Lehrwerkſtäfte angelegt und eingerichtet wurde, ſo F ˙.. ↄ Nr. 143 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 22. Juni 1938 9 hen enn; Nan Npitoy 83 Bom Leiter des Als ſich das 1938 entſchle Fachamtes„Chemie“, Carius. as achamt„Chemie“ zu Beginn des Jahres 5, ſeine diesjährige Reichstagung nach Mann⸗ gen, fiel dieſe Wahl nicht von ungefähr auf 8 zam Rhein und Neckar. Mannheim⸗Lud⸗ der Entwicklung der chemiſchen Induſtrie 1 Namen. Nimmt man die Städte, die in annheims liegen dazu, ſo werden wir endſten Namen für die chemiſche Wiſ⸗ e Großinduſtrie aus dieſer Gegend Nehmen wir Heidelberg, ſo brauchen wir nur an den den Bunſen zu denken, der uns auf wiſſenſchaftlichem t. ganz neue Errungenſchaften brachte, ſo z. B. die d 10 lanalyſe. Von ihm wurden bedeutende Vor allem ſeine Entdeckung des nners rollt ganz neue Entwicklung ſowohl als auch experimentellem Gebiet auf. Jarmſtadt kennen wir vor allen Dingen die Fami⸗ Aterck die uns auf dem Gebiet der Kosmetik und der mazeutika Wertvolles geſchenkt hat. denken aber auch weiter an Forſcher wie Liebig ule, ohne die wir uns die moderne Düngemittel id die Erforſchung der Kohlenwaſſerſtoffe nicht ismaße vorſtellen könnten, wie dieſe Induſtrie⸗ is ſtehen. Aber nicht nur auf dem Ge⸗ ſt Mannheim und ſeine Umgebung her⸗ rdentliche Bedeutung erlangte das Ge⸗ en Großinduſtrie. a Nach Mannheim ſollte in der Mitte des vorigen Jahr⸗ underts die Badiſche Anilin⸗ und Sodafabril gebaut wer⸗ 1. Sie kam nach Ludwigshafen, weil die damaligen Stadtväter Mannheims es verhindern wollten, daß Mann⸗ heim zu einer Induſtrieſtadt wird. In Ludwigshafen wurde dann die Badiſche Anilin⸗ und Sodafabrik errichtet. welche 2 uf eine LUA: 0 —= heute als Werk Ludwigshafen⸗Oppau der JG Farbenindu⸗ ſtrie AG e gewaltige Entwicklung genommen hat. Hier wurde die ung künſtlicher Farbſtoffe entwickelt. Vor 8 i. m die N zarins, welch übt wurden, ge dukte, welche z ſind, entwickelt. ſes Werk in Lu' waltigen Bedeutung Durch die Blockade waren wir abgeſchnitten von jenem Rohſtoff, der zur Herſtellung von Sprengſtoff gedient hätte. Carl Boſch hatte ſchon vor dem Kriege die Methode der Sprengſtoffgewinnung aus der Luft erforſcht und techniſch gelöſt. Dieſe Erfindung ermöglichte es überhaupt Deutſch⸗ land, den Krieg jahrelang durchhalten zu können. Dazu fin⸗ den wir in Mannheim⸗Ludwigshafen und Umgebung Ton⸗ erdefabriken, Düngerfabriken uſw. Wir finden die Kali⸗ Chemie AG. die gegründet wurde von Dr Karl Klemm. Finden Fabriken zur Herſtellung Pharmazeutiſcher Präpa⸗ rate, Karbolſäure. Wir finden die Rheiniſche Gummi⸗ und Celluloſe⸗Fabrik, Seifenfabriken, die Zellſtoff Waldhof mit der chemiſchen Induſtrie im ſtärkſten Maße verbunden. Das Kohleverflüſſigungs verfahren hat von Mann⸗ heim⸗Rheinau aus ſeinen Ausgang genommen und heute iſt wiederum die Entwicklung der Holzverzuckerung in Mannheim ſoweit gediehen, daß von hier aus die Betriebe im Reich er⸗ richtet werden. So hat Mannheim ſeinen Namen auf dem Gebiete der Wiſſenſchaft und ſeine Bedeutung in der chemiſchen Groß⸗ anlage. Dieſe Lage iſt bedingt durch die günſtige Verkehrs⸗ lage der Stadt am Rhein und am Neckar. Von hier aus waren die Wege zum Weltmarkt leichter zu erreichen So kommt es. daß in all dieſen chemiſchen Betrieben Zehntau⸗ ſende von Menſchen heute arbeiten und für die Unabhän⸗ gigkeit unſeres Reiches ſchaffen. Wenn das Fachamt„Che⸗ mie“ ſeine Reichsarbeitstagung abhält, dann will es ge⸗ rade unter die Menſchen gehen, für die die Deutſche Ar⸗ beitsfront gearbeitet hat und für uns lag daher nichts nä⸗ her, als in die Stadt Mannheim zu kommen, in der neben der Unzahl von chemiſchen Betrieben die große Zahl von Menſchen zu finden iſt, die in dieſer Maſſierung in der che⸗ miſchen Induſtrie wohl kaum in einer anderen Stadt des Reiches wieder gefunden wird. Wir haben für dieſe Men⸗ ſchen gearbeitet und wir wollen ihnen von dem Ergebnis unſerer Arbeit berichten. Deshalb ſind wir zu ihnen gekom⸗ men, daß ſie von uns hören, von dem zukünftigen Weg, den die Deutſche Arbeitsfront mit Deutſchland gehen wird. * Die Leiſtungsſchau des Fachamtes„Chemie“ Am 23. Juni d. J. wird in der Kunſthalle zu Mannheim eine Leiſtungsſchau des Fachamtes„Chemie“ der Deutſchen Arbeitsfront eröffnet, in welcher die chemiſchen Betriebe Deutſchlands einen Bericht abgeben über die Leiſtungen, die ſeit der Machtübernahme auf dem Gebiete der Sozialpoli⸗ kik vollbracht wurden Der Eingang zu dieſer Ausſtellurg würde von der Waſſerturmſeite her genommen. Im Innen⸗ raum der Ausſtellung wurde ein Ehrenſaal geſchaffen. Die eine Seite dieſes Raumes iſt den drei Muſterbetrieben, Deutſche Milchwerke, Ad gender; Vereinigte 9 Fabriken, Obernburg und Oeutſche pyro⸗techniſche Wer e, Kloſter Lechfeld, Neuwark, Oberpfalz, die hier ihre Arbeit zeigen, gewidmet. Auf der anderen Seite dieſes Ehrenrau⸗ mes iſt ein beſonderer Platz den diesjährigen Reichsſiegern aus der Wettkampfgruppe„Chemie“ gewidmet. In vielen Bildern aus der Induſtrie und aus dem Le⸗ ben ſehen wir die Schönheiten d Betriebe und ſe⸗ hen wir die Eigenart der chemiſchen lrbeit. Im Raum ſelbſt ſtehen noch Modelle von Betrieben, Siedlungen. Sportanlagen uſw. Der Hauptraum der Ausſtellung wird beherrſcht von einem rieſigen faſt drei Meter hohen DAF⸗ Zahnrad. In dieſem Raum iſt verſucht worden, in aller Kürze einen Ueberblick zu geben über das große Arbeitsge⸗ biet der Deutſchen Arbeitsfront. Es handelt ſich hierbei nicht um eine Ausſtellung, die durch eine Vielzahl von Bildern und Modellen wirkt, ſondern die gerade in der Beſchrän⸗ kung das Mittel ſucht, dem Beſchauer die Dinge, um die die eulſche Arbeitsfront ringt klarzumachen, Wir ſehen in etwa zehn Bildern herrliche Aufnahmen auf dem Gebiet der Siedlung In Modellen, die ſo⸗ wohl techniſch, als auch künſtleriſch als 1 zu be⸗ zeichnen ſind, wird die Anlage von Siedlungen, der Auf⸗ bau eines Hauſes gezeigt. f Der Muſterbetrieb Obernburg z. B. zeigt hier ein Mo⸗ dell eines Siedlerhauſes, welches von den. 115 auf dem Gebiete des Indigos und Ali⸗ ſchon von wenigen Ländern ausge⸗ Darüber hinaus wurden die Pro⸗ ellung dieſer Farbſtoffe notwendig end des Weltkrieges dann wurde die⸗ fen für Deutſchland von einer ge⸗ geſamte Inneneinkichtung zu ſehen iſt. W. der Abteilung des ſchöpferiſchen Schaffens der Che⸗ Die tadt der Chemie mie⸗Arbeiter ſehen wir 1 918 die wir gähezu als Kunſt⸗ werke anſprechen möchten. Dieſe Gegenſtände bekräftigen den Spruch, der über dieſer Abteilung ſteht:„Der Deutſche Arbeiter war nie Proletarier“. Dieſe Vielzahl des Gebo⸗ tenen, dieſe Feſtigkeit des Charakters und dieſe e keit des Könnens, die hier gezeigt wird, iſt überraſchend. Es wird weiter gezeigt das Gebiet der Geſundheitsführung in praktiſchen Bildern aus dem Leben in den Betrieben, die Hauptzweige der Geſundheitsführung werden herausgeho⸗ ben und beſonders dargeſtellt. Aus den Betrieben ſelbſt wird an Beiſpielen gezeigt, wie gearbeitet werden ſoll und wie nicht. Anregungen werden in dieſer Abteilung gegeben, die in der Arbeſt der Deutſchen Arbeitsfront wohl eine der wichtigſten ſein dürfte. ie chemiſche Induſtrie iſt wohl neben der Textil⸗Induſtrie die⸗ jenige, in der der Prozentſatz der beſchäftigten Frauen hauptſächlich iſt. Es war daher verſtändlich, daß der Frauenarbeit ein beſonderer Platz eingeräumt wurde. Es wurde dies unter dem Motto getan,„daß es in der che⸗ miſchen Induſtrie Arbeiten gibt, die nur von Frauen ge⸗ macht werden können“. Es iſt daher in dieſer Schau ver⸗ ſucht worden, den Arbeitsplatz der Frau in der chemiſchen Induſtrie herauszuſtellen. Daneben wird in guten Bildern das Leben der Werkfrauengruppen gezeigt. Der Leiter des Fachamtes„Chemie“, Carius, ſagte in einer Beſprechung, daß dos ſchönſte Gebiet, mit dem die Deutſche Arbeitsfront zuſammentraf„Kraft durch Freude“ ſei. Es ſei daher kein Wunder, daß dieſe Abteilung einen beſonderen Raum beanſprucht. Zum Schluß wird vielleicht in dieſem Raum etwas zu kurz das Gebiet der Berufserzie ung behandelt. Jedoch iſt trotz der Kürze das Ziel dieſer chau erreicht, nämlich die Nokwendigkeit der Berufserziehung in der chemiſchen In⸗ duſtrie herauszuſtellen. Am deulſchen Liederquell Ein Beſuch in der Heimak Silchers Der letzte Sonntag im Juni, in dieſem Jahre alſo der 26. Juni, iſt der„Tag des deutſchen Liedes“. In allen deutſchen Gauen veran⸗ ſtalten die Geſangvereine an dieſem Tage Kon⸗ zerte, bei denen vor allem deutſche Volks⸗ lieder und volkstümliche Lieder erklingen. Dp Der Ausläufer des Schurwaldes lichtet ſich auf der annigen Berglehne. Die dicht belaubten Buchenſtämme bleiben hinter mir und geben den Ausblick auf das Remstal mit ſeinen idylliſch zwiſchen Obſthängen und Weinbergen gelegenen Ortſchaften frei. Da weht der Wind ein Lied an mein Ohr, eine Weiſe von Silcher, und ſagt: Dieſe Landſchaft iſt die Heimat des deutſchen Liedes. Dort im tiefen Seitental, am Fuß der Rebenhügel, liegt ain mur⸗ melnden Beutelsbach das Dörfchen Schnait, in dein der Romantiker des deutſchen Volksgeſanges, Friedrich Silcher, geboren wurde. Das iſt der Sänger, der den Soldaten die Wehrmanns⸗ lieder, den Waidmännern die Jägerlieder, den Seeleuten das Matroſenlied, den Knappen das Bergmannslied, den Hirten die Schäferlieder, den Studenten die Trinklieder, den Handwerksburſchen die Wanderlieder, den Sportlern die Turnerlieder, den Jünglingen und Mädchen die Liebes⸗ lieder und den Kindern die Spiellieder gab. Das ganze Vaterland, mit der deutſchen Freiheit, dem deutſchen Wein und den deutſchen Mädchen hat er beſun⸗ gen, Ach du klarblauer Himmel— Ach wie iſt's möglich dann Aennchen von Tharau— Drauß iſt alles ſo prächtig— Wie lieblich ſchallt durch Buſch und Wald— Ich habe den Frühling geſehen— ſo ſingt jung und alt, arm und reich in allen deutſchen Gauen nach ſeinen Weiſen. Auf den Landſtraßen fingen die Wanderburſchen: Nun leb' wohl, du kleine Gaſſe— Ein Sträußchen am Hute— Morgen muß ach fort von hier— Es zogen drei Burſchen wohl über den Rhein— Ich hatt' einen Kameraden— Es geht bei gedämpfter Trommel Klang— Kein ſchönerer Tod iſt in der Welt— O du Deutſchland, ich muß marſchieren— Weh, daß wir ſcheiden müſſen— Zu Straßburg auf der Schanz— ſo hallt es überall, wo deutſche Soldaten im Gleichſchritt marſchieren. Wer will unter die Soldaten— ſo iſt es ſelbſt auf den Kinderſpielplätzen in Silcherſcher Melodie zu hören. Dieſe Lieder kommen mir in den Sinn, während ich den hohen Rebenhang talwärts ſchreite und an den Sänger denke, der am 27. Juni 1789 als das jüngſte Kind des Schulmeiſters und Organiſten in Schnait geboren wurde. Lange hielt es den Knaben nicht in ſeinem Heimatorte. Als er vierzehn Jahre alt war, kam er nach dem benachbarten Fellbach zum tüchtigen Kantor Aberlen und dann nach Schorndorf im Remstal als Hauslehrer zum Freiherrn von Berlichingen. Aber es zog ihn immer wieder nach Schnait zurück. Und als er als Muſikdirektor an die Uni⸗ verſität Tübingen berufen wurde, da war ihm der Ab⸗ ſchied ſo ſchwer, daß ſein Bruder die Kutſche beſtellen und das Gepäck verladen mußte, um den Sänger auf den Weg zu bringen. Ein Jahrhundert iſt ſeit der Zeit vergangen, da die deutſchen Geſangvereine diesſeits und jenſeits der deut⸗ ſchen Grenzen darin wetteiferten, Friedrich Silcher zu ihrem Ehrenmitglied zu ernennen. Aber in ſeinem maleriſch zwi⸗ ſchen den Weinbergen gedrängt liegenden Heimatort iſt die Erinnerung an ihn geblieben, als hätte er erſt geſtern das Notenbuch aus der Hand gelegt. An der Kirche, in welcher der Knabe ſchon früh den Vater bei den Gottesdienſten ver⸗ treten durfte, ſteht noch das hohe ſpitzgiebelige Fachwerk⸗ haus mit den beiden kleinen Stuben, in denen die Eltern des Komponiſten wohnten. Anläßlich des 75. Todestages Silchers iſt es vom Schwäbiſchen Sängerbund zu einem Silcher⸗Muſeum und zu einer Sängerhalle erwei⸗ tert worden. Aber Wieſe und Weinberg liegen noch wie in Silchers Jugendzeit hinter dem Haus, und in dem Gar⸗ ten blüht noch der Holderſtock, unter dem der Knabe ge⸗ ſeſſen hat. Ueber der Eingangstüre des Hauſes halten ein Bildnis und eine Gedenktafel das Andenken an den Alt⸗ meiſter des deutſchen Volksliedes wach. In den Muſeums⸗ räumen weiſen Bücher und Handſchriften auf Silchers rei⸗ ches eigenes Schaffen und auf ſeine unermüdliche Sammler⸗ tätigkeit alter Volksweiſen. In zwölf Heften hat er die Volkslieder herausgebracht, die er in den Dörfern und Städten des Remstales und des Neckartales auf der Schwäbiſchen Alb und im Schwarzwald ſammelte Es iſt ſein Verdienſt, daß die alten Weiſen erhal⸗ ten blieben und wir ſie heute noch ſingen können. Bilder und Möbel geben in dem Muſeum einen Einblick in den Erdenweg des Komponiſten, der nur einmal, an ſeinem Lebensabend, über die Grenzen des Schwabenlandes hin⸗ ausgekommen iſt, um eine Reiſe in die Schweiz zu machen. Und da ſteht auch noch das alte Spinett, auf dem viele der Vor dem Kampf Schmeling-Louis Heute nacht Rundfunküberkragung. Berlin, 22, Juni. In der Nacht vom Mittwoch zum Don⸗ nerstag überträgt der Deutſche Rundfunk ab 1 Uhr früh den Boxkampf Schmeling— Louis aus Newyork. Sprecher iſt Arno Hellmis. Gchmelings ſchwerſter Gang Wird Joe Louis den Weltmeiſterkitel abtreten? Noch niemals in der langen Geſchichte der Schwerge⸗ wichts⸗Boxweltmeiſterſchaft iſt es einem einmal geſchlage⸗ nen Titelhalter gelungen, ſich erneut in den Beſitz der „Krone“ zu bringen. Am 22. Juni wird der deutſche Mei⸗ ſter aller Klaſſen, Max Sch meling, in Newyork ver⸗ ſuchen, ſich zum zweiten Male die höchſte Würde, die der Weltboxſport zu vergeben hat, zu erkämpfen. Titelhalter und Verteidiger iſt der Halbneger Joſeph Louis Barrow, genannt Joe Louis. Wie war es doch? Nach einem unvergleichlichen Sieges⸗ zug in den Staaten wurde Max Schmeling 1930 durch Dis⸗ qualifikation ſeines Gegners Jack Sharke Y Weltmeiſter, verteidigte neun Monate ſpäter mit einem großen Sieg über Moung Stribling ſeinen Titel erfolgreich, um ihn dann 1932 an Sharkey durch eine nicht ganz ein⸗ wandfreie Punktniederlage zu verlieren. Für den Deut⸗ ſchen kam ein Niedergang(Baer, Hamas), aber dann folgte, ganz ſyſtematiſch betrieben, der Wiederaufbau und der erneute Aufſtieg zur Weltſpitzenklaſſe, die ihre Krö⸗ nung fand in jenem k.⸗o.⸗Sieg uͤber den jetzigen Weltmei⸗ ſter Joe Louis, der 1936 in der 12. Runde das„Aus“ über ſich ergehen laſſen mußte. Der ſportliche Beweis zur Titel⸗ kampf⸗Berechtigung war erbracht, aber die„tüchtigen“ amerikaniſchen Geſchäftemacher— natürlich hatten auch die „Kinder Israels“ wieder ihre Finger im Spiel— verſcho⸗ ben Schmeling glatt und brachten es ſo weit, daß der feige Meiſter Braddock ſeinen Tftel gegen Louis— verlor. Nun ließ Schmeling ſich nichts mehr vormachen. Er be⸗ wies den Amerikanern, daß er unſtreitig der Beſte iſt, er vernichtete Harry Thomas, der Südafrikaner Ben Foord entlief dem k. o., hoch nach Punkten geſchlagen, und dann wurde Steve Dudas zertrümmert. Und nun folgt in der Nacht zum Mittwoch der zweite Kampf mit dem„braunen Bomber“, Die vielen ſich widerſprechenden Meldungen über Trai⸗ nings⸗Eindrücke können ſelbſtverſtändlich nicht Maßſtab ſein, denn ſie ſind ganz Reklame. Die Wetten lauten im Augenblick noch für Louis, aber die meiſten Trainings⸗ beſucher hatte Schmeling. Dabei bereitet ſich der Deutſche 450 km weit von Newyork entfernt vor, während Louis nur 30 km weit weg ſeine Zelte aufgeſchlagen hat. Max Schmeling iſt voller Zuverſicht, in der ruhigen Abgeſchie⸗ denheit der rieſigen Wälder um Speculator hat er ſich den letzten Schliff gegeben. Zu lernen hat er nichts mehr, für ihn kommt es nur darauf an, am Kampftag die beſte Kampfform zu haben und das wird ihm gelingen. Iſt ſein Gegner gefährlicher als vor zwei Jahren? Louis' Freunde ſagen ſelbſtverſtändlich ja. Der Beweis iſt noch zu erbringen. Gewiß, Louis ſchlug einige Leute k. o. Aber es war keiner unter ihnen, der auch gegen Schme⸗ ling über die Runden gekommen wäre. Boxer von einkger Qualität, wie Farr, die einem Kernſchuß des Negers aus dem Wege zu gehen wußten, beſiegte Louis nur nach Punkten. Mit ſolchen Erfolgen kann er doch einen Schmeling nicht ſchrecken. Wie vor zwei Jahren wird der Neger in den er⸗ ſten Runden Schmeling ſicherlich einige Proben ſeiner ge⸗ waltigen Schlagkraft zu ſpüren geben, aber wenn nicht etwas Unvorhergeſehenes eintritt, wird er damit den Deut⸗ ſchen weder k. o. ſchlagen, noch ſo ſchwer erſchüttern, daß es Schmeling nicht möglich ſein ſollte, einen neuen entſchei⸗ denden Sieg zu erkämpfen. Entſcheidend gewinnen muß Max, wenn er Anerkennung finden will. Wir ſchwören auf Max Schmeling! Ueber den Ausgang des Kampfes haben nun ſo gut wie alle früheren und noch im Sonnenlicht ſtehenden Box⸗ größen ihre Meinung abgegeben. Es gibt darunter eine Menge Stimmen, die einen entſcheidenden Sieg des Deut⸗ ſchen vorausſagen. Zu dieſen aufrechten Männern zählt der einſtige Weltmeiſter Jack Dempſey, der unſeren Lands⸗ mann dank ſeiner vollendeten Boxkunſt und Intelligenz weit über den Neger ſtellt, der zudem von der ſchweren rechten Fauſt des Deutſchen leicht zu treffen ſei. Der ſchon 63 Jahre alte Jack Johnſon war überraſchend gegen ſeinen Raſſegenoſſen eingeſtellt und nannte als Hauptgrund da⸗ für, daß Louis moraliſch ſeine erſte Niederlage durch Schme⸗ ling nicht überwinden werden könne. In die gleiche Kerbe haute Jeß Willard, der ſpätere Beſieger Johnſons, der Schmeling als den größten ba aller Zei⸗ ten feierte. Dieſer Anſicht iſt auch Tommy Burns, der in Schmelings Rechter eine vernichtende Waffe ſieht. Ja⸗ mes Jeffries, Amerikas größtes Boxidol vor der Jahrhundertwende, Jack Shar 8 und ſelbſt Max B a 75 haben den Neger auf ihren Schild erhoben. In er⸗ ſter Linie ühren 15 die größere Jugend des Weltmeiſters unn ey legte ſich überhaupt nicht feſt, bewilligt aber Schmeling beſſere Ausſichten, Kampf länger als vier Runden dauern würde. An dem äußeren Erfol g der e be⸗ tehen keine e mehr Die mit Hochdruck beſchleunigten Arbeiten im Pankee⸗Stadion ſind beendet, die Nottribünen errichtet, der Ring aufgebaut, alles iſt bereit. Das aſſungs⸗ vermögen liegt bei 90 000 ee die beſtimmt da ſein werden. Die Einnahme wird eine Million Dol⸗ lar überſchreiten, das bedeutet zwar keinen neuen Rekord, aber dennoch ſind die Eintrittspreiſe bei dem wirtſchaftlichen Tiefſtand in USA unerhört hoch. Na Abzug aller Unko⸗ ſten erhält Schmeling 20 Prozent, während Louis als Ti⸗ 5 42,5 Prozent der Netto⸗Einnahmen einſtecken ann. FFC Wenn der ſchattige Hang des Tales in der Obſtblüte ſteht, und wenn auf den ſonnigen Hängen die Rebenleſe be⸗ ginnt, dann weiß das ungefähr 1500 Einwohner zählende Dörfchen, ſelbſt mit ſeinen vielen gepflegten Gaſtſtätten, kaum die Fremden alle zu faſſen, die die Heimat Silchers 1 Iſt es ein Zufall, daß mich der Wirt, gleich nachdem ich den Ruckſack abgelegt habe, in den Garten führt und den Pflaumenbaum ſchüttelt, daß ich in Schnait die freundlichſte Aufnahme finde, die mir ſe in einem Wirts⸗ haus zuteil wurde? Was kann es da Beſſeres geben, als ſich zu den e Menſchen an den Tiſch zu ſetzen, den roten Schnaiter Wein zu trinken, die Schnaiter Wibele— ein ſüßes 0— ain den Mund zu ſtecken und nach jedem Glaſe zu ingen:„Andre Städtchen, andre Mädchen“ ins Feld. Gene wenn der — wie es uns Silcher gelehrt hat. 8 Lieder zum erſten Male erklangen. Hermann Ulbrich⸗Hannkbal. 25 Kreuz und Quer Jamaika-Rum und Kaktuswaſſer— Allerlei ſeltlame Er. ſcheinungen— Das Geheimnis den Betklerin— Der Bekt⸗ lerkönig mit den vier Bauernhöfen und den vier Frauen Die britiſche Inſel Jamaika, die zur Gruppe der Großen Antillen im Caraibiſchen Meer gehört, hat in den letzten Wochen von ſich reden gemacht Blutige Aufſtände der Ein⸗ borenen haben die Aufmerkſamkeit der Well auf die Aus⸗ ung der Eingeborenen durch die engliſchen Unterneh⸗ mer gelenkt. Die Wirtſchaft der Inſel iſt ganz auf den An⸗ bau und die Verarbeitung von Zuckerrohr eingeſtellt; der Alkoholkundige wird ſich erinnern, daß er wohl ſchon Ja⸗ maika⸗Rum getrunken oder einen ſteifen Grog ſich daraus gebraut hat, ſo einen mit möglichſt wenig Waſſer und deſto mehr Rum. Daß man von ſo einem Geſöff auch mitten im de„ſeekrank“ werden und das Meer rauſchen hören kann, iſt den Erfahrenen nichts Neues. Neu dagegen iſt uns, daß es auf Jamaika ſowie in Mittel⸗ und Süd⸗ amerika auch einen Kaktus gibt, an deſſen Saft man ſich ohne große Zubereitung betrinken kann. Noch viele andere n rdige Dinge liefert die Pflanzen⸗ und Tierwelt Zonen. So weilt z. B. eine Anzahl Botaniker aus Südafrika t auf beſagter Inſel Jamaika, um eine beſtimmte art zu ſtudieren und eine Umpflanzung nach Süd⸗ zu verſuchen. Bekanntlich leidet— mit ganz kurz⸗ f en Ausnahmen— Südafrika an einem derartigen Waſſermangel, daß der ſogenannte„Wanderbaum“ für viele Plätze die einzige Löſung wäre. Denn dieſer Baum, eines der intereſſanteſten Naturphänomene, iſt eine Art Kreuzung zwiſchen Banane und Palme. Er gedeiht auch auf waſſerarmem Boden und gibt vier bis fünf Liter Waſſer, wenn man den Baum vorſichtig anſticht und ein Gefäß an⸗ hängt. Derartige Bäume, die bisher faſt vollkommen für den größeren Anbau überſehen wurden, werden neuer⸗ dings auch in anderen Erdengegenden unterſucht und auf Verwendbarkeit geprüft. In Indien verſucht man, Kulturen der Jackpflanze für Auſtralien vorzubereiten. Dieſe Jack⸗ pflanze krägt eine 60 Zentimeter lange Frucht, von der eine Familie einen ganzen Tag lang zu leben vermag. Die Kerne werden neuerdings als Medikament gegen Einge⸗ weideſtörungen verarbeitet. An der Nordweſtküſte Amerikas fängt man einen Salm, der klein an Geſtalt, aber außerordentlich fett iſt. Er iſt eigentlich überhaupt nur Fett. Die Indianer ziehen eine Schnur hindurch, ſtecken den Fiſch auf einen Stab und bren⸗ nen ihn als Kerze. Er verbrennt mit dieſem Docht reſtlos. In den Cordilleren pflanzt man einen gewiſſen Milchbaum an, der an wunden Stellen eine weiße, nach Milch ſchmek⸗ kende und ſich auch ſo verhaltende Flüſſigkeit abſcheidet. Dieſe Baummilch eignet ſich, wie die Praxis zeigte— vor⸗ züglich als Kindermilch. Ein paar Millionen auf der gan⸗ zen Erde von dieſen Milchbäumen(wenn ſie der Menſch⸗ heit den Gefallen täten) angepflanzt: die Kühe würden überflüſſig. Verſchiedene Palmarten liefern im Laufe der Nacht ein friſches und gutſchmeckendes Waſſer. Doch nicht nur Tiere und Pflanzen beſcheren Phönomene: in England bei Ewenny(Bridgend) befindet ſich eine Tongrube, die ſeit Jahren Ton liefert und in kurzer Ruhezeit von unten her neue Tonarten nachſchiebt. Eine Geldmünze wanderte in einem Loch, das man am Abend grub, im Laufe der Nacht bis zur Oberfläche empor. Es darf allerdings ein Schotte nichts von dieſem Experiment merken, ſonſt erfreut ſich dieſe Geldmünze nicht lange des Morgenlichts. Auf nicht ganz ſo automatiſchem Wege wurde vor kur⸗ zem in Lyon nicht nur ein Goldſtück, ſondern ein ganzes Vermögen zutagegefördert An einem regneriſchen, trüben Sommerabend ſchleppte ſich durch die lichterglänzende Hauptſtraße der reichen Seidenſtadt eine alte Bettlerin. Wirr hingen ihr die grauen verfilzten Haarzotteln um das eingefallene Geſicht. Der zahnloſe Mund murmelte unver⸗ ſtändliche Worte, und vor jeden der bei dem unfreund⸗ lichen Wetter eilig Vorübergehenden hielt die in widerliche Lumpen gehüllte Greiſin ihre krallenförmige Hand hin, in die ſo manches Almoſen fiel; denn der erbarmungsloſe An⸗ blick mußte jedes Herz rühren. Plötzlich begann die Alte zu taumeln und brach dann mit einem ſchrillen Schrei beſin⸗ nungslos zuſammen. Der nächſte Schutzmann alarmierte telefoniſch einen Krankenwagen, der die in tiefer Ohnmacht liegende und wahrſcheinlich halb verhungerte Frau ſchleu⸗ nigſt in das Hoſpital brachte. Der dort dienſttuende Arzt gab, nachdem er auch nur einen Blick auf das abſtoßende Häufchen Unglück geworfen hatte, die Anordnung: Zu⸗ beut nächſt einmal ins Bad! Nur mit Widerſtreben entſchloſſen Gon scnwas 7 Degel „Huch...!“ Wie in der Steinzeit!“ ſpottete Billy. „Zwei erwachſene Männer kämpfen um eine Frau! Du, das werde ich Hilton drüben erzählen! Der macht einen Roman daraus und du wirſt ſo bekannt, daß du tauſend Heiratsanträge bekommſt!“ „Unterſteh dich!“ donnerte Sutter ſo laut, daß das Zimmermädchen draußen auf dem teppichbelegten Kor⸗ gabe. wieder dachte, daß Miſter Billy Sprechſtunde abe. 3... du willſt in das Theater?“ 77 a!“ „Ich komme mit!“ „Dazu kann ich dich nicht gebrauchen, Onkel!“ „Ich komme mit!“ Billy ſeufzte und ſagte dann ergeben:„Gut, well. du kommſt mit! Iſt gemacht!“ „Und wir machen Miß Kayner zuſammen unſeren Antrag!“ „Well, ich bin einverſtanden!“ grinſte Billy vergnügt. „Aber.. heiraten werde ich!“ * Und ſie fuhren gemeinſam nach dem Theater am Kurfürſtendamm! Und ſie nahmen gemeinſam eine Loge! Und jeder von ihnen kaufte ein Blumenarrangement und ſteckte ſeine Karte hinein, mit der Bitte, um eine Ausſprache. Und Billy übernahm es großzügig, ſie dem Portier zu geben, um ihn entſprechend zu unterrichten. Der Portier ſchüttelte den Kopf. 5 „Fräulein Kayner, nee, die ſpielt doch heute jarnicht! Die hat ſich entſchuldigen laſſen! Ihre Rolle wird von —.——— e Wärkerlnnen, die ſchmützſtarrenden Lumpen anzu⸗ faſſen, aus denen die Kleidung der Alten beſtand. Als ſie ihr den zerfetzten Unterrock vom Leibe zogen, kniſterte es, und ſie fühlten eine darin eingenähte dick aufgebauſchte Taſche, deren Inhalt, als ſie vorſchriftsmäßig entleert wurde, nun allerdings hellſtes Erſtaunen hervorrief. Er beſtand aus Bündeln von Banknoten, aus Silberſtücken und Goldſtücken ſowie einer größeren Anzahl hochwertiger Bör⸗ ſenpapiere, und zwar hauptſächlich ſolcher ausländiſcher Un⸗ ternehmungen. Insgeſamt trug dieſe jämmerliche„Clo⸗ charde“ über 200 000 Franes(20000 Mark) in ihrem zer⸗ fetzten wollenen Unterrock ſpazieren. Bis jetzt iſt es unmög⸗ lich geweſen feſtzuſtellen, woher dieſer Schatz ſtammt, den die Alte ja durch ihre Straßenbettelei nicht angeſammelt haben konnte. Man weiß nicht einmal, wer ſie eigentlich iſt und warum ſie im Beſitze dieſes doch recht anſehnlichen Vermögens das entſetzliche Daſein führte. Natürlich hat ſich die Polizei für den Fall intereſſiert, aber auch ihre Er⸗ kundigungen ergaben nur, daß die geheimnisvolle Greiſin vor etwa einem Jahr in einem Hauſe ärmlichſten Stadtviertels in Lyon für 30 Frances monatlich, die ſie übrigens ſtets pünktlich bezahlt hat, einen Manſardenwin⸗ kel gemietet hat und daß ſie im übrigen als ſtändige„Kun⸗ din“ bei allen amtlichen und privaten Wohlfahrtsorgani⸗ ſationen bekannt war. Ein ähnlicher Fall, der aber eine merkwürdige Auf⸗ klärung erfuhr, hat ſich in Warſchau ereignet. Dort brach an einem der Hauptverkehrspunkte ein 87jähriger Mann zuſammen, der dann, ohne das Bewußtſein wiedererlangt zu haben, auf der Unfallſtation ſtarb. Mit Hilfe des Poli⸗ zeiregiſters wurde feſtgeſtellt, daß es ſich um eine ſehr merkwürdige Perſönlichkeit handelte, nämlich um einen Mann, der von den Bettlern und Landſtreichern nicht nur Polens, ſondern auch anderer Länder des Oſtens und des Balkans als ihr Oberhaupt anerkannt wurde und demge⸗ mäß den Titel„Bettlerkönig“ trug. In den Taſchen des Toten hatte man auch mehrere tauſend Zloty in bar ſowie Sparkaſſen⸗ und Bankbücher gefunden, die erhebliche Gut⸗ haben in Polen, Ungarn, der Tſchechoſlowakei, Rumänien und anderen Ländern aufwieſen. Nachdem feſtgeſtellt wor⸗ den war, daß man in dem Toten den„Bettlerkönig“ vor ſich hatte, konnte die Polizei ausführlich über ihn Auskunft geben. Aus ihren Akten ergab ſich, daß er ſeine Kindheit in einem Findelhaus verbracht hatte, mit zwölf Jahren bei einem Tiſchler im heutigen Oſtpolen in der Lehre war, dort aber ſchon bald ausriß und ſeitdem ſein ganzes Daſein als Landſtreicher zugebracht hatte. Die Anerkennung als„Bett⸗ lerkönig“ verdankte er ſeinem organiſatoriſchen Talent Seit Jahrzehnten hat er das Volk der Bettler und Landſtreicher in Vereinen und Verbänden organiſiert, die ihm übrigens tributpflichtig waren. Dafür ſorgte er für gegenſeitige Un⸗ terſtützung, ſchlichtete Konflikte und unterhielt in Prag ſo⸗ gar eine„Bettlerakademie“, auf der er als einziger„Pro⸗ feſſor“ an Hand ſelbſtverfaßter Lehrbücher die Methodik der Bettelei und eine neue Zinkenkunde lehrte. Die merk⸗ würdige Hochſchule wurde dann allerdings bald von der Polizei ausgehoben. Nun organiſierte er den Vertrieb von frommen Bildchen und Traktaten, daneben aber auch von weniger andachtsvollen Gaſſenhauern, die natürlich eben⸗ falls ſeiner eigenen dichteriſchen Ader ihr Leben verdank⸗ ten. Dieſe Machwerke wurden durch ſeine Agenten auf allen Jahrmärkten feilgeboten. Auf dieſe Weiſe wurde er mit der Zeit ein reicher Mann, der ſehr gut und auskömm⸗ lich ſchon allein von den Zinſen hätte leben können, die ihm die Ausleihung ſeiner Kapitalien unter den„Fechtbrüdern“ einbrachte. Aber die Polizei wußte noch mehr von ihm: daß er nämlich in verſchiedenen Gegenden Polens auch vier Bauernhöfe beſaß. Jeder einzelne wurde durch eine ſeiner vier Frauen bewirtſchaftet. Darum fand man auch bei ihm vier auf verſchiedene Namen lautende Ausweiſe. Alle Steck⸗ briefe hatten ihn nicht erreicht, bis ſein Geheimnis nun durch den Tod auf der Straße aufgedeckt wurde. Deutſches Kulturdenkmal in ASA DAZ. Aus den Vereinigten Staaten von Amerika kommt die Kunde, daß der Bundesſtaat Pennſylvanien das Kloſter Ephrata käuflich erworben und die Summe von 10 000 Dollar für Renovierungsarbeiten zur Verfü⸗ gung geſtellt hat. Auch die Bundesregierung wird ſich an den Wiederherſtellungarbeiten beteiligen. Damit bleibt dem Staate wie dem Deutſchtum des Lan⸗ des eines der älteſten deutſchen Kulturdenkmäler erhalten, denn der Name des Kloſters Ephrata iſt für alle Zeiten ver⸗ bunden mit der erſten bodenſtändigen Kultur deutſcher Menſchen auf amerikaniſcher Erde. Eine Gründung der zu des Fräulein Kaiſer geſpielt! Jawoll, die heißt boch ſo ähnlich und iſt ſehr befreundet mit Fräulein Kayner!“ Billy ſchmunzelte. Er wußte, daß der Onkel etwas kurzſichtig war, Schminke und Puder veränderten ſo⸗ wieſo die Geſichter, alſo würde es nicht ſchwer fallen, dem Onkel einzureden, daß es Fräulein Kayner ſei, die auf der Bühne ſpielte. Sein Plan war fertig. Vergnügt ſchlenderte er den Gang entlang, um die Loge aufzuſuchen. Und da kam er wie ſo ungefähr an einem großen Wandſpiegel vorbei. Blieb ſtehen und ſtutzte! Dann trat er näher heran und beäugte ſich in dem Spiegel. War er das? Ja, freilich, kein anderer! Billy wurde mit einem Male ganz fröhlich. Jetzt konnte wirklich keiner mehr von dem„dicken Billy“ ſprechen. Gewiß war er noch nicht ſchlank, das würde er angeſichts ſeiner breiten Schultern nie in vollem Umfange werden, aber er ſah doch mit ſeinen 180 Pfund wirklich ganz reſpektabel aus. Zum erſten Male gefiel er ſich ſelber und lachte ſein Spiegelbild an. Dann ging er vergnügt pfeifend, den verweiſenden Blick des Logenſchließers nicht beachtend, in ſeine Loge. * Das Spiel lief. Es war eine flotte, geiſtvolle Ko⸗ mödie, die Sutter aber leider nicht viel zu ſagen hatte. Er ſprach zwar ganz gut deutſch, aber die Schau⸗ ſpieler auf der Bühne ſprachen ſo ſchnell, daß er nicht nachkam.. Plötzlich ſtieß ihn Billy ſachte an. „Du.. das iſt Fräulein Kayner!“ Sutter nahm das Opernglas.„Auf der Bühne ſieht ſie aber ganz anders aus!“ „Das iſt immer ſo! Aber ſcharmant! Dieſes hin⸗ reißende Spiel!“ Und er ſchwärmte ſo lange und be⸗ geiſtert, bis ihn verſchiedene Zuſchauer zur Ruhe mahnten. 8 8 5. —.—— Anfang des 18. Jahrhunderts eingewanderten pieliſtiſchen Flüchtlinge aus Weſt⸗ und Süddeutſchland und der Schweiz, wurde Ephrata im Jahre 1735 von Conrad Beiſſel, dem Führer dieſer deutſchen Sektierer, in County Lanca⸗ ſter, etwa 75 Kilometer nordweſtlich der Stadt Philadel⸗ phia, gegründet und entwickelte ſich ſchnell zu einem Ge⸗ meinweſen der in Abgeſchiedenheit von der Welt lebenden Sekte. Eine Reihe von vierſtockigen Gebäuden entſtande von denen jedes ſeine Kapelle und mehrere große Schlaf glieder aufwies. Ein ſtrenges Kloſterleben wurde ein führt. Und waren auch die Kloſterinſaſſen allen irdif Gütern abhold, ſo wuchs Ephrata doch zu einer blü Gemeinde heran; Landwirtſchaft wurde betriebei piermühle, Getreidemühle, Oel l den errichtet; eine Druckerei, d 8 Bäckerei gegründet, und bald ſchon waren die W̃ Erzeugniſſe des Kloſters Ephrata weit über die des Staates hinaus begehrt. In der wurde das berühmt gewordene 2 Spiegel“, ein Band mit 1514 Geſchichte der grauſamen Verf ſäle für die in Gütergemeinſchaft lebenden Gemeindemit⸗ ol en und Grenzen Druckerei des Kloſters „der„Märtyrer⸗ ten, hergeſtellt, eine gungen der religiöſen Min⸗ derheiten in Europa, ſowie viele andere heute zu großen Seltenheiten zählende religiöſe und erbauliche Werke, dar⸗ unter der abſonderliche„Zionitiſche Weyrauchs⸗Hügel oder Myrrhen⸗Berg worinnen allerley liebliches und wohlrie⸗ chendes nach Apotheker-Kunſt zubereitetes Rauchwerk zu finden“, und ein faſt 800 Seiten ſtarkes Geſangbuch, das „allen in der Wüſte girrenden und einſamen Turteltäub⸗ chen“ gewidmet war. So übte das Kloſter einen bedeuten⸗ den Einfluß auf die Kultur ſeiner Zeit aus, zumal es auch über eine bekannte Geſangſchule verfügte und die Kloſter⸗ brüder auch in anderen Städten Muſik⸗ und Geſangsunter⸗ richt erteilten. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts löſte ſich die kleine deutſche Pietiſtengemeinde auf und Kloſter Ephrata ver⸗ fiel. Nun ſoll es als Denkmal ſeiner Zeit und ſeiner Grün⸗ der neu erſtehen. Nundfunk⸗Progtamme Reichsſender Stuttgart: Donnerstag, 23. Juni: 10 Volklsliedſingen; 10.30 Sendepauſe; 18 Muſſikaliſche Muſterknaben, heitere Hörfolge; 19.15 Melodienkranz; 20 Singendes, klingendes Frankfurt; 22.30 Volks⸗ und Unter⸗ haltungsmuſik. Freitag, 24. Jun: 10 Zahlen, Zirkel und Kreiſe, Hörfolge; 10.30 Tra⸗ kehnen— das Paradies der Pferde; 10.45 Sendepauſe; 18 Jugend ſpielt Tänze; 19.15 Klingende Farben; 20 Feſt⸗ konzert: 22.30 Unterhaltungs⸗ und Tanzmuſik. Samstag, 25. Juni: 10 Breslau, die Stadt der deutſchen Erhebung 1818, Hörbilder; 10.30 Sendepauſe; 11 Uebertragung der Schluß⸗ kund zebung des 1. Großdeutſchen Studententages; 15 Mit Sang und Klug ins Wochenende; 18 Tonbericht der Woche; dazwiſchen Echo vom Reichsſtudententag in Heidelberg und vom Reichsſtudentenſporttreffen in Mannheim; 19.15 Droben und drunten im Badnerland, heiteres Bild mit Kurzſzenen; 20.15 Tanz in der Sommernacht; 22.30 Wir tanzen in den Sonntaa. Reichsſender Frankfurt a. M.: Donnerstag, 23. Juni: 11.45 Jolanthe— praktiſch geſehen; 15 Für unſere Kin⸗ der, 15.30 Sendepause; 18.50 Allerlei vom Sport der Woche. 19.10 Das Weinſchiff, Hörfolge; 20.10 Unſer ſin⸗ gendes, klingendes Frankfurt; 22.20 Lachende weinfrohe Weſt⸗ mark, die Alte Garde in Neuenahr; 23 Volks- und Unter- haltungsmuſik. Freitag, 24. Juni: 9.40 Sendepauſe; 15 Kammermuſik; 15.30 Mainzer Jun⸗ gen und Mädels ſingen und ſpielen; 17 Nachmittagskonzert; 19.10 Das goldene Mainz; 20 Sinfoniekonzert; 22.40 Sport⸗ leben in Mainz; 22.50 Unterhaltung und Tanz; 23.55 Mei⸗ ſter rufen vom Dom(Gutenbergruf). Samstag, 25. Juni: 9.40 Deutſchland— Kinderland; 15 Bilderbuch det Woche; 15.15 Volksgenoſſe, biſt du im Bilde?; 15.30 Der Haſe tanzt, die Füchſin tanzt, es tanzen alle Tierlein; 18.45 Sportſchau des Tages und für den Sonntag; 19.10 Bla⸗ muſik; 20 Unſer Heimatabend; 5 2 Als der Akt zu Ende war, ſagte er zu dem Onkel und ſpielte den edelmütig Verzichtenden:„Weißt du, lieber Onkel, ich habe es mir doch überlegt, du haſt ſchon recht, 52 Jahre... das iſt doch für mich etwas zu alt!“ „Habe ichs nicht geſagt!“ ſtimmte ihm Daniel Sutter triumphierend zu. 5 „Ja, ſie könnte ja meine Mutter ſein!“ 8 „Deine Mutter ſein! Sehr richtig! Alſo du willſt verzichten!“ „Ich verzichte!“ ſagte Billy großartig.„Und damit mir das Herz nicht noch ſchwerer wird, werde ich jetzt das Theater verlaſſen! Ich werde auch dafür Sorge tragen, daß Miß Kayner nur deinen Blumenkorb er⸗ hält!“ „Du biſt ein vernünftiger Kerl, Billy!“ lobte der Onkel begeiſtert. Dann ſchüttelten ſie ſich herzhaft die Hände und Billy verſchwand, heimlich ſchmunzelnd. . Zunächſt hatte Billy eine Ausſprache ſpielerin Ilſe Kaiſer, und zwar in der nenportiers, denn hinter die Bühne durfte Fräulein Kaiſer war ſehr erſtaunt und ſie hatte Mühe, Billys Ausführungen zu folgen, denn ſein Deutſch war mit vielen Engliſmen gemiſcht, aber ſchließ⸗ lich verſtand ſie doch und da ſie mit Liddy Kayner ſehr innig befreundet war und viel Humor beſaß, willigte ſie lachend ein. i War übrigens ein hübſches Mädchen, die Ilſe Kaiſer, genau wie die Kayner groß und ſchlank mit offenen ſchönen Zügen, die etwas Pikantes an ſich hatten. Ste war aber beſtimmt an der Schwelle der Dreißig und wie ſie Billy lachend verſicherte,„noch zu haben“. it Billy drückte ihr dankbar die Hand, machte ſich m ſeinem Blumenkorb davon und nahm eine Taxe. und fuhr hinaus nach Charlottenburg, wo Lid Kayner in der Kantſtraße wohnte.. mit der Schau⸗ Loge des Büh⸗ kein Menſch. „