VN ii 2. — Nr. 176 Reckar⸗Bote(2. Blatt) Samstag, 30. Juli 1938 Zwingherr zur Einheit Zu Bismarcks Todestag(30. Juli 1898). NS. Ein Zufall fügte es, daß Otto von Bismarck ge⸗ rade in jenem Jahr geboren wurde, welches die politiſchen Verhältniſſe Deutſchlands ſo unfertig geſtaltete, wie er ſie ſelbſt zu Beginn ſeiner Laufbahn antreffen und ein halbes Jahrhundert ſpäter umformen ſollte. Das Jahr 1815 ſchuf ſich ſo mit den von ihm geſtellten Aufgaben auch den Mann zu ihrer Löſung. Damals verlor Napoleon, der rößte Widerſacher deutſcher Nationwerdung, ſeine Herr⸗ chaft endgültig und gab damit Deutſchland den Weg zur Neuordnung frei. Das gleiche Jahr begrub aber auch durch die berüchtigte Schlußakte des Wiener Kongreſſes alle Hoff⸗ nungen auf baldige Errichtung eines von den Patrioten der Befreiungskriege erſehnten Großdeutſchen Reiches, zwang einen Stein zum Abtreten und ſchwächte die Macht des auf⸗ ſtrebenden Preußens zugunſten Oeſterreichs ganz empfind⸗ lich, während die Kleinſtaaterei rings um den auf⸗ brechenden Dualismus von Nord und Süd ſchmachvolle Blüten trieb. N Nach Jahren zurückgezogenen Landlebens auf ererbtem Beſitz betrat Bismarck als Zweiunddreißigjähriger die poli⸗ tiſche Laufbahn, ohne jede organiſatoriſche und intenſiv ju⸗ riſtiſche Vorbildung und eigentlich gegen ſeinen Willen. Vier Jahre ſpäter ſteht er als Geſandter Preußens am ent⸗ ſcheidenden Ort der preußiſchen Außenpolitik: in der alten Reichsſtadt Frankfurt, dem Sitz des Deutſchen Bundes. Vier Jahre, die ihn vertraut machten mit allen Kniffen di⸗ plomatiſcher Taktik, angefüllt mit dem Kleinkrieg einer ſich immer mehr zuſnienden Rivalität, feſtigen in ihm die Ueberzeugung, daß der Neubau Deutſchlands nur gelingen könne von einer ſchon beſtehenden Macht her. So zukunftsträchtig die Kräfte des erwachenden Nationalbe⸗ wußtſeins auch waren, das tief eingewurzelte Sonderbe⸗ wußtſein der partikularen, durch monarchiſche Tradition und die Gewalt der Bajonette gewichtigen Staaten ver⸗ mochten ſie ſelbſt 1848 nicht entſcheidend zu erſchüttern. Der kühne Rechner Bismarck— nach Herkommen, Tra⸗ dition und preußiſchem Dienſtbewußtſein im Grunde ſelbſt konſervativ geſinnt— erkannte, 155 Preußen allein fähig ſei, die deutſche Einheit zu ſchaffen, denn„die gro⸗ ßen Fragen der Gegenwart werden nicht durch Reden und Parlamemtsbeſchlüſſe gelöſt, ſondern durch Blut und Eiſen! In bewußtem Gegenſatz zur Frankfurter Nationalverſamm⸗ lung unternahm es Bismarck, die Deutſche Frage nicht von der Weltanſchauung her zu löſen, ſondern indem er die preußiſche Realpolitik ausweitete zu einer deut⸗ ſchen. Das erwachende Nationalgefühl an harter gemein⸗ ſamer Tat zu ſtärken, die zerſplitterten Kräfte zur Ein ⸗ heit zu zwingen, wurde nun unumſtößliches Pro⸗ gramm des Preußiſchen Miniſterpräſidenten Bismarck, der 1862 Habsburg⸗Oeſterreich warten e Kampf anſagte mit der Erklärung:„Die Paragraphen der Wiener Schlußakte haben nicht die Kraft, die Entwicklung der deutſchen Ge⸗ ſchichte zu hemmen.“ Noch einmal räumt er dem Rivalen der aufſtrebenden preußiſchen Macht eine Chance ein im nationalen Er⸗ iehungskrieg um die Freiheit Schleswig⸗Holſteins, enn er ſcheute ſich, ohne Not Bruderblut zu vergießen. Dann aber zertrümmerte er als ein wahrer„Zwingherr zur Deutſchheit“, deſſen Kommen ſchon Fichte vorausgeſagt hatte, die alte Vormacht Habsburgs in einem beispiellos ſchnellen Feldzug. Um die Einmiſchung fremder Mächte in dieſe innerdeutſche 2 b zu verhindern, ſchlug der geniale Politiker blitzſchnell los, faſt gegen den Willen ſeines Königs, und beendete nach glänzenden Siegen den bitteren„Bruderkampf“ durch einen außerordentlich milden Frieden, den er in ſchwerer Auseinanderſet⸗ ung ſeinem Monarchen abrang.„Wir haben nicht eines ichteramtes zu walten, ſondern deutſche Politik zu trei⸗ ben. Unſere Aufgabe iſt Herſtellung und Anbahnung deutſch⸗ nationaler Einheit unter der Leitung des Königs von Preußen“. Zu ſpat und 1105 Wirkung erhob nun die Welt ringsum ein zorniges Geſchrei über Bismarcks„unfaire Ueberraſchungstaktik, die ihr keine Zeit gelaſſen hatte ſchnell auf deutſche Koſten eine billige Mahlzeit zu halten. Wütend über die entgangene Gelegenheit hetzte man in Frankreich offen zum Krieg:„Wir begreifen, daß Deutſchland aus dem unwürdigen Zuſtand jahrhundertelanger Ohnmacht heraus⸗ trebte, aber wir begreifen nicht, daß ein franzöſiſcher Kai⸗ 15 dies ruhig geſchehen ließ.“ Das ganze deutſche Volk aber verſtand den Sinn der Bismarckſchen Politik, ſelbſt die Brüder in der geſchlagenen Oſtmark— nur Habsburg nicht. Auch die ängſtlich auf ihre Souveränität bedachten Fürſten Süddeutſchlands ſchickten freiwillig ihre Vertreter in den von Preußen ge⸗ führten Norddeutſchen Bund unter der vertrauenerwecken⸗ den Kanzlerſchaft des überragenden Bismarck. Dann führte der„eiſerne Kanzler“ den dritten erfolgreichen Krieg, der die Krönung ſeines Werkes brachte. Mit der Niederwerfung des Widerſachers deutſcher Größe vollendete ſich der lang⸗ erſehnte Zuſammenſchluß der deutſchen Stäm⸗ me, bei dem nur die Oſtmark beiſeiteſtehen mußte. Der Krieg gegen franzöſiſche Anmaßung war zum echten eini⸗ genden Volkskrieg geworden. Nach monatelangen Kämpfen gelang Bismark die größte und ſchwerſte Tat ſeines Fanpri ben Lebens. Er erreichte die freiwillige Anerkennung Wilhelms von Preußen als deutſchen Kaiſer durch alle Fürſten Kleindeutſch⸗ lands. Preußiſcher Adel half noch einmal der alten Mon⸗ archie in den Sattel, ohne dabei Dank zu ernten. Bitter und verächtlich ſchrieb der Schmied des Zweiten Reiches:„Die deutſche Einheit iſt gemacht und der Kaiſer auch“. In über⸗ menſchlicher Leiſtung errichtete der in ſeiner Küraſſieruni⸗ form wie ein gepanzerter Recke Erſtrahlende mit einer ver⸗ ſchwindenden Anzahl von Mitkämpfern den vorläufi⸗ len Neubau des Reiches und ſtand als ſein tatſäch⸗ icher Lenker grenzenlos einſam und ſeltſam unbegreiflich neben dem Thron, ſtändig bemüht, die Macht deſſen zu ſtär⸗ ken, der doch nur ſein Geſchöpf war. Dieſes echt preußiſche Untertanenbewußtſein, das noch jetzt aus der Monarchie eine ſtaatsfüllende Idee zu machen ſtrebte, ließ Bismark trotz aller Liebe und Verehrung nicht zum wahren Volks⸗ führer werden. Bismarck war nicht der Mann, den Staats⸗ neubau durch eine von ihm propagierte Staatsgeſinnung oder gar Weltanſchauung zu feſtigen. Das zeigten Kultur⸗ kampf und ſoziale Geſetzgebung, der Konflikt mit dem Ar⸗ beitertum. deutlich. Er legte ſeine Ehre darein, unabhängig von al⸗ ler Volksmeinung ja, oft gegen dieſe zu regieren in tragiſcher, furchtbar ernſter Einſamkeit, die das Volt trotz ſeiner Erfolge nicht bei ihm warm werden ließ, obwohl es ſehr genau wußte, daß Deutſchland ihm die Einheit und ſeine Weltſtellung verdankte. Er ſuchte die Feſtigung im äußeren Neubau und in der Wiederbelebung einer ſchon alt gewordenen Staatsform. Das Werk der äußeren Einigung, die größte Tat des neunzehnten Jahnhunderts, war ihm gelungen. Voll düſte⸗ rer Ahnung warnte Nietzſche vor der inneren Hohlheit des äußerlich glänzenden Baues, die ſelbſt Bismarck nicht zu überwinden vermochte. Trotz aller außenpolitiſchen Er⸗ folge, trotz ungeahnten Reichtums zerriß ein unheilvoller Zwieſpalt ſein Werk. In jugendlichem Hochmut zwang Wil⸗ helm der Zweite den großen Kanzler zum Rücktritt, ohne daß er Bismarcks unfertiges Werk hätte vollenden können. Dies blieb dem Schöpfer und Führer des Drit⸗ ten Reiches vorbehalten— nach den furchtbarſten Er⸗ ſchütterungen des deutſchen Volkskörpers, die den Bau des Zweiten Reiches nahezu völlig zerſtörten. Acht Jahre noch mußte Bismarck in ohnmächtiger Verzweiflung untätig zu⸗ ſehen, wie Pfuſcherhände ſich an ſeinem Werk zu Deutſch⸗ lands Unheil vergriffen, ehe der Tod ihm inmitten ſchwar⸗ zer Ahnungen gnädig die Augen ſchloß. Es iſt dem großen Baumeiſter nicht vergönnt geweſen, unter den vielen Ver⸗ fallszeichen die Verheißung einer nahen Wiedergeburt zu erblicken, die im Innern wie nach außen das von ihm er⸗ ſtrebte Ziel erreichte: Deutſchlands Größe und 5 90 5 g Weltbild(M) Das Deutſche Turn- und Sportfeſt Breslau 1938 eröffnet, Reichsminiſter Dr. Frick übergibt dem Reichsſportführer von Tſchammer und Oſten das neue Bundesbanner des Deutſchen Reichsbundes für Leibesübungen zu treuer Händen. Aufruf zum zweiten Leiſtungskampf der deutſchen Betriebe 1938⸗39 im Kreiſe Mannheim. Der zweite Leiſtungskampf der deutſchen Betriebe wird auch in dieſem Jahre im Kreis Mannheim wiederum eine großartige Beteiligung der Induſtriebetriebe, ſowie der Klein⸗ betriebe aus Handel und Handwerk bringen. Nur noch wenige Tage trennen uns von dem Meldeſchluß dieſem Leiſtungskampf und wir möchten die noch abſeits ſtehenden Betriebsführer, insbeſondere die Inhaber der Klein⸗ betriebe, auffordern, ihre Startmeldung an die Kreiswal⸗ tung der Deutſchen Arbeitsfront abzugeben. Es muß eine Ehrenſache für jeden Mannheimer Betrieb ſein, ſich an dieſem edlen Wettſtreit zu beteiligen, um zu be⸗ weiſen, daß das Streben nach der Erfüllung des ſozialen Programms der Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Arbeiter⸗ Partei den verantwortlichen Männern der Induſtrie, des Handels und des Handwerks zur Herzensſache geworden iſt. Heil Hitler! Der Kreisleiter: gez: Schneider, Der Präſident der Induſtrie⸗ und Handelskammer! gez.: Goebels, Der Kreisobmann: gez.! Schnarr. * Führende Männer zum Leiſtungskampf der Betriebe. Der Mannheimer Oberbürgermeiſter: Die Leiſtungsfähigkeit eines Volkes iſt abhängig vom Leiſtungswillen jedes Einzelnen und von ſeiner Leiſtungsbe⸗ reitſchaft. Es iſt deshalb eine Pflicht gegenüber dem Staat, im Wettkampf die Kraft zu erproben. Das gleiche gilt für den Wettſtreit mehrerer Betriebsgemeinſchaften. Im Lei⸗ ſtungskampf der deutſchen Betriebe, den die Deutſche Arbeits⸗ front durchführt, wird ſich zeigen, welche Betriebe nattonal⸗ ſozialiſtiſche Stätten der Gemeinſchaft ſind. Ich würde es begrüßen, wenn möglichſt zahlreiche Mannheimer Betriebe ſiegreich aus dem Kampf hervorgingen. gez.: Renninger, Oberbürgermeiſter. Der Präfident der Induſtrie⸗ und Handelsbammer: Der Leiſtungskampf der deutſchen Betriebe erſtrebt dis Erhaltung und Förderung der Arbeitskraft des ſchaffenden Menſchen, des wichtigſten und wertvollſten Teils des Betrie⸗ bes. Er dient damit in hervorragender Weiſe der Leiſtungs⸗ fähigkeit und dem Ausbau der deutſchen Wirtſchaft. Die An⸗ teilnahme an dieſem friedlichen Kampfe muß daher das Ziel jedes, auch kleinſten Betriebes ſein. gez.: H. Goebels, n Präſident der Induſtrie⸗ und Handelskammer Mannheim. Frau und Sport Leibeserziehung ein kokaler Begriff. In einer aus gleichem Anlaß bisher noch nicht erreich⸗ ten Zahl verſammelten ſich im Rahmen des Deutſcheſt Turn⸗ und Sportfeſtes im Breslauer Konzerthaus die Füh⸗ rerinnen des Deutſchen Reichsbundes für Leibesübungen zu einer Kundgebung. Zuerſt ergriff der Reichsſportführer, Staatsſekretär v. Tſchammer und Oſten, das Wort. Die Leibeserzie⸗ hung, ſo ſagte er, iſt ein totaler Begriff, deſſen Be⸗ handlung von den Zielen und Aufgaben der Volkserziehun diktiert wird. Nach den Worten des Führers, daß Kraft und Schönheit die Fanfaren dieſes Zeitalters ſein ſollen, iſt es der letzte Sinn der and Leibeserziehung, die Har⸗ monie zwiſchen Seele und Leib herzuſtellen. Der Reichs⸗ ſportführer ging dann auf die feineren Unterſchiede in der Leibeserziehung der Männer und der Frauen ein. Nachdem der Reichsſportführer ſich mit den verſchiedenen Schwierig⸗ keiten befaßt hatte, die einer ſtärkeren Ausbreitung der Leibesübungen der Frau in Deutſchland bisher noch im Wege geſtanden haben, erklärte er, daß auch die Bewältt⸗ gung dieſer Aufgabe im neuen Deutſchland organiſch wach⸗ en und reifen muß. Der Weg beginnt am beſten bei dem Kinderturnen. Staatsſekretär v. Tſchammer und Oſten wies ferner auf die Notwendigkeit der Förderung der Lei⸗ besübungen der Frau auf dem Land und auf die Be⸗ rechtigung des Leiſtungsſports der Frau hin. Er verſicherte, daß niemand Sorge zu haben braucht, daß der Leiſtungsſport etwa zum Selbſtzweck werden könnte. Er ſpreche im Namen aller Wettkämpferinnen des deutſchen Sports, wenn er ſage, daß dieſe ohne Zaudern immer bereit ſein werden, die Aufgabe und Pflicht einer Frau und Mutter zu erfüllen, denn ſie wiſſen ſelbſt, wo ihre Gren⸗ zen ſind und ihre weiteren Lebensaufgaben beginnen. Hierauf ſprach die Reichsfrauenführerin, Frau choltz⸗Klink. Ihre Worte waren ein mahnender Ap⸗ pell an die Führerinnen des deutſchen Frauenſports und der deutſchen Frauenarbeit, bei allem Tun ſtets das hohe vom Führer gewieſene politiſche Ziel vor Augen zu haben, ein Ziel, dem guch die Leibeserziehung der Frauen zu die⸗ nen beſtimnit iſt. . r 8 1 5 8 reedes⸗Benz Seaman auf Me Der junge Engländer Seaman in Unterhaltung mit dem Konſtrukteur 8 e Uhlenhaut clints.(Schirner— M.) gewinnt den Großen Preis von Deutſchland. r Mereedes⸗ Lebendi N ges Bekenntnis zum deutſchen Volkstum. Trachten aus allen 2 Gauen und der volksdeutſchen Gruppen au 5 gaben der Schleſierkampfbahn am Eröffnungstage ein farbenprächt Bild. — Noch immer voll heimlichen Staunens blickte ſie in das braune Geſicht. Die großen grauen Männeraugen blickten klar und kühl in die ihren. Der Mund hatte einen energiſchen Zug, trotzdem erkannte Tante Malchen genau, was der Neffe gelitten hatte. Aber wiederum war er doch auch ganz anders, als ſie ſich ihn vorgeſtellt hatte. Und dieſen Mann hatte ihr Bruder einſperren laſſen wollen? Als nicht mehr normal! Weil er ſich in ſeinem Schmerz um die tote Gattin vo aller Welt zurückgezogen hatte! So leicht hatten ſie es ſich gedacht, das alte, ſchöne Hartlingen einzuſtreichen. So leicht! Tante Malchen ſaß mit dem Neffen in der Halle, und ſie plauderten. Plauderten, als hätte niemals dieſer furchtbare Verdacht und Rudolfs ſtolze Abwehr zwiſcher ihnen geſtanden. Tante Malchen hatte den Kutſcher, der da draußen wartete, ganz und gar vergeſſen. Sie ſuchte nach einem paſſenden Wort, mit dem ſie die jüngſte Vergangenheit zart ſtreifen konnte, ohne ihn zu verletzen. Nach einer ganzen Weile ſagte ſie leiſe: „Du haſt viel Schmerzliches und Schweres durch⸗ gemacht, Rudolf— aber die Zeit heilt ja ſo vieles!“ Wie aus einem Traum erwachend, ſah er ſie an, dann lachte er laut auf. „Schmerzliches und Schweres? Ich weiß heute nicht einmal mehr, ob es ſchmerzlich und ſchwer war. Vielleicht war es nur eine Strafe?“ Alilletzez war in ihren Augen, Entſetzen in ihren Worten. Er kam zu ſich, verſtand ſie. Erkannte, daß ſie jetzt an ein Geſtändnis ſeiner Schuld— ein Geſtändnis der furchtbaren Tat glaubte. Seine ſchöne, große, ſchlanke Hand ſtrich das dunkle Haar zurück Rudolf Hartlingen lächelte. Und ſagte leiſe, feſt: „Ich habe es nicht getan. Beim Andenken an meine Mutter ſchwöre ich es dir, Tante Malchen!“ Tante Malchen ſtand auf. Sie konnte nicht anders; ſie fiel ihm um den Hals. „Rudolf, ach, daß du das zu mir ſagen konnteſt! Das! Jetzt halte ich durch dick und dünn zu dir, Rudolf!“ „Ja— ich danke dir! Aber erklären kann ich dir vor⸗ läufig jetzt nichts weiter. Vielleicht kann ich es ſpäter einmal Ich ſtehe varläufig ſelbſt vor etwas Dunklem, Unfaß⸗ lichem, was aber die Wahrheit ſein wird. Gedulde dich, Tante Malchen! Wenn ich das Rätſel gelöſt habe, ſollſt du die erſte ſein, die es erfährt.“ „Ich bin nicht neugierig. Ich bin froh, daß ich hier bei dir bleiben kann. Und— der alten Gormann werde ich nicht in die Töpfe gucken; ich werde nur für dich da ſein, wenn du mal einen Menſchen brauchſt, mit dem du ſprechen willſt. Ich mache gern Handarbeiten, bin ein bißchen im Park und im Obſtgarten Nützlich mache ich mich beſtimmt, ohne deine alte Gormann zu beleidigen.“ „Wie gui und verſtändig du biſt, Tante Malchen! Au die Plauderſtündchen mit dir freue ich mich wirklich“, ſagte er herzlich. „Ich mich auch! Das hatte ich mir ſchon lange vor⸗ genommen. Ich bleibe alſo gleich hier bei dir. Meine Koffer ſtehen gepackt daheim. Seifert kann ſie mir morgen— ach du lieber Gott, der ſteht ja noch unten im Hof mit den Schimmeln. Bitte, ordne doch an, daß er etwas zu futtern bekommt für ſich und die Pferde. Und dann ſoll er heimſahren. Warte. das ſage ich ihm ſelber.“ Tante Malchen ging an ihrem Stock hinaus. Seifert verbarg ein ſchadenfrohes Lächeln. Aha, alſo doch an die Luft geſetzt!, mochte er denken. Tante Malchen ſagte freundlich: „Seifertchen, das Grinſen hätten Sie ſich ſparen können! Ich bleibe nämlich hier, und morgen früh er⸗ warte ich die zwei großen Koffer, die daheim in meinem Zimmer ſtehen.“ 0 „Verzeihung, gnädigſte Komteß! Ich— „Sie haben Hunger? Vielleicht auch Durſt? Die Pferde auch? Kann ich mir lebhaft denken. Aber warten Sie noch ein bißchen! Es wird Ihnen gleich was gebracht werden. Auf Wiederſehen, Seifert!“ Stramm ſtand der Kutſcher da. Tante Malchen wandte ſich ihm noch einmal zu: „Seifert, beſtellen Sie daheim bei meinem Bruder einen ſchönen Gruß, und ich würde dem Geheimrat voll⸗ ſtändig recht geben. Im übrigen ließe ich in der nächſten Zeit von mir hören.“ Sehr zufrieden mit ihrem Ausflug in die verbotene Stadt ging Tante Malchen wieder die Treppe hinauf. Gormann brachte dem Kutſcher ein Tablett. Allerlei Gutes ſtand darauf. Seifert blickte ſich das mit großen Augen an. Dann ſaß er auf der Holzbank vor dem Küchen⸗ fenſter und ließ es ſich ſchmecken, während Gormann für die Pferde Hafer holte und einen großen Eimer mit friſchem Waſſer zurecht ſtellte. Kopfſchüttelnd aß Seifert all die guten Sachen. Und kopfſchüttelnd fuhr er endlich heim. Tante Malchen aber ging am Spätabend mit dem Neffen durch den Park. Er hatte ihren Arm durch den ſeinen gezogen. Er wollte es ſich ſelbſt nicht eingeſtehen, welch ein Geſchenk ihm dieſes plötzliche Hierſein Tante Malchens war. Aber es war doch ſo. Er fühlte es während dieſes verträumten Hinſchlenderns immer deut⸗ licher, welch wertvoller Menſch die kleine alte Tante Malchen war. Und Tante Malchen freute ſich, daß ſie dieſem präch⸗ tigen Menſchen etwas ſein konnte. Am anderen Tage kamen die Koffer, und Tante Malchen richtete ſich in zwei ſchönen Zimmern von Schloß Hartlingen häuslich ein. Ein Brief war auch mit⸗ gekommen. Graf Eno tadelte ſeine Schweſter ſcharf, ging dann aber ſpäter in eine andere Tonart über und legte ihr ans Herz, wenn ſie erſt einmal Fuß gefaßt habe, ihre und ſeine Schweſter Luiſe nebſt ihrer Tochter Gerda ein⸗ zuladen. Sie wiſſe, wie unverſorgt Baron Herſter die Seinen zurückgelaſſen habe, und ihm, Graf Eno, fiele es doch wahrhaftig ſchwer genug, ihr ab und zu eine Unter⸗ ſtützung zukommen zu laſſen. Es wäre doch immerhin möglich, daß durch dieſe Einladung noch etwas Gutes bei dem ganzen Aerger herauskäme, den Rudolf ſeinen An⸗ gehörigen bereitet. Tante Malchen faltete den Brief fein ſäuberlich zu⸗ ſammen und legte ihn in ein Fach des kleinen Mahagoni⸗ Schreibtiſches in dem für ſie beſtimmten, mit viel Ge⸗ ſchmack eingerichteten Wohnzimmer. „Das könnte euch ſo paſſen. Die Gerda! Seht einmal an. Das habt ihr ja wieder einmal großartig ausgeheckt. Damit nur ja kein Glück nach Hartlingen kommt, denn dieſe gefallſüchtige, oberflächliche Modepuppe, die Gerda, die brächte es beſtimmt nicht hierher— das Glück. Sieh einer an! Die Gerda! Mit einem Male iſt wohl der Rudolf kein Mörder mehr? Nein! Er ſoll ſeinen Frieden haben, der arme Junge. Frieden in erſter Linie vor beute⸗ gieriger, heiratswütiger Verwandtſchaft!“ Uebrigens, wie ſchrieb denn da Eno? Glaubte er, daß ſie auf ſolche Befehlshabertöne hin ihre Rente ſchicken werde? Nein, da mochte er ſich doch etwas manierlicher benehmen, wenn er dieſe Rente auch weiterhin haben wollte. Sie würde da doch erſt einmal abwarten, bis der nächſte Brief kam und in welchem Sinne der gehalten ſein würde. 5 5 Die Wochen vergingen. Tante Malchen ging zum Friedhof hinüber und trug Blumen hin. Sie ſagte nichts, wenn Rudolf ſie einmal auf einem dieſer Wege traf und, ihr Ziel erkennend, ſich wortlos wegwandte. Graf Hartlingen ging auch nachts nicht mehr zum Friedhof. Er verlachte ſich jetzt ob ſeines Schmerzes um die ſchöne, falſche Lelia. Sämtliche Bilder, die von ihr berumſtanden, hatte er weggeräumt. Er ſagte ſich auch, daß die alten Gormanns vielleicht in dieſer plötzlichen Wandlung eine Schuld ſehen könnten, nachdem er ſolange den vor Schmerz halb Wahnſinnigen geſpielt hatte. Aber es war ihm gleich, was ſeine zwei alten Getreuen dachten. 8 3 4. Rudolf Hartlingen kam vom Vorwerk nach Hauſe. Er war ſeit früh vier Uhr da draußen geweſen, hatte mit dem Förſter und dem Rentmeiſter allerlei beſprochen, war im Walde und auf den Feldern geweſen. Vom Vorwerk aus gehörten noch einige Morgen zur Selbſtbewirt⸗ ſchaftung. Die Luft bekam ihm gut. Seine Augen blickten wieder klar und beſonnen. Er konnte es faſt nicht erwarten, daf der Vertrag mit dem Pächter ablief, damit er die Aufſich über ſeine rieſigen Felder, Wälder und Wieſen wieder ſelbſt übernehmen konnte. In der Nachbarſchaft verhielt man ſich vorläufig noch paſſiv. Aber Freiherr von Südebrunn hatte tags zuvor vom Walde herüber gegrüßt und ein paar freundliche Worte herübergerufen. Rudolf Hartlingen hatte vor ſich hin⸗ gelächelt, Machte die Anweſenheit der kleinen alten Tante Malchen in Hartlingen wirklich ſo viel aus, daß die Nachbarſchaft jetzt plötzlich aus der bisherigen Reſerve heraustreten wollte? Nun, er hatte es ihnen nicht ver⸗ übelt, daß ſie ſich zurückgezogen hatten. Mehr wie im Recht waren ſie geweſen. Aber er dachte nicht daran, aus ſeiner ſelbſtgewählten Einſamkeit ſich wieder in den geſelligen Strudel hineinziehen zu laſſen. Vorläufig wenigſtens nicht. Rudolf Hartlingen ſchritt ſchneller aus. Er hatte ſich etwas verſpätet— Tante Malchen würde ſchon auf der Terraſſe auf ihn warten, und die gute Gormann würde ſich halb tot ängſtigen, daß nur ja auch ihr vorzügliches Mittageſſen keinen Schaden erlitt ob dieſes langen Wartens. Tante Malchen erwartete ihn jedoch nicht auf der Terraſſe, ſondern am kleinen Parktürchen, durch das er tets kam. „Rudolf, ein Menſch wartet auf dich!“ Er blickte ſie beluſtigt an. „Tantchen? Den hätteſt du doch gar nicht herein⸗ gelaſſen. Ein Menſch! Damit kannſt du doch höchſtens einen ganz verlotterten Kerl meinen.“ „So iſt er ja auch. Und er ſagte, er müßte den Herrn Grafen in einer dringenden Angelegenheit ſprechen. Nun ſitzt er oben in der Halle“, ſagte Tante Malchen mit Grabesſtimme. „Na, da werde ich wohl oder übel mit ihm ſprechen müſſen.“ „Ja— nat— natürlich wirſt du das müſſen. Wenn es doch ſo wichtig iſt, was er dir zu ſagen hat.“ Sie gingen nebeneinander dem Schloß zu. 5 In der Halle erhob ſich ein Menſch mit verwildertem Haar, unordentlicher Kleidung und einem krankhaft gelben Geſicht. Der Schloßherr ſah ihn ſtarr an, erkannte dis Aehnlichkeit und wollte doch nicht, daß es Wahrheit ſei⸗ Zuſammengedrückt ſtand an der Tür Tante Malchen“ Graf Hartlingen winkte ihr zu: „Tante Malchen, ich will allein ſein mit dem da!“ ſagte er, und ſeine Stimme klang fremd, rauh! Still entfernte ſich Tante Malchen. Graf Hartlingen trat dicht auf den Fremden zu, ſagte langſam, wuchtig: „Ich irre mich nicht, du biſt es! Du! Venjo Holm! Das alſo hat die Schuld aus dir gemacht!“ BFFPPPPPPPPFVVVVVVVUUUVUTTUTTTTTVTTTTTTTT—T—T—T—T—T—T—T—T—T—TTT—T———T—T—T—T————————— e„7TH p ..,................ ̃ Kreuz und Quer ur mit einem Handtuch bekleidet— trotz Hitze doch ein 1 wenig. 9 Ueberraſchung auf dem Skandesamk.— Wenn nun aber ein älterer Herr nur mit einem ganz kleinen Handtuch bekleidet durch die Straßen läuft, ſo iſt das freilich kein erhebender Anblick. Solches geſchah in dem ſüdfranzöſiſchen Städtchen Rochechouart bei Marſeille. Und das kam ſo: Nach einem ſchweren und erfolgreichen Ge⸗ ſchäftstag war Alfred Ducroix zufrieden nach Hauſe zurück⸗ gekehrt, freilich ein wenig ſpät. Er hatte ſeinen ſchönſten Pyjama angezogen, und er wollte nun einen langen Schlaf tun. Plötzlich aber hörte er im Grauen des Tages im Un⸗ terhaus ſeiner Wohnung ein Geräuſch. Er ſprang auf, lief die Treppe hinunter und fragte als mutiger Mann, wer denn eigentlich da ſei. Eine Sekunde ſpäter ſtand er zwei recht verdächtigen Geſtalten gegenüber. Man richtete die Piſtolen auf ihn. Man verlangte von Ducroix ſein Geld oder die Gegenſtände, die einen höheren Wert beſäßen. Umſonſt verſicherte Ducroix, daß er beinahe ein armer Mann ſei. Man durchſuchte das ganze Haus, während einer der Verbrecher ihn mit der Piſtole in Schach hielt. Zum Schluß packte man ſeine ganzen Kleider in zwei große Kof⸗ 75 und befahl dem Monſier Ducroix, auch noch ſeinen chönen ſeidenen Pyjama auszuziehen. In dieſer Verfaſſung nahm man ihn mit bis vor die Haustüre, die man hinter ihm zuſchlug. Als Ducroix jammernd um ein kleines Klei⸗ dungsſtück bat, warf ihm einer der Banditen ein Handtuch ſu, das er im Badezimmer als Beute in die Taſche geſteckt 9 5 Die Banditen ſchwangen ſich in ihr Auto mit ver⸗ deckter Nummernſcheibe und fuhren in raſchem Tempo da⸗ von. Zurück blieb nur Alfred Ducroix mit ſeinem Hand⸗ tuch. Er mußte Hilfe alarmieren, rief, ſchrie, lief zu den nächſten Häuſern und läutete und pochte an die Türe. Doch als man. te und Alfred Ducroix als nackten Mann vor der Türe ſtehen ſah, glaubte man an einen ge⸗ Jetzt haben wir die langerſehnte Hitze, und ſchon ſeuf⸗ zen Männlein und Weiblein. er 5 855 17 ins Waſſer, und die, die dazu nicht in der Lage ſind, weil ſie deine 0 8 oder kein Waſſer haben, machen es ſich auf an⸗ dere Weiſe leicht. Viele Männer— von den Frauen gar nicht zu reden, deren Kleidung im Sommer beneidenswert iſt— legen an Kleidern ab, was ſie können, ohne die gute itte zu verletzen, und ſie tun ſicher gut daran. Andere frei⸗ lich haben nicht den Mut zum Fortſchritt und laufen nach wie vor in Weſte und dickem Rock herum. zeugnis vor. Außerdem hatte fährlichen Wahnſinnsausbruch, alarmierte die Polizei und ließ Alfred Ducroix mit ſeinem Handtuch verhaften und ab⸗ führen. Man glaubte ſeinen Angaben über den Raubüber⸗ fall nicht, ſondern hielt ihn einfach für verrückt. Erſt viele Stunden ſpäter wurde Ducrolg aus dem Gefängnis be⸗ freit, in das er geraten war, weil man ihn beraubte In Schwierigkeiten anderer Art geriet in Cannes, eben⸗ falls in Südfrankreich, durch einen Verbrechertrick eine Frau, die heiraten wollte. Wenn man hört, daß eine Frau ſeit zehn Jahren verheiratet iſt, aber ihren Mann noch nie geſehen hat, die Ehe aber nach dem franzöſiſchen Geſetz vollkommen rechtmäßig beſteht, dann ſind manche Leſer viel⸗ leicht geneigt, an eine Art Zauberei zu glauben. Doch es handelt ſich um eine Affäre, die aus der Wirklichkeit genom⸗ men wurde, ſelbſt wenn ſie heute wie eine Operette, wie ein Luſtſpiel, anmutet. Vor vielen Jahren ſiedelte ſich in Süd⸗ frankreich eine Engländerin an. Sie zog dann im vergan⸗ enen Jahr nach Cannes. wo ſie einen gewiſſen Eduard 5 bennenlernte. Das Paar wurde ſich einig. Man wollte heiraten. Die Hochzeit wurde angemeldet und beim Standesamt vorgemerkt. Die Engländerin, Miß Emilie Gault, beſchaffte die. Papiere; dann kam die große Ueberraſchung. Sie erhielt wenige Tage ſpäter von dem Standesamt die Mitteilung, ſich dort zuſammen mit ihrem Bräutigam zur ie een einer wichtigen Mitteilung einzufinden. Der Standesbeamte prüfte nochmals die Akten und machte darauf die verblüffende Eröffnung, daß Miß Emilie Gault ſich vor vielen Jahren ſchon einmal mit einem fie Robert Cornu verheiratet habe. Sogar die dama⸗ igen Papiere wurden herbeigeſchafft. Es lag ein Geburts⸗ ſich jene Miß Emilie Gault da⸗ mals mit einem gültigen Paß ausgewieſen, der anſcheinend in jeder Hinſicht auf 15 zutraf. Die Engländerin fiel aus al⸗ len Wolken, ſchwor, daß ſie 15 nie vor einem Standesamt befunden habe und leitete ſofort eine e ein. Sie konnte nach wenigen Stunden bereits ein„Alibi? beibrin⸗ en. Die Erklärung, die die Polizei für den myſteriöſen Fall hatte, leuchtet ein: Taſchendiebe hatten die Scheine der Engländerin geſtohlen und ſie benutzt, um eine einheirat zu irgendeinem dunklen Zweck durchzuführen. Wenn aber Miß Emilie Gautl glaubte, nun ohne weiteres ihren Eduard heiraten zu können, dann war ſie in einem großen Irrtum. Denn nach dem franzöſiſchen Geſetz beſtand ja jene Heirat vollkommen zu Recht. Infolgedeſſen muß nun ein Scheidungsverfahren gegen einen unbekannten Mann Ro⸗ bert Cornu eingeleitet werden. Außerdem kann ma ver⸗ juchen, eine Ungulugreitsertlarung der Regierung zu er⸗ wirken. Und erſt wenn die Verlobung mit Eduard Barres ſo lange hält, dann kann ſich Miß Emilie Gault eines Ta⸗ ges doch verheiraten. Hoffen wir, daß ſie nicht dreißig Jahre warten muß wie jenes ſeltſame Paar in Ageney im Staate Miſſouri in Nordamerika. Dort fand vor kurzem die Trauung von Ha⸗ rold Norwich und Ellen Hatfield ſtatt, eine Trauung, die bereits vor genau dreißig Jahren hätte vollzogen werden ſollen. Damals, im Jahre 1908, hatte der 24jährige Nor⸗ wich die Trauung bereits beſtellt, als der Onkel ſeiner Braut Ellen Hatfield ſtarb. Natürlich wurde die Hochzeit verſchoben, aber auch die für einige Monate ſpäter feſtge⸗ ſetzte Trauung konnte nicht ſtattfinden, da der Bruder der Braut in der Nacht vor dem feſtgeſetzten Termin ſtarb. Erſt im Jahre 1910 ſollte dann die Eheſchließung endlich ſtatt⸗ finden. Aber wieder war es der Tod eines Verwandten, der dazwiſchen kam. Harold Norwich hatte ſich unterdeſſen ein Haus gebaut. Im folgenden Jahre wollte er endlich ſeine Ellen heimführen. Aber es war ſeltſam; wieder machte ein Todesfall alle Pläne zunichte. Von Jahr zu Jahr wurde der Hochzeitstermin verſchoben. Immer wieder trot der Tod dazwiſchen. Wären die beiden Brautleute nicht Menſchen ge⸗ weſen, die feſt und klar im Leben ſtanden, die ruhig und ernſt ihre Pflicht taten, ohne ſich um Aberglauben und tö⸗ richte„Schickſalsmahnungen“ zu kümmern— ſicher hätten ſie längſt, erſchreckt durch die vielen ſeltſamen Zwiſchen⸗ fälle auf eine eheliche Verbindung verzichtet. Aber ſie hiel⸗ ten nur umſo feſter f is zum re 1917 ver⸗ 899 8 ein Todesfall nach dem anderen die Trauung. Im ihre 1918 ging Norwich in den Krieg. Als er 1919 in ſeine Heimat zurückkehrte und wieder einmal die eee tet war, trat wiederum ein Todesfall ein. Die Zufälle be⸗ ſannen allen, die darum wußten, unheimlich zu werden. ie Geſchwiſter des Bräutigams ſtarben und auch die Braut begrub mehrere Verwandte. Die letzte Verſchiebung der Trauung mußte im Juni 1937 vorgenommen werden; als neuer Termin wurde der Mai 1938 feſtgeſetzt. Und jetzt, endlich nach drei vollen Jahrzehnten, geſchah es zum erſtenmal, dee der Tod den Familien des Brautpaares fern⸗ blieb. In dieſen Tagen fand endlich die Hochzeit zwiſchen dem heute S58jährigen Harold Norwich und ſeiner Braut Ellen Hatfield ſtatt. i Pietät iſt ja ſchön; aber deswegen dreißig Jahre lang die Heirat verſchieben— das geht doch etwas weit. e eee * ne en Hausfrauenſorgen im Auguſt Die tüchtige Hausfrau hat jetzt Hochbetrieb, denn wir ſind dabei, den Segen des Sommers für den Winter ein⸗ zuernten und ihn aufzubewahren. Wir kochen ein. Es iſt Obſt reichlicher auf dem Markt, als wir uns nach der kalten Frühjahrswitterung träumen ließen. Und wir ver⸗ geſſen daher nicht, Süßmus— alſo Marmeladen— für den Frühſtückstiſch zu bereiten. Dieſe geſunde Zuſpeiſe wird ſtets freudig begrüßt werden und Abwechſlung in den Morgenimbiß bringen. Auch das Müsli, das jetzt ärztlich ſo ſehr empfohlen wird für zarte und kränkliche Kinder und Erwachſene, läßt ſich in verſchiedenen Auf⸗ machungen herſtellen, je nachdem wir Aprikoſenmarmelade, Erdbeermarmelade oder Himbeergelee hineintun. Es darf auch nicht vergeſſen werden, die blutreinigenden Frucht⸗ ſäfte einzumachen, ſie können auf kaltem und warmem Wege hergeſtellt werden. Auch das Gemüſe muß auf alle Fälle zum Winter eingeweckt werden. Vor allem iſt es zu empfehlen, Pfiffer⸗ linge, Steinpilze, Bohnen und Wachsbohnen ſowie Erbſen in Gläſern oder Büchſen einzumachen, ſie geben eine er⸗ freuliche Bereicherung unſeres winterlichen Mittagstiſches und ſind jetzt preiswert zu haben, daher ſoll man die kleine Mühe des Einkochens auf keinen Fall ſcheuen und für die mageren und gemüſearmen Tage vorſorgen. Die Pflege der Blumen auf dem Balkon und im Zimmer darf jetzt auch nicht vernachläſſigt werden. Bei großer Hitze iſt zweimaliges, durchdringendes Gießen der Balkon- und Fenſterkäſten nötig, denn die ſommerliche Hitze dörrt die Pflanzen auf dem Balkon ganz beſonders aus. Der Blumenfreund ſollte auch häufig Güſſe mit Pflanzennährſalz am Abend geben, die Blumen lohnen es durch reicheres und längeres Blühen. Im Gemüſe⸗ und Fruchtgarten iſt es vorſorglich, nach der Ernte Sträucher und Stauden zu pflegen, damit ſie im nächſten Jahr wieder reiche Frucht bringen. Die Erd⸗ beeren werden nach der Ernte ganz gründlich entrankt, dann wird das Beet ausgejätet und durchgehackt. Will man neue Erdbeerpflanzungen vornehmen, ſo ſucht man ſich gutbewurzelte, recht kräftige Erdbeerableger aus und pflanzt ſie auf gut gedüngte Beete aus. Die Entfernung zwiſchen den einzelnen Pflanzen muß 40 Zentimeter be⸗ tragen. Bei Trockenheit ſind die Obſtſpaliere beſonders gründlich zu gießen, und das Fallobſt iſt immer wieder ſofort einzuſammeln; um die Tafelfrüchte windet man Weſpenſchutzbeutel. Aus den Obſtbaumkronen werden die trockenen Zweige herausgeſchnitten, und auch die Beeren⸗ ſträucher können nach der Ernte verſchnitten werden. Die abgeernteten Himbeeren ſind dicht am Boden abzu⸗ ſchneiden. Im Hauſe gibt es wenig zu tun, denn die gute Hausfrau und Mutter ſollte alle ſchönen Tage benützen, um das ſchöne Wetter recht zu genießen. Der Sommer war in einzelnen Gegenden unſeres Vaterlandes recht kurz, da er ſo ſpät einſetzte. So müſſen wir mit jedem ſchönen Tag geizen und möglichſt viel unſere Nerven und unſere Geſundheit durch ausgedehnte Spaziergänge und Wanderungen ſtärken. Beſondere Kräftigung geben uns auch die Fluß⸗ und Seebäder, es iſt ſchon wieder bald der letzte Monat, in 115 wir die Segnungen des Freiluftbades genießen Onnen. Mutter, das verſtehſt du nicht! Mütter ſprechen oft in leiſer oder lauter Enttäuſchung über die herangewachſenen Söhne; von Söhnen hört man meiſt gar nichts über ihre Mütter. Beide ſcheinen dieſe Tatſache letzten Endes als gegeben zu betrachten. Und doch iſt es unendlich ſchade, daß das von Natur her ſo wunderbare Verhältnis zwiſchen Mutter und Sohn in vielen Fällen nicht beſteht, oder nicht mehr beſteht. Aber— wie kann das geſchehen? Es gibt wohl kaum eine innigere Beziehung als die, die wir zwiſchen einer jungen Mutter und ihrem kleinen Söhnchen beobachten. Man ſagt nicht umſonſt,„Söhne, Mutters Söhne— Töch⸗ ter, Vaters Töchter!“ Und dieſe tiefe Verbundenheit von Mutter und Söhnchen, ſie ſchwindet langſam, wenn das Kind heranwächſt. Für die Mutter ſind es die ſchmerz⸗ lichſten Jahre, wenn ſie das geliebte Kind dem eigenen Verſtändnis und Vertrauen entgleiten ſieht. Wie es geſchieht? Schon mit dem Eintritt in die Schule tut ſich für das Kind eine neue Welt auf. Das Zu⸗ ſammenleben mit gleichaltrigen Kameraden gewinnt außerordentliche Bedeutung. Eines der großen Wunder der Umwelt nach dem anderen will entdeckt werden Klein und eng abſeits von der Straße, die ins Leben hinein⸗ führt, ſcheinen dem heranwachſenden Sohn das Heim und das Familienleben. Die gelegentlichen, zaghaften Fragen der Mutter, ihre ſchüchternen Bitten, teilhaben zu dürfen an den Intereſſen des Sohnes, werden meiſt mit dem recht herzloſen, unbekümmerten:„Ach, Mutter, das ver⸗ ſtehſt du doch nicht!“ abgetan und zurückgewieſen. Die Fragen kommen zu ſpät. Wenn das Kind erſt einmal den Eindruck gewinnen kann, es gäbe irgend etwas, das dem Verſtändnis der Mutter unzugänglich wäre, dann hat die Mutter einen bedeutenden Platz in Herzen des Kindes ſchon verloren. Sie vermeidet dieſe ſchmerzliche Erfahrung, indem ſie von vornherein, un⸗ merklich aber mit aller Kraft ihres Weſens, ſich auf die Intereſſen des Kindes einſtellt und mit Liebe, Einfüh⸗ lungsvermögen, Humor und— je älter der Sohn wird — Kameradſchaftlichkeit an ſeinem Leben Anteil nimmt Das iſt gewiß leicht geſagt und unendlich ſchwer ge⸗ tan. Denn wir Frauen ſind ja nicht nur Mütter, ſonderr auch Gattinnen und Hausfrauen, zwei Worte, die eine Unzahl von weiteren Berufen und Pflichten in ſich ſchlie⸗ 775 Der ganze Tag iſt erfüllt von Forderungen, die an die Frau geſtellt werden— wie ſollte man die Möglich- keit zu ſo eingehender Beſchäftigung mit dem Sohn fin⸗ den? Man muß ſie finden! Es handelt ſich viel weniger um die tatſächliche Unterhaltung mit dem heranwachſen⸗ den Kind, es kommt viel mehr auf eine ſtille Beobachtung und eine gedankliche Beſchäftigung mit ihm an. Wir be⸗ obachten ſeine Entwicklung, an tauſend kleinen Einzelhei⸗ ten läßt ſich die Richtung erkennen, die er in ſeiner Aus- bildung, ſeinen Freundſchaften, ſeinen geiſtigen und ſpor lichen Neigungen einſchlägt. Und wo immer wir dieſe Richtung erkennen, bleibt uns die heilige Pflicht, uns mi! unſerer ganzen Kraft für dieſe Neigungen zu intereſſie⸗ ren. Wir ſind in einer anderen Zeit mit anderen Inter⸗ eſſen aufgewachſen. Alſo müſſen wir uns durch Lektüre, Fortbudung und Beſchäftigung mit neuen Kreiſen mit den Neigungen und Zielen der Jugend vertraut machen. Das gilt für jedes Gebiet im Leben des Kindes. Und wenn wir einen Teil unſerer Freizeit— die jede Frau ſich zu ſchaffen wiſſen muß— mit dieſen Dingen beſchäf⸗ tigen, werden wir das Verſtändnis für die Söhne auf⸗ bringen, das uns den angeſtammten Platz in ſeinem Her⸗ zen erhält. Es wird von uns Frauen ſoviel Kraft gefordert, es wird immer und immer nur gefordert— eine beglückende Tatſache, die unſere Kräfte wachſen läßt und nie erlah⸗ men laſſen ſollte. Unter dieſen Forderungen ſteht mit an erſter Stelle dieſe heilige Pflicht, mit den Kindern in eine neue Zeit hineinzuwachſen. Oftmals erſchweren ſie alle Bemühungen durch Unverſtändnis; gerade heranwach⸗ ſende Söhne kommen in unangenehme Jahre voll unhöf⸗ lichen, flegelhaften und ſogar häßlichen Weſens. Es iſt ſehr ſchwer, in dieſen Fällen immer die Ruhe, den über⸗ legenen Humor und eine gleichbleibende Liebe zu be⸗ wahren. Das Ziel aber ſollte den Müttern ſtets leuchtend vor Augen ſtehen: Wenn der Sohn einmal erwachſen iſt und über die Verſtändnisloſigkeit ſeiner Entwicklungsjahre hinausgelangte, dann wird er mit Dankbarkeit und Liebe die Freundſchaft mit der Mutter ſelbſt empfinden und zu erhalten und zu fördern ſuchen. Kameradſchaft der altern⸗ den Mutter mit dem großen Sohn iſt das Schönſte, was einer Frau werden kann. Ein Mann, der im Leben ſteht, und doch der Mutter gegenüber neben dem aufmerk⸗ ſamen, ritterlichen und beſorgten Sohn der kleine, ver⸗ trauende Junge bleibt, der mit all ſeinen Freuden und Leiden ihr Vertrauen ſucht— das iſt gewiß das größere Glück der Mütter! E. W. Nechtzeitig aufgeben! Praktiſche Lebenskunſt— ein Ende finden. Es gehört zur praktiſchen Lebenskunſt, immer recht zeitig das Ende zu finden. Beſucht man jemanden, und merkt, daß derſelbe in der Unterhaltung zerſtreut wird, ſo iſt es Zeit aufzubrechen. Setzt man einen Scherz, eine Neckerei zu lange fort, ſo iſt man in Gefahr, läſtig oder verletzend zu werden. Eine Ermahnung, die über Ge⸗ bühr ausgedehnt wird, verliert ihre Wirkung. Beim Eſſen und Trinken ſoll man bekanntlich aufhören, wenn es einem am beſten ſchmeckt. Im Vergnügen muß man ſich nie erſchöpfen, ſoll die Erinnerung daran eine angenehme und wohltuende bleiben. Vielleicht am ſchwierigſten iſt es, die Grenze zwiſchen der Jugend und dem Alter zu finden. Zwar kann man die Heiterkeit und Friſche des Gemüts auch im Alter bewahren, allein das Alter darf die Gewohn⸗ heiten und Vergnügungen der Jugend großenteils nicht fortſetzen, ohne auffallend und lächerlich zu werden. Dies gilt zunächſt bei Frauen von der Kleidung, der Haartracht uſw. Nicht an Geſchmack und Schönheit ſoll die Kleidung nachſtehen, ſie ſei nur eine andere. Ein verſtändiger Menſch gibt rechtzeitig auf, was er nicht länger behaupten kann. Allein, wo iſt die Grenze? Wann kommt das Jahr, der Tag, der uns belehrt, daß wir der Jugend nicht mehr angehören? Dieſe Frage iſt nur aus dem eigenen Gefühl zu beantworten. Trockene und überfette Haut Wenn ſonnengebräunte Haut verblaßt, ſo zeigen ſich oft häßlich fleckige und verfärbte Stellen, die ſehr unſchön wirken. Will man die Haut bleichen, ſo ſtellt man einen preiswerten Extrakt her, indem man eine Handvoll friſcher Efeublätter mehrere Tage in einem Glaſe Weiß⸗ wein ziehen läßt. Von dieſem Extrakt nimmt man jeweils einen Eßlöffel voll auf eine Taſſe lauwarmes Waſſer, um täglich einmal damit die zu bleichenden Hautſtellen zu waſchen. Die Neigung zur Ueberfettung der Haut zeigt ſich be⸗ ſonders an der Naſe. Die inneren Gründe dieſer Haut⸗ überfettung und überreichen Abſonderung kann ein Arzt feſtſtellen und meiſt durch Diät beheben. Als äußeres Mit⸗ tel gegen fettglänzende Naſen iſt zu empfehlen, ſte am Abend mit Mandelkleie einzupudern und morgens mit Eſſigwaſſer abzutupfen. Setzt man ſich tagsüber nicht direkter Sonne und Hitze aus, ſo kann man die Naſe nach leichter Klopfmaſſage einkremen, indem man Fett gegen Fett wirken läßt. Rinderwiſche bunt und prantiſch Die Wäſche der Kinder iſt nicht nur für die Kleinen ſelbſt eine wichtige Angelegenheit, vielmehr in noch höherem Maße für die Mutter, die ihre Kinder doch gern ſtets reinlich halten möchte. Kinderwäſche muß daher in erſter Linie praktiſch ſein— praktiſch in doppeltem Sinne: beim Schneidern müſſen die hübſchen Stücke auf raſches Wachſen berechnet werden, und die Kinderwäſche muß häufiges Waſchen gut vertragen. Daß ſich mit dieſen Gründen der Zweckmäßigkeit durchaus die Freude an hübſcher Kinderwäſche verbinden läßt, ſollen unſere Vorſchläge beweiſen. Für die kleinen Knaben iſt der Schlafanzug am prak⸗ tiſchſten, wenn ſie dem Babyalter entwachſen ſind. Für die kleineren Kinder arbeitet man den Anzug in einem, für die großen Buben in zwei Teilen. Zur Verzierung verwendet man licht⸗ und kochfeſte bunte Borte. Wer Freude an kleinen Handarbeiten hat und vor allem auch die Zeit dafür aufbringen kann, wird an Stelle der ſer⸗ tigen Borte vielleicht ein einfaches Muſter ſticken, wobei waſchechte Garnreſte ſchön Verwendung finden können. Die kleinen Mädchen ſehen reizend aus in den ge⸗ blümten Nachthemdchen aus einfachem Wäſcheſtoff. Ein in der Farbe der Blumen gehaltenes Band iſt in Gürtelhöhe durchgezogen, und kleine Puffärmel ſowie eine zierliche Rüſche am Hals vervollſtändigen das niedliche Wäſche⸗ ſtück. Lebhafte kleine Mädchen jedoch, die die Neigung zum Bloßſtrampeln haben, ſteckt man ebenfalls in Schlaf⸗ anzüge, damit die Mutter unbeſorgt ſchlafen kann und keine Erhältung ihres Kindes befürchten muß. Dieſe Nachtwäſche für Knaben und Mädchen kann in gleicher Art für die katle Jahreszeit aus Flanell gearbeitet werden. Die Tageswäſche der Kinder iſt natürlich einfarbig and zur Zierde mit gleichartigem, farbigem Stoff ein⸗ zerdllt. Ein einfaches, handgeſticktes Motiv am Hemd⸗ 68chen iſt praktiſcher als Spitzen und Beſätze, die nie⸗ mals lange der Wäſche ſtandhalten. Der Unterrock für die kleinen Mädchen iſt in gleicher Art gearbeitet und mit 0 einer bunten Paſſe beſetzt. Man achtet darauf, breite Zäume am Rockende einzulegen und an den Schultern und ebenfalls reiche Rampf den Gartenſchädlingen Nicht nur im Hauſe ſollen wir die Inſekten he⸗ kämpfen, auch der Garten wartet auf uns. Da ſind die Schnecken. Sie werden durch Beſtreuen von Thomas⸗ mehl getötet. Wir ſtreuen ſchon frühmorgens, wenn die Schnecken noch auf der Oberfläche der Pflanzen fitzen. Hierbei müſſen wir auch die Gebüſche und Kompoſthauſen abſuchen und gewiſſenhaft beſtreuen. Die Erdflöhe ſind ſchwer zu vertilgen, aber mit Geduld und Ausdauer ſiegen wir auch hier. Wir ſtreuen mit Kieſelſäure oder nehmen ein mit Leim beſtrichenes Brettchen und ſtreichen ſacht über die Pflanzen hin. Die hochſpringenden Erdflöhe bleiben daran hängen. Außer⸗ dem müſſen wir den Boden oft harken und gut gießen, denn Erdflöhe vermehren ſich nur auf trockenem und glattem Boden. Raupen auf den Kohlpflanzen bringen viel Mühe, denn meiſt wird nach dem alten Hausmittel verfahren, ſte abzuſuchen. Es iſt auch immer noch von gutem Erfolg gekrönt, darum ſollen wir auch dabei bleiben. Darüber hinaus können wir uns die Arbeit aber erleichtern. Wir ſtellen uns eine Quaſſtaſeifenlöſung her und beſprengen die Pflanzen mit einem Zerſtäuber. Auch Nikotinſeifen⸗ löſung iſt von gutem Erfolg. Was ſoll ich tun wenn Salat ſehr ſchmutzig und mit viel Sandkörn⸗ chen behaftet iſt? Man ſpült ihn in einem möglichſt hohen Gefäß— einem Eimer beiſpielsweiſe— unter gründ⸗ lichem Schwenken. Dann ſinken die Schmutzteile zu Boden, und der Salat läßt ſich vorzüglich reinigen. wenn man Suppen und Tunken bräunen will? Man röſtet eine Zwiebel und eine Möhre, feingeſchnitten, ganz dunkelbraun und ſchwenkt ſie dann in einem ſpitzen Sieb über der kochenden Brühe, die dadurch gute Farbe und Würze bekommt. wenn man zum Binden von Gemüſen und Tunken kein Mehl verwenden will? Man reibt einige rohe Kar⸗ toffeln daran und erreicht damit ſeinen Zweck. wenn Aluminiumgeſchirr beim Kochen ſo heiß wird, daß wir den Deckel nicht mehr anfaſſen können? Wir ſchieben einen Kork unter den Deckelgriff und haben dann einen iſolierten Henkel. wenn Fett auf die heiße Herdplatte ſpritzte und einen unangenehmen Geruch zu verbreiten beginnt? Wir neh⸗ men Zeitungspapier zum Abreiben und beſtreuen die Platte mit etwas Salz. Kochrezepte Fiſchfrikandellen Beilage zu jungem Erbſengemüſe. Reſte von Süß⸗ waſſerfiſchen werden aus Haut und Gräten gelöſt und fein gehackt. Auf einen Teller davon rechnet man ein Eidick friſche Butter, die man zergehen läßt, nebſt zwei Eiern, etwas fein geſtoßenem Ingwer, Pfeffer, Muskatnuß und Salz zu dem gehackten Fiſch, fügt dann noch ſo viel geriebenes Weißbrot zu, daß die Maſſe eine genügende Feſtigkeit erhält, um zu kleinen Frikan⸗ dellen geformt zu werden. Man vermiſcht Semmelkrumen mit geriebenem Kräuterkäſe und wendet die Frikandellen erſt in Ei und dann in der Krumenmiſchung, worauf man ſie in Butter hellbraun bratet. Fiſchauflauf mit Käſe Ein Kilo vorgekochter Fiſch, 60 Gramm Fett,. Liter Milch, geriebene Semmel, zwei Eigelb, das Weiße zu Schnee geſchlagen, Salz, Kräuterkäſe. Der entgrätete und gehäutete Fiſch wird fein gehackt, dann bereitet man aus Fett, Mehl und Milch eine helle Tunke, die man erkaltet über den Fiſch gibt; geriebene Semmel, geriebenen Käſe und das Eigelb tut man daran und vermiſcht alles ſehr ſorgfältig, nach Geſchmack auch Salz, Pfeffer und zuletzt den Eierſchnee. Die Maſſe wird in eine mit Fett aus⸗ geſtrichene Form getan, mit Fettflöckchen belegt und eine % Stunde im Bratofen goldgelb gebacken, Tomatenſoße, Peterſilien- oder Kaperntunke paßt dazu. Säumchen anzubringen, ſowie die Nähte recht breit zu halten, damit alles mühelos erweitert werden kann. Sehr raktiſch iſt für die kleinen Knaben die Sporthemdhoſe, die in einem Stück gearbeitet und ebenfalls durch geſchick angebrachte Säume auf Zuwachs berechnet iſt. Und dann die Schürzen für die kleinen Töchter! Sie ſind kleidſam und ſchützen das Kleid, ohne die Kinder beim Spiel zu behindern. Aus preiswertem, buntbedruck⸗ tem Waſchſtoff iſt die Schürze für das ältere Mädchen. mit farblich paſſenden breiten Streifen eingefaßt und an den Taſchen beſetzt. Man kann dieſe Schürze zum An⸗ köpfen am Halsſchluß ſowie zum Binden mit Schulter⸗ trägern arbeiten. Das kleine Mädchen trägt eine Schürze in Trachtenart. Sie iſt 2 1 beſtickt unter Verwendung möglichſt bunter Garnreſte. Die Farbe des breiten Strei⸗ fens am unteren Rand wiederholt ſich im Grund des origi⸗ nellen kleinen Mie⸗ ders, das in Herz⸗ form gehalten iſt Stickerei aufweiſt. Wenn Mutter in einer ruhigen Abendſtunde einmal in ihrer Flickentruhe kramt, findet ſich ge⸗ wiß allerlei an Stoffen und Reſten, das ſich durch ge⸗ ſchickte Hände in praktiſche Wäſche⸗ ſtücke für die Kinder verwandeln läßt. Wäſcheſtücke von Er⸗ wachſenen laſſen ſich meiſt auch noch in Kinderwäſche ver⸗ ändern, da die ſchad⸗ haften Stellen fort⸗ geſchnitten werden können. Text und Zeichnung: Hildegard Müller (M) Deutſches Turn⸗ und Sportfeſt in Breslau Tag der Mannſchaft Deutſches Turn und Sportfeſt in Breslau. Der erſte Großkampftag hatte ſchon gründlich unter den Wettbewerben aufgeräumt, und auch die Zahl der Wett⸗ e iſt durch die Ermittlung der Sieger in den tur⸗ neriſchen Mehrkämpfen und die Vor⸗ und Zwiſchenläufe und»runden der ſportlichen Wettbewerbe erheblich ver⸗ mindert worden. Geblieben iſt nur die Vielfältigkeit der Sportarten. Ddem„Tag der Mannſchaften“ entſprechend, zeigen 1500 Vereine des Fachamtes Turnen Ausſchnitte aus er vielfachen Vereinsarbeit, eine Breitenarbeit der Maſſe, die die Sinngebung der neuen Leibesübun⸗ gen aufzeigt. Mit 6000 Turnern zeigen Altersrfe⸗ gen bunte Spiele und unvorbereitete Frejübungen. Unter ihnen befinden ſich allein 1000 über 60 ahre, 164 über 70 Jahre und 17 über 80 Jahre. Seit 7 Uhr früh geht es auf den einzelnen Kampfſtätten ſchon wieder hoch her, beſonders auf der Jahn⸗Kampfbahn, in der die Leichtathleten ihre Titelkämpfe fortſetzen, und in der Schwimmbahn. Bei beiden Wekttampfftät⸗ ten ſind chef der frühen Morgenſtunden die Tribünen wie⸗ der dicht beſetzt. NSKK, der Arbeitsdienſt, die Polizei, der Gau Oſtmark, die Luftwaffe, die SA und die Reichsakade⸗ mie für Leibesübungen in Berlin zeigen bei ihren Vorfüh⸗ rungen in der Schleſterkampfbahn, wie untrennbar ihre Arbeit mit der des Deutſchen Reichsbundes für Leibes⸗ übzengen verbunden iſt. In der mit 50 000 Zuſchauern beſetzten Schleſter⸗Kampf⸗ bahn kam bis Mittag in Anweſenheit des Reichsführers und Chef der deutſchen Polizei, Heinri ch Himmler, des Reichsarbeitsführers Hierl, des Rei chsſport⸗ führers und des Führers der Sudetendeutſchen, Ron⸗ rad Henlein, der erſte Teil der Maſſenvorfüh⸗ rungen zum Austrag, an denen die Wehrmacht, die Kampfformationen der Bewegung, der Arbeitsdienſt, die Polizei und viele andere beteiligt ſind. Hier erlebte man die neuen Formen deutſcher Uebungsarbeit, denen die Steige⸗ rung des Leiſtungsdurchſchnitts zu verdanken iſt. Das Kraftfahrkorps zeigte Kugelwurfgymnaſtik, der Are beitsdienſt Uebungen mit eine Arbeitsgerät, dem Spaten, und mit 2 Meter langen Baumſtämmen, während die 420 Arbeitsmaiden einige Minuten Gymnaſtik mit leichten Holzſtäben boten. Für die Schu tz p olizei zeigten 120 Polizeianwärter aus der Oſtmark die Mann⸗ ſchaftsübungen an der Gitterleiter, der Sproſſenwand und im Jiu⸗Jitſu. Den Abſchluß bildete ein Tiſchſpringen vom Federbrett in voller Marſchausrüſtung mit Stahlhelm, das mit einem freien Ueberſchlag über drei und vier lebende Pferde endete. Auch die Luftwaffe wartete mit einem neuen Gerät, einem 25 Pfund ſchweren Sand⸗ ſack, auf. Als letzte Gruppe führte die R 9 akademie für Leibesübungen emen lebendigen Ausſchnitt aus ihrer Lehrarbeit vor. Bis zum Freitag 15295 ſind rund 163 Turnerſon⸗ der züge mit rund 152 000 Teilnehmern eingetroffen, und insgeſamt ſind von der Reichsbahn etwa 275 000 Feſtgäſte nach Breslau befördert worden. Rechnet man die Feſtteil⸗ nehmer hinzu, dürften ſich gegenwärtig etwa 300000 fremde Teilnehmer und Gäſte des Deutſchen Turn⸗ und Sportfeſtes in Breslau aufhalten. Leichtathletik Deutſche Meiſterſchaften. 200 Meter: 1. Scheuring(Gaggenau) 21.7 Sekunden, 2. Fiſcher(Berlin) 22,0, 3. Hornberger(Frankfurt) 22.2, 4. Gillmeiſter(Stolp) 22.2, 5. Riether(Krefeld) 22.2, 6. Schein (Hamburg) 22.3. 400 Meter: 1. Linnhoff(Berlin) 47.6, 2. Bues(Ber⸗ lin) 49.0, 3. Blazejezak(Wehrmacht) 49.0, 4. Klupſch(Jena) 49.2, 5. Rinck(Berlin) 49.5, 6. Robens(Nürnberg) 49.6. 800 Meter: 1. Harbig(Dresden) 1252.8 Minuten, 2. Eichberger(Wien) 1:54.9, 3. Schumacher(Düſſeldorf) 55.8, 4. Brandſcheid(Berlin) 1:56, 5. He(Barmen) 56.1, 6. Bott(Kaſſel) 1:57.2, 7. Merkens Wittenberg) 58 Minuten. 500 Meter: 1. Syring(Wittenberg) 14:50 Minu⸗ ten, 2. Eitel(Berlin) 14:50,2, 3. Fellersmann(Stettin) 15:01,4, 4. Eberlein(München) 15:11.2, 5. Eder(München) 1511.6, 5. Pietzke(Marienwerder) 15:12 Minuten. 110 Meter Hürden: 1. Kumpmann(Köln) 15.0 Sekunden, 2. Wegener(Berlin) 15.0, 3. Beſchetznik(Berlin) 15,4, 4. Pollmanns(Düſſeldorf) 15.6, 5. Schellin(Stettin) 15.6, 6. Stöckle(Stuttgart) 15.6 Sekunden. 400 Meter Hürden: 1. Glaw(Berlin) 532 2 Hölling(Breslau) 53.6, 3. Klix(Berlin) 53.9, 4. Scheele e 53.9, 5. Mayr(München) 54.3, 6. Darr(Gotha) ohne Zeit. Hammer werfen: 1. Hein(Hamburg) 56.49 Meter, 2. Storch(Fulda) 55.52, 3. Blask(Berlin) 55.25, 4. E. Lutz (Dortmund) 52.32, 5. Mayr(München) 50.33, 6. Becker (Saarbrücken) 49.64 Meter. Marathonlauf: 1. Bertſch(Stuttgart) 2:37:25; 2 Puch(Potsdam) 2:39:03; 3. Brogſen(Berlin) 2:41:00; 4. Gnädig(Berlin) 2:41:35; 5. Wohlgemuth(Lauterbach) 2:43:54; 6. Wieczorek(Berlin) 2:44:43; 7. Balaban(Wien) 2:46:09; 8. Weber(Stuttgart) 2:48:24; 9. H. Helber(Stutt⸗ gart) 2:48:29; 10. Orbanz(Dresden) 2:48:32. 4mal 1500 Meter⸗Staffel: 1. Hamburger AC (Berberich, Kröger, Körting, König) 16:28,3; 2. München 1860 16:32,6; 3. Victoria Hamburg 16:41,4; 4. Allianz Ver⸗ lin 5 5. Stuttgarter Kickers 1655.56. RAD, Gau 21, 17:03.8. Junioren: 200 Meter: 1. Huth(Hanau) 22.3, 2. Struckl (Wien) 22.4, 3. Pfäffle(Eßlingen) 22.5.— Dreiſprung: 1. Philippi(Stendal) 14.05, 2. Voigt(Dortmund) 13.98, 3. Mähnert(Halle) 13.45 Meter. Hervorragende Jeiken im Maratfhonlauf. Trotz der drückenden Hitze, die durch den Regen nur un⸗ weſentlich gemindert wurde, gab es auf 5 ganzen Mara⸗ thonſtrecke einen unglaublich harten Kampf. Zunächſt lag der Lauterbacher Wohlgemuth in Front und führte auch noch bei 5000 Meter mit 11:32 Minuten. Auf den nächſten fünf Kilometern ging dann der Marienburger 1 in * 1 —— 2 Führung, der bei 10000 Meter zuſammen mit Wohlgemuth, dem vorjährigen Meiſter e Wiedemann München) und den Stuttgarter Brüdern Helber ſowie zertſch mit 33:54 geſtoppt wurden. Dieſe Läufer bildeten guch weiterhin die Spitze, die erſt kurz vor dem Wende⸗ punkt von Bertſch geſprengt wurde, der ein taktiſch ganz edge Rennen lief und ſchließlich als vielbeſubel⸗ er Sieger und deutſcher Marathonmeiſter in der anz ausgezeichneten Zeit von 2:37:25 Stunden Jahnkampfbahn einlief. in die Der Potsdamer Puch wurde in 2:39:03 Zweiter vor dem Berliner Brogſen(2:41:00) und Altmeiſter Gnädig(Berlin). 20 Mannſchaften ſtarteten zur Amal 1500 Meter⸗ Staffel. Jahn München führte anfangs, hatte dann aber ſpäter mit dem Ausgang des Rennens nichts mehr zu tun. — Nicht minder ſpannend verliefen die Meiſterſchaften der Frauen. Käthe Krauß war über 100 Meter nicht zu ſchlagen. Die Berlinerin Albus kam ihr in 12.4 Sekunden mit zwei eee noch am nächſten. Ueberraſchend verlief das eitſpringen, in dem Prätz(Salzwedel) mit 5.68 Meter zu Meiſterehren kam; allerdings gab es hierbei keine überra⸗ genden Leiſtungen. Giſela Mauermayer bewies im Kugelſtoßen erneut ihre ſouveräne Stellung; mit 13.12 Me⸗ ter gewann die Münchnerin vor Frau Schröder(Mun⸗ denheim) mit 12.95 Meter und hatte außerdem noch die Freude, ihre Schweſter Trude mit 12.00 Meter auf dem dritten Platz zu ſehen. Wöllke und Kokratſchek. Zwei Favoritenſiege gab es im Kugelſtoßen und D re 1 5 ung. Oberleutnant Wöllke(Berlin) ſtieß die Kugel 15.69 Meter und ließ damit Stöck um 38 Zentimeter hinter ſich, während Lampert mit 15.18 Meter enttäuſchte. Kotratſchek(Wien), unſer neuer Rekordmann im Drei ſprung, kam auf der weichen Bahn nicht über 15 Meter hinaus und mußte ſich mit 14.82 Meter begnügen, die aber zu einem klaren Sieg genügten. 30 Zentimeter weniger ſprang der deutſche Meiſter Wöllner(Leipzig) und wurde damit Zweiter.— Ergebniſſe: Männer: Kugelſtoßen: 1. Wöllke(Berlin) 15.69 Meter, 2. Stöck(Berlin) 15.31, 3. Lampert(München) 15.18, 4. Cramer(Nürnberg) 14.58, 5. Trippe(Dortmund) 14.31, 6. Sievert(Eimsbüttel) 14.209 Meter.— Dreiſprung: 1. Kotratſchek(Wien) 14.82 Meter, 2. Wöllner(Leipzig) 14.52, 3. Gottlieb(Landau) 14.36, 4. Drechſel(Thalheim) 14.27, 5. Kegel(Hamburg) 14.23, 6. Engelhardt(Nürnberg) 13.94 Meter. Frauen: 100 Meter⸗Lauf: 1. Käthe Krauß (Dresden) 12.2 Sekunden, 2. Albus(Berlin) 12.4, 3. Kohl (Frankfurt a. M.) 12.5, 4. 7 9(München) 12.6, 5. Ek⸗ kardt(Frankfurt a. M.) 12.7, 6. Wendel(Mannheim) 12.8 Sekunden.— Weitſprung: 1. Prätz(Salzwedel) 5.68 Meter, 2. Junghanns(Naumburg) 5.55, 3. Mauermayer (München) 5.53, 4. Wilkening(Moers) 5.50, 5. Stracke (Siegen) 5.30, 6. Schulz(Münſter) 5.28 Meter.— Ku gel⸗ ſtoßen: 1. Giſela Mauermayer(München) 13.62 Meter, 2, Schröder(Mundenheim) 12.59, 3. Kirchoff(Dethold) 12.08, 4. Trude Mauermayer(München) 12.00, 5. Roſſock (Berlin) 12.00, 6. Richter(Hamburg) 11.97 Meter. Junioren: 200 Meter⸗Hürden: 1. Höber 8 rankfurt a. M.) 25.6 Sekunden, 2. Strehlau(Königsberg) 1, 3. Brandes(Berlin) 26.6 Sekunden.— 3000 Me⸗ ter: 1. Friedrich(Hamburg) 9:09 Minuten, 2. Schubert Darmſtadt) 9:16.4, 3. Hirſchberger(Dresden) 922.2. Bei den Schwerathleten Vor Tauſenden von Zuſchauern kämpften auf dem be⸗ ſonderen Freiluftplatz wieder die Schwerathleten. Im Judo, dem mehr und mehr in den Vordergrund tretenden Sport, liegen in vier von fünf Gewichtsklaſſen die angetretenen Meiſter in der Punktwertung an der Spitze. Bei den Gewichthebern war Olympiaſieger Jo⸗ ef Manger im Schwergewicht allen Gegnern haushoch überlegen, während im Mittel ewicht Adolf Wagner (Eſſen) erſt nach hartem Kampf Meiſter wurde. Im Halb⸗ ſchwergewicht teilten ſich Haller(Wien) und Leopold(Er⸗ furt) bei gleichem Körpergewicht und gleich großer Leiſtung in den erſten Platz, ſo daß im kommenden Jahr anſtat ſechs Namen ſieben in der Liſte der deutſchen Gewichtheber⸗ meiſter zu finden ſind.— Die Ergebniſſe: Mittelgewicht: 1. und deutſcher Meiſter Adolf Wagner(Eſſen) 355 kg(107,5, 105, 142,5), 2. Rudi Ismayr (Bien g 350 kg. 3. Claußen(Lübeck) 342,5 kg., 4. Valla ien) 335 293 Bregulla(Beuthen OS) 315 kg., 6. Lo⸗ vata(Wien) 135 kg. f Halbſchwergewicht: 1. und deutſcher Meiſter Haller(Wien) 357 kg.(97.5, 110, 150) und Leopold(Erfurt) 357 kg.(102,5, 110, 145), 2. Heizmann(Wien) 340 kg., 4. Simon(Düſſeldorf 337,5 kg., 5. Scheib(Dresden) 330 kg., 6. Szabados(Wien) 330 kg. 5 Schwergewicht: 1. und deutſcher Meiſter Joſef Manger(Freiſing) 427,5 kg.(137,5, 130, 360), 2. Wahl (Möhringen) 394.5 195 3. Schattner(München) 370 kg., 4. Stropek(Wien) 355 kg., 5. Schmidt(Wien) 347,5 kg. Dreikampf der Gewichtheber⸗Senioren. Die„Alten Herren“ der Gewichtheber traten in einem Dreikampf in Wettbewerb, vorgeſchrieben waren eine ein⸗ armige und zwei beidarmige Uebungen nach Wahl. Altmei⸗ ſter Straßberger(München) war im Schwergewicht immer noch ohne ernſte Widerſacher. Ergebniſſe: Fede r gewicht: 1. Kahl(Zittau) 146 Punkte, 2. Roſſeidt(Kö⸗ nigsberg) 129 Punkte.— Leichtgewicht: 1. Stephan (Ma deburg) 176 Punkte, 2. Lauterbach(Wien) 146 Pkt. — Mittelgewicht: 1. Okrouhly(Wien) 146 Punkte, 2. Dreßler(Thaleiſchweiler) 142 Punkte.— Schwerge⸗ wicht: 1. Straßberger(München) 258 Punkte, 2. Trappen (Trier) 246 Punkte. Freiſtil⸗Ringer⸗Meiſterſchaften. Mit ungeheurem Schneid und höchſtem Einſatz kämpften die Ringer auf der Freiluftmatte um die Deutſche Meiſter⸗ ſchaft im freien Stil Die Kämpfe brachten mehr als eine e berraſchung. So iſt in erſter Linie zu bemerken, daß es nur einem Titelverteidiger gelang, ſich auch in Breslau wieder durchzuſetzen: Kurt Hornfiſcher (Nürnberg). Allerdings wurde auch der Kölner Nettesheim wieder Meiſter, jedo fene er die Gewichtsklaſſe gewech ⸗ ſelt. Sieben Meiſterſchaften fielen nach Süddeutſch⸗ land und davon 8 i allein drei in die Saarpfalz. Im Bantamgewicht wurde der Thaleiſchweiler Fi⸗ ſcher Meiſter vor ſeinem Vereinskameraden Meier. Euro⸗ pameiſter Fritz Schäſer holte ſich den Titel in der Mit⸗ telgewichtsklaſſe und ſein Ludwigshafener Landsmann Feld⸗ webel Ehret wurde Titelträger in der nächſthöheren Weitere Mehrkampf⸗Sieger Die Errechnung der Sieger bei den zahlreichen turne⸗ riſchen Mehrkämpfen nahm eine geraume Zeit in An⸗ 5 Am Freitag wurden folgende Sieger verkündet: olkskümlicher Dreikampf, änner, Kl. 1: 1. Cramer(Nürnberg) 69 P., 2. Janſen(Berlin) 67 P. 3 Großfengels(Duisburg) 65 P.— Kl. 2: 1. Bader(Wup⸗ persdorf) 68 P. 2. Batſchauer(Lahr) 65 P.. 3. Hinze Klaſſe. (Gleiwitz) 63 P.— Kl. Za: 1. Hanig(Berlin] 73 P. Sollinger(Darmſtadt) 69 P., 3. Prelle(Osnabrück) 68 P. Kl. 3 b: 1. Bloch(Duisburg) 73 P.— Kl. 1b':(mit Stabhochſprung): 1. Müller(Kuchen) 73 P., 2. Endreß(Ber⸗ lin) und. Schröber(Graz) je 67 P.— Müller überſprang im Rahmen dieſes Kampfes glatt 4.00 m.— Kl. 3c: 1. Beyer(Düſſeldorf) 67 P. Frauen: Gymnaſt. Mehrkämpfe: Sechs⸗ kampf: 1. Seider(Oels) 104 P., 2. Fremd(Wetzlar) 103 P., 3. Klöfkorn(Hamburg) 102 P.— Sieb en kampf: 1. Kopp(München) 128,5 P. 2. Köhnemann(München) 124 07 3. Höfle(Göppingen) 122 P.— Achtkampf: 1. runert(Forſt) 157 P., 2. Schlieper(Eſſen) 154 P., 3. Stratner(Graz) 151 P. Volkstümlicher Dreikampf, Frauen: 1. Buſch(Wuppertal) 73 P., 2. Strackle(Siege) und Friede rich(Würzburg) je 67 Punkte. Die Gchwimm⸗Wettkämpfe Auch am Freitag war wieder das Schwimm ⸗Stadion bis auf den letzten Platz beſetzt, obwohl die Wettkämpfe be⸗ reits zu früher Morgenſtunde begannen und ſogar größten⸗ teils nur den unteren Klaſſen vorbehalten waren. Glad⸗ beck bewies, daß es gute Bruſtſchwimmer beſitzt. Die Weſt⸗ falen gewannen die 100⸗, 200, 200⸗, 100⸗m⸗Staffel in 8:35,88 vor EMAS Wien in 8:44,1 und Weſtfalen Dort mund in 8:51 Minuten. Die Wiener entſchädigten ſich da⸗ für durch einen Sieg in der 3 mal 100⸗Lagenſtaffel der Männerklaſſe 2(4:00,5). Sehr fleißig waren aber auch in⸗ wiſchen die Springer. Zander(Berlin) 815 im dn ſpringen mit 111,04 Punkten vor Jaiſer(Stuttgart) m 108,02 Punkten, Feyl(Stuttgart) 100,30.. Bei den Frauen war im Kunſtſpringen Aae (Klagenfurt) mit 93,30 Punkten vor Kapeller(Wien) 91,96 Punkten erfolgreich. K Bemerkenswert iſt noch, daß Altmeiſter Küpgz pers gleich dreifacher Sieger wurde. Für Männer über 3 Jahre gewann er die 50⸗m⸗Bruſt in 33,5 Sek., 50 m⸗Rü ken in 32,8 und 50⸗m⸗Kraul in 27,6 Sekunden. Einer der Hauptwettbewerbe bei den Schwimmern war die Gauſtaffel über 10mal 50 Meter Bruſt, bei der der Gau Mitte die ſtärkſte Mannſchaft zur Stelle hatte. In 8:40.7 Minuten ſiegte Mitte vor Schleſien in 5:45.6, der Oſtmark mit 5:53.1, Bayern in 5:55 und den Sudetendeutſchen in 6701.2. Spandau 04 bewies ſeine zurzeit große Stärke im Freiſtilſchwimmen und ſtellte ſowohl den Sieger in der Amal 100 Meter Freiſtilſtaffel der Männer Klaſſe 1 in 4.17.7 Minuten vor Boruſſia Sileſie Bezau in 4.20.5 und EWS Wien in 426.6. als auch Zmal 100 Meter Freiſtilſtaffel der Frauen Klaſſe 1 in 3:38.2 Minuten vor Nixe Charlottenburg in 3:43.2 und den Alten SW Breslau in 3:44.8. Weitere Ergebniſſe: Männer: amal 100 Meter Bruſt: Klaſſe 2 1. SV Schöneberg 5:44.1, 2. S Oppeln 5.46.3, 3. AS Breslau 5.47.7.— 4 mal 100 Meter Freiſtil: Klaſſe 2: 1. ASW Breslau 4252.3, 2, EW AS Wien 4.53.8.— 400 Meter Lagenſtaffel: Klaſſe 1: 1. Gladbeck 1913 5:12 Minuten, 2. EWA Sg Wien 5:16.6, 3. ASW Breslau 5121.8. Frauen: Turmſpringen: 1. Behrens(Ham⸗ burg) 37.85 Punkte, 2. Vertſch(VfVS München) 37.23, 3. Bauer(Neptun Dresden) 36.56, 4. Dr. Mund⸗Borgs(Chile) 35.01 Punkte. 85 Waſſerball: Sc 30 Leipzig— Weddigen Görlitz 6:2(4:1), EW AS Wien— Poſt Stephan Breslau 4:2 (2:2), RAD Seehauſen— Weddigen Görlitz 6:1(2:0). Handball Hamburg im Handball-Endſpiel. Mit der dritten Zwiſchenrunde wurde das Handball⸗ Städteturnier am Freitag nachmittag fortgeſetzt. Im erſten Treffen blieb Hamburg glatt mit 10˙5 Toren über Magde burg erfolgreich und qualifizierte ſich damit für das End⸗ ſpiel. Der Sieger des zweiten Treffens, Weißenfels, der Leipzig ebenſo ſicher aus dem Rennen warf, muß am Sams⸗ tag vormittag im Kampfe gegen Breslau den zweiten End⸗ ſpielpartner feſtſtellen. Fußball Vorſchlußrunde des Troſtlurniers: Sachſen— Bayern Mittelrhein— Weſtfalen . do do 1 Sport⸗Vorſchau Niemals zuvor haben die deutſchen Leibesübungen eine ſo tatkräftige, verſtändnisvolle Förderung erfahren wie im Reiche Adolf Hitlers. In dem erſtaunlich kurzen Zeitraum von fünf Jahren hat der vom Führer und Reichskanzler mit der Ausrichtung des deutſchen Sportlebens beauftragte Reichsſportführer unſere Leibesübungen aus ungeſunder⸗ Zerriſſenheit, aus widerwärtiger Eiferſüchtelei herausge⸗ 19 5 und über alle Leibesertüchtigung das flammende ort vom„Volk in Leibesübungen! geſtellt. Und diefes deutſche Volk in Leibesübungen blickt jetzt aufgeſchloſſenen Herzens nach dem Südoſten des Reiches, nach Bres⸗ la u. wo zum erſten Male in der Geſchichte der ganze deut⸗ ſche Spork mit der Vielfalt ſeines Lebens angetreten iſt, um Hunderttauſenden die innere Kraft ſeines Tuns zu zeigen. Um den een Beweis zu führen, daß auch ier Einigkeit ſtark macht. Höhepunkte des Breslauer Feſtes ſind der Samstag und Sonntag. Am Samstag 1 die großen Entſchei⸗ dungen im Fußball, Frauen⸗Handball, in der Leichtathletik, im Radfahren uſw. Mit den großen Schlußfeiern und dem Feſtzug der 150 000 klingen die Breslauer Tage am Sonn⸗ tag aus.— Hinter den Breslauer Ereigniſſen ſteht das üb⸗ rige Sportgeſchehen am Wochenende naturgemäß zurück. Mokorſpork. N Die deutſchen DK W⸗Rennmaſchinen wollen nach ihren überragenden Siegen in anderen Ländern nunmehr ihre Ueberlegenheit auch beim großen Motorradpreis von Hol⸗ land, der am Samstag in Aſſen durchgeführt wird, bewei⸗ ſen. Kluge und Petruſchke haben mit ihren 250⸗cem⸗ DKW natürlich wieder die allererſten Gewinnausſichten. Meier und Kraus ſtreiten für BMW in der Halbliterklaſſe. Stark iſt die Gegnerſchaft, umſo ſtärker wird bei den Deutſchen der Wille zum Sieg ſein. Verſchiedenes. Das erſte Rückſpiel der Vorſchlu runde zum Mitropa⸗ Pokal der Fußball⸗Vereinsmannſchaften bringt in Buda⸗ peſt Ferencvaros 1 und Juventus Turin zuſam⸗ men.— Der Wiener RC Donau vertritt die deutſchen Far⸗ ben bei der Regatta in Budapeſt und in Frankfurt a. M. bringt das NS bei hervorragender Beſetzung ſein erſtes internanonales Luftrennen zur Durchführung.