Deengspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Paſt Mk. 1.80, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite Millimeterzeile 3 Pfg., um Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläffe gemäß Preisliſte Kr. 3. Anzeig.⸗Preisliſte 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Peruſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkltudblatt für den Stadtteil Nihm.⸗Seckenhelm. Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen Druck und Verlag: Georg Zimmermann(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. VIII. 38.1140 88. Jahrgang Von der Nordſee zum Schwarzen Meer Platz für viele nationale Wirtſchaften. Am Schluß ſeiner Reiſe nach Südoſteuropa erklärte Reichsminiſter Funk vor der Preſſe in Sofia u. a.: Es iſt nicht wegzuleugnen, daß von der Nordſee bis zum Schwarzen Meer ein natürlicher Wirtſchaftsraum beſteht, in welchem viele nationale Wirtſchaften Platz haben. Die Ideen, die ich den einzelnen Regierungen unterbreitet habe, beruhen darauf, daß in allen Stagten noch un⸗ erſchloſſene wirtſchaftliche Möglichkeiten vor⸗ handen ſind. Deutſchland wird nun helfen, dieſe noch nicht erſchloſſenen Bodenſchätze und Bodenerzeugniſſe zu ent⸗ wickeln und zu heben. Auf dieſe Weiſe wird der Südoſten eine größere Kaufkraft und einen höheren Lebensſtandard erhalten. Er wird von Deutſchland mehr kaufen können als bisher, und umgekehrt wird Deutſchland ein noch größerer Kunde des Südoſtens werden. Deutſchland wird, da die Möglichkeiten einer Pro⸗ duktionsſteigerung vielfach beſchränkt ſind, auf dem Wege von Warenkrediten dem Südoſten helfen. Man muß berückſichtigen, daß ein natürliches Verkehrsband zwiſchen Deutſchland und Südoſt⸗ europa durch die Donau gegeben iſt. Wien wird unter Berückſichtigung dieſer Vorausſetzung zu einem der erſten Warenumſchlagplätze ausgebaut werden. Durch den Rhein⸗Main⸗Donau⸗Kanal wird eine gleicher⸗ maßen natürliche Verkehrsſtraße von der Nordſee bis zum Schwarzen Meer geſchaffen werden. Sie wird die Länder des Südoſtens in noch größerem Maße verkehrstechniſch erſchließen, als dies bisher der Fall geweſen iſt. Wir wollen bei allem jedoch nicht den Handel anderer Staaten verdrängen. Die neue Handelsſtraße wird dann im Gegen⸗ teil auch den Handel des Südoſtens mit dem anderer weſt⸗ und nordeuropäiſcher Staaten ſteigern. Wir wollen aber auch gewiſſe große Vorhaben, die für ganz Südoſteuropa von Vorteil ſein können, durch⸗ führen. Dabei denken wir einmal an die bereits erwähnten und in Ausbau begriffenen Waſſerwege, dann aber auch an Eiſenbahn⸗, Poſt⸗ und Telephon⸗ verbindungen. Tſchecho⸗Slowakei muß ſich umſtellen Schließlich iſt infolge der Ereigniſſe in der Tſchecho⸗ Slowakei eine veränderte Lage entſtanden. Die Tſchecho⸗Slowakei iſt nicht mehr als reiner Induſtrieſtaat anzuſprechen, ſondern muß ſich agrarpolitiſch umſtellen. Die wirtſchaftlichen Folgen aus einer veränderten Lage werden mir, ſo erklärte der Wirtſchaftsminiſter ab⸗ ſchließend, Anlaß geben, mich bei meiner Rückkehr in der Hauptſache damit zu beſchäftigen. Henlein in Auſſig Maſfenkundgebung in Nordweſt⸗Böhmen. Auſſig, 17. Oktober. Fünf große nordweſtböhmiſche Bezirke, und zwar Tet⸗ ſchen⸗Bodenbach, Auſſig, Leitmeritz, Loboſitz und Teplitz⸗ Schönau hatten die Parteimitglieder mobiliſiert und ſie zu einer Großkundgebung in Auſſig zuſammengeführt. Stun⸗ denlang dauerte der Einmarſch der 160 000 Teilnehmer auf der wirkungsvoll ausgeſtalteten Kampfbahn. Kurz vor Be⸗ inn der Kundgebung marſchierte unter dem ſtürmiſchen übel der Tauſende eine Ehrenkompanie der Wehrmacht mit klingendem Spiel in die Kampfbahn ein. „Reichskommiſſar Konrad Henlein, den die mit nicht endenwollenden Heilrufen begrüßten, a. aus: „ AUnſere Heimkehr ins Reich iſt die Erfüllung eines jahrhundertelangen Traumes, für den unſere Väter ge⸗ kämpft und gelitten haben. Wir wiſſen, daß es nur der Kraft des Führers und der Idee des Nationalſozialismus zu verdanken war, wenn uns gerade in den härteſten Zei⸗ ten unſeres Kampfes der Glaube an Deutſchland nicht ver⸗ loren ging Als wir, dem Untergang nahe. unſeren Marſch begannen kannten wir die Größe unſeres Zieles. Der Weg war ſteil und ſteinig, die Opfer groß und unerbittlich. aber niemals hat uns in all der Not ein Zweifel überfallen, niemals haben wir den Glauben verloren, weil wir wuß⸗ ten, hinter uns im Kampfe, uns zur Seite ſteht das große deutſche Volk. Die glänzendſte Wehrmacht, die man jemals geſehen t, hat in entſ loſſenem Vormarſch von unſerer Heimat 5 eſitz ergriffen Wir haben das felſenfeſte Vertrauen und as üntrügliche Wiſſen daß der Boden, auf dem der Fuß des deutſchen Soldaten ſteht, nie mehr dem Reich ent⸗ riſſen werden kann. 5 Jeder von Euch, der auf ſeinem Poſten ausharrte, der den Kreis ſeiner Verantwortung mit ſeiner ganzen Kraft verteidigte und erfüllte, hat Anteil an dem Siege der auch ein Sieg der ſudetendeutſchen Volksbewegung iſt. Der Kampf iſt zu Ende. Die gewaltigen Aufgaben des Auf⸗ baues ſtehen nun vor uns. Es iſt mein entſchloſſener Wille, daß die Angleichung an die Einrichtungen des Reiches, in Verwaltung und Wirtſchaft, in Partei und Staat in kür⸗ zeſter Zeit ein kräftiges und vollwertiges Glied des Rei⸗ 5 werden. Die Tſchechen haben uns ein furchtbares rbe hinterlaſſen. Unſere Heimat ſoll wieder das ſtolze und blühende Reichsland werden, das es in der Vergangen⸗ heit geweſen iſt. Die Eigenſchaften und Tugenden, die uns im Kampf ſtark und unbezwinglich gemacht haben, werden Uns auch in der Arbeitsſchlacht friedlichen Aufbaues beglei⸗ ten und uns den Erfolg nicht verſagen“ Teilnehmer führte u. Montag, den 17. Oktober 1988 Brauchitſch in Nikolsburg Abſchluß der Beſichtigungsreiſe des Oberbefehlshabers des Heeres. Nikolsburg, 17. Okt. Auf ſeiner Beſichtigungsfahrt durch das ſüdmähriſche Gebiet traf der Oberbefehlshaber des Hee⸗ res, Generaloberſt von Brauchitſch, in Nikolsburg ein, wo 12 1866 den denkwürdigen Friedensvertrag abgeſchloſ⸗ en hatte. Schon kilometerweit vor der Stadt wurde Generaloberſt von Brauchitſch durch ein Spalier von ländlichen Vereinen mit Muſikkorps und Fahnen, von jubelnden Männer und Frauen in prächtigen Trachten und von der begeiſterten Ju⸗ 5575 begrüßt. Nach Abſchreiten der Front des Ehrenbatail⸗ ons wurde der Oberbefehlshaber des Heeres vom Bürger⸗ meiſter in den Rathausſaal geleitet, in dem die führenden Perſönlichkeiten der Stadt und Umgebung ſich zum Empfang eingefunden hatten. Generaloberſt von Brauchitſch trug ſich in das Ehrenbuch der Stadt ein und hielt dann vom Balkon des Rathauſes eine mit Jubel aufgenommene kurze Anſprache an die Bevölke⸗ rung. Er gab ſeiner Freude über die Heimkehr Südmährens Ausdruck und verſicherte, daß die Leiden und Sorgen, die Südmähren 20 Jahre zu ertragen gehabt habe, nun für alle Zeiten ein Ende gefunden hätten. 5 Die weitere Fahrt ging über Feldberg nach Lundenburg über March⸗Niederung. Um 18,30 Uhr trat der Oberbefehls⸗ haber des Heeres dann die Rückfahrt nach Berlin an. Glückwünſche für Ritter von Epp Der 70. Geburtstag des Keichsſtakthalters. München, 17. Okt. Aus ganz Deutſchland liefen am Sonntag, dem 70. Geburtstag des Reichsſtatthalters Gene⸗ ral Ritter von Epp, die Glückwünſche und Blumenſpenden in München ein. Die Volksgenoſſen bereiteten ſchon am frühen Morgen dem Reichsſtatthalter vor ſeinem Hauſe herzliche Kundgebungen. Für die Dienſtſtellen und Aemter in der Reichsſtatthal⸗ terei gratulierte der Staatsſekretär heim Reichsſtatthalter Generalmajor Hofmann.„/ Brigadeführer Oberſtleutnant Bauszus als älteſter kolonialer Mitkämpfer General von Epps übermittelte die Glückwünſche des Kolonialpolitiſchen Amtes und des Reichskolonialbundes und überreichte eine Stiftungsurkunde des Bundes zur Ermöglichung wiſſen⸗ ſchaftlicher kolonialer Forſchungsarbeit in Höhe von jährlich 50000 Mark. Zu dieſer Summe treten weitere 15 000 Mark die durch Vermittlung von Staatsſekretär Hofmann für den gleichen Zweck aufgebracht wurden. Die Glückwünſche der Landesregierung Miniſterpräſident Siebert, der zuſammen mit Staats⸗ miniſter Gauleiter Adolf Wagner erſchien. Die Glück⸗ wünſche der Hauptſtadt der Bewegung ſprach Oberbürger⸗ meiſter Dr. Fiehler aus. Weiter übermittelte Reichsminiſter Frank die Wünſche der Akademie für Deutſches Recht. übermittelte Stiftungen für ſſchechiſche Flüchtlinge London, 17. Okt. Wie der Oberbürgermeiſter von London mitteilte, ſind für den tſchechiſchen Flüchtlingsfonds ſchon über 200000 Pfund ge⸗ ſtiftet worden. Von Stiftungen für die Sudetendeutſchen, ſo fügt der 1 des Deutſchen Nachrichtenbüros hinzu, iſt nichts be⸗ annt. Muſſolint verſchiebt Turin⸗Neiſe Rom, 17. Okt. Agenzia Stefani keilt mit, daß wegen der noch nicht völlig geklärten inkernalionalen Akmoſphäre Muſſolini ſeine für dieſe Tage vorgeſehene Reiſe nach Tu⸗ rin auf kommendes Jahr verſchoben hat. Rüſtungspropaganda in Frankreich Sofortprogramm von 4000 Flugzeugen gefordert. Paris, 17. Oktober. „Die franzöſiſche Preſſe fährt fort, ſich für eine Ver⸗ ſtärkung der franzöſiſchen Rüſtungen, insbeſondere auf dem Gebiet der Luftwaffe, einzuſetzen. So weiſt das„Journal des Debats“ auf den in England ſtattfindenden Feldzug für die Steigerung der Rüſtungen hin. Es ſei aber auch notwendig, daß in Frankreich ein gleicher Feldzug unter⸗ nommen werde. 855 Im„Paris Soir“ veröffentlicht der Luftfahrtſachver⸗ ſtändige des Blattes, Fleury, einen Artikel, in dem er nach einer Reihe von Einzelangaben erklärt, die franzöſiſche Luftwaffe habe bei der kürzlichen internationalen Span⸗ nung„in einem ernſten Zuſtande der Unterlegenheit“ ſich befunden. Die früheren franzöſiſchen Luftfahrtminiſter ätten unter dem Vorwand politiſcher Ideologien die Flugzeuginduſtrie desorganiſiert. Mit dieſen Methoden aber habe der neue Luftfahrtminiſter Lachambre aufge⸗ räumt. Er habe bei der amerikaniſchen Flugzeuginduſtrie Beſtellungen gemacht die ſedoch erſt im Frühſahr 1939 ge⸗ liefert würden. Ferner habe er beſchloſſen, daß die franzöſi⸗ ſchen Fabriken ſetzt mit modernſten Maſchinen ausgerüſtet würden, um in beſchleunigtem Tempo möalichſt viele Ma⸗ ſchinen herſtellen zu können. Anfang 1940 werde die fran⸗ zöſiſche Flugzeugherſtellung, wenn nichts dazwiſchenkomme, den gewünſchten Arbeitsrhythmus erreicht haben. Nr. 243 England verſtärkt Luftabwehr Der Staat ſtellt Geſchütze, die Werke Mannſchaften. In einer Rundfunkrede berichtete der engliſche Kriegs⸗ miniſter Hore Beliſha über die vom Kriegsminiſterium ver⸗ fügten neuen Luftſchutzmaßnahmen, nach denen wichtige induſtrielle Werke mit ihren eigenen Angeſtellten Flak⸗Geſchütze zum Schutze ihrer Fabrikanla⸗ gen beſetzen ſollen. Der Kriegsminiſter erklärte u. g., daß England keine Lücken in der Luftabwehr dulden dürfe. Auf der britiſchen Inſel würden fünf Luftabwehr⸗Divi⸗ ſionen den Schutz übernehmen. Während im April vor zwei Jahren nur 5000 Mann der Territorialarmee für den Luftſchutz zur Verfügung geſtanden hätten, wären es im vergangenen Jahr ſchon 20 000 und jetzt 40 000 Mann. Im Laufe des kommenden Jahres hoffe man, dieſe Zahlen noch verdoppeln zu können. Der Kriegsminiſter teilte dann mit, daß er die für dieſen beſonderen Luftſchutz ausgewählten Werke erſuchen werde, einen gewiſſen Teil ihrer Belegſchaft für die Flak⸗Artillerie zur Verfügung zu ſtellen. Das Kriegsminiſterium werde allmählich die Geſchütze und Inſtrukteure ſtellen, während die Firmen die Mannſchaften bereit⸗ halten ſollten. Dieſe zu wählenden Mannſchaften ſollten aber nur jenen Kategorjen angehören, die für den gewöhn⸗ lichen Dienſt in der Territorialarmee nicht in Frage kämen, da dieſe weiter verſtärkt werden müſſe. Die Ankündigung eines Werkluftſchutzes durch den Kriegsminiſter wird von der Londoner Preſſe wärmſtens begrüßt. Die„Times“ unterſtreicht, daß die 3,7⸗Zoll⸗Ab⸗ wehrkanonen, die jetzt maſſenweiſe hergeſtellt würden, im nächſten Frühjahr in genügender Zahl vorhanden ſein ſollen.„Daily Mail“ nennt den Werkluftſchutz einen aus⸗ gezeichneten Plan, der ſicherlich im ganzen Land Anklang finden werde.„Daily Herald“ verkennt die Notwendigkeit der Verteidigungsmaßnahmen nicht, hält aber eine konſtruk⸗ tive Friedenspolitik für noch notwendiger. Einige Blätter künden die ſofortige Aufſtellung einer Stammrolle und Einrichtung eines nationalen Dienſtes auf freiwilliger Grundlage an, der einem neu zu ſchaffenden Miniſterium unterſtellt werde. Im Zentrum Londons ſollen mehrere tauſend Luftſchutzkeller erbaut werden. Die Stammrolle ſolle alle Männer und Frauen im Alter von 16 bis 60 Jahren erfaſſen. Man nimmt an, daß wenigſtens 15000 Mann für dieſe neue Art des Luftſchutzes benötigt werden. Wie es ſcheint, ſollen die neuen Flakeinheiten vor allem eine Ergänzung zu der Londoner Ballonſperre darſtellen. Für 23,3 Millionen Dollar Kriegsflugzeuge Nach einer offiziellen amerikaniſchen Aufſtellung ſind im vergangenen Monat Lizenzen in Höhe von 25,3 Mil⸗ lionen Dollar für die Ausfuhr von Militärflugzeu⸗ gen nach England erteilt worden. Neben Flugzeu⸗ gen erhielt England weiter Lizenzen für die Ausfuhr von Exploſivſtoffen aus den Vereinigten Staaten in Höhe von rund 100 000 Dollar. An verantwortliche Hetze Präſident Rooſevelt gab vor der Preſſe in Waſhington eine Erklärung ab, dahingehend, daß die Ver⸗ einigten Staaten infolge der außenpolitiſchen Lage ein Aufrüſtungsprogramm durchführen werden wie nie zuvor in Friedenszeiten. In dieſem Zuſammenhang verdient die Aeußerung des jüdiſchen Bankiers Bernhard Baruch, der im Weltkrieg Vorſitzender des amerikaniſchen Kriegsinduſtrierates war und gegenwärtig Berater des Präſidenten Rooſevelt iſt, in der Zeitung„Journal and American“ Beachtung, daß Deutſchlands militäriſche Stärke eine Bedrohung Amerikas darſtelle. Es müßten daher Schritte getan werden, um zu verhindern, daß Hitler einen Teil Südamerikas beſetze(Y. Dank der heimtückiſchen totalitären Ideologie ſei es durch⸗ aus möglich, daß eine nationalſozialiſtiſche oder faſchiſtiſche Regierung gewiſſermaßen über Nacht in irgendeinem der ſüdamerkaniſchen Länder ans Ruder gelange, und nichts würde ſie daran hindern, Deutſchland, Italien und Japan Flottenſtützpunkte zur Verfügung zu ſtellen.“ Man ſieht aus dieſen Worten deutlich, daß die Kriegstreiber nach dem Münchener Konferenzergebnis in eine ſehr peinliche Lage eraten ſind. Sie verſuchen daher mit allen Mitteln, den dei allen Völkern in Erſcheinung getretenen Friedenswillen ſo raſch wie möglich zu erſticken. Francois⸗Poncet nach Nom verſetzt Als Botſchafter Frankreichs im Imperium. Wie die franzöſiſche Regierung amtlich mitgeteilt hat, iſt der franzöſiſche Botſchafter in Berlin, Andr é Fran ⸗ bois Poncet, nach Rom verſetzt worden, um in der gleichen Eigenſchaft die Franzöſiſche Republik beim König von Italien und Kaiſer von Aethiopien zu vertreten. André Frangois⸗Poncet war in den Jahren 1928 und 1929 Unterſtaatsſekretär im Unterrichts⸗ und Kaſtminiſte⸗ rium. In der Regierung Daladier 1930 s er Unter⸗ ſtaatsſekretär für die auswärtigen Angelegenheiten. Laval machte ihn in feinem Kabinett 1931 zum Unter⸗ ſtaatsſelretär im Miniſterpräſidium. Am 20. Auguſt 1931 wurde Frangois⸗Poncet mit zeitlie begrenzter Miſſion zum franzöſiſchen Botſchafter in erlin ernannt. Er reichte ſeinen Rücktritt als Abgeordneter bald darauf ein und erhielt ſeine endgültige Ernennung zum Botſchafter im März 1932. f Reichsanſtalt für Fiſcherei Zuſammenfaſſung der verſchiedenen Forſchungsinſtitute. Durch Erlaß des Reichsminiſters für Ernährung und Landwirtſchaft iſt eine Reichsanſtalt für Fiſcherei in Berlin⸗Friedrichshagen errichtet worden. Die Reichs⸗ anſtalt für Fiſcherei umfaßt die der landwirtſchaftlichen Verwaltung unterteilten fiſchereiwiſſenſchaftlichen For⸗ ſchungsinſtitute und Forſchungsſtellen. Bisher ſind der Reichsanſtalt angeſchloſſen: das Inſtitut für Seefiſcherei, Weſermünde; die Preußiſche Landesanſtalt für Fiſcherei, Berlin⸗Friedrichshagen; die Staatliche Fiſcherei-Verſuchs⸗ und Lehrwirtſchaft, Jägerhof; die Lehr- und Verſuchsan⸗ ſtalt für Forellenzucht in Albaum ſowie das Inſtitut für Netzforſchung in Lötzen. Der Anſchluß weiterer Forſchungs⸗ ſtellen ſteht bevor. Die Zuſammenfaſſung der verſchiedenen Forſchungs⸗ inſtitute auf dem Gebiete der Fiſchereiwiſſenſchaft dient der einheitlichen Ausrichtung ihrer im Intereſſe der Ernäh⸗ rungswirtſchaft liegenden Forſchungstätigkeit und der Trennung der Aufgabengebiete der einzelnen Inſtitute. Die Leitung der Reichsanſtalt für Fiſcherei ſowie gleich⸗ zeitig der Preußiſchen Landesanſtalt für Fiſcherei iſt dem ordentlichen Profeſſor an der Univerſität Berlin, Dr. Willer, übertragen worden. 5 Rohſtoffe aus dem Sudetenland Verbot des Ankaufs.— Eine Verordnung. Berlin, 14. Okt. Durch gemeinſame Verordnung des Reichswirtſchaftsminiſters, des Reichsminiſters für Ernäh⸗ rung und Landwirtſchaft, des Reichsforſtmeiſters und des Reichsminiſters der Finanzen iſt der Warenverkehr zwiſchen ſudetendeutſchen Gebieten und dem übrigen Reichsgebiet einſchließlich des Landes Oeſterreich wie folgt geregelt wor⸗ den: Die Verordnung verbietet zum Schutze der ſude⸗ tendeutſchen Wirtſchaft allen Perſonen, Unternehmungen und öffentlichen Dienſtſtellen, die im bisherigen Reichsge⸗ biet einſchließlich des Landes Oeſterreich beheimatet ſind, den Ankauf ſolcher Rohſtoffe und Halbfabrikate, die durch Bekanntmachung im Deutſchen Reichsanzeiger beſonders genannt werden und deren Verbringung aus den ſudeten⸗ deutſchen Gebieten über die bisherige Reichsgrenze. Aus⸗ nahmebewilligungen können von der zuſtändigen Ueber⸗ wachungsſtelle erteilt werden. Zugleich iſt in der Bekannt⸗ machung zu der Verordnung eine Liſte von Rohſtoffen und Halbfabrikaten, vor allem auf dem Spinnſtoff⸗, Eiſen⸗ und Metallgebiet, die unter das Verbot fallen ſollen, enthalten. Die Verordnung bezweckt, einen ungeregelten Abfluß aller derjenigen Waren, die für den Aufbau der ſudeken⸗ deutſchen Wirtſchaft ſelbſt dringend gebraucht werden, in das übrige Reichsgebiet zu verhindern, um ſie der ſudeken⸗ deutſchen Wirtſchaft zu erhalten. mit einer Ausnahmebewil⸗ ligung kann daher grundſätzlich nicht gerechnet werden. Ausnahmebewilligungen werden nur dann erteilt werden, wenn dies n Nußen der ſudetendeutſchen Wirkſchaft ig erſcheint. Keine jüdiſchen Rechtsanwälte mehr Für Juden jüdiſche Konſulenten. In einer fünften Verordnung zum Reichs bürgergeſetz iſt beſtimmt, daß Juden alsbald— im Altreich zum 30. No⸗ vember 1938— aus der Rechtsanwaltſchaft ausſcheiden. Nach der Geſetzgebung des Jahres 1933 war bereits die Zulaſſung jüdiſcher Rechtsanwälte mit Ausnahme der Frontkämpfer und der Rechtsanwälte, die mindeſtens ſeit dem 1. Auguſt 1914 als Rechtsanwälte zugelaſſen waren, zurückgenommen worden. Die neue Verordnung ſchließt Kunmehr dieſe Maßnahme ab; in Zukunft gibt es keine züdiſchen Rechtsanwälte mehr. Auch im Lande Heſterreich ſcheiden Juden ausnahmslos aus der Anwalt⸗ ſchaft aus Soweit es ſich um Frontkämpfer handelt, können den ausſcheidenden Rechtsanwälten Unterhaltszu⸗ ſchüſſe gewährt werden. Um die rechtliche Beratung und Vertretung von Suden, insbeſondere in den Fällen, in denen eine rechtliche Vertretung geſetzlich vorgeſchrieben iſt, ſicherzuſtellen, ſieht die Verordnung vor, daß in beſchränkter Zahl jü diſch⸗ [Konſulenten zugelaſſen werden, die nur für jüdiſche Auftraggeber tätig werden dürfen. Thea verſprach alles und ließ Herrn und Frau Berken⸗ feld benachrichtigen. Sie ſetzten ſich an das Bett ihrer Toch⸗ ter, und einige Minuten ſpäter ſchloß auch Kruſius ſich ihnen an. Thea ließ ſie allein, ging hinaus und ſah Heinz Röttgers draußen in der Vorhalle warten. Thea ging gleich auf ihn zu und teilte ihm mit, was Charlotte ihr aufgetragen hatte. Sein Geſicht war kreide⸗ weiß, ſein Blick unruhig und ſeine Hände gingen nervös hin und her. Da waren mancherlei Fragen, die er zu ſtellen hatte, ſo vieles, das ihm auf dem Herzen brannte. Die Art der Verletzung, was nun geſchehen würde, ob die Operation ſchon ſtattgefunden hätte, ob Charlotte wieder ganz geſund werden würde und vieles andere. 11 5 Thea war es nicht leicht, zu antworten. Sie gab ihm aber die Verſicherung ab, daß alles nur Menſchenmögliche geſchehen würde, um einen erfolgreichen Verlauf der Operation zu verbürgen, die erſt in einigen Stunden ſtattfände. Dann betonte ſie noch einmal, was Charlotte ihr geſagt hatte, und vor allem, daß er nicht in die Klinik kommen möge. „Gut, daß ich das weiß,“ erwiderte Heinz Röttgers. „Der alte Berkenfeld kann recht unangenehm werden. Er hat mich nie beſonders geſchätzt. Er billigte auch eine Heirat Charlottes mit mir nicht. Er hatte ſich Profeſſor Kruſius in den Kopf geſetzt. Ich kann mir vorſtellen, in welche Wut Berkenfeld geraten iſt, als er erfuhr, daß Charlotte zu mir wollte und—— 12 5 „Er weiß davon nichts,“ unterbrach Thea. „Aber Sie, Fräulein Doktor—-— „Ich übe meinen ärztlichen Beruf aus und kümmere mich nicht um Privatangelegenheiten, ſoweit ich keinen be⸗ ſonderen Auftrag erhalte. Und der liegt nicht vor.“ „Und Profeſſor Kruſtus. Er weiß auch nichts?“ 3 5 Thea fand es an der Zeit. zu gehen. Politiſche Nundſchau Himmler zum Jahrestag der Polizei in Rom. Die deutſche Polizeidelegation unter der Führung des Reichsführers ½ Heinrich Himmler, zu der der Chef der Ordnungspolizei, „½Obergruppenführer General Daluege, der Chef der Sicher⸗ heitspollzei, /- Gruppenführer Heydrich und der Chef des per⸗ jönlichen Stabes/ Gruppenführer Wolff gehören, ſind am Sonntag zu einem dreitägigen Aufenthalt im Sonderflugzeug nach Rom geſtartet und werden auf Einladung des Duee an den Feierlichkeiten anläßlich des 13. Jahrestages der Gründung des „Korps der Agenten der öffentlichen Sicherheit“ teilnehmen. Befremdender Schritt Braſiliens Reichsregierung verlangt Abberufung des Botſchafters. Die braſilianiſche Regierung hat es für richtig ge⸗ halten, der Reichsregierung mitzuteilen, daß ihr die Rück⸗ kehr des bisherigen deutſchen Botſchafters in Braſilien auf ſeinen Poſten nicht erwünſcht ſei. Die deutſche Regie⸗ rung hat daraufhin der braſilianiſchen Regierung ihr ſtarkes Befremden über dieſen unmotivierten Schritt zum Ausdruck gebracht und verlangt, daß der braſilianiſche Botſchafter in Berlin ſeinen Poſten verläßt. Der bisherige deutſche Botſchafter in Rio iſt zur be⸗ ſonderen Verwendung des Auswärtigen Amtes einberufen worden. „Preſſehetze mit Neutralität unvereinbar.“ Zu dem Beſchluß 5 Schweizer Bundesrats, eine Ausſprache mit den maßgeben⸗ tern der Schweizer Preſſe zu halten, um eine Aende⸗ außenpolitiſchen Haltung verſchiedener Blätter herbei⸗ wird bekannt, der Bundesrat habe feſtgeſtellt, daß ge⸗ tungen, namentlich in der deutſchſprechenden Schweiz, vor eine Hetze betreiben, die mit der Neutralität der Schweiz nicht zu vereinbaren ſei. Das Schickſal der Inſel Zypern Die Forderung auf Anſchluß an Griechenland. Die Nachricht von der Ueberreichung eines Schreibens der in Griechenland anſäſſigen Zyprioten an die Adreſſe des britiſchen Premierminiſters, in dem Anſchluß an Griechenland auf Grund des Selbſtbeſtimmungsrechtes ge⸗ fordert wird, hat nicht nur bei den Bewohnern der Inſel, ſondern auch bei den engliſchen Behörden großes Aufſehen erregt. Die Zyprioten verſprechen ſich ſehr viel davon und betonen, daß es ſich nur um eine Frage des Ver ⸗ trauens handele. Man hofft, daß ein Uebereinkommen zwiſchen England und Griechenland zuſtande komme, wel⸗ ches die praktiſche Rückleitung der Bevölkerung Zyperns in das griechiſche Muttervolk durchführt. Von beſonderer Seite der Einwohner wird darauf hingewieſen, daß Zypern, die drittgrößte Mittelmeerinſel mit rund 350 000 Einwohnern, im Grunde auch ein Opfer jener„Friedensverträge“ nach dem Weltkrieg ſei, welche mit dem Selbſtbeſtimmungsrecht der Völker eingeleitet wurden, um dann das Gegenteil zu ſtabiliſieren. Die als „türkiſches Eigentum“ von den Engländern ſeit 1878 ver⸗ waltete Inſel verlangte 1919 auf Grund des von den Alliierten proklamierten Selbſtbeſtimmungsrechts der Völ⸗ ker Vereinigung mit Griechenland. Eine Abordnung der Iyprioten begab ſich damals mit der Forderung nach London. Anläßlich der Friedensverhandlungen in den Vororten von Paris im Jahre 1919 erklärte der damalige engliſche Miniſterpräſident Lloyd George dem griechiſchen Miniſterpräſidenten Venizelos, die Frage der Vereinigung der Inſel Zypern mit Griechenland durch direkte Verhand⸗ lungen zwiſchen Griechenland und England endgültig regeln zu wollen. Durch den Wechſel der Regierung in England ſei England, ſo betont man auf Zypern, wort⸗ brüchig geworden. Das von England gegebene Verſprechen wurde tatſächlich von der nachfolgenden Regierung nicht eingelöſt. Im Gegenteil, die Inſel wurde 1925 allen feier⸗ lichen Verſprechungen zum Trotz zur Kronkolonie Eng⸗ lands erklärt, die engliſche Behörden erhielt, die dieſe große Inſel mit ihrer 3000jährigen Geſchichte und ihrer alten Kultur wie jede andere Kolonie von primitiven Völkerſchaften verwalten. Die Bewohnerſchaft Zyperns hofft nunmehr, nachdem das Recht der Selbſtbeſtimmung der Völker in eine neue Epoche der Eutſcheidung trat, daß der engliſche Miniſter⸗ präſident ſich der einſt den Vertretern Zyperns gegebenen Verſprechungen und Zuſicherungen erinnern werde und das vom damaligen Miniſterpräſidenten Lloyd George verpfändete Wort einlöſen werde. „Dann iſt ja alles gut,“ ſagte er,„und ich brauch nichts zu befürchten. Vielen Dank. Nach der Operation rufe ich noch einmal an.“ „Ja, tun Sie das.“ Es war wohl etwas in Theas Blick, das ihn zwang, noch etwas zu ſagen. „Es iſt nun alles ganz anders gekommen, als wir uns das vorgeſtellt hatten,“ meinte er.„Alles war ſo ſchön und wir hatten uns unſere Zukunft wunderbar ausgemalt. Und nun—“ Auf einmal waren Tränen in ſeinen Augen.„Es iſt meine Schuld,“ fuhr er fort.„Es iſt meine Schuld...“ Er ging mit geſenktem Kopf fort. Thea hielt ihn nicht zurück. Was ſollte ſie ihm auch ſagen. Er hatte recht. Er war ihr im Grunde nicht ſympathiſch, er war kein Mann und ſein Verhalten empörte ſie. Und gerade unbe⸗ greiflich und beleidigend war ihr der Gedanke, daß Char⸗ 1 ausgerechnet ihn, Profeſſor Kruſius, vorgezogen atte.— Am ſechs Uhr morgens trat eine Aenderung im Be⸗ finden Charlottes ein, und es war offenſichtlich, daß nun⸗ mehr die Operation nicht mehr länger hinausgeſchoben werden konnte. Profeſſor Merkholt, Kruſius' erſter Aſſi⸗ ſtent, und ein anderer Chirurg der Klinik waren ſchon an⸗ weſend. Kruſius rief ſelber noch einmal in der Wohnung von Erdmannsdorf an. Der Kollege hatte wegen unvorher⸗ geſehener Umſtände ſeine Rückkehr hinausſchieben müſſen, und er konnte daher wegen der weiten Entfernung unmög⸗ lich zur Stelle ſein. Er, Kruſius, mußte alſo allein operie⸗ ren. Er war auch die einzig qualifizierte Perſönlichkeit da⸗ zu, und Dr. Leſſien, der neben ihm am Telephon ſtand, faßte die allgemeine Anſicht in die Worte zuſammen: „Ich glaube kaum, daß Erdmannsdorf mehr erreichen kann, als Sie ſelbſt, verehrter Herr Profeſſor. Wenn jemand in dieſem Fall ein Wunder vollbringen kann, wären Sie E. „Aber ich—— ich———“ Kruſius beendete den Satz nicht. Er hatte ein würgen⸗ des Gefühl in der Kehle, und es war unmöglich, weiterzu⸗ ſprechen. Gewiß, er hätte nicht gezögert. Nun zwangen ihn die Umſtände dazu, ſelber die Operation vorzunehmen. Es gab keine andere Möglichkeit. Jede Minute war koſt bar. „Iſt alles fertig?“ fragte er. mar Zuſammenſchluß aller Zypern verbände Die in Griechenland wohnenden Zyprioten haben ſich zwecks Erreichung der Selbſtbeſtimmung zuſammenge— ſchloſſen. Denn, wie aus Kreiſen des„Bund in Griechen⸗ land anſäſſiger Zyprioten“ erklärt wird, können die Ein⸗ wohner der Inſel wegen eines ſtrengen engliſchen Geſetzes keine Proteſte oder Geſuche auf Anwendung des Selbſt⸗ beſtimmungsrechtes an die engliſche Regierung weiterlei— ten, da ein ſolches Vorgehen als Landesverrat geahndet werden würde. Deshalb muß dieſer Schritt von den im Auslande wohnenden Zyprioten unternommen werden, die ſich in Griechenland hauptſächlich aus Anlaß der Er⸗ hebung gegen England im Jahre 1931 als Verbannte be— Aus aller Wel! Schwerer Sturm in der Nordſee. Ueber der Nordſee herrſchte außerordentlich ſchweres Wetter. Die See war ungewöhnlich grob. Am Südweſtſtrand der Inſel Borkum wurden 15 ſchwarze Schwimmweſten angetrieben, auf denen der Name„Arcona“ verzeichnet iſt. Der lettiſche Dampfer „Miervaldis“ der Reederei Tomſen-Riga erlitt etwa 80 bis 90 Seemeilen nordweſtlich von Borkum einen Ruderbruch und trieb hilflos auf der See. Zwei deutſche Dampfer leiſteten Hilfe. Polarſchiff„Nordenſkiöld“ wird gehoben. In der Rigaer Bucht vor der Düna⸗Mündung ruht ſeit Jahren das einſt berühmte Polarforſchungsſchiff„Nordenſkiöld“ auf dem Grund der Oſtſee. Ein ſchwediſcher Millionär hatte es um die Jahr⸗ hundertwende in Rußland bauen laſſen. Er ſtellte verſchie⸗ denen Arktisforſchern das für die Fahrt im Treibeis beſonders konſtruierte Schiff zur Verfügung. Im letzten Jahre des Welt⸗ krieges ſtrandete das Schiff im Sturm auf einer Sandbank. Jetzt ſind nun Vorbereitungen zur Hebung des„Nordenſkiöld“ getroffen worden. Es handelt ſich dabei in der Hauptſache um die Rettung der wertvollen Inſtrumente, mit denen der ſchwe⸗ diſche Mäzen das Polarſchiff ausgeſtattet hatte. 50 Jahre Neues Haus in Wien. Zur Fünfzigjahrfeier des Neuen Hauſes des Burgtheaters in Wien wurde die Neuinſze⸗ nierung des„Don Carlos“ als Feſtvorſtellung gegeben. Die Auf⸗ führung geſtaltete ſich zu einem Feſtabend des Burgtheaters und ſeiner überlieferten Schauſpielkunſt, die im Geſamtbereich der großen deutſchen Schauſpielkunſt ihren bleibenden Rang ein⸗ nimmt. Die Berliner Liedertafel in Rom. Der auf Italienfahrt be⸗ findlichen Berliner Liedertafel fiel nach ihren Erfolgen in Mai⸗ land und Florenz eine beſondere Aufgabe zu: durch das deut⸗ ſche Lied konnte ſie einen zu ihren Ehren veranſtalteten Kame⸗ radſchaftsabend der deutſchen Kolonie in Rom künſtleriſch um⸗ rahmen. Nach einigen Vorträgen des Chors unter ihrem be⸗ währten Dirigenten Friedrich Fung, nahm Dr. Otto Hönig das Wort zu einer Anſprache, in der er die deutſch⸗italieniſche Ver⸗ bundenheit feierte. Nach dem gemeinſamen Geſang der beiden deutſchen Nationallieder trug der Chor einige der ſchönſten Volkslieder vor. Die dritte polniſche Winterhilfsaktion eröffnet. Im War⸗ ſchauer Königsſchloß wurde in Anweſenheit des Staatspräſi⸗ denten zum dritten Male die polniſche Winterhilfs⸗ aktion eröffnet. Miniſter für Soziale Fürſorge, Koſeial⸗ kowſki, führte in ſeinem Rechenſchaftsbericht über die vorjährige Winterhilfsaktion aus, daß insgeſamt 41 Millionen Zloty in Geld und Sachſpenden geſammelt worden ſind, mit denen über 300 000 Arbeitsloſe ſamt ihren Familien und 800 000 Kinder unterſtützt werden konnten. Schwindelbank in Amſterdam geſchloſſen. Die Amſter⸗ damer Polizei kam einem umfangreichen Effektenſchwindel auf die Spur. Im Zuſammenhang hiermit nahm ſie bei der Bank Wiegerinck, Müſchter en Co. eine Hausſuchung vor. Da⸗ bei wurde feſtgeſtellt, daß die Bankleitung für etwa zweiein⸗ halb Millionen Mark von Kunden hinterlegte Effekten und Bargelder veruntreut hatte. Die Direktoren des Schwindel⸗ unternehmens wurden verhaftet. Die Bank wurde polizeilich ge⸗ ſchloſſen. Eine große Anzahl von kleinen Einlegern wurde um ihren Beſitz gebracht. Ferner hat die Polizei zwei mit der Bank in Verbindung ſtehende Aktiengeſellſchaften geſchloſſen. a Der Streik auf den Londoner Bahnen. Der Londoner Eiſenbahnerſtreik hat jetzt 5000 Mann erfaßt. Eine weitere beträchtliche Zunahme wird als wahrſcheinlich angeſehen. Der britiſche Dominienminiſter 7 London, 17. Okt. Der britiſche Dominienminiſter Lord Stanley, Titelerbe des Earl of Derby, iſt in der Nacht zum Sonntag in einer Londoner Klinik an den Folgen einer Bein⸗ verletzung geſtorben. Mit dem Tode Lord Stanleys tritt die Frage einer größeren Verſchiebung im britiſchen Kabinett, die im Zuſammenhang mit dem Rücktritt des Marineminiſters Duff Cooper in der Preſſe bereits wiederholt erörtert worden wieder ſtärker in den Vorderarund. weſtlichen „Ja, die Patientin iſt ſchon hinüber gebracht worden und im Narkoſenraum iſt auch ſchon alles vorbereitet. Dr. Hanſen iſt dort“ G Del nn jou Or. Hanſen anfangen. In zwanzig Minuten bin ich im Operationsſaal.“ Er ging überſtürzt in ſein Zimmer, wo Chriſtian Ber⸗ kenfeld und Frau warteten. „Sie... Sie beginnen jetzt mit der Operation, Bern⸗ hard?“ fragte Berkenfeld. a „Gleich?“ „In einigen Minuten.“ Chriſtian Berkenfeld holte tief Atem.„Ich habe von den anderen gehört, daß, wenn jemand unſer Kind retten kann, Sie es wären, lieber Bernhard. Nun will ich Ihnen einmal etwas ſagen. Wir— das heißt Emma und ich— wir haben darüber geſprochen——“ Er nickte ſeiner Gattin zu.„Alſo — hm—— Ich kann mir vorſtellen, wie ſchwer ſo eine Operation iſt. And darum—— darum will ich die Koſten auch jetzt gleich bezahlen.“ „Ich habe an zehntauſend Mark gedacht und hier, mein lieber Junge, hier——“ Während er sprach, traf Kruſius noch verſchiedene Vor⸗ bereitungen. Es war ihm, als käme Berkenfelds Stimme aus weiter, weiter Ferne, trotzdem er genau jedes einzelne Wort verſtand. Er bot ihm zehntauſend Mark an, er hielt ſein Scheckbuch in der Hand und ſuchte verzweifelt nach ſei⸗ nem Füllhalter. Wie taktlos das alles war, dachte Kruſius, und wie un⸗ nötig. War es 1 8 denn um das Geld zu tun, wenn Char⸗ lottes Leben auf dem Spiele ſtand? Das Leben der Frau, die er über alles liebte? Kruſius verſpürte Luſt in ſich, dem korpulenten Mann die Wahrheit ins Geſicht zu ſchreien, ihm ſeinen Scheck vor die Füße zu werfen. Aber Kruſius gab dieſem Impuls nicht nach. Er ſah Chriſtian Berkenfeld nur an, und dieſem blie⸗ ben die Worte im Munde ſtecken. Berkenfeld war ein rückſichtsloſer Geſchäftsmann. Man erzählte, daß er viele Leute durch ſeine Spekulationen zu⸗ grunde gerichtet hatte. Sie hatten gebettelt und gefleht, aber er hatte ihnen keine Gnade gewährt. Er war ein Mann der über Leichen ain. ö R ln Badiſche Chronik E Adelsheim.(Eine Hand abgefahren.) Einem Arbeiter aus Adelsheim, der beim Schuttverladen auf einer Bauſtelle am Bahnhof Seckach ausglitt und unter eine Lore geriet, wurde durch dieſe eine Hand abgefahren. Man ſchaffte den Schwerverletzten ins Krankenhaus. (J) Pforzheim.(Heilverfahren im Verkehr.) Ein Mann, der in völlig betrunkenem Zuſtande auf der Straße lag und dabei ſich ſelbſt und andere Verkehrsteilneh⸗ mer gefährdete, wurde von der Polizei mit 14 Tagen Haft beſtraft. O Freiburg.(Tödlicher Sturz eines Kindes.) In einem Augenblick des Unbewachtſeins ſtürzte aus dem 2. Stockwerk eines Hauſes der Paul⸗Billet⸗Straße ein andert⸗ halb Jahre altes Kind auf eine Steintreppe. Es erlitt hier⸗ bei ſo ſchwere Verletzungen, daß es nach der Einlieferung in die Klinik ſtarb. (—) Stockach.(95. Geburtstag.) Der älteſte Ein⸗ wohner der Stadt, der Rentner Auguſt Leib im ſtädtiſchen Altersheim, feierte ſeinen 95. Geburkstag. Leider iſt er ſeit einigen Wochen ſchwer krank. Inſtallateur⸗ und Blechner⸗Tagung. Hornberg. Die Herbſttagung der Obermeiſter der Begzirksſtelle Baden des Reichsinnungsverbandes im Inſtal⸗ lateur⸗ und Klempner⸗Handwerk fand in Hornberg ſtatk. Als Gäſte konnte Bezirksinnungsmeiſter Otto Schmidt⸗Karlsruhe den Vertreter des Landeshandwerksmeiſters und der Badi⸗ ſchen Handwerkskammer, Syndikus Spall, Kreishandwerks⸗ meiſter Belli von Wolfach und insbeſondere den Präſidenten Seither als den Vertreter der unterelſäſſiſchen Berufskamera⸗ den begrüßen. Die Tagung ſtand vorwiegend im Zeichen der für das Inſtallateur⸗ und Blechner⸗Handwerk ſo bedeut⸗ ſamen Frage der Verwendung neuer Werkſtoffe und neuer Arbeitstechniken. Sie vermittelte allen Beteiligten ein klares Bild über die ſeitens der Innungen in den Mitgliederkrei⸗ ſen durchgeführten umfaſſenden Schulungsmaßnahmen und darüber hinaus über den beträchtlichen Umfang der bereits mit beſtem Erfolge eingeführten neuen Werkſtoffe. Daneben wurden weitere Aufgaben der Obermeiſter auf dem Gebiete der Arbeitsvergebung, der Berufslenkung, der Nachwuchs⸗ frage uſw. eingehend beſprochen. Anſchließend an die Ta⸗ gung fand unter Führung von Direktor Cronn eine ein⸗ gehende Beſichtigung der Steingutfabrik Schwarzwald G. m. P. H., Hornberg, ſtatt, die den Obermeiſtern den Werdegang der vom Inſtallateur⸗Handwerk in immer zunehmenden Aus⸗ maße verarbeiteten ſanitären Ausrüſtungsgegenſtände ver⸗ Amſchaulichte. Giſtmordverſuch an der Ehefrau Fünf Jahre Zuchthaus für den Täter. () Karlsruhe. Das Karlsruher Schwurgericht verhan⸗ delte gegen den 46jährigen Ignaz Günther aus Speſſart (bei Ettlingen), welcher ſich wegen Mordverſuchs zu ver⸗ antworten hatte. Der Angeklagte hat, wie ihm die Anklage vorwirft, Anfang Februar d. J. in Speſſart den Entſchluß gefaßt, ſeine 47jährige Ehefrau Berta geb. Ochs zu töten. Zu dieſem Vorhaben iſt er gekommen, weil er ſeiner Chefrau überdrüſſig geworden iſt und die 38jährige Eliſabeth Kreuz aus Speſſart, mit der er ſeit ſieben Jahren ein intimes Verhältnis unterhielt, zu heiraten gedachte. Zur Ausführung ſeines Planes habe er vom 7. bis 17. Februar in ſeiner Wohnung in Speſſart wiederholt den für ſeine Frau be⸗ ſtimmten Speiſen thalliumhaltiges Rattengift beigemengt. Auf dieſe Weiſe hat er Bohnenſuppe, die ſeine Frau eſſen wollte, vergiftet und am 15. und 16. Februar Rattengift in Bohnengemüſe, Senf, Kaffee, Warſtſuppe und Marmelade gemiſcht. Sein Ziel hat er nicht erreicht, weil ſeine Frau die Beimiſchung bemerkt und deshalb die Speiſen nicht ge⸗ nommen hat. Der Angeklagte erklärt, unſchuldig zu ſein. Er habe ſeine Frau nur erſchrecken wollen. Die Ehe des An⸗ geklagten war in den letzten Jahren zerrüttet. Es kam häu⸗ ſig zu Streitigkeiten. Die Frau wußte, daß der Angeklagte mit der Kreuz ein ehebrecheriſches Verhältnis unterhielt. Der Angeklagte habe die Kreuz, wenn ſeine Frau ſterbe, heiraten wollen. Wenn er wit ſeiner Geliebten zuſammen war, ſchimpfte er auf ſeine Frau und ſprach die Drohung aus, züähr Gift zu füttern“. Das Rattengift will er wegen der Rattenplage gekauft haben. Dieſe ſei ſo ſtark geweſen, daß ſie hätten nachts nicht ſchlafen können. Er habe das Mittel für unſchädlich gehalten und es den Speiſen ſeiner Frau zu⸗ geſchüttet„um Frieden zu bekommen“. Seine Frau rührte jedoch die vergifteten Speiſen nicht an. Schließlich wandte ſie ſich, ohne ihrem Manne etwas von ihrem Verdacht zu ſagen, an den Bürgermeiſter, der den Angeklagten kommen ließ. Als dieſer ihm bedeutete, er müſſe Anzeige erſtatten, erklärte der Angeklagte, dann müſſe er ſich aufhängen. Aus den Bekundungen der Zeugin Kreuz ergibt ſich, daß der An⸗ geklagte häufig in ihrer Gegenwart auf ſeine Frau ſchimpfte und auch davon ſprach, ihr Gift zu geben. Sie will nicht daran gedacht haben, ihn nach dem Tode der Frau, die eine ſchwere Krankheit durchgemacht hat, zu heiraten, da ſie ſeine Schwägerinnen fürchtete. Seit er mit dem Gedanken, ſeine Frau zu vergiften, ſpielte, habe ſie das Verhältnis gelöſt. Die chemiſche Anterſuchung der Speiſen ergab, wie die Sachver⸗ ſtändigen feſtſtellen, einwandfrei, daß ſie Thallium enthielten. Dieſes war aus einer Tube Zeliopaſte entnommen, die als Rattengift verkauft wird. Nach Abſchluß der Beweisaufnahme folgten am Nach⸗ mittag die Plaidoyers des Vertreters der Anklage und des Verteidigers. Der Staatsanwalt beantragte wegen Mord⸗ verſuchs eine Zuchthausſtrafe von fünf Jahren und die Ab⸗ erkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf fünf Jahre. Das Schwurgericht erkannte gegen den Angeklagten Ignaz Günther wegen verſuchten Mords, wie beantragt, auf eine Zuchthausſtrafe von fünf Jahren. Die bürgerlichen Ehrenrechte wu den ihm auf die gleiche Dauer aberkannt. Der vierte Brand innerhalb von drei Wochen. (UN Aeberlingen. In der benachbarten Gemeinde Urnau herrſcht zurzeit eine Brandepidemie. In den letzten Wochen waren dort hintereinander drei Brände ausgebrochen, durch die ein landwirtſchaftliches Anweſen und zwei Scheuern ver⸗ nichtet wurden. Nunmehr konnte nur im letzten Augenblick ein weiterer Brand verhütet werden. Kurz vor 8 Uhr abends entdeckte nämlich die Tochter des Landwirts Stocker, daß in der Scheuer des elterlichen landwirtſchaftlichen An⸗ weſens im Holz eine brennende Kerze verſteckt lag. Hier lag Brandſtiftungsverſuch vor. Am anderen Abend um 8 Uhr konnte dann ein weiterer Brand nicht verhütet werden. Am dieſe Zeit brach in dem großen landwirtſchaftlichen Anweſen des Karl Schmiedemeiſter Feuer aus, das in kurzer Zeit das ganze Anweſen einäſcherte. Die Feuerwehren der Am⸗ gebung waren zur Stelle, mußten ſich jedoch darauf beſchrän⸗ ken, ein Amſichgreifen des Feuers zu verhindern. Auch in dieſem Falle wird Brandſtiftung vermutt. Aus den Nachbargauen Ludwigshafen.(Tod am Straßenrand.) Gegen Mittag fand man in der Gabelsbergerſtraße in Munden⸗ heim einen 68jährigen Penſioniſten bewußtlos auf und ſchaffte ihn ins Krankenhaus. Dort angekommen, war der Mann bereits verſchieden. Ein Gehirnſchlag hatte ſeinem Leben ein Ziel geſetzt. Ludwigshafen.(Unbeaufſichtigte Kinder.) Das vierjährige Söhnchen einer Ludwigshafener Familie lief direkt in einen fahrenden Laſtzug, der es erfaßte und zur Seite ſchleuderte. Mit ſchwerem Schädelbruch wurde der Junge in die Klinik geſchafft. Germersheim.(Kind nicht beaufſichtigt.) Im benachbarten Lingenfeld ſetzte ſich der ſechsjährige Reinhard Razel auf eine Verbindungsſtange zwiſchen einem fahrenden Wohn⸗ und Gerätewagen eines Straßenwalzenzuges. Der Junge fiel herunter, wurde überfahren und mitgeſchleift. Durch einen Fußgänger wurde der Wagenlenker aufmerkſam ge⸗ macht, der dann endlich den Jungen befreite. In ſehr bedenk⸗ lichem Zuſtande ſchaffte man ihn ins Krankenhaus. Dahn.(Omnibus durch Lokomotive ge⸗ rammt.) Nahe dem Gaſthaus Hof am unbeſchrankten Bahnübergang wurde gegen Abend ein Omnibus durch eine Lokomotive erfaßt und geſchleift. Der Vorderteil des Wa⸗ gens wurde völlig demoliert. Schwerverletzt wurde der Wagenführer ins Krankenhaus verbracht. Bruchweiler.(Laſtzug gegen Perſonenzug.) An dem unbeſchrankten Bahnübergang nahe dem Bürgermeiſter⸗ amt ſtieß ein Laſtzug gegen einen einfahrenden Perſonenzug. Der Laſtwagenführer blieb unverletzt, ſein Wagen wurde zer⸗ trümmert. Eine Beifahrerin erlitt ſo ſchwere Verletzungen, daß ſie dem Krankenhaus zugeführt werden mußte. Michelſtadt.(Brautfahrt“ mit Nachſpie l). Als ein hieſiger Kaufmann morgens mit ſeinem in der Nähe ſeines Wohnhauſes in einem unverſchloſſenen Schuppen auf⸗ geſtellten Kraftwagen eine Geſchäftsreiſe antreten wollte, bemerkte er, daß der Schuppen leer war. Während er nach Benachrichtigung der Polizei noch faſſungslos daſtand, hörte er plötzlich hinter ſich einen Motor brummen, der zu ſeinem Wagen gehörte. Ein junger Mann fuhr in den Schuppen, ſtieg mit der Miene eines Biedermannes, der ſeine Pflicht getan hat, aus und wollte ſich mit einem freundlichen Win⸗ kewinke empfehlen. Der Beſitzer ſtellte den etwas Angehei⸗ terten zur Rede und verſuchte ihm vorzuſtellen, wie auf⸗ regend der Verluſt für ihn geweſen ſei. Der andere er⸗ widerte leichtfertig, das könne er ſich wohl denken, und ging ſeines Weges. Nun hielt ihn der Kaufmann erneut an. Darauf erklärte der junge Uebermut, er habe ſeine„Braut“ von der Kirchweih heimfahren müſſen, wie ſich das gehöre. Wo dieſe Braut aber wohnte, wollte er nicht mehr wiſſen. Selbſtverſtändlich wird die Geſchichte noch ein Nachſpiel haben, zumal der junge Mann ſchon wegen„Leihens“ fremder Wagen vorbeſtraft ſein ſoll. Bergzabern.(Schlechte Scherze.) Seit Tagen treibt ſich ein ſonderbarer Menſch in der Bergzaberner Gegend herum. In Wirtſchaften läßt er ſich ein Glas Wein bringen und probiert während des Trinkens an den Gläſern die Schärfe eines Diamanten aus. Leider mußten eine ganze Reihe von Gaſtwirten beim Abwaſchen dieſer Gläſer die Feſt⸗ ſtellung machen, daß die angeriſſenen Gläſer in Stücke ſprangen. Butzbach.(Aus dem Zuchthaus ausgebro⸗ chen.) Abends iſt ein Gefangener des Zuchthauſes Ma⸗ rienſchloß in Rockenberg, der auf Außenarbeit war, in den Wald gegen Münzenberg⸗Wohnbach flüchtig gegangen. Es iſt beſtimmt damit zu rechnen, daß er durch Einbruchsdieb⸗ ſtahl ſich Kleider zu beſchaffen verſuchen wird. Alle dies⸗ bezüglichen Wahrnehmungen ſind ſofort der nächſten Gen⸗ darmerieſtation zu melden. Der Gefangene trägt blau⸗weiß geſtreiften Anſtaltsanzug und iſt 31 Jahre alt. O Neuenburg b. Müllheim.(9 5. Geburtstag.) Hier konnte Revierförſter a. D. Bornemann ſeinen 95. Geburts⸗ tag begehen. Aus Pommern ſtammend, war der Jubilar gegen 50 Jahre Revierförſter in den Vogeſen. Nach dem Ende des Weltkrieges kam er nach Neuenburg, wo er ſich ſeinen neuen Wohnſitz gründete. Trotz ſeines hohen Alters iſt der Greis noch rüſtig. Hermeskeil(Hochwald).(Vom Laſtauto erfaßt.) Von einem Laſtkraftwagen, der ein anderes Fahrzeug überholen wollte, wurde ein 20jähriger junger Mann er⸗ faßt und auf der Stelle getötet. Kapellen(Niederrhein.)(Von der Straßenbahn getötet.) Ein junges Mädchen war mit dem Fahrrad aus einer Torausfahrt auf die Straße gefahren, wo es di⸗ rekt gegen einen Straßenbahnzug fuhr. Die Verletzungen waren ſo ſchwer, daß es ärztlicher Kunſt nicht mehr gelang, ſein Leben zu erhalten. Der geftrige Kirchweihſonntag hat ſich noch recht günſtig geſtaltet und war ein ſchöner Herbſttag, wenn auch in den frühen Morgenſtunden wallende Herbſtnebel den Tag friſch und ſpätherbſtlich einleileten. Im Laufe des Vormittags lichtete ſich der Wollenſchleier, und um die Mittagsſtunde hatte die lachende Herbſtſonne geſiegt. Im Vordergrund ſtand hier geſtern die Kirchweihe, die in unſerm Vorort einen guten Verlauf nahm. Schon die Witterung war für die Veranſtaltung günſtig, denn an dieſem ſchönen Herbſttag war es nicht verwunderlich, daß der Zu⸗ ſtrom aus der Umgebung beſonders groß war. Beſonders die Stadt ſelbſt brachte viele Beſucher in unſeren Vorort. Trotz verſchiedener Veranſtaltungen ſetzte in den Nachmittags⸗ ſtunden in den Gaſtſtätten ein reger Betrieb ein. Gaſtſpiele und Stimmungskonzerte ſorgten für die nötige Kirchweihſtimmung und in den Tanzſälen wurde tüchtig das Tanzbein geſchwungen. Ueberall handelte man nach dem Grundſatz„Es iſt nur einmal im Jahr Kerwe“. So iſt es ja ſchon früher geweſen und ſo iſt es heute noch, warum ſoll es anders ſein. Für die kleinere Jugend war der Rummelplatz an den Planken der Anziehungspunkt, wo die Glücks⸗, Schieß⸗ und Zuckerbuden Auſſtellung genommen haben. Zum Leidweſen der kleinſten Jugend fehlte dieſes Jahr die„Reitſchul“. Für ſie iſt eben„Reitſchulfahren“ der Inbegriff der„Kerwe“, In den Abendſtunden ſetzte ein rieſiger Betrieb ein und in den Lokalen war kaum noch ein Platz zu finden. Neben den muſikaliſchen Genüſſen hatten unſere Wirte vor allem für einen guten Tropſen und für ein gutes Kirchweiheſſen geſorgt. Den größten Zuſpruch hatten allerdings die mit der Kirchweihe verbundenen Tanzvergnügungen zu verzeichnen. Hier war alles überfüllt, die Jugend— aber auch das Alter— drehle ſich nach den flotten Weiſen der Muſik⸗ kapellen, und es war ziemlich früh am Tage, bis ſich die Tanzlokale leerten. So war der Kirchweihſonntag ein gelungener Auftakt zur diesjährigen Kirchweihe. Der heutige Montag bringt die traditionellen Frühſchoppenkonzerte und am Abend den Ausklang der„Seckemer Kerwe“. Sonſt erweckten geſtern die ſportlichen Veranſtaltungen großes Intereſſe. Trotz Kirchweih hatten ſich überaus viele Sportanhänger in den Nachmittagsſtunden im Wörtel ein⸗ gefunden, und man konnte ſchon daraus erſehen, daß etwas beſonderes bevorſtand. Nach hartem Kampfe ging Secken⸗ heim gegen Brühl als Sieger hervor und ſomit hat Seclen⸗ heim am Kirchweihſonntag die Tabellenführung in der Bezirks⸗ klaſſe übernommen.— Ebenſo ſtartete in Ilvesheim ein intereſſantes Treffen, das viele Beſucher anzog.— Auch das Hockenheimer Motorradrennen zog viele Sportbefliſ⸗ ſene an. * Im Silberkranze. Das Feſt der ſilbernen Hochzeit ſeier⸗ ten geſtern die Eheleulte Jakob Baumer und Anna geb. Biegel. Die beſten Wünſche. * U Amzug der Muſikhochſchule. Die Städtiſche Hochſchule für Muſik und Theater wird nunmehr nach Fertigſtellung des Umbaues in der Zeit vom 20. bis 23. Oktober 1938 in das neue Haus E 4, 12⸗17, einziehen. Am 24. Oktober wird der geſamte Unterricht in den neuen Räumen erteilt. Die feierliche Eröffnung der Hochſchule und die Hochſchul⸗ feſtwoche finden nunmehr endgültig in der Zeit vom 24. November bis 1. Dezember 1938 ſtatt. N 8.* 5 5 Wegen Devpiſenverfehlung verurteilt. Das Schöffen gericht verurteilte die 47jährige Frau Hilda Müller geb. Geberth aus Mannheim und den 41jährigen Karl Wilhelm Soder aus Karlsruhe zu je einem Jahr Gefängnis und 20 000 bezw. 10 000 Mark Geldbuße, den 45jährigen Joh. Schneider aus Hanau und den 46jährigen Karl Sturm aus Hanau zu je ſechs Monaten Gefängnis und 10000 Mark Geldbuße und Georg Schneider(45 Jahre alt) zu drei Monaten und zwei Wochen Gefängnis und 2000 Mark Geldbuße. Außerdem wurden 78 850 Mark eingezogen. Das Gericht hielt die Angeklagten des Vergehens gegen die Depi⸗ ſenbewirtſchaftungsgeſetze für überführt, Georg Schneider der Beihilfe und Sturm ſowie Johannes Schneider des Ver⸗ ſuches. Sie hatten 19000 Golddollar aufgekauft, jedoch nicht der Reichsbank angezeigt. Um das Gold zu erhalten, war ſogar ein Mehrpreis von 30 Mark je Goldſtück zugeſi⸗ chert worden. Antereinander bemogelten die Beteiligten ſich noch nach Herzensluſt. Schließlich wurden ſie alle in Haft genommen. Geckenheimer Anſtände mit den Franzoſen auf dem linken Rheinufer. Als in den Jahren 1798/99 die Franzoſen die Pfalz beſetzt hielten, hatten es die Seckenheimer ſchwer, ihre je 2 Klafter Holz und 1000 Wellen pro Bürger und ihre insgeſamt 700 Ztr. Heu aus ihrem linksrheiniſchen, aus Wald und Wieſen beſtehenden Ried zu erhalten. Während alle übrigen pfälziſchen und ſpeyriſchen Gemeinden, die auch auf der linken Rheinſeite Güter hatten, mühelos zu ihrem Eigentum gelangen konnte, mußte der Bürgermeiſter der Seckenheimer Riedgemeinde Georg Jakob Bühler viele Mühe und Koſten für ſeine Mitbürger auf ſich nehmen. Den beſten Einblick in die damaligen Verhältniſſe gibt uns ein Brief (unter den vielen) des Riedbürgermeiſter vom 15. Juli 1799 an den Bürger⸗ Bevollmächtigten der franzöſiſchen Regierung für die 4 vereinigten Departements: „Mehrere Einwohner der auf der rechten Rheinſeile gelegenen Gemeinde Seclenheim ſtellen ſich ehrerbietig vor: daß ſie ſchlechterdings keine Wieſen auf der rechten Rhein⸗ ſeite beſitzen, woher ſie den nötigſten Unterhalt für ihr Zugvieh holen könnten und daß dieſer lediglich in dem auf ihren eigentümlichen Wie en der linlen Rheinſeile wachſendem Heu und Oehmd beſtehe. Anter dem Bann von Altrip gelegen war zwar anfänglich die Ausführung des Futters verboten. Dem ungeachtet beſchloß die Zenktralverwaltung, vom Donnerstag, am 25. Thermidor(Auguſt) 1798 in be⸗ ſonderem Anbetracht der ünglücklichen Lage ſovieſer Begüteler auf der rechten Rheinſeite die Ausfuhrung des Vertrages von deren Eigentum zu erlauben. Als aber dieſe Bewohner von der rechten Rheinſeite im laufenden Jahre dieſer Wohl⸗ tat ſich bedienen wollten, widerſetzten ſich die Vorſteher der franzöſiſchen Douane förmlich unter Berufung auf höhere beſtimmte Befehle, denen ſich gedachte Eigentümer unter⸗ warfen, ohne jedoch zu wiſſen, wodurch ein ſo hartes Ver⸗ bot veranlaßt ſein möchte, es ſeie denn durch unbekannte, aus den Kriegsläufen hervorgehende Umſtände. Eben dieſe Umſtände— Bürgerkommiſſar— ſind es aber, weſche Euch überzeugen, daß dieſe leinhalb Stunden von Mannheim entlegene Gemeinde Seclenheim nicht nur zum Anterhalte der vorgerückten Kavallerie und des Fuhrweſens, ſondern auch mit eigenen Lieferungen von Heu, Stroh und Haber ſo ſehr überladen werden mußte, daß ſie die Nahrung ihres zum Landbau ganz unentbehrlichen Viehes nicht mehr auf⸗ treiben können. Das befragliche harte Futterausfuhrverbot nötigt dieſe Landleute Korn, Spelz und Gerſte abzuſchneiden, nur um ihr Vieh nicht zu Grunde gehen zu lassen. Und bei ſolcher Einbuße der unentbehrlichſten Bedürfniſſe der Menſchheit, was bleibt den bedauernswürdigen Eigentümer noch übrig, und was ſoll aus ihren unglücklichen und brotloſen Fa⸗ milien werden? Welch ſchreckliche Lage für Eltern und Kinder? Nein, Bürgerkommiſſar! Die Umſtände des Krieges dürf⸗ ten ein ſolches Verfahren gegen die Gemeinde Seckenheim nie rechtfertigen, gegen welche die franzöſiſchen Truppen nicht die geringſte Klage werden vorbringen oder bescheinigen können. Ebendarum hofft ſolche Gemeinde aber auch, daß Ihr ſie in gerichtlicher Erwägung dieſes Vortrages, welchen ſie ſich die Ehre gibt, Eurer Gerechtigkeit und Milde zu unterwerfen, nicht unerhört mit ihrer Bitte von der Hand weiſen, ſondern ihr erlauben werdet, den Ertrag ihres Eigen⸗ tums zu Altrip über den Rhein herüber bringen zu dürfen. da ſie bereit war und iſt, die Gebühren an die Donane zu da ſie bereit war und iſt, die Gebühren an die Douane zu zahlen, wenn das Geſetz ſie verſchreihen 1 175 f olber. * 5* 5 5 r Die Säumerg ocke Vor Jahren ſtand einmal eine Geſellſchaft Deutſcher, wie ſie die Reiſe zuſammengeweht hatte, hoch oben auf dem Turm von Notre⸗Dame in Paris. Man kann das gewal⸗ tige Glockenwerk dieſes Domes ſehen, und ſo kam das Ge⸗ ſpräch wie von ſelbſt auf die Glocken.„Selten habe ich etwas Schöneres gehört, als wenn die Glocken des Kölner Doms bei großen und feierlichen Gelegenheiten tönen“, ſagt ein junges Mädchen,„es liegt eine ſolche Kraft und Sicherheit, eine ſo beruhigende Macht in ihrem Klang.“ „Glocken haben mehr geſehen als Menſchen in ihrem Leben erleben können. Mich hat es immer erſchüttert, wenn ich in Tower in London die Glocken hörte— wieviel Schönheit, Macht und geſtürzter Größe mögen ſie zu Grabe geläutet haben.“ Das Geſpräch kam auf dieſe und jene Glocken. Auf die Glocke der Garniſonkirche in Potsdam, auf die Glocken von St. Peter in Rom, vom Wawel in Krakau und von Riddar⸗ holm⸗Kyrkan in Stockholm, unter deren dröhnendem Lied Schwedens Könige ſchlummern. Man ſprach von merkwür⸗ gigen Glocken und verſunkenen Glocken. „Die merkwürdigſte Glocke“, ſagte der weißköpfige Ge⸗ lehrte,„die ich in meinem ganzen Leben gehört habe, hängt in einer kleinen deutſchböhmiſchen Stadt. Kennen Sie die Geſchichte von der Säumerglocke?“ Die anderen machten Gebärden der Verneinung. Der Weißkopf aber fuhr fort:„Wenig Menſchen kennen heute die kleine alte Stadt Prachatitz. Es iſt ein Städtchen am Abhang des Böhmerwaldes in Deutſch⸗Böhmen und doch eine der eigenartigſten Städte, die es überhaupt gibt. Rothenburg kennt faſt jeder. Prachatitz kennen die wenig⸗ f und doch iſt es kaum weniger inhaltsreich, erinnerungs⸗ chwer und herrlich. Hier war einſt der Stapelplatz des Gol⸗ denen Steiges. Ja, ich muß aber erſt einmal erklären, was S. GS De der Goldene Steig war, Von Paſſau hoch über den Böhmerwald ging im Mittelalter eine große Handelsſtraße. Noch heute kann man ihre Trümmer und Reſte im tiefen Walde finden. Sie führte vorbei am Dreiſeſſel, ging über Böhmiſch⸗Röhren, wo die alten Fuhrleute ihre Sal nee tränkten und führte dann in Windungen hinab gen Pracha⸗ titz.“ „Und was iſt das mit der Glocke?“ „Ja, richtig— im Mittelalter ging ein ungeheurer Frachtverkehr über dieſe alte Straße. Alle Waren aus Ita⸗ lien und aus dem Orient, die auf den Alpenſtraßen nach Deutſchland kamen, wurden entweder nach Augsburg oder nach Paſſau transportiert. Paſſau hatte daneben aber noch einen anderen Handel, der beinahe noch wichtiger war: es lieferte Salz nach Böhmen. Von Salzburg und aus den Alpen wurde das Salz nach Paſſau gebracht, auf den rie⸗ ſigen Speichern eingelagert und auf dem Rücken von Pfer⸗ 0 Saumlaſt über den Goldenen Steig nach Böhmen geſchafft. Prachatitz nun hatte das Stapelrecht. Dort mußten die Saumfahrer ihren Saum abladen und zum Wlan ſtellen. Dadurch wurde die kleine Stadt ſo reich, daß ſchließlich ihre Kaufherren die Salzfrachten ſelber kauften, ſobald ſie nach Prachatitz hereingebracht wurden. Stellen Sie ſich vor— an ungepflaſterten, ſandigen Straßen dieſes Ackerbürger⸗ ſtädtchens liegen herrliche e Kaufherrnpaläſte von einer Schönheit, wie ich ſie kaum ſonſt geſehen habe.“ „Und Ihre Glocke, lieber Profeſſor?“ ſagte das junge Mädchen ein wenig ſpöttiſch. „Richtig, die Glocke, die Säumerglocke von Prachatitz! Denken Sie, noch heute wird jeden Abend um achtzehn Uhr dort eine kleme, alte Glocke geläutet, das iſt die Säumer⸗ glocke. Sie rief die Frachtfahrer in den Schutz der Mauern des alten Städtchens, denn es war viel Neid und Räuberei um dieſe alte Frachtfahrerſtraße. Schließlich trugen die Frachtfahrer ihren Degen ja nicht umſonſt.“ „Und dieſe Glocke wird heute noch immer geläutet?“ „Sie wird noch immer geläutet. Sie iſt das letzte Stück von einem großen, alten deutſchen Handel, der vielen Tau⸗ ſenden Brot und Verdienſt gegeben hat, der Arbeit, Reich⸗ tum und Wohlhabenheit, Lebensraum für tüchtige und flei⸗ ßige Menſchen ſchuf— und den der Neid umgebracht hat.“ „Der Neid— wie meinen Sie das.“ „Das war im Huſſitenkrieg. Damals, am 25. April 1420, fielen die tſchechiſchen Taboriten, die wildeſten unter den Huſſiten, über die kleine, reiche, fleißige Stadt her...“ Der Alte ſuchte ſein Notizbuch heraus und blätterte darin, bis er die Stelle gefunden hatte, dann las er vor: „So ſchreibt eine Chronik aus den Tagen, als die Taboriten die ſchöne Stadt erſtürmt hatten:„... worauf ihre blutige Hand mit 135 Dreſchflegeln und eiſernen Kolben durch die Straßen dahinzog und die Menſchen niedermachte wie Schweine. 75 wurden in die Sakriſtei eingeſperrt, dieſe mit Feſſeln und Stroh verrammelt und dann erbarmungslos verbrannt. Nichts half es ihnen, daß ſie auf die Knie ſan⸗ ken, die Hände zum Himmel erhoben und herzzerbrechend flehten, daß man ihnen Zeit zur letzten Beichte gewähre..“ Den Stoß hat die ſchöne kleine Stadt nie wieder ganz verwunden; der Goldene Steig iſt dann immer mehr ver⸗ ödet, und von all dem flutenden Verkehr, dem lebendigen Handel iſt nichts geblieben als der Klang der Säumerglocke.“ „Eigentlich iſt es doch erſchütternd, wie ſo etwas zugrun⸗ de gehen kann.“ „Für denjenigen, der die Geſchichte Böhmens kennt. iſt dies leider nur ein Stück aus der großen Tragödie. Immer wieder hat im ganzen Mittelalter und in der Neuzeit deut⸗ ſcher Unternehmungsgeiſt, deutſche Erfindungskraft dort den Lebensraum unſeres Volkes 5 den Tſchechen ſel⸗ ber wirtſchaftlichen Fortſchritt, Aufſtieg und Kultur gege⸗ ben— und immer wieder haben die Tſchechen das nicht vertragen, haben aus Neid und Habgier, aus einem merk⸗ würdigen Minderwertigkeitskomplex, aus einem krankhaften „Haß von unten“ die Deutſchen vertrieben, bedrückt, zurück⸗ gedrängt und alles, was ſie geſchaffen haben, ſich anzueig⸗ nen verſucht. Geworden iſt dann meiſtens doch nichts dar⸗ aus.“ „Dann iſt dieſe Säumerglocke von e eigentlich eines der merkwürdigſten Denkmäler unſerer Geschichten „Ein Denkmal und ein Mahnmal an deutſche Arbeit, deutſchen Fleiß, deutſche Landerſchließung— und leider auch an den krankhaften tſchechiſchen Neid.“ Wenn heute unſere Jungen und Mädels, die für den großen„Hilf⸗mitl!“⸗Wettbewerb des NS⸗Lehrerbundes „Volksgemeinſchaft— Schickſalsgemeinſchaft“ arbeiten, eine Wanderung durch das Sudetenland machen würden. ſo würden ſie dort überall in den Dörfern und Städten, ſolche Denkmäler deutſcher Arbeit ſehen und tauſendfach be⸗ 1 t finden, wie der Kampf um den Lebensraum unſer 8 Schickſal beſtimmt und geſtaltet. Dr. von Leers. Wer ſeine Pflichten als Verkehrsteilnehmer verletzt a handelt gewiſſenlos ichen 3— und gegen 4 ein Bo Großdeutſches Volksfeſt in München Eröffnung des Deutſchen Jagdmuſeums. München, 17. Okt. Bei herrlichem Herbſtwetter wurde in München unter rieſiger Anteilnahme der Bevölkerung das„Großdeutſche Volksfeſt“ gefeiert. Sonderzüge aus dem Sudetenland aus allen Gauen der Oſtmark und aus Bayern brachten ferner zahlloſe Gäſte in ihren heimatli⸗ chen Trachten, die dem Stadtbild ſchon vom frühen Morgen an eine forbenfreudige Note geben. Der große feierliche Akt des Tages war die Einwei⸗ hung des Deutſchen Jagdmuſeums. Oberbürgermeiſter Reichsleiter Fiehler übernahm das Muſeum in die Obhut der Stadt Gauleiter Wagner richtete anſchließend einen Appell an alle zur tatkräftigen Förderung dieſes neuen deutſchen Kulturwerkes. Miniſterpräſident Ludwig Siebert gab eine Darſtellung der volkswirtſchaftlichen. kulturellen und ſittlichen Bedeutung der Jagd und ſchilderte die Auf⸗ gaben des Jagdmuſeums. Namens der bayeriſchen Lan⸗ desregterung ſtellte er zur weiteren Ausgeſtaltung des Jagdmuſeums 50 000 Mark zur Verfügung. Im Anſchluß an den Feſtakt bewegte ſich der große Feſtzug„Tauſend Jahre Jagd und kauſend Jahre Tracht“ durch die von unüberſehbaren Menſchenmaſſen umſäumten Straßen, ein unendlich farbenprächtiges, in dem Reichtum der Trachten einzigartiges Schauſpiel. Nachdem die Schützen des Deutſchen Landesſchützenverbandes den eben⸗ ſo fröhlichen wie feſtlichen Auftakt gegeben hatten, folgte als glanzvolles Bild„Die Jagd im Wandel der Jahrtau, ſende“, die, angefangen von grauer Urzeit bis herauf fu unſeren Tagen, die vielgeſtalkige Entwicklung von Jagd und Weidwerk ſchilderte. Anſchließend zog in faſt endloſen Reihen ein farbiges Kaleidoſkop von Volkstrachten aus den alten und neuen deutſchen Gauen vor den Augen der ent⸗ zückten und begeiſtert jubelnden Zuſchauer vorüber Zwiſchen die ſchmucken Paare reihten ſich die ſchönen Feſt. wagen geſchmückt mit den Erzeugniſſen und Wahrzeichen den Wappen und Sinnbildern der Landſchaft. Immer lau⸗ ter wurde der Jubel, der aus den Menſchenmauern auf den Straßen quoll: es nahte die deutſche Oſtmark, es kamen die Salzburger und die Tiroler mit ihren prächtigen Trachten und Uniformen, ihren alten Fahnen und Waffen, es ka⸗ men die Kärntner und Steiermärker, es kamen, heilrufend und tücherſchwenkend, eingehüllt in einen Jubelſturm der Begeiſterung, die befreiten Brüder und Schweſtern aus dem Egerland. Weinjahre— ſo und ſo! Ohne Zweifel bildete der Weinbau ſchon im Mittel⸗ alter eine wichtige Bodenkulturart. Die Grundherren der Weingebiete bezogen den größten Teil ihrer Einkünfte aus dem Weinbau und man verſteht es deshalb, daß man damals ein großes Gewicht auf die Feſtſtellung guter Weinernten legte. Schlechte Weinernten brachten die Hiſto⸗ riker zu jener Zeit aus dem Häuschen, ſo daß manche wichtige Staatsaktion darob vergeſſen wurde. Es iſt dar⸗ um begreiflich, daß man das Ergebnis der Weinernten als außerordentlich wichtig der Nachwelt überlieferte. Bereits vom neunten Jahrhundert ſind noch einige Aufzeichnungen vorhanden. Es waren Jahre, in denen infolge langer Regenperioden kein guter Wein wuchs. Ein ſchweres Jahr muß 1603 geweſen ſein, denn es erfroren alle Weinſtöcke, nachdem einige Seuchenjahre vorausge⸗ gangen waren. 1186 brachte einen warmen Winter, denn im Januar blühten ſchon die Bäume, und im Mai begann die Ernte, die einen großartigen Ertrag brachte, 1219 zer⸗ ſtörte ein ſtrenger Froſt die Reben ſo vollſtändig, daß ſie herausgehackt werden mußten, und auch 1275 war ein ſo ſaurer Wein zu verzeichnen, daß er nicht genießbar war. Eine kaum faßbare Menge wuchs 1332, und man konnte nicht genug Fäſſer auftreiben, um ihn unterzubringen. Hart gefroren waren die Beeren in den Jahren 1346 und 1392. Mit Stößeln mußten die Trauben bearbeitet wer⸗ den. Der Wein war ſauer wie Holzäpfel und erhielt den Namen„Ratsherr“. Ein Wein von beſonderer Güte war der 1431er. Sechs Jahre ſpäter war ein völliges Miß⸗ jahr, während das Jahr 1448 einen Sommer brachte, der die Bäche austrocknen ließ, ſo daß der Wein von außer⸗ ordentlicher Stärke war. Mißjahre waren 1485, 1492 und 1493, 1520 und 1529. Gar nicht unterbringen konnte man den Wein von 1532. Man ließ die alten Fäſſer einfach auslaufen oder machte Mörtel mit dem Wein. Der Wein des Jahrtauſends, wie man ihn nannte, war der 1540er. In dieſem Jahre regnete es von März bis November nicht, ſo daß die meiſten Flüſſe ausgetrocknet waren. 1542 wurde überhaupt nicht geleſen, weil die Trauben nicht reiften. Im Dreißigjährigen Kriege gab es einige großartige Weinernten. Auf den 1630er wurde ſogar eine Medaille ge⸗ prägt. Von 1631 meldet die Chronik, daß die Leſe bis Januar wegen des Schwedeneinfalls hinausgeſchoben wer⸗ den mußte. Aber da lein Froſt dazwiſchenkam, ſo erntete man einen Wein wie Oel. Auch die Jahre 1779 und 1783 brachten ausgezeichnete Ergebniſſe. Ein Jahrhundertwein war 1811 gewachſen. Die Weinjahre unſeres Jahrhunderts ſind noch in guter Erinnerung. Beſonderer Erwähnung verdienen davon 1911, 1917 und 1921. Das letzte über⸗ ragende Weinjahr war 1934. Nun harren wir des Neuen. Grippe! Was iſt Grippe? Der Herbſt hat begonnen, und ſchon taucht wieder die Grippe auf. Was iſt denn Grippe? woher kommt ſie? Wir wiſſen, daß im Herbſt und Frühling die Be⸗ ſchwerden der Magenkranken, vor allem der Magenge⸗ ſchwürkranken, ſtärker werden. Eine Reihe von Infektions⸗ krankheiten, beſonders ſolche des Magens und Darms, treten reichlicher auf; handelt es ſich um nicht allzu ſchwere Krankheitszuſtände, ſo pflegt der Laie dieſe Krankheiten, dazu auch Schnupfen und Rachenkatarrh, als„Grippe“ zu bezeichnen. Tatſächlich iſt die echte Grippe ernſt zu nehmen. Sie gehört zu den großen Infektionskrankheiten, die als Seu⸗ chenzüge ganze Erdteile überfluten. Das Eigentümliche dieſer Seuchenzüge iſt, daß ſie in den verſchiedenen Jahren ſehr unterſchiedlich auftreten. Die ſchwerſte Grippeepidemie haben wir 1918 erlebt. Wir wiſſen heute noch nicht, wodurch der Charakter einer Seuche ſo verſchieden iſt. Beſtimmt ſpielt die Ernährungsweiſe eine Rolle, beſonders bei Krankheiten im Frühjahr, wo in Ermangelung von Friſch⸗ koſt ſich ein allgemeiner Vitaminmangel einſtellt, zumak die Wachstums- und Arbeitsintenſität des Körpers er⸗ heblich zunimmt, der Körper hat ſomit geringere Abwehr⸗ möglichkeiten. Sicher iſt auch der Zuſtand der Jahreszeit maßgebend; denken wir z. B. an das Niederſchlagen des. Staubes durch Regen und das Aufwirbeln durch den Wind— dieſer Staub iſt ja erregerhaltig— oder denken wir an die verſchiedene Intenſität der körperwirkſamen Ultraviolettſtrahlung. Pettenkofer hatte auf die Wichtigkeit der Grundwaſſerhöhe hingewieſen; lange Jahre iſt er ver⸗ lacht worden, und erſt jetzt ſcheinen wir dieſer Behauptung einige Wichtigkeit beimeſſen zu müſſen. Wenn ich die Frage des Grippeerregers an das Ende meiner Ausführungen ſetze, ſo liegt darin die Abſicht, zu zeigen, wie wenig bedeutend dieſe Frage iſt. Sie iſt nicht die Hauptfrage der Grippe. Es gab eine Zeit, wo man den Grippeerreger glaubte gefunden zu haben; es war im Jahre 1882, als Pfeiffer einen Bazillus entdeckte, der bei der damals als Influenza bekannten Krankheit ge⸗ funden wurde. Man glaubte, den Erzfeind erkannt zu haben, man ſtellte Seren gegen dieſen Erreger her und mußte doch immer wieder ihre Unwirkſamkeit feſtſtellen. Nun haben aber neue Forſchungen auf dem Gebiet der Krankheitserreger zu Entdeckungen geführt, die einige Schlüſſe auf die Grippeurſache erlauben, wenn auch in der Medizin Analogieſchlüſſe nicht bindend ſind. Man fand, daß eine Reihe von Krankheiten auf der Wirkung von Erregern beruht, die für das mit gewöhnlichen opti⸗ ſchen Inſtrumenten bewaffnete Auge unſichtbar waren und darum ultraviſibel benannt wurden, zugleich auch ultra⸗ filtrabel, da ſie auch die dichteſten Filter durchwanderten; zu dieſen Krankheiten gehören u. a. die Maul⸗ und Klauenſeuche, die Kinderlähmung und die Maſern, die ſo⸗ genannten Viruskrankheiten. Nach der Art, wie dieſe Krankheiten die einzelnen Körpergewebe befallen, z. B. die oberen Atemwege unter der Entwicklung eines Ka⸗ tarrhs oder Gehirn oder Rückenmark, fand man eine ge⸗ wiſſe Aehnlichkeit mit der Grippe. Es gibt ja auch eine beſonders ſchwere„Kopfgrippe“. Man meinte, auch hier ein ultraviſibles Virus als Erreger entdecken zu können. In letzter Zeit iſt durch Tierverſuche dieſe Vermutung beſtätigt worden. Von allen Bakterien befreiter Gewebe⸗ extrakt vermag, nachdem er durch ganz feine Filter hin⸗ durchgelaufen war, am Kaninchen noch grippeähnliche Er⸗ krankungen hervorzurufen. Es wird nun durch die Ent⸗ deckung der neuen phyſikaliſch⸗optiſchen Inſtrumente wie des Elektronen⸗ und Ultramikroſkops auch die Darſtellung dieſer Erreger gelingen; damit geht ein großes Rätſel der Krankheitsforſchung ſeiner Löſung entgegen. Zeitſchriften und Bücher. Die polizeilichen Verfügungen. Von Dr. W. Spohr. Verlag Wilh. Stollfuß in Bonn. RM. 1.25.— Endlich bietet ſich dem Handwerker, Kaufmann, Hauseigentümer, Krafk⸗ fahrer uſw. die Möglichkeit, ſich über Weſen und Wirkung polizeilicher Verfügungen raſch zu unterrichten und ohne Friſtverſäumnis nötigenfalls die Nachprüfung einer gegen ihn getroffenen Maßnahme zu erreichen. Vie en, denen Aerger, Zeitverluſt und Koſten nur aus der Unkenntnis heraus ent⸗ ſtanden ſind, in der ſie ſich polizeilichen Verfügungen gegen⸗ über befanden, wird mit dieſer fachkundigen und beſonders jedermann verſtändlichen Schrift geholſen. Eine Anſchaffung, die ſich erfahrungsgemäß vielfach lohnen wird. Weinleſe⸗Zeit— frohe Zeit! Man weiß es, man lieſt's in der Zeitung— und hören tut man's im Rundfunk: Heute abend 9 Uhr über den Reichs ſender Stuttgart. Die neu erſchienene Nr. 42 der„Funk⸗Illuſtrierten“ in Stuttgart bringt durch eine Reihe ſchöner Bilder dieſe Sendung dem Rundfunkhörer beſonders nahe— es iſt ein Miterleben! Neben anderen beachtenswerten Beiträgen mit Zeitbildern uſw. ſei noch der ausführliche Programmteil erwähnt, der ſelbſt den verwöhnteſten Hörer zufriedenſtellt. Die Bezieher der„Funk⸗Illuſtrierten“ ſind noch gegen Anfall verſichert. Die Höhe der Auszahlungen hat 125 Tauſend Reichsmark überſchritten. Der Verlag Wilhelm Herget in Stuttgart ver⸗ ſendet auf Wunſch gern Probenummern diefer bodenſtändigen Rundfunkzeitung. . Ländl. Kreditverein Seckenheim e. G. m. u. HD. ⸗Manuheim⸗Seckenheim Bank und Sparbaſſe Gegründet 1881 Geſchaftszweige unſeres Kredit⸗Inſtituts: 8 Gewährung don Krediten und Darlehen an Mitglieder 6 Ausführung aller in das Bankfach ein⸗ ſchlagenden Geſchafte für Mitglieder 5 Annahme von Spareinlagen, Depoſtten und anderen Geldern zur Verzinſung und Führung von Scheckkonten auch von Nichtmigliedern 2 Beratung und Auskunftserteilung in allen wirtſchaftlichen Angelegenheiten Kuffenflunden: 8— 12 und 1417 Ahr, Samstags 8 12 Ahr. 5 i 5 Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Montag, 17. Oktober: Nachmittags⸗Vorſtellung, Schüler⸗ miete A 4: Thomas Paine. Schauspiel von Hanns Johſt. Anfang 15, Ende 17 Uhr.— Abends: Miete E 5 und 1. Sondermiete C3: Die Stiftung. Komö⸗ die von Heinz Lorenz. Anfang 20, Ende 22.15 Uhr. Dienstag, 18. Oktober: Miete H 5 und 1. Sondermiete H 83 und für die NSG.„Kraft durch Freude“, Kultur⸗ gemeinde Mannheim, Abt. 248, 358, 529, 549 bis 550: Das Käthchen von Heilbronn. Schauspiel von Heinrich von Kleiſt. Anfang 20, Ende 22.45 Uhr. Mittwoch, 19. Oktober: Miete M 6 und 2. Sondermiete M3: Die Zauberflöte. Oper von Mozart. An⸗ fang 19.30, Ende nach 22.15 Uhr. Donnerstag, 20. Oktober: Miete E 6 und 2. Sonder⸗ miete E 3: Der Roſenkavalier. 1 von Richard Strauß. Anfang 19.30, Ende nach 28 Uhr. Freitag, 21. Oktober: Nachmittags⸗Vorſtellung, Schüler⸗ miete B 4: Thomas Paine. Schauſpiel von Hanns Johſt. Anfang 15, Ende 17 Ahr.— Abends: Miete N 6 und 2. Sondermiete F 3: Madame ſans gene. uſtſpiel von V. Sardou. Anfang 20, Ende 22.15 Ahr. Samstag, 22. Oktober: Zum 100. Geburtstag des Kom⸗ poniſten(25. Oktober), Miete G 5 und 1. Sondermiete G 3 und für die NSG.„Kraft durch Freude“, Kultur⸗ gemeinde Mannheim, Abt. 127 bis 129: Carmen. Oper von Georges Bizet. Anfang 19.30. Ende 23 Uhr.