Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, i der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe Die 22 mm breite Millimeterzeile 3 Pfg., un Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Nachläſſe gemäß Preisliſte Kr. 3. Anzeig.⸗Preisliſte 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Nr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Dages· und Anzeigenblatt für Mannheim ⸗Seckenheim und Umgebung. VBerkündblatt für den Stadttell Mhm.⸗Seckenheim. Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen Druck und Verlag: Georg Zimmermann(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. VI. 38. 1140 8 N rgang Moskau fordert Japan heraus Ernſte Lage im mandſchuriſchen Grenzgebiet.— Will Skalin Krieg? Tokio, 21. Juli. Miniſterpräſident Fürſt Konoe hatte am Donnerstag eine Ausſprache mit dem Kriegsminiſter über den Zwiſchen⸗ fall bei Hunſchun(Mandſchurei). Anſchließend berieten Fürſt Konde und die Miniſter Ugaki, Itagaki und Ikega über die von der Regierung zu treffenden Maßnahmen für den Fall, daß Moskau die von Tokio und Hſinking geſtellte Forderung auf Räumung Schanfengs nicht er⸗ fülle. Aehnliche Beſprechungen fanden auch im Staats⸗ beirat ſtatt, der am Donnerstag unter Fürſt Konoe zu⸗ ſammentrat. Die japaniſche Preſſe ſtellt in ausführlichen Meldungen feſt, daß weder die Moskauer Regierung noch das ſowfet⸗ ruſſiſche Generalkonſulat in Charbin Bereitwilligkeit zur Wiederherſtellung der normalen Lage an der mandſchuri⸗ ſchen Grenze gezeigt hätten. Ebenſo ſeien Verſuche militäri⸗ ſcher Grenzkommandos mit dem ſowjetruſſiſchen Abſchnitts⸗ kommandeur direkt zu verhandeln. ergebnislos geblieben, nachdem japaniſche Unterhändler anſcheinend gewaltſam zu⸗ rückgehalten wurden. Die Bläkter betonen den Ernſt der Lage unter Hinweis auf zahlreiche Sondermeldungen aus dem Hunſchun⸗Ab⸗ ſchnikt, wonach in der letzten Nacht lebhafte ſowjetruſſiſche Truppenbewegungen hinter der Grenze feſtzuſtellen waren. Auf dem Land- und Seeweg ſeien Verſtärkungen aller Waf⸗ fen aus der Baſis Wladiwoſtok eingetroffen. Gleichzeitig habe rege Fliegertätigkeit gehereſcht, wobei wiederholt die Grenze überflogen wurde, allem Anſchein nach zur Durch- führung von Erkundungen. Die japaniſche dae glaubt unter dieſen Amſtänden feſtſtellen zu müſſen, daß auf Sow⸗ jelſeite beabſichtigt werde, die inzwiſchen verſtärkten Stel⸗ lungen auf der Schanfeng⸗Höhe zu halten. In hieſigen politiſchen Kreiſen ſowie in der Preſſe glaubt man, daß Moskau ſich trotz dieſer offenbaren Herausforde⸗ rung ſchließlich doch noch über die Gefährlichkeit einer Abenteurerpolitik klar werden müſſe. Falls jedoch die mili⸗ täriſche Aktivität im ſowjetruſſiſchen Grenzgebiet fortdauere, müßte eine friedliche Beilegung des Zwiſchenfalls als hoffnungslos angeſehen werden. Halbamtlich wurde in Kreiſen des Außenamtes erklärt, daß Japan im Falle eines militäriſchen Eingreifens keines⸗ wegs gebietsmäßige Abſichten verfolgen oder gar die Grenze überſchreiten werde. Japan würde nur von ſeinem Recht Ge⸗ brauch machen, ſeine Grenze zu ſichern. Tokio ſei auch dann bereit, ſich mit Moskau über ſtrittige Grenzfragen auseinanderzuſetzen. 100000 RNotarmiſten zuſammengezogen Nach einem Lagebericht der Zeitung„Tokio Nichi⸗Nichi“ von der koreaniſch⸗ſowjetruſſiſchen Grenze ſind in Wladiwo⸗ ſtik 50 000 Mann aller Waffengattungen, beſonders aber mechaniſierte und motoriſierte Einheiten ſtationiert. Als äußerer Verteidigungsgürtel der Sowjets ſollen ſich an der Oftgrenze gegen Mandſchukuo zwiſchen Nikolſk und Poſſiet⸗ Baf Tauſende kleinſter befeſtigter Stellungen befinden, in denen ebenfalls etwa 50 000 Rotarmiſten ſtehen. Die Geſamtzahl der in und um Wladiwoſtok ſtehenden Sowjetitruppen beträgt alſo 100 000. Die Geſamtſtärke der Roten Armee öſtlich des Baikal-Sees beziffert der Bericht auf 20 Diviſionen mit 400 000 Mann.„Tokio Nichi⸗Nichi“ berichtet weiter von einer Verſtärkung der Luft. und Flok⸗ tenbaſis Wladiwoſtok, wo ſich bereits etwa 400 Heeres und Marineflugzeuge und eine Floktenbeſatzung von 20 000 befänden. In den Grenzbezirken ſeien anſtelle der zwangsweiſe von Haus und Hof vertriebenen koreaniſchen Bauern etwa 50 000 ehemalige Soldaten der Roten Ar⸗ mee als Bauern angeſiedelt worden. Außerdem erhielten die Reſerviſten des nächſten Jahres, die ſich freiwillig dort anſiedeln wollen, erhebliche ſtaatliche Zuſchüſſe. Die Schlagkraft der bolſchewiſtiſchen Truppen, ſo ſagt der Bericht abſchließend, habe wahrſcheinlich durch die Beſeitigung zahlreicher höherer Offiziere ſtark gelitten. Aus Hſinking wird bereits wieder ein Grenzzwiſchenfall gemeldet. Mehrere Angehörige der Sowjetarmeen haben die mandſchuriſche Grenze bei Sutaſchan öſtlich von Mandſchuli überſchritten und eine mandſchuriſche Grenzſchutzabteilung unter Feuer genommen. Die mandſchuriſchen Soldaten erwiderten das Feuer und konn⸗ ten einen Sowjetſoldaten feſtnehmen. Die mandſchuriſchen Behörden haben die umgehende Verſtärkung des Grenz⸗ ſchutzes veranlaßt. 0 Enthüllungen Ljuſchkows—„Amſchwung unausbleiblich“ Berlin, 21. Juli. Der Mitarbeiter des„Angriff“, Ivar Lißner, hatte in Mandſchukuo eine aufſchlußreiche Unter⸗ redung mit dem unlängſt geflüchteten Sowjetgeneral Ljuſchkow über die Intrigenkämpfe im Kreml. Litwin ow, ſo erklärt Ljuſchkow, ſei ſein diplomati⸗ ſcher Apparat zerſtört, und er habe das Vertrauen bei den Machthabern jeder Garnitur verloren. Auch zu Woro⸗ ſchilow und Blücher habe Stalin kein Vertrauen. Woroſchilow ſei ihm im höchſten Grade verdächtig. Die ſo⸗ genannte„Reinigung“ der Armee bedeute nichts anderes als die Ausmerzung der Freunde Woroſchilows. Die an⸗ gebliche Freundſchaft Stalins zu Blücher ſpiele eine beſondere Rolle, ſie ſei inſofern vorhanden, weil Blü⸗ cher in Stalins Augen der Gegenſpieler Woroſchilows ſei. Bezeichnend ſei, daß er, Ljuſchkow, ſelbſt von Jeſchow be⸗ auftragt worden ſei, Blücher zu überwachen. 1 Freitag, den 22 Juli 938 822 Dr. Goebbels in Kärnten. Eine Anſprache in Klagenfurt. Klagenfurt, 21. Juli. Reichsminiſter Dr. Goebbels traf über die Großglockner⸗Hochalpenſtraße kommend, in Kärn⸗ ten ein, wo er am Hochtor vom ſtellvertretenden Gauleiter von Kärnten, Kutſchera, willkommen geheißen wurde. Auf der Fahrt durch das Kärntner Land begleitete ihn der Ju⸗ bel, der ihn bereits auf der Großglocknerſtraße begrüßt hatte. Dr. Goebbels mußte zu wiederholten Malen anhal⸗ ten, um den Volksgenoſſen zu danken. Auf der ganzen Strecke umſäumten Tauſende von Volksgenoſſen die Stra⸗ ßen. Die Gliederungen der Partei waren angetreten. In Klagenfurt wiederholte ſich der ſtürmiſche Empfang. Im roßen Wappenſaal ließ ſich Dr. Goebbels die Vertreter der Pariel und ihrer Gliederungen, der Behörden und der Wehrmacht vorſtellen. Der Stellvertretende Gauleiter, Kut⸗ ſchera, hieß in herzlichen Worten den Reichsminiſter in Kärnten willkommen. Darauf ergriff der Reichsmini⸗ ſter ſelbſt das Wort. Die nationalſozialiſtiſche Bewegung, ſo führte Dr. Goeb⸗ bels aus, hat gerade in dieſem Gau des Reiches beſonders ſchwere Opfer bringen müſſen. Wir alle, ob wir in Oeſter⸗ reich wohnten und lebten oder im Altreich, haben um die⸗ ſes Land ſchwere Stunden erlebt. Das Schickſal jedes ein⸗ zelnen von Ihnen und Ihrer Kameraden hat uns tief be⸗ rührt und iſt unſer Schickſal geweſen. Es wurde manchmal an der Zukunft unſerer Bewegung gezweifelt. Nun erſt bei der härteſten Probe entſcheidet ſich der hiſtoriſche Wert einer Weltanſchauung, und ſo geſchah dies auch bei den Be⸗ laſtungsproben, die die nationalſozialiſtiſche Bewegung zu beſtehen hatte. Dr. Goebbeis führte weiter aus, daß die verlorene Schlacht des Jahres 1934 die Bewegung nicht gelwochen habe, denn ſie ſei nur ſtärker denn je aus dieſer Niederlage hervorgegangen. Es ſei kein Zufall, daß der Nationalſozia⸗ lismus doch geſiegt habe, denn der Sieg hänge nicht von politiſchen Siegen ab, ſondern ſo ein Weg ſei ein ewig ge⸗ ſchichtliches Geſetz: das Stärkere, das Edlere und Lebens⸗ fähigere überwindet das Schwächere und Lebensſchwache. Der Reichsminiſter gab ſeiner Freude Ausdruck, dieſes ſchöne Fleckchen Erde unſeres großen Vaterlandes mit ſei⸗ nen Menſchen durch perſönliche Anſchauung kennenlernen zu können. Wenn Schuſchnigg einmal das Wort geprägt habe, man müſſe Kärnten mit einem Drahtverhau umgeben und das Konzentrationslager wäre fertig, ſo habe er damit ſelbſt ſein politiſches Todesurteil geſprochen. „Wir nehmen dieſes Kärnten für unſer Land ganz feſt und treu an unſer deutſches Herz, und mit dem Herzen unſeres deutſchen Landes und Volkes wird Kärnten immerdar ver⸗ bunden bleiben.“ Gegen Lügen der Auslandspreſſe. Graz, 22. Juli. Reichsminiſter Dr. Goebbels traf am Donnerstag, aus Klagenfurt kommend, auf dem Grazer Flugplatz Thalerhof ein. Auf dem Wege zur Stadt paſſierte der Miniſter immer wieder dichte Spaliere begeiſterter Volksgenoſſen, die ihn mit Heilrufen und e Nene begrüßten. Im Landeshaus nahm Reichsminiſter Dr. Goebbels das Wort und ſagte u. a. „Ich habe vor einigen Wochen in der Auslandspreſſe ſeleſen, daß in der nationalſozialiſtiſchen Bewegung in eſterreich eine beer ſchwere Kriſe ausgebrochen ſei. Es hätte ſich in dieſer Bewegung eine Reihe von Gruppen gebildet die ſich auf das erbittertſte befehden und es ſei die Einfügung Oeſterreichs in das Reich auf das ernſteſte in Frage geſtellt. Ich bin nun hierhergekommen, um mich von der Wahr⸗ eit dieſer Behauptungen zu überzeugen.(Ste miſches Ge⸗ ächter). Ich wollie einmal durch eigenen Augenſchein feſt⸗ ſtellen, wie weit die Wahrheitsfanatiker in London und Paris ihr Spiel mit dem deutſchen Volk im ſpeziellen und mit dem europäiſchen Frieden im allgemeinen zu kreiben ſich unterſtehen.“ Für die Gefallenen der Oſtmark Große Gedenkfeier in Klagenfurt. Berlin, 22. Juli. Die Reichspreſſeſtelle der NSDAP teilt mit: Am kommenden Sonntag, den 24. Juli, findet in Kla⸗ genfurt eine Großkundgebung ſtatt, auf der Rudolf Heß der Toten gedenken wird, die auf oſtmärkiſcher Erde ihr Leben für Großdeutſchland gegeben haben. Insbeſondere gilt dieſe Feierſtunde der Erinnerung an die 13 National⸗ ſozialiſten, die als Opfer des Verſuches der nationalen Er⸗ hebung in Heſterreich vor vier Jahren hingerichtet wurden. Deren Angehörige werden in Klagenfurt anweſend ſein. Die Rede von Rudolf Heß wird über alle deutſchen Sender übertragen werden. Am Nachmittag wird der Stellvertreter des Führers die feierliche Vereidigung der neuernannten Gau⸗ leiter der Oſtmark im Wappenſaal des Landeshauſes in Klagenfurt vornehmen. Aus dieſen Gründen ſei ſeiner Anſicht nach ein Skgats⸗ imſchwung unausbleiblich. Stalin werde fallen und Molo⸗ ow oder Woroſchilow würden ſeine Nachfolger. Die Zu⸗ zunft Sowjetrußlands ſei düſter und verhängnisvoll. Im znnern die zunehmende Unzufriedenheit, nach außenhin Iſolierung. In Mittelaſien wachſe die national⸗ſeparatiſtiſche Strömung. Moskau ankworte mit Maſſenverhaftungen und mit einer verſtärkten Agitation an ſeinen Grenzen. Das güchſte Unruheziel der Moskauer Machthaber ſei Mandſchu⸗ buo. — — Rekord erzielt. a Nationalpartei. Wie die amtliche Meldung weiter ſagt, Nr. 169 er Gemeinſchaſt aller deutſchen Frontſoldaten Innsbruck, 21. Juli. Der Reichskriegsopferführer Ober⸗ lindober weilte in Innsbruck zu einem Beſuch der nun ins Leben gerufenen NS-Kriegsopferverſorgung Tirol. Er begab ſich auf den Berg Iſel, wo er am Gefallenen⸗Ehren⸗ mal zum Gedenken an die Toten des Weltkrieges einen Lorbeerkranz niederlegte. Im Anſchluß beſichtigte er das Muſeum der Kaiſerjäger. Am Abend fand im Stadtſaal eine Großkundgebung der NSKOV ſtatt, in der Reichskriegs⸗ opferführer Oberlindober ſprach. Er führte u. a. aus: Seit den Märztagen dieſes Jahres wiſſe auch die Oſtmark, daß die Opfer der letzten Jahrzehnte nicht umſonſt gebracht wur⸗ den. So wie aus unſerem Volke im Altreich und den Brü⸗ dern in Oeſterreich nun ein einziges deutſches Volk gewor⸗ den ſei, ſo werde auch eine einzige große Gemeinſchaft alle deutſchen alten Soldaten zuſammenſchließen. 5 General Ruſſo am Rhein In Wiesbaden von Gauleiter Sprenger empfangen. Wiesbaden, 21. Juli. Von Oſtpreußen aus führte ein Sonderzug General Ruſſo und Stabschef Lutze und ihre Begleitung über Berlin in das ſüdweſtliche Deutſchland. Pünktlich lief der Sonderzug im Wiesbadener Hauptbahn⸗ hof ein. Zur Begrüßung war Gauleiter und Reichsſtatthal⸗ ter Sprenger mit den Spitzen der örtlichen Partei⸗ und Behördenſtellen erſchienen. Auf dem Bahnhof hatte ein Ehrenſturm der SA Aufſtellung genommen. Im Kraftwa⸗ gen fuhren die Gäſte dann durch die mit Fahnen, Trans⸗ parenten und Ehrenpforten geſchmückten Straßen, in denen dichte Menſchenmauern Spalier bildeten, nach dem Hotel. vor dem Hotel wich die Menſchenmauer nicht, bis ſich Ge⸗ neral Ruſſo und Stabschef Lutze auf dem Balkon zeigten. Ruſſo war ſichtlich beeindruckt von dem herzlichen Empfang, den ihm die Wiesbadener Bevölkerung bereitete. Bei einem Em 1 im Hotel hieß Gauleiter Sprenger Genera Ruſſo und ſeine Mitarbeiter im Gaugebiet Heſſen⸗Naſſau herzlich willkommen und unter⸗ ſtrich in einer Anſprache die enge Freundſchaft der beiden Nationen. Zur Erinnerung an ihren Aufenthalt im Gau Heſſen⸗ Naſſau haben ſich Stabschef Lutze und ſein Gaſt General Ruſſo am Donnerstag in das Goldene Buch der Stadt Wiesbaden eingetragen. Die Gäſte beſichtigten dann das Opel⸗Bad auf dem Neroberg, deſſen einzigartige Einrichtung ihren Beifall fand. Reichsſtatthalter Gauleiter Sprenger war vor der Abreiſe am Hotel erſchienen. um Ge⸗ neral Ruſſo und Stabschef Lutze nach Wiesbaden⸗Biebrich zu begleiten. Auf dem reichbeflaggten Wege zum Rheinufer hatten ſich wieder dichte Menſchenmaſſen verſammelt, um die Gäſte zu begrüßen. Am Landungsſteg des Sonderdampfers„Al⸗ bert Leo Schlageter“ wurden General Ruſſo und Stabs⸗ chef Lutze mit brauſendem Beifall empfangen. Der beſon⸗ dere Gruß des Generals galt der Jugend, deren Front er abſchritt. Der Reichsſtatthalter geleitete ſeine Gäſte auf den Dampfer und verabſchiedene ſich von ihnen in herzlichſter Weiſe. Unter jubelnden. für die General Ruſſo und Stabschef Lutze und ihre Begleiter vom Schiff aus dankten, ſetzte ſich der Sonderdampfer nach Bad Godes⸗ berg in Fahrt. Prag iſt ratlos Die Volksgruppen drängen.— Nationalitäkenſtatut nächſte Woche? a Der„Slowak“, das Hauptblatt der Slowakiſchen Volks- partei Pater Hlinkas, beſchäftigt ſich mit dem Memoran⸗ dum der Sudetendeulſchen Partei und ſchreibt, vor dieſen genau formulierten Forderungen der e ſtehe die Prager Regierung ratlos da. Auch Slowaken müß⸗ ten, ſo ſchreibt das Blatt weiter, auf den von Hodza ſeiner⸗ zeit angekündigten Umbau des Staates beſtehen und könn- ten ſich mit Würden, die man einigen Perſonen zuteilen wollte, nicht zufriedengeben. Den Slowaken gehe es um eine Aenderung des Regimes, und ſie würden erſt dann zufrieden ſein, wenn die ſlowakiſche Frage im Sinne der Aukonomieankräge gelöſt ſein werde. Wie von der Prager er mitgeteilt wird, emp⸗ fing Dr. Hodza die Vertreter der Vereinigten 2 1 der Miniſterpräſident am Donnerstag eine Delegation der polniſchen Parteien empfangen.. Ueber die Unterredung mit Dr. Hodza haben die Un⸗ 5 Nin ein Kommuniqus ausgegeben, in dem geſagt wird, der iniſterpräſident habe die Vertreter der Magyaren mit den Einzelheiten der in Vorbereitung ſtehemden Geſetzent⸗ würfe in größeren Umriſſen bekanntgemacht und in Aus⸗ ſicht geſtellt, daß er die endgültige Fuß 8e des Nationali⸗ tätenſtatuts, eines e und den Entwurf zur Selbſtverwaltungsreform Anfang nächſter Woche werde überreichen können. 222 Zeitungsbeſchlagnahmungen Nach den Veröffentlichungen im tſchecho⸗ſlowakiſchen Amtsblatt vom 19. und 20. Juli ſind an dieſen zwei Ta⸗ gen allein 272 Zeitungsbeſchlagnahmungen erfolgt. Dieſe lebhafte Tätigkeit des tſchecho⸗ſlowakiſchen Zenſors erſtreckte ſich wie gewöhnlich, in der Hauptſache auf ſudeten⸗ deutſche Zeitungen und Flugblätter. Dann wurden wie⸗ der ſehr viele reichsdeutſche Zeitungen beſchlagnahmt. Am 19. Juli verfielen allein 66 ſudekendeutſche Zeitun⸗ gen und Flugblätter der Beſchlagnahme, dazu 14 reichs⸗ deutſche, am 20. Juli wurde mit 153 Beſchlagnahmungen reichsdeutſcher Zeitungen und Zeitſchriften ein gewiſſer Militärparade in Verſailles Starkes Aufgebot von Kolonialtruppen— Luftparade ausgefallen Paris, 21. Juli. Einen eindrucksvollen Verlauf nahm der Beſuch des engliſchen Königs in Verſailles. Kurz nach 11 Uhr lief der Sonderzug mit König Georg VI. und dem Staatspräſidenten im Bahnhof ein. Der Bürgermeiſter von Verſailles, Senator Henry Haye, hieß hier den engliſchen König auf dem Boden der alten Stadt willkommen. In langer Kraftwagenkolonne ging es dann in die Stadt zur Avenue de Paris, einer der breiteſten Straßen Frankreichs, auf der der Truppenvorbeimarſch ſtattfand. Auf der Ehrentribüne ſtand Georg VI. neben dem Prä⸗ ſidenten der Republik, dem franzöſiſchen Miniſterpräſiden⸗ ten Daladier und ſämtlichen Mitgliedern der franzöſiſchen Regierung. Dann begann der Truppenvorbeimarſch, an dem neben den Truppengattungen von Paris vor allem Truppenteile des 20 Armeekorps aus dem Befeſtigungs⸗ gürtel an der Oſtgrenze teilnahmen. Beſonders auffällig war das ſtarke Aufgebot von franzöſiſchen Kolonial- truppen. Der Militärgouverneur von Paris eröffnete den Vor⸗ beimarſch. Militärkapellen ſetzten ein, und hinter ihrem Ge⸗ neral zogen die Truppen vorüber, zunächſt mit ihren Fah⸗ nen die Kavallerie. Dabei wurden die Spahis von der Zuſchauermenge mit beſonderem Beifall be⸗ grüßt. Danach folgten in 24er Reihen die Infanterie⸗Ab⸗ teilungen, angeführt von Abteilungen der franzöſiſchen Kriegsſchulen. Nach kurzer Pauſe folgten in ihrem typi⸗ ſchen Geſchwindſchritt die Jäger zu Fuß und die Alpen⸗ jäger, hinter ihnen die Marine⸗Infanterie⸗Regimenter in ihren Khaki⸗Uniformen, anſchließend algeriſche Schützen vom 22. und Senegalſchützen vom 12. Regiment mit ihren dun⸗ kelbraunen und ſchwarzen Geſichtern. Motoriſierte Forma⸗ tionen der Artillerie-Regimenter folgten. Beſonders ein⸗ drucksvoll geſtaltete ſich dann die dröhnende Vorbeifahrt den MG⸗Kraftwagen, der leichten und mittleren Kampfwagen lowie beſonders der ſchweren Tanks. Die angekündigte große Luftparade mußte we⸗ gen Nebels und weil ab 200 Meter ſchlechte Sicht herrſchte ausfallen. Nur 30 der neueſten franzöſiſchen Jagdflugzeuge brauſten in Kampfſtaffeln mit 480 Stunden⸗ kllometern vorüber. Damit war die Truppenſchau beendet, die rund anderthalb Stunden gedauert hatte. Der engliſche König und der franzöſiſche Staatspräſi⸗ dent beſtiegen wiederum ihren Kraftwagen und fuhren mit ihrem Gefolge kurz darauf unter militäriſchen Ehrenbezeu⸗ gungen der im Hofe des Verſailler Schloſſes aufgeſtellten Fußtruppen und berittenen Spahis durch das Tor des Schloßhofes ein. Beſuch Lebruns in England Paris, 22. Juli. Der franzöſiſche Staatspräſident hat eine Einladung des engliſchen Königs angenommen, ſich Anfangs nächſten Jahres zu einem offiziellen Beſuch nach England zu begeben. Staatspräſident Lebrun und ſeine Gat⸗ un werden dieſen Beſuch wahrſcheinlich im erſten Viertel⸗ jahr 1939 abſtatten. Englands Rieſenaufrüſtung London, 21. Juli. Dem„Daily Expreß“ zufolge haben ſämkliche Miniſterien die Anweiſung erhalten, ihre Ausgaben möglichſt einzu⸗ ſchränken. Ausgenommen ſeien lediglich die Rüſtungsaus⸗ gaben. Das Blatt ſchätzt die Geſamkausgaben für das fünf⸗ jährige Rüſtungsprogramm der Regierung auf 2,2 Milliar⸗ den Pfund(leine Summe in dieſer höhe— es ſind 20 Mil⸗ liarden Mark— war bisher noch nicht genannt worden). Infolge des großen Stahlbedarfs für Rüſtungszwecke und der hohen Koſten des Küſtungsplanes werde die Regie⸗ rung wahrſcheinlich den Bau einer ſchon länger geplanten Brücke über den Forth⸗Fluß weiter aufſchieben. Das Unterhaus tagte bis ſpät in die Nacht hinein. Luft⸗ fahrtminiſter Sir Kingsley Wood legte dem Hauſe einen Nachtragshaushalt in Höhe von 22,9 Millionen Pfund zur Annahme vor. Mit dieſer Summe ſoll das im Mai ange⸗ kündigte Programm der Luftwaffe finanziert werden. Die Geſamtausgaben für die Luftwaffe im lau⸗ fenden Haushaltsjahr erhöhen ſich damit auf 126,4 Mil⸗ lionen Pfund(1,5 Milliarden Mark). Der Nachtragshaus⸗ halt wurde nach kurzer Beratung ohne Abſtimmung ange⸗ nommen. Der Geheimrat ſchüttelte die graue Mähne. „Dann iſt ja wirklich Hopfen und Malz verloren. Wer ſoll es denn ſonſt getan haben? Grund zur Eiferſucht wird Graf Rudolf doch auch nicht gehabt haben; denn Sie ſagen ja, lieber Freund, daß die zwei in Hartlingen wie die Turteltauben gelebt haben.“ „Sehen Sie, nun wiſſen Sie auch nicht mehr weiter. Und da iſt eben immer wieder der Verdacht, der auf meinem Neffen ſitzenbleibt. Er kann eben doch wahnſinnig ſein. So etwas befällt den geſündeſten Menſchen zuweilen. Er verließ die Zuſammenkunft der Agrarier vorzeitig, trotzdem ihn viele gute Bekannte baten, noch zu bleiben. Er kann ſich irgendeine fixe Idee in den Kopf geſetzt haben und aus dieſer heraus— na ja— wäre das dann vkelleicht nicht möglich?“ Der alte Arzt war ſehr nachdenklich geworden. Trotz⸗ dem: er war nach wie vor überzeugt, daß Graf Rudolf Hartlingen der geſündeſte Menſch ſei. ö v Drittes Kapitel. Und wieder vergingen die Monate. Sie brachten dem alten Park von Hartlingen den Frühling, Herb duftete die Erde, und die Blumen, die erſten ſchönen Frühlings⸗ blumen prangten in der ſchon recht warmen Sonne. Die Knoſpen an den Bäumen ſchwellten, und ehe man es ſich verſah, blühte und grünte es in allen Ecken und Winkeln. Die Stare und die Amſeln liefen geſchäftig hin und her. Politiſches Allerlei Die Wirtſchaſtsverhandlungen mit Paris Vier neue Abkommen paraphiert Paris, 22. Juli. Die ſeit mehreren Wochen in Paris ge⸗ führten deutſch⸗franzöſiſchen Wirtſchaftsverhandlungen ha⸗ ben zur Paraphierung mehrerer Abkommen durch die Vor⸗ ſitzenden der beiden Delegationen, Geſandten Hemmen, und dem Direktor für Handelsverträge im franzöſiſchen Wirt⸗ ſchaftsminiſterium, Alphandt, geführt. Es wurden para⸗ phiert: Ein Abkommen über die Eingliederung des Waren⸗ und Zahlungsverkehr mit Oeſterreich in die deutſch⸗franzöſi⸗ ſchen Wirtſchaftsabmachungen; „dein Abkommen über die Verlängerung der deutſch⸗fran⸗ zöſiſchen Erz, Koks⸗Abkommen vom Jahre 1937; f ein Abkommen über die neuen Kontingente und Zah⸗ lungswertgrenzen und ſchließlich ein Abkommen über die Saarkohlenlieferungen. Die Verhandlungen über die Regelung der öſterrei⸗ chiſchen Finanzfragen werden Ende des Monats in Berlin fortgeſetzt 0 Aebereinſtimmung mit der Achſe Die italieniſch⸗ungariſchen Beſprechungen Kom, 21. Juli. Ueber den ungariſchen Staatsbeſuch in Rom iſt folgende amtliche Mitteilung ausgegeben worden: „Während ihres Staatsbeſuches in Italien haben der ungariſche Miniſterpräſident Dr. Imredy und Außenmini⸗ ſter von Kanya mit dem Duce und mit Außenminiſter Graf Eigno lange Unterredungen im Geiſte der Herzlichkeit ge⸗ habt, die das Kennzeichen für die Beziehungen zwiſchen den beiden Ländern iſt. Im Verlauf dieſer Beſprechungen ſind in vielen Ein⸗ zelheiten die verſchiedenen Seiten der Beziehungen Italiens und Ungarns untereinander ſowie mit den anderen Staa⸗ ten und beſonders mit denen des Donauraumes geprüft worden. Dabei wurde die vollkommene Gleichheit der Auf⸗ faſſungen der beiden Regierungen feſtgeſtellt. Zwiſchen den Vertretern Italiens und Ungarns ergab ſich ſpontanes Ein⸗ vernehmen darüber— ſowohl in politiſcher wie in wirt⸗ ſchaftlicher Hinſicht—, die volle Gültigkeit der Römiſchen Protokolle, ſoweit ſie die beiden Staaten betreffen, von neuem zu bekräftigen. Die Ziele des Friedens und der Gerechtigkeit, von denen ſich die Politik Jaliens und Ungarns in Uebereinſtimmung mit den Richtlinſen der Achſe Rom— Berlin leiten läßt, bilden die kalſächlichen Vorbedingungen für eine umfaſſen⸗ dere und wirkſame Zuſammenarbeik auf internationalem Gebiet, die allen offenſteht, die aufrichtig ein Werk der Ord⸗ nung und des Friedens anſtreben.“ Das italieniſche Impen ium von Portugal anerkannt. Der italieniſche Außenminiſter empfing den portugieſi⸗ ſchen Geſandten in Rom, der mitteilte, daß ihn die portu⸗ gieſiſche Regierung als bei Seiner Majeſtät dem König von talien und Kaiſer von Aethiopien beglaubigt betrachte. Der italieniſche Außenminiſter hat von dieſer Erklärung Kennt⸗ nis genommen und den Geſandten gebeten, ſeiner Regierung mitzuteilen, daß die faſchiſtiſche Regierung dieſen Schritt zu ſchätzen wiſſe. Polens Kampf gegen die Kommuniſten. In mehreren polniſchen Städten hatten ſich wieder Agen⸗ ten Moskaus wegen ſtaatsfeindlicher Betätigung vor den Gerichten zu verantworten. In der wolhyniſchen Hauptſtadt Luzk wurden drei Mitglieder der ſogenannten Kommuniſti⸗ ſchen Partei der Weſtukraine zu Zuchthaus bis zu acht Jah⸗ ren, in Lodz wurde eine erſt 17jährige Jüdin, die bei der Verteilung von kommuniſtiſchen Flugblättern gefaßt wor⸗ den war, zu eineinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. * Gpu überwacht Befeſtigungsarbeiten in Karelien. Das Militärblatt„Polſka⸗Zbrojna“ macht in einer Mel⸗ dung aus Helſinki darauf aufmerkſam, daß aus Sowpjetiſch⸗ Karelien die letzten militäriſchen Abteilungen herausgezogen und durch Sonderformationen der GPll erſetzt worden ſind. Dieſe GPll⸗Abteilungen hätten vor allem über die Befeſti⸗ gungsanlagen zu wachen die beſchleunigt längs der ſowje⸗ kiſch⸗finniſchen Grenze errichtet werden. Die Bevölkerung der lareliſchen Sowjetrepublik ſei bereits nahezu vollſtändig aus⸗ geſiedelt worden. Jetzt müßten auch die letzten Finnen dieſes Land verlaſſen. Die Spatzen lärmien vergnügt um das Teehaus, und allerlei Inſekten wagten ſich hervor. Wieder einmal Frühling! Graf Rudolf Hartlingen ſchritt in Gedanken verloren auf dem gewundenen Wege dahin. Die Zeit ſtrich über das Traurige, Unfaßliche, das ihn einſam hatte werden laſſen, dahin. Ohne zu lindern! Der raſende Schmerz blieb. Zuweilen ging er nachts auf den Friedhof hinüber. Der alte Wärter kannte ihn und ſchloß ihm ſchweigend auf, wenn er kam. Dann ſtand er lange, lange, blickte auf das Grab, das ſein Liebſtes umſchloß. Die große, eiſerne Platte ſchien ihm wie ein Todfeind. Sie deckte den wunder⸗ vollen Körper Lelias, gab ihn nicht wieder her, hielt ihn feſt für alle Zeiten. Lelia, ich liebe dich! Warum haſt du mich verlaſſen, Lelia? Du mußteſt doch wiſſen, daß mein Leben zerbrach, wenn du mich verläßt? 5 Ein Käuzchen klagte im Gebüſch, und dicht über ſeinem Kopfe flog eine Fledermaus dahin. Die Kränze und Schleifen raſchelten. So viele, viele hatte er in dieſen Monaten hierhergetragen, denn Lelia hatte die Blumen ſe ſehr geliebt. Was ſollten dieſe Blumen nun daheim in Schloß Hartlingen? Sie mußten alle hierhergetragen werden, hierher, wo Lelia für immer ſchlief. Graf Hartlingen ſchritt weiter. Immer weiter. Er wußte es vielleicht nicht einmal. Er dachte an Lelia, die dort drüben in der Gruft ruhte. Er ging nur nachts hinüber. Er wollte und konnte ſich nicht begaffen laſſen, wenn er am Grabe Lelias ſtand. Wie jetzt die Sonne ſchien! Wie es ringsum zirpte und jubilierte! Wie es grünte und blühte! Und die, deren kleine Füße leichtfüßig durch den alten Park von Hart⸗ lingen gehuſcht waren, die ruhte ſtill und ſtarr in der allen Gruft. War es denn zu faſſen? Was ein ſolches Leid aus einem Menſchen machen konnte! Wer ihm das früher einmal geſagt hätte, daß er, völlig verſteinert in Schmerz und Leid, ſich gänzlich von allen Menſchen zurückziehen würde! werden. 20 Kilometer vor Gagunt Offenſive auch an der Eſtremadurg⸗Fronk. Salamanca, 21. Juli. Wie der nationale Heeresbericht meldet, unternahm der Feind an der Sagunt⸗Front im Eſpadan⸗Gebirge einen er⸗ folgloſen Gegenangriff. Die Nationalen beſetzten im weiteren Verlauf der Offenſive die Ortſchaften Torrechiva, Funte la Reina, Montanejos, Montan und Caudiel. Der Vormarſch dauert an. Zwei feindliche Kolonnen in Stärke von 2000 Mann wurden gefangengenommen. An der Ta⸗ jo⸗Front beſetzten die Nationalen die Höhe Tejoneras ſowie weitere wichtige Stellungen. An der Eſtrema⸗ durafront im Abſchnitt Guadiana drangen die nationa⸗ len Truppen 12 Kilometer und im Meſeguera⸗Gebirge 10 Kilometer vor. Die Luftwaffe bombardierte erfolgreich Munitions⸗ lager in Segorbe und Carcagente, ferner den Hafen von Valencia. Im Luftkampf wurden zwei Sowjetflugzeuge ab⸗ geſchoſſen. N Wie weiter gemeldet wird, erlitten bei den Kämpfen an der Sagunt⸗Front die roten Carabineros⸗Briga⸗ den, die in einem beſonderen Ruf ſtehen und als Stoß⸗ truppen Verwendung finden, eine ſchwere Niederlage. Die nationale Offenſive wurde auch weiterhin tatkräftig durch die Luftwaffe unterſtützt die die feindlichen Stellungen zwiſchen Viver und der Küſte mit Bomben bewarf. Bon der Hauptſtraße Teruel— Sagunt befinden ſich jetzt 80 km in den Händen der Nationalen; bis Sagunt ſind es hier noch 40 km. Die nordweſtlich von Sagunk bei Nu⸗ les ſtehenden Streitkräfte ſind noch 20 km von Sagunt ent⸗ fernt. Die zwiſchen dem Eſpadan⸗Gebirge und Caudiel ſte⸗ henden Rolen werden im Weſten von General Varela und im Often von Aranda angegeiffen.. Im Montagran⸗Gebirge verſucht die rote Heeresleitung mit aller Entſchiedenheit den Vorſtoß der nationalen Trup⸗ pen aufzuhalten, da ſich vor Sagunt keine weiteren natür⸗ lichen Schutzſtellungen mehr befinden. Nach heftigen Kämp⸗ fen konnten die nakionalen Truppen bedeutende Erfolge er⸗ zielen. Sie beherrſchen die Ortſchaften Montan und Mon⸗ taneios. Auch Vormarſch in Eſtremad ura An der Eſtremadura⸗Front ſetzten die nationalſpaniſchen Truppen ihren plötzlichen Vormarſch fort. Die Roten waren völlig überraſcht und leiſteten nur geringen Widerſtand, ſo daß die ganze Front aufgerollt werden konnte. Geſtern und heute drangen die nationalen Truppen 15 km vor und beſetz⸗ ten den Ort Acedera im Abſchnitt Madrigalejos. An der Caſtellonfront wurden erneute Flankenan⸗ griffe auf die feindliche Einbuchtung ſüdlich von Mijares mit gutem Erfolg durchgeführt, ſo daß dieſe vorſpringende bol⸗ ſchewiſtiſche Stellung bereits faſt völlig eingedrückt iſt. Wichtiger Berg erſturmt. 5 Nach außerordentlich ſchweren Kämpfen gelang es den ſüdlich der Hauptſtraße Sagunt— Teruel operierenden na⸗ tionalſpaniſchen Truppen, den 10 km ſüdlich der Ortſchaft Toro gelegenen 600 m hohen Salada⸗Berg zu ſtürmen. Die⸗ ſer Berg bildet eine wichtige Ausgangsſtellung für die Ope⸗ rationen der nächſten Tage. Schießerei mit„Freiwilligen“ An der polniſch⸗ſowjetruſſiſchen Grenze. Warſchau, 22. Juli. Einen blutigen Kampf mit Kom⸗ muniſten hate eine polniſche Polizeigbteilung in dem un⸗ wegſamen Walddickicht von Poleſien dicht an der ſowjetruf⸗ ſiſchen Grenze zu beſtehen. Die Polizei hatte davon Kennt⸗ nis erhalten, daß eine Gruppe von Perſonen, die ſich im Kreiſe Pinſk geſammelt hatten, von Polen aus die ſowjeti⸗ ſche Grenze überſchreiten wollte. Die Polizeibeamten ver⸗ ſteckten ſich in der Nähe der Sammelſtelle und verſuchten die Gruppe feſtzunehmen. Hierbei kam es zu einem heftigen Kugelwechſel, der län⸗ gere Jeit dauerte, bei dem ein Polizeibeamter und auf der anderen Seite eine Frau ſchwer verletzt wurden. Das un⸗ überſichtliche Gelände erleichls ke die Flucht, ſo daß von der 25köpfigen Gruppe bis jetzt nur zwölf Männer und die ver⸗ wundeke Frau feſtigenommen werden konnten. Bei den Ver⸗ hafteten handelt es ſich um polniſche Staatsbürger, die von kommuniſtiſchen Agenken als Freiwillige für das rote Spa⸗ nien angeworben worden waren. Sie halten ſich mit Waf⸗ fen verſehen und verſuchken nach der Sowjetunion zu ge⸗ langen, um dort der Internationalen Brigade zugeteilt zu Und es war doch ſo! Er hatte keine Sehnſucht nach den Menſchen. Ihre Neugierde, ihr mühſam verborgenes Miß⸗ trauen würden ihn umgeben wie läſtige Inſekten. Er wollte nichts mehr von der Welt, weil Lelia tot war. Lelia, die er geliebt mit ſeinem ganzen, heißblütigen Menſchendaſein. Graf Hartlingen blieb ſtehen, blickte auf ein Beet voll blauer Sternblumen. Leltas Augen! Dieſe Farbe hatten Lelias Augen!, dachte er, und ſein Herz zuckte wild und ſchmerzhaft. Er ſetzte ſich auf die alte Steinbank, auf die die Sonne ſchien. Und während er hier ſaß und vor ſich hin ſtarrte, ſah er ganz plötzlich im Geiſte Venjo Holm vor ſich, wie er lachend den Kopf zurückwarf und dann ſagte: „Ueber Geſchehenes muß man hinwegkommen. Nur nicht bei etwas ſtehenbleiben, was nicht mehr iſt, was uns zu ſich hinabziehen will. Das Lebende, Blühende hat recht Alles andere iſt nur noch Wahn!“ a Bei irgendeiner Gelegenheit hatte Venjo ſo geſprochen. Lelia war auch dabei geweſen. Und ſie hatte hellauf ge⸗ lacht dazu. „Venjo hat recht, Rudolf! Ganz und gar recht hat er. Er will auch ein Bild malen. Lachendes Leben' will er es nennen. Er iſt ſchon auf der Suche nach einem paſſenden Modell“, hatte ſie dann, noch immer lachend, geſagt. Lelta, dieſe lachende Bejahung des Lebens, ſie war tot! Und wo war Venjo? War er auch geſtorben? Und war nur er noch übriggeblieben von jenen wundervollen Sommertagen in Schloß Hartlingen? f Wieder ſaß der Graf regungslos da. 3 Venjo]! Weshalb ſchrieb er nicht, wenn er noch am Leben war? Das war ja doch ſo unfaßlich, daß Venjo ſchwieg! Aber er wußte nichts! Er wußte noch nichts von Lelias grauenhaftem Ende. Er würde wieder irgendwo das Leben genießen, würde es durchraſen, um dann aus all dieſem guten und böſen Erleben neue Kraft zu ſchöpfen für ſein künſtleriſches Schaffen. Wenn er käme! Wenn er plötzlich wieder zu ihm träte: „Da bin ich, Rudolf.“(Fortſetzung folgt.) ö Badiſche Chronik Tagung der badiſchen Bauernfüh rer. () Karlsruhe. Am 19. und 20. Juli 1938 haben ſich in Karlsruhe im Verwaltungsgebäude des Reichsnährſtandes die Kreisbauernführer und Kreisobmänner der Landesbauern⸗ ſchaft Baden zuſammen mit dem Landesbauernführer und ſeinen Mitarbeitern zu wichtigen Beratungen über die Lage und die künftigen Aufgaben des badiſchen Landvolkes und der Landwirtſchaft verſammelt. Als brennendſte Probleme treten an dieſe Männer die Aufgaben zur Beſeitigung der Leutenot gerade jetzt während der Erntezeit und die erforder⸗ lichen Maßnahmen zur Bekämpfung des Kartoffelkäfers heran. Man muß die Größe der zu bewältigenden Pro⸗ bleme an der Tatſache meſſen, daß gerade die badiſche Grenz⸗ Jandwirtſchaft am meiſten den aus dem Weſten eindringenden Schädlingen ausgeſetzt iſt. * I Neulußheim b. Schwetzingen.(Seinen Verlet⸗ zungen erlegen.) Ein 40jähriger Mann von hier ftaments Brandenburger, der auf der Landſtraße nach Altlußheim von einem Motorradfahrer angefahren und ſchwer verletzt wurde, iſt im Krankenhaus geſtorben. () Eiſen b. Pforzheim.(Tödlicher Unfall.) Der Landwirt Fritz Schaubhut, der mit ſeinem Fuhrwerk im Walde Holz holen wollte, blieb beim Abſpringen vom Wagen im Geſpann hängen und wurde von dem noch ungeladenen, ſchweren Holzwagen überfahren. Mit inneren Verletzungen würde der ſchon 60jährige Mann ins Krankenhaus gebracht, wo er trotz ſofort vorgenommener Operation ſtarb. () Philippsburg.(600 Jahrfeier.) Die 600⸗ Jahrfeier der alten Reichsfeſte Philippsburg vom 13. bis 15. Auguſt wird mit einem Feſtabend am 13. Auguſt ein⸗ geleitet. Gleichzeitig wird im Feſtzelt ein Heimatabend ver⸗ anſtaltet, zu dem viele Gäſte aus nah und fern erwartet wer⸗ den. Der Feſtſonntag bringt zunächſt von Gemeinde und Hei⸗ matverein durchgeführte Gedenkfeiern in Verbindung mit der Einweihung des neuen Ehrenmals. Anſchließend iſt Platzkon⸗ zert. Am Sonntag nachmittag folgt der umfangreiche hiſto⸗ riſche Feſtzug und darnach die Aufführung eines Feſtſpiels aus der Geſchichte der Heimat. Daran reiht ſich Anterhal⸗ tung bei Muſik und Geſang, und als Abſchluß des Tages wird ein Feuerwerk abgebrannt. Mit einem Volksfeſt am Montag werden die Feſttage ihren Abſchluß finden. Die Geliebte erſtochen Der Mörder feſtgenommen — Alknuifra, Kr. Nagold. Der kleine Schwarzwald⸗ ort Altnuifra war am Dienskag der Schauplatz eines Lie. besdramas. Die 21 Jahre alte Tochter des Pächters des Gaſthauſes„Zur Linde“ würde von dem 25 jährigen Schä⸗ fer Fritz Grießinger in den Abendſtunden im Wald in der Nähe des Friedhofes durch Meſſerſtiche in den Hals getötet. Der Mörder hat früher als Schafhüter bei dem jetzigen Lindenwirt auf einem Hof bei Bernloch in Dienſt geſtanden. Da das Mädchen den Wunſch hatte, das Verhältnis zu lö⸗ ſen, ſtellte es der Mörder und verübte die Tat, die bald enkdeckt wurde. Am Mittwoch früh wurde der Mörder bei Oberjelingen verhaftet. (—) Säckingen.(Beſuch italieniſcher Front⸗ kämpfer.) Die in Baſel und Amgebung wohnenden ita⸗ lieniſchen Frontkämpfer ſtatteten mit ihren Familienangehöri⸗ gen der Stadt Säckingen einen Beſuch ab. Sie wurden von den deutſchen Kriegskameraden feſtlich empfangen und dann in der Trompeterſtadt herumgeführt. Zum Schluß wanderten Die italieniſchen Gäſte nach der Hasler Höhle, um auch dieſes „Tropfſteinwunder kennenzulernen. * Der Schuß aus dem Eiſenbahnzug noch nicht geklärt Wer kennt den Schützen?— 500 Mark Belohnung. () Pforzheim. Wie wir berichteten, wurde am Diens⸗ tag früh der in einem Eifenbahntunnel bei Erſingen beſchäf⸗ tigte Bahnarbeiter Theodor Kaſper durch einen Schuß ge⸗ tötet, der, wie man annimmt, aus einem durch den Tunnel fahrenden Zug abgefeuert worden iſt. Die Ermittlungen der Polizei haben inzwiſchen leider noch zu keinem endgül⸗ tigen Ergebnis geführt. Zwar ſind noch im Laufe des Dienstags ein Gärtnerlehrling und ein Bierbrauerlehrling feſtgenommen worden, weil gewiſſe Amſtände den Verdacht aufkommen ließen, daß ſie während der Fahrt durch den Tunnel den verhängnisvollen Schuß abgefeuert haben könn⸗ ten. Da dieſe Annahme ſich jedoch nicht beſtätigte, wurden die beiden wieder auf freien Fuß geſetzt. Die Kriminalpoli⸗ zei iſt weiterhin eifrig bemüht, Licht in das Dunkel dieſer eigenartigen Angelegenheit zu bringen, die einen fleißigen Menſchen mitten aus dem Leben geriſſen hat. Der Schuß wurde am Dienstag, 19. Juli 1938, aus dem Perſonenzug 1174, ab Pforzheim 6.19 Uhr, in dem Erſinger Tunnel mit einer kleinkalibrigen Waffe, vermutlich Terzerol, Teſching, Flobert oder dergl., abgegeben. 5 Die Kriminalpolizei erſucht die Bevölkerung um Mit⸗ arbeit und um Beantwortung folgender Fragen: 1. Wer iſt in Iſpringen, Pforzheim, oder ſchon vorher in den Perſonenzug 1174 am Dienstag, 19. 7. eingeſtiegen? 2. Wer hat eine Perſon oder mehrere Perſonen in die⸗ ſem Zug zwiſchen Pforzheim und Bilfingen mit einer Schuß⸗ waffe geſehen? 3. Welche Perſon benutzt dieſe Fahrtſtrecke und führt Derartige Waffen bei ſich? Haben Mitreiſende am 19.. 1938 eine Perſon im Beſitz einer Waffe geſehen? Sind an⸗ läßlich von Bahnfahrten in dieſer Richtung ſchon Beob⸗ achtungen gemacht worden? Bei wem? Wurde während der Fahrt ein Schuß gehört? A. Wurde eine Schußwaffe nach dem Vorfall neben dem Bahnkörper gefunden, oder ſonſtwo? 5 5. Wer kann ſonſtige ſachdienliche Angaben machen, die zur Klärung des Falles beitragen können? 8 Für Mitteilungen, die zur Ueberführung des Tätets oder der Täter führen, hat die Reichsbahndirektion eine Be⸗ f lohnung von 500 Mark ausgeſetzt. Die Verteilung der Belohnung erfolgt unter Ausſchluß des Rechtsweges. Die Belohnung iſt nur für Perſonen aus der Bevölkerung und nicht für Beamte, zu deren Berufspflicht die Verfolgung ſtrafbarer Handlungen gehört, beſtimmt. Auch ſcheinbar unwichtige Angaben können für die Aufklärung des Falte von Wichligkeit ſein. Auf Wunſch werden die Mit⸗ eilungen ſtreng vertraulich behandelt. Die Kriminalpolizei⸗ ſtelle bittet alle Perſonen, die Angaben in dieſer Sache machen können, ſich auf Zimmer 61(3. Stoch), Fernſprecher Karlsruhe 6093, Nebenanſchluß 1151, des Polizeipräſidiums Karlsruhe zu melden. Gleichfalls nehmen alle übrigen Polizei⸗ und Gendarmerieſtellen Mitteilungen entgegen.. Anachtſamer Laſtkraftwagenführer verurfucht tödlichen Ver⸗ a kehrsunfall. Der Fahrer eines Laſtkraftwagens aus Freiburg fuhr in einem Abſtand von nur 4 bis 6 Meter hinter einem Per⸗ ſonenkraftwagen. Dieſer bremſte plötzlich. Da der Laſtwagen⸗ führer ſeinen ſchweren Wagen nicht ſo raſch zum Halten brin⸗ gen konnte, riß er ſein Steuer nach rechts herum und überfuhr eine auf dem Gehweg gehende Frau, die an den erlittenen Verletzungen ſtarb. Schuld an dem Unfall war der Laſt⸗ kraftwagenfahrer, der zu dicht hinter dem Perſonenwagen ge⸗ fahren war. Er hatte in leichtſinniger Weiſe außer acht ge⸗ laſſen, daß er mit ſeinem ſchweren Gefährt auf dieſe kurze Entfernung nicht mehr halten konnte, als der Perſonenwagen plötzlich abbremſte. Seinen ſträflichen Leichtſinn mußte er mit vier Monaten Gefängnis büßen. Aus den Nachbargauen f — Holzelfingen, Kr. Reutlingen.(In der Scheuer abgeſtür zt). Beim Strohherunterwerfen in ſeiner Scheuer rutſchte der 65 Jahre alte Landwirt und Frohn⸗ meiſter Paul Tröſter aus und ſtürzte in die Tiefe. Er fiel ſo unglücklich auf einen Balken, daß ihm mehrere Rippen eingedrückt wurden. Do aüch die Lunge verletzt wurde, iſt der Zuſtand des Verunglückten bedenklich. — Kleiningersheim, Kr. Beſigheim.(Drei Kinder ge⸗ rettet). Als drei Kinder am Neckarwehr badeten, wurde ihnen dürch ein überraſchend einſetzendes, durch das Oeff⸗ nen einer Schleuſe hervorgerufenes Steigen des Waſſers der Weg zum Ufer abgeſchnitten. Zwei badende Mädchen hielten die Kinder feſt und verhinderten ſo, daß dieſe über das Wehr mitgeriſſen wurden. Einigen Kursteilnehmern der SA⸗Gruppenſchule gelang es, mit Hilfe eines Kahnes die Kinder in Sicherheit zu bringen. Frankfurt a. M.(Pelzdrieb vor Gericht.) Im April wurde von der Kriminalpolizei der 25jährige Karl Stern feſtgenommen, der ſich jetzt vor dem Schöffengericht wegen umfangreicher Pelzdiebſtähle zu verantworten hatte. Der Angeklagte war in einer Pelzhandlung tätig und ent⸗ wendete dort Fohlen⸗ Kalb⸗ Biſam⸗ Lamm⸗ Hamſter⸗ und verſchiedenartige Fuchsfelle und Pelze im Werte von über 5000 Mark. Der Dieb ließ die Felle verarbeiten und verkaufte ſie weiter Ein Teil der Beute konnte bei ſeiner Feſtnahme in ſeiner Wohnung beſchlagnahmt werden. Das Bericht verurteilte den Angeklagten zu 13 Monaten Ge⸗ fängnis Frankfurt a. M.(mit einem Aufzug abge⸗ ſtünrz..) Beim Bau eines Laſtaufzuges in einer Maſchi⸗ nenfabrik in der Mainzerlandſtraße ereignete ſich ein ſchwerer Unfall Der Aufzug ſtürzte plötzlich in die Tiefe und riß vier Arbeiter mit Ein Elektromonteur aus Stutt⸗ gart erlitt einen doppelten Beinbruch, die drei anderen Ar⸗ beiter trugen Schädelbrüche Rückgrat⸗ und ſonſtige Verlet⸗ zungen davon. Alle vier wurden ins Städtiſche Kranken⸗ haus eingeliefert. * Kraftwagen gegen einen Baum geraſt Ein Toter. drei Verletzte Mü n ſtereiſel. der mit vier Perſonen beſetzte Kraft⸗ wagen eines Euskirchener Kaufmanns fuhr in einer Kurve in voller Fahrt gegen einen Baum und ſchlug um. der Fährer und Eigenkümer des Wagens, deſſen Bruder, Frau und ein kleines kind wurden ſchwer verletzt aus dem Wagen Se Der Fahrer und ſein Brüder wurden mit Schädelbrüchen und anderen Geſichts⸗ und Gliederverlet⸗ zungen ins Euskirchener Krankenhaus gebracht, wo der Fahrer inzwiſchen verſtorben iſt. Die Frau, die einen Ober. und Unterſchenkelbruch davongetragen hal, fand mit ihrem Kinde Aufnahme im Münſtereifeler Krankenhaus. General Ruſſo in Bad Godesberg Bad Godesberg, 22. Juli. Der Generalſtabschef der Fa⸗ ſchiſtiſchen Miliz, Exzellenz Ruſſo, und Stabschef Lutz e, tra⸗ fei am Donnerstag um 17 Uhr an Bord des Sonderdamp⸗ ers„Albert Leo Schlageter“ in Bad Godesberg ein, freu⸗ dig begrüßt von einer großen Menſchenmenge. Bereits auf der Fahrt, vorbei an den idylliſchen Städten und Dörfern, die Feſtſchmuck angelegt hatten, waren den Gäſten überall herzliche Begrüßungskundgebungen der Bevölkerung darge⸗ bracht worden, 5 Nachdem General Ruſſo und Stabschef Lutze an Land gegangen waren, erſtattete der Führer der SA⸗Gruppe Niederrhein, SA⸗Obergruppenführer Knickmann, General Ruſſo Meldung und hieß ihn herzlich willkommen. In ſeiner Anſprache wies er auf die enge Freundſchaft hin. die beide Nationen miteinander verbinde. Mit der gleichen Herzlich⸗ keit und Freude, mit der die SA Adolf Hitlers General Ruſſo auf der Fahrt durch die deutſchen Lande begrüßt habe, empfange ihn auch die niederrheiniſche SA. Nach dem Abſchreiten der Front der SA⸗Standarte 16. Bonn, durch General Ruſſo und Stabschef Lutze begrüßte Oberbürgermeiſter Alef Godesberg den italieniſchen Gaſt mit einer kürzen Anſprache und entbot ihm den Ehren⸗ trung in Form eines Pokals Rheinwein. Die Gäſte bega⸗ ben ſich dann zum Hotel Dreeſen, vor dem ebenfalls eine Ehrenformation der SA Aufſtellung genommen hatte. * Noch zwei Todesopfer in Oberſchieſien Kaftowitz, 22. Juli. Die ſchweren Unfälle, die ſich, wie bereits gemeldet wurde, am Mittwoch im oſtoberſchleſiſchen Bergbau ereigneten, haben zwei weitere Todesopfer 1 dert. Von den 12 ſchwerverletzten Bergknappen der Wolf⸗ ſang⸗Grube iſt am Donnerstag einer im Lazarett ſeinen erletzungen erlegen. Auf der Renard⸗Grube wurde die Leiche des einen vermißten Bergmanns geborgen. Die Zahl der Toten hat ſich damit auf ſieben erhöht. Die Suche nach dem 14. auf dem Wolfgang ⸗Schacht verunglückten Gruben⸗ arbeiter iſt bis jetzt erfolglos geblieben. Wo iſt die ſchwarze Viermaſtbark? Auf der Suche nach„Admiral Karpfanger“. Berlin, 22. Juli. Wie vor kurzem mitgeteilt wurde, hatte der Hapag⸗Dampfer„Gera“ im Rahmen der Such⸗ aktion nach dem Segelſchiff„Admiral Karpfanger“ den Auftrag erhalten, eine ſchwarze Viermaſtbark zu ſuchen, die in der Nähe der Cap Verdiſchen Inſeln gemeldet worden iſt. Dampfer„Gera“ hat dieſe Suchaktion mehrere Te durchgeführt, ohne den Segler zu finden, und bunkert in St. Vincent. Da anzunehmen iſt, daß der Standort des Seglers inzwiſchen weiter nördlich 155 hat die. Amerika⸗Linie ihre ſämtlichen über den Nordatlantik fah⸗ renden Schiffe noch einmal angewieſen, den Namen dieſes Seglers feſtzuſtellen und ſofort drahtlos nach Hamburg zu melden. Zwei neue vom Kartoffelkäfer befallene Felder entdeckt. Beim letzten Kartoffelkäfer⸗Suchtag wurden zwei neue vom Kartoffelkäfer befallene Felder entdeckt und zwar in der Gewann Niederfeld, in der Nähe der Autobahn und in einem Garten an der Seckenheimer Landſtraße. In letzterem ſowohl als auch auf dem Grundſtück im Nieder⸗ feld fand man an zahlreichen Stöcken Larven des Kar⸗ toffelkäfers, die, wenn ſie nicht ausgerottet werden, ſich ſchnell weitervermehren. Darum doppelt Vorſicht, auch in Gärten. 2 Bekämpfung des Maiszünslers. Die Anßflanzer von Körnermais werden auf die Beſtimmungen über die Be⸗ kämpfung des Maiszünsſers aufmerkſam gemacht. Nach 8 4 der Bezirkspolizeilichen Vorſchrift vom 11. Januar 1935 ſind die Pflanzer verpflichtet, ſofort nach Beendigung der Blüte den Mais zu entfahnen, damit verhütet wird, daß der Maiszünsler, der ſeine Eier in die Blülenſtöcke legt, nicht jeden Maiskolbe zerſtört. Die Entfahnung muß un⸗ bedingt ſofort vorgenommen werden. Als letzter Teritin für die Durchführung dieſer Arbeiten wird der 31. Auguſt feſtgefetzt. Säumige Pflanzer werden zur Anzeige gebracht, außerdem werden die Bekämpfungsmaßnahmen auf Koſten der Säumigen durchgeführt. * Jahrgang 1910 wird erfaßt. Der Reichsminiſter gibt bekannt, daß im Einvernehmen mit dem Oberkommando der Wehrmacht in der Zeit vom 15. Auguſt bis 30. September die Wehrpflichtigen des Ge⸗ burtenjahrgangs 1910 durch die polizeilichen Meldebehörden erfaßt werden. Weiterhin geſchieht in der gleichen Zeit di Erfaſſung der ehemaligen Offiziere und Wehrmachtsbeamten im Offiziersrang durch die polizeilichen Meldebehörden. * — Betriebsordnungen. Durch Verordnung des Beauf⸗ tragten für den Vierjahresplan über die Lohngeſtaltung vom 25. Juni 1938 iſt der Reichstreuhänder der Arbeit für die Entwicklung der Löhne und der ſonſtigen Arbeitsbedin⸗ gungen verantwortlich. Er hat daher in ſeinen„Amtlichen Mitteilungen“ eine Anordnung erlaſſen, wonach die Be⸗ triebsführer künftig vor Erlaß einer neuen oder Aenderung oder Ergänzung einer beſtehenden Betriebsordnung die in Ausſicht genommene Faſſung zur Zuſtimmung ihm vorzu⸗ legen haben. — Kauft beizeiten die Fahrkarten zur Ferienreiſe! Die Reichsbahn läßt alle ihre Kunden, die ſich zur frohen Ferienreiſe anſchicken, dringend bitten, folgenden Mahnun⸗ gen Gehör zu ſchenken: Fahrkarten und erforderlichenfalls die Zuſchläge dazu ſollen gleich für die ganze Reiſe vom Ausgang his zum Ziel und gegebenenfalls zurück beſchafft werden. Wer es irgend kann, ſoll ſeine Karte im voraus kaufen und ſie nicht erſt unmittelbar vor der Abreiſe am belagerten Schalter holen. Er erſpart ſich ſo mancherlei Un⸗ annehmlichkeiten, die die Ferienſtimmung gerade beim Reiſeantritt allzuleicht trüben können, und erweiſt damit ſich ſelbſt, den anderen reiſenden Volksgenoſſen und der Reichsbahn einen Dienſt. * — Wer darf Bauhilfsarbeiter ausbilden? Unter Be⸗ Bauhunde auf den Ausbildungsvertrag für Hilfsarbeiter des Bauhandwerks, die in zwei Jahren zu gelernten Bauhand⸗ werkern herangebildet werden, weiſt der Reichsſtand des deutſchen Handwerks darauf hin, daß die Ausbildung von Bauhilfsarbeitern nur von ſolchen Unternehmen vorgenom⸗ men werden darf, die die Lehrlingsausbildungsbefugnis im Sinne des§ 129 der Reichsgewerbeordnung 5 05 Da die Ausbildung mit der Geſellenprüfung abſchließt, ſind ſinngemäß alle hierauf bezüglichen Beſtimmungen maßge⸗ bend, insbeſondere auch die Anordnung über die Abhaltung von Zwiſchenprüfungen Vordrucke des Ausbildungsvertra⸗ ges können beim Reichsinnungsverband des Baugewerbes bzw. bei deſſen Betzirksſtellen bezogen werden. — Pauſchalküren. In der Oeffentlichkeit beſteht häufig gicht völlige Klarheit über die Preisgeſtaltung bei Pau⸗ ſchalkuren. Der Reichsfremdenverkehrsverband ſtellt des⸗ halb feſt, daß Pauſchalkuren für vollzahlende Kurgäſte, welche im Werbeverkehr als Pauſchalkuren zu bezeichnen ſind, Vergünſtigungen oder Ermäßigungen auf Kurtaxe und Bäderpreiſe nicht enthalten. Eine Pauſchalkur bedeutet lediglich eine Zuſammenfaſſung der normalen Preiſe einer Kur. Vergünſtigungskuren ſind Pauſchalkuren für Minder⸗ bemittelte. Irgendwelche Propaganda für Vergünſtigungs⸗ kuren iſt nicht zuläſſig. — kein Jeſt der deutſchen Traube und des Weines 1938. Infolge des mengenmäßig geringen Ausfalles der Wein⸗ ernte 1937 haben ſich die zuſtändigen Stellen entſchloſſen, in dieſem Jahr das„Feſt der deutſchen Traube und des Weines“ nicht ſtattfinden zu laſſen. — Belebung des Briefmarkenhandels. Nach Feſtſtellung der Fachabteilung Briefmarken der Wirktſchaftsgruppe Ein⸗ zelhandel hat auch der Briefmarkenhandel in den letzten Jahren eine nicht unerhebliche Belebung erfahren. Das Wiederaufleben der Sammeltätigkeit hat dazu weſentlich bei⸗ getragen. Intereſſant iſt der hohe Prozentſatz der Verſand⸗ eſchäfte im Briefmarkenhandel, der durch die beſondere truktur des Briefmarkengeſchäfts, das nicht ſtandortge⸗ bunden iſt, bedingt wird Nahezu die Hälfte aller Unterneh⸗ mungen ſeien Laden⸗ und Etagengeſchäfte, 7 bis 40 v. H. befaſſen ſich mit dem Verſand. Der e e markenhandel macht etwa 13 bis 14 v. H. aller Geſchäfte aus. Bedauert wird das ſtarke Eindringen, ſachunkundiger Perſonen in den Briefmarkenhandel, in vielen Fällen ei lediglich eine mehrjährige Sammlertätigkeit als genügen⸗ der Nachtbdeis der Sachkunde angeſehen worden. Hinzu kommt, daß die Errſchtungsſperre für Verſandgeſchäfte bi⸗ f nicht auf den Briefmarkenverſand ausgedehnt wurde, o daß auch die, die die Sachkundeprüfung nicht beſtanden. kanten ein„Verfandgeſchäft für Briefmarken“ aufmachen onnten. e 5 i — Der Ortsbauernführer meint dazu... Der„Bauern kalender“ des Reichsſenders Stuttgart wird ſeine bekannte Sendung„Der Ortsbauernführer meint daun am Samstag, 23. Juli, um 11.45 Uhr dazu benützen, um ſolch — 0 Bad. Landes kreditanſtalt für Wohnungsbau Förderungsmaßnahmen für Arbeiterwohnſtätten und Klein⸗ ſiedlerſtellen. Die Badiſche Landeskreditanſtalt für Wohnungsbau teilt in ihrem ſoeben erſchienenen Geſchäftsbericht für 1937 fol⸗ gendes mit: Der äußere Aufbau der Bad. Landeskreditanſtalt für Wohnungsbau konnte auch im Jahre 1937 nicht reſtlos zum Abſchluß gebracht werden. Die Ueberprüfung der ſtäd⸗ tiſchen Wohnungsfürſorgekaſſen und die Feſtſtellung ihrer Lei⸗ ſtungen an die Landeskreditanſtalt iſt bei den meiſten ehemals verbandfreien Städten abgeſchloſſen. Der innere Aufbau der Landeskreditanſtalt wurde weiter gefördert. Die Verwaltung der von den 40 ehemaligen Bezirkswohnungsverbänden ge⸗ währten Darlehen erfolgt nun nach einheitlichen Grundſätzen. Die Eingänge haben ſich hierdurch günſtiger geſtaltet. Aller⸗ dings konnten die in manchen Bezirken beſonders hohen Rück⸗ ſtände noch nicht ganz bereinigt werden. Die Beſſerung der Wirtſchaftslag e, die ſich im Jahre 1937 fortſetzte, wirkte ſich vorteilhaft auf den Ein⸗ gang der Mieten und Zinſen und Tilgungen aus und ver⸗ anlaßte manche Schuldner zu außerordentlichen Kapitalrück⸗ zahlungen. Die Anſtalt benützte den Mehreingang an Mit⸗ teln, um kurzfriſtige Verbindlichkeiten oder ſolche mit hohen Zinslaſten abzutragen. Für größere, ſpäter fällig werdende Schulden wurde ein Tilgungsſtock angelegt; auch wurden Rück⸗ lagen geſchaffen, um auch für eine ſtärker zunehmende Bau⸗ tätigkeit die nötigen zweiten Hypotheken zur Verfügung ſtel⸗ len zu können. Die Finanzlage der Anſtalt hat ſich in Ver⸗ mögen und Erträgen innerlich gekräftigt. Die Nachfrage nach Wohnungen iſt in den letzten Jah⸗ ren ſtändig geſtiszen. Für das Jahr 1937 war eine le b⸗ hafte Nachfrage nach Wohnungsbaudarlehen zu erwar⸗ ten. Die Landeskreditanſtalt ſtellte fünf Millionen Mark für Darlehen zu Neubauwohnungen bereit. In Anſpruch genom⸗ men wurden jedoch nur rund vier Millionen Mark. Beſtim⸗ mend für die geringere Wohnungsbautätigkeit war die In⸗ anſpruchnahme der Bauarbeiter und Bauſtoffe für andere noch dringendere Bauten, dann aber auch die im Frühjahr 1937 erlaſſenen Vorſchriften über die Bewirtſchaftung der Rohſtoffe, die den Beginn mancher Bauten hinausſchob. In der zweiten Hälfte des Jahres nahm die Inanſpruchnahme der Wohnungsbaumittel merklich zu. Die Zunahme hat auch im Jahre 1938 angehalten. Entſprechend der Wohnungspolitik des Reichs wird be⸗ ſonderer Wert gelegt auf die Erſtellung von Arbeiter⸗ wohnſtätten zu tragbaren Mieten. Die Landeskredit⸗ anſtalt förderte aus eigenen Mitteln im Jahr 1937 2908 Wohnungen mit 4 000 036 Mark. Aus Reichsmitteln wur⸗ den gefördert 913 Kleinſiedlerſtellen mit 1500725 Mark und 550 Volkswohnungen mit 929 330 Mark und 852 Woh⸗ nungen mit Reichsbürgſchaften. Die Förderungsmaßnahmen des Landes überſteigen hiernach jene des Reiches noch erheb⸗ lich. Der Bauinder war zu Beginn des Jahres 1937 nach der Berechnung des Neiches 1,330, nach jener des Lan⸗ des 1,257. Am Ende des Jahres betrug der Reichsinder 1,354 und der Landesinder 1,309. Die Steigerung hielt ſich hiernach in mäßigen Grenzen. Was heißt„OI Nn“? Wenn wir in ein Papiergeſchäft gehen und Schreibpa⸗ pier verlangen, ſo fragt der Verkäufer„DN⸗FJormat?“ Auch zahlreiche andere Gegenſtände des täglichen Bedarfs ſind mit dem DIN ⸗Zeichen verſehen. Viele wiſſen immer noch nicht, was das bedeutet. Es iſt ganz einfach: DIN iſt die Abkürzung von„Das iſt Norm“ und bedeutet, daß der betreffende Gegenſtand durch den Deutſchen Normenaus⸗ ſchuß vereinheitlicht worden iſt. Es ſollte darauf geſehen werden, nur noch genormte n zu verwenden und 5 darauf zu dringen. Die Normung hat für die geſamte Wirtſchaft ungeheure Bedeutung; ſie erſpart Werk⸗ ſtoff, Arbeit, Zeit und Geld. Es gibt Grundnormen, Stoff⸗ normen und Maßnormen. Von dieſen gewährleiſten die Stoffnormen genaueſte Abmeſſungen und Paſſungen. Wa⸗ rum paßt eine beliebige Schraube unter allen Umſtänden in das Gewindeloch? Wie kommt es, daß ein Topf einen ge⸗ nau paſſenden Deckel findet?— Warum kann ein Brief⸗ bogen gefaltet in einen paſſenden Umſchlag geſteckt werden? — Warum wird die Schreibmine im Füllſtift ſtets genau paſſen? Die Normung beſtimmt die genauen Abmeſſüngen und ſorgt dafür, daß in allen Zweigen der Wirtſchaft aus⸗ guſchbare Teile und vielſeitig verwendbare Gegenſtände vorhanden ſind. Darum: Achtet auf das DIN⸗Zeichen! Muſterung 1938. Muſterungsplan: Jahrgang 1919 Montag, 25. Juli 38 Dienstag, 26. Juli 38 Mittwoch, 27. Juli 38 Freitag, 29. Juli 38 Rh— Schl Schm St T— Weh Wei 3 * Die Muſterung und Aushebung der Zurückgeſtellten vom Jahrgang 1913 findet am Samstag, den 6. Auguſt 1938 im Ballhaus— Schloß— ſtatt. Der Name der geſchiedenen Frau In der Begründung zu dem neuen Ehegeſetz wird mit⸗ geteilt: Die namensrechtlichen Folgen der Scheidung blei⸗ ben für die Frau im weſentlichen die gleichen wie bisher. Der Grundſatz, daß die geſchiedene Frau den Familienna⸗ men des Mannes behält. iſt aufrechterhalten. Iſt die Frau für allein oder für überwiegend ſchuldig erklärt, ſo kann ihr der Mann wie bisher durch öffentlich beglaubigte Er⸗ klärung gegenüber dem Standesbeamten die Weiterführung ſeines Namens unterſagen mit dem Erfolg, daß die Frau mit dem Verluſt des Mannesnamens ihren früheren Fami⸗ liennamen wiedererlangt. Im übrigen bleibt jeder geſchie⸗ denen Frau die freiwillige Wiederannahme ihres Mädchen⸗ namens geſtattet. Einen früheren Ehenamen ſoll ſie dagegen nur dann wieder annehmen dürfen, wenn aus der frühe⸗ ren Ehe Nachkommenſchaft vorhanden iſt; iſt die Frau aber bei der Scheidung der ſpäteren Ehe für allein oder für über⸗ wiegend ſchuldig erklärt, ſo muß ihr die Wiederannahme des früheren Ehenamens wie bisher verwehrt bleiben. Mit Rückſicht auf den Mann und ſeine Sippe iſt ferner für die Fälle, in denen die Frau an ſich zur Weiterführung des Mannesnamens oder zur Führung eines früheren Ehe⸗ namens berechtigt wäre, neu beſtimmt, daß ihr das Vor⸗ mundſchaftsgericht auf Antrag die Weiterführung eines Mannesnamens unterſagen kann, wenn ſie ſich nach der Scheidung einer ſchweren Verfehlung gegen den Mann ſchuldig gemacht hat, deſſen Namen ſie fuhrt; der Antrag kann von dem Mann und nach ſeinem Tode von einem ſeiner nahen Angehörigen auch dann geſtellt werden, wenn die Frau gegen den Willen des Antragſtellers einen ehr⸗ loſen oder unſittlichen Lebenswandel führt. Gegen die vielen Vornamen Dr. Stötzel ſchreibt in der Zeitſchrift für Standesamts⸗ weſen u. a.: „Die Zahl der Vornamen, die dem Neugeborenen beige⸗ legt werden können, iſt unbeſchränkt. Wer will, kann ſeinem Kinde ein halbes oder ganzes Dutzend Vornamen geben, Manchem erſcheint eine große Reihe von Vornamen als Zeichen höherer Kultur. Manche wollen, beſonders bei dem erſten Sohne, alle Vornamen der beiden Großväter wieder⸗ holen. Wieder andere wollen viele Verwandte oder Freunde zu Paten ernennen, um ſie zu ehren oder um von ihnen Fürſorge oder Geſchenke für das Kind zu erlangen. Die Folge iſt, daß der Standesbeamte nicht nur bei der Geburtseintragung, ſondern auch bei allen weiteren Nen⸗ nungen des Kindes die ſechs bis zwölf Vornamen anfüh⸗ ren muß. Da in der Regel jeder Menſch im Standesbuch, das Zweitbuch eingerechnet, mindeſtens ſechsmal, vielfach aber weit öfter erſcheint, ſo vermehrt ſich entſprechend das Schreibwerk im Standesbuch. Vor allem aber wirkt ſich das weiter aus auf alle Abſchriften, Urkunden, Mitteilungen, die dem Standesbeamten obliegen. Die benachrichtigten an⸗ deren Behörden, der andere Standesbeamte, das Jugend⸗ amt, das Vormundſchaftsgericht, die Polizei⸗ und Militär⸗ behörde, beim Tode das Strafregiſter, das Arbeitsamt, das Finanzamt, die Teſtamentsverwahrung und manche andere Stelle, ſie alle bekommen die Mitteilung mit ſämtlichen Vornamen und müſſen dieſe ſämtliche in ihre Akten, Schrei⸗ ben uſw. übernehmen Alles, was auf dem Standesamt und was auf Grund des Standesbuches geſchieht, iſt dauernd mit der Vielheit der Vornamen belaſtet. Anfangs gab der Vater dem Kinde einen Namen, mit dem allein es während des ganzen Lebens genannt wurde. Seit dem 11. Jahrhundert kam der ererbte Familienname hinzu. Doch blieb der gegebene Name der Hauptname, der auch für abeliche Regiſter maßgebend war. Erſt um 1600 fing man an, zwei Vornamen zu geben: Friedrich Wilhelm, Johann Chriſtoph, Guſtav Adolf, Johann Wolfgang, Kar! Maria. Man unterſchrieb mit beiden Vornamen, beide waren der Umgebung bekannt, und wo ſie zu lang erſchie⸗ nen, kürzte man beide ab. Die Beilegung von drei und 1 85 Vornamen iſt erſt eine Unſitte der letzten Jahrhun⸗ derte: nunmehr wurden einige Vornamen Nebennamen, die niemand kennt, die keinen Wert haben, vielmehr das Schreibwerk unnötig vermehren, und zu Betrug und Irr⸗ tum Anlaß geben. Die Gründe für eine Vorliebe vieler Vornamen verdienen keine Unterſtützung.“ Wöchentlich 12 Sonderzüge mit Koͤß. L Saiſon nicht nur im Juli und Auguſt. Wir erinnern uns der Zeit, da ſich die Hauptreiſezeit auf den Hochſommer, alſo auf die Monate Juli und Auguſt verlagerte. Was war da die Folge dieſer Verkehrslawine? Einmal ſtanden die Hotels, Gaſthöfe und alle verkehrs⸗ techniſchen Einrichtungen dreiviertel des Jahres leer, zum anderen war es infolge der Ueberfüllung des Hotels für Urlauber nicht immer möglich, überhaupt noch eine Unter⸗ kunft zu bekommen. Das Reiſen war dann weder ein Genuß noch eine Erholung. Die NS.⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ hat in⸗ deſſen der Fremdenverkehrswirtſchaft wertvolle Dienſte ge⸗ leiſtet, indem es ihr gelang, einen Teil dieſes Zuſtromes auf die ſogenannte Vor⸗ oder Nachſaiſon abzuzweigen. So beſuchten allein im Land Baden bedeits in den Monaten [Die Uebernachtungsz Uebernachtungen Jahr bis zum Juli Reichsgebiet und die Oſtmark beſuchten, Jahr Mai und Juni 35 000 Urlauber den Schwarzwald„ den Bodenſee und das Neckartal. In der gleichen Zeit wurden aus den Nachbargauen 114584 Menſchen in Baden betreut und geführt, in Freiburg waren wöchentlich 500 Italiener zu Gaſt. In der Hauptreiſezeit Juli und Auguſt erfährt der Fremdenverkehr ſelbſtverſtändlich durch Kd. eine weſent⸗ liche Steigerung. In dieſen Monaten laufen etwa 12—14 Sonderzügen wöchentlich in Baden ein, insgeſamt werden in den Monaten Juli und Auguſt rund 100 Sonderzüge mit etwa 70 000 Volksgenoſſen aus dem Reich erwartet iffer wird ſich auf etwa eine Million belauſen. Während es im vergangenen 15000 Badener waren, die das alte find es in dieſem jetzt ſchon 23534 badiſche KdF.⸗Fahrer. Im Juli und Auguſt ſtarten allein 36 Ferienfahrten, über 20 000 Volksgenoſſen haben ſich bis zur Stunde hierfür angemeldet. Die kleineren Reiſen von 1— 2 Tagen innerhalb der engeren Heimat erfreuen ſich größter Beliebtheit. Ueber 100 000 Badener haben in etwa 300 Fahrten in der Vor⸗ ſaiſon mittels Omnibusfahrten draußen in der Natur Stunden der Freude und Erholung erlebt, in Hunderten von Wanderungen lernten etwa 24 000 Volksgendſſen ihre Heimat kennen und lieben. 8 2 „Kraft durch Freude“ ⸗Fahrten. Es empfiehlt ſich, nunmehr Karten für die Reichsfeſt⸗ ſpiele in Heidelberg zu beſtellen, da die verbilligten Kd F.⸗ Karten ſtark verlangt werden. Offene Urlaubsfahrten: Pongau(Oeſterreich) 5.— 16. 8. RM 44.50 Kärnten(Oeſterreich) 18. 8.— 1. 9. RM 56.— Vodenſee 30. 7.6. 8. RM 23.50 Bodenſee 28. 8.— 3. 9. RM 29.— Schwarzwald 28. 8.— 3. 9. RM 23.90 Allgäu 18.— 25. 9. (Fahrt und volle RM 30. Penſion) Berlin 4.— 12. 8. RM 37.50 Berlin 6.— 10. 8. RM 24.50 Berlin 13.—17. 8. RM 24.50 Berlin 19.— 24. 10. RM 27.50 (Fahrt, Uebernachtung und Frühſtück; nur Fahrt nach Berlin und zurück RM. München 29. 9.— 3. 10. RM 22.50 München 6.— 10. 11. RM 22.50 (Fahrt, Uebernachten und Frühſtück; nur Fahrt RM 9.50) 5 Auskunft beim Ortswart Montags und Donnerstags von 8—9 Uhr abends. Marktberichte (Ohne Gewähr). Frankfurter Schlachtviehmarkt v. 21. Juli. Auftrieb: 1166 Rinder, darunter 252 Ochſen, 188 Bullen, 514 Kühe, 212 Färſen, ferner 537 Kälber, 47 Schafe und 4/5 Schweine. Preiſe: Ochſen 43 bis 45, 38 bis 41, 33 bis 36, 29; Bul⸗ len 42 bis 43, 37 bis 39, 34; Kühe 40 bis 43, 34 bis 39, 26 bis 33, 20 bis 25; Färſen 41 bis 44, 38 bis 40, 353 Kälber 62 bis 65, 55 bis 59, 45 bis 50, 30 bis 40; Läm⸗ mer, Hämmel—, 48, 42 bis 45, 32 bis 37, Schafe 42, 33 bis 36, 30 bis 32; Schweine 60, 59, 58, 56, 58, 57. Marktverlauf: AA⸗Tiere über Notiz; Großvieh, Kälber und Schweine zugeteilt. Mannheimer Schweinemarkt v. 21. Juli. Auftrieb und Preiſe: 109 Läufer, 35 bis 45; 205 Ferkel, bis ſechs Wochen 14 bis 20, über ſechs Wochen 27 bis 34 Mark. Marktver⸗ lauf: mittel. Mannheimer Getreidegroßmarkt v. 21. Juli. Sämtliche Notierungen unverändert. Mannheimer Wochenmarkt v. 21. Juli. Vom Statiſti⸗ ſchen Amt wurden folgende Verbraucherpreiſe für 0,5 Kilo in Rpfg. ermittelt: Kartoffeln, neue 7 bis 8,5; Wirſing 8 bis 15; Weißkraut 8 bis 12; Rotkraut 15 bis 18; Blumen⸗ kohl, St. 10 bis 70; Karotten, Bſchl. 5 bis 8; Gelbe Rüben 9 bis 16; Rote Rüben 10 bis 18; Spinat 20; Mangold 10 bis 15; Zwiebeln 12 bis 20; Grüne Bohnen 15 bis 40 Erüne Erbſen 12 bis 20; Kopfſalat, St. 5 bis 15; Endivien⸗ ſalat, St. 5 bis 15; Oberkohlraben, St. 5 bis 8; Rhabarber bis 8; Tomaten 20 bis 40; Radieschen, Bſchl. 5 bis 75 Rettich, St. 5 bis 15; Meerrettich, St. 20 bis 50; Schlan⸗ gengurken, St. 15 bis 40; Einmachgurken, je 100 Stück 200 bis 500; Suppengrünes, Bſchl. 5 bis 7; Peterſilie, Bſchl. 5 Schnittlauch, Bſchl. 4 bis 5; Pfifferlinge 60 bis 70; Stein⸗ pilze 70, Kirſchen 60 bis 65; Pfirſich 45 bis 75; Heidelbee⸗ ren 35; Himbeeren 55 bis 60; Johannisbeeren 33 bis 387 Stachelbeeren 30 bis 45; Zitronen, St. 4 bis 10; Bananen, St. 5 bis 12; Markenbutter 160; Landbutter 140 bis 1427 Weißer Käſe 25 bis 30; Eier, St. 10 bis 13. Wer alder rückſichtslos in Gefahr bringt, um ein paar Minuten zu gewinnen, hat den Sinn der Volksgemein⸗ ſchaft noch nicht begriffen. — Heute Freitag bis Sonntag mal etwas anderes! der nicht nein sagen Kann. Karl Budw. Diehl, Karin Hardit, Der Mann, „Au Deutschen Hol' Am Sonntag ab ½8 Uhr abends Tanz-Musil. Hulle Halbtags- Mädchen Beo Slexak.. fir kl. Haushalt bill. zu verkaufen. Zu erfragen in der Geſchäftsſt. d. Bl. z Sind Sachen für Dich unbrauchbar zum Verkauf heute 8 friſch vom Röſter. 8 1 Schon für 88 Pfg. 8. 125 81 8 6 reinſchmeckhenden, 2 Cleese ausgiebigen ä i Bohnenkaffee. in AS Sthske hd rogetien eg Jan Miſchl affe Neckar-Drogerie W. Hornung. 20 0% 1 5 1 o e. 30 on gelle Fertault geſucht. Und steh'n herum schon Jul. Würthwein Sbhnell vermietet . Hauptſte. 123 Jabr und Jahr, ae e VVT Kulturfilm u. Wochenschau Kinder 5 Aoeß Ffüh- abe 3 Welser hierzu ist PALAST. Wagen Und morgen kommt es Kartoffeln zu verkaufen. Waldshutersfr. 18. das Leitun 8-Inserat! eee ich 7 W 8 . 7 1 4 7 Haben unſere Herzen nicht freudig ge⸗ bebt, wenn in Freytags„Ahnen“ der Held Ingo im Wettkampf zum Königsſprung anſetzt und ſeinen Widerſacher in einem wahrhaft königlichen Sprung beſiegt? Wir wünſchten hier nicht nur den Sieg des ſtärkeren Kämpfers, ſondern wir gönnten auch den Sieg allein nur dem ſtärkeren und edleren Charakter des Hel⸗ den. Die gleiche Anteilnahme iſt es, mit der wir dem herrlichen Dreikampf Sieg⸗ frieds, wie er im Nibelungenlied geſchil⸗ dert wird, folgen. Es iſt die Freude über die Kraft des Volkes, die ſich in dieſen Kämpfern offenbart. Die Freude an den Leibesübungen finden wir ſchon in den Anfängen der Geſchichte. Sie begegnet uns in den Islandſagas ebenſo wie in den Kampfſpielen des Mittelalters und iſt erſt in der Verſpießerung ſpäterer Jahr⸗ hunderte faſt untergegangen. Am Anfang der neueren Geſchichte der Leibesübungen und der Turnkunſt ſteht die Tat des Turnvaters Jahn, der das Turnen als den ewigen Quell der Volks⸗ kraft erkannte und mit heißem Herzen und tätigem Beiſpiel für die Turnkunſt warb. Er ſah im Turnen das Mittel zur Aus⸗ bildung der körperlichen und geiſtigen Kräfte des Menſchen zu harmoniſcher Zu⸗ ſammenwirkung, wußte, daß hier eine Aufgabe zu erfüllen war, die nicht nur den einzelnen anging, ſondern das geſamte Volk. Als er im Frühjahr 1811, in Preu⸗ ßens tiefſter Not, mit wenigen Getreuen in der Haſenheide in Berlin regelmäßige Uebungen zur Ertüchtigung des Körpers durchführte, wollte er mit dieſen Uebun⸗ gen zugleich den Mut und das Selbſtver⸗ trauen in die Leibeskräfte und Wehr⸗ haftigkeit des Volkes wecken. Es kam ihm auf die körperliche, ſeeliſche und ſittliche Erziehung des Volkes an. Damit waren die Grundpfeiler für die deutſche Turn⸗ und Sportbewegung gelegt und der Auf⸗ takt für eine Entwicklung des Sports ge⸗ geben, der heute nicht nur eine Angelegen⸗ heit der Turner und der ſportfreudigen Jugend iſt, ſondern im Dienſte der Erhal⸗ tung der Volkskraft des deutſchen Volles ſteht. Turnen, Sport und Leibesübungen bilden den Dreiklang, der den Kultur⸗ menſchen der Gegenwart zur Harmonie des Körpers und Geiſtes führt. Wer die Wahrheit dieſer Worte ganz begreifen will, braucht nur auf die Menſchen zu blicken, die in dieſem Dreiklang der kör⸗ perlichen Ausbildung jene Harmonie ge⸗ funden haben. Das Spiel wird zur Freude, der Kampf, der ſeinen Lohn im Siege ſucht, wird zum erhabenen Ausdruck der Willenskraft. Ein Turner tritt an. Mit leichtem Schwung hat er die Holme des Barrens erfaßt. Jeder Schwung, jede Bewegung der turneriſchen Uebung iſt diſzipliniert, kraftvoll und ſchön. Das Anſchauen einer ſolchen Uebung wird zu einem äſthetiſchen Genuß. Es kommt ja nicht allein auf die rohe Kraft an, ſondern deut⸗ lich ſpüren wir das Streben nach Schönheit der Form der Ausübung. Wir erkennen, wie hier die Leibesübung zur Kunſt wird, wie ſie im wahrſten Sinne des Wortes gei⸗ ſtig beſeelt iſt. Und wenn Tauſende geſchloſſen aufmarſchieren, um uns Freiübungen vorzuführen, ſehen wir, wie der ein⸗ zelne in der Gemeinſchaft aufgeht. Auch hier ſtehen wir micht einer gedrillten Maſſe gegenüber, ſondern die frei⸗ willige Unterordnung des einzelnen unter die Gemein⸗ ſchaft wird zur höchſten Steigerung der Volkskraft, erweckt in dem Beſchauer den freudigen Stolz, einem Volke an⸗ zugehören, das ſo viele kraftvolle und ſchöne Männer und Frauen beſitzt. Und wenn die Kämpfer zum leichtathleti⸗ ſchen Wettkampf ſchreiten, empfinden wir den letzten Ein⸗ ſatz der Kräfte als einen Triumph des Willens. Wir jauchzen dem Sieger zu aus einer tiefen Erkenntnis ſeines heldiſchen Weſens, ſo wie wir oftmals auch dem Unter⸗ legenen zujubeln, der in ausſichtsloſer Poſition unverzagt das Letzte an körperlichem Einſatz und Willenskraft ge⸗ geben hat. Hier wird uns die Ritterlichkeit des ſportlichen Kampfes offenbart, denn es kommt nicht nur darauf an Zu ſiegen, man muß auch in Ehren unterliegen können. 1 Das deutſche Sportmädel Natur und Inſtinkt ſelbſt vermochten: Bewegungen aus⸗ — Mannſchaftsſpiele und Mannſchaftskämpfe aber ver⸗ lebendigen uns den Geiſt der Kameradſchaft. Hierbei ent⸗ ſcheidet nicht die Einzelleiſtung, ſondern die willige und ſinnvolle Unterordnung unter die Mannſchaft. Und den⸗ noch geht der einzelne nicht im Ganzen unter, weil er im entſcheidenden Augenblick die Entſchlußkraft beſitzen muß, ſich für die Mannſchaft bis zum letzten Hauch einzuſetzen. Unendlich iſt die Zahl der ſportlichen Diſziplinen, aber alle ſind vom gleichen Geiſte beherrſcht, alle dienen einer einzigen Aufgabe, die Kraft des Volkes zu ſteigern, ja, das Volk durch die Leibesübungen immer wieder zu verjüngen und die Vollkommenheit des Körpers und des Geiſtes zu erſtreben. Weil wir dieſe Bedeutung der Leibesübungen und des Sportes erkannt haben, werden die großen ſport⸗ lichen Veranſtaltungen des Volkes zugleich zu Feſten der Volksgemeinſchaft. Es muß dahin kommen, daß keiner mehr abſeits ſteht, daß jeder dieſen Ausgleich ſucht, der uns Kulturmenſchen durch den Sport gegeben wird. Die Bedeutung der körperlichen Erziehung wurde ein⸗ mal mit folgenden Worten treffend gekennzeichnet:„Erſt der Sport hat den körperlich ſchon faul gewordenen Men⸗ ſchen dazu gezwungen, durch Training, Verſtand und äußerſte Willensanſtrengung das wieder zu erreichen, was jedes Tier und auch er ſelbſt in ſeinen Anfangszeiten aus Aufnahme: Schirner— M. die Tat nur im Kampfe geboren wird. zuführen, die zur Erreichung ihres Zieles die richtigſten, alſo die beſten ſind. Und der Meiſterathlet, der ſich dieſe Vollkom⸗ menheit aus eigener Kraft neu errungen hat, bewies damit von neuem das alte Geſetz von den Wechſelbeziehungen zwi⸗ ſchen Zweckmäßigkeit und Schönheit, das in jeder Sportart gilt. Der Sprung, der die höchſte Höhe und die größte Weite erreicht, iſt ebenſo ſchön wie der Stil, in dem die ſchnellſte Laufzeit geſchafft, mit dem das meiſterhafte Tennis geſpielt wird. Alles Vollkommene iſt ſchön. Was aber vollkommene menſchliche Bewegun⸗ gen ſind, das hat uns der Sport erſt von neuem lehren müſſen.“ Wer aber nach der Vollkommenheit ſtrebt, muß die Harmonie ſuchen. Wer ſich durch den Sport zur Schönheit der äuße⸗ ren Haltung erzieht, wird zwangsläufig auch einen Gewinn an innerer Haltung davontragen, weil die ſportliche Diſziplin und Selbſtzucht nur der bewahren kann, der auch geiſtig, ſeeliſch und ſittlich diſzi⸗ pliniert iſt. Faſſen wir die Wirkungen des Sportes und der Leibesübungen zuſam⸗ men, ſo wird der Sport zu dem wichtig⸗ ſten Erziehungsfaktor, durch den alle männlichen Tugenden gefördert werden. Er iſt wahrhaftig der Quell der Volks⸗ kraft. Und wenn wir wollen, daß die Kraft unſeres Volkes nie untergehen ſoll, dann muß ſich die ganze Nation zu einer Leibeserziehungsgemeinſchaft zuſammen⸗ ſchließen, dann muß der turneriſche Geiſt in uns lebendig bleiben, wie ihn der Turnvater Jahn einſt neu erweckte, und wie er heute im Dritten Reich in den breiten Maſſen des Volkes verankert wird. Der Reichsſportführer hat auf der Grün⸗ dungstagung für das Deutſche Turn⸗ und Sportfeſt Breslau 1938 das Wort geprägt: „Die Leibesübungen ſind ein gemeinſamer Kulturbeſitz des ganzen Volles dies⸗ und jenſeits der Grenze. Deutſche Leibesübun⸗ gen werden Beſitz aller, die unſeres Blu⸗ tes und unſerer Sprache ſind, wie die Werke der Dichter und die Lieder des Volkes. Die Leibesübungen ſind ebenſo wie dieſe ein unzerſtörbares Band des Zuſammenhaltes wie eine Quelle des völ⸗ kiſchen Gemeinſchaftsbewußtſeins.“ Was der Turnvater Jahn einſt ahnend fühlte, hat ſich heute erfüllt:„Das Tur⸗ nen, aus kleiner Quelle entſprungen, wallt jetzt als freudiger Strom durch Deutſch⸗ lands Gaue. Es wird künftig ein verbin⸗ dender See werden, ein gewaltiges Meer, das ſchirmend die heilige Grenzmark des Vaterlandes umwogt.“ Wenn wir die Leibesübungen ſo in ihrer gewaltigen Bedeutung erfaßt haben, wenn wir ſie als den Quell der Volks⸗ kraft empfinden, dann wird es klar, daß für jeden die Verpflichtung beſteht, durch Leibesübungen ſeinen Körper geſund und leiſtungsfähig zu erhalten, nicht nur im eigenſten Inter⸗ eſſe, ſondern im Intereſſe des ganzen Volkes. 1820 war es in der finſterſten Zeit der Reaktion möglich, durch eine Kabinettsorder in Preußen den Turnbetrieb zu verbieten, die Turnplätze zu ſchließen und die Turngeräte zu be⸗ ſchlagnahmen. Heute ſtehen die Leibesübungen als einer der wichtigſten Zweige der Volkserziehung unter dem Schutze der Regierung und werden in jeder Weiſe geför⸗ dert. Das Turnen und der Sport ſind in den Schulen zu einem Hauptfach geworden, damit von vornherein die Har⸗ monie des Geiſtes und des Körpers in der Erziehung erſtrebt werde. Glücklich eine Jugend, die ſo aufwächſt, glücklich ein Volk, das die Quellen ſeiner Kraft erkannt hat und nutzt. Der Geiſt Jahns iſt lebendiger denn je, iſt fortentwickelt worden durch den Geiſt der Gegenwart. Es iſt unſer ernſter Wille, durch die Leibesübungen dem deutſchen Volke jene Kraft des Körpers und des Willens zu geben, die es ewig jung erhalten und ewig unbeſieglich machen ſoll. So möge jeder ſich einreihen in die Leibeserziehungsgemeinſchaft des Volkes und erkennen, daß nur der geſunde Körper auf die Dauer auch Wohnung eines geſunden Geiſtes ſein kann. Der Sportler und Tur⸗ ner trägt in ſich jene Willensenergie, die der Menſch braucht, um große Gedanken Tat werden zu laſſen, weil Fr. Heiner. Hiapitän Larſens ſeltſame Geſchichten Erzählt von Dla Sölmund. „Olav, du Regenwurm aus Bergen“, ſagte Fred Lar⸗ ſen zu mir,„Olav, du biſt man nur ſo ein lüttjes Green⸗ horn— und wirſt auch immer eins bleiben! Du hätteſt zur See fahren ſollen wie jeder anſtändige Chriſten⸗ menſch, ſtatt deſſen gehſt du zu den Klugſnakern, mußt in alten Schmökern ſchnüffeln und dir den Staub aus der Naſe ſchneuzen! Bei Raßmuſſen und allen Teufeln, wir Seeleute ſind die einzigen Menſchen, denen die wun⸗ derlichſten und abſonderlichſten Geſchichten zuſtoßen.“ Ich wollte etwas erwidern, doch er unterbrach mich, als ich kaum den Mund öffnete:„Darüber kann es bei vernünftigen Leuten gar keinen Zweifel geben...“ Ich wollte abermals etwas ſagen, doch er ließ mich gar nicht zu Worte kommen. Er hatte ein Garn angefangen, das mußte nun ablaufen. „Wie ich noch zur See fuhr...“ Fred Larſen war inzwiſchen hoch in die Siebzig gekommen,„da merkte ich, daß nicht nur den Schiffern, ſondern auch den Schiffen ſelbſt eigenartige Begebenheiten zuſtoßen. Da habe ich denn auch gemerkt, daß ein Schiff niemals ein totes Werk⸗ zeug iſt, nein— ein Schiff hat Verſtand! Manchmal mehr als die, die auf ihm ſind!“ Ich mußte bei dieſen Worten lachen. Da fuhr ich aber ſchön an, ganz eifrig blies mich da der Alte an. Da wir gerade auf der Oeſterlanggatan waren, lud ich ihn ein in den„Goldenen Frieden“. „Da habe ich zum Beiſpiel auf der Weſer ein Erleb⸗ nis gehabt“, fuhr nun Fred beſänftigend fort,„das geradezu unheimlich war. Damals ſuchten wir noch auf der Außenweſer nach Plattfiſchen, und ich hatte mir ein kleines Fahrzeug gekauft von Willm Jenſen. Dieſer Willm war ein ſonderbarer Menſch, er war das Gegenteil von einem Kamel, er konnte ſieben Tage trinken, ohne zu arbeiten. Das war aber auch das einzige, was ihn von dieſem Tier unterſchied. Nun, mit Willm ſeinem Fahr⸗ zeug fuhr ich immer die Weſer runter. Da mußte ich erſt durch die Geeſte fahren. Und am rechten Geeſteufer, ge— rade hinter dem Leuchtturm, da liegt die Kneipe von Mut⸗ ter Tiedjen. Na, und jedesmal, wenn ich mit Willm ſei⸗ nem früheren Fahrzeug an dieſer Stelle vorbeikam, da machte das Steuer auf einmal einen Ruck nach rechts. Dann war es, als ob eine Geiſterhand das Steuer herum⸗ viſſe. Nun, und das Fahrzeug gab wahrhaftig nach. Es legte mit einem kühnen Schwung am Ufer an. Was ſollte ich da machen? Da bin ich denn jedesmal ausgeſtiegen.“ Diesmal blieb ich vollkommen ernſt. „Ich hatte damals einen Freund“, fuhr er fort,„der hieß Hein Dirkſen. Dieſer Hein war ein ehrlicher Menſch. Und Hein Dirkſen, dem ich meine merkwürdige Geſchichte erzählte, ſagte, das wäre noch gar nichts. Er erzählte mir eine Geſchichte, die war noch ſchöner.“ Gluckſend leer⸗ ten wir unſere Gläſer und füllten ſie wieder, und dann teilte Fred mit, was ihm Hein Dirlſen berichtet hatte: „Mit der Bark„Hulda“ fuhren wir alſo von Cardiff nach Halifax. Außer Kohlen hatten wir eine Ladung Wein⸗ brand an Bord. Eines Tages paſſierte etwas Entſetzliches. Das Wetter war herrlich. Leider zu ſchön für uns, denn es wehte kein Lüftchen. Die See war ſpiegelglatt. Und auf einmal begann unſer Schiff in Schlangenlinie hin. und her zu ſchlingern. Es legte ſich zur Seite. Mit einem Ruck richtete es ſich wieder auf und fiel auf die andere Seite. Du kannſt dir unſeren Schreck wohl denken“ ſagte mir Hein.„Auf einmal ſchoß es nach vorn. Klacks, lag es wieder auf der Seite. Wir hielten uns alle an Deck feſt, ſo gut es eben ging, und ſahen uns dabei ganz miß⸗ trauiſch an. Der Kapitän allein ſchien von all dem nichts zu bemerken. Er machte einen fürchterlichen Krach und be⸗ hauptete, die ganze Mannſchaft ſei beſoffen. Da, auf ein⸗ mal richtete ſich unſere alte Bark in die Höhe wie ein alter Droſchkengaul. Und dann ging's los! Ich ſage dir, Fred“, erzählte Hein weiter,„ich ſage dir, unſer Schiff lief da in einem Tempo durch das Waſſer, daß ſelbſt unſer alter Zimmermann ſein Teſtament machen wollte. Und ſchließlich merkte auch der Alte, daß wir Recht hatten. Wir ſuchten nun die Urſache zu ergründen, und durch Zufall fanden wir uns alle im unterſten Raume wieder. In dieſem Raum lag die Weinbrandladung. Und da fan⸗ den wir denn, daß ein Faß Weinbrand bereits am Vor⸗ mittag ausgelaufen war, und daß alſo unſer Schiff, unſere alte„Hulda“— beſoffen war! Ich forderte damals Hein Dirkſen auf, die Geſchichte abends bei Mutter Tiedjen zu wiederholen. Und da fand J Seeſahrt nichts 1 0 das kein Menſch ſeltſam! 8 5 mir von einem alten Segelſchiff, das bei ſchlechtem Wetter immer von ſelbſt umdrehte, vor dem Wind auskniff und Im Gegenteil! Jan erzählte allein den Hafen aufſuchte. Und Klas Börke hatte ein Schiff gehabt, das mußte er im Winter einmal auf Land ziehen, da er bei Eis nicht fahren konnte. Und als er im März wieder nachſah, da war das Schiff ganz dick und rund von dem vielen Nichtstun geworden!“ „Fred, das iſt ja unglaublich“, entfuhr es mir.„Hol' dienen Greenſchnabel, und ſegg as Proſt!“— fuhr er mich an, und ein weiteres Glas beſchwor meine Verblüf⸗ fung. Doch Freds Garn rollte weiter ab. „Das iſt aber alles noch nichts gegen den Schoner, auf dem früher Ole Siggeling gefahren war. Der Schoner fuhr immer ſo raſend ſchnell, wenn er einen Dampfer ſah, daß ſich die Mannſchaft in dem Luftdruck kaum mehr auf den Füßen halten konnte, und daß ſie dem Schiff Brems⸗ klötze anlegen mußten. Aber am ſchlimmſten war es mit Gören Krake ſeiner Kuff geweſen. Die hatte mal im De⸗ zember eine Ladung Holz nach Hammerfeſt. Und da oben war das Waſſer ſo kalt, daß ſich das ganze Schiff einen regelrechten Rheumatismus weggeholt hatte. Vorne am Bug und hinten am Steuerzapfen war es ganz ge⸗ ſchwollen.“ Fred erzählte das alles mit einem ſolchen Ernſt, und ich hatte ſchon zweimal von ihm einen Naſenſtüber er⸗ galten, daß ich nichts zu ſagen wagte. Und das war ſo, denn ſonſt hätte er mir folgende Geſchichte wohl nicht erzählt. Eine ganze Flaſche Gin hatten wir bereits ge⸗ leert, da begann Fred wieder: „Nun will ich dir noch etwas erzählen, worüber ie mich am meiſten in meinem Leben gewundert habe. Du weißt ja, daß die Holländer Schipper, die mit ihren Tjalks unſere Häfen aufſuchen, oft ihre ganzen Familien an Bord haben. Du weißt auch, daß meine Frau eine Holländerin iſt. Und nun will ich dir erzählen, wie wir uns kennen⸗ lernten. Eines Tages fuhr ich mit meiner Kuff weſer⸗ abwärts, und da kommen wir bei Weddewarden an ſo einer ſchmucken Holländer Tjalk vorbei. Und gquf der Tjalk ſteht am Ruder ein hübſches, dralles Mädel. Ich nehme mein Fernglas und ſehe hinüber. Und auf einmal dreht meine Kuff nach Steuerbord und rennt wie beſeſſen auf die Tjalk los. Ich reiß' im Augenblick das Steuer herum— es hilft nichts. Ich laß' das Segel herumwer⸗ fen— es hilft noch weniger. Schon bin ich ſo nahe, daß ich deutlich die Stimme der Schönen am Steuer vernehme: „Du Oſſe, du Kamel, du Schaabsneus!“— und da geſchah ein Wunder! Als meine Kuff noch etwa zwei Faden von der Tjalk war, legte ſie ſich auf einmal mit einem graziö⸗ ſen Schwung an deren Steuerbordſeite. Na, ich kann dir ſagen, da waren die Holländer aber erſtaunt über ein ſolches Segelmanöver. Die wußten ja nicht, daß mein Schiff ganz genau wußte, was es tat. Na, ich kann mich kurz faſſen: Sehen und lieben war eins— heiraten zwei. Und nun kommt Nummer drei!— Was ich dir jetzt erzähle, das iſt aber wahrhaftig die reine Wahrheit. Da⸗ mit ſoll etwa nicht geſagt ſein, daß das von eben gelogen wäre. Alſo, es war im Winter. Antje war ſchon meine liebe Frau, und ihr Vater war bald nach der Hochzeit ge⸗ ſtorben. Sie hatte das ſchöne Schiff geerbt. Und im Winter zogen wir beide Schiffe auf Helgen. Wir wollten den Winter an Land zubringen, und die Schiffe konnten gleich nachgeſehen werden. Als die kleinen Ausbeſſerun⸗ gen beendet waren, überließen wir die Schiffe dem Win⸗ terſchlaf. Im Frühling holten wir ſie wieder hervor. Und wie wir nachſehen, fielen wir vor Schreck faſt in den Mond. Zwiſchen unſeren Schiffen ſtand ein neues, aller⸗ liebſtes, kleines Schiff. Unſer Paar hatte den Winter über Familie gekriegt! Es hatte Aehnlichkeit mit der Mutter: ſo'ne richtige, adrette kleine holländiſche Tjalk!“ Ich wagte vor Erſtaunen kaum zu atmen, als Fred Larſen mir dieſe merkwürdige Geſchichte erzählte. So ſa⸗ ich lange— ſtumm und ſtarr. Als wir dann aufbrach fragte ich Fred, ob er morgen früh mit mir zur„Lon⸗ Bax“ kommen wollte. Aber er ſagte mir:„Nee! Weißt du, morgen kommt der Lotſe Gören Farken an'n Stammtiſch. Und der Kerl lügt immer ſo. Und du weißt, das kann ich nich leiden.“ — . rauen in der Heefahrt Sine ſeeſahrende deutſche Kindergärtnerin berichtet. 8 Von meinem Leben als Seefahrerin, von meiner Berufstätigkeit als„internationale Kindergärtnerin“ ſoll ich erzählen? Für viele Frauen an der Waſſerkante iſt die Fremdes; für die Frauen anderer deut⸗ 155 5 Der Staatsbeſuch König Georgs IV. in Paris. Links: König Georg von England und Staatspräſident Lebrun auf der Fahrt durch die Straßen der franz. Hauptſtadt Rechts: Staatspräſident Lebrun begrüßt den engliſchen Königbei ſeiner Ankunft auf dem Bahnhof Bois de Boulogne, Paris. ſcher Gegenden, insbeſondere des Binnenlandes, die berufsmäßige Seefahrt ein Buch mit ſieben berichten. Im großen und ganzen iſt es mit dem an Bord genau ſo wie dürfte ihrer Geſchlechtsgenoſſinnen Siegeln ſein. Darum will ich kurz Kindergarten mit einem ſolchen an Land, nur daß man ſich eben den räumlichen und anderen Verhält⸗ niſſen anpaſſen muß. Daß zum Beiſpiel die Seekrankheit ein unwillkommener Gaſt im Bord⸗Kindergarten iü, das dürfte jedem einleuchten. Der Hauptunterſchied zwiſchen einem Kindergarten in der Heimat und dem Bord⸗Kinder⸗ garten dürfte wohl darin beſtehen, daß der eine national, der andere aber international im denkbar weiteſten Sinne iſt. Und darin liegt die Schwierigkeit: die Verſchiedenheit der Raſſen und der Sprachen und— der Temperamente. In der Südamerika⸗Weſtindien⸗Mittelamerika⸗Fahrt, in der ich mehrere Jahre tätig war, ſind Spaniſch und Eng⸗ liſch die Hauptſprachen. Danach kommen Franzöſiſch und Holländiſch, Deutſch ſo ziemlich an letzter Stelle. Viele der kleinen Paſſagiere beherrſchen aber neben dem Spaniſchen noch irgendeine andere europäiſche Sprache, nämlich die⸗ jenige, welche die Mutterſprache der Eltern oder eines Elternteiles iſt. Daß außer der Beherrſchung der haupt⸗ ſächlich in Frage kommenden Sprachen eine ſchnelle und ſtändig wechſelnde Umſtellung nötig iſt, liegt in der Natur der Sache. Kinder ſind eben Kinder: Hier will ſo ein klei⸗ ner Schiffsgaſt getröſtet ſein, dort muß dem andersſprachi⸗ gen Temperament in ihm verſtändlichen Worten Zügel angelegt werden. Ständig ſind Fragen zu beantworten, und alles in beiderſeits verſtandener Sprache, die oftmals noch dialektiſch gefärbt iſt. Wie es ſonſt bei mir im Kindergarten zugeht? Sehr lebhaft, ich möchte ſagen„tropiſch“, denn meine Pfleg⸗ linge gehören allermeiſt heißblütigen, temperamentvollen Raſſen an und ſind Kinder der Tropen, die oftmals aus faſt unbeſchränkter Freiheit kommen und von europäiſchen Formen noch keine Ahnung haben. Aber auch das wechſelt. So hatte ich auf einer meiner letzten Fahrten auf der Ausreiſe der Staatsangehörigkeit nach drei deutſche, ein franzöſches, ein ruſſiſches und 19 Spaniſch ſprechende Kin⸗ der; auf der Heimreiſe dagegen drei Deutſche, zwei Schwei⸗ zer, zwei Dänen, einen Norweger, einen Spanier und 14 Engländer. Alſo einmal 24 und einmal 23 Pflege⸗ befohlene. So viele ſind es natürlich nicht immer, und das iſt gut, denn eine ſo große Zahl iſt doch eine Nerven⸗ probe, beſonders auf ſchwankenden Schiffsplanken und bei ſchlechtem Wetter. Dann wird die Reiſe zu einer Lei⸗ ſtungsprüfung. Man denke, 24 Kinder vom Säuglings⸗ alter bis zu ſechs, acht Jahren! Bei ſchönem Wetter iſt munteres Leben. Dann zieht die große oder auch mal kleine Schar aufs Sportdeck zum Kinderſpielplatz mit Schaukel und Sandkiſte. Tennisplatz, Planſchbecken und Schwimmbad ſind zwiſchendurch immer wieder eine willkommene Abwechſelung. Iſt das Wetter ſchlecht, dann beſchäftigen ſich die Größeren mit Buntſtiften und Malbüchern, mit Buntpapier und Schere, während die Kleinen ſich beim Spiel mit Schaukelpferd und Ele⸗ fant, Baukaſten und Ball über alle nationalen Unter⸗ ſchiede hinweg zuſammenfinden. Sogar ein Kaſperle⸗ Theater iſt vorhanden und gibt hier wohl noch zu raſen⸗ deren Beifallsſtürmen Veranlaſſung als bei unſeren deut⸗ ſchen Kindern. Den Höhepunkt des„geſellſchaftlichen Bordlebens“ der Kleinen bildet das Kinderfeſt. Je einmal bei der Aus⸗ und Heimreiſe findet es ſtatt. Ein Rundgang um das Promenadendeck, bei dem die Muſik, die heute allein für die Kinder ſpielt, natürlich die Hauptſache iſt. Anſchließend wird in der Halle Kaffee bzw. Schokolade getrunken an der großen Tafel, die, mit bunten Hüten, Knallbonbons und Luftballons geſchmückt, ganz dem Charakter des Feſtes angepaßt iſt. Die Kaffeetafel leitet über zu den Wett⸗ ſpielen: Eierlaufen, Schuhſuchen, Schweinsaugenzeichnen und dergleichen mehr. Jeder Gewinner findet neidloſe Bewunderung und ſpornt alle, die ſich noch keinen präch⸗ tigen Orden verdient haben, zur reſtloſen Hergabe ihrer Fähigkeiten an. Es muß ſich aber auch mancher kleine Tollpatſch gutmütig auslachen laſſen. Mit Spannung und ein wenig Herzklopfen werden die am Abend vorher unter Berückſichtigung des Alters und der Veranlagung eines jeden einzelnen Kindes zurechtgemachten Pakete entgegen⸗ genommen und ausgepackt. Ausnahmslos löſt der Inhalt großen Jubel aus, und das neue Spielzeug nimmt für den Reſt der Reiſe einen hervorragenden Platz unter den bisherigen Beſitztümern ein, ſtellt es doch meiſtens die Erfüllung eines lange gehegten Herzenswunſches dar. Noch lange bleibt das Kinderfeſt Geſprächsſtoff.— Aber eines Tages hat dann doch die lange Reiſe ein Ende. Nur ungern trennen die meiſten Kinder ſich vom Schiff, das eine ſchöne und intereſſante Abwechſelung in ihre Leben war und noch eine ganze Weile einen guten Tei aller Spiele und Gedanken ausmachen wird. Die ſogenannte Weſtindien⸗Route iſt eine Tropen⸗ fahrt, denn alle auf dieſer Fahrt angelaufenen Plätze lie⸗ gen zwiſchen dem 9. und 16. Grad nördlicher Breite. Was das zu mancher Jahreszeit bedeutet, kann man ſich denken. Auf See iſt die Temperatur meiſtens noch erträglich, aber während der Liegezeit in den Häfen... Uns Menſchen von der Waſſerkante können aber auch hier, beſonders wenn man einer ſeefahrenden Familie angehört, ſo fern von Hamburg heimatliche Freuden blühen. So, wenn man ahnungslos in der unter dieſen Breiten ſo früh und ſchnell hereinbrechenden Dunkelheit damit beſchäftigt iſt, ſein Kinderzimmer für den nächſten Tag aufzuklaren, und plötzlich hinter einem eine vertraute Stimme im lieben Pattdeutſch ſagt:„Go'n Owend, Inge!“, und man ſo auf einmal ſeinem wer weiß wo vermuteten Bruder, dem Seemann., gegenüberſteht, mit dem man ſchon, ach, ſo lange nicht mehr zuſammen im Elternhaus weilte. Es trifft ſich ja gewöhnlich ſo, daß, wenn der eine zu Hauſe iſt, der andere irgendwo in der weiten Welt ſchwimmt. Aber wer ſoll da nicht traurig ſein, wenn man, in Colon einlaufend, hören muß, daß das Schiff des Bruders vor zwei Stunden den Hofen verlaſſen hat, um nach der Weſt⸗ küſte Amerikas weiterzudampfen? Und das am Weih⸗ nachtsabend! Und wenige Wochen dorher hat man erſt ſein Schweſterlein, das Neſtküken, in Southampton ver⸗ paßt, da das Schiff auf der Reede liegenblieb. Aber das iſt nun einmal bei uns zu Hauſe ſo in mancher Familie: die Kinder auf See oder im Ausland und die Eltern allein unterm Weihnachtsbaum. Und doch iſt es ſchön, das Seefahrerleben, und ich will hoffen, daß mir das Glück auf allen ferneren Reiſen treu bleiht und mir die Freude erhält, täglich in ſtändi⸗ gem Wechſel zwiſchen drei, vier Sprachen ununterbrochen luſtig ermunternd, beruhigend und— wenn es ſein muß — auch wehrend und friedenſtiftend zu wirken in nörd⸗ licher Kälte und in tropiſcher Sonnengut auf einem ſtol⸗ zen deutſchen Schiff. Inge R mmm dürfte ſinnen kurz zarten „ nur rhält⸗ nkheit i, das iſchen inder⸗ ional, Sinne enheit nente. rt, in Eng⸗ ) und le der iſchen die⸗ eines aupt⸗ und ſtatur klei⸗ rachi⸗ Zügel orten, mals Sehr öfleg⸗ ollen aus ſchen hſelt. der „ein Kin⸗ )wei⸗ und lege⸗ und wen⸗ d bei Lei⸗ ngs⸗ zieht zum blatz, imer etter iften rend Ele-⸗ nter⸗ erle⸗ iſen⸗ beut⸗ Aus⸗ das für ßend ü ens“ 2 0 (13. Fortſetzung.) Im vorhergehenden Kapitel wurde erzählt: Bei der Vernehmung der Hausbewohner erregt beſon⸗ ders die Ausſage des Hausmeiſters Aufſehen. Der Krimi⸗ nalrat will in den Angaben eine direkte Linie von dem Mord an der Baronin Lohna zu der neuen Bluttat ſehen. Mit beſonderer Spannung wird die Ausſage des Barons erwartet. Als der Beamte auf den Tod der zweiten Frau zu ſprechen kommt, will er zuerſt die Ausſage verweigern. Er erzählt ſchließlich, daß ſie aus einer alten franzöſiſchen Offiziersfamilie ſtammte und mit ihm gelegentlich eines Riviera⸗Aufenthalts bekannt geworden ſei. Einen Ver⸗ dacht, wer der Täter ſein könnte, hat der Baron auch heute noch nicht, denn ſeine Frau hatte ſeines Wiſſens keine Feinde. Sie war orts⸗ und landfremd, und vor ihrem Ende geſellſchaftlich nicht hervorgetreten. Der Baron ge— ſteht, daß er ſeine Frau über alles geliebt hat. Seine Stimme brach; ohne Regung ſaß er da, nur ein paar Tränen liefen ihm über das abgezehrte Geſicht. „Verzeihen Sie, Herr Kriminalrat“, ſagte er,„aber ich habe meine Nerven heute nur ſehr wenig in der Ge⸗ walt. Ich wäre Ihnen daher aufrichtig dankbar, wenn Sie von einer weiteren Vernehmung Abſtand nehmen wollten.“ Geraume Zeit blieb alles ſtill. Ein Schweigen ehrte den leidenſchaftlichen Gefühls⸗ ausbruch des unſeligen, vom Schickſal gezeichneten Man⸗ nes, der jetzt von Chriſtian wieder langſam zu ſeinem Schlafzimmer hinübergefahren wurde. Der Kriminalrat hatte ſeine Hornbrille auf die hohe Stirn geſchoben und blinzelte aus ſeinen unbewehrten graugrünen Augen zu der großen Standuhr der Halle hin⸗ über, deren Zeiger bereits auf die neunte Abendſtunde zuſtrebten. Seit fünf Uhr befand er ſich nun ſchon auf den Füßen und in angeſtrengteſter Tätigkeit. Da war es vielleicht am beſten, die Sitzung im Schloß ſo bald als möglich abzubrechen und ihre bisherigen Er⸗ gebniſſe dafür lieber in einem ſtillen Gaſtzimmer im„Wei⸗ ßen Löwen“ ganz für ſich allein bei einer guten Zigarre moch einmal logiſch aufbauend und ſichtend durchzudenken. „Meine Herren“, rief er in das jetzt wieder einſetzende Stimmendurcheinander,„ich weiß nicht, ob Sie denſelben Eindruck wie ich gewonnen haben, daß ſich die Materie mit jeder neuen Vernehmung nur immer verwirrter und un⸗ durchſichtiger geſtaltet hat. Ich verweiſe Sie da allein auf den Widerſpruch zwiſchen den Ausſagen des Barons und ſeines Hausmeiſters, aus dem ſich ganz klar ergeben hat, daß der angebliche Detektivcharakter des Ermordeten nur ein Deckmantel für irgendwelche andere eigenſüchtige Zwecke geweſen iſt und wir uns hinſichtlich unſerer Auf⸗ faſſung von dieſem Mann vollkommen umſtellen müſſen. Ob eine Fortſetzung der Verhandlung heute abend noch viel Zweck hat, glaube ich bei der wohl allgemein vorhan⸗ denen Abſpannung füglich bezweifeln zu dürfen. Ich zer⸗ tage daher die Sitzung auf morgen vormittag zehn Uhr und möchte nur noch die Frage des am Tatort zurück⸗ gelaſſenen Revolvers kurz erörtern.“ „Hier iſt das Mordinſtrument“, ſchloß er, einen klei⸗ nen Revolver erhebend.„W ie Herren näher be⸗ ſichtigen wollen, laſſe ich ihn gern 0 igehen. Er trägt auf dem Kolben zwei verſchlungene Initialen, die unter Umſtänden doch vielleicht zur Identifizierung des Täters beitragen können. Die Möglichkeit iſt ja ſehr ſchwach, aber wir dürfen ſie trotzdem nicht außer acht laſſen. Denn ſelbſt ſehr große Verbrecher ſind ſchon über viel gering⸗ fügigere Belaſtungsmomente geſtolpert.“—— Walter hatte während der ganzen letzten Zeit in tief⸗ ſter Verſunkenheit geſeſſen. Die ſeltſamen und wider⸗ ſpruchsvollen Enthüllungen über die Perſönlichkeit des Ermordeten hatten ihn völlig in ihren Bann geſchlagen und in dem kreiſenden Meer ſeiner Gedanken eine ſtarke Kielwelle gezogen, daß er wie aus einem Traum auf⸗ ſchreckte, als ihm der Oberinſpektor jetzt den Revolver Herüberreichte und er auf der kleinen Waffe die Anfangs⸗ buchſtaben ſeines eigenen Namens erkannte. Eine große Helle war plötzlich in ſeinem Bewußtfein, und er fühlte, daß ihn nur noch ein einziger Schritt von der letzten Enträtſelung des Rokittener Geheimniſſes trennte, um das er nun ſchon ſo lange vergeblich gerun⸗ gen hatte. „Mein Gott, das iſt ja mein Revolver“, ſagte er, unter der Wucht dieſer Erkenntnis ſeine ganze Selbſt⸗ diſziplin vergeſſend, und muſterte aufmerkſam die wohl⸗ bekannte Gravierung. In der nächſten Sekunde hätte er ſich am liebſten ſelbſt auf den Mund geſchlagen. Wie ein durchdringendes Geſchoß fühlte er plötzlich den Blick des Kriminalrates auf ſeinem Geſicht. „Dieſer Revolver, der im Mordzimmer wurde, iſt Ihr Eigentum, Herr Dr. Helldorf?“ Ein heftiger Windſtoß fegte in demſelben Augenblick Zur Terraſſentür herein, die Fenſterſcheiben klirrten. Dann wieder ein lauerndes Schweigen, eine atemberaubende Stille, daß man eine Stecknadel hätte zu Boden fallen Hören. Alle Augen waren auf Walter gerichtet, der ruhig und gelaſſen in ſeinem Seſſel lehnte. „Die Sache iſt ſehr einſach und durchaus nicht auf⸗ regend“, ſagte er dann.„Der Revolver, den ich ſoeben erſt an ſeiner Gravierung erkannt habe, iſt mir vor kur⸗ zem aus meiner Nachttiſchſchublade entwendet worden. Ich habe bisher kein Wort darüber verloren, weil ich in einem Hauſe, in dem ich zu Gaſte bin, keinen Diebſtahls⸗ verdacht ausſprechen wollte, und mir daher geſtern bei dem Waffenhändler Klein in Münſterberg einen neuen Revolver gekauft. Eine telephoniſche Rückfrage wird die Richtigkeit meiner Angaben beſtätigen.“ „Nichts liegt mir ferner, als Ihre Worte in Zweifel ziehen zu wollen“, ſagte der Kriminalrat.„Obwohl Sie in einer etwas auffälligen Weiſe auf den Beſitz einer Schußwaffe Wert zu legen ſcheinen. Das iſt in Deutſch⸗ gefunden N A V „Ich bin Autofahrer und habe als ſolcher gern ein wirkſames Verteidigungsmittel zur Hand. Hätte der Tote einen guten Revolver beſeſſen, wäre das Drama in dem verbotenen Zimmer vielleicht etwas anders ausgegangen.“ Der Kriminalrat biß ſich auf die Lippen; gegenüber der wachen Intelligenz dieſes ſcharfäugigen Doktors war offenbar Vorſicht am Platze. „Sie behaupten alſo, der Revolver ſei Ihnen geſtohlen worden. Da liegt doch die Vermutung ſehr nahe, daß der Dieb und der Mörder in dieſem Fall perſonengleich ſind.“ „Das iſt durchaus auch meine Auffaſſung“, pflichtete Walter höflich bei. Der Kriminalrat pfiff leiſe durch die Zähne. „Wir haben heute offenbar einen Tag der Ueber⸗ raſchungen. Ihre Ausſage rückt den Fall ſozuſagen noch kurz vor Toresſchluß in ein ganz neues Licht. Denn ſicher⸗ lich haben Sie ſich doch ſchon eine Anſicht, einen Verdacht gebildet, wen Sie dieſes Revolverdiebſtahls bezichtigen können.“ „Einen Verdacht?“ klang es etwas zögernd zurück. „Vielleicht, aber ich möchte einen ſolchen erſt im weiteren Verlauf der Unterſuchung äußern, wenn ich meiner Sache ganz ſicher bin.“ Der Kriminalrat runzelte die Stirn. „Das iſt ja ein recht merkwürdiger Standpunkt. Der Zeuge wünſcht den Zeitpunkt zu beſtimmen, an dem er ſeine Ausſage machen will. Nein, mein lieber Herr Dok⸗ tor, darauf kann ich mich nicht einlaſſen. Sie haben der Unterſuchung bei Ihrer erſten Vernehmung zweifellos einen ſchätzbaren Dienſt geleiſtet. Ich bitte Sie dringend, mir auch Ihre weitere Mithilfe nicht zu verſagen.“ Ein leiſes Lächeln ſpielte um Walters Lippen. „„Das iſt auch keinesfalls meine Abſicht. Ich halte nur im gegenwärtigen Augenblick mit weiteren Erklärungen zurück, und zwar aus ganz beſtimmten Gründen, über die ich mich gleichfalls noch nicht äußern möchte.“ = 8 Zeichnung: Drewitz— M. In der nächſten Sekunde ſtürmte er wie ein abge⸗ ſchoſſener Pfeil durch die Halle und ſtürzte mehr, als daß er lief, die Parktreppe hinab. „Das heißt, Sie wollen hier offenbar eine Art Sher⸗ lock Holmes ſpielen“, warf der Kriminalrat ſcharf ins Wort.„Da muß ich Sie doch belehren, daß ich hier die Unterſuchung führe und keine amateurhafte Detektivarbeit und Geheimniskrämerei neben mir dulde.“ 971„Trotzdem ziehe ich es vor, zunächſt noch zu ſchwei⸗ Der Kriminalrat ſah unwillig in ſeine Akten; ſeine umfangreiche Glatze, um die ein ſpärlicher Haarkranz grau⸗ ſtachelig emporſtarrte, färbte ſich mit bedrohlicher Röte. „Herr Doktor Helldorf“, ſagte er dann mit betontem Ernſt,„ich ſprach ſoeben von Ihrer wertvollen Förderung unſerer heutigen Erhebungen. Man kann die Tatſachen, die Sie uns mitgeteilt haben, aber auch unter einem etwas anderen Geſichtswinkel betrachten. Sie ſind derjenige, der zuerſt die nächtlichen Schüſſe gehört haben will. Sie haben den Herrn Oberinſpektor und ſeine Leute mit einer er⸗ ſtaunlichen Beſtimmtheit an den Tatort geführt, der mit Ihrem Zimmer im Schloß durch einen gemeinſamen Bal⸗ kon in einer faſt direkten Verbindung ſteht. Dort wird ein Revolver gefunden, aus dem zweifellos die tödlichen Schüſſe abgegeben worden ſind, und den Sie vorhin als Ihr Eigentum erkannt haben. Sie ſtellen die zunächſt un⸗ bewieſene Behauptung auf, dieſer Revolver ſei Ihnen ge⸗ ſtohlen worden, und weigern ſich faſt in demſelben Atem⸗ zug, einen Verdacht gegen den mutmaßlichen Dieb aus⸗ zuſprechen, der vielleicht mit einem Schlag alle Schwierig⸗ keiten der Unterſuchung beſeitigen könnte. Ich glaube, wenn Sie das alles überdenken, werden Sie ohne weiteres zugeben, daß Ihre Taktik nicht gerade ſehr geſchickt und nur geeignet iſt, Sie ſelbſt mit einem ſchweren Verdacht zu belaſten.“ „Ich habe den Ermordeten weder gekannt, noch habe ich ihn erſchoſſen“, ſagte Walter ruhig. „Das hat bis jetzt auch noch niemand behauptet“, parierte der Kriminalrat.„Aber die Vermutung liegt nahe, daß Sie in diefen Mordfall in irgendeiner Form verwickelt ſind. Und wenn auch nur in dem Sinne, daß land im allgemeinen doch nich üblich und auch nicht not⸗ wendig! 5 Sie eine beſtimmte Perſon zu ſchützen ſuchen.“ Opfer gefallen war.——— S., b „Ich will ſie nicht ſchützen“, gab Walter faſt heftig zurück,„ich will ſie entlarven. Ich bewege mich mit Ihnen dabei abſolut auf einer Linie.“ „Und ich lehne Ihre Beihilfe in dieſer Form ebenſo ſtrikt ab und betone noch einmal: Die Unterſuchung iſt meine Sache und nicht die Ihre. Zwingen Sie mich nicht zu Maßnahmen, die ich in Ihrem Intereſſe lebhaft be⸗ dauern müßte.“ Damit lehnte ſich der Kriminalrat gemeſſen zurück,. ſein Geſicht erſtarrte in amtlicher Feierlichkeit. Dieſer junge Herr aus Berlin war ihm bisher un⸗ gewöhnlich ſympathiſch geweſen; aber einer ſolchen Hals⸗ ſtarrigkeit gegenüber mußte die ſtaatliche Autorität unter allen Umſtänden durchgeſetzt werden, zumal er als Gaſt des Schloſſes offenbar über ein ſehr gewichtiges Beweis⸗ material verfügte, das ſich die Unterſuchung keinesfalls entgehen laſſen durfte. „Es tut mir leid, Herr Dr. Helldorf, daß Sie ſo völ⸗ lig unbelehrbar ſind“, beendete er mit einer abſchließen⸗ den Handbewegung das kleine Rededuell.„Ich gehe ſehr mit mir zu Rate, ob es nach Lage der Sache nicht geboten iſt, mich Ihrer Perſon zu verſichern und Sie wegen Ver⸗ dunkelungsgefahr vorläufig in Haft zu nehmen.“— Walter überlegte blitzſchnell. Da hatte er ſich wahr⸗ haftig in eine richtige Sackgaſſe verrannt. Wurde er jetzt durch eine auch nur vorübergehende Verhaftung aus der Unterſuchung ausgeſchaltet, ſo war alles verloren, und die gleiche Gefahr beſtand, wenn er dem Mann, den er als Täter im Auge hatte, durch eine vorzeitige Preisgabe des Diebſtahlsverdachtes noch in letzter Minute eine War⸗ nung zukommen ließ. Mit einem raſchen Blick maß er die Entfernung bis zur Terraſſentür und ſpannte ſich heimlich zur Flucht. In der nächſten Sekunde ſtürmte er wie ein abgeſchoſſener Pfeil durch die Halle und ſtürzte mehr, als daß er lief, die Parktreppe hinab. Geſchrei, Verwünſchungen, Haltrufe klangen hinter ihm her. Doch ſchon hatte er die Gefahrzone der noch im⸗ mer ſichtigen Seewieſe überquert und verſank in die ſchützenden Arme der Dunkelheit. Ein blendender Blitz ſpaltete in dieſem Augenblick den blaugrauen Kern der Wolkengeſchiebe, und ein gewal⸗ tiger Donner hallte machtvoll hinterdrein. Der Park ſtöhnte, Aeſte krachten. Der Wind pfiff wild ins Haar und jagte ihm ganze Schauer von Sprühregen in das ſchutzloſe Geſicht. Doch er achtete all deſſen nicht. Mit nachtwandleriſcher Sicherheit kämpfte er ſich auf Nebenwegen durch Gebüſch und Geſträuch bis zum Boots⸗ anlegeplatz und trieb gleich darauf in Helgas Boot mitten in den Hexenſabbat des ausbrechenden Gewitters hinein. XIII. Als Walter in einem hemmungsloſen Fluchtinſtinkt aus der Halle geraſt war, war er ſich im erſten Augenblick ſelbſt nicht darüber klar geweſen, wohin ihn ſein Weg eigentlich führte, und was er überhaupt beabſichtigte. Er hatte nur aus der einen zwingenden Vorſtellung heraus gehandelt, daß er ſich für die nächſte Zeit unter allen Umſtänden ſeine perſönliche Handlungsfreiheit wah⸗ ren müſſe, ſtatt unter vier Augen mit dem Kriminalrat zu ſprechen. Aber dies Gefühl ließ auch jetzt noch auf einer verwegenen Sturmfahrt keinen Gedanken an Furcht und Gefahr in ihm aufkommen. Vor ihm der See, eine einzige, bleifarbene, brodelnde Fläche, die eine lotrechte Regenſaat allmählich in einem weißen Brauſen verſchwimmen ließ. Zuweilen ſchlug eine Welle ſchwer über die Bordwand, ſo daß er bald bis über die Knöchel im Leckwaſſer ſaß. 5 Das Herz trommelte ihm hart gegen die Rippen, ſein Atem ging ſchwer und keuchend. Doch mit der Energie der Verzweiflung kämpfte er ſich weiter; langſam, ſtetig bog ſich ſein ſtählerner Körper im Takt der Ruderſchläge dem ungeheuren Widerſtand des Waſſers entgegen. Einmal fiel ihm flüchtig der rote Hahn ein, von dem ihm Helga einſt erzählt hatte, daß er ſich ſekundenlang einer plötzlichen Schwächeanwandlung überließ. Dann aber gab ihm der Gedanke an die Geliebte wieder neuen Mut und neue Lebenskraft. In raſender Fahrt ging es von einem Wogenberg zum anderen, auf ſchmaler Grenzſcheide zwiſchen Leben und Tod. Schon längſt waren die Linien der Uferwälder in den laſtenden Wolkenzügen verſchwunden, die wie dicker, rußgeſtalteter Rauch über die kochenden Fluten da⸗ hinzukriechen ſchienen. Vergebens ſpähte er nach einem Licht. Nur Dunkel ringsum und die endloſe, graue Waſſer⸗ fläche, als ſei er mutterſeelenallein auf der Welt. Da zuckte ein gewaltiger Blitz, daß der ganze Himmel in Flammen zu ſtehen ſchien. In dieſem Augenblick wuchs faſt unmittelbar vor ihm ein ſchemenhaftes Gebilde von Bäumen und Sträuchern auf, und das Boot rauſchte durch die Rohrbreiten der Inſel, wie ein Tier durch ein Sumpfdickicht brechend, und landete mit ſcharfem Schrammen auf einem verfilzten Wurzelwerk, daß ihn der harte Gegenſtoß faſt von der Ruderbank warf. Walter ſprang aus dem Boot und kämpfte ſich auf dem moraſtigen Boden mühſam Schritt für Schritt durch die dichte Regenfront, die das fahlgelbe Schwefellicht der Blitze zuweilen wie ein ſchräges Gitterwerk aus der tin⸗ tenſchwarzen Finſternis heraustreten ließ. Der Wind riß ihm faſt den Atem vom Munde, das Waſſer troff ihm über das Geſicht; er zitterte an allen Gliedern vor Näſſe und Kälte. Doch in ſeiner Seele war plötzlich eine Klarheit, als ſei es ihm wie Schuppen von den Augen gefallen, warum ihn ein gnädiges Schickſal heute nacht noch einmal auf die Inſel verſchlagen hatte. 5 Der Mann, der ſeit geſtern ſtarr und tot in der Scheune von Rokitten lag, war derſelbe, der auf dieſer Inſel gehauſt und jenen anderen mit dem Geſetz des Dſchungels bedroht hatte, dem er nun ſelbſt als Erſter zu „JFortſetzung bolat) 5 8 E g Schachaufgabe. F . 5 9.. 5 E — 2 b 0 d 0. g 1 Weiß zieht und ſetzt mit dem dritten Zuge matt. Such' die Wörter. „ Männlicher Perſonenname, E 5 beſſeres Hausmädchen, a Hafenkai, 5 ſtarke Anſammlung v. Bäumen, „ Frohgefühl für etwas Bevor⸗ ſtehendes, bei. au ſüdlicher Teil Badens, 1 männlicher Perſonenname, E Stadt in Baden. Die gegebenen Punkte ſind durch Buchſtaben zu er⸗ ſetzen. Hat man die angedeuteten Wörter gefunden, er⸗ geben die betreffenden Buchſtaben eine beherzigenswerte Mahnung. Verlängere die Wörter. Pan Kunde Maſche Lend Horn Maſt Mus Schaft Statt Lade Pore Land Stirn Druck. i An den Anfang eines jeden der vorſtehenden Wörter hänge man vorn eine weitere Silbe an. Dadurch entſtehen neue Wörter, deren Anfangsbuchſtaben, verbunden, eine Unterkunftsſtatt für jugendliche Wanderer ergeben. Die anzuhängenden Silben ſind folgende: 5 bal da e ein em erb ga ge hu ja nas ra ro ur. Kürzungsrätſel. Roſette Zanella Schauer Harem Stiefel Spiegel Zuber Martin Borke Sirene Spann Kanzone Zieſel Geier Pantine. i In vorſtehenden Wörtern ſtreiche man je zwei neben⸗ einander ſtehende Buchſtaben, ſo daß neue Wörter, und zwar wiederum Hauptwörter, in Erſcheinung treten. Die erſten Buchſtaben dieſer Buchſtabenpaare ergeben dann einen Zeitabſchnitt im Hochſommer. Silbenrätſel. ba burg dut e e ei el em fe gel gelb hel i ib ing kas kent lek ler lert low mi mu nef ſal ſen taſch til tra u ve wer zend. e Aus den vorſtehenden Silben ſind ſechzehn Wör⸗ ter zu bilden, deren Anfangsbuchſtaben, von oben nach unten, und Endbuchſtaben, von unten nach oben geleſen, ein Zitat von Theodor Körner ergeben. Die zuſammen⸗ geſetzten Silben haben folgende Bedeutung: 1. Rechne⸗ riſcher Begriff, 2. nordiſcher Dichter, 3. italieniſche Inſel, 4. deutſcher Dichter, 5. Verordnung, 6. Stadt in Turkeſtan, 7. Laufvogel, 8. Oper von Richard Strauß, 9. kleine Münze, 10. Teil eines tieriſchen Produkts, 11. Gewürz, 12. militä⸗ riſche Ehrenbezeigung, 13. Stadt in Holland, 14. weiblicher Vorname, 15. öſterreichiſcher Feldherr, 16. Verwandter. Kopfhautschuppen sind Warnzeichen beginnenden Haarausfalls. Trilysin mit dem neuen Wirkstoff nehmen. Flasche z u RM 1.82 ond 3.04 3 See 101 Meine Körpęrhygiene iti diene, Cpfschmersen beseltie ſostet ll pfengig schsftenhelt und Slutbewegung zusammen,] Wie wichtig körperliche Hygiene ist, weiß 80 Fommt es, daß dle Ursachen selbst nicht heute jede Frau, Bedarf es überhaup im Kopt zu liegen brauchen. Sie haben es noch einer Ueberlegung ob eine Ausgabe vielleſcht schon an einem, einfachen Fall von 1% Pfennig gerechtfertigt ist, um deobachten können, welche Zusammenhange] sich dieses Gelühlzu verschaffen? Das be- delsplelswelse zwischen dem Verdauungs-] Kannte antiseptische Mittel„Punkt-Seif“ stem und den Kopfschmerzen bestehen. ist 80 auer f daß es je nach Häufigkeit Gerade welf der Koptschmelz an seinen ger intimen Körperpflege ein bis drei Vetzwelgten Wurzeln angepackt werden muß.] Monate reicht. Körperbygiene ist ebenso deswegen sind die bekenntenSpalt-Jablettenſ einfach wie billig wenn man das wirk- geschstten worden. Spalt-Jabletten sind same Antiseplikum in Seilenform Punkt- Sin Kombmatlonsprapafat, das auch dle Seit“ benutzt. Eme Waschung mit Spastischen Ursachen det Koptschmetzen, Punkt- Seit“ kostet nur 1½ Plennig. So- debaämpft— und zwar in elner dem Körper wohl für die intime Hygiene der Frau zusagenden harmlosen Form. Es ist kein[wie auch für die allgemeine Körperpflege, Wunder, daß die guten Erfahrungen mitſfür Geruch- und Spelt⸗ Tabletten zu einer sich täglſeh stel- Schweihbekämpl. ended Beliebtnelt gefuhrt haben. Zuſ ist„Punkt ⸗Seif“ 1 eee Wird ubtigens ledelſein ebenso Wirk- ZwWagzigef-Packung eine kleine Flechdose zames wie wohl- 9 delgegsben ia def Sie 4 Tabletten far elle tuendes Mittel. Ste N FalleF immer in der fesche bei sich tagen gibt dem Körper d. Können. preis: 10 Stuck 57 P19. 20 Stück gesunde und ästhe- N 105 87, 60 Sdden 2 0u F. fe babenf ilch üüsche Frische. I esc — Net N A 5 Kocht mit d. guten dentſchenn Obſt, und emüſekonſerven „Zum Wochenende? und„Zum Zeitvertreib“ Nr. 30 erſcheinen als Beilage. DA 2. VI. 38: über 620000. Pl.⸗Nr. 8.— Für die auf dieſer Seite erſcheinenden Anzeigen iſt der Verlag der vorl. Zeitung nicht zuſtändig. Verantwortlich für die Schriftleitung Kurt Winkler, für F Carl Görg. Verlag Sonntags⸗ blatt Deutſcher Provinz⸗Verleger, ſämtl. in Berlin SWö 68, Lindenſtr. 101/102 Jum Zeitoertreib Beſuchskartenrätſel. Ena Lidom Suſe Tomß Hermine Igel. Es ſoll das Lieblingsgetränk jeder der vorſtehenden Damen erraten werden. Dieſes wird gefunden, wenn man die Buchſtaben in ihren Namen richtig umſtellt. Leiſtenrätſel. Die 16 Buchſtaben abdeeeghillrſu u w ſind in vorſtehende Figur einzuſetzen. Es müſſen dann ergeben: 1. die obere waagerechte Reihe eine weibliche Kopfbedeckung, 2. die untere waagerechte Reihe ein Wirt⸗ ſchaftsgerät, 3. die linke ſenkrechte Reihe eine perſiſche Ge⸗ dichtform und 4. die rechte ſenkrechte Reihe einen Volks⸗ ſtamm. 1 Auflöfungen aus voriger Nummer: Kreuzworträtſel: Waagerecht: 1. Stieglitz, 7. Turm, 8. Etui, 9. Inn, 10. Chur, 12. Arena, 14. Haag, 17. Poſe, 19. Ria, 20. Luna, 21. Ural, 22. Mandoline.— Senkrecht: 1. Stockholm, 2. Tuch, 3. Emir, 4. Lena, 5. Tube, 6. Zitadelle, 11. Ufa, 13. Rio, 15. Adua, 16. Grad, 17. Paul, 18. Span. Silbenwechſel: Semmel, Ortler, Miſpel, Mie⸗ der, Ebba, Radſcha, Fohlen, Reimar, Idol, Samum, Carmen, Hindin, Ewer.— Sommerfriſche. Diagonalrätſel: 1. Gericht, 2. Boudoir, 3. Ga⸗ lerie, 4. Philipp, 5. Pallium, 6. Makrone, 7. Sitzung.— Diagonale: Golling. idee fekt ier,, Ninde, 4. Mauritius, 5. Ueberfluß, 6. Tromsdbe, 7. Tauber, 8. Eldena, 9. Raffael, 10. Humus, 11. Eiland, 12. Roſſini, 13. Zange, 14. Ilow, 15. Serenade, 16. Tirol, 17. Geſtüt. „Ein Mutterherz iſt größer als die Welt!“ Telegrammrätſel: Hobel Aſſuan Ochtrup Gardine Joſef Gaſtmahl Sterke.— Beſucht die Oſtmark. Homonym: Scheffel. ce 0 e anche, Im Vertrauen Johann Lange, um die Mitte des 16. Jahrhunderts Schulmeiſter, Kaiſerlicher Rat und zuletzt Stadtſyndikus in Schweidnitz, ein zu ſeiner Zeit vielgenannter Mann, beſaß einen gewiſſen, trockenen Humor, der ihn oft auf die ſelt⸗ ſamſten Einfälle brachte. Als er von ſeinem Rektorat in Goldberg abging, machte er bei dem Bürgermeiſter Lang⸗ ner, einem bornierten, hochmütigen Mann, ſeinen Ab⸗ ſchiedsbeſuch. Langners Benehmen bei dieſer Gelegenheit war, wie gewöhnlich, pomphaft anmaßend und formlos. „Mein Herr Bürgermeiſter“, ſagte ſchließlich Lange in ernſtem Tone, den hochmütigen Dicken dabei nachdenk⸗ lich anblickend,„ich hätte Euch zum Abſchied nun noch etwas zu vertrauen, daran Eurer Perſon ſonderlich viel gelegen, wenn Ihr es nur nicht wolltet weiterſagen!“ Der Bürgermeiſter blies die Backen auf und er⸗ widerte:„Nein; ich will es wohl bei mir behalten.“ „Wenn Ihr mir wolltet Handſchlag darauf geben, daß Ihr keinem Menſchen, er ſei nun, wer es wolle, ſolches anzeigen oder anvertrauen werdet!“ „Das will ich redlich tun!“ entgegnete der Bürger⸗ meiſter. Nun trat Lange vertraulich ganz nahe an ihn heran und flüſterte ihm in geheimnisvollem Tone ins Ohr: „Mein Herr Bürgermeiſter! Ihr ſeid der größte Eſel in ganz Goldberg, der Stadt Weichbild mit eingerechnet!“ Kaum war das Wort heraus, als der Bürgermeiſter, hochrot vor Zorn, nach dem Amtsdiener ſchrie. Lange aber erhob ganz ruhig warnend den Zeige⸗ finger und ſprach:„Wie! Iſt das Eure Verſchwiegenheit, ſo Ihr mir unter Handſchlag gelobt? Ich muß mich wahr⸗ lich Eurer ſchämen!“ Mit dieſen Worten verließ er lang⸗ ſam Zimmer und Haus, unbehelligt von dem völlig ver⸗ blüfften Bürgermeiſter. Wir wollen uns merken daß in Kopenhagen eine Frau als Dolmetſcherin ge⸗ prüft wurde, die nicht weniger als 50 Sprachen beherrſcht; ſie iſt erſt 28 Jahre alt. daß in Südafrika Verſuche mit keimfreien Banknoten gemacht wurden. Es ſollen durch eine Desinfektions⸗ flüſſigkeit die Bakterien für lange Zeit ferngehalten werden. daß im Jahre 1794 ein Berliner Kritiker von einer Schauſpielerin, die ſich mit nackten Armen auf der Bühne zeigte, ſagt, ſie beleidige die Sittſamkeit. daß in den Windkanälen zur Prüfung der Flugzeuge Windſtärken bis zu 800 Kilometer in der Stunde erzeugt werden. 5 daß, wie Photographien zeigen, nach einem Blitz die Umgebung nur etwa eine zweitauſendſtel Sekunde beleuch⸗ tet bleibt. daß in Polen von 140 000 Siedlungen etwa 42 000 noch keine feſte Ortsbezeichnung haben. daß es Kolibris gibt, die bei einer Länge von drei Zentimeter nur 7 Gramm wiegen. 8 daß das engliſche Rieſenſchiff„Queen Mary“ 2000 Fenſter und Bullaugen hat. Zeichnung: Oldag⸗Linden⸗Verlag— M. Sport im Tierreich:„Fertigmachen zum Tauziehen!“ *. „Ich habe eine Idee, die iſt Hunderttauſende wert!“ „Was wollen Sie denn dafür haben?“ „Zehn Mark!“ 5 Mutter:„Warum beſtellſt du dir immer neue Preis⸗ liſten und kaufſt doch nichts!“ Suſi:„Damit der Poſtbote jeden Tag kommen muß. Die Nachbarn brauchen nicht zu merken, daß Karl mit mir gebrochen hat.“ Er:„Ich hab' eine Wut im Bauch, ich möchte Bäume ausreißen!“ Sie:„Und nachher ſind es nur wieder die Blumen⸗ töpfe!“ *. „Wie, Sie wollen ſchon wieder Urlaub haben? Wohl wieder einmal, um Ihre Frau zur Bahn zu bringen, am Begräbnis Ihrer Schwiegermutter teilzunehmen, zur Taufe Ihres Jungen zu gehen, oder weil Ihr Töchterchen krank iſt?“ „Nein, Herr Direktor, diesmal wird es Ernſt, ich bitte um Urlaub zu meiner Hochzeit.“ * „Angeklagter, bei dieſem Tatbeſtand ſcheint es doch ganz unmöglich, daß Sie den Einbruchsdiebſtahl allein ausgeführt haben.“(Der Angeklagte blickt ſchweigend zu Boden.)„Nun, Ihr Gewiſſen ſcheint ſich zu rühren; wol⸗ len Sie jetzt endlich Ihren Genoſſen nennen?“ „Nee, Herr Präſident, mir wurmt's man bloß, dat Sie mir ſo wenig zutrauen!“ „Das ſoll eine halbe Ente ſein?“ fragte der Gaſt. „Aber ſicher!“ behauptete der Kellner. „Gut“, ſchob der Gaſt den Teller zurück. „Dann bringen Sie mir bitte die andere Hälfte „Geſtern iſt Kollege Müller aus dem Urlaub zurück⸗ gekommen. Ich ſage Ihnen, nicht wiederzuerkennen.“ „Hat er ſich in den drei Wochen ſo erholt?“ „Nee, aber in den letzten Tagen war er bei einem Imker zu Beſuch.“ Warum kam Srete ſo blaß von der See? Weil ſie glaubte, ihre zarte Haut vertrüge die 5 f Sonne nicht. Sie hätte deshalb ihre Haut mit Nivea kräftigen ſollen. Denn Nipea⸗Creme oder ⸗Nußöl mindern die Gefahr des Sonnen⸗ brandes und fördern die natürliche Bräunung. „Was zeichneſt du denn da, Ernſtchen?“ „Einen Hund, Papa.“ „Aber wo iſt denn der Schwanz?“ „Noch im Tintenfaß!“ In einer Zeitung ſtand folgendes Inſerat:„Der Mann, der meine Brieftaſche auf der Straße fand, iſt er⸗ kannt. Bitte die Taſche abzugeben.“ Der Inſerent er⸗ hielt folgenden Brief:„Bitte die Taſche bei mir abzu⸗ holen.“ daß es einen Vogel gibt, der im Winter brütet. Es iſt der Fichtenkreuzſchnabel, der ſeine Jungen im härteſten Winter großzieht. daß jeder 15. Menſch nicht 12, ſondern 13 Rippen⸗ paare, jeder 200. Europäer ein drittes Augenlid, jeder 1000. Europäer hinter dem Weisheitszahn noch einen Backenzahn hat. daß in England ein Geſetz noch in Gütigkeit iſt, wo⸗ nach auf der Bühne nur werktags ein Strohhut getragen werden kann. Ein Komiker, der am Sonntag mit einem Strohhut auf dem Kopf die Bühne betritt, erfüllt den Tat⸗ beſtand der Sonntagsentweihung.. daß auf der zu den Kanariſchen Inſeln gehörigen Inſel Gran⸗Canaria Waſſer ein Handelsartikel iſt, der börſenartig gehandelt wird. daß ein Kilogramm feinſter Uhrſpiralfedern etwa das Zweihundertfache von einem Kilogramm Münzgold koſtet. daß man niemals nach dem Mond funken kann, weil die Radiowellen von elektriſch geladenen Schichten zurück⸗ geworfen werden. daß die Kunſt des Tauchens ſchon ſeit 5000 Jahrer bekannt iſt. daß die Chineſiſche Mauer bei einer Länge von 3000 Kilometern von 25 000 Wach! eeſchützt iſt.