Nr. 244 Neckar ⸗Bote(2. Blatt) OHienstag, 18. Oktober 1938 Die Praxis als Lehrmeiſterin In der Zeit vom 17. bis 22. Oktober findet in allen deutſchen Gauen mit der„Woche des Berufes“ die Er⸗ öffnung der Winterarbeit der Berufserziehungswerke der DA ß ſtatt. Für jeden Schaffenden iſt hier die Mög⸗ lichkeit gegeben, ſeine beruflichen Kenntniſſe und Fähig⸗ keiten zu erweitern und zu vervollkommnen. Asg. Der große Selbſtbehauptungskampf, den das deutſche Volk ſeit der Machtübernahme durch den Natjonal⸗ ſozialismus führt, hat uns zu einer einzigartigen großen Leiſtungsgemeinſchaft zuſammengeführt. Die unvergleich⸗ lichen Erfolge auf allen Gebieten unſeres Lebens ſind ein ſtolzes Gemeinſchaftswerk des ganzen Volkes, das ſich auf meßbare Einzelleiſtungen, durch die Kräfte der Gemeinſchaft vervielfältigt, gründet. Das bisher Erreichte, um das uns eine ganze Welt beneidet, fun für uns aber kein Ziel dar, ſondern iſt lediglich ein Anfang, iſt nur ein Teil des Rieſen⸗ planes unſeres Führers, deſſen endgültige Durchführung noch kommenden Generationen vorbehalten ſein wird. Die Forderung nach höchſter Kraftanſtrengung, nach Höchſtlei⸗ bens jedes einzelnen, wird daher niemals nachlaſſen, ſon⸗ ern von Tag zu Tag neu und immer eindringlicher er⸗ hoben werden. a Die Partei hat durch die Deutſche Arbeitsfront für je⸗ den die Möglichkeit geſchaffen, ſeine berufliche Leiſtungs⸗ kraft bis zur höchſten Stufe meiſterlichen Könnens zu ent⸗ wickeln. Die Deutſche Arbeitsfront hat auf dem Gebiet der Berufserziehung durch die Schaffung der Berufserziehungs⸗ werke ſaſſend für die 8 Förderung der Erwachſenen in umfaſſender Weiſe geſorgt. Unmittelbar an die Lehre und Berufsſchule anschließend, iſt in den Berufserziehungs⸗ werken ein klarer Stufenaufbau fördernder Berufserzie⸗ hungsmaßnahmen erarbeitet worden, der die Teilnehmer von Stufe e Stufe zur Meiſterung ihrer Aufgaben und da⸗ mit zur beſſeren Leiſtung im Beruf führt. Soweit die Auf⸗ nahme beruflichen Wiſſens nach der Schul⸗ und Lehrzeit in Betracht kommt, ſind dafür in den Berufserziehungswerken die Lehrgemeinſchaften vorgeſehen. In dieſen Lehrgemein⸗ ſchaften werden alle die Fachgebiete behandelt, die eine Vor⸗ i für die praktiſche Uebungsarbeit ergeben. n den Berufserziehungswerken der Deutſchen Arbeits⸗ front wird der Erfahrungsbereich des Praktikers, und mag er noch ſo klein ſein, zum Ausgangspunkt für die Erweite⸗ rung ſeines Arbeitskönnens gewählt. Die Wirklichkeit des Betriebslebens läßt es nicht zu, daß während der Arbeits⸗ zeit die Löſung der ent 52. Arbeitsanfälle nach einem eſtimmten erzieheriſchen Ordnungsprinzip erfolgt. Es iſt vielmehr die Aufgabe des Berufserziehungswerkes der DAF, das, was die Praxis an Erfahrungswerten enthält, f ſyſtematiſieren und in einer methodiſchen Ordnung als lebungsſtoff an den Teilnehmer heranzutragen. Der Lehr⸗ körper ſetzt ſich alſo in erſter Linie aus Betriebspraktikern zuſammen. „An der Spitze jedes Berufserziehungswerkes ſteht ein äda 15 9 Leiter, der für den geſamten methodiſchen eil der Arbeit verantwortlich iſt. Daß die berufliche Wei⸗ terbildung des einzelnen eld Und geordnet vor ſich geht, dafür ſorgt ie Berufslaufbahnberatung der Berufs⸗ erziehungswerke. Dieſe Beratung und Leitung lenkt jeden einzelnen Teilnehmer auf ein feſtumriſſenes Ziel hin, das er kraft ſeiner Anlagen und Fähigkeiten auch wirklich er⸗ reichen mf 5 en Umfang, den die fördernde Berufserziehung der deinen: angenommen hat, ſollen einige Zählen ver⸗ n: In ihren 231 Berufserziehungswerken führte die Deut⸗ ſche Arbeitsfront im erſten Halbjahr 1938 rund 16 400 Maßnahmen mit einer Geſamkteilnehmerzahl von weit über 560 000 werktätigen Menſchen durch. Die Deutſche Uebungswirtſchaft, eine Einrichtung der DAß zur Förderung des jungen Nachwuchſes unſerer Wirt⸗ ſchaft, unterhält 2100 Uebungsbetriebe, die bisher von 920 000 Teilnehmern beſucht wurden. An den wirtſchaftskundlichen Studienfahrten der DAF, die bis zum 1. Juli 1938 durchgeführt wurden, nahmen faſt 5000 Arbeitskameraden teil. Die Erfahrungen der DAc auf dem Gebiete der beruf⸗ lichen Erwachſenenerziehung haben deutlich gezeigt, daß auch die fördernde Berufserziehung, genau wie die Lehre, ihre beſte Arbeitsmöglichkeit im Betriebe ſelbſt hat, In vie⸗ len deutſchen Betrieben hat die DAß in der letzten Zeit auch ſchon den Gedanken der betrieblichen fördernden Berufs⸗ erziehung verwirklichen können. So konnten im vergange⸗ nen Jahr im ganzen Reich über 8800 betriebsgebundene Lehrgemeinſchaften und Aufbaukameradſchaften mit etwa 420 000 Teilnehmern durchgeführt werden. Dieſe Zahlen Beben, deutlich, daß ſchon heute eine beträchtliche Anzahl von etrieben betriebsgebundene Berufserziehungswerke in Zu⸗ ſammenarbeit mit der DAß durchführt. „Aufſtieg nur durch Leiſtung“ iſt eine Forderung der Partei. Die Deütſche ae en hat für jeden Deutſchen die Vorausſetzung geſchaffen, ſeine berufliche Weiterentwick⸗ lung von Stufe zu Stufe zur Meiſterſchaft zu fördern. In der„Woche des Berufes“ iſt jeder ſchaffende Deutſche erneut aufgerufen, ſich am Berufserziehungswerk der DA zu ſei⸗ nem eigenen und damit zum Nutzen der geſamten Volks⸗ W zu beteiligen. HGE. Zur„Woche des deutſchen Buches“ a 2 Ein Aufruf des Reſchsinnenminiſters. erlin, 18. Okt. Reichsminiſter Dr. ück erläßt „Woche des deutſchen Wiches 1988 lenden e „Die„Woche des deutſchen Buches“ iſt im Dritten Reich de einer alljährlich ſich wiederholenden Einrichtung gewor⸗ en, deren große Bedeutung nicht hervorgehoben zu wer⸗ den braucht. In dieſem Jahr kommt der Woche des deutſchen Buches eine ganz beſondere Bedeutung Gut da der Führer. Br der in der Oſtmark und im Sudetenland ins Reich zu⸗ rückgeführt hat. Zehn Millionen Deutſchen war es bisher durch die bekannten Methoden der früheren Machthaber in der Oſtamrk und durch die tſchechiſche Gewaltherrſchaft ver⸗ wehrt, am geiſtigen Umbruch der Nation teilzunehmen. Nachdem der Führer in dieſem denkwürdigen Jahr Oſtmark und Sudetenland befreit hat, ſollen dieſe deutſchen Men⸗ ſchen auch wieder deutſche Bücher leſen können. lerin die wichtigſte Aufgabe der diesfährigen„Woche des Minuten zu gewinnen, hat den Sinn der Volksgemein⸗ chat nach nicht begriffen. ndem ich eutſchen Buches erblicke, wünſche ich ihr einen vollen Er⸗ 3. h eee Wer andere rütkſichtslos in Gefahr bringt, um ein paar Ne badische Landwirtſchaft 4 Gchluß des Erntejahres 1938 Unterredung mit Landesbauernführer Engler⸗Füßlin. II. „Der Viehſtall und ſein Ertrag iſt in den meiſten Fällen entſcheidend für das Vorhanden⸗ ſein von Bargeld, ja für die Exiſtenz der Bauernfamilie. Ohne genügend Futter kann man aber keinen ordentlichen Viehſtand aufziehen. Das ſehen wir alle Jahre in den erſten Monaten auf unſeren Schlachtviehmärkten, auf denen ſchlecht durch den Winter gekommene Tiere auf⸗ treten und unbefriedigende Erlöſe bringen. Wo die Fut⸗ terwirtſchaft oͤurch Anbau von ausreichendem Zwiſchenfut⸗ ter, durch Benutzung eines Gärfutterbehälters für Grün⸗ futter und durch eine planvolle Einteilung des vorhandenen Futterbeſtandes nicht geregelt wird, kann es heutzutage auf die Dauer nicht gut gehen. Auf dieſem Gebiet hat unſere Wirtſchaftsberatung in den Dörfern noch große, aber nicht leichte Aufgaben. Nicht nur die zahlreichen Hofberater ſel⸗ ber, ſondern auch die Gehilfen bei der Milchleiſtungsprüfung werden für dieſe Arbeit eingeſpannt,— und man kann ſagen, daß ſchon in der kurzen Zeit der Tätigkeit des weitverzweig⸗ ten, allmählich immer beſſer funktionierenden Beratungs- apparates allerhand erreicht wurde. Die da und dort noch mißverſtandene Milchleiſtungsprüfung hat feſtſtellen können, daß die Leiſtungen der Milcherzeugung in Baden in den letzten Jahren von 1873 Kilogramm Milch je Kuh mit einem Fettgehalt von 3,7 Prozent auf 2389 Kilogramm mit einem Fettgehalt von 3,85 Prozent je Kuh und Jahr geſtiegen ſind. Das bedeutet alſo eine Leiſtungsſteigerung um 500 Kilogramm Milch und eine Feſtſtellung, welche für die künf⸗ tige Milch⸗ und Fettverſorgung unſeres Landes wichtig iſt, zumal es uns gelungen iſt, die molkereimäßige Erfaſſung der bei uns erzeugten Milch ſtark zu verbeſſern, ganz be⸗ ſonders in Oberbaden. Es iſt zu hoffen, daß die nunmehr erfolgende Milchpreiserhöhung, die in einer gerech⸗ ten Weiſe bei uns zur Durchführung kom⸗ men wird, auch weiteren Anreiz zur Steigerung der Produktion auf dieſem Gebiet gibt. Hier ein Wort über das Verhältnis zwiſchen den land⸗ wirtſchaftlichen Produktenpreiſen und denjenigen der Be⸗ darfsartikel, das ſich zunehmend für den Bauern ungünſtig geſtaltet hat: Wenn wir zunächſt einmal auf dem Gebiet der Brotgetreidepreisbildung, neuerdings aber auch beim Schlachtvieh(Maſtvieh und Fettſchweine) und bei den Milch Preisverbeſſerungen erhalten haben, die keine“ gs auf Koſten des Verbrauchers vorgenommen wers, dann müſ⸗ ſen dieſe Maßnahmen als nichts anderes al einen gerechten Ausgleich zwiſchen den Preiſen für die bäuerlichen Produkte und denjenigen von Gewerbe und Induſtrie betrachtet wer⸗ den. Vergeſſen wir bei der Beurteilung dieſer Frage nicht, daß es bei der Landwirtſchaft anders iſt als in der Indu⸗ ſtrie. Dort ſinken mit ſteigender Erzeugung die Anteile der Unkoſten. In der Landwirtſchaft iſt es umgekehrt, weil jede Ertragsſteigerung einen verhältnismäßig großen Auf⸗ wand an Betriebsmitteln erfordert.“ Vorwärts in der Pferde⸗, Schweine⸗ und Schafzucht! „Mit der Entwicklung unſerer Pferdezucht können wir zufrieden ſein. Das Intereſſe unſerer Züchter nimmt zu, und das Verſtändnis für eine ſachgemäße Behandlung, Anſpannung und Fahren hat dank der Beſtrebungen des Badiſchen Pferdeſtammbuches eine erfreuliche Ausdehnung genommen. Eine ſehr pflegſame Behandlung finden die Aufgaben der Nachzuchtſicherung, alſo die Errichtung von Weiden und Tummelplätzen und vieles andere. Spitzenleiſtungen zeigen uns die organiſierten Schweinezüchter des Landes, deren Tiere im ganzen Reich einen guten Namen haben. Die ganzen Beſtrebungen richten ſich auf die Nutzbarmachung dieſer Erfolge für die breite Landesſchweinezucht, da die Ferkelerzeugung imeigenen Lande nicht genügt und die Einfuhr von Jungtieren nicht immer die beſten Ergebniſſe hat. Dadurch ſind auch die Maſt⸗ erfolge nicht immer gut. Auf dieſem Gebiet iſt noch eine große Arbeit zu leiſten. Die Landesbauernſchaft hat deshalb die Parole ausgegeben, daß auf jedem größeren bäuerlichen Betriebe, mindeſtens auf jedem Erbhof, eine Zuchtſau gehal⸗ ten werden ſoll. Dieſe Beſtrebungen werden durch die nun⸗ mehr erhöhten Fettſchweinepreiſe unterſtützt, weil dadurch auch die Ausmäſtung älterer Zuchtſauen wieder lohnend wird. Vergeſſen wir nicht, daß alle dieſe Probleme weſent⸗ lich von der Behebung der Leutenot auf dem Lande ab⸗ hängen. Wir müſſen aber unſere Schweineverſorgung in Baden ſtärken. Bedenken Sie, daß heute noch 90 Prozent der auf die Schlachtſchweinemärkte in den Großſtädten kom⸗ menden Tiere nicht aus unſerem Lande, ſondern von aus⸗ wärts kommen; das ſagt ja genug. Ueber die Schafzucht kann ich Ihnen nur Gutes be⸗ richten. Seit dem vorigen Jahre haben wir die gehaltenen Schafe von 65 000 auf 76 000 erhöhen können und im nächſten Jahre werden es 80 000 werden. Der für uns tragbare Stand wird dann ziemlich erreicht ſein, weil wir ja nur ſopiel Tiere halten können, als wir überhaupt Schafweiden zur Verfügung haben. 5 5* Schließlich nach ſeiner Auffaſſung über die beſondere Auf⸗ gabenſtellung des Landvolks innerhalb der Volksgemein⸗ ſchaft und das Verhältnis zwiſchen Stadt und Land befragt, bemerkte Landesbauernführer Engler⸗Füßlin: „Wer die Handlungen und Maßnahmen des Reichsnähr⸗ ſtandes beurteilen will, darf nicht vergeſſen, daß ſie nicht ein⸗ ſeitig auf die privatwirtſchaftliche Förderung des Landvolkes ausgerichtet ſind. Denn wir ſind kein Bauernſtand, ſondern ein Nährſtand, der für das ganze Volk zu arbeiten hat. Die Verſorgung mit genügend Lebensmitteln aus eigener Krafl iſt die große wirtſchaftliche Aufgabe, die uns geſtellt iſt. Zu ihrer Bewältigung iſt notwendig, daß die Exiſtenzbedingun⸗ gen für das Landvolk ſtabil bleiben und ihm ein gerechter Preis geſichert wird. Leiſtungen im Dienſt der Volksgemein⸗ ſchaft können nur auf geſunder Grundlage erfolgen. Für die künftige Entwicklung auf dem Lande iſt die Be⸗ hebung der Leutenot von entſcheidender Bedeutung, Was ſie für die Landwirtſchaft bedeutet, können wahrſchein⸗ lich am beſten jene ſtädtiſchen Hausfrauen ermeſſen, die eine kinderreiche Familie zu betreuen haben und heute trotz aller Bemühungen keine weibliche Hilfskraft bekommen. Um wie⸗ viel mehr trifft die Ueberlaſtung oͤie Lanoͤfrau, die neben ihrem Haushalt noch die ganze Viehpflege beſorgen und zu⸗ dem bei der Feldarbeit infolge oͤes Leutemangels noch mehr als früher aushelfen muß. Vielfach wird ſchon unter nor⸗ malen Verhältniſſen auf dem Lande ein Raubbau am Haus⸗ halt des Körpers getrieben. Die außerordentliche Arbeits⸗ überlaſtung nimmt dem Landvolk die Möglichkeit, ſich iy dem wünſchenswerten Maße an den politiſchen und kul⸗ turellen Aufgaben unſerer Zeit zu beteiligen. Das iſt ein Zuſtand, der uns ernſte Sorgen macht, und zu deſſen Be⸗ hebung keine Anſtrengung zu viel ſein darf. Ein weiteres Problem iſt das der Landflucht. Wenn auch manchmal über den konſervativen Geiſt unſeres Bauern⸗ volkes mißfällig geſprochen wird, ſo wollen wir uns über ihn andererſeits doch freuen, weil die Liebe zur Heimat und Scholle bei vielen ſtärker iſt, als alle Verlockungen einer ſcheinbaren Beſſerſtellung in anderen Berufen. Sie werden erkennen, daß wir vor ſchweren Aufgaben ſtehen. Man kann ſie aber nur erfüllen, wenn auch der ſtark daran intereſſierte Volksgenoſſe in der Stadt der Größe dieſer Aufgabe das nötige Verſtändnis entgegen⸗ bringt, und wenn er ſich klar iſt, welchen Kampf diejenigen führen müſſen, die dieſe Aufgabe zu bewältigen haben. Die⸗ ſes Verſtändnis muß in erſter Linie dem ſchwer mit den Unbilden der Natur ringenden Bauern gelten und ſchließ⸗ lich auch noch denjenigen, welche die gewaltigen Aufgaben der Ernährungswirtſchaft im nationalſozialiſtiſchen Sinne zu meiſtern haben.“. E. D. Ein einfaches Rechenexempel Erſparniſſe oder Ausgaben durch den Bau einer neuen Dunglege? Soll ich eine neuzeitliche Dunglege bauen oder nicht? So überlegt ſich mancher Bauer und Landwirt. Vor allem aber: lohnt ſich denn ſo eine neuzeitliche Dunglege wirklich? Zur Beantwortung dieſer Frage wollen wir einmal ein ganz einfaches Rechenexempel anſtellen. Wir beantworten damit die Frage, was koſtet mich die neuzeitliche Dunglege? Und was bringt ſie mir ein? Die Stallmiſtbehandlung hat das Ziel, aus Kot, Harn und Einſtreu durch geregelte Verrottung den mit Nährſtof⸗ fen angereicherten Miſthumus zur Entſtehung zu bringen. Bel dieſem Vorgang tritt notwendigerweiſe ein Verluſt an Stickſtoff⸗ und Humusmengen ein, der bei ſachgemäßer Sta⸗ pelung des Stallmiſtes etwa 20 Prozent beträgt. Rechuet man von einem Stück Großvieh einen jährlichen Anfall von 280 Zentner Friſchmiſt, ſo verbleiben davon etwa 220 Zent⸗ ner verrotteter Miſt. Dieſer ſtellt einen Nährſtoffwert von 44 RM., einen Humuswert von 60 RM. und einen Jauche⸗ wert von 22 RM. dar. Sein Geſamtwert beträgt alſo 126 RM. In einer Wirtſchaft mit 10 Stück Großvieh werden ſomit bei ganzfähriger Stallhaltung nach Abzug der unver⸗ meidlichen Verluſte für 12600 RM. Düngerwerte produziert. Demgegenüber treten auf einer unzweckmäßigen Dung⸗ lege ohne geregelte Miſtbehandlung und bei Nichtvorhan⸗ denſein einer Jauchegrube jährlich mindeſtens ein Jauche⸗ verluſt von 22 RM., ein 50prozentiger Verluſt an Miſt⸗ humus in Höhe von 30 RM., ein ebenſo hoher an Miſtſtick⸗ ſtoff im Werte von 12 RM und ein 20prozentiger Miſtkalk⸗ verluſt in Höhe von 2 RM. je Tier ein. Dieſe einzelnen Poſten ergeben eine Geſamtſumme von 66 RM. Bei 10 Stück Großvieh beträgt alſo der Verluſt 660 RM. Nun koſtet der Bau einer Dungſtätte mit Jauchegrube (ohne Berückſichtigung des ſtaatlichen Zuſchuſſes) etwa 400 bis 700 RM. Der obengenannte Verluſt an Düngerwerten hat aber einen Erzeugungsverluſt an Feldfrüchten in Höhe von etwa 1000-1500 RM. zur Folge. Welch ungeheuren Vorteil eine ſachgemäße Miſtpflegd auf einer neuzeitlichen Dunglege mit Jauchegrube bietet, geht aus ödieſen Zahlen klar hervor. Wenn auch dieſe Schäden dem Bauern oder Landwirt nicht ſo augenſcheinlich ſind, wie etwa der Brand⸗ verluſt eines Schuppens oder der Schaden im Pferde⸗ geſchirr, ſo tritt er doch tatſächlich ein und könnte ſo leicht vermieden werden. Der Bauer merkt gar nicht, daß in ſei⸗ nem verwahrloſten Miſthaufen täglich ein unſichtbares Feuer von 70—80 Grad Celſius brennt, das die wertvolle Humusmaſſe langſam, aber ſicher verzehrt und den Stick⸗ ſtoff verflüchtigt. Hofwaſſer und meiſt auch Regenwaſſer vom Dach laugen ſtändig den Miſthaufen aus, und das überlaufende Waſſer führt die Nährſtoffe durch die Stra⸗ ßenrinne dͤͤes Dorfes fort. Gegen Feuerſchäden verſichert ſich der Bauer und zahlt Prämien, aber gegen Brandſchäden im Miſtſtapel gibt es keine Verſicherung. Die Prämien für ſie wären auch gar nicht erſchwinglich. Es wurde errechnet, daß durch unſachgemäße Stallmiſt⸗ und Jauchebehandlung jährlich 500 Millionen bis 1 Milliarde RM. verloren⸗ gehen, was heute einfach untragbar iſt. Wo es auch nur immer angängig iſt, beſteht daher die Pflicht für den Inhaber des Betriebes, mit Hilfe des ſtaat⸗ lichen Zuſchuſſes eine neuzeitliche Dunglege zu errichten. Er hilft damit nicht nur dem ganzen Volke, ſondern in erſter Linie auch ſich ſelbſt. Der Weinherbſt im Markgräflerland. Lörrach. Die Weinleſe iſt in den meiſten Rebgemein⸗ den des oberen Markgräfler Landes in dieſen Tagen zu Ende gegangen. Die Güte iſt im allgemeinen zufriedenftellen doch leider iſt der Ertrag zumeiſt ſehr gering, und nur die Lagen, die vom Froſt einigermaßen verſchont geblieben waren, haben einen beſſeren Ertrag zu verzeichnen. Auch haben die Weſ⸗ pen, noch ſpät auftretende Blattfallkrankheit und Aeſcherich mitunter einigen Abbruch getan. Die Moſtgewichte ſind etwa mittelmäßig. Manche Winzer haben aber auch einen gänzlichen Ausfall zu verzeichnen; 1 hatte in Obereggenen der Frühjahrsfroſt ſo ſchlimm gewirkt, daß hier die kärglichen Reſte in Körben heimgeholt werden können.. . Was des einen Wert— iſt des andern Tod Kaninchen mit„Habsburger Unterlippe“.— Erbgeſetze und Erbkrankheiten werden an Tieren ſtudiert. Gibt es eigentlich auch erbkranke Tiere? Eine Kuh, die den Veitstanz hat, wird erſt den allerwenigſten Men⸗ ſchen über den Weg gelaufen ſein. Wollte ein Waidmann erzählen, er habe einen ſtolzen Hirſch angetroffen, der ſich in epileptiſchen Krämpfen am Boden wand, ſo würde be⸗ ſtimmt jeder ſagen:„Der Mann ſpricht ja ein grimmiges Jägerlatein!“ Leider iſt auch kaum mehr feſtzuſtellen, ob für„Hans Huckebein“, Wilhelm Buſchs klaſſiſchen Un⸗ glücksraben, etwa ein erblicher Alkoholiker unter den„wei⸗ ſen Vögeln“ Modell geſtanden hat. Wenn ein Dackel ſeine ſtörriſche Tour bekommt, ſucht das verzweifelte Herrchen oder Frauchen die Urſache vielleicht in jeder nur mög⸗ lichen Geiſteskrankheit, und da dieſer„Bock“ faſt alle Dackel zu Zeiten überkommt, könnte es ſich um ein erb⸗ liches Gemütsleiden handeln. Aber was wiſſen wir von dem Geiſt und der Seele unſeres geliebten Krummbeins? Der berühmte, viel zu früh verſtorbene„denkende“ Kur⸗ wenal in Weimar hat ſich zwar gern über alle menſchlichen Probleme verbreitet, aber, ſoweit bekannt, nie Genaueres über ſein reiches Innenleben ausageplaudert. Ein Haſe, der ſo unvorſichtig war, ſich zwei mit ſchlummernder,„rezeſſiver“ Anlage zu erblicher Taubheit belaſtete Haſen als Vater und Mutter auszuſuchen, und bei dem daher dies Leiden durchbricht,„dominant“ wird, iſt denkbar. Aber wie wird es dieſem tauben Haſen er⸗ gehen? Er hört weder das Bellen der verfolgenden Hunde, noch das Schießen der Jäger. Nein, er würde die erſte Haſenhatz gar nicht erleben, weil in früheſter Jugend ſchon irgendein Feind das taube Häslein unverſehens bei den zweckloſen Löffeln nehmen könnte. Ein erbkrankes Tier iſt in freier Wildbahn auf die Dauer nicht lebens⸗ fähig, und ſicher kommt es nicht dazu, ſich fortzupflanzen! Jeder Tierzüchter von einiger Erfahrung erinnert ſich wohl an Gänſe oder Enten, Ziegen oder Pferde, bei denen ſich auffällige Fehler und Krankheiten einſtellten. Die ublinde Henne“ iſt doch nicht nur dadurch bemerkenswert, daß ſie auch mal ein Korn findet. Aber bis vor wenigen Jahren war das Intereſſe nicht geweckt an der Frage, ob es ſich dabei um ererbte Mängel handeln könne. Da ein kranker Hengſt oder eine verkrüppelte Taube ſelbſtverſtänd⸗ lich nicht zur Weiterzucht verwendet wurde, merzte der Menſch etwaige Erbkrankheiten, auch ohne ſie als ſolche zu erkennen, ebenſo ſchnell aus wie der Daſeinskampf in J 3 5 Daß die Erbtrantheiten keineswegs nur ein Vorrecht des Menſchen ſind, wiſſen wir genau, ſeitdem es gelingt, Abarten von Pflanzen, die in der Natur vorkommen, auch künſtlich zu erzeugen, ſeitdem wir alſo wiſſen, wie ſolche Iprunghaften Veränderungen“ entſtehen können: Aus Samen, die mit Radium oder Röntgen⸗ oder Ultraviolett⸗ ſtrahlen behandelt wurden, ſprießen plötzlich Halme, denen 3. B. das Blattgrün fehlt— alſo„Albinos“, wie es ſie unter den Menſchen und Tieren gibt. Auch mit Hitze oder mit chemiſchen Mitteln kann man das Erbgefüge ſo ver⸗ ändern, daß die daraus hervorgehenden Lebeweſen Krankheiten zeigen, die dann auf die Nachkommenſchaft übertragen werden können.„Soviel wir heute wiſſen, entſteht jede Erbkrankheit dadurch, daß ein Schaden am Erbgefüge irgendeines Individuums bei ſeinen Nachkom⸗ men eine„Mutation' verſchuldet“, erklärte mir Profeſſor Nachtsheim im Inſtitut für Vererbungsforſchung der Ber⸗ liner Univerſität. Profeſſor Nachtsheim erforſcht ſyſtema⸗ zich die Erbleiden bei Tieren. Er hat ſich beſonders dem Kaninchen gewidmet, weil deren raſche Generationenfolge ſchnell einen Ueberblick über den Erbgang der Krankheit gibt. In ſeiner Zucht werden freilich die kranken Kaninchen nicht von der Fortpflanzung ausgeſchloſſen, ſondern plan⸗ mäßig miteinander gekreuzt. Züchter ſchicken nach Dahlem verdächtige Exemplare, und Profeſſor Nachtsheim kauft manchmal ganze Stämme auf, um hinter die Geheimniſſe einer Krankheit zu kommen.„Der Menſch ſoll wieder den Vorteil haben“, meinte er.„Denn von zwei kranken Ka⸗ nincheneltern kann ich einen hundertprozentigen kranken Wurf erwarten und die Nachkommen dann in allen Ent⸗ wicklungsſtadien, vom Embryo bis zum Erwachſenen, 1 was bei erbkranken Menſchen 3 ich iſt!“ An 20 000 Kaninchen hat Profeſſor Nachtsheim ſchon gezüchtet. Ob ſchizophrene oder maniſch⸗depreſſive dar⸗ unter waren, ließ ſich freilich nicht gut feſtſtellen. Aber „Schüttellähmung“ und„Epilepſie“, insbeſondere auch erblichen Star konnte man mehrfach finden. In vier Jah⸗ ren ermittelte Profeſſor Nachtsheim in etwa 20 Fällen Erbkrankheiten bei Kaninchen. Allerdings kommen dabei auch„Mutationen“ vor, die man nicht ohne weiteres als „Krankheit“ in unſerem Sinn anſprechen kann. Aber wenn ein Stamm von Angorakaninchen ohne die wertvolle Wolle herumſpringt und nur Grannen wachſen läßt, ſo iſt das ein Erbmerkmal, das mindeſtens in den Augen des Menſchen einen Mangel darſtellt.. Ein vorſtehender Unterkiefer— oder, wenn man lieber will, ein zurückgebliebener Oberkiefer— macht bei den Hunden den beſonderen Wert einer Raſſe aus: der Bull⸗ doggen! Die gleichen Erſcheinungen zeigt bei den Men⸗ ſchen vor allem die Familie der Habsburger, die ſie durch vielfache Inzucht, wenn auch wohl unbeabſichtigt, gut „herausgemendelt“ hat. Dieſe„Habsburger Unterlippe iſt für den Menſchen keine Erbkrankheit, wohl aber für das Kaninchen! Das Kaninchen iſt nämlich als Nagetier gezwungen, mit den vorſtehenden Oberkieferzähnen die Nahrung abzuſchaben und ſie mit den unteren zurück in das Maul zu befördern. Die Zähne des Kaninchens wach⸗ ſen während deſſen ganzen Lebens weiter, weil ſie bei rich⸗ tiger Kieferſtellung auch dauernd ſtark abgenutzt werden. Hat ein unglückliches Kaninchen aber als Erbe eine vor⸗ ſtehende„Habsburger Unterlippe“, ſo kann es nicht nur nicht richtig nagen, ſeine Zähne nutzen ſich auch nicht ab, und allmählich wächſt ihm das Maul regelrecht zu: es muß verhungern.— Ein Schönheitsfehler des Menſchen iſt alſo zugleich für den Hund das Merkmal einer Moderaſſe und für das Kaninchen ein unbedingt tödliches Leiden! Dr. J. Schwanke. Der Quittenſtrauch Der Herbſt beginnt. Gelb leuchten aus dunkelgrünem Laub die Früchte des Quittenſtrauches. Dieſes wertvolle Obſtgehölz ſtammt aus Italien und wird in zunehmendem Maße auch in Deutſchland angebaut. Die Quitte gedeiht am beſten in einem kräftigen, nährſtoffreichen, in der Tiefe etwas feuchten Boden. Sie nimmt aber ebenſogut mit leichteren Böden vorlieb und iſt hier nur etwas ſchwächer im Wuchs. Die beſte Verwendung iſt die Strauchform. Die Quitte gedeiht ſo am dankbarſten und braucht außer dem einmaligen Rückſchnitt bei der Pflanzung nur gelegentlich etwas ausgelichtet zu werden. Mitunter wird ſie, auf Weißdorn oder Birnenwildling veredelt, als Halbſtamm gezogen. Sie iſt aber auch als Heckenpflanze, z. B. zum Einfaſſen von Obſtanlagen oder größeren Gärten, ſehr geeignet. Nur müſſen wir hier einen Pflanzabſtand von mindeſtens drei Metern wählen, da die Quitten zu großen Sträuchern heranwachſen. Wir dürfen ſie deshalb auch nicht zurückſchneiden, weil ſonſt eine Fruchtbildung unterbleibt. Im Frühjahr bieten die Büſche mit ihren vielen blaßroſa Blüten einen ſchönen An⸗ blick. Daher werden Quitten auch gern als Spalier an der Hauswand gezogen. Die Baumſchulen liefern uns die jungen Pflanzen entweder unveredelt, nach der Form ihrer Früchte Apfel⸗ oder Birnenquitten genannt, oder als hoch⸗ wertige, dafür aber empfindlichere Edelſorten. Als be⸗ ſonders großfrüchtig iſt die„Rieſenquitte v. Lescovac“ ſo⸗ wie die„Bereczky⸗Quitte“ bekannt, während ſich durch ihre Fruchtbarkeit die portugieſiſche Birnen⸗ und die perſiſche Zuckerquitte auszeichnen. Die duftenden Früchte reifen ſehr ſpät und ſollen ſo lange als möglich am Strauch hängen. Zum Rohgenuß ſind ſte nicht geeignet. Die Ver⸗ wendungsmöglichkeit der Quitten iſt ſehr vielſeitig. Wir bereiten aus ihnen Marmeladen, Kompott und Miſch⸗ früchte, während ſich aus den Schalen und Kerngehäuſen noch ein vorzügliches Gelee herſtellen läßt. Nur eins darf bei der Verarbeitung von Quitten wegen des herben Ge⸗ ſchmacks der Früchte nicht vergeſſen werden: Reichliche Ver⸗ wendung von Zucker! Laubfall auch in den Tropen Tropiſche Ueppigkeit— ein Trugbild. Daß wegen ungünſtiger äußerer Umſtände bei uns die Laubbäume im Winter kahl ſtehen, erſcheint uns natür⸗ lich; unverſtändlich aber, weshalb die gleiche Erſcheinung, wenn auch in kürzeren und anderen Zeiträumen, auch in den Tropen beobachtet werden kann, wo doch in dem an⸗ dauernd warmfeuchten Klima die Pflanze ein wahres Dorado finden müßte, zumindeſt ſolche Pflanzen, die dort heimiſch ſind! In der Tat ſteigt der Beſtand an immer⸗ grünen Bäumen, der bei uns nur 25 Prozent beträgt, immer mehr, je näher wir den Tropen kommen, und er⸗ reicht aüf Java 98 Prozent. Faſt alle Bäume und Sträu⸗ cher ſind dort immer grün. Durch nichts werden ja auch in pflanzengeographiſcher Hinſicht die Tropen beſſer ge⸗ kennzeichnet als durch die ſtets üppige Pflanzenwelt. Aber nach Schimper, einem unſerer größten Bota⸗ niker, der ſehr eifrig für die Theorie vom Ruhebedürfnis der Pflanze eingetreten war, iſt dieſes üppige Bild, das ſich dem Beſchauer in den Tropen in jeder Jahreszeit bietet, nur ein Trugbild, da auch die Tropenbäume perio⸗ diſch ihr Laub verlieren und eine Zeitlang kahl ſtehen. Nur daß dieſe Zeit weit kürzer iſt als bei uns; oft währt ſie nur acht Tage, und da ſie nicht in beſtimmten, allen Pflanzen gemeinſamen Monaten auftritt, ſondern bei ver⸗ ſchiedenen Arten verſchieden iſt, ſo daß die einen ſchon wieder friſches Laub haben, während die anderen erſt mit dem Abwerfen beginnen. Oft ſogar verhalten ſich die ein⸗ zelnen Zweige individuell, und die unteren ſtreifen das Laub ab, während die oberen bereits wieder ergrünen. Schimper, der viele Jahre dem Studium der Tropen⸗ bäume widmete, kam daher zu dem Schluß, daß auch in dem nahezu gleichmäßigen Tropenklima Ruhe und Be⸗ wegung in der Pflanzenentwicklung abwechſeln, und daß innere Urſachen hierfür maßgebend ſind. Faſt alle Forſcher machten ſich ſeine Auffaſſung zu eigen. Klebs und einige wenige andere nahmen ſie aber nicht an. Klebs ſuchte ſie durch Verſuche zu widerlegen, da ſeine eigenen Beobachtungen auf Java ihn anderes gelehrt hatten. Zwar kam auch der Botaniker Simon, der im Jahre 1914 im Botaniſchen Garten von Buitenzorg arbeitete, zu der Ueberzeugung, daß das ſcheinbar ſtets gleichmäßige Tropenklima auf Java periodiſche Unter⸗ ſchiede aufwies, und daß die Größe der Niederſchläge und der Beleuchtung in den beſprochenen Tropengebieten wäh⸗ rend des ganzen Jahres nicht ſo gleichmäßig iſt, wie manche Forſcher annehmen. Aber er glaubte doch, daß dieſe Schwankungen keinen unmittelbaren Einfluß auf das Pflanzenwachstum haben können, daß die einſetzenden Perioden vielmehr auf innere Urſachen zurückgeführt werden müßten. Durch genaue Wachstumsmeſſungen an Farnbäumen auf Java konnte Klebs im Gegenſatz zu ihm feſtſtellen, daß bei dieſen Bäumen das Wachstum ein un⸗ unterbrochenes iſt, und daß bei anderen Pflanzen, die durch Entblätterung eine Ruheperiode anzeigen, dieſe durch bekannte Treibmittel, insbeſondere durch eine vor⸗ zeitige, gewaltſame Entblätterung unterbrochen werden kann. Gleich Lakon kam auch Klebs zu der Ueberzeugung, daß die Bodenverhältniſſe nicht weniger wichtig für die Pflanzen als die klimatiſchen Verhältniſſe ſind, und daß Ruheperioden in den Tropen vornehmlich auf die Er⸗ ſchöpfung des Bodens zurückgeführt werden müſſen. Durch Begießen mit Nährſalzlöſungen gelang es ſtets, ſolche er⸗ müdeten Pflanzen zur neuen Laubentfaltung anzuregen. Damit erſcheint eindeutig der Beweis dafür erbracht, daß in der Tat ein Ruhebedürfnis für Pflanzen nirgendwo vorliegt, daß Pflanzen vielmehr unter richtig gewählten Verhältniſſen jederzeit wachſen, Blätter und Blüten ent⸗ wickeln und in dieſer Entwicklung bis zum Abſterben fortfahren können. Wo und wann erhalte ich meine Volksgasmaske? Die Ausgabeſtelle für die Volksgasmaske in der ROB. Dienſtſtelle Seckenheim, Staufenerſtraße 13, iſt jeden Samstag von 15—19 Uhr geöffnet. Die Ausgabe der Volksgas⸗ masken erfolgt nur gegen Verabfolgung des vom NSV.⸗ Walter ausgeſtellten Bezugſcheines oder gegen Barzahlung Doch— jetzt war kein Zweifel darüber, daß Chriſtian Berkenfeld bis in den letzten Winkel ſeines Herzens aufge⸗ rüttelt war und um das Schickſal ſeines geliebten Kindes bangte. Dicke Schweißtropfen ſtanden auf ſeiner Stirn, ſein Geſicht war verzerrt und ſeine Hände zitterten. Wahr⸗ 1 8 hatte er Kruſius' Gedanken erraten, denn er agte: „Vielleicht hätte ich nicht ſo ſprechen ſollen, mein Junge. Vielleicht habe ich etwas geſagt, was ich nicht hätte ſagen ſollen? Tut mir leid, tut mir aufrichtig leid. Ich meine es ja nur gut.“ 3 „Ich weiß—— Und ich auch.“ i Die beiden Männer drückten ſic die Hand und Frau Berkenfeld umarmte Kruſius und benetzte ſeine Wangen mit ihren Tränen. Kruſtus nahm raſch Abſchied und ging durch den lan⸗ gen Korridor nach dem O e ür heute waren noch zwei Operationen anberaumt, doch Kruſius mußte ſie dem Kollegen Merkholt überlaſſen. Kruſius ging in den kleinen Nebenraum des Operationsſaales, wuſch und des⸗ infizierte die Hände und Arme und kleidete ſich an. Profeſſor Merkholt ſah zur Tür herein. „Alles bereit, lieber Kollege.“ Und Kruſius folgte ihm in den Operationsſaal. Erſt über zwei Stunden ſpäter konnte Charlotte in das für ſie beſtimmte Einzelzimmer gebracht werden, das der Aufſicht der Oberſchweſter unterſtand. Dr. Hanſen unter⸗ hielt ſich mit ihrem Kollegen Leſſien, der ſelbſt der Ope⸗ ration nicht hatte beiwohnen können, ſich aber lebhaft für den Ausgang intereſſierte. „So in Form wie heute war er ſelten,“ ſagte ſie.„Nur in den erſten Minuten war er etwas ſchwach, dann hat er 905 zuſammengeriſſen. Er muß das Wunder bewerkſtelligt haben.“ „Das Wunder?“ Dr. Leſſien zuckte die Achſeln. Er war allen Kollegen und Kolleginnen als Skeptiker und Zyniker bekannt, aber jetzt äußerte er ſeine Zweifel an dem Erfolg der Opera⸗ tion in ſo kraſſen Worten, daß Thea ihn anſchrie: „Nein, das iſt nicht wahr. Sie müſſen immer etwas aus⸗ zuſetzen haben. Sie wird leben. Sie muß leben. * Dr. Leſſien legte ihr die Hand auf die Schulter. Jetzt werden Sie hyſteriſch, Kollegin,“ ſagte er freund⸗ ſchaftlich,„Sie täten gut garan, ſich etwas Ruhe zu gön⸗ nen.“ „Nein.“ „Ihre Dienſtzeit iſt um zwei Stunden überſchritten, ſo⸗ weit ich orientiert bin. Gehen Sie nach Hauſe und legen Sie ſich ſchlafen. Ich meine es ja nur gut.“ „Entſchuldigen Sie,“ ſagte ſie, nach einem raſchen Blick nach der Ahr.„Vielleicht haben Sie recht, Leſſien. Ich will mich bei ihm abmelden und dann gehen.“ Kurz darauf trat ſie in Kruſius' Zimmer. Er hatte ſich ſchon umgekleidet und kam Thea mit herzlichen Worten des Dankes für ihre Hilfe entgegen. Sie habe nur ihre Pflicht getan, erwiderte ſte. Und ſie habe ſie gern getan, fügte ſie hinzu, denn ſie rechne es ſich immer als beſondere Ehre an, als beſcheidene Aſſi⸗ ſtentin bei ſeinen Operationen mitwirken zu dürfen. „And heute war es wieder ein großer Erfolg, Herr Profeſſor,“ ſagte ſie. Er machte eine nervöſe Handbewegung. 5 erwiderte er.„Sie irren ſich. Es war ein Fehl⸗ ag.“ 8 „Das dürfen Sie nicht ſagen, Herr Profeſſor.“ „Ich habe das Gefühl, daß es ein Fehlſchlag iſt,“ wie⸗ derholte er.„Wir werden das erſt in einigen Stunden feſt⸗ ſtellen können. Aber, ich fürchte, es iſt ſo. And wenn es wirklich ſo ſein ſollte, dann———“ N Er ſprach nicht weiter und ſah zur Seite. 5 „Was 15 eintreten mag,“ ſagte Thea mit Ueberzeu⸗ gung,„Sie, Herr Profeſſor, werden immer die Gewißheit haben können, Ihr Beſtes geleiſtet zu haben.“ Da er nicht antwortete, fragte ſie, ob ihre Anweſenheit noch erforderlich wäre. Er verneinte. Es war nichts We⸗ ſentliches mehr zu ſagen, denn Herr Berkenfeld und ſeine Frau kamen herein. Sie wollten wiſſen, wie die Operation verlaufen war. Ob nun alles in Ordnung ſei und wann Charlotte wieder entlaſſen werden könnte. Sie dankten Kruſtius in überſchwänglichen Worten für ſeine Hilfe, und nur Thea begriff, wie ſehr ihn dieſe Worte quälten. a 5 Thea zog ſich zurück und ging nach Hauſe. Sie hatte keinen Appetit zu frühſtücken, aber ſie nahm ein Bad, ſo heiß ſie es ertragen konnte, und dann ging ſie in ihr Schlaf⸗ zimmer. Dr. Ilſe Runge war ſchon fort. Thea ging zu Bett, aber, obwohl ſie ſonſt immer wie auf Kommando ſchlafen konnte, heute ſchlief, ſie nicht gleich ein. 8 Ihr Gehirn arbeitete noch, und ihre Gedanken lenkten ſich ganz von ſelbſt auf Profeſſor Kruſius. f Wie groß ſeine Liebe war, und wie ſehr er zu bedauern war, weil ihm die Wahrheit verborgen blieb. Wenn er den Brief Charlottes geleſen, vor der Operation geleſen hätte was dann geſchehen wäre, vermochte ſich Thea nicht vor⸗ zuſtellen. Nein, er durfte es nie erfahren. Heinz Röttgers war ein Schwächling, kein verantwor⸗ tungsbewußter Mann, aber er war jung und hübſch— und das hatte Charlotte, die ſelbſt eine oberflächliche Natur war, gefallen. Thea dachte über alle dieſe Dinge nach und dann fiel ſie endlich in tiefen Schlaf, und ſie wachte erſt nach vollen zehn Stunden wieder auf. Sie brauchte erſt einige Minu⸗ ten, bis ſie ihre Gedanken geſammelt hatte und wußte, wo ſie war.. Dann aber ſprang ſie aus dem Bett, wuſch ſich und zog ſich raſch an. Sonſt wäre ihr 5 5 Weg jetzt in ein Lokal geweſen, in dem ſie zu eſſen pflegte, aber heute ging ſte vorerſt in die Klinik. Sie wollte hören, was inzwiſchen vok⸗ gefallen war und wie es Charlotte Berkenfeld ging. Dr. Leſſien, der ſchon wieder im Dienſt war, erzählte es ihr.. Thea traf ihn in der Halle, und er ſah e ſehr ernſt aus. Als er auf ſie zukam, und bevor er über aupt den Mund geöffnet hatte, durchfuhr Thea ein Schreck und ſie wußte, was er ſagen würde. ö 3 Sie wußte, daß Profeſſor Kruſtus, wie er ſelbſt vor⸗ ausgeſagt, den Kampf verloren hatte. l „Haben Sie ſchon gehört, Kollegin?“ fragte er. 1 Ich habe noch nichts gehört,“ erwiderte ſie.„Aber ich weiß es. Ich ſehe es an Ihrem Geſicht. Wann— wann iſt es geſchehen?“ f a N 75 „Vor einer Stunde ungefähr,“ erklärte Leſſien.„Char⸗ lotte Berkenfeld erwachte gerade aus der Narkoſe und Kru⸗ ſius und die Verwandten waren da. Sie ſchien alle zu er⸗ kennen, ſprach aber nichts. And dann verſchied ſie—— Jo wie ein Kind 10 läft.“ i. „Und der Profeſſor?“ a f 5 „Er iſt jetzt noch dort und ganz zuſammengebrochen. Der Fall war ja ausſichtslos, wie ich glei vernng batte Kruſius hat ſich natürlich nichts vorzuwerfen. Er hat alles etan, was in ſeinen Kräften ſtand. Nur ein Wunder ätte ſie retten können. Und Wunder kann man nicht er⸗ zwingen.“ f 3 Thea ſah ihn an und nickte. i 5 „Ja, Sie haben recht. Wunder kann man nicht er⸗ zwingen. Es iſt— es iſt tragiſch für ihn 1 . 2