r. P 535 Nr. 161 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 13. Juli 1938 Deutſches Mannestum Von Viktor Lutze, Stabschef der SA. Ng. Zum zweiten Male tritt die SA in den Tagen vom 15. bis 17. Juli an, um im Jahre der Reichs⸗ wettkämpfe 1938 im Olympiaſtadion zu Verlin Zeugnis abzulegen von der bisher auf dem Gebiet der wehrhaft⸗körperlichen Ertüchtigung des deutſchen Volkes ge⸗ leiſteten Arbeit. Seit Wochen ſchon haben Hunderttauſende SA⸗Männer Deutſchlands ſich gewiſſenhaft vorbereitet und in den Gruppenausſcheidungskämpfen mit höchſtem Einſatz gekämpft, mit dem Ziel vor Augen: dabei zu ſein in Ber⸗ lin, um ſich dort die Berechtigung zu erkämpfen, vor den Augen des Führers bei den NS⸗Kampfſpielen 1938 in Nürnberg den Beweis zu erbringen, daß die älteſte Kampf⸗ formation der Partei auf dem richtigen Wege iſt, die große zeitloſe Aufgabe der wehrhaft⸗körperlichen Er⸗ tüchtigung des deutſchen Volkes ihrer Löſung entgegenzuführen. Knapp zwei Jahre ſind vergangen, ſeitdem der Führer 1936 auf dem Reichsparteitag der Ehre die Schaffung der NS⸗Kampfſpiele proklamierte und die SA mit der Geſtal⸗ tung und Durchführung betraute, und ſchon heben ſich klar und deutlich Inhalt und Form der Kämpfe ab, die das Ge⸗ ſicht aller wehrſportlichen Veranſtaltungen beſtimmen. Für die Wege, die zum großen Ziel der endgültigen Form der NeS⸗Kampfſpiele als dem gewaltigen Ausdruck der Einheit von Körper, Geiſt und Seele im deutſchen Volk führen, ſind die Fundamente gelegt, und an ihrem Ausbau wird unermüdlich gearbeitet. Die alljährlichen Reichswettkämpfe ſind Markſteine in dieſer Entwicklung. Im vergangenen Jahr wurde der An⸗ fang gemacht. Erſtmalig wurde bei den Reichswettkämpfen 1937 die Arbeit der SA richtungweiſend der Oeffentlichkeit in wuchtiger ee irg, Ein Verſuch ſollte es ſein, und zu einem gewaltigen Erfolg wurden die Tage von Berlin. Die SͤA hat damals auf dem Reichsſportfeld in faſt allen Diſziplinen des ſportlichen und wehrſportlichen Kamp⸗ fes Können, beiſpielgebende Kameradſchaft und höchſte Einſatzbereitſchaft bewieſen. Und ſo wird es in dieſem Jahr wieder ſein. Das Olympiaſtadion, der Schauplatz größter ſportlicher Kämpfe, wird vom 15. bis 17. Juli 1938 widerhallen vom Marſchtritt der braunen Kolonnen. Raſen und Aſchenbahn eigen in dieſen Tagen das Geſicht einer Wehrkampfbahn. Wohl ſind die e ſporklichen Disziplinen vertre⸗ ten, allein die Mannſchafts⸗ und Einzelwettkämpfe der wehrmäßigen Uebungen geben dieſen Kampftagen das Ge⸗ präge. Das Leitmotib iſt wiederum die gewaltige Einheit: tarke Seele, geſunder Geiſt, geſtählter Körper. Die Schaf⸗ fing dieſer Einheit im deutſchen Manne, die Er ziehung zur Kämpfgemeinſchaft und zur Leiſtungs⸗ fähigkeit des einzelnen als Diener der Geſamtheit, das find die ausſchließlichen Ziele des SA⸗Sports und der wehr⸗ haft⸗körperlichen Ertüchtigung. Und darum ſtehen auch bei dem W en Aich ren der der SA die Mannſchafts⸗ kämpfe un 15 wiederum die Wehrwettkämpfe im Vor⸗ dergrund. 5 Der ifa e Staat verlangt ein hartes und widerſtandsfähiges Geſchlecht, das aus der tiefen Veranke⸗ rung und dem Glauben an die Idee des Führers jederzeit bereit iſt, ſich für die Größe und Stärke der Nation ein⸗ zuſetzen. Diese Haltung aber entſpricht dem Geiſt der Sturmabteilungen, der das neue Reich geſchaffen hat und der als S A⸗Geiſt das Vorbild für die freiwillige Opfer⸗ und Einſatzbereitſchaft des deutſchen Mannes geworden iſt. Die SA war, iſt und wird für alle Zeiten nicht nur die Künderin, 1 auch die Schule dieſes Geiſtes ſein, der ſich in allen Lebensäußerungen des SA⸗Mannes offenbart. 5 i Darum ſind dieſe Reichswettkämpfe nicht als ſportliche Prüfungen ſchlechthin zu betrachten; ſie ſind wieder das er⸗ neute Bekenntnis des unentwegten Einſatzes für Deutſchland, das Bekenntnis der Tat zu den vom Führer geſteckten Zielen und der Ausdruck des Willens, die Wehrkraft und Wehrbereitſchaft des deutſchen Volkes zu fördern und zu erhalten. Unterſchiedlich wird wieder die landsmannſchaftliche Zuſammenſetzung der Kämpfer ſein. unter denen ſich erſt⸗ mals unſere Kameraden aus der deutſchen Oſt mark befinden werden, aber gleich der Wille und der Geiſt, der ſie alle beſeelt Begriffe wie Gemeinſchaft, Wehrwilligkeit, Einſatzbereitſchaft, Leiſtungsfähigkeit und Kameradſchaft werden in den Tagen von Berlin zur lebendigen Wirklich⸗ keit werden. Und das iſt das Große und Entſcheidende aller Kämpfe der SA und damit auch der 58 1938: die Freiwilligkeit des Einſatzes für den vom Führer der SA gegebenen Auftrag der wehrhaft⸗körperli⸗ chen Ertüchtigung des deutſchen Volkes als Grundlage der Wehrkraft und des Wehrgeiſtes der Nation. Ein Sieg kann immer nur erfochten werden, wenn die Vorbereitungen dazu gewiſſenhaft waren und das Vor⸗ wärtsdringen von einem fanatiſchen Geiſt des Siegenwol⸗ lens getragen wird. Die Sturmabteilungen des Führers haben immer in dieſer Erkenntnis gekämpft und marſchie⸗ ren auch heute wieder in dieſem Bewußtſein ihrem Ziele zu. Der Einzeleinſatz ballt ſich zur Geſamtleiſtung von ge⸗ waltigem Format, wenn alle ſich einer Marſchrichtung un⸗ terordnen. Von Stellung zu Stellung kämpft ſich die SA an ihr Ziel heran. Die Reichswettkämpfe der SA ſind Etappen dieſes großen Ringens um die Neuformung des deutſchen Menſchen nach den Grundſätzen der nationalſozialiſtiſchen Idee! Verlobung und Aufgebot Die neuen Beſtimmungen.— Was jeder wiſſen muß. Nach dem neuen Familiengeſetz ſind auch neue Beſtim⸗ mungen über Verlobung und Aufgebot ergangen, die zukünf⸗ tig beachtet werden müſſen. Die Verlobten ſollen das Aufgebot nach Möglich⸗ keit perſönlich vor dem Standesbeamten beſtellen. Iſt einer der Verlobten hieran verhindert, ſo ſoll er eine ſchriftliche Erklärung darüber abgeben, daß er mit der Beſtellung des Aufgebots durch den anderen Verlobten einverſtanden iſt. Ueber die Beſtellung des Aufgebots nimmt der Standes⸗ beamte eine Niederſchrift auf. In Ausnahmefällen kann das Aufgebot auch ſchriftlich beſtellt werden. Die Verlobten müſſen dem Standesbeamten nachweiſen, daß der beabſichtigten Ehe kein geſetzliches Ehehindernis entgegenſteht. Zum Nachweis der deutſchen Staats⸗ angehörigleit der Verlobten genügt in der Regel eine polizeiliche oder ſonſtige behördliche Beſcheinigung. Ein förm⸗ licher Staatsangehörigkeitsausweis iſt nur in Zweifelsfällen zu verlangen. Fremde Staatsangehörige müſſen durch Vorlegung ihres Reiſepaſſes oder einer Beſcheinigung der zuſtändigen Behörde ihres Heimatſtaates ihre Staats⸗ angehörigkeit nachweiſen. Beſteht der Heimatſtaat aus meh⸗ reren Rechtsgebieten, ſo iſt auch feſtzuſtellen, welchem Rechts⸗ gebiet die Verlobten angehören. Fremde Staatsangehörige und Staatenloſe müſſen nachweiſen, daß ihnen der Aufent⸗ halt im Deutſchen Reich geſtattet iſt. Das Aufgebot iſt in den Gemeinden bekanntzuma⸗ chen, in denen die Verlobten während der letzten ſechs Monate ihren, Wohnſitz gehabt haben. Fehlt es an einem Wohnſitz oder haben die Verlobten ihren gewöhnlichen Aufenthalt außerhalb ihres Wohnſitzes gehabt, ſo muß das Aufgebot in den Gemeinden bekanntgemacht werden, in denen ſie ihren gewöhnlichen Aufenthalt und, wenn auch ein ſolcher nicht vor⸗ handen iſt, ihren Aufenthalt gehabt haben. Das Aufgebot enthält die Bekanntmachung, daß die Verlobten, deren Vor⸗ und Familiennamen ſowie Beruf und Wohnort anzugeben ſind, die Abſicht haben, die Ehe mitein⸗ ander einzugehen, und die allgemeine Aufforderung, etwa bekannte Ehehinderniſſe dem Standesbeamten mitzuteilen. Das Aufgebot muß zwei Wochen lang am Standes⸗ amt, Rat⸗ und Gemeindehaus oder an der Stelle, die die Ge⸗ meindebehörde für ihre Bekanntmachungen beſtimmt hat, aus⸗ gehändigt werden. Daß dies geſchehen iſt, muß der Beamte, der den Aushang bewirkt hat, beſcheinigen. Die Ehe kann ohne Aufgebot geſchloſſen werden, wenn einer der Verlobten lebensgefährlich erkrankt iſt und die Heirat nach ärztlichem Zeugnis nicht aufgeſchoben wer⸗ den kann. In ſolchem Falle brauchen die Verlobten auch ein Ehetauglichteitszeugnis nicht beizubringen. Die Ehe kann ferner ohne Aufgebot geſchloſſen werden, wenn Befreiung vom Aufgebol bewilligt iſt. Die Befreiung vom Aufgebot erteilt die Aufſichtsbehörde des Standesbeam⸗ ten, vor dem die Ehe geſchloſſen werden ſoll. Wird die Befreiung verſagt, ſo iſt die Beſchwerde im Verwaltungs⸗ wege zuläſſig. Der Standesbeamte hat, wenn er die Beibringung eines Ehetauglichkeitszeugniſſes nicht verlangt, den für die Verlob⸗ ten zuſtändigen Geſundheitsämtern unverzüglich von der Beſtellung des Aufgebots Kenntnis zu geben. Die Ge⸗ ſundheitsämter haben dem Standesbeamten alsbald Mit⸗ teilung zu machen, falls ſie die Vorlegung eines Ehetaug⸗ lichkeitszeugniſſes für zweckmäßig halten. In dieſem Falle muß der Standesbeamte die Vorlegung eines Ehetauglich⸗ keitszeugniſſes verlangen. Wollen die Verlobten vor einem Standesbeamten hei⸗ raten, der nach den Vorſchriften des Familienrechts für die Eheſchließung nicht zuſtändig iſt, ſo müſſen ſie dieſem eine von dem zuſtändigen Standesbͤamten ausgeſtellte Ermächtigungs⸗ urkunde vorlegen. Eines Ehetauglichkeitszeugniſſes bedarf es, wenn die Ehe vor dem 1. Juli 1938 geſchloſſen iſt. Hat das Geſundheitsamt das Ehetauglichkeitszeugnis wegen eines Ehe⸗ hinderniſſes im Sinne des Paragraphen 6 der Erſten Ver⸗ ordnung zur Ausführung des Geſetzes zum Schutze des deut⸗ ſchen Blutes und der deutſchen Ehre verweigert, ſo können die Verlobten zum Nachweiſe ihrer Ehetauglichkeit die Ent⸗ ſcheidung der dem Geſundheitsamt vorgeſetzten Behörde vor⸗ legen, daß ein Ehehindernis im Sinne dieſer Beſtimmung nicht beſteht. 5 Die Koſten betragen für die Entgegennahme eines An⸗ trags auf Anordnung des Aufgebots 2 Mark. Kommt aus⸗ ländiſches Recht zur Anwendung, ſo kann die Gebühr bis auf 12 Marl erhöht werden. 5 Wiko die Ehe wegen lebensgefährlicher Erkrankung eines Verlobten ohne Aufgebot geſchloſſen, ſo wird die Ge⸗ bühr für die Eheſchließung erhoben. Weiter ſind zu zahlen für die Befreiung vom Aufgebot 2 bis 20 Mark; für die Abkürzung der Aufgebotsfriſt 2 bis 10 Mark; für die Be⸗ freiung von der Wartezeit bei der Eheſchließung 2 bis 20 Mark; für die Ausſtellung eines Ehefähigkeitszeugniſſes für einen deutſchen Staatsangehörigen im Ausland 2 bis 20 Mark; für die Abnahme einer eidesſtattlichen Verſicherung 1 Mark; für die ſchriftliche Ermächtigung eines anderen Stan⸗ desbeamten zur Eheſchließung und die Beſcheinigung über das Aufgebot, einzeln oder zuſammen 0,50 Mark; für die Eheſchließung vor einem Standesbeamten, der das Aufgebot nicht erlaſſen hat 1 bis 3 Mark. . Das Ergebnis der Schweinezählung Beſſere Grundlage der Schweinefleiſchverſorgung. Nach Mitteilung des Statiſtiſchen Reichsamtes betrug nach dem Ergebnis der Schweinezählung vom 3. Juni 1938, in dem die Beſtände in Deutſch⸗Oeſterreich noch nicht ent⸗ halten ſind, die Zahl der Schweine in Deutſchland 20,8 Millionen Stück gegen 22,7 Millionen Stück am 3. 6. 1937. Schlachtſchweine waren 1938 darunter: 4,64 Millionen ge⸗ gen 4,6 Millionen im vorigen Jahr, trächtige Sauen 1,2 Millionen gegen 1,18 im Vorjahre. Bei den Schweinezählungen im Dezember 1937 und März 1938 war bereits eine Erhöhung der Nachzucht zu erkennen. Der Beſtand an trächtigen Sauen lag bei der Märzzählung noch etwas unter der Zahl, die für die Schweinefleiſchverſorgung erforderlich iſt. Die Junizählung ergibt, daß die Nachzucht weiterhin gefördert worden iſt. Der jetzige Umfang der Schweinehaltung entſpricht noch nicht ganz dem für die Schweinefleiſchverſorgung nötigen Beſtand. Es iſt aber ſchon jetzt darauf zu achten, daß die Zahl der Zuchtſauen unter Berückſichtigung ihrer Nachzucht den gegebenen wirtſchaftseigenen Futterverhältniſſen des Einzelbetriebes angepaßt ſein muß. Zur Deckung des Be⸗ darfs an Schweinefleiſch iſt die Anmäſtung der zurzeit auf Maſt ſtehenden Schweine auf ein möglichſt hohes Gewicht nach wie vor nötig. Rundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Donnerstag, 14. Juli: 18 Lehrling und Meiſter, Hörberichte; 19.15 Schwin⸗ gende Saiten, klingende Weiſen; 20.15 Schubert⸗Konzert; 22.30 Volks- und Anterhaltungsmuſik. Freitag, 15. Juli: 17 Zum 5⸗Uhr⸗Tee; 18 Volksmuſik; 19 Feſtlicher Alltag; 20.10 Ja., das war'n noch Zeiten, Hörfolge; 21.10 Schaltpauſe; 21.15 Die Heimat ruft, Breslau⸗Feſttage der Auslandsdeutſchen; 22.30 Tanz⸗ und Unterhaltung. Samstag, 16. Juli: 15 Schorndorf; 16 Neueſtes— allerneueſtes; 18 Ton⸗ bericht der Woche; 19 Aufgedreht, Schallplatten; 20.10 Eine abenteuerliche„Italieniſche Nacht“ auf der Inſel Capri; 22.30 Wir tanzen in den Sonntag. Reichsſender Frankfurt a. M.: Donnerstag, 14. Juli: 10 Sendepauſe; 11.45 Der Lebensſtandard des deut⸗ ſchen Volkes; 15 Für unſere Kinder; 15.30 Sendepauſe; 18.50 Allerlei vom Sport der Woche; 19.10 Träger berühm⸗ ter Stimmen; 19.35 Das Reſerl von Dornbach, heiteres Spiel; 20.15 Schubert⸗Konzert; 22.15 Koloniale Schuld, wie wir ſie ſehen; 22.30 Unterhaltung und Tanz. Freitag, 15. Juli: 9.40 Mutter turnt und ſpielt mit dem Kind; 10 Sende⸗ pauſe; 10.30 Acht Tage vor dem Großen Preis von Deutſch⸗ land; 10.45 Sendepauſe; 11.45 Programmanſage, Wirt⸗ ſchaftsmeldungen, Wetter, Städtiſcher Marktbericht; 15 Klei⸗ nes Konzert; 15.30 Sendepauſe; 19.10 Erinnerungen an Enrico Caruſo, Geſpräch; 20.15 Steieriſche Volks⸗ und Hei⸗ matlieder; 21.10 Schaltpauſe; 21.15 Die Heimat ruft, Bres⸗ baute Feſttage der Auslanddeutſchen; 22.30 Tanz und Unter⸗ haltung. a Samstag, 16. Juli: 9.40 Deutſchland— Kinderland; 10 Sendepauſe; 15 Bilderbuch der Woche; 15.15 Träger des Deutſchtums in aller Welt; 15.30 Was ein alter Fahrtenſchuh erzählt; 16 Neueſtes— Allerxneueſtes; 18.50 Sportſchau des Tages und für den Sonntag; 19 Blasmuſik; 20.15 Johann⸗Strauß⸗ Abend; 22.30 Wir tanzen in den Sonntag. Vorbildliche Körperbeherrſchung und Diſziplin. Weltbild(M). Abſchlu der Wehr machtmeiſterſ 1938 in Düfeldorf. 0 1 Weltbild 1 Der große Zapfenſtreich, mit dem die Großdeutſchen Wehrma tmeiſterſchaften in Düſſſel⸗ ü hrmachtmeiſterſchaften in Düſſe dorf ihren feierlichen 1 fanden.. Die Angehörigen der He pee Wünsdorf 1 115 ihre Vorführungen en den ork⸗ Sherlock Holmes Geburt Wie die Figur des weltberühmten Meiſterdetektivs ent⸗ ſtand... Erinnerungen an Conan Doyle. In Southampton hat ſich dieſer Tage Adrian Conan Doyle, der Sohn des engliſchen Kriminalſchrift⸗ ſtellers Sir Arthur Conan Doyle, mit Anna Anderſen, einer Großnichte des däniſchen Märchendichters Hans Chriſtian Anderſen, verheiratet. Dieſe romantiſche Eheſchließung erweckt noch einmal die Erinnerung an Sherlock Holmes, die weltberühmte Romanfigur Conan Doyles, deſſen Entſtehungsgeſchichte hiermit wiedergegeben ſei. An der Univerſität Cambridge wurde vor vielen Jahrzehnten ein neuer Student immatrikuliert. Sein Name war Conan Doyle. Am Morgen nach der Ankunft des Studenten in Cambridge verſetzte ein geheimnisvoller Vorfall die ganze Univerſität in Aufregung. Einer der Studenten namens Bob Rutherford war in ſeinem Bett mit einem Revolver in der Hand tot aufgefunden wor⸗ den. Auf dem Tiſch lag ein unzweifelhaft von Rutherford ſelbſt geſchriebener Zettel:„Man beſchuldige niemand, ich nehme mir das Leben.“ Der ſogleich herbeigerufene Arzt erklärte, daß der Tod durch einen Lungenſchuß eingetreten ſei, der eine innere Verblutung zur Folge hatte. Bevor jedoch der Leichenbeſchauer die Erlaubnis zur Beſtattung erteilte, unterſuchte er die Waffe näher und mußte hierbei die überraſchende Feſtſtellung machen, daß ſich im Magazin des Revolvers noch alle ſechs Kugeln befanden und kein Schuß daraus abgefeuert worden war. Niemand hatte das Zimmer Rutherfords betreten oder verlaſſen können. Tür und Fenſter waren verriegelt geweſen, auch gab es in dem Raum keine Falltür, keinen Kamin oder geheimen Gang. Nichts war entwendet worden, es herrſchte keine Unord⸗ nung im Zimmer, und auch die Handſchrift auf dem Zet⸗ tel war unbedingt die des toten Studenten. Alles deutete ſomit auf den Selbſtmord hin. Da ſich aber ſämtliche Ku⸗ geln noch im Magazin befanden, konnte der tödliche Schuß unmöglich aus dieſem Revolver abgegeben worden ſein. Dabei war in dem ganzen Zimmer keine Spur von einer zweiten Waffe zu entdecken. Andererſeits war jedoch die Kugel, die die Bruſt des Studenten durchbohrt hatte und dann in der Wand ſtecken geblieben war, ſo abgeplattet, daß ihr Kaliber nicht mehr mit Sicherheit feſtzuſtellen war. Am nächſten Morgen nach dem geheimnisvollen Vor⸗ fall trafen ſich mehrere Studenten, darunter auch Conan Doyle, im Zimmer eines Studienkollegen, um bei einem Glas Whisky alle Möglichkeiten einer Löſung des Rätſels zu erörtern. Conan Dohle lernte bei dieſer Gelegenheit den Studenten Henry Clinton kennen, einen nachdenklichen jungen Menſchen von eckigen, ernſthaften Geſichtszügen, der nicht viel ſprach, dagegen ununterbrochen aus ſeiner gro⸗ ßen Pfeife rauchte. Henry Clinton wurde Doyle von dem gemeinſamen Gaſtgeber, Allan Edwards, als deſſen beſter Freund vorgeſtellt. Clinton war auf der ganzen Univerſi⸗ tät bekannt wegen ſeines kriminaliſtiſchen Scharfſinns, der ihn ſchon öfters zum Gelegenheitsdetektiv aus Liebhaberei werden ließ. Man erwartete daher auch diesmal von Henry Clinton die Löſung des Rätſels, die denn auch nicht auf ſich warten ließ.„Der Fall Rutherford“, ſagte Clinton lächelnd,„iſt ein zu vollkommenes Rätſel, als daß es nicht irgendwie gelöſt werden könnte. Ich habe in aller Stille meine Nachforſchungen angeſtellt und bin bereits zu einem Ergebnis gekommen.“ Auf das Drängen der Freunde wies Clinton darauf hin, daß am Morgen des gleichen Tages die Tochter des Profeſſors Jefferſon in aller Eile und in auffälliger Ueberſtürzung nach Afrika abgereiſt ſei, um dort angeblich einen Poſten als Krankenſchweſter anzunehmen. Clinton hatte das Mädchen am Abend vorher zur Rede geſtellt und ihm auf den Kopf zugeſagt, daß es die Mörde⸗ rin des Studenten Rutherford ſei. Aus Clintons Unter⸗ ſuchungen war hervorgegangen, daß ſich weder Ruther⸗ ford ſelbſt das Leben genommen haben konnte noch das Opfer eines Verbrechers geworden war. Dieſer letzteren Mög⸗ lichkeit widerſprachen der hinterlaſſene Zettel und die von innen verſchloſſenen Ausgänge. Es gab alſo nur eine dritte Möglichkeit: Rutherford war von einem Täter zu Tode getroffen worden, den er trotz ſeines ſchweren Ver⸗ ſchuldens vor Entdeckung ſchützen wollte. Da von den Kol⸗ legen niemand in Betracht kam, konnte es ſich nur um ein Liebesabenteuer handeln, zumal Beziehungen zwiſchen Rutherford und der Tochter des Profeſſors beſtanden. Miß Jefferſon hatte feſtſtellen müſſen, daß Rutherfords Ge⸗ fühle für ſie allmählich zu erkalten begannen. Sie hatte ihn daher an dem kritiſchen Abend zu einer entſcheidenden Ausſprache in ſeinem Zimmer aufgeſucht. Es kam zu einer heftigen Auseinanderſetzung, wobei das Mädchen, halb be⸗ ſinnungslos vor Schmerz und Eiferſucht, aus ihrem eige⸗ nen, für alle Fälle mitgebrachten Revolver den Todesſchuß auf Rutherford abgab. Als Mediziner war dieſer ſich dar⸗ über klar, daß er nicht mehr lange zu leben hatte. Ruther⸗ ford wollte daher die kurze Spanne Zeit, die ihm noch be⸗ ſchieden war, dazu benutzen, um das Mädchen, das er viel⸗ leicht noch immer liebte, zu retten. Er verſchloß die Türen, ſchrieb die Abſchiedszeilen und legte ſich dann mit ſeinem eigenen Revolver in der Hand zu Bett. Der Student hatte hierbei allerdings vergeſſen, eine Kugel zur Vervollſtän⸗ digung des Täuſchungsmanövers aus dem Magazin zu entfernen. Vielleicht hat ihn auch nur der Tod daran ge⸗ hindert. Die geſchickte Inſzenierung mußte jedenfalls die Vermutung eines Selbſtmordes erwecken. Conan Dohle war von der raſchen, ſcharfſinnigen Auf⸗ klärung des geheimnisvollen Falles durch einen Kamera⸗ den ſo begeiſtert, daß er beſchloß, nach Clintons Vorbild einen Meiſterdetektiv zu ſchildern, der der Held einer Reihe von Kriminalgeſchichten werden ſollte. Als die drei Freunde am Abend des gleichen Tages noch an einer gro⸗ ßen Muſic⸗Hall vorübergingen, fragte Conan Doyle den jungen Amateurdetektiv:„Und welchen Namen ſoll ich dir geben?“—„Den da“, ſagte Henry Clinton leichthin und wies dabei auf ein Rieſenplakat an der Muſic⸗Hall: „Sherlock, Zauberkünſtler Holmes, Rechenkünſtler.“ Und ſo geſchah es auch. Allan Edwards aber ging als Dr. Watſon, der Freund und Gehilfe Sherlock Holmes', in die Unſterblichkeit ein. Aus der Vereinigung der beiden Namen des Zauber⸗ und des Rechenkünſtlers erwuchs die typiſche Geſtalt des Meiſterdetektivs Sherlock Holmes und ſchlug in den Werken Conan Doyles die Völker des gan⸗ zen Erdballs in ihren Bann. Der Kupferſtich Eine fünfhundertjährige deutſche Kunſt. Jahrhundertelang haben ſich Nord⸗ und Südländer um die Erfindung des Kupferſtichs geſtritten. Einige Kunſthiſtoriker wollten ſie in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts den niederländiſchen Kleinmeiſtern zuſchreiben. Der italieniſche Maler, Baumeiſter und Schriftſteller Vaſari, ein Schüler Michelangelos, erzählt, der Florentiner Goldſchmied Maſo Finguerra habe den Kupferſtich entdeckt, als er einmal von Niellen Abdrucke herſtellte, und zwar im Jahre 1460. Um dieſe Zeit muß jedoch die Kupferſtecherei in Deutſchland bereits eine ziem⸗ lich verbreitete Kunſt geweſen ſein, denn die älteſten uns bekannten Kupferſtiche ſtammen von deutſchen Meiſtern; der älteſte datierte gehört zu einer Folge von Paſſions⸗ darſtellungen und trägt die Jahreszahl 1446. In einer ſehr alten Zunftchronik aus dem Jahre 1438 wird berichtet, wie ein kunſtfertiger Waffenſchmied die „neue Art, Bilder zu fertigen“, entdeckte. Dieſem brachte eines Tages ein Obriſt einen alten Säbel zur Ausbeſſe⸗ rung. Dem Waffenſchmied gefiel beſonders die Scheide, deren reiche Verzierungen in der ſchon dem frühen Mittel⸗ alter bekannten Niellotechnik ausgeführt waren. Dieſes Verfahren beſteht darin, daß man die Gravierungen auf kupfernen oder ſilbernen Gegenſtänden oder Platten, um ſie beſſer hervortreten zu laſſen, mit Schmelzſtoff(ſchwarzes Email oder dunkelgebranntes Schwefelſilber) ausfüllte und nach Entfernung des Zuvielaufgetragenen die Fläche wie⸗ der blank putzte. Um die kunſtvollen Verzierungen zu ko⸗ pieren, füllte der Waffenſchmied die eingravierten Umriſſe mit Farbe aus, legte ein ſtarkes Blatt Papier auf die Platte, ſetzte ſie einem gewiſſen Druck aus und erhielt eine getreue Wiedergabe der Figuren und Arabesken: mit ANTON ScHWAE 2 7 57 Und ſie liebt doch Sörrenſen, den lieben, großen Jungen, der jetzt vor ihr ſteht und um das Glück zittert. Da rafft ſie ſich auf und ſagt entſchloſſen: „Ich will Mr. Wendt bitten, daß er zurücktritt!“ Die tapferen Worte beglücken den armen Sörrenſen namenlos und er küßt ihre Hände. „O Jane,“ ſagt er dankbar,„ich will es nie vergeſſen, ein wenig Hoffnung gibſt du mir wieder. Da entſinnt er ſich plötzlich des Briefes, den ihm Udo Wendt ge⸗ geben hat und zieht ihn hervor, reicht ihn Jane und ſagt haſtig: „Hier Jane, den Brief hat mir Wendt mitgegeben, der iſt für dich!“ Befremdet ſtarrt Jane auf den Brief und erbricht ihn und dann lieſt ſie: „Miß Jane! Sörrenſen hat verloren, aber ihm gebührt der Preis, denn er hat um ſie gekämpft und deshalb mußte er verlieren. Ich habe nicht um Sie gekämpft, denn ſchon ſeit Tagen weiß ich, daß wir doch nicht ſo recht zuſammenpaſſen und ich bringe es nicht fertig, Sie um Einlöſung Ihres Verſprechens zu bitten, weil ich fühle, daß Ihr Herz mir nichts zu ſagen hat. Ob es für Sörrenſen ſchlägt, weiß ich nicht. Wenn es der Fall iſt, dann beglücken Sie den armen Jungen. Er iſt ſicher ein herzensguter Menſch, der Sie verdient und Sie ſehr glücklich machen kann, und für die Zukunft rate ich Ihnen, vertrauen Sie Ihr Schickſal nicht noch einmal dem Zufall an. Ihr Udo Wendt.“ Jane lieſt die Zeilen noch ein zweites und drittes Mal und dann ſenkt ſie den Kopf. Sie ſchämt ſich ein wenig, denn ſie erkennt, daß Udo Wendt recht hat. Als ſie jetzt aufſchaut, iſt ein ganz anderer Zug in ihrem Geſicht. Sörrenſen kommt es vor, als wenn er Jane zum erſten Male richtig ohne Maske ſieht, ſo wie ſie ausſchaute, als ſie im Park von Sanſſouei in ſeinen VVVVVVVVVJVJVJJVJJĩĩ ĩ ĩĩ Stumm reicht ſie ihm den Brief und er lieſt ihn. Aller Kummer verläßt ihn und eine übergroße Freude ſchlägt in ſein Herz. Da blickt ihn Jane an und er ſagt glücklich: „Jane.. Jane.. du biſt frei und darf ich dich jetzt fragen, ob du mir noch Norwegen folgen willſt?“ Stumm nickt ſie. „Haſt du mich lieb, Jane?“ fragt er abermals. Und wieder nickt ſie, um dann in Tränen auszu⸗ brechen. Er nimmt ihr Köpfchen und zieht es an ſeine Schulter herüber und fragt: „Warum weinſt du?“ „Ach, ich ſchäme mich ſo,“ kommt leiſe die Antwort von ihren Lippen. Nieſe und Boller wandeln vergnügt, immer eifrig über das Spiel debattierend, den breiten Weg zwiſchen den Gärten entlang. Jetzt haben ſie den Garten Num⸗ mer 79 erreicht. Otto blickt in den Garten und ſieht Frau Nieſe zu⸗ ſammen mit Nelly, die mit einer Handarbeit am Tiſche ſitzt. Deutlich erkennt er, wie Nelly Stielaugen bekommt und rot anläuft Aber auch ihn puppert das Herz nicht wenig. Sie treten in den Garten und Frau Nieſe kommt ihnen entgegen. Sie ſtrahlt über das ganze Geſicht und freut ſich, den Vater mit Nellys Zukünftigem zuſam⸗ menzuſehen. „Wat, da ſtaunſte Mutter,“ ruft ihr Nieſe vergnügt zu.„Jawoll, ick habe den Otto im Stadion jetroffen. Ausjerechnet neben mich hat er ſein Sitzplatz jehabt. Wat ſagſte denn nu, Mutter, det war doch een wirk⸗ licher Wink von et Schickſal mit dem Zaunpfahl und jetzt ſind wir een Herz und eene Seele. Wat, Otto?“ „Nu klar, Maxe,“ ſpricht Otto beglückt und dann lachen beide herzhaft auf. Nelly iſt immer noch dunkelrot, als ihr jetzt Otto die Hand drückt, aber die Augen leuchten glücklich, als er ſie ſchmunzelnd anſieht und ſagt: „Na, Nelliken, is det ſchon wat für die Ausſtattung?“ Das Auto hält. d Udo weiß nicht, wo ſie ſind, denn er hat auf Doris Wunſch während der Fahrt die Augen geſchloſſen. „Darf ich jetzt wieder die Augen aufmachen?“ fragt er luſtig. N einem befreundeten Zeichner machte er weitere Abzüge, und dieſer zeichnete nun mit einem Griffel auf eine Kupfer⸗ platte; der Kupferſtich, der jüngere Bruder des Holz⸗ ſchnitts, war entdeckt. Die älteſte Technik des Kupferſtichs iſt die Grabſtichel⸗ oder Linienmanier; hier wird die Zeichnung ausſchließlich durch Linien oder Striche auf die mattgeſchliffene Kupfer⸗ platte graviert, und die dabei entſtehenden rauhen Ränder werden mit einem Schaber entfernt. Dieſes alte Verfah⸗ ren mußte bald dem bequemeren der Radierung weichen. Dabei wird die Platte mit einer ſäurefeſten Schicht be⸗ ſtrichen und darauf die Zeichnung mit der Nadel radiert; iſt ſie fertig, wird die Platte in Säure gelegt, die nur da eindringen kann, wo die Radiernadel die ſäurefeſte Harz⸗ ſchicht entfernt und das Metall bloßgelegt hat. Durch ver⸗ ſchiedene Aetzprozeſſe werden mannigfaltige Abſtufungen und damit maleriſche Wirkungen erzielt. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts, alſo zu Beginn der Geſchichte des Kupferſtichs, können wir in Deutſchland bereits beſtimmte Künſtler wenn auch nicht mit Namen nennen, ſo doch nach ihren Arbeiten unterſcheiden. Die älteſten Stecher, deren Namen wir leider nicht wiſſen, wer⸗ den nach ihrem Hauptblatt, nach ihren Eigenheiten, auch nach dem Ort, wo die meiſten ihrer Blätter geſammelt ſind, oder nach dem Meiſterzeichen(Monogramm, Signet), falls ſich ein ſolches auf ihren Zeichnungen findet, benannt. So kennt man einen Meiſter der Spielkarten, der Liebesgärten, des heiligen Erasmus, des Amſterdamer Kabinetts, einen Meiſter mit den Bandrollen u. a. Alle dieſe Kupferſtecher nennen wir Meiſter, wenn auch ihre Technik noch ungelenk iſt und ihre Darſtellungen keineswegs immer ſelbſtändig in der Erfindung ſind; eine frühe Ausnahme macht der Meiſter des Amſterdamer Kabinetts. In religiöſen und allegoriſchen Zeichnungen erweiſt er ſeine Eigenart, z. B. weicht er in ſeinen Totentanzbildern ſtark von der damals üblichen Auffaſſung ab und bekundet in manchen dem Leben abgelauſchten Zügen eine ungewöhnliche Beobach⸗ tungsgabe für das Geſchehen des Alltags. Zu ſeinen beſten Blättern gehören Jäger, Kartenſpieler, Bettelvoll und ein Hund, der ſich hinterm Ohr kratzt; hier iſt ſeine Naturtreue verblüffend. Der erſte Stecher, deſſen Blätter ſich über das Hand⸗ werksmäßige ins rein Künſtleriſche erheben, iſt der wahr⸗ ſcheinlich aus Straßburg ſtammende Meiſter E. S. Die 300 Blätter, die ihm zugeſchrieben werden, enthalten heilige und weltliche Darſtellungen: Menſchen. Tiere. Pflanzen. Madonnen, Wappen, Spielkarten, Liebesſzenen, Alpha⸗ bete und anderes. Er ſtrichelt nicht ängſtlich mehr, ſondern führt ſeine Linien frei mit dem Grabſtichel oder der Nadel, er förderte die Ausdrucksmöglichkeit des Kupferſtichs ſo weit, daß ſein großer Schüler dieſen techniſch und inhalt⸗ lich zu einer dem Malen ebenbürtigen Kunſtübung bringen konnte— Martin Schongauer. Außer religiöſen Darſtel⸗ lungen hielt Meiſter Martin Augenblicke aus dem täg⸗ lichen Leben feſt, etwa ſich prügelnde Lehrbuben, markt⸗ wärts ziehende Bauern oder einen Müller, der eine Eſelin mit ihrem Füllen treibt. Viele ornamentale Blätter fertigte er als Vorlagen für Goldſchmiede und andere Kunſthand⸗ werker. Sein Meiſterwerk iſt die„Verſuchung des heili⸗ gen Antonius“, von dem Michelangelo begeiſtert geſprochen hat. Schongauers Meiſterzeichen war MS, welches 113 Blätter tragen. Er wurde viel kopiert und nachgeahmt. Seine drei Brüder halfen ihm in der Werkſtatt, ſie emp⸗ fingen auch den jungen Albrecht Dürer, der um 1491 nach Kolmar kam, um Meiſter Martin aufzuſuchen; doch der war kurz zuvor geſtorben. Wenn Dürer auch nicht direkt Schongauers Unterweiſung erfuhr, ſo iſt der Einfluß des Kolmarer Meiſters auf den Nürnberger Meiſter unverkenn⸗ bar. Meiſter Albrecht hat gewußt, daß er ſein beſtes Können auf dieſem Gebiete Schongauer verdankte; und er war dazu beſtimmt, den deutſchen Kupferftich durch ſeine geniale Begabung zu einzigartiger Blüte zu führen. Wer ſeine Pflichten als Verkehrsteilnehmer verletzt, handelt gewiſſenlos 1 ſelhſt— und gegen ein Vo „Ja, komm, wir ſind da!“ Sie klettern beide aus dem Wagen und Udo glaubt ſeinen Augen nicht trauen zu können, denn er ſteht vor dem Hauſe des Kommerzienrats Golßen. Seine Augen wandern hinüber zu Doris, die ihn un⸗ verwandt anſieht. „Du... Wenn ich nicht Kommerzienrat Golßen mit ſeiner zweiten Tochter geſehen hätte, würde ich an⸗ nehmen, daß du es ſeiſt.“ f „Ich bins auch. Das Mädchen, das du als Doro Golßen kennenlernteſt, iſt Doris Kiſtenmacher und 150 bei uns als Dienſtmädchen.“ Da lacht Udo herzlich auf, nimmt ſie in die Arme und küßt ſie, daß ſich der biedere Autolenker verſtänd⸗ nisvoll ſchmunzelnd zur Seite biegt. „Einen Augenblick, Liebling, ich will nur dern Chauffeur bezahlen!“ Als dies geſchehen iſt— das Trinkgeld iſt reichlich ausgefallen—, da wendet ſich Udo Doris zu und ſagt lächelnd: i „Ehe ich einen Schritt in dieſes Haus tue, mußt du mir alles ſagen.“ Und da geſteht ſie ihm alles. „Sieh, Liebſter, als du damals in unſerem Hauſe verkehrteſt und Beate lieben lernteſt, da hatte Beate ſchon über ihr Herz verfügt, und als Vater von deiner Bewerbung hörte, war er ſo erſchrocken. Es tat ihm leid, denn du wäreſt der erſte geweſen, dem er die Tochter gegönnt hätte. Aber das ging doch nicht. Beate liebte Dr. Krauß und war heimlich verlobt mit ihm und du haſt Vater ja gar keine Gelegenheit gegeben, daß er dir alles erklären konnte. Du biſt weggeſtürzt und haſt jede Erklärung abgelehnt.“ Udo nickt beſchämt und ſtimmt ihr zu. „Ja, ich kann es nicht ableugnen!“ „Ich habe dich damals öfter geſehen,“ ſprach Doris weiter und habe dich lieb gehabt von Anfang an und ſo wie Vater deine Laufbahn verfolgte, ſo habe ich es auch getan und nie konnte ich dich vergeſſen und Vater hat nur den einen Wunſch, wieder mit dir zuſammen ſchaffen zu können, und deshalb faßte ich den Entſchluß, dieſe Komödie aufzuführen und kam als Dienſtmädchen zu dir. Vielleicht war es auch mehr mein Herz, was mich trieb, der innere Wunſch, daß ich mir mein Glück erkämpfen konnte. Ich weiß nicht, was den Ausſchlag ge⸗ geben hat. Ich bin gekommen und daß ich ſo glücklich werden würde, das habe ich nicht geahnt“ 5 * 1*— 5 — eder