Nr. 228 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Donnerstag. 29 September 1938 Prager Nebel Wie Herr Beneſch von der Erfüllung des Abkretungs⸗ verſprechens ſich drücken will Dem„Deutſchen Dienſt“ wird von unterrichteter Seite mitgeteilt: Das Tſchecho⸗Slowakiſche Preßbüro hal zu dem deutſchen Memorandum eine Erklärung veröffenklicht, die derarkig von Fehlern und Widerſprüchen ſtrotzt, daß ſie nur als ein koller Bernebelungsverſuch oder ein Verſuch einer abſolu⸗ ken Fälſchung bezeichnet werden kann. Es iſt notwendig, die tſchechiſchen Behauptungen im einzelnen zu behandeln und klarzuſtellen. 1. In der tſchechiſchen Erklärung wird die Behauptung aufgeſtellt, das deutſche Memorandum enthielte neue Vorſchläge, die bei weitem den engliſch⸗franzöſiſchen Plan vom 19. 9. überſteigen. Dieſe Behauptung iſt nicht nur von deutſcher Seite, ſondern auch von ausländiſcher Seite in den letzten Tagen hinreichend als unrichtig ge⸗ kennzeichnet worden. Man darf wohl hier mit Fug und Recht den Beweis verlangen, in welchem Punkte denn das Godesberger Memorandum, das nur die Durchführung und Realiſierung des Berchtesgadener Abkommens bezweckt, über den engliſch⸗franzöſiſchen Plan hinausgeht. 2. In der tſchechiſchen Erklärung wird die Abtretung des ſudetendeutſchen Gebietes als eine Vernichtung der Lebens möglichkeiten der Tſchecho⸗Slowakei be⸗ e Es iſt allgemein bekannt, daß der Reichtum der ſchecho⸗Slowakei in Innerböhmen liegt und die ſudeten⸗ deutſchen Randgebiete arme Bauerngebiete mit kargem Bo⸗ den und verelendetem Induſtriegebiet darſtellen. Wie ſoll der franzöſiſch⸗engliſche Plan kealiſiert werden, wenn gleichzeitig die ſudetendeutſchen Gebiete nicht abge⸗ trennt werden? Wie will die kſchechiſche Regierung ihre an Paris und London gegebene Zuſage in die Tat umſetzen, wenn ſie auf die ſudetendeutſchen Gebiete andererſeits nicht verzichten will? 3. In der Erklärung wird davon geſprochen, daß das deutſche Memorandum keine Garantien für die neuen tſchechiſchen Grenzen enthalte. Deutſchland hat es unmißverſtändlich und deutlich ausgeſprochen, daß es keine Tſchechen in ſeinen Grenzen haben will und nach Feſtſetzung der neuen Grenze auf Grund der Volks⸗ abſtimmung keine territorialen Fragen mehr in Europa und damit auch an die Tſchecho⸗Slowakei hat. Es hat ferner zum Ausdruck gebracht, daß es die Grenzen der Tſchecho⸗Slowakei nur gemeinſam mit Polen und Ungarn garantieren könne, weil es nicht in der Lage ſei, allein eine Garantie für die heutigen Grenzen der Tſchecho⸗Slowakei gegenüber Polen und Ungarn zu über⸗ nehmen, die große Volksteile dieſer beiden Nationen ein⸗ ſchließen, für die dieſe Völker die gleichen Forderungen auf⸗ geſtellt haben, die Deutſchland im engliſch⸗franzöſiſchen Vor⸗ ſchlag bereits zugeſtanden wurden. Deukſchland hat ſich auf den von Wilſon proklamierten Grundſatz des Selbſtbeſtimmungsrechtes geſtellt und iſt nicht bereit, dieſem Grundſatz dadurch entgegenzuhandeln, daß es unnatürliche Grenzen der Tſchecho- Slowakei anderen Län⸗ dern gegenüber garantiert. 4. In der Erklärung wird weiter ausgeſprochen, daß Deutſchland angeblich rein tſchechiſche Gebiete for⸗ beit und verlange. In der Rede des Führers vom 26. 9. heißt es: „Die endgültige Grenzziehung überlaſſe ich dem Votum der dort befindlichen Volksgenoſſen ſelbſt! Ich habe alſo feſt⸗ elegt, daß in dieſem Gebiet dann eine Abſtimmung ſtatt⸗ 1 ſoll. Und damit niemand ſagen kann, es könnte nicht gerecht zugehen, habe ich das Statut der Saarabſtimmung als Grundlage für dieſe f gewählt. Und ich was dann weiterhin bereit, die endgültige Grenze durch eine internationale Kommiſſion feſtſetzen zu laſſen und alle Modalitäten einer Kommiſſion zu übergeben. die ſich aus Deutſchen und Tſchechen zuſammenſetzt.“. 5 Man kann angeſichts dieſer unmißverſtändlichen Erklä⸗ rung des Führers nur die Dreiſtigleit bewundern, wenn von kſchechiſcher Seite die Behauptung wiederholt wird, Deutſchland fordere kſchechiſche Gebiete, und fragen: Fürchtet die Tſchecho⸗ Slowakei das Vokum des Volkes? Steht das Syſtem Beneſch ſchon auf ſo ſchwachen Füßzen, daß es befürchten muß, ein großer Teil der Tſchechen werde beſ der Abſtimmung etwa für Deutſchland ſtimmen? Wenn ſo viele Tſchechen im Sudetengebiet woh⸗ nen, wie in der tſchechiſchen Erklärung behauptet werde, dann muß die Abſtimmung zwangsläufig zu einem gran⸗ dioſen tſchechiſchen Wahlſieg führen. Fürchtet die Tſchecho⸗Slowakei dieſen Wahlſieg? Er könnte doch als moraliſcher Erfolg der Prager Regierung zur Stärkung ihrer Autorität dienen. Warum ſucht ſie ihm mit allen Mit⸗ teln zu entgehen? 5. Wenn im Zuſammenhang damit die Befürchtung alsgeſprochen wird, es könne eine tſchechiſche Min⸗ derheit zu Deutſchland kommen und entnatio⸗ naliſiert werden, ohne daß für dieſe Minderheit Ga⸗ rantien gegeben ſind, ſo muß die Prager Regierung darauf hin 9 1 5 werden, daß Entnationaliſierungen bisher nur im Meendeinſchen Lande vorgenommen worden ſind. Dort urde von tſchechiſcher Seite der Verſuch gemacht, die Deut⸗ ſchen zu Hunderttauſenden zu en ngliſteren Deutſchland hat erſt ſeit dem nſchluß Oeſterreichs eine geringe tſchechiſche Minderheit in ſeinen Grenzen, und zwar in Wien. Der Minderheitenſchutz, der dieſer Min⸗ derheit zuteil wird, kann wohl als der muſterhafteſte bezeichnet werden, den es in Europa gibt. Dieſe Minderheit hat alle Freiheiten, die überhaupt eine Minderheit erhalten kann: Eigene Schulen, eigene Kinder⸗ ärten, eigene Klubs, völlige Freiheit der Straße. Sie 5 feen vom 7 reit, während z. B. die Deuk⸗ chen in der Tſchecho⸗ Slowakei gegen ihr eigenes Haus als Soldaten kämpfen ſollen. Die Aſcheche Slowakei hat alſo allen Anlaß, Vergleiche dieſer Ark zu ſcheuen. Im übrigen ſollen ja nach dem Wortlaut des deutſchen Memorandums derartige Fragen durch eine deutſch⸗tſche⸗ chiſche Kommiſſion gelöſt werden. 6. Die Erklärung legt dar, daß 1 5 die Abtretung des ſudetendeutſchen Gebietes ee tliche Zuſam⸗ menhänge getrennt und wichtige Teile der tſchecho⸗ſlo⸗ wakiſchen Wirtſchaft ihr genommen würden. Grenzveränderungen bringen immer Trennungen von age benen ängen. Das war auch 1918 ſo, ohne daß damals Herr Beneſch danach gefragt 1 ob z. B. die Abtretung der Slowakei von Ungarn ſeit Jahrhunderten beſtehende Wirtſchaftszuſammenhänge trennte. Grenzveränderungen ohne Trennungen von Wirt⸗ ſchaftszuſammenhängen hat es in der Welt noch nie gege⸗ ben und wird es auch nie 9 Es muß hier die Frage erhoben werden, wie Herr Beneſch ſich denn bei ſeiner Zu⸗ ſtimmung die Abtrennung der ſudetendeutſchen Gebiete denkt, ohne daß Wirtſchaftszuſammenhänge geändert und der Anteil der Sudetendeutſchen an der Volkswirtſchaft mit abgetreten wird Dieſe Wirtſchaft wurde von den Sudekendeutſchen ge⸗ ſchaffen und von den Tſchechen ruiniert. Das ſudekendeutſche Gebiei iſt heute ein einziger Induſtrie-Friedhof, deſſen Wert zu bekonen Herrn Beneſch ſchlechi anſteht. Es iſt weltbekannt, daß das Sudetendeutſchtum die größte Arbeitsloſigkeit in der Tſchecho⸗Slowakei, das größte Maſſenelend die größte Kinderſterblichkeit. die größte Ver⸗ breitung der Tuberkulose die arößte Zahl der Solbſtmorde und die größte Zahl der Todesfälle durch Unterernährung aufzuweiſen hat. Will Herr Beneſch dieſe Aushungerung und phyſiſche Vernichtung des Sudetendeutſchtums noch länger fortſetzen, weil er ſo außerordentlichen Wert auf den Wirtſchaftsanteil des Sudetendeutſchtums legt? Die Su⸗ detendeutſchen haben im übrigen genau wie alle anderen Staatsangehörigen ihre Steuern gezahlt und damit Staats⸗ beſitz mitgeſchaffen und miterhalten. 7. Straßen und Eiſenbahnen würden durch die neue Grenzziehung zerriſſen: ſo argumentiert Herr Be⸗ neſch! Wie will Herr Beneſch die an England und Frank⸗ reich feierlich gegebenen Zuſagen erfüllen, ohne daß Stra⸗ ßen und Eiſenbahnen zerſchnitten werden? Will er ſämt⸗ liche Straßen und Eiſenbahnen aus dem ſudetendeutſchen Gebiet herausſchneiden und exterritorial machen, oder welche grotesken Pläne hat Herr Beneſch ſonſt? Das Me⸗ morandum ſieht auch für ſolche Fälle deutſch⸗tſche⸗ chiſche Vereinbarungen vor. Im übrigen iſt die Behauptung, die Verbindung von Prag nach den öſtlichen Gebieten der Tſchecho⸗Slo⸗ wakei würde durch die Abtretung der ſudetendeutſchen Ge⸗ biete zerſtört, falſch. Die Eiſenbahn von Prag über Brünn, wo die Tſchechen mit einem ſicheren Abſtimmungsſieg rech⸗ nen. nach dem Oſten bleibt für alle Fälle tſchechiſcher Be⸗ ſiz Wie weit andere Eiſenbahnlinien zerſchnitten werden, kann erſt die Volksabſtimmung zeigen Die internationale Kommiſſion würde darüber zu befinden haben Aber auch dann wäre ein Korridor⸗ Verkehr möglich. wie er auch bisher ſchon ſtellenweiſe über Reichsgebiet beſteht. 8. Die Tſchecho⸗Slowakei verliere„ihre natürlichen Ge birgsgrenzen“ ſteht⸗in der tſchechiſchen Erklärung zu leſen. In dieſen Gebieten aber wohnen die Sudeten⸗ deutſchen. Wie ſoll der engliſch⸗franzöſiſche Plan realiſiert werden, wenn die Gebirgsgrenze, alſo das ſudetendeutſche Sied⸗ lungsgebiet. nichl abgekrennk werden kann? 9. Zum Schluß der Erklärung wird nochmals ausge⸗ ſprochen, daß die Tſchecho⸗Slowakei nach Abtretung des Su⸗ detengebiets Deutſchland auf Gnade oder Ungnade ausgeliefert ſei. Demgegenüber ſteht die verbindliche deutſche Erklärung, die der Führer in ſeiner Rede vom 26. 9. nochmals hervor⸗ 1 hat. daß Deutſchland keine kſchechiſchen Gebiete und ſchechen in ſeinen Grenzen zu haben wünſcht, ſeinerſeils alſo die nach der Abſtimmung beſtimmken Grenzen zwiſchen Deutſchland und der Tſchechei als endgültig betrachtet. Die weinerliche Erklärung von der angeblichen Auslie⸗ ferung der Tſchechen an Deutſchland iſt alſo offenbar nur dazu beſtimmt, in ununterrichteten Kreiſen Stimmung zu machen und Mitleid zu erregen.. Zuſammenfaſſend muß Folgendes feſtgeſtellt werden: Wenn es noch eines Beweiſes bedurft hätte, daß Herr Beneſch England und Frankreich ſchimpflich belogen und hintergangen hat. als er den engliſch⸗franzöſiſchen Plan auf Abkrekung des ſudetendeutſchen Gebietes annahm, ſo ift dieſe amkliche kſchechiſche Erklärung der ſchlüſſige Beweis dafür. Sie zeigt in jedem einzelnen Punkt, daß die Tſche⸗ cho Slowakei niemals willens war und willens iſt. die Ver⸗ pflichtungen aus dem engliſch-franzöſiſchen Plan zu erfül⸗ len, ſondern mit allen Mitteln verſucht, ſich um die Erfül⸗ lung dieſer Pflichten herumzudrücken. Daraus ergibt ſich auch, daß die an England und Frank⸗ reich gegebene Zuſage nur dazu beſtimmt war, der Tſchecho⸗ Slowakei ein Alibi verſchaffen und der Welt den Ein⸗ druckdes guten Willens der Tſchecho⸗Slowakei vor⸗ utäuſchen, um dann mit allen Ausflüchten, die es über⸗ haupt gibt, der eingegangenen Verpflichtung zu entgehen und die Schuld dafür Deutſchland zuzuſchieben, das ſeinen unabdingbaren Rechtsanſpruch auf die Sudetendeutſchen und ihre Heimat nicht abgeben will. Die kſchechiſche amkliche Erklärung iſt in dieſem Augen⸗ blick von ſo ungeheurer geſchichtlicher Bedeutung, daß die deutſche Oeffenklichkeit nicht darauf verzichten kann, eine klare und unmißverſtändliche Stellungnahme dazu von den Mächten zu fordern, denen die Tſchecho- Slowakei bereits feſte Zuſagen gemacht halte und die heute moraliſch für die Durchführung dieſer Zuſagen mit ihrer nationalen Ehre haften. Sudetendeutſches Schickſal. i Kummer und Sorge ſpricht aus dem Geſicht dieſer ſude⸗ tendeutſchen Mutter. Sie mußte Haus und Hof verlaſſen Und konnte nur ſich und ihr Kind vor dem Wüten der i iſchechiſchen Mordbrenner retten. DAF.— Hüterin wahrer Hausgemeinſchaft. Es gibt immer noch Hausfrauen, die ſehen in der DA. eine Einrichtung, die nur zu dem Zweck erfunden iſt, ihnen das Leben ſchwer zu machen. Dieſe Hausfrauen ſind der Anſicht, die DAF. ſtelle übertriebene Forderungen auf, zu denen die Hausgehilfin von ſich aus garnicht den Mut gefunden hätte, die Hausgehilfin wiſſe ſchon, daß die DA. grundſätzlich auf ihrer Seite ſtehe und ſo untergrabe dieſe die hausfrauliche Autorität und ſtöre nur die harmoniſche Abwicklung des hausgemeinſchaftlichen Lebens. Merkwürdiger⸗ weiſe gibt es aber wiederum Hausgehilfinnen, die in der DAF. eine Einrichtung zur Plage der Hausgehilfin ſehen, die nur dazu da iſt, die Hausgehilfin zu bevormunden, in ihrer Handlungsfreiheit und ihren Rechten einzuſchränken und die Partei der Hausfrau zu ergreifen. Was beide zu ſolchem Denken veranlaßt, das ſind die Richtlinien des Reichs⸗ treuhänders der Arbeit, die in Zuſammenarbeit mit der DAß ausgearbeitet wurden und die Rechte und Pflichten beider Teile genau regeln. Mancher Hausfrau iſt darum unwillkommen, daß die ſich für die perſönlichen Rechte der Hausgehilfin einſetzen, 3. B. für ein eigenes, geſundes und wohnliches Zimmer, für die Gewährung der ihr zuſtehenden Freizeit in jeder Woche, für einen freien Nachmittag und Abend an jedem zweiten Sonntag oder geſetzlich anerkannten Feiertag. Die Richtlinien ſehen auch den bezahlten Urlaub(für Haus⸗ gehilfen über 18 Jahre) nach folgender Staffelung vor: im 1. und 2. Beſchäftigungsjahr im gleichen Haushalt 7 Kalendertage; im 3. Beſchäftigungsjahr im gleichen Haus⸗ halt 10 Kalendertage; im 4. Beſchäſtigungsjahr und darüber im gleichen Haushalt 15 Kalendertage. Für die Dauer des Urlaubs erhält die Hausgehilfin außer dem Lohn für die nicht gewährte Koſt eine Geldentſchädigung, deren Höhe vom Verſicherungsamt feſtgeſetzt iſt. Mancher Hausgehilfin wiederum iſt es reichlich unan⸗ genehm, daß dieſe Richtlinien ſich wenden gegen: friſtloſes Verlaſſen von Stellen, Verlaſſen einer Stelle wegen höheren Lohnangebots, das Meiden der Arbeit im kinderreichen Haus⸗ halt und überhaupt die Stellenwahl nur nach Geſichtspunkten der Bequemlichkeit und anderer materieller Vorteile. Macht ſich die DAF. nun wirklich durch ſolche Richl⸗ linien zum„Schreckgeſpenſt“ für die eine oder zum„Schutz⸗ engel“ für die andere Seite? Iſt nicht das Ziel, das ſie durch ſolches Vorgehen verfolgt, für beide Teile ein Schönes Unbedingt! Denn ſie will dadurch die Zuſammenarbeit zwiſchen Hausfrau und Hausgehilfin über die Form eines rein ſachlichen Arbeitsverhältniſſes hinausheben zur wahren Haus⸗ gemeinſchaft. Eine harmoniſche Zuſammenarbeit fördert die Haus⸗ gehilfin, die die Arbeit nicht nach der Uhr und allen um des Verdienſtes willen verſieht, ſondern mit der Freude der inneren Beteiligung. Eine harmoniſche Zuſammenarbeit erfordert eine Hausfrau, die in ihrer Hausgehilſin nicht eine Arbeitsmaſchine ſieht, ſondern den Menſchen, dem aus der Wärme des Gemeinſchaftsgeiſtes die Freude an ſeiner Arbeit erwächſt, der aber auch ſeine perſönlichen Rechte haben und beſonders in freien Stunden Kraft für die wieder anfallende Arbeit ſchöpfen muß. Wenn beide, Hausfrau und Haus⸗ gehilfin, unter ſolchen Geſichtspunkten an ihre Zuſammen⸗ arbeit herangehen, dann allerdings brauchen ſie die Richt⸗ linien der Arbeitsfront garnicht mehr. Dann treten ſie ganz von ſelbſt ein für die wahre Haus⸗ und Familiengemeinſchaft. die auch die Zelle iſt für die wahre Volksgemeinſchaft im Sinne des großen Volkserziehungswerkes unſere Führers. Die Weinleſe beginnt Allmählich nimmt jetzt die Weinleſe in den Weingauen, die Ernte des Winzers, ihren Anfang. Noch bevor der Herbſtnebel der ſiegreichen Sonne gewichen iſt, beginnt des Winzers Tagewerk. Ausgerüſtet mit allen für die Leſe not⸗ wendigen Gerätſchaften, von der Tragbütte und den Füll⸗ bottichen, die die edle Frucht aufnehmen ſollen, bis zur Traubenſchere, zieht der Zug der Winzer und Winzerinnen in fröhlicher Stimmung in die für die Leſe freigegebenen Berghänge. Am Fuße des Berges finden die Wagen mit den Füllbottichen Aufſtellung. Bald iſt der ganze Verg⸗ hang von emſigem Leben erfüllt. Luſtges Geplauder und fröhliche Lieder dringen herunter ins Tal. Von Zeit zu Zeit ſteigen die Männer hinunter ins Tal, um die gefüll⸗ ten Tragbütten in die bereitſtehenden Füllbottiche zu ent⸗ leeren. So verläuft die Weinleſe in zwar emſiger, faſt pau⸗ ſenloſer Arbeit— es gilt, die wenigen ſonnenreichen Herbſttage zur Bergung des Ernteſegens auszunutzen— aber diese rbeit iſt köſtlich in ihrer Art; denn ſie bringt den Lohn für die mühevolle Jahresarbeit des Winzers. Und wenn die Sonne im Weſten hinter den Bergen ver⸗ ſchwindet, die hereinbrechende Dunkelheit zum Einſtellen der Arbeit zwingt, dann iſt das Tagewerk vollendet, das immer wieder aufs neue begonnen werden muß, bis der letzte Ernteſegen geborgen iſt. Weinleſe! Wie ein Zauber wirkt dieſes Wort auf un⸗ zählige Menſchen, die dieſe einzigartige Zeit 1 Anlaß nehmen, für kurze Zeit hinauszufahren in die Weingebiete, die an dieſen Herbſttagen einen beſonderen Reiz ausſtrah⸗ len. Ein farben⸗ und ſtimmungsvolles Bild bietet ſich hier dem Beſucher, dem, wenn er dieſes einzigartige Erlebnis in ſeiner ganzen Fülle auf ſich wirken laſſen will, die Mög⸗ 9710 5 gern geboten wird, ſich ſelbſt an der Traubenleſe zu eteiligen.. ————— Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Donnerstag, 29. September: Miete Y 4 und 2. Son⸗ dermiete D 2: Thors Gaſt. Schauſpiel von Otto Erler. Anfang 20. Ende 22.30 Uhr. Freitag, 30 September: Miete Bz und 1. Sondermiete B 2 und für die NScg„Kraft durch Freude“: Kultur⸗ gemeinde Mannheim Abt. 584 bis 587, 621 bis 623: Carmen. Oper von Georges Bizet. Anfang 19.30, Ende gegen 23 Uhr. ö Samstag, 1. Oktober: Miete E 4 und 2. Sondermiete E 2: Madame ſans gene. Luſiſpiel von V. Sar⸗ dou. Anfang 20 Ende 22.30 Uhr. Im Neuen Theater(Roſeng arten): 8 Donnerstag, 29. September: Für die NSG. Kraft durch Freude“: Kulturgemeinde Mannheim Abt. 130 bis 132, 321 bis 335, 342 bis 347, 391 bis 393, 551 bis 577. Gruppe Dd Nr. 1 bis 400, Gruppe E freiwillig Nr. 1 bis 900: Tiefland. Oper von Eugen d' Albert, Anfang 20, Ende etwa 22.30 Uhr. Zauberkünſtler Beaufort erzählt 200 Pfund Sterling für eine Geiſterrolle— Doch der Maharadſcha war ſehr enttäuſcht Der alte engliſche Zauberkünſtler Douglas Beaufort hat ſich entſchloſſen, ſeine bis jetzt zurückgehaltenen Memofren der Welt zu übergeben. Douglas Beaufort hat einige ſpannende und teilweiſe fröhliche Erlebniſſe gehabt, von denen man heute erſt erfährt. Hier ſeien einige davon wiedergegeben. Eines Tages erhielt Douglas Beaufort aus Schott⸗ land die Aufforderung einer Herzogin, ſich umgehend bei ihr einzufinden. Er wurde von einem Vertrauten der Herzogin auf Umwegen in das Schloß geführt. Er hatte Urſprünglich geglaubt, vor geladenen Gäſten ſeine Kunſt⸗ ſtücke vorführen zu ſollen. Aber die Herzogin gab ihm einen ganz anderen Auftrag. In dem Schloß ſollte ſeit Jahrhunderten ein Geiſt umgehen. Sie forderte nun Douglas Beaufort auf, ſich in einem beſtimmten großen Raum zu verſtecken. Abends werde der Gatte der Herzogin mit einer bekannten Schau⸗ pielerin in dieſen Raum kommen. Seine Aufgabe ſei es Beräuſche ein ſchlürfenden Geiſtes nachzuahmen e auszuſtoßen. Beaufort, dem kling angeboten wurde, , daß die Schauſpielerin drei Minuten verſtört und Der Herzog war überzeugt, daß oßgeiſt in verfolge, weil er die Abſicht hatte, ſeine Gattin zu betrügen. Die Herzogin war von dem Reſultat ſo überraſcht, daß ſie die verſprochene Gage von 100 Pfund Sterling auf 200 Pfund Sterling erhöhte. Das war die höchſte Entlohnung, die Douglas Beaufort jemals für eine Soirse bezog, wobei er nicht einmal ein Kunſt⸗ ſtück auszuführen hatte, ſondern nur als Bauchredner ge⸗ wiſſe merkwürdige Geräuſche von ſich gab. Die Kunde von der erfolgreichen Experimenten Beau⸗ forts gelangte bis zum engliſchen Hof. König Eduard VII., der nicht mit alltäglichen Mitteln in der Kolonialfrage zu arbeiten pflegte, kam auf den Gedanken, ſich der Künſte Beauforts zu bedienen, um die Befriedung Afrikas leich⸗ ter durchzuführen. Mit einem hohen Staatsgehalt wurde Beaufort nach Afrika geſchickt, wo er ſich zur Verfügung der verſchiedenen Dienſtſtellen zu halten hatte. 5 Seine Arbeit in Afrika war nicht immer einfach. Denn ſehr oft verſuchten die alten Zauberkünſtler, ihren Kon⸗ kürrenten mit der weißen Haut durch Gift aus dem Leben zu ſchaffen. Doch das Ergebnis der Bemühungen Beauforts war vollkommen ſo, wie die Engländer es erwartet hatten. Die alten Zauberer wurden zum großen Teil entlaſſen. Beaufort aber ließ ſich zum Ratgeber der Häuptlinge er⸗ nennen. So hatte er unbeſchränkte Möglichkeiten, im Sinne der engliſchen Politik zu wirken. Das fröhlichſte Erlebnis Beauforts in England ſelbſt war eine Vorſtellung vor einem indiſchen Maharadſcha in den Anfangszeiten des Kinos. Er führte erſt einmal ſeine üblichen Kunſtſtücke aus, verblüffte den Maharadſcha auch durch ſeine Fähigkeiten als Bauchredner, und als größte Ueberraſchung bot er einen Film, auf dem Königin Vie⸗ toxia bei ihrer Jubiläumsfeier zu ſehen war. Der Maharadſcha war ſtark enttäuſcht. Man hatte ihm wunderbare Dinge vom Film erzählt. Und nun ſah er nur eine in dicke Staatsgewänder gehüllte Königin. Er forderte Beaufort auf, bis zum nächſten Tag einen Film mit weniger ſtark bekleideten engliſchen und franzöſiſchen Mädchen zu liefern. Es koſtete Beaufort alle Mühe, den Maharadſcha zu überzeugen, daß derartige Filme in Eng⸗ land nicht hergeſtellt würden. Die Lieferung ſolcher Filme überſteige ſogar ſeine Fähigkeiten, alſo die des beſten Zauberers von England. Et! 0 Ußerder führte ſe der Das ſchönſte deutſche Standesamt Das Standesamt Salzburg iſt im hiſtoriſchen Mirabell⸗ Schloß untergebracht, in dem jetzt die Trauungen vorge⸗ nommen werden. Der Aufgang zum Standesamt führt über die weltberühmte Marmorſtiege, die im Volksmund die Engelſtiege heißt, weil marmorne Statuen, Engel darſtel⸗ lend, das Stiegengeländer ſchmücken Die Putten zeigen den Heiratsluſtigen den Weg ins Eheparadies. Der Trau⸗ ungsſgal iſt ganz in Marmor und Gold gehalten. Sarawak verleiht Waldläufer Merkwürdiger Brauch auf Borneo In dieſen Tagen kam es im Geſchäftsviertel von Singapore zu einem merkwürdigen Zwiſchenfall: In einem Gewehrladen fand ſich ein ſehr dunkelhäutiger Mann ein, der mit großen verwunderten Augen die Waf⸗ fen anſtarrte. Man konnte ſich jedoch in keiner der vier⸗ zehn Sprachen, die in Singapore geſprochen werden, mit ihm verſtändigen. Dabei war der Mann nur ſehr mangel⸗ haft bekleidet, man konnte ihn ſogar nackt nennen. Erſt nach längerer Unterſuchung ergab ſich, daß dieſer Mann zu einer Kolonne von Dajaks gehörte, die über Singapore auf dem Weg nach Malakka waren, um dort gewiſſe Wald⸗ arbeiten im Auftrage der Regierung und des Staates von Johore vorzunehmen. Auf dieſe Weiſe erfuhr man zum erſtenmal in Singa⸗ pore von einem intereſſanten Verleihgeſchäft, das die Re⸗ gierung von Sarawak mit den verſchiedenen Ländern auf Borneo und Malakka von Zeit zu Zeit betreibt. Sarawak iſt ein Sultanat im weſtlichen Borneo, das heute unter engliſchem Schutz ſteht, aber von der Familie Brooke ver⸗ waltet wird. iſt dem weißen Sultan zwar gelungen, ruhi Verhä zu 1 und den Dajaks ſeines Landes die Kopfjagd abzugewöhnen. Im übrigen aber haben ſich die Dajaks abſolut ihre Lebensweiſe retten können. Man hat vergebens verſucht, ſie zur Viehzucht heranzubilden. Sie bleiben lieber Jäger, Fiſcher und Waldläufer. Ihre Talente, ſich auch in einem vollkommen ich Sarawak um Unterſtützung wendet, wenn eine neue Straße in einem Dſchungel angelegt werden ſoll. So hatte auch die Regierung von Johore um die Entſendung von Dajaks erſucht. Ein Transport von 60 Leuten wurde auf den Weg gebracht. Allerdings hatte der Beauftragte von Johore in Sarawak ein merkwürdiges Erlebnis. Er war von dem Sultan gut empfangen und in einen beſonderen Bunga⸗ low übergeführt worden, der ganz zu ſeiner Verfügung ſtehen ſollte. Morgens wurde der Beauftragte dadurch ge⸗ weckt, daß auf der Terraſſe ſeines Hauſes fünf Perſonen in vollkommen unbekleidetem Zuſtande Platz nahmen, eine würdige Haltung zeigten und ihm kräftig die Hände ſchüt⸗ telten, als er ſich auf der Terraſſe einfand. Erſt ſpäter er⸗ fuhr der Beamte, daß es ſich um ſehr reiche Dajaks han⸗ delte, um Grundbeſitzer, die unbedingt Millionäre ſind. Aber ſie waren in einer ſo ſeltſamen Tracht erſchienen, weil bei ihnen die nackte Haut etwa dem Smoking oder dem eleganten Beſuchsanzug in Europa oder Amerika entſpricht. Nachdem der Leihbetrieb von Eingeborenen von Sara⸗ wak nach Johore und an andere Malakkaſtaaten unter Zuſtimmung der Regierung und unter vollem Schutz für die Eingeborenen vor ſich gegangen iſt, beſteht für die Engländer, wie es heißt, kein Grund zum Einſchreiten, nachdem man erſt vermutet hatte, einer neuen Affäre von Sllavenhändlern auf der Spur zu ſein. Volks⸗ oder Kriegswagen? Jedermann beſichligt den KdF.⸗Volkswagen auf der Grenz⸗ land⸗Preſſeſchau„Schwarz auf Weiß“ im Ludwigshafener Hindenburgpark und die ſowjetruſſiſche Lügen. Frankfurter Gekreidegtoßmarkt vom 28. September. Amtlich notierten. Weizen Feſtpreisgeb. W 9 19.80, Wᷣ 11 20, W' 12 20.10, W' 18 20 20, Wͤ' 16 20.50 W'᷑18 20.70, W̃ 19 20.90, W' 20 21.10; Roggen Feſtpreisgeb. R 11 18.30, R 12 18.40, R 14 18.60, R 15 18.70, R 16 18.90, R 17 19, R 18 19.10, R 19 19.30; Weizenmehl Type 812 Feſt⸗ preisgeb. W 13 28.85 W'᷑ſ16 28.85, W 18 28.85, Wᷣ 19 28.85, Kreis Alzey 20 28.85, Kreis Worms 20 29.20; Rog⸗ genmehl Type 997 Feſtpreisgeb R 12 22.45, R 15 22.80, R 16 22.95 R 18 23.30. R 19 23.50; Weizenfuttermehl 13.60; Weizenkleie Feſtpreisgeb. W 13 10.75, Wᷣ 16 10.90 W'ᷓ18 11, Wᷣe 19 1110, W' 20 11.20; Roggenkleie Feſtpreis⸗ geb. R 12 9.95, R 15 10.15, R 16 10.25 R 18 10 40, R 19 10,50; Wieſenheu 5 bezw. 5.80 bis 6.00; Weizenſtroh 2.80; Roggenſtroh 2.90 bis 3.00; Hafer⸗ und Gerſtenſtroh 2.40 bis 2.50; Kleeheu 7 bis 7389 Markt Herbſtblumen im Garten Der Herbſt hält ſeinen Einzug. Nicht nur im Gemüſe⸗ und Obſtgarten iſt nun die Zeit des Reifens und der Ernte gekommen. Auch der Blumengarten zeigt ſich noch einmal in ſeiner ſchönen Pracht. Noch blühen Malven, Gladiolen, Dahlien und all die vielen anderen Blumen, die uns der Sommer beſchert hat. Aber bald iſt ihre Zeit gekommen. Die Nächte werden kühler, bis eines Morgens der erſte Reif Gärten und Felder bedeckt und damit der größte Teil der Blüten vernichtet iſt. Aber es gibt eine ganze Anzahl von ihnen, die auch bei kälterer Witterung bis weit in den November hinein blühen. Die bekannteſten Herbſtblumen ſind wohl die Ehryſanthemen, die aus dem fernen Oſtaſien ſtammen, heute in keinem Garten mehr fehlen. Ebenſo häu⸗ fig finden wir die Herbſtaſtern. Auch die in gelblich⸗bräun⸗ lichen Farben blühenden Rudbeckien und die Goldraute ge⸗ hören zu den Spätblühern unſeres Gartens. Die Strauch⸗ hortenſien ſtehen jetzt in voller Blüte. Ihre großen roſa Blüten färben ſich allmählich in bräunliche bis kupferfar⸗ bene und grünliche Töne um und bilden einen ſchönen Schmuck für Vaſe und Garten. Von den Einjahrsblumen erfreuen uns jetzt beſonders die Aſtern ſowie das Löwenmaul, deſſen Blüten an wind⸗ geſchützten Stellen bis in den November hinein dem Froſt troßen. Daneben dürfen wir nicht das Juden⸗ oder Lam⸗ pionkraut vergeſſen, deſſen orangefarbene Fruchtſtände einen ſchönen Schmuck unſerer herbſtlichen Gärten bilden. Zuſammen mit der Lunaria, der Talerblume, läßt es ich zu geſchmackvollen Herbſtblumen binden. Auch das Stief⸗ mütterchen können wir zu den Herbſtblühern rechnen. Im Frühherbſt ausgepflanzt, blühen viele Sorten bis weit in den Winter hinein. Bekannt als Herbſtblume iſt ebenfalls die Herbſtzeitloſe, deren hell⸗lila Blütenkelche uns auch in der freien Natur auf Wieſen und Rainen begegnen. Neuer⸗ dings gibt es auch herbſtblühende Krokus, die man als Er⸗ ſatz für die ſehr giftige Herbſtzeitloſe wählen kann. Als letzte unſerer Herbſtblumen erblüht im November über die Weih⸗ nachtszeit bis in den Januar hinein die Chriſtroſe, die da⸗ mit ſchon überleitet zu den erſten Vorfrühlingsblumen. usſchneiden! Aufbewahren! Rolläden zu!— Fenſter ohne Rolläden auf! Der Reichsminiſter für Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe hat mit Runderlaß vom 7. September 1938 an⸗ geordnet, daß die bisher vorgeſehenen Schutzmaßnahmen für Fenſterſcheiben bei Luftangriffen wie folgt geändert werden: 1. Die bisher vorgeſehenen Maßnahmen zum Schutz der Fenſterſcheiben gegen den Luftſtoß zerknallender Sprengbomben durch Bekleben mit Papierſtreiben uſw. kommen in Fortfall. 2. Fenſterläden, Rolläden, Jalouſien uſw. werden bei Fliegeralarm geſchloſſen. 3. Soweit Fenſterläden, Rolläden, Jalouſien uſw. nicht vorhanden ſind, werden die Fenſter bei Fliegeralarm zum Schutz gegen den Luftſtoß zerknallender Sprengbomben weit geöffnet und feſtgeſtellt. 4. Bei der Durchführung der Schutzmaßnahmen für Fenſter iſt die Verdunlelungspflicht zu beachten. Die Maßnahmen zum Schutz der Fenſterſcheiben ſind dem⸗ nach weſentlich re worden. Das Bekleben der Fenſter⸗ cheiben— wie wir alle wiſſen, bei größeren Wohnungen eine zeitraubende Arbeit— fällt gänzlich fort. Dafür müſſen aber auch bei Tage die Rolläden, Fenſterläden, Jalouſien uſw. ſo⸗ fort geſchloſſen werden, wenn Fliegeralarm ausgelöſt wird. Derartig geſchützte Fenſter halten dem Luftſtoß zerknallender Sprengbomben ſtand, es ſei denn, daß ein Zerknall in größter Nähe eines Fenſters erſolgt. Alle Fenſter, die nicht durch Rolläden uſw. geſchützt ſind, müſſen dagegen weit geöffnet werden. Es beſteht ſonſt die Gefahr, daß die Fenſterſcheiben bei Luftangriffen auch dann zerbrechen, wenn eine Bombe in größerer Entfernung zerknallt. In Kriegszeiten wird es aber ſchwierig ſein, in großem Umfang zerſtörte Fenſterſcheiben u erſetzen, da die notwendigen Fachkräfte fehlen und auch die cer e von Fenſterglas unter Umſtänden längere 900 er⸗ fordert. In der kalten Jahreszeit würden dadurch erhebliche Unzuträglichkeiten für die Inſaſſen von Wohnungen und Ar⸗ beitsſtätten entſtehen. Daher ſind die nicht durch Rolläden uſw. geſchützten Fenſter unbedingt weit zu öffnen. Sie müſſen aber feſtgehalt oder durch Vorlegen eines Holzes ſo feſtgeſtellt 1 daß ſie durch Luftſtöße oder Zugluft nicht ee önnen. 5. Kapitel. Um halb neun Uhr am nächſten Morgen. Im Kranken⸗ ſaal war es noch ganz ruhig, aber im rationsſgal herrſchte ſchon reges Leben. Die im Halbkreis umlaufenden Bänke waren beſetzt. Eine gewiſſe Anzahl von Studenten war zu der Operation zugelaſſen. Es war ſtets ein beſonderer Vorzug, Profeſſor Kruſius bei der Operation eines ſchweren Falles zu ſehen. Die Patientin hatte den Krankenſaal auf dem Wagen verlaſſen und war nun im Narkoſeraum. Thea Hanſen ſtand im Korridor und ſprach leiſe und eindringlich auf ihre Kollegin Dr. Ilſe Runge ein. Dieſe war gleichzeitig mit Thea in die chirurgiſche Abteilung ver⸗ ſetzt worden, aber Ilſes Zeit war in einigen Wochen um, und dann ſchied ſie für immer aus ihrem ärztlichen Beruf, und wollte ihren Großkaufmann heiraten. Sie hatte ſich nie von ganzem Herzen zu ihrer Tätigkeit hingezogen ge⸗ fühlt, und mit Schrecken dachte ſie an die bevorſtehende Operation, bei der ſie, wenn auch in ganz unbedeutender Rolle, als Aſſiſtentin teilnehmen ſollte. Thea erinnerte ſich an die Szenen, die früher bei ihrer Kameradin, als ſie noch Studentinnen waren, jedem Beſuch in der Anatomie und ſpäter in den Kliniken vorausgegangen waren, und ſo ſchien es auch jetzt wieder zu ſein. „Ich weiß nicht, Hanſen,“ ſagte Ilſe,„ob ich nicht die Oberſchweſter bitte, daß eine Schweſter meine Vertretung übernimmt. Ich kann den Anblick nicht ertragen Thea faßte ſie am Arm. „Schäme dich, Runge,“ meinte ſie empört,„was haſt du bloß für eine Auffaſſung von unſerem Beruf!“ „Ich tauge nicht dafür,“ meinte Ilſe Runge kläglich.„In der allgemeinen Netgen es ja noch, aber das heute geht über meine Nerven. Ich bin 57 daß bald alles vor⸗ über iſt und ich keine Klinik mehr ſehe.“ „Heute biſt du jedenfalls noch im Dienſt,“ rief Thea und zog ihre Kollegin mit ſich fort.„Feigheit iſt mir etwas a iderwärtiges und ich dulde einfach nicht, daß du dich rückſt.“ chirurgiſchen Ope⸗ ſie machte eine Bewegung zur Sie half Ilſe beim Anlegen der Operationsmaske und ließ dabei die Uhr nicht aus den Augen. Nebenan im Be⸗ täubungsraum hörte man ein Geräuſch, man vernahm das leiſe Knirſchen der Wagenräder— es war alſo ſo weit. Man brachte die Patientin in den Operationsraum. Profeſſor Kruſius, ſein erſter Aſſiſtent, Profeſſor Dr. Merk und einige weitere Aerzte waren ſchon da. Thea und Ilſe gingen hinein und ſchloſſen ſich ihnen an. Dann kamen die Schweſtern. Der ganze Raum war in Weiß, die Wände, die Decke waren weiß, ſogar die Bänke der Studenten glänzten in hellſtem Weiß, Aerzte und Aerztinnen, Schweſtern weiß von Kopf bis Fuß. 5 Profeſſor Kruſius, nur an ſeiner markanten Figur er⸗ kennbar, ſtand im Mittelpunkt unter den Lampen. Der Wagen mit der Patientin fuhr bis zu ihm. Thea, die etwas im Hintergrund ſtand, behielt ihre Kollegin Ilſe im Auge. Von der Galerie kam die Stimme eines Dozenten, der den Studierenden den Fall erklärte, die einzelnen Krank⸗ heitsſymptome ſchilderte, die Diagnoſe und dann kurz auf die bevorſtehende Operation einging. Profeſſor Kruſius ſprach kein Wort, er ſah noch nicht einmal auf. Seine Augen ruhten auf der Patientin. Der Arzt, der die Einſchläferung vorgenommen hatte, flüſterte ihm etwas ins Ohr; die Operation begann. Ilſe Runge bekam auf einmal ein würgendes Gefühl in die Kehle, ſie verſpürte ein 1 an den Knien, und eite, aber ſchon ſah Thea ſie an. Wie Ilſe Runge ſpäter erzählte, hatte dieſer eine Blick ſie vor der Ohnmacht bewahrt und die Spannung hatte nachgelaſſen. Ilſe war ⸗keine Chirurgennatur, aber ſie war ſtolz, durchgehalten zu haben. Die Zeit verging— eine Stunde und faſt noch die zweite. Thea, die Profeſſor Kruſius wie die anderen Hand⸗ reichungen machte, bewunderte ſeine eiſerne e Noch nicht einmal ſeine Augenlider zuckten Ein Fehlgriff um Haaresbreite, und es wäre um das Leben der Patientin geſchehen geweſen. Nur hin und wieder ſah er kurz auf und murmelte den Aſſiſtenten ſeine Anweiſungen zu. Kurz vor halb zwölf Uhr brachten ſie den Wagen mit der Kranken wieder fort. N Profeſſor Kruſius ging einige Schritte zurück und ſah ſich um. Thea bemerkte, wie ſeine Augen über der weißen Maske müde waren. „Eine vollſtändige Geſundung dürfte nicht mehr in Jweifel gezogen werden, falls die Nachbehandlung entſpre⸗ chend erfolgt. And dafür ſorgen Sie ja, Kollegin Handen. Die Operation iſt erfolgreich verlaufen.“ So ſprach Profeſſor Kruſius. Er ging in den Desinfek⸗ tionsraum, um ſich umzukleiden, denn es kam noch eine zweite Operation an die Reihe, die weniger ſchwierig war und keine ungewöhnliche Konzentration erforderte. Thea hatte ſich die Freude aufgeſpart, die drei Men⸗ ſchen, die draußen voller Todesangſt warteten, zu benach⸗ richtigen und zu ſehen, wie Erlöſung auf ihren Geſichtern erſtand. „Und heute Abend dürfen Sie ſie vielleicht einmal von der Tür aus ſehen,“ verſprach ſie und fuhr fort,„jetzt aber gehen Sie erſt einmal eſſen, drüben im Lokal. Sie ſehen alle ganz blaß aus und haben gewiß ſeit geſtern nichts in den Magen bekommen.“ Sie gingen auch eſſen, aber nach einer halben Stunde waren ſie zurück und warteten wieder, bis Kruſtus kam. „Da iſt er! Ich kenne ihn nach ſeinem Bild. Das iſt Profeſſor Kruſius.“ Hermann Wendler flüſterte den anderen dieſe Worte zu. Kruſius war von einer Schar Studenten umgeben, mit denen er angeregt chirurgiſche Fragen( rterte, aber Mut⸗ ter Ulrich achtete nicht darauf. Sie ging auf ihn zu, bis ſie dicht vor ihm ſtand, und dann ſagte ſte, wer ſie wäre. „Fräulein Doktor hat uns ſchon geſagt, daß unſer Mä⸗ del leben wird.—— Daß Marie wieder ganz geſund wird, Herr Profeſſor,“ ſagte ſie.„Entſchuldigen Sie die Störung — aber, wir wollten nicht fortgehen, ohne Ihnen zu dan⸗ ken, Herr Profeſſor,“ ſagte ſie.„Möge Gott Ihnen vergel⸗ ten, was Sie für uns getan haben!“ Thea ſah Kruſius in dieſem Augenblick an, und er ſchien ihr in ihren Augen zu wachſen. Sie bewunderte ihn, und, wenn ſie jetzt an ſeiner Stelle geweſen wäre, hätte ſie die⸗ ſen Augenblick für einen der ſchönſten und höchſten gehal⸗ ten, die ein Menſchenleben gewähren kann. Er aber blieb, wie er immer war, beſcheiden, ruhig und in ſich gekehrt, und er lächelte nur freundlich mit etwas geneigtem Kopf. 5 8 ſagte er,„in ein paar Wochen haben Sie ſte wieder.“ Er reichte ihr die Hand, nickte ihr zu und ging vorübe mit ſeinen Studenten, von denen er ſich dann auch gleich verabſchiedete.— 8 ulel ne ueſectoh Joggen ug an gien geg Aoaobup ie ua deen hae, ee eee eee e eg bach un ppag so usa„mpeg ou uses nog gun vg aq nente gung uo zvaie jo quvutef 9 1 0 ogvaſ c zd ino bücpp aa 82 zgeuy d lese uoſeupie e dee ee cen bee et een bang zeſfem önelog envig 4 ua uud aogz avockh ue ou ufjescpec ei! 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Links derſelben zieht ſich der Flugplatz hin. Weiter Bei Roßlau geht's über die Elbe, aber der Hauptweg durch den Ort iſt geſperrt und die Umleitung führt durch verwinkelte, enge Gaſſen, daß ſchon allerlei Fahrkunſt da⸗ zu gehört, heil durchzukommen. Wagen und Anhänger ſind immerhin zuſammen zwanzig Meter lang. Erſt auf freier Landſtraße ſchlägt Rudi die alte Ge⸗ ſchwindigkeit wieder an. Das Tachometer zeigt auf fünf⸗ undfünfzig. Die ſchwere Maſchine arbeitet wie ein Uhr⸗ werk. Vor einem Bahnübergang macht Rudi Halt, um die Reifen zu kontrollieren. Dann geht es weiter. Zerbſt wird paſſiert. Die Straße ſenkt ſich, ſteigt an, Wälder ſchieben ſich zu beiden Seiten heran. Stunde um Stunde vergeht. Wie ſchön das wäre, geht es Rudi durch den Kopf, beim Morgengrauen an unſerem Hauſe vorbei⸗ zukommen.. Aber vieles, was ſchön iſt, bleibt unerfüllt. Magdeburg kommt in Sicht, Rudi drückt die Fahrt⸗ geſchwindigkeit herunter. Mit zwanzig Stundenkilometer führt er den Zug durch die hellerleuchteten Straßen. Dann kommt wieder das gähnende Schwarz der Landſtraße Lieschen war draußen auf der Bauſtelle! Ob ſie wirk⸗ lich glaubt, daß alles vergeſſen iſt? Aber eigentlich würde ihr das ähnlich ſehen. Die Tränen ſitzen bei ihr verdammt locker, aber richtig beſehen nimmt ſie alles doch recht leicht. Ein träumendes Dorf gleitet vorbei. Niedrige Häuſer, ein mattſchimmernder Anger, weißleuchtende Warnſteine, die eine ſcharfe Krümmung kennzeichnen, dann wieder Nacht. Für flüchtige Sekunden gerät kurz hinter dem Dorf ein Liebespärchen, das ſich eng umſchlungen hält, in den unerbittlichen Scheinwerferkreis. Säße Hannes am Steuer, würde er die Blender weit aufdrehen. Aber ſo boshaft iſt Rudi nicht. Er begnügt ſich, ein luſtiges Signal zu tippen. Ein bißchen Spaß muß ſchon ſein. Früh gegen halb drei tauchen die erſten Häuſer von Gardelegen auf. „He, Hannes Aber diesmal iſt Hannes bereits wach. Er klettert aus der Koje, zieht ſich ſeine Schuhe an, und da ſind ſie auch ſchon am„Hamburger Hof“ angelangt, vor dem ein Laſt⸗ zug hinter dem anderen ſteht. Drinnen im Fernfahrerlokal ſitzen ſie, die ledergepan⸗ zerten Kapitäne der Landſtraße und genießen die ihnen zuſtehende einſtündige Raſt je nach Luſt und Laune. Rauhe Begrüßungsworte fliegen hin und her. Und da ſitzt auch Kriſchan Peterſen... derſelbe Kriſchan Peterſen, den Hannes nicht ausſtehen kann, weil der ihm am meiſten Vorhaltungen über die Geſchichte mit ſeinem Mädel macht... Kriſchan Peterſen kommt ebenfalls aus Leipzig und will auch nach Hamburg. Er iſt bei keinem Spediteur angeſtellt, ſondern fährt ſeinen eigenen Laſtzug. Rudi ſetzt ſich zu ihm, und ſie kommen bald auf einen unglücklichen Kameraden zu ſprechen, der vor einer Woche tödlich verunglückte. Kriſchan flucht fürchterlich. Flucht auf die Aerzte, die noch nicht einmal verſtehen, einen Menſchen ordentlich wieder zuſammenzuflicken... ſchimpft auf den Motorradfahrer, der den ſchweren Zuſammenſtoß verſchul⸗ dete.. flucht auf die ganze Fernfahrerei Rudi hat ſofort gemerkt, daß mit Kriſchan Peterſen irgendetwas nicht in Ordnung iſt. Und bald hat er es auch heraus. Kriſchan hat mit ſeiner Frau einen Mordskrach gehabt. Sie hat ihn wohl fühlen laſſen, daß er noch heute ein armer Teufel wäre, hätte ſie ihm nicht das Geld für ſeinen Laſtzug in die Ehe mitgebracht. In ſolchen Dingen iſt Kriſchan aber verdammt empfindlich. Und hat Krach geſchlagen. Und nun ſcheint er die größte Luſt zu verſpü⸗ cen, den ganzen Krempel hinzuwerfen „Aber, Kriſchan, ſei doch vernünftig. Sprich dich mit deiner Frau in Ruhe aus, dann kommt alles wieder ins Lot.“ Kriſchan ſchweigt. Sein Zorn iſt verraucht. Nach einer Weile erhebt er ſich. Reicht Rudi die Hand.„Muß weiter. Mach's gut.“ Und ſtampft breitbeinig hinaus. Rudi ſieht nachdenklich hinter ihm her. Herrgott, wie glücklich iſt Kriſchan geweſen, als er Herr eines eigenen Jaſtzugs wurde. Wie ſchnell ſich auf der Welt Dinge än⸗ bern können 1625 Als der Wirt ihm die beſtellten, mit Speck unterlegten Spiegeleier bringt, ißt er mit großem Hunger. Hannes Winter iſt nicht zu ſehen. Er hat ſich verkrümelt. Zum Teil mog Kriſchan Peterſen daran Schuld ſein. Aber Rudi 16 daß Hannes auch nicht hier ſein würde, wäre kein Ki aan Peterſen zu ſehen geweſen... weiß, daß Hannes ſich in der Küche die Hände wäſcht und auch gleich dort etwas Warmes ißt.. nicht etwa, weil es in der Küche gemütlicher wäre, ſondern weil dort eine gewiſſe Paula am Kochtopf hantiert Rauchſchwaden ziehen durch den Raum. An einem Tiſch wird raſch ein Skat geklopft. Im hinteren Raume, wo das große, ſchwarzbezogene Sofa ſteht, hält einer ein kurzes Verdauungsſchläfchen. Plötzlich ſteht in der Tür ein großer, ſtruppig aus⸗ ſehender Kerl.„in Morgen!“ ſagt er und hier und da hebt einer winkend die Hand. „Hallo, Brand!“ ruft Rudi.„Menſch, lebſt du denn auch noch? Wie lange iſt das her, daß wir uns das letzte Mal geſehen haben?“ „Eine Ewigkeit!“ Brand grient. Dann ſetzt er ſich auf den Stuhl, von dem Kriſchan Peterſen eben aufgeſtanden iſt. Der ſtruppige Brand beſtellt ſich einen Kaffee, und dann erzählt er, daß er ſeinen guten Vertrag mit dem Bremer Spediteur losgeworden iſt und ſich als Tramp⸗ fahrer durchſchlägt. Seit einem geſchlagenen Vierteljahr iſt er nicht nach Hauſe gekommen. „Ein elendes Leben,“ klagt er. In Bremen iſt er zu Hauſe und dort bekam er vor drei Monaten eine Ladung nach München. Mit der ihm in Ausſicht geſtellten Rück⸗ Tags nach Bremen wurde es aber nichts, er lag ein paar age brach und bekam dann Arbeit für ſeinen Laſtzug, aber leider nicht nach Bremen.„Nach Breslau, Menſch!“ Dann ein paarmal von Breslau nach Stettin, dann wieder eine Woche Pauſe wegen Maſchinenſchaden.„Zweiund⸗ ſiebzig Mark für die Reparatur, Junge, Junge!“ Hinter⸗ her im feſten Auftrag drei Wochen Breslau⸗-Berlin, zurück nach München, Stückgut für Leipzig, Maſchinenteile nach Frankfurt am Main. Drei Tage Grippe.„Und wie, Rudi! Habe gedacht nun hat alle Not ein Ende!“ Aber dann ſaß er doch wieder auf ſeinem Laſtzug mit Fracht nach Han⸗ nover und befand ſich nun auf dem Wege nach Leipzig. „Ein Hundeleben, Rudi, das kann ich dir ſagen! Habe ich das nötig gehabt, wo ich meine feſte Stellung als Fern⸗ fahrer hatte? Nee, ſelbſtändig mußte ich mich machen. Selbſtändig!“ Er pruſtet, daß ſich die Haare ſeines ſchwar⸗ zen Bartes ſträuben. Ob wohl ein Menſch zufrieden iſt? denkt Rudi, als er längſt wieder im Laſtzug ſitzt. Alle haben ſie was zu jam⸗ mern, zu klöhnen und zu ſtöhnen, und wenn's hart auf hart geht, ſind ſie alle da und keiner tauſcht mit dem an⸗ deren! Komiſche Welt, komiſche Menſchen Seit Gardelegen ſitzt Hannes Winter am Steuer. Fährt ſicher, der Burſche, nur in die Kurven geht er ein bißchen zu unverſchämt, aber das gleicht er durch ſeine geradezu pomadig wirkende Bierruhe wieder aus. Rudi lehnt in der anderen Ecke. Vorhin ſpürte er eine leiſe Schläfrigkeit, aber die iſt verweht. Er iſt wach. Ganz wach. Und doch iſt es ein Wachſein anderer Art. Er ſieht alle möglichen Geſichter: Kriſchan Peterſen und ſeinen Bruder Eberhardt, den ſtrup⸗ pigen Brand und das dunkelblonde Lieschen. Sie glotzen ihn von allen Seiten an. Er iſt ein wenig überreizt. Aber das iſt ja kein Wunder bei dieſer ewigen Nachtfahrerei. Eigentlich ganz ſchön, fährt es ihm durch den Kopf, daß der Urlaug nahe iſt. Das ſollen herrliche vierzehn Tage werden „Rudi!“ brüllt Hannes auf einmal. Rudi Schirmer taumelt aus der Ecke.„Was iſt los?“ will er ſchreien. Aber das Wort bleibt ihm im Halſe ſtecken. Auf der Landſtraße... keine vierzig Meter weit .. dein wüſtes Flammenmeer Den Feuerſchein hat Hannes ſchon ſeit einigen Minu⸗ ten bemerkt, aber angenommen, in einem Dorfe brenne es. Nun aber, hinter der letzten Krümmung, erweiſt es ſich, daß kein Haus, ſondern ein Wagen brennt... ein Laſtzug, verdammt! (Fortſetzung folgt.) Der Stadtſchreiber von Waibſtadt Von A. Kinmelmann. 5. Fortſetzung, 9. Das Hofratskollegium der Regierung in Speyer hatte über das Waibſtadter Memoriale beraten und ihm eine größere Bedeutung beigemeſſen. Der fürſtl. Kanzler Wagner wurde dorthin zur weiteren Erkundigung der Vorgänge ent⸗ ſandt. Eines Tages, es war im Monat Juni, meldete ein reitender Bote ſeine Ankunft. Um die Mittagsſtunde traf er mit ſeinem Gefolge, Amtsſchreiber und Knechte ein. Vor dem Rathauſe wurde er von Stadtſchultheiß, Anwalt und den Mitgliedern des Gerichts, die in ſchwarzen Mänteln warteten, empfangen. Der Kanzler begrüßte die Vertreler der Stadt und begab ſich hierauf ins Rathaus. Die im Saale verſammelte Bürgerſchaft erhob ſich bei ſeinem Ein⸗ tritt. Am Gerichtstiſch nahm er neben dem Stadtſchult⸗ heißen Platz. Seine Exzellenz, der Kanzler, legte der Bürgerſchaft dar, daß über die Zuſtände in Waibſtadt bei der Regierung eine Beſchwerdeſchrift eingegangen ſei, die ihn veranlaßt hätte, hierher zu kommen, um durch Augenſchein Klarheit zu gewinnen. Er habe die Abſicht, die geſamte Bürgerſchaft eingehend zu vernehmen. Hier wurde er unterbrochen. Der Prokurator Hans Peter Schäfer trat vor und rief den Bürgern zu: „Mitbürger! Ich rufe Euch zur Bekräftigung unſeres Willens auf. Es bleibt bei dem Memoriale und den darin niedergelegten Forderungen.“ Der Kanzler, erfahren und gewandt in der Meiſterung ſchwieriger Verhältniſſe, ein gewiegter Diplomat, der es verſtand, auch die erregten Seelenvorgänge hinter verbind⸗ lichen Worten zu verbergen, meinte: „Solche Reden wären ſcharf zu beſtraſen; doch ſoll der Vorfall den ruhigen Fortgang der Unterfuchung nicht hin⸗ dern. Wir wollen in der Tagesordnung weiterfahren.“ Er nannte darauf eine Anzahl Zeugen, deren Ver⸗ nehmung zunächſt erfolgen ſoll: Martin Meckesheimer, Alt und Jung Kaſpar Konrad. Veit Wacker, Hans Peler Schäfer, Hans Bender, Hans Philipp Retzer und andere. Die übrigen Bürger wurden bis zum Wiederzuſammenruf ent⸗ laſſen. Sie verließen den Saal, ſtanden gruppenweiſe ſich leb⸗ haft unterhalten, im Städtchen herum. Die Feldarbeiten ruhten. Auf dem Rathaus begann die umſtändliche Zeugen⸗ einvernahme. Die eingehende Feſtſtellung des Perſonal⸗ ſtandes dauerte längere Zeit. Dann erſt begann die Er⸗ kundigung der Tatſachen. Die Vernehmung erfolgte an Hand eines vom Kanzler entworſenen Fragebogens. Jeder Zeuge mußte darüber Auskunft geben, wie oft die geheimen Zu⸗ ſammenkünfte ſtattfanden, wer dazu einlud, was dort be⸗ ſprochen wurde, weshalb der alte Stadtſchreiber ſeines Dienſtes wegen angefochten wurde und wie ſeine Abſetzung vor ſich ging, ob dem Zeugen bewußt, daß die Gemeinde gegen das Gericht klage, und worin die Klagen beſtänden. So ging es weiter. Schon nach etlichen Stunden hatte der Kanzler einen eingehenden, ausreichenden Einblick erhalten. Die übereinſtim⸗ menden Antworten machten weitere Vernehmungen nicht nötig. And als es gegen Abend ging, läutete die Rathausglocke zur Bürgerverſammlung. Der Saal füllte ſich raſch. Der Kanzler ergriff ſofort das Wort. Es ſei nicht mehr not⸗ wendig, andere Bürger zu vernehmen. Er rief die drei Gerichtsverwandten Martin Meclesheimer, Veit Wacker, Alt Kaſper Konrad auf. Sie traten vor den Kanzler. Tiefes ſchweigen! „Ich frage Euch auf Euern Eid, den Ihr Anſerem gnädigſten Herrn, Herrn Biſchof Lothar Friedrich geſchwoten: Iſt Euch dieſes Memoriale bekannt?“ „Gewiß, ja. Wohl nicht Wort für Wort. Geleſen hatten wir es nicht.“ „Aber tiefe Schuld trifft Euch, den Urhebern der ver⸗ ſuchten Rebellion.“ a Die drei widerſprachen energiſch; ſie dienten ihrer Vaterſtadt und ihrem Gnädigen Fürſten in Treue. „Und Eure Anterſchriften im Memorxiale?“ Empört, erregt riefen dieſe:„Wir haben nichts unker⸗ ſchrieben!“ Der Kanzler blätterte. Er hielt ihnen die Anterſchriften vor die Augen. „Das ſind meine Schriftzüge nicht,“ rief Veit Wacker. „Auch nicht die meinigen,“ ſagte jeder der beiden andern. Die Spannung war aufs höchſte geſtiegen. Atemloſe Stille im Saal. Der Kanzler rief den am Gerichtsliſch ſitzenden Hans Philipp Retzer zu ſich und ſtellte ihn den drei Gerichtsverwandten gegenüber. Er ward der Fälſchung der Unterſchriften überführt. Stadtſchultheiß Mannebach ſah den Augenblick ſeiner Rache gekommen. Er ſtand auf, klagte Retzer an, daß er jenes Schriftſtück ſeiner Ernennung zum Stadtſchreiber un⸗ abgeleſen und ohne Wiſſen des Gerichts ſiegeln ließ. Daher fordere er die Ungültigkeitserklärung, da Retzer nur durch Betrug in ſein Amt gelangt wäre. In der Seele Retzers jagten ſich die Wellen der Gefühle, von der höchſten Erregung zur tiefſten Be⸗ ſchämung, vom aufbäumenden Stolz bis zu grenzenloſer Niedergeſchlagenheit. Aufſchreien hätte er können! Lief ich Euch nach? Habt Ihr nicht ſelbſt die Denkſchrift gefordert? Wurde ſie nicht in den Zufammenkünften beſprochen? Habt Ihr mich nicht beauftragt? Berichtete ich Euch nicht über den Stand der Frage? War es nicht Euer Wille, daß der alle Stadtſchreiber kaſſiert wird? Pochtet Ihr nicht auf Eure Privilegien? Erklärtet Ihr nicht die Beſetzung als Euer ausſchließliches Recht? Gabt Ihr mir nicht volle Ermächtigung, in Eurem Namen zu handeln? Er wollte reden. Er konnte nicht. Wie von unſichtbarer, eiſerner Hand ſchien ſeine Kehle umkrallt. Die Sinne drohten ihm zu vergehen. Der Kanzler, der Stadtſchultheiß, der Saal, die Bürger, die Dächer, die er durchs Fenſter ſchaute, wirbelten um ihn in raſendem Tanz. Nur jetzt nicht zuſammenſinken. Fliehen? Sollte er auf und davon, wie aus Mainz in nächtlicher Stunde? Nein! Stolz warf er den Kopf zurück. Wie aus Sbein gemeißelt erſchienen ſeine Züge. Nicht eine Spur von Erſchüttecung malten ſie. Er hie), Die Spannung, die alle gefangen hielt, dauerle an. Kein Wort, kein Laut im Saal. Jeder erwartete augen⸗ blicklich das Eintreten der Knechte des Kanzlers, um Retzer gefänglich abzuführen. Man hätte ſich nicht gewehrt. Nichts von dem erfolgte. Faſt ohne innere Anteilnahme traf der fürſtl. Kanzler die Entſcheidung: Beide Stadtſchreiber haben ſich bis zur Stellung⸗ nahme der Regierung jeder amtlichen Tätigkeit zu enthalten. Dieſe Worte des Kanzlers wirkten wie eine Befreiung. Ruhig verließen die Bürger den Saal. 10. Wer annahm, daß Retzers Anſehen durch die Vorgänge auf dem Rathaus erſchüttert worden wäre, ſah ſich getäuſcht. Wohl verachtete ihn eine kleine Gruppe, Verwandte, Schwä⸗ ger, Gevattersleute des Stadtſchultheißen und des allen Stadtſchreibers Schückhner. Bei der großen Mehrheit der Bürgerſchaft hatte Retzer eher gewonnen. Die Gerüchle einer Mordtat, von Schückhner verbreitet, fanden leinen Glauben. Sie ſetzten ihm die Krone des unſchuldig verfolgten Märtyrers aufs Haupt. Der Zuſammenhalt der Bürger wurde ſtärker und wuchs zu einem Bund. Der Schultheiß bemerkte dies gar bald. Seine Verwandten und er ſelbſt waren den gehäſſigſten Anrempelungen ausgeſetzt. Da fuhr eines Tages ſein Tochtermann Michael Koch über die Wieſe des Hans Konrad in der Au, worauf dieſer ſeit Tagen begierig wartete. Kaum geſchehen, ſtand dieſer mit der Peitſche vor ihm: a 3 „Achtet man ſo daͤs Eigentum anderer Bürger?“ „Es gibt nur ein Recht in Waibſtadt.“ „Auch des Schulzen Sohn hat ſich daran zu halten.“ „Rebell!“ antwortete ihm Koch. „Glaubſt Du wohl, Dich hinwegſetzen zu können über die Bürger? Wer es nicht mit uns halten will, iſt unwürdig, unter uns zu leben. Der ſoll den Staub unſeres Heimak⸗ bodens von den Füßen ſchütteln und auswandern. Einen Bund haben wir geſchloſſen. Wer ſich ihm entgegenſtellt, wird