e ꝶ6gṽ * i e 111 i E rr Nr. 136 Neckar ⸗Bote(2. Blatt) Dienstag, 14. Juni 1938 Her Ausgleich der Familienlaſten Staatsſekretär Reinhardt über bedeutungsvolle Sozial · maßnahmen.— Internationaler Kinderſchutzkongreß. Frankfurt a. M., 13. Juni. Im Saalbau fand am Montag die feierliche Eröffnung des Internationalen Kinderſchutzkongreſſes ſtatt. Anſtelle des durch Krankheit verhinderten Präſidenten, des ehemali⸗ gen franzöſiſchen Geſundheitsminiſters Leredu, eröffnete der ehemalige belgiſche Miniſterpräſident Jaſpar die Sitzung. Er ſchlug der Verſammlung als Nachfolger für den bisherigen Präſidenten den Vorſitzenden des Deutſchen Werkes für den Schutz der Kinder, Hilgenfeldt, vor. Die Delegierten nahmen dieſen Vorſchlag mit Beifall an. Nachdem der Generalſekretär kurz die Geſchichte der inter⸗ nationalen Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Kinder⸗ ſchutzes geſchildert hatte, ſprach Staatsſekretär Reinhardt über das Thema„Das Kind in der Finanz⸗ politik, Steuergeſetzgebung und Sozialverſicherung des na⸗ tionalſozialiſtiſchen Deutſchland“. Staatsſekretär Reinhardt gab einen Ueberblick über die bereits begonnenen Maß⸗ nahmen zum Ausgleich der Familienlaſten und führte da⸗ bei u. a. aus: „Das koſtbarſte Gut eines Volkes iſt das Kind. Der Staat muß beſtrebt ſein, den Eltern die Aufzucht und Er⸗ ziehung der Kinder zu erleichtern; das geſchieht im natio⸗ nalſozialiſtiſchen Deukſchland hauptſächlich durch Berückſich· tigung des FJamilienſtandes bei den Perſonenſteuern und durch Gewährung von Kinderbeihilfen und Ausbildungs⸗ beihilfen an kinderreiche Familien. Die nationalſozialiſtiſche Reichsregierung hat im Oktober 1934 eine Reform der Familienſteuern vorge⸗ nommen. Die Reform beſteht in der ſtärkeren Berückſich⸗ tigung des Familienſtandes bei der Bürgerſteuer und bei der Vermögensſteuer und in der Einführung von Freibe⸗ trägen für Kinder und Enkel bei der Erbſchaftsſteuer. Bei der Vermögensſteuer bleiben ſeit dem 1. Januar 1935 für Mann, Frau und jedes minderjährige Kind je 10 000 Mark vermögensſteuerfrei. Die Berückſichtigung des Familien⸗ ſtandes bei den Perſonenſteuern wird fortentwickelt werden. Der nationalſozialiſtiſche Staat nimmt einen weiteren Ausgleich der Familienlaſten durch Gewährung laufen⸗ der Kinderbeihilfen an kinderreiche Familien vor. Wir haben mit der Gewährung laufender Kinderbeihilfen im Jahre 1936 begonnen und dieſe Maßnahme wiederholt ausgebaut. Wir haben bis zum September 1937 laufende Kinderbeihilfen für 300 000 Kinder gewährt. Ab Oktober 1937 war die Zahl der Kinder auf 500 000 erhöht worden. Ab April 1938 gewähren wir laufende Kinderbeihilfen für rund 2.5 Millionen Kinder. Seit April 1938 haben An⸗ ſpruch auf laufende Kinderbeihilfen alle kinderreichen Fa⸗ milien, deren Einkommen im letzten Kalenderjahr nicht mehr als 8000 Mark betragen hat und deren Vermögen nicht mehr als 50 000 Mark beträgt. Die Vermögensgrenze erhöht ſich um je 10 000 Mark für das ſechſte und jedes weitere mitzuzählende Kind. Die Kinderbeihilfen ſtellen nicht nur eine Jürſorgemaß⸗ nahme, nicht Wohlfahrt und nicht Anterſtützung, ſondern eine volkswirkſchaftlich, bevölkerungspolitiſch und ſozialpoli⸗ tiſch ee den ge Ausgleichsmaßnahme dar. Auf keilweiſen Ausgleich der Familienlaſten hat der Kinderreiche nach na⸗ tionalſozialiſtiſcher Weltanſchauung unker beſtimmten Vor⸗ ausſetzungen einen Anſpruch. Der Ausgleich der Familienlaſten wird teilweiſe durch Berückſichtigung des Familienſtandes bei den Steuern und teilweiſe durch Gewährung von laufenden Kinderbeihilfen vorgenommen. Wir gewähren ſeit April 1938 für Kinder, deren beſon⸗ dere Förderung nach nationalſozialiſtiſcher Weltanſchau⸗ ung geboten erſcheint, auch Ausbildungsbeihilfen zum Beſuch von mittleren und höheren Schulen, von natio⸗ nalpolitiſchen Erziehungsanſtalten und von Fachſchulen und Hochſchulen. Der Ausgleich der Familienlaſten, den wir im national⸗ ſozfaliſtiſchen Deutſchland durch Steuerermäßigungen und durch Gewahrung laufender Kinderbeihilfen und von Aus⸗ bildungsbeihilfen vornehmen, iſt bereits ſehr erheblich, er ſtellt jedoch noch nicht das Ziel dar, das die den na⸗ tionalſozialiſtiſchen Staat tragende NSDAP erſtrebt. i Neha Liddy Kayner kam ins Hotel Fürſtenhof, in dem Billy mit ſeinen Verwandten wohnte. Als ſie, ſchlank und ſauber, wie ein Pfirſich zum Anbeißen durch das Veſtibül ſchritt, ſtieß ſie auf Mabel, die ſich in der Geſellſchaft ihres Vaters befand. Mabel begrüßte ſie herzlich und ſtellte ſie dem Vater vor. Daniel Sutter war ſehr zuvorkommend zu ihr, denn ſie gefiel ihm auf den erſten Blick. „Sie wollen geben meinem Neffen Unterricht?“ „Ja, Mr. Sutter!“ „Mein Neffe will ſich der künſtleriſchen Laufbahn widmen?“ „Ich weiß nicht genau, ob das ſtimmt! Ich glaube, es ſoll die politiſche ſein! und wenn er da als Redner ſeinen Mann ſtellen will, dann muß er ſprechen kön⸗ nen. Schöne klare Sätze bilden, klar und deutlich ſprechen, daß ihn jeder verſteht! Und das will ich Mr. Billy Sutter— 5 5 „Sie ſprechen gut engliſch!“ „Ich War Jahre in England!“ ſchwindelte Liddy mit reizendem Lächeln. 5 5 „Oh... da ſind Sie wohl als Kind nach drüben gekommen?“ 5 „Nein, ich war damals dreiundzwanzig Jahre alt. 80 bin jetzt erſt wieder ſeit zwei Jahren in Deutſch⸗ and!“ Daniel Sutter fiel die Zigarre bald aus dem Munde. Er ſtarrte die Sprecherin an, aber ſie hielt ſeinen Blick aus. 5 „Ja, Papa, da ſtaunſt du! Miß Kayner iſt krotz ihrer... 52 Jahre noch jung und knuſprig! „Das iſt doch nicht möglich!“ ſtotterte Sutter.„Ich hätte Sie keinesfalls älter als 25 Jahre geſchätzt! NoN Sc WAG 9 Wir werden im Kahmen der finanziellen Möglichkeiten die Maßnahmen fortenkwickeln, bis wir ſchließlich nach einer Reihe von Jahren einen vollſtändigen Ausgleich der Familienlaſten erreicht haben werden. Dieſer vollſtändige Ausgleich der Familienlaſten wird alle Stände des deutſchen Volkes, grundſätzlich ohne Rückſicht auf die Höhe des Ein⸗ kommens, umfaſſen. Dieſer vollſtändige Ausgleich der Familienlaſten wird mit den Perſonenſteuern verbunden werden. Dem Steuerbetrag wird der Betrag des Familienlaſten⸗ ausgleiches gegenübergeſtellt werden. Iſt der Steuerbetrag größer als der Betrag des Familienlaſtenausgleiches, ſo wird der letztere von dem erſteren abgezogen. Nur der Reſt iſt als Steuer zu entrichten. Iſt der Betrag des Familienlaſtenausgleiches größer als der Steuerbetrag— das wird bei den kinderreichen Familien kleinen und mitt⸗ leren Einkommens die Regel ſein— ſo wird der Unter⸗ ſchiedsbetrag in monatlichen Teilbeträgen an den Fa⸗ milien vater ausgezahlt. Wir gewähren im nationalſozialiſtiſchen Staat nicht nur laufende Kinderbeihilfen und Ausbildungsbeihilfen, wir gewähren auch einmalige Kinderbeihilfen. Wir haben ſeit Oktober 1935 bis heute an rund 650 000 minder⸗ bemittelte kinderreiche Familien einmalige Kinderbeihilfen im Durchſchnittsbetrag von 320 Mark je Familie gewährt; Geſamtbetrag bis jetzt 211 Millionen Mark. Dadurch ſind 3.5 Millionen Kinder mit durchſchnittlich 60 Mark pro Kind bedacht worden. Einrichtungsbeihilfen Deutſchlands Städte werden baulich umgeſtaltet. Dabei werden viele alte und ſchlechte Wohnungen beſeitigt. Da⸗ für werden neue Wohnungen gebaut. Es iſt erwünſcht, daß die kinderreichen Familien Wohnungen beziehen, die ge⸗ nügend groß ſind. Darauf wird bei der Erſtellung von Neu⸗ bauten beſonders geachtet. Diejenigen kinderreichen Familien, die im Rahmen der baulichen Umgeſtaltung deuiſcher Skädle eine ſolche jenü⸗ 1 große Wohnung zugewieſen erhalten, können einer jerordnung vom 1. Juni 1938 gemäß eine einmalige Ein⸗ richtungsbeihilfe in höhe von 100 Mark für jedes Kind un⸗ ker 16 Jahren erhalken. 1 nationalſozialiſtiſche Staat regt auch zur frühzei⸗ tigen Verheiratung, insbeſondere durch Gewäh⸗ rung von Eheſtandsdarlehen an. Wir haben ſeit . Auguſt 1933 bis heute 950 000 Eheſtandsdarlehen im Betrage von 600 Millionen Mark gewährt. Wir gewähren weiterhin 180 000 bis 200 000 Eheſtandsdarlehen jährlich. Der Durchſchnittsbetrag für das einzelne Eheſtandsdarlehen iſt gegenwärtig 650 Mark, der Höchſtbetrag 1000 Mark. Es iſt beabſichtigt, ſobold die zur Verfügung ſtehenden Mittel es ermöglichen, Töchtern aus kinderreichen Familien ein noch höheres Eheſtandsdarlehen zu gewähren. Seit April 1938 iſt das Eheſtandsdarlehen auch ein Mittel zur Bekämpfung der Landflucht. Weiſt ein Ehemann, der ein Eheſtandsdarlehen erhalten hat, nach, daß er nach Abſchluß ſeiner Schulausbildung ununterbro⸗ chen in der Land⸗ und Forſtwirtſchaft oder als ländlicher Handwerker tätig geweſen iſt, ſo werden die Tilgungsbe⸗ träge auf die Dauer von fünf Jahren, mindeſtens jedoch bis zur Vollendung des 30. Lebensſahres, zinslos geſtundet. Weitere Maßnahmen zur Förderung der Frühehe ſind ins⸗ beſondere zu Gunſten der Anwärter für die Beamtenlauf⸗ bahn getroffen worden. Mit Wirkung ab 1. April 1937 ſind »die Aehuge derjenigen Beamtenanwärter, die verheiratet ſind, ſehr weſentlich erhöht worden. Auf Anregung des Stellvertreters des Führers werden demnächſt die An⸗ wärterzeiten für die Beamtenlaufbahn verkürzt werden. Alle dieſe Maßnahmen ſtellen die erſten großen Schritte auf dem Wege zum Ziel dar. Wir werden den Weg nach Maßgabe der finanziellen Möglichkeiten fortenkwickeln, bis wir einen vollſtändigen Ausgleich der Familienlaſten für alle Stände des deutſchen Volkes erreicht haben werden und der Gedanke der Frühehe und die Sehnſucht nach Kin⸗ 5 Gemeingut aller Deutſchen geworden ſein wer⸗ en.“ Wer nicht Soldat iſt oder im Ernſtfall werden wird, kauft ſich eine Volksgasmaske bei ſeinem NSV⸗Amtswalter. Bin ich auch! dachte Liddy beluſtigt, aber ganz ernſt ſagte ſie:„Ja, die Zeiten ſind heute anders. Heute kann eine Dame Großmutter ſein und gewinnt auf der Schönheitskonkurrenz immer noch einen Preis!“ Sutter hatte ſich wieder gefaßt.„Ihr Mann iſt zu beneiden, Miß Kayner!“ „Ich bin nicht verheiratet, Mr. Sutter!“ Sutter ſtarrte ihr noch lange nach, als ſie ſchon lange mit Mabel, die ſie begleitete, im Lift verſchwun⸗ den war. Zweiundfünfzig? Das war ein Wunder! Das wäre eine Frau für ihn. * Eine Stunde ſpäter. Der Chefportier ſteht am Telefon und ſchüttelt den Kopf. Aus dem zweiten Stock wird angerufen. Das Zimmermädchen iſt am Apparat. „Sie ſind nicht geſcheit!“ ſagt der Chefportier.„Was ſoll los ſein!“ „Mord und Totſchlag! Ach... in Zimmer 53... da geht es wild her! Ein Mann will einen anderen er⸗ morden!“ „Ich komme gleich ſelbſt mal rauf!“ Der Chefportier geht zum Geſchäftsführer, der eben mit einem Gaſt ſpricht. Der Geſchäftsführer hört ſeinen Bericht an und beide f. hren mit dem Lift nach oben. Auf dem teppichbelegten Korridor treffen ſie auf eine Schar verſtörter Gäſte, die erregt auf das Zimmer 53 deuten. Der Ge Jäftsführer horcht. Eine erregte Männerſtimme in engliſcher Sprache redend, brüllt hinter der Tür, daß man denken muß, es iſt Mord und Totſchlag im Gange. Der Geſchäftsführer geht an die Tür, klopft, aber niemand öffnet und da drückt er die Klinke herunter und tritt in das Zimmer. Bleibt erſchrocken ſtehen, denn das Bild, das ſich ihm zeigt, hat nichts grauenerregendes an ſich. Landdienſt iſt Ehrendienſt Der Reichsjugendführer bei Grundſteinlegung für 578 5 J- Heime Schlochau, 13. Juni. In der Grenzſtadt im Oſten, in Schlochau, fand am Fuße der Ruinen der alten Ordensrit⸗ terburg die feierliche Grundſteinlegung für 578 Hitler⸗ Jugend⸗Heime im ganzen Reich ſtatt. Zugleich wurde mit dieſem feierlichen Akt eine großzügige Heimbeſchaffungs⸗ aktion in den Grenzgebieten des deutſchen Oſtens eingeleitet. Reichsjugendführer Baldur v. Schirach hielt eine Anſprache, in der er u. a. ſagte: Es wäre nicht möglich ge⸗ weſen, dieſe gewaltige Anzahl von Bauten zu errichten, wenn nicht der Führer felbſt dem Arbeitsausſchuß für die Heimbeſchaffung der Hitler-Jugend ſeine Aufmerk⸗ ſan keit in einem ganz beſonderen Maße zugewandt hätte. Auch die Heime der Hitler-Jugend ſind Bauten Adolf Hit⸗ lers. Dabei waren es nicht nur die Großbauten der HJ. mit denen ſich der Führer beſchäftigte, nein, gerade die von den kleinen und kleinſten Gemeinden geplanken Heime, die in Gemeinſchaftsarbeit und mit einem ganz geringen Auf⸗ 0 von Bargeld errichtet wurden, intereſſierten ihn be⸗ ſonders. Meine Mädels und Jungens, wer von Euch auf dem Lande arbeitet, der tut harte Arbeit; das weiß ich. Viel⸗ leicht überkommt ihn hier und da die falſche und verfüh⸗ reriſche Sehnſucht, dieſen Dienſt am Land aufzugeben und dem trügeriſchen Bild eines vermeintlichen Glückes in der Stadt zuzuſtreben. Jugend Adolf Hitlers, das Leben iſt gleichſchwer oder gleichleicht, wenn man es mit einem kapferen Herzen be⸗ jaht. Kullur aber iſt nur dort, wo der Pflug den Boden bricht. Sie lebt auch in der Stadt nur ſolange, als der Menſch ſich demökig und ſehnſüchtig ſeiner Landſchaft er⸗ innert. Landdienſt iſt Ehrendienſk! „Schönheit und Freude“ Die ndꝗ-Reichskagung in Hamburg Hamburg, 13. Juni. Mit einem Feſtzug„Schönheit und Freude“ erreichte die vierte Reichstagung der NS⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ ihren Höhepunkt. Der Zug, deſſen Vorbeimarſch mehrere Stunden dauerte, brachte zunächſt Volkstums⸗ und Trachtengruppen, dann eine kulturell Abteilung— ſie verſinnbildlichte die Kdß⸗ Arbeit auf dem Gebiete der Erſchließung des Theaters und der übrigen Kulturgüter für den ſchaffenden deutſchen Men⸗ ſchen— und ſodann eine Sportabteilung. Der Abſchluß des Feſtzuges geſtaltete ſich zu einer Apotheoſe deutſcher Volks⸗ kraft und deutſchen Lebenswillens. Größe und Wehrhaftig⸗ keit, Reichtum und Vielgeſtaltigkeit völkiſchen Lebens kün⸗ dete in ſchlechthin nicht mehr zu ſteigernder Form dieſer letzte Teil. In langer Reihe zogen die Banner aller deut⸗ ſchen Gaue vorüber, voran die der Gaue Oeſterreichs. Am Abend gab es über der Binnenalſter ein Rieſen⸗ feuerwerk. Die vier ereignisreichen Tage der vierten Reichs⸗ tagung der NS⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ fanden dann mit einem Feſt an Bord des Flaggſchiffes der Kdß⸗ Flotte,„Wilhelm Guſtloff“, ihren Abſchluß. Noch einmal hatten ſich die Träger des Kößß⸗Werkes, an der Spitze Reichsleiter Dr. Ley, mit führenden Perſönlichkeiten der Partei, des Staates und der Stadt und mit den Gäſten aus dem Ausland zuſammengefunden. Eine große fröhliche Feſtgemeinſchaft füllte die herrlichen Räume des deutſchen Arbeiterſchiffes. 8 Abſchluß des Pforzheimer Reitturniers. Der letzte Tag des Pforzheimer Reitturniers hatte ſehr unter der Angunſt der Witterung zu leiden. Der hauptfächlich am Nachmittag niedergehende Regen hatte das Geläuf ſtark aufgeweicht, ſodaß beſonders im Glücksjagdſpringen große Anforderungen ſowohl an Pferd wie Mann geſtellt wurden. Das Glücksfagdſpringen geſtaltete ſich denn auch zu einem ſol⸗ chen im wahrſten Sinne des Wortes, denn wer ein Hindernis geworfen hatte, ſchied unweigerlich aus. So kam es vor, daß mancher Reiter mit ſeinem Pferd über die ſchwierigſten Hin⸗ derniſſe gekommen war, um nachher durch irgend eine Schwie⸗ rigkeit doch noch ausſcheiden zu müſſen. Unter dieſen Umſtän⸗ den iſt der Sieg von Wachtmeiſter Höltig auf Wange mit: O Fehlern und 107 Sekunden als beſonders verdient an⸗ zuſehen. Mitten im Zimmer auf dem Teppich ſteht Billy mit wichtiger Miene und hochrotem Geſicht und hält eine Rede. Nicht weit von ihm ſitzen zwei hübſche junge Damen, die ſcheinbar mit viel Vergnügen dieſer Rede lauſchen. „Gut, zwiſchen drei und vier Uhr! Abgemacht!“ * Daniel Sutter wartete wie ein Luchs und als Mabel mit Billy und Miß Kayner erſchien, da lud er alle zu einem Drink an der Bar ein. Liddy hatte noch eine Stunde Zeit und kam der Auf⸗ forderung gern nach und Daniel Sutter machte ihr regelrecht den Hof, daß Mabel aus dem Staunen nicht herauskam. 5 Als Miß Kayner das Hotel verlaſſen hatte, ſah ſie den Vater fragend an und Mr. Sutter ſchmunzelte. „Scharmante Frau!“ ſagte er nachdenklich.„Sie hat auch nichts gegen das Zigarrenrauchen! Und ſie weiß auch, daß die ſchwarzen Braſil garnicht ſo ſchwer ſind, wie alle immer denken! Scharmante Frau! Wenn ich noch einmal heirate, dann kommt nur Miß Kayner in Frage!“ Billy ſah wütend auf den Onkel. „Du... du willſt ſie heiraten! Aber lieber Onkel. in deinem Alter.. da heiratet man doch...!“ „Oh, was willſt du, mein Junge, ſie iſt 52 und ich bin 54 Jahre alt!“ „Aber Onkel, ich bitte doch!“ fuhr Billy mit rotem Kopf fort.„Miß Kayner iſt doch zu zu.. alt für dich! Mit 55 heiratet man doch höchſtens eine 40⸗ jährige.“ „Die immer älter ausſieht wie dieſe ſcharmante Dame von 52! Iſt ſchon gut, meine Junge! Ich werde mit Mabel und Jane ſprechen! Wenn ſie einverſtanden ſind, daß ich ihnen dieſe ſcharmante Dame als Mutter zuführe, dann werden wir in Berlin noch heiraten! Time is money!“ (Schluß.) Nana Sahib war mit einem Teil ſeiner Truppen ent⸗ kommen. Er zog erſt gegen Lucknow, kehrte dann nach Cawnpur zurück, das er ſogar noch einmal erobern konnte, und ſtieß dann zu dem weſtlich von Cawnpur ſtehenden Gwallior⸗Kontingent, mit dem zuſammen ſeine Truppen geſchlagen und aufgerieben wurden. Dann flüchtete er wohl nach Delhi. Was endlich aus ihm geworden iſt, hat man niemals feſtſtellen können. Das Strafgericht der Engländer über Cawnpur war furchtbar. Brigadegeneral F. G. S. Neill erließ am 25. Juli 1857 dieſe Order:„Nach Verhör und Verurteilung ſeien alle Gefangenen, die der Teilnahme an der Ermordung europäiſcher Frauen und Kinder überführt ſeien, von der aus Straßenfegern, Angehörigen der niedrigſten Kaſte der Inder, geleiteten Polizei in das„Schlachthaus“— ſo nannte man das Haus, in dem die Frauen und Kinder ermordet worden waren— zu bringen und dort zu zwin⸗ gen, auf den Knien mit dem Munde einen Quadratfuß des mit Blut getränkten Fußbodens rein zu lecken, ehe ſie zum Galgen geführt und gehängt würden.“ Dieſer Befehl war bis zum 3. November in Gültigkeit. Dann hob ihn Sir Colin Campbell als des engliſchen Namens und einer chriſtlichen Regierung unwürdig auf. Nach der Einnahme von Cawpnpur marſchierte Gene⸗ ral Havelock mit ſeinen Truppen weiter nach Norden auf Lucknow zu. Der Kampf um Lucknow Lucknow war ſchon damals eine Stadt von etwa 800000 bis 900 000 Einwohnern. Seine Garniſon beſtand aus rund 7000 indiſchen Soldaten und etwa 850 Mann Engländern. Der Kommandant von Lucknow, Sir Henry Lawrence, war weniger vertrauensſelig als ſein Kollege in Caſonpur. Schon Anfang Mai begannen in Lucknow die Unruhen unter den indiſchen Truppen. Einzelne Meu⸗ tereien konnten jedoch immer noch unterdrückt werden, da ein Teil der indiſchen Truppen ſich noch nicht daran be⸗ teiligen wollte. Gegen Ende Mai jedoch war auch in Lucknow die Lage wie in ſo vielen anderen Garniſonſtädten Indiens. Die europäiſchen Truppen, die Frauen und Kinder der Engländer wurden in der inzwiſchen befeſtigten Reſidenz der Stadt und in den in der Nähe liegenden Kaſernen untergebracht, die offene Meuterei indiſcher Truppen brach aus, und die Engländer waren Gefangene in ihrer Feſtung. Dank ihrer größeren Zahl und der mit größerer Um⸗ ſicht getroffenen Verteidigung des Platzes gelang es den Engländern, ſich zu halten, bis die Entſatzarmee des Ge⸗ 9 Havelock Ende September in Lucknow eindringen onnte. Aber die monatelangen Kämpfe und insbeſondere auch der Marſch nach Lucknow hatten die Entſatzarmee ſo ge⸗ ſchwächt, daß ſie in Verbindung mit den in Lucknow noch befindlichen Truppen gerade ausreichte, um den Abzug der Frauen und Kinder zu decken und dann ſelbſt den Rückzug anzutreten. Lucknow mußte den Aufrührern über⸗ laſſen werden. In den gleichen Tagen, in denen Havelocks Entſatz⸗ armee in Lucknow eindrang, nahmen engliſche Truppen Delhi, die alte Kaiſerſtadt. Am 21. September verkündeten bei Sonnenuntergang Salutſchüſſe von den Mauern der Stadt der indiſchen Tradition, daß die Engländer wieder Herren von Delhi waren. Dieſe Salutſchüſſe ſollten gleich⸗ zeitig verkünden, daß der Aufruhr im weſentlichen zuſam⸗ mengebrochen war. Doch dauerte es noch einige Monate bis tief in das Jahr 1858 hinein, ehe wieder von einer wirklichen Unterdrückung auch der letzten Aufſtandsneſter geſprochen werden konnte. Gegen Lucknow zog im Frühjahr 1858 erneut ein ſtar⸗ kes engliſches Heer. Am 21. März konnte die Stadt ge⸗ nommen und den engliſchen Truppen zur Plünderung freigegeben werden. Ein Jahr ſpäter wurde Tantia Topee, der Berater Nana Sahibs, einer der bedeutendſten militäriſchen An⸗ führer der Aufſtändiſchen, auf der Flucht durch die Dſchungel Nordindiens gefangen und eine Woche ſpäter aufgehängt. Das Ende des Aufſtandes Der indiſche Aufruhr war zuſammengebrochen. Trotz des für Indien beiſpielloſen Zuſammengehens von Muſel⸗ manen und Hindus, trotz der zweifellos unerhörten Tapferkeit der aufſtändiſchen Sepoys trug der Aufſtand von vornherein die Zeichen des Mißlingens. Die nur äußerlich überdeckten Feindſeligkeiten zwiſchen Muſelma⸗ nen und Hindus machten es unmöglich, der weitverzweig⸗ ten Verſchwörung ein Oberhaupt zu geben, das mit Kraft und Einſicht das Vorhaben hätte leiten können. So brach der Aufſtand auch ſchon nicht an einem Tage, wie anfangs geplaut, in ganz Indien aus, ſondern der Beginn der Meutereien erſtreckte ſich über den Zeitraum von etwa einem Monat. Dadurch gewannen die Englän⸗ der Zeit, ihre Maßnahmen zu treffen und diejenigen in⸗ diſchen Truppen, die ſich noch nicht der Meuterei ange⸗ ſchloſſen hatten, zu eutwaffnen. Der Verlauf der Kämpfe, in denen die Inder ſogar teilweiſe noch mit Pfeilen und Bogen fochten, bewies aber auch erneut die ungeheure Ueberlegenheit ſelbſt klei⸗ ner europäiſcher Truppenteile über die vielfache Ueber⸗ macht indiſcher Soldaten. Die mangelhafte Diſziplin der Sepoys, die noch durch die Scharen der Freiwilligen, die ihnen zuſtrömten, weiter gemindert wurde, iſt wohl der weſentlichſte Grund ihrer Niederlage. Hinzu kommt, daß ihnen neben der militäriſchen auch die politiſche Diſziplin fehlte. Niemals an Freiheit gewöhnt, konnten ſie auch dort, wo ſie ihnen jetzt durch Mord und Plünderung zu⸗ fiel, 55 nicht zu einer politiſch wirkſamen Kraft geſtalten. Die letzte politiſche Folgerung aus dieſem gewalt⸗ ſamen Befreiungsverſuch hat erſt 60 Jahre ſpäter ein Mann gezogen, der berufen ſein ſollte, durch waffenloſen Widerſtand die Herrſchaft der Enaländer in Indien ſchwerer zu bedrohen, als es Geſchütze und Gewehre, als Tapferkeit und alles Blut während des Sepoyaufſtandes tun konnten: Mahatma Gandhi. Das Ende der Oſtindiſchen Compagnie Das Ende des Aufſtandes war auch das Ende der Oſtindiſchen Compagnie. Schon durch eine Parlamentsakte vom 28. Auguſt 1833 waren die bis dahin ſtets verlängerten Monopol⸗ rechte der Oſtindiſchen Compagnie in entſcheidender Weiſe geändert worden. Unter der Auswirkung der freihänd⸗ leriſchen Ideen, die damals von England aus ihren Siegeszug durch die Welt antreten ſollten, wurde der Handel mit Indien freigegeben und der Compagnie ihr Monopol genommen. Der ehemaligen Handelsgefellſchaft, der das Regieren eigentlich bloß eine notwendige Beigabe zur Erreichung ihrer urſprünglichen Zwecke geweſen war, blieben gerade jetzt nur noch ihre Hoheitsrechte übrig. Aus der Geſellſchaft war ein rein politiſches Gebilde geworden. Zur Abfindung der Aktionäre wurde eine Amortiſationskaſſe geſchaffen, um in einem beſtimmten Zeitraum die Aktien zu einem Kursſatz von 200 Prozent einzulöſen. Aber auch die politiſche Wirkſamkeit der Compagnie ſollte ein allmähliches Ende finden. Im Mai 1854 be⸗ ſtimmte das Parlament, daß die Hoheitsbefugniſſe der Compagnie jederzeit geſetzlich geregelt, d. h. auf die britiſche Regierung übergeleitet werden könnten. Der Sepoy⸗Aufſtand hatte nun klar bewieſen, daß es der Compagnie nicht mehr möglich war, die Herrſchaft über das Rieſenreich Indien in befriedigender Weiſe zu führen. Am 3. Auguſt 1858 ſetzte Königin Viktoria ihre Unter⸗ ſchrift unter ein Geſetz, das die Oſtindiſche Compagnie auflöſte, zu ihrem Nachfolger den britiſchen Staat ein⸗ ſetzte und die Regierung unmittelbar der Krone Englands übertrug. Als Tag des Ueberganges der Hoheitsrechte wurde der 1. September 1858 beſtimmt. Es iſt eine Laune des Geſchicks, daß Gründungs⸗ und Schlußakte der Oſt⸗ indiſchen Geſellſchaft den Namenszug einer Königin tra⸗ gen: Königin Eliſabeth hatte in der Neujahrsnacht des Jahres 1600 die Gründungsurkunde unterzeichnet, die, nach mehr als 250 Jahren, durch den Namenszug der Königin Viktoria unter dem Auflöſungsgeſetz ihr Ende and. f Am 1. November 1858 wurde auf einem großen Durbar, einem feierlichen Staatsakt, zu Allahabad die königliche Proklamation verleſen, daß die Königin die Regierung von Indien übernommen habe. Dieſes Doku⸗ ment, das die Engländer damals als die Magna Charta des indiſchen Volkes prieſen, kündigte eine Politik der politiſchen Gerechtigkeit und der religiöſen Toleranz an und ſprach eine allgemeine Amneſtie aus, ausgenommen für diejenigen, die unmittelbar an Mordtaten gegen Eng⸗ länder beteiligt waren. „Indem wir beſonderes Vertrauen in die Redlichkeit, Geſchicklichkeit und Einſicht Unſeres guten und lieben Vetters und Rats, Charles John Viscount Canning, ſetzen,“ ſo ſchloß die Proklamation,„ernennen wir ihn hiermit zu Unſerem erſten Vizekönig und Generalſtatt⸗ halter über die beſagten Landſchaften; er ſoll die Regie⸗ rung in Unſerem Namen verwalten.“ Während dieſer Feier tobten aber noch überall im Lande ſchwere Kämpfe. Die Macht des Aufſtandes war zwar gebrochen, aber die letzten Reſte der Aufſtändiſchen kämpften immer noch und überall mit dem Mut der Ver⸗ zweifelten. In London aber freute man ſich des neuen Glanzes britiſcher Macht und Stärke und ſtand bewundernd vor einer goldenen Bettſtelle im Wert von rund 150000 Pfund, die der Maharadſcha von Kaſchmir der Königin von Eng⸗ land als Zeichen ſeiner Verehrung geſchickt hatte! Indien wird Kaiſerreich Indien unterſtand jetzt der engliſchen Krone, aber es hatte noch nicht ſeine eigene ſtaats rechtliche Form erhalten. Dieſer Schritt wurde erſt zwanzig Jahre ſpäter vollzogen. Empfang indiſcher Fürſten auf einem Gartenfeſt des Vizekönigs in Neu⸗Delhi. Vor ſiebzig Jahren kämpften indiſche Fürſten gegen die Herrſchaft der Engländer, heute dagegen haben die Fürſten die engliſche Ober⸗ hoheit anerkannt. Der Kampf für die Selbſtändig⸗ keit wird vom Volke geführt, allerdings ohne blutige Auf⸗ ſtünde. Die Unruhen in den Grenzprovinzen haben an⸗ dere Urſachen. Vorläufig iſt Englands Macht in Indien feſt begründet. Aufnahme: Scherl⸗Bilderdienſt— M. Im Herbſt 1876 wurden die erſten Vorbereitungen zur Ausrufung des indiſchen Kaiſerreiches getroffen. Im Dezember entſtand um Delhi, die alte indiſche Kaiſer⸗ ſtadt, in einer Ausdehnung von ſechs bis acht engliſchen Meilen eine prächtige Zeltſtadt. Der engliſche Vizekönig hielt am 23. Dezember hier ſeinen Einzug und bezeichnete damit den Beginn der Verſammlung der indiſchen Fürſten. An das vizekönigliche Lager ſchloſſen ſich die Zelt⸗ ſtädte der Gouverneure von Madras, Bombay, Bengalen uſw. und die Lager der großen indiſchen Fürſten, deren Haustruppen durch die Verſchiedenartigkeit der Trachten und Bewaffnung einen bunten Anblick gewährten. An Elefanten, ſchönen Pferden und Edelſteinen im Werte von Millionen fehlte es nicht, desgleichen hatten einzelne in⸗ diſche Fürſten ihre Prunkgeſchütze aus maſſivem Gold oder Silber zur Schau geſtellt. Am 29. Dezember hielt der Vizekönig eine glänzende Heerſchau ab. Am Neujahrstage 1877 rief in einem eigens für dieſen Zweck gebauten rieſigen Amphitheater in Anweſenheit des Vizekönigs und aller indiſchen Für⸗ ſten Major Barnes, der ſtattlichſte Offizier der euro⸗ päiſchen Truppen, in glänzendſter Heroldstracht, umgeben von zwölf Trompetern, die Königin als Kaiſerin von Indien aus. Da die neue Kaiſerin nicht die Abſicht hatte, nach Indien zu kommen, ſo verteilte man bei der Krönungs feier an die eingeborenen Fürſten je nach dem höheren oder niederen Rang eine Erinnerungsmedaille in Gold oder Silber, die dieſen wenigſtens das Reliefbild ihrer neuen Herrſcherin zeigte. Aus Anlaß der Annahme des kaiſerlichen Titels erließ die Königin eine Botſchaft, in der ſie das Vertrauen aus⸗ ſprach, daß dieſer Akt dazu beitrage,„Uns und Unſere Untertanen im Bande noch engerer Zuneigung zu ver⸗ einigen. Von den Höchſten bis zu den Niedrigſten mögen alle fühlen, daß unter Unſerer Herrſchaft die großen Grundſätze der Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit ihnen geſichert ſind, und daß die Förderung ihres Glücks, die Vermehrung ihres Gedeihens, die Vergrößerung ihrer Wohlfahrt die immer vorſchwebenden Ziele Unſeres Reiches ſind.“ Auf die erſte tatſächliche Kaiſerkrönung eines eng⸗ liſchen Königs in Delhi mußten die Inder jedoch noch mehr als vierzig Jahre warten. König Georg und Queen Mary kamen im Dezember 1911 zur Krönung nach Indien. Das Heer der Geheimpoliziſten, das jeden Schritt des Herrſcherpaares bewachte, war in fieberhafter Tätigkeit. Denn unter der Maske einer friedlichen Entwicklung war im Laufe der letzten Jahre eine neue und dunkle Bewe⸗ gung der Unzufriedenheit und des Aufruhrs durch Indien gegangen. Geheime Geſellſchaften, meiſt von jungen Leuten aus angeſehenen Familien gebildet, ent⸗ ſtanden in vielen Gegenden Bengalens mit dem Ziel der Befreiung Indiens von ſeinen fremden Bedrückern. Das glaubten ſie, durch Attentate und Terror zu er⸗ reichen. Die Kunſt des Bombenmachens wurde aus Europa importiert. Revolutionäre Literatur und der Gebrauch von Piſtolen und Exploſivſtoffen wurden eifrig ſtudiert, und eine Serie von anarchiſtiſchen Verbrechen und Anſchlägen gegen hohe engliſche Beamte und Sol⸗ daten hatte Indien in den Jahren 1907 bis 1909 beunruhigt. Auch jetzt waren in der prächtigen Zeltſtadt, die man vor den Toren Delhis für die Krönungsfeierlichkeiten er⸗ richtet hatte, wenige Tage vor dem Feſt geheimnisvolle Feuer ausgebrochen, denen auch das prächtige, auf maſ⸗ ſiven Silberpfeilern ruhende königliche Empfangszelt zum Opfer fiel. Nicht ohne Beſorgnis ſah man daher dem Feiertag entgegen, an dem tatſächlich zum erſtenmal ein engliſcher König zum Kaiſer von Indien gekrönt werden ſollte. Aber die Feier verlief ohne Störung und unter Ent⸗ faltung einer maleriſchen orientaliſchen Pracht. In ſeiner Krönungsbotſchaft verkündete der König und Kaiſer als große Ueberraſchung, deren Geheimnis gut bewahrt worden war, die Verlegung des Sitzes der oberſten Regierung von Kalkutta nach Delhi. Ende. Die Volks⸗Gasmaske ſoll ein 2 2 S 7 — D * 2 2 groß liſtiſc Grun kehre J)) ³ ᷣ Ku 5 —