ends tſten nem eude als Nr. 154 Neckar ⸗Bote(2. Blatt) Dientag, 5. Juli 1938 Der iſchechiſche Sokol WPD. In dieſen Tagen erreichte der Sokolkongreß in Prag ſeinen Höhepunkt. Das äußere Bild dieſes alle 6 bis 7 Jahre veranſtalteten Sokolfeſtes läßt nur die turneriſche Seite der Sokolbewegung ſehen, ja, es iſt ſogar ein beſon⸗ ders wichtiges Mittel, die Kernziele der Sokolbewegung vor fremden Augen in ausgezeichneter Weiſe zu tarnen. In der Sokolbewegung hatten ſich die Tschechen, dane⸗ ben aber auch die Polen, die Slowaken, die Slowenen, die Kroaten und die Serben, eine Gemeinſchaft geſchaffen, die in ihrer politiſchen und wirtſchaftlichen Bedeutung nicht hoch genug eingeſchätzt werden kann. Von ſpäter erſt zu Tſche⸗ chen gewordenen Schülern Jahns(Heinrich Fügner, jetzt Jindrie Figner geſchrieben, Friedrich Emanuel Thirſch, der ſich ſpäter ſelbſt in Miroslaw Tyrs umbenannte) gegründet, war der Sokol ſchon vor dem Weltkrieg die wohlgerüſtete nationale Kampftruppe der Tſchechen im alten Oeſterreich: er war es, der z. B. die Schlagkraft der alten öſter⸗ reichiſchen Armee untergrub, indem er die Abhaltung der Kontrollverſammlungen im Innern Böhmens durch— verbotene— tſchechiſche Antwort beim Namensaufruf un⸗ möglich machte, weil die Macht Wiens ſchon nicht mehr aus⸗ reichte, um ein Exempel zu ſtatuieren; er war es, der mit ſeinen weit über 100 000 aktiven Mitgliedern eine hei m⸗ liche Garde des nationalbewußten Tſchechentums gegen den Habsburgerſtaat bildete, die ſich dann auch in unter⸗ irdiſcher Vorbereitung des tſchechiſchen Staatsverrats be⸗ währte. Aber auch in dieſer, dem Politiker ſichtbaren Tätigkeit erſchöpften und erſchöpfen ſich die Aufgaben des Sokol nicht. Er iſt zugleich die Kerntruppe deswirtſchaftspoliti⸗ ſchen Kampfes gegen die angeſtammten Deutſchen im Land. Auch dieſe Aufgabe geht auf die Vorkriegszeit zu⸗ rück, und man kann ſogar behaupten, daß die Tſchechen aus dieſem Grenzkampf der Vorkriegszeit noch alle Schlagworte und Kampfhandlungsbegriffe übernommen und mit Nutzen weiterverwandt haben. Wer im Ausland weiß zum Bei⸗ ſpiel, welch niederträchtiger Betrug mit dem Wort„Mi n⸗ derheitenſchule“ von den Tſchechen im Sinne na⸗ tionaler Propaganda im Ausland verübt worden iſt. Jahre⸗ lang konnte man bei den entſprechenden Eingaben der Su⸗ detendeutſchen im Genfer Völkerbund immer wieder hören: „Was wollen Sie eigentlich, die Tſchechen haben uns ja nachgewieſen, wieviel hundert Minderheitenſchulen ſie im deutſchen Sprachgebiet errichtet haben.“ Wer hätte als Außenſtehender bei ſolch einem Hinweis daran gedacht daß es ſich dabei um tichechiſche Minderheitsſchulen auf deutſchem Siedlungsboden handelt, bei denen— oft für wenige Kinder zugewanderter Tschechen— ein beſon⸗ ders großes und ſchönes Schulgebäude mit dem Geld deut⸗ ſcher Steuerzahler errichtet worden iſt, um hier zu den vie⸗ len ſchon vorhandenen neue tſchechiſche Zwingburgen auf deutſchem Boden bauen zu können. Gerade hier, in dem täglichen Kleinkampf um die völkiſche Behauptung, hier hat der Sokol im Laufe der Zeit eine ſehr gefährliche Arbeit vollbracht. Das„Bereitſein iſt alles“ des Nachkriegsſokolführers Joſef Scheiner(auch bier mieder ein deutſcher Name!) bezog ſich ſa, nachdem der tſchechiſche Staat erſt einmal mit der Hilfe des Sokols gegründet und ſeine Behelfsarmee zur Niederknüvppelung der deutſchen Menſchen eingeſetzt war, vielmehr auf den Einſatz des einzelnen Mannes, als einer ganzen Truppe, und hat zu allen Zeiten ausgezeichnet funktioniert. Der Sokol war das Gerüſt ſedes tſchechiſchen Grenzler⸗ vereins, der als Pfahl ins deutſche Fleiſch getrieben wurde; das Sokolmitglied war der täglich von neuem anſetzbare politiſche und wirtſchaftliche Spitzel, der— je nachdem, wie man es brauchte— auch einmal als einfacher Gewerkſchaftler auftretend, das Werk der tſchechiſchen Un⸗ terwanderung im rein deutſchen Gebiet vollbrachte. Mußte, um die Mindeſtzahl für eine neue tſchechiſche„Minderheits⸗ ſchule“ zu erreichen, oder um die qualifizierte deutſche Mehrheit eines Dorfes bei Gemeindewahlen oder bei der Volkszählung zu brechen, noch eine tſchechiſche Familie zu⸗ ziehen, nun, dann wandte man ſich— natürlich ganz ver⸗ traulich— an den Sokol und bekam in allen Fällen den Mann, die Familie, das Kind, das Stimmvieh oder den mitzählenden Kopf„geſtellt“, der gerade noch fehlte. Lehrer, Poſtbeamte, Zöllner, Bahnbeamte und Bahn⸗ arbeiter kann der Staat in das Land des fremden Volkstums preſſen, den Steinklopfer an der Straße, den Waldarbeiter, den kleinen Häusler, den ungelernten Arbei⸗ ter auf dem Hof, in der Fabrik und den auch zu Entbeh⸗ e „Na, wat habe ick jeſagt,“ ſagt Nieſe und wendet ſich jetzt direkt an Otto Boller. Wie ein Pfauhahn pluſtert er ſich dabei auf.„Niſcht zu machen. Die Norwejer ſin janz jroße Klaſſe. Da kann unſere junge Länder⸗ mannſchaft nich mit. Na, kieken Sie doch, kieken Sie doch, wat haben die denn zu beſtellen? Niſcht?“ Boller iſt wütend, aber er wingt ſi ur Ruhe und lächelt überlegen.. 8 „Nur man ruhig, nich ſo hitzig mit die jungen Pferde,“ ſagte er überlegen,„ſo een Fußballſpiel dauert nich nur fünfzehn Minuten, det dauert man neunzig Minuten, wenn Sie det noch nich wiſſen ſollten. Die wiſſen ſchon, wie ſie ihre Sache zu machen haben, beſſer, wie ſo mancher, der hier im Publikum ſitzt un die jroße ſchwingt!“ 5 „Geht det uff mir?“ fragte Nieſe drohend. „Det könn Sie halten wie Sie woll'n. Aber gucken Sie lieber uff det Spielfeld. Die Deutſchen werden munter und greifen an.“ D n 5 25 2 50 * Die deutſche Mannſchaft greift an. Mit einem Schlage reißt ſie das Spiel an ſich und in ganz flachem Paß⸗ ſpiel wandert der Ball von Mann zu Mann. Ganz glänzend iſt das Zuſammenarbeiten der rechten Seite bis zum Mittelſtürmer. Wendt als gefährlichſter Stürmer wird eingeſetzt, aber er wird ſcharf bewacht. Vangfjäld weiß, wie ge⸗ fährlich Wendt iſt und er geht ihm nicht von den Jerſen. Wenn es Wendt trotzdem gelingt, ſich öfter „ rungen entſchloſſenen kleinen Siedler, den hat der So⸗ kol geſchickt, und ſeine Widerhaken ſitzen viel feſter im deutſchen Volksfleiſch als die eines Beamten, der ſich bei allem Tſchechentum ſagt,„eines Tages iſt meine Verban⸗ nung in dieſes volksfremde Gebiet zu Ende“. Gerade in den völkiſch gefährdeten Gebieten hat es nie lang gedauert, bis der kleine Tſcheche, der in der deutſchen Fabrik zuerſt den Hof fegte, eines Tages vielleicht zum Pförtner wurde on vorher geübte Spitzeltätigkeit mit ganz und dann ſeine anderem Erfolg ausüben und damit das Unternehmen eines Tages vielleicht ſturmreif machen konnte. Was man jetzt in Prag zu ſehen bekam, iſt nur die äußere Heerſchau über dieſe„Getreuen“, die unter der Flagge des Turners ſich ſo harmlos geben können, daß ſo⸗ gar nordiſche und Schweizer Turner an dieſe Harmloſigkeit glauben und als Ehrengäſte in Prag auftreten. Andere, ſlawiſche Stammesbrüder aber haben heute längſt erkannt, was das mit der Turnbegeiſterung auf ſich hat. Schon beim letzten Sokolkongreß hat die damalige Warſchauer polniſche Regierung nur einer ſehr kleinen Zahl von polniſchen So⸗ kolmitgliedern die Reiſe nach Prag erlaubt, heute hat der polniſche Sokol ſelbſt ſeine Teilnahme am Sokolfeſt rundheraus abgelehnt. Und zwar mit der beachtlichen Begründung, daß tſchechiſche Sokolangehörige an der Spitze des Kampfs gegen die polniſche Minderheit in der Tſchecho⸗ lowakei ſtünden, und daß auf dem Sokolfeſt auch ſowjetiſche 8 aufträten, mit denen man keinerlei Gemeinſchaft abe. Wohin geht der Weg? Die neue Verbrüderung mit Sowjetrußland, gegen die ſich viele leitende Köpfe des tſchechiſchen Sokols lange gewehrt haben, hat hier ihre erſten Früchte getragen. Das Prager Kommuniſten⸗ blatt ſchreibt begeiſterte Aufſätze über den im Sokol ver⸗ körperten Panflawismus. Wie lange wird es noch dauern bis die im Sokol ſorgfältig von der älteren Gene⸗ ration gegängelte Jugend ganz zu den Ideen Moskaus abgeſchwenkt und damit der Konkurrenz, den ſozialdemo⸗ kratiſchen und chriſtlichen Jugendbünden(Orel genannt), den Wind aus den Segeln nimmt? Das einzige einigende Band im Sokol iſt heute— auf der Grundlage des eigenen Minderwertigkeitsgefühl erwachſen— der gemeinſame, alle Tſchechen verbindende Haß gegen alles Deut ſ che, ganz beſonders aber gegen das heute geeint daſtehende Su⸗ detendeutſchtum Unſere deutſchen Menſchen jenſeits der Berge ſind aber nicht nur aus einem ganz anderen Holz geſchnitzt, ſie ſind auch alle weſentlich jünger. Ihre Jugend iſt der beſte Erfolg für ihren Erfolg; das Alter der Sokol⸗ führer dagegen eſnes Tages vielleicht die Urſache für ein Abgleiten in den Bereich des Haſſes, wo keine Aufbauarbeit geleiſtet werden kann. DG. Der Fremdenverkehr in Oeſterreich Keine Ueberfüllung.— Keine Konjunkturpreiſe DB. Der Landesbeauftragte für den Fremdenverkehr in Oeſterreich, Rudolf Hieke, weilte in dieſen Tagen in Ber⸗ lin, um die Eingliederung des Landes Oeſterreich in die Reichsorganiſation des Fremdenverkehrs vorzubereiten. Schon in allernächſter Zeik werden die Reichsgeſetze über den Fremdenverkehr ihre Anwendung auch auf Oeſterreich finden. Die Organiſation wird auf der reichsgeſetzlichen Grundlage durchgeführt werden. In den Beſprechungen wurden auch die Frage der an⸗ geblichen 133 der öſterreichiſchen Fremden⸗ orte und die Preiſe in der Fremdenverkehrswirtſchaft ein⸗ gehend behandelt. Der Landesbeauftragte unterſtrich mit allem Nachdruck, daß von einer Ueberfüllung überhaupt nicht geſprochen werden kann. Ueberall in der Oſtmark, ſo⸗ wohl in den weltbekannten Fremdenverkehrsorten, als auch in den etwas abſeits vom allgemeinen Fremdenſtrom lie⸗ genden Gebieten und Fremdenverkehrsgemeinden ſtehen nterkünfte jeglichen Grades ausreichend zur Verfügung. In der Preisfrage iſt für alle Betriebe, die irgend⸗ wie mit dem Fremdenverkehr zuſammenhängen, die Preis⸗ geſtaltung vom 18. März 1938 bindend. N Preis⸗ kommiſſare ſorgen in allen Gebieten für die Einhaltung die⸗ er Preiſe. Ueberſchreitungen werden mit rück⸗ ichtsloſer Schließung der Betriebe und Beſtrafung der Schuldigen ſtrengſtens geahndet. In den weniger be⸗ ſuchten Gebieten iſt Unterkunft mit Verpflegung bereits von 3 Mark an zu haben. Durch behördliche Verfügung iſt feſt⸗ gelegt, doß die einmal zugeſicherte Leiſtung auch eingehal⸗ ten wird Die Trinkgeldfrage iſt durch Einführung der Trinkgeldablöſung(10 bezw. 15 v. H.) gelöſt. frei zu machen, ſo verdankt er das ſeiner ausgezeich⸗ neten Technik, denn darin iſt Wendt überlegen. Aber dann ſteht noch Sörrenſen da. Und der ſteht immer am richtigen Fleck. Wendt kommt nicht an ihm vorbei, ſo ſehr er ſich auch müht.. Aber er behält ſeine Ruhe. Für ihn iſt es von Wichtig⸗ keit, die ſchwache Seite Sörrenſens auszukundſchaften und dazu gehören Nerven, denn er will ſiegen und muß ſiegen! Mehrmals wird der deutſche Sturm ins Abſeits gelockt. Der Schiedsrichter muß öfters abpfeifen, bis ſich der deutſche Sturm entſprechend darauf einge⸗ ſtellt hat. Wieder hat die deutſche Mannſchaft einige ſchwache Minuten durchzumachen, in denen ſie nichts zu be⸗ ſtellen hat. Mit unerhörter Wucht drängen die Nor⸗ weger auf das deutſche Tor, aber Schötmar ſteht un⸗ erſchütterlich. ** Mabel und Jane folgen dem Spiel mit ſteigendem Intereſſe. Daniel Sutter iſt auch anweſend. Auch er ſchaut ſichtlich intereſſiert dem Spiel zu, wenn es ihn auch nicht in gleichem Maße mitreißt wie die Töchter. Sein Lieblingsſport iſt Baſeball und Rugby. Das ſind Spiele, die ihn bis zur Raſerei begeiſtern können. Fußball iſt kein richtiges Spiel für ihn, denn die Spieler dürfen die Hände nicht gebrauchen. Plötzlich ſtößt Jane einen kleinen Schrei aus, daß Sutter die Tochter erſtaunt anſieht. Dann gleitet ſein Blick auf das Spielfeld und er ſieht eben, wie Wendt eine ſcharfe Flanke des linken Läufers Klinger aufnimmt und wie der Blitz auf das Tor der Norweger zuſtürmt. Sörrenſen läuft ihm entgegen. Fachanwälte für Steuerrecht Eröffnung der Keichsfinanzſchule Berlin. Berlin, 5. Juli. Staatsſekretär im Reichsfinanzminiſte⸗ rium Reinhardt eröffnete am Montag die in Berlin⸗Gru⸗ newald eingerichtete Reichsfinanzſchule Berlin. Zweck der Schule iſt die Durchführung von Lehrgängen für Rechts⸗ anwälte, die in die Liſte der Fachanwälte für Steuerrecht eingetragen zu werden wünſchen. Staatsſekretär Reinhardt führte in einem längeren Vortrag u. a. aus: Die Steuer muß nach der wirtſchaft⸗ lichen Leiſtungskraft des Einzelnen bemeſſen werden. Dieſe wirtſchaftliche Leiſtungskraft hat der Einzelne nicht nur ſich ſelbſt zu verdanken, ſondern im weſentlichen dem Staat und deſſen Einrichtungen, die die Vorausſetzungen für die Erzielung wirtſchaftlicher Leiſtungskraft ſind. Paragraph 107 Abf. 3 der Reichsabgabenordnung ge⸗ mäß gibt es zwei Gruppen von Perſonen, die ohne weiteres befugt ſind, geſchäftsmäßig Rat und Hilfe in Steuerſachen zu erteilen und als Bevollmächtigte und Beiſtände von Steuerpflichtigen vor den Finanzbehörden aufzutreten: die Rechtsanwälte und Notare und die Perſonen, die durch einen Oberfinanzpräſidenten als„Steuerbera⸗ ter“ ausdrücklich zugelaſſen worden ſind. Die Rechtsan⸗ waltſchaft hat den Wunſch, ſich in Zukunft mehr als bisher auch als Steuerwahrer auf dem Gebiet des Steuerrechts zu betätigen. Dieſer Wunſch wird von der Reichsfinanzver⸗ waltung außerordentlich begrüßt. Der Reichsminiſter der Finanzen und der Reichsminiſter der Juſtiz haben im Einvernehmen mit der Reichs⸗Rechts⸗ anwaltskammer am 10. November 1937 Richtlinien über eine beſondere Fachanwaltſchaft für Steuerrecht erlaſſen. Darnach dürfen diejenigen Rechtsanwälte, die nach außen auch als Rechtswahrer auf dem Gebiet des Steuerrechts aufzutreten wünſchen, nach Erfüllung beſtimmter Bedin⸗ gungen neben der Bezeichnung„Rechtsanwalt“ die Sonder⸗ bezeichnung„Fachanwalt für Steuerrecht“ führen, ſofern ſie vom zuſtändigen Oberfinanzpräſidenten in die Liſte der „Fachanwälte für Steuerrecht“ eingetragen ſind. Eine Frau und ein Dorf O Ein Dorf iſt eine lebendige Gemeinſchaft, in die einzudringen einem Fremden meiſt ſehr ſchwer iſt. Schon mancher iſt daran geſcheitert, daß er gegen Gewohnheit und veraltete Anſchauungen, etwa gegen die Auffaſſung, ſchon die Großväter wären an einer Sache nicht geſtorben, alſo müſſe ſie auch ewig ſo weitergehen, Stellung genom⸗ men hat. Und keine Gemeindeſchweſter, die in ein Dorf gekommen iſt, wird erzählen können, daß ſie es zuerſt ein⸗ fach gehabt hätte. Irgendwie iſt es auch gut ſo. Denn nur das Ver⸗ trauen des Dorfes öffnet den Weg in ſeine Gemeinſchaft. Wer dieſes Vertrauen erſt einmal gewonnen hat, gehört dann aber auch ebenſo vorbehaltlos dazu, wie er vorher abgelehnt oder zumindeſt kühl aufgenommen worden iſt. Der Weg zu den Herzen, zum Vertrauen führt über viele Vorurteile, Schwierigkeiten und Hinderniſſe der verſchie⸗ denſten Art. Aber Widerſtände ſind dazu da, um überwun⸗ den zu werden, und wer die Schweſtern einmal in ihren Dörfern geſehen hat, weiß, daß eine Gemeindeſchweſter langſam aber ſicher und für immer mit ihnen fertig wird. Ihr ſelbſtloſer Einſatz, ihre Bereitſchaft bei Tag und Nacht, die nicht immer erſt fragt, um wen oder um was es ſich handelt, ſondern ſie raſch und entſchloſſen handeln läßt, kurz, ihr Verantwortungsbewußtſein, überzeugen ſchließ⸗ lich auch den hartnäckigſten Gegner. Und wenn ſie dann auf ihrem Fenſter den erſten Blumenſtrauß, das erſte Stück Speck oder friſches Obſt findet, dann weiß ſie, daß ſie end⸗ gültig den Weg in die Dorfgemeinſchaft gefunden hat. Dann allerdings erſt, wenn die Herzen aufgeſchloſſen ſind, ſetzt die größte Arbeit der Schweſter ein— die ſee⸗ liſche Betreuung der Menſchen. Das iſt eine Aufgabe, die den ganzen Menſchen erfordert. Hier heißt es raten, Sor⸗ gen abnehmen, viel, ſehr viel Verſtehen aufbringen und Einfühlungsvermögen haben. Hier heißt es, Lebensmut, Zukunftswillen, Entſchloſſenheit, Gläubigkeit an die eigene Kraft zu ſchaffen und zu ſteigern— geſchieht doch die Arbeit der Gemeindeſchweſter an der Schwelle zur Zukunft unſeres Volkes. Sie hat auf vorgeſchobenem Poſten ihre ganze Perſönlichkeit einzuſetzen für das ewige Deutſchland. Darum aber iſt ihre Aufgabe auch ſo groß und ſchön und vermag einen Menſchen, der ſie übernommen hat, voll und ganz auszufüllen und zu befriedigen. H. E. Das Publikum iſt der Ueberzeugung, daß Wendt ſchießen wird.. Auch Sörrenſen glaubt es und will Wendt ganz ſcharf znaehen. Aber als der heran iſt, ſpielt er den Ball plötzlich dem Halbrechten Haſſelberg zu und läuft an Sörrenſen vorbei. 5 Schon hat Haſſelberg ihm den Ball wieder zuge⸗ ſpielt. Die vielen Tauſende ſind in maßloſer Aufre⸗ gung, denn Wendt ſteht jetzt fünf Meter vor dem Tor der Norweger vollkommen frei. a Sie zerſpringen bald vor Aufregung, denn deutlich erkennen ſie, daß Wendt den Ball noch einmal ab⸗ geben will. Aber es iſt nur Täuſchung, nur ein Trick, der den norwegiſchen Torwächter aus dem Gleichgewicht brachte. Wendt ſchießt jetzt ſcharf und unhaltbar knallt der Ball unter die Latte. Während der norwegiſche Torwart und die Ver⸗ teidiger wie erſtaunt daſtehen, bricht ein unerhörter Jubel los. Ein Aufſchrei der Tauſende ertönt, und es dauert eine Weile, bis das Publikum wieder zur Ruhe kommt. . Jane iſt blaß geworden, als Wendt das erſte Tor des Tages ſchoß. Mabel bemerkte das und fragt erſtaunt: „Aha, alſo Sörrenſen iſt es, dem du den Vorzug ibſt.“ 5 Jane zuckt zuſammen und ſieht die Schweſter an. „Unſinn, Mabel, ich bin nur ſo aufgeregt.“ „Es war eine wundervolle Leiſtung,“ ſpricht Mabel begeiſtert.„udo Wendt iſt ein fabelhafter Spieler. Ich hätte nicht gedacht, daß er den Ball durchbekommt, und wie er Sörrenſen täuſchte und dann nochmals abſchoß, das war wunderbar.“ e „Ja, gewiß, ganz ausgezeichnet,“ ſtimmte ihr Jane aus dem Herzen kam. ä gepreßt zu und Jane ſpürte, daß es ihr nicht ſo ganz „Morgen werde ich im Tower erſchoſſen. Lebt wohl!“ Das war der Abſchiedsgruß, den der Oberleutnant zur See d. R Hans Lody in den Auguſttagen des Jahres 1914 an ſeine Angehörigen ſchrieb. Als unbelannter Kämp⸗ fer in Feindesland hat er ſeine Pflicht bis zum Letzten erfüllt. Unſer Bericht ſchildert deſſen Kampf und Schickſal. Schon als der Krieg zwiſchen Frankreich und Deutſchland erklärt war, beſtanden in Berlin noch Zweifel über die (2. Fortſetzung.) Für dieſe beſtehen dann gewiſſe Möglichkeiten, wenn auch äußerſt geringe. Doch, wie geſagt, vorerſt iſt damit nicht zu rechnen, da noch geraume Zeit vergehen wird, bis man ſich in Deutſchland über die Schwere des Schlages, den wir hier geführt haben, im klaren iſt. Unſre Abſicht, dem Sammelpunkt der deutſchen Spio— nage in England, der ſich in Brüſſel befindet, geeignete Fälſchungen zukommen zu laſſen, mußten wir leider fal⸗ len laſſen, da die Kennziffer⸗Anordnung, die zur Verwen⸗ dung des deutſchen Code⸗Schlüſſels unumgänglich not⸗ wendig iſt, aus keinem der Gefangenen herauszubringen iſt. Doch das iſt vielleicht auch nicht ſo wichtig. Wahr⸗ ſcheinlich iſt der Krieg beendet, bevor die deutſche Nach⸗ richtenabteilung eine Mitteilung davon erhält, daß ſie, wenigſtens in unſerm Lande, kaltgeſtellt iſt.“ Churchill zieht nachdenklich eine Zigarre aus der obern Weſtentaſche. Er betrachtet ſie liebevoll und ſcheint zunächſt, ausſchließlich mit ihr beſchäftigt zu ſein. Jetzt, denkt er dabei, jetzt iſt es an der Zeit. „So?“ meint er freundlich lächelnd.„Das iſt alſo Ihre Meinung. Leider kann ich mich dem nicht anſchlie⸗ ßen. Es wird Sie intereſſieren zu erfahren, daß ich eben ein Kabel aus dem Haag bekommen habe. Ich habe näm⸗ lich aus verſchiedenen Gründen einen Mann meines Ver⸗ trauens mit beſonderer Aufgabe nach Kiel geſchickt. Einen meiner beſten Offiziere übrigens. Hoffentlich bleibt er uns erhalten Ja, dieſer Mann weiß etwas zu berichten, was Sie ſicherlich in Erſtaunen ſetzen wird. Es haben in unſerm Lande nicht nur die uns bekannten Leute gearbeitet, ſon⸗ dern noch einer mehr. Dieſer Mann iſt erſt im April dieſes Jahres in das Land gekommen. Er behauptete, mit franzöſiſchem Claret zu handeln und hat es— unglück⸗ licherweiſe— auch in der Hauptſache getan. Zu weſent⸗ lichen Aktionen auf ſeinem Haupttätigkeitsfeld iſt er nicht mehr gekommen. Als der Tabakladen in Hull, der dort wohl die deutſche Zentrale darſtellte, ausgehoben wurde, befand er ſich im Keller. Man überſah ihn. Es koſtete ihn keine beſondere Mühe, an Bord eines norwegiſchen Damp⸗ fers zu kommen. Allerdings war der mit geräucherten Fiſchen und Konſerven nach Südamerika unterwegs. Da⸗ her verzögerte ſich eine Information etwas, die immerhin heute im Beſitz des Geheimen deutſchen Marine⸗Nachrich⸗ tendienſtes iſt und die ganz einfach beſagt, daß hierzulande keine deutſchen Ohren mehr hören und keine Augen mehr ſehen. Ich glaube, daß wir vor weiteren Ueberraſchungen ſicher ſind, aber ich empfehle Ihnen doch, mit Ihrer Auf⸗ merkſamkeit nicht erſt an unſern Landesgrenzen zu begin⸗ nen. Wir werden mit deutſchen Aktionen rechnen müſſen.“ Eine furchtbare Lage England iſt der große Feind im Dunkeln. Seine Macht und ſeine Gefährlichkeit ſind dadurch faſt unmeßbar. Man weiß nicht, wo und wann der Gegner zuſchlagen wird. Es bleibt nichts als das Abwarten, und das gilt nach den Geſetzen der Strategie faſt ſchon als halbe Nie⸗ derlage. Bevor es zur erſten Feindſeligkeit gekommen iſt. ſieht ſich die deutſche Kriegsführung ſchon in die Defenſive gedrängt. Eine furchtbare Lage. Wir wiſſen heute, daß ihre Rückwirkungen ſich auch bei der Oberſten Heeresleitung zeigten. Die Erſte und die Zweite deutſche Armee ſtießen in das Herz Frankreichs vor, aber im fernen Großen Hauptquartier zitterte Moltke bei dem Gedanken, daß im weiten Raum dieſes einzigartig kühnen Aufmarſches plötzlich engliſche Einheiten erſcheinen könnten. Der tragiſche Rückzugsbefehl von der Marne mit ſei⸗ nen tragiſchen Folgen wäre niemals gegeben worden, hätte Moltke über genaue Kenntnis der Effektivſtärken des engliſchen Expeditionsheeres und ſeiner Landungsplätze verfügt. Vollends unerträglich iſt in dieſen erſten Kriegstagen die Lage der deutſchen Seekriegsführung. Jeden Augen⸗ blick kann die geſamte engliſche Flotte in der Deutſchen Bucht erſcheinen. Es kann aber auch ſein, daß ſie Skagen rundet und vor den deutſchen Oſtſeehäfen auftaucht. Es iſt denkbar, daß Englands Mittelmeergeſchwader in die Nordſee gezogen wird und an den deutſchen Inſeln ope⸗ riert, während gleichzeitig das Gros der Flotte an anderer Stelle auftaucht. i Es iſt überhaupt alles möglich, und die wenigen Auf⸗ klärungsmittel, die man zur Verfügung hat, wirken an⸗ geſichts der ungeheuerlichen Anforderung geradezu kläglich. Die erſten deutſchen Unterſeeboote, die man urſprüng⸗ lich nur für den Küſtenſchutz gedacht hatte, mit ihrem ge⸗ ringen Radius ſtoßen todesmutig weit in die Nordſee hin⸗ aus. Um zu begreifen, was das heißt, muß man wiſſen, daß die Sachverſtändigen allgemein der Anſicht waren, ein Unterſeeboot wäre nicht hochſeefähig. Ebenſo tollkühn preſchten die Kleinen Kreuzer„Stral⸗ ſund“ und„Straßburg“ und„Roſtock“ zur engliſchen Küſte; aber was half alle Todesbereitſchaft. Der unge⸗ heure Raum des engliſchen Aufmarſchgebietes konnte mit dieſen Mitteln nicht eingeſehen werden. England iſt eine Inſel. Ueber Hunderte von Meilen erſtreckt ſich ſein Küſtengebiei, und von vielen Stellen aus konnte der engliſche Löwe zum Sprung nach Deutſchland unſetzen. Haltung Englands. Ebenſo wußte am 4. Auguſt der eng⸗ liſche Außenminiſter die Vorgänge in Deutſchland nicht richtig einzuſchätzen. Zwiſchen den beiden Ländern waren alle Verbindungen abgebrochen. Informationen, außer jenen über die diplomatiſchen Vertretungen, blieben aus. Dabei war es vor allem für die deutſche Marineleitung äußerſt wichtig, über die Bewegungen der engliſchen Flotte unterrichtet zu ſein. So dämmert der furchtbare 28. Auguſt 1914 herauf. Um 8 Uhr 25 gibt das Torpedoboot G 194 folgenden Funkſpruch ab: „Funkſpruch Nr. 2005. feindlichen Kreuzern. Steuert Süd.“ IJIn raſcher Folge fängt die Großfunkſtelle Helgoland dann einen Funkſpruch nach dem andern auf. 8 Uhr 50. Funkſpruch der V. Torpedobootsflottille: „Funkſpruch ohne Nummernbezeichnung. Ein Kreuzer und zwanzig Zerſtörer jagen V. Torpedobootsflottille.“ 8 Uhr 50. Funkſpruch von VI87: „Funkſpruch Nr. 2045. Zwei weitere Kreuzer in Plan⸗ quadrat 132 e.“ 9 Uhr 23. Funkſpruch von G 12: „Funkſpruch ohne Bezeichnung. Sechs feindliche Kreu⸗ zer in Planquadrat 132 b.“ Funkſpruch des Hochſeechefs an alle: 5 „Funkſpruch Nr. 2120. Große Kreuzer Dampf auf⸗ machen und klar halten zum ſofortigen Auslaufen.“ Es iſt bereits zu ſpät. Die zur Unterſtützung der von leichten feindlichen Kreuzern gejagten V. Torpedoboots⸗ G 194 wird angegriffen von Feind ſteht Planquadrat 142 e. * 5 Na, was das ſchon ſagt.%% 14 Sein Gemüt erheitert ſich auch nicht, als er den ge⸗ heimnisvollen Kunden im Zug untergebracht und einen blanken Taler in der eigenen Taſche verſtaut hat. Dazu iſt man gut genug. Spionen die Koffer zu ſchleppen. Niſcht als Unſinn machen die da oben. Niſcht als Unſinn Für Franz Helmke beginnen„die da oben“ mit dem Bahnhofsoberinſpektor Krauſe und enden mit dem Kaiſer. Immerhin, ein Taler iſt ein Taler, und drüben in Meſeckes Bierſtube ſitzt auch richtig der Polen⸗Karl, der ein mitfühlendes Gemüt iſt. Seit dem erſten Auguſt ſchon ſitzt der Junge hier rum, und den wollen ſie auch nicht nehmen. Dabei iſt er extra aus Oberſchleſien gekommen. Mit dem Polen⸗Karl erörtert Franz Helmke eingehend die düſtere Geſchichte, die er eben erlebt hat. Dank der Kurz⸗ ſichtigkeit der preußiſchen Militärverwaltung iſt er, Franz Helmke, doch tatſächlich gezwungen, engliſchen Spionen die Koffer zu ſchleppen. Der Polen⸗Karl zeigt ein Intereſſe, das einem die Bitternis dieſes Daſeins leichter macht. Es erweiſt ſich, daß auch er den Fremden mit dem Kitchener⸗Schnurrbart geſehen hat. Er weiß ſogar mehr Einzelheiten über deſſen Aeußeres als Franz. „Du biſt ja ne tolle Nummer“, erklärte Helmke be⸗ wundernd. Und ſetzt neidlos hinzu:„Wirklich, dir ſollten ſe for die Spionageabwehr engagieren. Aber die oben haben ja eben keinen Brägen.“ Der Polen⸗Karl winkt beſcheiden ab, aber was aus dem Mann geworden iſt, das intereſſiert ihn doch. Und Franz kann zeigen, daß er nicht weniger tüchtig iſt als der Polen⸗Karl. Scotland Yard, das Haupt⸗ quartier der Londoner Poli⸗ zei, von der Themſe geſehen. Unter Scotland Yard ver⸗ ſteht man im allgemeinen die Londoner Geheimpolizei, die ſowohl gegen kriminelle als auch politiſche Verbrechen eingeſetzt wird. Scotland Hard arbeitete während des Krieges in Gemeinſchaft mit dem militäriſchen Abwehr⸗ dienſt an der Bekämpfung des feindlichen Nachrichten⸗ dienſtes. flottille ausgelaufenen Kleinen deutſchen Kreuzer ſehen ſich im dichten Nebel plötzlich dem geſamten J. engliſchen Schlachtkreuzergeſchwader gegenüber. Sie wehren ſich ver⸗ zweifelt, aber während ihr konzentriertes Feuer den ſchwergepanzerten Engländern kaum flüchtige Bleſſuren zufügen kann, genügt ein einziger Treffer aus den Mam⸗ mutrohren der engliſchen Schlachtſchiffe, um ein deutſches Schiff wegzufegen. Der Ausgang kann nicht fraglich ſein. Mit wehender Flagge, feuernd bis die Nordſeedünung auch über dem letzten intakten Rohr zuſammenſchlägt, ver⸗ ſinken nacheinander die Kreuzer„Ariadne“,„Köln“, „Mainz“,„Frauenlob“,„Stettin“, die Torpedoboote und Aufklärer W187, VI, IJ 33 und D 8. 3 Franz Helmke wird mißtrauiſch Nur voll tiefſter Mißbilligung holt Franz Helmke, Gepäckträger Nr. 15 der Oeffentlichen Gepäckverſorgungs⸗ ſtelle Stettiner Bahnhof, Berlin, das Gepäck des Fremden aus der kaffeemühlenartigen Taxe. Franz Helmke grollt in dieſen Tagen ganz allgemein mit der Welt und ihren Einrichtungen, und beſonders mit den deutſchen. Was iſt das auch für ein Unſinn, daß ein ſo ſtrammer Kerl wie er hier mit den Koffern von zwei⸗ deutigen Fremden herumjonglieren muß, ſtatt wie ein anſtändiger Kerl an der Front zu ſtehen. Nur weil die beim Kommiß ſich einbilden, mit fünfundfünfzig Jahren wäre man nicht mehr zu brauchen. Es gibt gar keinen Fluch mehr, der dieſer Schweinerei angepaßt wäre. Wie ein anſtändiger Kerl ſeine Pflicht tun, das darf man nicht, aber in Berlin den Herren Schnüfflern und Spionen Koffer ſchleppen, dazu iſt man gut genug. Der Kerl hier, der gelangweilt zuſchaut, wie ſich Franz mit ſeinem Gepäck belädt, iſt auch ſo eine Nummer. Iraß will ick freſſen mein janzet Leben lang, wenn det keen engliſcher Spion is, grübelt Franz Helmke ingrim⸗ mig. Ick ſoll doch wohl die Beefs kennen. An der Sperre wagt er einen ſchnellen Seitenblick. Klar iſt das ein Engländer. Elegant, aber läſſig ge⸗ kleidet, die ungezwungene Haltung mit den hängenden Schultern, der geſtutzte Kitchener⸗Schnurrbart. Vaflucht und zujenäht, murrt Franz, da ſoll einen doch jleich einer mit'n dreckjen Finger in'n hohlen Zahn faſſen, wenn der Kavalier kein Spion nich is. f Er ſieht nach dem Schild am Koffergriff und ent⸗ ziffert: „Daniel Hammer, Kriſtiania, Karl⸗Johann⸗Gade 12.“ „Ob ick weiß, wo der hin will. Nach Kriſtiania macht er, und heißen tut er Daniel Hammer.“ „Proſt“, ſagt der Polen⸗Karl. *. Am nächſten Tag erhält eine gewiſſe Stelle die Nach⸗ richt, daß von den ſechsunddreißig vom deutſchen Marine⸗ nachrichtendienſt zu einem Sonderkurſus zuſammengezo⸗ genen Offizieren nur ein einziger offenbar den Anſprüchen der deutſchen Admiralität genügte. Der Agent teilt mit, daß es ſich um den deutſchen Reſerveleutnant zur See Karl Hans Lody handelt. Unter dem Namen Daniel Hammer iſt der deutſche Beauftragte der Marineleitung in den fahrplanmäßigen Zug nach Stralſund geſtiegen. Sein Reiſeziel iſt offenbar Kopenhagen oder aber auch Kri⸗ ſtiania. Wenn es beſondere nationale Schwächen gibt, dann iſt die engliſche eine hervorſtechende Neigung zur Unter⸗ ſchätzung des Gegners. Der Mann, der ſich Daniel Hammer nennt, hat es durch ein großzügiges Trinkgeld erreicht, allein im Abteil bleiben zu können. Sein Zug hat noch nicht das Weichen⸗ gewirr von Geſundbrunnen paſſiert, da hängen andre Namensſchilder an den Koffern, und der helle Regen⸗ mantel und die Reiſekappe ſind mit einem etwas ſpießigen Velourshut und einem korrekten knielangen Ulſter ver⸗ tauſcht. Auch der Schnurrbart wurde um ein ganzes Stück kürzer. Auf den Gepäckſchildern ſteht jetzt Alphonſe Ver⸗ nier, und es wage ja niemand, an der Echtheit dieſes Namens zu zweifeln. Der Mann beſitzt einen muſtergül⸗ tigen Paß, verſehen mit vielen ſchönen und garantiert nicht gefälſchten ſchweizeriſchen, franzöſiſchen, griechiſchen und italieniſchen Stempeln. Er iſt der Vertreter einer ſchwei⸗ zeriſchen Firma für automatiſche Einmachmaſchinen und Weckgläſer, und die ideale Schönheit dieſes Zuſtandes wird nicht dadurch beeinträchtigt, daß der wahre Alphonſe Vernier in einem deutſchen Internierungslager ſteckt, weil er für ſeine wahren Auftraggeber, den franzöſiſchen Ge⸗ heimdienſt in Bern nämlich, etwas zu forſch ins Zeug ge⸗ gangen iſt. g Alphonſe Vernier wird unangefochten Norwegen er⸗ reichen und ſeinen weiteren Unternehmungen nachgehen, ſelbſt wenn das ganze Heer der dort aufgebotenen eng⸗ liſchen und ruſſiſchen Agenten ſich ausſchließlich an ſeine Ferſen heftet. 5 Ein Zug rollt durch die Nacht; ein Mann fährt ſeinem Schickſal entgegen.(Fortſetzung folgt.) Die Volls⸗Gasmaske ſoll ein Jeder erwerben!