rr . Nr. 208 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Oienstag, 6. September 1938 Ein Volk folgt der Fahne des Sieges Nürnberg im Zeichen des Hakenkreuzes Die Fahne iſt das höchſte Symbol des Soldaten, iſt das höchſte Symbol aller Kämpfer.„Der Mann kann fallen, aber die Fahne ſteht.“ Auf ſie iſt der Soldat ver⸗ eidigt und ſie gilt ihm mehr als der Tod. Todwunde Krieger haben die Fahne ſich um den Leib gewickelt, da⸗ mit ſie nicht in die Hände des Feindes fallen möge. Und von dem hehren Heldentum des Kampfes um die Fahne erzählt die Geſchichte der Deutſchen ſo manche unvergeß⸗ liche Soldatentat. Aus allen Gauen zogen die jungen Kämpfer der nationalſozialiſtiſchen Bewegung auf dem Adolf⸗Hitler⸗ Marſch, ihren Fahnen folgend, nach Nürnberg. Während des Reichsparteitages iſt das Bild dieſer Stadt von den Fahnen und Standarten des Dritten Reiches beherrſcht. Luſtig flattern ſie von den alten Giebeln der Reichsſtadt, ſiegeszuverſichtlich werden ſie den marſchierenden Kolonnen borangetragen, feierlich ſteht die Front der Fahnen und Standarten bei den Aufmärſchen als ſichtbares Zeichen berſchworener Gefolgſchaft all derer, die ſich unter die Fahne geſtellt haben. Seit die nationalſozialiſtiſche Bewegung das Haken⸗ kreuzbanner zum Siege führte, ſeit dieſes Banner auf dem„Parteitag der Freiheit“ als einziges Symbol des Reiches zur Nationalflagge erklärt wurde, hat ſich ein Wandel unſerer Geſchicke aus tiefſter Nacht zum Licht voll⸗ zogen. Ueber dem Reiche ſcheint wieder die Sonne des Glücks, weil ſich das Volk im Zeichen des Hakenkreuzes einen neuen Platz an der Sonne erobert hat. So ver⸗ körpert uns die Fahne die große revolutionäre Idee des Nationalſozialismus. Jeder Reichsparteitag iſt für die alten Kämpfer ein neues Bekenntnis zu dieſer Fahne und für die jungen der heilige Tag der Verpflichtung und des Eides auf das höchſte Symbol. Hier werden die neuen Fahnen der Partei und ihrer Gliederungen geweiht. Das letzte Raunen verſtummt in dem weiten Rund, wenn ſich dieſe heilige Handlung vollzieht. Wenn der Führer, ge⸗ folgt von der Blutfahne der Bewegung, von Fahne zu Fahne ſchreitet, das neue Fahnentuch mit dieſer Blutfahne berührt und ſo ſinnbildlich mit dem Blute der Gefallenen der Bewegung tränkt, iſt für die vielen Tauſenden, die angetreten ſind, dieſer eine Augenblick ein ergreifender Schwur der Herzen, niemals die Fahne zu verlaſſen und niemals der Idee des Führers untreu zu werden, deren Sinnbild die Fahne iſt. Die Macht des Hakenkreuzes be⸗ ruht in der Größe der Idee, die dieſes Sinnbild verkör⸗ pert. Die Kraft der Fahne, die Menſchen bis zur Auf⸗ opferung des eigenen Lebens zu binden, wird ebenfalls aus der heiligen Sinngebung dieſes Zeichens geſchöpft. Die Hakenkreuzfahne iſt das Licht und die Zukunft, das Symbol des geeinten und wiedererſtarkten Deutſchen Reiches! So hehren Ruhm die Deutſchen ſich in der Geſchichte unter ihren Fahnen ſchon erworben haben, ſo war es doch wohl noch keiner Fahne beſtimmt, in ſo kurzer Friſt wie das Hakenkreuzbanner zum Zeichen ſtolzeſter Triumphe zu werden, ſteht doch der Parteitag im Zeichen des ſchönſten Sieges, der wiedergewonnenen Oſtmark. Wohin uns das Hakenkreuz führte, wird uns immer und immer wieder in Nürnberg offenbar. Blickt nur in die ſtrahlenden Augen unſerer Hitler-Jugend, ſeht die lachende Geſundheit unſe⸗ rer Mädel vom BDM., bewundert die friſche, uneigen⸗ nützige Einſatzbereitſchaft des Arbeitsdienſtes, erkennt, wie auf dem Kongreß der Frauenſchaft das Ideal der deutſchen Frau und Mutter in die Herzen aller deutſchen Frauen gepflanzt wird, jubelt mit, wenn die Kampfſcharen des Führers aufmarſchieren, wenn SA. und // NS. und NS. vor dem Führer ſtehen in Treue verſchworen, die ſich in zahlreichen Kämpfen erwies. Seht die Träger unſerer Kultur, die ringenden ſchöpferiſchen Menſchen, die ſich hier auf der Kulturtagung in den Dienſt der Idee und des Volkes ſtellen, und dann ſchaut in Nürnberg auf das überwältigende Bild des Aufmarſches unſerer Wehr⸗ macht und ihr wißt, welche Wunder ſich unter dem Haken⸗ kreuzbanner vollzogen haben. Daß dieſe Fahne des Sieges immer hochgehalten werde, daß der Geiſt, der aus dem Banner zu uns ſpricht, reinerhalten bleibe und daß die Kämpfer nie müde werden mögen, iſt der letzte Sinn des Parteitages. Die ſtolze Rückſchau in Nürnberg auf Geleiſtetes ſoll uns den Glau⸗ ben feſtigen, daß es auch in der Zukunft kein Hindernis gibt, das nicht überwunden werden kann. Und wenn der Führer auf dem Reichsparteitag ſeinen treueſten Kämp⸗ fern und Mitarbeitern den Weg weiſt, wenn er als erſter Fahnenträger der Idee vorangeht, dann bleibt keiner zu⸗ rück, und ein ganzes Volk folgt der Fahne des Sieges! Das Reich ſorgt für ſeine Goldaten Neues Wehrmachtsfürſorge⸗ und Verſorgungsgeſetz. Berlin, 6. September. Im Keichsgeſetzblaft wird das neue Wehrmachtsfür⸗ ſorge- und Verſorgungsgeſetz(WZ G.) bekanntgegeben. Grundgedanke dieſes Geſetzes iſt die nationalſozialiſtiſche Auffaſſung von Wehrdienſt als einem Ehrendienſt am deut⸗ ſchen Volke. Wie-aber der Staat von ſedem Volksgenoſſen dieſen Ehrendienſt fordert, ſo betrachtet er ſeinerſeits die Sorge für ſeine Soldaten als Ehrenpflicht. Der nationalſozialiſtiſche Staat ſorgt„für“ ſeine Sol⸗ daten, indem er durch einmalige oder zeitlich begrenzte Maßnahmen die Ueberführung der entlaſſenen Soldaten in einen anderen Beruf ſicherſtellt oder erleichtert, und er „verſorgt“ entlaſſene Soldaten und Hinterbliebene verſtor⸗ bener Soldaten durch Dauerleiſtungen wie Ruhegehalt, Dauerrente, Rente für Arbeitsverwendungsunfähige(AVü⸗ Rente), Witwen⸗ und Waiſenbezüge. Die Fürſorge ſteht alſo im Vordergrunde, denn der Soldat dient nicht, um„verſorgt“ zu werden, nicht deshalb, um ſich eine„Rente“ uſw. zu ſichern. Daher heißt das Ge⸗ ſetz auch abweichend von den bisherigen Wehrmachtsver⸗ Je„Wehrmachtsfürſorge⸗ und Verſorgungsge⸗ etz“. Das neue Geſetz ſtellt einen weſentlichen Fortſchritt für die Sicherung in dieſer Hinſicht dar. Es gibt ganz beſonders dem jungen Deutſchen, der ſich entſchließt, in der Wehr⸗ macht als Offizier oder als Unteroffizier lange Jahre ſei⸗ nes Lebens ſich in den Dienſt von Volk und Vaterland zu ſtel⸗ len, die Sicherheit, daß nach Abſchluß ſeiner Dienſtzeit in einer Weiſe für ihn geſorgt wird, die nicht nur ſeine fer⸗ nere Lebensbahn ſichert, ſondern weit darüber hinaus den Aufſtieg im Staatsdienſt in geſicherte, verbeſſerte und ge⸗ hobene Lebensſtellungen öffnet. i Gliederung und Aufbau des Geſetzes laſſen erkennen, welch großer Perſonenkreis durch Fürſorge⸗ und Verſor⸗ gungsmaßnahmen erfaßt werden muß. Je nach der Länge der Dienſtzeit, nach Dienſtgraden oder nach der Schwere etwaiger Körperſchäden ſind die Leiſtungen des neuen Ge⸗ ſetzes verſchieden. Vier Schwerpunkte zeichnen ſich im Geſetz deutlich ab: 1. der Grundſatz, daß der Soldat durch die Erfüllung der aktiven Dienſtzeit keinen Nachteil erleiden ſoll. 2. die Sicherung des Berufsſoldaten: a) des Unter⸗ offiziers durch Ueberführung in den Beamtenberuf oder durch eine ausreichend hohe Geldabfindung für den Uebergang in einen anderen Beruf; b) des Offiziers durch Ueberführung jüngerer Offiziere in den Beamten⸗ beruf oder durch Schaffung der Mittel und Wege zum Uebergang in einen anderen Veruf oder durch Gewährung von Ruhegehalt nach Grundſätzen, wie ſie ähnlich für Be⸗ amte gelten; 5 3. die Sorge um„Wehrdienſtbeſchädigte“ durch Heilfür⸗ ſorge und Arbeitsvermittlung, ferner durch Gewährung eines„Verſehrtengeldes“ bei erheblicher körperlicher Beein⸗ trächtigung und einer Rente bei Arbeitsverwendungsun⸗ fähigkeit; 4. die Sicherung von Hinterbliebenen der Soldaten durch eine ähnliche Verſorgung, wie ſie Beamtenhinterblie⸗ benen gewährt wird. Es iſt verſtändlich, daß ſich ſehr viele der Beſtimmungen des Geſetzes mit den Berufsſoldaten, d. h. den Unteroffizie⸗ ren und Offizieren, beſchäftigen, die 12 Jahre oder den größten Teil ihres Lebens den Soldatenrock tragen Ihnen wird das Höchſtmaß an Fürſorge zuteil, das ein Staat ver⸗ geben kann. Der ehemalige Unteroffizier, der Beamter werden will. wird nicht mehr aus dem Treueverhältnis zum Staat her⸗ ausgelaſſen. Er wird „Militäranwärker“, ein alter Begriff, in dem beſte Tradition des Unteroffizier⸗ korps wieder auflebt. Als„Militäranwärter“ wechſelt er, indem er Beamter wird, nur die Dienſtſtelle, nicht mehr den Dienſtherrn Bis zur planmäßigen Anſtellung als Be⸗ amter erhält der Militäranwärter Bezüge, die dem Gehalt der Beamtenlaufbahn entſprechen, in die er nach dem Er⸗ gebnis der auf einer Fachſchule der Wehrmacht abgelegten Prüfung einberufen wird Die Wehrmachtsfachſchulen aber ermöglichen es dem Unteroffizier durch eine erſtklaſſige Ausbildung in ſeinem Charakter, ſeinen Fähigkeiten und Leiſtungen entſprechende Beamtenſtellen aufzurücken. Eine wahrhaft nationalſozialiſtiſche Einrichtung, die dem Tüchti⸗ gen die Grundlage für einen Auffſtieg bietet. Die RNeichskleinodien Der Parteitag Großdeutſchlands hat für die Geſchichte der Stadt Nürnberg ein Ereignis von höchſter ſymboliſcher Bedeutung gebracht: Nach 142jähriger Abweſenheit ſind die Reichskleinodien des Heiligen Römiſchen Reiches deutſcher Nation wieder in die Stadt zurückgekehrt, die jahrhunderte⸗ lang ihre treue Hüterin und Wahrerin geweſen iſt und es nach kaiſerlichem Privileg für ewige Zeiten ſein ſollte. Am 22. März des Jahres 1424 holten der Rat, die Geiſtlichkeit und die ganze Bürgerſchaft in feierlichem Zug die Klein⸗ odien des Reiches ein dieſe Sinnbilder der Macht und des Glanzes des Deutſchen Reiches König Sigismund hatte ſie. dem Wunſch des Kurfürſten nachgebend, in Ofen den Ab⸗ eſandten des Nürnberger Rates übergeben, die mit aller mſicht und Heimlichkeit den koſtbaren Schatz nach Nürn⸗ berg brachten. Er erfüllte damit ein Verſprechen Karl IV., die Reichsinſignien für ewige Zeiten der Stadt Nürnberg in Verwahrung zu geben. Dieſes Privileg, durch das die Stadt eine ſo große Auszeichnung vor allen anderen Städten erfuhr und damit gewiſſermaßen zur Reſidenz⸗ ſtadt des Reiches würde erhielt durch Sigismund und die ſpäteren Kaiſer noch mehrfache Beſtätigung, ſo daß der Rat der Reichsſtadt dieſes Vorrecht mif Erfolg gegen alle An⸗ fechtungen behaupten konnte. Nach allen Irrfahrten— und damit verbundenen Veränderungen— hatten die Symbole der Kaiſermacht das erſtemal eine bleibende Stätte gefun⸗ den, faſt bis zu dem Zeitpunkt, als das Erſte Reich verfiel. Untergebracht wurden ſie in der Heiliggeiſt⸗Kirche, und zwar die Inſignien in der„Heiltumskammer“ die Heilig⸗ tümer in der„Heiltumstruhe“, die im Chor der Kirche ſteht. 17mal zog eine Abordnung des Senats mit den Kleinodien zur Kalferkrönung nach Aachen, Rom, Frankfurt a. M. Regensburg und Augsburg, das letzte Mal im Jahre 1764 zur Krönung Franz Joſeph II. nach Frankfurt. Goethe. der als 15⸗Jähriger dieſe Feierlichkeit miterlebte, hat ſie uns anſchaulich geſchildert. Gemäß den Beſtimmungen des Prr⸗ vilegs wurden die Heiligtümer in Nürnberg alljährlich ein⸗ mal vor dem Schopper'ſchen Haus auf dem Marktplatz dem Volke, das zu dieſem beſonderen Ereignis in Scharen nach Nürnberg zog, auf dem ſogen. Heiltumsſtuhl gezeigt. Rund 100 Jahre wurde diefer Brauch geübt, das letzte Mal 1523. Dann wurde infolge der Reformation, die mit dem katho⸗ ſiſchen Ritus verbunden geweſene Heiltumsweiſung einge⸗ ſtellt. Von da an wurden die Kleinodien vom Altar der Heiliggeiſt⸗Kirche oder in der Sakriſtei zur Schau geſtellt. —— Das Jahr 1796 brachte für Nürnberg den schmerzlichen Verluſt des ſolange gehüteten Gutes. Als die Scharen des franzöſiſchen Generals Jourdan ſich der Stadt näherten. beſchloß der Rat, die Reichskleinodien in Sicherheit zu brin⸗ gen. Wie recht er daran tat, zeigte die Enttäuſchung Jour⸗ dans, als er nach ſeinem Eintreffen in Nürnberg den Schatz, den er im Namen der franzöſiſchen Republik be⸗ ſchlagnahmen wollte, nicht mehr vorfand. Vor den Fran⸗ zoſen hatte der Rat die Kleinodien wohl gerettet, dafür aber an Wien verloren, denn alle diplomatiſchen Schritte die er unternahm, um die Kleinodien entſprechend der Zuſage des kaiſerlichen Geſandten, Freiherrn von Hügel, wieder zurückzuerhalten, blieben ohne Erfolg. Als am 6. Auqguſt 1806 Franz(I. die Kalſerkrone niederlegte, und damit das Heilige Römiſche Reich deutſcher Nation zu beſtehen auf⸗ gehört hatte, verſuchte der Nat nochmals, die nun eigent- lich herrenloſen Inſignien zurückzubekommen, da er ſich auf Grund der Privilegien und der Tradition als der recht⸗ mäßige Verwahrer bezeichnete. Das entſprechende Schrei⸗ ben blieb ſedoch von Wien aus ohne Antwort Ein ſpäter vom Germaniſchen Nationalmuſeum unternommener Ver⸗ ſuch, den Kaiſerornat zu erhalten, führte ebenfalls zu kei⸗ nem Ergebnis Man hatte die Reichskleinodien der Schatz kammer der Wiener Hofburg einverleibt, wo ſie ſich noch bis vor kurzem befanden. f 8 „ Die Unteroffiziere, die in das freie Erwerbsleben über⸗ 5 oder als Wehrmachtsſiedler Neubauernſtellen über⸗ nehmen oder ſich ſonſt in der Landwirtſchaft, insbeſondere als Bauern, anſäſſig machen wollen, erhalten eine Geldabfindung, die ihnen im Gegenſatz zu den bisher gewährten erheblich niederen Abfindungen eine ſichere Grundlage für die Zu⸗ kunft geben wird. Die Abfindung einſchließlich einer Dienſtbelohnung beträgt im Normalfalle 9200 Reichsmark, zur Uebernahme eines landwirtſchaftlichen Betriebes 11 200 Reichsmark und zur Uebernahme einer Neubauernſtelle 13 159 Reichsmark, im Grenzgebiet ſogar 16 200 Reichs⸗ mark, Unterſcheiden ſich ferner die Beſtimmungen für ältere Offiziere auch nur wenig von den bisher geltenden und von denen, die für Beamte gelten, ſo bringt das neue Ge⸗ ſetz doch weſentliche Verbeſſerungen für jüngere Offiziere, die infolge Dienſtunfähigkeit ihren Lebensberuf frühzeitig aufgeben müſſen. Ihnen wird nicht nur der Uebergang in einen neuen Beruf durch wirtſchaftliche Sicherung ihrer Exiſtenz in der Zwiſchenzeit oder durch Anſtellung als Be⸗ amter geſichert, ſondern im Falle der Arbeitsverwendungs⸗ unfähigkeit ein Ruhegehalt gewährt. Eine in den nächſten Tagen erſcheinende Aufſatzreihe befaßt ſich mit den Einzelheiten des neuen Geſetzes ein⸗ gehender und iſt in einer Sondernummer der Zeitſchrift Ne streubundes ehemaliger Berufsſoldaten abge⸗ ruckt. Das Geſetz bricht grundſätzlich mit der bisherigen Ren⸗ tenverſorgung für Beſchädigte. Es gibt nur noch Arbeits⸗ verwendungsfähigkeit und Arbeitsverwendungsunfähigkeit. Eine Rente erhält künftig nur der Arbeitsverwendungs⸗ unfähige. Wer arbeitsfähig iſt, wird in einen Arbeitsplatz vermittelt, der ihm unter Be⸗ rückſichtigung ſeiner Lebensverhältniſſe, Kenntniſſe und Fähigkeiten billigerewiſe zugemutet werden kann. Für jede Wehrdienſtbeſchädigung aber, die dauernd oder auf unabſehbare Zeit eine erhebliche körperliche Beeinträch⸗ tigung zur Folge hat, wird ein Verſehrtengeld ge⸗ währt, das nach der Schwere der Körperbeſchädigung ver⸗ ſchieden hoch iſt, zwiſchen 15 und 20 Mark monatlich ſchwankt, und neben jedem anderen Einkommen, außer Beamten⸗Dienſteinkommen, zu zahlen iſt. Der Begriff des jungen, noch arbeitsfähigen Rentenempfängers iſt damit verſchwunden. Neue Paradevorſchriften für das Heer Der Oberbefehlshaber des Heeres hat eine neue Paradevorſchrift für alle Waffen ge⸗ nehmigt, da die bisherige, für das 100 000⸗Mann⸗Heer zugeſchnittene Paradevorſchrift den Anforderungen des neuen Heeres nicht mehr genügen konnte. Der Neuaufbau des Heeres hat nicht nur eine Vermehrung des Mann⸗ ſchaftsſtandes gebracht, ſondern auch neue Waffen und innerhalb der Waffen neue Einheiten, für die Parade⸗ formen feſtgelegt werden mußten. Ueber die Einzelheiten der neuen Paradevorſchrift be⸗ richtet das„Militärwochenblatt“. In den einleitenden Worten ſagt die Paradevorſchrift, daß die Parade die feierlichſte Form iſt, in der ſich die Truppe ihren Vorgeſetzten und der Oeffentlichkeit zeigt. Es mußten alſo Paradeformen gefunden werden, die einerſeits die jedem Deutſchen im Blute ſitzende Liebe zu dem althergebrachten Parademarſch mit ſeinen Marſchmelodien lebendig erhielt, die aber andererſeits, dem Geiſt der neuen Zeit entſprechend, die neuerſtandene Macht in wuchtiger, geſchloſſener Form ſinnfällig zum Ausdruck brachte. An den altbewährten Formen der Paradeaufſtellung konnte im allgemeinen feſtgehalten werden. Dagegen verzich⸗ tete man beim Parademarſch, der künftig in breiter Front(Kompaniebreite) oder in ſchmaler Veen(Zug⸗ breite) ſtattfindet, auf den bisher üblichen Vorbeimarſch ein⸗ zelner Kompanien uſw. Die Truppe wurde allgemein in ge⸗ ſchloſſene Blocks zuſammengefaßt. Nur die Kavallerie wurde davon ausgenommen, denn im neuen Heere iſt die Zahl der Kavallerie⸗ oder Reiterregimenter infolge Einführung neuer Waffen weit geringer als früher. Der Ablauf einer Parade wird nach der neuen Vorſchrift derart ſein, daß die Truppen innerhalb einer Diviſion in folgender Mee am Vorbei⸗ marſch teilnehmen: Fußtruppen leinſchließlich berittener und beſpannter Teile), ſelbſtändige Radfahrereinheiten, berittene Truppen, beſpannte Truppen, motoriſierte Truppen. Die Blockform der Fußtruppen iſt ſo gegliedert, daß jedes Regi⸗ ment oder ſelbſtändiges Bataillon mit ſeinen Schützenkompa⸗ nien und ſeinen beſpannten Kompanien je einen geſchloſſenen Block bildet. An der Spitze jedes Regiments uſw. marſchiert der Regimentskommandeur, dem mit kurzem Abſtand die übri⸗ gen Offiziere uſw. folgen. Die Spielleute und die Muſikkorps der Fußtruppen werden innerhalb der Diviſion zuſammen⸗ gefaßt und marſchieren vor dem erſten Infanterie⸗Regiment der Diviſion. Der Parademarſch berittener und beſpannter Truppen kann im Schritt, Trab oder Galopp erfolgen. Die motoriſierten Truppen fahren im allgemeinen mit einer Ge⸗ ſchwindigkeit von 16 Stundenkilometern vorbei. Innerhalb der geſamten Parade werden die Truppen gleicher Marſch⸗ geſchwindigkeit zu Paradegruppen zuſammengefaßt, Fußtrup⸗ pen, berittene und beſpannte ſowie motoriſierte Truppen bil⸗ den alſo je eine Paradegruppe. Die neue Paradevorſchritt ſieht weiter vor, daß Chefs von Truppenteilen ihr A uſw. vorbeiführen dürfen. Sie marſchieren dann drei Schritt vor dem Regiments⸗ uſw. Kommandeur. ne Männe 1 des Lid bor der Eingelro f i ebe es e giigchelte der Haupkribune des Zeppelmfeldes. Fahrt mit dem Volkswagen Wirklich: Ein techniſches Meiſterwerk.— Erprobung in Kur⸗ ven und auf Steigungen. Keinen in Deut chland gibt es, der den Kd. Wagen mit allen ſeinen geprieſenen Vorzügen und Fähigkeiten nicht kennt. Jeder hat von ihm gehört, geleſen, bewundert und liebt ihn— aus der Ferne, nach Bildern und Schilderungen. Gering aber iſt die Zahl derer, die den KdF.⸗Wagen höchſtperſönlich ken⸗ nen, ihn geſehen haben, mit ihm ſogar gefahren ſind und ſeine Eigenheiten in der Praxis erprobten. Die Nationalſozialiſtiſche Parteikorreſpondenz gibt nun einem Mitarbeiter das Wort, der nach langer Fahrt mit dem Volkswagen durch Stadt und Land und über die Autobahnen die vielfachen Fragen genau beant⸗ worten kann, die alle in der großen Kernfrage unſerer Tage liegen: Wie fährt es ſich im Kd§.⸗Wagen? NS. Weſſen Gedanke, Wünſche und Hoffnungen be⸗ wegen ſich denn heute nicht um den Volkswagen? Sprach man doch ſchon ſeit zwei Jahren davon, und manche Zweifler ſagten in der Zwiſchenzeit, da man nichts mehr oder nur wenig von dem Volkswagen hörte:„Das iſt ja auch ganz un⸗ möglich!“ Nun aber iſt der Wagen da, die kühnſten Träume ſind in den Bereich der Wirklichkeit gerückt. Die Scheu vor dem Neuen, dem bisher ſo Fernen, weicht einer neuen Auto⸗ begeiſterung, und der Zweifler von vorgeſtern ſieht ſich ſchon am Steuer des KdF.⸗Wagens in die Ferne reiſen. Ein ge⸗ waltiger Umſchwung in dem Begriff Motoriſierung voll⸗ zieht ſich. So ſind auch die überraſchend ſachverſtändigen Fra⸗ gen zu verſtehen, die alle Volksgenoſſen immer wieder ſtel⸗ len, wo ſich auch der KdF.⸗Wagen im Straßenbild einmal zeigt. Sofort iſt er umlagert und nichts entgeht den prüfen⸗ den Blicken. Wie groß aber iſt erſt Erwartung und Glück deſſen, der den Kdß.⸗Wagen zu einer Probefahrt beſteigen kann. Er denkt in den erſten Minuten dieſer Fahrt an alle die Anzähligen, die ihm aufgetragen haben, auf alles, auf jede Kleinigkeit zu achten und denen er ſpäter ausgiebig Rede und Antwort ſtehen muß. Nach den erſten fünf Minuten hat man dieſe Gedanken im Genuß der Fahrt vergeſſen, Hauptſturmführer Lieſe, der den Wagen fährt, ſorgt dafür. Er ſchwenkt uns lachend in einem Tempo von 80 Stundenkilo metern in die Kurve. Er will uns zeigen, wie der Wagen auf der Straße liegt, und nach den erſten Bedenken hat das Auto unſer Ver⸗ trauen reſtlos erobert. Ein Meiſterwerk der Tech⸗ nik! Selbſtverſtändlich— und das wollen wir hier aus⸗ drücklich betonen— wäre es ſträflicher Leichtſinn, wenn Kd. Wagenbeſiter ſpäter einmal mit demſelben Tempo in die Kurven gehen wollten. Es handelt ſich hier um Probefahrten, die die Güte und Fahrſicherheit des Wagens beſonders her⸗ ausſtellen ſollen. Da ſtaunt die ganze Autobahn. Auch eine 20prozentige Steigung nimmt der Wagen ohne Schwierigkeiten, ſelbſt aus dem Stand. Wir ſind verblüfft und reſtlos begeiſtert. Dann geht es auf die Autobahn. Mit einer Reiſegeſchwindigkeit von 100 Stun⸗ denkilometern fliegt uns das unendlich lange Band der Fahr⸗ bahn entgegen. Ab und zu überholen wir einen Wagen. In Sekundenſchnelle ſehen wir verblüffte Geſichter. Wir fühlen es förmlich, wie dann hinter uns, in dem anderen Wagen mit erregten Worten ein Meinungsaustauſch ſtattfindet, bis man ſchließlich zu der Anſicht kommt: der kleine Flitzer kann nur der Volkswagen ſein! Und dann wird Gas gegeben. Man will hinter ihm bleiben, um in Ruhe ein fachmänniſches Urteil abgeben zu können. Es dauert nicht lange, dann ſind es 5, 6, 7 Fahrzeuge, die uns begleiten, ſolange ſie das Tempo halten können. Dann parken wir an irgendeiner Stelle. Sofort findet ſich eine Menge anderer Wagen ein, und die Fahrer dieſer Wagen haben Zeit, das kleine Wunder zu beſtaunen. An dieſer Stelle ſoll gleich einmal einem vielverbrei⸗ teten Irrtum begegnet werden. Manche glauben, der Volks⸗ wagen ſei ein Kleinwagen. Er iſt es aber nicht, weder in ſeinen Ausmaßen, in ſeiner Geräumigkeit noch in der 46 Dolores Maderio kam nicht allzulange nach Kleven. Nun, lange hätte dieſes Zuſammenſein ja nicht gedauert. In ſechs Tagen reiſten alle Gäſte von Kleven ab, dann brauchte die Fürſtin wieder dringend ihre Ruhe. Man hatte ſie viel zu lieb, um das nicht vollkommen zu ver⸗ ſtehen. Viel Unglück würde alſo das ſchöne Sprühteufelchen nicht anrichten können. Aber es war kein Zweifel, daß verſchiedene der Herren ſich mächtig ins Zeug legten, um der Auſtralierin zu gefallen. Sie nahm nicht allzuviel Notiz von ihnen, denn ſie war klug, die kleine Dolores. Damen der Geſellſchaft hatte ſie nicht gern zu Feindinnen; aber zu Freundinnen wünſchte ſie ſich dieſe auch nicht. Sie unternahm viel lieber einen wilden Ritt mit einem wage⸗ halſigen Reiter. Schade war es, daß der tolle Dietz Langen⸗ birkholz nicht allzu gut reiten konnte. Das war ſehr ſchade. Er war ſonſt ſehr amüſant. Sehr! Aber Graf Hartlingen gefiel ihr auch ſehr. Eigentlich hatte ſie ſich auf den erſten Blick in ihn verliebt. Augen⸗ blicklich wußte ſie noch nicht genau, auf welche Seite hin ſie ſich ſchlagen würde. Graf Hartlingen war aber das Ideal, was ſie ſich vom Manne gedacht hatte. Dietz wiederum war wild und fröhlich, ging auf jeden ihrer Streiche bedingungslos ein und ermunterte ſie noch oben⸗ drein dazu. Er fand alles ſchön und recht, was ſie tat, was ihr bei dem Grafen Hartlingen zweifelhaft war Er ſah ganz danach aus, als werde er eine Frau ganz und gar beyerrſchen, als werde immer nur ſein eiſerner Wille gelten, auch wenn er eine Frau liebte. Hm! Das wäre natürlich unbequem und gäbe zu allem möglichen Anlaß. Papa ließ ihr jeden Willen, und Dietz Langenbirkholz war ganz und gar derſelben Meinung, daß man ihr jeden Willen tun müſſe. Während Dolores das alles blitzſchnell überdachte, zuckte ihr Blick amüſtert über einige der Damen hin. Die kamen ihr vorſintllutlich vor in ihren müblam auf⸗ Leiſtungsfähigkeit des Motors. Er wirkt nur in ſeiner Bau⸗ art ſo klein, weil in ihr alle Vorzüge, auch die des geringſten Luftwiderſtandes, vereinigt ſind. 5 And damit ſchneiden wir das am meiſten erörterte Thema der Platzfrage an. Es ſteht überall im Mit⸗ telpunkt des Intereſſes, und jedesmal konnten wir feſtſtellen, daß die intereſſierten Blicke zunächſt die Räumlichkeiten des Wagens abſchätzten, um dann mit einem befriedigten Blick das feſtzuſtellen, was man erwartet hatte. Es wurde nicht zu viel verſprochen. Die motorbegeiſterte Jugend vor allen Dingen ſieht nach der Steuerung.„Menſch, und wie einfach!“, heißt dann das ebenſo fachmänniſche und ſichere Urteil. Die Jungen haben es aber richtig getroffen. Der Wagen iſt tatſächlich einfach und leicht zu ſteuern, und die bekannten Müdigkeitserſcheinungen der Kraftfahrer nach langen Fahrten treten bei dem Volkswagen kaum auf. Hauptſturmführer Lieſe erzählte von ſeinen vielen Fahrten, die er ſchon mit dem Volkswagen gemacht hat. Er fährt öfter Strecken von 50 0 und mehr Kilo me tern ohne nennenswerte Pauſe. „Am nächſten Morgen— auch wenn ich ſpät in der Nacht ankomme— bin ich munter wie der Fiſch im Waſſer und berſpüre nichts von einer Anſtrengung!“„Der deutſche Volksgen“, ſo meint er weiter,„ſoll ja ſchließlich von dem Wagen etwas haben. Seine Ferienfahrten ſollen nicht übermäßige Anſtrengung, ſondern Erholung in jeder Bezie⸗ hung ſein. Um das zu erreichen, waren uns keine Mühen und Anſtrengungen zuviel. Außerdem mußte der Volkswagen auch die höchſtmögliche Sicherheit beſonders im Stadtverkehr haben.“ So werden wir— wohl in etwas mehr als Jahresfriſt — die erſten Volkswagen in den Straßen der Städte, auf Dörfern, auf der Autobahn von Gau zu Gau eilen ſehen. Jeder Volksgenoſſe verbindet mit ihm ſeine eigenen Wünſche und Träume, und dabei iſt zunächſt nicht das Weſentliche die Frage, wann ich, wann du den Volkswagen bekommſt. Jeder— ſo erklärte es der Reichsorganiſationsleiter— wird mit dem Volkswagen fahren können, jeder wird einmal durch ihn hinauskommen in die weitere Heimat, und es wird genügend glückliche Wagenbeſitzer geben, die den Kameraden vom Arbeitsplatz oder Bekannte hier und dort e 8 Das Ringen um den Nanga Parbat Wertvolle Forſchungsergebniſſe.— Stürme von unvorſtellbarer Gewalt. Fünf Mitglieder der jüngſten deutſchen Him alaja⸗ Expedition trafen unter Führung von Payl Bauer in der italieniſchen Hauptſtadt ein, um auf dem Heimflug nach Deutſchland hier zwei Tage Station zu machen. Mit das Weſentlichſte iſt, ſo betonte Paul Bauer, daß ſich trotz der mehr als ungünſtigen Witterung doch wertvolle For⸗ ſchungsergebniſſe erzielen ließen. Vor allem hat ſich auch im Gegenſatz zu den beiden letzten, mit überaus ſchmerzlichen Ver⸗ luſten verbundenen Unternehmungen diesmal keinerlei Un⸗ glücksfall ereignet. In fünffachen Verſuchen wurde der 8126 Meter hohe Nanga Parbat angegriffen, wobei die deutſche Expedition bis zum Lager 7 in 7250 Meter Höhe vordringen konnte. Eine Bezwingung des Gipfels verboten aber auch diesmal die ungemein widrigen Witterungsver⸗ hältniſſe, vor allem ſtändige Stürme, von deren Gewalt man ſich in europäiſchen Zonen ſchwerlich einen Begriff machen kann, und die Tag für Tag außerordentliche Anforderungen an alle Teilnehmer ſtellten. Beſonderes Lob verdienen unter dieſen Verhältniſſen auch die ein heimiſchen Träger, die ſich wieder gut bewährten. Als neues, äußerſt wertvolles Hilfsmittel erwies ſich die„Ju. 52“, die die ſchwierige Auf— gabe der laufenden Verproviantterung der hohen Lager in einer die Erwartungen weit übertreffenden Weiſe löſte. Reſt⸗ loſe Anerkennung ſpendete Paul Bauer den engliſch-⸗indiſchen Behörden, die ſich bei jeder Gelegenheit in zuvorkommender Weiſe unter Gewährung jeglicher Unterſtützung für das Ge⸗ lingen des deutſchen Planes einſetzten. Iſt, wie Paul Bauer abſchließend mit überzeugendem Nach⸗ druck betonte, auch in dieſem Jahre der Nanga Parbat trotz des Wagemutes der ſiebenten deutſchen Expedition noch nicht gefallen, ſo ſollte doch einer ſpäteren deutſchen Unternehmung die Bezwingung dieſes am heißeſten umkämpften Gipfels ge⸗ lingen. gefriſchten Kleidern, was ſie mit Kennerblick ſofort heraus⸗ gefunden hatte. Gertraude ſchien ihr beinah die einzige gut gekleidete Dame zu ſein. Sie bewunderte ohne Neid deren Gold— haar und faßte ſich dann etwas mißmutig an die eigenen rabenſchwarzen Locken. „Wie eine Zigeunerin ſehe ich aus. bapa ſagt, er wüßte nicht, wie ich dazu käme, ſo auszuſehen. Mama iſt blond geweſen, und er ſelbſt— haha!, was für Haare hat mein Vater eigentlich gehabt? Seit ich ihn kenne, hat er eine Glatze.“ Die jungen Leute lachten harmlos; aber einige ältere Damen ſahen mit ſchlecht verborgener Mißbilligung auf das luſtige, entzückende Geſchöpf. „Uir reiten ein Fuchsjagd in Langenbirken. Ich freue mich. Bitte kommen Sie doch alle hin und reiten Sie mit.“ Dolores hatte augenſcheinlich keine Ahnung, daß ſie über den Kopf der Herrin von Langenbirken hinweg ein⸗ fach eine Einladung ergehen ließ, zu der ſie abſolut kein Recht hatte. Die Fürſtin machte der ſchwül werdenden Stimmung dann ſehr raſch ein Ende, indem ſie Miß Dolores mit zu ſich in ihren kleinen Salon nahm. Erſtens wollte ſie wirk⸗ lich ein bißchen allein mit ihr plaudern, und zweitens wollte ſie ihr doch lieber einige Verhaltungsmaßregeln geben. Dieſe Unterredung fiel dann ſehr drollig aus, denn Dolores verwahrte ſich energiſch gegen engherzige Sitten und Gebräuche. „Ich uill es nur Papa ſagen, daß uir ſo ſchnell als möglich wieder heim uollen“, ſagte ſie, und Tränen des Zornes ſtanden in ihren dunklen Augen.„Menſchen in Deutſchland ſind— ſind ſo kleinlich, ſo eng, ſo— ſo— nur Dietz Langenbirkholz iſt lieb. Ich hatte mich ſo ge⸗ freut, aber es gefällt mir hier nicht. Liebe Tante Fürſtin, kommen Sie lieber nach Langenbirken, da iſt es luſtig. Sehr, ſehr lieb und luſtig.“ Da war nun nicht viel zu machen. Aber die Fürſtin war jetzt ſehr froh, daß die Kleine nicht für ganz hier wohnen würde. Es hätte doch einen heilloſen Wirrwarr gegeben. Die Damen hier waren nun einmal wirklich ein bißchen engherzig, das ließ ſich durchaus nicht wegleugnen. „Graf— hm! Wie heißt der Graf, der ſchöne, große Graf?“ Das Expeditionsflugzeug in München eingetroffen. München, 5. Sept. Mit ihrer„Ju 52“, der gleichen Ma⸗ chine, die ſie zum Nanga Parbat begleitete, trafen von om kommend fünf Mitglieder der letzten deutſchen Nanga Parbat⸗Expedition im Münchener Flughafen ein An Bord des Flugzeuges befanden ſich der Leiter der Expedition. Notar Paul Bauer, ſein Kamerad Fritz Bechtold ſowie die dreiköpfige Beſatzung des Flugzeuges. Die Maſchine iſt vor unf Tagen in Karachi(Indien) geſtarteß und über Bag⸗ dad, Rhodes und Rom in die Heimat zurückgekehrt. Die übrigen Expeditionsteilnehmer werden auf dem Seewege mit dem deutſchen Dampfer„Ehrenfels“ Mitte September in Hamburg eintreffen. Jeder verankworkungsbewußte Deukſche beſchafft für ſich und ſeine Familie Volksgasmasken! In Spanien mögen Könige oder Verbrecher herrſchen. Eins hat es immer gegeben und wird es immer geben: Das Nationalſchauſpiel, den Stierkampf. Und ſo war die große Arena am Feſttage des Heiligen Auguſtinus im Auguſt 1838 hatte gegen die neue Wipe proteſtiert und war nach m hielten die Mönchsorden und Dieſer Carliſtenkrieg hatte, wie der ſpaniſche Bürgerkrieg hundert Jahre ſpäter, Europa gewiſſermaßen in zwei La⸗ ger geteilt. Oeſterreich, Preußen, Rußland, Holland und Sardinien unterſtützten Carlos. Preußens König Friedrich Wilhelm III., der immer ein ſparſamer Hausvater geweſen iſt, war es auch in dieſem Falle. Er bewilligte insgeſamt Der zweite Stier war bereits erlegt, und frenetiſcher g In dieſem Augenblick dachte von den Zuſchauern des Stierkampfes niemand mehr daran, daß vor einem Jahr Don Carlos Madrid beinahe er⸗ obert hätte, doch war der Druck, den England und Frank⸗ reich ausgeübt hatten, zu ſtark geweſen. Beide Mächte hiel⸗ ien zur Madrider Regierung, und engliſche Kriegsſchiffe hatten eine Blockade gegen Don Carlos von Biscaya aus⸗ Während die Diener eben dabei waren, den toten Stier aus dem Sande zu ziehen, betrat ein Offizier grüßend die Loge der Regentin und händigte ihr ein Schreiben aus. Maria Chriſtine erbrach das Siegel, las den Brief, und bald darauf ertönte ein helles Lachen. Gar zu merkwürdige Neuigkeit war ihr zugekommen. Don Carlos, der durch ſeine Bigotterie ſchon immer aufgefallen war, hatte jetzt anſtelle eines handfeſten Soldaten die Mutter Gottes zum Generaliſ⸗ ſimus über ſeine Armee ernannt. Dieſe merkwürdigen Launen führten dann auch dazu, daß alle weiteren Verſuche des Thronpräſidenten vergeb⸗ lich waren. Maria Chriſtine genoß ihre Siegesfreude indeſ⸗ ſen auch nicht allzu lange. Als ſie ſich mit ihrem Leibgar⸗ diſten Nunoz verheiratet hatte, revoltierte die Madrider Be⸗ völkerung, und daraufhin mußte Maria Chriſtine das Land verlaſſen und nach Paris flüchten „Graf Hartlingen?“ „Ja, richtig! Graf Hartlingen. Der gefällt mir. Ich werde einige Male herüberkommen, weil ich mich mit ihm unterhalten will. Die anderen Leute ſind mir— ſchnippe.“ „Schnuppe wahrſcheinlich!“ berichtigte die Fürſtin trocken. Innerlich war ſie begeiſtert von dem Schneid dieſes jungen Geſchöpfes, das ſich abſolut niemals in eine Schablone preſſen laſſen würde. Aber es ging natürlich gicht, daß ſie das ſo offen zeigte; in der deutſchen Geſell⸗ ſchaft ging das nicht. „Graf Hartlingen, Gertraude und Sie, Fürſtin⸗Tante, ſind die einzigen, die mir gefallen. Ich mag die anderen nicht. Uirklich!“ „Sie reiſen auch nächſtens alle ab. Auch Graf Hart⸗ lingen wahrſcheinlich. Das heißt, er wird ſich erſt noch— hm!“ „Was denn, Tante Fürſtin?“ Dolores' Augen ſprühten Funken vor Neugier. „Ich meine nur, der Mann iſt längſt verheiratet.“ „Ach!“. 8 „Ja! Leider!“ ſagte die Fürſtin ernſt. Dolores ſtocherte mit der Reitgerte in dem echten kleinen Teppich, der an der Wand hing. „Möchten Sie nicht die Gerte ein bißchen dort auf den Tiſch legen, Dolores?“ Dolores klemmte die Gerte unter den Arm. „Ich ſteche nicht mehr in den Teppich. Darf ich jetzt heim zu Dietz Langenbirkholz?“ Die Fürſtin ſtand auf. Gütig ſtrich ihre Hand über das dunkle Haar des kleinen, ſchönen Wildlings. „Ich glaube, es gefällt Ihnen in Langenbirken. Und der Dietz iſt beſtimmt ein hübſcher, luſtiger Burſche. Der paßt ſehr gut zu Ihnen!“ In den großen, dunklen Mädchenaugen ſtand plötzlich Angſt. Scheu rang es ſich von den dunklen, roten Lippen: „Iſt er— ſein er auch eine Mädchenjägerei?“ „Ein Mädchenjäger? Einen Mitgiftjäger meinen Sie wahrſcheinlich? Nein, mein Kind, das iſt Dietz Langen⸗ birkholz beſtimmt nicht. Er iſt ſelbſt ſehr reich und braucht nicht nach Geld zu heiraten.“ Dolores' Geſicht hellte ſich auf. Die Reitgerte wippte dicht über dem Kopfe der Fürſtin hin. „Oh, das iſt ſchön. Ich habe ſolche Angſt vor Mädchen⸗ jäger. Mädchenjäger? Falſch! Mitgiftjäger! Ein Mann, desi mei Sen i!!!