üh . Ib — 1 11 o Nr. 126 Neckar ⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 1. Juni 1938 — Schach den Störenfrieden! D. Man hat in gewiſſen deutſchfeindlichen Aus⸗ lättern in den letzten Wochen wiederholt leſen kön⸗ nen, daß der europäiſche Friede ernſtlich bedrohl ſei. Wir in Deutſchland haben von einer ſolchen Friedens⸗ bedrohung allerdings nichts gemerkt, obwohl das unbedingt hätte der Fall ſein müſſen, denn wir ſelber ſollten ja nach der Behauptung der erwähnten Auslandskreiſe die Stö⸗ renfriede ſein. Stattdeſſen aber lag und liegt das Land im tiefſten Frieden. Wir bauen unſere Städte weiter aus und verſchönern ſie, wir ſonieren ungeſunde und unwürdige Wohnungsviertel, wir bauen Theater und bauen Reichs⸗ autobahnen, wir machen große Ausſtellungen wie beiſpiels⸗ weiſe die Handwerksausſtellung in Berlin, wir bauen eine große Volkswagenfabrik, veranſtalten Reiſen für die werk⸗ kätig Schaffenden uſw. uſw. Dutzende von ſolchen Aufbau⸗ werken könnte man noch anführen, die durchweg Friedens⸗ werke ſind, Friedenswerke, die einfach ſinnlos wären, wenn wir irgendwie darauf ausgingen, einen Krieg zu provozieren. Wie oft hat der Führer und Reichskanzler in feierlicher Form vor aller Welt erklärt, daß das Ziel ſeiner Politik die Erhaltung eines auf Ehre und Gleich⸗ berechtigung gegründeten Friedens iſt. Und die Welt kann tagtäglich ſehen, daß alle ſeine politiſchen Taten auf dieſes Ziel gerichtet ſind: der politiſche, moraliſche, wirtſchaftliche und kulturelle Neuaufbau der Nation iſt überhaupt nur möglich in einem friedlichen Reich. Die Schaffung der neuen deutſchen Wehrmacht dient nur dem Ziel— darauf hat Reichsminiſter Dr. Goebbels erſt am vergangenen Sonntag in ſeiner bemerkenswerten Deſſauer Rede hinge⸗ wieſen— dieſen Frieden zu ſichern. denn man kann wahr⸗ haftig auf pazifiſtiſche Redensarten keinen Frieden auf⸗ bauen— es bedarf dazu realerer Garantien. Wir haben das am eigenen Leibe verſpürt, als die Franzoſen im an⸗ geblich tiefſten Frieden in das Ruhrgebiet einmarſchiert ſind. Sie konnten es nur wagen, weil Deutſchland damals wehrlos war. Niemand zweifelt heute daran, daß unſere Wehrmacht die beſte reale Friedensgarantie iſt. Wenn es alſo in Europa Störenfriede gibt— und lei⸗ der iſt das der Fall!—, dann ſitzen ſie beſtimmt nicht an den verantwortlichen Stellen des Reiches, ſondern ganz anderswo. Wir ſehen ſie zurzeit vor allem in Prag an der Arbeit. Es iſt die tſchechoſlowakiſche Regierung gewe⸗ ſen, die ohne jeden äußeren Anlaß einen erheblichen Teil der Armee mobiliſiert hat und damit nicht nur in der Tſche⸗ choſlowakei ſelber, ſondern in ganz Europa Unruhe geſtif⸗ tet hat. Die mobiliſierten Truppen üben nun ſchon ſeit Wo⸗ chen einen unerhörten Druck auf die dreieinhalb Millionen Deutſchen aus, die in der Tſchechoſlowakei wohnen. Und einige beſonders fanatiſierte Elemente unter den tſchechi⸗ ſchen Truppen haben ſich ſchwerſte Grenzübergriffe gegen⸗ über Deutſchland zuſchulden kommen laſſen, Grenzüber⸗ griffe, die ein außerordentlich gefährliches Spiel mit dem Feuer bedeuteten. Wenn dieſes Feuer nicht hell aufloderte, 1 iſt das nur der ruhigen und beſonnenen Haltung der eichsregierung zu danken. Ebenſo wie es nur auf die Diſziplin der Sudetendeutſchen zurückzuführen iſt, daß der Terror der tſchechiſchen Soldateska nicht zu ernſteſten Kom⸗ plikationen geführt hat. Obwohl ſich die Sudetendeutſchen geradezu muſterhaft diſzipliniert benahmen und benehmen und obwohl das Reich die militäriſchen Maßnahmen Prags nicht mit eben⸗ ſolchen beantwortete, hat die tſchechoſlowakiſche Regierung die Mobiliſierung noch nicht aufgehoben. Selbſt ein no⸗ toriſch deutſchfeindlich eingeſtellter Journaliſt wie der Fran⸗ zoſe Jules Sauerwein berichtet in dem Pariſer Blatt „Paris Soir“ auf Grund eigener Anſchauung, daß die Ge⸗ biete jenſeits der deutſch⸗ſchechoſlowakiſchen Grenze ſich in vollem Kriegszuſtand befinden. Sauerwein hat ſelber geſehen, daß alle Landſtraßen durch Bäume und Barrika⸗ den geſperrt, daß Unterſtände, Maſchinengewehrneſter und Geſchützſtände errichtet ſind, daß tſchechiſche Offiziere mit Ferngläſern den Horizont abſuchten— wonach eigentlich? —, daß man Brücken unterminiert und viele ſonſtigen mi⸗ litäriſchen Maßnahmen getroffen hat. Sauerwein berechnet die Ausgaben für dieſe Mobiliſierung mit 700 Millionen Kronen und meint wohl mit Recht, daß die Mobiliſierung, wenn ſie den ganzen Sommer andauerf, die deutſch⸗böhmi⸗ ſchen Badeorte Karlsbad und Marienbad völlig ruinieren wird und daß im ſudetendeutſchen Gebiet ſtatt der drin⸗ gend notwendigen Beruhigung eine Wirtſchaftskriſe aus⸗ elöſt werde. Ganz abgeſehen von der Gefahr der Zwiſchen⸗ fülle die zwiſchen den tſchechiſchen Soldaten und der ſude⸗ dendeutſchen Bevölkerung ſchließlich entſtehen müßten. Sauerwein frägt ſchließlich:„Wie lange wird dieſe Mobili⸗ ſierung noch andauern?“ „Wie lange wird dieſe Mobiliſierung noch andauern?“— ſo ſollten endlich auch die ver⸗ antwortlichen Kreiſe in Paris und London fragen, die ſich nicht nur gerne als die Hüter des europäiſchen Friedens aufſpielen ſondern auch aute Freunde der tſche⸗ choflowakiſchen Regierung ſind. Ein ſehr bekannter, fehr angeſehener und ſehr einflußreicher engliſcher Publiziſt, Garvin, hat die wirklichen Zuſammenhänge bereits klar erkannt und in dem Londoner Blatt„Obſerver“ darauf hingewieſen, daß es an der Zeit ſei, Prag zur Ordnung zu rufen ſtatt ihm weiter den Rücken zu ſtärken. Denn, ſo ſagt Garvin weiter, der europäiſche. Friede ſei nur dürch Prag gefährdet. Dieſer Engländer iſt, weil er die Wahrheit geſucht hat, zu genau dem gleichen Stand⸗ punkt gekommen, wie Reichsminiſter Dr. Goebbels in ſei⸗ ner ſchon vorhin erwähnten Deſſauer Rede ebenfalls ein⸗ genommen hat. Das iſt kein Zufall, denn wer die Dinge Unvoreingenommen ſo ſieht, wie ſie wirklich liegen, kann zu gar keiner anderen Auffaſſung gelangen. Wenn der europäiſche Friede tatſächlich gefährdet iſt, ſo nur durch die Maßnahmen der tſchechoſlowakiſchen Regierung, die ihr Heer mobiliſiert, und die trotz des geradezu überwältigen⸗ den Bekenntniſſes der ſudetendeutſchen Bevölkerung zu der Politik Konrad Henleins, dieſen dreieinhalb Millionen deutſchen Menſchen immer noch ihre Naturrechte vorent⸗ hält.„Wie ſollen die Sudetendeutſchen Disziplin halten, bei derartigen Maßnahmen, welche natürlicherweiſe für ſie nichts anderes als in höchſtem Grade kränkend und belä⸗ ſtigend ſind?“— frägt ein anderer neutraler Beobachter, nämlich der Berichterſtatter eines norwegiſchen Blattes, der Deutſch⸗Böhmen bereiſt hat und der in ſeinem Bericht auch darauf hinweiſt, daß man ſich eigentlich kaum eines Lächelns erwehren könne über das Erſtaunen, das auf den Geſichtern der tſchechoflowakiſchen Soldaten darüber zum Ausdruck kommt, ſich keinem Feinde gegenüber zu befinden, mit dem ſie ſich ſchlagen können. ren! Wenn man in Paris und London wirklich den euro⸗ palſchen Frieden erhalten will, iſt es jetzt höchſte Zeit, der Prager Regierung einmal gehörig die Meinung zu ſagen und damit den Störenfrieden Schach zu bieten. Es könnte der Erhaltung des Friedens ferner nur dienlich ein, wenn man in Paris und London endlich einmal die Gefährlichkeit des Treibens der Moskowiter einſehen würde, die nicht nur in Prag hetzen, ſondern die neuer⸗ dings ſogar in einem ſo ruhigen und friedlichen Land wie Holland ein Bombenattentat organiſiert haben. Und ſchließ⸗ lich wäre dem Frieden ebenfalls ein großer Dienſt erwie⸗ ſen, wenn die Weſtmächte dafür ſorgten, daß es nicht mehr zu journaliſtiſchen Giftmiſchereien kommt, wie ſie beiſpiels⸗ weiſe neuerdings wieder durch einen gewiſſenloſen eng⸗ liſchen„Journaliſten“ verübt worden ſind, der ein voll⸗ ſtändig erlogenes Interview mit dem Führer veröffentlicht hat. Gegen dieſe Dinge Front zu machen, müßten alle wahren Friedensfreunde als ihre Pflicht anſehen, wenn Europa endlich zur Ruhe kommen ſoll! ö Ungariſche Schmiedekunſt. Aus der„Internationalen Länderſchau“ auf der Berliner Handwerksausſtellung. Befähigungs nachweis im Handwerk wirkt bereinigend. Der große Befähigungsnachweis im Handwerk, der vor 3 Jahren eingeführt wurde, verlangt fachliche und ſchöpferiſche Beſtleiſtung und trägt zu einer verſtärkten Ausleſe im deutſchen Handwerk bei. Eine beſondere Maß⸗ nahme zur Sicherung des Leiſtungsprinzips ergibt ſich aus der Neuordnnug des Meiſterprüfungsweſens. Wir haben etwa 131 handwerkliche Berufe. Fachliche Vorſchriften ſind bislang 102 fertiggeſtellt, von denen 92 die Zuſtimmung des Reichswirtſchaftsminiſters gefunden haben. Um all⸗ gemeine Härten zu vermeiden, ſind Uebergangsvorſchriften erlaſſen worden, die beſagen, daß natürliche Perſonen, die nach dem 31. Dezember 1931 in die Handwerksrolle ein⸗ getragen ſind und keine Meiſterprüfung abgelegt haben, eingetragen bleiben, ſofern ſie vor dem 1. Januar 1900 geboren ſind oder bis zum 31. Dezember 1939 die Meiſterprüfung beſtanden haben. Wie ſich die Einführung des Befähigungsnachweiſes auf die Beſtandsbewegung des Handwerks auswirkte, erkennt man daraus, daß bis zum 1. Oktober 1937 insgeſamt 74335 Betriebe abgegangen ſind. Damit wird einerſeits eine beſſere Sicherung des Lebensraumes der einzelnen Handwerksbetriebe gegeben, andererſeits kommt eine Abwanderung von Handwerkern in Facharbeiterſtellen wiederum der Induſtrie und dem Bau⸗ gewerbe zugute. NRundfunk⸗ Programme Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Rummern: 5.45 Morgenlied, Zeit, Wetter, landwirtſchaftliche Notie⸗ rungen, Gymnaſtik, 6.15 Wiederholung der zweiten Abend⸗ nachrichten; 6.30 Frühkonzert(7—7.10 Nachrichten); 8 Waſ⸗ ſerſta neldungen. Wetter, Marktberichte, Gymnaſtik; 8.30 Morgenmuſik, 9.30 Sendepauſe; 11.30 Volksmuſik; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Wetter, Nachrichten; 13.15 Mit⸗ lagskonzert; 14 Konzert bezw. Schallplattenkonzert; 15 Sendepauſe; 16 Nachrichten, Neues vom Tage; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtkonzert. Donnerskag, 2. Juni: 10 Volksliedſingen; 10.30 Sendepauſe; 18 Junge Mann⸗ ſchaft am Werk; 19.15 Schöne Stimmen; 20 Singendes, i Frankfurt; 22.30 Volks. und Unterhaltungs⸗ muſik. Freitag, 3. Juni: „10 Beim Waldhofbauern; 10.30 Breslau ruft; 10,45 Sendepauſe; 18 Volksmuſik; 19.15 Von Roſemarie bis Senorita, Funkpotpourri; 19.45 Durch die Wälder, durch die Auen, Almanach für Jäger und Naturfreunde; 20.45 Die großen deutſchen Meiſter; 22.20 Neue Ergebniſſe der Hormonforſchung; 22.30 Unterhaltungs- und Tanzmuſik. Samskag, 4. Juni: 15 Quer durch den Plattenſchrank; 18 Tonbericht der Woche; 19.15 Wer tanzt mit?, Schallplatten; 20 Setz' auf mei grüans Hütle und drauf Rosmarin. 22.15 Reichs⸗ modellwettbewerb in der Rhön; 22.30 Unterhaltungs⸗ und Tanzmuſik. N Fußball⸗Weltmeiſterſchafl Zum dritten Male.— Deutſchland— Schweiz als Auflkakt. Ikalien iſt Titelverteidiger. Frankreich führt in den Tagen vom 4. bis 19. Juni im Auftrag des Fußball⸗Weltverbandes(FIFA) die 3. Fuß⸗ ball⸗Weltmeiſterſchaft durch. Von den 35 Ländern, die zu dieſem Wettbewerb gemeldet hatten, erwarben ſich 15 die Teilnahmeberechtigung an den Endrundenſpielen auf fran⸗ zöſiſchem Boden, darunter auch Deutſchland, das am kom⸗ menden Samstag, 4. Juni, in Paris mit dem Treffen ge⸗ gen die Schweiz das Turnier eröffnet. Die internationale Dachorganiſation des Fußballſports iſt die Fédération Internationale de Football Aſſociation (FIFA) der weit über 50 National⸗Verbände angeſchloſſen find. Die britiſchen Länder gehören nicht der FJ A an, aber der Fußball-Weltverband duldet ſtillſchweigend den Spielverkehr mit Groß⸗Britannien, zumal begründete Hoff⸗ nungen beſtehen, daß man auch im„Mutterland des Sports“ in abſehbarer Zeit den Weg zur FF A findet. Schon verhältnismäßig früh gab es das erſte grö⸗ ßere Fußball⸗Weltturnier, und zwar im Jahre 1908 bei den Olympiſchen Spielen in London. Fünf Län⸗ der waren beteiligt und Turnierſieger wurde England, das im Schlußkampf gegen Dänemark mit 2:0 gewann. Es folgten fünf weitere Olympia⸗Fußballturniere, aus denen nacheinander England(1912 in Stockholm), Belgien(1920 in Antwerpen), Uruguay(1924 in Paris), noch einmal Uru⸗ guay(1928 in Amſterdam) und Italien(1936 in Berlin) als Sieger hervorgingen. Die Olympiaſieger im Fußball wurden zwar inoffiziell als Weltmeiſter bezeichnet, aber die reale Unterlage fehlte dieſer Bezeichnung, da ja nur Amateurmannſchaften an den Olympia⸗Turnieren teilneh⸗ men konnten und die Länder, bei denen der Profeſſionalis⸗ mus Eingang gefunden hatte, ausgeſchloſſen waren. Die Meinun ben dene en mit dem Internationalen Olym⸗ piſchen Komitee waren es auch, die den Fußball⸗Weltver⸗ band veranlaßten, einen allen Spielern und Ländern offe⸗ nen Wettbewerb 1 So kam es im Jahre 1930 ur 1. Fußball⸗Weltmeiſterſchaft, mit deren ert g der zweimalige Olympiaſieger Uruguay be⸗ traut wurde. Die Südamerikaner richteten das Turnier in den Tagen vom 13. bis 30. Juli 1930 in Montevideo aus und der Veranſtalter ſicherte ſich durch einen 4:2⸗Sieg über Argentinien auch den erſten offiziellen Weltmeiſtertitel. Aus verſchiedenen Gründen ſehlten bei dieſem erſten Welt⸗Tur⸗ nier die beſten europäiſchen Mannſchaften. Nur Frankreich, Belgien und Jugoſlawien vertraten die„alte Welt“, und wenn ſich dieſe Länder 12 nicht ſchlecht ſchlugen, ſo konn⸗ ten ſie ſich doch 55 die ſüdamerikaniſche Klaſſe nicht zur Geltung bringen. Uruguay war verärgert, daß man ſeiner Einladung in Europa ſo wenig Beachtung geſchenkt hatte und ſo verteidigte der Weltmeiſter ſeinen Titel nicht, als die FIA und Italien zur 2. Weltmeiſterſchaft 1934 nach Italien einluden. Mit Ausnahme von England und Uruguay kämpften die 16 beſten Länder der Welt in den Tagen vom 24. Mai bis 10. Juni auf italieniſchem Bo⸗ den um den begehrten Titel, der ſchließlich nach erbitterten Kämpfen dem Gaſtgeber Italien zufiel. Italien ſchlug im Endſpiel die Tſchechoſlowakei, die vorher Deutſchland den Eintritt in die Schlußrunde verwehrt hatte, mit 2:1 und konnte aus den Händen des Duce den Sieger⸗ preis entgegennehmen. Deutſchland erreichte 0 Siegen über Belgien(5:2), Schweden(2:1) und Heſterrei Nun in Parts Nach Montevideo und Rom folgt Paris. Frankreich lud zur 3. Fußball⸗Weltmeiſterſchaft ein, und dieſem Ruf ſind nicht weniger als 35 Nationen gefolgt. Ein überwälti⸗ gendes Meldeergebnis, das die Bedeutung dieſes weltum⸗ ſpannenden Turniers in bezeichnender Weiſe unterſtreicht. Natürlich war es nicht möglich, alle 35 Mannſchaften auf franzöſiſchem Boden ſpielen zu laſſen. Italien als Titelver⸗ teidiger und Frankreich als Veranſtalter wurden ohne wei⸗ teres zu den Vorrundenſpielen in Frankreich, die von 16 Ländern beſtritten werden ſollten, zugelaſſen, die übrigen Nationen mußten ſich in 12 Gruppen Ausſcheidungskämp⸗ fen unterziehen und die Fahrkarte nach Frankreich erſt er⸗ werben. Von 16 Ländern ſchied Oeſterreich durch die Wie⸗ ververeinigung mit Deutſchland aus und ſomit beträgt die endgültige Teilnehmerzahl 15, und der ausgeloſte Gegner Oeſterreich, Schweden, kommt in den Genuß des Freiloſes in dar Norruede Oeutſchſand gegen Schweiz Nun ſtehen die Großkämpfe der 3. Fußball⸗Weltmeiſter⸗ ſchaft dicht bevor. Von den ſieben Vorrundenſpielen ſteigen ſechs am Pfingſtſonntag, während der uns am meiſten intereſſierende Kampf zwiſchen Deutſchland und der Schweiz ſchon am Samstag ausgetragen wird. Der Vor⸗ runden⸗Spielplan lautet wie folgt: in Paris: Deutſchland— Schweiz, in Paris: Frankreich— Belgien, in Marſeille: Italien— Norwegen, in Straßburg: Braſilien— Polen, in Le Haore: Tſchechoſlowakei— Holland, in Toulouſe: Rumänien— Cuba, in Reims: Ungarn— Niederländiſch⸗Indien. Die große deutſche Fußball⸗Gemeinde ſieht mit einigem Bangen dem Auftreten unſerer Elf in dieſem Weltturnier entgegen. Ja, wäre die Weltmeiſterſchaft ein Jahr früher vom Stapel gelaſſen worden, als wir eine Mannſchaft höch⸗ ſter Klaſſe hatten, die in einem Dutzend Kämpfen ungeſchla⸗ en blieb und durch ihre Erfolge die Fußballwelt in Er⸗ f verſetzte! Dieſe großartgie Mannſchaft hat in die⸗ em Jahre bei den verſchiedenen Kämpfen, die als Vorbe⸗ reitung und Generalprobe zur e gedacht wa⸗ ren, an ihre Vorjahrsform leider nicht anknüpfen können, und verſchiedene Spieler mußten zwangsläufig in die„zweite Reihe“ verſetzt werden. Trotzdem: es iſt kein Platz für Peſ⸗ ſimismus. Unſer Weltmeiſterſchafts-Aufgebot, das aus ins⸗ geſamt 22 Spielern beſteht, hat als ſehr ſtark zu gelten und man darf ſich von der Mitwirkung der beſten Wiener Spie⸗ ler ſehr viel verſprechen. An Spielerperſönlichkeiten, an gu⸗ ten Einzelſpielern, fehlt es uns nicht. Es fragt ſich nur, ob die guten Spieler auch eine gute Mannſchaft bilden und mit einer ſo geſchloſſenen Leiſtung aufwarten, wie es bei die⸗ ſem Weltturnier notwendig 115 wenn man ſiegen will. Deutſchland gilt heute im Treffen gegen die Schweiz keines⸗ wegs als Favorit, denn die Eidgenoſſen 1 ja jene engliſche Elf, der wir mit 3:6 unterlagen, mit 2:1. Daß der Kampf gegen die Eidgenoſſen am Sams ⸗ tag abend im Pariſer Prinzenpark⸗Stadion ein ſehr, ſehr ſchwerer ſein wird, unterliegt keinem Zweifel. Die Schweizer haben nach dem Erfolg über England an Selbſt⸗ vertrauen gewonnen und ſie 10 gegen Deutſchland mit einer ähnlich guten Leiſtung aufzuwarten wie gegen die Briten. Ob ihnen das gelingt, bleibt abzuwarten. Deutſch⸗ land iſt gewarnt und unſere Spieler werden es am kämp⸗ feriſchen Einſatz nicht fehlen 10 0 Wir glauben nicht, daß ö Samstag a 3 ö i ö inge lachen, wenn 3:2) und nach der 1:3⸗Niederlage gegen die Tſchechoſlo⸗ wir unſere Weltmeiſterſchaftshoffnungen ſchon am San ſie 1 5 e ee e wä⸗ 19 einen böchſt ehrenvollen dritten Platz. im Prinzenpark begraben müſſen! 8 ———— x vd ————ñ———. e——— D——— ä————— Geliſames Auſtralien Durſt in der Abendſtunde nicht zu ſtillen.— Gebratenes Fleiſch bei brütender Hitze. Auſtralien iſt ein großes Land mit wenig Ein⸗ wohnern. Man gab ihm den Namen des ſeltſamſten Erdteils. Aber nicht nur die Natur dieſes Landes iſt ſeltſam, auch im Alltagsleben häufen ſich die Kurioſa, aus denen wir einige herausgreifen. Es iſt elne Legende, zu behaupten, alle Auſtralier ſeien ſonnenverbrannte Schafhändler und hätten alle den glei⸗ chen Akzent, den kein Ausländer richtig verſteht. Der Auſtralier iſt je nach der Gegend, aus der er ſtammt, unterſchiedlich in ſeiner Sprache und in ſeiner Sitte— ſo unterſchiedlich etwa wie der Norddeutſche und der Süd⸗ deutſche, der Mann in Südengland und der Schotte aus dem Norden des Inſelreiches. Aber der Auſtralier iſt konſervativ. Seine Ahnen haben das Land mit zuſammengebundenen Hoſen, hochgekrem— pelten Aermeln und breiten Hüten erobert. Noch heute ſieht man in Brisbane den ganzen Sommer hindurch die Einwohner im Laufe des Tages in blauen Arbeitsanzü⸗ gen und mit Filzhüten herumlaufen. Der Höhepunkt der Eleganz iſt der„Promenadenanzug“. Die Tropenkleidung, die etwa der Temperatur entſprechen würde, trägt man nicht. Wenn ein Auſtralier auf Reiſen iſt, dann zieht er zwar beſſere Kleidungsſtücke an; aber wenn er nach Hauſe kommt— wirft er ſich in ſeinen alten Anzug. Und wenn jemand in Auſtralien etwa„weiß“ herumläuft, dann fragt man ihn, weshalb er denn ſeinen„Eishändleranzug“ angezogen habe.. Wie überall auf der Erde ſpielt natürlich auch in Auſtralien die Ernährung eine wichtige Rolle. Es iſt ſelbſt⸗ verſtändlich, daß man auch bei brütender Hitze ein Feſt⸗ eſſen mit gebratenem Fleiſch herſtellt und die üblichen Truthähne zu Weihnachten ißt. Aber ſonſt iſt es für einen Ausländer nicht ganz leicht, in einem durchſchnittlichen auſtraliſchen Reſtaurant etwas zu eſſen zu bekommen— vor allem, wenn er mehr haben will als kaltes Hammel⸗ fleiſch und ein wenig Salat. Vergeblich ſucht man in Auſtralien nach einem Kell⸗ ner, der den Gaſt mit übertriebener Höflichkeit behandelt. Der Kellner bekommt ſein feſtes Gehalt und rechnet eigent⸗ lich nicht mit Trinkgeldern. Infolgedeſſen betrachtet er ſich und den Gaſt als zwei gleichgeſtellte Perſonen, von denen der eine augenblicklich arbeitet. Auſtralien iſt unmöglich für jene Männer, die etwa an ſtarkem Durſt in den Abendſtunden leiden. Der erſtaunte Touriſt findet in den drei größten Staaten Auſtraliens nach 6 Uhr abends kein Lokal mehr, wo er einen mehr oder weniger alkoholiſchen Drink bekommen kann. Und ſelbſt wenn Getränke zum Abendeſſen erlaubt ſind, dann räumt man um Punkt 8 Uhr auch vom Speiſe⸗ tiſch die Getränke ab. In keinem Theater, nicht einmal in einem Nachtklub, iſt Alkohol nach 6 Uhr bzw. 8 Uhr abends erhältlich. Natürlich kann ſich jemand mit Getränken verſehen und allein im Hotel ſeinen Durſt ſtillen. Aber er darf z. B. keinen Freund dazu einladen. Und wenn er eine gute Flaſche mit in einen Nachtklub nimmt, dann ſetzt ſich der Inhaber der Gefahr aus, ſchwer beſtraft zu werden. Man iſt eben in bezug auf die ſtarken Getränke heute ſehr zahm geworden. Nichts erinnert mehr an jene Tage, da man in Auſtralien zu jeder Tages⸗ und Nachtzeit den ſtärkſten Alkohol durch die Kehle jagte. Wenn man von den größten auſtraliſchen Städten abſieht, dann läßt ſich wohl ſagen, daß das Hotelweſen noch ſehr im Rückſtand iſt. Vergebens wird man auch nach einer richtigen Hotelbedienung Ausſchau halten. Aber es gibt einige nicht unangenehme Kurioſa im auſtraliſchen Hotel: Jeder Gaſt hat Anrecht auf ſo viele Bäder, wie er wünſcht. Wenn aher jemand verlangen würde, daß ein Hotelangeſtellter ihm das Bad herrichtet, dann würde man ihn etwa ſo erſtaunt anſehen, als wenn in Zentraleuropa jemand von einer japaniſchen Geiſha gewaſchen werden wollte.. In Auſtralien bekommt man übrigens im Hotel und auch in den einfachſten Speiſehäuſern Brot, Butter, Tee und Kaffee als ſelbſtverſtändliche Zugaben zu den beſtell⸗ ten Speiſen. Deshalb werden die Auſtralier in Europa Der del gg „Willſt du damit ſagen, daß du ihm heute keinen Korb mehr geben würdeſt?“ „Doch... heute erſt recht!“ ſagte ſie trotzig. * Einige Tage ſpäter wurde Udo Wendt plötzlich durch den Beſuch eines Klubkameraden überraſcht. Doktor Jochen Coellen, ein begeiſterter Fußballfreund und Junggeſelle, dazu ſehr vermögend, beſuchte ihn. Coellen war 42 Jahre alt, aber wer ihn in ſeiner ſportlichen Schlankheit ſah, mit dem blonden Haar und den blauen Augen, die immer lachten, der ſchätzte ihn kaum auf 30 Jahre. Auch die ſeeliſche Verfaſſung dieſes Mannes war die eines Dreißigjährigen. Doktor Coellen hatte eine kleine Nordlandreiſe hin⸗ ter ſich und kam nun gerade recht, um am kommenden Sonntag dem Länderkampf gegen Deutſchland beizu⸗ wohnen. Zu ſeinem großen Erſtaunen erfuhr er, daß Udo Wendt als Rechtsaußen eingeſetzt war und beglück⸗ wünſchte ihn herzlich dazu. „Ich freue mich auch, Jochen,“ gab Wendt zu,„es iſt doch mal etwas anderes, den elf beſten Spielern einer aufſtrebenden Fußballnation, wie den Norwegern, ge⸗ genüber zu ſtehen.“ 5 „Jawohl, mein Junge, und dabei haſt du den ſchwer⸗ ſten Poſten, denn du haſt den norwegiſchen Verteidiger Sorrendſen gegen dich. Ich weiß genau, daß ſich die engliſche Fußballiga außerordentlich um ihn bemüht. Da wirſt du nichts zu lachen haben. Es iſt nicht leicht, gegen dieſen Mann zu kämpfen.“ Unbekümmert entgegnete Udo: „Willſt du mir bange machen, lieber Doktor? Du weißt, es iſt meine Stärke, in jedes Spiel unbefangen hineinzugehen, und ſich nach dem engliſchen Stand⸗ punkt zu richten. Ganz gleich, ob wir verlieren oder ge⸗ auch immer ſo böſe, wenn man ihnen dieſe Dinge beſon⸗ ders berechnet. Aber wenn man von dieſen Seltſamkeiten abſieht, wenn man in der gewaltigen auſtraliſchen Einſamkeit untertaucht, dann lernt man die guten Seiten des Auſtraliers kennen, ſeine unerſchöpfliche Gaſtfreundſchaft und ſeine Hilfsbereitſchaft, die keine Grenzen kennt. Die Sonne ſprach das letzte Wort Teufliſcher Mordplan in der Mojave⸗Wüſte. Durch den Omnibus ⸗Dienſt, der in jeder Woche ein— mal durch die Mojave-Wüſte geht und ſo die einſamen Siedlungen miteinander verbindet, hat die Außenwel' Nachricht von einer merkwürdigen Mordtat erhalten, in der die Sonne„das letzte Wort“ ſprach. Das Opfer der ſeltſamen Tat, die zu ihrer Aufklärung keine polizeiliche Unterſuchung mehr benötigt, wurde ein alter Siedler, Sam Andrews, der in jenem entlegenen Winkel der Erde nach Gold ſuchte. Wohl noch nie hat die Polizei in ſo eindeutiger Form in der Sonne einen Helfer und einen Richter gefunden, wie in jener myſteriöſen Affäre in der Mojave⸗Wüſte, über die die folgenden Einzelheiten gemel— det werden können. Vor ein paar Wochen hatte Sam Andrews 1000 Meter von ſeiner Hütte entfernt einen jungen Amerikaner, Pete Flack, verhungert, faſt verdurſtet, vollkommen erſchöpft aufgefunden. Sam, der in den letzten Jahren ſtark gealtert war, trug ſich mit dem Gedanken, Pete zu ſeinem Teilhaber und zum Mitwiſſer ſeiner Goldmine zu machen. Aber Flack war ein undankbarer Menſch. Als ihm Sam Andrews eines Abends erzählte, daß er einen größe— ren Goldvorrat unter dem Boden ſeiner Hütte vergraben habe, beſchloß Flack ſofort, dieſen Schatz zu rauben und mit dem nächſten Winter⸗Omnibus aus der Mojave-Wüſte zu entfliehen. Wenn ihm dieſer Streich glückte, dann konnte Sam Andrews erſt in früheſtens acht Tagen den Diebſtahl anmelden. Pete Flack rechnete alſo mit einem großen Vorſprung. Am Morgen jenes Tages, an dem der Wüſten⸗ Omnibus eintreffen mußte, hatte Sam Andrews außer⸗ halb der Hütte zu tun. Flack machte ſich daran, nach dem Gold zu ſuchen. Er riß den Boden auf, er ſpürte bis zu einem Meter Tiefe dem Gold nach. Endlich hatte er den Schatz gefunden. Doch in dieſem Augenblick rief ihn die harte Stimme des Sam Andrews von der Tür aus an. Als Flack herum⸗ fuhr, erblickte er in der Hand des alten Sam eine Piſtole, die auf ihn gerichtet war. Ein Ringkampf entſpann ſich. Flack war ein kräftiger Burſche. Sam Andrews blieb tot, erwürgt, am Platze. Während aber Flack ſeine Beute haſtig zuſammenpackte, wurde er bei dieſer Arbeit durch einen Miſchling mit Namen Joe geſtört, der offenbar mit dem gleichen Omnibus abfahren wollte. Flack mußte annehmen, daß Joe einen Teil der Vorgänge in der Hütte belauſcht hatte. Wie konnte er dieſen Mitwiſſer unſchädlich machen? Flack nahm eine Handvoll Gold und bot ſie dem Miſchling Joe an. Er verlangte von ihm nur, daß er um dieſen Preis den Mund halte, zu niemanden darüber ſpreche und ihn mit einem Strick an einen Pfoſten an der Tür feſtbinde. Er wollte alſo einen Ueberfall vortäuſchen. Joe nahm einige Streifen friſcher Ochſenhaut und band mit dieſem Leder Flack an den Pfahl. Die Arbeit war ſchnell getan. Joe trat ein paar Schritte zurück, um ſein Werk zu bewundern. Damit hatte Flack auch gerechnet. Schließlich hatte er trotz der Feſſelung, die um die Beine, um die Arme und um die Kehle ging, noch eine Hand frei Mit dieſer Hand ergriff er ſeine Piſtole und jagte dem Miſchling eine Kugel in den Kopf. Auf dieſe Weiſe hatte er ein reſtloſes Alibi beſchafft.— Er hatte die Abſicht, den Behörden zu erklären, daß er zuſammen mit dem alten Sam Andrews überfallen worden ſei, aber dann in letzter Minute den Täter, jenen Miſchling Joe, habe abſchießen können. Doch die Feſſeln, die der Miſchling angelegt hatte, ſaßen eiſern feſt. Flack konnte ſich nicht rühren. Er mußte abwarten, bis gegen Abend der Omnibus vorüberkam. Die Sonne ſtieg höher und brannte auf ihn hernieder. Jene Lederſtreifen aus friſcher Ochſenhaut wurden unter dem Einfluß der Sonne enger und immer feſter. Vor allem der Lederſtreiſen, der üm den Hals herum führte nahm ihm nun ſchon beinahe den Atem. 5 Eine Stunde ſpäter war Pete Flack durch den Leder⸗ riemen um den Hals unter dem Einfluß der Sonnenhitze erwürgt worden. Er hatte die Strafe für ſeine Untaf ohne einen Richter, ohne einen Sheriff erhalten. 8 Die genauen Einzelheiten jener Vorgänge erfuhr man aus dem Munde des Miſchlings, der durch jenen Schuß nicht getötet worden war, ſondern noch bis zum nächſten Morgen lebte und den Inſaſſen des Omnibus genaue Mit⸗ teilung über das gab, was ſich an jenem unheilvollen Tage in der Mojave-Wüſte abgeſpielt hatte. Vermiſchtes Kettenläden, eine alte Geſchichte. Der amerikaniſche Profeſſor Nolen von der Ohio⸗Staatsuniverſität will nach langpoierigen Forſchungen in China und in Italien er mittelt haben, daß das Syſtem der Kettenläden ſchon im Jahre 200 v. Chr. in China im Gebrauch war. Chineſiſch⸗ Kaufleute betrieben, auf den ganzen Orient verteilt Zweiggeſchäfte. In Pompeji zeigte ſich, wie es heißt, daf dort gewiſſe Unternehmer bis zu 100 und mehr Filial zeſchäfte in einer einzigen Stadt betrieben. 1938 ein Unglücksſahr der Vogelwelt Nach den aus verſchiedenen Teilen des Reiches vorlie⸗ genden Nachrichten läßt ſich erſehen, daß 1938 ein Kataſtro⸗ phenjahr in der Vogelwelt iſt. Die Zahl der aus den Winter- quartieren zurückgekehrten Zugvögel hat ſich ſehr ſtark ge⸗ lichtet. Offenbar ſind viele Millionen von Zugvögeln durch die anormale Frühjahrswitterung in den Schneeſtürmen der Alpen und anderwärts und auch aus Futtermangel umge⸗ kommen. Am ſchlechteſten ſind die Zugvögel weggekommen, die pünktlich ſein wollten. Zahlreiche Zugvögel ſind in die⸗ ſem Jahr nicht nur in geringerer Zahl, ſondern auch ver⸗ ſpätet zurückgekehrt, ſo der Kuckuck, der Mauerſegler und die Hausſchwalbe. Die Nachtigall fehlt immer noch in den mei⸗ ſten Teilen des Reiches. Sie iſt mit mehr als drei Wochen überfällig. Wenn ſie in den nächſten vierzehn Tagen nicht eintrifft, dann dürfte 1938 eines der ſchlechteſten Nachtigal⸗ lenjahre in der Geſchichte der Ornitlſologie werden. Der Mann, der auf Bäumen ſchläft. Seltſame Le⸗ bensgewohnheiten hatte ein Mann in New Jerſey ange⸗ nommen, der unter Verfolgungswahn litt. Er war zwar kein Millionär, konnte ſich deshalb keine koſtſpieligen Ein⸗ fälle leiſten, und außerdem— war er verheiratet. Dieſer letztere Umſtand brachte auch im Laufe eines Scheidungs⸗ prozeſſes die ſeltſamen Gewohnheiten des Ehemannes ans Licht, dar ſich einbildete, in einem gewöhnlichen Bett nicht vor Mördern ſicher zu ſein. Er hatte einmal in der Nacht ſeine Zuflucht auf einen Baum genommen, und ſeither war er überzeugt, nur noch auf Bäumen ſchlafen zu können. Die Gattin ſagte vor Gericht aus, daß ſie ſich vielleicht mit der Zeit an dieſe Eigenart gewöhnt hätte, aber was ſie nicht ertragen könnte, das wäre, daß ihr Mann auch ſie zu dieſer außergewöhnlichen Lebensppeiſe hätte zwingen wollen. Das Gericht ſprach daraufhin die Scheidung aus der Sonderling kann weiterhin ſeiner Marotte huldigen. Sie ſuchen einen neuen Namen. Seit mehr als 100 Jahren werden die engliſchen Soldaten als Tommys be⸗ zeichnet. Dieſe Benennung kam zuerſt im Jahre 1816 auf, als die neue Heeresordnung herauskam, die von einem gewiſſen Thomas Atkins gedruckt worden war. Der Name Thomas auf der Vorderſeite der Militärvorſchriften gab die Idee, alle Soldaten in Zukunft Tommys zu nen⸗ nen. Die Mitglieder der engliſchen Flotte heißen Jack, weil früher zur Zeit der großen Segelſchiffe die Seeleute oft von oben bis unten mit Teer beſchmutzt waren und von der Bevölkerung Jack Tar gerufen wurden. Davon blieb zum Schluß nur der Jack übrig. Nun aber wird in der Oeffentlichkeit angeregt, auch für die Mitglieder der britiſchen Luftflotte einen ſolchen Namen zu finden. Für die Mitglieder der Luftabwehrabteilung hat man den Spitznamen Archies geprägt— abgeleitet von Anti⸗ Aircraft. Der neue Name für die Mitglieder der Luft⸗ flotte ſoll nun durch ein Preisausſchreiben gefunden werden. winnen. Hauptſache iſt, daß jeder Spieler alles an Kräften hergibt und dieſen Willen habe ich immer, ſelbſt wenn ich auf verlorenem Poſten ſtehe und ſelbſt, wenn ſich herausſtellen würde, daß dieſer Sorrendſen wirklich ſo ein Wunderknabe iſt. Sicher iſt er ein guter Verteidiger, aber auch dee beſte iſt durch eiſerne Energie zu überwinden!“ „Du, gegen Sorrendſen mußt du ſchon unverſchämtes Glück haben!“ „Abwarten, Doktor!“ In dem Augenblick betrat Doris das Zimmer und brachte Udo Wendt die Poſt. Als Doris wieder gegangen war, fragte Dr. Coellen vermundert: „Nanu, wo iſt denn deine gute Frau Raſpꝛ Du haſt dir ja ein junges hübſches Dienſtmädchen angeſchafft?“ Udo Wendt ſeufzte. „Dienſtmädchen angeſchafft? Iſt nicht, lieber Junge. Die iſt mir quaſi aufgezwungen worden von Frau Raſp. Frau Raſp iſt nämlich verreiſt. Aber ſag mal, kennſt du übrigens einen Hugv Kiſtenmacher?“ „Total unbekannt!“ 5 955 hat feuerrotes Haar und einen ebenſolchen Spitz⸗ art!“ „Nee, nie im Leben geſehen!“ „Denke dir, dieſer Mann bezeichnet ſich als mein intimer Freund, ſchickt mir ſeine Tochter Karoline Aurora... Doris.. auf den Hals und bittet mich, ihr behilflich zu ein, daß ſie hier in Berlin in einem Haushalt Anſtellung findet, da er mit ſeiner Frau nach Amerika ausgewandert iſt. Was ſagſt du dazu?“ „Eine köſtliche Geſchichte,“ ſagte Coellen.„und du kennſt dieſen Kiſtenmacher garnicht?“ „Nie in meinem Leben habe ich einen Mann mit einem roten Ziegenbart kennengelernt, aber der Brief war ordnungsgemäß an mich gerichtet. Zuerſt hätte ich das Mädel am liebſten rausgeworfen, da Frau Raſp jedoch verreiſte, klappte es ganz gut, denn ich hatte jetzt gleich eine Vertretung und ſo betreut ſie mich nun die acht Tage, innerhalb welchen ich mich bemühen werde, ſie irgendwo unterzubringen. Habe aber bis Dr. Coellen ſah plötzlich nachdenklich vor ſich hin. „Ein ſehr hübſches Mädchen!“ „Einen Geſchmack haſt du.. iich ſtaune!“ „Einen ſehr guten Geſchmack, willſt du ſagen, Udo? Stimmt, habe ich immer gehabt und ſcharfe Augen habe ich auch und wenn du getroſt jetzt lachſt, ich ſage dir: das Mädchen iſt bildhübſch! Allerdings müßte man es erſt einmal einem anſtändigen Friſeur überant⸗ worten, der ihm den Haarwuſt herunterſchneidet und dem Köpfchen einen lockigen Bubikopf ſchenkt! Außer⸗ dem müßte ſie vernünftig gekleidet ſein! Haſt du dir einmal das Schuhwerk betrachtet? Das ſind doch keine Damenſchuhe. Das ſind Trittchen!“ Sag mal, mein Lieber, kennſt du Pygnalion?“ „Nee, was iſt denn das?“ „Das iſt eine Komödie von Shaw, die auch verfilmt wurde.“ „Ich verſtehe, aber was hat das mit Doris zu tun?“ „Das wirſt du gleich erfahren. In dieſer Komödie machen ſich zwei Männer den Spaß, ſich eine arme, kleine Blumenverkäuferin von der Straße zu holen, Erstehen ſie, kleiden ſie vernünftig und machen ſie ſo zu einer großen Dame und das Experiment gelingt. Aus dem einfachen Mädel wird eine Dame, die ſich in der beſten Geſellſchaft bewegen kann.“ „Hm, ganz intereſſant. Aber was hat denn das mit Doris zu tun?“ „Hätteſt du nicht Luſt, dasſelbe Experiment einmal ait dieſem kleinen Dienſtmädchen zu machen?“ „Du biſt verrückt!“ ſagte Udo wütend.„Solche Scherze liegen mir nicht. Sie iſt ſehr nett, das gebe ich zu, aber ich gedenke nicht, mich mit ihr näher zu befaſſen. So⸗ dald Frau Raſp wieder zurück iſt, werden wir dafür ſorgen, daß ſie eine gute Stelle findet und ich darf wohl dabei auf deine gütige Unterſtützung rechnen.“ „Selbſtverſtändlich. Aber ich würde dir doch em⸗ pfehlen, das Experiment einmal zu machen. Wir könn⸗ ten ihr ruhig etwas Kultur beibringen, ſie hat es dann auch leichter, fortzukommen.“ 5 jetzt noch kein Glück gehabt.“ „Na, ich will es mir einmal überlegen,“ ſagte udo lachend. N 3 Staa deukl rumä der ment! politi