Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, im der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite Millimeterzeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Nr. 3. Anzeig.⸗Preisliſte 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Tages · und Anzeigenblatt für Mannheim ⸗Seckenheim und Umgebung. Verälindblatt für den Stadtteil Nahm. ⸗Seckenhelm. Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Etſatzanſprüchen Oruck und Verlag: Georg Zimmermann(Inh. Georg Härdkez Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Barde Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. VII. 38. 1140 38. Jahrgang Deulchlongs ſtogze Dohr Die größte deutſche Parade ſeit dem Weltkrieg— Horkhy an die wiedererſtandene Kriegsmarine— Herzliche Trink⸗ ſprüche im Hauſe des Reichskanzlers— Bekräfligte Freund⸗ ſchaft Nachdem der ungariſche Reichsverweſer in den vorange⸗ gangenen Tagen durch die Floltenſchau in der Kieler Bucht einen Eindruck von der deutſchen Kriegsmarine gewonnen a und ihm bei ſeinem Beſuch in Hamburg auch die Be eutung der Handelsflotte Deutſchlands vor Augen geführt worden war, lernte er bei der großen Truppenparade am Donnerstag die junge deutſche Wehrmacht kennen. Das ein⸗ zidartige militäriſche Schauſpiel— die größte deutſche Pa⸗ rade ſeiſ den Belitrieg— hinterließ bei den ungariſchen Gäſten ebenſo wie bei allen anderen Zuſchauern einen ſtar⸗ ken Eindruck. Auf der Charlottenburger Chauſſee, deren Verbreiterung im Zuge der Oſt⸗Weſt⸗Achſe entſprechend der Neugeſtaltung der Reichshauptſtadt vor kurzem vollendet worden iſt und in den anliegenden Straßen waren die zum Vorbeimarſch befohlenen Truppen bereits um 6 Uhr früh eingetroffen Truppen aller Waffengattungen, Infanterie, Kavallerie, Ar⸗ tillerie, Panzerwagen, Kraftradſchützen, Flaks und Pioniere hatten hier ihre Ausgangsſtellung zur Parade bezogen. Vor der Techniſchen Hochſchule waren wieder, wie bei früheren Paraden, zu beiden Seiten der Fahrſtraße breite, hohe Tri⸗ bünen errichtet. In der Mitte der Nordtribüne ſtand, etwas vorgebaut, mit einem ſilbernen Baldachin überdacht, die Führertribüne, die mit roten Läufern ausgelegt war Rings um die Tribünen und in allen Anfahrtsſtraßen drängten ſich ſeit Stunden bereits viele Zehntauſende von Zuſchauern. Schon um 9 Uhr waren die Ace ner when mit Aus⸗ nahme der Regierungstribüne voll beſetzt Kurz danach tra⸗ fen auch die führenden Männer des Staates und der Be⸗ wegung, Generäle und Admirale, die Mitglieder des Diplo⸗ matiſchen Korps, die Militär⸗ Marine⸗ und Luftfahrtatta⸗ ches aller auswärtigen Mächte und die vielen anderen Ehrengäſte ein. Das Bunt der Uniformen beherrſchte das Bild. Kurz vor 10 Uhr trafen ein: der ungariſche„ ſandte Feldmarſchalleutnant Sztojai, der Feldmarſchalleutnant Janyi, Oberſtleutnant Hardy, der ungariſche Miniſterprä⸗ ſident von Imredy, Außenminiſter von Kanya, der ungari⸗ ſche Wehrminiſter General von Ratz ſowie die veitere Be⸗ gleitung des Reichsverweſers. Meidung der Paradeaufſtellung Der Führer und Reichskanzler hatte den ungariſchen Reichsverweſer inzwiſchen vom Hauſe des Reichspräſidenten abgeholt und war unter dem Jubel der Menge die Linden enklang durch das Brandenburger Tor gefahren. Am Hin⸗ denburg⸗Platz meldete, während die Truppen in der gan⸗ en Front präſentierten, der Kommandierende General des II. Armeekorps, General der Infanterie von Witzleben, die Paradeaufſtellung. Der Reichsverweſer und Adolf Hitler fuhren nun, umbrauſt von den Jubelſtürmen der Menge, kangſam die lange Front der Truppen ab. Die Heilrufe. in die ſich auch die Eljen⸗Rufe der Ungarn miſchten, ſetzten ſich fort bis zu den Tribünen und weit darüber hinaus. Während der ganzen Fahrt erwieſen die Truppen die Ehren⸗ bezeugung durch Präſentieren, die Muſikkorps ſpielten Prä⸗ ſentiermärſche. Pünktlich um 10 Uhr traf die Wagenkolonne auf dem Paradeplatz ein, im erſten Wagen Ad olf Hitler, rechts von ihm Reichsverweſer von Horthy in Admiralsuni⸗ form. In einem weiteren Wagen folgten der Oberbefehls⸗ haber der Luftwaffe Generalfeldmarſchall Göring, der ſich ebenſo wie der Oberbefehlshaber des Heeres, General⸗ oberſt von Brauchitſch, und der Chef des Oberkomman⸗ dos der Wehrmacht, General der Artillerie Keitel, auf die Führertribüne begab. 5 f Während Adolf Hitler und der Reichsverweſer ihre Plätze auf der Ehrentribüne einnahmen, ging rechts die Standarte des Reichsverweſers, links die Standarte des Führers hoch. Links von der Führertribüne ſtanden die an der Parade nicht beteiligten Kommandierenden Generäle. 5 Die Parade wurde angeführt von dem Kommandieren⸗ den General des III. Armeekorps, General der Infanterie von Witzleben der den Truppen voranritt, und dem Kommandanten von Berlin, Generalleutnant Seifert. Während die Generäle mit gezogenem Degen ſalutierten, grüßten ihre Vegleiter mit dem Deutſchen Gruß General von Witzleben begab ih zur Führertribüne, meldete den Beginn des Vorbeimarſches und nahm rechts von Adolf Hit⸗ ler Aufſtellung. Auch der Kommandant von Berlin ſchwenkte aus und nahm zur linken Seite des Führers Aufſtellung. Das Wachtregiment Berlin an der Spitze Die Spitze bildete wie bei allen früheren Paraden das Wachtregiment Berlin unter Oberſt von Alten, dem die Ba⸗ taillonskommandeure und Kompaniechefs folgen. Die Spiel⸗ leute und das Muſikkorps ſchwenkten gegenüber der Füh⸗ rertribüne aus. Im prachtvollen Parademarſch zog, wäh⸗ rend ein ganz leichter Regen niederging, das Wachtregiment im geſchloſſenen Block an ſeinem O erſten Befehlshaber und an dem ungariſchen Reichsverweſer vorbei. 5 Nach kurzem Abſtand folgte der Vorbeimarſch von drei Infanterieregimentern. Voran marſchierte das Poksdamer Hausregiment Nr. 9. bas bie Traoition der alten preußischen Armee fortſetzt. Den Fußtruppen der einzelnen Regimenter folgten die berittenen Staffeln in tiefen Gliedern, die Nachrichtenſtaffeln und die Fahrzeuge mit den Maſchinengewehren Ein Pionierbatail⸗ ſon zog vorbei. Jeder Truppenkeil wurde mit Händeklatſchen und Beifallsrufen begrüßt. f 9 D Freitag, den 26 Auguſt 1938 Kavallerie und Artillerie rücken an Dann wechſelte das Bild. Im Trabe ritt die Kavallerie an, unmittelbar hinter dem Regimentskommandeur der Keſ⸗ ſelpauker und das Trompeterkorps. Mit einem ſchmiſſigen Reitermarſch ſchwenkte das Muſikkorps vor der Führertri⸗ büne aus, in großem Bogen ritt der Keſſelpauker auf den rechten Flügel und in prachtvollem Trab zog das Regi⸗ ment unter dem brauſenden Beifall der Zuſchauer vorbei. Radfahrerkompanien folgten, ihr Kommandeur im Kraft⸗ wagen, mit dem Deutſchen Gruß grüßend. Auf Infanterie und Kavallerie folgte die Artillerie, voran die Standarte. Die berittenen Manchen rückten in meh⸗ reren Gliedern vorbei, dann kamen die ſchweren Batterien auf Lafetten und Rohrwagen Leicht und trotz ihrer Motore kaum hörbar, rollten die Fahrzeuge und Geſchütze der Ab⸗ wehrabteilungen der Infanterie vorbei. Fahrzeuge und Geſchütze in Dreierreihen waren auf den Zentimeter genau ausgerichtet. Stärkeres Motorengeräuſch, das die Klänge der Muſikkorps übertönte, kündigte die ſchwere Artillerie an, die außer Langrohr⸗ geſchützen auch ſchwere Mörſer mitführte. Mit zahlreichen Fahrzeugen fuhr dann die motori⸗ ſierte Nachrichkenabkeilung vorbei. Ihr folgten aufs neue weitere Artillerieabteilungen. darunter eine Be⸗ obachtungs⸗Lehrabteilung Die ſchweren Geſchütze erregten beſondere Aufmerkſamkeſt bei den Zuſchauern und der Bei⸗ fall und das Händeklatſchen wurden immer ſtärker. Flieger und Flaks Nach einem abermaligen Abſtand, während deſſen der Reichsverweſer und Adolf Hitler ſich lebhaft unterhielten, wurde der Vorbeimarſch von den Fliegertruppen fortgeſetzt. Der Kommandierende General des Luftkomman⸗ dos III Generalleutnant Weiſe nahm nach der Vor⸗ beifahrt auf der Führertribüne Aufſtellung. In tadelloſem Paradeſchritt marſchierte ein Luftwaffenregiment vorbei, 1 ein Bataillon des Regiments„General Göring“ zuge⸗ teilt war. Den blaugrauen Marſchkolonnen folgten hinter ihren Fahnen die Flaks, leichte und ſchwere Abwehrgeſchütze, die großen Wagen mit den Scheinwerfern und Horchgeräten. Panzerttuppen brauſen vorbei Das Muſikkorps des Regiments„General Göring“ wurde abgelöſt von dem Muſikkorps der Panzertruppe in ſchwarzen Uniformen Aufs neue hörte man Motorenlärm und nun rückten die verſchiedenen Abteilungen der Pan⸗ zertruppen heran, an der Spitze der Kommandeur der 3. Panzer⸗Diviſion, Generalleutnant Frhr. v. Geyer der ſich ebenfalls zur Führertribüne begab. In ununterbrochener Reihenfolge rollten die Fahrzeuge der Aufklärungsabteilungen vorbei. Es folgte ein Krad⸗ ſchützenbataillon, danach ein Schützenregiment mit zahlrei⸗ chen Kraftwagen, Protzenkaſtenwagen und Pioniere mit Pontons und anderem Pioniergerät Als Abſchluß folgte die Vorbeifahrt von zwei Panzerregimentern. In prachtvoller Ausrichtung fuhren die leichten und ſchwe⸗ ren Fahrzeuge in verhältnismäßig ſchneller Fahrt in Drei⸗ erlinſe an den begeiſterten Zuſchauern vorbei. Von der Marſchmuſik war bei dem Motorengeratter nichts mehr zu hören. Das Händeklatſchen der Zuſchauer zeugte von dem außerordentlichen Eindruck dieſer Vorbeifahrt, die man zum erſtenmal in dieſer Form und in dieſer Zahl erlebte. Wäh⸗ rend eines langen Zeitraumes war die ganze Charlotten⸗ burger Chauſſee von den N angefüllt und von ihrem Motorenlärm beherrſcht. In den offenen Luken je⸗ des eke Fahrzeuges zeigte ſich der Wagenführer mit dem bekannten ſchwarzen Käppi. Alle Zuſchauer hatten ſich von den Plätzen erhoben und verfolgten mit Spannung das wundervolle Schauſpiel. Der vorgeſehene Vorbeiflug der Luftwaffe mußte we⸗ gen des ſehr unſichtigen Wetters unterbleiben. Wenige Mi⸗ nuten vor 12 Uhr hatte die große Parade ihr Ende erreicht. Man bemerkte, wie Reichsverweſer von Horthy den Füh⸗ rer und Reichskanzler zu dieſem Vorbeimarſch beglück⸗ wünſchte. Unter anhaltenden Kundgebungen der begeiſterten Maſ⸗ ſen beſtiegen Admiral von Horthy und Adolf Hitler den Wagen und fuhren über die Charlottenburger Chauſſee durch das Brandenburger Tor zur Wilhelmſtraße zurück. Ihnen folgte die lange Wagenkolonne mit den Miniſtern, den hohen Offizieren, den Diplomaten und den ſonſtigen Ehrengäſten. * „Ein Schiff, ein Gchwert, ein Segell“ Admiral von Horthy an die deutſche Kriegsmarine Nach Beendigung der Uebungen der Kriegsmarine hielt Seine Durchlaucht der Reichsverweſer des Königreiches Un⸗ arn Admiral von Horthy als 1. 80 Kaiſerlichen und Königlichen e e Kriegs; marine in Anweſenheit des Führers und Oberſten Befehls⸗ habers der Wehrmacht in der Admiralsmeſſe des viſo „Grille“ eine überaus 92 551 Anſprache, in der er ſich an ſeine Kameraden von deutſchen Kriegsmarine wandte. Admiral von Horthy gab ſeinen Eindrücken von den Vorführungen der deutſchen Wehr zur See und den kame⸗ radſchaftlichen Gefühlen, die den bewährten Flottenführer und Seehelden mit der deutſchen Kriegsmarine verbinden, mit folgenden Worten Ausdruck: „Herr Führer und Reichskanzler! Kameraden zur See! Vor allem möchte ich herzlich für die zwei ſchönen Tage Flottenchef der — —— eee . Nr. 199 danken, die ich wieder einmal zur See und diesmal im Kreiſe der einſtigen Kameraden und Kampfgenoſſen erleben darf. Das Walten eines ſeltſamen Schickſals offenbart ſich mir bei der neuerſtandenen deutſchen Kriegsmarine. Gleich der ehemaligen öſterreichiſch-ungariſchen Flotte, deren im Kampf nie geſtrichene Flagge unbeſiegt von den Meeren entſchwun⸗ den iſt, erfüllte ſich auch an der ruhmreichen deutſchen Flotte ein bitteres Schickſal. Von Coronel bis Skagerrak, von den Falklandinſeln bis Scapa⸗Flow,— wieviel Hel⸗ dentum und namenlos treues Bekennen zur Pflicht liegen zwiſchen dieſen Markſteinen der deutſchen Seekriegsfüh⸗ rung, die ein großes„X“ über den Atlantiſchen Ozean le⸗ gen. In dem ehrlichen Ringen gegen einen ſeegewohnten kapferen Gegner reihen ſich auf den Meeren ſagenhafte Hel⸗ dentaten aneinander, wie ſie ſo zahlreich die Welt noch nie geſehen. Da eine ganze Welt gegen uns war, zerbrach endlich das Schwert der Mittelmächte, die ſtolzen Schiffe des Rei⸗ ches mußten verſinken und jeder Hoffnung bar ſchien der Horizont. Wieviel hat ſich in zwei Dezennſen geänderk! Ein Schiff, ein Schwert, ein Segel! Deutſchland hal ſie wieder! Im Kielwaſſer unvergänglichen Ruhmes und reicher Er⸗ fahrung befahren deutſche Kriegsſchiffe wieder die See, je⸗ derzeit bereit zur Tat, und mit Freude ſehe ich, wie dieſer 1 Nachlaß der Hochſeeflokte ſorgſam verwertet worden iſt. Mächtiger denn je, ſind ein ſchlagfertiges Heer und eine Luftwaffe wieder erſtanden, feſt verwurzelt in den Traditio⸗ nen jener großen Armee, deren Wiedererſtehen in gleicher Vollkommenheit man mit Recht für unmöglich gehalten hätte. Und der Geiſt, der dieſe mächtige Wehr erfüllt, ver⸗ leiht ihr, durch ihre innige Volksverbundenheit, die höchſten moraliſchen Kräfte, die ſemals ihre Krieger ausgezeichnet haben. Deutſchland hat aber auch ſein Segel wieder! Ich ſehe darin mehr als die Hoffnung auf gute Fahrt, das es ver⸗ ſinnbildlicht. Ich ſehe im Segel vielmehr die treibende Kraft der Vorſehung und das Vertrauen in ſeine Lenkung. Vielleicht iſt das der Sinn jener Viſion, die Ihr heldi⸗ ſcher Dichter Gorch Fock in den drei Worten feſtgehalten hat: Ein Schiff, ein Schwert, ein Segel! Und der großartige Wandel, den die Geſchichte des deutſchen Volkes genommen hatte, läßt den Kurs auf eine glücklichere Zukunft erhoffen. Dies iſt vielleicht die Antwort der Vorſehung auf das große X, von dem ich geſprochen hatte. In der Welt ſehen wir endlich die Läuterung der An⸗ ſchauungen und die Reviſion der Auffaſſungen ſicher vor⸗ wärtsſchreiten. In den alten Kurs ſchwenkt man aber durch die Verſchleierung der klaren Tatſachen immer noch gern 1 So werden heute Schlachten geſchlagen, und doch iſt ies kein Krieg; das zweite Jahr blutet Spanien ſchon im Bürgerkrieg, und doch gibt es dort keine Kriegführenden. Wenn man einem herannahenden Taifun dadurch begegnen wollte, daß man ihn nicht als ſolchen, ſondern nur als eine abnorme atmoſphäriſche Depreſſion anerkennt, der Wirbel⸗ ſturm wird wohl ſeine alles verheerende Bahn dahinziehen, gleichgültig wie man ihn bezeichnet. Wie die Welt dem Frieden, ſo muß ſie der Gerechtigkeit offen ins Auge ſehen und die freie Bahn der Aufrichtigkeit beſchreiten können. Sie muß bekennen, daß es unter den u auf dem Gebiet des Rechts keine bevorzugten geben ann. Für die liebe Aufmerkſamkeit, daß ich im Kreiſe ſo vieler lieben Kameraden die neuerſtandene ſtolze deutſche Marine beſuchen konnte, danke ich nochmals auf das herzlichſte. Ich erhebe mein Glas auf das Wohl Ihres Führers und Reichs⸗ kanzlers und das Gedeihen der Kriegsmarine mit dem aus alter Waffenbrüderſchaft kommenden innigen Wunſch, daß der prächtigen deutſchen Flotte auf allen ihren Fahrten ſtets Seemannsglück beſchieden ſei.“ Der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Generaladmi⸗ ral Dr. h. e. Raeder, dankte dem Reichsverweſer im Namen der Kriegsmarine und fuhr fort: „Ich möchte Eurer Durchlaucht die Verſicherung aus⸗ prechen, daß die Kriegsmarine ſtolz iſt, auf die ihr nun Übertragene Aufgabe, in Zukunft a f die große Ueberlieferung auch der e ungariſchen Marine zu wahren und forkzuſetzen. Ich kann Eurer Durchlaucht verſichern, daß ſie Aut und mit allen Kräften beſtrebt ſein wird, dieſe hohe Aufgabe zu erfüllen im Geiſte unſerer gefallenen Kameraden und Mit⸗ kämpfer von der öſterreichiſch ungoriſchen Marine, ſie aber auch zu erfüllen im Sinne Eurer Durchlaucht, der Sie den deutſchen Marineoffizieren ſtets als leuchtendes Vorbild eines wagemutigen Kreuzerführers, eines im Kriege erprobten und aufs höchſte bewährten Flottenführers vor Augen ſte⸗ hen werden.“ s * In enger Zuſammenarbeit Das Fundament der deutſch-ungariſchen Freundſchaft Zu Ehren des ungariſchen Keichsverweſers und ſeiner Gemahlin hatte der Führer und Reichskanzler am Mittwoch im Haufe des Reichskanzlers eine Abendkafel gegeben, 3 der auch die den Reichsverweſer begleitenden ungariſcht Miniſter, die Mitglieder des Reichskabinelts und die Keichs⸗ leiter der Partei geladen waren. Es waren etwa 200 Gäſte verſammelt. a. f Der Führer und Reichskanzler und der ungarische Reichs⸗ verweſer ergriffen das Wort zu herzlich gehaltenen Trink⸗ ſprüchen. Die 5. Anſprache des Führers und Reichskanzlers hatte folgenden Wortlaut: „Ew. Durchlaucht! Es iſt mir eine große Ehre und e, Ew. Durchlaucht, den Reichsverweſer des König⸗ ingarn und Ihre Durchlaucht, Ihre verehrte Frau in, in der Hauptſtadt des Deutſchen Reiches will⸗ en heißen zu können. In der Perſon Ew. Durchlaucht begrüße ich das Ober⸗ haupt der ungariſchen Nat je mi in alter und treuer Freur lreic Beziehungen, die 1 r im Laufe rhunderte zu Freund eßen; ſie gehen zu⸗ auf die Ze des Königs Stephan des Heiligen hen in immer engerer Geſtaltung durch die wechſel⸗ Schickſale hindurch fortbeſtanden. In der jüngſten He 11 0 iſt. Zahlreich — ges und gemeinſame Ringen um kunft unſere alte Freundſchaft aufs neue be⸗ Zu em, unerſchütkter⸗ ird vor allem gniſſe als oriſchen „e on beſonde⸗ „ hoid r Leioe! ſein. Ich bin überzeugt, daß ſie nicht nur den eſſen unſerer Länder ſelbſt dient, ſondern auch im en⸗ zuſammenwirken mit dem uns befreundeten Italien ein and eines würdigen und gerechten allgemeinen iedens iſt. Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß Ew. Durchlaucht während Ihres Aufenthalts in Deutſchland empfunden ha⸗ ben, wie tief eingewurzelt die überaus herzlichen Gefühle ind, die das ganze deutſche Volk Ihrer Perſon und Ihrem Vaterlande entgegenbringt. Seien Sie verſichert, daß Deutſchland und ſeine Regierung den nationalen Neuaufbau den Ew. Durchlaucht unter ſo ſchweren Nachkriegsverhält⸗ niſſen begonnen und ſo weiſe und erfolgreich fortgeführt ha⸗ ben, mit aufrichtiger Sympathie begleiten. Ihrer Arbeit, die auf allen Gebieten des nationalen Lebens ſo große Früchte gezeitigt hat, gelten meine und des deutſchen Volkes innig⸗ ſten Wünſche. Ich erhebe mein Glas auf die Geſundheit Ew. Durchlaucht und Ihrer verehrten Frau Gemahlin und auf das Glück und Gedeihen des uns für immer befreundeten ritterlichen un⸗ gariſchen Volkes.“ Seine Durchlaucht der Reichsverweſer des Königreiches Ungarn, Admiral Horthy von Nagybanya, nahm dann das Wort zu ſeinem Trinkſpruch: „Ew. Exzellenz! Im eigenen ſowie im Namen meiner Frau danke ich Ew. Exzellenz für die herzlichen Begrü⸗ Fungsworte. Auch danke ich der mächtig und prächtig blü⸗ henden Reichshauptſtadt und dem ganzen deutſchen Volk für all die Beweiſe einer großzügigen und herzlichen Gaſt⸗ freundſchaft, welche unſere Deutſchlandfahrt ſo unvergeßlich geſtaltet. Wenn wir die Grenzen des Deutſchen. überſchrei⸗ ten, haben wir nie das Gefühl, auf fremdem Boden zu wan⸗ dern. Unſere beiden Völker haben ſeit den Tagen Stephans des Heiligen, der ein deutſches Fürſtenkind zur erſten Köni⸗ gin Ungarns machte, ſo oft zueinander gefunden. Sie haben häufig für gemeinſame Ideale gekämpft und gemeinſame Arbeit getan. Sie ſind durch tauſendſhrige Bande der In⸗ tereſſengemeinſchaft, der Freundſchaft und der gegenſeitigen Achtung miteinander verbunden. Dieſes Deutſche Reich hat ſich nach den Zeiten der Not und der ſchweren Erſchütterungen unter der tatkräftigen und zielbewußten Führung Ew. Exzellenz aus abgründigen Tie⸗ 10 zum Sonnenlicht emporgeſchwungen. Wir begrüßen reudig und mit Bewunderung die großartigen geſchicht⸗ lichen Leiſtungen und es erfüllt mich mit inniger Genug⸗ tuung, die eindrucksvollen Ergebniſſe des deutſchen Aufbau⸗ willens ſehen zu können. Zu den Erinnerungen an die gemeinſam Schulter an Schulter durchgefochtenen Kämpfe und an die kreue Waffen⸗ brüderſchaft während des größten Krieges der Weltgeſchichte eſellt ſich heute der gemeſnſame Wille zum gerechten Frie⸗ Nen und die gemeinſame Freundſchaft zu Italien. Der Wunſch ur Fortſetzung der friedlichen Aufbauarbeit, der uns und nete Freunde beſeelt, iſt eine ſichere Gewähr dafür, daß unſere Völker das hohe Ziel eines auf Gerech⸗ igkeit und gegenſeikigem guten Willen gegründeten 1g dens auch weiterhin in enger Zuſammenarbeit und erfolg- reich verfolgen und dadurch ihren eigenen Intereſſen, wie auch den Intereſſen der übrigen Welt beſtens dienen wer⸗ den. In dieſer feſten Ueberzeugung erhebe ich mein Glas auf das Wohl Ew. Exzellenz und auf das Glück, Gedeihen und Größe des Deutſchen Reiches.“ Beſuch im Angariſchen Inſtitut Der ungariſche Reichsverweſer und Frau von Horthy ſtatteten am Donnerstag nachmittag dem Ungariſchen In⸗ ſtitut und dem Collegium Hungaricum einen Beſuch ab, wo ihnen von den zahlreich verſammelten Angehörigen der un⸗ gariſchen Kolonie ein begeiſterter Empfang bereitet wurde. Im Laufe des Rundganges durch die Räume ſtellte Staats⸗ ſekretär Zſchintzſch dem ungariſchen Staatsoberhaupt auch die Verwaltungsmitglieder der Geſellſchaft der Freunde des Ungariſchen Inſtituts vor. Profeſſor von Farkas gab einen kurzen Ueberblick über die Einrichtungen und die wiſſen⸗ ſchaftlichen Ziele des Inſtitutes, das eine deutſche Gründung iſt und deſſen Ehrenvorſitz Reichsminiſter Ruſt inne hat. Dann wurden die Gäſte durch den Garten des Hauſes in das nebenan liegende Collegium Hungaricum geleitet, und der Reichsverweſer legte an dem im Garten des Col⸗ legium errichteten Ehrenmal für die früher in Berlin an⸗ ſäſſig geweſenen Gefallenen des Weltkrieges einen Lorbeer⸗ kranz nieder. Anſchließend beſichtigte der hohe Gaſt noch einige Räumlichkeiten des Collegium Hungaricum. Admiral von Horthy empfing Dr. Lippert Am Donnerstag nachmittag empfing der Reichsver⸗ weſer des Königreiches Ungarn, Admiral von Horthy, Ober⸗ bürgermeiſter und Stadtpräſident Dr. Lippert in Audienz im Haus des Reichspräſidenten. In Gegenwart des unga⸗ riſchen Geſandten Exzellenz Sztoſay überbrachte der Stadt⸗ präſident die Grüße der Reichshauptſtadt. Dr. Lippert bat Admiral von Horthy, ſich in das Goldene Buch einzutragen. Nachdem die Eintragung vollzogen war, unterhielt ſich der Reichsverweſer noch längere Zeit mit dem Stadtpräſiden⸗ ten. g Auf den olympiſchen Kampfſtätten Der Reichsverweſer des Königreiches Ungarn und Frau von Horthy ſtatteten im Anſchluß an den Beſuch des Un⸗ ariſchen Inſtituts dem Reichsſportfeld einen Beſuch ab. Sn. ihrer Begleitung befanden ſich der Königlich⸗Ungariſche Miniſterpräſident von Imredy, der ungariſche Geſandte Feldmarſchall⸗Leutnant Sztojay, der Chef der Kabinetts⸗ kanzlei, Dr. Uray und der Chef der Militärkanzlei, von Jany, ſowie der deutſche Ehrendienſt. Die Gäſte wurden vom Reichsſportführer und Frau von Tſchammer und Oſten empfangen und durch die ausgedehnten Anlagen des Reichs⸗ ſportfeldes, das Sportforum und die Dietrich⸗Eckart⸗Bühne geführt. Die mit der Olympiſchen Goldmedaille ausgezeich⸗ nete Anlage insbeſondere das Olympiſche Stadion und die Dietrich⸗Eckart⸗Bühne machten auf die Gäſte einen tiefen Eindruck. Der Olympiſche Platz und alle Kampfſtätten des Reichs⸗ ſportfeldes hatten die ungariſchen und deutſchen Fahnen gehißt. Vor dem Südportal war eine Hundertſchaft der Reichsakademie für Leibesübungen in ihren braunen Uebungsanzügen angetreten. Kurz nach 16 Uhr erſchienen der Reichsverweſer und Frau von Horthy mit ihrer Beglei⸗ tung. Der Reichsſportführer ſtellte ihnen den Erbauer des Reichsſportfeldes, Profeſſor March, und den Direktor des Olympiſchen Muſeums, Dr. Karl Diehm, ſowie als Vertre⸗ ter des Reichsinnenminiſteriums Oberregierungsrat Ritter von Lex vor. Nachdem der Reichsverweſer die Front der Hundertſchaft abgeſchritten hatte, beſichtigte er unter Füh⸗ rung des Reichsſportführers das Olympiſche Stadion, dann das Maifeld, das Schwimmſtadion und die Dietrich⸗Echart⸗ Bil hne. Profeſſor March erläuterte die Anlage des Geſamt⸗ feldes. Auf den Kampfſtätten herrſchte trotz des ſehr ungünſti⸗ gen Wetters ein ſehr reger Uebungsbetrieb. Vor allem das Kinderturnen der 2⸗ bis 6jährigen machten den hohen Gä⸗ r Beſichtigungsgang fand auf dem wo einige unſerer bekannteſten vähltes Pferdematerial in allen ule zeigten. Empfang in der Staatsoper Ein glanzvolles Bild großer Feſtlichkeit. deitplatz Turnierreiter ein ar Gangarten der Hohen Der Führer und Reichskanzler hatte am Donnerstag Der F abend zu Ehren Seiner Durchlaucht des Reichsverweſers des Königreiches Ungarn und Ihrer Durchlaucht Frau von Horthy zu einer Feſtvorſtellung der Oper„Lohengrin“ von Richard Wagner in die Staatsoper. Die Räume des Hauſes boten ein Bild größter Feſtlichkeit. Von den weißgrauen Rängen des Zuſchauerraumes hingen zartgrüne Ranken. Die erſten Vertreter des Staates, der Partei— unter ihnen ſämtliche Reichsminiſter und Reichsleiter—, faſt das ge⸗ ſamte Diplomatiſche Korps. namhafte Perſönlichkeiten des kulturellen und wirtſchaftlichen Lebens mit ihren Damen waren verſammelt. A holf Hitler mit ſeinem Gaſt, dem Reichsverweſer 1 Horthy, geleitet von General⸗ feldma zu. in der Mittelloge erſchie⸗ nen, wurden ſie von den hern ſtehend mit dem Deut⸗ ſchen Gr empfangen. Nach den Klängen der ungariſchen und deutſchen Nationalhymnen erfüllten die erſten Töne von Richard Wagners gewaltigem Werk den Raum. Die muſikaliſche Leitung und Inszenierung hatte Hans Tietjen übernommen. Heinrich der Vogler, deutſcher König, wurde von Joſeph von Manowarda geſungen. Der Lohen⸗ grin war Franz Völker, Elſa von Brabant Maria Müller und Friedrich von Telramund, brabantiſcher Graf, Jaro Prohaſka. Die Staatsopernchöre von Berlin und Wien wirkten mit. Die Bühnenbilder und Trachten waren Ori⸗ ginale der Bayreuther Feſtſpiele und ſtammten von Ent⸗ würfen von Profeſſor Emil Preetorius. Die Waſſerkräſte der Oſtmark Eine Rede Dr Dorpmüllers auf der Teiltagung der Welt- kraftkonferenz in Wien. Wien, 26. Aug Im feſtlich geſchmückten Konzerthaus wurde die Weltkraftkonferenz⸗Teiltagung Wien 1938 von Reichsverkehrsminiſter Dr Dorpmüllet eröffnet. Die Be⸗ deutung der Tagung wurde unterſtrichen durch die Anwe⸗ ſenheit einer Reihe hervorragender Perſönlichkeiten aus Stellen des Staates, der Partei. Wehrmacht, Wirtſchaft und Wiſſenſchaft ſowie von über 1000 Vertretern aus 46 Staaten. Reichsverkehrsminiſter Dr. Dorpmüller führte u. a. aus, daß die Wiedervereinigung mit dem Reich für das kleine Oeſterreich große Veränderungen, auch auf wirt⸗ ſchaftlichem und auf dem Verkehrsgebiete mit ſich gebracht habe, die auch für die Männer der Elektrizitätswirtſchaft von großer Bedeutung ſeien Das Land war, ſagte er, zu klein, um die in ihm ruhenden Energiequellen der Natur auszunutzen denn es fehlte der Bedarf. Auf der anderen Seite ſtand das große Altreich, das Not litt an elektriſchen Stromquellen. Es ſei ſelbſtverſtändlich, daß nunmehr ſofort an die Ausnutzung der Waſſerkräfte herangegangen werde. Die Stromſchnellen und Untiefen der Donau sollten ver⸗ ſchwinden und nicht nur den ſo dringend benötigten elektri⸗ ſchen Strom liefern, ſondern auch der Schiffahrt verbeſſerte Wege bieten. Die Wildbäche der Alpen ſollten, ſtatt Wie⸗ ſen und Dörfer zu überſchwemmen, Kraftſtationen treiben und die Arbeitsloſigkeit bannen helfen. An den Führer und Reichskanzler ſowie an Miniſter⸗ präſident Generalfeldmarſchall Göring wurden Grußtele⸗ gramme übermittelt Völtig unbegründete Gerüchte Eine amtliche engliſche Richtigſtellung. London, 26. Aug Von amtlicher Seite werden Meldun⸗ gen des„Daily Expreß“ und des„Daily Mail“, wonach die britiſche Regierung demnächſt erklären wolle Großbri⸗ tannien werde unzweifelhaft eingreifen, falls Frankreich in ſeinen vertraglichen Verpflichtungen gegenüber der Tſche⸗ cho⸗Slowakei in einen Krieg verwickelt würde, als völlig unbegründete und abſurde Gerüchte bezeichnet. Ueber den Verlauf der Beſprechungen zwiſchen Chamberlain, Halifax und Simon am Mittwoch könne keinerlei Mitteilung ge⸗ macht werden, doch ſei in erſter Linie die mitteleurd⸗ päiſche Lage erörtert worden. Für den gegenwärtigen Londoner Beſuch Aſhton Gwatkins ſo wird weiter erklärt, liege kein beſonderer Anlaß vor. Die Reiſe trage rein pri⸗ vaten Charakter. Jedoch habe Aſhton Gwatkin dem Außen⸗ miniſter Bericht über dei letzten Ereigniſſe und die Entwick⸗ lung in der Tſchecho⸗Slowakei erſtattet. 1 Mit dem Segelflugzeug von Darmſtadt nach Prien Prien, 26. Aug. Eine beachtliche ſegelfliegeriſche Lei⸗ ſtung erzielte der Fluglehrer Heinz Schubert vom For⸗ ſchungsinſtitut für Segelflug in Darmſtadt. Er ſtartete um 12 Uhr mittags in Darmſtadt mit einem„Fafnir 2“ und landete, wie die Landesgruppe 14 des NS⸗Fliegerkorps mit⸗ teilt. nach fünfſtündigem Flug um 17.05 Uhr auf dem Flug⸗ platz Prien. Die Flugſtrecke beträgt annähernd 400 km. Das Gelingen des Fluges wurde durch die vorausgegangene ſtarke Abkühlung und das nachfolgende raſche Wiederanſtei⸗ gen der Temperatur beagünſtiat. Das Hochwaſſer der Oder Flur- und Ernteſchäden im Glatzer Bergland. Breslau, 25. Aug. Trotz des in ganz Schleſien anhalten⸗ den Regenwetkers ſind Befürchtungen über ein kakaſtropha⸗ les Hochwaſſer für den Oderlauf vorerſt nicht begründet. Anders ſteht es dagegen bei den Gebirgsflüſſen, die, wie 3. B. die Glatzer Neiſſe, ſchon ganz erheblichen Flurſchaden angerichtet haben Die Glatzer Neiſſe und ihre Nebenflüſſe traten aus ihren Ufern. Das Hochwaſſer erreichte einen Stand, wie ihn die Grafſchaft Glatz ſeit vielen Jahrzehnten nicht mehr erlebte. Wehrmacht. Arbeitsdienſt, Feuerwehr, Polizei und Tech⸗ niſche Nothilfe ſind ſeit den frühen Morgenſtunden in Glatz eingeſetzt, um Menſchen aus bedrohten Häuſern zu retten, das Vieh zu bergen und den Verkehr umzuleiten. Der Scha⸗ den iſt ſehr groß. Auch aus den Landgebieten treffen von überall Unglücks⸗ nachrichten ein. Aus Rengersdorf oberhalb Glatz wird ſeit den frühen Morgenſtunden ein ununterbrochenes Steigen der Neiſſe, der Biele und der Duhne gemeldet. Die Straßen von Glatz nach Habelſchwerdt und Landeck ſind zum Teil unpaſſierbar. Bei Giersdorf iſt die Brücke abgebrochen worden. Sämtliche Glatzer Brücken ſind ſchwer gefährdet. Die Neiſſe, die zu einem reißenden Strom ausufert, trägt die Ernte der Bauern in den Grafſchafter Tälern, die erſt ſehr ſpät ernten und einfahren konnten mit ſich zu Tal. Der Schaden läßt ſich zurzeit noch nicht abmeſſen. Auch der Pauſebach und ſeine Nebenbäche ſind über ihre Ufer getre⸗ ten und das Waſſer zum Teil in die Häuſer eingedrungen, In Ratibor hat ſich der hohe Waſſerſtand in den tiefge⸗ legenen Stadtteilen wie üblich ausgewirkt. Wie immer bei hohen Waſſerſtänden der Oder, ſind dieſe überflutet. Im Gebirge fließen die Zuflüſſe zur Oder mit großer Stärke, t lem die der Glatzer Neiſſe. Ihr Waſſer wird ſedoch ttmachauer Staubecken aufgefangen. .*— Schwere Kämpfe am Jangtſe Die Japaner melden Erfolge. Schanghai, 26. Aug. Das wichtigſte Ereignis an der Hankaufront iſt die Eroberung Juiſchangs, das von den ſa⸗ paniſchen Truppen am Mittwoch nachmittag zum Teil und am Donnerstag vormittag vollſtändig beſetzt wurde. Die Einnahme der Stadt erfolgte nach kräftiger Artillerievor⸗ bereitung und heftigen Luftangriffen Die Japaner meſſen der Eroberung Juiſchangs große Bedeutung bei, weil damit das Zentrum der chineſiſchen Hankaufront durchbrochen worden ſei ſo daß jetzt keine Ver⸗ bindung mehr zwiſchen den nördlich und ſüdlich des Jangtſe⸗ fluſſes operierenden chineſiſchen Verbänden beſteht.— Jui⸗ ſchang liegt weſtſüdweſtlich von Kiukiang. Im Segelboot über den Atlantik Rekordfahrt eines Hamburgers. Newyork. 26. Aug. Eine neue Allein⸗Ueberquerung des Atlantiſchen Ozeans hat ein junger Deutſcher in Rekordzeit durchgeführt: Der 29 Jahre alte Heinrich Garbers aus Hamburg hat mit ſeiner Jolle„Windſpiel III“ die Durch⸗ querung in 52 Tagen hinter ſich gebracht. Garbers landete am Mittwoch abend am Strande eines Sportklubs in Brooklyn, nachdem er Europa am Kap Finiſterre(Spa⸗ nien) vor 52 Tagen verlaſſen hatte. Garbers der dem Ham⸗ burger Elbſeglerverein angehört, erreichte das Ambkoſe⸗ Feuerſchiff fünf Tage früher als Kapitän Paul Schlimbach, der im vergangenen Jahr auf ſeinem„Störtebecker“ 57 d Tage benötigt hatte Garbers abenteuerliche Reiſe war eine Irrfahrt ſondergleichen. Als er halb verhungert, aber mit ſtrahlendem Lächeln in Brooklyn an Land gegangen war und ſich geſtärkt hatte, berichtete er deutſchen Landsleuten, die die Reichsflagge am Achterſchiff hatten flattern ſehen, daß er am 22. Mai Cux⸗ haven verlaſſen hatte und dann über Dover und Falmouth nach den Azoren gefahren war. Völlig allein auf ſich ge⸗ ſtellt. war Garbers Kapitän,. Maat und Koch in einer Per⸗ ſon Widrige Winde hielten ihn fortgeſetzt in Arbeit, weil die Segel immer wieder neu geſetzt werden mußten. Zu⸗ meiſt ſchlief er zwei Stunden in der Abenddämmerung und vier im Morgengrauen, da er nachts wachbleiben mußte, um nicht von Dampfern überrannt zu werden. Bis Ber⸗ mudas verlief die Fahrt programmäßig. Von dort ab wurde er jedoch durch heftige Stürme ziemlich auf⸗ gehalten Unterwegs iſt ihm viel Proviant verdorben, ſo daß er die letzten Tage nichts mehr zu eſſen hatte. Garbers, der gelernter Schiffsbauer iſt, beabſichtigt 14 Tage in New⸗ hork zu bleiben Gefängnisſkandal von Philadelphia Grauenvolle Vorgänge— Gefängniswärter als Totſchläger? Philadelphia, 25. Aug. Im Kreisgefängnis von Phila⸗ delphia waren vier der Sträflinge mit ſchweren Verbrü⸗ —— und Verletzungen tot aufgefunden worden. Nach Ausſagen der Gefängnisaufſeher ſollen die Sträflinge, die ſich in einem Hungerſtreik befanden, nachts miteinander ge⸗ kämpft haben Weiter ſollen ſie die Dampfrohre abgeriſſen und als Waffen gegeneinander benutzt haben. Die amtliche Unterſuchung der geheimnisvollen Todesfälle nahm eine ſen⸗ ſationelle Wendung, als Oberbürgermeiſter Wilſon plötz⸗ lich die Verhaftung zweier Gefängniswärter anordnete. Die Aufſeher werden des Totſchlags beſchuldigt. Nach Berich⸗ ten der Nachrichtenagenturen waren am Sonntag abend 24 der rund 600 im Hungerſtreik befindlichen Gefangenen in ſogenannte Strafzellen geſperrt worden. Obwohl draußen hochſommerliche Hitze herrſchte 5verſchloſſen noch unbekannte Täter ſämtliche Fenſter und drehten auf Befehl eines Ge⸗ fängnisbeamten die len Neige an. Nach einer Mittei⸗ lung des Staatsanwaltes Boyle habe die Unterſuchung feſt⸗ geſtellt daß die eingeſchloſſenen Gefangenen die ganze Nacht über ſchrien und jammerten und flehentlich um Abſtellung des Dampfes baten. In ihrer Verzweiflung riſſen die Unglücklichen ihre Hem⸗ den herunter, tauchten ſie in Kloſettſpuͤlwaſſeranlagen und 12 ihre Körper und Geſichter mit den t dan leidungsſtücken, um am Leben zu bleiben Im Laufe der Nacht wurden die Gefangenen, nach der Mitteilung des Staatsanwaltes, vor Qualen wahnſinnig und ſanken nach⸗ einander bewußtlos zu Boden Vier der körperlich Schwäch⸗ ſten wurden dann am folgenden Morgen mit ſchweren Ver⸗ brühungen tot aufgefunden Einige andere liegen im Ge⸗ fängnishoſpital ſchwerkrank darnſeder Einer der Gefäng⸗ niswärter, ein gewiſſer Mills, der vernommen wurde. er⸗ kturte, die in den Strafzelien eingeſchioſſenen Gefangenen hätten ſich an dem Hungerſtreik führend beteiligt. Auf d Frage, wer die Zellen luftdicht verſchloſſen und die Dampf⸗ dener angelaſſen habe, behauptete er, das habe ein Unbe⸗ unnter aetan. 1 2 8 d. 7 1 . 11 1 ö — 4 2 r 2 fe 1 Q 1 77 ſe N cd c e ee e eee eee * rere — i A f een onen e ee e Badiſche Chronik Die Kartoffelkäfer abwehr wird ſtudiert Internationale Inſektenforſcher beſuchen Südweſtdeutſchland U pete Am Die nstag traf aus München kommend Teilnehmergruppe des Internationalen Entomol ogen⸗ ſes in Heide berg ein. um von hier aus die Arbeit itſchen 15 fer⸗Abwehrdi 5 k . Darmſtadt, 600 5 75 did * ne 2 * A K T Des nur nebenbei Er hinterließ einen 3 und einen ganzen 105 Roten, die er am Abend zuvor von der See in ehrlichem Spiel gewonnen hatte. Der B krich gerichte. Herr Schwarzloppen bat——— Tochter zu ſuchen und ihr das Geld auszuhã Während er ſprach, hatte Gertraude ich K Berichtet Ihre wunderſamen tieſen blauen Augen an, und et dachte: Sie ißt ja das Original des Bildes, das daheim im Gartenfaal von Hartlingen hängt und da⸗ Benjo Halm als letzten Ausfluß ſeiner bedeutenden Kunſt malte Sie ſieht ihrer Schwester zum Verwechſeln ahnlich und doch int ſie anders, ganz anders, denn ihr Vater hat es mir ſelbſt geſagt, daß ſie vor ihm und ſei Abenteuerleben floh. Und— wäre ſie denn hier bei me einer alten Freun⸗ din, wenn auch nur der geringfte Malel an ihr haftete? ie wat und blieb Lelia⸗ Schwester, und er Wollte Aus den Nachbargaven Mutter ſucht mit Kindern den Tod Fur wigshafen, 25 Aug. Die in guten Verhältniſſen le⸗ bende Ehefrau Ling Horlacher, geb. Baumann, aus Rhein- gönheim fuhr mit ihren beiden 12 und 6 Jahre alten Ana⸗ ben nach Mannheim und ſprang in den Rhein, um ſich und den Kindern das Leben zu nehmen. Das Schreien rief Leule zu Hilfe, denen jedoch nur die Rettung des älteren Knaben gelang. Die Frau und der Jüngſte ettranken. Die Gründe ür die Tal ſind nicht bekannt. Lambrecht, 8 8 9 8 0 Ae „ N * 1 8 1 Kfehmen? daun war fie deem ſchünen 15 0 u sie, diefe ſchänen Schwark dens! follte er denn uu eigen in! Sale die Augen öſſnen üer ire„Schr „Sie ißt dor mi und dem Saßen. as e u meiner ſuchun ug amt in der jenüber dem Mon lags von 8 his N Pilze Heinrich Lanz Flammen zum Opfer. Vot⸗ noch ug der 1 mit daß N e N æufgeſtanden war und uu zu im g er auß daß ſie emma; ir ni ſelbß aum bi? zur Schulter reichte. er 5 1 Sefer— derne ren Wes de bes „Herr Seal c ne Vater mag es im ehrlichen icht. Daß mit di Naires Baters Seeder etma un it ein Heim für az Odar Hunte* dieſe Summe gandenen Seim zur Verfügung ſtelen? Lire, rute S — da Herr Graf Ich kin— father Dingen wit Tfaßhren, und fh weiß i auch nicht, w ad e 2 5 mei Vater mir 1 1—.— ken u minen, fat den Sun der Holle nein. nf uu muff 5egriffzn. 5 graße Schulz Macht r Zaun Männer ęrridten? ſalcten ſchum d. r Dritte Badiſche Außenhandelswoche der DA. In der Zeit vom 14. bis 20. September veranſtaltet die Fachabteilung„Der Deutſche Handel“ in der DA ihre diesjährige Außenhandelswoche im Kohlhof bei Heidelberg, in deren Vordergrund die Behandlung wichtiger Auslands⸗ märkte, ihrer Struktur und der in ihnen herrſchenden Ver⸗ hältniſſe und Entwicklungstendenzen ſteht. Von den Reſeren⸗ ten, die hierfür gewonnen werden konnten und alle als erſte Sachkenner gelten, wird dargeſtellt werden, auf welchen Urſachen teilweiſe ſchon ſpürbare oder zu erwartende Markk⸗ veränderungen beruhen, wie ſie zu erkennen ſind und welche Aufnahmefähigkeit oder ⸗bereitſchaft für unſere vielgeſtaltige Ausfuhrwirtſchaft beſteht. Es ſprechen u. a. Dir. Paul Voß, Belgrad, über„Die wirtſchaftlichen Beziehungen Jugoſlawiens, Rumäniens und Bulgariens zu Deutſchland“; E. Nimtz von der Reichsſtelle für den Außenhandel, Berlin, über„Deutſchlands Außen⸗ handelsbeziehungen zu Holland, Belgien und Luxemburg“; der Auslandskaufmann Alfred Strack, Hamburg, über„Die Vereinigten Staaten von Nordamerika“; Dr. Hüber vom Deutſchen Orientverein, Berlin, über„Deutſchlands Außen⸗ handelsintereſſen im Orient“(Türkei, Aegypten, Sudan, Irak, Syrien, Lybien, Paläſtina); Dipl.⸗Volkswirt Schnei⸗ der, Altona, über„Südamerika“. Daneben werden der Deviſenberater Dr. Schiermeyer, Berlin, über„Deviſenbewirtſchaftung und Devifenrechl“ und der Dozent an der höheren Reichsgewerbeſchule H. Wien⸗ kötter, Berlin, über„Außenhandelswerbung“ in eingehenden Arheitsgemeinſchaften ſprechen. Der Eröfſfnungsvortrag hält diesmal der Geſandte Werner Daitz, Berlin, über„Aktuelle Außenhandelspolitik“. Weiter werden ſprechen: Prof. Dr. Moſt, Duisburg, über „Schiffahrts⸗ und Exportpolitik“; Prof. Thoms, Heidelberg, über„Die Ueberwindung des Kapitalismus durch das Recht auf Arbeit“ und der Gauſchulungswalter der DAF., Pg. Hellweg, Karlsruhe. i Auch in dieſem Jahre werden eine Anzahl auslands⸗ deutſcher Kaufleute aus allen Erdteilen als Gäſte an der Dritten Badiſchen Außenhandelswoche teilnehmen. Ihnen einen bleibenden Eindruck von dem Arbeitswillen und Ein⸗ ſatzbereitſchaft der deutſchen Ausfuhrbetriebe zu vermitteln, wird mit zu den vornehmſten Aufgaben dieſer Veranſtaltung gehören. Deshalb ſpricht der Gauobmann der DAfF., Pg. Dr. Roth, auch den Wunſch aus, daß ſich recht viele Ausfuhrbetriebe durch ihre Betriebsführer ſelbſt oder durch die für den Export maßgeblichen Mitarbeiter an der Dritten Badiſchen Außenhandelswoche beteiligen mögen. Anmeldungen nehmen die Kreiswaltungen der Deutſchen Arbeitsfront und die Fachabteilung„Der Deutſche Handel“ in der DA F., Karlsruhe, Kaiſerſtraße 148, entgegen. Die badiſche Schachmeiſterſchaft. In der 4. Runde des Meiſterſchaftsturniers halten zwei Mannheimer Spieler kein Glück. Dr. Lauterbach verlor gegen den württembergiſchen Meiſter Schuſter, der das Turnier außer Konkurrenz mitmacht und Dr. Meyer, Mannheim, gegen Prof. Dr. Naegeli. Heinrich, der dritte Mannheimer 2 gewann eine Partie gegen Barnſtadt. Spieler, In der 5. Runde mußte jedoch Heiprich eine Partie verloren geben, während Dr. Meyer gegen Schuppler glatt gewann. Dr. Lauterbach ſpielte in dieſer Runde gegen Barn⸗ ſtedt, die er auch glücklich für ſich entſchied. Der Stand lautete nach dieſer Runde: Schuſter 5, Prof. Dr. Naegeli 3,5, Heinrich 3, Barnſtedt 2,5, Dr. Lauterbach 2, iemer und Dr. Meyer je 1,5, Schuppler 1 Punkt. 2 1 Nicht nur der Fronlſoldat braucht eine Gasmaske, au 5500 Familie muß durch die Volksgasmaske geſchütz ein SA⸗Gruppe Südweſt zur Nürnbergfahrtgerüſtet — Stutlgart, 25. Aug. 300 der Beſten der SA-Gruppe Südweſt ſehnen in fieberhafter Spannung den 6. Seplem⸗ ber, den Auftakt zur ihrer Nürnberg⸗Fahrt, herbei. Vier Sonderzüge bringen ſie an dieſem Tage von Skuftgart, Of⸗ fenburg⸗Karlsruhe, Freiburg und Ravensburg nach Crails⸗ heim, wo ſie ſich, wie im Vorjahre, in dreitägiger Ausbil⸗ dung auf die großen Nürnberger Tage vorbereiken. In der Nacht zum Samskag wird dann in Sonderzügen die Fahrt nach Nürnberg angetreten. Die Nürnbergfahrer der Württemberg⸗badiſchen SA werden in acht großen Marſchblocks unter erprobten Füh⸗ rern zuſammengefaßt. Marſchblock 1 führt Brigadeführer Weiſt, Block 2 Standartenführer Weglehner, Block 3 Ober⸗ führer Dorr, Block 4 Brigadeführer Hagenmeyer, Block 5 Oberführer Utz, Block 6 Standartenführer Olpp, Block 7 Ober⸗ 5 1 5 Himmel, Block 8 Oberführer Weiß. Der„Standar⸗ en“⸗-Block mit ſeinen 19 geweihten(alten)„Standarten“ ſteht unter der Führung von Standartenführer Striebel; den Fahnenblock führt Standartenführer Otto Frank. An der Fahrt werden ferner die Muſik⸗ und Spielmannszüge der Standarten 120, 109 und 113 teilnehmen. Von der SA⸗Gruppe Südweſt marſchieren in Nürnberg im ganzen 3400 Männer auf. Außer ihnen ſind von der Führungs⸗ abteilung der SA⸗Gruppe Südweſt noch die Wettkämpfer aus der Gruppe zu betreuen, die in Nürnberg gegen ſtärkſte Konkurrenz um den Lorbeerkranz ringen. Die Opfer der Strapazen, die die Männer auf ſich neh⸗ men, ſind nicht gering, aber ſie werden aufgewogen durch das große Erlebnis, das ihrer in Nürnberg harrt, wenn ſie dem Führer Aug in Auge gegenüberſtehen, wenn ſie im Luitpoldhain Zeuge der Weihe der„Standarten“ für die S'A⸗Standarten 121, 146 und die Reiterſtandarte 155 ſind, und wenn ſie im ſtrammen Exerzierſchritt vor ihrem ober⸗ ſten Führer vorbeimarſchieren werden. Eine ungeheure monatelange Kleinarbeit bedeutet die Organiſierung eines ſolchen Aufmarſches in einer Gruppe. Die Vorbereitung der Fahrpläne für die Sonder⸗ züge ergab die Stärke eines Buches. Rund 12 000 Fahrkar⸗ ten mußten von der Führungsabteilung der Gruppe bei der Reichsbahn für die Reiſe der Nürnberg⸗Fahrer von ihrem Wohnort nach Nürnberg und zurück beſchafft und auf dem Dienſtweg an die einzelnen Männer verteilt werden. Vier Merkzettel unterrichten jeden einzelnen SA⸗Mann bis ins Einzelne über ſeine Dienſtobliegenheiten. Dazu kommen noch die SA⸗männiſch knapp gehaltenen Befehle und An⸗ weiſungen an die Standarten, in denen jede Einzelheit für die Fahrt genau geregelt wird. Nichts wurde überſehen. Wie bei einem Uhrwerk greift in dieſem Organiſations⸗ plan ein Rädchen ins andere. Dieſe gewaltige Leiſtung iſt einmalig. Sie konnte nur erzielt werden, weil alle, von der Führung bis zum letzten SA⸗Mann, von jenem Geiſt beſeelt ſind, der die Stärke und Schlagkraft der SA, dieſes politiſchen Inſtruments in der Hand des Führers, ausmacht. Die vorbildliche Disziplin, der bedingungsloſe freiwillige Gehorſam, die freudige Erfül⸗ lung einmal übernommener Pflichten ſind die Grundlagen für den reibungsloſen Aufbau und Ablauf eines ſolchen Organiſationsplanes. Das große Intereſſe für das SA⸗ Sportabzeichen im Bereich der Gruppe beweiſt, in welch hohem Maße es gerade wegen dieſer ſoldatiſchen Haltung die Achtung, Anerkennung und das Vertrauen des deutſchen Volkes genießt. Die SA⸗Gruppe Südweſt iſt für den Parteitag gerüſtet. Ihre Wettkämpfer und Marſchteilnehmer ſtellen die Reprä⸗ ſentanten der Gruppe dar. Sie ſind ſich der hohen Aufgabe bewußt, die SA⸗Gruppe Südweſt, die in der Konkurrenz aller 24 SA⸗Gruppen in Bezug auf die Geſamtheit aller wehrſportlichen Kämpfe an erſter Stelle ſteht, in Nürnberg würdig zu vertreten. Flüſſiger Geloͤmarkt Reichsbankausweis für die 3. Auguſtwoche. Berlin. Die dritte Auguſtwoche brachte der Reichsbank nur eine ſchwache Entlaſtung. Nach dem Ausweis vom 23. Auguſt iſt die Kapitalanlage um 41.3 auf 6665.5 Millionen Mark zurückgegangen. Mit einem weiteren Abbau der Ul⸗ timobeanſpruchung um 5.4 v. H. ſind nunmehr 65.7 v. H. gegen 69.5 v. H. im Juli ds. Is. abgedeckt worden, wäh⸗ rend der Satz im Vorjahr 96 v. H. war. Als Gründe für die geringere Entlaſtung ſind anzuführen, daß die Giro⸗ gelder, und zwar insbeſondere die privaten, ſehr ſtark zu⸗ genommen haben, daß bei dem ſehr flüſſigen Geldmarkt die Mittel keine Anlage in Wechſeln, ſondern wohl vielmehr in den neuen unverzinslichen Reichsſchatzanweiſungen fan⸗ den, daß vielleicht ſchon vorſichtige Ultimodispoſitionen ge⸗ troffen wurden, daß bei den Kreditinſtituten Mittel für ſonſtige Zwecke bereitgehalten werden, und daß zum Teil wohl äuch ſchon der Erntebedarf vorwiegend auf die Reichsbank zurückgefallen iſt. Der Umlauf an Reichsbanknoten hat um 147.2 auf 6143.3 und der an Rentenbankſcheinen um 6.0 auf 377.6 Millionen Mark abgenommen, ſo daß zuſammen 153.2 Mil⸗ lionen Mark aus dem Verkehr zurückgefloſſen ſind. Der Umlauf an Scheidemünzen nahm dazu um 30.8 auf 1596.4 Millionen Mark ab. Der geſamte Zahlungsmittelumlauf betrug ſomit am Stichtag 8117, in der Vorwoche 8301, im Vormonat 7934 und im Vorjahre 6470 Millionen Mark. Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen ſind um 0.2 auf 76.7 Millionen Mark geſtiegen. Marktberichte (Ohne Gewähr). Mannheimer Schweinemarkt v. 25. Auguſt. Auftrieb und Preiſe: 140 Läufer 32 bis 42, 252 Ferkel, bis ſechs Wochen 15 bis 23, über ſechs Wochen 24 bis 32 Mark Marktverlauf: lebhaft. Mannheimer Getreidegroßmarkt v. 25. Auguſt. Roggen⸗ und Weizenſtroh 2,80 bis 2,90, Gerſtenſtroh 2,30 bis 2,50 Alle anderen Notierungen unverändert. * Mannheimer Wochenmarkt v. 25. Auguſt. Vom Stati⸗ ſtiſchen Amt wurden folgende Verbraucherpreiſe für 0,5 Kilo in Rpfg. ermittelt: Kartoffeln 5 bis 6; Wirſing 10 bis 125 10 bis 40; Karotten, Bſchl. 5 bis 10; Gelbe Rüben 8 bis 105 Weißkraut 6 bis 10; Rotkraut 9 bis 12; Blumenkohl, St. Rote Rüben 10 bis 12; Spinat 20; Mangold 10 bis 12; Zwiebeln 12 bis 13; Grüne Bohnen 18 bis 30; Kopfſalat, St. 7 bis 15; Endivienſalat, St. 8 bis 18; Oberkohlraben, St. 5 bis 10; Rhabarber 7 bis 10; Tomaten 15 bis 20; Rettich, St. 5 bis 15; Meerrettich, St. 20 bis 50; Salat⸗ gurken, St. 3 bis 30; Einmachgurken, bis 280; Suppengrünes, Bſchl. 5 bis 7; Schnittlauch, je Bſchl. 4 bis 5; Pfifferlinge 45; Steinpilze 50; Aepfel 30 bis 45; Birnen 10 bis 45; Pfirſich 50; Hei⸗ delbeeren 35 bis 40; Zitronen, St. 6 bis 10; Bananen, St. 5 bis 15; Markenbutter 160; Landbutter 140 bis 142 Weißer Käſe 25 bis 30; Eier, St. 10,75 bis 13. je 100 St. 130 Peterſilie und Frankfurter Schlachtviehmarkt v. 25. August. Auftrieb; 851 Rinder, darunter 140 Ochſen, 126 Bullen, 417 Kühe, 168 Färſen, ferner 385 Kälber, 191 Schafe, 320 Schweine Preiſe: Ochſen 43 bis 45, 39, 35 bis 36; Bullen 41 bis 48, 38 bis 39, 34; Kühe 40 bis 43, 35 bis 39, 26 bis 33, 18 bis 25; Färſen 42 bis 44, 39 bis 41, 35; Kälber 63 bis 65, 56 bis 59, 46 bis 50, 37 bis 40; Lämmer, 47 bis 52, 40 bis 45, 35; 18 bis 30; Schweine 60, 59, lauf: Großvieh, Kälber und Hämmel— Schafe 38 bis 42, 32 bis 37, 58, 56, 53, 57, 55. Marktver⸗ Schweine zugeteilt. Danksagung. sagen wir hiermit unseren innigsten Dank. Mannheim-Seckenheim, 25. August 1938. Für die vielen Beweise herzlicher Anteilnahme, beim Heimgang unseres lieben Entschlafenen Mathäus Roßrucker Die trauernden Hinterbliebenen. friſch vom Röſter Jan Würthwen Lebensmittel, Kaffeeröſterei. Schlafzimmer (eiche, komplett) Einzel⸗ 5 Zesuclieu Sie den Hauptausschank des Pfisterer-Brãu die führende Familien- Gaststätte Mannheims Schlafzimmer (weiß, komplett) u. ſonſt. Möbel ſehr billig abzugeb. Räh. Ilvesheim, Hauptſtraße 144. Heute eintreffend 5 Bücklinge 250 fr 17 3 5 Berfammlungs⸗ Kalender. Breite Straße/ U 1, 5 Nach gründlicher Umgestaltung ist das bisherige Honzert- und Vergnüsunss- lokal zu einem führenden Familien- Restaurant geworden. georg Hugstelz u. Frau. Bekannt gute Hüche und gepflegte Weine stehen für Sie bereit, Mir würden uns freuen, Sie in Bälde begrüßen zu dürſen. 8 e 75 Tbbd. 9 e f 85 f del Beſprechung der Leicht⸗ 0 1 5 athleten im„Kaiſerhof“ betr. Klubkampf gegen Polizei⸗ 8 0 55 ſportrerein Samstag nachmittag.— 9 1 5 Ab- Gummistempe] turnen der Geräteturner im„Kaiſerhof“.— Samstag 1 Fettheringe in versch. abend 9 Uhr Siegerehrung vom Abturnen mit kamerad⸗ feinen Tunken ſchaftlichem Beiſammenſein im„Kaiſerhof“. Neckar-Bote-Druckerei 270 gr-Dose 33 8. Bierwurst 125 fr 33 Servelat und Salami 125 gr 45 Stangenkäse, 20% 1g 5 125 gr 14 8 Butterkäse, 50% ig . 125 gr 28 Edamerkäse— Sohweſzerkäse Emmenthaler o. Rinde, 45 0% g 125 gr 30 8 Frisch eingetroffen sroßer Posten Apfelsaft, naturrein, unvergoren, Literflasche 65 4 0, Gl., bel Großabnahme billiger. 30% Rabatt Cedlee. Verkaufsstellen Das Programm bis Montag: Die unruhigen Maoͤchen. (Hauptrolle: Käthe v. Nagy). Ein Film, der die Sonnen- und Schatten- seiten im Leben junger Mädels schildert. — Vier Freundinnen, die gemeinsam die Schule verlassen, wollen sich ihr Leben zimmern. Wie alles anders kommt—— als sie erträumten, erzählt der Film. Für die Kinder 15 Sonntag Nachm. 3 Uhr großes Lustspiel Programm mit Sat& Palachon. Achtung! Beginn abends 8.15 Unr. Hühner⸗Fatter billiger! Aus eigener Herſtellung: „Neckarperle“ Pfund 14 Pfg. tr. 13.— Mk. Ferner empfehle: Tutterweizen Tuttergerſte Futterhafer Mais, verbilligt Legemehl Kaninchenfutter Taubenfutter Vogelfutter Knochenmehl Knochenſchrot Garnelen Dorſchmehl undekuchen rit. Beſtellungen auf Saatweizen und Sagatroggen nimmt entgegen lex achmich Kräftige Winter⸗ zwiebel⸗ Pflanzen Gärtnerei Ff. W. Stloehtenoth. Gebrauchter Anzug Ilroß (duntelbl. geſtr.) zu verkaufen. mittlere Größe Flelburgerstl. 20. zu verkaufen. Nheinfelderſtr. 7 Inserien bringt Gewinn! Werdet Mitglied der Eee A. e eee FO HANS BFCJVM EE Nichts iſt angenehmer, als mit einem charaktervollen Menſchen zu tun zu haben. Mit einem Menſchen alſo, der völlig zuverläſſig iſt, auf deſſen Worte man bauen kann wie auf einen Felſen, mit einem Menſchen, von dem man weiß, daß ſeine Zuſicherungen gelten, und daß ſeine Worte genau ſo gemeint ſind, wie ſie aus ſeinem Munde kommen. Mit einer ſolchen Perſönlichkeit irgendwelche menſchlichen oder beruflichen Dinge abzuwickeln, iſt ein Vergnügen, man fühlt ſich geborgen einem ſolchen Cha⸗ rakter gegenüber, denn es beſteht ja im vollen Maße das, was menſchliche Beziehungen erſt wirklich wertvoll und bedeutungsvoll macht, nämlich Vertrauen. a Wenn alle Menſchen ſo wären, das Daſein wäre eine Luft. Aber leider gibt es zahlloſe Naturen ganz entgegen⸗ geſetzter Art. Wir alle kennen Menſchen, von denen man von vornherein weiß, daß ihre Worte, und wenn ſie noch ſo überzeugend klingen, leichtfertig in den Wind geſpro⸗ chen ſind, Menſchen, deren Verſprechungen man keine Be⸗ deutung beimeſſen darf, wenn man ſich nicht ſelbſt ſchädi⸗ gen will, Menſchen, die gleichſam aus lauter Unzuverläſſig⸗ keit, Lügenhaftigkeit und Leichtſinn zuſammengeſetzt ſind. Derartige charakterloſe Naturen können uns zur Verzweif⸗ lung bringen und bis aufs Blut peinigen, wenn wir ſie nicht rechtzeitig erkennen und uns nicht rechtzeitig auf ihre abſcheuliche Geſinnung eingeſtellt haben. Und dann die unendlichen Spielarten, die zwiſchen den eindeutig charak⸗ tervollen und den eindeutig charakterloſen Naturen ſich tummeln! Die Halbcharaktere, die Launenhaften, die Schwächlichen, die Schwankenden, die Unberechenbaren— es ſchillert nur ſo auf dem weitſchichtigen Gebiete der Charakterologie, und es iſt mitunter ſchwierig, den Typ, den man vor ſich ſieht und mit dem man vielleicht Ent⸗ ſcheidendes zu erledigen hat, richtig und rechtzeitig zu er⸗ kennen. Uns allen iſt ein oft zitiertes Wort von Goethe ge⸗ läufig: „Es bildet ein Talent ſich in der Stille, Sich ein Charakter in dem Strom der Welt.“ Die Verſe ſtehen im erſten Akt des„Taſſo“ und be⸗ ruhen auf einer vollkommen klaren Erkenntnis. Ein Charakter bildet ſich erſt, er iſt niemals von Anfang an da, denn das, was wir von der Natur im Blute mitbekom⸗ men haben, ſind nur erſt die Anlagen zu einem Charakter, und es iſt höchſt fraglich, ob dieſe Anlagen auch genützt und ausgebildet werden und zu dem Ziele gelangen, das ihnen beſtimmt zu ſein ſcheint. Die Entwicklung eines Charakters geht oft die komplizierteſten und unberechen⸗ barſten Wege und iſt abhängig von dem Strudel der Er⸗ eigniſſe, in die uns das Schickſal hineinreißt. Es gibt ein berühmt gewordenes Buch von dem Philoſophen Leopold Ziegler,„Geſtaltwandel der Götter“. Man könnte ebenſo ein Werk„Charakterwandel der Men⸗ ſchen“ ſchreiben, denn es kann geſchehen, daß man einen Menſchen von ausgeprägtem Charakter kennenlernt, und ſiehe da, wenn man nach einem Jahrzehnt wieder mit ihm zuſammentrifft, ſo erkennt man zwar noch immer einen beſtimmten Charakter in ihm, aber einen recht anderen als damals. Man glaube ja nicht, daß ein Charakter von vornherein feſtgelegt iſt und ſich im Laufe des Daſeins etwa nur doch Nuancen verändern kann. Gewiß, dies kann geſchehen, aber es kann auch der Fall eintreten, daß ſich der Charakter eines Menſchen durch glückliche oder unheilvolle Einflüſſe, durch ſtarke innere oder äußere Er⸗ lebniſſe von Grund auf wandelt. Auch hier gilt wie auf allen menſchlichen Gebieten das Wort des griechiſchen Weiſen:„Alles fließt“. Aus einem Saulus kann ein Pau⸗ lus werden, aus einem übermütigen Genießer des Daſeins ein Aſzet, aus einem Spötter ein Gläubiger, aus einem Sünder ein Heiliger. Ich kannte einen ſehr zuverläſſigen und tüchtigen Menſchen, Mediziner, inſtinktſicher als Arzt, korrekt, nüch⸗ tern, klar in ſeinen Beobachtungen, außerordentlich ſorg⸗ ſam in allen Verordnungen, getragen von dem Vertrauen der vielen, die Hilfe ſuchend zu ihm kamen. Dieſer aus⸗ gezeichnete Menſch trat nach etwa zwei Jahrzehnten wie⸗ der in meinen Geſichtskreis, und ich war erſtaunt, ja ver⸗ wirrt, als ich ihn wiederſah. Er war ſchon äußerlich eine läſſige Erſcheinung geworden, hielt ſichz ſchlecht, ſeine Klei⸗ dung war vernachläſſigt, und da ich ihn in einer abend⸗ lichen Geſellſchaft wiederſah, hatte ich Gelegenheit zu beob⸗ achten, daß der einſt ſo Nüchterne dem Alkohol lebhafter zuſprach, als ſeiner Konſtitution gut ſein konnte. Ich er⸗ lundigte mich und erfuhr, daß er nicht nur ſeine Frau, ſondern auch ſeine beiden Kinder, die er abgöttiſch liebte, verloren hatte. Sein Charakter hatte ſich durch dieſe Schickſalsſchläge allmählich verändert, aus einem verläß⸗ lichen Menſchen war ein fahriger, unſorgſamer unzuven läſſiger Menſch geworden, er brachte ſeinem Beruf nicht mehr den gehörigen Ernſt entgegen, liebte einen guten Trunf mehr»ls die Perſenkung in den Verlauf einer 9 N 2 adi gꝛollen aba Aufnahme: Böttcher/ Mauritius— M. komplizierten Krankheit, kurz, er hatte ſeinen Halt als Charakter vollkommen eingebüßt. Ein tragiſches Erleben hatte ihn in dieſen troſtloſen Zuſtand verſetzt. Ein anderer erfreulicherer Fall kommt mir ins Ge⸗ dächtnis. Es handelt ſich um einen Gelehrten, um einen Junggeſellen, der rein philologiſch eingeſtellt, in ſeiner mürriſchen, dem Leben feindlichen, meiſt übellaunigen Art keinen gerade erfreulichen Typ darſtellte. Er war Beam⸗ ter, ich hatte beruflich mit ihm zu tun, und zwar recht ungern, denn alles, was er für mich erledigte, tat er knurrig, gallig, als ein pedantiſcher und beinahe unzu⸗ gänglicher Griesgram. Nach vielen Jahren ſah ich ihn wieder und war erſtaunt. Ein heiterer, freundlicher, voll⸗ kommen veränderter Menſch trat mir entgegen— es war wie ein Wunder. Das Wunder hatte ſeine gut fundierte Urſache. Er hatte noch ziemlich ſpät geheiratet, und das Schickſal war ihm beſonders hold, indem es ihn gerade mit der Frau zuſammenführte, die er für die Auflocke⸗ rung und Aufheiterung ſeines verſtockten Weſens brauchte. Aus einem verſchloſſenen, harten faſt unnahbaren Charak⸗ ter hatte ſich noch in älteren Jahren ein Menſch von lie⸗ benswürdiger Konzilianz entwickelt, der plötzlich alles Menſchliche begriff, weil er durch einen prachtvollen, lich⸗ ten, innerlich frohgemuten Weggenoſſen alles zu verzeihen gelernt hatte. Ein wunderbarer Umſchwung des Charak⸗ ters, der für alle, die es miterlebten, eine reine Wonne bedeutete. Solche nachdrücklichen Veränderungen der Charaktere ſind nicht die Regel, aber ſie ereignen ſich häufig genug. Man verſetze einmal einen Menſchen, der nichts hat, in den Beſitz einer Million, und man wird ſtaunend ſehen, wie einſchneidend ſich ein Charakter wandeln kann. Wir allein ſind durchaus nicht Herr über die Bildung unſeres Charakters, wir ſind alle abhängig von dem Gang der Lebensereigniſſe, die uns, wenn die Götter uns gnädig ſind, mit ſehr milder Hand anrühren können, die aber auch mit unheimlicher Vehemenz, gleich wilden Kaskaden, auf uns einzuſtürmen und uns vielleicht gar zu vernich⸗ ten imſtande ſind. Er heißt deshalb, gegen den Anſturm des Schickſals innerlich gewappnet zu ſein. Es wäre freventlich, weil allzu bequem, die Entwicklung des Charakters im Strom der Ereigniſſe ungezügelt treiben zu laſſen. Es tritt viel⸗ mehr die ſehr ernſte Aufgabe an den Menſchen heran, ſeinen Charakter mit allem Bewußtſein und mit aller Kraft gegen die oft mächtigen Einflüſſe von außen her zu ſtäh⸗ len und unverletzt zu erhalten, damit er den Kampf gegen die widrigen Verhältniſſe der Umwelt ſiegreich beſtehen kann. Das iſt oft nicht leicht und erfordert häufig den Einſatz des ganzen Menſchen. In ſolchen Fällen der Ge⸗ fahr, wo das Schickſal ſich gleichſam gegen uns verſchwo⸗ ren zu haben ſcheint, hat der Menſch Gelegenheit zu zeigen, ob die Bildung ſeines Charakters auf wahrhaft felſigem Boden gegründet iſt, ob er fähig iſt, ſein innerſtes Weſen gegen alle Stürme und Fährniſſe erfolgreich zu verteidi⸗ gen und durchzuſetzen. Gelingt es ihm, ſo geht er aus dieſen Kämpfen als der wahre Triumphator über das Daſein hervor, und alle guten Geiſter ſchwingen heiter und beſeligend durch ihn hin. Er hat gezeigt, daß er dem Schickſal gewachſen iſt. 5 Dem Schickſal gewachſen ſein aber,— es iſt eine der höchſten Tugenden, eine der köſtlichſten Gaben des Him⸗ mels, die ſich der charaktervolle Menſch zu erobern ver⸗ mag. N N heador Cũruer Zum 125. Todestage des Dichters. Am 17. Juni 1813 war der junge Freiwillige der Lützow'ſchen Schwarzen Schar, Theodor Körner, in dem Ge⸗ fecht bei Kitzen ſchwer verwundet worden. Todesahnung umſchlich ihn, und damals„als ich hilflos in einem Holze lag und zu ſterben meinte“, nahm er Abſchied vom Leben in einem Gedicht, das die kunſtvolle Form des Sonettes künſtleriſcher und ſo künſtlicher Weiſe Ausdruck geben könnte. Für Körner und all die edlen Jünglinge, die gleich ihm die Waffen zur Befreiung des Vaterlandes erhoben hatten, lag darin nichts Künſtliches und Erkünſteltes. Sich in den erhabe⸗ nen Formen erhabener Dichtkunſt auszudrücken, war ihnen inneres Gefühl und äußeres Bedürfnis zugleich, die im Geiſte Schiller'ſchen Pathos“ aufgewachſen waren und die aus der Forderung der Schiller'ſchen Muſe die Pflicht erkannt ür ihr Ideal auch zu kämpfen und gegebenenfalls zu ſterben und nicht nur zu ſingen. Theodor Körner genas damals von ſeinen Wunden. Er ließ wieder zu der Freiſchar wurde Offizier und Adjutant . 5 U 1 0 Lützows, ritt an der Spitze ſeiner Kameraden und führte die Waffen und ſtand doch, wie er es Monde vorher im Gehölze bei Kitzen gewußt hatte,„an den Marken ſeiner Tage“. Am 26. Auguſt vor jetzt 125 Jahren erfüllte ſich das Schickſal des jungen Dichters: Theodor Körner fiel in dem Gefecht bei Gadebuſch in Mecklenburg, das die Lützower ſiegreich einer franzöſiſchen Proviant⸗ und Munitionskolonne geliefert hat⸗ ten. Am folgenden Tag betteten ihn die Kameraden nahe bei dem Dorf Wöbbelin unter zwei hohen alten Eichen, die er — ahnungsvoll— ſelbſt auf kurzer Raſt zuvor den Kamera⸗ den als ſein Soldatengrab beſtimmt hatte. Sie ſangen Kör⸗ ners Schwertlied, das der Dichter am Tage vor ſeinem Hel⸗ 1 begonnen und am Morgen des Kampftages beendet hatte. Wenn wir heute den frühen Soldatentod des jungen Dichſers Theodor Körner beklagen, ſo wiſſen wir doch auch, daß ſich mit ihm ſein Leben ſo erfüllte, wie es ſich erfüllen mußte.„Soll ich in ſeiger Begeiſteri meinen ſiegenden 8 Brüdern meinen Jubel nachleiern? Soll ich Komödien ſchrei⸗ ben auf dem Spottheater, wenn ich den Mut und die Kraft mir zutraue, auf dem Theater des Ernſtes mitzuſprechen!“ — und weiter:„In Breslau, auf dem Sammelplatz, treffe ich zu den freien Söhnen Preußens, die in ſchöner Begeiſte⸗ rung ſich zu den Fahnen des Königs geſammelt haben“, ſo ſchrieb Theodor Körner an ſeinen Vater Chriſtian Gottfried, Schillers vertrauten Freund, der ſelbſt ſchon Ende 1812 ahnungsvoll den Sohn darauf hingewieſen hatte:„Auf den Flügeln der Dichtkunſt ſoll die geſuftkene Nation ſich erheben. Theodor Körner in der Uniform der Lützower Photo: Max Löhri M. Dein Geſchäft iſt, alles Edle und Große und Heilige zu pflegen, wodurch die menſchliche Natur ſich verherrlicht!“ Der Vater, der dies ſchrieb, ſchrieb es an einen Sohn, dem die Zeitgenoſſen den erſten Lorbeer des Dichters, dem erſt 21jäh⸗ rigen, gereicht hatten. Der Student der Bergwiſſenſchaften in Freiberg und Leipzig, der dieſe Univerſität eines Duells wegen hatte verlaſſen müſſen und dem mit der Relegation alle alten deutſchen Univerſitäten verſchloſſen waren, war nach kurzem Aufenthalt in Berlin nach Wien gegangen, um dork Geſchichte zu ſtudieren. Dort fanden ſeine Sing⸗ und Luſt⸗ ſpiele viel Beifall, und das patriotiſche, an Anſpielungen an die Zeit reiche Trauerſpiel„Zriny“ brachte Körner die An⸗ ſtellung als kaiſerlicher Theaterdichter. Aber der glückbegün⸗ ſtigte junge Dichter und Bräutigam— Theodor Körner hatte ſich mit Toni Adamberger, der ſchönen Darſtellerin des Burg⸗ theaters, verlobt— zögerte keinen Augenblick, als„hell aus dem Norden“ die Flammenzeichen aufloderten, ſich in die Nei⸗ hen jener Soldaten einzureihen. die auch gegen die Soldaten ſeines eigenen Königs, des Königs von Sachſen, der mit Napoleon verbündet war, vielleicht doch kämpfen mußten. Das Schickſal, das Körner in dieſem beſonderen Falle traf, in ſeiner engeren Heimat als Deſerteur ausgeſchrieben zu wer⸗ den, traf damals viele patriotiſche Deutſche. Aber:„Deutſch⸗ land ſteht auf, der preußiſche Adler erweckt in allen Herzen durch ſeine kühnen Flügelſchläge die große Hoffnung einer deutſchen Freiheit. Meine Kunſt ſeufzt nach ihrem Vaterlande — laß mich ihr würdiger Hüter ſein!“ Körner war ihr würdiger Hüter. Seine Schauſpiele ſind heute vergeſſen. Aber das Lied von der wilden Jagd, das Schwertlied, der Aufruf„Friſch auf, mein Volk, die Flam⸗ menzeichen rauchen“, die vielen, von echteſter Begeiſterung und innerem Schwung getragenen Lieder, die er im Kreiſe ſeiner Kameraden dichtete und die ſein Vater nach Körners Tod unter dem ſehr glücklich gewählten Titel„Leyer und Schwert“ herausgab, ſind Gemeingut des ganzen deutſchen Volkes geworden und bis heute lebendig geblieben, ein unver⸗ gängliches Denkmal zum Ruhme des jungen Dichters, der ſein Leben hingab für das, an was er glaubte, das Vater⸗ land!„Wohl wieget eines viele Taten auf: das iſt um dei⸗ nes Vaterlandes Not der Heldentod“, dieſe faſt kleiſtiſch anmutenden Worte Ludwig Uhlands über Theodor Körner ſollen dieſe kurze Betrachtung über den Jüngling, der ein Sänger und ein Held war, ſchließen. S. Einer von euch iſt es geweſen Eine Erzählung aus Sumatra von Chriſtian Munk. Drei Tage fſuchte man das Mädchen Mana. Dann fand man es in einem Mangobuſch. Es hockte kauernd am Boden und ſtarrte mit großen, glänzenden Augen auf die Verfolger. Man ſah es kaum unter den Blättern, aber Mauts Raubvogelaugen erſpähten es dennoch. Mana wurde hervorgezogen und zurückgetrieben. Sie mußte immer einen Schritt vor den Männern gehen. Sie war klein und ſchmal und trug nur einen alten Tuchfetzen um die zierlichen Kinderhüften. Sie war die Mörderin. Sie wurde vor den Verwal⸗ ter Van Twiſt geführt, der im weißen Tropenanzug auf ſeiner Veranda ſaß und eisgekühlten Whiskyſoda trank, „Sie iſt eine verdammte Mörderin!“ ſchrie er.„Sperrt ſie ein]!“ Am nächſten Morgen, als ſich die Männer vor dem Hauſe des Verwalters verſammelten, um zur Arbeit ein⸗ geteilt zu werden, rief Van Twiſt, daß die Mörderin des Aſſiſtenten gefunden ſei und im Schuppen ihre Aburteilung erwarte. Schweigend hörten die vielen malaiiſchen Arbei⸗ tex ihren großen Chef an, und ihre bronzefarbenen Ge⸗ ſichter veränderten ſich nicht. Nur Maut nickte, der ſtarke, verwegene Maut. Aſſiſtent Terſtappen ſchickte die Männer an die Arbeit, und bald verſchwanden die nacktbeinigen Rotten in den Pflanzungen, um ihrer Arbeit, dem Gummizapfen, nach⸗ zugehen. Am nächſten Morgen fuhren zwei ſchwere nickel⸗ blitzende Automobile über die palmenbeſtandene Straße zum Hauſe des Verwalters, der ſie bereits zu erwarten ſchien. Es ſtiegen aus den Wagen einige ernſtblickende Herren, Mijnheer Van Twiſt lüftete ſeinen Tropenhelm, ſie begrüßten ſich alle gemeſſen, und dann gingen ſie in das Haus. Einige Kinder und Weiber hatten die Ankunft be⸗ obachtet, ſie rannten hinunter in den Kampong und riefen, daß das Gericht angekommen ſei. Bald rannte der Küchen⸗ boy des Verwalters zum großen Gong, der aus einem Stück aufgehängter Eiſenbahnſchiene beſtand, und ſchlug mit dem Bambusklöppel dagegen. Die dröhnenden Schläge wurden in allen Teilen der Pflanzungen gehört. Die Arbeiter ſtellten ihre Eimer zuſammen, die Zap⸗ fer ſammelten ſich bei ihren Aſſiſtenten, und bald kamen aus allen Richtungen die Arbeitsgruppen angelaufen. Aus dem Kampong unten ſtiegen die Weiber und die Kinder herauf, und die Greiſe folgten ihnen. Der große Verſammlungsplatz vor dem Verwalterhaus füllte ſich mit lärmenden, erregten Menſchen— Plötzlich wurde es ſtill. Auf die breite Veranda des Hauſes trat der Gerichtshof und nahm um einen großen Tiſch herum Platz. Mijnheer van Twiſt kam ſchwer⸗ atmend die Treppe herab, er blickte ſich aus ſeinen eis⸗ blauen, gutmütigen Augen lange um. Dann winkte er und zwei Boys brachten Mana aus dem Schuppen heran. Die arme Mana ſah ziemlich elend aus. Sie ſah be⸗ drückt und verhärmt aus, und ſie zitterte. Ihre ſchmale, feingliedrige Geſtalt rührte ſogar etwas die großen Män⸗ ner des Gerichts auf der Veranda oben, die verwundert jene kindliche Mörderin betrachteten. Einer der Richter, ein großer bleicher Mann, erhob ſich und ſagte etwas, was der Mahaut ſo überſetzte:„Ihr wißt alle, daß der Aſſiſtent Verſchuin nachts in ſeinem Hauſe ermordet aufgefunden wurde. Er iſt vergiftet wor⸗ den. Als ſeine Mörderin wird die Wäſcherin Mana be⸗ zeichnet, die im Hauſe des Mijnheern Verſchuin beſchäftigt war. Bekennſt du dich ſchuldig, Mana?“ Der Mahaut ſtieß Mana an, die zitternd aufſtand und ratlos zu den hohen Herren des Gerichts hinaufblickte. Dann 1 ſie:„Mana nicht ſchuldig, Mana ſelber ſehr erſchrocken über toten Tuwan Beſar... Mana keine Hand gegen ihn erhoben.“ Durch die Verſammlung der Malaien ging Unruhe. Wahrhaftig, Mana leugnete. Die Richter oben ſteckten die Köpfe zuſammen, und dann begann der große bleiche Mann ein Verhör mit Mana, ein gutes Verhör, ein ge fährliches Verhör, und als das Verhör beendet war ſtand es feſt, daß nur Mana nachts im Hauſe anweſend geweſen war Und der große bleiche Mann nickte ſehr ernſt, als das Verhör beendet war, und die Richter ſteckten die Köpfe zuſammen und ſprachen miteinander, wobei ſie immerzu nickten und ihre Augen nicht von der kleinen Mana lie⸗ ßen, der ſie ſo etwas wahrhaftig nicht zugetraut hatten Plötzlich unterbrach Aſſiſtent Terſtappen das Verhör indem er auf die Veranda hinaufging und mit den Rich⸗ tern ſprach. Van Twiſt trat dazu und fragte ſeinen Aſſi⸗ ſtenten:„Was wollen Sie?“ Terſtappen muſterte ihn mil ſeinen kühlen, grauen Augen und berichtete, daß er über den Tod ſeines Freundes beſtimmte Vermutungen habe. Ob er ſie ausſprechen dürfe; Die Richter nickten geſpannt, und Terſtappen erklärte mit gedämpfter Stimme, daß ſein verſtorbener Freund unter den Eingeborenen einen ziemlich ſchweren Stand ge⸗ habt hätte. Ja, er wüßte ſogar, daß ihm einige diefer Männer den Tod angedroht hätten. Der Verſtorbene habe es ihm ſelbſt noch kurz vor ſeinem Tode erzählt.. Die Richter zogen die Augenbrauen hoch. Was ſoll⸗ ten ſie tun? Vor allem, wie ſollte man unter Hunderten den Schuldigen herausfinden? „Können Sie uns, Herr Terſtappen, die Männer be⸗ zeichnen, die dieſe Drohungen ausgeſtoßen haben?“ Die Richter zogen ſich in das kühle Haus zurück, wo ſie erſt nachdenklich auf und ab gingen, einen Soda tran⸗ ken und dann heftig über den Fall diskutierten. Plötzlich trat Ban Twiſt ein und bat darum, einen Vorſchlag machen zu dürfen. Es handele ſich wohl dar⸗ um, unter der Maſſe der Malaien den Täter herauszu⸗ finden, und dazu kenne er aus der rauhen Zeit ſeiner in⸗ diſchen Pionierjahre ein altes, unfehlbares Mittel. Da er als einer der tüchtigſten und menſchlichſten Pflanzer der Inſel galt, hatte man keine Bedenken, und Van Twiſt ging an die Arbeit. Er ſchickte einige ſeiner Boys aus, die einen Schemel anter einen großen Eukalyptusbaum ſtellten, einen ſtar⸗ ken, prächtigen Aſt ausſuchten und einen nagelneuen ge⸗ ſeiften Strick mit einer Schlinge darüberwarfen. Dann jagten ſie die Umſitzenden auf und ließen ſie in weitem ſtreis um den Baum des Todes Platz nehmen Dann trat der Aſſiſtent Terſtappen in den Kreis und zief alle Arbeiter auf, die zur Gruppe ſeines verſtorbenen kollegen gehört hatten. Es waren zweiundzwanzig, die er in einem Halbkreis unter dem Baum ſich niederzuſetzen defahl. Dann entſtand eine große Unruhe, denn die frem⸗ den Richter ſchritten mit Herrn Van Twiſt feierlich unter den Baum und ſetzten ſich auf eine Bank. Van Twiſt blickte die zweiundzwanzig Männer aus der Arbeitsgruppe des Verſtorbenen ſcharf an. Er ging an ihnen vorbei und ſah jedem einzelnen lange in die Augen. Dann ſtellte er ſich vor den Männern auf, die ihn zeſpannt und ängſtlich beobachteten, und ſchrie, daß unter nen der Mörder ſei! „Einer von euch iſt es geweſen, aber er ſoll nicht den ken, daß wir ihn nicht hängen! Ehe die Sonne unter gegangen iſt, wird er an dieſem Aſt baumeln!“ Dan winkte er, und der Küchenboy brachte eine Schüſſel unge kochten Reis. Van Twiſt gab jedem der zweiundzwanzig Männe eine Handvoll Reis, die ſie zögernd und beunruhigt an nahmen. Dann befahl ihnen der Verwalter, den Reis in den Mund zu nehmen, aber ja nicht herunterzuſchlucken Die Männer taten es. Dann befahl ihnen der Verwalter, zum Baum hin aufzuſehen und ſcharf auf den Strick zu blicken, der vol den Augen der Männer leiſe hin und her ſchwankte Schließlich gab er dem Küchenboy ein Zeichen, und dieſel brachte zweiundzwanzig Holznäpfe, und jeder der Männe mußte den Reis in einen Napf ſpucken. Van Twiſt winkte den Richtern und flüſterte ihnen etwas zu. Dann gingen die Richter düſter und ſchweigend mit dem Verwalter an der Reihe vorbei und blickten in die Eßnäpfe. Als ſie Maut erreicht hatten, ſtutzten ſie alle und blickten ihn an, und Van Twiſt zeigte auf den beben⸗ den Maut und wandte ſich an die große Verſammlung, indem er ausrief: „Dies iſt der Mörder!“ Maut ſprach kein Wort, er nickte nur mit dem Kopf, ſein Geſicht war aſchfarben vor Panik. Er fühlte, daß die Geiſter gegen ihn geſprochen hatten. Er wußte nicht, daß er ſelber es geweſen war, als ſeine Mundhöhle vor inne⸗ rer Erregung austrocknete, ſo daß ſich ſein Reis von dem der anderen Männer ſichtbar durch den Mangel an Feuch⸗ tigkeit unterſcheid. Dieſe Tatſache allein hatte den Schul⸗ digen entlarvt, ſie war eine ſtumme und dennoch beredte Anklage gegen ihn. Das Mädchen Mana wurde ſofort freigelaſſen und erhielt vom Verwatter eine Entſchädigung. Außerdem ſchenkte ſeine Frau ihr ein abgelegtes Kleid. Mana ſang ald wieder wie früher kleine malaiiſche Liedchen vor ſich gin, denn das Leben geht weiter. Der Stapellauf des neuen deutſchen Kreu⸗ zers„Prinz Eugen“. Links: Blick auf die Taufkanzel nach der Taufe des ſtolzen Schif⸗ fes durch die Gattin des ungariſchen Reichsver⸗ wefers Der Führer und ſeine Gäſte grüßen das in ſein Element gleitende Schiff. Von links: Reichsſtatthalter Dr. Seyß⸗Inquart. Frau von Hort Admiral von Horthy und der Führer. Rechts: Der mächtige Schiffsrumpf gleitet auf der Germa⸗ nia⸗Werft in Kiel in die Waſſer der Förde. Weltbild(M). rien 9 144 75 G N M., 5 (1. Fortſetzung.) Im vorhergehenden Kapitel wurde erzählt: In der Provinzſtadt ſteht die Aufführung eines Ora⸗ toriums bevor. Das ſtädtiſche Orcheſter ſoll ſein Können be⸗ weiſen, um weitere Zuſchüſſe zu erhalten. Am Tage vor der Aufführung wird die Journaliſtin Dr. Johanna Berke beauftragt, die Soliſten des Konzerts zu interviewen. Dr. Johanna Berke, kurz Jo genannt, betritt im Augenblick der Probe das Zimmer und ruft damit den Unwillen der Künſt⸗ ler hervor. Beſonders der Tenor Dorian Leen zeigt ſich über die Störung verärgert. Es kommt nicht zum Inter⸗ view, Jo zieht ſich zurück. Im Künftlerzimmer kommt das Geſpräch auf den flüchtigen Beſuch. Leen bedauert, daß er die Journgliſtin ſo ſchlecht behandelt hat. Ihm ſind beſon⸗ ders der Gang und die auffallend hübſchen Bewegungen der Fremden aufgefallen. „Es ſoll ihr verziehen werden. Trotzdem muß ich jetzt fragen: Wie kommſt du nach Deutſchland? Ich dachte, du weihteſt die Kinder deiner italieniſchen Marcheſa in die Geheimniſſe des Abe ein?“ „Kurze Geſchichte, Jo. Will ſie dir gleich erzählen.“ „Sei nicht böſe, wenn ich mich unterdeſſen bade und umziehe, Aurikelchen, aber ich muß um acht im Konzert ſein. Willſt du übrigens mitgehen? Ich habe noch eine Karte frei.“ „Danke, nein, Jo. Ich bin viel zu müde, die ganze Nacht durchgefahren.“ „Nett, daß du gleich zu mir kamſt. Kriegſt auch gleich eine Erfriſchung.“ Sie drückt die Hände der Freundin, ſtreicht darüber und ſieht der Pädogogin Dr. Margarete Kandner, von all ihren Freunden Unbegreiflicherweiſe immer Aurikelchen genannt, nachdenklich ins Geſicht. „Blaß! Aurikelchen... doch nicht krank?“ „Aber nein, nur von der Nachtſahrt ſo erſchlagen.“ Jo holte Obſt, Keks, Südwein und Gläſer. „Feudales Mädchen!“ „Im Gegenteil. Er müßte eigentlich angewärmt ſein — oder nein, trinkt man ihn nicht auf Eis? Ich weiß zu wenig von ſolchen Fineſſen. Schmeckt's?“ „Na, großartig!“ Während Jo ſich umzieht, erzählt Aurikelchen.„Die Marcheſa hat ihre Kinder in ein Penſionat gegeben. Da war irgend ſo eine verarmte Bekannte, die machte plötz⸗ lich ein Schulpenſionat auf, und es gehört zum letzten Schrei der ſtolzen Römerin, daß ihre Kinder dort erzogen werden. Man hat mich mit allerlei ſchmeichelhaften Be⸗ merkungen und einem halben Jahresgehalt entlaſſen.“ „Schade!“ „Ja, ich bedauere es auch ſehr, man konnte viel ler⸗ nen in dem gepflegten Hauſe, in dem bei Gaſtlichkeiten in drei Sprachen geſprochen wurde.“ „Und wie waren die Kinder?“ „Sehr nett und erſtaunlich intelligent! Aber es hat ja keinen Zweck, Vergangenem nachzutrauern. Sag' mal, glaubſt du, daß mir Frau von Nieden ein Zimmer ab⸗ geben kann? Ich will hierbleiben und an der Peſtalozzi⸗ ſchule hoſpitieren, ſonſt geht ja mein Anſpruch auf eine Stelle verloren.“ „Ein Zimmer iſt leer. Das wirſt du haben können, Aurikelchen.“ „Fein. Und wie geht's dir, Jo?“ „Viel Arbeit und immer zu wenig Geld!“ „Die alten Leiden.“ „Sie bedrücken mich augenblicklich nicht. Bin ſo froh, daß ich einen Beruf habe, der mir gefällt und der mir den Luxus einer eigenen Wohnung geſtattet.“ „Iſt ja auch Grund genug zum Frohſein.“ Aurikel⸗ chen kuſchelt ſich in einen Seſſel und fragt:„Du, Jo, wie iſt das: Kann ich heute bei dir übernachten, oder ſoll ich ſchon zur Gräfin hinübergehen?“ „Warte lieber bis morgen, die alte Dame iſt ſehr um⸗ ſtändlich. Heute kannſt du dir's gern bei mir bequem machen.“ Jo ſitzt in einem langen Unterkleid aus brauner Seide da und näht den Bernſteinſchmuck feſter an den Abendſchuh. Dann geht ſie ins Schlafzimmer und macht ſich ganz fertig. Aurikelchen hat ſich inzwiſchen im winzigen Bade⸗ zimmer erfriſcht und bleibt nun erſtaunt vor der Freun⸗ din ſtehen.„Du ſieht ja bezaubernd aus! Wie eine Dame von Welt.“ „Es iſt heute das Konzert der Saiſon, weißt du. Und heute morgen hat mich ſo ein arroganter Tenor reichlich von oben herab behandelt. Nun brauche ich dieſe Eleganz zur Neuſtärkung meines Selbſtbewußtſeins.“ „Das kann ich verſtehen. Du, das Kleid iſt wunder⸗ ſchön!“ „Enttäuſcht's dich ſehr, wenn ich dir das Geheimnis verrate: ſelbſt genäht?“ „Alle Achtung! Wirklich, Jo, du ſiehſt blendend aus — beinahe ſchön.“ „Frechheit!“ lacht Jo, ſteht da, ſtolz und ſchlank, um⸗ schmiegt von braunem Samt. Goldtopaſe funkeln an Hals und Handgelenk.„So, und nun Schluß mit dem Bewun⸗ dern. Es iſt wichtiger, daß ich jetzt Tee koche. Und du legſt dich hierher auf die Couch, ſie iſt ganz bequem.“ Jo breitet eine bunte Leinendecke über den Tiſch, holt Taſſen, Teekanne und beginnt, Toaſt zu röſten. 00„Ach, erzähl' doch noch vom ſchönen Italien, Aurikel⸗ en!“ Dazu iſt die kleine Studienaſſeſſorin immer bereit. Sie erzählt in ihrer leichten, burſchikoſen und ein klein wenig boshaften Art vom ewigen Rom, von ihrer Tätigkeit bei der Marcheſa Carandotta. Hinter ihren kleinen ſpitzen Bemerkungen ſteht eine leiſe Traurigkeit. Sie ſieht ſich nachdenklich im Zimmer um.„Rieſig gemütlich iſt es bei dir, allen am weiteſten gebracht.“ „Uebertreibe nicht, Aurikelchen... Weit gebracht! e dee d liche Stellung. lingt mir end zen, bin ich 5 Deaußen. Gans anders 1 Seid ihr einmal im Amt, dann iſt cee Ermeſſen für immer. B08 iſt 15 Unterschied. Aut elchen.“ e „Eigentlich haſt du's von uns . 9 „Wenn wir im Amt ſind, ja. Jo— wenn? Ich wünſche mir ja nichts ſehnlicher als da. Aber ob das Warten wirklich einmal ein Ende hat?“ „Aber ſicher, Aurikelchen. Du haſt ein bißchen die Nerven verloren, ſcheint mir. Schlaf dich aus! Morgen iſt's ſchon wieder beſſer. Du weißt ja, wir halten viel aus. Das kleine Fräulein Kandner lächelt tapfer wie immer. Eine kleine Weile iſt es ſtill in dem großen Raum. Vom nahen Kirchturm ſchlägt es halb acht. „Fein, da hab' ich noch zwanzig Minuten Zeit“, ſagt Jo und ſchenkt der Freundin Tee ein.„Nimmſt du Rum, Aurikelchen?“ „Danke, Jo. Ja, gern. Es iſt herrlich, daß ich bei dir ſein kann. Weißt du, was dir zu deinem gut eingerichteten Hausſtand nur noch fehlt? Ein Mann!“ „Soll das ein Witz ſein, Aurikelchen? Warum denn?“ „Willſt du eigentlich nicht heiraten, Jo? Du wirſt ſchließlich auch ſchon ſiebenundzwanzig.“ „Komiſche Frage, mein Herz! Wie kommſt du eigent⸗ lich darauf?“ „Als ich vom Bahnhof kam, ſah ich Peter Bergham⸗ mer im Vorbeigehen, er hat mich nicht erkannt. Da dachte ich: Ihr beide würdet gut zueinander paſſen.“ „Unſinn, Aurikelchen! Da ſpielt dir deine Phantaſie einen Streich! Peter denkt nicht an ſo etwas und ich auch nicht! Ganz einfach.“ „Ich bin nicht ſo ſicher, daß er nicht daran denkt, Jo!“ „Weil wir hin und wieder zuſammen ſind? Aber du kennſt doch unſere alte Freundſchaft, ſie begann ſchon im erſten Semeſter. Wir haben zuſammen gehungert, uns zuſammen mit allen Problemen berumgeſchlagen, über 1 Zeichnung: Drewitz— M. „Und es wär doch ſchön, wenn ein Menſch in unſerem Leben wäre, zu dem man gehen könnte und ſagen:„Ich freue mich, daß du da biſt““ unſere Nöte und Kämpfe geklagt, über alle brennenden Fragen disputiert— das bindet natürlich ſtark. Weißt du, Peters Urteil iſt ſo klar und ſauber, ich mag ihn wirklich gern. Aber deshalb brauche ich ihn doch nicht gleich romantiſch zu lieben..“ Aurikelchen ſtellte die Teetaſſe fort.„Du, Jo, eins wird mir immer klarer: Daß unſere Generation entſetzlich viel falſch gemacht hat. Warum mußten wir ausgerechnet im Studieren das Heil der Welt ſehen? Jetzt umſatteln iſt natürlich kaum möglich.“ Das Geſicht iſt auf einmal von ſchwerer Melancholie überſchattet. „Aurikelchen! Was iſt denn nur mit dir los? Berufs⸗ jammer?“ „Mehr, Jo! Ganz nüchterne Erkenntnis: Es war nicht das Richtige, was man tat.“ „Aber Aurikelchen!“ „Ganz gewiß, Jo! Es mag ja Frauen geben, die in ihrem Lehrerinnenberuf aufgehen, alles Glück darin fin⸗ den. Ich hab' eingeſehen: Ich nicht. Ich bin nur ein mittelmäßiger Pädagoge. Vielleicht könnte ich mehr leiſten, wenn ich eigene Kinder hätte.“ „Glaubſt du denn wirklich, Aurikelchen, daß vom Hei⸗ raten die Seligkeit abhängt? Ich muß geſtehen, ich könnte es nicht. Ich muß viel arbeiten, und um das zu können, brauch ich meine ganze Kraft und meine ganze innere Ruhe. Das mag ſehr egoiſtiſch klingen, aber ſchließlich muß man verſtehen können, daß ich endlich einmal— ver⸗ zeih' den banalen Vergleich— die Früchte meines Berufs⸗ kampfes ernten möchte.“ 7 „Es käme auf den Mann an, der dir wichtiger wäre als deine Exiſtenz und deine Erfolge, Jo.“ „Ich wäre nicht froh über einen ſolchen Konflikt: Liebe iſt immer ein Konflikt.“ Aurikelchen zerbröckelt den Toaſt zu ſtaubfeinem Krümel. g. 15 wär' doch ſchön, wenn da ein Menſch in unſe⸗ m Leben wäre, zu dem man gehen könnte und ſagen: 0 1 9 ib du da bist! Lach nicht, ee Me wi 0 hammer 1 Das . em ande 0 fühl wäre..“ nn du da die n gut ausſor⸗ keiten gehört Die Turmuhr ſchlägt dreiviertel. „Ich muß gleich gehen“, weicht Jo aus. Sie ſucht das zimtbraune Samtceape, das zum Kleid gehört, und ſchlägt es um. Die Freundin ſitzt noch immer müde und ein wenig verzweifelt da.„Du biſt ſo entſetzlich abgeklärt und ver⸗ nünftig, Jo!“ „Gar nicht. Ich bin ſo durchſchnittlich wie nur mög⸗ lich. Ich hab' nur erkannt: Den Weg, den man einmal begann, muß man auch zu Ende gehen. Sei nun ver⸗ nünftig! Morgen ziehſt du unten ein, gehſt zum Profeſſor Reinhard, er wird dir nach Möglichkeit eine Hilfsſtellung geben. Du wirſt hoſpitieren. Und ſchließlich: Einmal kommt deine Anſtellung ja auch.“ „Trügeriſche Hoffnung in blauer Ferne, J „Nein! Du darfſt nur nicht den Mut verlieren. Und nun Schluß mit dem Gerede.“ Sie nimmt Handtaſche und Schlüſſel, reicht der Freundin die Hand. „Lieb, daß du mich aufgenommen haſt, Jo!“ „Iſt doch ſelbſtverſtändlich, Aurikelchen. Nun leg' dich hin und ſchlaf' dich aus. Oder tu, was du willſt. Möchteſt du gern noch leſen? Drüben rechts ſtehen die Neuerſchei⸗ nungen.“ „Danke, Jo. Und recht gute Unterhaltung!“ Ein herz⸗ licher Händedruck, dann iſt Aurikelchen mit ſich und ihren Kümmerniſſen allein. Der große Renaiſſanceſaal erſtrahlt in Feſtbeleuch⸗ tung. Jeder Platz iſt beſetzt. Gerade läßt Swaatjen das Finale ſich großartig ſteigern. Er reißt die Spieler in ein leidenſchaftlich be⸗ wegte Vivace, beſchwichtigt, droht, dämpft. Nun kommt noch eine freudig aufbrechende Flut von Paffagen und Läufen und der jubelnde, langtönende Schlußakkord— Dank an das Leben, ſoll er bedeuten— überwältigende Freude am Daſein. Während Swaatjen langſam den Taktſtock hinlegt, kämpft er noch einen Herzſchlag lang gegen den wilden Haß an, der durch den nun einſetzenden unmuſikaliſchen Beifall über ihn herzufallen droht. Aber es iſt wie immer: Als er ſich ſchließlich umwendet und den ſtarken Beifall mit leicht reſigniertem Lächeln entgegennimmt, ſchwindet plötzlich der Haß und verwandelt ſich in dankbare Freude, die ſich noch ſteigert beim Anblick der ergriffenen Zuhörer. Der Beifall ſchlägt wie eine gewaltig brandende Woge bis zum Podium vor. Swaatjen verbeugt ſich dankend. Nun wird er es wohl geſchafft haben. Der Etat wird ſicher bewilligt werden, und mit einem Zuſchuß werden er und ſein Orcheſter viel Schönes leiſten können. Nun weiſt Swaatjen auf die Soliſten, die ſich nach⸗ einander erheben. Zuerſt die Sopraniſtin; das Anſchwellen des Beifalls beweiſt, daß ſie ihre Aufgabe gut gelöſt hat; ſie lächelt herablaſſend und verneigt ſich wie eine Fürſtin, die Cercle hält. Dann der Baß, der erſt den Stuhl neben ſich krachend von ſich ſtößt, um Platz zu ſchaffen. Der Beifall ſchwillt orkanmäßig an, Ausdruck tiefſter Bewun⸗ derung und ehrlicher Anerkennung. Nun erhebt ſich auch Dorian. Da findet die Begeiſterung ihren Höhepunkt, ſogar das Orcheſter legt die Inſtrumente fort und zollt dem jungen Tenor händeklatſchend Beifall. Der Baß und die Sängerin ſtimmen ein. Dorian Leen verneigt ſich tief nach allen Seite. Er iſt ungewöhnlich ernſt und kann ſich nur ſchwer in den Jubel finden, weil ſeine Partie noch ſo lebendig in ihm iſt. Nun ſteht auf einen Wink Swaatjens auch das Or⸗ cheſter auf, und wieder donnert der Beifall durch den Saal. Jo hört die Hochrufe noch, als ſie ſich ſchon durch die Menge einen Weg gezwängt und durch eine kleine Ein⸗ N das Künſtlerzimmer hinter dem Podium erreicht a 3 Stühlen und der o Tiſch. Swaatjen ſcheint jetzt zu kommen, Jo erkennt ihn an den kurzen rhythmiſchen Schritten. Jetzt ſteht er in der Tür und fährt ſich tiefaufatmend mit einem Taſchentuch über das erregte Geſicht. „Lieber Doktor Swaatjen... ich mußte einfach zu Ihnen kommen, um Ihnen Glück zu wünſchen. Eine herr⸗ liche Aufführung, wirklich! Es freut mich ſo für Sie!“ Swatjen gibt Jo die Hand und drückt ſie herzlich. „Das iſt nett von Ihnen, Fräulein Doktor Berke! Hat Ihnen die Aufführung wirklich gefallen? Ja? Freut mich! Wie fanden Sie denn das Werk?“ „Ganz prächtig... Die Leute haben ſündhaft ſchön geſpielt.“ „Und heute morgen war ich noch ſo verzweifelt! Aber es iſt immer ſo, wenn es darauf ankommt, laſſen ſie mich ligaten Waſſerflaſche auf dem nicht im Stich und überraſchen mich plötzlich damit, daß ſie alles ſo geſtalten, wie ich es mir gewünſcht habe Sie ſitzen ſich jetzt gegenüber. Swaatjen hat eine Art platoniſcher Zuneigung zu Jo gefaßt. Journaliſten ganz und gar nicht leiden kann, ihnen aus weicht und mit milder Reſignation über ſie den Kopf ſchüttelt. Mit Jo iſt das etwas anderes. Sie verſtelft wirklich etwas davon. Das erkennt er an. Es iſt noch leer. Ein kleiner weißgetünchter Raum mit einem großen Spb einer altmodiſchen Chaiſe, ein Obwohl er ſonſt „Und mit den Soliſten hatten wir ja auch wohl einen ganz guten Griff getan“, lächelte Swaatjen jetzt. „Ganz gut? Swaatjen, Sie Heuchler! Sie wiſſen ganz genau, daß wir drei ſo gute Kräfte noch nicht hier gehabt haben. Uebrigens, ich möchte Sie um etwas bitten. Kann ich die drei wohl irgendwie unauffällig interviewen! Wiſſen Sie, wir wollen den heutigen Abend groß auf⸗ ziehen. Kall hat heute morgen ſchon Photos gemacht. Ich 2 einen ausführlichen Bericht und möchte daran die nterviewergebniſſe knüpfen; in den anderen Reſſorts wird man einen Schlag kriegen, wenn ich eine ganze Seite dafür beanſpruche. Aber in dieſem Falle muß das einmal ſein, nach einem ſolchen Erfolg, der ſicher ausſchlaggebend ſein wird für die Erhaltung des Orcheſters. Daran iſt ja doch die ganze Stadt intereſſiert. ö (Fortſetzung folat.) ö — * Kreuzworträtſel. 1 1 5 r 7 2 5 1 6 7 E 75 1 2 74 1%. — 178 e ö U 1, e 77 1 25 1 . 8 2 1 ü Waagegecht: 1. Getreideart, 4. ſpitzer Einſchnitt, 8. männlicher Vorname, 9. europäiſcher Gebirgszug, 10. Gipfel der Berner Alpen, 12. Stockwerk, 13. ſagenhafte griechiſche Königin von Theben, 15. Berliner Witzfigur, 18. Geſchäftsvermittler, 22. Medikament, 23. männlicher Vogel, 24. ungariſcher Hochruf, 25. Laubbaum, 26. linker Zufluß zur Aller, 27. ſüdamerikaniſches Gebirge. Senk⸗ recht: 1. rechter Nebenfluß der Elbe, 2. männlicher Vor⸗ name, 3. Metall, 5. Fremdwort für das Auserleſenſte, 6. Naturfarbe, 7. Verwandter, 11. Turnabteilung, 12. geo⸗ graphiſcher Begriff, 14. feierliches Gedicht, 16. Frucht, 17. Frachtkahn, 18. däniſche Inſel an der Oſtküſte Nordſchles⸗ wigs, 19. Wagenzug, 20. Teil eines Raumes, 21. Schwei⸗ zer Stadt im Kanton Solothurn. Getränke⸗Kapſel⸗Rätſel. In jedem der nachfolgenden ſechs Sätze iſt ein Ge⸗ tränk verkapſelt enthalten. Welche ſind dies? Am Etat war nichts mehr zu ändern. Er fuhr nach Kaſſel, Terpentin zu holen. Sein Alibi erwies ſeine Unſchuld. Er beſuchte mit dem zahmen Zebra Uſedom. In Lemgo ſehen wir uns wieder. Aus Teltow, einem Berliner Vorort, kommen die kleinen Rüben. Die verunglückte Vergnügungstour. Zwei Freunde treten eine mehrwöchentliche Vergnü⸗ gungstour an. Nach längerer Eiſenbahnfahrt wollen ſie ihre Wanderung beginnen, werden aber von einem hefti⸗ gen Gewitter überraſcht. Dabei merkt der eine, daß er in der Eile ſeine Uhr vergeſſen hat, und der andere, daß ihm unterwegs tauſend Mark geſtohlen wurden. Zunächſt wollen ſie ſich nun etwas ſtärken, müſſen jedoch die Wahr⸗ nehmung machen, daß im Gaſthof das Eſſen angebrannt iſt. Da ſie ſich im Auslande befinden, werden ihre Papiere genau revidiert; dabei ſtellt ſich heraus, daß ihre Legiti⸗ mation nicht in Ordnung iſt. Durch die vielen Schere⸗ reien, die ſie infolgedeſſen haben, wird der Anſchluß ver⸗ paßt, und ſie müſſen wohl oder übel unterwegs liegen⸗ bleiben. Indes iſt das Nachtlager ſo ſchlecht, daß beide Freunde eine Erkältung davontragen; ſo daß ſie die ge⸗ plante Reiſe aufgeben müſſen. Trotz ihres Mißgeſchicks erinnern die Freunde ſich gerne ihrer Irrfahrt, und das kommt daher, weil ihnen auf dieſer etwas ſtets treu blieb. Dieſes Etwas erraten die Leſer, ſofern ſie die Anfangs⸗ buchſtaben der Zwiſchenfälle aneinanderreihen. 5e „ Wie kommen diese kleinen Keime eigentlich auf den Hadrboden? „Das will ich ihnen scgen: Diese hadrschädi- genden Keime sind allgegenwärtig. Sie 5 finden guf der Kopfhauf häufig besonders gönstige lebens bedingungen. Durch ihre starke Vermehrung ond ihre Stoffwechsel- produkte verursachen sie donn lãstiges Kopf- jucken, Schoppen und schließlich Hadr- ausfall.) ) Ein neber Wirkstoff im biologischen Hadr- tonikom Trilysin schützt hr Har vor diesen schädigenden Keimen. Dieser besondere Wirkstoff im Verein mit wichtigen Nähr- und Aufbaustoffen bietet lhnen die Gewähr för die Erhaltung und Entwicklung gesunden, schönen Haares. Vrilysig oder Teilysin 1.82 v. NM 3.04. . Habs mur in fen— flesche Der neus Wirkstoff schützt lhr Haar! Zum Sæeitoertreiĩb Silben⸗Aenderungs⸗Rätſel⸗ Von den zehn Wörtern: Genie— Baden— Saturn— Amſel— Veſuv— Teller— Ober— Zweirad— Mine— Drako iſt die letzte Silbe zu ſtreichen und dann durch eine der nachfolgenden zu erſetzen: boß— che— de— fel— lat— ne— ruch— ſpel ſtei— tow. Iſt die Neu⸗Zuſammenſetzung richtig vorgenommen, er⸗ geben die Endbuchſtaben dieſer Wörter, zu einem Wort vereinigt, eine Naturerſcheinung, die uns in letzter Zeit in beſonders reichem Maße beſchieden war. Kürzungs⸗Anagramm. Man ſtreiche in den Wörtern: Kismet Pokal Sonate Vorname Vater Tunte Ansgar Schank Johanna Herweg Fiedel Donner je den erſten und letzten Buchſtaben und bilde aus den verbleibenden neue Wörter, und zwar wie⸗ derum Hauptwörter. Dieſe müſſen in ihren Anfangs⸗ buchſtaben, miteinander verbunden, eine erwünſchte Zu⸗ gabe für die Urlaubsfahrt nennen. Füll die Lücken. SS Gebührenverzeichnis * 8 Antilleninſel ie hwamm Tafelpilz „ he zug Anderes Wort für Gebirge ede Stadt in Holland * m Fluß in der Schweiz An Stelle der gegebenen Punkte ſetze man Buchſtaben. Sind die angedeuteten Wörter gefunden, ergeben die be⸗ treffenden Buchſtaben eine beherzigenswerte Aufforderung an die Leſer. Scharade. Ein Freier im Wald, ein Freier im Feld; Mein ganzes ein Kerker, dem erſten beſtellt. Silbenrätſel. Aus den Silben ban— de— del— eck— es— gir— il— lä— la— lan— ler— mi— na— ni— ot— ri— ſe— ſig— to ſind neun Wörter zu bilden, deren Anfangs⸗ und End⸗ buchſtaben, letztere von unten nach oben geleſen, je das⸗ ſelbe Gedicht von Goethe nennen. Die Bezeichnungen der Wörter ſind: 1. Flüſſigkeit, 2. italieniſche Stadt, 3. be⸗ kannter Tanzlehrer, 4. Nahrungsmittel, 5. männlicher Vorname, 6. Theologe aus der Zeit Luthers, 7. Werk⸗ zeug, 8. Nebenfluß der Donau, 9. Schmuck. Auflöſungen aus voriger Nummer: Schachauf gabe: Im erklärenden Text unſerer letzten Schachaufgabe war ein ſinnentſtellender Druckfehler enthalten. Es mußte richtig heißen:„Weiß zieht und ſetzt mit dem dritten Zuge matt“, Hier iſt die richtige Löſung: 1. Tb3—b7, Keö Neß, 2. Dh7 ea, Keödcea(- d6, 6), 3. Tb7—bb oder Lei —ba4(ha) matt. a: 1.„Ke6—d5, 2. Tb7—b6 7, Beliebig, 3. D matt. Auf 1.... 1. dds; Dh7—-d7 uſw. Andere Spielarten leicht. Silben⸗Rätſel: 1. Kunersdorf, 2. Alexander, 3. Raabe, 4. Loti, 5. Madras, 6. Anahuac, 7. Reichenbach, 8. Iglau, 9. Artillerie, 10. Vergißmeinnicht, 11. Oſchatz, 12. Nero, 13. Wilddieb, 14. Ente, 15. Barometer, 16. Ebro, 17. Rumaenien.— Karl Maria von Weber.— Freiſchuetz, Oberon. Gleichklang: Aufgeräumt. Zahlen⸗Rätſel: Hundstage. Koppelrätſel: Mal(a) Ria Heidel(l) Berg Brauct)⸗ Paar Schneelw) Ehe Hagle) Butte Kapli) Tal Freilb) Euter Reis(e)Laſt Maß(r) Egel Au(s) See Chlor(o) Form Schaulm)⸗ 3 Leilm) Rute Katte) Gat Elbelr) Feld.— Altweiber⸗ ommer. Kaſten⸗Rätſel: J. von AB: a: Polo, b: Dill, e: Pony, d: Kamm, e: Yſop, k: Juni, g: Obra. II. von BC: a: Oxyd, b: Lund, c: Pork, d: Mode, e: Prag, k: Iſel, g: Atom.— Olympia. Zie kann ſich nieht erinnern Folgender Fall ereignete ſich kürzlich in Ohio in USA. Ein Verbrecherpaar ſtand vor dem Richter, das ſich Bar⸗ kins nannte. Aber während die Perſonalien des Mannes ſtimmten, ſtellte ſich heraus, daß Frau Barkins mit der Tochter eines Arztes identiſch war, der eigentlich Jenkins hieß. An der Tatſache, daß eine Verhaftete einen falſchen Namen führt, wird niemand, am allerwenigſten ein Krimi⸗ naliſt, etwas Abſonderliches finden. Aber was ſich hier herausſtellte, war, daß Frau Barkins gar nicht wußte, daß ſie einmal Jenkins geheißen hatte. Sie wußte auch gar nicht, daß ſie mit Barkins nicht wirklich verheiratet war. Sie wußte überhaupt nichts von ihrem Vorleben und dar⸗ über befragt, gab ſie an, Barkins habe ihr erzählt, ſie ſei einmal in Kalifornien bei einem Autozuſammenſtoß ſo ſchwer geſtürzt, daß ſie das alles e habe. Nun nahmen ſich die Aerzte der Frau an, die ihre und ihres vermeintlichen Mannes Unſchuld immer wieder beteuerte, und ſtellten zur Verblüffung des Gerichts feſt, daß hier Hypnoſe vorlag. Barkins hatte Fräulein Jenkins ihre ganze Vergangenheit vergeſſen laſſen, ja, er verwandte ſie jede Woche zu Diebſtählen und Schwindeleien und ließ ſie die Vergehen ſofort wieder vergeſſen. Das junge Mäd⸗ chen wurde in ein Sanatorium gebracht. — Ruch die n mütter. r verſchichung ſördern Du Chlorodont durch Deinen 5 5 Mitglieds ist besonders wirlsam beitrag gegen Zahnstein- Ansatz ſur 80. FPostscheckk. Berlin 1904 38 e N— Zeichnung: L. Krenczek.— M. Erziehung zur Reinlichkeit. „Wie oft habe ich dir Schmutzfink ſchon geſagt, daß du kein ungewaſchenes Obſt eſſen ſollſt. Sofort wäſchſt du die Aepfel hier im Bottich.“ Vor dem Einseſfen die Haut mit NIVEA geschmeidig machen, denn ist des Na- Seren so schmerzlos wie ein Haerschnitt C10 Erna:„Wie kommſt du auf den Gedanken, daß Kark bis über die Ohren in dich verliebt iſt? Hat er dir etwas geſagt?“ Dora:„Nein. Aber du hätteſt ſehen ſollen, wie er mich anguckte, wenn ich nicht hinſah.“ * „Hatten Sie unter Ihren Geburtstagsgeſchenken hübſche Ueberraſchungen?“ „Das kann man wohl ſagen! Von Hiepelmann bekam ich ein Buch, das ich Meier mal geliehen hatte!“ *. Der Profeſſor muß noch im letzten Augenblick vor ſei⸗ ner Hochzeit eine Vortragsreiſe unternehmen. Nervös und zerſtreuter denn je, ſchickt er ein Telegramm an ſeine Braut:„Nicht heiraten, ehe ich komme!“ * Sie:„Ich glaubte, du habeſt mir alles vergeben und wollteſt es vergeſſen.“ 5 Er:„Ganz recht! Damit iſt aber nicht geſagt, daß du vergeſſen ſollſt, daß ich es dir vergeben habe.“ * „Warum ſpielt die Tafelmuſik denn ausſchließlich nur langſame und getragene Muſik?“ „Das geſchieht auf Anordnung des Gaſtgebers, bei lebhafter Muſik kauen die Gäſte zu ſchnell.“ E „Die Witze, die Fritze Lehmann erzählt, ſind doch wirklich gut, warum lachen Sie denn nicht?“ „Ich kann den Kerl nicht ausſtehen, ich lache nachher zu Hauſe.“ 242 Kopfschmerzen beseitigt Beim Koptschmetz witken Nerven, Blutbe. schaffenhelt und Slutpewegung zusammen; 80 Kommi es, daß dle Ursachen selbst nicht im Kopf zu ſlegen brauchen Sie haben es vielleſcht schoß en eſnem einfachen Falk deobachten Können, welche Zusammenhange delsplelsweise wischen dem Verdauungs- system und den Koptschmefzen bestehen. Setade wel dei Koptschmetz an seines verzweigten Wurzeln angepackt werden muß. deswegen sind die bexanntenS alt-TJabletten geschaffen worden Spal abletten sind em Kombimatſonsprapstat, das auch dle spastischen Ursachen de: Koptschmerzen dekampft— und zwar in einer dem Körper zusagenden hetrmlosen Form Es ist kein Wunder, dab die guten Ettahlungen nit Spalt- Tabletten zu eine sſoh taglſon stel- ernden Beliebte geföhn haben Zu ter Bequemiichken Wird ubrigens eder Zwanzigef-Packung eine gleine Flachdose pen e delgegeben, in def Sſe 4 Tabletten füt alle Falfe- immer in der rasche bel sich dagen prels: 10 stück 59 Pfg., 20 Stex Freiplütze! 20 80 30 Sthel 27 K- 10 babe— 9 Lachende Jugend ju Dir ins Haus! ORHLrAN Tells eeresschck-Fachumgen W. De 2 h Mü 6 K ns Ehütz das naturnabe Schénbeitsmittel 22 55 5 Jpclaen— EI Fl N. 060 gr. Fl. M.— fir Tagen, geschmackvollen Frag dure Ohrpfropie R K USTIK A“ Fr Erzen n fin bel en dine 9) drag 42 10 Packs. l. 280, ache. 840,0 Gesamtbest ab Ni— postfr, III Hütginuttttu FF Nr. 385 erſcheinen als Betlage. A 2. Bi. 38: über 620 000. Pl.⸗Nr. 8.— 505 die auf dieſer Seite erſcheinenden Anzeigen iſt der 1 vorl. Zeitung nicht guſtändig. Verantwortlich für die een Kurt Winkler, für Anzeigenteil Carl Görg. Sonntags⸗ blatt Deutſcher Brovins⸗Verieger. ſämtl. in Berlin S 68. Lindenſtr. 101/102. rr N FTC