Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite Millimeterzeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Nachläſſe gemäß Preisliste Nr. 3. Anzeig.⸗Preisliſte 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim ⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündbtatt für den Stadtteil Mom.⸗Seckenhe fun Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen Druck und Verlag: Georg Zimmermann(Inh. Georg Härde Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße 68. Verantwoetlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg leder Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. VII. 38. 1140 38. Jahrgang — Anpaſſung an die Leiſtungsfähigkeit— Zwei Kreiſe von Schuldnern— Grundſätze für gükliche Bereinigung— Ver- kragshilfe und Befugniſſe des Kichkers Berlin, 18. Auguſt. Das Geſetz über eine Bereinigung der alten Schulden, das der Führer und Reichskanzler auf Vorſchlag des Reichs⸗ miniſters der Juſtiz Dr. Gürkner erlaſſen hal, und das ſoeben im Keichsgeſetzblatt verkündet wird, iſt ein weiteres Glied in der Kekte der Maßnahmen, die darauf gerichtet ſind, die Schulden in Ordnung zu bringen, die aus der Zeit des wirkſchafklichen Niederganges mit ihrer drückenden Laſt ungeregelt zurückgehlſeben ſind. Durch den großen Wirtſchaftsaufſchwung iſt ein Mil⸗ lionenheer von Volksgenoſſen, die in der überwundenen Wirtſchaftsepoche aus dem Erwerbsleben ausgeſtoßen wa⸗ ren, wieder zu Arbeit und Brot gekommen. Unter ihnen ſind viele, die keine rechte Freude an der neuen Arbeit fin⸗ den können, weil ſie eine unverhältnismäßig große Laſt alter Schulden niederdrückt. Es ſind dies beſonders die Volksgenoſſen, die früher eine Landwirtſchaft. einen Handwerksbetrieb, ein kaufmänniſches oder anderes Gewerbe, ein Eigenheim, eine Siedlerſtelle oder ſonſtigen Haus⸗ und Grundbeſitz hatten, und die dieſe wirtſchaftliche Grundlage ihrer früheren Le⸗ benshaltung ſeinerzeit unter dem Druck der kataſtrophalen Wirtſchaftsnot zur Befriedigung ihrer Gläubiger haben hin⸗ eben müſſen. In gleicher Lage ſind diejenigen, die in der Zeit, als die Anhänger der nakionalſozialiſtiſchen Bewegung noch verfolgt und wirtſchaftlich boykottiert wurden, infolge ihres Einſatzes für die Bewegung zur Aufgabe ihres Be⸗ ſitzes gezwungen worden ſind. Die alten Schulden dieſer Art find zwar von den Gläubigern in großem Umfange als wertlos abgeſchrieben worden und werden nicht mehr geltend gemacht. Es gibt aber auch noch viele Gläubiger, die mit allen Mitteln verſuchen, die alten Forderungen von den Schuldnern rückſichtslos beizutreiben. So kommt es, daß Schuldner, die ohne ihr Verſchulden ſchon einmal ihre Exiſtenzgrundlage verloren haben, durch alte Schulden gehindert werden, ſich eine neue Lebensſtellung aufzubauen oder zu einer angemeſſenen Lebenshaltung zu gelangen. Es widerſpricht dem Gerechtigkeitsempfinden, daß der rück⸗ ſichtsloſe Gläubiger Vorteile vor dem rückſichtsvollen er⸗ langt. Es war deshalb nicht nur im Intereſſe der notleiden⸗ den Schuldner, ſondern auch im Intereſſe der Gläubiger notwendig, eine Bereinigung der alten Schulden herbeizu⸗ führen. Dies iſt durch das neue Geſetz geſchehen. Das Ge⸗ ſetz gilt für zwei Perſonenkreiſe von Schuldnern: 1. Es gilt für Schuldner, die infolge der Wirtſchafts⸗ not bei der Machtübernahme oder infolge ihres Ein⸗ 7 8 für die e bei der Ausübung eines elbſtändigen Berufes vor dem 1. Januar 1934 wirtſchaft⸗ lich zuſammengebrochen ſind, vorausgeſetzt, daß ſie im Kon⸗ kurs, infolge Anordnung der Zwangsverſteigerung ihres Grundbeſitzes oder Schiffes oder wegen ſich häufender Voll⸗ ſtreckungen in das bewegliche Vermögen die wirtſchaftliche Grundlage ihrer ſelbſtändigen Lebenshaltung zur Befriedi⸗ ung der Gläubiger hingegeben haben. Dieſe Schuldner önnen eine Bereinigung der alten Geldſchulden erlangen, die aus der Zeit vor ihrem wirtſchaftlichen Zuſammenbruch ſtammen. 2. Es gilt ferner für Schuldner, die vor dem 1. Januar 1934 infolge der Wirtſchaftskriſe ee ihres Ein⸗ ſatzes für die Bewegung ihr Eigenheim oder ſonſtigen Häus⸗ und Grundbeſitz infolge 8 der Zwangs⸗ verſteigerung verloren haben. Bei dieſen chuldnern unter⸗ liegen der Bereinigung die alten Geldſchulden, die an dem früheren Grundbeſitz durch Grundpfandrecht geſichert waren oder durch dieſen Grundbeſitz verurſacht ſind. Ausgeſchloſſen iſt die Anwendung des Geſetzes, wenn der Schuldner wegen unehrenhaften oder leichtfertigen Ver⸗ haltens eines Schutzes nicht würdig iſt oder wenn es aus einem anderen Grunde dem geſunden Volksempfinden wi⸗ derſprechen würde, ihn zu ſchützen. Auch für die jüdiſchen Schuldner kommt das Geſetz nicht zur Anwendung. Für die Bereinigung der alten Schulden ſtellt das Ge⸗ ſetz einige wichtige rann auf. Sie gehen von dem Ge⸗ meinſchaftsgedanken aus, der das Recht auch im Bereich der Schuldverhältniſſe beherrſcht und von den Partnern eines Schuldverhältniſſes verlangt. daß ſie aufeinander die Rückſicht nehmen, die ſie ſich als Mitglieder der neuen Volksgemeinſchaft ſchuldig ſind. Die alten Schulden, die einen Schuldner noch belaſten, ſollen ſeiner Leiſtungsfähigkeit angepaßt und damit auf ihren wirklichen Gegenwartswert gebracht werden. Dabei ſoll der Gläubiger dem Schuldner die Mög⸗ lichkeit laſſen, ſich eine neue Lebensſtellung aufzubauen und wieder zu einer angemeſſenen Lebenshaltung zu gelangen. Der Schuldner andererſeits ſoll ſein neues Einkommen oder Vermögen, ſoweit es die Bedürfniſſe einer angemeſſenen Lebenshaltung uberſteigt, redlich und nach beſten Kräften zur Tilgung alter Schulden verwenden. Rechte der Gläubiger gegenüber Bürgen und Mitſchuld⸗ nern ſollen epi gie unberührt bleiben, nur ausnahms⸗ weiſe können dieſe Rechte in die ee e ein⸗ bezogen werden, wenn dies erforderlich iſt, um eine un illige Härte zu vermeiden. Freitag, den 19 Auguſt 1938 Nr. 198 Bereinigung alter Schulden Nach dieſen Grundſätzen die Bereinigung der alten Schulden durchzuführen, iſt in erſter Linie Sache der betei⸗ ligten Gläubiger und Schuldner. Läßt ſich eine gütliche Be⸗ reinigung der alten Schulden nicht durchführen, ſo kann der Schuldner oder ein Mitverpflichteter die Vertragshilfe des Richters beantragen. Gelingt es auch dem Richter nicht, eine gütliche Schuldenbereinigung zuſtandezubringen, ſo geſtaltet er durch ſeine Entſcheidung die Rechtsbeziehun⸗ en der Beteiligten 1 15 den Grundſätzen des Geſetzes. Zu ieſem Zweck gibt das Geſetz dem Richter ſehr weitgehende Befugniſſe. Der Richter kann u. a. Zinſen regeln, Stundung gewähren, Teilzahlungen feſtſetzen, aber auch alte Schulden erlaſſen, die der Schuldner in zehn Jahren nicht abtragen kann. Hat der Gläubiger einer alten Forderung ein Grund⸗ ſtück oder Schiff des Schuldners in der Zwangsverſteige⸗ rung erworben, es weiter veräußert und dabei einen Ge⸗ winn erzielt, ſo kann der Richter die alte Schuld in Höhe des Gewinns für erloſchen erklären. Das gerichtliche 1 0 das im Geſetz vorgeſehen iſt, iſt kein Streitverfahren, ſondern ein Verfahren der frei⸗ willigen Gerichtsbarkeit. Zuſtändig zur Ent⸗ gegennahme und Behandlung der Anträge iſt das Amts⸗ Gegen in deſſen Bezirk der 1 ſeinen Wohnſitz hat. egen die Entſcheidung des Amtsgerichts ſteht den Betei⸗ ligten die ſofortige Beſchwerde zum Landgericht in Berlin oder zum Oberlandesgericht in München offen. Die Be⸗ ſchwerdefriſt beträgt zwei Wochen. Zur Förderung einer einheitlichen Rechtspraxis hat der Reichsjuſtizminiſter die Beſchwerdeentſcheidung einem einzigen ange ch für je⸗ den Oberlandesgerichtsbezirk überkragen. Für das Verfah⸗ ren der weiteren Beſchwerde iſt die Mitwirkung der Staats⸗ e vorgeſehen. Damit der außergerichtlichen oder richterlichen Schulden⸗ bereinigung nicht durch Zwangsvollſtreckungen vorgegrif⸗ fen wird, iſt ein vorläufiger Vollfreckungsſchuß vorgeſehen. Das Geſetz gilt bis auf weiteres nur im Alt reichsgeblet. Die Inkraftſetzung des Geſetzes für das Land Oeſterreich iſt aber ausdrücklich vorbehalten. Anordnung des Gauleiters für die Ernteeinbringung. Der große Mangel an Arbeitskräften für die Land⸗ wirtſchaft bringt außergewöhnliche Maßnahmen. Die Kreis⸗ leiter der Partei ſind deshalb von uns autoriſiert worden, für die Einbringung der Ernte einen zuſätzlichen Arbeits⸗ einſatz zu organiſieren. Die Stellen des Reichsnährſtandes oder auch Bauern und Landwirte können Arbeitskräfte un⸗ mittelbar beim Kreisleiter anfordern. Hierdurch wird der Arbeitseinſatz durch die Arbeitsämter nicht berührt. Der Gauleiter und Reichsſtatthalter Robert Wagner. Geſtörte Antrittsfeier Neue Ueberfälle auf Sudelendeutſche. Prag, 18. Auguſt. Nach einer Meldung der„Brüxer Zeitung“ ereigneten ſich am Dienstag abend wüſte Zwiſchenfälle. Die Brüxer Ortsgruppe der Sudetendeutſchen Partei veranſtaltete ge⸗ 0 mit der Brüxer Heimatgemeinde auf dem„Erſten Platz“ eine Feier anläßlich des Amtsantritts des neuen Bürgermeiſters Dr. Ott. Um die Feier zu ſtören, hatten ſich auch die Gegner der Sudetendeutſchen Partei, Tſchechen und Kommuniſten, eingefunden, die gemeinſam vorgingen. Die planmäßig poſtierten Störungstrupps griffen durch ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert und ununterbrochenes Ge⸗ brüll in der wüſteſten Weiſe in die Feier ein. Das Gejſohle und Gepfeife erreichte ſeinen Höhepunkt während einer An⸗ ſprache des Bürgermeiſters. Nach der Feier, während des die Staatspolizei zwar einen direkten Sturm der Tſchechen und Kommuniſten auf die Verſammlung verhinderte, ohne indeſſen die Ruhe herzuſtellen, kam es zu Ueberfällen auf die heimkehrenden deutſchen Teilnehmer. Die Ueberfälle dauerten die ganze Nacht hindurch an Die Tschechen und Kommuniſten beſchimpften und be⸗ ſpuckten die Sudetendeutſchen, die ſich zu einem Zug for⸗ miert hatten, warfen mit Steinen und Schmutz und ſtießen die Vorübergehenden mit den Füßen. An der Turnhalle, wo der Zug ſich aufzulöſen begann, wurden die Sudeten⸗ deutſchen erneut auf das gemeinſte beſchimpft und offen an⸗ erempelt. Die anweſenden Poliziſten zeigten ſich außer⸗ ſtande, Ordnung zu ſchaffen. Sie konnten daher auch nicht verhindern, daß ein Steinhagel gegen die Turnhalle gerichtet wurde, wobei zahlreiche Fenſterſcheiben zertrüm⸗ mert wurden. Das Verhalten der Polizei war während der ganzen Veranſtaltung erſtaunlich paſſiv. Der Polizeidirek⸗ tion muß es bekannt geweſen ſein, daß ſich ſchon früh am Abend an verſchiedenen Stellen der Stadt zahlreiche Tſche⸗ chen ſammelten. Zur Aufrechterhaltung der Ruhe waren zu wenig Kräfte aufgeboten. Trotz mehrfacher Aufforderun⸗ gen der Veranſtalter an den dienſthabenden Kommiſſar wurde gegen die lärmenden Demonſtranten nicht eingeſchrit⸗ ten. An Stellen, an denen nicht nur gegen die Sudeten⸗ deutſchen, ſondern auch gegen das Staatsoberhaupt des Deutſchen Reiches beleidigende Aufrufe und aufreizende Drohungen ausgeſtoßen wurden, ſtanden die Poliziſten mit lächelnden Geſichtern. Einen Verſuch, die Lärmdemonſtrationen zu unterbinden, hat die Polizei überhaupt nicht unternommen. Auch als es zu Angriffen gegen die Feſtzugsteilnehmer kam, ſchritt die Polizei nicht ein. Dafür hatte die Polizei aber verboten, daß die Straßen von den Ordnern der Sudetendeutſchen Partei abgeſperrt wurden. So wurde der Feſtzug ein Spießruten⸗ laufen unter polizeilicher Aſſiſtenz. Wie die„Brüxer Volkszeitung“ berichtet, wurden faſt 200 Ausſagen von Ueberfallenen zu Protokoll gegeben. Dieſe protokollariſchen Unterlagen ſind erneute Beweiſe da⸗ für, welchen Mißhandlungen Sudetendeutſche in der Tſche⸗ choflowakei ſchutzlos ausgeſetzt ſind. Faſt 200 Fälle werden durch dieſe Protokolle regiſtriert. Männer und Frauen wurden mit Waſſer begoſſen, beſchmutzt und mit Kot beworfen. Anderen wurden die Kleider zerriſſen, wie⸗ der andere erhielten Fauſtſchläge ins Geſicht oder wurden zu Boden geſchlagen und mit Füßen getreten. An dieſen Zuſammenſtößen war verſchiedentlich der der Polizei wohl⸗ bekannte Hetzer Nazarkzeuk beteiligt, ohne aber von den Beamten an den Ausſchreitungen gehindert zu werden. Von den Demonſtraten wurden auch Verſuche unternommen, das Gaſthaus„Zum weißen Lamm“ zu ſtürmen, und ſchließlich drangen ganze Horden von Tſchechen in das Cafe Baier ein und begingen Hausfriedensbruch, ohne daß die Polizei ein⸗ geſchritten wäre. Geheimnisvolle Inſtruklionskurſe Schon ſeit einiger Zeit gehen im ſudetendeutſchen Gebiet geheimnisvolle Dinge vor ſich. An den Abenden kann man auf abgelegenen Bezirksſtraßen, aber auch auf Landſtraßen, die Abhaltung von Autofahrkurſen beobachten. Die Zög⸗ linge dieſer Kurſe rekrutieren ſich aus den Reſtbeſtänden der ſudetendeutſchen Marxiſtenformationen. Dieſe Leute, die den Weg zur Sdp. noch nicht gefunden haben, werden von uniformierten Tſchechen. Angehörigen der Staatspolizei oder der Gendarmerie ausgebildet. Es werden außerdem unter Leitung tſchechiſcher ſtaatlicher Sicherheitsangeſtellter auch Inſtruktionskurſe im Gewehrſchießen abgehalten. Die Kurſe werden ſtreng geheimgehalten. Der deutſchen Ein⸗ wohnerſchaft hat ſich, dem Deutſchen Nachrichtenbüro zu⸗ folge, bereits große Erregung bemächtigt. Rigoroſes Vorgehen der Steuerbehörden. Wie aus Fiſchern gemeldet wird, erhielt der neuge⸗ wählte Bürgermeiſter Joſef Hein, der der Sudetendeutſchen 1 angehört, am 11. Auguſt ſeine Beſtätigung von der andesbehörde. Der vor ihm amtierende Regierungsver⸗ treter Krſek hatte vergeblich verſucht, die Finanzlage der Stadt zu ordnen. Es hatte ſich ein Schuldenſtand von über 5% Millionen Aſchechentronen angehäuft, deren Zinſendienſt die Stadt Fiſchern nicht mehr aufbringen kann. Am 13. Auguſt, alſo am zweiten Tag nach dem Amtsantritt des neuen Bürgermeiſters, kam vom Steueramt Karlsbad die Forderung auf Zahlung von rückſtändigen Steuern im Be⸗ trage von 400 000 Tſchechenkronen. Ein ähnlicher Fall er⸗ eignete ſich in Lichtenſtadt bei Karlsbad. Klagen der ungariſchen Volksgruppe „Daily Mail“ veröffentlicht aus Preßburg eine Unter⸗ redung ihres Korreſpondenten mit dem Führer der Par⸗ tei der ungariſchen Volksgruppe, Janoſch Eſterhazy. Die Unterredung fand vor der Abreiſe Eſterhazys nach Prag, wo er mit Lord Runciman über die ungariſchen Forderun⸗ gen verhandeln wird, ſtatt. Nach dem Bericht des engliſchen Blattes erklärte Eſterhazy u. a., die Forderungen der Un⸗ garn in der Tſchecho⸗Slowakei beruhten auf den Grund⸗ ſätzen abſoluter geſetzlicher Gleichheit, des Selbſtbeſtim⸗ mungsrechtes und des Naturgeſetzes, alſo auf fundamenta⸗ len Grundſätzen der Pariſer Vorortsverträge. Der Meinungskonflikt zwiſchen der ungariſchen Minder⸗ e und den Tſchechen würde vielleicht durch die enfer Liga oder durch den Haager Schiedsgerichtshof be⸗ ſeitigt werden können. Aber die Praxis habe gezeigt, daß dieſe beiden Einrichtungen unfähig ſeien, derartige wider⸗ ſtreitende Tendenzen aus der Welt zu ſchaffen. Eſterhazy habe für Lord Runciman eine 33 Seiten lange Denkſchrift ausgearbeitet, in der feſtgeſtellt werde, daß die tſchechiſche Regierung planmäßig verſucht habe, die zahlenmäßige Stärke der Ungarn in der Tſchecho⸗Slowakei zu reduzieren, indem ſie 50 000 Ungarn, darunter 3 Parlamentsmitglie⸗ der, ihrer Bürgerrechte beraubt habe. Ueber 10 000 unga⸗ riſche Staatsbeamte ſeien von den Tſchechen aus belang⸗ loſen Gründen entlaſſen worden. Der Gebrauch der unga⸗ riſchen Sprache bei amtlichen Gelegenheiten ſei in einer Anzahl abſolut ungariſcher Bezirke unmöglich gemacht wor⸗ den. Die ſogen. unabhängigen Richter ſeien tatſächlich von der Prager Regierung abhängig. 14000 ungariſche Kinder ſeien unter dem Druck des Geſetzes gezwungen worden, tſchechiſche Schulen zu beſuchen. Lord Runciman ſuchte Henlein auf Prag, 18. Aug. Lord Runciman hat Prag im Kraft- wagen verlaſſen, um ſich nach Rokenhaus, dem Beſitz des 1 Max Egon Hohenlohe, zu begeben, wo er um 12 hr mittags mit Konrad Henlein a8 Ueber die Zuſammenkunft zwiſchen Konrad Henlein und Lord Runeiman auf Schloß Rothenhaus wurde von der Kanzlei Lord Runeimans folgende Mitteilung ausgegeben: „Am 18. Auguſt früh fuhr Lord Runciman, begleitet von Lady Runciman und Mr. Peto und Mr. Ashton Gwatkin, nach Schloß Rothenhaus bei Görkau, dem Sitz des Prinzen Max von Hohenlohe⸗Langenburg, wo er mit Konrad Hen⸗ lein und den SdP⸗Abgeordneten Frank und Kundt zuſam⸗ mentraf. Es wird erwartet, daß Lord und Lady Runeiman 8 abend nach Prag zurückkehren werden, um an dem iner in der britiſchen Geſandtſchaft teilzunehmen.“ General Vuillemins Beſuch Empfang durch Adolf Hitler. Berlin, 19 Aug Der Führer und Reichskanzler hat am Donnerstag den zurzeit auf Einladung des Reichsminiſters der Luftfahrt und Oberbefehlshabers der Luftwaffe Gene⸗ ralfeldmarſchall Göring in Deutſchland weilenden Chef des Generalſtabes der franzöſiſchen Luftwaffe, General Vuille⸗ min, empfangen. Am Vormittag war General Vuillemin mit General d'Aſtier und den Offizieren ſeiner Begleitung zuſammen mit Staatsſekretär der Luftfahrt General der Flieger Milch, dem Chef des Techniſchen Amtes im Reichsluftfahrtmini⸗ ſterium Generalmajor Üdet vom Flughafen Tempelhof nach Magdeburg geflogen. Auf dem Flugplatz der dortigen Flie⸗ gerſchule ſchritten der franzöſiſche General und Staatsſekre⸗ tär Milch die Ehrenkompanie ab. Nach einer kurzen Rund⸗ fahrt durch den Horſt der Fliegerſchule fand eine Beſichti⸗ gung vom Junkers⸗Motorenbau in Magdeburg, der Jun⸗ kers⸗Flugzeug⸗ und Motorenwerke AG. unter Führung von Generaldirektor Koppenberg ſtatt. Am Nachmittag folgte der franzöſiſche Gaſt einer Einladung des Generalfeldmar⸗ ſchalls Göring nach Karinhall. Die Auszeichnung der Allankikflieger Die Pariſer Preſſe verfolgt aufmerkſam den Empfang, der General Vuillemin in Deutſchland bereitet wird. In Agenturmeldungen wird ganz beſonders die Ueberreichung der Abzeichen der franzöſiſchen Luftwaffe an die deutſchen Flieger hervorgehoben. Der Berliner Berichterſtatter des „Jour“ weiſt beſonders darauf hin, daß ſich der Beſuch Ge⸗ neral Vuillemins in Deutſchland in einer Atmoſphöre größ⸗ ter Höflichkeit abwickle. General Vuillemin habe ſich vom franzöſiſchen Luftattachee in Berlin, de Gefrier, und ſeinem Mitarbeiter Hauptmann Stehlin, deren Abzeichen gehen laſſen und ſie auf die Uniform der beiden Flieger des„Con⸗ dor“ angeſteckt. Dieſe ſpontane Geſte habe wahrhaftes Auf⸗ ſehen erregt. General Vuillemin habe die Herzen der Ber⸗ liner erobert. Auch die Londoner Oeffentlichkeit begleitet den Beſuch des Chef des Generalſtabes der franzöſiſchen Luftwaffe in Deutſchland weiterhin mit großer Aufmerkſamkeit. Insbe⸗ ſondere verzeichnen die Berliner Korreſpondenten die Ver⸗ leihung der Medaille der franzöſiſchen Luftwaffe durch Ge⸗ nerol Vuillemin an Flugkapitän Henke und Hauptmann von Moreau Ehrung der franzöſiſchen Gäſte Der Chef des Generalſtabes der franzöſiſchen Luftwaffe General Vuillemin folgte Donnerstag mittag mit General d Aſtier und den übrigen Herren ſeiner Begleitung einer Einladung des Generalfeldmarſchalls Göring nach Karin⸗ ll. Beim Frühſtück, an dem der franzöſiſche Botſchafter Francois⸗Poncet mit dem Luftaatachee Oberſt de Geffrier und von deutſcher Seite Staatsſekretär Körner, Staats⸗ ſekretär General der Flieger Milch, Generalmajor Udet, Generalmajor Bodenſchatz, Miniſterialdirektor Dr. Gritz⸗ bach und die Offiziere des Ehrendienſtes der deutſchen Luft⸗ waffe teilnahmen, wechſelten Generalfeldmarſchall Göring und General Vuillemin herzliche Trinkſprüche. Namens der franzöſiſchen Luftwaffe überreichte General Vuillemin dem Feldmarſchall das franzöſiſche Militärflie⸗ gerabzeichen. Generalfeldmarſchall Göring zeichnete die franzöſiſchen Gäſte durch die Verleihung des deutſchen Flie⸗ gerabzeichens aus. . 7 2* 30 HJ ⸗Führer in Tokio Jeſtlicher Empfang durch die Japaner Tokio, 18. Aug. Die 30 Hitler⸗Jugendführer, die in Er⸗ widerung des japaniſchen Jugendbeſuches in Deutſchland nach Japan gefahren ſind, trafen in Tokio ein, wo ſie feſt⸗ lich empfangen wurden. Vertreter der japaniſchen Regie⸗ rung, die Leiter der japaniſchen Jugendverbände, der Ober⸗ bürgermeiſter von Tokio, eine faſchiſtiſche Abordnung, Ver⸗ treter der italieniſchen Botſchaft und der nationalſpaniſche Geſchäftsträger der deutſche Botſchafter Ott und eine Ab⸗ ordnung der Ortsgruppe der NSDAP waren auf dem Bahnhof. Auf dem Bahnhofsvorplatz wurden die Buder rer von vielen tauſend Mitgliedern der japaniſchen Jugen verbände erwartet. Rund dreitauſend Vertreter der Pfad⸗ finder, der Jungmänner, der Jungmädel, des Jungvolks mit Muſikkapellen und Fahnen bildeten Spalier bis zum Kai⸗ 0 1 Dichte Volksmaſſen füllten die Plätze und Straßen okios, und die Dächer der umliegenden Häuſer waren voll von fahnenſchwingenden Zuſchauern. Nach herzlichen Begrüßungsworten des Vizekultusmini⸗ No und dem Dank des Gebietsführers Schulze und des Leiters der Abordnung, Redecker, wurden die Hym⸗ „» iben beſteundeten Nationen geſpielt. Dann mar⸗ ſchierten die HJ⸗Führer, begleitet von Abordnungen des japaniſchen Jungvolks, der Ortsgruppe der NSDAP, der deutſchen Gemeinde durch jubelnde Maſſen zum Kaiſerpalaſt. Fo pc Angarn ehrt ſeinen großen König Jeſtſitzung des Reichstages in der Stadt Stephan des Heiligen.— 20. Auguſt zum Nationalfeiertag erklärk. Budapeſt, 19. Auguſt. Den Höhepunkt der dem Andenken des vor 900 Jahren verſtorbenen erſten Königs von Ungarn, Stephan des Hei⸗ ligen, gewidmeten Landesfeierlichkeiten bildete eine ge⸗ meinſame Feſtſitzung beider Häuſer des Reichstages, die diesmal nicht im Budapeſter Parlamentsſaal, ſondern in der Stadt Stzekeſtfehervar, dem einſtigen Sitz des großen ungariſchen Königs, abgehalten wurde. Der Feſtſitzung wohnten außer dem Reichsverweſer Horthy ſämtliche Mik⸗ 9 der Reichsregierung und alle Reichstagsmitglieder ei. In den Reihen der Zuhörerſchaft befanden ſich faſt alle höheren militäriſchen, kirchlichen und zivilen Würdenträger des Landes, ferner die deutſche und die italieniſche Delega⸗ tion, die aus Aulaß der Stephansfeier in Ungarn weilen. Auf der Tagesordnung ſtand lediglich der eſetzentwurf über die Verewigung 8 Andenkens des großen Königs, der das e Königreich gegründet und das ungariſche Volk zum Chriſtentum bekehrt hat. In der Einleitung des Geſetzentwurfes heißt es u. a.: Mit dieſer Verehrung gedenkt die ungariſche Nation der ruhmreichen Taten und der unwergänglichen hiſtoriſchen Werke des erſten Königs der Nation, des Heiligen, des e des Herrſchers und des. Das Andenken Stephans des Heiligen wird eweis des Dankes und der Huldigung der ungariſchen Nation im Ge⸗ ſetz verewigt, der Tag des Heiligen Stephan, der 20. Auguſt, zum Nationalfeiertag erklärt. b Die Geſetzesvorlage wurde ohne Debatte einſtimmig an⸗ nommen und ſofort dem Reichsverweſer unterbreitet, der 0 mit ſeiner Unterſchrift verſah und das Geſetz gleich ver⸗ ünden ließ. g 2— 2—— . E Politiſches Allerlei s Miniſterialdirektor Dr. Surén 50 Jahre alt. Am 19. Auguſt begeht der langjährige Leiter der Kom⸗ munalabteilung des Reichsminiſteriums des Innern, Mini⸗ ſterialdirektor Dr. Suren, ſeinen 50. Geburtstag. Dr. Su⸗ ren, der zunächſt als Gemeindefinanzreferent im preußi⸗ ſchen Miniſterium des Innern tätig war und ſeit mehr als fünf Jahren mit der Leitung der Kommunalabteilung im Reichsminiſterium des Innern betraut iſt, hat hervorragen⸗ den Anteil an einer Reihe von Geſetzen, insbeſondere der Deutſchen Gemeindeordnung. Dr. Suͤrén hat ſich darüber Verdienſte um das kommunale Finanzweſen, den Finanz⸗ ausgleich zwiſchen dem Reich, den Ländern und Gemeinden erworben. Verleihung des Verdienſtordens vom Deutſchen Adler. „Der deutſche Konſul in Newyork Müller überreichte dem Vizepräſidenten der Generalmotors Corporation und gleichzeitigen Präſidenten der Generalmotors ODverſeas Corporation, James Mooney, den ihm von Hitler verliehe⸗ nen Verdienſtorden vom Deutſchen Adler mit einer kurzen Anſprache. Dem feierlichen Akt der Ueberreichung dieſer Auszeichnung wohnten u. a. der Präſident der deutſch⸗ame⸗ rikaniſchen Handelskammer, Johnſon, und der Handels⸗ attachee der deutſchen Botſchaft, von Knoop, bei. Muſſolini auf Pantelleria. Muſſolini ſtartete vom Flugplatz Guidonia an Bord eines ſelbſtgeſteuerten dreimotorigen Bombers zu einem Flug nach der ſüdlich von Sizilien liegenden Inſel Pantel⸗ leria, die er nach knapp zwei Stunden erreichte. Nach einer eingehenden Beſichtigung der im Ausbau befindlichen Flug⸗ baſis und der neuen Hafenanlagen begab er ſich zum Rat⸗ haus, wo ihm von der Bevölkerung, die ſeit Menſchenge⸗ denken niemals den Beſuch eines Regierungsmitgliedes er⸗ lebt hatte, ſtürmiſche Kundgebungen zuteil wurden. Der engliſch-japaniſche Flaggenzwiſchenfall. Unter Angehörigen engliſcher und japaniſcher Wehr⸗ machtsformationen kann man Zeichen einer zunehmenden Streitſucht mit poliiſchen Motiven beobachten, z. B. in Seemannbars und Tanzlokalen, wo Seeleute und Soldaten ihren Gefühlen oft in kräftigen Ausdrücken Luft machen. Dieſe Stimmung war auch die Urſache für den engliſch⸗ lapaniſchen Flaggenzwiſchenfall in Tſingtau, über den be⸗ reits berichtet wurde. Ein betrunkener Matroſe eines eng⸗ liſchen Zerſtörers hiepte, wie der japaniſche Sprecher her⸗ vorhob, die Bambusſtange mit der japaniſchen Flagge nie⸗ der, beſpuckte die Flagge, trat auf das Flaggentuch, packte einen vorbeigehenden Chineſen beim Kragen und veran⸗ laßte ihn, auf der ſapaniſchen Flagge herumzutrampeln, bis beide von der japaniſchen Militärpolizei verhaftet wurden. Die Glowakei trauert um Hlinka Der Tod des Prieſters Andreas Hlinka hat die ganze Slowakei in tiefſte Trauer verſetzt. Ueber Stadt und Land wehen die ſchwarzen Fahnen, mit denen das flowakiſche Volk den Vorkämpfer ſeiner gerechten Sache ehrt. Beſonders zahlreich iſt der Schmuck, den die Stadt Roſenberg, in der Hlinka verſchied, angelegt hat. Neben den Fahnen ſieht man vor allem auch die Tra plakate, die die Stadt⸗ gemeinde zum Tode ihres erſten Ehrenbürgers ausgegeben hat. Zu Fuß und zu Wagen ſtrömt von allen Seiten das ſlowakiſche Volk hierher zuſammen, um Abſchied zu neh⸗ men. Die flowakiſche Jugend entbietet dem unermüdlichen Kämpfer den letzten Gruß. In ſeiner Sonderausgabe aus Anlaß des Todes ſchreibt der„Slowak“, daß das flowakiſche Volk noch niemals ſo tief getrauert habe. Gleichzeitig wurde bekanntgegeben, daß zur Vollendung des Lebenswerkes Hlinkas ein Hlinka⸗ Fonds gegründet worden iſt. Eine Erklärung Daladiers Gegen Frankenabwerkung und Währungskonkrolle. Paris, 19. Aug. Miniſterpräſident Daladier wandte ſich in einer Erklärung an die Preſſe gegen die verſchiedenen Gerüchte über eine angebliche Uneinigkeit in den Reihen der Regierung. Die Regierung ſtehe ſowohl einer Wäh⸗ rungskontrolle als auch einer erneuten Abwertung des Franken äußerſt feindlich gegenüber. Schließlich betonte der Miniſterpräſident weiter, er halte es 5 unnütz, die unge⸗ nauen und lächerlichen Gerüchte ausführlich zu dementie⸗ ren, die die Regierung uneinig wiſſen wollten. Der Miniſterpräſident wird übrigens in Kürze in einer Rundfunkanſprache das Regierungsprogramm bekanntge⸗ ben, das für die Aufrechterhaltung der Währung ſowie für die Verteidigung der Nation unerläßlich energiſche Maß⸗ nahmen vorſieht. Aeberprüfung der Antworten Die Noten aus Burgos und Barcelona. London, 18. Aug. Zu der Antwortnote General Fran⸗ cos, deren Inhalt noch nicht bekannt iſt, ſchreibt der diplo⸗ matiſche Korreſpondent der„Times“, ſobald die Note ge⸗ prüft ſei, werde vorausſichtlich der Nichteinmiſchungsaus⸗ ſchuß zuſammentreten, um ſie zuſammen mit der Antwort Barcelonas zu überprüfen. Der diplomatiſche Korreſpondent des„Daily Telegraph“ meint, es ſei nicht zu erwarten, daß der Nichteinmiſchungs⸗ ausſchuß in dieſer oder der nächſten Woche zuſammentreten werde. Der Auslandskorreſpondent der„News Chronicle“ ſtellt feſt, daß das Foreign Office bis Donnerstag keinerlei In⸗ formationen über den Inhalt der Note gehabt habe. * Geländegewinn am Ebro Bombenangriffe auf Bahnhöfe und Häfen. Bilbao, 19. Aug. Der nationalſpaniſche Heeresbericht meldet weitere umfangreiche militäriſche Operationen der nationalen Truppen an der Ebro⸗Front. Im Abſchnitt von Segre erlitten die Milizen eine Niederlage, bei der ſie eine große Zahl von Gefangenen verloren. Außerdem fiel den nationalen Truppen eine beträchtliche Beute von Kriegs⸗ material in die Hände. Vier feindliche Tanks wurden zer⸗ ſtört. An dem ſüdlichen Abſchnitt der Ebro⸗Front gelang es, eine Reihe gegneriſcher Stellungen zu beſetzen. An der Eſtremadurafront wurden im Abſchnitt Cabeza del Buey mehrere Angriffe abgewieſen. Die nationalſpaniſche Luft⸗ waffe bombardierte die Bahnhöfe von Segorbe, Tarra⸗ gong und Camberila ſowie mehrere rote Häfen. Ueberläufer ſagen aus, daß die ehemalige Internatio⸗ nale Brigade„Liſter“, die zu den Elitetruppen gehörte, vollſtändig aufgerieben ſei. Ferner ſei die Brigade„Cham⸗ peſine“ bereits mehrfach erneuert worden. Die Spannung in Schanghai Geheimpolizeichef ermordet. Schanghai, 18. Aug. Eine Gruppe Verſchworener er⸗ ſchoß den Chef der chineſiſchen Geheimpolizei der Interna⸗ tionalen Niederlaſſung, Lulienkwei. Insgeſamt wurden 20 Schuß abgefeuert, von denen ſechs ihr Opfer trafen. Lu⸗ lienkwei wird verantwortlich gemacht für eine Anzahl Ver⸗ haftungen von Terroriſten. Auf der anderen Seite gelang der internationalen Po- lizei ein Schlag gegen den Geheimbund„Gelber Weg“. Die internationale Polizei verhaftete den ihr ſeit langem be⸗ kannten Kootſechao, der eine leitende Stellung in der Ge⸗ heimabteilung der chineſiſchen Erneuerungsregierung inne⸗ hatte und die gegen Hankau gerichtete Terroriſtenarbeit lei⸗ tete. Er nahm ſelbſt eine höhere Stellung ein als Songyu⸗ ching, der Leiter der Organiſation„Gelber Weg“. Die Polizei beſchlagnahmte reiches Material, Schriftſtücke, Foto⸗ grafien und Päſſe in Kootſechaos Wohnung und erhielt da⸗ mit aufſchlußreiche Anhaltspunkte über die Organiſation gewiſſer Terroriſtengruppen, insbeſondere des Geheim⸗ bundes„Gelber Weg“. Ueber die Tätigkeit dieſer Organi⸗ ſation kaum auch neues Material zuſtande anläßlich einer Gerichtsverhandlung gegen den kürzlich verhafteten Terro⸗ riſten Salienhſiang, der mit zwei Gehilfen von Anführern des Geheimbundes mit Piſtolen ausgerüſtet worden war und am 17. Juli ein tödliches Attentat auf ein Mitalied des e Verbandes junger chriſtlicher Männer verübt hatte. Japaniſche Rüſtungsanleihe. Das japaniſche Finanzminiſterium verkündet für den 22. Auguſt die Auflage einer Regierungsanleihe in Höhe von 397 Millionen Yen zu 3.5 v. H. in Zuſammenhang mit dem Chimnakonflikt. Die Anleihe iſt rückzahlbar innerhalb von 17 Jahren. Die japaniſche Staatsbank und die Poſt⸗ ſparkaſſen ſind Zeichner der Anleihe, von der ein Teil auch dem Publikum zur öffentlichen Zeichnung zur Verfügung geſtellt wird. Lindbergh auf dem Flug nach Moskau Eine polare Luftlinie Sowjetunion As A? Warſchau, 19. Aug. Oberſt Lindbergh, der Dienstag in Warſchau eine Zwiſchenlandung unternahm, iſt Mittwoch zu ſeinem Weiterflug nach Moskau geſtartet. Polniſche Blät⸗ ter gaben der Vermutung Ausdruck, daß Oberſt Lindbergh ſich im Auftrage einer amerikaniſchen Flugzeuggeſellſchaft nach Moskau begibt, um dort über die Möglichkeit der Ein⸗ richtung einer polaren Luftverbindung zwiſchen der Sow⸗ jetunion und den Vereinigten Staaten Beſprechungen zu führen. Die Polarſtrecke würde über die Beringſtraße mit evtl. Zwiſchenlandung auf den Bäreninſeln führen. Drei Kinder im Notſchacht erſtickt Zuſammenſtöße zwiſchen Arbeitsloſen und Grubenarbeitern in Oſtoberſchleſien. Kaktowitz, 19. Aug. Auf dem Notſchachtgelände in Kli⸗ montow hatten drei Jungen im Alter von 12 bis 14 Jahren eine Wette abgeſchloſſen, bei der es darum ging, möglichſt tief in einen ſtillgelegten Notſchacht einzuſteigen. Als die Jungen etwa eine Tiefe von zehn Metern erreicht hatten, kamen ſie in eine Zone giftiger Grübengaſe, durch die ſie betäubt wurden und abſtürzten. Ein Hirtenjunge hatte den Vorfall beobachtet und alarmierte ſofort die Rektungsbereit⸗ ſchaft der Niwkagrube. Obwohl die Rettungsmannſchaft die Jungen nach kurzer Zeit zutage bringen konnte, waren alle Wiederbelebungsverſuche ergebnislos. Unweit dieſer Unglücksſtätte trug ſich ein weiterer Un⸗ fall zu. Zwei Arbeitsloſe waren beim Fördern von Stein⸗ kohlen auf einem Notſchacht verſchüttet worden. Die gleiche Rettungsmannſchaft barg die Verunglückten, von denen nur noch einer am Leben war. Dieſe bedauerlichen Vorfälle löſten bei der BVergarbei⸗ terſchaft der Niwkagrube große Erregung aus. Die Bergleute machten ſich unter Führung der Beamten der Grube ſofort an die Sprengung und Verſchüttung zahlreicher Notſchächte, wobei ſich ihnen die Arbeitsloſen, die ihre einzige Verdienſt⸗ quelle bedroht ſahen, entgegenſtellten. Es kam zu heftigen Zuſammenſtößen, in deren Verlauf ein Arbeitsloſer durch einen Revolverſchuß ſchwer verletzt wurde. Polizei mußte eingreifen. Auf Seiten der Bergleute wie auch der Arbeits⸗ loſen gab es eine Anzahl Leichtverletzte. Kurzmeldungen Landesbiſchof Glondys bei Reichsminiſter Kerrl. Berlin, 19. Aug. Der Reichsminiſter für die kirchlichen Angelegenheiten empfing am 16. Auguſt 1938 den zur Ta⸗ gung der Lutherakademie in Sondershauſen in Deutſchland anweſenden Landesbiſchof D. Dr. Viktor Glondys(Evan⸗ geliſche Landeskirche augsburgiſchen Bekenntniſſes in Ru⸗ mänien). Ueber die Stellungnahme des Biſchofs zur kirch⸗ 5 0 Lage in Deutſchland wurde kürzlich eingehend be⸗ richtet. London. Der aus Paläſtina zurückgekehrte Techniſche Ausſchuß hielt im Kolonialminiſterium eine geſchloſſene Sit⸗ zung ab, bei der ein Vertreter der Juden über die Ein⸗ ſtellung der jüdiſchen Bevölkerung zum Teilungsplan Be⸗ richt erſtattete. 5 Liſſabon. Die Kolonialreiſe des portugieſiſchen Staats⸗ präſidenten General Carmona fand am Mittwoch mit einem Abſchiedsbankett im Regierungspalaſt von Luanda ihren Abſchluß. 5 Jeruſalem. Unweit von Nablus fuhr ein Militärauto auß eine Landmine und wurde in die Luft geſprengt. Zw i engliſche Soldaten wurden getötet, zwei weitere verwundet. Mexiko. Gerüchtweiſe verlautet, daß in dem Staate San Luis Potoſi neuerdings wieder Unruhen ausgebrochen ſind: drei ehemalige dne ere des geflüchteten Generals Ce⸗ dillo ſollen ſich erhoben und ſich gegen Maßnahmen der Regierung zur Wehr geſetzt haben. a aß Leichenfunde auf Schukthaufen. Von ſtädtiſchen An⸗ geſtellten in Cleveland wurden auf einem Abfallhaufen vor der Stadt die zerſtückelten Leichen dreier Perſonen gefun⸗ den. Die geſamte Polizei der Stadt und der Umgegend iſt aufgeboten worden, nach dem Maſſenmörder zu ſuchen. In⸗ nerhalb der letzten 26 Monate wurden in der Stadt die fürchterlich zerſtückelten Leichen von 12 Frauen und Män⸗ nern gefunden, die den Schluß zulaſſen, daß es ſich um den leichen Mörder handelt, da die Körperteile jeweils mit dem eſchick eines ſtgen zerlegt worden waren. Bei dem neuerlichen grauſigen Fund waren die verſchiedenen Kör⸗ perteile der drei Opfer durcheinandergemiſcht, um die Iden⸗ tifizierung zu erſchweren. Die Polizei, die fieberhaft auf der Suche iſt, nimmt e aß noch weitere Leichen an anderen Stellen der Stad⸗ gäben ſind.. Badiſche Chronik Letzte Aufführung der Keichsfeſtſpiele. [I Heidelberg. Die Reichsfeſtſpiele Heidelberg beſchließen ihren diesjährigen Spielplan mit Goethes„Götz von Ber⸗ lichingen“. Heinrich George iſt Träger der Titelrolle. Die letzten Vorſtellungen finden ſtatt am Freitag, 19., Samstag, 20. und Sonntag, 21. Auguſt. 255 [I] heidelberg.(Beſtrafter Mietwucher) 150 Mark Ordnungsſtrafe mußte ein Hauseigentümer zahlen, der eine freigewordene Wohnung unter Erhöhung der bis⸗ her dafür bezahlten Miete weiter vermietete. Außerdem verhängte die Polizei in mehreren Fällen Ordnungsſtrafen gegen preistreiberiſche Obſt⸗ und Gemüſehändler. [ Mosbach.(Erweiterung des Heimatmu⸗ ſe ums) Einige im Rathauſe freigewordene Räume wer⸗ den nun zur Erweiterung des Heimatmuſeums Verwen⸗ dung finden. Der Gauſängertag in Wiesloch Der 76. Gauſängertag des Sängergaues Baden, der am 27. und 28. Auguſt in Wiesloch, der alten kurpfälziſchen Weinſtadt, ſtattfindet, wird von über 3000 Sängern beſucht werden. Auf den Vorabend iſt die 100⸗Jahrfeier des Män⸗ nergeſangvereins Liederkranz gelegt, und am Sonntag wird in der Feierſtunde der Vertreter des Deutſchen Sängerbun⸗ des, Georg Brauner⸗Berlin, über die von ihm geleitete Zentrale für die deutſchen Chorverbände im Ausland ſpre⸗ chen. Er wird eine Darſtellung geben über die Pflege des deutſchen Liedes bei den Volksdeutſchen in der ganzen Welt. Daran ſchließen ſich an die Gauſängertagung, die von Sän⸗ gergauführer Karl Schmitt geleitet wird, die große Vater⸗ ländiſche Sängerkundgebung, deren Geſamtchöre von den Vereinen des Sängerkreiſes Heidelberg übernommen ſind und bei der der ſtellvertretende Sänger gauführer Dr. J. Münch⸗Bruchſal ſprechen wird, und zum Ausklang ein fröhliches Volksliederſingen unter Muſikdirektor Max Adam, Mannheim, mit dem Stammchor der Sängerhalle Germania Mannheim⸗Neckarau. Aus Anlaß dieſes Gauſängertages wird die Reichsbahn⸗ direktion von allen Bahnhöfen in Baden Sonntagrückfahr⸗ karten nach Wiesloch oder Wiesloch-Walldorf ausgeben laſſen mit Geltungsdauer von Samstag, 27. Auguſt, 0 Uhr, bis Montag, 29. Auguſt, 24 Uhr(ſpäteſter Antritt der Rück⸗ fahrt) () Bruchſal.(Der Haushaltplan.) In der füng⸗ ſten Ratsherrenſitzung hat Bürgermeiſter Dr. Lang die Haushaltsſatzung für 1938 erlaſſen. Der Haushaltsplan ſteht ganz im Zeichen der Neuordnung des deutſchen Ge⸗ meindehaushaltsrechts ſowie der deutſchen Steuer⸗ und Ji⸗ nanzausgleichsreform, die in dieſem Rechnungsjahr erſt⸗ mals zur vollen Auswirkung gelangt. Trotz der Ausgaben⸗ Droſſelung auf allen Gebieten und der Hereinholung jed⸗ möglicher Einnahmen verblieb ein Fehlbetrag von rund 2805000 Mark. Der ordentliche Haushaltplan ſchließt in Einnahmen und Ausgaben mit 4144 250 Mark ab, der außerordentliche Haushaltsplan mit 1013 630 Mark. Die Steuerſätze beziffern ſich für die Grundſteuer auf 230 v. H., für die Gewerbeſteuer auf 290 v. H., für die Bürgerſteuer auf 600 v. H. Die Städtiſchen Werke(Gas, Elektrizität und Waſſer) verzeichnen einen Ueberſchuß von 123 000 Mark. Der Schulhaubau⸗Rücklage(Hans⸗Schemm⸗Schule) iſt der Betrag von 100 000 Mark zugewieſen worden. Der Stand der ſtädtiſchen Schulden iſt ſeit 1933 von 7.6 auf 6 Millio⸗ men Mark zurückgegangen. Die Verzinſung beanſprucht die Summe von 258 170 Mark, die Tilgung den Betrag Hon 231730 Mark. Durch Verwendung von 230 000 Mark Ueber⸗ ſchuß aus dem Jahre 1936 und 50 000 Mark aus dem Ge⸗ meindeausgleichsſtock konnte der Haushaltplan für 1938 Ausgeglichen werden. () Forbach.(Die Böſchung hinuntergeſtürzt.) Die Zugmaſchine eines hieſigen Fuhrunternehmens geriet in der Nacht aus noch ungeklärter Urſache aus der Fahr⸗ bahn und ſtürzte ſamt Anhänger die 15 Meter hohe Bö⸗ ſchung in die Anlagen des Badenwerks hinab. Der Fahrer des leeren Laſtzuges Johann Schäfer aus Langenbrand wurde ſchwer verletzt, der Begleitmann kam mit heiler Haut davon. Jeder verantworkungsbewußte Deutſche beſchafft für ſich und ſeine Familie Volksgasmasken! 5 e Die Baronin Helbing ging auch bereitwilligſt auf dieſes Thema ein Die drei jungen Damen waren Arm an Arm davongegangen, und ſie waren jetzt drüben veim Gartenhaus, wo an der Südſeite gelbe und blaue Trauben reiften. Sie ließen ſich vom Gärtner einige reichen. Ihr luſtiges Gelächter ſcholl herüber. 1855. Hartlingen! Wir kennen ihn ja alle von früher her. Aber jetzt liegt doch ſehr viel zwiſchen einſt and jetzt. Er iſt natürlich durch dieſe ganze Affäre noch intereſſanter geworden— meinſt du nicht? „Ob er in das Heiratsprogramm von Tante Agnes mit aufgenommen worden iſt? Man müßte eigentlich als gute Mutter die Töchter vor dieſem Manne ſchützen. Trotz⸗ dem— er bleibt eine gute Partie. Vielleicht ſogar die Heſte unſerer Kreiſe!“ ſagte Baronin Helbing. a „Wahrſcheinlich doch! Denn ſonſt käme er ja nicht gerade jetzt. Doch— Großchen wird ſich wohl täuſchen. Ich habe mir ſagen laſſen, daß Graf Hartlingen gar nicht an eine Ehe denkt. An eine zweite Ehe!“ 5 „Man kann es ihm kaum verdenken, wenn er einer Heirat aus dem Wege geht. Er hat doch recht Schweres durchgemacht. Schade iſt es allerdings, daß man gar ſo wenig über dieſe Ehe weiß. Es hat ja nicht einmal irgendein Bekannter oder Nachbar ſeine Frau zu Geſicht bekommen. Er ſoll maßlos eiferſüchtig und ſie ſehr ſchön geweſen ſein.“ 5 5 5 8 er wurde dann des Mordes verdächtigt. Des Mordes an ſeiner eigenen Frau. Furchtbar! Uebrigens, und Trauer halb wahnſinnig gewordene Mann bloß dazu Aus den Nachbargauen 5 „Ludwigshafen.(Auf Land— ertrunken) Ein 25jähriger Einwohner aus dem Stadtteil Rheingönheim entkleidete ſich nahe der Rehbacheinmündung, um ein Bad im Rhein zu nehmen. Während er das Hemd abſtreifen wollte, wurde er von einem ſeiner häufigen epileptiſchen Anfälle betroffen, fiel mit dem Oberkörper ins Waſſer und ertrank, ehe Hilfe zur Stelle war. Ludwigshafen.(Ein zärtlicher Liebhaber.) Ein lediger Tagelöhner mißhandelte ſeine Geliebte derart, daß ſie ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte. Der Roh⸗ ling wurde angezeigt. Zweibrücken.(Totgefahren) der 16 Jahre alte Schloſſerlehrling Herzog von hier kam mit ſeinem Fahrrad ſo unglücklich zu Fall, daß er durch einen daherkommenden Laſtzug totgefahren wurde. Auf der Landſtraße niedergeſtochen Schwere Bluktat eines 18jährigen Burſchen. ze Hanau a. M., 18. Aug. Am Mittwachabend gegen 22 Uhr begegnete der 30 Jahre alte Friedrich Schmoll, der die Sammelwaſenmeiſterei bei Bruchköbel bekreibt, auf dem Wege zwiſchen Bruchköbel und Langendiebach zwei jungen Burſchen, die entgegen ſeinem Verbot mit einem bei ihm käligen 15jährigen Rädchen Beziehungen unkerhielten. Als er die jungen Leute zur Rede ſtellte, erhielt er von einem drei Stiche in die Bruſt, die ſeinen Tod zur Folge haken. Der Gendarmerie und Polizei gelang es einige Stunden ſpäter den Täter in der Perſon eines 18jährigen Burſchen aus Rückingen zu ermitteln und zu verhafken. Auch ſein Begleiter wurde feſtgenommen. Ein Opfer der Berge? Seit dem 11. Auguſt wird der 23 Jahre alte Joſef Streitel aus Burgau vermißt. Der junge Mann hat von Mittenwald aus eine Bergfahrt un⸗ ternommen, von der er bisher nicht wieder zurückgekehrt iſt. 1 85 befürchtet, daß dem Bergſteiger ein Unfall zugeſtoßen iſt. 27 Schwere Kraftwagenunfälle. In München ſtieß ein Kraftrad in voller Fahrt mit einem entgegenkommenden Perſonenkraftwagen zuſammen. Dabei erlitt ein 23jähriger Mechaniker aus Oberammergau einen Schädelbruch, der ſei⸗ nen ſoförtigen Tod zur Folge hatte. Sein Begleiter, ein 29 Jahre alter Schneidermeiſter aus Oberammergau, wurde mit Kopfverletzungen und Armbruch in die Chirurgiſche Klinik eingeliefert.— In einer anderen Straße Münchens kam faſt zur gleichen Zeit ein 45jähriger Vertreter aus Augsburg mit ſeinem Motorrad zu Fall. Er erlitt ebenſo wie ſeine ihn begleitende Ehefrau eine Gehirnerſchütterung und andere Verletzungen ar Laftkraftwagen von der Straßenbahn gerammk. Auf der Maximiliansbrücke in München wurde ein mit Bau⸗ holz beladener Laſtkraftwagen mit Anhänger von einem Straßenbahnzug erfaßt, wobei der Anhänger umgeworfen wurde. Die Hauptfeuerwache ſchaffte das Bauholz auf die Gehbahn, hob den Anhänger wieder auf ſeine Räder und brachte ihn in eine Seitenſtraße. Bei dem Unfall erlitt eine 38jährige Hilfsarbeiterin eine Gehirnerſchütterung. 25 Kind ſpieite mit Streichhölzern. In einem Anweſen in Mattenhofen bei Glonn brach mitten am Tag Feuer aus, das in der Streuſchupfe entſtanden war und in kürzeſter Zeit auf den Stadel übergriff, wo die Flammen an den großen Heuvorräten und an der neuen Getreideernte reiche Nahrung fanden. Aus nah und fern eilten die Löſchmann⸗ ſchaften herbei, denen es gelang, das Feuer auf ſeinen Herd zu beſchränken. Das Feuer iſt durch das vierjährige Kind des Brandleiders verurſacht worden, das im Streuſchuppen mit Zündhölzern geſpielt hatte. a Mit dem Laſtwagen über die Böſchung. In der Nähe von Egelhauſen begegnete ein mit Kies beladener Laſtkraftwagen mit Anhänger auf der Fahrt nach Hohen⸗ kammer bergabwärts an einer ſehr ſchmalen Straßenſtelle einem Münchener Vierauto. Obwohl beide Fahrzeuge die äußerſte rechte Straßenſeite einhielten, kamen ſie nicht an⸗ einander vorbei. Der Kieslaſtzug überrannte die Straßen⸗ planke, überſchlug ſich ſeitwärks und ſtürzte etwa 8 m tief über die hohe Böſchung hinab, bis er ſich in den Stämmen des Jungwaldes verfing. Während der Lenker des Laſt⸗ zuges durch das offene Fenſter geſchleudert wurde und mit dem Schrecken davonkam, mußte der Beifahrer erſt aus dem völlig eingedrückten Führerhaus befreit werden. Wie durch ein Wunder hatte er nur leichte Verletzungen am Fuß erlitten. Zur Hebung des ſchweren Laſtzuges mußte ein Pionierzug aus München angefordert werden. gekommen, ein ſolch berüchtigter Lebemann zu werden?“ „Ja, wer weiß, was in ihn gefahren iſt. Jedenfalls ſchrieb die Frau General von Werther, daß er es allen Frauen antut, und daß die Vergangenheit— um ſo mehr, als ſich ſeine Unſchuld in jener abſcheulichen Mordſache herausgeſtellt hat— kein Grund iſt, ihm etwa einen Korb zu geben, wenn er wirklich noch einmal irgendwo an⸗ klopfen ſollte. Die Frau General hält das jedoch auch für völlig ausgeſchloſſen. Sie glaubt nicht, daß Hartlingen ſeinen jetzigen Standpunkt aufgeben C „Ja— aber!“ 5 „Wir werden es eben abwarten. Tante Agnes bezweckt ganz beſtimmt etwas, das wird mir jetzt immer klarer.“ „Für welches der Mädel mag ſie ihn nur beſtimmt haben?“ ſagte die Gräfin Uchterberg und fühlte einen leiſen Schauer bei dem 1 5 9 5 ſich Hartlingen für eine ihrer Töchter entſcheiden könnte. 8 3 war ihnen doch ſehr behaglich. Sie plau⸗ derten noch ein Weilchen darüber, die beiden Kuftinen. Ganz zuletzt meinte die Baronin Helbing: ü „Melanie! Ich— weiß nicht, du wirſt mich vielleicht für wahnſinnig halten; aber ich könnte mir plötzlich ein⸗ bilden, dieſes blonde ſchöne Mädchen wäre in Beziehung zu Hartlingen zu bringen.“ „Nein! Das glaube ich 15 2 iſt doch ganz aus⸗ eſchloſſen!“ ſagte erſchrocken die Grä 1 5 1 wirſt ja ſehen! Irgend etwas ſtimmt nicht!“ weisſagte die Baronin Helbing. Zehntes Kapitel. In ihrem Zimmer, dem altmodiſchen, ganz in Hell⸗ blau gehaltenen Schlafzimmer, mit dem großen Baldachin über dem Paradebett, den matten Roſenholzmöbeln ſaß die alte Fürſtin Agnes Kleven. Zart ſchwebte der Duft, des Lawendels durch den Raum. In den hohen, ge⸗ ſchliffenen Gläſern ſtanden Dahlien, und aus den China⸗ I Durch den Führer ausgezeichnet. Der Führer und Reichskanzler hat nachſtehenden Beamten bei den Mann⸗ heimer Juſtizbehörden als Anerkennung für treue Arbeit im Dienſte des deutſchen Volkes während einer Dienſtzeit von 40 Jahren das goldene Treudienſt⸗Ehrenzeichen ver⸗ liehen: Beim Landgericht Mannheim: Landgerichtspräſident Edmund Mickel, Landgerichtsdirektor Auguſt Straub, Land⸗ erichtsdirektor Auguſt Roſt, Landgerichtsrat Friedrich Sea Oberrechnungsrat Jakob Müller, Juſtizamtmann Leopold Steffen und Juſtizoberinſpektor Heinrich Bender; beim Amtsgericht Mannheim: den Amtsgerichtsdirektoren Dr. Arnold und Dr. Ullrich, den Amtsgerichtsräten Säger und Karl Schmitt, den Juſtizamtmännern Boxheimer und Dürr, den Juſtizoberinſpektoren Maier, Ewald, Schmieg, Walter, Eugen Müller, Hahn, Gottſchalk, Wohlſchlegel, Spilger und Emil Müller; beim Notariat Mannheim: den Juſtizräten Seltſam und Voth, dem Juſtizoberinſpektor Karl Groß, dem Juſtizinſpektor Rudolf Gyßer und dem Juſtizſekretär Theodor Göbes. Wem darf der Wehrpaß vorgezeigt werden? Auf Seite 52 des Wehrpaſſes iſt im 2. Abſatz befohlen, daß der Wehrpaß auf Verlangen den Dienſtſtellen der Wehr⸗ macht, des RA D., den Behörden und dem Betriebsführer (dieſem ohne Kriegsbeorderung oder Wehrpaßnotiz) vor⸗ gelegt werden darf. Anderen Perſonen darf er weder vor⸗ gezeigt noch vorübergehend überlaſſen werden. Das XII. Armeekorps hat beſtimmt, daß auch Angehörige der Par ei und deren Gliederungen ſowie der lechniſchen Nothilfe ihren vorgeſetzten Dienſtſtellen den Wehrpaß(ohne Kriegsbeorde⸗ rung oder Wehrpaßnotiz) auf Verlangen vorzeigen dürfen. * „Schwarz auf weiß“, Saarländiſche Grenzlandpreſſeſchau vom 16. September bis 3. Oktober 1938 in⸗der Hindenburg⸗ halle zu Ludwigshafen a. Rh. unter der Schirmherrſchaft von Gauleiter und Reichskommiſſar Joſef Bürckel. — Keichskierſchutzbund in Frankfurt g. M. alleinige Verkretung der deutſchen Tierſchutzvereine. Durch eine ge⸗ meinſame Verordnung des Reichsinnen⸗ und Reichsjuſtiz⸗ miniſters wird der Reichstierſchutzbund in Frankfurt a. M. als alleinige Vertretung der deutſchen Tierſchutzvereine an⸗ erkannt. Neben ihm ſind Vereinigungen mit gleicher oder ähnlicher Zielſetzung unzuläſſig. Der Leiter des Reichstier⸗ ſchutzbundes und ſein Vertreter werden vom Reichsinnen⸗ miniſter im Einvernehmen mit dem Stellvertreter des Füh⸗ rers berufen. Vereine, die nach ihrem Zweck oder ihrer hauptſächlichen Betätigung den Tierſchutz ausüben oder för⸗ dern, müſſen dem eichstierſchutzbund angehören. Der Reichsinnenminiſter kann Tierſchutzvereine zuſammenſchlie⸗ ßen oder auflöſen, wenn dies zur Vereinheitlichung des Tierſchutzes erforderlich iſt. Weiter kann Perſonen, die die Belange des Tierſchutzes wahrnehmen, die Betätigung auf dieſem Gebiet verboten werden. Die Verordnung, die noch nicht für Oeſterreich gilt, tritt am 1. September in Kraft. — Makerialſammlung für die Geſchichte der deukſchen Arbeit. Das Zentralarchiv der Deutſchen Arbeitsfront fa melt Unterlagen zur Geſchichte der deutſchen Arbeit und daher auch zur Geſchichte der Gewerkſchaften, der früheren Arbeitgeberverbände und Berufsorganiſationen aller Art. An alle Mitglieder der Deutſchen Arbeitsfront wird appel⸗ liert, derartige Unterlagen aus ihrem Beſitz dem Zentral⸗ archiv zu überlaſſen, und wenn ſie größeren Umfang haben, dem Zentralarchiv vorher eine Mitteilung über Art und Umfang zu machen. Es wird dabei an perſönliche Erinne⸗ rungen, Briefwechſel, Schmuckblätter, Bilder, Tagungsbe⸗ richte und ſonſtige Belege gedacht. Alle Sendungen und Zuſchriften ſind an das Zentralarchiv der DA, Berlin W 9, Leipziger Platz 14, zu richten. e ab Drei große Gewinne gezogen. In der Nachmittags⸗ ziehung wurden bei der Preußiſch⸗Süddeutſchen Lotterie zwei Gewinne von je 200 000 Mark gezogen. Die beiden Gewinne fielen auf die Losnummer 4022. Das Los wird in der erſten Abteilung in Achtelteilen in einer Berliner Lotterieeinnahme, in der zweiten Abteilung, ebenfalls in Achtelteilung, in einer Braunſchweigiſchen Lotterieeinnahme 90 pielt. Alle glücklichen Beſitzer eines Achtelloſes erhalten ar 20 000 Mark ausgezahlt. Ferner wurde ein Gewinn von 100 000 Mark auf die Nummer 135 470 gezogen. Das Los wird in der erſten 1951 8 in Achteln in einer Ber⸗ liner Einnahme, in der zweiten Abteilung ebenfalls in Ach⸗ teln in einer ſchleswig⸗holſteiniſchen Einnahme geſpielt. Fürſtin Agnes ſaß am Fenſter und blickte in den Park hinaus. Wie oft hatte ſie hier ſchon geſeſſen und das Er⸗ wachen des Frühlings, die Pracht des Sommers, die Früchte und das rot⸗ und gelbgefärbte Laub des Herbſte 5 ſowie die ſtille, weiße Herrlichkeit des Winters beobachtet. Und nun ſollte noch einmal in dieſen ſonnigen Herbſt⸗ tagen um ſie herum das Glück erblühen. Vielen jungen Menſchen wollte ſie dazu verhelfen. 8 Mitten zwiſchen den glücklichen Menſchenkindern, d blutsverwandt mit ihr, dex alten Fürſtin Kleven, 588 ſtand die ſchöne, kleine Waiſe, deren Geſchick ſie in di Hand genommen. s Nein! Es war doch wohl nicht der richtige Ausdru Der Menſchen Geſchicke lenkt ein Großer, Gütiger d droben. Aber ein bißchen Vorſehung ſpielen konnte un durfte man. Es war geradezu geboten in manchen Fällen und in dieſem einen nun ſchon gar! g Gertraude Schwarzkoppen. a Ein verzweifeltes Menſchenkind hatte ſich in ihren Armen gewunden, hatte ſich ſchluchzend, 2 flüſternd, anklagend den ganzen Jammer von der Seele gebeichtet. Fürſtin Kleven lehnte ſich tief in den weichen, b quemen Seſſel zurück und noch einmal erlebte ſie dieſ Beichte... „Ich wurde mit ſechs Jahren ſchon in das Penſiong der Madame Chere in Genf gegeben. Mama, meine g liebte ſchöne Mama war geſtorben, und ich war m beiden älteren Geſchwiſtern und meinem Vater nur e Laſt. Madame Chere machte eine Ausnahme, denn nahm Kinder ſonſt nicht auf. Sie hat mich liebevoll un ſorgfältig erzogen. Und pünktlich trafen die e Summen ein, die mein Vater für meine Erzieh Madame Chere ſchickte. e. Ich hielt uns für reich! 85 e zwie iſt dieſer völlig zuſammengebrochene, vor Schmerz töpfen quoll der Duft getrockneter Roſenblätter. vergeßt nicht den Kauf der voltsgasmaske! f 1 — Aufgaben des Gartenbaues Schlußſitzung des Inkernakionalen Garkenbaukongreſſes in Berlin. Am Mittwoch nachmittag wurde der 12. Internationale Gartenbaukongreß in Berlin mit der Bekanntgabe der ein⸗ gebrachten Anträge und einem Schlußwort des zweiten Vizepräſidenten des Kongreſſes beendet. Aus den Anträgen und Entſchließungen der einzelnen Sektionen, die vom Ge⸗ neralſekretär des Kongreſſes, Gartenbaudirektor Günther, verleſen wurde, und die gewiſſermaßen das ſichtbare Er⸗ gebnis der Kongreßarbeiten darſtellen, ſeien die folgenden hervorgehoben: 5 Geſundheit und Leiſtungsfähigkeit zu gewährleiſten, muß Obſt und Gemüſe n ein regelmäßiger Beſtandteil der menſchlichen Ernährung ſein und darf nicht etwa nur als Zukoſt im Sinne eines Genußmittels gewertet werden. Auch bei Schulſpeiſungen iſt dieſer Grundſatz anzuwenden. In einer anderen Entſchlie⸗ ung von allgemeinem Intereſſe wird geſagt, die Förde⸗ rung des Kleingartenweſens ſei für jedes Land ſchon aus ſtaatspolitiſchen Gründen nötig. Der Kleingarten ſei eine notwendige Ergänzung für die in einer Mietswoh⸗ nung lebenden ſchaffenden Menſchen. Er dient der Stär⸗ kung der Heimatliebe der ſtädtiſchen Familien, ihrer Ge⸗ ſunderhaltung und ermöglicht ein zuſätzliches Einkommen. Der Kleingarten müſſe einen ausreichenden Kündigungs⸗ ſchutz genteßen. Eine langfriſtige Pachtdauer müſſe geſichert ſein. Der Pachtpreis ſoll niedrig ſein, damit die Kleingärt⸗ nerfamilie aus dem Ertrag des Gartens auch einen wirt⸗ e Nutzen habe. In ſeinem Schlußwort betonte der zweite Vizepräſident, Stabsamtsführer Dr. Reiſchle, die Anträge und Ent⸗ ſchließungen ſeien geeignet, die gartenbauliche Arbeit in allen Ländern anzuregen. Die Zuſammenkunft von mehr als 2500 Fachleuten aus aller Welt habe ein Bild von der Forſchung und der Praxis im Gartenbau gegeben. Die Um⸗ ſtellung der Ernährungsweiſe, insbeſondere die ſtärkere Hinneigung zur Pflanzenkoſt habe den Gartenbau in allen Ländern vor neue Aufgaben und Fragen geſtellt. Dieſe Fragen ſeien nicht alle gelöſt. Erinnert ſei nur an die Marktregelung und an die Arbeit der Garten⸗ und Land⸗ ſchaftsgeſtalter, weiter an den Transport leichtverderblicher Erzeugniſſe, die Konſervierung, das Kleingartenweſen und die Samenkontrolle. In Berlin ſei man bei den Beratungen des Kongreſſes der Löſung der Probleme nähergekommen. Manche noch offenen Fragen werden gewiß auf dem näch⸗ ſten Kongreß 1942 in Oslo ihre Antwort finden. Wenn die Kongreßteilnehmer auf der ſich anſchließenden gemeinſamen Fabrt nach Eſſen einen großen Teil Deutſchlands zu ſehen bekommen, ſo mögen ſie ihre Aufmerkſamkeit nicht nur auf rein Fach⸗ liches richten, ſondern ſich auch ein Bild von den allgemei⸗ nen Lebensverhältniſſen unſerer Heimat machen. Wenn ſie nach Beſichtigung der Gartenſchau in Eſſen und Teilnahme an dem dortigen Reichsgartenbautag in ihre Län⸗ der zurückkehrten, würden ſie auf Grund ihrer eigenen An⸗ ſchauung in der Lage ſein, durch eine gerechte Schilderung der deutſchen Lebensverhältniſſe die Verſtändigung aller Völker mit dem deutſchen Volk zu fördern. Italien auf der Bau⸗ und Giedlungs⸗Ausſtellung Bei der großen Bau⸗ und Siedlungs⸗Aus⸗ ſtellung, dle vom 3. September bis 9. Oktober auf dem Feſthallengelände in Frankfurt a. M. abgehalten wird, kommt der Sonderſchau„Staatsführung und Baukunſt“ grundſätzliche Bedeutung zu. Dieſe Schau zeigt, wie in der Geſchichte durch alle 5 underte hin⸗ ahr durch, vom antiken Griechenland und vom 105 Rom bis auf unſere Zeit durch das Zuſammenwirken ſtaatsmänni⸗ ſcher Führer und großer Künſtler die Baukultur der Völ⸗ ker und der Zeiten geſtaltet wurde, und wie ſich durch dieſes Zuſammenwirken die Formen entwickelten, die durch die Jahrhunderte und Jahrtauſende ihre Gültigkeit behielten. In dieſer Sonderſchau„Staatsführer und. kunſt“ zeigt ſich dieſes Zuſammenwirken beſonders klar auch in der italieniſchen Abteilung. Es werden hier die Ausgrabungen des Duce in Bildern zu ſehen fein. die Ausgrabungen im alten Rom, wie die Ausgrabungen in Leptis magna, der alten blühenden Handelsſtadt in Afrika. Beſonders intereſſant werden aber auch die Bilder aus den Kolonien ſein die die Arbeit des Neuaufbaues in Libyen und Aethiopien darſtellen. Auch die Trockenle⸗ geg der Pontiniſchen Sümpfe wird bildmäßig vor Augen geführt. Vom Nutzen unſerer Kleingärten Wer etwa noch nicht überzeugt wäre von dem Nutzen unſerer Kleingärten, der müßte einmal hinauswandern in die Kleingartenkolonien vor den Toren der Stadt, um mit eigenen Augen zu ſehen, was dort Schweiß und Fleiß dem anfänglich zumeiſt mageren Boden abgerungen haben. Er würde ſofort eines Beſſeren belehrt und keinen Augenblick zögern, den Leiſtungen der Kleingärtner die verdiente An⸗ erkennung zu zollen. Die Zeit iſt vorbei, wo man die Leute, die als Penſionäre oder im Berufsleben ſtehend frühmor⸗ gens und abends nach getaner Arbeit ihren Kleingarten betreuen, ſo von„oben herab“ betrachtete. Heute ſtehen dieſe Volksgenoſſen ſelbſtbewußt und pflichtgetreu auf dem Po⸗ ſten, um das Ihrige zur Erfüllung des vom Führer im Vierjahresplan geſteckten Zieles beizutragen. Es will ſchon viel heißen, wenn ſie ihren eigenen Bedarf an Gemüſe zu ernten vermögen. Darüber hinaus können aber nicht unbe⸗ trächtliche Mengen von kleingärtneriſchen Erzeugniſſen dem Markte zugeführt werden. 15 000 badiſche Kleingartenbeſitzer gehören der Landes⸗ gruppe Baden des Reichsbundes deutſcher Kleingärtner e. V. als Mitglied an; ſie verteilen ſich auf 15 Stadtgrap⸗ pen, die größten ſind Mannheim mit 6000 und Karlsruhe mit 4000 Mitgliedern. Die erſt vor einem halben Jahr ge⸗ gründete Pforzheimer Stadtgruppe zählt heute bereits 1200 Mitglieder. Auch das— übrigens ſchon 200 Jahre alte— Kleingartenweſen erfüllt ernährungs⸗ und volkspolitiſche Aufgaben. Die darüber aufgeſtellten Richtlinien haben die Billigung der Reichsregierung gefunden. Den Kleingärt⸗ nern, die über 300 Quadratmeter Gartenland verfügen, werden Reichszuſchüſſe gewährt. Der Kleingarten iſt alſo mehr als eine Liebhaberei. Er verbindet den Stadtbewoh⸗ ner mit der Scholle, bietet körperkräftigende Beſchäftigung und trägt zur Geſunderhaltung der Familie des Beſitzers bei. In Karlsruhe geht die Entſtehung von Kleingarten⸗ kolonien bis auf das Jahr 1913 zurück. Einſchließlich Dur⸗ lach hat die Stadt im ganzen 110 ha Gelände für die An⸗ lage von Kleingärten zur Verfügung geſtellt, das von rund 3700 Kleingärtnern bewirtſchaftet wird. Auf Grund eines Generalpachtvertrages verwaltet die Stadtgruppe der Kleingärtner die Kleingärten ſelbſt, ſie ſucht ſich auch die Gartenpächter aus nach den vom Reichsbund herausgege⸗ benen Richtlinien. Die Pflege der Kleingärten verrät nicht nur die Liebe zur Natur, ſie ſpricht auch für den guten Geſchmack der Beſitzer, die ihre gärtneriſchen Anlagen, ihre Lauben und Hütten zu wahren Schmuckſtücken zu geſtalten wiſſen. Die Kleingärten werden an das ſtädtiſche Waſſerverſor⸗ gungsnetz angeſchloſſen. Die Stadt wendet für die Herſtel⸗ lung der Anlage 56000 Mark auf. Daß bei der Erweite⸗ rung der Stadt ein Gartengebiet von der Ueberbauung frei⸗ gehalten, alſo gewiſſermaßen überſprungen wird, iſt erſt⸗ malig. Die Stadtgruppe der Kleingärtner hat dieſen Be⸗ ſchluß der Stadtverwaltung freudig begrüßt und ſich bereit erklärt, im Verein mit der Stadt hier eine Muſteranlage zu ſchaffen. In den Karlsruher Kleingärten wird neben dem Gemüſebau und der Blumenpflege auch dem Obſt⸗ und Bee⸗ renbau beſondere Beachtung geſchenkt. Man zählt rund 23 900 Obſtbäume, darunter allein über 16 600 Pfirſich⸗ bäume. Dazu kommen rund 129 000 Beerenſträucher. Ab⸗ ſchließend ſei noch erwähnt, daß auch die Domäne auf Ge⸗ markung Karlsruhe 56 ha Gelände für Kleingärten zur . hat, ebenſo gibt es auf bahneigenem Ge⸗ lände der Reichsbahn 50 ha Kleingärten für rund 1700 Bahnangeſtellte. Jeder Deukſche benöligt zu ſeinem Schutz eine Volksgas⸗ maske! Marktberichte zuunngeimer Schweinemarkt vom 18. Auguſt: Auftrieb: 120 Läufer 31 bis 41 Mark, 261 Ferkel bis 6 Wochen 15 bis 22 Mark, über 6 Wochen 24 bis 31 Mark.— Markt⸗ verlauf: mittel. Mannheimer Gekreidegroßmarkt vom 18. Auguſt: Amt⸗ lich: Notierungen unverändert. Frankfurter Großviehmarkt vom 18. Auguſt. Auftrieb: 743 Rinder, darunter 146 Ochſen, 143 Bullen, 321 Kühe, 134 Färſen; ferner 979 Kälber, 44 Schafe und 640 Schwei⸗ ne. Notiert in Mark je 50 Kilogramm Lebendgewicht: Och⸗ ſen a) 43 bis 45, b) 37 bis 41, c) 34 bis 36, d) 29; Bullen a) 41 bis 43, b) 38 bis 39, c)—, d) 27; Kühe a) 40 bis 43, b) 35 bis 39, e) 28 bis 33, d) 20 bis 25; Färſen a) 42 bis 44, b) 40, e) 35; Kälber a) 62 bis 65, b) 54 bis 59, c) 45 bis 50, d) 35 bis 40; Lämmer, Hämmel b2) 48 bis 50, e) 42 bis 45, d)—, Schafe a) 38 bis 42, b) 35 bis 37, e) 30 bis 32; Schweine a) 60; b) 59, b) 58, c) 56, d) 53, 1) 57, 2) 55.— Marktverlauf: aa⸗Tiere über Notiz, Kälber und Schweine zugeteilt. Nimmt wirklich der Arbeiter teil? NS. Vor zwei Jahren las man in einem franzöſiſchen Blatt, deſſen Berliner Mitarbeiter an einer Kdc⸗Nordland⸗ reiſe teilgenommen hatte, es wären offenbar wenige„wirk⸗ liche“ Arbeiter unter den Reiſeteilnehmern, denn man hätte 0 viel„Leicas“ um die Schultern der Schiffsgäſte geſehen. Bei dem hohen Kaufpreis ſolcher Photoapparate, meinte der franzöſiſche Journaliſt, könne man auf die Einkommens⸗ verhältniſſe der Kd ⸗Reiſenden ſchließen. Uns iſt es nicht in den Sinn gekommen, das Verhält⸗ nis der Photoapparate zum deutſchen Arbeiter zu ſtudieren, um die ſegensreiche Wirkung der NS⸗Gemeinſchaft für den werteſchaffenden deutſchen Menſchen kennenzulernen. Es fällt uns auch nicht ein, den Begriff Arbeitet von einer be⸗ ſtimmten Einkommenshöhe bezib.»niedrigkeit abhängig zu machen. Wenn aber der Franzoſe ſchon meinte, an Kd⸗ Reiſen nähmen nicht ſehr viele Arbeiter— in ſeinem alten, klaſſenkämpferiſchen Sinne!— teil, ſo mögen er und ge⸗ wiſſe gedankenloſe Nachplapperer ſich durch Tatſachen eines beſſeren belehren laſſen: In dieſem Jahre hat man genaue Erhebungen ange⸗ ſtellt, um die Einkommensſchichtung bei Kdß⸗Reiſenden feſtzuſtellen. Danach kann man ſagen, daß weit über die Hälfte der Reiſeteilnehmer ſich aus ſolchen Volksgenoſſen zuſammenſetzt, deren Einkommen 150 Mark monat⸗ lich nicht überſteigt. Es bleibt daher gleichgültig, ob dieſe Volksgenoſſen den Genuß ſolcher Urlaubsfahrten nun eigener Sparfreude oder den Zuſchüſſen zu verdanken ha⸗ ben, die in vielen Fällen von den Betriebsführern gewährt werden. Nicht auf die Mittel, auf den Erfolg kommt es an. Und der Erfolg iſt der, daß im nationalſozialiſtiſchen Deutſchland Urlaubsreiſen tatſächlich nicht mehr Vorrecht einzelner, finanziell gut ſituierter Kreiſe, ſondern Gemein⸗ gut des ganzen Volkes geworden ſind. Intereſſant waren in dieſer Beziehung z. B. Feſtſtel⸗ lungen im Gau Magdeburg⸗Anhalt, in dem die Zuſammen⸗ ſetzung einzelner KdF⸗Züge ſtatiſtiſch erfaßt wurde. Danach waren bei einzelnen Reiſen 30 v. H. der Teilnehmer Volks⸗ genoſſen mit Monatseinkommen bis zu 100 Reichsmark, 35 b. H. verdienten 100 bis 150 Mark monatlich, 29 v. H. hat⸗ ten Monatseinkünfte bis zu 250 Mark und nur die reſtlichen 6 v. H. über 250 Mark. Koc hat aber auch den deutſchen Arbeiter an die deut⸗ ſche Kunſt herangeführt. Da hat man in der deutſchen Preſſe in letzter Zeit die Meldung geleſen, daß 3500 Kd⸗ Fahrer nach Bayreuth gefahren ſind. In früheren Jah⸗ ren hatte man einige hundert intereſſierte Menſchen dahin gebracht, auf Anregung von Dr. Ley wagte man in dieſem Jahre den Wurf, das Haus für zwei Veranſtaltungen ge⸗ ſchloſſen zu mieten. Welchen Anklang dieſer Plan gefunden hat, beweiſt die Tatſache, daß man die Zahl den Bedürf⸗ niſſen entſprechend ruhig um die Hälfte hätte vermehren können. Dabei handelte es ſich bei den reiſenden Volksge⸗ noſſen keineswegs etwa um Angehörige einer ſogenannten Mittelſtandsſchicht, um einmal frühere geſellſchaftliche Be⸗ riffe anzuwenden. Neben den 114 Arbeitskameraden der Reichsautobahn waren z. B. 54 Offiziere, Unteroffiziere und Mannſchaften. Bei 18 Mannſchaften und 18 Unteroffizie⸗ ren ſah man hier alles veueint— vom Soldat bis zum General. Sonſt waren noch Arbeitskameraden darunter, de⸗ ren Betriebe ihnen eine beſondere Auszeichnung zugedacht hatten; man ſah kleine Handelsangeſtellte ebenſo wie Ste⸗ notypiſtinnen und Handarbeiter, die von ſich aus die Koſten zu dieſer Reiſe aufgebracht hatten. Der Drang nach kulturellen Veranſtaltungen von Kd. iſt je nach der Zuſammenſetzung der Bevölkerung ſelbſtver⸗ ſtändlich verſchieden. Er wird aber auch beeinflußt durch die gegebenen bisherigen Möglichkeiten, und es braucht nicht beſonders merkwürdig anzumuten, wenn beiſpielsweiſe in Großſtädten das Bedürfnis nach leichterer Unterhaltung ſehr oft überwiegt. Darauf kommt es aber nicht an, weſentlich iſt, daß Beteiligungsmöglichkeiten an allem für alle gege⸗ ben ſind. Und die ſind da. Mit welchem Dank aber kulturell wertvolle Veranſtal⸗ tungen z. B. in minderbemittelten Schichten des Volkes auf⸗ genommen werden, zeigen die Erfolge, die ſolche Abende ernſten Inhalts in Erholungsheimen für Altersinvaliden hatten. Themen geſchichtlichen, philoſophiſchen und anderen Inhaltes, in Form von volksverſtändlichen Vorträgen ge⸗ boten, bildeten, wie die Heimleitungen verſicherten und aus eingelaufenen Briefen hervorgeht, tagelang den Geſprächs⸗ ſtoff pon Männern und Frauen. a Was für darſtellende Kunſt und wiſſenſchaftliche Dinge gilt, gilt auch in demſelben Maße für die Anteilnahme von dieſen Volksſchichten an den Werken der bildenden Kunſt. Den Arbeiter mit der Kunſt vertraut zu machen, iſt ebenſo Beſtreben der heutigen Zeit, wie ihn an der Ge⸗ ſtaltung der Kunſt tätigen Anteil nehmen zu laſſen. Die Schranken, die einſtmals zwiſchen Arbeiter und Kunſt ſich erhoben, ſind heute, dank der Bemühungen von Kdß, ge⸗ fallen. Auch hier zeigt ſich, wie ſehr dieſe Bemühungen we⸗ niger richtunggebend als vielmehr hindernisbeſeitigend zu e see e e eee eee Sowie 1 Meliſſengelſt mit vorzüglicher Wirkung bei Herzbeſchwerden nervöſer Art und Schlafloſigkeit.“ von Freundschaft und Liebe— um Ruf und Ehre einer Frau, mit Lil Dagover, Albrecht Flaſchen ab 90 Heiße Z auf Überanſtrengung des Herzens und der Verdauung zurückzuführen. age, ſchlafloſe Na Schlafloſigkeit und ähnliche ſommerliche Geſundheitsſtörut Nerven oder au Kloſterfrau⸗Meliſſengeiſt hat bei dieſen Be⸗ ſchwerden ſchon viele gute Erfolge erzielt. Als Heilkräuterdeſtillat übt er ichte einen allgemein beruhigenden Einfluß auf den geſamten menſchlichen Orga⸗ Empfehle: Erdnußkuchen, Hufes Palmzern kuchen Kokoskuchen, Maiskeimen ſchrot Frau Agnes Bontz, Crailsheim, Kronprinzenſtraße 6, am 12. 10. 165„Ich benutze Kloſterfrau⸗ Leiden auch Sie in den einmal einen Verſuch mit Nonnen; niemals loſe. nismus aus, ſodaß der Schlaf nicht ſozuſagen„erzwungen“ wird, fondern auf eine natütliche Weiſe öhne ungünſtige Nachwirkungen eintritt. So ſchrieb z. B. am 18. 1. 37 Herr ine Schlöſſerſtr, 18, u. g.;„Ich habe mir inzwiſchen Kloſterfrau⸗Meliſſengeiſt ekauft und nehme ihn nun regelmäßig. Die Wirkung iſt ausgezeichnet. kann ſeitdem beſſer ſchlafen und merke auch die beruhigende Wirkung auf die Nerven. Es freut mich, daß ich nun endlich ein gutes Mittel gefunden habe, nach dem ich ſchon ſo lange ſuchte. 8 Und weiter Herr Michael Albrecht(Bild nebenſtehend), Einrichter, Berlin N 31, Scheringſtr. 8, am 6. 5. 37:„ Ich hahe Ihren Kloſterfrau⸗Meliſſengeiſt verſucht und bin mit dieſem 12 zufrieden. Bei Schlafloſigkeit und Magenbeſchwerden an⸗ gewendet, hat er ſich ſehr gut bewährt und kann ihn auch jedem empfehlen. Ich werde nun ſchon 67 Jahre alt und gehe mit Luſt und Liebe zur Arbeit.“ eißen Sommertagen an ſolchen Geſundheitsſtörungen? Dann machen Sie lag. Ae een ge den Sie bei Ihrem Apotheker oder Drogiſten in fennig erhalten, Kloſterfrau⸗Meliſſengeiſt iſt nur echt in der blauen Packung mit den drei Schönhals, Sabine Peters. Im Vorprogramm: „Wiener Moden“. Ein Film, der jede Frau anzieht, — die„nichts anzuziehen“ hat. 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Ein Volk verlor Glauben und Hoffnung, und Tauſende töteten ſich ſelbſt, als die zügel⸗ loſen Horden der Eindringlinge 1587 in Cuzco, der alten Hauptſtadt der Inka, den herrlichen Sonnentempel ver⸗ wüſteten, als meuternde ſpaniſche Abenteurer das größte Heiligtum, das goldene Sonnenbild, demolierten, zerbra⸗ chen und um die Goldplatten würfelten. Da verlor die Sonne wirklich ihren Schein, und man konnte nicht mehr recht unterſcheiden, wer hier die Heiden und wer die Recht⸗ gläubigen waren.— Von einer brünſtigen Sehnſucht nach der Hohen, Strahlenden iſt der junge Aegypterkönig, der ſich ſpäter ſelbſt Echenaton,„Glanz der Sonnenſcheibe“ nennt, erfüllt, als er, ein Ketzer auf dem Thron, um 1370 v. d. Zeitrechnung allen andern alten Göttern den Krieg erklärt, ihre Zeichen beſeitigen läßt und den Sonnengott zum alleinigen Herrn und Hüter der Welt und aller Reiche erklärt, zum Geber aller Güter. Ein neues Symbol er⸗ findet er für dieſe Gottheit, eine Sonnenſcheibe mit Strahlen, die in Menſchenhände endigen; ſeine Hauptſtadt weiht er ihr, ein mächtiger Tempel wird der Sonne ge⸗ widmet, und Geſänge preiſen ihre Erhabenheit:„Deine Strahlen umarmen die Länder, durch deine Liebe be⸗ zwingſt du ſie; fern biſt du, aber deine Segnungen ſind bei uns“ Heimlich bekämpft die Prieſterſchaft ſein Werl; wir wiſſen nicht genau, wie dieſer Echenaton ge⸗ endet hat, aber täglich bewundern wir in allen Kunſt⸗ handlungen die Büſte ſeiner Gattin, der zierlichen Nofretete. An den alltäglichen Wundern geht der Menſch achtlos vorbei! Wer von uns ſieht noch einen Sonnenaufgang, wer das flammende Haupt über einer ſtillen erwartenden Landſchaft aufgehen, nachdem die Herolde des Lichtes auf eilenden Roſſen von Oſten über die Welt gezogen, hinein in das Unendliche! Ich ſah ein Kind weinen, das, zum erſtenmal in ſeinem Leben dem Steinhaufen der Groß⸗ ſtadt entflohen, über dem weiten Meer die Sonne auf⸗ ſteigen ſah. So arm ſind wir geworden! Das alltägliche Wunder, das einen ganzen Stern er⸗ hält, Rieſenreiche, 2000 Millionen Menſchen, alle Brunnen ſpringen läßt, alle Aecker tragen läßt und den Kelchen aller Blüten befiehlt:„Oeffnet euch!“... Das alltägliche Wunder! Vielleicht auch Lebensſpenderin für die Bewohner anderer Planeten. Was wiſſen wir darüber? Nichts! Wiſ⸗ ſen Sie, daß unſere Erde nur den 2735millionſten Teil der Sonnenſtrahlung erhält, daß alles andere von dem un⸗ geheuren Glutball andern Richtungen im All zugeſtrahlt wird? Wiſſen Sie, daß man 1 300000 Erdkugeln in die Sonne hineinfüllen könnte? Sie iſt der Motor der Welt, ſie ginge unter, dieſe Welt, ſie ſtände ſtill und verſänke in Nacht und Eis, wenn dieſer Motor aufhörte, ſeine Ener⸗ gien zu verſenden. Zweihundertfünfundſechzig Billionen Pferdekräfte entwickelt dieſer Motor, wie die Aſtrophyſiker herausgerechnet haben, die tagtäglich der Sonne den Puls fühlen in wohleingerichteten Sonnenwarten mit hundert kniffligen Inſtrumenten, hier wie in Tokio, in Amerika wie am Kap der Guten Hoffnung. Denken wir uns die Erde mit einem Eismantel umzogen, den ganzen gewal⸗ tigen Ball, den wir bewohnen, eingehüllt in eine Eis⸗ decke, zweimal ſo hoch wie ein Großſtadthaus— die uns in einem Jahr von der Sonne zugeſtrahlte Wärme genügt, um dieſem Eismantel zu ſchmelzen. Was iſt alles Licht der illuminierten nächtlichen Großſtadt neben dem Sonnenglanz? Wenn mitten am hellen Tag im blendenden Sonnenſchein der ganze Licht⸗ zauber einer ſolchen Stadt in Tätigkeit geſetzt würde, er verblaßte zu einer Unbedeutendheit, er wirkte kümmerlich, wie Kerzen in einer Kammer, die man vergaß auszu⸗ blaſen. 150 Millionen Kilometer fern ſchwebt dieſe Sonne, ſelbſt unſere ſchnellſten Flugzeuge hätten 40 Jahre unun⸗ terbrochen zu fliegen, um ſie zu erreichen, und doch über⸗ flutet die Weltleuchte uns mit ihrem blendenden Glanz, der gleich dem von 3 000 000 000 000 000 000 000 000 000 (in Worten 3000 Quadrillionen) Kerzen iſt. Was für ein Weltenfeuer! Die Aſtronomen und Phyſiker haben ſich jahrhundertelang den Kopf darüber Zähmung der Widerſpenſtigen Aufnahme: E. Haſe— M. „„„5CCFFFFFCCCCCbTbTTTTbTbTTbTbTbbbbbFbbTTTbbbCbbCbbbTbTbTTTVTVVbTVTVVVVTVTVVVVVVVVVVVVVVVVCCC zerbrochen, wovon es ſich nährt, wie der Herr der Welt es immer wieder neu beſchüttet, damit es nicht niederbrennt. ier liegt eines der größten Probleme der Naturforſchung berhaupt! Wer von uns, der da wohlig auf einer Bank unter langſam ſich begrünenden Büſchen im Sonnenſchein vor ſich hinträumt, denkt daran?— Alltägliches Wunder! Wäre die Sonne ſo etwas Aehnliches wie ein gewaltiger Brand, ſie wäre längſt verglüht und erloſchen. Eine der Sonne an Größe gleichende Maſſe aus beſter Steinkohle könnte nur etwa 25 009 Jahre brennen, man müßte jähr⸗ lich einen neuen Kohlenberg hineinſchütten, der ſechzigmal y groß iſt wie die Erde, um dieſes Feuer zu nähren und zu erhalten. Jährlich ſechzig Erdbälle aus Steinkohle 1 das gibt es nicht einmal in dem an unzähligen Wundern reichen Sternenraum! Wie fängt es aber dieſes leuchtende Wunder da oben an, ſeit Millionen Jahren(den älteſten Lebensſpuren auf Erden geben die Geologen und Palä⸗ ontologen ein Alter von annähernd tauſend Millionen Jahren) zu leuchten, zu ſtrahlen, ohne zu ermatten, zu altern? Eine knifflige Frage! Dennoch iſt man heute ihrer Löſung weitaus näher dis je zuvor. Zwar beſteht dieſe Sonne aus den gleicher Stoffen wie unſere Erde; Waſſerſtoff, Sauerſtoff, Kohlen Toff. Eiſen. Helium, Kalzium, Natrium, Magneſium, unk viele andere die Welt aufbauende Elemente ſind mit völliger Sicherheit auch auf der Sonne nachgewieſen, aber in den Tiefen dieſes enormen Gasballes, bei einer Tem⸗ peratur von Millionen Graden, exiſtiert der Stoff, die Materie, nicht in der uns auf Erden bekannten Form, ſie iſt aufgelöſt in ihre kleinſten Bauſteine, in die Ur⸗Energien der Welt, die mit unerhörter Geſchwindigkeit durcheinan⸗ derwogen, gegeneinanderprallen, Energien ausſtrahlen. Im Innern der Sonne zerfällt die Materie; der Stoff, das„Körperliche“, wird„Kraft“, wird Strahlung. Billio⸗ nen Jahre vermögen dieſe gewaltigen Energien, den Aller⸗ welts⸗Strahler„Sonne“ zu erhalten. All die Millionen fernen Fixſterne, ſie ſind nichts anderes als Sonnen in unfaßbaren Weiten, und es ſcheint, als ob ſie verſchieden alt ſind, denn ſehr verſchieden ſind ihr Licht, ihre Wärme, ihre Strahlung, ja, es mag Greiſe unter den ſernen Son⸗ nen geben, die ſchon erloſchen ſind, die dunkel durch die ungeheure Oede des Raumes treiben.— Einmal hat alles in dieſer wandelbaren Welt ein Ende, ſelbſt die Lebens⸗ dauer einer Sonne! Aber die Himmel rühmen des Ewigen Ehre, und es ſteht uns wohl an, uns Eintagsfliegen im Garten Gottes, daß wir uns verneigen vor der Majeſtät der Sonnenheere, denn„die unbegreiflich hohen Werke ſind herrlich wie am erſten Taa!“ Fedlacle iu dle Not Humoreske von Ralph Urban. Alle ſeine Freunde wußten, wie ſchlecht es um ihn ſtand. Sie luden ihn ein und tiſchten ihm auf, daß ſich zehn Mann hätten ſatteſſen können. Aber keiner kaufte ihm etwas ab. Und doch war Hinrich Janzen...„ein Bild⸗ hauer ganz großen Formats.“ Aber davon allein wurde er nicht ſatt. Und ſo lebte er; eben wie ein Menſch lebt, wenn er nichts hat. Und das verzieh man ihm nicht in den Kreiſen, die in der Lage ge⸗ weſen wären, ſeine Kunſt zu unterſtützen. Ein Künſtler mußte irgendwie herausfallen aus dem goldenen Rahmen fatter Behaglichkeit und geſicherten Gehaltsempfanges. Sonſt konnte es ihrer Meinung nach auch nicht allzu weit herſein mit ſeiner Kunſt! Bis einmal ein Verſtändnisvoller bei ſeinem Namen aufhorchte.„Sind Sie verwandt mit Hinrich Janzen, dem Bildhauer?“ fragte er den breitſchultrigen Mann im ſchäbigen, blauen Jackettanzug. Janzen leerte vor Freude, auch einmal als Künſtler gewertet zu werden, ſein Glas auf einen Zug.„Das bin ich ſelbſt, Herr Dirrigel!“ ſtrahlte er den alten Herrn an. Sie kamen ins Geſpräch. Ob er ihn einmal in ſeinem Atelier beſuchen dürfe?„Oder iſt ſchon alles verkauft?“ fragte Herr Dirrigel, nicht achtend der äußeren Armſelig⸗ keit des Künſtlers und in ehrlicher Ueberzeugung ſolcher Möglichkeit. Janzen lachte— ebenſo nichtsahnend, wer dieſer kun iſtfreudige Herr eigentlich ſei.„Ach nee...“ meinte er wegwerfend...„die ſ'tinkreichen Leute hier verſ'tehen ja nichts von Kunſt. Nee, nee.. abkaufen tut einen keiner was. Das ſ'teht noch alles bei mir rum und wartet auf ſo einen richtigen Kunſtfreund.“ „Da wäre zu wünſchen, daß der bald auftaucht?“ Dir⸗ rigel hob ſein Glas entgegen. Wieder lachte Janzen ſchal⸗ lend auf.„Den werden Sie hier nicht finden... In den Kreiſen beſ'timmt nicht, Herr Dirrigel... nee, nee!“ Die ſitzen auf ihren Geldſäcken und erzählen von Florenz und Paris, und was es dort für herrliche Kunſtwerke gäbe. Verſ'tehen tun ſie natürlich nich die Bohne davon.“ „Nanu.. Herr Janzen! So ſchlimm wird es doch nicht ſein?“ „Noch viel ſchlimmer, Herr Dirrigel! Aber wenn Sie mich beſuchen kommen, werde ich mich ſehr freuen... Sie verſ'tehen doch was von unſerem Kram! Sie brauchen aber keine Angſt zu haben, daß ich Ihnen deshalb auch was verkaufen will.“ „Ich weiß.. ich weiß, Herr Janzen.. ich kenne Ihre Arbeiten.“ Es lag ſo viel Anerkennung in ſeinen Worten. „Alſo, wenn Sie erlauben?“ Dirrigel blieb noch ein paar Minuten, als der Bildhauer ſchon gegangen war.„Fabel⸗ hafter Könner, dieſer Janzen!“ meinte er, in ehrlicher Be⸗ e hinter Janzen herblickend, zu ſeinen Gaſt⸗ gebern. „Gott ja“, erwiderte Frau Neumann, die Hausfrau, „aber ſo ein armer Schlucker, Herr Dirrigel! Wenn er auch ſonſt ein ſehr anſtändiger Menſch iſt... wirklich wahr da kann man nichts gegen ſagen... wir laden ihn eben ab und zu mal ein.. mehr kann ja auch nicht für den armen Menſchen tun...“ „So, ſo!“ Dirrigel blickte ſchmunzelnd auf die mit allen Zeichen ihres Reichtums behangene Frau.„Na, wenn er wenigſtens ein anſtändiger Menſch in Ihren Augen iſt, gnädige Frau.“ Sie ſah ihn mißtrauiſch an. Das hatte ſo ſpöttiſch ge⸗ klungen. Aber da ging Dirrigel auch ſchon weg. Heinrich Janzens Miene war verdüſtert. Kein Wunder, wenn man Hunger hat und nicht einen Groſchen in der Taſche! Annemarie, ſeine tapfere kleine Frau, ſtand zornig vor ihm.„Wozu hat man denn überhaupt Freunde, wenn ſie einem nicht mal aus der größten Not helfen?“ „Ja, ja, wozu hat man ſie wohl?“ „Nein, Kollege Balling verdient ſo viel mit ſeinen Büſten.. Er könnte dir beſtimmt etwas leihen... ſo ein alter Freund!“ „Er beißt ſich eher die Zunge ab, ehe er mir freiwillig ſeine Hilfe anbietet.“ „Und die reichen Neumanns?“ „Für die iſt mein Name nur Tafelſchmuck. Meine Ar⸗ beiten kennen die wohl kaum, und auf ihre ſilberbeladene Tafel können ſie ſie nicht gut aufſtellen Und der Quirril, der jetzt ſo ganz groß iſt.. Gott, kann der Mann wunderbar reden über Freundſchaft! Nee, nee, nur wer hat, dem wird noch dazu gegeben. Aber ſo ſind die Menſchen nun mal.“ Janzen ſchlug den Meißel in den Stein, als wollte er ſich damit alle Sorgen von der Herzen herunterſchlagen. Annemarie ſah ihm einen Augenblick noch zu, dann verließ ſie, ohne ein Wort zu ſagen, das Atelier. Kurze Zeit darauf klopfte es. Und dann geſchah das große Wunder!... Mathias Dirrigel, der in ſeinem Be⸗ trieb Tauſende von Arbeitern beſchäftigte, hatte von der letzten Ausſtellung her noch den am Amboß ſtehenden Schmied Janzens in Erinnerung und außerdem die pracht⸗ volle Gruppe junger Arbeiter an der Maſchine, die er ſchon damals hatte kaufen wollen. Aber da war die große neue Halle in der Fabrik noch nicht ganz fertig geweſen. So vertieft waren die beiden in ihr Geſpräch, daß ſie die leiſen Schritte Annemaries gar nicht gehört hatten, als ſie— unbemerkt von ihnen— in die neben dem Atelier liegende Stube gehuſcht war. Raſch packte ſie Sem⸗ mel, Butter, Kaffee, Wurſt und Schinken aus, die ſie mit vielen guten Worten nebenan im Laden gepumpt hatte— ein freudiges Lächeln auf den Lippen, als ſie ſich dabei Janzens Geſicht vorſtellte, wenn er all dieſe Herrlichkeiten ſehen würde! Doch jetzt horchte ſie auf! Janzens Lachen drang zu ihr herein—— ſo ein ſchönes, befreites, glückliches Lachen⸗ wie ſie es ſo ſelten mehr von ihm hörte. Wer mochte der alte Herr wohl ſein?“ Jetzt war ſeine Stimme deutlich zu vernehmen: „. Die Arbeitergruppe ſoll in der großen Leſe- und Er⸗ holungshalle aufgeſtellt werden...“ Meine Leute können auf dieſe Weiſe ihre Augen an den Anblick beſter Kunſt gewöhnen. Den Schmied behalte ich für mein Haus, als ymbol für den Gründer meiner Werke. Mein Vater hat ſeine Laufbahn als Schmied begonnen!“ Dann hörte Annemarie ihn noch eine Summe nennen, bei deren Höhe ſie ſchwindlig zu werden glaubte. Warum ſind die Menſchen ſo ruhelos? Humoreske von Ralph Urban „Wir bedauern ſehr“, diktierte Herr Runge ſeiner Stenotypiſtin,„nicht in der Lage zu ſein, auf Ihr Angebot ohne weiteres—“ Herr Runge blickte auf die Armbanduhr.„Quatſch!“ rief er.„Schreiben Sie ihm irgend etwas. Ich habe eine dringende Beſprechung, machen Sie die Poſt fertig, dann können auch Sie gehen.“ Die dringende Beſprechung war blond, vollſchlank und hochbeinig und für ſiebzehn Uhr zehn zum Eingang vom Stadtpark beſtellt. Es fehlten nur noch drei Minuten auf fünf. Herr Runge unterſchrieb haſtig ein paar Briefe. Der Fernſprecher klingelte. „Ich bin nicht da!“ rief der Chef ſeiner Sekretärin zu und ſauſte zur Tür raus. Treppe runter, Haus raus. Fünf Uhr zwei Minuten. Eben knatterte der Autobus von der Halteſtelle davon. Alſo Taxi! Der Standplatz war leer. Endlich kam eine Droſchke in Sicht. Herr Runge winkte. Der Chauffeur winkte zurück und fuhr weiter, vielleicht hatte er eine Beſtellung. Herr Runge ballte die Fäuſte, aber es half nichts.„Ich bin pünktlich wie eine Uhr“, hatte das blonde Glück geſagt. Schrecklich! Und es war das erſte Stelldichein. Alſo zum nächſten Standplatz. Runge begann zu laufen.„Hallo, hallo!“ rief es hinter ihm. Er bremſte ſcharf ab und drehte ſich nach dem Rufer um. Ein ſchmäch⸗ tiger Junge lief hinter ihm her, der nun gleichfalls abbremſte. „Was iſt los, habe ich etwas verloren?“ „Nee, ich wollte nur fragen, ob Sie es eilig haben.“ Runge heulte auf wie eine Sirene und traf daneben, der Bengel war flinker. Runge raſte weiter, Standplatz, Taxe, hinein!„Stadtpark!“ Der Anlaſſer knurrte wie ein Hund, dem man einen Knochen wegnehmen will, der Motor ſagte„Puff“. Das wiederholte ſich einige Male. „Ich werde verrückt!“ ſchrie Runge. „Immer mit der Ruhe!“ beſänftigte der Chauffeur, ſtieg aus und verſchwand hinter der Kühlerhaube. Runge ſtrampelte vierhändig. Der Chauffeur ſchloß den Kühler, ſtieg ein, der Anlaſſer knurrte, der Motor ſprang an. End⸗ lich! Fünf Uhr dreizehn. Bei der erſten Straßenkreuzung war rotes Licht. Bei der zweiten Straßenkreuzung war rotes Licht. Bei der dritten Straßenkreuzung war rotes Licht. Bei der vierten Straßenkreuzung war rotes Licht. Runge ſchluchzte leiſe und trocken vor ſich hin. Stadtpark, ſiebzehn Uhr dreißig, teine Spur von ihr. Natürlich war ſie ſchon weg. Man kann auch nicht von einer Dame verlangen, daß ſie länger als fünf Minuten wartet. Alſo würde er ſie nie wiederſehen. Unfaßbar, un⸗ möglich! Alles in ihm tobte, die Gedanken raſten wie ein hochtouriger Motor. Er hatte die junge Dame am Sonn⸗ tag in der Bahn kennengelernt. Helene hieß ſie und Schnei⸗ der. Wohnte bei ihrer Mutter irgendwo im Weſten der Stadt, aber wo? Hatte ſie Telephon? Und ſchon ſtürzte Runge auf das Fernſprcherhäuschen an der Ecke zu. Drinnen ſtand eine Dame, die ſprach und ſprach. Runge bewegte ſich inzwiſchen wie ein Bär im Käfig, der auf das Futter wartet. Die Dame ſprach weiter. „Gnädige Frau“, rief er hinein,„bitte, ich habe eine ſehr dringende Sache zu erledigen.“ „Ich auch“, ſagte die Dame und ſprach weiter. Endlich rauſchte ſie an ihm vorbei. Runge ſprang in die Zelle und blätterte fieberhaft im Telephonbuch.„Schneider— Adal⸗ bert— Albert—“. Es gab unendlich viele, aber keine Helene. Runge wiſchte ſich den Schweiß ab und trat an einem leiſe fluchenden Herrn vorbei ins Freie. Halt, dort drüben war ein Café. Alſo rein. „Das Einwohnerverzeichnnis!“ „Ein Glas Waſſer dazu?“ „Bringen Sie mir, was Sie wollen“, ſtöhnte Runge, „aber um Himmels willen zuerſt das Adreßbuch.“ Das Adreßbuch kam, Runge ſtürzte ſich darüber. Schneider— Schneider— Schneider— Helene— Helene — Helene— es gab ein gut Dutzend Helene Schneider. Runge notierte ſämtliche Anſchriften. Er mußte ſie finden, früher konnte er nicht ſchlafen, nicht eſſen, nicht arbeiten, überhaupt nichts. Runge zahlte und verließ das Café. Ein Auto wollte er ſich nehmen und von Anſchrift zu Anſchrift fahren. Es war Punkt ſechs. Runge zuckte zuſammen. Wer ging denn dort dem Eingang des Stadtparks zu? Sie! Siel Sie! Runge hätte brüllen können vor Freude, oder heulen. Er raſte hinüber. „Gnädiges Fräulein—“, rief er atemlos. „Ach, da ſind Sie ja“, ſagte die junge Dame.„Ich habe mich etwas verſpätet. Warten Sie ſchon lange?“ Zeichnung: Grunwald— M Kiebitz ſann vor ſich hin:„So viel, wie Sie mir wert ſind, kann ich Ihnen leider nicht geben...“ Gleich einer Windsbraut war das Glück ia Hinrichs Janzens Atelier herangebrauſt gekommen! Ein Scheck über Tauſende von Mark raſchelte in der zitternden Hand des Bildhauers. Er taumelte wie ein Betrunkener nach der Stube und legte Annemarie wortlos den Scheck auf den Tiſch. „Durch deine Arbeit, Hinrich“, ſagte ſie, vor Freude aufſchluchzend.„Nur durch deine Arbeit biſt du jetzt ein reicher Mann geworden.. Was werden wohl deine Freunde dazu ſagen, Hinrich?“ 5 Er ſchmunzelte.„Meine Freunde. Meine lieben Freunde werden ſich totfreuen über mein Glück, kleine Maus! Ich muß es ihnen ſchonend beibringen.“ Janzen tat dies auf eine beſondere Art—— nur um zu erfahren, wer ſein beſter Freund ſei. Kollege Balling empfing ihn mit gnädiger Herablaſſung. Er zog die Augen⸗ brauen hoch, als Janzen ihm mit tiefbekümmerter Miene erzählte, daß es ihm augenblicklich ganz miſerabel ſchlecht ergehe, und er den Freund deshalb um ein kleines Dar⸗ lehen erſuchte. „Geld, lieber Janzen?“ panzerte ſich Balling ſogleich voller Abwehr.„Verflucht rarer Artikel! Ich habe ſo viel zu zahlen. der große Haushalt.. mein neuer Wagen... Erholung dringend notwendig. Natürlich, ich habe enorm viel zu tun, verdiene auch ganz gut, ſehr rich⸗ tig! Aber du weißt ja— was ſoll ich groß erzählen—, das Leben koſtet noch und noch, je mehr ich verdiene, deſto grö⸗ ßer werden die Anſprüche Aber... Er griff in die Taſche und holte ein Fünfmarkſtiteck hervor.“ Vielleicht iſt dir für's erſte damit gedient?“ Strahlend nahm es Janzen in Empfang. Er zog einen Notizblock aus der Taſche und ſtellte einen regelrechten Schuldſchein über die erhaltenen fünf Mark aus.„Ord⸗ nung muß ſein. Ich laſſe dir den Betrag durch meine Bank überweiſen. Vielen Dank auch für deine großzügige Hilfe!“ Der andere lachte.„Bank? Guter Witz! Eilt nicht ſo ſehr, Janzen! Wenn du mal wieder bei Kaſſe ſein ſollteſt...“ i Da zog Janzen ſeinen noch uneingelöſten Scheck mit den vielen Tauſenden hervor und hielt ihn Balling vor die Augen.„Nur damit du nicht in Sorge um dein Geld biſt, lieber Freund!“ „Dirrigel... Dirrigel... hat von dir gekauft? Um dieſe enorme Summe?“ Balling ſchien die Sprache zu verlieren. „Tja, er ſchätzt mich anſcheinend ein bißchen höher ein als dul“ Damit legte Janzen ihm die fünf Mark wieder hin.„Ich wollte nur mal ausprobieren, wie hoch ich im Kurs bei meinen Freunden ſ'tehe. Nichts für ungut, lieber Balling!“ Damit tippte er nur lächelnd an ſeinen Hut und ſagte voll ausgelaſſenem Spott:„Auf Wiederſehen in einem beſſeren Leben!“ Nicht beſſer erging es ihm bei Frau Neumann, die an⸗ geblich nie bares Geld im Hauſe hatte, da ihr Mann alles nur durch Schecks bezahle. Bei Quirril, dem zur Zeit meiſtgeleſenen Schriftſteller, wurde er beinahe hinausgeworfen— ſo empört war Herr Quirril über die Zumutung, daß er ſein ſauer verdientes Geld verpumpen ſolle. Auf Janzens Hinweis, daß er doch enormes Geld durch Romane, Filme und Rundfunk ver⸗ diene, daß es ihm doch ein leichtes ſein müſſe, einem armen, notleidenden Freund zwanzig Mark nur zu leihen, ſchrie der andere los:„Nur, nur zwanzig Mark, dann weißt du, wie ſchwer man ſich davon wieder trennt! Arbeite, ver⸗ diene, mach es wie ich!...“ Da lachte Janzen dem anderen laut und ſchallend ins Geſicht.„Sehr richtig, ganz genau ſo werde ich es auch machen. Ihr ſeid wirklich hervorragende Lehrmeiſter, ihr lieben Freunde! Nie habe ich ſchönere Worte über Freund⸗ ſchaft geleſen als in den Büchern von Peter Quirril. Wie recht haſt du doch, daß du nicht zu deinen Worten ſtehſt! Vor wieviel Dummheiten bewahrſt du mich dadurch!“ Zuletzt ſuchte Janzen ſeinen alten Schneider Kiebitz auf, dem er noch Geld für den letzten Anzug ſchuldete,— eigentlich nur, um ihm zu ſagen, daß er in den allernäch⸗ ſten Tagen ſein Geld bekommen werde. Aber da packte ihn nach all den Enttäuſchungen noch einmal die Neugierde und die Luſt an dem nun einmal begonnenen Spiel. „Lieber Herr Kiebitz“, begann er ſogleich ohne alle Umſchweife.„Sie werden lachen, aber ich möchte Sie— trotz meiner Schulden bei Ihnen— ſogar noch anpumpen! Geht das?“. Der dünne, blaſſe Mann erſchrak ſichtlich. Es ging ihm nicht allzu gut. Die Kunden zahlten ſchlecht. Er konnte ſich geſchäftlich gerade ſo halten.„Wieviel wollen Sie denn haben, Herr Janzen?“ Er lief den Kneifer auf die Bruſt fallen und blinzelte aus glanzloſen Augen verlegen nach dem Beſucher hin. Ergriffen ſchaute Janzen auf den alten Mann. Wie ein Wunder erſchien er ihm. Und ſo ſagte er ſehr ernſt: „So viel, wie ich Ihnen noch wert bin, lieber Herr Kie⸗ bitz.. oder beſſer geſagt, was Sie mir geben können. Ich bin augenblicklich in größter Verlegenheit.“ Kiebitz kratzte ſich am Hinterkopf und ſann vor ſich hin.„So viel, wie Sie mir wert ſind, kann ich Ihnen lei⸗ der nicht geben, Herr Janzen. Aber ein Kunde hat mir vor⸗ hin fünfzig Mark gebracht. Wenn Ihnen das genügt?“ Die Freundſchaft zwiſchen Janzen und Kiebitz blieb bis an das Lebensende des alten Schneidermeiſters treu und unwandelbar erhalten. Janzen gelangte zu den höch⸗ ſten Ehren, und ſein Ruhm wuchs weit über die Grenzen des Vaterlandes hinaus. Aber wenn er Herzen und Glau⸗ ben brauchte, ſo ging er in das Volk hinein, weil er der Meinung war, daß ſie hier reiner, treuer und ſelbſtloſer zu finden waren als dort, wo man mit wunderbaren Worten und in der gewählteſten Sprache darüber zu reden verſtand. 8 Die Nachmittagsprobe ſollte im„Geſellſchaftszimmer“ ſtattfinden, einem Raum der Städtiſchen Konzerthalle. Dr. Swaatjen, der Städtiſche Muſikdirektor und Leiter der Aufführung, hatte ſich eben von den Soliſten verabſchiedet, um zum Mittageſſen nach Hauſe zu gehen. Sein Geſicht wirkte wie ausgebrannt, leer, erloſchen. Er hatte ſchwere Wochen hinter ſich. Abends ſollte mit der Aufführung eines Oratoriums das fünfzigjährige Beſtehen der Kon⸗ zertvereinigung feſtlich begangen werden; die Veranſtal⸗ tung war wichtig, von ihrem Wert hing die Fortdauer der ſtädtiſchen Zuſchüſſe und damit die Exiſtenz des Or⸗ ſcheſters ab. Seit Monaten probte er nun ſchon; der Chor hatte endlich begriffen, um was es ging, aber das Orcheſter Drachte Swaatjen immer noch in zitternde Erregung. Mit ſich und aller Welt unzufrieden ſtapfte er heim. „Na, wartet nur, Kerls!“ gingen ſeine Gedanken zu den Streichern.„Wartet nur bis heute abend! Ich werd's doch noch aus euch herausholen, ob ihr wollt oder nicht! Eure verfrorenen Geigen werde ich noch zum Singen brin⸗ gen, hol' mich ſonſt der Teufel! Und wenn ich ganz und gar dabei draufgehe!“ Ueber Swaatjens Orcheſterſorgen war das ſchwere Terzett der drei Soliſten, gefährlicher Höhepunkt des Ora⸗ toriums, in den Hintergrund getreten. Auch die Sonder⸗ probe für dieſes Terzett mit Orcheſter war ausgefallen; man hatte ſich geeinigt, daß bei der Generalprobe eine nochmalige Verſtändigung der Soliſten mit dem Klavier⸗ auszug genügen müſſe. Nun ſaß man da und war ſchlechter Laune. Die ſtatt⸗ liche Sängerin mit den koſtbar blitzenden Ringen, dem roten Geſicht und dem üppigen Blondhaar ärgerte ſich am meiſten. Madame redete und redete. Der korpulente Baſſiſt, an den ſie ihre Worte richtete, hockte wie ein Walroß auf ſeinem Stuhl. Schweigend ſpießte er mit einer kleinen Silbergabel Dörrpflaumen aus einem Holzkäſtchen, das er überall mithinſchleppte. Für einen Sänger war er be⸗ e normal. Er ſah phlegmatiſch aus und war es auch. Dorian Leen hatte der Jeremiade der Kollegin mit höflicher Zurückhaltung und gutverborgener Nervoſität zugehört. Er war der Jüngſte von den dreien, ſehr ſchnell, faſt kometengleich in die Reihe der erſten Konzertſänger gerückt, Tenor von hoher Kuktur. Das hellgelbe Haar der Sopraniſtin und das Schwer⸗ gewicht des Baſſiſten gingen ihm heftig auf die Nerven, er fühlte ſich müde, unluſtig und maßlos gereizt und hielt mur mit Mühe die kollegiale Höflichkeit aufrecht. Um ſei⸗ nen Mißmut zu verbergen, ſtand er auf. „Will doch einmal probieren, wie der Flügel klingt“, ſagte er haſtig und ließ ein paar volle, harmoniſche Akkorde auftönen. Die Sängerin ſah ihm neugierig nach. Der Mann war ohne Senſation. Es hieß, er ſei früher Meſſerſchmied in Solingen geweſen; andere behaupteten, er ſei Ungar trotz ſeines holländiſch anmutenden Namens. Jedenfalls tauchte er vor drei Jahren plötzlich in Berlin auf, ſang überall vor, bekam überraſchend ſchnell gute Engagements. Die Sängerin ſtellte feſt, daß der junge Kollege gut ausſah. Nur wenig über Mittelgröße, aber von einer be⸗ henden, kraftvollen Geſchmeidigkeit, die an ein großes, ſchönes Tier erinnerte. In dem markanten, braunen Geſicht ſtanden überraſchenderweiſe zu dem kräftig dunkelblond ge⸗ tönten Haar Augen von irritierendem, gefährlichem Blau. Man könnte ſich in dieſe Augen verlieben! In dieſem Augenblick wandte ſich der Sänger Dorian um:„Ganz annehmbar, der Kaſten. Wollen wir anfan⸗ gen?“ Und während die Sängerin und der Baſſiſt lang⸗ ſam Anſtalten machten, zum Flügel zu kommen, ſang er ſich mit ein paar Tönen frei und ging in eine ſchmelzende Kantilene aus ſchnell improviſierten Klängen über, der er eine Flut von hellen, hohen Tönen folgen ließ, voll von unbändiger Kraft und einer ſo ans Herz greifenden Süße, daß die beiden anderen Soliſten mitten im Schritt inne⸗ hielten und ſich erſchüttert anſahen. 11 Vor der Tür ſtanden zwei Menſchen und lauſchten gebannt. Das junge Mädchen ſah den Begleiter an. Sie war blaß geworden. Welch eine herrliche Stimme! Ge⸗ waltſam riß ſie ſich aus dem Zauber der Töne, die jetzt, in ein ſtreng lineares Klanggebilde gefügt, vom tiefen, dröhnenden Baß wirkungsvoll unterſtrichen, erneut her⸗ überdrangen. 5 „Kall, hören Sie nur! Die wundervolle Stimme!“ „Kann allerlei, der Mann!“ ſagte Herr Kall, der Pho⸗ tograph der„Morgenpoſt“.„Wie iſt's denn nun, Fräulein Doktor? Gehen wir jetzt hinein?“ „Unſinn, Kall! Da iſt doch noch Probe!“ „Möchte nur wiſſen, wie wir heute fertig werden ſol⸗ len“, brummte der Photomann.„Ich muß doch noch zum Sportfeſt hinaus! Der Aufmarſch hat ſicher ſchon be⸗ gonnen!“ Eben ſetzte das Terzett ein: Sopran, Baß, Tenor. Einige Minuten lauſchten beide mit angehaltenem Atem. Sogar Kalls ärgerliches Geſicht glättete ſich etwas.„Schön, ſehr ſchön!“ ſagte er anerkennend. „Drei ganz berühmte Leute, Kall. 2 „Ja, ja. Trotzdem wünſchte ich, daß wir nicht länger zu warten brauchten. Vielleicht unterbrechen Sie doch die Probe, Fräulein Doktor, interviewen Sie die Künſtler ſchnell und bitten Sie ſie, daß ich eine Aufnahme machen kann.“ Er ſah zu Johanna Berke hinüber, die nachdenklich auf die braune Eichentür ſtarrte.„Wie iſt's denn? Augen⸗ blicklich proben ſie anſcheinend nicht.“ „Na ſchön, Kall, ich werde Sie erlöſen. Warten Sie Hier.“ Während Johanna ein paarmal an die Tür klopfte, dachte ſie, daß es doch nichts Unangenehmeres gäbe, als fremden und berühmten Menſchen mit ſo einer Ausfrageret läſtig zu fallen. Sie klopfte noch einmal, diesmal ſehr energiſch. a Eine helle Stimme rief:„Bitte?“ Johanna Berke trat ein. Drei erſtaunte Geſichter wandten ſich ihr zu. — „Verzeihen Sie, bitte, die Störung. Ich komme im Auftrag der„Morgenzeitung“. Mein Blatt möchte gern anläßlich der Aufführung heute abend eine Aufnahme von Ihnen bringen. Unſer Photograph wartet draußen. Es dauert nur einen Augenblick, bitte.“ Der Baſſiſt brummte etwas, das man für Zuſtim⸗ mung halten konnte. Die Sängerin zögerte.„Wir haben nämlich gerade Probe, Fräulein—“ „Dr. Berke“, unterbrach Johanna. Ihre knappe und förmliche Art, ſich vorzuſtellen, ſtand im Gegenſatz zu einer ſehr weiblichen Erſcheinung: natürlich gelocktes, dunkel⸗ blondes Haar, ſchmales Geſicht mit klugen, dunklen Augen, große Geſtalt, ſchlank und kraftvoll. Dorian Leen warf ärgerlich ein:„Muß das denn durchaus ſein? Gerade jetzt mitten in der Probe?“ „Nachher haben wir erſt recht keine Zeit“, beſchwich⸗ tigte die Sängerin.„Kommen Sie nur, Leen, es dauert ja nicht lange.“ Johanna war bei den heftigen Worten des Tenors zuſammengefahren. Sie bog die Lippen ſchmal zuſammen und beſtätigte noch einmal: „Es wird nicht lange dauern.“ Sie ging zur Tür: „Kall! Bitte!“ 8 Photograph arbeitete ſchnell und geſchickt. Er nickte ſeiner Kollegin nach der zweiten Aufnahme dankbar zu. Johanna hatte gerade überlegt, daß zum Interviewen jetzt der ungeeignetſte Augenblick ſei. Sie hoffte nun, daß ſich nach dem Konzert eine Gelegenheit finden würde. eure e eee ee. e te ee eee ee Zeichnung: Drewitz— M. Johanna Berke trat ein. Drei erſtaunte Geſichter wandten ſich ihr zu.„Verzeihen Sie, bitte, die Störung In aller Höflichkeit dankte ſie den Künſtlern und wandte ſich dann an die Sängerin und den Baſſiſten. „Wenn Sie Bilder wünſchen, ſagen Sie es, bitte, Herrn Dr. Swaatjen, er wird ſie Ihnen durch uns zuſtellen. Guten Tag.“ Von Leen, dem hochmütigen Tenor, nahm ſie keine Notiz mehr. 5 „Energiſche junge Dame“, dachte Leen und ſah ihr nach. Ihr federnder Gang fiel ihm auf, ſo etwas Hübſches ſah man nicht alle Tage. „Nettes Mädchen“, ſtellte der Baſſiſt feſt. Er hatte Gefallen an hübſchen Frauen, aß gern Hummer, trank gern Rheinweine— das lag alles für ihn auf der gleichen Linie der kleinen Lebensfreuden. „Sie mögen wohl Journaliſten nicht, Leen?“ fragte die Sängerin mit der ſelbſtverſtändlichen Vertraulichkeit, die ſie allen Kollegen— ob ſie wollten oder nicht— zuteil werden ließ. Es war, als ſchlüge ſie mit jedem Wort dem anderen immer begütigend auf die Schulter. Leen fuhr ſich nervös durch das dichte, braune Haar: er ſtand ganz in Gedanken verſunken, die ſcharfen blauen Augen verloren ſich in weiter Ferne. Unter der Frage der Sängerin ſchrak er zuſammen.„Ich war gerade mit⸗ ten in der Partie“, entſchuldigte er ſich haſtig und lenkte ab mit den Worten:„Ob wir nicht doch die Piano⸗Stelle noch zarter nehmen? Was halten Sie davon, Profeſſor, wenn ich ſo einſetze?“ Ein paar helle Töne ſchwangen weich und klar durch den ungemütlichen Raum. „Fabelhaft“, begeiſterte ſich der Profeſſor.„Wer war eigentlich Ihr Lehrer, Leen?“ „Profeſſor Rolfs.“ „Dann ſei ihm viel verziehen“, brummte der Baſſiſt und forderte die Sängerin zum Einſatz auf. Die drei Stimmen klangen zuſammen: helles, flüſſi⸗ ges Silber des Soprans, ſtählerne Kraft des Tenors, ge⸗ bunden vom dunklen Baß. „Na, prächtig!“ „Es hat doch ſchöne Höhepunkte, das Werk!“ „Na, nun wird Swaatjen ja wohl zufrieden ſein, der anſpruchsvolle Herr!“ meinte die Sängerin. Der Baſſiſt rief:„Schluß jetzt, Herrſchaften, ich habe wirklich genug!“ Klappend flog die Flügeldecke zu. Man ſtand in dem großen Flur, der Konzerthalle und das angebaute Hotel voneinander trennte. „Ach, Frau Thorneck, ſagten Sie nicht vorhin, ich hätte das Interview⸗Mädchen ſchlecht behandelt? 5 weiß, ich bin immer greulich, wenn ich aus der Arbeit geriſſen werde. War's ſo ſchlimm. daß ich mich entſchuldigen muß?“ „Aber Leen! Wie kommen Sie auf einmal darauf?“ „Mir fiel ein, das Mädchen hatte einen ſo beſonderen Gang, ſo auffallend hübſche Bewegungen, als ſie hier durch die Drehtür ging—“ „Da bringen Sie's wohl fertig, ſich in den Gang einer Frau zu verlieben?“ Der Baſſiſt grunzte heiter. Der Sänger Dorian zuckte die Achſeln.„Heute nicht! Nein. Bei meiner anſtrengenden Partie habe ich andere Sorgen.“ Er ſchlug den weißen Seidenſchal feſter um den Hals.„Hier zieht's mörderiſch— gehen wir doch lieber ſchon hinauf.“ Man verabſchiedete ſich vor Leens Zimmer, das der Treppe am nächſten lag, und wünſchte ſich gegenſeitig Hals⸗ und Beinbruch. ** Johanna Berke ſteckt den Kopf durch die Tür der Redaktion.„Störe ich, Bruck?“ Dr. Wilhelm Bruck, der Feuilletoniſt der„Morgen⸗ zeitung“, hebt den Kopf.„Gar nicht, Berkemädchen, kom⸗ men Sie nur herein. „Bruck, ich gehe jetzt nach Haus, mich umzuziehen. Wenn der Chef nach mir fragt: ich bin heute abend im Konzert. Swaatjen wird's ſchaffen, hoffe ich. Uebrigens: Kommen Sie mit? Hier iſt die zweite Karte.“ „Schade, ich habe keine Zeit. Bin ſchon verabredet.“ Johanna Berke ärgert ſich einen Augenblick lang über die Ablehnung. Früher iſt Bruck häufig mitgegangen. Früher—— „Haben Sie eigentlich die Soliſten interviewt, Berke⸗ mädchen?“ „Interview? Ach, richtig, Bruck. Die Bilder hab' ich, mehr noch nicht, wir ſtörten die Künſtler gerade bei einer Sonderprobe, da ging's nicht. Aber der Chef wird ſich ja wohl bis morgen gedulden.“ „Das muß er in dem Falle wohl. Ich ließe mich übri⸗ gens auch gern einmal von Ihnen interviewen!“ „Schön, wir bringen dann im lokalen Teil: In eige⸗ ner Sache— Unſer ſehr beliebter Kunſtſchriftleiter Dr. Wilhelm Bruck plaudert heute aus ſeinem Leben: Ich war das einzige Kind meiner Eltern—“ „Armen, aber ehrlichen—“ „Aber Bruck! Ueberlegen Sie ſich was Beſſeres! Und ich muß jetzt heim.“ „Einen ſchönen Abend, Berkemädchen, Sie ſeltſamer Lichtblick in dieſer finſteren Redaktion.“ füll„Lichtblick! O Bruck, Sie reden ja heute im Roman⸗ 1 10 „Färbt ab, Berkemädchen—“ „Armer Bruck! Na, bis morgen.“ „Wiederſehen! Vergeſſen Sie nicht: elf Uhr Kunſt⸗ halle. Neue Bilder von Pleß. Auch Plaſtiken. Sehr gute Sachen darunter.“ „Werd' mir alles anſehen. Gute Nacht, Bruck!“ Noch auf dem Heimweg kreiſen Johannas Gedanken um ihren Kollegen Bruck. Ach, was macht dieſer feine Kerl nur aus ſeinem Leben! Wer hat ſo ein reiches Wiſſen, ſoviel zarte, rührende Menſchlichkeit! Und ſo ein Menſch muß ſich in dieſe Frau verlieben! Ausgerechnet Bruck! Es wäre zum Lachen, wenn es nicht ſo traurig wäre. Das iſt wirklich eine dunkle Sache mit dieſer Liebe. Manja Morenzo iſt keine große Schauſpielerin, keine Säu⸗ gerin von Geſchmack und Kultur, ſondern dritte Tänzerin der Tanzgruppe des Stadttheaters und Statiſtin, die nur aus Abenteuerhunger zur Bühne kam. Klein, quirlig, rot⸗ haarig, große blaue Augen, ein niedliches Püppchen mit hoher, zwitſchernder Vogelſtimme. Gehirn wie ein Spatz, eitel, albern, auch im Ruf nicht ganz zweifelsfrei: geſchie⸗ den vom Korrepetitor, einſtige Geliebte des Tenors, Ex⸗ freundin des erſten Geigers. Und nun Brucks Liebe, über der er ſogar ſeine Arbeit vernachläſſigt. Große Liebe? Große Leidenſchaft! Johanna Berke ſeufzt tief und erleichtert: Gut, daß ſie von ſolchen Erlebniſſen verſchont geblieben iſt. Sie nähert ſich ihrer Wohnung und freut ſich auf ihr kleines Heim im barocken Stadtpalais, das von einem hohen Schmiedeeiſengitter umgeben iſt. Im weiten Halbkreis umzieht dieſes Gitter den großen Bau, in der Mitte iſt ein rieſiges Einfahrtstor mit einem ſchönen Wappen, und dann kommt ein großer Hof mit holperigem Kopfſtein⸗ pflaſter. g Der Eingang zum Haus iſt nachts ohne Licht; zur reichgeſchnitzten Haustür, die mit einem rieſengroßen, ſchweren Schlüſſel zu öffnen iſt, führen vierzehn ausgetre⸗ tene Sandſteinſtufen. Von einer rieſigen, hohen Halle, die mit grauen Steinplatten ausgelegt iſt, und an deren Wän⸗ den Ritterrüſtungen hängen, führen gewundene Holztrep⸗ pen nach oben. Drei von den Zimmern im erſten Stock hat Johanna Berke der uralten Gräfin zur Nieden, die eigenſinnig den alten Bau zu halten ſucht, abgemietet. Auf dem Schreibtiſch im Wohnraum liegt heute keine Poſt, ſtellt Jo— ſo nennen ihre Freundinnen und Freunde ſie— bedauernd feſt. Jo ſchnuppert: Was iſt denn nur für ein ſeltſames Parfüm in der Luft? ö Aus dem nebenliegenden Schlafzimmer, in dem ein großes⸗ grünes Schleiflackbett ſteht, ein grüner Kleider⸗ ſchrank mit luſtig gemuſterter bunter Seidengardine, ein hoher Stehſpiegel, kommt leiſes, unterdrücktes Lachen. f Mit einem Satz ſpringt Jo auf und ſieht in ein lachen⸗ des Mädchengeſicht, das hinter dem Bett hervorlugt: „Aurikelchen! Du! Nicht möglich!“ „Willſt du jetzt nicht noch die geiſtreiche Frage ſtellen, wo ich herkomme?“ g „Schön, ich will mir's verkneifen. Erlaube mir we⸗ nigſtens die Frage: Wie kamſt du in weine Wohnung?? „Die Tür deines Palazzo war offen. Wie ein Dieb auf den bekannt leiſen Sohlen ſchlich ich nach oben, da ſtand eine herkuliſch gebaute Frau, die deinen Vorſaal unter Waſſer geſetzt hatte.“ ö „Frau Marten, meine Putzfrau?“ »Alldieſelbe! Sie ſchien mich wiederzuerkennen u ließ mich unvorſichtigerweiſe herein.“ 7 (Fortſetzung 1 Schachaufgabe. ö 5 1 8 4 .. 5 0 2 = 0 S—. — Weiß zieht und ſetzt mit dem zweiten Zuge matt. Silben⸗Rätſel. Aus den Silben: a— a— ac— ar— ba— bach— be— bro— chen — der— dieb— dorf— dras— e— en— en— giß— hu— ig— ku— lau— le— le— lo— ma — mae— me— mein— na— ne— ners— ni— nicht— o— raa— rei— rie— ro— ro— ru — ſchatz— te— ter— ti— til— ver— wild— xan find 17 Wörter zu bilden, deren Anfangsbuchſtaben, von ben nach unten, einen Komponiſten, und deren Endbuch⸗ ſtaben, ebenſo geleſen, zwei ſeiner Opern nennen. Die Wörter bezeichnen: 1. Schlachtort in Branden⸗ burg, 2. männl. Vornamen, 3. deutſchen Dichter, 4. fran⸗ zöſiſchen Schriftſteller, 5. Stadt in Indien, 6. mexikaniſchen Landſtrich, 7. deutſche Stadt, 8. Stadt in Mähren, 9. Trup⸗ pengattung, 10. Blume, 11. Stadt in Sachſen, 12. römi⸗ ſchen Kaiſer, 13. Verbrecher, 14. Vogel, 15. phyſikaliſches Inſtrument, 16. Fluß in Spanien, 17, europäiſchen Staat. Gleichklang. Nimm ein Beiſpiel dir an meinem Zimmer, Sei auch du, mein Freund, wie dieſes immer. Zahlen⸗Rätſel. 34 5 678 9 Maat des Jahres 49 Maler 63 12 Nebenfluß der Havel 338 Geiſtiger Schöpfer des Internatio⸗ nalen Roten Kreuzes 17 3 Afrikaniſches Gebiet 5934 Zahl 8256 Monatsname 32 7 Stadt in Italien 8 9 Landwirtſchaftliches Gerät Koppelrätſel. Au Berg Brau Butte Chlor Egel Ehe Elbe Euter Feld Form Frei Gat Hag Heide Kap Katt Laſt Lei Mal Maß Paar Reis Ria Rute Schau Schläger Schnee See Tal. Unter Zuhilfenahme der Buchſtaben abeeeil m m D fer ſt w ſoll aus je zwei der vorſtehend genannten Wörter ein neues Wort zuſammengekoppelt werden, die indes einen ganz anderen Sinn haben. Die verbindenden Buchſtaben ergeben, richtig geordnet, eine herbſtliche Naturerſcheinung. ic gſalſt fur Aer clit, NANAARN-FXANTA 478.8 em 5 KIME-FA AKT 24 36 mm 9 7 Schlit. verschlug von/ 7 72 5 17 1 0 e bis ig Sekunden/ Selbst. 5 4 Hun Seim guslösetf, Aus wechsel- Let es nicht widersinnig, Rheumaschmer- bore Objekijve bis 11. nien zu erleiden, wenn Sie sich mit Bal Prospekt gratis ems“(Flasche nur RM 1. 12) so leicht ein- weilgehende Linderung verschaffen köp- men? Deun die schmerzlindernden Be- ntandteile von„Balsam 8“ dringen gleich mach der Einreibung durch die Poren in 0 Ale tiefen Gewebeschichten Man merkt bvofort die Wirkung: Ein Warmer heilender 85 utstrom fließt dure 1HaeEE- Ka ENAN. DRESDEN-STFRIZESEN ST h die ewebezellen und die feinen Kapillargefäße.„Balsam“ ist aucb vorzüglich bei Gicht. 0 Hexenschuß, Gliederreigen, függ ervenschmerz. u. a. Achten de aber gul die abgebildete A in Achtform.% Frels: NN 1. 12„Balsam 8“ mit ü 2 der ee ist nur in Für Deutſchlands Jugend Apotheken zu haben. iſt kein Opfer zu groß 2 N 5 0 Balsam Acht Spendet Freiplätzel Sum Zeitoertreib Kaſten⸗Rätſel. 8 * 24 1 Die 49 Buchſtaben: 3 a, 1 b, 4 d, 2 e, 1 g, 2 i, 1 3, 2 k, ) ſo in die Felder vorſtehender Figur einzuordnen, daß in den waagerechten Reihen Wörter mit folgender Bedeutung entſtehen: l. von A-: a: Berühmter Reiſender, bd: Ge⸗ würzkraut, c: Kleines Pferd, d: Oberſter Teil einer Er⸗ hebung, e: Pflanze, k: Monatsname, g: Nebenfluß der Warthe. II. von 8— 0: a: Sauerſtoffverbindung, b: Uni⸗ verſität in Schweden, e: Grafſchaft und Stadt in England, d: Zeitgeſchmack, e: Europäiſche Hauptſtadt, k: Berg in Tirol, g: Kleinſter Teil der Materie. Sind die Wörter richtig gebildet, ergeben die ſtark umrandeten ſenkrechten Felder einen Kultort im alten Griechenland. Die End⸗ buchſtaben der Wörter unter! ſind gleichzeitig die Anfangs⸗ buchſtaben der Wörter unter II. Auflöſungen aus voriger Nummer: Magiſches Kreuzworträtſel: Waagerecht und ſenkrecht: 1. matt, 2. Aarau, 3. Treuhaender, 4. taub, (5.) Lima, 5. Land, 6. Indogermane, 7. Miere, 8. Aera, 9. Manie, 10. Aſe, 11. Dora, 12. Nei, 13. Ile, 14. Lee, 15. Tenne, 16. Amen, 17. Neer. N Nein umständliches Uerbindlen! Nur einen Streifen abschneiden, die Schutzgaze abnehmen und den Schnelverbend auflegen, schon ist die Wunde hygienisch verschlossen. AHD Geographiſches Silbenrätſel: 1. Salzach, 2. Cilli, 3. Hebriden, 4. Ilfeld, 5. Capri, 6. Karlsruhe, 7. Erkelenz, 8. Dagbe, 9. Ili, 10. Connecticut.—„Schicke dich in die Zeit!“ Wortverſchiebung: tupf zier poch kiel onyx anis chef voll Picknick. Einſetz⸗Rätſel: 1. Erinnye, 2. Meiſter, 3. Ele⸗ ment, 4. Lorelei, 5. Omelett, 6. Sechſer, 7. Entente. Verſteckrätſel: Gluthitze Steckling Aufſicht Serenade Iſegrim Begutachtung Leheſten Imker Lehrſtuhl. Glueckliche Reiſe, gute Heimkehr. Zeichnung: L. Krenczek— M. „Na, verſtehen Sie auch was vom Rundfunk, Herr Krüger?“ „ne ganze Menge ſogar!— Aber ich wäre Ihnen trotzdem dankbar, wenn Sie mir mal den Vergaſer und die Zylinder zeigen würden!“ „Oh, da biſt du ja ſchon, Emil!“ „Emil? Wieſo Emil?“ „Verzeih! Ich dachte heute wäre Mittwoch.“ „Herr Direktor, unter welcher Rubrik ſoll ich die Summe buchen, mit der unſer Kaſſierer durchgebrannt iſt?“ „Am beſten wohl unter— Laufende Ausgaben!“ 5 „Dir fehlen nur die Hörner, dann wärſt du ein voll⸗ kommener Eſel!“ „Aber ein Eſel hat doch keine Hörner!“ „Na, ſiehſt du; dann fehlt dir eben nichts!“ E „Geſtern iſt ein Faſſadenkletterer bei mir durchs Fen⸗ ſter eingeſtiegen!“ „Na, und?“ „Er hat mir zwei Mark gepumpt!“ „... und Sie heißen?“ „Adelgunde Sorgenkraut.“ „.. komiſcher Name!“ „Ach, wenn man ſich dran gewöhnt hat, geht's!“ *. „Sie halten mich wohl für einen Trottel?“ „Nein. Aber ich kann mich irren!“ Schluß des redaktionellen Teils. Jedem Oeutschen stiu gau 2 Eine im vorigen Jahr durchgeführte Sta⸗ 8 tiſtik ergab, daß nur rd. 10 v. H. aller Haus⸗ haltungen in Deutſchland mit Badezimmern oder Badeeinrichtungen ausgeſtattet ſind. Wir ſtter alſo weit von dem hygieniſch not⸗ wendigen Ziel:„Jedem Deutſchen ſein Bad“ entfernt. Es werden in den nächſten Jahren vornehmlich Siedlungen, Eigenheime und Kleinwohnungen gebaut. So erhebt ſich die Frage, ob im Durchſchnitt der zuͤr Verfügung ſtehenden Mittel Baderäume eingerichtet werden können. Der hier und da ge⸗ machte Vorſchlag, auf den Baderaum zu verzichten, alſo auf das täglich mögliche warme Vollbad und ſich mit einer Duſche zu hehelfen, iſt nur eine halbe Löſung und vom Standpunkt der ygtene, namentlich bei der Kinderpflege und dann, wenn vom 1 warme Bäder verordnet werden, äußerſt unbefriedigend. Ueberdies haben Berechnungen von Fachleuten ergeben, daß die Einrichtung eines Baderaumes mit dem ohnehin gebräuchlichen Brikettbadeofen bei geſchickter Grundrißanordnung nur etwa um 30 RM. mehr koſte als eine Duſchniſche. In verſchiedenen Siedlungshäuſern iſt bereits eine raum⸗ ſparende Verbundanordnung von Waſchküche und Baderaum durchgeführt worden. Der Waſchkeſſel liefert dann gleichzeitig das warme Waſſer für das Bad. Neuerdings führt ſich ein brikettbeheizter Badeofen ein, der nicht einmal eine beſondere Grundfläche benötigt, falls bei ſehr eingeſchränkten Raum⸗ verhältniſſen der übliche Badeofen nicht möglich ſein ſollte. Um einen Anhaltspunkt für die Betriebskoſten zu haben, hat man Verſuche angeſtellt, die ergaben, daß eine neuzeitliche brikettbeheizte Badeofeneinrichtung für ein warmes Vollbad nur etwa 4 Braunkohlenbriketts benötigt. Das koſtet 5 bis 7 Pfg. Es wird dabei außerdem der ganze Raum mit erwärmt und der Beweis geliefert, daß mit dieſem kleinen Betrag das warme Vollbad aufgehört hat.„Komfort“ zu ſein. Zum Wochenende? und„Zum Zeitvertreib“ Nr. 84 erſcheinen als Beilage. DA 2. Bl. 38: über 620 000. Pl.⸗Nr. 8.— Für die auf dieſer Seite erſcheinenden Anzeigen iſt der Verlag der vorl. Zeitung nicht zuſtändig. Verantwortlich für die Schriftleitung Kurt Winkler, für Anzeigenteil Carl Görg. Verlag Sonntags⸗ blatt Deutſcher Provinz⸗Verleger, ſämtl. in Berlin SW 68, Lindenſtr. 101/102. Kann man im Herbſt Volldünger verwenden? Im Hinblick auf die Arbettsverhältniſſe in der Landwirt⸗ ſchaft gewinnt die Anwendung arbeitſparender Düngemitten immer größere Bedeutrung. Für die Düngung im Frühjahr haben wir in den Volldüngern Nitrophoska. Am⸗Sup⸗A a ſolche Düngemittel vor uns. Dagegen ſehlte es bislang an einem geeigneten Herbſtvolldünger. Das Wintergetreide muß un⸗ mittelbar nach der Ernte beſtellt werden. In der kurzen Zei zwiſchen Ernte und Neueinſaat muß der Acker ausreichend bearbeitet, gedüngt und wieder eingeſät werden. Wie kann man nun die Düngung durch Anwendung von Volldüngern beſchleunigen und welche Anforderungen ſind an ſolche Voll⸗ dünger zu ſtellen? Es dürfte im allgemeinen richtig ſein, bei Wintergetreide die volle Kali⸗Phosphatdüngung ſchon vor der Beſtellung im Herbſt in den Boden zu bringen und auch wenigſtens einen Teil des Stickſtoffs der jungen Saat bereits im Herbſt zu geben. Mehr als ein Drittel des Stickſtoffs ſollte allerdings im Herbſt nicht gegeben werden, weil die Pflanzen nicht mehr verwerten können und der Stick⸗ ftoff über Winter ausgewaſchen werden kann. Bei einem Nähr⸗ ſtoffverhältnis von 1:1 zwiſchen Phosphorſäure und Stickſtoff⸗ wie es für Getreidedüngung in Frage kommt, muß alſo ein Herbſtvolldünger nur ein Drittel der Stickſtoffmenge, ver⸗ lichen zur Phosphorſäure, enthalten. Dieſes Nährſtoffver⸗ Hältnis iſt bei dem Volldünger Am⸗Sup⸗Ka 3 7 10 4 15 zu⸗ grunde gelegt, der in Mengen von 4 bis? Doppelzentner je Hek⸗ tar den vollen Bedarf an Phosphorſäure und Kali, aber nur ein Drittel des Stickſtoffs deckt, und der daher auch als Leguminoſendünger erhöhter Beachtung bedarf. Wer im Herbſt keinen Stickſtoff geben will, hat die Möglichkeit, den Miſchdünger Sup⸗Ka mit 12 v. 5 waſſerlöslicher Phosphor⸗ ſäure und 17 v. H. Kali als arbeitſparenden Dünger anzu⸗ wenden. Dieſe Düngemittel ſind für alle mit Arbeitserſparnis rechnenden Betriebe für die Herbſtdüngung empfehlenswert und —. ſofern nicht die Bodenunterſuchung andere Miſchverhält⸗ niſſe vorſchreibt— in ihrer en ehen dem Nährſtoff⸗ bedürfnis der Wintergetreidearten weitgehend angepaßt. Die Sender eh der Miſch⸗ und Volldünger iſt aber auch im Kleinbetriebe zur Vermeidung von nur allzuoft noch feſtzu⸗ ſtellenden Düngefehlern unbedingt anzuraten. Dipl.⸗Landwirt Dr. Mennecke. ended b IL 22 2—— I 982 EEE