Nr. 226 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Dienstag. 27. September 1938 „Wir ſind entſchloſſen“ Die Rede des Führers Am 20. Februar habe ich vor den deutſchen Reichstags⸗ abgeordneten zumerſten Male eine grundſätzliche For⸗ derung unabdingbarer Art ausgeſprochen. Damals hörte mich die ganze Nation, und ſie hat mich verſtanden! Ein Staatsmann hat dieſes Verſtändnis nicht aufgebracht. Er iſt beſeitigt und mein Verſprechen von damals iſt eingelöſt! Zum zweiten Male ſprach ich dann vor dem Reichs⸗ . un über dieſe ſelbe Forderung. Und wieder hörte ieſe Forderung die Nation. Heute trete ich nun vor Sie 14 und ſpreche zum erſten Male vor dem Volke el bſt, ſo wie in unſerer großen Kampfzeit, und Sie 5 0 ſen, was das bedeutetl(Stürmiſche Sieg⸗Heil⸗ ufe.) Es darf nunmehr für die Welt kein Zweifel mehr übrig bleiben: Jetzt ſpricht nicht mehr ein Führer oder ein Mann, jetzt ſpricht das deukſche Volk!(Toſender Bei⸗ fall bei den Maſſen.) Wenn ich jetzt Sprecher dleſes deutſchen Volkes bin, dann weiß ich: In dieſer Sekunde ſtimmt Wort für Wort das ganze Millionenvolk in meine Worke ein, bekräftigt ſie und 8 ie zu ſeinem eigenen Schwur!(Die Jehnkauſende jubeln em Führer ſtürmiſch zu.) Mögen die anderen Staatksmän⸗ ner ſich überprüfen, ob das auch bei ihnen der Fall iſt! Die Frage, die uns in dieſen letzten Monaten und Wo⸗ chen auf das tiefſte bewegt, iſt altbekannt: Sie heißt nicht ſo ſehr: Tſchecho Slowakei, ſie heißt: Herr Be⸗ neſchl(Pfuirufe.) In dieſem Namen vereinigt ſich all das, was Millionen Menſchen heute bewegt, was ſie verzweifeln läßt oder mit einem fanatiſchen Entſchluß erfüllt. Bisherige deutſche Außenpolitik Warum aber konnte dieſe Frage zu ſolcher Bedeutung emporſteigen? Ich will Ihnen, meine Volksgenoſſen, ganz kurz noch einmal Weſen und Ziele der deutſchen A u ße npolitik wiederholen. Die deutſche Außenpolitik iſt zum Unterſchied der vielen demokratiſchen Staaten weltanſchaulich feſtgelegt und bedingt Die Weltanſchauung dieſes neuen Reiches iſt ausgerichtet auf Erhaltung und Daſeinsſicherung unſeres deukſchen Volkes Wir haben kein Intereſſe, andere Völker zu unterdrücken. Wir wollen nach unferer Faſſon ſelig werden; die anderen ſollen es nach der hren! Dieſe in unſerer Weltanſchauung raſſiſch bedingte Auffaſſung führt 15 einer Begrenzung unſerer Außenpolitik, d. h. un⸗ ere außenpolitiſchen Ziele ſind keine unbeſchränkten, ſie ſind nicht vom Zufall beſtimmt, ſondern feſtgelegt in dem Entſchluß allein dem deutſchen Volk zu dienen. es auf dieſer Welt zu erhalten und ſein Daſein zu ſichern. Wie iſt nun heute die Lage? Sie wiſſen, daß man einſt un⸗ ter dem„Motto„Selbſtbeſtimmunasrecht der Völker“ auch das deutſche Volk mit einem Glauben an überſtaatliche Hilfe erfüllte und es damit auf die Anwen⸗ dung einer eigenen Kraft bis zum allerletzten verzichten ließ. Sie wiſſen daß dieſes Vertrauen von damals auf das ichmählichſte hintergangen wurde! Das Ergebnis war der Und jetzt kann ich es offen geſtehen: Wir haben dann allerdings eine Aufrüſtung vollzogen, wie ſie die Welt noch nicht geſehen hal.(Ein orkanarkiger, nicht endenwollender Beifall brauſt dem Führer enkgegen.) Ich habe Waffen⸗ loſigkeit angeboten, ſolange es ging. Nachdem man das aber ablehnte, habe ich dann allerdings keinen halben Enk⸗ ſchluß mehr gefaßt. Ich bin Nationalſozialiſt und alter deutſcher Frontſol⸗ dat!(Begeiſterung und ſtürmiſche Heilrufe branden durch den Sportpalaſt.) Wenn ſie die Welt ohne Waffen nicht wollen, gut: dann deutſches Volk trage auch Du ſetzt Deine Waffen! (Ein raſender Beifallsſturm bricht bei dieſen Worten los.) Wir ſind gerüſtet! Ich habe in dieſen fünf Jahren tatſächlich aufgerüſtet, Ich habe Milliarden dafür verwendet, das muß das deutſche Volk jetzt wiſſenl(Wieder erſchüttern mi⸗ S010 die brauſenden Heilrufe der Maſſen die weite alle. Ich habe dafür geſorgt, daß ein neues Heer mit den mo⸗ dernſten Waffen ausgerüſtet wurde, die es gibk. Ich habe meinem Freund Göring den Befehl gegeben: Schaffen Sie mir ſetzt eine Luftwaffe, die Deutſchland vor jedem denk, baren Angriff ſchützt.(Saum kann der Führer dieſen Satz beenden, ſo brauſen Jubel, Beifall und Zuſtimmung empor.) So haben wir eine Wehrmacht aufgebaut, auf die heuke das deutſche Volk ſtolz ſein kann und dſe die Welt reſpektieren wird, wenn ſie jemals in Erſcheinung kritt. Wir haben uns die beſte Luftabwehr und die beſte Tankabwehr geſchaffen, die es auf der Erde gibt. Ich habe in dieſen Jahren wirklich eine praktiſche Friedenspolitik getrieben. Ich bin an alle ſcheinbar unmöglichen Probleme herangegangen mit dem feſten Wil⸗ len, ſie friedlich zu löſen, ſelbſt auf die Gefahr mehr oder weniger ſchwerer deutſcher Verzichte hin. ü Ich bin ſelbſt Frontſoldat und weiß, wie ſchwer der Krieg iſt. Ich wollte ihn dem deutſchen Volke erſparen. Ich habe daher Problem um Problem angepackt mit dem feſten Vorſatz, alles zu verſuchen, um eine friedliche Löſung zu ermöglichen. Deuiſchland und Polen Das ſchwierigſte Problem, das ich vorfand, war das deutſch⸗polniſche Verhältnis. Es beſtand die Gefahr, daß die Vorſtellung einer„Erbfeindſchaft“ von unſerem wie auch vom polniſchen Volke Beſitz ergreifen würde. Dem wollte ich vor⸗ beugen. Ich weiß genau, daß es mir nicht gelungen wäre, wenn damals Polen eine demokratiſche Verfaſſung ge⸗ habt hätte. Denn dieſe Demokratien, die von Friedensphra⸗ ſen triefen, ſind die blutgierigſten Kriegshetzer. In Polen herrſchte nun keine Demokratie, ſondern lein Mann! Mit dem gelang es in knapp einem Jahr ein Uebereinkommen zu erzielen, das zunächſt auf die Dauer von 10 Jahren grund⸗ ſätzlich die Gefahr eines Zuſammenſtoßes beſeitigte. Wir Alle lind Überzeugt dak Ddieles Ahkamman ging dalarn de Der Bund mit Italien Nach dieſem einmaligen und unwiderruflichen Verzicht habe ich mich einem weiteren Problem zugewandt, das leich⸗ ter zu löſen war als andere, weil hier die gemeinſame welt⸗ anſchauliche Baſis die Vorausſetzung für ein leichteres gegen⸗ ſeitiges Verſtehen bildet: dem Verhältnis Deutſchlands zu Italien. Gewiß. die Löſung dieſes Problems iſt nur zu einem Teil mein Verdienſt, zum anderen Teil iſt es das Verdienſt des ſelte nen, großen Mannes, den das italieniſche Volk das Glück hat als ſeinen Führer beſitzen zu können. (Ein orkanartiger Beifall unterſtreicht dieſen Satz des Führers). Dieſes Verhältnis hat die Sphäre einer rein wirtſchaft⸗ lichen oder politiſchen Zweckmäßigkeit längſt verlaſſen und iſt über Verträge und Bündniſſe hinweg zu einem wirklichen ſtarken Herzensbund geworden.(Toſende Begeiſte⸗ rungskundgebungen ſchlagen dem Führer entgegen. Langs Zeit vermag er nicht fortzufahren, denn immer wieder er⸗ neuert ſich der Beifall). Es hat ſich hier eine Achſe gebildet, die durch zwe 1 dargeſtellt wird, die ſich beide weltanſchaulich und politiſch in einer engen, unlösbaren Freundſchaft gefunden haben.(Eine Welle toſender Begeiſterung begleiter die Worte des Führers). Auch hier habe ich einen endgültigen und einmaligen Schritt vollzogen— im Bewußtſein der Ver⸗ antwortung vor meinen Volksgenoſſen. Ich habe ein Pro⸗ 1 blem aus der Welt geſchafft, das für uns von jetzt ahb überhaupt nicht mehr exiſtiert. So bitter dies für den einzel⸗ ö nen ſein mag: über allem ſteht bei uns letzten Endes doch das Geſamtintereſſe unſeres Volkes. Dieſes Intereſſe aber heißt: In Frieden arbeiten zu können! Dieſe ganze Arbeit für den Frieden, meine Volksgenoſ⸗ 1 ſen, iſt nicht eine leere Phraſe, ſondern dieſes Werk wird er⸗ härtet durch Tatſachen, die kein Lügenmaul beſeitigen kann! (Abermals brauſt für Minuten Ovation auf Ovation dem Führer entgegen). Zwei Probleme waren übrig geblieben. Hier mußte ich einen Vorbehalt machen. Zehn Millionen Deut⸗ ſche befanden ſich außerhalb der Reichsgrenze in zwei gro⸗ zen, geſchloſſenen Siedlungsgebieten: Deutſche, die zum Reich als ihre Heimat zurück wollten! Dieſe Zahl von zehn Mil⸗ lionen ſtellt keine Kleinigkeit dar. Es handelt ſich um ein 1 Viertel jener Zahl, die Frankreich als Einwohner beſitzt. 1 Und wenn Frankreich über 40 Jahre hindurch ſeinen Anſpruch auf die wenigen Millionen Franzoſen in Elſaß⸗Lothringen nie aufgegeben hat, dann hatten wir bei Gott und der Welt ein Recht, unſeren Anſpruch auf dieſe 10 Millionen Deutſche aufrechtzuerhalten.(Der bei dieſen Worken aufs neite einſet⸗ zende Beifallsſturm zeigt, wie ſehr der Führer den Maſſen aus der Seele geſprochen hat). Es gibt eine Grenze. an der die Nachgiebigkeit auf⸗ hören muß. weil ſie ſonſt zur verderblichen Schwäche würde Ich hätte kein Recht, vor Der, deutſchen Geſchichte Vertra yo 0 S. furchtbaren Folgen dieſes Vertrages! Sie alle erinnern ſſch noch wie man unſerem Volk erſt die Waffen ſtahl und wie man das dann waffenloſe Volk ſpäter mißhandelte! Sie kennen das furchtbare Schickſal das uns anderhalb Jahr⸗ zehnte lang betroffen und verfolgt hat. And Sie wiſſen: wenn Deutſchland heute krotzdem wie. der groß, frei und ſtark geworden iſt. dann hat es dies aus⸗ ſchließlich ſeiner eigenen Kraft zu verdanken! Die Umwelt hat nicht dazu beigetragen. Sie hat im Gegenteil verſucht, uns zu erpreſſen und zu u. erdrücken, ſolange es ging bis endlich aus dem deutſchen Volke ſelbſt die Kraft erwuchs, dieſes unwürdige Daſein zu beenden und wieder den Weg zu gehen, der einer freien und are Nation würdig iſt(Die Menge bereitel dem Füh⸗ rer eine begeiſterte Ovation). Obwohl wir nun heute aus eigener Kraft wieder frei und ſtark geworden ſind, bewegt uns doch kein Haß gegen andere Nationen. Wir wollen nichts nachtragen. Was auch war, wir wiſſen: die Völker ſind nicht dafür verant⸗ wortlich zu machen, sondern nur ein kleiner gewiſſenloſer Klün⸗ gel inte zationaler Profit⸗ und Geſchäftemacher, die nicht davor zurückſchrecken, wenn notwendig, ganze Völker für ihre gemeinen Intereſſen zugrundegehen zu laſſen. Wir hegen des⸗ halb keinen Haß gegen die Völker um uns und haben das auch bew Die deutſche Friedensliebe iſt durch Tatſachen erhärtet: Kaum hatten wir die Wiederherſtellung der deutſchen Gleich⸗ berechtigung begonnen, da ſchlug ich als ſichtbarſtes Zeichen des Verzichts auf„Revanche“ der anderen Welt eine Reihe von Abkommen vor, die in der Linie einer Begrenzung der Rüſtungen lagen. 8 Mein erſter Vorſchlag war: Deutſchland verlangt unter allen Umſtänden die Gleichberechtigung, iſt aber bereit, auf jede weitere Wehr und Waffe zu verzichten, wenn die anderen Völker dasſelbe tun, alſo allgemeine Abrüſtung, wenn notwendig, bis zum letzten Maſchinengewehr! Dieſer Vor⸗ ſchlag wurde nicht einmal zum Anlaß einer Diskuſſion ge⸗ nommen. Ich machte einen zweiten Vorſchlag: Deulſchland iſt bereit, ſeine Armee auf 200000 Mann zu begrenzen, unter der Vorausſetzung, daß auch die anderen Staaten auf den gleichen Stand abrüſten. Auch das wurde abgelehnt! Ich machte noch einen Vorſchlag: Deutſchland iſt bereit. wenn es die anderen wollen, auf alle ſchweren Waf⸗ fen, auf die ſogen. Angriffswaffen, zu verzichten, auf Tanks, auf Bombenflugzeuge, ja, wenn notwendig überhaupt auf Flugzeuge, auf ſchwere und ſchwerſte Artillerie. Man hat das wieder abgelehnt. Ich ging weiter und ſchlug nun für alle europäiſchen Staaten eine internationale Regelung mit einem 300000 Mann⸗Heer vor. Auch dieſer Vorſchlag wurde abgelehnt. 5 8 Ich machte noch weitere Vorſchläge: Beſchrän⸗ kung der Luftflotten, Beſeitigung des Bombenabwurfes abſolute Beſeitigung des Giftgaskrieges, Sicherung der nicht in der Kampflinie liegenden Gebiete, Beſeitigung wenig⸗ ſtens der ſchwerſten Artillerie, Beſeitigung ſchwerſter Tanks. Auch das wurde abgelehnt. Es war alles umſonſt! „Nachdem ich ſo zwei Jahre lang der Welt Angebot um Angebot gemacht hatte, nur Ablehnung und immer wieder Ablehnung erfuhr, gab ich den Befehl. die deutſche Wehrmacht auf den Stand zu bringen, der zu erreichen überhaupt möalich wäre. a Hanna 82 friedung mit ſich bringen wird. Das Entſcheidende iſt, daß die beiden Staatsführungen und alle vernünftigen und ein⸗ ſichtigen Menſchen in beiden Völkern und Ländern den feſten Willen haben, das Verhältnis immer mehr zu beſſern. Es war eine wirkliche Friedenstat, die mehr wert iſt als das ganze Geſchwätz im Genfer Völkerbundspalaſt. Ich habe in dieſer Zeit nun verſucht, auch mit den an⸗ deren Nationen allmählich gute und dauerhafte Verhält⸗ niſſe herbeizuführen. 5 5 Allmählich löſen ſich immer mehr Völker von ſener wahnſinnigen Genfer Verblendung, die— ich möchte ſagen— nicht einer Politik der Friedensverpflich⸗ tung, ſondern einer Politik der Kriegsverpflichtung dient. Sie löſen ſich und beginnen, die Probleme nüchtern zu ſehen, ſie ſind verſtändigungsbereit und friedenswillig. Das F ottenabkommen mit England Ich bin weiter gegangen und habe England die Hand geboten! Ich habe freiwillig darauf verzichtet, jemals wie⸗ der in eine Flottenkonkurrenz einzutreten, um dem briti⸗ ſchen Reich das Gefühl der Sicherheit zu geben. Ich habe das nicht etwa getan, weil ich nicht mehr würde bauen können, darüber ſoll man ſich keiner Täuſchung hinge⸗ ben, ſondern ausſchließlich aus dem Grund, um zwiſchen den beiden Völkern einen dauerhaften Frieden zu ſichern. Freilich eines iſt hier Vorausſetzung: Es geht nicht an, daß der eine Teil ſagt:„Ich will nie wieder Krieg führen, und zu dieſem Zwecke biete ich Dir eine freiwillige Begrenzung meiner Waffen auf 35 v. H. an“— der andere Teil aber erklärt:„Wenn es mir paßt, werde ich von Zeit zu Zeit ſchon wieder Krieg führen.“ Das geht nicht!(Lebhafte Pfuirufe.) 5 5 5 Ein ſolches Abkommen iſt nur dann moraliſch berechkigt, wenn beide Völker ſich in die Hand verſprechen, niemals wieder miteinander Krieg führen zu wollen. Deutſchland hat dieſen Willen! Wir alle wollen hoffen, daß im engliſchen Volk diejenigen die Ueberhand bekommen, die des gleichen Willens ſind! Deutſchland und Frankreich Ich bin weitergegangen. Ich habe Frankreich ſofort nach der Rückgabe des Saargebiets an Deutſchland, die durch eine Abſtimmung entſchieden werde, erklärt, daß es nun überhaupt keine Differenzen mehr zwiſchen uns ebe. Ich ſagte, daß die elſaß⸗lothringiſche Frage ür uns nicht mehr exiſtiert. Es iſt ein Grenzgebiet. Das Volk dieſes Landes iſt eigentlich in den letzten Jahrzehnten niemals um ſeine eigene Meinung gefragt worden. Wir haben die Empfindung, daß die Bewohner dieſer Provinz am 3 e ſind, wenn um ſie nicht wieder gekämpft wird. Wir alle wollen keinen Krieg mit Frankreich. Wir wollen nichts von Frankreich! Gar nichts! (Bei dieſen Worten bereiteten die Zehntauſende dem Füh⸗ rer eine minutenlange ſtürmiſche Ovation.) Und als das Saargebiet dank der loyalen Aus⸗ legung der Verträge durch Frankreich— das muß ich hier beſtätigen— ins Reich zurückgekehrt war, habe ich feier⸗ lich verſichert: Nunmehr ſind alle territorialen Differenzen wiſchen Frankreich und Deutſchland beſeitigt. Ich ſehe 5 überhaupt keine Differenzen mehr zwiſchen uns Es ſind zwei große Völker, die beide arbeiten und le⸗ ben wollen. Und ſie werden dann am beſten leben, wenn ſie zuſammen arbeiten! rtf Arettiſ gutem preisgeben wollte. Ich hätte dann auch kein morallſches Recht der Führer dieſes Volkes zu ſein. Ich habe genus Opfer des Verzichts auf mich genommen. Hier war die Grenze, über die ich nicht hinweg konnke! Wie richtig das war, iſt durch die Abſtimmung in Oeſterreich bewieſen worden. Damals wurde ein glühendes Bekenntnis abgelegt ein Bekenntnis, wie die an⸗ dere Welt ſich das ſicher nicht erhofft hatte. Allein wir ha⸗ ben es ſa erlebt: Für Demokratien iſt eine Volksabſtim⸗ mung in dem Augenblick überflüſſig oder ſogar verderblich, in dem ſie nicht zu dem Reſultat führt, das ſie ſich ſelbſt erhoffen.(Brauſende Zuſttmmung.) Trotzdem wurde dieſes Problem gelöſt zum Glück des ganzen großen deutſchen Volkes. Das letzte Problem And nun ſteht vor uns das letzte Problem, das gelöſt werden muß und gelöſt werden wird! Es iſt die letzte ter⸗ ritoriagle Forderung, die ich in Europa zu ſtellen habe, aber es iſt die Forderung, von der ich nicht abgehe und die ich, 10 Gokt will, erfüllen werde.(Atemlos ſind die Zuhörer en Worten des Führers gefolgt. Jetzt bricht wie eine Sturmfluf die Begeiſterung los.) Die Geſchichte dieſes Problems: 1918 wurde unter dem Motto:„Selbſtbeſtimmungsrecht der Völker“ Mittel⸗ europa zerriſſen und von einigen wahnwitzigen ſogenannten Staatsmännern neu geſtaltet. Ohne Rückſicht 5 die Her⸗ kunft der Völker, auf ihr nationales Wollen, auf die wirt⸗ ſchaftlichen Notwendigkeiten, hat man damals Mitteleuropa atomiſiert und willkürlich ſogenannte neue Staaten gebildet. Dieſem Vorgang verdankt die Tſchecho⸗Slowakei ihre Exiſtenz! Dieſer tſchechiſche 6 begann mit einer einzigen üge. 1 8 Der Vater dieſer damaligen Lüge hieß Beneſch(Pfuirufe). Dieſer Herr Beneſch trat damals in Verſailles auf und ver⸗ ſicherte zunächſt, daß es eine tſchechoflowakiſche Nation gebe. Er mußte dieſe Lüge erfinden, um der dürftigen Zahl ſeiſner eigenen Volksgenoſſen einen etwas größeren und damit be⸗ rechtigteren Amfang zu geben. And die in geographiſchen und volklichen Hinſichten ſtets nicht ſehr ausreichend bewan⸗ derten angelſächſiſchen Staatsmänner haben es damals nicht für notwendig befunden, dieſe Behauptungen des Herrn Beneſch nachzuprüfen. Denn ſonſt hätten ſie gleich feſtſtellen können, daß es eine tſchechiſch⸗ſlowakiſche Nation nichl gibt, ſondern nur Tſchechen und Slowaken, und daß die Slowaken von den Tſchechen nichts wiſſen wollen. So haben nun dieſe Tſchechen zuletzt durch Heren Beneſch die Slowakei annektie Da dieſer Staat nicht lebensfähig ſchien, nahm man zerhand 3,5 Millionen Deutſche, entgegen ih Selbſtbeſtimmungsrecht und ihrem Selbſtbeſtimmungswille (Pfufrufe). Da auch das nicht genügte, mußten noch üb eine Million Magyaren hinzukommen, dann Ka thoruſſen und endlich noch mehrere hunderttauſend len.. Das iſt dieſer Staat, der ſich ſpäter dann Tſchecho⸗ wakei nannte— entgegen dem klaren Wunſch und W. der vergewaltigten Nationen. Wenn ich hier zu Ihnen ſp 1 5 dann empfinde ich ſelbſtverſtändlich das Schickſal aller dieſe Unterdrückten, ich empfinde mit dem Schickſal der Slowe ken, der Polen, der Ungarn, der Ukrainer. Sprecher bin ich natürlich nur für das Schickſal meiner Deutſchen. 5 Als Herr Beneſch damals dieſen Staat zufſammen⸗ log, da verſprach er feierlich, ihn nach Schweizer Syſtem in Kantone einzuteilen, denn es waren unter den demokrati⸗ ſchen Staatsmännern doch einige, die doch Gewiſſensbiſſe empfanden. Wir alle wiſſen, wie Herr Beneſch dieſes Kan⸗ tonalſyſtem gelöſt hat! Er begann ſein Terror⸗ regime! Schon damals verſuchten die Deutſchen, gegen dieſe willkürliche Vergewaltigung zu proteſtieren. Sie wurden zuſammengeſchoſſen.(Stürmiſche Pfuirufe). Und ſeitdem ſetzte nun ein Ausrottungskrieg ein. In dieſen Jahren der„fried⸗ lichen Entwicklung der Tſchecho⸗Slowakei mußten nahezu 600 000 Deutſche die Tſchecho⸗Slowakei verlaſſen. Dies geſchah aus einem ſehr einfachen Grunde: Sie hätten ſonſt verhun⸗ gern müſſen! Die geſamte Entwicklung ſeit dem Jahre 1918 bis 1938 zeigte eines klar: Herr Beneſch war entſchloſſen, das Deutſchtum langſam auszurotten! Und er hat dies auch bis zu einem gewiſſen Grade erreicht. Er hat unzählige Menſchen ins Unglück geſtürzt. Er hat es fertiggebracht, Millionen Menſchen ſcheu und ängſtlich zu machen. Unter der fortwährenden Anwendung ſeines Ter⸗ rors iſt es ihm gelungen, dieſe Millionen mundtot zu machen, und in derſelben Zeit entſtand dann auch Klarheit über die„internationalen“ Aufgaben dieſes Staates. Man machte nun gar kein Hehl mehr daraus, daß dieſer Staat dazu beſtimmt war, wenn notwendig, gegen Deutſchland eingeſetzt zu werden. Ein franzöſiſcher Luftfahrtminiſter, Pierre Cot, hat dieſen Wunſch nüchtern ausgeſprochen:„Den Staat brauchen wir“, ſagte er,„weil von dieſem Staat aus die deutſche Wirtſchaft, die deutſche Induſtrie am leichteſten mit Bomben zu zerſtören ſind.“ Und dieſes Staates bedient ſich nun der Bolſche⸗ éwiesmus als ſeiner Eingangspforte. Nicht wir haben die Berührung mit dem Bolſchewismus geſucht, ſondern der Bolſchewismus benutzt dieſen Staat, um einen Kanal nach Mitteleuropo zu beſitzen. Nun ſetzt das Schamloſe ein. Dieſer Staat, der nur eine Minderheit als Regierung beſitzt, zwingt die Nationalitä⸗ ten, eine Politik mitzumachen, die ſie eines Tages dazu ver⸗ pflichtet, auf die eigenen Brüder zu ſchießen. (Wieder ertönen anhaltende Pfuirufe.) Herr Beneſch ver⸗ langt vom Deutſchen:„Wenn ich gegen Deutſchland Krieg führe, haſt Du gegen die Deutſchen zu ſchießen. Und wenn Du das nicht willſt, biſt Du ein Staatsverräter, dann laſſe ich Dich ſelbſt erſchießen.“ Gibt es eine größere Schamloſigkeit, als fremde Menſchen zu zwingen, unter Umſtänden gegen ihre eigenen Volksgenoſſen ſchießen zu müſſen, nur weil ein verderbliches, ſchlechtes und verbrecheriſches Staatsregime das ſo verlangt? Ich kann hier verſichern: Als wir Oeſterreich beſetzt hatten war mein erſter Befehl: Kein Tſcheche braucht, ſa darf im deutſchen Heere Dienſt tun. Ich habe ihn nicht vor einen Gewiſſenskonflikt geſtellt. Wer ſich aber Herrn Beneſch widerſetzt. der wird vor allem auch wirtſchaftlich tot gemacht. Dieſe Tatſache können die demokratiſchen Weltapoſtel nicht weglügen In dieſem Staal des Herrn Beneſch ſind die Folgen für die Nationalitäten grauenhaft geweſen. Ich ſpreche nur für die Deutſchen. Sie haben die größte Sterblichkeit aller deut⸗ ſchen Volksſtämme, ihre Kinderarmut iſt die größte, ihre Arbeitsloſigkeit die furchtbarſte. Wie lange ſoll ſo etwas Wee Jahre, ang. hahen. die. Jeutſchen in der zuſehen müſſen, nicht weil es das jemals hinnahm, ſondern weil es einfach ohnmächtig war und ſich in der Welt der Demokratie nicht helfen konnte vor dieſen Peinigern.(To⸗ ſende Pfuirufe.) Ja wenn irgendwo ein Landesverräter nur eingeſperrt wird wenn ein Mann, der meinetwegen von der Kanzel herunterſchimpft, in Sicherheit genommen wird— dann gibt es Aufregung in England und Empö⸗ rung in Amerika Wenn aber Hunderttauſende von Men⸗ ſchen vertrieben werden, wenn Zehntauſende ins Gefäng⸗ nis kommen und Tauſende niedergemetzelt werden dann rührt das dieſe Patentweltdemokraten nicht im geringſten. Wir haben in dieſen Jahrer detee oelernt. Wir empfinden tiefe Verachtung für ſie.— Dank und Verſprechen an Muſiolini Eine einzige Großmacht ſehen wir in Europa und einen Mann an ihrer Spitze, die Verſtändnis beſitzen für die Noklaqe unſeres Volkes: Es iſt, ich darf es wohl ausſpre- chen, mein großer Freund Benito Muſſolini.(Ein donnern⸗ der Beifallsſturm bricht los.) Was er in dieſer Zeit getan hal und die Haltung die das italieniſche Volk einnimmt. werden wir nicht vergeſſent Und wenn einmal die Stunde einer gleichen Not für Italien kommt, dann werde ich vor dem deutſchen Volk ſtehen und es auffordern, die gleiche Haltung einzunehmen Auch dann werden nicht zwei Staa⸗ ten ſich verteidigen, ſondern ein Block!(Eine Kundgebung ungeheurer Begeiſterung ſchlägt dem Führer enkgegen. die ſich in immer brauſenderen Heilrufen enklädt.) 0 Ich habe am 20. Februar dieſes Jahres im Reichstag erklärt, daß im Leben der zehn Millionen Deutſchen außer⸗ halb unſerer Grenzen eine Aenderung eintreten muß. Herr Beneſch hat es nun auch anders gemacht. Er ſetzte mit einer noch radikaleren Unterdrückung ein, es begann ein noch grö⸗ zerer Terror. Es ging ſo fort, bis endlich der 21. Mai kam. In der Tſchecho⸗Slowakei ſollte endlich eine Wahi ſtattfinden, die nicht mehr hinauszuſchieben war. Da erfand Herr Beneſch ein Mittel, um die Deutſchen dort ein⸗ zuſchüchtern: die mi litäriſche Beſetzung der Ge⸗ biete. Dieſe militäriſche Beſetzung will er auch jetzt weiter auf⸗ kechterhalten, in der Hoffnung, daß es keiner wagen wird, gegen ihn aufzutreten, ſolange ſeine Schergen im Lande ind. Es war jene freche Lüge des 21. Mai, daß Deutſch⸗ land mobil gemacht hätte, die nun herhalten mußte, um die ice Mobilmachung zu bemänteln, zu beſchönigen und zu motivieren. Was dann kam, wiſſen Sie: eine infame inter⸗ nationale Welthetze. Deutſchland hatte nicht einen Mann einberufen. Es dachte nicht daran, dieſes Problem militäriſch zu löſen. Ich hatte immer noch die Hoffnung, die Tſchechen würden in letzter Minute einſehen, daß dieſe Tyrannei nicht länger aufrechtzuerhalten wäre. Aber Herr Beneſch ſtand auf dem Standpunkt, daß man ſich mit Deutſchland, ge⸗ deckt durch Frankreich und durch England alles erlauben könne! Es kann ihm ja nichts paſſieren. Und vor 1 8 ihm ſteht, wenn alle Stricke reißen, Sowjet⸗ cußland. So war die Antwort dieſes Mannes dann erſt recht wie⸗ der: Nied erſchießen, verhaften, einkerkern, für alle jene, die ihm irgendwie nicht paſſen. So kam dann meine For⸗ derung in Nürnberg. Dieſe Forderung war ganz klar: Ich habe es dort zum erſtenmar ausgeſprochen, daß jetzt das Selbſtbeſtimmungsrecht für dieſe dreieinhalb Millionen endlich(faſt 20 Jahre nach den Erklärungen des Präſiden⸗ ten Wilſon) in Kraft treten muß. Und wieder hat Herr Beneſch ſeine Antwort gegeben: Neue Tote, neue Ein⸗ gekerkerte, neue Verhaftungen! Die Deutſchen mußten zu flie⸗ hen beginnen. Und dann kam England. Ich habe Herrn Cham⸗ berlain gegenüber eindeutig erklärt, was wir jetzt als ein⸗ zige Möglichkeit einer Löſung anſehen. Es iſt die natür⸗ lichſte, die es überhaupt gibt. Ich weiß, daß alle Nationa⸗ litäten nicht mehr bei dieſem Herrn Beneſch bleiben wollen, allein ich bin in erſter Linie Sprecher der Deutſchen, und für dieſe Deutſchen habe ich nun geredet und verſichert, daß ich nicht mehr gewillt bin, tatenlos und ruhig zuzuſehen, wie dieſer Wahnwitzige in Prag glaubt, 3,5 Millionen Men⸗ ſchen einfach mißhandeln zu können(Wieder löſen die Worte des Führers minutenlange ſtürmiſche Zuſtimmung aus). And ich habe keinen Zweifel darüber gelaſſen, daß nun⸗ mehr die deutſche Geduld endlich doch ein Ende hat. Ich habe keinen Zweifel darüber gelaſſen, daß es zwar eine Eigen⸗ art unſerer deutſchen Mentalität iſt, lange und immer wie⸗ der geduldig etwas hinzunehmen, daß aber einmal der Augen⸗ blick kommt, in dem damit Schluß iſt! (Ein Beifallsſturm läßt den Sportpalaſt bei dieſer Er⸗ klärung des Führers erdröhnen). Und nun haben endlich England und Frankreich an die Tſchecho⸗Slowakei die einzig mögliche Forderung gerichtet: das deutſche Gebiet frei⸗ zugeben und an das Reich abzutreten Der letzte Ich habe nunmehr ein Memorandum mit einem letzten und endgültigen deutſchen Vorſchlag der britiſchen Regierung zur Verfügung geſtellt. Dieſes Memorandum enthält nichts anderes als die Realiſierun g deſ⸗ ſen, was Herr Beneſch bereits verſprochen hat. Der Inhalt dieſes Vorſchlages iſt ſehr einfach: Jenes Gebiet, das dem Volke nach deutſch iſt und ſeinem Willen nach zu Deutſchland will kommt zu Deutſchland, und zwar nicht erſt dann, wenn es Herrn Beneſch gelungen ſein wird. 5955 ein oder zwei Millionen Deutſche ausgetrieben zu haben ſondern ſetzt, und zwar ſofork! Ich habe hier jene Grenze gewählt, die auf Grund des ſeit Jahrzehnten vorhandenen Materials über die Volks⸗ und Sprachenaufteilung in der Tſchecho-Slowakei gere ch t iſt. Trotzdem aber bin ich gerechter als Herr Beneſch und will nicht die Macht die wir beſitzen, ausnützen. Ich habe daher von vornherein feſtgelegt: Dies Gebiet wird unter die deutſche Oberhoheit geſtellt, weil es im weſentlichen von Deutſchen beſiedelt iſt. Die endgültige Grenzziehung jedoch überlaſſe ich dann dem Votum der dort befindlichen Volksgenoſſen ſelbſt! Ich habe alſo feſtgelegt, daß in dieſem Gebiet dann eine Ab⸗ ſtimmung ſtatkfinden ſoll. And damit niemand ſagen kann, es könnte nicht gerecht zugehen, habe ich das Statut der Saagrabſtimmung als Grundloge für dieſe Abſtimmung ge⸗ wählt „Ich war ſogar einverſtanden, die Abſtimmung durch i n⸗ Lein iin blüte RORHlTofttrommiſftonen Uber⸗ prüfen zu laſſen. Ich ging noch weiter und ſtimmte zu, die Grenzziehung einer deurſch⸗tſchechiſchen Kommiſſion zu überlaſſen. Herr Chamberlain meinte, ob es nicht eine internationale Kommiſſion ſein könnte. Ich war auch dazu bereit. Ich wollte ſogar während dieſer Abſtimmungszeit die Truppen wieder zurückzlehen. und ich habe mich heute bereit erklärt, für dieſe Zeit die britiſche Legion einzuladen, die mir das Angebot machte, in dieſe Gebiete zu gehen und dort die Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten Und ich war dann fernerhin bereit, die e n d⸗ 4 tige Grenze durch eine internationale Kommiſſion eſtſezen zu laſſen und alle Modalitäten einer Kommiſſion zu übergeben, die ſich aus Deutſchen und Tſchechen zuſam⸗ menſetzt Der Inhalt dieſes Memorandums iſt nichts anderes als die praktiſche Ausführung deſſen, was Herr Beneſch bereits verſprochen hat, und zwar unker größten inkernakionalen Garantien. Herr Beneſch ſagt nun, dieſes Memorandum ſei eine „neue Lage“. Und worin beſteht in Wirklichkeit die „neue Lage“? Sie beſteht darin, daß das, was Herr Be⸗ neſch verſprochen hat, dieſes Mal ausnahmsweiſe auch gehalten werden ſoll! Was hat der Mann in ſei⸗ 5 1 8 nicht alles verſprochen! Und nichts hat er ge⸗ alten! Herr Beneſch ſagt: Wir können aus dem Gebiet nicht zurück. Herr Beneſch hat alſo die Uebergabe dieſes Gebietes ſo verſtanden, daß es dem Deutſchen Reich als Rechtstitel gutgeſchrieben, aber von den Tſchechen vergewaltigt wird. 195 iſt jetzt vorbei!(Brauſend bricht wieder der Beifall og. f Ich habe jetzt verlangt, daß nun nach 20 Jahren Herr Beneſch endlich zur Wahrheit gezwungen wird. Er wird am 1. Oktober uns dieſes Gebief übergeben müſſen. Herr Beneſch ſetzt ſeine Hoffnungen nun auf die Welt. Und da kann ich jetzt nur eines ſagen: Nun kreten zwei Männer gegeneinander auf: Dort iſt Herr Beneſch! Und hier ſtehe ich! (Die Zehntauſende ſpringen von ihren Plätzen auf und be⸗ reiten dem Führer eine großartige Kundgebung.) Wir ſind 8 Menſchen verſchiedener Art. Als Herr Beneſch ſich in em großen Völkerringen in der Welt herumdrückte, da habe ich als anſtändiger deutſcher Soldat meine Pflicht er⸗ füllt(ſtürmiſche Heilrufe) und heute ſtehe ich nun dieſem Manne gegenüber als der Soldat meines Volkes!(Ein Ju⸗ bel ohnegleichen folgt dieſen Worten.) Ich habe nur weniges zu erklären: Ich bin Herrn Chamberlain dankbar für alle ſeine Bemühungen. Ich habe ihm verſichert, daß das deutſche Volk nichts anderes will als Frieden Allein ich habe ihm auch erklärt, daß ich nicht hinter die Grenzen unſerer Geduld zurückgehen kann. Ich habe ihm weiter verſichert und wiederhole es hier, daß es— wenn dieſes Problem 3 iſt— für Deutſchland in Europa i es Problem mehr gibt Und ich habe ihm weiter verſichert, daß in dem Augen⸗ blick, in dem die Tſchecho⸗Slowakel ihre Probleme löſt, d. h. in dem die Tſchechen mit ihren anderen Minderbeiten ch a e un gekgeſeth haben, und zwar friedlich und nicht durch Unterdrückung, daß ich dann am tſchechiſchen Staat Heute ſind wir genau im Bilde über die Unterhallun⸗ gen, die damals Herr Dr. Beneſch geführt hat. Angeſichts der Erklärung Englands und Frankreichs, ſich nicht mehr für die Tſchecho⸗Slowakei einzuſetzen, wenn nicht endlich das Schickſal dieſer Völker anders geſtaltet würde und die Ge⸗ biete freigegeben würden, fand Herr Beneſch einen Ausweg. Er gab an, daß dieſe Gebiete abgetreten werden müſſen. Das war ſeine Exklärung! Aber was tat er? Nicht das Gebiet trat er ab, ſondern die Deutſchen treibt er jetzt aus! And das iſt jetzt der Punkt, an dem das Spiel aufhört! (Wieder brauſt der Beifall dröhnend empor). Herr Beneſch hatte kaum ausgeſprochen, da begann ſeine militäriſche Anterjochung— nur noch verſchärft— aufs neue. Ganze Landſtriche werden entvölkert, Ortſchaften wer⸗ den niedergebrannt, mit Granaten und Gas verſucht man die Deutſchen auszuräuchern(Stürmiſche Pfuirufe). Herr Beneſch aber ſitzt in Prag und iſt überzeugt:„Mir kann nichts paſſieren, am Ende ſtehen hinter mir England und Frankreich“. And nun, meine Volksgenoſſen, glaube ich, daß der Zeitpunkt gekommen iſt, an dem nun Fraktur ge⸗ redet werden muß. (Eine Woge der Begeiſterung begleitet dieſe Feſtſtellung des Führers). Wenn jemand 20 Jahre lang eine ſolche Schande, eine ſolche Schmach und ſo ein Unglück erduldet, wie wir es getan haben, dann kann man wirklich nicht be⸗ ſtreiten, daß er friedensliebend iſt. Denn ſchließlich hat Herr Beneſch 7 Millionen Tſchechen, hier aber ſteht ein Volk von über 75 Millionen! Vorſchlag nicht mehr intereſſiert bin. Und das wird ihm garantiertl Wir wollen gar keine Tſchechen! Allein, ebenſo will ich nun vor dem deutſchen Volke er⸗ klären, daß in Bezug auf das ſudetendeulſche Problem meine Geduld jetzt zu Ende iſt! Ich habe Herrn Beneſch ein Angebot gemachk, das nichts anderes iſt als die Realiſie⸗ rung deſſen, was er ſelbſt ſchon zugeſichert hat. Er hat jetzt die Entſcheidung in ſeiner Hand! Frieden oder Krieg! Er wird entweder dieſes Angebot akzeptieren und den Deutſchen ſetzt endlich die Freiheit geben oder wir wer⸗ den dieſe Freiheit uns ſelbſt holen! (Die Begeiſterung reißt die Menge zu immer neuen Stür⸗ men des Beifalls hin.) Das muß die Welt zur Kenntnis nehmen: In 4½ Jah⸗ ren Krieg und in den langen Jahren meines politiſchen Le⸗ ben hat man mir eines nie vorwerfen können: Ich bin niemals feige gewesen!(Grenzenlos wird der Jubel.) Ich gehe meinem Volk jetzt voran alsſeinerſter Soldat, und hinter mir, das mag die Welt wiſſen, mar⸗ ſchier t jetzt ein Volk, und zwar ein anderes als das vom Jahre 1918! Wenn es damals einem wandernden Scholaren gelang in unſer Volk das Gift demokratiſcher Phraſen hineinzuträufeln— das Volk von heute iſt nicht mehr das Volk von damals! Solche Phraſen wirken guß 105 wie Weſpenſtiche. Wir ſind dagegen jetzt gefeit.(Bei⸗ all.) In dieſer Stunde wird ſich das ganze deutſche Volk mik mir berbinden! Es wird meinen Willen als ſeinen Willen ipſind ei, genau ſo iwie ich ſeine Zukunft und fein Schick⸗ ſal als den Auftraggeber meines Handelns anſehe! Und wir wollen dieſen gemeinſamen Willen jetzt ſo ſtärken(bei dieſen Worten erheben ſich die Zuhörer), wie wir ihn in der Kampfzeit beſaßen, in der Zeit, in der ich als einfacher und unbekannter Soldat auszog, ein Reich u erobern, und niemals zweifelte an dem Erfolg und an em endgültigen Sieg Da hat ſich um mich geſchloſſen eine Schar von tapferen Männern und tapferen Frauen. Und ſind mit mir gegangen. And ſo bitte ich Dich mein deutſches Volk: Tritt ſetzt hinter mich, Mann für Mann, Frau um Frau. (Der Jubel ſteigert ſich zum Orkan Die Maſſen ſpringen auf, ſie rufen minutenlang dem Führer zu.) In dieſer Stunde wollen wir alle einen gemeinſamen Willen faſſen. Er ſoll ſtärker ſein als jede Not und jede Ge⸗ fahr. And wenn dieſer Wille ſtärker iſt als Not und Gefahr. dann wird er Not und Gefahr einſt brechen. Wir ſind entſchloſſen! Herr Beneſch mag jetzt wählen! Ein unbeſchreiblicher Sturm äußerſter Begeiſterung dankt dem Führer für das Erlebnis dieſer Rede. Immer wieder erſtickt das donnernde Heil⸗Rufen der Zehntauſende das Händeklatſchen, bis es wieder von neuen Begeiſte⸗ rungsſtürmen abgelöſt wird. Dann bilden ſich Sprechchöre, die immer gewaltiger anſchwellen:„Führer befiehl. wir folgen!— Führer befiehl, wir folgen!“ „Das geloben wir!“ Nachdem ſich der Sturm einigermaßen gelegt hat, nimmt 175 1 nochmals das Wort zu folgender Schlußan⸗ prache: „Mein Führer! Ich mache mich in dieſer geſchichtlichen Stunde zum Sprecher des ganzen deutſchen Volkes, wenn ich feierlich erkläre: Die deutſche Nation ſteht wie ein Mann hinter Ihnen, um Ihre Befehle, treu, gehorſam und begeiſtert zu er⸗ füllen. Das deukſche Volk hat wieder ein Gefühl für nakionale 8195 und Pflicht. Es wird dementſprechend zu handeln wiſſen. Niemals wird ſich bei uns ein November 1918 wieder⸗ holen. Wer in der Welt damit rechnet, rechnet falſch. Unſer Volk wird, wenn Sie es rufen, hark und entſchloſſen zum Kampfe antreten und das Leben und die Ehre der Nakion bis zum letzten Atemzuge verteidigen. 5 Das geloben wir Ihnen, ſo wahr uns Gott helfe!“ 0* Dr. Goebbels ſchloß mit dem Siegheil auf den Führer und erklärte die Kundgebung für geſchloſſen. Noch einmal brandete der 1 ungeſtüm und unend⸗ lich dem Führer entgegen, als er den Sportpalaſt ver⸗ ließ. Da prangen die 9 1 auf die Stühle und Bänke, und wie eine Selbſtverſtändlichkeit erklang plötzlich aus 1 555 Mitte das alte Kampflied auf:„Der Gott, der Eiſen wachſen ließ, der wollte keine Knechte!“ Während der Führer durch den ittelgang der Halle ſchritt, ſtimmten die Zehntauſende in den feierlichen Schwur⸗ geſang ein. 1 — — rr D e — „Geſundes Leben— Frohes Schaffen.“— Geſundheit iſt Verpflichtung! Berlins neue Ausſtellung— Der„Cellon⸗Gigant“ und das„Unfall⸗Karuſſell“ „Lebe ſo, wie du wünſchſt gelebt zu haben, wenn es dazu zu ſpät iſt!“ So könnte man in Abwandlung eines bekannten Satzes ſagen, wenn man die große Berliner Ausſtellung„Geſundes Leben— frohes Schaf⸗ fen“ betrachtet, die bis zum 6. November geöffnet iſt. Dieſe Ausſtellung, die unter der Schirmherrſchaft des Stellvertreters des Führers, des Reichsminiſters Rudolf Heß, ſteht, wendet ſich an alle deutſchen Menſchen und iſt wie vielleicht keine andere geeignet, das Intereſſe aller zu wecken. Denn die Dinge, die hier zur Betrachtung ſtehen, gehen jeden an. Es ſoll ſich niemand ſo geſund fühlen, daß er nicht auch ab und zu ſeinem Körper die Pflege angedeihen läßt, die er bei einer Maſchine für ſelbſtver⸗ ſtändlich halten würde. Eine Maſchine wird geölt, ſie wird auch regelmäßig gereinigt und überholt, und vor allem hört ihr Beſitzer mit ängſtlicher Sorgfalt auf jeden falſchen Ton, der auf einen Fehler oder Schaden ſchließen läßt. Was von der Maſchine, die immerhin leichter zu erſetzen iſt, zu ſagen iſt, gilt natürlich im verſtärkten Maße vom menſchlichen Körper. Wir werden nur einmal geboren, haben nur einmal von der Natur das Leben er⸗ halten, das wir nun auch ſo geſtalten müſſen, daß es wirk⸗ lich unſerer hohen menſchlichen Aufgabe entſpricht. Außer⸗ dem ſoll man niemals überſehen, daß der einzelne Menſch nicht allein für ſich verantwortlich iſt, ſondern daß er ein Glied der Volksgemeinſchaft iſt, die Anſprüche an ihn zu ſtellen hat. Dieſe Anſprüche können aber nur erfüllt werden, wenn wir unſeren Körper inſtand haben und halten. Man ſoll ſich nicht damit herausreden, daß die ärztliche Kunſt in unſerer Zeit einen ſo hohen Stand er⸗ reicht hat, daß nicht nur die Säuglingsſterblichkeit ſtark geſunken iſt, ſondern daß die Menſchen auch viel älter werden als früher. Es kommt nicht allein darauf an, daß die Menſchen durchſchnittlich lñänger leben, ſondern daß ſie ſich auch bis ins hohe Alter hinein leiſtungsfähig erhalten, um ihrem Volk und Staat dienen zu können. Das alles geht einem durch den Kopf, wenn man durch die zahlreichen Hallen dieſer wertvollen Ausſtellung geht. Sie hat ſich den Menſchen einzig und allein zum Thema geſetzt und hämmert ihren Beſuchern immer wieder den Satz ins Gehirn:„Lebe verantwortungsbe⸗ wußt!“ Dos kann man aber nur tun, wenn man die einfachſten Regeln der Geſundheitsführung befolgt und nicht mit ſich ſelbſt ſchlecht umgeht. An zahlreichen Modellen, Bil⸗ dern und Darſtellungen kann man auf dieſer Ausſtellung erkennen, wie man ſich ſelbſt geſund erhalten und im Krankheitsfall für die Geneſung ſorgen kann. In erſter Linie gilt es, überhaupt nicht krankzu werden oder körperliche Schäden zu erhalten. Die Natur hat eine wohl⸗ tätige Einrichtung geſchaffen: den Schmerz. Wenn wir ihn nicht beachten, dann überhören wir die Warnungsrufe, die uns über Schäden in unſerem Körper unterrichten. Der „Cellon⸗Gigant“, ein Kerl von über 3 Meter Größe, zeigt uns alle unſere inneren Organe, zeigt uns auch an zahlreichen aufleuchtenden Lämpchen, wo Schmer⸗ zen entſtehen können. Eine auf⸗ und abſteigende Lichtſäule neben ihm beweiſt, wie die Lebenskraft ſinkt, wenn wir die Schmerzen nicht beachten und die Schäden nicht be⸗ heben. Das Gegenſtück dazu iſt der„Giftmenſch“, an deſſen Modell man die Wirkung von fünf verſchiedenen Vergiftungsarten erkennen kann. Man ſieht den Weg, den das Gift im Körper nimmt und wie es die Organe Angreift. Beide Modelle bedürfen nicht der langatmigen Erklärung; ſie ſprechen für ſich. Oder aber die„Halle der Selbſterkenntnis“. Hier erhält jeder Beſucher koſtenlos eine Karteikarte, und bei ſeinem Rundgang kann er nun ſich auf ſeine körper⸗ kranrungen, Ermüdungserſcheinungen uſw. beruhen, prüfen laſſen. Er kann auch feſtſtellen, ob er farbenſchwach iſt, und ſchließlich kann er ſogar eine Röntgenaufnahme ſeines Oberkörpers machen laſſen und dieſes„entſchleierte“ Innere mit nach Haus nehmen. Nicht weniger intereſſant und lehrreich iſt das„Unfall⸗Karuſſell“. Es iſt ent⸗ ſtanden aus der Erkenntnis, daß allezehn Sekunden bei uns ein Unfall paſſiert. An den Bildern, die alle zehn Sekunden wechſeln, werden die verſchiedenſten Unfall⸗ gefahren gezeigt, denen der Menſch ausgeſetzt iſt. Ver⸗ kehrsunfälle, Unfälle im Haushalt oder im Beruf, die ver⸗ ſchiedenſten Möglichkeiten werden gezeigt, und darüber ſteht die große Mahnung, vorſichtig zu ſein und mit dem koſtbarſten Gut, das uns gegeben iſt, der Geſundheit, ſorg⸗ ſam umzugehen. Daß in dieſer Betrachtung auch die ver⸗ ſchiedenen Genußmittel nicht vergeſſen werden dürfen, liegt auf der Hand. Die Gefahren durch übertriebenen Genuß von Alkohol, Nikotin oder andere Gifte ſind längſt nicht bekannt genug, und darum iſt es gut, wenn ſie uns vor⸗ gehalten werden. Geſund leben heißt, ſich leiſtungsfähig erhalten. Die Erbmaſſe, die uns mitgegeben iſt, iſt rein und unbeein⸗ trächtigt zu erhalten. Dazu gehört vernünftige Lebensweiſe, richtige Gattenwahl und vieles andere, wie uns auf dieſer Ausſtellung gelehrt wird. Auch der richtige Ausgleich zwiſchen Arbeit und Erholung iſt wichtig, wie wir aus den Beſtrebungen der Deutſchen Arbeitsfront wiſſen. Nicht umſonſt werden die Menſchen heute bei uns an die geiſtige und körperliche Erholung herangeführt, werden ihnen geſunde und zweckmäßige Arbeitsräume und Lebensbedingungen gegeben. Das alles wirkt ſich in einer größeren Leiſtungsfähigkeit und Arbeitskraft auch in höherem Alter aus. Wer aber unbelehrbar iſt, der gehe zum Schluß durch die„Spöttergaſſe“, nachdem er ſich zuvor in der Lärmkammer mit einigen zig Phon hat bearbeiten laſſen. In dieſer Gaſſe wird ihm endlich klar werden, was er für ſich zu tun hat, und manchem wird es leicht grauſen, wenn er die Fehler erkennt, die er bisher in ſeiner Lebensführung begangen haet. Dee. Müller, Schulze und andere Wer Familienforſchung treibt, weiß, wie wertvoll es iſt, einen nicht alltäglichen Namen zu tragen. Im Gegenſatz dazu läßt bei den Müllers und Schulzes der Name keinerlei Zuſammenhangsgefühl aufkommen. Verwechſlungen ſind an der Tagesordnung, und für die Liſtenführer aller Art, für die Behörden ſind ſolche Namen eine Geißel. Es iſt noch zu wenig bekannt, daß das neue Reichsge⸗ ſetz über Familiennamen eine Erlöſung von dieſen Nachtei⸗ len gebracht hat. Die hr für Standesamtsweſen weiſt deshalb nochmals ausführlich darauf hin und empfiehlt den Standesbeamten, dieſe Tatſache bei jeder Gelegenheit den Trägern eines Sammelnamens bekanntzugeben. 23 Namen ſind in dem Reichsgeſetz als notleidend anerkannt worden, darunter die Braun, Becker, Fiſcher, Hoffmann, Krauſe, Krüger, Lange, Lehmann, Meyer, Müller, Neumann, Schmidt, Schulze, Schröder uſw. Sie haben das Vorrecht erhalten, daß ihre Aenderung durch Zufügung eines Zuſatzes als ſowohl im öffentlichen Intereſſe wie im Intereſſe der Träger liegend anerkannt iſt. Die Menſchen mit dieſen Namen ſollen ſich von ihren bisherigen Namen nicht etwa trennen, ſie ſollen wie ihre Ahnen heißen, aber einen unterſcheidenden Zuſatz bekommen, und zwar für die Dauer, alſo auch für alle Nachkommen. Brüder können den ſelben Zuſatz wählen oder verſchiedene a a An nachdem ſie ſich mehr als eine Familie fühlen oder als Anfang ver⸗ ſchiedener Stämme. So werden ſich die Müller in verſchie⸗ dene Gruppe ſpalten, wie Müller⸗Koch, Müller⸗Johannſen uſw. Der zugeſetzte Namen ſoll ſtets der Namen der Mut⸗ ter oder einer der beiden Großmütter deſſen ſein, der ſich den Zuſatz behördlich geben läßt— Das kann ſich auf die Familienforſchung fördernd aus⸗ wirken, denn die mütterlichen Ahnen ſind vom Standpunkt der Vererbung und der Ahnenforſchung ebenſoviel wert wie lichen Mängel. die durch Berufsſchäden nicht behobene Er⸗ 175 600 l De 4. Kapitel. Aſſiſtenzärztin Dr. Hanſen war aus ihrem bisherigen Tätigkeitsfeld in die chirurgiſche Abteilung verſetzt wor⸗ den, und zwar auf beſonderen Wunſch von Profeſſor Kru⸗ ſius. In dem Augenblick, als Thea ihre neuen Pflichten übernahm, waren in der Frauenabteilung nur ſechs Betten belegt und vier von dieſen Patientinnen befanden ſich auf dem Wege der Beſſerung, während die beiden anderen noch auf die Operation warteten. Die nächſte war auf den kom⸗ menden Dienstag anberaumt. Durch die Oberſchweſter erfuhr Thea gleich, daß ſich die letzte Patientin in ſehr ſchlechter Verfaſſung befand und der Operation mit größter Angſt entgegenſah. Die Kranke hieß Marie Ulrich und war ein erſt neunzehnjähriges Mädchen mit hübſchem brünettem Lockenkopf und ſcheuen braunen Augen. Marie Ulrich war Kontoriſtin geweſen und hatte dieſe Stellung vor einigen Wochen aufgeben müſſen. Schon ſeit etwa drei Jahren verſpürte ſie häufig ein Drücken im Kopf, und ſeit einiger Zeit waren die Schmerzen unerträglich geworden. Gleichzeitig damit hatte die Sehkraft nachgelaſſen, und die Kranke verbrachte die Zeit oft weinend und ſchluchzend, weil ſie befürchtete, blind zu werden. Bereits vor längerer Zeit war ſie in ärztlicher Be⸗ handlung geweſen, aber der Zuſtand hatte ſich nicht gebeſ⸗ ſert. Der Augenarzt, der dann zu Rate gezogen wurde, ſtand vor einem Rätſel. Er ſprach mit Profeſſor Kruſius über den Fall, und dieſer horchte gleich auf und ließ ſich die Patientin kommen. Marie Alrich mußte ausführlich über ihr Leben erzäh⸗ len und dabei ſtellte 1 heraus, daß ſie vor drei Jahren einen Unfall gehabt hatte, dem ſie und ihre Eltern aber keine Bedeutung zumaßen. Beim Schwimmen in freiem Waſſer hatte ſie ſich bei einem Kopfſprung verletzt, und es war ſogar eine Narbe an der Kopfhaut zurückgeblieben. Profeſſor Kruſius ſchloß jetzt ſchon auf eine beſtimmte Diagnoſe, die dann durch die Röntgenaufnahme beſtätigt wurde. Eine Operation war unbedingt nötig. Marie Ulrich war überzeuge, daß ſie die Operation nicht Überleben oder zumindeſtens blind werden würde. Thea empfand großes Mitleid mit dem armen Mädel, deren jun⸗ ges Leben ein tragiſches Schickſal durchkreuzte. Marie war verlobt und hatte die Abſicht, nächſtes Jahr zu heiraten. „Er,“ der junge Mann, von dem ſie ſplach, war„der beſte Menſch von der Welt“ und nun——— „Ich möchte noch nicht ſterben, Fräulein Doktor,“ ſagte ſie zu Thea, die neben ihrem Bett ſtand.„Ich bin noch ſo jung und das Leben und das Glück liegt noch vor mir.“ „Was haben Sie für dumme Gedanken,“ erwiderte Thea kopfſchüttelnd.„Wer ſpricht denn vom Sterben?“ „Fräulein Doktor, verſtellen Sie ſich nicht. Sie wiſſen doch ganz genau, daß mir nicht zu helfen iſt.“ Thea ging ihren ärztlichen Pflichten nach, legte den Fiebermeſſer an und nahm den Puls. Dabei warf ſie einen Blick auf die Tafel über dem Bett. „Profeſſor Kruſius wird Sie ſelbſt operieren. Was hat er denn geſagt?“ fragte ſie. „Er—— er hat natürlich geſagt, es würde glücken. Aber ich glaube, er wollte mir nur Mut machen.“ 5 Thea lachte. „Wenn Profeſſor Kruſtus etwas verſpricht, hält er es,“ erwiderte ſie.„Er iſt ein berühmter Chirurg und ihm iſt noch keine Operation mißlungen.“ „Dann meinen Sie alſo, Fräulein Doktor— „——— Daß Sie nächſtes Jahr Hochzeit feiern kön⸗ nen.“. Die Kranke beruhigte ſich und am nächſten Morgen kam 9 Kruſius, um perſönlich nach ſeinen Patientinnen zu ſehen. s Thea und die Oberſchweſter begleiteten ihn. Zuerſt ging er an Marie Ulrichs Bett und ſetzte ſich auf den Bettrand. Er ſuchte ſie durch einige Scherzworte aufzuheitern, und zu ſeiner Ueberraſchung hörte er, daß ſich ihre Anſicht geän⸗ dert hatte. Sie ſah ihn mit ihren guten, braunen Augen verſtändnisvoll an und ſagte leiſe: „Nun habe ich keine Angſt mehr, Herr Profeſſor. Fräu⸗ lein Doktor hat mir alles geſagt, und ich glaube ihr. Nicht wahr, Sie werden ein armes Mädel nicht zum beſten haben— 2“ a 25 Der Profeſſor ſtreichelte über ihre Wange. 55 „Nein, mein kleines Fräulein, das tue ich nicht. Sie können volles Vertrauen zu mir haben, und alles wird noch gut werden.“ Er ging mit den anderen weiter. Nach der Viſite hatte er draußen mit der Aſſiſtenzärztin Hanſen noch eine kurze Ausſprache über die nächſte Operation. 8 „Der Fall liegt ſchwierig, ſehr ſchwierig,“ ſagte er.„And erſt bei der Operation kann ich mir ein ſicheres Urteil bil⸗ den. Ich werde ſie durchbekommen, ſo hoffe ich wenigſtens. Uebrigens ein nettes, hübſches Mädel, einzige Tochter, und ihre Eltern ſind in großer Sorge.“. „Wenn ſie jemand retten kann,“ ſagte Thea,„ſind Sie es, Herr Profeſſor.“ 5 „So, glauben Sie auch an meine Unfehlbarkeit?“ Er lächelte und verabſchiedete ſich dann. Thea ſah ihm nach und ein ſonderbarer, phantaſtiſcher Gedanke kam ihr in den Kopf. 5„„ 46 Natürlich Zufall oder Täuſchung, ja, wahrſcheinlich die bätsklichen, ſie kommen aber leicht zu kurz. Die elſtpfoy⸗ lene Namensänderung mindert, wenigſtens für eine der Mütter, dieſe Zurückſetzung. Auch ihr Name bleibt bei der Nachkommenſchaft wacherhalten. Welcher der drei Namen gewählt werden ſoll, beſtimmt der Antragſteller. Im Zweifel wird er den kürzeren wäh⸗ len. Ein adliger Name eignet ſich nicht als Zuſatz, wird auch nicht bewilligt. Auch der Name der Ehefrau, an den ein Verheirateter denken wird, iſt als Zuſatz abzulehnen. Orts⸗ namen als Zuſatznamen ſind nur ausnahmsweiſe zugelaſ⸗ ſen, wenn der Menſch für den Ort von beſonderer Bedeu⸗ tung iſt oder war. Das gilt auch für Hofnamen und Zu⸗ ſätze, die von Orts⸗ oder Hofnamen abgeleitet ſind. Hoch⸗ trabende Fantaſienamen ſind ausgeſchloſſen. Andere als die 23 Namen haben keine Sonderſtellung, Der Regel nach wer⸗ den Doppelnamen nicht gewährt, weil ſie häufig aus Eitel⸗ keit angeſtrebt werden. Ein Name, der nur in dem Ort oder in der Gegend häufig iſt, iſt nicht bevorrechtigt. * Eine Hundertjährige, die noch älter iſt. In der Ge⸗ meinde Landeron in der Schweiz ſchickte man ſich an, den 100. Geburtstag der älteſten Frau des Ortes, Frau Ma⸗ rianne Marchand, feſtlich zu begehen. Um ganz ſicher zu ſein, ſchaute man nochmals in den Standesamtsakten nach. Dabei wurde zur allgemeinen Ueberraſchung feſtgeſtellt, daß die Jubilarin nicht den 100. Geburtstag, ſondern den 103. feiern konnte. Damit iſt Frau Marchand an die Spitze der älteſten Einwohner der Schweiz gerückt, Arktisklima konſerviert Flaſchenpoſt. Ein neuer und intereſſanter Eismeerfund konnte auf der Martensinſel, der zweitgrößten der nördlich Spitzbergen gelegenen Sieben Inſeln, von den Männern eines auf ſommerlicher Eisbären⸗ und Seehundsjagd befindlichen Fangſchiffes gemacht werden. Während eines Sturmes Anfang Juli ſuchte das Schiff bei den Sieben Inſeln Schutz, und einige Männer der Beſatzung gingen an Land, um Brennholz zu ſuchen. Auf einer niedrigen Landzunge fanden ſie dieß zerfallenen Reſte eines einſtmals von Menſchenhand er⸗ richteten Steinhaufens, und zwiſchen den Steinen ent⸗ deckten ſie eine in Schnee und Waſſer verroſtete Blech⸗ flaſche, die mit einem Holzpfropfen verſchloſſen war. In ihr fanden ſie einen Brief, der trotz der Beſchädigung durch Roſt nach dem Trocknen ſehr gut lesbar war. Sach⸗ verſtändige Unterſuchung des Briefes ergab, daß er von der von Adolf Erik Nordenſkiöld und O. Torell 1861 ge⸗ führten ſchwediſchen Spitzbergen-Expedition hinterlaſſen worden war. Es iſt ein alter Brauch unter arktiſchen Forſchern, irgendeine Nachricht in einem Steinhaufen zu hinterlaſſen, um in Fällen der Not Hilfsexpeditionen das Arbeiten zu erleichtern. In vorliegendem Falle iſt be⸗ ſonders intereſſant, daß der Brief nach 77 Jahren noch gut erhalten war, ein neuerlicher Beweis für die konſer⸗ vierende Eigenſchaft des arktiſchen Klimas. Mannſchaſtsmeiſterſchaft im Ringen „Siegfried“ ſiegt mit 5:2. Im erſten Endkampf zur Deutſchen Mannſchaftsmeiſter⸗ ſchaft im Ringen ſtanden ſich im JG. Feierabendhaus zu Ludwigshafen der Titelverteidiger Siegfried Lud⸗ wigshafen und Jugendkraft Zella-Mehlis gegenüber. Vor gutem Beſuch, es hatten ſich rund 2000 Zuſchauer eingefun⸗ den, gab es überaus harte und ſpannende Kämpfe, in de⸗ nen Siegfried ſchließlich mit 5:2 klar die Oberhand behielt und damit mit guten Ausſichten in den Rückkampf geht, Beide Mannſchaften hatten noch einige Umſtellungen vor⸗ genommen CEuropa⸗Doppelmeiſter Fritz Schäfer kam im Mittelgewicht gegen Schönleben bereits nach drei Minuten u einem entſcheidenden Sieg Vorher hatte Oskar Von⸗ ung(Ludwigshafen) im Leichtgewicht den Mitteldeutſchen Wagner in ſieben Minuten entſcheidend bezwungen. Auch Ehret(Ludwigshafen) gewann im Schwergewicht entſchei⸗ dend. Schedler(Zella-Mehlis) trat im Halbſchwergewicht an, wo er ſich gegen Kreuz(Ludwigshafen) mit einem Ar⸗ beitsſſeg begnügen mußte. 7 y cc Täuſchung und Einbildung. Als Profeſſor Kruſtus vorhin lächelte, hatte ſie ein anderes Lächeln vor ſich geſehen. Das Lächeln des entlaſſenen Gefangenen, das Lächeln von Her⸗ bert Medow. Es fiel ihr ein, daß ſie ſchon damals, als ſie das Bild in Händen hatte, eine gewiſſe Aehnlichkeit feſt⸗ ſtellen konnte. Konnte alles Täuſchung und bloße Einbil⸗ dung ſein? Thea hielt es für Unſinn, weiter über dieſes Rätſel nachzudenken. Wenn eine Aehnlichkeit zwiſchen Profeſſor Kruſius und Herbert Medow beſtand, ſo war das eben eine jener zufälligen Aehnlichkeiten, die öfters im Leben vorkamen und zwiſchen denen nicht der geringſte Zuſam⸗ menhang beſtand. Sie ging zurück in den Krankenraum, um der Schwe⸗ ſter Anweiſungen des Profeſſors zu geben. Marie Ulrich verſuchte, eine illuſtrierte Zeitung zu leſen, aber es ging über ihre Kräfte. Es war ergreifend zu ſehen, wie ſie das Blatt dicht vor die Augen hielt und ſcheinbar doch nicht imſtande war, ein ganzſeitiges Bild zu erkennen. Thea und die Schweſter nahmen ihr die Zeitung ab. ö „Sie dürfen Ihre Augen nicht überanſtrengen,“ ſagte die Schweſter.„Haben Sie denn leſen können?“ ö „Faſt gar nichts kann ich ſehen— nur einen grauen Schimmer,“ ſagte Marie kläglich.„Blind, ſo gut wie blind bin ich———“ f 1 Thea nahm einen Stuhl und ſetzte ſich. 1 „Aber nur bis nächſten Dienstag,“ ſagte ſie.„Dann kön⸗ nen Sie wieder ſehen—“ 5 5 „Dienstag?——— Dann iſt alſo Dienstag die Ope⸗ ration?“ meinte ſie atemlos.. „Dienstag früh um neun Uhr dreißig,“ erzählte ihr Thea.„Und Profeſſor Kruſtus nimmt die Operation ſelbſt vor. Sie können ſich glücklich ſchätzen, kein Aer Mädel zu ſein. Dann hätte es beſtimmt ein paar tau end Mark gekoſtet. And er macht die Operation ganz umſonſt und ebenſo gut.“ 8 5 Ein Schauer ging über den Körper des Mädchens. „Ich möchte wiſſen, wie das ſein wird,—— welches Ge⸗ fühl man hat,“ ſagte ſie.„Sind Sie auch dabei, Fräulein Doktor?“ a 5 „Natürlich,“ antwortete Thea.„Ich und die Schweſter, meine Kollegin Dr. Runge— wir alle ſind da und immer um Sie beſorgt.“ 5 l. „Wie verlaufen ſolche Operationen ſonſt?“. „Günſtig. Profeſſor Kruſius iſt Spezialiſt in Gehirn⸗ operationen.“„ „So—— und wie wird das gemacht??„ „Das werde ich Ihnen einmal ſpäter erklären, lautete Theas ausweichende Antwort. Und ſie fügte hinzu:„Sie dürfen jetzt an nichts mehr denken und müſſen ganz ruhig ſein.“„. 5 i Die Kranke nickte und bald hatte 15 Thea den letzten Reſt von Angſt und Befürchtungen endgültig ausgeredetz 1 8 ——— 77755 SS chenben. Su e. Der bekannte Reiſeſchriftſteller A. R. Lindt, der ſchon mehrere erfolgreiche Reiſebücher ſchrieb, hat eine Expedition nach Liberig unternommen. Er hatte es ſich zur Aufgabe gemacht, der Frage der Sklaverei nach⸗ zuforſchen. Gibt es noch Sklaven in Afrika? Wie ſteht es mit den geheimnisvollen, blutdürſtigen„Leopar⸗ denmenſchen“? Lindt ſchilderte bisher ſpannende Levpardenjagden in rieſigen Gummiplantagen und in den Arwäldern Liberias. Er erzählte, wie der Geheimbund der Waſſerleoparden einen Toten raubte. Das Weſen der Geheimgeſellſchaften, insbeſondere des Porro, ſprechen. (5. Fortſetzung) Geheimnisvolle Trommeln aus Frauenhaut Weſtafrika wimmelt nur ſo von Teufeln. Im Buſch ſoll man ſich hüten, allzuoft zu fluchen:„Dich ſoll der Teufel holen.“ Denn irgendein Teufel iſt meiſtens in der Nähe. Ohne magiſche Bedeutung, bloße Nachahmung des Treibens der Erwachſenen, find die Knabenteufel, in Schilfröcke gekleidet, mit einer Tuchkaputze über dem Kopf. Dort wo Tiere einen Schwanz, tragen ſie ein Glöckchen, das bei jedem Schritt neckiſch bimmelt. Sie vermögen, nur Mädchen zu ſchrecken. Sonſt nimmt ſie niemand ernſt. Wie alle afrikaniſchen Teufel ſind ſie von einem Gehilfen begleitet, der halb Bärenführer, halb Dolmetſch iſt. Der Knabenteufel iſt ſtumm wie ein Fiſch. Sein Gehilfe, ein Knabe wie er ſelbſt, muß für ihn Rede und Antwort ſtehen. Was er denn reichlich ausnutzt. „Soll ich dir einige Würfel Zucker ſchenken?“ frage ich den Knabenteufel. Das Teufelchen blickt mich durch die Schlitzlöcher hungrig an. Aber er darf nun einmal nicht reden. Sein Gehilfe greift ein:„Nein, der Teufel ißt keinen Zucker. Ich aber wohl.“ Während das machtloſe Teufelchen vor Aerger beinahe aus ſeinem Schilfrock fährt, ſtopft ſich ſein Gehilfe den Mund voll. Tanz als Erfriſchung Neben dieſen Zwergen der Teufelzunft ragen vier Meter hohe ſtelzenlaufende Ungetüme empor, ſo groß, daß ſie nur auf Hausdächern ſitzen können. Und da ſind Teufel, die ſich zu einem niedrigen Binſen⸗Haufen zu⸗ ſammenducken, plötzlich aber wie eine ſchlanke, erzürnte Rieſenſchlange aufſchießen. Und ſolche, die wie auf un⸗ ſichtbaren Rädern dahingleiten, zweihäuptige auch, deren jede Maske wiederum ein Januskopf iſt. Was tun dieſe Teufel alle? Nein, ſie geben ſich nicht wie ihr europäi⸗ ſcher Namensvetter damit ab, arme Sünder an Gabeln zu ſpießen und langſam über dem Höllenfeuer zu ſchmoren. In Weſtafrika tanzt eine Mutter, um ihr ſchreiendes Kind zu beſchwichtigen. Sechsjährige Mädchen ſind voll⸗ endete Ballerinen. Träger, die todmüde nach einem Tage⸗ marſch anlangten, tanzen ſich in einer Nacht wieder fri ſund leiſtungsfähig. In einem ſolchen Lande bleibt auch den Teufeln nicht anderes übrig, als— zu tanzen. Tanz aber iſt in Afrika nicht bloße Volksbeluſtigung, er iſt Be⸗ ſchwörung, magiſcher Gottesdienſt. Ich hatte von einem berühmten Teufel im Norden Liberias vernommen und ſandte meinen Dolmetſch, um mit dem Häuptling über eine Vorſtellung zu verhandeln. Der Häuptling konnte nichts verſprechen, da die Teufel nicht ſeiner Befehlsgewalt unterſtehen, ſandte aber einen Unterhändler zu den Medizinmännern. Frühmorgens des nächſten Tages ſchon erhielt ich Botſchaft:„Der Teufel läßt bitten.“ Pechſchwarzer Teufel wirbelt vorbei Umgeben von würdigen Medizinmännern ſaß der Teufel unter einem Hüttendach. Er hatte die pechſchwarze Maske in rechtem Winkel zurückgebogen, was ihm ein hochmütiges Ausſehen verlieh.„Wie gehört es ſich? Soll ich dem Teufel die Hand ſchütteln?“ fragte ich. Nein, ich dürfte es nicht. Teufel geben ſich nicht mit gewöhnlichen Sterblichen ab. Durch den Teufelskörper lief jetzt ein leichtes Zittern. Die Trommeln dröhnten los, weich mit den bloßen Händen geſchlagen. Sie klangen ſeltſam. Aus Frauenhaut ſind ſie hergeſtellt, darum haben ſie den Schmelz einer weiblichen Stimme. Der Teufel ſtand auf, gefolgt von ſeinem Gehilfen, der in der Hand eine ſchwere Peitſche trägt, und ſchritt vor die Muſikanten. Raſcher wirbelten die ſchwarzen Hände auf die geſpannte Menſchenhaut. Der Teufel be⸗ gann, ſich zu drehen, von links nach rechts, daß ſein Binſen⸗ rock, das Leopardenfell auf ſeiner Schulter aufwirbelten. Er tanzte rund um den Dorfplatz, immer den Kopf zu⸗ rückgebogen, als wolle er in den Himmel ſtieren. Er drehte ſich immer raſcher— die Trommler beſchleunigten den Rhythmus. Denn in Afrika folgt der Tänzer nicht der Muſik, die Muſik folgt ihm, er iſt ihr eigentlicher Kapellmeiſter. Wie er nun wie ein Sturmwind heran⸗ wirbelte, ſtießen die Zuſchauer kehlige, affenähnliche Schreie aus, und er tanzte eine ganze halbe Stunde lang, ſich unaufhaltſam wie wahnſinnig um ſich ſelbſt drehend, immer von links nach rechts. Plötzlich, auf der Mitte des Platzes, hielt er ſtill. Er ſchwankte nicht, er ſtand voll⸗ kommen ruhig. Wieder erſchollen die heiſeren Schreie der Zuſchauer. Mit ſicheren Schritten begab ſich der Teufel zu den Medizinmännern zurück, die ſorgfältig ſeine Gewänder glattſtrichen, als er ſich niederſetzte. Ich ließ durch meinen Dolmetſch den Teufelslohn überreichen, aus fünf Bündeln Tabaksblättern und zwei Schillingen beſtehend. Ein heller Vogelſchrei ertönte, ſo natürlich, daß mein Auge unwill⸗ kürlich den Himmel abſuchte. Die Zuſchauer verſtummten und blickten auf den Teufel. 5 höre“, antwortete mit ſingender Stimme der Gehilfe auf den Ruf des Meiſters. Der Teufel begann mit ſchnarrender Stimme zu ſprechen, einigermaßen der eines geſchickten Bauchredners ähnlich. Aber er bediente ſich nicht der Sprache ſeines Stammes, er drückte ſich in einer Geheimſprache aus, die der Gehilfe Satz für Satz überſetzen mußte.„Der Weiße hat Photos von meinem Tanz aufgenommen. Dies muß er beſonders wurde enthüllt. Heute kommt Lindt auf die„Teufel“ zu bezahlen. Er muß mir eine Kuh geben, weil er mich ge⸗ rufen, er muß mir eine zweite Kuh geben, damit ich gehe.“ Dieſer Teufel fand es nicht unter ſeiner Würde, wie ein Viehhändler zu markten. Er erwies ſich als ungemein ſchlagfertig und witzig. Eine jede ſeiner Reden, die er immer mit dem trillernden Vogelſchrei einleitete, fand unter den Zuſchauern begeiſterten Beifall. Stolpernde Geiſter werden verbrannt Es iſt der Ehrgeiz der Teufel, nicht nur Furcht und Grauen einzuflößen, ſondern die Menſchen durch Scherze zum Lachen zu bringen. Da die magiſchen Gewalten das ganze Leben durchdringen, ſind ſie mit dieſem verquickt, in Heiterkeit und Trauer. So meiſtert der Teufel ſowohl das Pathos des Beſchwörers wie die Komik des Spaß⸗ machers. Die Stellung all dieſer Teufel iſt ſonderbar. Die Frauen allein ſehen in ihnen übernatürliche Weſen. Die Mitglieder des Porro, des Männerbundes, wiſſen jedoch, welcher Burſche hinter der Teufelsmaske ſteckt. Aber wehe dem Teufel, der während des Tanzes ſein Menſchſein verrät. Nur wenig Jahrzehnte ſind es her, daß ein ſtelzen⸗ laufender Rieſenteufel ſich beim Ueberſchlag über ein Hausdach das Bein brach und kläglich jammerte. Er wurde Lebendig verbrannt. Mit dieſem Durcheinander von verkleideten Tänzern und Akrobaten iſt der Beſtand an Teufeln noch nicht er⸗ ſchöpft. Sie ſind Tanzteufel, Teufel einer niederen Gat⸗ tung. Neben ihnen aber, vom Geheimnis umwoben, ge⸗ fürchtet und verehrt, herrſchten allmächtig die Urwald⸗ teufel. Während die Tanzteufel nur Diener, ſind dieſe Urwaldteufel ſelbſt Verkörperung der magiſchen Gewalten. Ein jeder Stamm kennt ihrer nur wenige. Sie ſind mächtiger als Stammesfürſten. Dieſe kann die liberianiſche Regierung ein⸗ und abſetzen. Vor den Urwaldteufeln aber fürchten ſich die Gouverneure und gehen ihnen ſoviel wie möglich aus dem Wege. Der Präſident der liberianiſchen Republik ließ einem Urwaldteufel mitteilen, daß er ihn zu ſprechen wünſche. Der Urwaldteufel ſandte Botſchaft zurück, daß ihm nichts daran gelegen ſei, das Oberhaupt der Regierung kennenzulernen. Der Präſident mußte un⸗ verrichteter Dinge abziehen. Die Urwaldteufel tanzen nicht. Sie haben wichtigere Dinge zu tun. Ueber die breiten Flüſſe Nordliberias ſpannen ſich Hängebrücken, aus Lianen gewunden, deren Enden in ſchwindelnder Höhe an den Aeſten rieſiger Bäume befeſtigt ſind. Ihre Tragfähigkeit iſt beinahe unbegrenzt, kann doch eine ganze, ſchwer beladene Trägerkolonne gleichzeitig den ſchaukelnden Pfad betreten. Dieſe Brücken ſind wahre Meiſterwerke. Wer baut ſie? Antwort: Der Urawldteufel. Er iſt nicht nur Brückenbauer, er iſt auch oberſter Leiter des Porro, des Geheimbundes der Männer, ihm iſt die Aufſicht über die vierjährige Ausbildungszeit der Porro⸗ Schüler übertragen. Während alle Wege abgeſperrt ſind, oft in dunkler Nacht, läßt er nach der Regenzeit die Hänge⸗ brücken ausbeſſern. Er iſt der höchſte Richter in ſeinem Herrſchaftsbereich. Ein wichtiger Streit zwiſchen zwei Stammesfürſten ſollte dem Geſetz nach dem Diſtriktsgouverneur unterbreitet wer⸗ den. Wenn aber die beiden Gegner an der Unparteilich⸗ keit des Gouverneurs zweifeln, rufen ſie den Urwaldteufel zum Richter an. Sein Urteil, als das einer überſinnlichen Macht, iſt unanfechtbar. Er verurteilt die verlierende Partei, an ihn, den Urwaldteufel, zwei Kühe und einen Bullen abzuliefern. Der Urwaldteufel iſt auch Detektiv. Wenn ein Häupt⸗ ling trotz Befragung der Medizinmänner einen Mordfall nicht aufzuklären vermag, wendet er ſich an ihn, der nun meiſterhaft den Sherlock Holmes ſpielt. Da der Urwald⸗ teufel als Verwalter der magiſchen Kräfte und Hoher⸗ prieſter der Zauberkunſt über geheimnisvolle Mittel ver⸗ fügt, einen Menſchen ins Jenſeits zu befördern, handelt er auch als Scharfrichter— allerdings unauffällig und geheim. NN 8 8 „Parfüm für Kuchen und für mich Geſichtspuder“ verlangt das„ziviliſterte“ Krumädchen im liberianiſchen Warenhaus. Die Mädchen der Buſch⸗ ſtämme tragen noch ſtolz die Bauchtätowierungen ihres Stammes. Sie zerreiben ſich die Baumwurzel, um daraus Schönheitsſalbe herzuſtellen. Andere beſtreichen ihren gan⸗ zen Körper mit duftender Tonſalbe. In Monrovia da⸗ gegen gibt es ein Warenhaus mit dem europäiſchen Tand. Der ſyriſche Händler verkauft an die nackten Schönen billige Parfüms und japaniſche Seide. Aufnahme: Lindt— M. 1 SHiſonlſchen MEN publ. ZfEfeld. von 2282 % Der Urwaldteufel lebt im Buſch. Iſt ſeine Anweſen⸗ heit in einem Dorfe notwendig, erſcheint er nachts. Nur Mitglieder des Männerbundes dürfen ihn ſehen. Frauen, Kinder und Fremdlinge werden in den Hütten einge⸗ ſchloſſen. Jede Frau, die einen Blick auf den Teufel wirft, ſtirbt auf der Stelle. Die Zauberſtadt Zigida Der Mittelpunkt weſtafrikaniſcher Zauberkunſt iſt das nordliberianiſche Städtchen Zigida. Es iſt hoch auf einem ſteilen Hügel erbaut, von dem man einen weiten Blick in Urwaldtäler und auf kegelförmige Bergkuppen hat, an deren Felſen glitzernde Waſſerfälle niederrieſeln. Die alte Stadt, die ihrer Lage wegen nie von feindlichen Stämmen erobert und zerſtört werden konnte, liegt im Stammes⸗ gebiet der Loma. Dieſe werden von den andern Stäm⸗ men gefürchtet, da ſie unübertroffene Meiſter der ſchwarzen Magie ſind. Ich lernte einen jungen Loma kennen, Zögling in einer Miſſionsſchule, dem ſeine Kameraden viel Ehrfurcht bezeugten. Denn ſein Vater beſaß unendliche Reichtümer, die ihm ein Rieſe erwarb und beſchützte. Die Loma wiſſen mehr als alle anderen Stämme. Sie ſind die einzigen, die dem Teufel ein Haus bauen. In jedem Lomadorfe liegt etwas abgeſondert von den übrigen Hütten nahe beim Urwald ein rundes Gebäude, von einer hohen Mauer umgeben, deren einzige Tür immer verſchloſſen iſt. Die Mauer iſt geſchmückt mit reliefartigen, ſchwarz und gelb bemalten Darſtellungen von Menſchenaffen, Leoparden, Schlangen und Teufelskörpern. Es iſt das Quartier des Urwaldteufels während ſeiner nächtlichen Beſuche. Das Teufelshaus Zigidas iſt beſonders geräumig. Denn der Urwaldteufel dieſer Hügelſtadt iſt wegen ſeiner Kenntniſſe⸗ in der ſchwarzen Kunſt weit über die Grenzen Liberias berühmt. Nur Männer, die wenigſtens vier Geheimbün⸗ den angehören, ſind würdig, ſeine Geſtalt zu erblicken. Wir hatten Zigida um Mittag ereicht. Ich hatte mich für die Nacht mit dem beſten Jäger der Stadt verabredet, um Zwergnilpferden nachzuſpüren. Der Jäger kam nicht. Es fiel mir auf, daß die ſteilen Straßen der Stadt ſelt⸗ ſam vereinſamt waren. Vom höchſten Punkte der Stadt erſcholl plötzlich helles Glockengebimmel, gefolgt von lauten Heroldsrufen. Das Gebimmel kam näher, im Laufſchritt durcheilte ein Burſche⸗ die Stadt, immer wieder die gleichen Worte rufend. Mein Dolmetſch packte mich am Arm:„Der Urwaldteufel kommt.“ Der Oberteufel gleitet vorüber Der Herold geleitete uns ſelbſt in unſere Hütte zurück, verrammelte eigenhändig die Türen und Fenſter. Wir waren im Auftrag des Häuptlings gefangen. Die Glocke war verklungen. Die ganze Stadt lag totenſtill, als ob ſie den Atem anhielte. Von fern her ertönte plötzlich lieb⸗ liche Muſik. Während die Inſtrumente afrikaniſcher⸗ Orcheſter immer aus Trommeln und Antilopenhörnern, hier und da auch aus Zithern beſtehen, vernahm ich jetzt zum erſten Male den ſüßen, vollſtändig unafrikaniſchen Wohllaut einer Flöte. Die Geiſtermuſik näherte ſich, den Windungen der engen Gaſſen folgend. Wenn die weiche Melodie für einen Augenblick ausſetzte, erſchollen gellende Eulenſchreie. Ich unterſuchte fieberhaft die Tür. Die Ver⸗ rammelung war unvollkommen. Es gelang mir, einen ſchmalen Spalt zu öffnen. Leiſe knarrte die Tür. Die Muſik ſchien ganz nahe. Im Nebenzimmer wälzten ſich meine Diener Kaikai und Kani unruhig auf ihren Stroh⸗ matten.„Herr, Ihr dürft nicht hinaus, Ihr dürft nicht“, flüſterte Kaikai. Ich antwortete nicht. Lautlos zwängte ich mich durch den Türſpalt. Draußen lag Mondſchein. Aber der tiefe Schatten des Hüttendaches mußte mich ver⸗ bergen. Wieder ertönten die Eulenſchreie. Schon hatte der feine Nebel die Stadt eingehüllt, der jede Nacht über das waldige Hügelland Nordliberias aufſteigt. Die Häuſer mir gegenüber lagen dunkel und ausgeſtorben. Jetzt erklang das Flötenſpiel aus nächſter Nähe. Ich ſchmiegte mich an die Hüttenwand. Aber der Teufelszug bewegte ſich talwärts. Nur einen Augenblick ſah ich an einer Kreuzſtraße nebelhafte Geſtalten langſam vorüber⸗ gleiten. Ferner klang die Flöte. Ich glitt in die Stube zurück. (Schluß folgt.) An Benehmen im Etraßenperke Irre 9. — 27 1 =——— K rr e