtentum Benares in den Beſitz der Oſtindi⸗ ſchen Compagnie über. Haſtings gewährte auch dem Heer einen Teil des Raubes und ermahnte den Befehlshaber, die Frauen des Tſchit Singh nicht ohne Unterſuchung von dannen ziehen zu laſſen, man könnte ſon! um einen Teil der Beute kommen. Die Soldaten verstanden den Wink. Die Erpreſſung der Begums Die Beute von Benares war geringer, als Haſtings erwartet hatte. Ihn drückte alſo weiter die Sorge, für die Compagnie Geld zu beſchaffen. i Auf den Thron des Fürſtentums Audh gelangte zu dieſer Zeit ein neuer Herrſcher. Haſt s ſah dies als eine günſtige Gelegenheit zu einer Erpleſſung an. Der Fürſt zahlte erſt von ſeinen Einkünften. Für die weiter⸗ gehenden Anſprüche des Statthalters hatte er aber einen Vorſchlag, deſſen Unmenſchlichkeit den oberſten engliſchen Beamten nicht davon abhielt, ſich an ihm zu beteiligen. Die Mutter und Großmutter des Fürſten, zwei alte Prinzeſſinnen, Begums genannt, verfügten über einen beträchtlichen Geldſchatz. Der edle Sohn hatte ihnen ſchon einige Millionen erpreßt, ſo daß die beiden alten Frauen bei Haſtings Hilfe geſucht und gefunden hatten. So ſehr vertrauten die beiden alten Frauen dem Schutze des engliſchen Gentleman, daß ſie auf ſein Geheiß hin ſelbſt ihre Heimat verlaſſen hätten und nach Kalkutta gezogen wären. Aber gerade dieſes Vertrauen der Frauen hatte Haſtings in die völlige Kenntnis ihres großen Vermögens geſetzt. Der Sohn und Enkel der Begums und der oberſte Warren Haſtings, von 1773—1785 Generalſtatthalter der Oſtindiſchen Compagnie in Indien. Nach einem Gemälde von G. Stubbs. Aufnahme: Archiv Bruker— M. Statthalter beſchloſſen nun, dieſe 0 beiden Frauen ihres Vermögens zu berauben. Das ausführende Organ bei dieſem Verbrechen ſollte, der junge Fürſt ſelber ſein. abgereiſt, als dem verderbten Fürſten doch Bedenken kamen. Er weigerte ſich, das vereinbarte Verbrechen durchzuführen. Haſtings aber war unerbittlich. Er trieb mit Unge⸗ ſtüm zur Tat. Aber mochte der engliſche Chriſt noch ſo arg drohen,— es half ihm nichts: der indiſche Muſelman wollte den Fluch der Mutter nicht auf ſich laden. Da vollzog Haſtings, der Vertrauensmann der beiden alten Fürſtinnen, den Raub ſelbſt. Die Fürſtinnen wur⸗ den zu Gefangenen gemacht und die Vorſteher ihres Haushaltes, zwei alte Eunuchen, die nach orientaliſcher Sitte ihre ganzen Geſchäfte führten, im Garten des Schloſſes gepeinigt und gefoltert, ſo daß die Fürſtinnen das Schreien und Stöhnen ihrer Diener hören mußten. Begums und Eunuchen waren am Ende gezwungen, alles, was ſie beſaßen, in die Hände des oberſten Statthalters Kaum war jedoch Haſtings zu legen. Es war ein Vermögen von etwa 50 000 Pfund Sterling, aber Haſtings forderte jetzt den doppelten Betrag. Erſt als man ſich überzeugt hatte, daß tatſächlich nichts mehr zu erpreſſen war, wurden die Eunuchen ent⸗ feſſelt und der Freiheit zurückgegeben. Dewi Singh ein Werkzeug des Generalſtatthalters Die Zahl der engliſchen Beamten der Compagnie in Indien war damals— wie auch heute noch— verhält⸗ nismäßig gering. Ihre Bezahlung war dürftig. Dafür hatten ſie, zwar nicht die ausdrückliche, aber ſtillſchwei⸗ gende Erlaubnis, zu rauben und zu plündern, ſo wie es ihnen die großen Herren der Compagnie vormachten. Der einheimiſchen Gehilfen konnten ſie nicht entbehren, denn die Beamten verſtanden weder die Sprache, noch kannten ſie Geſetze und Sitten des Landes genügend. Eine Maſſe indiſchen Geſindels hing ſich nun an die jungen engliſchen Beamten, unter der offen ausgeſprochenen oder ſtillſchwei⸗ genden Bedingung, daß ſie entweder ihren Anteil bei der Zuſammenbringung des Raubes erhalten oder, unter dem Namen der Gebieter, auf eigene Rechnung für ſich ſorgen dürften. Haſtings hatte mehrere ſolcher Leute im Dienſte, unter 1 Singh durch ſeine Greueltaten am bekannte⸗ en iſt. „Der Rentmeiſter und Richter Dewi Singh hat in wenigen Jahren den Kreis Dinadſchpur, in dem auf einem Flächenraum von mehr als 5000 engliſchen Geviertmeilen 900 000 Seelen wohnen, vollkommen zugrunde gerichtet. Wer die willkürlich erhobenen Steuern nicht bezahlen konnte, wurde ins Gefängnis geworfen; ſein ganzes Be⸗ ſitztum wurde unter dem Preiſe verkauft,— und Dewi Singh ließ es durch ſeine Agenten aufkaufen.“ Schauer und Entſetzen ergriff Burke, den parlamen⸗ tariſchen Ankläger Haſtings, als er in einer Rede in der Weſtminſterhalle dieſe furchtbaren Tatſachen ſchilderte. Anklage und Verehrung Die Aktionäre der Oſtindiſchen Compagnie vergötter⸗ ten naturgemäß einen Mann wie Haſtings. Er ſicherte ihnen glänzende Dividenden, ſeine Arbeit vermehrte ihren Reichtum, ließ den Kurs ihrer Aktien in die Höhe klettern. Aber diejenigen, die an dem Raube keinen Anteil hatten, und eine Reihe von Parlamentarier, denen es um die ſo viel geprieſenen Grundſätze der engliſchen Politik, wie Menſchlichkeit und Chriſtentum, tatſächlich ernſt war, erhoben gegen Haſtings die furchtbarſten Anklagen. (Fortſetzung folgt.) ſuft de MIisgus maske helden Autsvullem der N55 ——U——— 5 engli olg ö on run fell über 10 fi cheid 1 1 annt 8 ſchen keine. olan amel bogen Afge Grun ten b Ange eines wend und