hen UL ö ſü0 Nr. 218 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Samstag. 17. September 1938 Konkretes oder Genaues enthie Recht auf Selbſtbeſtimmung Nach den letzten ernſten Geſchehniſſen, welche die Sude⸗ tendeutſche Partei zum Abbruch der Verhandlungen mit der Prager Regierung und Auflöſung ihrer Verhandlungs⸗ delegation beſtimmten, beginnt auch das Ausland einzuſe⸗ hen, daß die ſudetendeutſche Frage in ein neues. entſchei⸗ dendes Stadium eingetreten iſt. Obſchon die Londoner Preſſe verſucht, Henlein zu kritiſieren und die zugunſten der Sudetendeutſchen geſenkte Wagſchale wieder durch Parteinahme für die Tſchechen auszugleichen, iſt man ſich faſt allgemein darüber einig. daß es den Sudetendeutſchen ermöglicht werden muß, ihr Schickſal zum erſtenmal ſelbſt zu beſtimmen. Die„Times“ ſtellt allerdings zunächſt die Behaup⸗ tung auf, daß ebenſoviel Tſchechen wie Deutſche getötet worden ſeien, ja vielleicht mehr Tſchechen. Das Blatt ver⸗ ſchweigt weiter, daß Henlein durch die tſchechiſchen Maßnah⸗ men außerſtande geſetzt iſt, auf die ſchwer beunruhigte Be⸗ völkerung einzuwirken. Das Blatt hält es einfach für ein Märchen, daß die deutſche Minderheit in Böhmen ſtündlich für Leben und Eigentum zu fürchten habe. Dann aber gibt das Blatt zu, Hitlers Forderung auf Selbſtbeſtim⸗ mung ſei grundſätzlich gerecht und vernünftig. Sie ſei die einzige Baſis auf Grund deren Europa in dieſem Ser e des Nationalſozialismus hoffen dürfe, Friede und Sicherheit zu haben. Aus dieſem Grunde würde es ſchwäch⸗ lich und irreführend ſein, im Voraus eine Löſung abzuleh⸗ nen, die mit dieſem Grundſatz vereinbar ſei oder ſich aus ihm ergebe. Die Weltmeinung werde, kurz geſagt, den Appell für die Volksabſtimmung weder ablehnen noch ausſchließen, und der tſchechiſche Staat ſei der letzte, der es ſich leiſten könne, ihn zu ignorieren. Verhandlungen zwiſchen den Hauptmächten könnten jenes beiſpielloſe Ziel einer Vertragsreviſion erreichen und eine ruhige Entwick⸗ lung Europas ſichern. Das Blatt verlangt dann eine neue Formulierung der ſudetendeutſchen Forderungen und zählt anſchließend die Einwände auf, die ſeines Erachtens gegen eine Volksabſtimmung zu machen ſeien. Sie habe an der Saar gut funktioniert. Wer ſolle nun die oberſte Kontrolle im ſudetendeutſchen Gebiet übernehmen; wer könne einen Waffenſtillſtand nach innen und außen garantieren? Das direkte und unmittelbare Intereſſe Deutſchlands an der Ent⸗ wicklung Oſteuropas ſei offenſichtlich— fährt die„Times“ fort Die britiſche Politik beſtehe nicht darin, daß ſie natür⸗ liche Prozeſſe, die ſich in dieſem Gebiet abſpielten, vereiteln wolle. Die übrigen großen engliſchen Blätter äußern ſich eben⸗ falls teils poſitiv teils ablehnend zur Frage einer Volks⸗ abſtimmung„Daily Mail“ erklärt beiſpielsweiſe, ſowohl die Tſchechen wie die Sudetendeutſchen hätten eine ungeheure Verantwortung, Hitler habe in ſeiner Rede keineswegs die Sudetendeutſchen zur Gewalt aufgerufen. Die ganze Welt befaſſe ſich mit Hitlers Wort von der Selbſtbeſtimmung für die 3,5 Millionen Sudetendeutſchen. Eine Forderung auf Plebiſzit ſei derart, daß keine Demokratie verſagen könnte, ihr Folge zu geben. Selbſtbeſtimmung, das Recht jeden Volkes, ſeine eigene Regierungsform zu wählen, ſei im Weſen demokratiſch. Das Blatt weiſt dann darauf hin, wie überall bereits durch Volksabſtimmungen wichtige Entſchei⸗ dungen in angrenzenden Gebieten Deutſchlands herbeige⸗ be e 1 5 In Verſailles habe man gerade ei der Tſchecho⸗Slowakei, als dieſe künſtliſch geſchaffen worden ſei, die Völker nicht gefragt. Man habe ſie, ob ſie wollten oder nicht, in den neuen willkürlich zuſam⸗ mengeſetzten Staat hineingeworfen mit der zweifel⸗ haften Sicherheit eines Minderheitenvertrages, der, wie die Ereigniſſe zeigten, nicht loyal ausgelegt worden ſei. Jede Forderung auf ein Plebiſzit oder jeder andere Plan, der die Minderheiten in den Stand ſetze, über ihre eigenen Rechte zu befinden, ſollte von den Kanzleien auf das ſtärkſte beachtet werden. Annahme des Grundſatzes der Selbſtbe⸗ ſtimmungsformel ſollte eiligſt von den Mächten erörtert werden. Auch in der franzöſiſchen Oeffentlichkeit werden Stimmen laut, die ſich über einen Volksentſcheid aufgrund des Selbſtbeſtimmungsrechtes äußern. So kommt der Leit⸗ artikler des„Intranſigeant“ zu der Feſtſtellung, daß man den Sudetendeutſchen aufgrund des Selbſtbeſtimmungs⸗ rechtes der Völker keinen Volksentſcheid verweigern könne. Weder Frankreich noch England könnten ſich auf irgend⸗ einen Vertrag ſtützen, um der Prager Regierung Beiſtand de leiſten. Heute handle es ſich um die Frage, ob die Su⸗ etendeutſchen ermächtigt würden, eine Abſtimmung durch⸗ 1 und ſich gegebenenfalls von der Tſchecho⸗Slowa⸗ ei zu trennen. Und dies ſei eine rein innere Angelegen⸗ heit der Tſchecho⸗Slowakei. Gerade England und Frank⸗ reich, ſo heißt es weiter, hätten ſchon immer auf den Gründſatz des Selbſtbeſtimmungsrechts der Völker gepocht und man frage ſich nun im Namen welcher Grundſätze man jetzt ein 3½⸗Millionen⸗Volk daran hindern wolle, ſich frei zu entſcheiden Frankreich habe auch in dem Streitfall zwi⸗ ſchen England und Irland keine Partei ergriffen. Die Lage iſt der Tſchecho⸗Slowakei ſei heute die gleiche. Man halte ferner entgegen, daß man den Wert der Volksabſtimmung nicht beſtreiten könne, weil man ihn im Falle des Saar⸗ landes anerkannt habe. Auf dieſe Argumente könne man nicht ſehr viel antworten.— In der linksgerichteten ſaty⸗ riſch⸗politiſchen Wochenzeitung„Le Canard Enchaine“ trifft Rivet ungefähr die gleichen Feſtſtellungen, wenn er erklärt, daß die e und engliſchen Miniſter ſich um Dinge kümmerten, die ſie nichts angingen. Das Schick⸗ ſal Sudetendeutſchlands ſei ausſchließlich Sache der Sude⸗ tendeutſchen ſelbſt, alles andere ſei Fälſchung. Verträge könne man nur achten, wenn ſie gerecht ſeien, aber nicht, wenn es ſich um Fußangeln oder„Calembours“ Clemen⸗ ceaus handele. Außerdem müſſe man in dieſem Zuſammen⸗ hang die Frage ſtellen, ob Frankreich etwa den Vertrag von Frankfurt geachtet habe. Rückhaltlos unterſtreicht die italieniſche Preſſe die Notwendigkeit des Selbſtbeſtimmungsrechtes der Sudeten⸗ deutſchen und tritt für die Loslöſung der Sudetendeutſchen vom übrigen tſchecho⸗lowakiſchen de ein, dem ſie, wie am Dienstagabend die„Informazione Diplomatica“ betont hatte, bereits vollkommen fremd 5 ſeien. „Meſſagero“ ſtellt die Nichtigkeit der bisherigen Prager Vorſchläge 5 die überhaupt nur da klar ſeien, wo ſie die ſudetendeutſchen Forderungen 1 und ſonſt nichts 5 ten. Bei der Abrechnung der Minderheiten mit der Prager Regierung, die ſich 0 kei⸗ nerlei Ausflüchte aus der Mißachtung und Verletzung feier⸗ licher Verpflichtungen herausreden könne, ſtiegen die unge⸗ 1 15 Lügen an den Tag die am Beginn des tſchecho⸗ lowakiſchen Staates ſtünden. Es ſei geradezu lächerlich, daß ein ſolcher Staat ſich den Anſpruch anmaßt, für das Gleichgewicht in Europa ein unerläßlicher und unerſetz⸗ licher Faktor zu ſein. Der„Corriere della Sera“ erklärt, die faſchiſtiſche Regierung habe der Rede Adolf Hitlers und dementſprechend auch der internationalen Lage die einzi mögliche Interpretation gegeben. Es ſei eine Tatſache, baß das Hinauszögern und die Ausflüchte Prags eine endgültige Löſung der ſudetendeutſchen Minderheitenfrage durch Ge⸗ währung des Selbſtbeſtimmungsrechtes notwendig gemacht habe. Der Bund aller Soldaten Das neue Abzeichen des NS. Reichskriegerbundes. Vom 1. Oktober 1938 an iſt der NS⸗-Reichskriegerbund die einzige Organiſation aller gedienten Soldaten. Es gibt alſo dann keine ſoldatiſchen Verbände oder Vereine mehr außerhalb des NS⸗-Reichskriegerbundes. Nur die NSKOV bleibt neben dem NS-⸗Reichskriegerbund beſtehen und hat eine Sonderaufgabe zu erfüllen. Das in Schildform gehaltene neue Abzeichen enthält das Fahnenmotiv der vom Führer 1935 verliehenen Bun⸗ desfahne und ſtellt in emaillierter Ausführung das Eiſerne Kreuz auf rotem Felde mit dem Hakenkreuz im weißen Spiegel dar. Der Stabsführer des NS⸗Reichskriegerbundes /-Bri⸗ gadeführer Major a. D. von Behr deröffentlicht in der neueſten Ausgabe des„Kyffhäuſer“ einen Aufſatz, in dem es heißt, daß die Kyffhäuſermänner von nun an im NS⸗ Reichskriegerbund mit den ausſcheidenden Soldaten der Wehrmacht, den Männern des Soldatenbundes, der Waf⸗ fenringe und der Offiziersverbände unter einer Fahne und einer Führung ſtehen. Alle werden ſie das gleiche Abzei⸗ chen tragen. Der neue Luſtrieſe Die Fertigſtellung des 119. Zeppelin⸗Luftſchiffes LZ 130(11 Entwürfe wurden bekanntlich nicht ausgeführt) be⸗ deutet einen neuen Abſchnitt in der Geſchichte der deutſchen Luftſchiffahrt. Um das neue Luftſchiff erſtmals einer brei⸗ teren Oeffentlichkeit in Wort und Bild vorſtellen zu kön⸗ nen, hatten die Vertreter der deutſchen Preſſe, unter denen ſich auch der Stellvertretende Reichspreſſechef, Reichshaupt⸗ amtsleiter Dr. Dresler, eingefunden hatte, am ienstag nachmittag Gelegenheit, den Luftrieſen einer eingehenden Beſichtigung zu unterziehen. Sie wurden zunächſt von Dr. Eckener perſönlich willkommen geheißen, der dabei in kurzen Zügen auf die hauptſächlichen Neuerungen des LZ 130 gegenüber dem Luftſchiff„Hindenburg“ hinwies. Die Beſichtigung vermittelte ein eindrucksvolles Bild von dem Können deutſcher Erfinder und Ingenieure. Zu⸗ erſt beſtaunen wir das Aeußere des Schiffes, deſſen Länge 245 m, größter Durchmeſſer 41,2 m, Gasin⸗ halt 200 000 cbm und Geſamttragkraft rund 200 000 kg be⸗ trägt. Das Gerippe beſteht nach der bereits vom Grafen Zeppelin bei ſeinen erſten Luftſchiffen angewandten Bau⸗ weiſe aus Langträgern und Ringen, die aus einer hoch⸗ wertigen Metall⸗Legierung hergeſtellt ſind und durch Nie⸗ tung verbunden werden. Die von den Ring⸗ und Lang⸗ trägern gebildeten Felder werden durch eine Verſpannun aus hochwertigen Stahldrähten verſteift. Einen Begrif von der Weitläufigkeit der Konſtruktion kann man ſich ma⸗ chen, wenn man erfährt, daß die Geſamtlänge der Gerippe⸗ träger etwa 22 Kilometer umfaßt, während die Zahl der verwendeten Nieten etwa 5,5 Millionen und die Geſamt⸗ länge des verwendeten Stahldrahtes rund 135 Kilometer betragen. Die Außenhaut des Schiffes beſteht aus einem ſtarken unzerreißbaren Stoffgewebe, das durch mehrere Lackanſtriche wetterfeſt gemacht wurde. Die Geſamtfläche dieſer Außenhaut mißt nicht weniger als rund 28 000 qm. Nun beſteigen wir das Gehirn des Schiffes, die Führergondel mit dem Kommando⸗ und Navigationsſtand. Alle für die Schiffsführung erforderlichen Einrichtungen und Geräte ſind hier vereinigt. Hier befinden ſich die Höhen⸗ und Seiten⸗ ſteuerſtände, die auch elektriſch betätigt werden können, die vollautomatiſche Kursſteuerung ſowie die Schalttafeln für Gas und Ballaſt. Maſchinentelegrafen und Fernſprecher verbinden die Führung mit den einzelnen Motorengondeln und anderen Schiffsteilen. Für die Navigation dienen Krei⸗ ſel⸗ und Magnetkompaſſe, Peilgeräte, Höhenmeſſer und das Echolot, das als Kontrolle des. namentlich dann angewendet wird, wenn das Luftſchiff durch Tief⸗ druckgebiete fährt; Geſchwindigkeit, Motorendrehzahl und Füllung der Gaszellen werden durch beſondere Meßgeräte Das neue Luftſchiff„Graf Zeppelin“. Das neue 1 L. Z. 130, das den Namen„Graf Zep⸗ pelin“ erhielt, in der Bauhalle in Friedrichshafen. Das neue Luftſchiff iſt unter Führung Dr. Eckeners zu ſeiner erſten Fahrt über dem Bodenſeegebiet geſtartet. Weltbild(M. angezeigt. Die uber der Fuührergondel liegende Funkſtation iſt für Lang⸗ und Kurzwellen ſowie für Sprechverkehr ein⸗ gerichtet. Ein beſonderes Peilgerät dient zum Richtemp⸗ fang. Ueber den ziemlich ſchmalen Laufſteg gelangen wir dann in das Eingeweide des Luftſchiffs. Inmitten eines Labyrinths von Streben und Drahtverſpan⸗ nungen bemerken wir rieſige Waſſertonnen, die je etwa 2500 Liter faſſen und hauptſächlich zum Ballaſtausgleich dienen. Das Traggas wird in 16 einzelnen Gaszellen mit⸗ geführt, die aus einem nach einem beſonderen Verfahren hergeſtellten gasdichten Stoff beſtehen. 14 Zellen ſind mit lleberdruckventilen verſehen, die in einen ſenkrechten, gleich⸗ zeitig der Entlüftung des Schiffsinnern dienenden Luft⸗ ſchacht ausmünden Die Geſamtfläche des verarbeiteten Zel⸗ lenſtoffs wird mit 57000 qm angegeben Wir ſchreiten den Laufſteg entlang weiter und werfen jetzt einen Blick in die wohnuch eingerichteren Mannſchafts⸗ und Olftztersmeſſen ſowie die zweibettigen Schlafkammern der einſchließlich des Kommandanten und der Offiziere aus 45 Köpfen beſtehen⸗ den Beſatzung. An dieſem Kiel⸗Laufgang befinden ſich auch die Poſt⸗ und Frachträume ſowie die weiteren über die ganze Schiffslänge verteilten Behälter für Brennſtoff,; Oel, Nutz⸗ und Ballaſtwaſſer, für die Vorräte, Erſatzteile und Werkzeuge. Die Fahrgaſträume ſind— wie beim„Hindenburg“— in den eigentlichen Schiffskörper eingebaut. Die Geſellſchafts⸗ und Speiſe⸗ räume ſind von vornehmer Gediegenheit und verbinden in vorbildlicher Weiſe das Angenehme mit dem Nützlichen. Der mittſchiffs erhöht liegende Speiſeſaal iſt in grauem und lindgrünem Ton gehalten und mit bequemen Lederſofas ausgeſtattet. un Kabinen ſind es mit 20 für 40 Fahr⸗ gäſte etwas weniger als im Luftſchiff„Hindenburg“ vor⸗ handen. Dagegen ermöglicht es ihre neuartige Anordnung, dem größeren Teil der Schlafkammern durch Außenfenſter direktes Tageslicht zuzuführen. Vier dieſer Kammern kön⸗ nen geradezu als Luxuskabinen angeſprochen werden. Alle Schlafräume ſind mit elektriſchem Licht und fließendem Waſſer ausgeſtattet. Neu iſt auch, daß ſie nicht mehr Num⸗ mern, ſondern die Namen deutſcher Städte tragen, die mit dem Zeppelin⸗Gedanken irgendmie heſanders nerhunden ſind. Jur betriebstechniſchen Seite iſt zu demerken, daß zum Vortrieb des Schiffes vier Daim⸗ ler⸗Benz⸗Dieſelmotoren von je 800 bis 850 PS Dauerlei⸗ ſtung(1200 PS Höchſtleiſtung) benutzt werden. Die Mo⸗ toren ſind in vier Gondeln eingebaut, die an den beiden Schiffsſeiten aufgehängt ſind. Sie ſind gut gelüftet und leicht überwachbar. Etwaige Störungen können jederzeit während der Fahrt behoben werden. Die größte Geſchwin⸗ digkeit des Schiffes beläuft ſich auf 130 km in der Stunde, die Marſchgeſchwindigkeit durchſchnittlich auf 125 km. Eine Neuerung iſt ferner der Einbau von Ballaſtwaſſer⸗Gewin⸗ nern. Durch ſie wird aus den Abgaſen der Motoren Waf⸗ ſer niedergeſchlagen, das als Ballaſt zum Erſatz des Ge⸗ wichts des verbrauchten Brennſtoffs dient. Dieſe Neuerung trägt weſentlich zur Erhöhung der Sicherheit der Fahrbe⸗ triebs bei. Sie bedingte auch eine Abänderung der Moto⸗ rengondeln, in denen jetzt die Luftſchrauben vorne anſtatt hinten angebracht ſind, ſo daß dieſe als Zug⸗ anſtatt als Druckpropeller wirken. Sodann ſind im Schiffskörper zwei kleinere Dieſelmotoren untergebracht, mit denen der zur Beleuchtung, für den Kreiſelkompaß uſw. erforderliche elek⸗ triſche Strom erzeugt wird. Die Auspuffrohre werden gleich⸗ zeitig zur Beheizung des Kochherdes benützt. Heimatpflege in der Stadt Tag für Denkmalpflege und Heimatſchutz. Der diesjährige„Tag für Denkmalpflege und Heimat⸗ ſchutz“ findet vom 18. bis 22. September in Hamburg ſtatt. Auf der Tagesordnung ſteht die brennende Frage der Neuordnung des ſtädtiſchen Heimatraumes:„Heimatpflege in der Stadt“, zu der die berufenſten deutſchen Baumeiſter, Landesplaner und Heimatpfleger ſprechen werden. Die Fra⸗ gen der Wiederherſtellung und der Neugeſtaltung unſerer Großſtädte werden an dem Beiſpiel der Umgeſtaltung des hamburgiſchen Stadtbildes anſchaulich behandelt werden. Daneben aber werden auch die allgemeinen Fragen der Orts⸗ verſchönerung in der Mittel⸗ und Kleinſtadt die ſorgſamſte Behandlung erfahren. Als Ergänzung und wirkſame Anſchauung zur Arheits⸗ tagung werden im Muſeum für Hamburgiſche Geſchichte die Ausſtellungen gezeigt:„Das Grün in der Stadt“,„Das alte Hamburg“, die Wanderſchau:„Die ſchöne Stadt, ihre Entſchandelung und Geſtaltung“, die Handwerksausſtellung: „Neues deutſches Handwerksgut“ und aus der Oſtmark:„Das Kunſterbe Oeſterreichs“. „Der Tag für Denkmalpflege und Heimatſchutz“ iſt in den letzten Jahren ſeiner regelmäßigen Wiederkehr zu der erſten Veranſtaltung deutſcher Heimarbeit geworden, deren Auswirken in Stadt und Land an der ſicheren Pflege von Haus und Siedlung, von Straße und Pflanzung und an der bewußten Heimat⸗ und Volkstumspflege offenbar wird. Durch die Teilnahme der verantwortlichen Bau⸗ und Denkmalpflege⸗ fachleute und der zuſtändigen Reichsinnungsverbände des deutſchen Handwerks iſt der weitere Fortſchritt der prak⸗ tiſchen Arbeiten gewährleiſtet. Wieviel Kühe gibt es in Baden? 9 Kaclsruhe. Baden zählte nach der neueſten, ſoeben in der„Mone eitung“ veröffentlichten Statiſtik im Jahre 1937 insgeſamt 358 219 Kühe mit einer Milcherzeugung von 664 239 000 kg. Gegenüber dem Jahre 1936 ſind das 4559 Kühe mehr. Von der Kuhzahl allein hängt jedoch unſere Verſorgung mit Milch und Milcherzeugniſſen weniger ab, als vielmehr bon der Leiſtung unſerer Kühe. Und hier wie⸗ derum kommt es vor allem auf den Fettgehalt der Milch an. In Baden herrſcht das Fleckvieh vor, das nachweislich eine beſonders hohe Fettleiſtung aufweiſt— eine erfreuliche Tatſache, die eine Eigenſchaft der Raſſe und das Ergebnis tierzüchteriſcher Leiſtung darſtellt. Badens Rinderleiſtung ſteht neben derjenigen Württembergs mit einem Fettgehalt der Milch von 3,7 Prozent an erſter Stelle im Deutſchen Reich. Bei der verhältnismäßig geringen Jahres durchſchnittsleiſtung je Kuh von 1854 kg Milch iſt zu bedenken, in wie ſtarkem Maße bei uns auch die Milchkühe mit zur Arbeitsleiſtung herangezogen werden müſſen. Mit der Verbeſſerung der Fuk⸗ tergrundlage und durch die großen Anſtrengungen auf kier⸗ züchteriſchem Gebiet iſt eine weitere Saen g der Milch⸗ leiſtung jedoch zu erwarten. Von den Haltern der in Baden vorhandenen Kühe liefern diejenigen von insgeſamt 265 535 Kühen(das ſind über 74 Prozent der Geſamtkuhzahl) die geſamte Milch an die Molkereien ab. * i 8 det ehweige In dem Raum waren alle vierundzwanzig Betten bis auf eins belegt, zwölf ſtanden auf jeder Seite. Die dienſt⸗ tuende Schweſter kam Thea entgegen und erſtattete Be⸗ richt. Die Patientinnen hätten gerade ihr Abendeſſen be⸗ endet. Als ſie Theas Stimme hörten, ging eine Bewegung durch den Raum. „Fräulein Doktor...“ 5 Dieſer Ruf, faſt ein Flüſtern, kam von der Kranken im erſten Bett, dem Neſthäkchen der Abteilung, einem jungen Mädchen von ſechzehn Jahren, das bei einem Sturz mit dem Fahrrad eine Gehirnerſchütterung erlitten hatte. Der Verſtand ſchien dadurch etwas in Mitleidenſchaft gezogen zu ſein, denn das Mädel war wieder zum Kind gewor⸗ den. Der Fall, der demnächſt in die Nervenheilanſtalt über⸗ ging, war aber nicht hoffnungslos. „Was iſt denn, kleines Fräulein?“ Thea ging an ihr Bett und beugte ſich nieder.„Ach, wir haben Zuwachs be⸗ kommen?“ fragte ſie erſtaunt. Das Mädchen hielt einen Teddybär umklammert und lächelte kindlich froh. „Hat Mama heute mitgebracht. Habe ich mir bringen laſſen. Schön, nicht wahr?“ Sie hielt Thea das Spielzeug entgegen. Die Schweſter flüſterte ihr etwas ins Ohr und ſie nickte. „Ja, wirklich ſchön, Emmi,“ ſagte Thea.„Aber weißt du, als ich ſechzehn war, habe ich nicht mehr mit Teddy⸗ bären geſpielt. Willſt du ihn mir nicht geben?“ „Gern, Fräulein Doktor Ich ſchenke ihn Ihnen—“ „So iſt es nicht gemeint, Mädel,“ ſie gab der Schwe⸗ ſter das Spielzeug und ließ es wegbringen.„And nun, gute Nacht, Emmi. Jetzt mußt du ſchlafen und bald wieder ge⸗ ſund werden.. Sie fuhr ihr ſtreichelnd über die Haare, gehorſam ſchloß Emmi die Augen. Thea ging weiter. Bei jedem Bett fand ſie ein gutes Wort, ein Lächeln, eine Aufmunterung. Dann kam ſie auf der anderen Seite bei Nummer elf an: Frau Olga Mül⸗ ler, 23 Jahre, Kindbettfieber, auf dem Wege zur Beſſerung. Thea nahm ihre Hand, fühlte den Puls und fragte, ob ſie ihr Eſſen ganz aufgegeſſen hätte. „Ja, Fräulein Doktor. Ich habe mein Verſprechen ge⸗ halten,“ erwiderte Frau Müller.„Nicht wahr, Schweſter?“ Die Schweſter nickte. „Und ich habe auch meins gehalten,“ fuhr Thea fort. „Ich habe die Wolle für das Kinderkleid beſorgt. Die Schweſter wird ſie Ihnen morgen geben. Da können Sie ſich ein bißchen beſchäftigen für Ihr Kleines. Aber nur zwei Stunden, nicht mehr.. Dem Mädchen geht es gut——“ Die junge Mutter war außer ſich vor Freude. „Ich danke Ihnen auch vielmals, Fräulein Doktor. Was bin ich Ihnen ſchuldig?——“ Thea war ſchon weitergegangen und hörte die Frage nicht mehr, oder wollte ſie nicht hören. Die Schweſter aber beugte ſich nieder und flüſterte der Kranken zu: Die Wolle hat Fräulein Doktor Ihnen geſchenkt——“ Thea ging von Bett zu Bett. Ueberall aus dem Kiſſen ſahen ſie glänzende Augen an, oft ein unter Schmerzen oder Fieber glühender Blick. Die Abendviſite war beendet. Nun kam das Schlimmſte. Thea öffnete die Tür des Einzelraums, des„Totenzim⸗ mers“, wie die Patientinnen ſagten, und fragte ſich im ſtil⸗ len, was wohl die Kranke, die hier im Sterben lag, von ihr verlangte, warum ſie ſie zu ſprechen wünſchte. Die Patientin lag ohne Bewußtſein da und ein einziger Blick genügte für Thea, um beſtätigt zu finden, was ihre Kollegin vorhin angekündigt hatte! Der Tod ſtand neben dem einfachen, nüchternen Krankenhausbett. Wie oft war er ſchon in dieſem Zimmer geweſen! Doch nie war Thea dieſer Augenblick ſo erſchütternd erſchienen wie gerade jetzt. Sie ſchickte die Schweſter fort, ſchloß leiſe die Tür und rückte ſich einen Stuhl neben das Bett. Die alte Frau atmete nur noch ſchwer. Thea betrachtete die grauen, ein⸗ gefallenen und doch noch hübſchen Geſichtszüge, ſie ſah das leichte, kaum wahrnehmbare Zucken der Lippen und ſie ver⸗ ſpürte eine große, bittere Hilfloſigkeit in ſich. Sie war eine Aerztin, und der Umgang mit dem Tode mußte ihr ver⸗ traut und alltäglich erſcheinen, aber in ihrer Bruſt war noch ein Herz, das Herz eines mitfühlenden Menſchen, das Herz einer Frau. Es war ſtill, ganz ſtill in dem kleinen Raum, und Thea dachte daran, wieviel die Kranke wohl in en ganzen Leben gelitten hatte, körperlich und auch ſee⸗ iſch. Vor acht Wochen hatten ſie Frau Medow gebracht, und Profeſſor Kruſtus hatte ſich ungewöhnlich für den Fall in⸗ kereſſiert. Die erſte Woche nach der Operation war ſie vor⸗ übergehend in einer anderen Abteilung geweſen und dann war ſie wieder unter die Aufſicht von Dr. Thea Hanſen zu⸗ rückgekommen. And doch wußte ſie nichts über das Leben der Kran⸗ ken; Frau Medow ſelbſt hatte es, im Gegenteil zu den an⸗ deren Frauen und Mädchen der Abteilung, immer ängſtlich vermieden, über ſich ſelbſt zu ſprechen. Sie war ſtill und geduldig geweſen und ſtets dankbar für jede Kleinigkeit, die man ihr zuwandte, beſonders gegen Thea; doch konnte ſich dieſe nicht erklären, wodurch ſie ſich die ungewöhnliche Zuneigung der Kranken erworben hatte, denn Thea behan⸗ delte alle Kranken gleich freundlich. Jetzt wünſchte ſie von Herzen die Gelegenheit herbei, noch etwas für die Kranke tun zu können. Mediziniſch geſehen beſtand allerdings keine Ausſicht mehr— niemand wußte das beſſer als Thea— doch Frau Medow brauchte etwas anderes. Es war, als ob in der Seele der Kranken ſchon lange etwas erloſchen war, das wieder zur Flamme entfacht werden mußte. Ja, irgend etwas Wichtiges, wie Thea ahnte, etwas Geheimnisvolles. Aber, war es dazu nicht ſchon zu ſpät? Plötzlich öffnete die Kranke die Augen, ſah Thea ohne Erſtaunen feſt an, und dann ſagte Frau Medow ganz klar und einfach: „Mein Gebet iſt alſo doch erhört, Fräulein Doktor. Gott will mich nicht ſterben laſſen, bevor—— bevor ich mit Ihnen geſprochen habe. Ja, ich habe etwas auf dem Herzen, das muß ich Ihnen noch ſagen——“ Dabei ſtreckte ſie ihre ſchmale, weiße Rechte aus, an deren Ringfinger zwei Trauringe waren, und Thea nahm die Hand in ihre beiden Hände. „Ich wäre jederzeit ſofort gekommen, als Sie nach mir verlangt hatten, liebe Frau Medow,“ ſagte ſie freundlich. „Nur leider———“ „Ich weiß, Sie hatten dienſtfrei. And es war überhaupt zu aufdringlich von mir, Sie im Schlaf ſtören zu wollen, nicht wahr?“ 6 8 Thea lächelte. 3 „Aber Frau Medow! Sie denken gewiß, eine Aerztin, die Nachtdienſt gehabt hat, ſchläft den ganzen Tag. Nein, ſo iſt das nicht. Fünf, ſechs Stunden Schlaf genügen mir. Heute Nachmittag war ich ſogar in der Stadt und habe eingekauft— „Dann haben Sie gewiß die Wolle für die arme Frau Müller beſorgt,“ ſagte die Kranke freudig.„Geſtern, bevor 9 mich hierher gebracht haben, hat ſte noch davon geſpro⸗ en 66 „Ja, ich habe die Wolle geholt.“ Thea ſah zu Boden. Es war ergreifend, wie dieſe Ster⸗ bende zuerſt an andere und dann an ſich ſelbſt dachte. „Das freut mich ſehr,“ fuhr Frau Medow fort.„Sie will ein Kleidchen für ihr Kleines machen. Den ganzen Tag denkt ſie nur an das Kind, und nachts, im Fieber hat ſie oft davon phantaſtert. Es iſt ja auch zu traurig, daß ſie es nicht bei ſich haben kann. Ich kann mir das vor⸗ ſtellen. Ich habe Kinder ſehr gern gehabt—“ Sie ſchwieg und ſah eine Weile vor ſich hin. Ihre linke Hand zitterte und ſtrich über die Bettdecke hin und her. Thea fragte die Kranke, ob ſie etwas zu trinken wolle. Vielleicht ein bißchen Milch? Nein, ſie ſchüttelte den Kopf. „Ich möchte etwas anderes, mein liebes Fräulein Dok⸗ tor,“ ſagte ſie,„ich muß mit jemand ſprechen, zu dem ich Vertrauen habe. Denn——— ich werde doch wohl nun bald—— auf jeden Fall möchte ich in Ruhe und Frie⸗ den in den Tod gehen. Dann wird auch der zweite Teil meines Gebetes erhört. Fräulein Doktor, ich will Ihnen jetzt von jemand erzählen—— von meinem Sohn! „Ja, ſehen Sie, Sie haben es nicht bemerkt, daß ich einen Gohn habe. Er hat mich ja auch nicht beſucht, und ich habe auch nicht darüber geſprochen. Beides hatte ſeinen Grund. Mein Junge—— mein Herbert—— er iſt im Gefängnis! Davon will ich Ihnen nun erzählen, Fräu⸗ lein Doktor. Sie hören doch zu? Bitte, hören Sie mich an! Denn— denn nachher muß ich Sie um einen großen, ſehr großen Gefallen bitten——“ Thea zögerte. Nicht, weil ſie die Verantwortung fürch⸗ tete oder die Enthüllung ſcheute. Sollten Enttäuſchung und Bitterkeit in der Sterbenden noch einmal aufleben? Viel⸗ leicht war es beſſer, wenn ſie das alles mit ins Grab nahm And doch.. der Sohn, dieſer Herbert, ſchien viel für ſie zu bedeuten. Wahrſcheinlich alles, Thea erinnerte ſich auf einmal an den traurigen Geſichtsausdruck der Kranken während der Beſuchsſtunden, wenn Verwandte, Freunde und liebe Menſchen um jedes Bett geſchart ſtanden, und alle Geſichter froh waren und lachten. Nur am Bett von Frau Medow war nie jemand geweſen. Deshalb alſo war ſte jedesmal ſo ſtill und bedrückt erſchienen. Der einzige, den ſie liebte, konnte nicht kommen. Er war im Gefängnis! Konnte man einer Sterbenden unter dieſen Umſtänden die Bitte abſchlagen, von dem Sohn zu ſprechen?. zu haben. Ait großter Kunſt und Spannung werden in unſerem neuen Roman tragiſche Entwicklungen aufgezeigt, die jeden Leſer aufhorchen laſſen. Es ſind prächtige Menſchen, die uns in dieſem Werk be⸗ gegnen: Der untadelige Chirurg Profeſſor Dr. Kru ſius, ein Arzt mit edlen Eigenſchaften, nur ſeinem Berufe lebend, mit Recht als Wohltäter der Menſchheit gefeiert; ſeine Aſſiſtenzärztin Dr. Thea Hanſen, die rechte Hand des berühmten Mediziners, eine uneigennützige, von hohen Idealen erfüllte Frau, ihrem Chef in allen Lebenslagen tapfer zur Seite ſtehend; die Braut von Profeſſor Kruſius, Charlotte Berkenfeld verwöhnte Tochter eines reichen Vaters, keinerlei Verſtändnis für die ihr Verhältnis zu Kruſius ſtörenden Pflichten des Arztes beſitzend(das Dop⸗ pelſpiel, das ſie treibt, wird ihr zum Verhängnis)... Doch 1155 ſind nur die Hauptperſonen der ausgezeichneten Hand⸗ ung. Meiſterhaft verſteht es der Verfaſſer, uns an den zwei Schickſalen(im Grunde genommen ſind es drei) aus dem wirklichen Leben plaſtiſch und überzeugend klarzumachen, daß jeder Menſch ſeines Glückes Schmied iſt. Wir ſind deſſen gewiß, unſeren Leſern mit dieſem herr⸗ lichen Roman einen ſeltenen Genuß zu bieten. „Ich will Sie gern anhören, Frau Medow,“ ſagte ſie. „And wenn ich irgend etwas für Sie tun kann, werde ich es gern tun.“ Es ſchien, als ob dieſe Zuſage die ſchwache Kraft der Kranken belebte. Sie ſprach eine ganze Weile, ohne ſich zu unterbrechen. Sie erzählte Thea von ihrem Sohn, der wirklich ihr alles auf der Welt geweſen war. Ihr Mann war ſchon lange tot und ihre ganze Liebe hatte dem Sohn gegolten, der infolgedeſſen ſehr verwöhnt wurde. In der Schule war er gut vorwärts gekommen und er hatte auch das Gymna⸗ ſium bis zu Ende beſucht. Frau Medow deutete nur an, welche Opfer ſie der höhere Schulbeſuch gekoſtet hatte, aber ſie hatte alles gern auf ſich genommen. Herbert hatte ſich dann einer kaufmänniſchen Tätigkeit zugewandt, aber das war ihm ſchwer gefallen. Fräulein Doktor ſollte doch begreifen, daß der junge Mann ebenſo klug wie hübſch war. Da Schönheit eben auch ein Nachteil ſein kann, war der junge Herbert auf die ſchiefe Ebene gekommen. Natürlich entſchuldigte die Mutter ihren ver⸗ wöhnten, geliebten Sohn, aber alle Beſchönigungen konn⸗ ten die Tatſache nicht verheimlichen, daß Herbert verſchie⸗ dentlich ſeine kaufmänniſchen Stellungen wechſelte und ſchließlich im Ausland eine Tätigkeit als Vertreter einer märchenhaften Firma antrat. Nach mehreren Jahren kam er zurück, und als einziges Gepäck trug er den Anzug, den er anhatte. Dafür aber wußte er viel zu erzählen, hatte er viel erlebt und gelernt, doch, als ihm ein Bekannter eine beſcheidene Stellung als Geſchäftsbote vorſchlug, ſagte er nicht nein. Er wollte ein neues Leben beginnen, und wirklich, im Verlaufe von mehreren Jahren hatte er es bis zum Abteilungsleiter einer großen Verſicherungsfirma gebracht. Seine Mutter atmete ſchon auf, als plötzlich eine Frau in das Leben ihres Sohnes trat, und damit rückte die Kalaſtrophe heran. „Ich— ich will nichts Schlechtes von ihr ſagen,“ ſprach Frau Medow weiter,„ich liege ja auf dem Sterbebett. Aber, ſie hat keinen guten Einfluß auf ihn gehabt. Liſa Melrum heißt ſie, und für Herbert war es ein Anglückstag, als er ſie kennenlernte. Natürlich, hübſch iſt ſie. Sehr hübſch und elegant. Doch ihr Charakter iſt ganz anders. Sie hat Herbert gleich um⸗ garnt, weil ſie es auf ſein Geld abgeſehen hatte. And er —— er wollte ſie ſogar heiraten, er war ganz verſeſſen darauf. Ich bezweifle aber, ob ſie auch ſo gedacht hatte. Sie war dreiundzwanzig Jahre alt— ein paar Jahre jünger als Sie, Fräulein Doktor— und ſie hatte Her⸗ bert bald ſo ſehr in ihren Bann gezogen, daß er ſeine Arbeit vernachläſſigte. Keinen Abend war er mehr zu Hauſe, immer in Tanzlokalen und Cafés, er machte ihr teuere Geſchenke, ſchickte ihr Blumen und ſo weiter. Darauf kam es ihr natürlich an: ſte trieb ihn zu immer neuen Ausgaben, und der arme Junge wußte ſchließlich nicht mehr, wo er das viele Geld hernehmen ſollte...“ Zum erſten Male unterbrach die Kranke ihre Erzäh⸗ lung, und Thea hatte das Gefühl, nun den wahren Grund für den ſeeliſchen Zuſammenbruch der Patientin erfahren (Fortſetzung folgt.) Kreuz und Quer Wie der Schwiegervater umgeſtimmt wurde— „bekam“ ein Kind— Eine Stadt lebt Kaufleute im Talar Die Augen der italieniſchen Oeffentlichkeit waren vor kurzem auf die berühmte neapolitanische Varieteſchauſpiele⸗ rin Tecla Scarano und auf ihren Mann, den Kapellmeiſter ihrer Revue, Langella, gerichtet. Der Künſtlerruhm der bei⸗ den wird verdunkelt von ihrer ſenſationellen und plötzlich aufflammenden Berühmtheit als Liebesleute, die es ver⸗ ſtanden haben, trotz ſcheinbar unüberwindlicher Wider⸗ ſtände zuſammen zukommen. In dieſem Falle war es der Vater des Kapellmeiſters Langella, der ſich einer ehelichen Verbindung des Paares in den Weg ſtellte, Nie, ſo beteuerte er ſeinem erſchrockenen Sohn gegenüber, würde er erlau⸗ ben, daß der Varieteſtar Tecla Scarano ſeine Schwieger⸗ tochter würde Nur über ſeine Leiche werde der Weg zu einer ſolchen Ehe führen. Das zärtliche Paar war weit da⸗ von entfernt ſich durch ſolche Drohungen elnſchüchtern zu laſſen. Es ſann vielmehr auf brauchbare Mittel, die den Sinn des Vaters und Widerſachers umſtimmen würden. Und ſie kamen auf einen außergewöhnlich klugen, aber ge⸗ fährlichen Einfall. Langella kannte ſeinen Vater als ge⸗ radezu närriſchen Kinderfreund und machte der Scarano klar, daß die Geburt eines Enkels den alten Herrn ſofort weich ſtimmen und ihren Heiratsabſichten geneigt machen würde Die Segrano erklärte ſich ſofort bereit, auf dieſe angenehme Weiſe den Kampf gegen den Starrſinn des Schwiegervaters aufzunehmen. Die Zeit verging, und eines Abends nach der Vorſtellung eröffnete die Künſtlerin ihrem Freund, daß es nun ſo weit ſei: er möge ſie ſchnell nach auſe bringen. Dort verlangte ſie nach der Hebamme Egina hing, einer am Ort dieſes Abenteuers ſehr bekannte Ge⸗ burtshelferin und Kartenſchlägerin. Dann ſchickte ſie den Kapellmeiſter zu den üblichen Einkäufen in die Apotheke. Und ſiehe da, ſchon bel der Rückkehr aus der Apotheke fand Tecla vom heiraten Langel einen gefunden Stammhalter vor. Die alückliche zjunge Mutter“ hatte ihre ſchwere Stunde vorzüglich über⸗ ſtanden. Was bezweckt war, trat nun ein: der Vater des Muſikers änderte ſeinen rauhen Sinn, er ſchmolz dahin vor Glück und Vaterfreuden. Dem Ehebund ſtand niemand mehr im Wege, und das Poar eilte ſobald die Mutter dazu im⸗ ſtande war, zum Standesamt. Dieſe Ereigniſſe fielen in den April des Jahres 1937. Jetzt allerdings ſcheint ſich das Glück in eine Kataſtrophe verwandelt zu haben. Der Polizei wurde bekannt, daß um die Zeit, als die Scarano ihrem Kind angeblich das Leben ſchenkte, eine andere Frau in hochſchwangerem Zuſtand nach dem Schauplatz dleſer romantiſchen Geſchehniſſe reiſte und einige Tage ſpäter, offenbar nach glücklich verlaufener Entbindung, in ihren Heimatort zurückkehrte. Ueber den Verbleib des Kindes machte dieſe Frau nur recht nebelhafte Angaben. So ging denn die Polizei der Spur des Kindes nach und— ſtand plötzlich im Heim des Ehepaares Lan⸗ gella. Die beiden Mütter wurden jetzt in Rom einander gegenübergeſtellt. Es ſpielte ſich eine dramatiſche und herz⸗ zerreißende Szene ab, als beide Frauen beteuerten, das umſtrittene Kind geboren zu haben. Die Behörden gerieten in einen ſchweren Konflikt und entließen die Frauen, um ihrem Geheminis nun auf andere Weiſe auf den Grund zu gehen. Man hoffte, mit Hilfe der Medizin die wahre Mut⸗ ter ausfindig machen zu können und beſchloß, die Blutprobe bei dem Kind und ſeinen„zwei Elternpaaren“ anzuordnen. Aber dieſe Art des experimentellen Beweiſes wird ſich nun wohl erübrigen. Denn das abenteuerliche Ehepaar Langella⸗ Scarano hat heimlich ſeine Varietetruppe verlaſſen und iſt dhl ne Das umſtrittene Kind, das die romanhafte Ehe⸗ chließung zuſtande gebracht hat, iſt zurückgeblieben. Viel⸗ 5 5 findet es nun bald zu ſeiner wahren Mutter zu⸗ rü Von einer einfachen und ſchnellen Art zu heiraten wird — natürlich— aus Amerika berichtet. Man höre und ſtaune: Bis vor wenigen Jahren war Ekleton einige hundert Meilen von Philadelphia entfernt. an der Cheſaveake⸗Ban . gelegen, eine Kleinſtadt. wie hundert andere auch. Man kann ſich denken, daß in dieſer Stadt, die nur 3123 Ein⸗ wohner zählt, das Leben ebenſo ruhig und gemächlich da⸗ hinfloß wie in allen dieſen Städten, die ſo klein ſind, daß einer den anderen kennt. Aber eines Tages begann ſich das Geficht der Kleinſtadt zu ändern. Der Goldſtrom, der nach Reno der berüchtigten Scheidungsſtadt Amerikas, floß. hatte einige Bewohner von Ekleton auf den Gedanken ge⸗ bracht, aus ihrer Stadt nicht ein Scheidungsparadies zu machen, wie es Reno iſt, ſondern ein Heiratsparadies Die Folge davon war, daß bald die Heiratsluſtigen, die aus naheliegenden Gründen nicht die Standesämter ihrer Hei⸗ matorte aufſuchen wollten, nach Ekleton ſtrömten und Geld in Hülle und Fülle in die Stadt brachten Leider aber ging das nur einige Jahre, bis plötzlich ein Skandal das gute Geſchäft der Kleinſtadt zu vernichten drohte Findige Re⸗ orter hatten feſtgeſtellt daß manches in Ekleton, was mit en„Trauungen am laufenden Band“ zuſammenhina nicht gag“ auber war. So wurde in Zeitungsartikeln behauptet, aß viele der angeblichen„Geiſtlichen“, die die Trauungen vornahmen, in Wahrheit gar keine Geiſtlichen ſeien, ſon⸗ dern Kaufleute, die ſich einfach auf das gewinnbringende Geſchäft umgeſtellt haben, wozu ſie nichts weiter brauchten als eine Bibel und einen ſchwarzen Talar. Die Nebenein⸗ nahmen der drei echten Paſtoren wurden auf jährlich mehr als eine viertel Million Dollar geſchätzt. Die Zahl der jähr · lichen Trauungen wurde mit etwa 12 000 beziffert. Eine Zeitlang ging das„Geſchäft“ in Ekleton auf Grund dieſer Zeitungsberichte zurrück, aber bald hob es ſich wieder. Eigentlich lebt der ganze Ort vom Heiraten. Hotels, Juwe⸗ liere, Geſchäfte, die Geschenkartikel feilbieten— alle leben Rur von dem was die Pärchen ihnen zuwenden. In letzter Zeit erhöhte ſich die Zahl der täglichen Heiraten von etwa 35 auf 40. Die Urſache iſt darin zu ſuchen, daß kürzlich be⸗ kannt wurde, daß in der nur etwas mehr als 3000 Ein⸗ Ae 1 Stadt ſoeben das 100 000. Paar getraut worden iſt —— RR 2 2 Ich bin Nervoſität muß in den allererſten Anfängen bekämpft werden. An die geiſtige und körperliche Leiſtungsfähigkeit des einzelnen Menſchen werden in der Jetztzeit oft große An⸗ forderungen geſtellt, und es iſt kein Wunder, wenn die Nervenſchwäche oder die Nervoſität zu einem weitverbrei— teten Uebel geworden iſt. Das Leben fordert aber ge⸗ ſunde, robuſte Menſchen, und daher iſt es nötig, die Ner⸗ voſität ſchon in den Anfängen zu bekämpfen. Die Urſachen der Nervoſität ſind häufig auf Ueber⸗ anſtrengungen zurückzuführen, angeſpannte Geiſtesarbeit ohne genügende Erholung der überlaſteten Nerven, Ent⸗ fettungskuren, ſtarke Blutverluſte, ausſchweifender Lebens⸗ wandel, Erſchöpfungszuſtände nach ſchwerer Erkrankung haben ein Nachlaſſen der Nervenkräfte zur Folge und ver⸗ langen eine Entſpannung von Körper und Geiſt, damit die fehlenden Stoffe wieder erſetzt werden. Um die Nervoſität zu beheben, ſorge man erſt einmal für leichtverdauliche, reizloſe Nahrung. Milch, Eier, Fiſche, wenig Fleiſch, das ſaftig und weich zubereitet ſein muß, Gemüſe und Mehlſpeiſen— alle dieſe nicht zu fett und nur wenig gewürzt zubereiteten Speiſen bringe man dem Kranken in erfreulichem Wechſel auf den Tiſch. Eintönig⸗ keit im Speiſezettel ſchadet dem Appetit, und gerade der ſoll ja gehoben werden. Die Getränke ſollen ebenfalls mild ſein und dürfen nicht das Blut erhitzen, wie etwa ſtarker Kaffee, Bier, Wein, Likör, Leichtes Bier und ein leichter Wein ſind geſtattet, da ſie den ermüdeten Körper anregen. Sodann ſorge man dafür, daß gute, reine Luft bei Tage und bei Nacht eingeatmet wird. Die Luft am Waſſer und die Waldluft ſind am geſündeſten, deshalb lenke man ſeine Spaziergänge nicht in die Verkehrsſtraßen und in die Kaufläden, ſondern in die freie reine Natur. Dort laufe man ſich aber keineswegs matt und müde, ſondern man ſuche die ſonnigſten Plätze und ruhe ſich oft aus. Man ge⸗ wöhne ſich daran, tief und langſam zu atmen, da dieſe Atmungsweiſe den Blutlauf fördert. Der Leidende muß für gehörige Ruhe ſorgen. Es geht nicht an, daß er die Nacht zum Tage macht, Geſell⸗ ſchaften und Kneipabende beſucht, wenn er Beſſerung von ſeinem Leiden erſehnt. Acht bis neun Stunden Schlaf ſind für den Nervöſen das mindeſte, ſehr zu empfehlen iſt auch eine kurze Ruhepauſe nach Tiſch. Gemütsruhe iſt dem Kranken vor allem anzuraten. Er muß alle Erregungen vermeiden, ärgerlichen Angele⸗ genheiten tunlichſt aus dem Wege gehen, ſtreitluſtige Fa⸗ milienmitglieder meiden, denn innerliche Ruhe und Zu⸗ friedenheit ſchaffen am raſcheſten wieder geſunde Nerven. Die Umgebung des Kranken nehme die gehörige Rück- ſicht, ſie verſäume nicht, ſich klarzumachen, daß die anfangs ſo oft nicht ernſt genommene Nervoſität ſehr häufig die allerſchlimmſten körperlichen und geiſtigen Störungen zur Folge hat. Ein völliger Zuſammenbruch der Nerven iſt ſpäter nicht ſo leicht geheilt, und dann iſt es mit dem guten Willen nicht mehr getan. Der Nervöſe, der geſund werden will, greife aber auch energiſch zur Selbſtzucht. Er darf ſich nicht gehen laſſen, ſondern er mache ſich klar, daß unſere Zeit energiſche, tapfere Menſchen braucht, daß man ein nützliches Glied der Geſellſchaft in ihm erwartet, und daß man ſeiner Familie Stütze und Freude und nicht eine Laſt ſein ſoll. Man erziehe ſich zur Vernunft. Weinen, jammern, klagen über Nervoſität hat keinen Zweck. Energie und eine gute Kur zur Nervenauffriſchung haben ſich noch ſtets als Heilmittel erwieſen. Krampfadern behandeln laſſen Krampfadern ſind das Zeichen ſchlechter Blutzirkula⸗ tion. Sie werden hervorgerufen durch Schwäche des Binde⸗ und Stützgewebes. Befallen werden von dieſer Erkrankung mehr Menſchen mit ſtehender Lebensweiſe, ſo die Hausfrauen, wie denn auch Gehen das beſte Mit⸗ tel zur Verhütung von Krampfadern iſt. Verurſachen die Krampfadern keine Beſchwerden, ſo nimmt man ſie ſchon als läſtiges Uebel hin. Das iſt aber falſch, denn nicht ſelten führen ſie zu Hauterkrankungen, Geſchwürbildungen und unter Umſtänden zu Venen⸗ entzündungen. Deshalb foll man Krampfadern rechtzeitig und ausreichend behandeln laſſen. Gegen dieſes Leiden iſt die Benutzung der Trikotſchlauchbinde und der luft⸗ durchläſſigen Gummiſtrümpf⸗ ausfichts reich, jedoch nicht, wenn eine Venenentzündung in Anzuge oder bereits ent⸗ ſtanden iſt. Neuerdings beboandelt der Arzt heſonders hartnäckige Krampfadern operonns»der auch durch Ein⸗ ipcitungen Phantasie und Eüge Prüfet weislich bei euren Kindern, bevor ihr ſtraft! Ich ſehe noch die jugendliche Uebeltäterin, von der mir ſchlimme Dinge berichtet wurden. Der Vater, mit Zornes⸗ wolken auf der Stirn, ſagte:„Es hat einer empfindlichen Strafe bedurft, ehe das Kind eingeſtehen wollte, daß es ich die ganze Sache ausgedacht und nicht erlebt habe, und es war faſt, als ob es immer noch daran glaube.“ Ich verſuchte, den Zorn abzuſchwächen, indem ich darauf hinwies, daß es 22 1 keine Tatſachen ſeien, die die Kleine abſichtlich entſtellte, ſondern ein ganz ſelbſtändiges Phantaſtegebilde, an das ſie glaubte. Mit dieſem Ein⸗ wand Segen ich jedoch nicht durch. Die gänzlich phan⸗ taſteloſe, ſtille Mutter, die nur das eine gegen das an⸗ dere zu ſtellen vermochte— hier Wahrheit, dort Lüge—, war den Tränen nahe, daß das Kind mit ſeinen vier⸗ einhalb Jahren ſchon ſo zu lügen anfange. 5 Sollte es nicht möglich ſein, einen Ausweg zu finden, ehe ein ſo junges Weſen durch ſtrenge Strafen verſchüch⸗ tert wird? Man ſollte die phantaſiebegabten Kinder ſelbſt ermuntern, ihre wunderlichen Geſchichten zu erzählen, dabei aber immer das nicht Geſchehene in dieſen Geſchich⸗ ten ihnen beſonders vorhalten. Bei der Mitteilung von Tatſachen dagegen muß ſtreng darauf geachtet werden, daß ſich nie die kleinſte Ausſchmückung daran heftet. So wird es ſtets möglich ſein, Phantaſie und Lüge energiſch au trennen. Kleine Vorſchau auf die Mode der kommenden Monate Ungern läßt man den Sommer ziehen, wiewohl er uns nicht gerade fürſtlich mit Sonnentagen verwöhnt hat; ungern auch denkt man daran, die lichten Kleider der ſchönen Jahreszeit mit den dunklen Herbſt⸗ und Winter⸗ ſachen zu vertauſchen. Aber dieſer Herbſt erfreut uns mit einer Ueberraſchung: Es gibt keine traurigen, verwaſche⸗ nen Miſchfarben, wir wollen mit dem Leuchten des Herbſt⸗ laubes und des herbſtlichen Himmels wetteifern! Alle leuchtenden Farben, die der Herbſt in der Natur beſchert, dienen uns als Vorbilder für die reizenden Jackenkleider, Mantelkleider, Mäntel und Hüte. Alſo alle Schattierungen von Goldgelb bis zu warmem Samtbraun, vom ſtrahlenden Stahlblau bis zum dunkelleuchtenden Marineblau, Giftgrün und ſchillerndes Entenhalsgrün, Kupferrot und natürlich das unverwüſtliche Schwarz in Verbindung mit leuchtender Garnierung. Die Wahl wird der Frauenwelt bei dieſer Fülle ſchöner Farben gewiß ſchwer werden! Die Jackenkleider ſtehen neben dem Mantelkleid in der erſten Herbſtzeit natürlich im Vordergrund. Die Jacken ſind etwas länger geworden, die Oberteile leicht bluſig gehalten. Doppelte Knopfreihen ſind ebenſo kleid⸗ ſam wie die ſchräg eingeſetzten Taſchen. Ein Charakte⸗ riſtikum der kommenden Mode iſt der hohe Halsſchluß, der an Jackenkleidern, Mantelkleidern ſowie Mänteln zu finden iſt. Der weit geſchnittene Sportmantel mit eingeſetztem oder Raglanärmel iſt aus grob gewebtem Stoff, vielfach in bunten Noppenmuſtern gehalten, und wirkt ebenſo ſportlich wie praktiſch. Der Pelz, der ſchon auftaucht, ſoll zunächſt noch weniger wärmen als ſchmücken. Wir ſehen ihn daher in durchlaufenden Streifen am Sportmantel, als kleinen Kragen mit ſpitzem Aufſchlag am Jackenkleid, als zierlichen Streifen auf Jacken⸗ und Mantelärmeln oder auch als ganzen Mantelärmel, ergänzt durch ein krawattenähnliches Vorder- und Kragenteil am Mantel. Die ſchönen, warmen und weichfallenden Wollſtoffe und Wollmiſchgewebe ſind das Material des Mantelklei⸗ des, das in wärmeren Tagen auch ohne Mantel der kleid⸗ ſame Straßenanzug iſt. Der hohe Halsſchluß mit gezoge⸗ ner Paſſe und kleinem Rundſtehkragen läßt es in Ver⸗ bindung mit den weiten, am Handgelenk zuſammengezoge⸗ nen Aermeln ſehr„angezogen“ erſcheinen. Daneben be⸗ währt ſich wieder das ſportliche Kleid mit eingeſetzter, ſtrenger Paſſe, glattem Aermel, Knöpfen und Steppereien ſowie knapp am Hals eingelegtem Schal. Die Röcke er⸗ halten die Weite durch Falten und Pliſſées. Raglanärmel und eingeſetzte Aermel erfreuen ſich gleicher Beliebtheit. Am Nachmittag feiert der Pliſſéerock mit dem langen Kaſack Auferſtehung. Seiden⸗ und Samtſtoffe bilden das Material der Nachmittagskleider; auch hier triumphieren die leuchtenden Farben. Wo der Grundſtoff gedeckt oder dunkel erſcheint, belebt man ihn mit reicher Kur⸗ belſtickerei aus gelacktem Band, mit Goldfäden oder gar bunter Goldſtickerei, etwa am breiten Gürtel. Auch Goldketten an Stelle der Gür⸗ tel, Metall⸗ ſchnallen und Knöpfe dienen als Verzierung, und neuartig ſind ſchmale, querlaufende Streifen von Samt oder Seide auf anders⸗ artigem Stoff. Die Hüte zeichnen ſich durchweg durch hohe Köpfe aus. Das Gewicht betont den Vorderkopf, mit Rück⸗ ſicht auf die modiſchen Haartrachten, die hoch⸗ geſteckte Löckchen oder Rollen im Nacken vorſehen. Breit aufgeſchlagene Ränder, Federgeſtecke oder lange, bunte Federn gehören zum Schmuck der neuen Hüte. Text und Zeichnung: Hildegard Müller. ieee fluch daran muß die rau denken 5 7 Unſer Garten im feerbſt Der Herbſt, der große Verwandler und Zauberer, wird tun bald ſeine Farben in verſchwenderiſcher Pracht über die Gärten und Landſchaften ausſchütten. Während ſich das Jahr ſeinem Ende nähert, läßt es gerade jetzt die Erfolge unſerer Mühen in Form der herrlichen Früchte in unſeren Gärten reifen. Der Haupterntemonat im Garten iſt wohl der Sep⸗ tember, der für die Küche ſowohl wie ganz beſonders für die Vorratskammer reiche Früchte liefert. Daneben wird hielfach auch noch geſät und gepflanzt, um während des Winters, während dieſer ſonnenarmen Jahreszeit, und dald im Frühjahr friſche Gemüſe und Salate zu haben. Im September iſt noch Gelegenheit, Spinat und Feld⸗ alat auszuſäen. Beide dürften im Winter in keinem Gar⸗ ten fehlen. Beſonders gilt das für den Feldſalat, weil er während des ganzen Winters und bald im Frühjahr uns mit einem friſchen, ſehr vitaminreichen und bekömm⸗ ichen Freilandſalat verſorgt. Wo es möglich iſt, Kohl⸗ irten und Salat im Freien zu überwintern, da iſt es zweckmäßig, dieſe im September zu pflanzen. Für das Gelingen ſolcher Winterkulturen iſt es ſehr wichtig, daß die Pflanzen das richtige Entwicklungs⸗ ſtadium haben. Endivienſalat wird nunmehr zuſammen⸗ zebunden, damit er bleich und zart wird. Die Pflanzen nüſſen jedoch vorher vollkommen trocken ſein. Sonſt kann ehr leicht Fäulnis eintreten. Bleichſellerie, der noch nicht ungehäufelt iſt, muß jetzt angehäufelt werden, damit er vor dem Froſt geerntet werden kann. Später im Oktober. können dann Endivien mit den Wurzeln ausgegraben und im Miſtbeet eingeſchlagen werden. An den Tomaten ſind die Blätter, die unreife Früchte beſchatten, wegzuſchneiden, damit die Sonne die Frucht beſcheinen und ſie ſo beſſer zum Reifen bringen kann. Ende September und im Oktober können an Froſttagen die Tomatenpflanzen mit der Wurzel ausgezogen und in einem trockenen Raum zum Nachreifen aufgehängt werden. Dadurch werden halbausgereifte Früchte noch recht gut rot. Dieſes Verfahren iſt jedenfalls beſſer, als die Toma⸗ ten grün abzunehmen und ſie unter Glas zu legen. Bei warmer Witterung iſt es zweckmäßig, die Kohl⸗ und Wir⸗ ſingbeete öfter durchzuſehen, um alle Köpfe, die zum Platzen neigen, rechtzeitig zu ernten und zu verwerten. Solches Gemüſe darf unter keinen Umſtänden überwintert werden; es würde nur zum Verderben der geſunden Kohl⸗ pflanzen beitragen. Unter den Gartenarbeiten des Oktober ſteht dann die i der verſchiedenen Gemüſearten im Vorder⸗ grund. Hierbei braucht man ſich jedoch keineswegs allzu ſehr zu beeilen. Die meiſten Gemüſepflanzen vertragen ſchon einige Grade Froſt. Sie halten ſich im Freien oft beſſer als im Keller oder im Einſchlag. Es erweiſt ſich als zweckmäßig, die verſchiedenen Gemüſearten in folgender Reihenfolge zu ernten und für die Ueberwinterung auf⸗ zubewahren: Endivie, Blumenkohl, rote Rüben, Möhren, Sellerie, Kohlrabi. Ganz zuletzt kommen die übrigen Kohlarten an die Reihe. Kohlkspfe, die nicht feſt genug oder aufgeſprungen ſind, bleiben zweckmäßig weiterhin im 3 und werden dann für den Friſchverbrauch ge⸗ erntet. Die Aufbewahrung des Wintergemuüſes uſw. erfolgt entweder im Keller oder noch beſſer im Freien. Im Keller wird man zweckmäßig nur ſo viel Gemüſe unterbringen, daß der Bedarf für die Tage ſtarken Froſtes, an denen die Erdmieten nicht geöffnet werden können, gedeckt iſt. Damit ſich das Gemüſe im Keller beſſer hält, wird es am beſten in reinen Flußſand dicht nebeneinander eingeſchla⸗ gen. Wurzelgemüſe komm tganz in den Sand. Bei Kohl, Porree, überhaupt bei allem, was noch Blätter hat, wer⸗ den nur die Wurzeln damit bedeckt. Viel zweckmäßiger Zweckmäßige Winteraufbewahrung von Gemüſe. Der Kohl kommt mit den Köpfen nach unten in eine flache Erdgrube und wird nur mit Laub zugedeckt. Als im Keller wird das Gemüſe im Freien aufbewahrt. Das geſchieht entweder in Mieten, in; Einſchlag oder in ausgeräumten Miſtbeetkäſten. Sämtliche abgeernteten Gemüſebeete müſſen im Herbſt noch umgegraben und, ſo⸗ weit Dünger vorhanden iſt, auch gedüngt werden. Die Düngung muß ſich aber nach den Früchten richten, die im nächſten Frühjahr angebaut werden ſollen. Unter den Gartenorbeiten im Herbſt ſind auch Säube⸗ rungs⸗ und Aufräumungsarbeiten von großer Wichtigkeit, Ein Garten, der nach der Ernte nicht vollſtändig geſäu⸗ berl und aufgeräumt worden iſt, ſieht unſchön aus Gleichzeitig werden durch die Unordnung auch Krantyeits⸗ keime und Gartenſchädlinge leichter verbreitet und Ein⸗ richtungs⸗ und Bedarfsgegenſtände einem ſchnelleren Ver⸗ fall ausgeſetzt. Alle Ernterückſtände, wie Blätter Kohl⸗ ſtrünke uſw. ſind zu beſeitigen oder unterzugraben. Ge⸗ ſunde Abfälle kommen zweckmäßig auf den Kompoſthaufen. Dr. Hubmann. Praktiſche Kochrezepte Geeſtemünder Fiſchallerlei 1 15 Ein halbes Kilo Sauerkraut, ein Kilo Kartoffeln, 200 Gramm weiße Bohnen, drei viertel Kilo Fiſch oder Fiſch⸗ filet gehören zu dieſem guten, nahrhaftem Gericht. Die am 5 zuvor eingeweichten Bohnen werden in den Kochtopf gegeben, darauf das Sauerkraut und das nötige Waſſer; man läßt alles eine gute Stunde gut zugedeckt kochen. Darauf gibt man die in Würfel geſchnittenen Kartoffeln, Salz und Muskatblüte dazu und läßt aber⸗ mals 25 Minuten kochen. Indeſſen wird der Fiſch ent⸗ häutet, von den Gräten befreit und in kleine Stücke zer⸗ egtz man legt ſie auf die Kartoffeln und läßt noch weitere 15 Minuten kochen. Ehe man aufträgt, wird alles gut durchgerührt und mit Salz abgeſchmeckt. Tomatenſoße. 10 Gramm Fett röſtet man mit 10 Gramm Mehl und einem Teelöffel fein gehackter Zwiebel weiß, dann tut man 125 Gramm geſchnittene Tomaten heran und läßt etwas Zitrauenſchale mitröſten, dann gießt man 15 auf, läßt 8 Minuten aufkochen, gießt die Tunke durch ein feines Sieb und ſchmeckt ſie dann ab. 5 Nie neuen Nerbst-·Itoſfe simd du e e n 4 fen s Werle e Hun fenster! AAL N AE, Sport und Spiel Einheimiſcher Sport . Fußball. N Auftaktſonntag brachte ſchon manches Ueber⸗ raſchungsergebnis. So hatte man das Ergebnis aus Viern⸗ heim nicht erwartet. Die Heſſen ſcheinen ſchon gut in Form zu ſein. In umgekehrten Sinne ſind die Ergebniſſe in Neu⸗ oſtheim und Feudenheim zu bewerten. Immerhin hat aber der erſte Spielſonntag ſchon gezeigt, wie heiß umſtritten die Punkte ſind: Morgen ſpielen: Phönir— 98 Seckenheim Neulußheim— Brühl Ilvesheim— Feudenheim Käfertal— 07 Mannheim Heddesheim— Viernheim Hockenheim— Friedrichsfeld Die Partie auf dem Phönix⸗Platz wird wohl die här⸗ teſte des morgigen Sonntags werden. Seckenheim wird alles aufbieten müſſen, gut über dieſe Klippe hinwegzukommen. Beide Mannſchaften ſcheinen nach den gezeigten Leiſtungen des vergangenen Sonntags ſchon gut„beiſammen“ zu ſein. Wenn ein guter Schiedsrichter zur Stelle iſt, wird es ein ſpannendes und temporeiches Spiel werden. Glück auf! . Gauhandballklaſſe. Spv. Waldhof— Ty. 98 Seckenheim To. 62 Weinheim— Ty. Leutershauſen TSV. Oftersheim— FC. Freiburg Tſchft. Durlach— VfR. Mannheim Am morgigen Tage kommen obige Spiele zum Austrag. Sp. Waldhof empfängt die 98er Turner von hier. Die Waldhofmannſchaft beherrſcht auch heute noch im Gau Baden das Feld und gilt in dieſer Spielſerie erneut als Meiſter⸗ ſchafts⸗Favorit. Der Turnverein kann auch zu dieſem Spiel nur eine erſatzgeſchwächte Mannſchaft aufbringen und wird eine weitere Niederlage hinnehmen müſſen. To. 62 Weinheim kämpft auf eigenem Gelände gegen To. Leutershauſen. Die Mannſchaft der Zweiburgenſtadt iſt aber in dieſem Jahr wieder in guter Kondition und wird ſich unſchwer Sieg und Punkte entführen laſſen. In Oftersheim treffen TSV. Oftersheim und FC. Freiburg aufeinander. Dieſe Gegner ſind gleichwertig und nur das Heimſpiel dürfte Oftersheim womöglich den Sieg bringen. Der Neuling, Tſchft. Durlach, trifft auf eigenem Platze auf die Mannſchaft des VfR. Mannheim. Wie weit der Gaſt⸗ geberverein gauklaſſenreif iſt, wird dieſe Prüfung ergeben. Auf alle Fälle halten wir die Mannſchaft des VfR. für die Beſſere und erwarten ſie als Sieger. Auswärtiger Sport Je mehr wir in den Herbſt einziehen, umſo deutlicher prägt ſich im Sportprogramm der Sonntage die Vorherr⸗ ſchaft des Fußballs aus. Am kommenden Sonntag erleben wie in Chemnitz ſchon das erſte Länderſpiel. Deutſchland und Polen kämpfen hier mit ſtarken Mannſchaften. Fußzball. Die Meiſterſchaftsſpiele bringen einige hochintereſſante Paarungen. Im Gau Südweſt überragt das Lokaltreffen zwiſchen dem Meiſter Eintracht Frankfurt und dem Neu⸗ ling Reichsbahn SV Rot⸗Weiß Frankfurt. Weiter ſpielen hier: TSG 61 Ludwigshafen FSV Frankfurt, SV Wiesbaden— Kickers Offenbach, Wormatia Worms— F Saarbrücken, Boruſſia Neunkirchen— FK 03 Pirmaſens. Auch in Baden muß der Meiſter VfR Mannheim gegen einen Neuling ins Gefecht ziehen, gegen den Karlsruher FV. Die weiteren Paarungen: Vfe Neckarau— VfB Mühl⸗ burg, F Offenburg— SpVg Sandhofen. 1. FC Pforz⸗ heim— Freiburger Fc, SV Waldhof— Phönix Karls⸗ ruhe(2). In Württemberg finden wir vier Punkteſpiele auf dem Programm: Kickers Stuttgart— SW Feuerbach, SpVg Cannſtatt— Stuttgarter SC, Union Böckingen— Sportfreunde Stuttgart und Ulmer FV 94— SW Zuffen⸗ haufen, In Bayern muß der 1. Fe Nürnberg im Pokal⸗ piel gegen dne SSV Ulm antreten. In der Meiſterſchaft ſtehen ſich gegenüber? Jahn Regensburg— TSV 1860 München, Neumeyer Nürnberg— VfB Coburg. Schwaben Augsburg— Bayern München, Sp⸗Vgg Fürth— BC Augsburg. Auch die Handballer ſind mit vollen Segeln in den Kampf um die Punkte ein⸗ gezogen Auch die Spielfolge des Sonntags bringt wieder zahlreiche Treffen, denen teilweiſe ſchon eine ſtarke Bedeu⸗ tung zukommt. So ſpielen im Gau Südweſt: DR Darm⸗ ſtadt— Pfe Haßloch, Germania Pfungſtadt— TS 61 Ludwigshafen, SV 98 Darmſtadt— TS Herrnsheim, Tura Ludwigshafen— Viktoria Griesheim und Polizei SV Frankfurt— MSW Darmſtadt. In Baden empfängt der Meiſter SV Waldhof den TV Seckenheim, TV Wein⸗ 0 ſpielt gegen TV Leutershauſen TS Oftersheim— reiburger 50 und Tſchft. Durlach— VfR Mannheim. In breiter Linie, nach einem neuen Modus, kämpfen unſere Hockeyſpieler f b um den Silberſchild. Nachdem die Gruppe A ihren Sieger bereits in Breslau ermittelt hat, treffen diesmal in Berlin in der Gruppe B die Mannſchaften von Mitte, Brandenburg, Oſtpreußen und Niederſachſen aufeinander in Stettin die Einheiten der Gruppe C mit Nordmark und Pommern und ſchließlich in Köln in der Gruppe D die Vertretungen von Mittelrhein, Südweſt, Heſſen und Niederrhein. Der Gau Württemberg bereitet ſich inzwiſchen durch ein Spiel einer Gaumann⸗ ſchaft 105 den Nachwuchs in Stuttgart ebenfalls auf die Silberſchildſpiele vor. Daneben ſetzen die Hockeyſpieler ihre Meiſterſchaftskämpfe fort. Nachdem unſere Männer bei den Leichtathletik⸗Europa⸗ meiſterſchaften ſo hervorragend abgeſchnitten haben, hoffen wir auch mit den beſten Erfolgen unſerer Frauen bei den europäiſchen Titelkämpfen in Wien. Ja die Ueberlegenheit unſerer Athletinnen dürfte noch grö⸗ ßer ſein. Wenn keine Ueberraſchungen eintreten, ſollten uns von den neun Titelkämpfen ſechs ſichere Siege zufallen. Das würde ganz eindeutig die deutſche Führerſtellung in der e en unterſtreichen. In München wird die eutſche n der Männer zwiſchen dem Ti⸗ telverteidiger München 1860. dem Berliner St und dem ASW Köln entſchieden. Einen Jugendvergleichskampf tra⸗ gen die Gebiete Baden-Württemberg und Heſſen⸗Saarpfalz in Darmſtadt aus. Der SC Charlottenburg veranſtaltet ein Alters⸗Ausgleichsfeſt. Schließlich meſſen ſich die Mannſchaf⸗ 15 von Ungarn und Polen in Budapeſt in einem Länder⸗ ampf. Im Kadſport iſt das wichtigſte Ereignis auf der Straße der Große Preis der Hanſeſtadt Köln, an dem wieder einige unſerer beſten Berufsfahrer teilnehmen. Stuttgart erlebt ein internationa⸗ les Straßen⸗Kriterium, und in Fürth wird das Rennen Rund um den Bismarckturm durchgeführt. Auf der Bahn verzeichnen wir die Rennen in Dudenhofen mit der deut⸗ ſchen Nationalmannſchaft. Ferner verzeichnen wir den Großen Motorrad-Preis von Italien, an dem auch einige deutſche Fahrer mit den beſten Ausſichten teilnehmen.— Im Rückkampf der Vor⸗ ſchlußrunde zur Deutſchen Mannſchaftsmeiſterſchaft im Rin⸗ gen ſtehen ſich Zella-Mehlis und Heros Dortmund gegen⸗ über. Länderſpiel⸗Auftakt in Chemnitz Zum fünften Male gegen die Polen.— Steht die groß⸗ deutſche Fußballelf? Endlich iſt es jetzt ſo weit! Das erſte, mit ziemlicher Spannung erwartete Fußball⸗Länderſpiel des neuen Fuß⸗ balljahres 1938⸗39 wird am kommenden Sonntag ausge⸗ tragen. In Chemnitz ſtehen ſich zum fünften Male die Ein⸗ heiten von Polen und Deutſchland gegenüber. Was wird uns dieſes neue Länderſpieljahr bringen? So fragen die vielen deutſchen Fußballfreunde in allen Gauen! Sie fragen mit Recht. Denn wenig zufrieden waren wir im vergangenen Jahre; wenn uns auch die Niederlagen früherer Jahre(man hat das eigentlich ſchon viel zu ſehr vergeſſen!) erſpart blieben, ſo waren alle Freunde des runden Leders doch enttäuſcht über den Verlauf der Län⸗ derkämpfe, enttäuſcht über die Niederlage beim Weltmei⸗ ſterſchaftsturnier. Es wurde auch nicht beſſer, als die Wie⸗ ner Spieler zu uns ſtießen. Unſere Länderelf ſtak in einer Kriſe, daran war nichts zu ändern. von der „Breslauer“ Form war nicht viel mehr zu ſehen, wenn vielleicht der eine oder andere Gegner weit ſtärker war, als man erwartet hatte. Und der Einbau der zu uns geſtoße⸗ nen oſtmärkiſchen Spieler vollzog ſich nicht ſo glatt und ein⸗ ach, wie es auf dem Papier ſtand. die Weltmeiſter⸗ chafts⸗Niederlage war faſt eine zwanasläufige Notwendigkeit, ſie deckte jedenfalls alle Schwächen ſcho⸗ nungslos auf. Der Aufbau unſerer Ländermannſchaft mußte von Grund auf neubegonnen werden, wenn wir wieder Anſpruch darauf erheben wollten, den ſtärkſten Fuß⸗ ball⸗Nationen erfolgreich gegenübertreten zu können, wie das kurz zuvor der Fall war. Dem Ruf nach den Wie⸗ nern konnte auch nicht bedingungsloſe Folge geleiſtet werden, denn die„Wunderelf“ hatte ſchon längſt aufgehört zu beſtehen, und die Elf, die die Vertretung des Altreichs beſiegte, ging im Städteſpiel gegen Budapeſt eindeutig un⸗ ter. Die neue Mannſchaft mußte aus den beſten Spie⸗ lern aller Gaue neugebildet werden Das Spiel in Chemnitz wird alſo den erſten Aufſchluß darüber geben, wie weit wir bereits auf dem Wege zur Bil⸗ dung einer neuen Länderſpieltruppe— Reichstrainer Her⸗ berger will nämlich nicht zu jedem Länderſpiel immer die gleichen Spieler heranziehen, ſondern einen Stamm bilden, aus dem gewählt werden kann— gekommen ſind. Der Gegner, Polen, iſt gerade recht, um einen kritiſchen Maß⸗ ſtab anlegen zu können. Unſer Nachbar hat eine überaus erfolgreiche Nationalmannſchaft, die in den vier voraufge⸗ gangenen Spielen immer einen großen Partner abgab. So nur konnte man es verſtehen, wenn die Polen das letzte Unentſchieden in Warſchau— vorher hatten wir 110, 5:2 (die Entſcheidung ließ hier auch lange auf ſich warten) und wieder 1:0 gewonnen— wie einen Sieg feierten. Denn 1936 ſtellte die deutſche Fußball⸗Elf einen Begriff dar. Es iſt für die Polen eine Selbſtverſtändlichkeit, daß ſie für die kommende fünfte Begegnung wieder die ſorgfältigſten Vor⸗ bereitungen getroffen haben, von Experimenten hat man erwartungsgemäß abgeſehen, denn dafür ſchätzen die Polen unſere Vertretung doch zu hoch ein. So wird man alſo am Sonntag in Chemnitz vor 60 000 Zuſchauern— die ausgebaute, herrliche Kampfbahn iſt ſeit Wochen ſchon reſtlos ausverkauft— folgende Mannſchaften ſpielen ſehen. Deutſchlan d: Jakob Janes Münzenberg Kupfer Mock Kitzinger Hahnemann Schön Gauchel Stroh Peſſer Polen: Madeifki Galeiki Szezepaniak Dytko 9 Gora 8 Wodarz Willimawſfki Peterek Piontek Piee] In der deutſchen Elf finden wir in der Abwehr die bekannten und bewährten Kräfte wieder. Der lange Re⸗ gensburger Hans Jakob hütet das Tor, Janes und Münzenberg in vielen Schlachten gemeinſam erprobt, ſtehen in der Verteidigung. Zwiſchen Kupfer und Kit⸗ ure den beiden großartigen Schweinfurter Außen⸗ Die polniſche Mannſchaft wurde in einem Lehr⸗ ang in Warſchau auf dieſes Spiel vorbereitet, vom Tor⸗ häter bis zu den Stürmern befindet ſich jeder Spieler in einer körperlich ausgezeichneten Verfaſſung. Vor dem blitz⸗ ſchnell reagierenden Torhüter ſtehen zwei ſtarke und ſchlag⸗ ſichere Verteidiger. Schnell und gewandt iſt auch die Läu⸗ ferreihe, die zwar etwas offenſiv eingeſtellt, aber in der Abwehr ebenſo gut iſt. Im Sturm hat man lauter bewährte Spieler herangezogen, die Außenſtürmer haben mehr als einmal ihre Klaſſe bewieſen und auch ſchon der deutſchen Verteidigung viel Arbeit bereitet. Hervorragend ſind die Halbſtürmer, von denen Wilimowſfki ein Spieler allererſter Klaſſe iſt. Der Mittelſtürmer iſt wie ſein anderer Neben⸗ mann Piontek unermüdlich und ausdauernd. dazu äußerſt ſchußkräftig. Sport in Kürze Um die franzöſiſche Mittelgewichts⸗Meiſterſchaft kämpf⸗ ten in Chantilly Marcel Prilleux und Kid Janas. Der frühere Weltergewichtsmeiſter Janas konnte ſich in einem faſt gleichwertigen Treffen den Punktſieg und damit den Titel ſichern. Angarns Amateurboxer mußten ſich nach ihrem 10:6⸗ Sieg in Danzig in Königsberg mit einem 8:8⸗Unentſchie⸗ den begnügen. Dabei ſtellten die Königsberger in ache Kämpfen ſechsttal den Sieger, doch durch das Ueberge⸗ wicht von Krauſe und Garmeiſter im Welter⸗ und Mittel⸗ gewicht fielen hier die Punkte an die Gäſte, die zum Un⸗ entſchieden ausreichten. . R. Pearce(Auſtralien), der zweifache Olympiaſieger⸗ im Einer⸗Rudern, verteidigte in Toronto ſeinen Titel als, Weltmeiſter der Berufsruderer erfolgreich. In drei Ren⸗ nen über eine Viertelmeile, über eine Meile und über drei Meilen ſiegte er jedesmal ſicher. Hans Wüthrich(Schweiz) wird dem Fußball⸗Länder⸗ kampf zwiſchen Deutſchland und Polen am 18. September in 22 8 als Schiedsrichter vorſtehen. Der Ikaliener Loakti ſtellte zwei neue Landesrekorde über 500 m mit fliegendem Start(30,0 Sek., nur zwei Zehntel Sek. über dem Weltrekord Wichards) und über eine halbe Meile(51 Sek., nur ſechs Zehntel Sek. über dem Weltrekord von Clark) auf. Die Internakionalen Tenninslehrer⸗Meiſterſchaften nah⸗ men am Dienstag in Berlin ihren Anfang. Sämtliche 82 Vorrundenſpiele wurden bereits erledigt. Rundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern 5.45 Morgenlied, Zeit, Wetter, landwirtſchaftliche Notierun⸗ zen, Gymnaſtik; 6.15 Wiederholung der 2. Abendnachrichten; 3.30 Frühkonzert;(7 bis 7.10 Nachrichten); 8 Waſſerſtands⸗ neldungen, Wetter, Marktberichte, Gymnaſtik; 8.30 Morgen⸗ muſik; 9.30 Sendepauſe; 11.30 Volksmuſik und Bauernkalen⸗ der, Wetter; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Nachrichten, Wet⸗ er; 13.15 Mittagskonzert; 14 Konzert bezw. Schallplat⸗ zenkonzert; 15 Sendepauſe; 16 Nachm Inzert; 18.30 Hriff ins Heute; 20 Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten, Wet⸗ der, Sport; 24 Nachkkonzert. Sonntag, 18. September: 6 Frühkonzert; 8 Waſſerſtandsmeldungen, Wetter, Bauer, hör zu, Gymnaſtik; 8.30 Evang. Morgenfeier; 9 Sonntag⸗ norgen ohne Sorgen; 10 Land und Volk, Morgenfeier; 10.30 Neue Lieder und Chöre; 10.50 Frohe Weiſen; 11.30 Mittagskonzert; 12.30 Blasmuſik; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Muſik am Mittag; 14 Kaſperle unter See⸗ biraten, luſtiges Spiel; 14.30 Muſik zur Kaffeeſtunde; 15.30 Chorgeſang; 16 Fußball⸗Länderkampf Deutſchland— Po⸗ len, 2. Halbzeit; 16.45 Unterhaltungskonzert; 18 Wolhynien, deutſches Bauernſchickſal im Oſten; 19 Sport am Sonntag; dazwiſchen: Nationalmuſik; 20 Nachrichten; 20.10 Wie es euch gefällt; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.30 Unterhaltungs⸗ und Tanzmuſik. Montag, 19. September: 10 Die geſcheite Königstochter; 10.30 Sendepauſe; 19 Peter, der Schmied; 20.15 Stuttgart ſpielt auf; 22.30 Nachtmuſik. Dienstag, 20. September: 10 Der Rattenfänger von Hameln; 10.30 Sendepauſe; 18 Aus der Arbeit der Frauen; 19 Olympialand 1940; 20.10 Uebernahme; 22.30 Unterhaltungskonzert. Mittwoch, 21. September: 10 Deutſche Raumnot im Spiegel deutſcher Dichtung, Hörfolge; 10.30 Sendepauſe; 18 Im ſonnigen Süden; 18.45 Politiſche Zeitungsſchau: 19 Neue Märſche; 19.15 Brems⸗ klötze weg, von deliſchem Fliegergeiſt; 19.45 Erna Sack ſingt; 20.10 Tanzmuſik der Meiſterorcheſter; 21 Altweiber⸗ ſommer; 22.30 Muſik aus Wien. Reichsſender Frankfurt a. M.: Sonntag, 18. September: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetter; 8.10 Evang. Morgenfeier; 8.45 Um den Glauben der Jugend; 9 Deutſche Meiſter; 9.45 Dichter unſerer Zeit; 10 Wie ſchön iſt ſo ein Feiertag; 10.30 Chorgeſang; 11 Bergbauern in Oſttirol, Hörfolge; 12 Muſik am Mittag; 13 Sports eigniſſe des Tages; 13.15 Muſik am Mittag; 14 Kinderſtunde; 14.30 Uns gehört der Sonntag; 15.30 Das Lied vom großen Vaterland; 16 Nachmittagskonzert; 18 Abends unterm Wetzenkranz iſt im Wirtshaus Erntetanz; 18.30 Ein Junggeſelle ſchüttet ſein Herz aus; 19.30 Spork⸗ piegel des Sonntags; 19.45 Erſte Leichtathletik⸗Europamei⸗ ſterſchaften der Frauen; 20 Zeft, Nachrichten, Wetter, Son⸗ derwetterdienſt für die Landwirtſchaft; 20.10 Unterhaltungs⸗ konzert; 21.15 O kommet doch, o kommt, ihr Ballſirenen; 22 Zeit, Nachrichten; 22.10 Wetter, lokale Nachrichten; 22.15 Sport; 22.30 Tanzmuſik; 24 Nachtkonzert. Montag, 19. September: 9.50... und was ſagt der Mann dazu?; 15 Für un⸗ lere Kinder; 15.30 Sendepauſe; 18 Die Chemie im Dienſte der Nation; 19.15 Wer die Heimat liebt wie du..„ Hör⸗ folge; 20.15 Stuttgart ſpielt auf; 22.15 Kamerad, wo biſt du 7; 22.30 Nacht⸗ und Tanzmuſik. 5 Dienstag, 20. September: 11.45 Caſa d'italia; 15 Kleines Konzert; 15.30 Sende⸗ pauſe; 19.15 Klang der Landſchaft; 20.15 Orcheſter⸗ und Chorkonzert; 22.20 Politiſche Zeitungsſchau; 22.35 Alles tanzt mit. Mittwoch, 21. September: 15 Bilderbuch der Woche; 15.15 Die politiſche Führung eines Dorfes; 5 Sendepauſe; 19 Fliegendes Deutſch⸗ land; 19.15 Volksmuſik aus Schweden; 19.40 Kurkonzert; 20.15 Heitere Welt der Bühne; 21.15 Kammermuſik; 22.30 Muſik aus Wien.