Nr. 182 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Samstag. 6. Auguſt 1938 Autoritäres Griechenland Am heutigen 4. Auguſt ſind zwei Jahre verfloſſen, ſeit⸗ dem der König von Griechenland dem Miniſterpräſidenten General Joannis Metaxas die Zuſtimmung erteilt hat, das Parlament aufzulöſen. Alle Bemühungen des Königs, die parlamentariſchen Parteien untereinander auszuſöhnen und auf der Baſis einer nationalen Konzentration zuſam⸗ menzuführen, waren fehlgeſchlagen. Unter dem dringenden Gebot der Stunde wurden die Funktionäre des Umſturzes. die ſich die ungeklärte Lage zunutze machen wollten, durch das ſchnelle Zugreifen des Generals Metaxas unſchädlich emacht. Parlament und Parteien wurden aufgelöſt und ie geſetzgebende Gewalt allein auf die Regierung übertra- gen. Seit jenem Tage begann der Miniſterpräſident mit eiſerner Hand ſein nationales Aufbauwerk. Der Miniſter⸗ präſident gab in einem Aufruf keine neuen Verſprechungen, wie das bisher von den Parteien üblich war. Nein, im Ge⸗ enteil, er forderte vom ganzen Volk, von allen Griechen pfer.„Ich wende mich“, betonte General Metaxas u. a., „an alle Griechen, vom erſten bis zum letzten, vom Bürger bis zum Bauern und zum Arbeiter. Ihr habt Eure Frei⸗ eit nicht verloren, nein gerade jetzt ſollt Ihr die wirkliche reiheit erlangen. Nur diejenigen, welche nicht die Freiheit, ſondern ihren Mißbrauch genoſſen, nur ſie haben dieſe Art der Freiheit auf immer verloren! Wacht alle auf, erhebt Euch wie ein Mann, um unſer griechiſches Vaterland wie⸗ der aufzurichten. Schickt Euch alle zu Opfern an. Opfern Sie alle einen Teil von ſich ſelbſt, damit das Ganze glück⸗ lich werde. Ich bin ſicher, daß kein Grieche und keine. Grie⸗ chin zurückſtehen wird. Was uns betrifft, ſo ſind wir ent⸗ ſchloſfen, unſer Werk mit all unſeren Kräften zu einem gu⸗ ten Ende zu führen, und wir ſind ſicher, daß es uns gelin⸗ gen wird.“ Mit dieſen Worten rüſteten ſich Miniſterpräſident Gene⸗ ral Metaxas und ſeine Mitarbeiter für das nationale Auf⸗ bauwerk. In unermüdlicher Arbeit ſchafft der Miniſterprä⸗ ſident ſeit nunmehr zwei Jahren auf der von ihm eingeſchla⸗ genen nationalen Baſis, um ſein Programm zur Ausfüh⸗ rung zu bringen. Die Erhöhung der Kaufkraft der Arbeiter und ſomit die Hebung des Lebensſtandards der arbeitenden Bevölkerung, der bis dahin von den vergangenen parla⸗ mentariſchen Regierungen vernachläſſigt war, iſt in erſter Linie durch die Förderung der nationalen Wirtſchaft und Ueberbrückung der Kluft zwiſchen Kapital und Arbeit er⸗ reicht worden. Die Stärkung der beiden Grundpfeiler, dem Arbeiterſtand und dem Bauernſtand, hatte ſich die Regie⸗ rung zum Ziele geſetzt. Die Feſtſetzung von Mindeſtlöhnen half einem ſchweren Mißſtand ab, da in zahlreichen Be⸗ trieben wahre Hungerlöhne gezahlt wurden Hierdurch ge⸗ lang es, das Lohnniveau des Arbeiters beträchtlich zu er⸗ öhen. Gleichzeitig ſind eine Reihe von Einrichtungen ge⸗ ſcaffen worden, die die Lebensuͤmſtände der arbeitenden Bevölkerung verbeſſerten. So wurden Volksküchen einge⸗ richtet, Volkstheater und Volkskonzerte für die Allgemein⸗ heit geſchaffen, Fortbildungsſchulen zur Ausbildung von Fachkräften gegründet, Berufswettkämpfe ausgeſchrieben. Nicht zuletzt würde die Wohnungsfrage geregelt, indem ein umfangreiches Bauprogramm für Stadtrandſiedlungen auf⸗ geſtellt wurde. Zur Unterſtützung beſonders Notleidender wurde ein Hilfsfonds bereitgeſtellt. Man kann hier nicht über all diejenigen Maßnahmen ſozialer Art, die von der Regierung Metaxas bereits durch⸗ geführt worden ſind. ausführlich berichten. Man hebt her⸗ vor, daß der Miniſterpräſident die Herzen der Arbeiter ge⸗ wonnen habe und von dieſen als der erſte Arbeiter aner⸗ kannt werde. Aber auch eine energiſche Agrarpolitik wird etrieben. Zur Förderung der Landwirtſchaft iſt die Ur⸗ Barngg bisher unaufgeſchloſſener Gebiete ins Auge gefaßt. Durch Trockenlegungsarbeiten in Mazedonien, Thra⸗ zien und Theſſalien werden zur Erweiterung des geſamten Kulturlandes neue Anbauflächen gewonnen, um dadurch das äußerſt wichtige Problem der Volksernährung— den Weizenanbau— ſicherzuſtellen. Tragbare Kredite ſind den Bauern zur Erhaltung und zur Verbeſſerung ihres Beſitzes zur Verfügung geſtellt worden. Für die finanzielle Geſun⸗ dung des Bauernſtandes iſt jedoch zuletzt das Entſchuldungs⸗ geſetz erlaſſen worden, das den Bauern nunmehr neben einem tragbaren Zinsſatz auch die Abtragung des in frühe⸗ ren Jahren geliehenen Kapitals ermöglicht. Dieſe Maßnah⸗ men waren dringend erforderlich. zumal die griechiſchen Bauern völlig verſchuldet waren.— So iſt der Bauer wie der Arbeiter durch die Regierung Metaxas zum erſten Male wieder richtig erkannt und gefördert worden. Neben der geſamten Geſundung des Finanz⸗ und Wirt⸗ ſchaftslebens, der Regelung von Ertragsſteuern, dem Schutz der Währung durch ſtrenge Deviſenbeſtimmungen, dem Ausgleich des Staatshaushaltes, der Zuteilung von Roh⸗ ſtoffen an die einzelnen Induſtriezweige, dem geſetzlichen Schutz der klimatiſchen Kulturen, der Aufſtellung eines um⸗ faſſenden Straßenbauprogramms, der Planung von Be⸗ wäſſerungsanlagen und Brückenbau, der Förderung des Fremdenverkehrs durch die Berufung des„Miniſteriums für Preſſe und Tourismus“, dem es endlich gelegen iſt, auch die Preſſe in den Dienſt der Staatsidee zu ſterlen, im Gegenſatz zu den früheren Jahren, iſt das Augenmerk der nationalen Regierung auf das geſamte Kulturleben des Landes, insbeſondere auf die Wehrmacht und die Erziehung der Jugend gerichtet. Armee, Marine und Luftwaffe bilden heute ein natio⸗ nales Ganzes, gehorſam dem Souverän und weit entfernt von jeglicher Politik. Abgeſehen davon, daß Griechenland in ausgezeichneten diplomatiſchen Beziehungen nicht nur mit ſeinen Nachbarn, mit denen es durch Freundſchaftsverträge verbunden iſt, ſondern auch mit allen übrigen Ländern ſteht, hat es ſein Wehrprogramm zur Sicherung ſeiner Grenzen, wie es ja für jedes Land eine Selbſtoerſtändlich⸗ keit iſt, zur Vollendung gebracht. Aehnlich wie in anderen autoritär geführten Ländern, hat die nationale Regierung eine Jugendorganiſation geſchaffen, die die körperliche, gei⸗ ſtige und ſeeliſche Schulung übernommen hat. Diſziplin und Unterordnung zum Wohle des Ganzen, Erziehung zum Ideal der nationalen Einheit und Einmütigkeit ſind die Ziele der Jugenderziehung im neuen Griechenland. Neben dieſer Organiſation iſt ähnlich wie in Deutſchland auch ein „Arbeitsdienſt“ geſchaffen worden. Viele der früheren Kom⸗ muniſten haben ihre Irreführung eingeſehen und ſich zum neuen Staate bekannt. So feiert das gegenwärtige Grie⸗ chenland den Miniſterpräſidenten General Metaxas als den Retter des Landes und begeht den 4. Auguſt als den Tag der nationalen Erhebung. Geſundheitspflege ohne Juden Von Reichsamtsleiter Dr. 9. Grote, Hauptamt für Volks- geſundheit der NSDAP. Die Ausſchaltung der Juden aus der Aerzteſchaft, die durch die eben verkündete 4. Verordnung zum Reichsbürgergeſetz herbeigeführt worden iſt, hat für die deutſche Geſundheitspflege ganz entſcheidende Bedeutung. Reichsamtsleiter Dr. Grote vom Haupt⸗ amt für Volksgeſundheit der NSDAP nimmt hier zu dieſer wichtigen Etappe in der Arbeit nationalſoziali⸗ ftiſcher Geſundheitsführung das Wort und ſchildert neben dem Grad und der Gefahr der überwundenen Verjudung der Aerzteſchaft den Weg, der zur klaren gen, daß die ärztliche Verſorgung durch die Ausſchal⸗ tung der Juden nirgends und in keinem Augenblick beſchränkt iſt. NS. Dem Arzt iſt es an die Hand gegeben, Menſchen⸗ führung im tiefſten und edelſten Sinne geſtalten zu können. Die deutſche Aerzteſchaft hat es dem Führer zu danken, daß die großen Aufgaben der ärztlichen Berufes im geſam⸗ ten Neuaufbau von Staat und Volk die Stellung gefunden haben, die den Arzt zum Geſundheitsführer des deutſchen Volkes gemacht haben. Der Reichsärzteführer Dr. Wagner hat nach der Machtübernahme in der Ausſchaltung der jüdiſchen Aerzte ſeine beſondere Aufgabe geſehen. Weil dieſe Aufgabe ſchritt⸗ weiſe und zielbewußt durchgeführt werden mußte, war es unmittelbar nach der Machtübernahme nicht ſofort möglich, eine vollſtändige Löſung in die Tat umzuſetzen. Das wird verſtändlich erſcheinen, wenn ich heute darauf hinweiſe, daß damals der Beruf des Arztes noch als Gewerbe angeſehen wurde, der zur öffentlich⸗rechtlichen Aufgabe erſt durch die Reichsärzteverordnung erhoben wurde, während er die öffentſich⸗rechtliche Stellung noch im Jahre 1933 nur in gewiſſem Ausmaße in der Krankenverſicherung beſaß. So kam es, daß 1933 lediglich eine Teillöſung möglich war, indem jüdiſche Aerzte aus der Kaſſenpraxis ausge⸗ ſchloſſen wurden; eine Löſung, die unbefriedigend bleiben mußte, weil eine Reihe von Ausnahmebeſtimmungen die Auswirkung erheblich einengte. So wurden nach der Macht⸗ übernahme diejenigen jüdiſchen Aerzte nicht aus der Kaſſen⸗ praxis ausgeſchloſſen, denen Frontkämpfereigenſchaften zu⸗ erkannt waren, ferner verblieben diejenigen in der Kaſſen⸗ praxis, die als Aerzte in Seuchenlazaretten tätig geweſen waren, und ſchließlich dieſenigen, die bei Kriegsausbruch bereits niedergelaſſen waren. Mußte darnach die getroffene Regelung als unbefrie⸗ digend angeſehen werden, ſo wird dies noch ſtärker ver⸗ deutlicht, wenn wir einen Blick auf die Zahlen werfen, die das Kontingent der jüdiſchen Aerzte, das ſelbſt nach der ge⸗ ſetzlichen Neuregelung nach der Machtübernahme verblieb, wiedergeben. Die nationalſozialiſtiſche Revolution fand im Reiche einſchließlich der jüdiſchen Miſchlinge und der jü⸗ diſch verſippten Aerzte, alſo derjenigen, die mit jüdiſchen Frauen verheiratet waren, insgeſamt rund 6480 jüdiſche Aerzte vor. Das entſprach bei einer Geſamtzahl von rund Weltbild(M) Der neue Leiter des Deutſchen Handwerks. Anläßlich der Tagung der Gauobmänner und Gauhand⸗ werkswalter der DAF. auf der Ordensburg Vogelſang führte Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley den Pg. Hans Sehnert in ſein neues Amt als Leiter des Deutſchen Handwerks in der Deutſchen Arbeitsfront ein. Pg. Sehnert übernimmt das bisher von Pg. Paul Walter geleitete Deutſche Handwerk, da dieſer in den engeren Mitarbeiter- ſtab des Reichsorganiſationsleiters berufen wurde. g 5 Weltbild(M) Lord Runciman nach Prag abgereiſt. 18 Lord Runeiman, der als engliſcher Vermittler zwiſchen den Sudetendeutſchen und der tſchechiſchen Regierung ein⸗ geſetzt wurde, verläßt mit ſeiner Gattin ſeine Wohnung in London, um ſich nach Prag zu begeben. doe Aerzten im Reich einem Verhältnis von etwa 13 v. H. Ziehen wir hiervon die Zahl der jüdiſchen Miſchlinge mit etwa 10 v H. ab, ſo verbleiben noch etwa 11.6 v. H. jüdiſche Aerzte. Dabei muß geſagt⸗werden, daß die Zählung, die aus dem Jahre 1933 ſtammt, nicht nach den Grundſätzen aufgeſtellt worden iſt, die wir heute für unſere ſtatiſtiſchen Feſtſtellungen zugrunde legen, da die Nürnberger Geſetze erſt im Jahre 1935 erſchienen ſind. Vergleichen wir die vorgenannten Zahlen mit den ent⸗ ſprechenden Zahlen des Jahres 1937, ſo ergibt ſich hier fol⸗ gendes Bild: Im Juni 1937 gab es immer noch 4220 jüdiſche Aerzte im Reiche, von denen 3748 niederge⸗ laſſen waren. Wenn man die letzteren mit den 37 525 ins⸗ geſamt vorhandenen niedergelaſſenen Aerzten in Beziehung ſetzt, ſo ergibt ſich immer noch ein Hundertſatz von 10 v. H. Der Rückgang iſt alſo bis 1937 noch als recht gering zu be⸗ zeichnen, ſelbſt wenn man berückſichtigt, daß die hier ange⸗ gebenen Zahlen von 1937 aus dem angeführten Grunde nicht im vollen Umfang mit denen von 1933 verglichen werden können. Die Ueberfremdung des ärztlichen Berufs iſt beſonders augenfällig in der Reichshauptſtadt. Hier iſt die Ver⸗ judung der Aerzteſchaft immer in einem außerordentlich hohen Maße feſtzuſtellen geweſen. Es ſei hier nur ſo viel herausgeſtellt, daß wir bei der Machtübernahme im Jahre 1933 feſtſtellen mußten, daß in Berlin 70 bis 80 v. H. aller Aerzte Juden waren. Abgeſtellt auf die Kaſſenpraxis er⸗ geben ſich folgende Zahlen: Von insgeſamt 3481 Kaſſen⸗ ärzten, die am 1. Oktober 1933 in Berlin gezählt wurden, waren 2077, alſo 59.7 v. H., Juden. Es muß unterſtrichen werden, daß das derjenige Anteil der jüdiſchen Aerzte iſt, der errechnet wurde nach der auf Grund der damaligen ge⸗ ſetzlichen Beſtimmungen vorgenommenen Vereinigung. Im Juli 1938 wurden in Berlin noch insgeſamt 6949 Aerzte gezählt, von denen 1561 gleich 22.4 v. H. Juden 5 Abgeſtellt auf die Kaſſenpraxis ſind die Zahlen folgen⸗ ermaßen: Von insgeſamt 2973 Kaſſenärzten in Berlin ha⸗ ben wir auch im Juli 1938 noch 816 Juden gleich 27.4 v. H. feſtgeſtellt. Aber auch in den Jahren, in denen auf geſetzlichem Wege eine reſtloſe Bereinigung nicht geſchaffen werden konnte, iſt die Arbeit weitergegangen. Hier hat die Erzie⸗ hungsarbeit der Partei unſchätzbare Dienſte geleiſtet. Durch ſie iſt bereits der deutſche Menſch in ſtändig wachſendem Maße veranlaßt worden, nicht mehr zum jüdiſchen Arzt zu gehen. Die Erziehungsarbeit der Partei, die über die Aem⸗ ter für Volksgeſundheit geleitet wurde, hat erreicht, daß die Inanſpruchnahme der jüdiſchen Aerzte immer geringer wurde. Wir haben inzwiſchen alle Vorſorge getroffen, daß wir heute in dem Augenblick, in dem dieſe Frage ihre geſetzliche Löſung gefunden hat, gerüſtet daſtehen. Das iſt für die Reichsärzteführung um ſo mehr eine ſelbſtverſtändliche Pflicht geweſen, als die Reichsärzteordnung den ärztlichen Beruf als Dienſt an der Volksgeſundheit herausgeſtellt hat, dieſen Beruf zur öffentlichen Aufgabe erhob und den Arzt einſpannte nicht zuletzt auch in den Dienſt an der Raſſe des deutſchen Volkes. So wurde es immer mehr erforderlich, daß der Reichsärzteführer auch die erforderlichen Schritte für die geſetzliche Maßnahme weiter vorantrieb, die das vollſtändige Ausſcheiden der Juden aus dem ärztlichen Beruf, und zwar ſowohl in der Pri⸗ vatpraxis wie auch in der Kaſſenpraxis, herbeiführen mußte. Die neue Verordnung zum Reichsbürgergeſetz hat jetzt grundſätzlich Klarheit geſchaffen. Auch für die in Wien angeſetzten deutſchblütigen Aerzte iſt ſetzt der Weg frei, um die bisher in unverhältnismäßig hohem Prozentſatz vorhan⸗ denen füdiſchen Aerzte zu erſetzen. Dabei ſoll noch auf einen Geſichtspunkt biete en werden: Durch die von uns rechtzeitig getroffene Vorſorge kann heute geſagt werden, daß die Sicherſtellung der ärztlichen Verſor⸗ . allenthalben gewährleiſtet iſt und durch bie usſchaltung der Juden aus der ärztlichen Tätigkeit keinerlei Gefährdung der ärztlichen Verſorgung entſteht. Die letzte große Bedeutung der 4. Verordnung zum Reichsbürgergeſetz, die der Führer am 25. Juli 1938 in Bayreuth unterzeichnet hat, wird aber nicht nur darin ge⸗ ſehen werden können, daß mit dem 30. September 1938 die 1 5 im ärztlichen Beruf tätigen Juden aufhören, Aerzte zu ſein, ſondern ſie liegt letzthin darin, daß jetzt dem Reichs⸗ ärzteführer für die geſamten Aufgaben der Geſundheits⸗ führung des deutſchen Menſchen die geſamte deutſche Aerzteſchaft zur Verfügung ſteht. Wir werden nun⸗ mehr im weſentlichen alle Aerzte in dieſe Aufgaben einſpan⸗ nen können. Der Weg für die Geſundheitsführung und die Aufgaben gerade auch der Partei, wie ſie auf dem ärzt⸗ lichen Sektor durch das Hauptamt für Volksgeſundheit ver⸗ antwortlich geführt werden, iſt frei geworden. Dank des Reichsſportführers Der Reichsſportführer, Staatsſekretär von Tſcham⸗ mer und Oſten, hat in einem offiziellen Schreiben allen Kameraden und Kameradinnen für ihre Mitwirkung beim Deutſchen Turn⸗ und Sportfeſt Breslau 1938 ſeinen Dank mit folgenden Worten ausgeſprochen: „Kameraden, Kameradinnen! Von niemandem geführt als von der Stimme Eures Gewiſſens ſeid Ihr zu Hundert⸗ tauſenden meinem Ruf nach Breslau gefolgt. Von nieman⸗ dem befohlen als von Eurer freiwillig übernommenen Pflicht, habt Ihr viele Mnoate für Breslau geübt, geſpart, geopfert. Für die Sache der Leibesübungen habt Ihr— ein Heer von Hunderttauſenden— in Breslau um Sieg und Ehre gekämpft, ſeid Ihr durch die feſtlich geſchmückte Stadt Breslau marſchiert, habt Ihr ſchwere Strapazen auf Euch genommen, habt Ihr vorlieb genommen mit den Verhält⸗ niſſen, die manchmal harte Zumutungen an Euch ſtellten. Der Idee eines Volkes in Leibesübungen haben Eure Augen el stet, für die habt Ihr Euch— vom erſten bis zum etzten Mitarbeiter— mit beiſpielloſem Einſatz begeiſtert. Damit habt Ihr bewieſen, daß Ihr mit Recht zum Stoß⸗ trupp dieſer Idee berufen ſeid. Dieſes Bewußtſein iſt der höchſte Lohn für alle Eure Mühe. Ich aber fühle die Pflicht, einem jedem von Euch von ganzem Herzen zu danken. Ihr habt es wie ich in Breslau efühlt: Wir ſind eine wirkliche Gemeinſchaft geworden, die ür die Erſtarkung und Behauptung des deutſchen Volks⸗ tums in aller Welt zu ringen vermag und ſich durchzuſetzen weiß. Wir folgen der Fahne, die uns im Auftrag des Füh⸗ rers Reichsinnenminiſter Dr. Frick gab, mit der Kraft und Begeiſterung, die wir alle als nieverlöſchende Erinnerung aus Breslau heimgetragen haben. 5 Und wie wir im Angeſicht des Führers gelobt haben, wollen wir nicht ruhen noch raſten, bis Turnen und Sport Gemeingut unſeres Volkes geworden ſind. Kameraden, Ka⸗ meradinnen! Mit dem Erlebnis von Breslau vorwärts für Volk, Reich und Führer!“ 8 on GEN NST EB&. 20 Tante Malchen behielt ihr freundliches Lächeln. „Ja, ehe ich's vergeſſe: Rudolf verreiſt in nächſter Zeit. Er möchte bis dahin nicht geſtört ſein. Aber nach ſeiner Rückkehr wird er ſich erlauben, euch ſofort ſeinen Beſuch zu machen.“ Onkel Eno war beſänftigt. „Wie lange gedenkt Rudolf zu bleiben?“ fragte er dann. „Oh! Eine kleine Weltreiſe! Vielleicht ſo zwei bis drei Jahre! Er weiß es noch nicht ſo genau!“ meinte Tante Malchen gleichmütig. Graf Eno ſtand auf. Mit einem Feldherrnblick umfaßte er die Seinen. „Kommt! Wir werden hier zum Narren gehalten! Amalie! Ich könnte dich bitten, ſofort mit mir nach Hauſe zu fahren. Aber ich will mich um nichts mehr kümmern. Nur ſo viel: Sollte dich dein jetziges Verhalten ſpäter ein⸗ mal reuen, dann biſt du bei uns willkommen. Ich werde es dir nicht nachtragen.“ Mit dieſen letzten Worten, die der Rente Tante Mal⸗ chens galten, verſchaffte ſich Graf Eno einen nach ſeiner Meinung würdigen Abgang; aber es kochte in ihm. Tante Malchen ſtand auf der Terraſſe und ſah dem Wagen befriedigt nach. **. 5* Venjo Holm hatte keinen Menſchen mehr beſeſſen, der zu ihm gehörte. Er hatte alles, was er an kleinen Wert⸗ ſachen beſaß, Rudolf vermacht. In einem kleinen Käſtchen ruhte das alles, und dieſes Käſtchen ſtand noch un⸗ ungetaſtet im Schreibtiſch des Schloßherrn. Venjo Holm war nun bereits ein Vierteljahr tot! Wie ſchnell dieſes Vierteljahr vergangen war! Trotz⸗ dem er doch nun wieder ganz auf Tante Malchens gutes, vernünftiges Geplauder angewieſen war, dachte Rudolf manchmal an ihn. Es war ein Regentag. Trübe, grau und unfreundlich wölbte ſich der Himmel liber die Erde. Es goß in Strömen. Den tüchtigen Land⸗ wirt freute dieſer Regen, denn die Felder hatten gedurſtet. Einzeln fielen jetzt die Tropfen auch an das Fenſter, das der Wetterſeite entgegen lag. Der Himmel umzog ſich noch mehr. Es wurde dunkler und dunkler. Graf Hartlingen legte die Bücher beiſeite. Es war keine Unwahrheit geweſen, was Tante Mal⸗ chen den Verwandten geſagt. Er reiſte tatſächlich in den nächſten Tagen ab. Jener elegante alte Weltmann mit dem dunklen Hin⸗ tergrunde, den er ſo täuſchend zu übertünchen verſtand? War er es, der die alleinige Schuld trug, daß Lelia ſo werden konnte? Vielleicht! Legte die Natur dem Menſchen nicht ſelbſt das ins Herz, was ſie drin ſehen wollte? Und war es ſinnlos, einem anderen Menſchen die Schuld zuzuſchieben an dem, was ſein und nicht ſein durfte? Mußte nicht vielmehr der einzelne Menſch ſelber mit den Gewalten fertig zu werden ſuchen, mit den Gewalten, die in ihm wohnten? Hatte Lelia nicht vielleicht begierig dieſes lockere Leben aufgegriffen, das der Leichtſinn des Vaters ihr bot? Graf Hartlingen richtete ſich auf. Seine Liebe zu Lelia war tot, war erloſchen! Sie ſchien ihm jetzt unfaßlich. Und noch immer ſchalt er ſich einen Narren, weil er dieſer Frau hatte ſo ganz und gar verfallen können. Das Bild! Weshalb zog es ihn immer und immer wieder dieſem Bilde, das Venjo Holm gemalt? „Weil Venjo ſeine letzte große Kunſt in dieſes Bild legte, und weil— es Lelia darſtellte, wie ſie noch rei und ſchuldlos geweſen ſein mochte.“ Rudolf Hartlingen zog das Fach des Schreibtiſchs ge⸗ dankenlos auf. Gerade in dieſem Fach ſtand das Käſtchen, das Venjo Holm ihm einige Tage vor ſeinem Tode über⸗ geben hatte. Vorſichtig ſtellte der Graf das feine geſchnitzte Elfen⸗ beinkäſtchen vor ſich hin. Erſt jetzt erkannte er, wohl weil er es zum erſten Male richtig betrachtete, den Wert des kleinen ſchönen Kunſtgegenſtandes. Was für Arbeit war es? Indiſche Kunſt vielleicht? Hartlingen öffnete den Deckel. Briefe! Lelias Schrift! Weshalb— hatte Venjo ihm gerade dieſe Briefe über⸗ geben? Weshalb hatte er ſie nicht vernichtet? Die Hand des Grafen langte nach den Briefen. Ein Rauſchen im Zimmer. Neben dem Schreibtiſch ſtand jemand. Lelia? Lelia! S N. 1 blaß, unirdiſch, legte ſie die Hand auf die Briefe. Dann war die Erſcheinung wieder fort. Graf Hartlingen ſtand auf. Wie Moder und Grabesluft lag es im Zimmer. Er trat zum Fenſter, riß es auf, atmete in tiefen Zügen die friſche, regenfeuchte Luft ein. „Ich muß hier fort— ſo ſchnell als möglich! Sonſt wird es noch zur Wahrheit, was ſie früher gern wollten, nämlich: daß ich wahnſinnig bin!“ ſagte er dann halblaut vor ſich hin. * Lieber Rudolf! Ich bitte Dich noch einmal um Verzeihung! Aber gut iſt doch etwas an der ganzen traurigen Geſchichte. Und zwar das iſt das Gute, daß ich an Lelia zugrunde gegangen bin und nicht Du! Denn um Dich wäre es ſchade geweſen! Sehr ſchade! Du wirſt Dich aufrichten nach dem ſchweren Schlag. Du wirſt es, weil Du nun weißt, wie die Dinge lagen. Du hätteſt Dich ja nun auch von der lebenden Lelia trennen müſſen, denn nie⸗ mals hätteſt Du ihr verziehen, das weiß ich ja. Wir haben ſie beide namenlos geliebt—— und wir ſind beide ſchuldlos an ihrem furchtbaren Ende. Ich aber wäre nie über Lelias Tod hinweggekommen. Ich hätte ihr tauſend Todſünden verziehen, wenn ſie nur mit mir fortgegangen wäre! So verſchieden ſind unſere Charaktere, Rudolf! Trotzdem wir doch ſo lange Zeit gute Freunde waren. Bewahre mir ein kleines Andenken, Rudolf! Die Treue gegen Dich wäre mir immer das Höchſte geweſen, wenn ——— ia, wenn es ſich eben nicht um Lelia gehandelt hätte! Glück auf, Rudolf! Ich weiß, daß ich nur noch kurze Zeit zu leben habe. Du aber ſchüttle die Vergangenheit von Dir ab! Du wirſt doch noch einmal ein glücklicher, zufriedener Menſch ſein. Venjo Holm. Schweigend ſtarrte der Graf auf die Zeilen. Endlich ſagte er leiſe vor ſich hin: „Armer Venjo! Armer genialer Venjo! Schlafe in Frieden!“ Das Käſtchen! Was enthielt es denn noch? Mehrere Auszeichnungen. Für einen Künſtler das Höchſte, was es geben konnte. Eine getrocknete weiße Roſe, einen kleinen Brillantring —— und ein Bild! Jene Lelia, wie ſie aus dem Rahmen des Bildes herab— lächelte. Jenes Bildes, das jetzt im Gartenſaal von Schloß Hartlingen hing. War es alſo ihr Jugendbildnis? Graf Hartlingens Blick brannte auf dem Bilde. Da wurde der Blick ſtarr; er ſog ſich feſt an der Jahres⸗ zahl, die unten eingraviert war. Genf, den 19. 4. 29. Voriges Jahr? In Genf? Das war doch vollkommen ausgeſchloſſen? Wer— war das Original dieſes Bildes und zugleich das Original des Gemäldes, das dort im Gartenſaal hing? Und wie kam gerade Venjo Holm zu dieſem wunder⸗ baren Bild? ö Genf, den 19. 4. 29. Wie hing das nur zuſammen? War es doch die junge Schweſter Lelias? Graf Hartlingens braune, ſchöngeformte Hände 1 „ r warfen alles in den kleinen, kunſtvollen Elfenbeinkaſten zurück. „Fort mit euch! Ihr ſeid Erinnerungen und gehört in die Vergangenheit!“ ſagte er faſt laut. Ruhelos ſchritt er dann noch durch das Zimmer. Als Ein kleiner Vogel, völlig durchnüßt, ſetzte ſich auf das Geſims des Fenſters und guckte mit dunklen Perlaugen ins Zimmer. Auf wie lange? Er hätte es nicht zu ſagen gewußt. Jahre wurden beſtimmt daraus. 5 1 Graf Hartlingen ſtützte den dunklen Kopf in die Hand. 855 e zum Schretbtiſch zurück. Erinnerungen? 3 5 2 5 5 er ſich endlich ſtill ans Fenſter ſetzte, war ein endgültiger Fort! 5 1 7 8 110 f e e 14 5 5 Entſchluß gefaßt. Ein hartes, entſtellendes Lächeln um Zu ſeinen Erinnerungen gehörte Lelia! 5 eine Einbildung ſeiner überreizten Nerven ge⸗ den ſchön geſchnittenen Mund des Grafen bewies, daß er Sie, an der er beinah zerbrach. 5 5 25 dieſen Entſchluß nicht wieder umſtoßen würde. Bis er von ihrer Untreue erfuhr. d 8 1 8 8 3 en;„In die Welt hinaus! Vergeſſen ſuchen! Frauen— Untreue? ſc59 25 15 Brieſe beiſeite. ildung von ihm geweſen, ſo viel als möglich Frauen! Aber immer wieder jeder e l N 8 a. 5 eine T 5 2 nichts mehr zu verlieren Ruhen ſollte alles. Vergeſſen ſein. Erloſchen, wie die aufs neue beweiſen, daß ſie auf keine Treue zu rechnen l 5. 5 har g Nicht der Freund trug die Schuld! Nur ſie! Sie Liebe zu der ſchönen Lelia in ſeinem Herzen erloſchen war. So hieß dieſer Entſchluß, den der Mann gefaßt, der allein! Das Käſtchen! ein Idealiſt in wahrſtem Sinne des Wortes geweſen war, Wiederum auch nicht! Ein Zettelchen.. und der einer Frau, die ganz und gar ſein eigen war, Der Vater? Von Venjo? niemals die Treue gebrochen hätte! Kreuz und Quer Ein Verein der Siebzigzjährigen— Der Schornſteinfeger und die verſtopften Kamine— Ein„falſcher Juffziger“, der echt war Jetzt iſt wieder die Zeit der Tagungen, Zuſammen⸗ künfte, Vereinsfeſte, jeden Sonntag ſind in vielen Orten fröhliche Menſchen beiſammen und freuen ſich gemeinſam des Daſeins und der hohen Zeit des Sommers. Vereine leiſtet. Es war Hausbeſitzern einer beſtimmten Straße auf⸗ K f ein ö 1 begann ſein Syſtem. Und wenn dieſe 600 nun richtig in efallen, daß ihre Kamine häufig ſehr ſtark rauchten. Eine verſchiedenen Schiebewetten angelegt waren, mußten— rſache ließ ſich nicht finden. Der mit der Reinigung der nun, am nächſten Tage konnten ſo vielleicht 3000 Mark Kamine beauftragte Schornſteinfegergeſelle, dem Mitteilung herauskommen. Seine Phantaſie nahm die nächſte Hürde: von dieſem Uebelſtand gemacht wurde, erklärte nun, daß die Wenn er die nun einſetzte, ergab das vielleicht 15000 Mark zeitweilige Verqualmung der Zimmer durch den unſachge⸗ und bald waren es 50 Mille! Er ſtellte alſo wieder einmal mäßen Aufbau der Schornſteine verurſacht werde Er könne die alte Rechnung der Schildbürgerin auf, die Eier zum jedoch ſehr bald dieſen Schaden beheben, wenn ihm der Markte trug. Jedenfalls hatte er zunächſt eine tolle Tour Umbau und die Reparatur der betreffenden Kamine über⸗ vor, um zu den notwendigen 600 Mark zu kommen. Er tragen werde. Es müßten beſtimmte Aufſätze angebracht flüſterte einem Freunde af dem Rennplatz zu:„Kannſt du aller Art halten ihre Feſte ab, und immer finden ſich Men⸗ 5 Mester 9555 Geſelten aufgefallerg dag. d ch e e Wen Uhren Je t fie Achſein und ſchen mit gleichen Intereſſen oder gleichen n in] alles ſtimmte. Eine Beobachtung ergab dann auch, daß er 8 ſeine Stimme noch elker.„Nee, aber ich mache derber Zahl, die ihre engere Zuſammengehörigkeit auch in ich eines ungewöhnlichen Schwindels ſchuldig gemacht hatte.] jetzt Falſchgeld, und da. verſtehſt du, für ein paar prima er Lebensfreude bekunden. In Wirklichteit waren die Kamine vollkommen in Ordnung. Maſchinen. Der Freund ſagte nicht ein und— lief zur Ein eigenartiger Verein hat da vor kurzem ſein Jahres⸗ Um ſich einen Nebenverdienſt zu verſchaffen, war der Ge⸗ Polizei. Die riet ihm, ſich mit Chriſtian zu verabreden. Das feſt begangen: der Verein der Siebzigjährigen in Straelen ſelle dazu übergegangen, Ballen Packpapier in die Kamine geſchah. Man traf ſich in einem größeren Bierlokal, wo im Kreis Geldern. Dabei wurde ein weiterer Jahrgang von hineinzuſtecken. So konnte der Rauch keinen Ausweg mehr Siebzigjährigen aufgenommen. In einer herrlich gelegenen finden und verbreitete ſich in den Zimmern. Die zur„Repa⸗ einen der neuen Scheine vorführte:„Siehſte, hier iſt er! Mühle fanden ſich insgeſamt 23 Mitglieder dieſes Aeli ratur“ nötigen Kaminaufſätze beſchaffte ſich der Geſchäfts⸗ Ganz neu, ein Fünfziger, und der iſt ſo gut gemacht, daß Vereins zur Jahresverſammlung zuſammen. Wie man ſieht, tüchtige dadurch, daß er ſie ſich einfach von den Häuſern der Ober, paß mal auf, nichts merken wird. Herr Ober, mal eine Maſſenveranſtaltung war das nicht, und ſelbſt wenn eines Nachbarreviers„entlieh“. Er ſtellte eine nette Rech⸗ bitte zahlen. zwei Helle!“ Ber Ober kam, ſah das Geld, gab der„Landesverband der Siebzigjährigen“, falls ein ſolcher nung über dieſe Wiederherſtellungsarbeiten auf, die er da⸗ heraus. Er wollte den Schein gerade einſtecken, als es hieß: gegründet werden ſollte, ſein Jahrestreffen abhielte brauchte zu noch reichlich überhöhte. Luf dieſe Weiſe erbeutete er Halt, Falſchgeld!“ Es ſtellte ſich dann aber heraus, daß man keine Angſt vor einem beängſtigenden Gedränge zu rund 500 Mark. Wegen Betrugs und Diebſtahls mußte er der Schein echt war. Es war ein e tiger Fünfziger, heim⸗ haben. Das Glück, ſiebzig und mehr Jahre alt zu werden, ſich ſchließlich vor dem Schöffengericht Aachen verantworten. lich für eine Stunde aus dem Wirtſchaftsgeld der Ehefrau wird ja verhältnismäßig wenig Menſchen zuteil. Und daß Das Schöffengericht beließ es bei einer Geſamtſtrafe von herausgenommen und geliehen. Richter:„Sie machten doch nicht etwa in„jugendlichem Uebermut“ tolle 99 5 zwei Monaten. 1 N t 0 ieee ee ich dieſem Treffen verübt werden, dafür ſorgt ja ſchon die Laſt j 18 5 1775 10 werde mi üten!“ ichter:„Aber dann ſagen Sie nur, der Jahre, die etwaigen Reſten jugendlichen Ungeſtüms 1 CCC warum haben Sie dann dem Freund von Ihrer Falſchgeld⸗ ſchon ihr Bleigewicht anhängt. Aber von jugendlichem Tun mit dem Geſetz in Konflikt gekommen. Aber dann heiratete fabrik erzählt?“ Chriſtian zuckte die Achſeln:„Nun ja, Herr und von fernen Zeiten der Jugend erzählt wird da wohl er eine Frau, die im 5155 war“ und die auch ſeine Ehrlich⸗ Rat, wenn man einen Freund als Kompagnon haben will, immer ausreichend werden. ſelbſtverſtändlich nicht ohne die keit n sägen U berwachte. Bielles cht hatte Chriſtian] muß man ihm doch auch ſchon etwas vom 1 anbieten. ſtolze Feſtſtellung:„Ja, als wir jung waren...“ Gönnen auch mehr Angſt vor ihr, als er früher vor den Häſchern[ Chriſtian hatte alſo den Freund locken wollen. Aber er ſelbſt wir den Siebzigern ihre beſcheidene Freude, ſie haben mehr empfunden hatte. Jedenfalls vergingen ſo verſchiedene Jahre war dabei auf den Leim gegangen. Das, was er begangen Recht als die Jungen, ſich noch ihres Lebens zu freuen und in denen ſich Chriſtian M. eines braven Lebenswandels be“ hatte, war verſuchter Betrug, für den er nun drei Monate dankbar zu ſein, daß ihnen dieſe Lebensdauer geſchenkt fleißigte, bis er jetzt wieder ſtraffällig wurde, und zwar auf Gefängnis erhielt. Als er wieder in ſeine Zelle zurückging. wurde. Nebenbei leiſtet dieſe Vereinigung auch für die Sip⸗ eine ziemlich ungewöhnliche Art. Wenn Chrlſtian 9 B fragte er:„Herr Staatsanwalt, aber den Fünfziger kann pen⸗ und Heimatforſchung manchen wertvollen Dienſt. Denn lich wieder einmal Ausgang bekommen hatte, entwiſchte er ich doch wohl wiederbekommen?“ Der Staatsanwalt lachte: Erinnerungen an die ziger und Siebziger Jahre des auf einen Rennplatz. weil Toto und Tips ſeine ganz große[Ja, gewiß. Aber erſt werden wir noch die entſtandenen vorigen Jahrhunderts, in enen dieſe Menſchen ihre Kind⸗ Leidenſchaft waren. Er kannte alle Pferde des In⸗ und Koſten abziehen.“ heit verlebten, kommen doch in größerer Fülle aus dem Auslandes, alle Chancen und mutmaßlichen Quoten. Seine tiefen Schacht des W wieder hoch. wenn meh⸗ Gedankengänge bewegten ſich nur in Syſtemen, die er er⸗ rere gemeinſam an dem Seil ziehen helfen. rechnet hatte und die unfehlbar, ſozuſagen amtlich zum Siege Es iſt zwar nicht gerade abkühlend, in dieſen heißen zühren mußten. Nur mit den paar Groſchen, die ihm ſeine Tagen von e 8 Heizungsanlagen zu reden, Frau als e eld kant ben 6 9 3 1 i rade jetzt in en eine ichte gerichtli Sieg zu erringen. Was ka 5, wenn den d 1 K e 105 ein 1 Mark ſetzte! Nein, er mußte Geld haben, eine beendigt worden, die erzählt zu werden verdient. Einen 1 5 tollen Betrug hatte ſich dort ein Schornſteinfegergeſelle ge⸗ größere Summe. genau 600 Mark. Jawohl! Mit 600 Mark Ehriſtian dem Freunde, der ſein Kompagnon werden ſollte, Die Volksgasmaske gewährt uns im Ernſtfall ſicheren Schutz vor allen chemiſchen Kampfſtoffen. u Hauſe und an 25. findeſt 725 im r 5 reien, 9 5 e olks⸗ gasmaskel eee Ausſteuer und Ausſtattung Eine Tochter hat im Falle ihrer Verheiratung gegen ihren Vater, und wenn dieſer nicht mehr lebt oder außer⸗ ſtande iſt, gegen die Mutter einen geſetzlichen Anſpruch auf eine angemeſſene Ausſteuer. Das Geſetz unterſcheidet zwiſchen Ausſteuer und Aus⸗ ſtattung. Zur Ausſteuer gehören die zur Einrichtung und Führung des Haushaltes erforderlichen beweglichen Gegenſtände, einſchließlich der zum perſönlichen Bedarf der Tochter erforderlichen Kleidung und Wäſche. Die Aus⸗ ſtattung dagegen umfaßt nicht nur alles, was zur Ein⸗ richtung des Haushalts notwendig iſt, ſondern darüber hinaus alles, was die Eltern ihrem Kinde vor oder nach ſeiner Verheiratung oder zur Erlangung einer ſelbſtän⸗ digen Lebensſtellung geben. Die Ausſtattung der Frau umfaßt daher zunächſt die Ausſteuer und dann die weitere Mitgift, gleich, in welcher Form ſie gegeben wird. Bei der Bemeſſung des Ausſteueranſpruchs ſind einer⸗ ſeits die Lebensſtellung des Ehemannes, andererſeits die Lebens⸗ und Vermögensverhältniſſe und die ſonſtigen Ver⸗ pflichtungen der Eltern der Braut oder Frau zu berück ſichtigen. Die Eltern können auch wählen, ob ſie die Aus ſteuer in Geld oder in Form von Einrichtungsgegen den geben wollen Der Ausſteueranſpruch der Tochter iſt bei grundloſer Verweigerung im ordentlichen Prozeß klagbar, dagegen niemals ihr Wunſch auf eine weitere Ausſtattung, weil hierfür nur eine ſittliche, aber keine rechtliche Verpflichtung der Eltern beſteht. Der Anſpruch auf die Ausſteuer beſteht, ſolange kein Verzicht ausgeſprochen iſt, aber nach Ablauf eines Jahres nach den Gheſchließung kann die Gewährung Geſundes Baden Man kann falſch und richtig, ungeſund und gene baden. Es gibt eine verkehrte Art der„Abhärtung“ aus beim Baden. Wenn z. B. nach dem Wohlgefühl, das erſt mit einem erfriſchenden Bad im Freien verbunden iſt, ein Fröſteln einſetzt, wird der Körper, der zu ſehr für Wärme von innen her ſorgen muß, überanſtrengt, und das Gegen⸗ teil von Erholung wird erreicht. Namentlich bei Kindern iſt auf die richtige Badezeit zu achten. Man ſteht es ihnen am Bläulichwerden an, wenn es höchſte Zeit iſt, das Waſſer zu verlaſſen. Sie beginnen zu zittern, ihr Körper verſucht verzweifelt, die ſchwindende Wärme zu erſetzen. In einem ſolchen Fall ſoll man das Kind gut trocken⸗ reiben und dafür ſorgen, daß es ſich warm läuft. Gut natürlich iſt es, wenn man die Kinder rechtzeitig Schwim⸗ men lehrt. Dann arbeitet die Schwimmbewegung dem Kaltwerden entgegen. Und ſein ganzes Leben iſt das Kind den Eltern dankbar, wenn es frühzeitig ſchwimmen ge⸗ Lernt hat. Das Bad im Freien macht aber das Warmbad zu Hauſe nicht überflüſſig. Die neuzeitliche hygieniſche Be⸗ lehrung ſetzt ſich ſtark für regelmäßiges Warmbaden in der Badewanne ein. Mit gutem Grund. Denn Waſſer allein tut es nicht. Es muß zur Reinigung der Haut auch warm oder gar heiß ſein. Deshalb ſollte nach Möglichkei überall eine Badeeinrichtung vorhanden ſein. 5 Wo dieſe fehlt, wird ſich immer ein Raum finder laſfen, in dem man eine Wanne aufſtellen kann, ebenſo einen Brikettbadeofen, der in der Anſchaffung und im Verbrauch billig iſt und gleichzeitig auch den Raum er⸗ wärmt. Für ein heißes Vollbad von 150—160 Liter Waſſer benötigt man nur vier Braunkohlenbriletts. Für Höchſtens 10 Pfg. läßt ſich alſo ein warmes Bad ver⸗ ichaffen, was ſicherlich keine Verſchwendung iſt. Die praktiſche Hausfrau wird alſo auch bei Fehlen einer Badeeinrichtung immer einen Ausweg finden, um ſich und den Ihren ein regelmäßiges Warmbaden zu er möglichen. f Durch eigene Schuld Wie die Kurzſichtigkeit zu verhindern iſt Die Frau neigt leicht zur Kurzſichtigkeit, weil ſie zu den Naharbeitern gehört, Sticken, Stopfen, Nähen, Gemüſe⸗ putzen ſtrengt die Augen an, und dadurch wird die Arbeit näher an das Auge herangebracht, als ihm zuträglich iſt— Dadurch tritt ſpäter oder früher die ſtörende Kurzſichtigkeit »in. Die Frau ſollte ſich daher daran gewöhnen, aus normaler Entfernung auf ihre Arbeit zu ſehen, da die Kurzſichtigkeit ſonſt ſyſtematiſch herangebildet wird. Bei den Naturvölkern gibt es kaum jemals kurzſichtige Men⸗ schen, auch bei den Bauern, bei den Jägern, bei den Schiffern und Fiſchern finden wir ſelten oder nie Brillen⸗ träger, ein Zeichen, daß die Kurzſichtigkeit ein ganz un⸗ natürliches Leiden iſt, während die Weitſichtigkeit in fort⸗ geſchrittenem Lebensalter eine ſelbſtverſtändliche Ein⸗ stellung des Auges iſt, die durch die Zuſammenziehung der Augenmuskeln bedingt wird. Die Kurzſichtigkeit iſt meiſtens durch eigene Schuld erworben worden, ſie iſt kaum jemals angeboren, auch die Vererbung, wie es ſo oft behauptet wird, iſt in kaum zwei von hundert Fällen nachzuweiſen. Der Menſch ſtellt ſeine Augen für das Fernſehen ganz anders ein, es kann eübt werden, und der Betreffende, der natürlich eine ſtarte Selbſtzucht aufbringen muß, kann es zu ungeahnter Fertig⸗ keit im Weitſehen bringen, wenn er früh genug anfängt, ſeine Augen umzuſtellen, und dann nicht nachläßt, ſondern dauernd ſeine Uebungen fortſetzt. Wer beruflich weitaus⸗ ſchauen muß, kann ſich ein fabelhaftes Sehvermögen an⸗ erziehen Die Indianer ſcheinen dieſe Kunſt beſonders zu beherrſchen. Das Auge des Säuglings iſt weitſichtig, er hat das Nahſehen nicht geübt und kann nur in die Ferne ſehen, auch die Kleinen, die noch nicht in die Schule gehen und wenig mit„malen“ und„Bilder beſehen“ beſchäftigt werden, ſind noch weitſichtig, erſt in der Schule fängt mit dem Leſen und Schreiben die Kurzſichtigkeit an, wenn nicht von Eltern und Erziehern darauf geachtet wird, daß die Augen in gehöriger Entfernung bei der Arbeit bleiben. Die Naharbeit und ſchlechtes Licht, das den Augen eben⸗ falls ſehr ſchadet, verhelfen auch dem geſunden menſch⸗ lichen Auge zur betrüblichen Ane Beginnt man jedoch gleich im Anfang an die Selbſtbeherrſchung des Leidenden zu appellieren, ſo kann ſehr häufig noch die Kraft aufgebracht werden, das Auge auf die richtige Ent⸗ fernung einzuſtellen und ihm zur richtigen Sehſchärfe zu verhelfen. Nur nicht nachgeben! Wenn das Kind ſchreit. Es iſt wohl eines der wichtigſten Kapitel der Kinder⸗ erziehung, das wir hier anſchneiden. Trotz und Eigenſinn gehören bei Kindern zu den häufigſten Fehlern, die, wenn einmal angewöhnt, ſehr ſchwer wieder abgelegt werden. Wenn man nur ein wenige Monate altes Kind beob⸗ achtet, bemerkt man, daß es durch Weinen und Schreien alles, was es will, von ſeiner Umgebung zu erhalten weiß. Ohne ſich vorerſt des Erfolges bewußt zu ſein, fängt es bei jeder Unbehaglichkeit, bei jedem Bedürfnis zu ſchreien an, und weil man ſogleich bereit iſt, die Urſache aufzuſuchen und zu beſeitigen, ſo weiß das Kind inſtinktiv, daß es ſchreien muß, um ſeinen Willen durchzuſetzen. Da man das Kind nicht lange ſchreien laſſen will, ſucht man ſo bald als möglich, es zufriedenzuſtellen, macht aber da⸗ durch die Sache nur ſchlimmer. Das Kind wird älter; es kommt zu der Ueberzeugung, daß ſeine Umgebung ſeinen Willen erfüllen werde, ſobald es nur tüchtig ſchreie, was alsbald geſchieht. Ein Nach⸗ geben darf aber nicht ſtattfinden; ja, es iſt ſogar notwen⸗ dig, daß der Vater oder die Mutter einſchreitet, wenn das Kind bei ſeinem Trotz bleibt. Nicht verwechſelt darf aber werden, wenn ein Kind durch eine ſchwache und reizbare Körperbeſchaffenheit bei dem geringſten Anlaß in Tränen zerfließt und ſich durch⸗ aus nicht beruhigen laſſen will. Die Widerſetzlichkeit und der Eigenſinn äußern ſich bei Kindern durch ein lautes, unbändiges Geſchrei, während krankhaft angelegten Kin⸗ dern matte Tränen und tiefgeholtes Schluchzen eigen ſind. Das ſchwache Kind muß man abhärten durch Kaltblütigkeit und Ruhe, während ein trotziges, eigenſinniges Kind durch Liebe und eiſerne Konſequenz erzogen werden muß. Die Hausfrau als Verwandlungskünſtler. In angſtvollen Träumen können Hausfrauen wohl zum Abſtauben der„guten Stube“ verurteilt ſein, in Wirk⸗ lichkeit iſt dieſer Punkt, der tatſächlich ein dunkler iſt, ſchon lange überwunden. Zahlloſe Etageren mit Nippes haben der Uebermacht weichen müſſen. Schönheitsgefühl und Hygiene haben ſie ſchon lange in die Rumpelkammer ver⸗ wieſen, wohin ſie gehören. Wer neue Sachen kauft, kann auch gar nicht mehr in die Verlegenheit geraten, in einer Geſchmacksverirrung ſich ſolche Scheuſäligkeiten zu erhan⸗ deln, auch in den einfachſten Läden findet man zweckmäßige und in der Linie ſchöne Möbel, die nicht mehr koſten als der falſch verſtandene Zierat der Möbel von geſtern. Leider iſt aber dabei der Haken, de nicht jeder Menſch, ſo gerne er auch den mißgeſtaltetes Nöbeln aus⸗ weichen möchte, in der Lage iſt, Neuanſchaffungen zu machen, mögen ſie noch ſo verlockend billig ſein. Trotzdem kann es mancher geſchmackvollen Hausfrau ſchlafloſe Nächte machen, auf welche Weiſe ſie zu einer neuzeitlich eingerichteten Wohnung kommt, die ſozuſagen ſpottbillig iſt, denn nur ſo kann man in heutiger Zeit ſeine Wünſche befriedigen. Frauen, die über Phantaſie verfügen— und welche Frau verfügte nicht darüber—, können mit Leichtig⸗ keit eine kleine Verwandlungsſzene vornehmen, mit Hilfe eines Tiſchlers, mit Farbe und Neupolſterung kann aus dem alten Gerümpel, als welches die gereizte Hausfrau oft genug die noch ſo gut erhaltenen alten Sachen bezeich⸗ net, eine neue Zimmer⸗ oder Wohnungseinrichtung ge⸗ ſchaffen werden. Dieſe alten Möbel haben in der Her⸗ ſtellung eine Menge Geld gekoſtet, ſie ſind wirklich ſolide, das iſt jetzt ein Vorteil. Geſchont ſind ſie auch, die Iſo⸗ lierung, in der ſich die gute Stube ſtets befand, trägt jetzt ihre Früchte. Mit einem geſchickten Tiſchler kann man ſchon biel anfangen, wenn man ihm die nötigen Zeichnun⸗ gen oder Vorlagen verſchafft, nach denen er arbeiten kann. Da iſt einmal das einſt ſo beliebte Vertiko. Mit Muſchelaufſatz und gedrehten Säulen ſteht es verſchroben und unpraktiſch da, der Dorn im ſchönheitſuchenden Auge. Schon nach Entfernung der zwei oberen Etagenbrettchen, auf denen einſt Schäferinnen aus Biskuitporzellan mit körbchentragenden Möpſen liebäugelten, ſieht die Sache nur noch halb ſo ſchlimm aus. Die gedrehten Pilaſter an den Seiten werden mit einer Holzleiſte verdeckt, die Türen nach vorn verſetzt und mit Scharnieren außen an den Leiſten befeſtigt, eine weitere Leiſte verdeckt die Schublade. Das Ganze wird neu geätzt und die Inneneinrichtung ganz nach Wunſch verändert. So kann man all die tauſend Dinge aufbewahren, die ſich ſtets nach einem Aufenthalt geſehnt haben und in der ungeeigneten Vertikoſchublade ein verworrenes Daſein führten. Statt der Wäſche— einen Wäſcheſchrank in die gute Stube zu ſtellen, war ja wirklich ein grober Irrtum!— bewahrt man jetzt Zigarren und Zigaretten, Keksdoſen, Spielkarten, Deckchen und Glasſachen darin auf, deren Vorhandenſein in dem Wohn⸗ zimmer, als das jetzt die gute Stube fungiert, notwendig und angenehm iſt. Der Sofatiſch mit der ſpiegelnden Platte braucht nur ein neues Untergeſtell, ſeine Veränderung koſtet am wenig⸗ ſten und iſt am ſchnellſten bewerkſtelligt. Das Sofa mit dem Bezug aus gepreßtem Samt, mit Häkeldeckchen auf den Seitenrollen, war von jeher eine Quelle des Aergers. Poe, den Muſchönheit war die Unbequemlichkeit ſein ſchwächſter Punkt. Zu ſteif, um zu ſitzen, zu kurz, um zu liegen— kurz— ein unbrauchbares, kaltes Möbel trotz des guten Polſters. Hier kann man ſich richtig in Form und Farbe austoben. Die„Couch“, das beliebte Ruhe⸗ bett, kann endlich daraus geformt werden, der Ueberzug in bunter Farbe, in Streifen, Blumenmuſtern und ge⸗ flammt, geſtattet es, ſich ganz dem einheitlichen Stil, den man in das neue Zimmer verpflanzen will, anzupaſſen Die hohe Bücherkehne wird verkürzt, die Seiten erhalten eine kleine Aufſtockung durch Holzteile, die man noch durch Ausbau zur Aufnahme für Bücher, Zeitungen oder Aſchen⸗ becher nützlich verwenden kann. Es geht natürlich ſo wie mit allen Anſchaffungen, eine Frau vor allem wird das verſtehen— eine Anſchaffung zieht die andere nach ſich. Man kann wirklich nur alles oder nichts verändern. Mit derſelben Unerbittlichkeit, wie ein neues Kleid den vaſſend⸗ n Hut und den vafiender Schuh verlangt ſamt der paſſenden Handtaſche und den paſſenden Handſchuhe— welche Frau kennt dieſen Jam⸗ mer nicht—, iſt mit der einfachen Neugeſtaltung der Möbe! nichts getan. Kann man ſich dieſe geradlinigen Sacher etwa in einer Stube mit Stuckdecke, ſchreiender Tapete ode braunen Türen vorſtellen? Man kann es nicht. Die ſchor ſo ſchwer an Geld geſchädigte Frau wird ſelbſt den Pinſe! zur Hand nehmen und mit kühner Hand den Wänder einen paſſenden Anſtrich verleihen. Dann wird man der Aufſtellung der Möbel eine be⸗ ſondere Aufmerkſamkeit widmen müſſen. Immer von den Geſetzen der Wohnlichkeit und Behaglichkeit ausgehend, wird man ſich eine nette Sitzecke am Fenſter einrichten. Die Mitte eines Zimmers kann ruhig frei bleiben, mar begeht darum noch kein Sakrilegium, wie viele Hausfrauey meinen. Man muß ſich in ſeiner Wohnung bewegen kön⸗ nen, ſie darf nicht mit Möbeln vollgeſtopft ſein, die Bewe⸗ gung und Reinigung erſchweren. Die Angewohnheit, ſeine Wände mit Bildern zu tapezieren, iſt ja faſt erloſchen. Di⸗ Hauptſache iſt: Weiſe Beſchränkung! Wozu ein Schlüſſelbund? Um ſich ein allzu drückendes Gewicht am Schlüffelring zu erſparen und noch das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, kann man die Wohnungstür mit einem Sicherheitsſchloß verſehen laſſen, das zufällt, ohne ver⸗ ſchloſſen zu werden, von innen mit einem Drehknopf und von außen nur mit einem kleinen, ſchmalen Sicherheits⸗ ſchlüſſel zu öffnen iſt. Dieſer Schlüſſel wird jeweils nur für dieſe eine Wohnung hergeſtellt. Für den Mann, der mehrere Schlüſſel mitführen muß, empfiehlt es ſich, eine Ledertaſche als Hülle zu arbeiten. Die Schlüſſel hängen darin an einem Lederriemchen— die Taſche dient der Schonung der Mantel⸗ und Hoſentaſchen! Wir trotzen dem Wettergott! Mit Regenmantel und Kapuze. Verweichlicht und waſſerſcheu ſind wir heute glück⸗ licherweiſe nicht mehr! Auch die erſten unfreundlichen Regentage mit ihrem grämlichen Geſicht können uns nicht davon abhalten, die notwendigen Gänge zu unternehmen oder gar auf die gewohnten Spazierwege zu verzichten. Wir haben heute ſo viele Möglichkeiten, auch bei Regen zweckmäßig gekleidet zu ſein, daß uns trübe Tage nicht einzuſchüchtern vermögen. Aber ſoll man mißtrauiſch ſtets den Regenmantel mitführen und ihn vermutlich häufig als ſtörenden Ballaſt auf dem Arm tragen? Das iſt nicht nötig. In einer kleinen Taſche, in der Jacken⸗ oder Handtaſche tragen wir unſeren Regenmantel bei uns, um ihn im Bedarfsfall auszubreiten und umzulegen. Es handelt ſich um die neuartige Oel⸗ haut, die ſich zu kleinſtem Paket zuſammenlegen läßt und uns bei Regen als durchſichtiger, aber waſſerdichter Um⸗ hang trefflich zu ſchützen weiß. Das Koſtüm, das Kleid oder der Mantel ſind darunter gut verborgen, und ſelbſt das hübſche Hütchen gerät nicht in Gefahr, denn eine Kapuze gehört natürlich auch dazu und umrahmt das Ge⸗ ſicht ebenſo praktiſch wie kleidſam. Es gibt Oelhäute, deren Kapuzen gleichzeitig als Taſchen für den ganzen Umhang gearbeitet ſind, ſo daß man keinerlei unnütze Hülle mit ſich tragen muß. 8 Die a mäntel aus ö prägnierter Seide 8 ſind ſehr elegant, 5 wenn auch nicht e gerade für Wol⸗ kenbrüche einge⸗ richtet. Sie wer⸗ den von vielen Firmen nach Maß gearbeitet und wirken in ihrer ſchlanken Paßform, mit Leder⸗ oder Sei⸗ denknöpfen, mit Leder⸗ oder Gummipaſſe und gleichartigen Auf⸗ ſchlägen an Aer⸗ meln und Taſchen ſehr kleidſam. Für Frauen, die ganz beſonders wetterfeſt geklei⸗ det ſein wollen, empfiehlt ſich Regen⸗ im⸗ immer noch der richtige Gummimantel, der heute an Taſchen, Halsſchluß und Aermeln mit Reißverſchluß ge⸗ arbeitet wird. Aus einem alten Regenmantel von der Mutter oder größeren Geſchwiſtern kann die geſchickte Frau einen rei⸗ zenden kleinen Regenumhang für das Kleinkind arbeiten. Der gradlinige Umhang, der aus den tadelfreien Stellen des alten Mantels geſchnitten oder zuſammengeſetzt wird, braucht nur vorn einen Verſchluß— zweckmäßig durch unterwärts angeſetzte Laſchen und Knöpfe, ſowie zweit kleine Einſchnitte für die Arme. Die Kapuze wird mit einem weichen Gummizug gehalten, damit ſie dem leb⸗ haften Kind nicht ſtets vom Kopf rutſcht. a Zum Regenanzug gehören dann noch Kleinigkeiten. Der Klappſchirm in kleinſtem Format, der in der Hand⸗ taſche mitzuführen iſt, hat ſich immer größere Beliebtheit erworben. Wichtig iſt natürlich auch das Schuhwerk, das feſt, ſportlich und regendicht ſein ſoll. Trotzdem Spritzer rückwärts am Strumpf kaum zu vermeiden. Wir helfen uns, indem wir am Abſatz oberhalb des Schuh⸗ randes ein durchſichtiges, ſchmutz⸗ und waſſerdichtes Schildchen einführen. Auch die Handſchuhe müſſen dem Zweck entſprechen. Viele Frauen haben ſich ſchon daran gewöhnt, ihre Hand⸗ ſchuhe ſelbſt herzuſtellen, was ſich ſchwieriger anhört, als es in Wirklichkeit iſt. Ein wenig Geſchick und vor allem Genauigkeit in der Durchführung gewähren tadelfreien Sitz und ausgezeichnete Haltbarkeit, bei verhältnismäßiger Preiswürdigkeit. Man kann ſich unter dieſen Umſtänden ſchon ein paar ſportliche Handſchuhe leiſten, die, wie es die Mode heute liebt, vielleicht in zwei Farben gehalten ſind— paſſend zum Regenmantel und ſeinem Beſatz— oder einfarbig mit entſprechend farbigem Steppſtich ge⸗ näht ſind. 5 Text und Zeichnung: Hildegard Müller— M. Große Wäſche— leicht gemacht Wäſche zu verhüten. Sehr praktiſch iſt die Leinentrommel, in fich ſelbſt immer wieder aufrollt.. 8 Zu ſolcher Leine gehören die Klammern mit S bügel, die die Hausfrau in einem Beutel birgt eines Kleiderbügels auf der Leine bis ſtelle mitführt. 3 Sport und Spiel Einheimiſcher Sport Leichtathletik⸗Klubkampf. Der Turnerbund„Jahn“ benutzt noch die ſpielfreie Saiſon um am morgigen Sonntag Rachmittag einen Klubkampf gegen die bekannte Mannſchaft des Sport⸗ verein Schwetzingen im Wörtel auszutragen. Folgende Konkurrenzen ſind dabei vorgeſehen: 100 m, 200 m, 1500 m Lauf, 104½ Rundenſtaffel, Schwedenſtaffel, Weitſprung, Hochſprung, Kugel, Diskus, Speer, Keule. Den Vorkampf verlor der Turnerbund knapp, ſodaß man auf den Ausgang des Rückkampfes mit Recht geſpannt iſt. Das„Großdeutſche Frauenſportfeſt“ bringt Meiſterſchafts⸗ kämpfe in neuer Auflage. Für den Mannheimer Sport wurde fürwahr ein gutes Stück aus dem Breslauer Meiſterſchaftskuchen herausgeſchnit⸗ ten, wenn man bedenkt, daß acht Tage nach dem 1. Deut⸗ ſchen Turn⸗ und Sportfeſt und den in dieſem Rahmen durch⸗ geführten Leichtathletik⸗Meiſterſchaften die geſamte Elite des deutſchen Frauenſports bei uns an den Start geht. Wohl noch ſelten hatte man Gelegenheit über eine Veranſtaltung zu ſprechen, die eine ſolch große Zahl erleſener Könnerin⸗ nen gleichzeitig im Wettkampf ſtieht und bei der das Pro⸗ gramm tatſächlich nur vom weiblichen Geſchlecht ausgefüllt wird. Umſomehr als uns der 7. Auguſt Kämpfe beſcheren wird, die im Zeichen einer geſunden und im Hinblick auf die Europameiſterſchaften der Frauen in Wien aufſchluß⸗ gebenden, wertvollen Rivalität ſtehen werden. Für die Meiſterinnen des Jahres 1938, ſoeben in Breslau zu Lor⸗ beeren gekommen, wird es darum gehen, den Titel erfolg⸗ reich zu verteidigen; die Titelträgerinnen aller Wettbewerbe, die übrigens ausnahmslos in Mannheim antreten werden, dürften einmal mehr die Erkenntnis gewinnen, daß es oftmals leichter iſt, eine Meiſterſchaft heimzuholen, als dieſe mit Erfolg zu verteidigen. Intereſſant auch die Tatſache, daß der 100 m⸗Endlauf der Deutſchen Meiſterſchaften in Original⸗Beſetzung im Mannheimer Stadion ſeine Wieder⸗ holung finden wird. Hoffentlich kommen die Veranſtalter dieſes Feſtes auf der ganzen Linie zu einem befriedigenden Ergebnis, denn nur dann bleibt zu erwarten, daß ſich die Mannheimer Leichtathletik künftig noch größere Aufgaben hinſichtlich der Durchführung ſolcher Sportfeſte ſtellt. Auswärtiger Spolt Ein überaus umfangreiches Programm bringt das kom⸗ mende Wochenende, obwohl man doch eigentlich nach den Großveranſtaltungen auf allen Gebieten beim Deutſchen Turn⸗ und Sportfeſt eher mit einer kleinen Ruhepauſe ge⸗ rechnet hatte. In dem reichhaltigen Programm der deutſchen Radfahrer ragen die Meiſterſchaften der Straßenamateure in Gießen und die Stehermeiſterſchaften in Nürnberg her⸗ vor, der Motorſport bringt den Großen Motorradpreis von Europa in„ im Schwimmen finden die Europameiſterſchaften in London ſtatt, im Pferdeſport gibt es zwei große Internationale Reitturniere in een und Dublin ünd der Waſſerſport bringt neben den? eltmeiſter⸗ ſchaften der Kanuten noch die Europameiſterſchaften der Segler auf dem Starnberger See.— Lediglich der Raſen⸗ ſport hat jetzt ſeine verdiente Sommerpauſe und nur in den nordiſchen Ländern gibt es hier im Jußball zwei größere Spiele Einmal iſt der Länderkampf zwiſchen Schweden und der Tſchechoſlowakei in Stockholm zu erwäh⸗ nen und dann das Spiel der nordiſchen Fußball⸗Auswahl in Bergen. Das umfangreichſte Programm bringt diesmal der Radſport. Die Straßen⸗Amateure tragen in Gießen ihre Deutſchen Meiſterſchaften im Einer⸗Streckenfahren aus und in Nürnberg treffen die beſten deutſchen Steher im End⸗ lauf um die deutſche Meiſterſchaft zuſammen. In Lud⸗ wigshafen wird die Südweſt⸗Meiſterſchaft im Einer⸗ Streckenfahren ausgetragen, und weitere Straßenrennen finden in Saarbrücken(Großer Preis der Stadt Saar⸗ brücken) und in München(Preſſe⸗ und Induſtrie⸗Straßen⸗ preis) ſtatt. Daneben gibt es wieder eine Reihe von Bahn⸗ rennen, ſo in Freiburg Kaiſerslautern, Erfurt, Chemnitz und Magdeburg. Die bedeutendſte internationale Veranſtaltung iſt die Schweizer Rundfahrt, die am Sams⸗ tag in Bern geſtartet wird. Im Schwimmen verdienen die Europameiſterſchaften in London die größte Beachtung. Deutſchland wird dabei mit einer roßen Streitmacht vertreten ſein und hoffentlich gegen die ſtarke internationale Konkurrenz erfolgreich abſchneiden. S größere Veranſtaltungen gibt es außerdem noch in üddeutſchland: in Raſtakt führt der Gau Baden ſeine Meiſterſchaften und in Wimpfen der Gau Württemberg ſeine Kunſt⸗ und Turm⸗Spring⸗Meiſterſchaften durch. Die Leichtathletik bringt neben den deutſchen Meiſterſchaften im 50⸗km⸗Gehen auf der Straße und im 10⸗km⸗Bahngehen in Erfurt als be⸗ deutendſte Veranſtaltung die Prüfungskämpfe der deutſchen Frauen⸗Spitzenklaſſe in Mannheim, wobei ſich Deutſchlands beſte Leichtathletinnen ein Stelldichein ge⸗ ben werden. In Hamburg ſteigt ein Städtekampf der Poliziſten von London und Hamburg und in Dortmund wird ein Internationales Feſt durchgeführt Im Boxen warten über das 0 die Amateure mit einigen Kämpfen auf, Einen Länderkampf gibt es in Venedig, wo Italien und Polen aufeinandertreffen, und ein Städte⸗ kampf ſteigt in Ludwigshafen zwiſchen Ludwigshafen und Stuttgart. In Würzburg treffen Jahn Wurzburg und Eintracht Frankfurt und in Frankfurt der FS Frankfurt und der 1. Fc Schweinfurt zuſammen, Die ein⸗ zige Berufsbox⸗Veranſtaltung ſteigt in Karlsruhe be⸗ reits am Samstag.— Deutſchlands Ländermannſchaft im Fechten trifft in Pörtſchach am Wörther⸗See ſowohl auf Degen wie auch auf Florett mit der Vertretung Belgiens zuſammen. Ein intereſſantes Programm bringt der Waſſerſport, wo neben den Ruderregatten in Gießen, am Wörther See und in Velden die Kanuten ihre Weltmeiſterſchaften in Vaxholm in Schweden zum Austrag bringen. Anker Verſchiedenes iſt gleich eine ganze Reihe wichtiger Veranſtaltungen zu er⸗ wähnen. Vor allem intereſſiert die„19. Rhön“ auf der Waſſerkuppe, dann aber auch die Deutſchen Polizei⸗ Fünfkampf⸗Meiſterſchaft, die Reichswettkämpfe der Marine⸗ SA in Kiel, an denen auch Mannſchaften der Kriegsmarine teilnehmen, und die Wettkämpfe der ſüddeutſchen Reichs⸗ arbeitsdienſtgaue in Stuttgart. Zu erwähnen ſind au⸗ ßerdem noch die Wörther⸗See⸗Sportwoche, der Start der engliſchen Rollhockey⸗Spieler in Frankfurt a. M. und das Auftreten deutſcher Turner in Bergen. —— Weltbild(M). Deutſcher Reiterſieg in Dublin. Bei dem Internationalen Reitturnier in Dublin konnte Deutſchland am zweiten Tage in der Militäriſchen Spring⸗ konkurrenz über die volle Bahn unter 36 Bewerbern den erſten Platz belegen. Nach ſpannendem Kampf ſiegte Oberlt. Huck auf Olaf vor Capt. Aherne(Irland). Die Hiſtorie von Klaus Störtebeker Romantik um Männerkampf und Seeräuberei. Eine der denkwürdigſten Perſönlichkeiten in jenem bezaubernden Zwielicht, in dem ſich deutſche Geſchichte und Sage miſchen, iſt Klaus Störtebeker, den man gemeinhin einen Seeräuber nennt, der aber außerdem noch etwas anderes war— und vor allen Dinge in der Sage wurde: ein heldenhafter, von unbändigem Drang nach der Weite und Tiefe des Lebens beſeſſener Menſch, eine lebendige Kriſtalliſationsachſe, um die ſich die Sehnſüchte des Vol⸗ kes nach wilder, großer Perſönlichkeit, nach der rätſelhaften, unbekannten Ferne der Welt und nach einer ſozialen Beſſerung des Daſeins verdichteten. Wie alles geweſen iſt und was die Sage daraus machte, das wollen wir hier„in bunten Bildern ſchildern“. Wie ein wundervolles altes Märchen, voll von Ro⸗ mantik und Treue, von Blut, hartem Männerkampf und Grauſamkeit, klingt die Geſchichte von Störtebeker und Godeke Michael, und noch in unſeren Tagen erzählt man ſich im Volk von ihnen. Sie waren zwei berühmte An⸗ führer der ſogenannten Vitalienbrüder, die zwei ganze Menſchalter hindurch die Oſt⸗ und Nordſee zum Schauplatz ihrer im größten Maßſtab betriebenen Räubereien mach⸗ ten. Sie führten ihren Namen daher, daß ſie einſt die Feſtung Stockholm bei einer Belagerung mit Lebensmit⸗ teln(Vitalien) verſorgt hatten. Als ihre Kaperfahrten ſchließlich den geſamten Handel lahmzulegen drohten, raffte ſich die Hanſa zu energiſchem Vorgehen gegen ſie auf. Es begann ein Ausrottungs⸗ kampf gegen ſie, und die man fing, richtete man ohne Umſtände hin. Am 5. Mai 1400 beſiegten Hamburger und Lübecker Schiffe auf der Oſterems drei Seeräuber⸗ ſchiffe, warfen 80 der Räuber ins Waſſer und nahmen 36 gefangen, die bald darauf enthauptet wurden. Danach verzogen ſich die übrigen, darunter Störtebeker und Go⸗ deke, zunächſt nach Norwegen, ein kleinerer Teil wandte ſich nach den ſpaniſchen Küſten. 1401 trafen zwei Hambur⸗ ger Englandfahrer bei Helgoland an der Düne auf Störte⸗ beker, überwanden ihn nach hartem Kampf, töteten 40 und nahmen 70 Piraten gefangen. Dieſe führten ſie mit nach Hamburg, wo ſie kurz nach dem 20. Oktober auf dem Grasbock vor der Stadt hingerichtet wurden. Ihre Köpfe wurden längs der Elbe zum abſchreckenden Bei⸗ ſpiel für ihre Kumpane auf Pfähle geſteckt. Der Henkers⸗ knecht Knocker bekam ausweislich der alten Hamburger Ratsrechnungen drei Pfund Pennige für das Einſcharren von 73 Vitalienbrüdern. 5 Im nächſten Jahr wurde ein gleicher Sieg gegen Go⸗ deke Michael auf der Weſer erfochten. 80 Gefangene, dar⸗ unter der alle überragende Godeke und Wigbold, wurden nach Hamburg geführt und dort ebenfalls auf dem Gras⸗ bock enthauptet. Ihre Köpfe wurden neben die ihrer Genoſſen am Elbſtrand auf Pfähle geſteckt. Wigbold, Ma⸗ giſter der Weltweisheit, der zu Roſtock den Doktorhut er⸗ worben hatte, kam als letzter dran und mußte zuſehen, wie alle ſeine Geführten vor ihm geköpft wurden. N Die Sage hat ſich gar bald dieſer hiſtoriſch nur dürftig überlieferten Vorgänge bemächtigt und mancherlei Zu⸗ taten und Umformungen geſchaffen. Jahrhundertelang wurde in den deutſchſprechenden Ländern das Störtebeker⸗ Lied geſungen, das auf einem Flugblatt von 1566 in hochdeutſcher Sprache erhalten iſt, während die urſprüng⸗ lich niederdeutſche Faſſung zum größten Teil verlorenging. Die Sage hat zunächſt die beiden Kämpfe zuſammengewor⸗ ſen und an Stelle Godekes, der zweifellos der bedeutendere der beiden war, den Störtebeker zum eigentlichen Helden geſtempelt. Seine ungeheure Kraft(er ſoll ſo ſtark ge⸗ weſen ſein, daß er Ketten zerreißen konnte) und ſeine Trinkfreudigkeit(er pflegte einen rieſigen Becher in einem Zuge auszutrinken, was ihm nur noch ein Edelmann aus Groningen nachmachen konnte) mögen dazu Veran⸗ laſſung gegeben haben. Nach dem Lied feiern Störtebeker und Godeke ein Ge⸗ lage bei einem Sultan. Um Erſatz für das vertrunkene Bier zu ſchaffen, ſegeln ſie in die Nordſee, den Hambur⸗ gern aufzulauern. Die Hamburger, denen dies berichtet wird, fahren mit drei Schiffen aus. Sie finden die See⸗ RNundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5.45 Morgenlied, Zeit, Wetter, landwirtſchaftliche Notierun⸗ gen, Gymnaſtit; 6.15 Wiederholung der 2. Abendnachrichten; 6.30 Frühkonzert,(7 bis 7.10 Nachrichten); 8 Waſſerſtands⸗ meldungen, Welter, Marktberichte, Gymnaſtik; 8.30 Morgen⸗ muſik; 9.30 Sendepauſe; 11.30 Volksmuſik und Bauernkalen⸗ der, Wetter; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Nachrichten, Sonntag, 7. Auguſt: 6 Hafenkonzert; 8 Waſſerſtandsmeldungen, Wetter, Bauer, hör zu, Gymnaſtik; 8.30 Evang. Morgenfeier; 8 Johann Sebaſtian Bach; 9.40 Lerchenquartett von Haydnz 10 SA.⸗Morgenfeier; 10.30 Morgenſtändchen; 11.30 Mit⸗ tagskonzert; 12.30 Märſche und Lieder; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Muſik am Mittag; 14 Kaſperle in der Zeitung, luſtiges Spiel; 14.30 Muſik zur Kaffeeſtundez 15.30 Großer Preis von Europa, Hörberichte vom Sachſen⸗ ring; etwa 16.45 bis 17: Deutſche Meiſterſchaften im 10⸗ und 50⸗Kilometer⸗Gehen in Erfurt; dazwiſchen: Nachmit⸗ tagskonzert; 18 Aehrnet, Hörfolge; 19 Tanz⸗ und Unter⸗ haltungsmuſik; 19.30 Sport; 19.45 Internationale Ruder⸗ regatta der Woertherſee⸗Sportfeſte; 20 Nachrichten; 20.10 Heitere Abendmuſik; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sportz 22.30 Tanz und Anterhaltung; 24 Nachtkonzert. Montag, 8. Auguſt: 18 Unbekanntes aus Schwaben; 19 Von lieben Men⸗ ſchen, Folge mit Muſik und Kurzſzenen; 19.50 Nachrichtenz 20 Welle 1838 bis 1938, luſtiger Spuk und ein frohes Spiel; 22.30 Nacht⸗ und Tanzmuſik. Dienstag, 9. Auguſt: 18 Maria Roſegger, die Mutter, und Anna Noſegger, die Gattin, zum 95. Geburtstag von Peter Noſegger; 19 Zur Anterhaltung; 20.10 Wir fahren nach Balkonien, Ferien im eigenen Heim; 21.10 Tanzmuſik; 22.30 Unterhaltungs⸗ konzert. Mittwoch, 10. Auguſt: 18 Jugend ſpielt neue Hausmuſik; 18.45 Politiſche Zei⸗ tungsſchau; 19 Peter Anders ſingt; 19.15 Bremsklötze weg, von deutſchem Fliegergeiſt; 19.45 Adalbert Lutter ſpielt; 20.10 Schaltpauſe; 20.15 Stimme der jungen Nation; 22.20 Europameiſterſchaften im Schwimmen, Wembley 1938; 22.48 Muſik aus Wien. Reichsſender Frankfurt: Sonntag, 7. Auguſt: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetter; 8.10 Evang. Morgenfeier; 8.50 Weltliche Orgel⸗ muſik; 9.10 Stärker als jede Lehre iſt die Stimme unſeres Blutes; 9.30 Chorgeſang; 10 Mein Herz ſei fröhlich und ſchaue auf und um; 10.30 Ewiges Deutſchland; 11.10 Lebens⸗ wege deutſcher Künſtler, Hörfolge; 12 Mufik am Mittagz 13 Deutſche Amateur⸗Straßenmeiſterſchafter der Radfahrer in Gießen; 19.15 Muſik am Mittag; 14 Kaſperle in der Zeitung; 14.30 Meiſter der Kinoorgel; 14.45 Volkstum und Heimat; 15.30 Großer Preis von Europa für Kraft⸗ räder, Hörberichte vom Sachſenring; 16.30 bis 16.45: Deut⸗ ſche Meiſterſchaften im 10⸗ und 50⸗Kilometer⸗Gehen in Er⸗ furt; dazwiſchen: Nachmittagskonzert; 18 Und nach der Rund⸗ funkausſtellung?, Mikrofonbummel; 19„Nur ſo“ Frohſinn am Abend; 19.30 Sportſpiegel des Sonntags, internationale Ruderregatta der Woertherſee⸗Sportfeſte; 20 Zeit, Nach⸗ richten, Wetter, Sonderwetterdienſt für die Landwirtſchaft; 20.10 Allerlei Spuk und allerlei Scherze; 22 Zeit, Nachrich⸗ ten; 22.10 Wetter, lokale Nachrichten; 22.15 Sport; 22.30 Montag, 8. Auguſt: ö 9.50 Vom richtigen Schenken; 10 Sendepauſe; 15 Für unſere Kinder; 15.30 Sendepauſe; 17.30 Werkſingen; 19 Dem Opernfreund; 20.15 Der rote Faden, politiſch⸗mora⸗ liſche Brettl; 21 Tanzmuſit; 22.15 Kamerad, wo biſt du?; 22.35 Nacht⸗ und Tanzmuſik. Dienstag, 9. Auguſt: 10 Sendepauſe; 11.45 Neue Wege im Weinbau; 15 Kleines Konzert; 15.30 Sendepauſe; 18. und jetzt iſt Feierabend; 19 Kleines Virtuoſen⸗Konzert; 19.30 Lieder fin⸗ den den Weg zu den Sternen; 20.15 Original⸗Kompoſitionen für kleines Orcheſter; 21.30 Deutſche Lieder aus neuerer Zeit; 22.30 Politiſche Zeitungsſchau; 22.45 Blasmuſik aus England; 23.15 Unterhaltung und Tanz. Mittwoch, 10. Auguſt: 10 Sendepause; 15 Bilderbuch Woche; 15.15 Kri⸗ minelles in der Sippenforſchung; 15.30 Sendepaufe; 19 Flie⸗ gendes Deutſchland; 19.15 Rhönmuſikanten von ehedem; 20.15 Stunde der jungen Nation; 22.20 Europameiſterſchaf⸗ ten im Schwimmen: 2245 Muſik aus Mien. räuber, die bereits ein Schiff mit Wein erbeutet haben und damit nach Flandern fahren wollen, in der Weſer. Drei Tage und drei Nächte dauert der Kampf, bis ihn das gute Schiff„Bunte Kuh“, das dem Seeräuberſchiff das Vorderkaſtell einrennt, zugunſten der Hamburger ent⸗ ſcheidet. Uebrigens ſoll in der Nacht ein Steuermann von der„Bunten Kuh“ geſchmolzenes Blei in die Angeln von Störtebekers Steuer gegoſſen haben. ſo daß das Schiff nicht mehr gewendet werden konnte. Störtebeker bietet den Hamburgern eine goldene Kette— ſo groß, daß man damit den Hamburger Dom umſpannen könne— als Löſegeld für ſein Leben an. aber obne Erfolg. Die Piraten werden nach Hamburg geführt und bleiben dort nur eine Nacht im Gefängnis. Am nächſten Morgen werden ſie alle zuſammen enthauptet. Ihre letzte Bitte iſt, in ihren beſten Gewändern zum Richtplatz gehen zu dürfen. Der Rat gewährt dies und tut noch ein übri⸗ ges: er läßt Trommler und Pfeifer ihrem Todeszug vor⸗ angehen. Auch während der Hinrichtung ließen dieſe Muſikanten ihre Weiſen erſchallen. Ein einziger Scharfrichter brachte ſie alle zum Tode. Das Schwert, mit dem Störtebeker und die Seinen hin⸗ gerichtet wurden, befindet ſich jetzt noch im Beſitz der Sammlung hamburgiſcher Altertümer. Die Sage berichtet weiter den rührend⸗grauſigen Zug. Störtebeker habe ſich vor ſeiner Hinrichtung ausbedun⸗ en, daß alle ſeine Geſellen, an denen er nach ſeiner Ent⸗ auptung vorbeiliefe, begnadigt werden ſollten. Er ſei dann, ohne Haupt, bis zum fünften gegangen. Da aber habe ihm der Henker einen Klotz vor die Füße geworfen, ſo daß er hinfiel und nicht wieder aufſtehen konnte. Als grotesken Abſchluß der ganzen Tragödie weiß die Ueberlieferung weiter zu melden, daß der Scharf⸗ richter bei ſeiner Arbeit von einem Ratsherrn gefragt wurde, ob er denn nicht müde ſei.„Müde? O nein!“ ant⸗ wortete er.„Ich könnte wohl noch an dem ganzen Rat mein Amt verrichten.“ Ob dieſer ungebührlichen und mut⸗ willigen Antwort ergrimmten die Hamburger ſo, daß der Henker ſofort nach Beendigung ſeiner Arbeit von dem jüngſten Ratsherrn ſelbſt enthauptet wurde. .