5 5 Ins. N Nr. 131 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 8. Juni 1938 Markt und Wirtſchaftswerbung Konlinenkaler Reklame-Kongreß 1938 in Wien 8 a Wien, 7. Juni. In der Wiener Hofburg wurde der kontinentale Reklame⸗ Kongreß 1938 eröffnet, an dem rund tauſend Vertreter des Werbeweſens aus 15 Staaten teilnahmen. Der Eröffnungs⸗ ſitzung wohnte in Vertretung des Reichsſtatthalters Seyß⸗ Inquart Miniſter Dr. Glaiſe⸗Horſtenau bei. Der Präſident des Kontinentalen Reklame⸗Verbandes, Maillard⸗ Paris, eröffnete die Veranſtaltung und übergab das Prä⸗ ſidium dem Vertreter Deutſchlands als dem Beauftragten des Gaſtlandes, Stabsleiter Fiſcher. Dieſer ſprach von dem gemeinſamen Willen durch Mitteilung und Austauſch der Relintniſſe der werbewiſſenſchaftlichen Forſchung und der werbewiſſenſchaftlichen Praxis auch auf dem Wiener Reklame⸗Kongreß des Kontinents die wirtſchaftspolitiſchen Aufgaben der Völker nach beſten Kräften zu unterſtützen. Durch friedliche Ordnung der Wirtſchaft ſei für die Völker Europas die Vorausſetzung für den wirtſchaftspolitiſchen Frieden geſchaffen, die jedem Volk und jedem einzelnen Lebensraum und Lebensrecht ſichere. Dem Führer und Reichskanzler wurde ein Begrü⸗ ßzungstelegramm übermittelt; ebenſo den beiden Schirm⸗ herren der Veranſtaltung, Reichsminiſter Dr. Goebbels und Reichsſtatthalter Seyß⸗Inquart, ſowie dem Präſidenten des Werberates der deutſchen Wirtſchaft, Miniſterialdirektor Dr. Reichard. Miniſter Dr. Glaiſe⸗Horſtenau überbrachte dem Kongreß die Grüße des Reichsſtatthalters und gab anſchließend eine kurze Darſtellung des kulturellen und wirtſchaftlichen Nie⸗ derganges Deutſch⸗Oeſterreichs. Erſt im März dieſes Jahres ſei die große Wendung eingetreten mit allen Vorausſetzun⸗ gen, die der Stadt Wien und der deutſchen Oſtmark ihre wunderbare alte Kultur den neuen Lebensformen anpaſſen könne. Wie auf dem Gebiet der Kultur ſeien jetzt auch die Grundlagen für die Wirtſchaft gegeben. Der ſtändige Vertreter des Präſidenten des Werberates der deutſchen Wirtſchaft. Profeſſor Dr. Hunke, über⸗ brachte zu Beginn ſeines Referates die Grüße des Reichs⸗ miniſters Dr. Goebbels, ſowie des Präſidenten des Werbe⸗ rates der deutſchen Wirtſchaft Er erinnerte daran, daß ſchon auf dem Kontinentalen Reklame⸗Kongreß im November 1936 in Berlin die Grundlinien der Umgeſtaltung der deut⸗ ſchen Wirtſchaft feſtgelegt worden waren und daß ſich ſeit⸗ her tatſächlich ein neuer Stil, eine neue Wirtſchaftsgeſin⸗ nung und ein neues Können in der Wirtſchaftswerbung durchgeſetzt hätten. Wir verkennen nicht“, ſo führte Profeſſor Hunke aus, „daß die Wirtſchaftswerbung zunächſt eine kechniſche Funk⸗ tion der Wirtſchaft iſt. Sie entſtammt der Spezialiſierung der Wirtſchaft und wuchs mit der Vergrößerung des Mark⸗ tes. Die wirtſchaftliche Tätigkeit gliederte ſich in ihre Teil⸗ funktionen auf, und eine ſolche Funktion iſt auch die Wirt⸗ ſchaftswerbung. Als dieſe techniſche Funktion iſt ſie natür⸗ lich in hohem Maße von den handwerklichen Mitteln be⸗ ſtimmt, die ihr zu ihrer Durchführung zur Verfügung ſtehen. Wir ſpüren heute alle die Kräfte, die aus der To⸗ talität und aus dem Bewußtſein der Volksgemeinſchaft er⸗ wachſen. Wir alle huldigen wieder der Totalität des Le⸗ bens, in dem wir in allen Fragen als die höchſten Richter allein die Intereſſen der geſamten Nation anerkennen.“ Deutſchland habe ſich auf den letzten Quell jeder Wirt⸗ ſchaft und jeden Reichtums, auf ſeine eigene Arbeitskraft, beſonnen Heute befänden wir uns auf der letzten Stufe des wirtſchaftlichen Handelns und fingen an, unſere Kraft immer planmäßiger, vernünftiger und produktiver einzu⸗ ſetzen, um mehr zu leiſten und mehr zu ſchaffen. Alle Wirt⸗ ſchaft lebe im Volk, werde vom Volk geſchaffen und habe damit auch dem Volk zu dienen. Die Wirtſchaftswerbung habe in Vollzug dieſer Pflichten ein Dreifaches zu beachten: die Achtung vor der Volksgemeinſchaft, den notwendigen Takt gegenüber dem Mitbewerber und Wahrheit und Klar⸗ heit gegenüber dem Verbraucher. Mit dem Wunſch, daß der Kongreß der Weiterentwicklung der Wirtſchaftswer⸗ bung einen entſcheidenden Antrieb und dem Einanderken⸗ nenlernen der Perſönlichkeiten der Wirtſchaftswerbung weiten Raum geben möge, entbot Prof. Dr. Hunke den Verſammelten den Willkommensgruß des Deutſchen Rei⸗ i 55 as Und ſchon war man allen vorgeſtellt, hatte den Ka⸗ meraden auf dem grünen Naſen die Hände geſchiſttelt und ſaß mitten unter ihnen. Udo Wendt traf verſchiedene Herren des Fußball⸗ bundes an, die ſich freuten, daß er gekommen war. Die Norweger beäugten Udo mit aller Aufmerkſam⸗ keit. f Sie ſpürten ſeine große Ruhe und Sicherheit. Be⸗ ſtimmt ſtand die ihm auch im Länderkampf zur Seite. Er würde Sörrenſen ſchwer zu ſchaffen machen. Sörren⸗ ſen war Klaſſe, aber es war nicht zu leugnen. daß er bei den beiden letzten Spielen mehr dem Glück zu danken hatte als der eigenen Tüchtigkeit.. Alſo mit dieſem ſchlanken ſehnigen Burſchen würde ihr Sörrenſen zu tun bekommen. Daß er ein Könner ſein mußte, das war klar. denn ehe einer in die Län⸗ dermannſchaft kam, da mußte er was ordentliches ge⸗ zeigt haben.. Üdo Wendt ſpürte, wie ſich die Norweger mit ihm befaßten, und er ging aus ſich heraus, begann zu plau⸗ dern. Ihm kam zu ſtatten, daß er außer dem Deutſchen noch das Engliſche ausgezeichnet ſprach und daß er von dem Norwegiſchen eine Ahnung hatte. So klappte die Konverſation. Ein Miſchmaſch von Norwegiſch und Deutſch wars, aber man fand ſich doch zuſammen. f n de ſah, wie angelegentlich ſich Jane mit. Sörrenſen unterhielt. Der blonde Junge ſtrahlte über das ganze Geſicht und machte verliebte Augen. 1 Das gefiel Udo nicht gerade und eine gelinde Wu packte ihn, als Jane und Knud plötzlich nach der Tanz⸗ ro zer ee N diele zu verſchwanden. Hafen⸗ und Eiſenbahntarife Regelung des Wettbewerbes zwiſchen den deutſchen Nord- ſeehäfen und den italieniſchen Adriahäfen Berlin, 7. Juni. Bei den am 28. Mai 1938 abgeſchloſſe⸗ nen deutſch⸗italieniſchen Regierungsverhandlungen iſt auch die Frage des Wettbewerbs der deutſchen Nordſeehäfen und der italieniſchen Adria⸗Häfen behandelt worden. Mit dem 31. Mai 1938 werden die beiderſeitigen Begünſtigungen außerhalb der Eiſenbahntarife für Baumwolle. Kaffee Kakao, Tee und Drogen bei der Einfuhr nach dem Lande Oeſterreich über deutſche Nordſeehäfen und italieniſche Adriahäfen abgeſchafft, ferner alle außerhalb der veröffent⸗ lichten Eiſenbahntarife bisher angewendeten Begünſtigungs⸗ maßnahmen, auch ſoweit ſie andere Güter betreffen. Beide Regierungen ſind übereingekommen, in Zukunft Maßnahmen zu treffen, die mittelbar und unmittelbar den Stand der vereinbarten Eiſenbahntarife beeinfluſſen könn⸗ ten, und auch keinerlei Wettbewerbsmaßnahmen auf dem Gebiet des Hafenweſens und der Binnen⸗ oder Seeſchiff⸗ fahrt zu fördern. ſtellt, daß ſich die für die Aufſtellung der Eiſenbahntarife iſt. Während bisher die Tarifſätze nach den deutſchen See⸗ häfen um 12 bis 15 bh höher gehalten werden mußten als die Tarife von öſterreichiſchen Bahnhöfen nach Trieſt, wer⸗ den in Zukunft die Tarife von öſterreichiſchen Bahnhöfen nach Trieſt um 10 og niedriger ſein als nach deutſchen See⸗ häfen Die Frachtſätze für den kombinierten Bahn⸗Donau⸗ Seehafenverkehr zwiſchen dem Lande Oeſterreich und den deutſchen Seehäfen dürfen dagegen den Frachtſätzen für Trieſt gleichgeſtellt werden. Auf Grund dieſer Vereinbarun⸗ gen wird im Rahmen des deutſch⸗italieniſchen Verbands⸗ karifes ein beſonderes Tarifheft für den Verkehr des Lan⸗ des Oeſterreich über Trieſt ausgeſtellt werden, das zum 1. Januar 1939 eingeführt werden ſoll. Durch die Vereinbarungen iſt ſichergeſtellt, daß der An⸗ tei der adriatiſchen Seehäfen am öſterreichiſchen Außen⸗ handelsverkehr auch in der Zukunft in einem den freund⸗ ſchaftlichen Beziehungen zwiſchen Deutſchland und Italien entſprechenden Umfange aufrechterhalten wird. zogen werden, da Heſterreich jetzt kein drittes Land mehr Kulturpolitiſches Arbeitslager Die Veranſtaltungen der Reichsjugendführung in Weimar. Weimar, 7. Juni Für die Tage vom 8. bis 18. Juni hat, wie bereits gemeldet, das Kultur⸗ und Rundfunkamt der Reichsjugendführung sämtliche kulturellen Sachbearbei⸗ ter der Hitlerjugend, ferner die jungen Dichter und Schrift⸗ ſteller, Muſiker und Komponiſten, Architekten und bilden⸗ den Künſtler, Maler und Forſcher zu dieſem Zeltlager auf der Glockenwieſe in Weimar einberufen. Vertreter des deutſchen Kulturlebens werden in Vorträgen und Aus⸗ ſprachen die Grundfragen nationalſozialiſtiſcher Kulturpo⸗ litit behandeln. In Arbeitsgemeinſchaften wird in einer für die Hitlerjugend vorbildlichen Form praktiſche Kulturarbeit geleiſtet. Schauſpiel, Oper, Konzert, Feierſtunde und Un⸗ terhaltung ſollen die Lagermannſchaft zum Erkebnis beſter deutſcher Kunſt führen. Als mitwirkende Künſtler werden . a. genannt: Prof. Hermann Diener mit ſeinem Colle⸗ ium muſicum, Prof. Edwin Fiſcher. Prof. Ludwig Hoel⸗ ſcher, Kammerſänger Gerhard Hüſch, Generalmuſikdirektor Eugen Jochum, Prof. Georg Kulenkampff, Prof. Elly Ney, Zeneralmuſikdirektor Paul Sixt mit der Staatskapelle des Nationaltheaters Weimar, das Strub⸗Quartett, das Schau⸗ piel⸗ und Opern⸗Enſemble des Nationaltheaters Weimar, die Medau⸗Gymnaſtikſchule, die Hohenſteiner Puppenſpiele, der Muſikzug des Gebietes Thüringen, das Große Streich⸗ orcheſter der Rundfunk⸗Spielſchar Karksruhe und der Chor der Rundfunkſpielſchar München der Reichsjugendführung. Unter den Rednern und Vortragenden ſeien erwähnt Ge⸗ „Wie gefällt dir Sörrenſen?“ fragte Mabel ihren Vetter Billy, und der zuckte die Achſeln. „Ganz nett, Mabel! Gott, wie eben ſo ein junger Mann iſt! Er iſt ſcheinbar in Jane verliebt und macht, wenn er mit ihr ſpricht, ein unerhört dummes Geſicht!“ „So? Und dein Geſicht? Haſt du das ſchon einmal im Spiegel geſehen?“ entgegnete Mabel gereizt. Billy lächelte milde und ſagte nachdenklich:„Ich ging vorhin durch das Veſtibül und da kam ein bild⸗ hübſcher eleganter Herr von links! Als ich aber genauer hinſah.. erblickte ich mich im Spiegel!“ Und dabei ſah er Mabel mit bezaubernd ſein ſollen⸗ dem Lächeln an. Mabel bog ſich vor Lachen und rief laut aus:„Gott erhalte dir deine Illuſtonen, du Schön⸗ heitskönig!“ „Schön?“ ſagte Billy weiſe.„O nein, du krrſt dich, ich will ja nicht ſchön ſein! Ich will charaktervoll ſe in! Ich will ein intereſſantes Geſicht haben! Schöne Geſich⸗ ter ſind meiſt fade, ſind doof, ſind langweilig! Bei einer Frau mags noch hingehen..“ „So!“ „Ja, die iſt meiſt langweilig!“ „Billy!“ warnte Mabels wütende Stimme. „Mit kleinen Ausnahmen, wenn ſie wütend iſt! Erſt dann gefällt mir die Frau! Sie muß aus ſich heraus⸗ gehen, verſtehſt du, my Darling? Dann zeigt ſie ihr richtiges Geſicht, nicht ihr Dutzendgeſicht mit Schminke und Lippenſtift, mit kunſtvoller Friſur, die um Gottes⸗ willen nicht leiden darf!“ „Ach, das hat dir wohl die alte Dame geſagt?“ „Von wem ſprichſt du, kleines Mädchen?“ fragte Billy väterlich, Mabels Wut nur ſteigernd. „Nur von diefer 52jährigen Miß Kayner!“ Billy nickte verſtehend.„Das tſt eine Frau, was? Wie wirſt du ausſchauen, wenn du 52 Jahre alt biſt! Die hat die ewige Jugend! Ich werde mich ſehr in acht nehmen müſſen, daß ich mich nicht in ſie verliebe. Ich freue mich ſchon morgen auf die erſten Unterrichts⸗ neralinſpektor Dr. Todt, Reichsintendant Dr. Glasmeier, Prof. Dr. Roedemeyer, Prof. Müller⸗Blattau, SA⸗Ober⸗ führer Klähn, Bruno Brehm. Joſef Weinheber, Karl Sprin⸗ genſchmid und Staatsrat Dr. Ziegler. In die Zeit des Kulturpolitiſchen Arbeitslagers fällt am 13. Juni die Eröffnung der Weimar⸗Feſtſpiele der deut⸗ ſchen Jugend, die der Jugendführer des Deutſchen Reiches in einer Feierſtunde im Weimarer Nationaltheater vorneh⸗ men wird. Als öffentliche Veranſtaltung findet am 10. Juni in der Weimar⸗Halle ein großes Orcheſterkonzert mit Generalmu⸗ ſikdirektor Eugen Jochum und dem Soliſten Prof. Georg Kulenkampff und Kammerſänger Gerhard Hüſch ſtatt. Am Sonntag, den 12. Juni. findet im Nationaltheater eine Morgenfeier ſtatt, auf der Obergebietsführer Cerff ſprechen und das Strub⸗Quartett ſpielen wird. Während der Dauer des Kulturpolitiſchen Arbeitslagers führt die Reichsjugendführung eine Leiſtungsſchau junger Kulturarbeit im Kreishaus der NSDAP durch. Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5.45 Morgenlied, Zeit, Wetter, landwirtſchaftliche Notierun⸗ gen, Gymnaſtik; 6.15 Wiederholung der 2. Abendnachrichten; 6.30 Frühkonzert;(7 bis 7.10 Nachrichten); 8 Waſſerſtands⸗ meldungen, Wetter, Marktberichte, Gymnaſtik; 8.30 Morgen⸗ muſik; 9.30 Sendepauſe; 11.30 Volksmuſik; 12 Mittagskon⸗ zert; 13 Zeit, Wetter, Nachrichten; 13.15 Mittagskonzert; 14 Konzerk bezw. Schallplattenkonzert; 15 Sendepauſe; 16 Nachrichten, Neues vom Tage; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtkonzert. Donnerstag, 9. Juni: 17 Zum 5⸗Uhr⸗Tee; 18 Bauernhumor; 19.15 Zur Un⸗ terhaltung; 19.45 Ulmer Schachtel... Hahoi, fröhliche Donau⸗ fahrt; 20 Singendes, klingendes Frankfurt; 22.30 Volks⸗ und Anterhaltungsmufik. Freitag, 10. Juni: 18 Heitere Laune; 19.15 Ferienkinder, Brücke zur Volks⸗ gemeinſchaft; 20 Ulmer Schachtel... ahoi, fröhliche Donau⸗ fahrt; 20.15 Virtuoſe Kleinigkeiten; 20.30 Europäiſches Kon⸗ zert aus Jugoſlawien; 21.15 Carl Maria von Weber: Kon⸗ zertſtück f⸗moll op. 79; 22.15 Training vom Eifelrennen auf dem Nürburgring; 22.30 Aus den hiſtoriſchen Schloßkonzer⸗ ten in Bruchſal; 23 Neue Anterhaltungsmuſik. Samstag, 11. Juni: 15 Muſikaliſches Allerlei; 18 Ulmer Schachtel... ahoi, fröhliche Donaufahrt; 19.15 Tanzmuſik; 20 Schule des Lachens, bunter Abend, 22.15 Abend vor dem Internatio⸗ nalen Eifelrennen auf dem Nürburgring; 22.30 Anterhal⸗ tungs⸗ und Tanzmuſik. Reichsſender Frankfurt a. M.: Donnerstag, 9. Juni: 8.15 Sendepauſe; 15 Für unſere Kinder; 15.30 Sende⸗ pauſe; 18.50 Allerlei vom Sport der Woche; 19.10 Ein Künſtlerleben, Hörfolge; 20 Unſer ſingendes, klingendes Frank⸗ furt; 22.20 Unſere Kolonien; 22.30 Volks⸗ und Anterhal⸗ tungsmuſik. Freitag, 10. Juni: 9.40 Mutter turnt und ſpielt mit dem Kind; 10.30 Segelflugmodelle fliegen in der Rhön; 10.45 Sendepauſe; 15 Kleines Konzert; 15.30 Sendepauſe; 15.45 Motoren auf dem Nürburgring; 19.10 Muſik zur Unterhaltung; 20 Sonne, Wind und Weite, von frohen KdfF.⸗Fahrten; 20.30 Jugo⸗ ſlawiſches Konzert; 21.45 Ein Beſuch im Frankfurter Wör⸗ terbuch; 22.15 Vom Training auf dem Nürburgring; 22.30 Unterhaltung und Tanz. Samstag, 11. Juni: 9.40 Deutſchland— Kinderland; 15 Bilderbuch der Woche; 15.15 Blutadel der Volksgemeinſchaft; 15.30 Fehde⸗ ſpiel der Pimpfe; 18.45 Zum Eifelpreis; 18.50 Sport des Tages und für den Sonnkag; 19.10 Blaskonzert; 20 Bun⸗ ler Abend; 2215 Am Abend vor dem Internationalen Eifelrennen; 22.30 Tanz im Freien. „Du Wüſtling!“ „Ich werde übrigens Miß Kayner meinem lieben Onkel, deinem Papa vorſtellen! Ich würde mich nicht wundern, wenn ihr dein Papa ſchnurſtracks eien Hei⸗ ratsantrag macht!“ „Du ſpinnſt wohl?“ a „Aber Kindchen, du weißt doch genau, w. Onkel immer ſagt! Wenn ich wieder heiraten ſoll, dann müßte es eine Frau in meinem Alter ſein, die mig, verſteht, die Geiſt und Humor hat und dazu müßte ie ſchön ſein. Da es das aber nicht gibt, verzichte ich.(„ immts?“ „Allerdings, aber..“ „Siehſt du! Und die große glaube, ich lieren!“ „Ich werde Papa erzählen, wie du über ilſ: ſpotteſt!“ „Du irrſt, kleines Mädchen, ich will ſein Glück. ja, nur Onkels Glück und dann wünſchte ich es deinet⸗ willen!“ „Meinetwillen?“ „Ja! Dir fehlt eine leitende Hand, die dich noch ein wenig erzieht und aus dir einen richtigen Menſchen macht!“ Alle Grobheiten Billys hatten Mabel nie ſo ge⸗ troffen wie die Worte fetzt. Sie wurde wütend, die Tränen kamen ihr und mit einem Male machte ſie kehrt und verſchwand auch in der Tanzdiele. Billy ſah ihr verdutzt nach, dann ſah er in Udos lachendes Geſicht. „Was machen Sie für ein Geſicht, Mr. Sutter? Ah, die Kleine hat Sie ſtehen laſſen! Wohl ein bißchen grob geworden?“ 5 8 „Ein bißchen, ja!“ Billy ſeufzte.„Ach ich glaube, war haben beide Pech mit Sutters Töchter!“ „Beide? Wieſo?“ Bell yſah ihn erſtaunt an.„Ich dachte.. Sie wollten die Jane.. gewinnen, Mr. Wendt?“ Üdo zuckte die Achſeln. Gelegenheit iß da! Ich darf dir bald zur neuen Meng gratu⸗ ſtunden!“ — 5——ů——— ̃— „ e— mn 2— dene N— ber—————————————...——————————— Englands Herrſchaft in Indien wurde durch die Londoner Oſtindiſche Compagnie. rung Indiens ſah Gewalttaten jeder Art. Beſ zwei Vertretern der Compagnie hatte da und zwar unter Lord Clive und Warren f vertraten mit brutalen Mitteln die Intereſſen landes und ihrer Auftraggeber, d. h. ſie vermel Gewinne der Oſtindiſchen Companie auf nicht ein freie Weiſe— wobei ihr eigener Nutzen nicht vert wurde— und arbeiteten gleichzeitig auf die Stärkung des begründet Die Erobe⸗ (8. Fortſetzung) Geheime Vorbereitung des Aufſtandes Anfang Mai ſollte der Aufſtand ausbrechen und am 23. Juni, dem hundertſten Jahrestag der Schlacht bei Plaſſey, wo Clive durch Verrat und Gewalt die Erobe⸗ rung Indiens für die Engländer einleitete, ſollten die verhaßten Inglis, die„Kühe und Ochſen ſchlachtenden und Schweinefleiſch eſſenden Ketzer aus der weiten Ferne des nächtlichen Ozeans“ für immer aus Indien vertrie⸗ ben ſein.„Die engliſchen Offiziere“, ſo lauteten die ge⸗ heimnisvollen Botſchaften, zu denen ſich die aufrühre⸗ riſchen Soldaten bei nächtlichen Verſammlungen in den Kaſernen zuſammenfanden,„ſollen ermordet, die Befeſti⸗ gungen geſtürmt und geplündert werden. Sei dies alles geſchehen, dann könnten die Sepoys nach ihrer Heimat zurückkehren und tun, was ſie wollen.“ Die Unzufriedenheit der Soldaten wurde in jeder Weiſe im geheimen geſchürt. Hatte man ihnen nicht vor kurzem wieder erſt ein neues ſchwieriges Exerzierregle⸗ ment gegeben? War der Fahneneid nicht eben erſt unter Verletzung ihrer religiöſen Gefühle erneuert worden? Hatten die ſittenloſen Engländer nicht verboten, daß ſich Witwen mit dem Leichnam des Gatten verbrennen laſſen? Geſtatteten ſie ſogar den Witwen die Wiederverheiratung! Ueberhaupt, die Engländer wollten alle Sepoys zwangs⸗ weiſe zu Chriſten machen,— eine der ſchrecklichſten Vor⸗ ſtellungen für die gläubigen Hindus. Verlangte man nicht von ihnen, daß ſie ihre Heimat verlaſſen und in anderen Ländern unter Chriſten für Chriſten kämpfen ſollten? Kalter wütender Haß keimte auf gegen dieſe hoch⸗ mütigen Engländer, gegen ihre gewiſſenloſe Art, wie ſie die Sitten und Gebräuche der Inder verhöhnten und be⸗ leidigten. Es kam zu Zuſammenrottungen, ſchon kam es zu vereinzelten Ueberfällen auf engliſche Soldaten oder Offiziere, in den Kaſernen entſtanden oft merkwürdige Brände, die immer auf Brandſtiftung zurückzuführen waren. Am 24. Februar 1857 meuterte das 19. bengaliſche Infanterie⸗Kegiment in Birhampor. Das Regiement wurde entwaffnet, aber ohne Beſtrafung entlaſſen. Vier Wochen ſpäter folgte ſeinem Beiſpiel das 34. indiſche Infanterie⸗Regiment in Barrackpur in der Nähe von Kalkutta. Auch hier wurde die Meuterei in wenigen Stunden niedergeſchlagen, die meuternden Soldaten be⸗ ſtraft und entlaſſen. Die Meuterei in Meerut Da brach am 10. Mai eine neue Meuterei in Meerut, einer ſtarken Garniſon, etwa 100 Kilometer nordweſtlich von der alten Kaiſerſtadt Delhi entfernt, aus. Bei einer Parade hatten von 90 Reitern 85— darunter 49 Moham⸗ medaner und 36 Hindus— die Annahme der neuen Pa⸗ tronen verweigert. Man nahm ſie feſt, entwaffnete ſie, ſchlug ſie in Feſſeln, verurteilte ſie ſchon am nächſten Tage zu zehn Jahren Zwangsarbeit und brachte ſie ins Ge⸗ fängnis. Der folgende Tag war ein Sonntag. Ueber Nacht hatten in den Kaſernen der indiſchen Truppen geheime Verſammlungen ſtattgefunden. Die Sepoys konnten ihre Empörung nicht mehr unterdrücken. Während die Eng⸗ länder ſich gerade fertigmachten, um zum Abendgottes⸗ dienſt in die Kirche zu gehen, fielen die erſten Schüſſe. Trupps der indiſchen Reiter jagten durch die Stadt, ſchoſſen und ſäbelten jeden Engländer, Soldaten oder Ziviliſten, Frauen oder Kinder nieder, wo ſie ſie trafen. Die Häuſer der Offiziere gingen in Flammen auf. Das Gefängnis wurde geſtürmt, die gefangenen Sepoys be⸗ freit und außerdem 1400 Sträflinge in Freiheit geſetzt. Meerut war in der Hand der Aufſtändiſchen. Der große Aufſtand Noch in der Nacht ſetzten ſich die Aufrührer unter der Führung ihrer indiſchen Offiziere in der Richtung nach Delhi in Marſch. Der große Aufſtand hatte begonnen. Ganz Indien hatte von ſeinem Kommen ſchon ſeit Wochen und Monaten gewußt. Auch die engliſchen Behörden waren von den verſchiedenſten Seiten her auf das Heran⸗ nahen des Sturmes hingewieſen worden. Treue Diener der engliſchen Familien hatten ihre Herrſchaften gewarnt. Wiederholt hatten indiſche Offiziere der Sepoy⸗Regimenter die engliſchen Offiziere auf die unruhige Stimmung unter den Sepoys und ihre Urſache aufmerkſam gemacht. Man hatte ſie verlacht, ja verhöhnt und beleidigt. Aufmerkſame Beamte in den Provinzen und an den Fürſtenhöfen hatten die oberen Behörden über ihre Beobachtungen ernſthaft unterrichtet. Aber all das war in den Wind geſchlagen worden. Die engliſchen Offiziere, über die Haltung der Sepoys befragt, hatten ſich beeilt, deren Treue zu ver⸗ ſichern. Geſtützt auf ſolche Auskünfte und daran gewöhnt, daß in dem weiten Reich mit ſeinen vielen Völkerſchaften und verſchiedenartigen Verhältniſſen immer hier oder da irgendwelche lokalen Unruhen oder Widerſtände auftauch⸗ ten, hatte man alle Mahnungen, daß es diesmal um einen größeren Einſatz ginge, mit einer ſtolzen Handbewegung der Sicherheit abgetan. Das Vertrauen zu den Sepoys war ſo groß, daß man in ganz Indien gegenüber nur 38 000 Mann engliſcher Truppen ein Heer von mehr als 200 000 indiſchen Soldaten Sefer. de. Nel 2 25 N 5 8 2 25 4 0 engliſchen Einfluſſes in Indien hin. each der Aera Haſtings kehrte für einige Jahrzehnte Ruhe in Indien ein. Dann aber erhoben ſich die Inder um die Mitte des vorigen J n 8 ihrem letzten großen Schlage. Es brach d aus. Eingeborenen⸗Regimen⸗ di bhiſchen Compagnie ſtanden, anden den Tod, jedoch auch lich zuſammen. Davon erzählt 1 dieſe Seit hielt. Faſt die geſamte Artillerie beſtand nur aus Sepoy⸗ Regimentern. Selbſt große Staaten des indiſchen Reiches hatten nur Garniſonen aus Sepoy⸗ Regimentern, die ſich nun erhoben und ihre wenigen engliſchen Offiziere durch Mord beſeitigten. Hierzu gehörte das berühmte Gwallior⸗ Kontingent, die Elitetruppen der indiſchen Regimenter. Hierzu gehörte auch die Garniſon von Delhi. Nach dem Eintreffen der Rebellen aus Meerut vor dem Königspalaſt in Delhi am 12. Mai verband ſie ſich mit den Aufrührern. Gemeinſam mit ihnen zog ſie vor das engliſche Munitions⸗ depot. Die neun Engländer, die es verteidigten, ſprengten ſich ſchließlich mit dem Pulvermagazin zuſammen in die Luft. Ganz Indien ſtand in Flammen. Mit Mühe urd Not gelang es, die Provinzen Bengalen und Madras in Ruhe zu halten. Zu Morden und Plünderungen, zu Räubereien und Brandſchatzungen kam es in ganz Indien. Die ſchärf⸗ ſten Kämpfe aber ſpielten ſich zwiſchen Cawnpur, Lucknow und Delhi ab. Aufnahme: Hiſtoriſcher Bilderdienſt(M). Aus dem Intereſſengebiet der Oſtindiſchen Compagnie wurde das indiſche Kaiſerreich. Die erſte Verkündung des Kaiſerreiches zu Delhi, Neujahr 1877. General Wheeler, der Kommandant der Garniſon in Cawnypur, rief Anfang Juni die engliſchen Offiziere und Beamten zu einer Beſprechung zuſammen. Die indiſche Garniſon in Cawnpur beſtand aus einem Infanterie⸗ und einem Kavallerie-Regiment, das bisher ruhig geblieben war. Jetzt aber zeigten ſich auch die erſten Zeichen der Meuterei. Noch glaubte General Wheeler, der das größte Vertrauen in ſeine Sepoys ſetzte, nicht Maßnahmen tref⸗ fen zu dürfen, die von den Sepoys als ein Zeichen von Mißtrauen in ihre Treue gedeutet werden könnten. Trotz⸗ dem befahl er, zwei in der Nähe der Kaſerne der europäi⸗ ſchen Soldaten gelegene Häuſer durch einen leichten Wall und Graben zu befeſtigen, damit dieſe Häuſer dann not⸗ falls Zufluchtsſtätte für die Engländer ſein könnten. Noch während der Beratung wurde dem General der Beſuch eines indiſchen Fürſten gemeldet. Es war Nana Sahib, der Adoptivſohn des letzten Peſchwa der Mahrat⸗ ten, deſſen Anſpruch entſprechend dem Grundſatz des„An⸗ heimfallens“ des Lords Dalhouſie von den Engländern nicht anerkannt worden war. Die Engländer hatten ihm auch nicht die Penſion weitergezahlt, die man feinem Adoptivvater bis an ſein Lebensende gewährt hatte. Im⸗ merhin beſaß der Fürſt ein großes Vermögen und führte in dem nahe bei Lucknow gelegenen, den Indern heiligen Städtchen Bithoor einen prunkvollen Haushalt. Den Eng⸗ ländern gegenüber benahm er ſich mit großer Liebenswür⸗ digkeit und Zuvorkommenheit. General Wheeler empfing den Fürſten ſofort. Man ſprach über die Unruhen in Indien, und der General bat den Fürſten im Vertrauen auf ſeine Geſinnung gegenüber den Engländern, den zu Lucknow befindlichen Staatsſchatz nach Bithoor in ſeinen Schutz zu nehmen. Der Fürſt nahm dieſen ehrenvollen Auftrag und dieſes Zeichen eines gro⸗ ßen Vertrauens mit freudiger Dankbarkeit entgegen. Am 4. und 5. Juni begannen zur großen Enttäuſchung des Generals Wheeler ſeine indiſchen Soldaten, offen zu meutern. Noch eine weitere große Enttäuſchung ſollte Ge⸗ neral Wheeler erleben: Nang Sahib, deſſen Händen er vor wenigen Tagen erſt den Staatsſchatz anvertraut hatte, zeigte jetzt ſeine wahren Gefühle gegenüber den Englän⸗ dern. Er wurde das Haupt der Rebellen. Die Engländer flüchteten in die notdürftig vorberei⸗ teten Verſchanzungen; es waren etwa 400 Männer und eine ebenſo große Anzahl von Frauen und Kindern, die ſich nun von den aufſtändiſchen Truppen belagert ſahen. Zwanzig Tage konnten ſich die Belagerten trotz ihrer zahlenmäßigen Schwäche, trotz der lächerlichen Dürftigkeit ihrer Verteidigungsſtellung gegenüber allen Angriffen hal⸗ ten. Man hoffte auf Entſatz von außen. Man wartete täglich, ſtündlich auf das Herannahen engliſcher Truppen. Aber dieſe Hoffnung erwies ſich als trügeriſch. Die feindliche Beſchießung dezimierte die Reihen der Verteidiger. Eine der Kaſernen ging in Flammen auf, alle Arzneien, Verbandmittel und ein großer Teil der auf⸗ geſtapelten Lebensmittel gingen in ihnen unter. Die Lage war trotz der bewunderungswürdigen Tapferkeit der Män⸗ ner und Frauen unhaltbar. Das Blutbad von Cawupur Am 25. Juni hielt General Wheeler einen Kriegsrat mit ſeinen Offizieren. Man wollte verſuchen, von Nana Sahib eine ehrenvolle Kapitulation mit freiem Abzug nach Allahabad zu erreichen. Am nächſten Tage erſchienen Unterhändler des Nana Sahib. Die Bedingungen für die Uebergabe wurden aufgeſetzt und von Nana Sahib durch ſeine Unterſchrift anerkannt. Sie lauteten: „Ehrenhafte Uebergabe unſerer zerſchoſſenen Kaſernen und freier Abzug mit Waffen, 60 Patronen pro Mann. Beſchaffung von Wagen für den Transport der Verwun⸗ deten, Frauen und Kinder. Bereithaltung von mit Vor⸗ räten an Mehl ausgeſtatteten Booten am Landungsplatz.“ Die Unterhändler, die die Not und das Elend der Frauen ſahen, verſprachen von ſich aus, noch Ziegen und Schafe den abziehenden Engländern liefern zu wollen. In der Nacht rüſteten ſich die Engländer, die Stätte ihres Kampfes zu verlaſſen. In den frühen Morgenſtun⸗ den kamen die Laſtwagen, die Nang Sahib zum Abtrans⸗ port der Waffen und Vorräte und der Verwundeten zu ſtellen zugeſagt hatte. Um ſechs Uhr ſetzte ſich der traurige Zug zu den auf dem Ganges bereitliegenden Booten in Bewegung. Der Weg war flankiert von den Maſſen der triumphierenden Meuterer und den Einwohnern der Stadt. Einzelne Offiziere, ſelbſt ſchwerverwundete, auch Frauen wurden auf dem Weg niedergeſchlagen und in furchtbarer Weiſe getötet. Im ganzen aber erreichte der Zug die am Gange sliegenden Boote. Es waren 40 große Boote mit den üblichen Stroh⸗ dächern zum Schutz gegen die indiſche Hitze gedeckt. Die Boote lagen nicht im freien Waſſer, ſondern waren zur Hälfte auf den Sand des Ufers heraufgezogen, eine Maß⸗ nahme, die keinen Verdacht erregte, weil man anders die Boote nicht beſteigen konnte. Um neun Uhr waren alle in den Booten untergebracht. Das Zeichen zum Abſtoßen und zur Abfahrt wurde gegeben. Die Engländer glaubten, das Schlimmſte überſtanden zu haben. Aber in dieſem Augenblick ertönten in dem Dickicht der Ufer Hornſignale. Ein Hagel von Gewehr⸗ und Kanonen⸗ ſchüſſen und von Brandpfeilen ſchlug auf die noch nicht manövrierfähigen Schiffe nieder. Die Strohdächer gerieten ſofort in Brand, brachen zuſammen, vernichteten alle, die ſich nicht durch einen Sprung ins Waſſer retten konnten. Die verräteriſchen Soldaten ſtürzten ſich nun auf die völ⸗ lig überraſchten Engländer, hieben die Männer ſchonungs⸗ los nieder und trieben die Frauen und Kinder am Strand zu einem Haufen zuſammen. Nur drei Boote hatten das offene Ser pe e erreichen können, aber auch ſie entgingen ihrem Schickſal nicht. Nur vier ihrer Inſaſſen, zwei Eng⸗ länder und zwei treue indiſche Diener, konnten ſich retten. Die Rache der Engländer Die Frauen und Kinder wurden auf Befehl Nana Sahibs in einem kleinen Haus untergebracht, wo ſie weder Möbel noch Betten noch ſonſt irgendwelche Hilfsmittel hatten. Von jeder Hilfe entblößt, völlig zerrüttet durch die ſeeliſchen und körperlichen Leiden, viele von ihnen verwundet, ſtarben etwa dreißig von ihnen ſchon im Laufe der erſten Woche. Inzwiſchen rückte auf Cawnupur das erſte engliſche Entſatzheer heran. Die Sepoys, die oft verzweifelten Widerſtand leiſteten, mußten Ortſchaft auf Ortſchaft den Engländern überlaſſen. Der urſprüngliche Siegesrauſch der Inder ſchlug in verzweiflungsvollen Haß um. Nana Sahib gab am 12. Juli den Befehl, die überlebenden Frauen und Kinder zu ermorden. Fünf gedungene Mör⸗ der vollführten dieſen Befehl in der grauſamſten Weiſe. 118 Frauen und 92 Kinder wurden das Opfer dieſer Wil⸗ den. Ihre zerſtückelten Körper wurden in einen in der Nähe befindlichen tiefen Brunnen geworfen. Eine Woche ſpäter traf das erſte Erſatzheer General Havelocks in Cawnupur ein. Die Nachricht von dem Verrat Nana Sahibs, von dem Blutbad am Ganges und dem furchtbaren Niedermetzeln der Frauen und Kinder löſte unter den Engländern in Indien und in der ganzen Welt nur einen Schrei des Entſetzens und der Wut aus. „Rache für Cawyupur!“ war der Schlachtruf der eng⸗ liſchen Soldaten in Indien. Der Verrat von Cawnpur, das barbariſche Hinſchlach⸗ ten von Frauen und Kindern, verwandelte den Krieg des indiſchen Aufſtandes in einen Kampf auf Leben und Tod, in einen Krieg grauſamſter und mörderiſchſter Art, in wel⸗ chem auf keiner Seite Pardon verlangt und gegeben wurde. Jetzt war es Juli. Bis zum Ende des Jahres, das die endgültige Niederringung des Gwallior⸗Kontingents brachte, machen die Engländer keinen Gefangenen! (Schluß folgt.) Kauft die Volksgasmaste bei den Antswalern der Re 3