Maies kotor⸗ ct dei mit Neckar⸗Bote(2. Blatt) Dienstag, 26. Juli 1938 Nr. 172 g der Deut⸗ rter Feſt⸗ e anderer ammen ein reich⸗ blühender Füll Staat aufwei⸗ ſtmetropole, die zugen möchte. heſtätten e einzelne die⸗ der Ideale es Pro⸗ ahlungs⸗ en Monat die Reichstheater⸗ en die Aufmerkſamkeit der Nation auf ja ſeit jeher das Theater ein weſens⸗ 5 ment. Nun konnte ſich in dieſer tra⸗ )en Atmoſphäre zum erſtenmal eine fruchtbare rbeit der beſten Kräfte Großdeutſchlands entfal⸗ itzenleiſtung Berliner Theater ging über die des Wi eaters und errang ſich e 7 ger eine begeiſterte Ar Doch lenken deren Stätte willigen 2 en unſeren Blick nach einer an⸗ ein ſchon Symbol einer eigen⸗ deutſchen Volkes iſt, und die cke durch die Jahrhunderte der war: Potsdam. Immer wie⸗ eit in der Polarität Wien— t blutend auf und bis in alle Feinde des deutſchen fnung, daß dieſe Wunde in e. Nun hat ſie ſich aber t. Das ganze deutſche n niemals allein ein Hort der iplin, ſondern auch eine freund⸗ 5 n war. Der ſtrahlende Name„Bach“ Ge und 0 gibt für alle 3 n Zeugnis. Die feſtlichen Muſi k⸗ tage unter dei Protektorat Hermann Görings zeigten h das muſiſche Potsdam. andern weſter im Geiſte und finden uns wieder dt, in der ſich ſeit jeher die bildenden Künſte [ten. Auch heute iſt ihnen München entrum, von dem Kraft und Bewe⸗ Fülle ausgeht. Hier ſtehen die artei, die Ehrentempel der Bewe⸗ hrer im Haus der deutſchen prach in klarer und unerbittli⸗ der deutſchen ununter und f )er ügſamen Willen,. Kunſt ährboden zu bereiten, ſprach von ſeiner t, daß aus dieſem Humus die on erwachſen würden, einſam und aber gewachſen aus dem Kunſtle⸗ künftigen Genien der erhaben wie alles Groß 0 ben der Nation, verwurzelt im Blutſtrom des Volkes. Im nahen Bayreuth regt ſich der unbeugſame Kunſtwille Richard Wagners immer neu, jener Wille, der in einer Zeit- der Leere und deutſcher Selbſtverlorenheit inen San kt deutſcher Meiſterſchaft, einen Tempel deutſcher Kunſt alle Zeit erbaute. Gerade in dieſen Ta⸗ gen der Jubiläumsfeſtſpiele beugt ſich das ganze Volk vor dieſem Genie und ſeiner ewigen Weiheſtätte. Auf der Suche nach dem geeigneten Ort wa: Wagners Blick auch auf Salzburg gefallen. Aber ſein königlicher Freund und Gönner wies ihn nach Bayreuth. 8 Salzburg— Stadt der Feſte. Das alte Le⸗ ben regt ſich auch in dieſem Jahre in ungebrochener Kraft. Nach Jahren verwegenen Mißbrauchs des ehrwürdigen Namens kommt nun auch hier wieder deutſches, unver⸗ fälſcht deutſe Kunſtleben zu Worte. Man hatte verſucht, aus Salzburg ein Zentrum international⸗jüdiſchen Gel⸗ tungsdranges zu machen. Ja, man war frech genug, ganz offen von Salzburg als einem Gegen⸗Bayreuth zu ſprechen, und verſuchte es ſo zur Dirne internationalen Snobismus herabzuwürdigen. Nun iſt auch dieſe Stadt befreit von den Schlacken und Fremdkörpern und freut ſich am überliefer⸗ ten Feſte, das ſie diesmal mit den chr eingeborenen, den ihr allein gemäßen geſamtdeutſchen Kräften verwirklicht. B Wenn dieſe Reinigung und Wandlung einem beſtimm⸗ ten Teil des internationalen Publikums die Liebe zu Salz⸗ burg vergällt haben ſollte, ſo hatte dieſe Liebe nichts mit wahrer Kultur und echter Kunſt zu kun, und Salzburg wird auf dieſe Spezies von Kunſtfreunden ohne Tränen ver⸗ zichten. Allen anderen tes nach wie vor die Tore ihrer weltbekannten Ga durch die in dieſem Jahre zum erſtenmal wied en Maſſen die Volksgenoſſen aus dem Alkreich, u rt durch eine erzwungene Grenze, einſtrömen könen. Und wir ſchweifen weiter durch die deutſchen Lande und ſehen wie vor dem alten Rämer in Frankfurt un⸗ ter nächtlie Kimmel Hamlet ſeine Frage an das Leben erhebt, ſehen, wie in Heidelberg„Fauſt“ mit dieſem Leben ringt. Wir ſehen weiter an unzähligen Orten feſt⸗ liche Spiele, ſehen die politiſche Jugend in Weimar den Manen Goethes huldigen ſehen ein reges künſtleriſches Ut Leben in den kleinſten Orten, herab bis zu den Gemein⸗ ſchaftsfeſten im Dorf, und ſehen hinein bis in die deutſche Familie, in der die Hausmuſik wieder verjüngte Pflege erfährt. Angeſtchts dieſes regen und doch ſo friedlichen Lebens neigen wir uns in Andacht vor unſerem Volke und wiſſen, daß dieſe Hingabe an die Weihe der Kunſt ein ſichtba⸗ res Zeichen innerlichſter Lebensſicherheit und kiefſten Friedens willens iſt. Wir ſehen aber auch angeſichts dieſes Lebens ſchau⸗ dernd hinaus über deutſches Land in eine verwirrte, be⸗ ſchewiſtiſche Schüreiſen, das von dort aus in allen Brandherden der Welt die Flammen fördert. Wir blicken auf die Türme von Prag und ſehen nur den huſſitiſchen Geiſt unverſöhnlichen Haſſes im Zeichen einer unbarmherzi⸗ gen Gewaltherrſchaft und im Hintergrunde die rote Fratze des Bolſchewismus. Wir blicken nach Paris. In dieſer Stadt älteſter Kulturtradition trieben jüdiſche Emigranten mit ihren Raſſegenoſſen, ſich überſchlagend im Haß gegen Deutſchland, unbehindert ihr Unweſen. Wir wandern wei⸗ ter im Geiſte nach London. Noch klingt uns der Haß⸗ geſang einer Preſſe in den Ohren, die willig und beden⸗ kenlos den von Moskau ihr zugeſpielten Ball auffing, Ver⸗ dächtigungen und Verleumdüngen über Deutſchland ergoß. Und von weither über den Ozean dringt die Stimme alt⸗ teſtamentariſchen Haſſes zu uns, die ſich bereits ſicher wähnt, das Schickſal der europäiſchen Völker in den Krallen zu haben. Es wird die Geſchichte einmal die Kontraſte die⸗ ſer Zeit in ihren Annalen verzeichnen, und wie immer ſich die nächſte Zukunft geſtalten mag, das deutſche Volk erwartet dieſes Urteil in ſtarker Zuverſicht und ſtolzem Selbſtvertrauen. Dieſes Volk iſt erfüllt von einem unbän⸗ digen Friedens⸗ und Lebenswillen, einem ſtarken und un⸗ zebrochenen Lebensgefühl. Gerade deshalb aber, weil es ſeine Lebensſicherheit mit ſo ſchweren Kämpfen und pfern erringen mußte, neigt es ſich in Ehrfurcht vor je⸗ dem eigenwüchſigen völkiſchen Leben und weiß ſich frei von Habgier und Zerſtörungsluſt, denn es glaubt, daß die Zukunft den in ſich geeinten Nationen ge⸗ hören wird, die in gegenſeitiger Achtung ihre Lebensnot⸗ igkeiten ſichern und mit Vernunft und Einſicht zu ge⸗ genſeitigem Verſtändnis kommen werden. Dr. M. D wend hr ernfahrt nach der ö küſte tritt 27. Auguſt von Hamburg an. Der Januar bei Deutſchen Werft in Hamburg von Stapel 0 u iſt in techniſcher und reedereiwirtſchaftliche für die deutſche Schiffahrt und nicht handel und das Auslandsdeutſchtum. Sſta g des ffes iſt zugleich die V e beſondere Wirtſchaftlichkeit dieſes Fahr⸗ For Na gelaufene Ne ok⸗ zutreffen Generatoren. Der hier gewonnene Strom fließt über zwei Kabel auf die beiden Propellermotoren, die die Schiffsſchrau⸗ ben treiben. Der Vorteil der dieſel⸗ wie der turbo⸗elektriſchen Schiffsmaſchine liegt zunächſt in den ruhigen Fahrteigenſchaf⸗ ten des Schiffes, insbeſondere dann aber in dem hohen Raum⸗ gewinn, der ſich aus dem Fortfall der großen Dampfmaſchine und des langen Wellentunnels ergibt. Der hier gewonnene Platz kommt dem Nutzraum für die Unterbringung von Fracht oder den Ausſtattungsmöglichkei⸗ ten und der Bequemlichkeit der Fahrgäſte zugute. So wird die neue„Patria“ der Hapag mehr Fracht mitnehmen können, als z. B. die großen Nordatlantikſchiffe der Reederei und dabei trotzdem noch gut 17 Meilen laufen. Seine Löſch⸗ und Ladeeinrichtungen entſprechen der Ausſtattung der größ⸗ ten und modernſten Frachtträger. Von all dieſen Dingen iſt weder im äußeren Bild noch beim Betreten des Schiffes etwas zu ſehen. Ein Gang durch die Schiffsräume, die Einrichtungen für 150 Fahrgäſte in der erſten und ebenſo viele Paſſagiere in der Touriſten⸗ klaſſe haben, zeigt eine Flucht von Wohn⸗ und Geſellſchafts⸗ räumen, die wohl das Schönſte darſtellen, was heute für eine Ueberſeereiſe geboten werden kann. Das hervorſtechendſte Merkmal, das dieſes Schiff vorteilhaft auch von den kom⸗ fortabelſten Luxusſchiffen der Welt unterſcheidet, iſt die künſt⸗ Die Erdbebenkataſtrophe in Attika. Die griechiſche Provinz Attika wurde von einem heftigen Erdbeben heim⸗ eſucht das nach den etzten Meldungen 17 Tote und viele Schwer⸗ verletzte forderte. Rund . H, der Hänuſer wurden pöllig zerſtört, 40 v. H. ſind nicht mehr bewohnbar. Unſer Bild iſt in einem Dorf in der Nähe Athens aufgenom⸗ men und zeigt Einwoh⸗ ner des Ortes auf den Trümmern ihres Hauſes. Weltbild(M). leriſche Durchbildung aller Wohn⸗ und Geſellſchaftsräume nach einheitlichem Geſchmack. So iſt dieſer Neubau ein er⸗ leſenes Zeugnis techniſcher Leiſtungsfähigkeit, aber auch der Kultur und des Geſchmacks des Deutſchlands von heute und wird darum den deutſchen Paſſagieren nicht nur ein Sinn⸗ bild ihrer an inneren und äußeren Werten reichen Heimat ſein, ſondern im beſonderen auch dem Ausland etwas zu ſagen haben. Die„Patria“ wird in die deutſche Weſtküſtenfahrt ein⸗ gereiht und hier das deutſche Flaggſchiff ſein. In der Ver⸗ beſſerung des deutſchen Südamerika⸗Weſtküſtendienſtes, in den ſich die Hapag mit dem Lloyd teilt, haben beide Reedereien in den let Jahren erhebliche Anſtrengungen gemacht, zahlreiche in Dienſt geſtellt und die fahrende Flotte ugsgrad und in der ſonſtigen Ausſtattung .Die 9 irt nach der Weſtküſte Südame⸗ das traditionelle Arbeitsgebiet der Hapag. Sie hat hrt als Nachfolgerin der ſeinerzeit von der Hambur⸗ ger smos⸗Reederei geſchaffenen Verbindung nach dem Kriege in hervorragender ze entwickelt. Das war auch in dieſem Fa ein beſonders ſchwieriges Unterneh⸗ men, da die ar ändiſche Schiffahrt, die holländiſche, eng⸗ liſche, franzöſiſche, italieniſche, norwegiſche und ſchwediſche Flagge, hier ebenfalls erfolgreich tätig war, und in der Folge des Krieges in den von Deutſchland geſchaffenen und entwik⸗ kelteft Verkehr ſich teilte. Denn an der Erſchließung der ſüd⸗ amerikaniſchen Weſtküſte und dem hierdurch eingeleiteten wirt⸗ ſchaftlichen Aufſtieg der ſüdamerikaniſchen Länder hatte die deutſche Schiffahrt Ende des vorigen Jahrhunderts einen entſcheidenden Anteil. Auf dieſer verkehrs⸗ und handelswirtſchaftlichen Er⸗ ſchließung Südamerikas durch die Schiffahrt baute ſich der bis in die Gegenwart anſteigende deutſch⸗ſüdameri⸗ kaniſche Handelsverkehr auf. Es war die Schiffahrt, die dieſe Länder und Märkte für Europa eroberte als Lieferanten hei⸗ miſcher Rohſtoffe wie als Abnehmer europäiſcher Induſtrie⸗ güter. Innerhalb dieſer Entwicklung vollzog ſich die Aus⸗ wanderung zahlreicher Deutſcher nach den ſüdamerikani⸗ ſchen Ländern, und die Zahl und der Einfluß deutſcher Kul⸗ tur und deutſcher Technik gerade auch in den Ländern der ſüdameritaniſchen Weſtküſte zeigt heute noch, wie wertvoll und tüchtig die Menſchen waren, die damals unter der deut⸗ ſchen Fi nach drüben gingen. Auch für um in der ſüdamerikaniſchen Weſt⸗ küſts bedeutet de küſtendienſt der deutſchen Schiffahrt und dieſer neue Einſatz ullter der Hapagflagge ein überaus wertvolles Aktigum. Zeigt er doch gerade dieſem für den deutſch⸗ſüdamerikaniſchen Handelsverkehr und Kulturaustauſch ſo wichtigen Auslandsdeutſchtum, daß das neue Deutſchland weltaufgeſchloſſen bleibt und ſeine ganzen Kräfte dafür ein⸗ ſetzt, daß es im wirtſchaf 1 ſchaftlichen und kulturellen Austauſch ge⸗ rade auch mit den Ländern bleibt, die durch ihre Bodenſchätze und den Fleiß ihrer Bevölkerung gewillt und in der Lage ſind, für die Verbeſſerung der eigenen Volkswirtſchaft mit Deutſchland zuſammenzuarbeiten. Im Gegenſatz zu manchen anderen Wektbewerbsländern, die um die ſüdamerikaniſchen Märkte kämpfen, iſt die Zuſammenarbeit mit Deutſchland frei von irgendeiner Gefahr der politiſchen Einflußnahme. Deutſchland und die ſüdamerikaniſchen Länder können und wollen, ſo gleich ſie ſich ſind in ihrem Beſtreben nach natio⸗ naler Unabhängigkeit, ſich in ihren Volkswirtſchaften nur er⸗ gänzen. Dieſe Gewißheit gibt auch dem Auslandsdeutſchtum in Südamerika die Gewähr füt wirtſchaftliche und kulturelle Aufgaben, die dieſer und den kommenden Generationen die Arbei“ drüben lebenswert machen. Ole Beinſteinkogge in Heidelberg eingetroffen. Zur bevorſtehenden großen Bernſteinausſtellung, die am 28. Juli durch Oberbürgermeiſter Dr. Neinhaus eröffnet wird, iſt jetzt die berühmte Bernſteinkogge in Heidelberg eingetroffen. Wir bringen heute ein Bild und eine Schilderung dieſes Wunderſchiffes, das faſt die ganze Welt bereiſte. Es waren höchſt ſonderbare Kriegsſchifſe, die im Mittel⸗ alter die nördlichen Meere kreuzten. Bauchig und ſchwer⸗ fällig lagen ſie im Waſſer, und die kaſtellartigen, überreich verzierten Aufbauten, die als Standort der Bogenſchützen und Enterer dienten, verliehen dieſen„Hanſekoggen“ etwas Geſpenſterhaftes, ſo daß allein der Anblick eines ſolchen Seglers den Feind in die Flucht jagen konnte. Vierhundert Jahre ſind ſeitdem verfloſſen, aber immer noch raunt ſich das Seemannsvolk in ſchweren Sturmnächten allerlei gru⸗ ſelige Geſchichlen über dieſe„ſchwimmenden Geiſterſchlöſſer“ zuſammen. Vor fünf Jahren nun faßte ein Meiſter der Staakl⸗ Bernſtein⸗Manufaktur in Königsberg den Plan, en ſolches Fahrzeug ſeiner Vorfahren im kleinen wiedererſtehen zu laſſen. So entſtand in den Werkſtätten der Manufaktur aus edlem Bernſtein eine Hanſakogge in getreuer Nachbildung der alten Prunkſchiffe, wie es jetzt als ein Zeugnis hand⸗ werklicher Kunſt des Dritten Reiches für den deutſchen Werkſtoff Bernſtein und für deutſche Kulturſtoffe in aller Welt wirbt. Das Bernſteinſchiff iſt über einen Meter lang und hoch. Jede Einzelheit iſt aus Naturbernſtein gebildet. Das Danziger Wappen mit den beiden Löwen und dem Doppelkreuz ſtrahlt einen edlen Glanz aus, und alles iſt aus Bernſtein, dem Deutſchen Gold der Samlandküſte. Der Wert des Schiffes wird auf 40 000.— RM geſchätzt. . Ein Zerſtörer der neuen deutſchen Kriegsmarine trägt den Namen„Hans Lody“. Damit wurde im neuen Deutſchland ein Mann geehrt, der in der ſchwerſten Stunde des Vaterlandes in die Breſche ſprang und ſein Leben hingab. Von dieſem Manne, dem Oberleutnant zur See d. R. Hans Lody, erzählt unſere Artikelſerie. Wäh⸗ rend zwiſchen Deutſchland und Frankreich der Krieg er⸗ klärt war, wußte man in Berlin nicht, wie England ſich verhalten würde. Es fehlten zuverläſſige politiſche Infor⸗ mationen, aber auch der Seekriegsleitung fehlten Nach⸗ (5. Fortſetzung.) Am ſelben Vormittag arbeitet der Fahndungsdienſt von Scotland Vard in wildem Fieber, um mit möglichſter Schnelligkeit an alle engliſchen Polizeiſtationen den Steck⸗ brief des Kaufmanns Charles A. Inglis zu ſenden. Das Zeitalter des Fernſchreibers und des Polizeifunks war noch nicht gekommen. Das gleiche erbitterte Tempo herrſcht in den Büros des Admirals Hall und vor allen Dingen in denen des Sir Aſton. Nur einer arbeitet ruhig und bedachtſam. Das iſt Sir B. P. mit ſeiner Spezialabteilung. Er weiß, daß ein ſyſtematiſches Vorgehen beſſer iſt als jede wild inſzenierte Jagd, ſelbſt wenn dadurch eine ſcheinbare Ver⸗ zögerung erfolgen ſollte. Genau wie einige Stunden vor⸗ her Karl Hans Lody— wenn auch nicht unter den glei⸗ chen behaglichen Umſtänden—, ſo überlegt ſich jetzt B. P.: Was würde ich an der Stelle dieſes Mannes tun? Es gibt nur eine Antwort, und die heißt: Weiter⸗ arbeiten. Wo wird alſo Karl Hans Lody zu finden ſein? Ein Köder wird geworfen Höchſt einfach, dort, wo es für ihn der größten Wahr⸗ ſcheinlichkeit nach die intereſſanteſten Dinge zu ſehen gibt: Unglücklicherweiſe ſind das zu viel Punkte im großen, weiten England, um ſie alle unter wirkſamer Ueber⸗ wachung zu halten. Man kann ſchließlich nicht jedes Küſtengeſchütz als Falle für dieſen dreimal verteufelten Lody benutzen. Die gedankliche Linie jedoch muß bei⸗ behalten werden, auch wenn man zu wirkungsvolleren Maßnahmen zu greifen hat. Ein alter Trick der Japaner aus dem Ruſſiſch⸗Japa⸗ niſchen Krieg fällt ihm ein. Er ſelbſt hat ihn ſpäter ein paarmal in Südafrika wiederholt. Mit dem richtigen Ge⸗ ſchick durchgeführt, muß auch dieſer äußerſt hellhörige Deutſche darauf hereinfallen. Zumindeſt kann der Verſuch nichts ſchaden. Sir B. P. greift zum Telephon und bittet den Nach⸗ richtenchef der„Daily Mail“ zu ſich. * Wenige Tage darauf hat die„Daily Mail“ über einen intereſſanten Streitfall zu berichten. Der Tatbeſtand iſt folgender: Noch vor Beginn des Krieges hatte die Königliche Marineverwaltung am Stadtende von Harwich aus Privathand eine Reihe von Grundſtücken gekauft, die zum Teil bereits bebaut waren. Der Zweck des Ankaufs war, für eine neue Torpedo⸗Verſuchswerkſtatt ein gün⸗ ſtiges Gelände zu ſchaffen. Um die Entſchädigungsſummen nicht allzu hoch wer⸗ den zu laſſen, hatte die Marineverwaltung in kluger Vor⸗ ausſicht auch freie Parzellen am Rand des Verſuchsgelän⸗ des zu einem ſehr günſtigen und niedrigen Preis auf⸗ gekauft und ſie den Vertragspartnern zur Verfügung ge⸗ ſtellt. Natürlich unter Anrechnung des Parzellenpreiſes bei der Abfindungsſumme. Der Sinn des Manövers war, ganz einfach zu verhindern, daß die Vertragspartner unter dem Bemerken, durch den Zwang zum Wohnſitz⸗ wechſel ſeien ihnen große wirtſchaftliche Nachteile erwach⸗ ſen, unſinnig hohe Forderungen ſtellten. Die weiſe Vorausſicht der Finanzverwaltung hatte ſich gelohnt. Das Marinebudget wies nur eine geringe Belaſtung auf, und die Verſuchswerkſtätten für die neuen Torpedos mit Elektromotor waren eingerichtet worden. Nun aber hatten die alten Partner den Vertrag angefoch— ten, und zwar unter dem Hinweis, daß man ihnen bet der Neuanſiedlung verſchwiegen hätte, daß es ſich bei den Verſuchen auf dem Na bargelände um Unternehmungen mit hochexploſiven und äußerſt lebensgefährlichen Spreng⸗ ſtoffen handle. Es könne ihnen nicht weiter zugemutet werden, in dauernder Lebensgefahr zu ſchweben, es ſei denn, daß ein finanzieller Ausgleich in entſprecheder Höhe geboten würde. So weit die„Daily Mail“. Sir B. P. hat eine aus⸗ gezeichnete Falle gelegt. Der ſo wenig fenfationell auf⸗ gemachte Artikel enthält nämlich eine Lockſpeiſe von un⸗ widerſtehlicher Anziehungskraft. Es iſt nur ein einziges Wort, aber Sir B. P. kann es ſich mit Recht nicht vor⸗ ſtellen, daß dieſes eine Wort den Agenten einer feind⸗ lichen Macht nicht in ſeinen Bann zieht. Das Wort heißt Elektromotor. Dahinter ſteckt die Andeutung, daß Verſuche mit einem Torpedo gemacht werden, der ſtatt durch Preßluft durch einen Elektromotor angetrieben werden ſoll. Ein ungeheuer bedeutſamer Umſtand für jeden Marinefach⸗ mann. Die Schwäche des bisher üblichen Torpedos iſt ja die Blaſenbahn der Preßluft, die dem Opfer nur allzuoft noch die Möglichkeit zum Ausweichen gibt. Die Seemacht, der gegen alle bisherigen Erfahrungen die Konſtruktion des elektriſch betriebenen Torpedos ge⸗ lungen iſt, mußte ein ungeheueres Uebergewicht gegen— über allen anderen beſitzen. 5 5 Es iſt einfach unmöglich, daß Lody auf dieſen Köder nicht anbeißt. Die Erwähnung des Elektromotors iſt andererſeits ſo unauffällig in den Text placiert worden, daß er an eine unfgetteidige Indiskretion der Zeitung glauben mußte. Auch leider Gottes ein keineswegs un— gewöhnliches Ereignis. Damit zu rechnen, daß Lody den Artikel etwa nicht zu Geſicht bekommt, iſt müßig. Ein Mann von derartig be⸗ wieſener Pflichtauffaſſung, wie dieſer einſame Kämpfer ſie Keiges würde unter keinen Umſtänden die Kardinal⸗ regel des Nachrichtenoffiziers außer acht laſſen, die ihm D SCH Dt richten über die Bewegungen und Abſichten der britiſchen Flotte. Alle Verbindungen, die im Frieden zwiſchen Eng⸗ land und Deutſchland geknüpft worden waren, wurden in dieſen Stunden zerriſſen. Allerdings befand ſich England in der gleichen Verlegenheit. Die deutſche Seekriegsleitung entſandte, um Einſicht in die Abſichten des Gegners zu gewinnen, den Oberleutnant Hans Lody unter falſchem Namen nach London. Den britiſchen Behörden blieb das nicht unbekannt. Lody wurde beobachtet und in London und Edinburg verfolgt. das Leſen aller gegneriſchen Zeitungen auferlegt. Eben aus dem oben angedeuteten Grund. Ich würde auf dieſe Falle auch hereinfallen. Ich müßte es einfach, überlegt B. P. Infolgedeſſen wird es auch Lody tun. a Keine Spur von Ch. A. Inglis Am Erſcheinungstag des Artikels iſt B. P. bereits perſönlich in Harwich. Achtundvierzig Stunden ſpäter trifft Lody ein, aber entgegen allen Erwartungen ſucht er kein Hotel auf, ſondern mietet ſich in der Nähe der Städtiſchen Gaswerke in einem gutbürgerlichen Hauſe ein möbliertes Zimmer. Lody weiß, warum er dies tut. Allzu läſtigen Fragen nach Päſſen und Ausweiſen entgeht man nur in den aller⸗ erſten Hotels, deren Veſtibüle von Beamten der Polizei wimmeln, oder aber in der Welt des wohlanſtändigen Kleinbürgertums. Er gibt ſich für einen amerikaniſchen Journaliſten aus, den die Begeiſterung für die große Sache Englands, für die Ideale der Demokratie, auf britiſchen Boden ge⸗ trieben hat, und der in einer großen Artikelreihe ſeinen Scaler n, Okemend loi. gen auszuſchneiden Dinge mehr ſind. Der Agent greift ſtill ſein Päckchen Zigaretten, geht in die nächſte Kneipe, bekommt eingehende Auskunft über den Wohnſitz der Familie Cochrane und fragt, ob er ein⸗ mal telephonieren dürfe. „Aber gewiß doch!“ Die Meute iſt wieder auf der Spur. Die ganze Straße iſt voll Polizei Welch ein Glück der amerikaniſche Journaliſt hat! Großen Ereigniſſen darf er beiwohnen. Die rundlich⸗ ſchlampige Frau Cochrane kommt außer Atem in ſein Zimmer geſtürzt. „Denken Sie nur, die ganze Straße iſt voll Polizei. Sie ſollen einen deutſchen Spion ſuchen Mit einem Satz iſt Lody aufgeſprungen und hat Hut und Mantel vom Ständer geriſſen. Die aufgeregte kleine Frau ruft ihm keuchend noch etwas nach, als er aus der Wohnung ſtürmt, und er hört dunkel etwas von Abend⸗ eſſen. Die Haſt ihres Mieters erklärt ſie ſich ganz ſelbſt⸗ verſtändlich mit notwendigem beruflichen Eifer. Schönſten Dank, gute, dicke Frau Cochrane, aber ſeine nächſte Mahlzeit wird Karl Hans Lody beſtimmt nicht bei Ihnen einnehmen. und was dergleichen abſonderliche Ein Troß Poliziſten kommt gewichtig ſtapfend die Treppe herauf. Zwiſchen ihnen ſieht Lody einige Zivilkleider. Aha, die Herren von der Gegenſeite. Man hat ihn nicht geſehen, und er kehrt kurz ent⸗ ſchloſſen um und bleibt eine Treppe höher ſtehen. In demſelben Augenblick, in dem die„Ziviliſten“ in der Wohnung der Cochranes verſchwinden und die Poliziſten Landsleuten den Heroismus des engliſchen Volkes vor Augen führen will. Es iſt ganz ſelbſtverſtändlich, daß man einen ſolchen Mann nicht mit Mißtrauen betrachten kann. Seine Wirts⸗ leute— der Mann iſt Kaſſierer im benachbarten Gas⸗ werk— beſtaunen mit Ehrfurcht den Eifer, mit dem der amerikaniſche Journaliſt ſich durch dicke Stöße der eng⸗ liſchen Tageszeitungen mit Rotſtift und Schere durch⸗ arbeitet. Drei Tage lang geht Lody ſo gut wie gar nicht aus dem Haus. Es gehört zu ſeiner Taktik, erſt zu einem anerkannten Teil ſeiner Umgebung zu werden, ehe er ſich an die gewagteren Unternehmungen macht. Da er alles vermeidet, was Verdacht erregen könnte, unterläßt er es auch für den Anfang, bei ſeinen Wirts⸗ leuten Fragen zu ſtellen. Das alles hat Zeit für ſpäter, wenn das unbewußte leiſe Mißtrauen, das jedem Frem⸗ den gegenüber ganz ſelbſtverſtändlich auftritt, völlig ver⸗ gangen iſt. Er durchſucht die Zeitungen, und ſeine Wirtsleute prahlen mit ihrem intereſſanten Mieter, dem amerika⸗ niſchen Journaliſten, und das iſt der Punkt, an dem B. P. einzuhaken weiß. Er iſt ſchon unruhig geworden. Seine beſten Agenten können in der Stadt keine Spur von einem Mann ent⸗ decken, der auch nur entfernt an den Kaufmann Charles A. Inglis erinnert. Auch die bewährte Methode, alle in den letzten Tagen in den Hotels und Boarding⸗Houſes neu abgeſtiegenen Fremden eingehender zu prüfen, war ergebnislos. Da hört einer ſeiner Agenten durch Zufall bei einer Streife durch das Oſtviertel von Harwich in einem Tabak⸗ laden einem Geſpräch zu. Natürlich unterhält man ſich über den Krieg. Man erörtert die Möglichkeiten und Ausſichten und iſt ganz ſelbſtverſtändlich von dem Endſieg überzeugt. Vor allen Dingen der Ladenbeſitzer iſt in ganz großer Fahrt. Alle Einwendungen, die weniger aus ſachlichen Gründen er⸗ folgen als aus der grundſätzlichen Neigung der Betref⸗ fenden zur Oppoſition, würgt er bereits in der Sekunde ihres Entſtehens ab. Wie kann ein Zweifel an dem Sieg über die Hunnen beſtehen? Noch ein paar Wochen, und Amerika wird auch in den Krieg gegen Deutſchland eintreten. Ganz genau weiß er das. Der amerikaniſche Journaliſt, der bei den Cochranes wohnt, hat es ſelbſt zu Mrs. Cochrane geſagt. Wer weiß, ob das überhaupt ein Journaliſt iſt. Höchſtwahrſcheinlich wird es ein amerikaniſcher Generalſtabsoffizier ſein, der ſich über die politiſche Lage informiert. Was hat er ſonſt für einen Grund, alle möglichen Notizen aus den Zeitun⸗ Weltkrieg 1914 in London. Die erſten Opfer der engliſchen Armee treffen in der eng⸗ liſchen Hauptſtadt ein. In England war die Anteil⸗ nahme am Kriegsgeſchehen nicht minder groß wie in den anderen Ländern und beſon⸗ ders in Deutſchland, und die Kriegsereigniſſe drückten mit⸗ telbar oder unmittelbar dem ganzen Leben ihren Stempel auf, beſonders, als ſpäter U⸗Boote und Zeppeline in den Kampf eingrifſen. Aufnahme: Scherl— M. maſſive Aufſtellung auf dem Treppenpodeſt nehmen, kommt er die Stufen heruntergepoltert. Bei dem erſten beſten Offizier verhakt er ſich in den Uniformknöpfen. „Herr Offizier! Es iſt unerhört! Ich verlange polizei⸗ lichen Schutz! Man beleidigt mich in der infamſten Weiſe!“ „Ja, ja, ſchon gut“, ſagt der Poliziſt. „Nein, gar nichts iſt gut! Ich bin amerikaniſcher Bür⸗ ger! Ich habe es nicht nötig, mich von ein paar Wahn⸗ witzigen Spion ſchimpfen zu laſſen! Ich verlange, ſofort zur Polizeiwache gebracht zu werden. Von dort aus werde ich mich mit unſerm Konſul in Verbindung ſetzen. Alſo Sie... Sie ſollen merken, was es heißt, die Ehre eines freien amerikaniſchen Bürgers anzutaſten!“ „Ja, ja“, ſagt der Poliziſt. Die anderen grinſen. „Ich verlange Genugtuung!“ Da wird der Bobby böſe. Die Stimmung unter Null „Ach, gehen Sie zum Teufel! Wir haben wichtigere Dinge zu tun. Wenden Sie ſich an den Diſtriktsvorſteher!“ „Das werde ich auch tun! Verlaſſen Sie ſich darauf, daß ich das tun werde! Und Sie fliegen auch! Sie auch!“ Mit halbem Ohr hört Lody dabei zur Tür der nN Wohnung hin. Stimmen werden dahinter aut. Jetzt iſt es höchſte Zeit. Er brüllt noch einmal: „Sie fliegen!“ Die Bobbys grinſen. Karl Hans Lody jagt die Treppe hinunter und kommt unangefochten zum Haustor hinaus. Niemand hält ihn auf. Man iſt ſeiner Sache ein wenig zu ſicher geweſen. Vierzehn Minuten ſpäter ver⸗ läßt Lody mit dem Zug nach London die Stadt. *. Diesmal iſt es nicht ſchwer, auf der Spur zu bleiben. Karl Hans Lodys Perſonalbeſchreibung iſt bekannt. Man weiß ſehr ſchnell, welchen Zug er beſtiegen hat, und ſo warten in London und auf den vier vorhergehenden Stationen die Beamten des Sir George Aſton voll Seelen⸗ ruhe auf dieſen ſeltenen Vogel, der es verſtanden hat, ben ganzen Rieſenapparat der engliſchen Fahndung wochen lang zu täuſchen. Sie warten vergebens. Erſt in den Abendſtunden des darauffolgenden Tages erfährt Sir Thomſon in Scotland Yard durch den Bericht der Landpolizeiſtation, daß der geſuchte Mann den Zug bereits zwei Stationen hinter Harwich verlaſſen hat.(Schluß i Die VMz7 beſtes Abwehrmittel für Jedermann! 0