Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, im der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite Millimeterzeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Kr. 3. Anzeig.⸗Preisliſte 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Tages. und Nuzeigenblatt für Mannheim ⸗Seckenheim und Umgebung. Verkllndblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenhelm. Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Etſatzanſprüchen Druck und Verlag: Georg Zimmermann(Inh. Georg Härblez Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg de Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. VII. 38. 1140 38. Jahrgang —A——T0T0T0—0TP—————.————— Montag, den 29 Auguſt 1938 Nr. 201 Roda und Auslandsdeutſch Rudolf Heß über die Tätigkeit der Auslands⸗Organiſation. Die Verbundenheit der Reichsdeutſchen mit den Volks deut⸗ ſchen im Sudetenland. Stuttgart, 29. Auguſt. Auf der 6. Reichstagung der Auslandsdeutſchen in Stutt⸗ gart hielt der Stellvertreter des Führers, Reichsminiſter Heß, eine Rede, in der er insbeſondere die Verbundenheit der Nationalſozialiſtiſchen Partei mit den Deutſchen im Aus⸗ land hervorhob. Er verbreitete ſich auch über die Tätigkeit der Auslands⸗Organifation und betonte zum Schluß, daß man es den Reichsdeutſchen nicht verargen könne, wenn ſie ſich mit den Volksdeutſchen im Sudetenlande eng verbunden fühlten. Reichsminiſter Heß begann ſeine Rede zu den Aus⸗ landsdeutſchen mit den Worten der Erinnerung an die Größe der Exeigniſſe und der Entwicklung, die ſich im Laufe des ſeit der letzten Stuttgarter Kundgebung des Auslands⸗ deutſchtums vergangenen Jahres im Reiche vollzogen ha⸗ ben. Es ſei ein Jahr ſchwerer Entſcheidungen und ver⸗ trauensvoller Erwartung geweſen. Die Rückkehr der Oſt⸗ mark habe die glücklichſte und ſchönſte Erfüllung eines alten deutſchen Traumes gebracht. In unermüdlicher Abſicht habe das deutſche Volk das Jahr genutzt, ſeine wirtſchaftliche Kraft zu ſtärken und ſeine Sicherheit vor feindlichem An⸗ griff ſoweit zu erhöhen, daß es in Ruhe der Entwicklung entgegenſehe, die Böswillige gegen Deutſchland hervorru⸗ fen können. War es ſo ein arbeitſames im Innern glück⸗ liches Jahr, ſo war es zugleich ein Jahr der Stärkung der Freundſchaften, die das wiedererſtarkte Reich mit anderen 0 Nationen geſchloſſen hat. Die Tage der Gaſtfreund⸗ chaft und Kameradſchaft, die wir Deutſche auf der Führer⸗ reiſe nach Italien erlebten, ſind uns ſymboliſch für die große Gemeinſchaft zwiſchen Großdeutſchland und dem Imperium am Mittelmeer, und der Empfang, den Deutſchland dem Reichsperweſer Ungarns und zugleich dem wagemutigen ſo verdienten Admiral bereitete— er war der Ausdruck herzlicher und erprobter Freundſchaft. Unendlich ſtolz und glücklich ſei das deutſche Volk dar⸗ über, daß der Führer der Welt erneut gezeigt habe, welche Leiſtungsfähigkeit, welche Stärke, welches Selbſtbewußtſein und welche Leidenſchaft der Selbſterhaltung dem deutſchen Volk inne wohne, wenn die richtige Hand es leitet. „So, meine Parteigenoſſen“, ſo fuhr Reichsminiſter Heß ort,„wie wir in Dankbarkeit und Liebe des Führers ge⸗ enken, ſo gedenkt er Euer, und er läßt Euch durch mich ſeine Grüße ſagen, Ihr, die Ihr wieder hinausgeht auf Eure Arbeitsplätze in fremden Ländern und inmitten fremden Volkstums, tragt dieſe Grüße mit hinaus an Eure Volksgenoſſen und Eure Parteigenoſſen, tragt ſie hinaus, denn ſie ſind die Grüße Eures Volkes, ſie ſind die Grüße Großdeutſchlands.“ Der Redner unterſtrich den Zuſammenſchluß, zu dem ſich die Deutſchen draußen zu gleicher Gemeinſchaft zuſam⸗ mengefunden hätten wie im Innern. Er kennzeichnete die Aufgabe der Auslandsorganiſation der NS DA und trat damit den Verdächtigungen entgegen, die gegen die nationalſozialiſtiſchen Deutſchen im Ausland immer wie⸗ der aus durchſichtigen Gründen erhoben würden„Wir und unſere Auslandsdeutſchen drängen uns nicht in die Verhält⸗ niſſe anderer Länder. Mögen ſie nach ihren Faſſon ſelig werden! Wir muſſen freilich aber auch erwarten, daß ſich andere Länder nicht in unſere Angelegenheiten zu miſchen ſuchen und ſie uns nach unſerer Faſſon ſelig werden laſſen. Mögen ſie die„Freiheit des Individuums“ zum Idol er⸗ heben, ſo wie ſie es verſtehen. Mögen ſie dem Individuum die Freiheit geben, immer mehr in Arbeitsloſigkeit, Hun⸗ ger und Verzweiflung zu verfallen— mögen ſie ihm die Freiheit geben, den Bolſchewismus gegen die eigene Ord⸗ nung zu organiſieren, um die größte Unfreiheit, die ſtärkſte Unterdrückung des Individuums zum Prinzip zu erheben — es iſt ihre eigene Angelegenheit. Mit ſarkaſtiſchen Worten befaßte ſich Miniſter Heß mit dem Begriff der„wahren und der falſchen Freiheit“.„Mö⸗ gen die Parteien anderer Länder die Maſſen des Volkes gegeneinander aktivieren— bei uns aktiviert eine Partei das Volk für eine Gemeinſchaft. Mag in den Demokratien von der Freiheit des Individuums noch ſo viel geſchrieben und geredet werden— in den ſogengnnten autoritären Staaten vollbringt das Individuum Leiſtungen wie nir⸗ Ene ſonſt. Wo anders in der Welt entfalten ſich große inzelperſönlichkeiten zu ſolch genialen Leiſtungen höch⸗ ſten Menſchentums, wie wir es bei den Männern ſehen, die als Führer großer Imperien unſeres Zeitalters in die Ge⸗ ſchichte eingehen? Und ſind etwa die Konſtruktionen der Flugzeuge oder der Rennwagen bei uns keine Höchſtleiſtun⸗ en von Individuen, ebenſo wie die Rekorde, die unſere Flieger und Rennfahrer mit ihnen aufſtellen? Hat unſere Staatsform etwa verhindert, daß deutſche Sportler bei den Olympiſchen Spielen im individuellen Kampfe Siege wie keine Sportler anderer Länder davongetragen haben? Hat das nationalſozialiſtiſche Syſtem etwa verhindert, daß un⸗ ſere Baumeiſter architektoniſche Meiſterwerke ſchufen, die völlig neue konſtruktive Wege öffnen? Man frage doch un⸗ ſere Arbeiter“ ſo rief der Stellvertreter des Führers aus, „die mit„Kraft durch Freude“ aus dem Ausland zurück⸗ kehren, oh ſie etwa ſich als Individuen unfrei fühlen, ob ſie etwa tauſchen wollen mit ihren Arbeitsgenoſſen in angeb⸗ lich liberalen Ländern? Jeder ſagt: Gott ſei dank, daß Deutſchland meine Heimat iſt. Wir haben nichts dagegen einzuwenden, wenn andere Völker neue Wege beſchreiten, die ſie als Fortſchritt bezeich⸗ nen. Aber wir nehmen uns das Recht feſtzuſtellen, daß dieſe Fortſchritte ſich mit unſeren Errungenſchaften decken— Er⸗ rungenſchaften, die man einſt nur zu oft glaubte, uns zum Vorwurf machen zu können. Vorwürfe und Kritik, mögen ſie noch ſo gehäſſig ſein, laſſen uns völlig kalt. Erfreulicherweiſe kommen alljährlich in immer wächſen⸗ der Zahl Angehörige fremder Staaten in unſer Land. Wir freuen uns, weil wir wiſſen, daß, gleich welcher politiſchen Anſchauung ſie angehören und gleich wel⸗ chem Stand und welcher Klaſſe ſie ſich zurechnen, ſie bald erkennen müſſen, welche Leiſtungen im Reich Adolf Hitlers vollbracht wurden und vollbracht werden. Auch Ihr, meine auslandsdeutſchen Volksgenoſſen, geht wieder zurück in Eure Gaſtländer als Vermittler der Wahr⸗ heit über Eure große Heimat, über das neue Deutſchland. Als Sinnzeichen des Nationalſozialismus und als Symbole der Verpflichtung auf den Mann, der ihn ſchuf, werden auch in dieſem Jahr wieder 24 Hakenkreuzfahnen hier von Stuttgart aus mit Euch hinausgehen in alle Welt. Sie ſollen wehen als Mittelpunkt des Deutſchtums, und ſie ſollen Euch mahnen und Euch die Kraft geben, Euer Leben dem Gedanken unterzuordnen: Alles für Deutſchland!“ Es begann nun die feierliche Weihe der neuen Fahnen. Das Kommando:„Stillgeſtanden! Fahnen hoch!“ ertönte. Rudolf Heß nahm die Weihe mit folgenden Worten vor: „Euch Symbole des neuen Glaubens und des neuen Rei⸗ ches, die Ihr in Niederländiſch⸗Indien, in Südafrika, in Ru⸗ mänien, in Polen, in den Niederlanden, in der Schweiz. in Großbritannien und im Sudetenland wehen werdet, die ihr wehen werdet auf deutſchen Schiffen, ich weihe euch Fah⸗ nen des Nationalſozialismus, weht für die Ehre Deutſch⸗ lands und ſeines Führers. Weht nun in der fernen Welt als Symbole des großen Reiches, das Adolf Hitler ſchufl Fahnen, ihr ſeid geweiht!“ Reichsminiſter Heß gedachte zum Abſchluß ſeiner Rede der Stuttgarter Tage des vergangenen Jahres, als in Stuttgart deutſche Männer und Frauen, deutſche Buben und Mädel in ihren heimiſchen Trachten erſchienen ſind, glühend beſeelt vom großdeutſchen Gedanken, leidenſchaftlich bewegt vom Nationalſozlalismus, aber doch eben äußerlich Volksdeutſche, Deutſche 7 Staatsangehörigkeit.„Heute ſtehen ſie auch äußerlich in unſeren Reihen. Sie werden ſtolz und glücklich in den Formationen der nationalſozialiſti⸗ ſchen Bewegung an ihrem Führer in Nürnberg vorbei⸗ marſchieren— diesmal als Reichsdeutſche! Und wir alle ſind von Herzen glücklich, wenn wir ſie ſehen. Sie haben einen langen zähen Kampf ⸗gekämpft, einen Kampf mit einem hinterhältigen und verlogenen Gegner.“ Reichsminiſter Heß gedachte hier des ähnlichen Ringens in einer anderen deutſchen Volksgruppe„Mit 5 Anteilnahme für ihre Leiden ſieht das deutſche Volk auf die deutſchen Volksgenoſſen in der Tſchecho⸗ Slowakei. Niemand auf der Welt, der ſein eigenes Volk liebt und ſtolz auf ſein Volk iſt, wird es uns verdenken, wenn wir auch hier von dieſer Stelle aus unſere Gedanken zu den Sude⸗ tendeutſchen ſenden, wenn wir ihnen ſagen, daß wir voller ewunderung ſehen, wie ſie trotz ſchlimmſter Schikane, trotz Terror und Mord eiſerne Disziplin wahren. Hätte es überhaupt eines Beweiſes bedurft, daß beſte deutſche Tu⸗ 98 ſich im Sudetendeutſchtum verkörpern, dann iſt es ieſe eiſerne Diſziplin und die unerſchütterliche Ruhe, die aus dem Gefühl des eigenen Rechtes kommt. Ihr wißt es im Sudetenland: Wir ſind mit heißem Herzen bei euch. Bei euch liegt das Recht von 3.5 Millionen deutſcher Menſchen, das Recht von Millionen Angehöriger eines großen Vol⸗ kes, ihr Leben ſo zu führen und ſo zu geſtalten, wie es die Hargecherigeit zu dieſem Kulturvolk gebietet.“ Der Stell⸗ vertreter des Führers ſchloß ſeine Rede mit einem Siegheil auf Adolf Hitler. Die Willkommensgrüße der Reichsregierung hatte Reichsinnenminiſter Dr. Frick übermittelt. Auch er kennzeichnete die Aufgaben der Aus⸗ lands⸗Organiſation der NSDAP., der es zufalle, das Be⸗ wußtſein der Zuſammengehörigkeit aller Deutſchen und ihren Stolz, Deutſche zu ſein, zu ſtärken, ferner in allen Auslands⸗ deutſchen die nationalſozialiſtiſche Volksgemeinſchaft lebendig zu machen und endlich, der Größe des Reiches dadurch zu dienen, daß das Auslands deutſchtum Träger der Verſtän⸗ digung mit den anderen Völkern werde. Der Sieg des Natio⸗ nalſozialismus im Reich und ſeine großen innen⸗ und au politiſchen Erfolge hätten im Ausland Bewunderung und An⸗ erkennung, aber auch Neid und Haß ausgelöſt. Vielfach ſtän⸗ den die Deutſchen im Ausland einer Welt von Verſtändnis⸗ loſigkeit gegenüber. Es ſei eine ſchwere und wichtige Auf⸗ gabe der Auslandsdeutſchen, die viel Kraft und Charakter⸗ feſtigkeit und vornehme innere Haltung erfordere, die deul⸗ ſche Gedankenwelt jenſeits der Reichsgrenzen würdig zu ver⸗ treten. Mit noch größerem Stolz und noch innigerer Freude als in anderen Jahren könnten in dieſem Jahr die Ver⸗ treter der Deutſchen in aller Welt in der Stadt der Aus⸗ landsdeutſchen Einkehr halten. Der Führer und Reichskanzler habe die Nation von der Parteizwietracht befreit; er habe die Wehrmacht des deutſchen Volkes neugegründet und das Reich auf der nationalſozialiſtiſchen Ideenwelt aufgerichtet. Die Rede Dr. Fricks fand begeiſterten Beifall. 5 Gauleiter Bohle, der im Anſchluß an den Reichs⸗ innenminiſter das Wort ergriff, verbreitete ſich über die Rechte der Auslandsdeutſchen, nachdem er Gauleiter Murr und dem Oberbürgermeiſter tiefgefühlten Dank für die feſt⸗ liche Geſtaltung der Stuttgarter Tage ausgeſprochen und die zahlreichen Perſönlichkeiten aus Partei und Staat, Wirt⸗ ſchaft, Kunſt und Wiſſenſchaft begrüßt hatte, deren An⸗ weſenheit wiederum Beweis dafür ſei, in welch überragendem Maße Deutſchlands führende Männer Anteil an den Geſchik⸗ ken des Auslandsdeutſchtums nähmen. 1918— 1933 a Novemberrevolte— Beſatzungsſchmach Separatismus— Parteienherrſchaft im Spiegel der Preſſe — von der nationalſozialiſtiſchen Bewegung überwunden zeigt die große Grenzland⸗Preſſeſchau des Gaues Saarpfalz in der Hindenburghalle zu „Schwarz auf Weiß“ Ludwigshafen a. 16. September bis 3. Oktober 1938. eder England und die tſchechiſche Frage Eine Rede des britiſchen Schatzkanzlers Simon. London, 29. Auguſt. Schah kanzler Sir John Simon hielt in Lanuark(Süd⸗ ſchottland) eine mit Spannung erwartete Rede über die polj⸗ tiſche Lage. Wie vorauszuſehen war, ging er dabei auch auf die Einſtellung Englands zur Tſchecho⸗Slowakei ein. Er er⸗ Härte, die Stellungnahme Englands ſei in der Rede des Premierminiſters Chamberlain im Anterhaus am 24. März im vollen Umfang und zutreffend dargelegt worden. Simon ſtellte hierzu feſt: Dieſe Erklärung trifft auch heute noch zu. Um eine Löſung für die Gegenſätze in der Tſchecho⸗Slowakei zu finden, müßten alle Beteiligten Bei⸗ träge liefern.„Wir ſind überzeugt, daß, wenn auf beiden Seiten guter Wille vorliegt, es möglich ſein ſollte, eine Löſung zu finden, die allen berechtigten Intereſſen gerecht wird. Es iſt nicht notwendig, die Wichtigkeit einer ſolche friedlichen Löſung zu unterſtreichen, denn in der moder Welt gibt es für die Rückwirkungen des Krieges keine Gr 5 Die britiſche Regierung hat ihren Einfluß im tſchecho⸗ ſlowakiſchen Streit auf beiden Seiten eingeſetzt mit dem Ziel, Vernunft bei den Bemühungen zur Erzielung einer Löſung zu üben. Wir glaubten, es wäre von Nutzen, wenn wir den Parteien den Dienſt eines Mannes zur Verfügung ſtellten, der als Staatsmann Erfahrung hat und auch in Fragen, wo man als Prüfer und Vermittler handeln muß. Dieſe Anregung iſt von beiden Parteien begrüßt worden, und Lord Runciman hat ſich bereiterklärt, ſich zur Ver⸗ fügung zu ſtellen. Er iſt kein Schiedsrichter— und auch kein Richter—, er iſt ein Vermittler und ein Freund. Einſtweilen iſt es nicht nur unſere Pflicht, ſondern die aller,— und alle ſind am Weltfrieden intereſſiert— nichts zu tun, was eine zufriedenſtellende Löſung gefährden könnte. Wir hoffen feſt, daß, wenn der richtige Geiſt herrſcht, ſich eine friedliche Re⸗ gelung, die legitime Intereſſen und Anſprüche ausgleicht, bei Geduld und gutem Willen erreichen laſſen ſollte.“ Vorher führte Sir John Simon in ſeiner Anſprache aus, er habe Chamberlain wieder völlig geſund angetroffen. Die Außenpolitik der Regierung bezeichnete Simon als poſi⸗ tive Friedenspolitik. In nichts habe ſich Chamberlains Füh⸗ rung mehr ausgezeichnet als in ſeinem und Lord Halifax entſchloſſenen und poſitiven Bemühungen, die Spannungen zu verringern und die Befriedung zu fördern. Es gebe in Europa große Länder mit einem Regierungsſyſtem, das ſich von dem engliſchen ſehr unterſcheide. Das ſei aber kein Grund dafür, daß man die engliſche Außenpolitik ſo führen solle, als ob eine Freundſchaft mit dieſen Staaten eines an⸗ deren politiſchen Syſtems unmöglich wäre. Was die engliſche Wiederaufrüſtung betreffe, ſo löſe dieſe bei anderen Nationen kein Mißtrauen aus, weil alle Welt wiſſe, daß die engliſchen Waffen niemals für einen Angriffszweck benutzt würden. Der Beginn eines Konfliktes ſei wie der Beginn eines Feuers mit ſtarkem Winde. Beim Ausbruch könne es vielleicht noch begrenzt werden. Wer aber könne ſagen, wieweit es ſich ausdehne nwürde, oder wie viel man aufbieten müſſe, um es zu löſchen. Simon meinte dann, indem er auf die Genfer Liga zu ſprechen kam, daß das Ideal der Liga, die Erſetzung der Gewalt durch Vernunft, gut ſei. Abſchließend betonte er, daß England immer bereit ſein werde, ſeinen Beitrag zur Auf⸗ rechterhaltung des Friedens zu liefern. Chamberlain hatte am 24. März, wie erinnerlich, erklärt, England könne nicht garantieren, die Tſchecho⸗Slowakei im Angriffsfalle automatiſch zu unterſtützen. Ferner könne es ebenſo Frankreich gegenüber ſich nicht zu voller militäriſcher Hilfe verpflichten, falls Paris ſeinen Verpflichtungen hinſicht⸗ lich des franzöſiſch⸗tſchechiſchen Vertrages nachkommen würde, Chamberlain hatte dann aber dieſer Erklärung noch folgen⸗ des hinzugefügt: Wo Krieg und Frieden gebrochet werden, geht es nicht allein um legale Verpflichtungen. Sollte ein Krieg ausbrechen, dann würde es unwahrſcheinlich ſein, daß er auf jene beſchränkt bleiben würde, die derartige Ver⸗ pflichtungen übernommen haben. Es würde unmöglich ſein, zu ſagen, wo dieſer Krieg enden würde, und welche Regie⸗ rungen in ihn verwickelt werden könnten. Der unausbleihliche Druck der Tatſachen könne ſich als ſtärker denn normale Er⸗ klärungen erweiſen, und in dieſem Falle würde es wohl im Rahmen des Wahrſcheinlichen liegen, daß andere Länder außer den am urſprünglichen Streit beteiligten Parteien ſelbſt unmittelbar verwickelt würden. Das trifft beſonders auf den Fall zweier Länder zu wie Großbritannien und Frankreich, die durch enge Freundſchaft verbunden ſind, gemeinſame In⸗ tereſſen haben, den gleichen Idealen demokratiſcher Freiheit ergeben und entſchloſſen ſind, dieſe aufrechtzuerhalten. Rh. vom Gonderbarer Tonfall in London Von amtlicher engliſcher Seite wurde zum tſchechiſch⸗ ſudetendeutſchen Konflikt geäußert, daß man in London die verſöhnliche Haltung begrüße, die die tſchechiſche Regierung adurch gezeigt habe, daß ſie den Sudetendeuͤtſchen eine neue Verhandlungsbaſis vorgeſchlagen habe mit dem ausdrück⸗ lichen Zweck, den Hauptforderungen der Sudetendeutſchen zu entſprechen. Man müſſe hoffen, daß dieſer Beitrag eine kon⸗ ſtruktive Antwort finden werde und daß auf allen direkt oder indirekt mit dieſer Frage befaßten Seiten jeder Verſuch acht werde, alles zu vermeiden, was die Spannung er⸗ höhen könnte. Man bedauere daher außerordentlich die Pro⸗ klamaton der Sudetendeutſchen. N N 9 Brünner Theater ſoll entdeutſcht werden Neues Beiſpiel tſchechiſcher Unterdrückungspolitik. Wie wenig Prag bereit iſt, eine Verſtändigung mit den Sudetendeutſchen herbeizuführen, geht aus einem neuen Beiſpiel der tſchechiſchen Unterdrückungspolitik her⸗ vor. Die Stadtratsſitzung Brünns hat beſchloſſen, der deut⸗ de das ihr bisher zur Verfügung ſte⸗ eater zu entziehen und es der„Demo⸗ 8 inde des neuen deutſchen Theaters“ in Brünn zur Verfügung zu ſtellen. Dieſer Verein hat mit den Sudetendeutſchen nichts zu tun, ſondern iſt eine von jüdiſchen Drahtziehern aufgezogene Organiſation. Gegen den empörenden Beſchluß des Stadtrates haben die Su⸗ detendeutſchen Proteſttelegramme an Hodſcha und Lord Runeiman geſandt. In der Depeſche an Lord Runeiman wird betont, daß das dem Brünner deutſchen Theaterleben durch Weg⸗ nahme des von den Deutſchen gebauten Stadttheaters be⸗ gangene Unrecht durch einen neuen Akt vermehrt werde, indem das Brünner Deutſchtum nunmehr das einzige von der Brünner Gemeinde für deutſche Theaterzwecke bisher zur Verfügung geſtellte Gebäude verliere. In dem Telegramm an den Miniſterpräſidenten wird Hodſcha um ſein Einſchreiten gegen das Unrecht der ünner tſchechiſchen Rathausmehrheit gebeten. Englands Grenze jetzt in Böhmen Die tſchechiſche Frage ſteht auch weiterhin im Vor⸗ dergrund der Weltöffentlichkeit. Dabei wird die Miſſion Lord Runeimans teilweiſe einer intereſſanten Beleuchtung unterzogen. So ſpricht das Londoner Marxiſtenorgan „Daily Herald“ von der Möglichkeit einer engliſchen Anleihe an die Tſchecho⸗Slowakei. Die Anleihe wird erwogen, angeblich, um den ſudetendeutſchen Notſtands⸗ gebieten zu helfen. Mit dieſer Meldung des Blattes er⸗ halten jene früheren Mitteilungen der engliſchen Preſſe über die bedeutſame wirtſchaftliche Seite der Tätigkeit Lord Runeimans klareres Licht. Bemerkenswerterweiſe wird dieſe Seite der Runciman⸗Miſſion auch von Paris aus unterſtrichen. 5 Sp macht die franzöſiſche Zeitung„Figaro“ die auſf⸗ ſchlußreiche Bemerkung, daß die Zahl derer immer um⸗ fangreicher zu werden ſcheine, die der Anſicht ſeien, daß England nicht allein die Intereſſen der Tſchecho⸗Slowakei ſondern auch dort die grundlegendſten Intereſſen Eng⸗ lands und des britiſchen Imperiums wahrnehme. Die Grenze Großbritanniens ſei nicht nur am Rhein, ſondern auch in Böhmen gelegen. Im übrigen iſt ſowohl in den Londoner als auch in den Pariſer Zeitungen eine verſtärkte Nervoſität und Be⸗ ſorgnis zu ſpüren. Der Aufruf der Henlein⸗Partei zur geſetzlichen Notwehr gegen marxiſtiſche Terroriſten be⸗ gegnet in den Blättern keinerlei Verſtändnis. Dagegen werden die neuen Vorſchläge der tſchecho— flowakiſchen Regierung, die eine Brücke zu den ſudeten⸗ deutſchen Vorſchlägen ſein ſollen, von der engliſchen Preſſe ſehr optimiſtiſch behandelt, obwohl über den Inhalt dieſer angeblichen neuen Vorſchlägen nichts bekannt iſt. Deshalb iſt nicht recht erſichtlich, worauf ſich dieſer Optimismus gründet. Wie verlautet, ſollen die Prager Vorſchläge vier Punkte des Karlsbader Programms Konrad Henleins annehmen und auch in den übigen vier Punkten Ent⸗ gegenkommen zeigen. e Aeberfall auf Gudetendeutſche Schwere Ausſchreitungen bei Herrnskretſchen. Herrnskretſchen(Böhmen), 29. Aug. In der Nacht zum Sonntag verſuchte in Johnsdorf bei Herrnskretſchen gegen 22.30 Uhr eine Anzahl Tſchechen in das Haus des Franz Richter, in dem noch Licht brannte, einzudringen. Mit dem Ruf„Die Henleins müſſen raus“ ſchlugen ſie mit Latten und Steinen die Fenſter ein, zertrümmerten die Fenſter⸗ rahmen ſowie die Haustür und bedrohten die Einwohner, darunter eine ſchwangere Frau und einen Invaliden. Den Sudetendeutſchen Guſtav Bienert, der dazu kam, mißhan⸗ delten ſie mit Schlägen. Auf ihrem weiteren Weg überfiel die Horde weitere Sudetendeutſche, und zwar Franz Rittig, den Jugendlichen Jäger und Franz Richter, den ſie noch⸗ mals angriffen. Der Arbeiter Rittig mußte mit einem Arm⸗ bruch und einigen Rißwunden am Rücken, Richter mit einer tiefen Kopfwunde noch in der Nacht ins Tetſchener Kranken⸗ haus gebracht werden. Bienert erlitt Quetſchungen an bei⸗ den Unterſchenkeln, die von Tritten herrührten, und Jäger Quetſchungen mit Bluterguß am Rücken. Zu der ſchwange⸗ ren Frau Richter mußte noch in der Nacht ein Arzt geru⸗ fen werden, da ſie infolge des ausgeſtandenen Schreckens Herzſtörungen erlitt. Sofort nach dem Vorfall wurde die Gendarmerie ver⸗ ſtändigt, die mit dem Ortsvorſteher Max Grieſel die Er⸗ hebungen aufnahm Inzwiſchen verſammelte ſich die durch die Vorfälle aufgeſchreckte Ortsbevölkerung, die in begreif⸗ licher Erregung die ſofortige Verhaftung der tſchechiſchen Wegelagerer verlangte. Unter dem Druck der deutſchen Bepöl⸗ kerung ließ der Gendarm, der ſich anfangs weigerte, die Täter ſicherzuſtellen, dieſe verhaften. Die erregten Ortsbe⸗ wohner gingen nicht früher auseinander, bis die Tſchechen nach Herrnskretſchen abgeführt waren. Politiſche Rundſchau Deutſch⸗belgiſche Wirtſchaftsverhandlungen. In Braun⸗ ſchweig tagte der Deutſch⸗Belgiſche Regierungsausſchuß, dem das Deutſche Reich, Belgien und Luxemburg angehören. Trotz des Einbruchs der Weltkriſe in Belgien konnte der Waren⸗ derkehr auf der bisherigen befriedigenden Höhe gehalten wer⸗ den. Die Einfuhrmöglichkeiten wurden bis in den März 1939 ausgedehnt, um 1 Seiten der Grenze die Fortdauer des befriedigenden Warenaustauſches ſchon fühlbar zu machen. Chiles Kriegsminiſter beſuchte Hamburg. Der Miniſter für nationale Verteidigung der Republik Chile, 5 präſident a. D. Emilio Bello Codeeido, iſt im Verlauf einer Urlaubsreiſe in Hamburg eingetroffen, von wo er mit dem Elektroſchiff„Patria“ die Heimreiſe antreten wird. Miniſter Codecido beſichtigte u. a. Hagenbecks Tierpark und unternahm eine 1 0 auf der Reichsautobahn nach Lübeck und Trave⸗ münde. * hende Redou kratiſchen T Dr . B 1 1 Journaliſtiſches Gangſtertum ... und dazu von Prag gedeckt. „Die engliſche Preſſe hat ſich in dieſen Tagen be⸗ müßigt gefühlt, Kritik an den Methoden der deutſchen Zeitungen zu üben, die— ſo argumentierte man in Lon⸗ don—„die ruhige Atmoſphäre ſtören“, indem ſie jeden tſchechiſchen Uebergriff feſtnageln. Wir haben bereits be⸗ tont, daß ſich die engliſche Oeffentlichkeit an die falſche Adreſſe gewandt hat, und daß die gegenüber der deut⸗ ſchen Preſſe geübte Kritik vielmehr auf die Haßorgien tſchechiſcher Blätter zutreffe. Wir möchten die Herren in den Londoner Redaktionsſtuben fragen, was ſie unter⸗ nehmen würden, wenn ein journaliſtiſches Gangſtertum die Ehre der britiſchen Armee in einer derartigen unver⸗ ſchämten Form beleidigen würde, wie es das tſchechiſchen Wirtſchaftskreiſen naheſtehende„Mähriſch-Schleſiſche Tagblatt“„Morapfkoflezſki Denik“ in ſeiner unerhörten Schmähung deutſcher Soldaten getan hat. Wir wiſſen, daß dieſer Ausfall die deutſche Armee nicht treffen kann, denn die deutſchen Soldaten haben immer den Schild der Ehre blank und rein gehalten— was von den tſchechiſchen Legionären des Weltkrieges nicht gerade behauptet werden kann— aber die ſchmutzige Pöbelei des tſchechiſchen Blattes iſt ein geradezu treffen⸗ des Beiſpiel für den tſchechiſchen Deutſchenhaß, der ſich überſchlägt und damit alle Zuſicherungen amtlicher Prager Stellen Lügen ſtraft. Der tſchechiſche Miniſter⸗ präſident Hodſcha hat des öfteren erklärt,„Wir kennen keinen Haß gegen Deutſchland“. Angeſichts der ſtändigen Verunglimpfungen Deutſchlands durch die tſchechiſche Preſſe, die ja nur unter amtlicher Duldung ein derarti⸗ ges Ausmaß annehmen konnte, müſſen wir fragen, ob ſich die demokratiſchen Freunde der Tſchecho⸗Slowakei noch länger Sand in die Augen ſtreuen laſſen wollen, wo doch die wahre Geſinnung der Tſchecho⸗Slowakei unver⸗ hüllt ſich offenbart. Die ausländiſchen Beobachter, die neuerdings die Auffaſſung propagieren, die Tſchechen ſeien verſöhnlich und nur die deutſche Preſſe ſei aufgeregt, können nun keineswegs mehr dieſe tſchechiſchen Haßgeſänge über⸗ hören. An Prag aber muß die Warnung gerichtet werden, den Bogen nicht zu überſpannen. Wir Deutſche ſind wie⸗ der ein Volk der Ehre geworden und darum beſonders empfindlich für Ehrabſchneidereien, auch wenn ſie uns nicht treffen können. Wir erwarten, daß der Zenſor, der ſich bisher darin gefiel, reichsdeutſche und ſudetendeutſche Zeitungen am laufenden Band zu verbieten, gegen die ſchmutzigen Exzeſſe tſchechiſcher Blätter einſchreitet, zu⸗ mal das mähriſche Sudelblatt die Stirn hatte, weitere ſolcher Schmähartikel anzukündigen. Immer hemmungs⸗ loſer enthüllt Prag ſein wahres Geſicht, und die Welt⸗ öffentlichkeit wird nun nicht mehr überſehen können, wo die wahren Friedensſtörer ſitzen, und wer eine Verſtän⸗ digung hintertreibt. ** 2 Kabinettsumbildung in Belgrad Kein Richtungswechſel der Regierung Stojadinowitſch. Das jugoflawiſche Kabinett iſt umgebildet worden, indem der Kriegsminiſter, der Induſtrie⸗ und Handels miniſter ſowie der Miniſter für körperliche Ertüchtigung ausſchieden. Zum Kriegsminiſter wurde der bisherige Chef des Generalſtabes, General Neditſch, ernannt. Der Abgeordnete Kabalin hat das Reſſort des Induſtrie⸗ und Handelsminiſters übernommen, der Spliter Oberbürger⸗ meiſter Dr. Boitſch wurde zum Miniſter für körperliche Er⸗ tüchtigung ernannt. Die Kabinettsumbildung war ſchon ſeit längerer Zeit vorgeſehen und bedeutet keinerlei Aenderung in der Linie der Regierungspolitik. Der neue Kriegsminiſter Neditſch iſt Serbe und machte die beiden Balkankriege und den Weltkrieg aktiv mit. Nach dem Weltkrieg war er drei Jahre jugoſlawiſcher Militärattaché in Rom. Später wurde er Kommandeur der jugoflawiſchen Luft⸗ waffe und ſchließlich Chef des Generalſtabes. Der neue In⸗ duſtrie⸗ und Handelsminiſter Ingenieur Nikolaus Kabalin iſt Inhaber eines Agramer Bauunternehmens. Kabalin iſt Dal⸗ matiner. Der neue Miniſter für körperliche Ertüchtigung Dr. Mirko Buitſch iſt ebenfalls Dalmatiner und zeichnete ſich als Ober⸗ bürgermeiſter und Sekretär der Handelskammer Split, der größten dalmatiniſchen Hafenſtadt, aus. Er ſetzte ſich immer für eine uneingeſchränkte Zuſammenarbeit aller jugoflawiſchen Stämme ein. 72 2 Zuchthäusler freigelaſſen Erſatz für die Verluſte der Roten. Nach dem amtlichen Heeresbericht ſetzten die nationalſpani⸗ ſchen Truppen an der Ebrofront ihre Operationen fort und brachten dem Feind erneut ſchwere Verluſte bei. Die Roten haben in der Schlacht am Ebro ungeheure Verluſte an Men⸗ ſchen und Material erlitten. So verloren ſie über 10 000 Tote und Gefangene. 76 rote Flieger wurden abgeſchoſſen, 14 Tanks zerſtört, 60 ſchwere Maſchinengewehre, 1200 leichte Maſchinen⸗ gewehre und 2600 Gewehre fielen den Nationalen als Beute in die Hand. Ausſagen von Ueberläufern zufolge traf die 52. Rote Di⸗ viſion an der Front ein, die durchweg aus Zuchthäuslern zu⸗ ſammengeſtellt iſt, die unter der Bedingung freigelaſſen wur⸗ den, daß ſie ſich in einen Stoßtrupp eingliedern ließen. An den übrigen Fronten— im Abſchnitt von Caſtellon und an der Eſtremadurafront— ſetzten die Bolſchewiſten ihre Angriffe fort, die jedoch zum größten Teil abgewieſen werden konnten. Auch bei dieſen vergeblichen Angriffsverſuchen erlitten die Roten ſchwere Verluſte. Neun feindliche Flieger wurden im Luftkampf, ein weiterer durch nationale Flak abgeſchoſſen. Mit ſchweren Kämpfen zu rechnen. Die Japaner haben den Generalangriff auf Hankau be⸗ gönnen, der zu beiden Seiten des Jangtſe mit ſtarkem Einſatz der Truppen in zwei Gruppen erfolgt. Bereits zu Beginn der Offenſive konnten die vorgehenden japaniſchen Truppen Er⸗ folge erringen, indem ſie die ſtark befeſtigten chineſiſchen Höhen⸗ ſtellungen ſüdweſtlich von Singtſe eroberten. Zur Verteidigung Hankaus ſtehen ſtarke chineſiſche Kräfte bereit. Da Tſchiangkaitſchek angeblich den Hankauabſchnitt bis zum letzten Mann verteidigen will, ſo iſt nach Anſicht japani⸗ ſcher Kreiſe mit ſchweren Kämpfen zu rechnen. Bis Hankau find in mehr als 150 Kilometer Tiefe noch mehrere ſtark⸗ befeſtigte chineſiſche Stellungen zu überwinden. Schwere Kämpfe bei Tulkarem Eugliſche Militärflugzeuge bei den Kämpfen in Paläſtina. Die Auseinanderſetzungen in Paläſtina nehmen immer ſchärfere Formen an. Der offizielle Bericht meldet ſchwere Kämpfe bei dem Dorf Shuweika nördlich von Tulkarem. Dort wurden Proviantwagen des britiſchen Militärs von Frei⸗ ſchärlern beſchoſſen. Bei dem anſchließenden ſchweren Gefech zwiſchen den in größerer Zahl teilnehmenden Freiſchärlern und herbeigeeilten engliſchen Militärkräften wurden auch drei Flug⸗ zeuge eingeſetzt. Während elf Freiſchärler getötet wurden ſtürzte eines der Flugzeuge ab, wobei die beiden engliſchen Piloten getötet wurden. Leiſtungen für die Wehrmacht Ergänzungsvorſchriften über Pferde und Kraftfahrzeuge. Durch gemeinſame Anordnung des Chefs des Oberkom⸗ mandos der Wehrmacht und des Reichsinnenminiſters ſind jetzt auf Grund des Wehrleiſtungsgeſetzes die Ergänzungs⸗ vorſchriften für Pferde und Kraftfahrzeuge ergangen. Die Pferdeergänzungsvorſchrift regelt das Verfahren zur Deckung des Bedarfs der Wehrmacht an Pferden, Maul⸗ tieren und Mauleſeln ſowie an Beſpannfahrzeugen. Das Ver⸗ fahren gliedert ſich in Erfaſſung, Vormuſterung, Aushebung und Einberufung. Als Grundlage für die Erfaſſung erfolgt eine einmalige Beſtandsaufnahme aller Pferde, Maultiere und Mauleſel ſowie aller Beſpannfahrzeuge. Sie geſchieht in den Gemeinden, in denen die Pferde und Be⸗ ſpannfahrzeuge ihren dauernden Standort haben. Die Be⸗ ſtandsaufnahme kann in größeren Zeitabſtänden wiederholt werden. Am Ende jedes Jahres hat die Gemeindebehörde die Vollſtändigkeit der Pferdebeſtandsliſten zu prüfen. Zur Gewinnung eines Ueberblicks über die Tauglichkeit der Pferde und Fahrzeuge für Wehrzwecke finden Vormuſterungen ſtatt. Die Vorſchriften regeln weiter die Aushebung und Ein⸗ berufung der Pferde und Beſpannfahrzeuge. Die Wehrerſatz⸗ inſpektion ſtellt einen Plan für die Verteilung des Geſamt⸗ bedarfs auf, wobei die Bedürfniſſe der Wirtſchaft, der Land⸗ wirtſchaft und der öffentlichen Verwaltungen nach Möglich⸗ keit berückſichtigt werden. Auf Grund des Bedarfsverteilungs⸗ plans wird der Aushebungsplan aufgeſtellt. Für jeden Beſchaffungsbezirk wird eine Pferdebeſchaffungs⸗ kommiſſion eingeſetzt. Die nach dem Wehrleiſtungsgeſetz zu gewährende Vergütung wird mit dem Eigentümer vom Leiter der Kommiſſion nach Anhörung des Sachverſtändigen vereinbart. Die für die Aushebung von Pferden und Be⸗ ſpannfahrzeugen getroffenen Vorbereitungen finden auch für die Einberufung von Pferden für beſondere Uebungen der Wehrmacht, für ihren Einſatz bei Notſtänden oder für ſon⸗ ſtige Zwecke Anwendung. In dieſem Falle werden ſie aber nur vorübergehend zur Benutzung gegen entſprechende Ver⸗ gütung in Anſpruch genommen. Militär iſche Vormuſterung In ähnlicher Weiſe regelt die Kraftfahrzeugergänzungs⸗ vorſchrift den Kraftfahrzeugbedarf der Wehrmacht. Auch hier gliedert ſich das Verfahren in Erfaſſung, Vor⸗ muſterung, Aushebung und Einberufung. Zur Gewinnung eines Ueberblicks über Zuſtand und Eignung der für Zwecke der Landesverteidigung vorgeſehenen Kraftfahrzeuge finden in angemeſſenen Zeitabſtändn militäriſche Vor⸗ muſterungen ſtatt. Dazu können alle Kraftfahrzeuge, Kraftfahrzeuganhänger und Beiwagen herangezogen werden, die ſich nicht nur vorübergehend im Reichsgebiet befinden. Befreit ſind in der Hauptſache nur die amtlichen ausländi⸗ ſchen Vertretungen, die amtierenden Miniſter, Staatsſekretäre, Reichsſtatthalter, Oberpräſidenten und gleichſtehende Beamte, Offiziere und Führer des Reichsarbeitsdienſtes, die /½ Ver⸗ fügungstruppe und die/ Totenkopfverbände. Die Kraftfahr⸗ zeughalter haben die auf ihrer Beorderung enthaltenen Be⸗ ſtimmungen über Vorführung und Ausrüſtung der Kraftfahr⸗ zeuge und über ihre Meldepflicht genau zu beachten. Wird das Kraftfahrzeug ausgehoben, ſo wird der Ueber⸗ nahmepreis auf Grund eines Gutachtens von Sachverſtändi⸗ gen geſchätzt. Wertvolles Zubehör wird beſonders in Rech⸗ nung geſtellt. Auch bei Kraftfahrzeugen gelten die Beſtim⸗ mungen ebenſo für die Einberufung zu beſonderen Uebungen der Wehrmacht uſw. In dieſem Falle werden die Fahrzeuge den Bedarfsſtellen nur zur Benutzung überlaſſen und bleiben Eigentum der Leiſtungspflichtigen. Kurzmeldungen Vier Flugzeuge in den Bergen abgeſtürzt Schweres Flugzeugunglück in der Schweiz. Dübendorf bei Zürich, 28. Aug. Eine Schweizer Beob⸗ achtungsſtaffel von fünf Flugzeugen, die am Samstag nach⸗ mittag in Dübendorf zur Teilnahme am Flugtag in Lu⸗ fia geſtartet wat, geriet unterwegs in ſchlechtes unſich⸗ iges Wetter. Bei dem Verſuch. den Rückweg einzuſchlagen, ſind nach Mitteilung der Polizeidirektion von Schwyz vier Flugzeuge an den Hängen des heuberg und am Druſen⸗ berg abgeſtürzt. Die Inſaſſen des einen Flugzeuges kamen mit Verletzungen davon, während drei Beſatzungen, ſede zu zwei Mann, nach den vorliegenden Meldungen beim Auf⸗ prall tödlich verunglückten. Nur eines der fünf Flugzeuge konnte bis ans Ziel gelangen. Bergungs⸗ und Rekkungs⸗ kolonnen ſind unkerwegs. Ab ynchjuſtiz in Frankreich. In Nantes erſchoß ein Mann ſeine Ehefrau durch zwei Gewehrſchüſſe und entfloh. Die Menge verfolgte den Mörder, ergriff ihn und unterzog ihn der Lynchjuſtiz. Mit zerſpaltenem Schädel wurde der Gelynchte bald darauf in hilfloſem Zuſtande in ein Kran⸗ kenhaus eingeliefert. It Feuer auf dem Dampfer„Michigan“. Auf dem zur⸗ zeit in Le Havre im Trockendock liegenden Ozeandampfer „Michigan“, der der Transatlantique Schiffahrtsgeſell⸗ ſchaft gehört, iſt Feuer ausgebrochen, das jedoch von der Hafenfeuerwehr bald gelöſcht werden konnte. A Skapellauf eines franzöſiſchen U⸗Bookes. Im Vor⸗ hafen von Le Havre erfolgte der Stapellauf eines neuen Unterſeebotes, das den Namen„Pallas“ tragen wird. Feſtaufführung zu Ehren Horthys in der Staatsoper. Zu Ehren des ungariſchen Reichsverweſers und ſeiner attin hatte der Führer und Reichskanzler zu einer Feſt⸗ vorſtellung der Oper„Lohengrin“ in die Berliner Staats⸗ oper geladen. Unſer Bild zeigt einen Blick auf die Führer⸗ loge. Von links: Generalfeldmarſchall Göring, Frau von Horthy, der Führer, Admiral v. Horthy und Nrau Göring Us, — 2 En een en rr K„ Kl ae R 1 Badiſche Chronik N Heidelberg.(Der Fahrdamm iſt nicht Pro⸗ menadel) Zwei Eheleute, die im Juni die Hauptſtraße vorſchriftswidrig in der Diagonale überſchritten und auf der Straße gemütlich ſtehen geblieben waren, wobei ſie natürlich durch ein Auto angefahren und die Frau auch verletzt wor⸗ den war, erhielten jetzt zur Belehrung und Warnung auch noch eine Geldſtrafe von je 5 Mark zudiktiert. Heidelberg.(Unfalltod eines 86⸗ Jährigen) Der in die Aniverſitätsklinik ſchwerverletzt eingelieferte 86⸗ jährige Einwohner Johannes Schlick aus dem nahen Rohr⸗ bach iſt geſtorhen. Er war durch einen Kraftwagen umgeriſ⸗ ſen worden. Brühl.(Dem Tode entriſſen.) Ein beim Schwimmen vom Krampf befallenes Mädchen konnte ſich dank ſeiner Schwimmkunſt eine Zeitlang über Waſſer halten. Als die Kräfte aber nachließen und die Schwimmerin verſank, eilten Karlsruher Ruderer zu Hilfe und retteten ſie. Sogleich * unternommene Wiederbelebungsverſuche waren erfolgreich. Hockenheim.(Schwerer Rangierunfall.) Der 25jährige Eiſenbahner Hermann Weiß kam auf dem Ran⸗ gierbahnhof bei Mannheim beim Ausſteigen zu Fall und wurde von einem vorbeifahrenden Zug erfaßt. Er wurde ſchwer verletzt. Im Krankenhaus mußte ihm ein Bein ab⸗ genommen werden. Weinheim.(Zuſammenſtoß.) Ein Motorrad⸗ fahrer aus Oberlaudenbach ſtieß hier mit einem Kraftwagen aus Frankfurt a. M. ſo hart zuſammen, daß er unter den Wagen geriet und ſchwer verletzt ins Krankenhaus geſchafft werden mußte. () Bretten.(Gegen Lieferaulo gerannt.) Auf dem Wege nach Knittlingen ſtieß der Gärtner Ernſt Strohm aus Mühlacker mit ſeinem Kraftrad mit Beiwagen auf ein Lieferauto, wurde dabei in den Straßengraben geſchleudert und ſo ſchwer verletzt, daß er bald nach ſeiner Anlieferung ins Krankenhaus verſchied. () Baden⸗Baden.(Empfang im Schloß Favo⸗ rite.) Miniſterpräſident Walter Köhler hatte im Rahmen der Badener Rennwoche zu einem Empfang in das Schloß Favorite eingeladen. Unter den Gäſten ſah man neben lei⸗ tenden Männern des Landes und der Stadt Baden⸗Baden zahlreiche hervorragende Perſönlichkeiten des In⸗ und Aus⸗ landes mit ihren Damen. Die von künſtleriſchen Darbietun⸗ gen des Badiſchen Staatstheaters Karlsruhe umrahmte Ver⸗ anſtaltung in den prunkvollen Räumen des ſchönen Barock⸗ ſchloſſes bildete einen der Höhepunkte der Internationalen Woche. (-) Hagnau.(Kind im Bodenſee ertrunken.) Das dreijährige Töchterchen des Fiſchers Johann Gnädin⸗ ger fiel beim Spiel am Seeufer über die Mauer in den See And ertrank. Waldshut.(Ein gefährliches Kunſtſtück.) Im gegenüberliegenden ſchweizeriſchen Koblenz wollte ein Schloſ⸗ ſergeſelle ſeinen Kameraden die Kunſt des ſog. Feuerſpeiens vorführen. Er nahm einen Schluck Benzin und zündete es im Munde an. Die Flamme ſchlug aber nach hinten zurück und verbrannte dem Manne Zunge Mund und Schlund jo furchtbar, daß er hoffnungslos darniederliegt. OLenzkirch.(Todesſturz von der Treppe.) Der Holzarbeiter Wehrle ſtürzte die Treppe hinab und erlitt einen schweren Schädelbruch und mehrere Rippenbrüche, denen er bald darauf im Krankenhauſe Neuſtadt erlag. Zwei„Emigranten⸗Schlepper“ verhaftet. O Lörrach. Die Polizei hat in Baſel zwei Perſonen feſtgenommen, die ſich als„Emigranten⸗Schlepper“ betätigt hatten. Sie hatten ſich in den badiſchen Grenzorten an Juden herangemacht, die illegal in die Schweiz einreiſen wollten, und verſprachen ihnen, ſie gegen hohe Belohnung auf verbotenem Wege nach Baſel zu führen. Einem Emigran⸗ ten wurden von einem derartigen„Schlepper“ 575 Mark, einem anderen gegen 1000 Mark abgenommen. Die Baſler Polizei ſtellt aber bei jedem Flüchtling genaue Erhebungen an, auf welchen Wegen und durch welche Vermittlung er in die Schweiz gekommen iſt, und ſo kam auch dieſer, Schlep⸗ per⸗Dienſt“ heraus. Die beiden Verhafteten werden ſich we⸗ gen Beihilſe und wegen Anſtiftung zur Uebertretung des Bundesgeſetzes, betreffend den Aufenthalt und die Nieder⸗ laſſung der Ausländer vor Gericht zu verantworten haben. 18 NN N GEHE Die Herren waren ſchon einige Male auf der Jagd geweſen. Graf Hartlingen hatte jedesmal beſonderes Glück gehabt. Er hatte ein paar Kapitale geſchoſſen. Nun tat es ihm doch leid, abzureiſen, denn die Fürſtin freute dich ſichtlich, daß es ihm gefiel. Der Zweck der Geſelligkeit in Kleven erfüllte ſich auch. Es hatten ſich mehrere junge Paare zuſammengefunden. Gräfin Uchterberg freute ſich, daß Edelgarde ſich noch ſo zurückhielt, denn es war unverkennbar, daß Horſt von Bredow ernſthafte Abſichten hatte. Aber Edelgarde kam den geheimſten Wünſchen der Mutter mit dieſer Zurück⸗ haltung ſehr entgegen, denn dieſe hatte es ſich nun einmal in den Kopf geſetzt, daß der intereſſante Graf Hartlingen ihr Schwiegerſohn werden müſſe. Vorläufig hatte ſie noch nicht die geringſten Ausſichten; aber ſie klammerte ſich an die Tatſache, daß der Graf ſich ja auch offenſichtlich für keine andere Dame intereſſierte. So brauchte man den Plan doch wirklich noch nicht auf⸗ zugeben, und Edelgarde liebte den Grafen. Das hatte ſie der Mutter anvertraut, und das war ja ſchließlich aus⸗ ſchlaggebend für die Mutter, um an ihrem Wunſche feſt⸗ zuhalten. Mit Tante Agnes hatte ſie einmal darüber ge⸗ ſprochen. Die hatte ſo ſonderbar gelächelt und darauf nur gemeint: „Ich will nichts verreden, aber ſetzt lieber nicht allzu Broße Hoffnung auf die Sache. Ich glaube es nicht, daß Hartlingen euren Wünſchen entgegenkommen wird.“ „Edelgarde liebt ihn!“ „Das iſt ſehr dumm von ihr. Sie wird da ihr Herz ganz feſt in beide Hände nehmen und ſich nach was anderem umſehen müſſen“, hatte die Fürſtin⸗Tante un⸗ gerührt geſagt. Gräfin Uchterberg überkam Zorn. Merken laſſen aber durfte ſie ſich dieſen Zorn nicht. So ſaate ſie nur bittend: 30 uud chi au Der letzte Auguſt⸗Sonntag, der in den frühen Morgenſtunden ein ſchöner Spätſommertag zu werden verſprach, enttäuſchte abermals. Am die Mittags⸗ ſtunde erreichte uns ein neues Bewölkungsſyſtem ufld reg⸗ neriſch und kühl klang der Nachmittag aus. Immer deutlicher bekommen wir zu ſpüren, daß Jupiter, der Jahresregent, ſchon frühzeitig den ſommerlichen Vorhang geſchloſſen hat. Die Strandbäder und Flußläufe ſind verwaiſt, man merkt auch hier, daß der Frühherbſt ins Land gezogen iſt. Während der Reiſe⸗ und Ausflugsverlehr geſtern im allgemeinen mäßig war, ſtanden wieder verſchiedene Veranſtaltungen im Vordergrund. Der hieſige Geflügelzüchterverein hielt ſein Parkfeſt ab. Wenn auch das Wetter nicht gerade einladend war, immeerhin war die Veranſtaltung überaus gut beſucht. Einen beſonderen Anziehungspunkt bildeten die zahlr⸗ reichen Kirchweihen in der näheren Umgebung. Auch unſere Nachbargemeinde Ilvesheim hatte wieder viele Gäſte zu Beſuch. Auf dem Kirchweihplatz am Neckar entwickelte ſich das übliche Kirchweihtreiben, während in den Tanzſälen tüchtig das Tanzbein geſchwungen wurde. In den Gaſtſtätten gab es in reichlichem Maße Leclerbiſſen, die nicht jeden Tag auf der Speiſekarte ſtehen und denen beſonders auch von auswärtigen Beſuchern gut zugeſprochen wurde. In Neckarhauſen feierte der Fußballverein ſein 30. Jubelfeſt und in Friedrichsfeld die„Germania“ ihr 35. Gründungsfeſt. Zahlreiche ſportliche Veranſtaltungen be⸗ ſchloſſen die Jubiläumsfeierlichkeiten. Parkfeſt des Geflügelzüchter⸗Vereins. Mit einem kleinen aber originellen Feſtzug, angeführt von der Kapelle der 110er mit ſchneidigen Militärmärſchen, der ſich durch verſchiedene Straßen unſeres Stadtteils bewegte und von Jung und Alt freudig begrüßt wurde, eröffnete der Geflügelzuchtverein ſein diesjähriges, ſchon recht beliebt gewordenes, und von allen Kreiſen der hieſigen Bevölkerung gut beſuchtes Parkfeſt. Ein Feſtwagen„Durch Raſſezucht zur Höchſtleiſtung“ zeigte auf die Ziele des Vereins hin und erregte allgemeines Intereſſe. Der mitgeführte, zum Bockſtechen beſtimmte Ziegenbock, hielt wacker Schritt, aller⸗ dings nach ſeinem eigenen Marſchtempo. Auf dem Feſtplatz bei der Zuchtanlage des Vereins entwickelte ſich bald ein reger Betrieb. Eine reichhaltige Tombola mit recht wertvollen Preiſen lockte ſofort recht viele, um ihr Glück zu verſuchen. Viel zu ſchnell war aus⸗ verkauft und die glücklichen Gewinner freuten ſich Fortunas Gaben. Ein Schießſtand bot Scharfſchützen Gelegenheit, ihre Kunſt unter Beweis zu ſtellen. Am endgegengeſetzten Ende des Platzes war eine andere Kategorie von Scharfſchützen am Werk und zwar beim Bockſtechen. Mit langem Speer ging es ins Volle bei verhängtem Viſier, was natürlich viel Gelächter und viele enttäuschte Scharfſchützen brachte. 25 Ringe iſt bis jetzt die Höchſtleiſtung, doch iſt jedem heute abend Gelegenheit geboten, dieſelbe auf 36 Ringe zu erhöhen und damit den ſchönen Bock zu erwerben. Die muſikaliſchen Darbietungen unſerer 110er, abwech⸗ ſelnd in Marſch⸗ und Tanzmuſik, ſorgten dafür, daß jeder auf ſeine Rechnung kam und Langeweile nicht aufkommen konnte. Für das leibliche Wohl war geſorgt, denn bei prima Pfiſterer⸗Bräu und warmen Würſten brauchte keiner hungern und dürſten. Wenn der Regengott auch einmal dazwiſchen⸗ funkte, konnte dies der Stimmung keinen Abtrag kun, da fleißige Hände Zelte errichtet hatten, die jeder Witterung gewachſen waren. Um jedem, der geſtern keine Gelegenheit hatte, ſich zu beteiligen, dieſe Möglichleit zu geben, findet heute abend ein fröhlicher Ausklang mit dem vollen Programm ſtatt. Deshalb heute abend: Auf zu den Geflügelzüchtern! * Die Fahrradſättel abgenommen. Wegen allerlei Uebertretungen der Straßenverkehrsordnung wurden 34 Per⸗ ſonen gebührenpflichtig verwarnt, und an vier Kraftfahrzeug⸗ halter wurden rote Vorfahrtsſcheine ausgehändigt, weil ihre Fahrzeuge techniſche Mängel aufwieſen. Außerdem wurden zwet Radfahrern, die ſich verkehrswidrig verhielten, die Fahr⸗ radſättel abgenommen. „Und gerade auf dich hatte ich meine Hoffnungen ge⸗ ſetzt. Liebſte Tante Agnes, wenn du ihm andeuteſt, daß es dein Wunſch iſt, dann wird er ſich vielleicht nicht weigern.“ „Ich kann ihm doch ſolchen Schwindel nicht beibringen. Es iſt doch abſolut nicht mein Wunſch, daß er die Edel⸗ garde nimmt“, ſagte die Fürſtin Kleven trocken. Als die Gräfin noch nach einer Antwort rang— die empörten Worte, die ſie auf der Zunge hatte, mußte ſie ſelbſtverſtändlich unterdrücken—, da ſagte die Fürſtin noch gemütlich: 5 „Edelgarde iſt ein liebes Ding. Du allein wirſt ii, wohl die Flauſen in den Kopf geſetzt haben. Sie mag den Horſt Bredow nehmen, er paßt ausgezeichnet zu ihr Sie werden ſich famos vertragen.“ Gräfin Uchterberg hatte gelächelt. Was dieſes Lächeln ſte gekoſtet hatte, wußte nur ſie allein. Aber ſie hielt nach dieſer Unterredung, die ihr allerdings beinah den Mut hätte nehmen können, um ſo eifriger an ihrem Plan feſt. Wer kam denn ſonſt in Frage? Die ſchöne blonde Gertraude beobachtete ſie ſcharf. Doch ſie entdeckte nichts, was darauf ſchließen konnte, daß das junge Mädchen kokett ſei. Nichts, rein gar nichts ließ ſich feſtſtellen. Und gegenüber dem Grafen Hartlingen gleich gar nicht. Die beiden beachteten ſich kaum. Wes⸗ halb alſo ſollte ſie, die Gräfin Uchterberg, den ſchönen Plan aufgeben? Giſela hatte ſich mit Hans von Hülſen⸗Berlach zu⸗ ſammengefunden, und ſie ſchwärmte der Schweſter von ihrem Geliebten vor. FFF „Und du, Edelgarde? Du willſt wirklich nicht die dumme Schwärmerei für Graf Hartlingen aufgeben? Sei doch geſcheit und ſtoße Horſt Bredow nicht vor den Kopf! Er hat dich ſehr lieb; aber wenn du weiterhin dem Grafen Hartlingen ſolche Augen machſt, dann wird es ſich Horſt Bredow vielleicht auch noch anders überlegen.“ Da weinte Edelgarde laut auf. „Ich habe— Hartlingen— ſo— lieb.“ Keine der Schweſtern hatte gehört, daß Gertraude ins Zimmer getreten war. Ganz ſtill entfernte ſich Gertraude wieder. Sie war mit einem Auftrag der Fürſtin zu den beiden Mädels 4 U Sie ſaß auf der Deichſel. Eine 17jährige landwirt⸗ ſchaftliche Arbeiterin wurde auf dem Feldwege beim Stra⸗ ßenheimer Hof von dem Anhängerwagen eines Fuhrwerks überfahren. Lebensgefährlich verletzt wurde ſie in das ſtäd⸗ tiſche Krankenhaus geſchafft. Die Verletzte hatte verbots⸗ widrig auf der Deichſel des Anhängewagens geſeſſen. Sie war beim Abſpringen zu Fall gekommen und unter die Räder des Wagens geraten. * — Kein Wanderhandel mit Waffen. Nach dem Waffen⸗ geſetz vom 18. März 1938 iſt der Handel mit Schußwaffen und Munition ſowie mit Hieb⸗ oder Stoßwaffen im Umher⸗ ziehen verboten. Im Einvernehmen mit dem Reichswirtſchafts⸗ miniſter weiſt jedoch der Reichsinnenminiſter darauf hin, daß der Tatbeſtand des Handels im Umherziehen dann nicht ge⸗ geben iſt, wenn ein Waffenhändler auf polizeilich genehmigten Schießſtänden Waffen oder Munition anläßlich von Schieß⸗ veranſtaltungen(3. B. Pflicht⸗ und Uebungsſchießen der Deutſchen Jägerſchaft u. dgl.) auf ausdrückliche ſchrifkliche Aufforderung des Veranſtalters feilhält. Aus dem Gerichtsſaal Ueble Verleumderin. Wegen falſcher Anſchuldigung wurde die 44jährige Anna Keller aus Urloffen durch die Mannheimer Schöffen zu fünf Monaten Gefängnis verur⸗ teilt. Die in allen Farben der Charakterſkala ſchimmernde Angeklagte, übelbeleumdet und u. a. wegen ſchwerer Kup⸗ pelei und gewerbsmäßiger Unzucht vorbeſtraft, hatte mit aller Welt Streit und ging daran, die ihr mißliebigen Nachbarn in anonymen Briefen, die ſie durch ihren Sohn ſchreiben ließ, der Kuppelei(Juden mit deutſchblütigen Mädchen) zu be⸗ zichtigen. Alles war erlogen. Als ihr das vorgehalten wurde, wollte ſie es„aus Dummheit“ getan haben. — Um die friſtloſe Entlaſſung. In den letzten Jah⸗ ren hat das Reichsarbeitsgericht mehr als drei Dußend grundſätzlich wichtige Entſcheidungen zur Frage der friſtloſen Entlaſſung gefällt. Ein Zeichen dafür, um wie ſchwierige und vielfältige Fragen es ſich hier handelt! Aus der neueſten dieſer Entſcheidungen(RAG. 248⸗37) geben wir folgende Sätze wieder:„Bloße Verfehlungen des Vertrauensmannes gegen ſeine Amtspflichten ſind nicht zur friſtloſen Entlaſſung geeignet. Inſoweit iſt nur der Reichstreuhänder zum Ein⸗ ſchreiten befugt. Nur wenn eine Handlung, durch welche ein Vertrauensmann ſeine Amtspflichten verletzt, zugleich einen Verſtoß gegen diejenigen Pflichten und Rückſichten enthält, die er dem Betriebsführer kraft des Arbeitsverhältniſſes ſchul⸗ det, kann die friſtloſe Entlaſſung hierauf geſtützt werden.“ In der gleichen Entſcheidung ſagt das RA., eine vom Betriebs⸗ führer verſchuldete Untergrabung der Betriebsdiſziplin müſſe bei Prüfung der Frage berückſichtigt werden, ob Diſziplinwid⸗ rigkeiten des Gefolgſchaftsmitgliedes ein ausreichender Grund zu friſtloſer Entlaſſung ſeien. Gedenktage 2 9. Auguſt 1523 Ullrich von Hutten auf der Inſel Ufnau im Züricher See geſtorben, 1632 Der Philoſoph John Locke in Wrington bei Briſtol geboren. Mannheimer Theaterſchau Nationaltheater Mannheim: Donnerstag, 1. September: Miete D 1 und 1. Sonder⸗ miete D 1: In neuer Inzenierung: Carmen. Oper von Georges Bizet. Anfang 19.30, Ende etwa 23 Uhr. (Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben). Freitag, 2. September: Miete F 1 und 1. Sondermiete F 1: Mein Sohn, der Herr Miniſter. Luſtſpiel von Andre Birabeau. Anfang 20, Ende 22.30 Uhr. Samstag, 3. September: Miete C 1 und 1. Sondermiete C1: Der Roſenkavalier. Oper von Rich. Strauß. Anfang 19.30, Ende etwa 23 Uhr. Sonntag, 4. September: Miete A 1 und 1. Sondermiete A 1: Mazeppa. Oper von Peter Tſchaikowſky. An⸗ fang 19.30, Ende 22.30 Uhr.(Eintauſch von Gutſchei⸗ nen aufgehoben). gekommen; nun ſtand ſie draußen und preßte beide Hände aufs Herz. 5 Noch ein junges Menſchenkind, das um der Liebe willen litt. Um der Liebe willen, die es für den Grafen Hartlingen fühlte! „Wenn ich doch hätte damals ſterben können— wie furchtbar iſt das Leben, wie hart und grauſam iſt die Liebe“, dachte ſie, und ihr faſt durchſichtig blaſſes, ſchönes Geſicht zuckte in wildem Schmerz. „Ich habe kein Recht an ihn, nicht das geringſte Recht! Denn er hat immer und immer nur Lelia geliebt“, dachte ſie, und kalte Schauer rannen über ſie hin. Als ſie ſpäter dann ihren Auftrag überbrachte, ſahen die beiden Schweſtern mitleidig in ihr blaſſes Geſicht. „Sind Sie krank, Fräulein Schwarzkoppen?“ fragte Giſela und legte den Arm um Gertraude. „Ich habe Kopfſchmerzen. Ich werde mich doch lieber ein Weilchen hinlegen“, ſagte Gertraude. „Ja, das hilft Mama immer! Wir beide ſind aller⸗ dings brutal geſund und haben nie Kopfſchmerzen“ meinte Edelgarde, deren Geſicht noch ein bißchen ver⸗ ſchwollen war von dem Weinen kurz vorher. Die Schweſtern ließen es ſich nicht nehmen, ſie be⸗ gleiteten Gertraude zu ihrem Zimmer und wünſchten ihr, daß die Kopfſchmerzen recht ſchnell vorübergehen möchten, denn am Abend ſeien doch endlich einmal alle Herren daheim; die ewige Jagd ſei doch wirklich nicht mehr ſchön, wenn man die meiſte Zeit ſchon allein hier in Kleven ſitzen müſſe. Dazu ſei man doch nicht hergekommen. Die hübſche Giſela ſagte es etwas mißmutig, weil ihr heimlich Ver⸗ lobter auch ein leidenſchafklicher Jäger war und ſich den anderen Herren immer anſchloß, wenn dieſe wieder auf die Jagd gingen.. Als Gertraude allein war, wühlte ſie den blonden Kopf in die Kiſſen.„„ „Ich habe dich ſo lieb, Rudolf Hartlingen, und du ver⸗ achteſt mich doch nur, weil ich Lelias Schweſter bin. Sie haſt du geliebt, und das, was du für Haß hältſt, iſt auch nur Liebe, große, große Liebe zu meiner toten Schweſter Und ich liebe dich mehr als mein Leben. Wie grauſam furchtbar und grauſam! 7 iſt die Liebe gegen mich— wie Der badiſche Gauſängertag Die neuen Richtlinien für das Wertungsſingen. Wiesloch, 29. Auguſt. Der Sängergau Baden im Deut⸗ Sängerbund(Badiſcher Sängerbund e. V.), hatte zum ngsort des Gauſängertages 1938 Wiesloch gewählt. war beſtimmend geweſen, daß der 1 Lieder⸗ in dieſen Tagen auf eine hundertjährige Geſchichte als bewährte Pflegeſtätte deutſchen Männergeſanges zurückblik⸗ ken kann. Ein Kameradſchaftsabend am Samstag gab den Auftakt zu der Jubelfeier. Am Sonntagvormittag verſam⸗ melten ſich dann die aus dem ganzen Lande zahlreich herbei⸗ Dabei kam „Deutſches Lied jenſeits der Grenze“ zur Im Mittelpunkt der Feierſtunde ſtand die ache des Rektors Georg Brauner, Mitglied des Füh⸗ s des Deutſchen Sängerbundes und Leiter der Zen⸗ ir die deutſchen Chorverbände im Ausland. An Bei⸗ elen zeigte der Redner, wie ſehr die Deutſchen in aller Welt am Liede hängen, das allen Freudeſpender und Brücke zur Heimat ſei. Nach kurzer Pauſe ging dann im gleichen Saale die eigentliche Sängertagung vor ſich, geleitet durch den Gauſängerführer Karl„Schmitt. Bürgermeiſter Bender be⸗ grüßte die Tagung. Dann überbrachte der Vertreter des Präſidenten der Reichsmuſikkammer, der Geſchäftsführer der Abteilung Chor⸗ und Volksmuſik Kapellmeiſter Sommer⸗Ber⸗ lin, die Grüße des Präſidenten Profeſſor Raabe. Dem Gau⸗ neiſter Horn wurde Entlaſtung erteilt. Der Sängergau Baden zählt in 1450 Vereinen rund 50 000 aktive Sänger und 92000 unterſtützende Mitglieder. Nach notwendig ge⸗ wordenen Satzungsänderungen beſtätigte man den Sänger⸗ gauführer Karl Schmitt für weitere vier Jahre im Amt, ebenſo den ſtellv. Gauführer Münch⸗Bruchſal. Der Sänger⸗ gauführer gab die neuen Richtlinien für das Wertungsſingen bekannt. Es werden künftig Kreisleiſtungsſingen ſtattfinden und die beſten der 15 Kreiſe dann zu einem großen Gau⸗ leiſtungsſingen zuſammenkommen. Der Gauſängertag 1939 wird Ende Auguſt in Freiburg vor ſich gehen. Am Nachmittag vereinigte man ſich auf dem Markt⸗ platze der Stadt zu einer großen Sängerkundgebung. Sie war von prächtigen Männerchören umrahmt. Ein Volksliederſin⸗ in der Feſthalle fand viel Beifall. Reger Betrieb herrſchte anläßlich des gleichzeitig ſtattfindenden Kurpfälziſchen Win⸗ zerfe 9 bei dem auch ein hiſtoriſcher Feſtzug zu ſehen war. Die badiſche Schachmeiſterſchaft. kranz i geeilten Sangesbrüder wieder in der Feſthalle. Rahners Uraufführung. Anſ⸗ Hugo Heinrich⸗Mannheim badiſcher Schachmeiſter. In der 7. Runde erlitt Prof. Naegeli die erſte Nieder⸗ lage, er verlor gegen Diemer, Barnſtedt erreichte gegen Schuſter remis, auch die Partie Heinrich gegen Dr. Linder endete remis, während Dr. Lauterbach gegen Schuppler ſiegte. Die Schlußrunde brachte ſpannende Kämpfe. Die Partie zwiſchen Schuſter und Schuppler endete remis, und Schuſter, der württembergiſche Meiſter, ſiegte mit 6,5 Pkt. Heinrich⸗ Mannheim erreichte mit Profeſſor Naegeli die gleiche Punkt⸗ zahl(5,5), ſodaß dieſe ſich in den 2. und 3. Preis teilten. Damit zeigte ſich der Mannheimer Heinrich als der beſte Badener auf den 64 Feldern und erhielt den Titel eines badischen Meiſters. Als 5 folgte Dr. Lauterbach mit 0 Punkten, fünfter wurde Diemer Baden⸗Baden mit 4,5 zunkten. — Bei uns zu Lande auf dem Lande Berühmte Gartenfreunde und ihr Garten. Sieh, ſo iſt Natur, ein Buch lebendig, Unverſtanden, doch nicht unverſtändlich. 8 Seit jeher haben die Deutſchen die Natur als ein „lebendiges Buch“ betrachtet, aus dem man, wie vor tau⸗ ſend Jahren der Kloſtergärtner Walahfried von St. Gal⸗ len ſagte,„Freude und Weisheit ernten kann in Fülle“; von ihm ſtammt auch die älteſte und erhaltene Schrift über den Garten, in lateiniſchen Verſen, die er mit fol⸗ gendem kleinen Geleitwort dem Abt Grimalt von St. Gal⸗ len widmete: Wenn hinterm Gatter, im beiſcheidenen Gärtlein, Du ſtill im Bäumeſchatten ſitzt und ruhſt, Wo durch das Pfirſichlaub die Sonne blitzt Und ihre Helle auf dem Wege funkelt, Indes der Schüler muntere Schar behende Die Früchte abnimmt mit dem zarten Flaum— Kaum kann die kleine Hand die Frucht umgreifen— Und ſie behutſam birgt in weiten Netzen, Dann lies dies Schriftchen, beſſ're, was mißlungen, Lies, was geriet, und— denk' an Walahfried. Die gepflegten Kloſtergärten fanden bald Nachah mung in den karolingiſchen Gutsgärten und in den Sied lungen der Bauern und Bürger. Zu jedem Hauſe gehörte bald das„Gehege“, ſo nannte man das umzäunte Gar⸗ tenſtück, in dem man Obſt, Gemüſe, aber auch Blumen und Zierpflanzen zog. Aus dem Gehege wurde mit der Zeit der Hausgarten, der ſich durch die Jahrhunderte hin er⸗ hielt und gerade in unſeren Tagen überall mit beſonderer Liebe betreut wird. Vor mehr als zweihundert Jahren erſtand dem Hausgärtlein ein begeiſterter Sänger in dem Hamburger Ratsherrn und ſpäteren Ritzebütteler Amt⸗ mann Barthold Heinrich Brockes(16801747), dem Ver⸗ faſſer des damals vielgeleſenen Buches„Irdiſches Ver⸗ gnügen in Gott“ und Gründer der„Teutſchübenden Ge⸗ ſellſchaft“. Für Brockes war der Garten die Stätte ſtiller Behaglichkeit und froher Erholung. Die freie Zeit ver⸗ brachte er unter ſeinen Blumen und Sträuchern, die er pflegte und auch beſang. Die Roſe, die Lilie, die Tulpe, die Anemone, keine vergaß er in ſeinen Verſen zu rüh⸗ men; auch die einzelnen Arten beſchäftigten ihn, und vollends berauſchte ihn der herrliche Duft der Roſe, der Nelke oder der Hyazinthe. Wenn manche ſeiner Verſe ein wenig barock anmuten, er iſt trotzdem der Vater aller Gartenpoeſie und verdient ſchon wegen ſeiner großen Naturliebe nicht vergeſſen zu werden. Zu den bedeutendſten Verfechtern einer deutſchen Landſchafts⸗ und Gartengeſtaltung gehört Goethe, der nicht nur in den„Wahlverwandtſchaften“ ſchöne Worte dafür gefunden hat, ſondern nach dem Vorbild des Wör⸗ litzer Parks den Weimarer Park anlegen ließ und in die⸗ ſem dem„fürſtlichen Gartenmann“ Franz von Deſſau einen Denkſtein ſetzte. Goethes beſondere Freude waren ſein Kleingarten mit Gartenhaus am Stern und ſein Hausgarten am Frauenplan, deren Anlage, Bepflanzung und Betreuung er beſtimmte und eifrig überwachte. Sei⸗ ner Garten⸗ und Blumenliebe hat er in einem Briefe an Herder köſtlichen Ausdruck gegeben: Weit und ſchön iſt die Welt, Doch zo wie dank ich dem Himmel, Daß ein Gärtchen, beſchränkt, Zierlich mein eigen gehört! Bringt mich wieder nach Hauſe! Was hat ein Gärtner zu reiſen? Ehre bringt's ihm und Glück, Wenn er ſein Gärtchen beſorgt. Liebevoll beobachtete Goethe das Gedeihen der meiſt von ihm ſelbſt gepflanzten Sträucher und Bäume; ſie waren ihm ans Herz gewachſen, mit ihnen unterhielt er ſich wie mit Freunden: Wachſet mir in meinem Herzen, Treibet in die Luft hinein, Denn ich grub viel Freud und Schmerzen Unter eure Wurzeln ein. Goethes Weimarer Park ſoll den Fürſten Hermann Pückler⸗Muskau angeregt haben zu ſeinen großen Park, anlagen in Muskau in der Lauſitz und in Branitz be Kottbus. Dieſer Schriftſteller, Weltreiſende und Lebens⸗ künſtler ſchrieb ein noch heute bedeutſames Werk,„Andeu⸗ tungen über Landſchaftsgärtnerei“, und wurde damals von anderen Schloßherren gern als kundiger Berater her⸗ angezogen. Kein Parkbeſitzer, kein Gartenleiter oder Gartenfreund von Rang, der nicht immer wieder ſich mi den Gedanken Pücklers beſchäftigte. Sogar der genial deutſche Gartengeſtalter Lenné hat ihm vollſte Anerken nung gezollt. Die weſtfäliſche Dichterin Annette von Droſte⸗Hüls, hoff ſetzt in ihrer Erzählung„Bei uns zu Lande auf den Lande“ ihrem Vater ein Denkmal und ſchildert ihn ſeh fein als Gartenfreund:„. der iſt ein gründlicher Bota niker und hat ſchon manche ſchöne Tulpe und Schwert liltie in ſeinem Garten; das iſt ihm aber nicht genug er möchte gern eine Art unſchuldiger Hexenmeiſter ſpie len... ſo trägt er mit einem feinen Samtbürſtchen den Blumenſtaub ſauber von der blauen Lilie zur gelben, von der braunen zur rötlichen, und die hieraus entſpringen⸗ den Spielarten ſind ſein höchſter Stolz: die wilden Blu⸗ men, deren Verkanntſein er bejammert, pflegt er nach allen Verſchiedenheiten in netten Beetchen... Manchen Schweißtropfen hat der gute Herr vergoſſen, wenn er mit ſeinem kleinen Spaten halbe Tage lang nach einer ſeltenen Orchis ſuchte.“ Noch viele andere haben das Gartenglück geprieſen, das mehr iſt, als der Erde nahe zu ſein und den Atem der Blumen zu ſpüren, im Gartenglück finden wir den prächtigſten Abglanz unſerer inneren Vielfalt. Das Gar⸗ tenglück ſteht jedem, der ſich ernſtlic ernſtlich darum bemüht, offen. Auch der Wald ſchenkt Früchte! Aufruf zur Sammlung von Waldbeeren. Die Obſternte iſt in dieſem Jahr ſchlecht. Die Obſt⸗ blüte wurde im Frühjahr faſt im ganzen Reich durch an⸗ haltende Fröſte ſchwer geſchädigt. Die dadurch bedingte Knappheit an Obſt kann durch eine weitgehende Erfaſſung der Waldbeeren gemildert werden. An die Bevölkerung wird deshalb der Appell gerichtet, Waldbeeren zu ſammeln. Dieſer Ruf richtet ſich vor allem an die Jugend und an die nicht mehr regel⸗ mäßig arbeitenden oder nicht mehr voll arbeitsfähigen älteren Frauen und Männer in den wald⸗ und beeren⸗ reichen Gebieten. Soweit nicht bekannt iſt, an welche Stellen oder Auf⸗ käufer die geſammelten Waldbeeren verkauft werden können, wenden ſich die Sammler zweckmäßig an den zu⸗ ſtändigen;! Orts⸗ oder Kreisbauernführer, der ihnen mit⸗ teilen wird, wo die Beeren zu den üblichen Preiſen ab⸗ genommen werden. Beerenſammelſcheine werden von den zuſtändigen Forſtämtern ausgeſtellt. Die Beſeitigung der Arbeitsloſigkeit darf nicht dazu führen, daß große Men⸗ gen von Waldbeeren trotz des Bedarfs verkommen. Jeder Deutſche benötigt zu ſeinem Schuß eine Volksgas⸗ maske! — Die Bedeutung des Korkbran Behebung von Zweifeln weiſt der einem Erl laß darauf hin, daß ohne ui auf die früheren Gepflogenheiten das Weingeſe etz den Korkbrand oder Kork⸗ aufdruck lediglich als einen Hinweis auf den Namen oder die Firma deſſen anſieht, in deſſen Betrieb der Wein abgefüllt wurde. Es kann alſo ſowohl der„Erzeu⸗ zer, wie auch der Wein⸗ verteiler, ſofern er ſelbſt den Wein in F laſchen gefüllt hat, ſeinen Namen oder ſeine Firma als Korkbrand oder Kork⸗ aufdruck anbringen. Wahrheitsgemäße Angaben über die Art des Weines könnten gleichfane als Korkbrand oder Wg druck gemacht werden. Der Weinverteiler dürfe jedoch, ſofern er nicht ſelbſt Erzeuger des Weines iſt, nicht im Korkbrand oder Korkaufdruck den Name n oder die Firma deſſen an⸗ geben, von dem er den Wein bezogen hat. Es beſtehe dage gen die Möglichkeit, daß er in ſolchem Falle ſowohl ſeinen eige⸗ nen Namen, als auch den des Erzeugers mit deſſen Zuſtim⸗ mung anbringt. Auf Flaſchenaufſchriften, Weinkarten und Preisliſten darf jedoch wie bisher nur ein ungezuckerter, im Keller des Erzeugers ausge bauter und abgefüllter Wein mit der Angabe„Korkbrand“ verſehen werden. Ein Berg wird aufgegeſſen Auf ſonnigen Berghöhen wachſen die Reben. In ihren ſchwarzen Tiefen ruhen die Erze. Schon im Mittel⸗ alter kannte man den Erzberg in Steiermark, den Hütten⸗ berg in Kärnten, den Stahlberg im Siegerland. Der ur⸗ alte Bergbau am Rammelsberg im Harz war vorbildlich für die Ausbildung des deutſchen Bergrechts. Und dort im Harz, im Herzen Deutſchlands, in der Nähe von Blan⸗ kenburg, ſteht der Berg, dem ſchon eine gewaltige Ecke fehlt, weil man ſie einfach aufgegeſſen hat. Das klingt wie elne Harzmär, iſt aber die reinſte Wahrheit und hat ſeine wiſſenſchaftlichen Gründe. Wenn dieſer Berg aus Ton wäre, könnte man meinen, daß aus ihm jene eſſigſaure Tonerde gemacht würde, die ein jeder kennt, die früher ein wichtiges Hausmittel bei entzündlichen Prozeſſen war. Oder, wenn er im Moor ſtünde, könnte man ſich vorſtellen, daß er etwa deshalb berühmt wurde, weil das Moor zu Packungen oder heißen Umſchlägen verwendet wird und gut tut. An dem allen aber iſt es nicht. Der Berg wird wirklich einfach aufgegeſſen, hinuntergeſchluckt. ite uralte Harzer Volksmedizin iſt hierfür der Grund. Die moderne Wiſſenſchaft hat ſie auf⸗ gegriffen und führt eine Menge Gründe ins Feld, warum es gut ſei, Löß aus dieſem Berg als Teilnahrung in ſich aufzunehmen. Man muß ſich dies einmal überlegen. Es iſt nichts Neues und man hat es oft beobachtet, daß Kin⸗ der manch mal Kalkwände anknabbern. Dann fehlt ihnen meiſtens Kalt in ihrer Ernährung und den ſuchen ſie ſich inſtinktiv zu verſchaffen. Manchmal ſtecken kleine Kinder irgendwelche Erde, mit der ſie vielleicht mal ſpielen, in den Mund. Auch dabei gehen ſie rein inſtinktiv vor. Ge⸗ nau ſo wie viele Naturvölker— Weltreiſende haben dies oft beobachtet und beſchrieben— Erde eſſen, die ihnen gut bekommt. So ſpielt in der deutſchen Volksmedizin das Eſſen von Erde auch eine Rolle. Die Wiſſenſchaft hat die Gründe erforſcht und iſt dahintergekommen, daß es eine beſondere Erde ſein muß, die man Heilerde nennt. Sie muß vor allem völlig bakterienfrei ſein. Das iſt das wichtigſte. Es handelt ſich bei dieſer Heilerde aus dem Harz nicht um eine Acker⸗ oder Gartenerde, ſondern um eine poröſe kalkhaltige Lößſchicht, die in einer entſprechen⸗ den Tiefe unter der Erdoberfläche gewonnen wird und nach wiſſenſchaftlicher Begutachtung völlig keimfrei iſt. Die Wiſſenſchaftler meinen, daß ſich dies aus der Urge⸗ ſchichte des Berges erkläre. Bekannte Aerzte betonen die ſtark entgiftende Wir⸗ kung der Heilerde, ihre Anregung auf die Stuhlträgheit, die Behebung von Schmerzen bei Magen⸗ und Darm⸗ geſchwüren und eine Beſſerung und Steigerung des Wohl⸗ befindens durch Entgiftung des Magens und Darms von Stoffwechſelreſten. Und weiter nach uralter Erfahrung, die durch die heutige Wiſſenſchaft beſtätigt wird, wirkt die Heilerde ſehr gut, wenn ſie zu einem Brei angerührt als Umſchlag auf⸗ gelegt wird. Die Aerzte wenden dieſe Umſchläge an auch bei Rippenfellentzündung zum Beiſpiel, damit das wäſſe⸗ rige Exſudat aus den Rippen herausgetrieben wird, auch bei Eiterbildung, bei Furunkeln, Flechten uſw. Ein gutes Stück des Berges im Harz iſt bereits auf⸗ gebraucht. Es könnte Pate geſtanden haben, als das Mär⸗ chen vom Berg zuerſt erzählt wurde, durch den man ſich hindurchfreſſen muß, um ins Schlaraffenland zu gelangen. Zeitſchriften und Bücher. 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September iſt der Urlaub der Hitlerfugend beendet. Die Gefolgſchaft 47/171 tritt am 31.8., abends 8 Uhr, am HJ. Heim zum Gefolgſchafts⸗ appell mit Ausweiskontrolle ſowie zur Beſichtigung durch den neuen Stammführer 10/171 an. Verloren Ameeeeeeeeeendmemmddcded neues grünes Kinder⸗Weſtchen von Seckenheim u. Friedrichsfeld. 1 g. 8 1 41 Verlobungs-Rarſen Hratulations- Marlen Vermahlungs- Marlen stempel Besuchs- Nas fen liefert werden angeferugt in der liefert in jeder elfen, Ausführung 5 8 7 5 Nedtar-Vole-Oructerei. Neckarbote⸗bruckerel J flight agntagaadeataaadatactsaneggggatagng mana Anzeigen helfen Ihnen laufen; ſie helfen dem Wer⸗ bungtrei⸗ benden 1 N N 5 0 ace G Fe ae Alete der VS