7 „ a * 7 Nr. 179 Mittwoch, 3. Auguſt 1938 9 9— 9 10 Die innere Befriedigung NS. Man kann es täglich feſtſtellen, ſofern man die Augen offenhält und an den ſogenannten„Kleinigkeiten“ des Lebens nicht achtlos vorübergeht: der deutſche ſchaf⸗ fende Menſch iſt mit ſeiner Arbeit, vielleicht unbewußt, un⸗ lösbar verbunden. Das iſt kein Zwang, wie der internatio⸗ nale Marxismus ſagt, ſondern innerliche Hingabe an die ſchöpferiſche Geſtaltung und vollkommenſte Freude am ge⸗ lungenen Werk. Ohne überheblich zu ſein, kann man behaup⸗ ten, daß dieſe Einſtellung ein beſonderes Merkmal gerade des deutſchen ſchaffenden Menſchen iſt. Da iſt z. B. der Schloſſer, der ſeine Maſchine hegt und pflegt, weil er fühlt, daß ſie ihm ſeine Arbeit erleichtert und die notwendige Präziſion ſeiner Arheit herbeiführt. Oder der Weichenſteller, der vorher Streckenarbeiter war: Schippe und Hacke hatten ihm zu wenig Verantwortungsgefühl ab⸗ verlangt; nun erſt, da er im Stellwerk die Veranlwor⸗ tung für die Sicherheit vieler Menſchen zu tragen hat. iſt er innerlich zufrieden und achtet genau auf das kleinſte Teilchen des komplizierten Werkes. Wie oft kann man ſehen, wie ein Monteur mit Argusaugen darüber wacht, daß kein Unbefugter ſein Werkzeug benutzt? Oder: der Lokomotiv⸗ führer fühlt ſich bedrückt durch den Gedanken, daß an ſeinem freien Tage vielleicht ein weniger verantwortungsbewußter Kamerad ſeine Lokomotive falſch oder lieblos behandelt! Welche Stenotypiſtin gibt ihre Schreibmaſchine gerne zur anderweitigen Benutzung ab? Man kann dieſe Beiſpiele end⸗ los fortſetzen. a N. Woraus iſt dieſe enge Verbundenheit, man kann ruhig agen: dieſe Liebe des deutſchen ſchaffenden Menſchen zu feier Arbeit wohl zu erklären? Kurz geſagt: aus der Be⸗ reitſchaft, für alles, was er tut, Verantwortung tragen zu dürfen. Er lehnt monotone Arbeitsmethoden, die verant⸗ wortungslos heruntergehaſpelt werden, ab. Es war ein grundlegender Irrtum der Nachkriegszeit, ausländiſche Arbeitsmethoden wahllos auf den deutſchen Menſchen zu übertragen. Internationale Arbeitsmethoden gibt es nicht, weil jedes Volk ſeinen eigenen Arbeitsrhythmus hat. Der deutſche ſchaffende Menſch ſucht in ſeiner Arbeit nicht nur den Broterwerb, ſondern vor allen Dingen innere Befriedigung. Ein falſch übertragener Arbeitsplatz oder eine gedankenlos aufge⸗ wungene Arbeitsmethode können aber niemals innere Ve⸗ 1 verſchaffen. Selbſtverſtändlich ſind moderne Arbeitsmethoden notwendig, um konkurrenzfähig zu bleiben. Modern iſt aber keinesfalls monoton! Es kommt ſtets darauf an, den leben⸗ den Menſchen nicht zum Diener der toten Ma⸗ ſchine zu machen. Die Maſchine ſoll vielmehr Helferin ſein: wenn in vergangenen Jahrzehnten Maſchinen Menſchen brot⸗ los machten, ſo war dies nichts weiter als eine falſche Len⸗ kung der vorhandenen Arbeitskraft. Die Technik ſoll ſchaf⸗ 1 Menſchen nicht unterfochen, ſondern leiſtungsfähige enſche für neue und wichtigere Aufgaben freimachen. So geſehen, iſt die heute feſtzuſtellende und kaum noch 1 befriedigende Nachfrage nach Arbeitskräften rotz ſtärkſter Beanſpruchung der Technik der größte Sieg deutſcher Sozialpolitik. Denn Sozialpoli⸗ tik ohne vollen Arbeitseinſatz gibt es nicht; das Brachliegen auch nur eines Teiles der Volkskraft bedeutet in jedem Fall ein Abgleiten einer geſunden Sozialpolitik in die Niederun⸗ gen des Almoſens. Es iſt ein charakterlicher Vorzug des deutſchen ſchaffen⸗ den Menſchen, dies inſtinktiv zu erfühlen; er weiß, daß nur aus ſeiner Höchſtleiſtung die Möglichkeit erwächſt, den Wohl⸗ 0 eines ganzen Volkes ſicherzuſtellen. Und deshalb be⸗ herrſcht den deutſchen ſchaffenden Menſchen das Beſtreben, von primitiven Arbeiten loszukommen, um auf einem ver⸗ antwortungsvolleren Arbeitsplatz größere und wertvollere Leiſtungen zu vollbringen. Auch primitive Arbeiten müſſen natürlich verrichtet werden. Wer aber intelligent genug iſt und den Drang in ſich fühlt, ſeine Leiſtungsfähigkeit ſteigern zu müſſen, der hat das Recht und ſogar die Pflicht, ſich von primitiven Arbeiten zu entfernen. Auch der deutſche In⸗ genieur darf ja bei dem gegenwärtigen Stand der Arbeit nicht verharren, ſondern er hat die Pflicht, die Technik wei⸗ ter zu entwickeln. Hat man erſt ſo weit die Notwendigkeit erkannt, den deutſchen ſchaffenden Menſchen in der Liebe zu ſeiner Ar⸗ beit zu fördern, dann muß man allerdings auch den Mut beſitzen, dießes Problem zu Ende zu denken. Das heißt: man muß auf jeden Fall ein weitverbreitetes Uebel der Ver⸗ gangenheit ſo raſch als möglich beſeitigen. Dieſes Uebel Als Venjo Holm ſich in dem ſchönen, hohen Zimmer befand— es war dasſelbe, das er früher immer be⸗ wohnt—, da preßte er die heiße Stirn an die Tür, ſtöhnte: „Mein Leben könnte ich jetzt hingeben, um die Ver⸗ gangenheit ungeſchehen zu machen. Und doch habe ich es gewußt. Lelia konnte niemals mehr Wert für ihn haben, wenn er von dieſer Vergangenheit erfuhr.“ Drüben ſchritt der Schloßherr durch die Räume, in denen Lelia ihr ſüßes Lachen ertönen ließ, in denen er ſinnlos glücklich geweſen, in denen nichts geändert werden durfte bis dahin, in denen er Zwieſprache hielt mit der geliebten Frau, die ein rätſelhaftes Schickſal ihm ge⸗ nommen. Die herrlichſten Roſen hatte er täglich hierher vor ihr geliebtes Bild geſtellt, andere an ihre Ruheſtätte getragen. N Und nun? Stürzte denn nicht die Decke über dieſen Narren zuſammen, der ſich mit ſeinem ganzen Daſein an dieſe Frau verlieren konnte? An eine ſchöne, blonde Lelia, die keine Treue kannte? Die einer Abenteurer⸗ familie entſtammte? Lelia? Lelia ein Heiligtum? 8 Graf Hartlingen lachte, lachte— ſchauerlich hallte das Lachen von den hohen Wänden zurück. Die Gormanns und Tante Malchen ſtanden bleich und zitternd auf dem Gang draußen, und ſie hörten dieſes wahnſinnige Lachen. Und keiner wagte ſich hinein zu ihm. Keiner! Es iſt alſo eine eiſerne Folger ung gemeinnüt⸗ zigen Denkens, in Zukunft die Arbeitseignung jedes ſchaffenden Menſchen genau feſtzuſtellen, um ſeine Lei⸗ ſtungsfähigkeit recht lange aufrechterhalten zu können. Man denkt heute in Deutſchland politiſch in Jahrhun⸗ derten. Es iſt unmöglich, ein Mißverhältnis zwiſchen politi⸗ ſchen Abſichten und vorhandener Volkskraft zu dulden. Der deutſche ſchaffende Menſch liebt ſeine Arbeit, und er iſt ge⸗ willt, ſeine Leiſtung bis zur möglichen Grenze zu ſteigern, ſeinen Willen durch weitgehendſte Betreuung zu ſtärken. Mit allen ihren vielſeitigen Maßnahmen iſt die Deut⸗ ſche Arbeitsfront als Träger nationalſozialiſtiſcher Sozigl⸗ politik nicht an der Oberfläche geblieben. Indem ſie im Auftrag der Partei die Arbeitsehre als Fundament jeder ſchöpferiſchen Leiſtung einſetzte, hat ſie die höchſte ſoziale Forderung erfüllt, die jemals in deutſchen ſchaffenden Men⸗ ſchen lebendig war. Pi. Von guten und ſchlimmen Geiſtern Aus den Dienſtberichten der Bergwacht Schwarzwald. Wie überall in der Welt ſind auch in unſerem Schwarz⸗ wald verſchiedenerlei Geiſter am Werke. Gute und ſchlimme. In beide Arten teilen ſich Natur und Menſch. Die Natur ſchickt Witterungsunbilden, Gefahr im Kletterfels, Steilhänge als Fallgruben für Fuß und Rad. Der Menſch ſetzt ſeinen Trumpf darauf durch Fahrzeugraſerei, durch Wagnis an Din⸗ gen, denen ſeine Kräfte nicht gewachſen, Wanderunſitten, Ver⸗ unehrung und Gewalttat am Leben der Natur. Das ſind von den Geiſtern übler Sorte. Zum Glück ſind die guten in der Ueberzahl. Das Erlebnis. Die Freude. Rückkehr zum Arſprung alles Seins: zur mütterlichen Erde. Und ſo noch viele.— Zbwiſchen beiden, als Mittler, Betreuer, Helfer, ſteht der Bergwachtmann. Die Natur, die Heimatberge ſind ihm alles: Haus, Hof, Herd. Zu ſeiner Familie zählt alles, was irgendwie und irgendwo in Not. Jede freie Stunde iſt er draußen. Und immer da, wo er nötig iſt. Auch er gehört zu des Schwarzwalds guten Geiſtern. Selten dringt ſein stilles Helfertum nach außen. Da heißt es in der Zeitung:„Ab⸗ ſturz. Fahrzeugzuſammenſtoß. Den Schwerverletzten ins Kran⸗ kenhaus gebracht!“ Daß der Bergwachtmann der erſte Hel⸗ fer war, ſteht gewöhnlich nicht dabei. Deshalb fällt aus dem feſten Gemäuer ſeines Dienſtgefühls kein Stein. Er tut das nächſte Mal genau ſo freudig ſeine Pflicht. Am 3. Juli in der Straßenkurve Hornisgrinde—-Mum⸗ melſee. Ein Student wird 10 Meter weit vom Fahrrad in den Wald hineingeworfen. Schädelbruch. Die Bergwacht hob ihn auf, verband ihn ſchulgerecht in ihrer Rettungsſtelle und ſorgte für den Abtransport ins Krankenhaus.— Am 10. Juli in Sasbachwalden. Zuſammenſtoß. Nadfahrendes Mäd⸗ chen ſchwer verletzt. Wer leiſtete die erſte Hilfe? So einwand⸗ frei, daß der Arzt nur feſtſtellen konnte:„Alles in Ord⸗ nung!“: Der Bergwachtmann.— Am 17. Juli beim Mum⸗ melſee. Motorrad⸗Reiſenſchaden. Ein Ehepaar kopfüber auf die Fahrbahn geſchleudert. Sehr ſchwerer Fall. Wieder ſofor⸗ tige und ſachgemäße Bergwachthilfe. Sie konnte leider nicht verhindern, daß der Mann inzwiſchen ſeiner Verletzung erlie⸗ gen mußte.— Furtwanger Gegend. Die Bergwachtſtreife entdeckt auf ihrem Dienſtgang ein in der Schlinge gefangenes Reh. Von allen Wildfrevelarten die gemeinſte und ver⸗ ächtlichſte. Es gelingt, zwei ſchwere Wilderer zu ermitteln und der verdienten Strafe zuzuführen. Aus dem ganzen Schwarzwald, hauptſächlich aus dem mittleren, wird von unſinnigem Pflanzen raub berichtet. Autos und Motorräder tragen oft bündelweiſe abgeriſſene Pflanzen und Wildlingsblumen. Darunter ſo waſſerhaltige (Fingerhut!), daß ein Heimbringen gar nicht möglich iſt, weil ſie nach ganz kurzer Zeit verwelken. Wenn das Vor⸗ kommen der charakteriſtiſchen Schwarzwaldblume des roten Fingerhuts dank der Fürſorge der Bergwacht auch wieder häufiger geworden iſt, ſo iſt doppelte Aufmerkſamkeit gegen Sechſtes Kapitel. Graf Hartlingen ſaß ſeiner Tante ruhig und freundlich beim Abendbrot gegenüber. Er plauderte mit ihr wie ſonſt, nichts verriet mehr die ſeeliſche Entgleiſung vom Nachmittag, Tante Malchen blickte forſchend in das ſchöne braune Geſicht. Doch keine neugierige Frage beläſtigte ihn Trotz⸗ dem Tante Malchen ein ganz eigentümliches Unbehagen bei dem Gedanken an den unheimlichen Gaſt beſchlich. Hartlingen ſah in den blühenden Park hinab, dabei ſtieß er zwiſchen den Zähnen hervor: 2 „Ich ſehe es dir ja an, Tante Malchen, wie un⸗ zufrieden du mit mir biſt. Aber Venjo Holm war einſt mein einziger, beſter Freund. Er iſt ſchwer krank, und er bleibt vorläufig hier in Hartlingen. Vielleicht bringe ich ihn zum Herbſt nach San Remo. Ich will erſt abwarten, was der Arzt meint. Und— Venjo Holm hat das Ge⸗ ſtändnis des wahren Mörders meiner— meiner Frau nach Hartlingen gebracht. Er hat mir auch die andern Zeugen genannt. Ich fahre morgen früh zu meinem Rechtsanwalt. In ganz kurzer Zeit alſo wird mein Name wieder rein und makellos ſein.“ „Rudolf? Dann— iſt die arme Frau wirklich er⸗ mordet worden?“ „Ja, von ihrem eigenen Bruder. Erlaß mir das Weitere, Tante! Nur ſoviel: Sobald ſich die Akten end⸗ gültig über dieſen Fall geſchloſſen haben, verreiſe ich. Vielleicht auf mehrere Jahre, und ich wäre dir ſehr dank⸗ bar, wenn du inzwiſchen hier in Hartlingen bleiben würdeſt.“ Sie ſtreichelte ſeine Hand. „Ich bleibe, Rudolf. Ich freue mich ja ſo, wenn ich dir nützlich ſein darf“, ſagte ſie dann. a 5 Er ſah ſie dankbar an: „Wie das alles ſich noch einmal geſtalten wird, kann ich dir vorläufig nicht ſagen. Ich habe vorerſt noch keinen feſten Entſchluß gefaßt. Sei ein bißchen nett zu Venjo Holm! Er iſt wahrſcheinlich bei der ganzen Geſchichte der, der am meiſten leidet.“ 5 kurze Beſprechung wegen einer Küchenangele war.* e neuerliche Ausrottungsgefayhr geboten. Das Reichsnätur⸗ ſchutzgeſetz ſtellt Pflanzenraub unter ſchwere Strafe. Die Berg⸗ wacht wird durch ſcharfes Zufaſſen die heimiſche Pflanzen⸗ welt zu ſchützen wiſſen! Ins Gebiet der erhöhten Waldbrandgefahr gehört das Parken mancher Autofahrer abſeits der Verkehrsſtraßen und Parkplätze im freien Wald und auf verbotenen Wegen. Da wird im Auto abgekocht und, ohne an die doppelte Gefahr zu denken, freut man ſich, dem Geſetzgeber ein Schnippchen zu ſchlagen. Der warnende Bergwachtmann bekommt etwas von„Hausrecht“ zu hören. Oder man ſitzt an ſchönem Plätz⸗ chen vor ſeinem Wohnanhänger und läßt ſich die Zigarre oder Zigarette ſchmecken. Das ſei„genau ſo berechtigt, wie in der Hütte“.„Man“ wird lernen müſſen, daß man im Irrtum iſt. Die erneut verſchärften Strafen für die Gefähr⸗ dung des Volksgutes Wald ſind mit Recht drakoniſch. Das ſind nur einige aus der Vielzahl der Fälle, welche die bei der Abteilung Schwarzwald der Deutſchen Berg⸗ wacht eingehenden Berichte melden. Die Bergwacht zückt nicht gern den Paragraphen. Sie hilft, bittet und warnt, wo und ſoweit ſie kann. Aber ſie weiß auch zuzupacken. Sie hat ihre Augen überall und ihre Leute ſind ſtändig unter⸗ wegs. Keiner denke, daß er ſich aus Eigennutz ungeſtraft gegen das Allgemeinwohl verſündigen könne. 41 GSchmuggelfälle täglich Der Staatsſekretär im Reichsfinanzminiſterium, Fritz Reinhardt, eröffnete in Ilmenau in Thüringen eine fachwiſ⸗ ſenſchaftliche Tagung des Zollgrenzſchutzes, die 1200 Teil⸗ nehmer aus allen Grenzabſchnitten des Großdeutſchen Rei⸗ ches zuſammengeführt hat. Staatsſekretär Reinhardt warb in ſeinem Eröffnungsvortrag um Verſtändnis für die Auf⸗ gaben der Zollgrenzbeamten. Er ſagte u. a.: Die Zollbeamten ſind unmittelbare Hüter der deutſchen Volkswirtſchaft und der deutſchen Währung, ſie ſind Beſchüt⸗ zer der deutſchen Arbeit und Bewahrer der deutſchen Volks⸗ gemeinſchaft vor verſchiedenartigem Gift, das beſtimmte Ver⸗ brecherzentralen jenſeits der Grenzen des Deutſchen Reiches in Form von Menſchen und Sachen in die deutſche Volks⸗ gemeinſchaft hineinzuträufeln verſuchen. Deutſchlands Gren⸗ zen ſind 8000 km lang. Wenn wir bedenken, daß an dieſen Grenzen verhältnismäßig wenig Zollbeamte ſtehen, erhal⸗ ten wir einen Begriff von den rieſengroßen Anforderungen, die an die Grenzzollbeamten geſtellt ſind, und von den Lei⸗ ſtungen, die ſie vollbringen müſſen, wenn unſere Volkswirt⸗ ſchaft vor den Schäden bewahrt bleiben ſoll, die an allen Grenzen des Reiches ſtändig und zu allen Zeiten drohen. Im Kalenderſahr 1937 ſind in den Grenzgebieten des Reiches 14823 Schmuggelfälle vorgekommen. Das ſind 41 Schmuggelfälle täglich. In 426 Schmuggelfällen haben die Zollgrenzbeamten, um das Deutſche Reich und deut⸗ ſche Unternehmungen vor Schaden zu bewahren, von der Waffe Gebrauch machen müfſſen.. An Aufgriffen grenzpolizeilicher Art ſind im Jahre 1937 im Zollgrenzſchutz 120 286 vorgekommen. Das ſind 334 grenzpolizeiliche Aufgriffe täglich. Die 120 286 Aufgriffe grenzpolizeilicher Art im Jahre 1937 ſetzen ſich wie folgt zuſammen: 11894 Paß vergehen, 73 907 Zu⸗ rückweiſungen an der Grenze, 575 Fälle ſtaatsfeind⸗ licher Betätigung, 1211 Feſtnahmen und Sicherſtel⸗ lung geſuchter Perſonen aus anderen Gründen, 27717 Auf⸗ griffe verbotener oder verdächtiger Schriften, 4982 an⸗ dere polizeiliche Aufgriffe. Hinzu kommen 3389 Aufgriffe polizeilicher Art bei der Deviſennachſchau im Poſt⸗ verkehr. Würden dieſe Zahlen nur zu drei Vierteln oder gar nur zur Hälfte erreicht worden ſein, und zwar infolge ungenügender Achtſamkeit der deutſchen Zollgrenzbeamten, ſo würde das deutſche Volk politiſch und wirtſchaftlich unabſeh⸗ baren Schaden erfahren haben. Die Kontrolle derjenigen Perſonen, gegen die keinerlei begründeter Verdacht beſteht, muß in aller Höflich⸗ keit durchgeführt werden. Das gilt von der Paßkontrolle, von der Kontrolle der Fahrzeuge, von der Leibeskontrolle und von allen ſonſtigen Kontrollen. Der Beamte muß dar⸗ auf bedacht ſein, die Kontrolle bei aller Gründlichkeit und Ge⸗ wiſſenhaftigkeit doch ſo vorzunehmen, 00 der Kontrollierte ſich nicht falſch behandelt fühlt. Die Aufgabe jedes Grenz⸗ zollbeamten iſt bei der Abfertigung von Menſchen, die die Grenze überſchreiten, eine doppelte: Sein Verhalten muß bei den einen der gebotene rückſichtsloſe Zugriff, bei den an⸗ deren eine Werbung für Deutſchland ſein. Er ſtand auf, nickte der alten Dame zu und ging dann hinaus. Tante Malchen ſah ihm entgeiſtert nach. Was hat er da geſagt? Und was mag ſich hier in Hartlingen eigentlich alles abgeſpielt haben, von dem ich nichts weiß?, dachte ſie. Ihre Gedanken waren bei dem kranken Manne, der plötzlich hier in Hartlingen auf⸗ getaucht war. Schlecht konnte er aber doch nicht ſein, denn ſonſt würde Rudolf ihn doch hier nicht dulden? Was mochte die beiden Männer wohl für ein Geheimnis miteinander verbinden? Rudolf war unſchuldig an dem furchtbaren Geſchehen! Er würde endlich den Beweis für ſeine Unſchuld erbringen können. Das war ein Gnadengeſchenk des Himmels. Rudolf bedeutete das unendlich viel. Und Venjo Holm würde der Behörde ſagen, was er wußte. Zudem waren ja, wie Rudolf bemerkt hatte, noch andere Zeugen da. Das alſo ſchien alles feſtzuſtehen. Wie aber dachte Rudolf jetzt über die tote Lelia? Es mußte doch etwas Furchtbares ſein, was ihn aus 5 ſeinem Schmerz geriſſen? Und doch war es gut, daß der Schnitt geführt worden war. Nun hatte er wenigſtens wieder Intereſſe für ſeinen ſchönen, alten Beſitz. 8 Aber daß dieſer Venjo Holm nun hierbleiben würde, daß ſie ſogar noch nett und freundlich zu ihm ſein ſollte, das war ihr doch ganz und gar nicht ſympathiſch.. Doch ſie mußte ſich wohl ein bißchen Mühe geben. Mein Gott, wie mochte es nur zugegangen ſein, daß der Mann ſo heruntergekommen war? Und er war eint Rudolfs beſter Freund geweſen! 5 Tante Malchen konnte ihren Gedanken nicht länger nachhängen, denn Frau Gormann kam und bat um e genhei Trotzdem Tante Malchen ſich von Anfang an gegeben hatte, der alten Gormann das Küchenzep; aus der Hand zu winden, ſo wußte eben Frau Gormann, was ſie der Tante ihres Her Für Englands Stern ſteigt über dem Weltmeer auf Der Untergang der ſpaniſchen Armada vor 350 Jahren. Einer der Hauptgegenſätze, der ſich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts immer ſchärfer zwiſchen Eng⸗ land und Spanien herausbildete, war ihre grundſätzlich verſchiedene Stellung zur Reformation. Spanien war die Vormacht des Katholizismus und Schützer des Papſtes; England errichtete die anglikaniſche Kirche, die evange⸗ liſche Lehren mit katholiſchem Ritus vereinte; Britan⸗ nien verfolgte immer ſchonungsloſer die katholiſchen Landeskinder; der Papſt erkannte die engliſche Monarchie politiſch nicht mehr an, ſondern„ſchenkte“ zum Zwecke der Durchführung der Gegenreformation dem ſpaniſchen König England. Dieſes nun auch tatſächlich zu erobern, überließ aber Sixtus V. dem waffenſtarken Spanien ſelbſt. Hatten bereits in früheren Jahren die Engländer den Ueberſeehandel der Spanier durch Freibeuterfahrten emp⸗ findlich geſtört, ſo kam es 1585 zum förmlichen Kriege. Beſonderen Zorn hatte Philipp II. auf die Königin Eli⸗ ſabeth, weil ſie die niederländiſche Freiheitsbewegung unterſtützt hatte. Nun beſchloß Philipp, durch einen großen Schlag England zu ſtrafen und mit Waffengewalt niederzuzwingen. Die erſten Jahre des Krieges ſtanden im Zeichen gewaltiger Flottenrüſtungen Spaniens. Aber auch die Engländer regten ſich eifrig. Einmal entſandten ſie den Vizeadmiral Francis Drake mit einer Flotte gegen die ſpaniſchen Kolonien; und der tüchtige Seemann be⸗ ſetzte einige wichtige Kolonialſtationen des Feindes, ſo Santiago auf den Kapverden, dann San Domingo und Cartagena in Weſtindien; ſchließlich zerſtörte er verſchie⸗ dene ſpaniſche Forts in Oſtflorida. Mit reicher Beute kehrte er heim, um bald wieder auszulaufen; es gelang ihm, vor Cadix liegend, durch abgeſchickte Brander(Boote, die, mit Exploſivſtoffen beladen, brennend zwiſchen die ſeindlichen Schiffe getrieben wurden), einen Teil der im Bau befindlichen Flotte Spaniens zu zerſtören. Dennoch aber hatte König Philipp im Jahre 1588 ſeine„Armada“ zuſammen, die er, allzu ſiegesſicher,„unüberwindlich“ nannte. Stattlich genug allerdings war das Rieſen⸗ geſchwader von 130 Schiffen, das 30000 Mann und 2630 Kanonen an Bord trug. Zudem begleiteten 10 Poſtſchiffe und 20 Caravellen, die in Nieuport und Dünkirchen noch das Landheer des Herzogs von Parma zur Invaſion in England an Bord nehmen ſollten, die Flotte. Anders ſah es in England aus. Hier war zwar in den Vorjahren nur eine kleine Flotte— man ſpricht von 13 Einheiten— zur Hand geweſen. Aber als die Inva⸗ ſionsgefahr bekannt wurde, hatte ſich das engliſche Volk wie ein Mann erhoben und alle Kräfte zum Flottenbau zur Verfügung geſtellt. So bauten die Bürger Londons allein durch Hergabe von Geld und Arbeitskräften 36 Schiffe! Im Lande herrſchte gleiche Begeiſterung, ſo daß 1588 76 Schiffe zur Verfügung ſtanden, zu denen noch als willkommene Verbündete 44 holländiſche Kriegsfahrzeuge ſtießen. Die Schiffe der Nordmächte waren kleiner als die ſchwer beweglichen Fregatten und Gallionen der Spa⸗ nier, waren aber beſſer ausgerüſtet; und vor allem waren die Engländer und Holländer erfahrenere Seeleute; auch hatten ihre Admiräle ſie auf eine ganz neuzeitliche Kampf⸗ methode eingeübt: auf den Geſchützfernkampf, während früher Nahkampf mit Rammen und Entern als Endzweck und als Gipfel maritimer Kriegskunſt galt. Die Anwen⸗ dung der neuen Seetaktik ermöglichte den Sieg der Briten über den überlegenen Feind in dieſer erſten modernen Seeſchlacht. Am 31. Juli begann dieſer vieltägige Kampf auf dem Meere. Lord Charles Howard of Effingham, Be⸗ fehlshaber der Hauptflotte, ſichtete an dieſem Tage die Feindflotte auf der Höhe von Plymouth. Noch vermeidet er die Seeſchlacht; aber er beginnt die Vorgeplänkel. Seine kleinen, wendigen Einheiten beläſtigen die Armada von allen Seiten, ziehen ſich zurück, ſtoßen wieder vor. Jeder engliſche Schuß ſitzt. Die Spanier ſind das Fernſchießen auf dem Meere nicht gewohnt; ſie treffen faſt nie. Schon bleibt eines der Schiffe, das den Kriegsſchatz birgt, zurück und wird vom Vizeadmiral Drake genommen. Die Ar⸗ mada ſtrebt der Feſtlandküſte zu, um dort jenes Landheer aufzunehmen. Die mehrtägige Fahrt bringt immer neue Plänkeleien, teilweiſe heftige Kanonaden; mit vielen Schäden entkommt die Armada nach Calais; zugleich legt eine Windſtille auch die nicht weitab ankernden Briten feſt. Aber die Admiräle Howard und Drake geben ſcharf auf jede Gelegenheit acht. Schon um Mitternacht macht ſich ein leichter Wind in Richtung auf den Hafen auf. Da ſchicken ſie acht Brander zwiſchen die Holzſchiffe des Fein⸗ des. In wilder Haſt ſtieben die Gefährdeten, teils mit geſetzten Segeln, teils mit Ruderſchlag, auseinander, ver⸗ wirren und beſchädigen ſich gegenſeitig im Anprall bei der Dunkelheit, und ſchließlich liegt die ganze Armada ohne jede Ordnung im offenen Küſtenwaſſer, das für ihren Tiefgang teilweiſe zu ſeicht iſt, ſo daß viele ſtran⸗ den. Als am 8. Auguſt die Sonne aufgeht, ſehen die Engländer, daß ihre Stunde gekommen iſt. Sie greifen auf der Höhe von Gravelingen an. Tapfer kämpft man auf beiden Seiten; aber der Sieg iſt auf ſeiten Englands. Um 6 Uhr abends gibt Medina Sidonia die Schlacht ver⸗ loren, obwohl ſeine Verluſte nur ungefähr ein Zehntel ſeines Flottenbeſtandes ausmachen. Aber er hat den Fein⸗ den faſt nichts ſchaden können! Wieder iſt ſogar ſeinem Rückzuge das Schickſal ungünſtig. Der ſtarke Südwind hindert die Flucht nach der Heimat durch den Kanal; Me⸗ dina Sidonia muß ſich entſchließen, durch Nordſee und Atlantik um England und Irland herum zu entweichen. Frühzeitig aber ſetzen die Stürme der Tag- und Nacht⸗ gleiche ein. Schon anfangs September ſtranden und ſin⸗ len zahlreiche der leckgeſchoſſenen, notdürftig reparierten Schiffe. Manche werden bis Norwegen verſchlagen. Der Atlantik iſt noch rauher. An Schottlands und Irlands Geſtaden ſcheitern die Halbwracks dutzendweiſe. Faſt 80 vom Hundert der Armada verliert Spanien durch dieſe Stürme. 14 Schiffe nur kehren heim, zwei brennen auch noch im heimiſchen Hafen ab. Der ſonſt ſo harte Philipp tröſtet Medina:„Ich ſchickte Euch gegen Menſchen aus, nicht gegen die Elemente!“ Aber Spaniens Seegeltung iſt verſpielt. Englands Stern ſteigt überm Weltmeer auf. 1 — Ab 10. Auguſt Schnelltriebwagen Karlsruhe—Ham⸗ burg. Vom 10. Auguſt ab wird die in den Kursbüchern be⸗ reits enthaltene neue Schnelltriebwagenverbindung Karlsruhe — Heidelberg— Darmſtadt— Frankfurt— Kaſſel— Han⸗ noper— Hamburg— Altona verkehren. 5 Frankfurt be⸗ ſtehen gegenſeitige Anſchlüſſe an die über Mannheim verkeh⸗ rende Schnelltriebwagenverbindung Karlsruhe— Mannheim 8— Erfurt— Leipzig— Berlin(Anhalter Bahn⸗ of), 8 i — Wo ſtand die Wiege deutſchen Gekts? Es iſt tauſend gegen eins zu wetten, daß die aller⸗ meiſten derer, die den perlenden Sekt vor ſich im Glas ſtehen haben, beſtimmt nicht wiſſen, was ſie auf dieſe Frage antworten ſollen; ebenſo wird es einen Großteil der„alten Genießer“ geben, die ſozuſagen etwas vom Sekt verſtehen und die einzelnen Sektmarken auseinander⸗ ſchmecken können. Und wenn nun das Raten anhebt, ſo dürfte die Wette wieder tauſend zu eins ſtehen, daß die allermeiſten auf die Rhein- oder die Moſelgegend tippen, daß aber kaum einer darauf kommt, daß die älteſte deutſche Schaumweinkellerei ganz„woanders liegt“, nämlich„fern im Oſten“, in dem ſchleſiſchen Städtchen Grünberg. In einem Rundſchreiben vom 2. 1. 1828, das die jetzt älteſte Grünberger Firma kurz nach ihrer Gründung an ihre Kundſchaft verſandte, wird auf den„Grünberger moussé“ hingewieſen, deſſen Erzeugung nach Art des franzöſiſchen Champagners man dort im Jahre 1826 be⸗ gonnen hatte. Damals alſo, 1826, wurde die erſte Füllung gemacht, ſo daß die Grünberger Sektkellerei zur Zeit auf das ſtattliche Alter von 112 Jahren zurückblickt. Grünberg liegt im Herzen eines alten, wenn auch nicht ſehr großen Weinbaugebietes. Fränkiſche Siedler, die um das Jahr 1100 nach der Zeitenwende in dieſen Teil Schleſiens kamen, brachten die Weinrebe aus ihrer Heimat mit. Die Bodenverhältniſſe dieſes nordweſtlichen Teiles Schleſiens, Sand mit leichten Lehmbeimengungen, Hügel⸗ lagen, Südhänge, ſind ebenſo wie die klimatiſchen Bedin⸗ gungen für den Weinbau günſtig, ſo daß ſich dieſe land⸗ wirtſchaftliche Kulturart durch die Jahrhunderte hindurch nicht nur gehalten, ſondern auch einen recht hohen Stand errungen hat. Die Bevölkerung der Grünberger Gegend hat die notwendigen fachlichen Kenntniſſe von alters her, ſo daß auch dieſe Vorausſetzungen vorhanden ſind. Der Weinbau iſt in Grünberg erſt im Zuge der Induſtrialiſie⸗ rung Deutſchlands, alſo in den letzten 50 Jahren, ſtark zu⸗ rückgegangen. Waren es in den 9oer Jahren noch rund 500 Hektar, ſo ſind zur Zeit als gut bewirtſchaftete Flächen nur noch etwa 75 bis 100 Hektar anzuſprechen. Eine weſentliche Flächenerweiterung wird nicht ange⸗ ſtrebt, doch ſollen die vorhandenen Beſtände qualitativ immer weiter verbeſſert werden.— Es mochte nun in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts häufig, nament⸗ lich wenn einige gute Jahre aufeinanderfolgten, recht ſchwierig geweſen ſein, die geerntete Weinmenge abzu⸗ ſetzen. Grobe Fehler waren damals nicht ſelten. So wurden z. B. in jenen Zeiten die verſchiedenen Trauben⸗ ſorten, weiße und rote, zuſammengekeltert, alſo nicht etwa Rot⸗ und Weißweine, ſondern ein gemiſchter Wein, die ſo⸗ genannten„Bleichert“, hergeſtellt, die, wie es in dem alten Rundſchreiben von 1828 heißt,„ſtets geringer ſind“, eine „ſchielende Farbe“ zeigen und im Preiſe erheblich niedri⸗ ger lagen. Es gelang damals dem ſpäteren Geh. Kommerzienrat Förſter, einem Mitbegründer der Grünberger Sektkellerei, für das Grünberger Weinbaugebiet eine beſondere, noch heute gültige Weinleſeordnung zu ſchaffen, derzufolge die einzelnen Traubenſorten getrennt geleſen werden. Dieſe Verbeſſerung der Erntemethoden im Verein mit beſſerer Kellerbehandlung brachte ſehr bald einen Aufſchwung auch bei den ſtillen Weinen; hinzu lam dann noch die Verarbei⸗ tung zu Sekt. Die Grünberger Weine haben die notwen⸗ digen Eigenſchaften, die für die Gewinnung von Schaum⸗ wein Vorausſetzung ſind oder wenigſtens damals waren. Sie ſind frei von Bodengeſchmack und haben ein richtiges Verhältnis von Säure und Alkohol auch in Jahren mit mittelmäßiger Qualität. Dies war denn ſchließlich mit ausſchlaggebend für die Errichtung der Sektkellerei. Daß die neugeſchaffene Sektkellerei all die Jahre hin⸗ durch ſchwer um ihre Exiſtenz hat ringen müſſen, iſt ver⸗ ſtändlich. Sie teilte dieſes Los aber mit dem Grünberger Wein ſelbſt, der häufig in einer Art und Weiſe verſpottet wurde und leider manchmal auch noch wird, die geradezu unerträglich iſt. Der Grünberger Wein iſt beſtimmt beſſer als ſein Ruf, das wird jeder, der ihn hat trinken können, gern beſtätigen, und es wäre tatſächlich an der Zeit, daß mit dieſem törichten Vorurteil„Der Grüneberger, der iſt noch ärger“ einmal aufgeräumt wird. Als Beweis für die recht gute Qualität dieſes Weines möge noch gelten, daß jetzt die Grünberger Traube nur noch zu ſtillen Wei⸗ nen verarbeitet wird, weil ſie zu ſchade für die Sekther⸗ ſtellung iſt, und daß in Grünberg vorwiegend Weine aus den weſtlichen Weinbaugebieten zu Sekt Verwendung finden. In Grünberg wird die Traube, obwohl der Wein gegenüber dem Rheinland etwa drei Wochen ſpäter zum Austrieb und zur Blüte kommt, dank der Ausſtrahlungen des Sandbodens rund 14 Tage eher reif. Die Ernte kann alſo früher beginnen, die Früchte reifen vollſtändig aus. Daraus kann der Kenner ſchon ſchließen, daß der Wein durchaus trinkfähig iſt. Grünberger Weine und Grünberger Sekt, mögen ſie auch noch hier und da bekrittelt und beſpöttelt werden, ſind Produkte ſchleſiſchen Bauern- und Bürgerfleißes Beide haben ſich durchgeſetzt und damit ihre Daſeins⸗ berechtigung unter Beweis geſtellt. Die Zahl der Beſucher der Grünberger Weinfeſte wächſt von Jahr zu Jahr und damit die Zahl derjenigen, die den Grünberger Wein ken⸗ nengelernt haben. Legion aber iſt die Zahl derer, die mit großem Behagen Grünberger Sekt trinken, häufig aller⸗ dings, ohne es zu wiſſen. N. 7 2 Einſt 340, jetzt 6 Tage Der„Weltflug auf die Minute“— Bertram berichtet Newyork, 2. Aug. Der deutſche Flieger Hans Bertram, der bekanntlich als erſter Weltreiſender ausſchließlich auf fahrplanmäßigen Flugzeugen um die Erde fliegt und Mon⸗ tag abend an Bord des deutſchen Flugbootes„Nordwind“ Newyork zum Weiterflug nach den Azoren verließ, ſchil⸗ derte dem Newyorker Vertreter des Deutſchen Nachrichten⸗ büros ausführlich den bisherigen Verlauf 993„Weltfluges auf die Minute“ ſeit dem Start in Berlin am 15. Juli. Bertram, der beweiſen will, daß die Entwicklung des in⸗ ternationalen Luftverkehrsroeſens bereits ſo weit iſt, daß auch ein Flug um die Welt pünktlich durchgeführt werden kann, legte bisher zwölf eigentliche Flugtage zurück und verbrachte zwiſchendurch vier Tage an Land. Nach ſeiner Ankunft in Newyork berichtete er: Die Luft⸗ hanſa⸗Maſchine„Boelke“ beförderte mich über die erſte Strecke nach Bagdad, von wo ich in einem Flugzeug der Air France nach einem Aufenthalt von vier Stunden zehn Minuten nach Karachi in Indien weiterflog, weil das nächſte Ziel der deutſchen Maſchine Teheran war. In Karachin erlaubte eine Raſt von ſechs Stunden einen kurzen Schlaf. Schon am dritten Tag landete ich mit der gleichen Maſchine in Kalkutta, wo ich ſieben Stunden bis zum Start nach Bangkok warten mußte. Hier ver⸗ ließ ich das franzöſiſche Flugzeug, mit deſſen Mannſchaft ich mich bereits angefreundet hatte. Ich finde, daß Flieger, ganz gleich welcher Nation, immer Kameraden ſind, wo ſie ſich auch treffen. Am nächſten Morgen beſtieg ich eine Maſchine der Imperial Airways zum Weiterflug nach Hongkong, wo der erſte längere Aufenthalt vorgeſehen war. Ueber dem Pazifik herrſchte gerade ein Talfun, ſodaß der„Clipper“ der Panamerican Airways mit dem Aufſtieg warten mußte, was mich aber nicht weiter ſtörte, da ich dieſe Verzögerung ſchon von vornherein mit einkal⸗ kuliert hatte. Endlich ging es dann in der rieſigen amerika⸗ niſchen Maſchine weiter über die endloſe Waſſerwüſte des Pazifik nach genau fahrplanmäßigen Zwiſchenlandungen in Guam, Wak⸗Island, Midway⸗Island und Honolulu bis nach San Francisco. Am Goldenen Tor beſtieg ich ſchon nach zwei Stunden die Maſchine der United Airlines nach Newyork. Auf dieſer Etappe ſchlief ich wie in der erſten Maſchine der Deutſchen Lufthanſa an Bord und begnügte mich ſonſt mit kurzen Ruhepauſen im Hotel. Lachend erzählte Bertram, daß er beim Flug über den Pazifik in einem Buch über Magalhaes' hiſtoriſche Weltreiſe im Mittelalter die Schilderung gefunden habe, nach der Magalhaes für die Reiſe von der ſpaniſchen Küſte nach Guam 540 Tage brauchte.„Ich ſchaffte die Strecke in ſechs Tagen.“ Das Wichtigſte am internationalen Flugverkehr iſt, ſo erklärte Bertram abſchließend, daß die Fahrpläne ge⸗ nau eingehalten werden. Hätte ich auf der Strecke Berlin Bagdad nur wenige Stunden Verſpätung gehabt, dann hätte ich das Flugzeug nach Karachi nicht mehr er⸗ reicht und eine ganze Woche warten müſſen. Heute klappt aber im zwiſchenſtaatlichen Flugverkehr bereits alles ktadel⸗ los. Der Flughafen in Bangkok iſt jetzt genau ſo modern. wie der in Tempelhof oder Newark, er beſitzt z. B. alle Vor⸗ richtungen, um auch Landungen bei Nacht und Nebel zu er⸗ möglichen. Die Reiſe über den Atlantik iſt, genau genommen, kein Paſſagierflug. Die Reiſe mit dem deukſchen Flugboot„Nord⸗ wind“ erfolgt jedoch auch bereits vollkommen planmäßig und kann daher techniſch durchaus als ein Teil des fahrplan⸗ mäßigen Weltfluges gelten, wußte ich doch ſchon vor fünf Monaten, daß das Flugboot„Nordwind“ in Newyork am 1. Auguſt um 19 Uhr nach den Azoren ſtarten würde. Bereits im Jahre 1936 verſuchten drei amerikaniſche Be⸗ richterſtatter in planmäßigen Flugzeugen um die Welt zu fliegen. Sie benutzten dabei aber auch andere Trans⸗ portmittel, wie Eiſenbahn, Dampfſchiffe und Sonder⸗ flugzeuge, um die Anſchlüſſe an fahrplanmäßige Verkehrs⸗ flugzeuge abzukürzen. Ueber den Atlantik fuhren alle drei mit dem Zeppelin. Der Schnellſte von dieſen Dreien war Ekins mit 18 Tagen 14 Stunden. Hans Bertram iſt jedoch der erſte, der zu dem Flug um die Welt aus⸗ ſchlie ß lich reguläre Luftverkehrslinien be⸗ nuf. (Ohne Gewähr). Maunheimer Großviehmarkt v. 2. Auguſt. Am Mann⸗ heimer Großviehmarkt waren folgende Tiere zum Verkauf aufgetrieben: 52 Ochſen, 105 Bullen, 173 Kühe, 158 Rin⸗ der, zuſammen 488 Stück Großvieh; gegenüber der Vor⸗ woche mit 559 Tieren ein Weniger von 71 Stück. Bei einer unveränderten Höchſtnotiz erfolgte die Zuteilung kontingent⸗ gemäß für Ochſen 42 bis 45, Bullen 41 bis 43, Kühe 40 bis 43, Rinder 41 bis 44 Rpfg. Der Kälbermarkt war mit 850(Vorwoche 1013) Tieren beſchickt. Der Markt nahm einen flotten Verlauf. Auch hier erfolgte die Zuteilung kon⸗ tingentgemäß bei einer unveränderten Höchſtnotiz von 60 bis 65 Rpfg. Am Schweinemarkt waren 1846(Vorwoche 2822) Tiere aufgetrieben. Die Zuteilung erfolgte kontingentgemäß bei einer unveränderten Höchſtnotiz oon 60 Rpfg. Der Führer ehrt die Sieger des Erſten Deut⸗ ſchen Turn⸗ und Sport⸗ feſtes in Breslau. Die Siegerin im leicht⸗ athletiſchen Fünfkampf, Giſela Mauermeyer, und der Sieger im tur⸗ neriſchen Zwölfkampf, Friedrich, nehmen auf der Ehrentribüne den Glückwunſch des Füh⸗ rers entgegen. Weltbild(M). 9 1 4