Nr. 250 Neckar ⸗Bote(2. Blatt) Dienstag, 25. Oktober 1938 Der geſunde Menſchenverſtand Es iſt ein Treppenwitz der Weltgeſchichte, daß in Eng⸗ land ausgerechnet— die Pazifiſten zurzeit die ſchlimmſten Kriegshetzer ſind und, im Verein mit den Marxiſten und einigen notoriſchen Deutſchenfreſſern, lieber heute als mor⸗ gen gegen Deutſchland losſchlagen würden. Wir Deutſche können es uns heute leiſten, darüber zu lachen und im übrigen auf dieſe Kriegstreiber hinzuweiſen. Einer der toll⸗ ſten iſt Winſton Churchill, der ja ſchon immer Deutſchland am liebſten mit Haut und Haaren aufgefreſſen hätte. Es zeugt für den geſunden Sinn des britiſchen Vol⸗ kes, daß er nicht mehr ernſt genommen wird und immer mehr deutliche Abfuhren erhält. So beſorgen dies jetzt wie⸗ der die zwei führenden konſervativen Sonntagsblätter, die ſich entſchieden für Fortführung der Verſtändigungspolitik Chamberlains einſetzen. In der keineswegs deutſchfreundlichen„Sunday Times“ wendet ſich Lord Elton, der Generalſekretär der Nationalen Arbeiterpartei, mit Schärfe gegen die kühne Behauptung, daß ein Krieg mit Deukſchland unvermeid⸗ lich ſei. Elton wendet ſich zunächſt gegen den Rundfunk⸗ vortrag Churchills nach Amerika und erklärt dabei, Chur⸗ chill habe ſo mitreißend geſprochen, daß es notwendig ge⸗ weſen ſei, ſich in den Arm zu kneifen, um ſich zu erinnern, daß doch Churchills Lehren die der Vernichtung und Ver⸗ zweiflung ſeien. Sei es denn wirklich wahr, daß Großbri⸗ tannien früher oder ſpäter unvermeidlich gegen Deutſchland kämpfen müſſe, weil Deutſchland von Nationalſozialiſten regiert würde? Das bedeute eben Zerſtörung und Ver⸗ zweiflung. Es beſtehe Grund zu der Annahme, daß Cham⸗ berlains Friedenspolitik von dem Manne auf der Straße mit Dankbarkeit aufgenommen worden ſei. Man müſſe hoffen, daß nach Ablauf einer angemeſſenen Zeit der ge⸗ ſunde Menſchenverſtand ſeine Wirkung bei allen denen tun würde, die gegenwärtig ein Trommelfeuer der Provoka⸗ tion und Drohung gegen die großen Mächte von ſich geben, mit denen Großbritannien verhandeln müſſe. Es ſei ge⸗ radezu abſurd, daß z. B. die Marxiſten und Pazifiſten eine Erklärung Chamberkains und Hitlers in München mit Feindſeligkeiten und Beunruhigung begrüßt hätten. Die Gegner des Premierminiſters wendeten ſich nun aber auch gegen die Anſicht, daß ein ſtarkes Deutſchland ſo⸗ wie ein ſtarkes Großbritannien ſehr wohl nebeneinander exiſtieren könnten. Die Lehre ſolcher Peſſimiſten liefe wohl letzten Endes darauf hinaus, daß es in jeder Generation einen Weltkrieg geben müſſe, und ſo etwas ſei eben die Lehre von Verzweifelten. Es gebe beſtimmt kein ewiges Naturgeſetz, fuhr Lord Elton fort, das ein Herumkommen um die Ecke der Verſtändigung verhindere. Die echten Be⸗ ſchwerden, die aus der Aera von Verſailles noch fortbe⸗ ſtänden, ließen ſich zweifellos durch Verhandlungen beſei⸗ tigen, ſie dürften nicht unter Druck ſtattfinden und die Be⸗ ſeitigung der Beſchwerden ſollte von einer Abrüſtung be⸗ gleitet werden. i Im„Obſerver“ ſetzt ſich der konſervative Abgeordnete Sir Arnold Wilſon ſcharf für die Politik des Premiermini⸗ ſters ein. Er ſchreibt u. a.:„Die Geſchichte wiederholt ſich nicht, aber ſie wiederholt dieſelben Lehren. Es iſt knaben⸗ haft und verwerflich, anzunehmen, daß ein Land unabän⸗ derlich unſer Feind ſein müſſe. Das britiſche Volk bleibt feſt davon überzeugt, daß Chamberlain recht hat, wenn er ſich für den Grundſatz freundſchaftlicher Verhandlungen be⸗ züglich Deutſchlands künftigen Forderungen einſetzt.“ Wil⸗ ſon wendet ſich dann, veranlaßt durch das Kolonial- problem, energiſch dagegen, daß überhaupt in England die Rückgabe von Gebieten als etwas wie Kapitulation be⸗ zeichnet wird, und weiſt darauf hin, daß Großbritannien Frankreich z. B. verlorengegangene Gebiete zurückgegeben hat, ohne daß dies bedeutet habe, daß England ſeine Selbſt⸗ achtung oder ſeine Sicherheit verloren habe. Diejenigen, die das eine Kapitulation nennten, ſollten ſich fragen, ob die Autoren des Mandatsſyſtems einen blutigen Krieg in Europa als Pflicht einer Mandatsmacht ins Auge gefaßt hätten. Wilſon betont dann, daß er ſeit 1934 ſich dafür ein⸗ geſetzt habe, daß Deutſchland einige ſeiner Kolo⸗ nien zunächſt als Teil einer allgemeinen Regelung zu⸗ rückgegeben werden ſollten, bei der alle Mächte ihren Anteil leiſten ſollten. Die britiſche Regierung habe eine der⸗ artige Möglichkeit niemals ausgeſchloſſen. Das ſchließe na⸗ türlich ein, daß ſich auch noch andere Mächte beteilig⸗ ten, nämlich Frankreich und die Dominien. Er könne nicht glauben, daß ſich deren Staatsmänner der Ge⸗ legenheit nicht gewachſen erweiſen würden. Nichts würde die Spannung mehr erleichtern, als wenn dieſe Kolonien zurückgegeben würden. Zum Schluß betont Wilſon, daß eine Abſtimmung über die Politik Chamberlains im Lande einen überwältigenden Erfolg für dieſen bringen würde. i Mit dem gleichen Thema befaßt ſich auch eine bemer⸗ kenswerte Zuſchrift von Lord Allen of Hurtwood an den „Mancheſter Guardian“ Lord Allen ſagt u. a., daß Eng⸗ land däran denten muüſſe, daß, wenn es heute den Frieden, wie manche behaupteten, mit„Unehre hätte kaufen“ müſ⸗ ſen, ſo deswegen, weil England ſelbſt vor 20 Jahren einen ehrloſen Frieden diktiert habe. Wenn das deut⸗ ſchen Volk 1 dem Einfluß leidenſchaftlicher Empfindun⸗ en ſtehe, ſo Alterten in Verſailles getan hätten, und mehr noch darauf, daß ſie dieſes Unrecht in den folgenden Jahren nicht wieder gutgemacht hätten. So ſei die gegenwärtige Entwicklung beinahe unvermeidlich geworden. Der Premier⸗ miniſter habe in München recht gehabt, als er ſich geweigert habe, dieſer Tragödie eine noch größere Tragödie hinzuzufügen, nämlich die eines Weltkrieges im Namen der Ehre. 5 den Münchener Verhandlungen ſtellt Lord Allen feſt, daß der Premierminiſter ſich der Tatſache egenübergeſehen habe, daß das 1 keine ent⸗ iechende Macht beſeſſen habe, um einen Krieg zu verhin⸗ dern. Er habe weiter vor der Tatſache geſtanden, daß man bereits eine Woche vorher zu dem Entſchluß gekommen ſei, eine ungerechte Grenze zu berichtigen. Mit anderen Worten, Chamberlain habe vor der Wahl zweier Kataſtrophen ge⸗ a ſtanden. Entweder hätte er gegenüber unangebrachten Dro⸗ hungen mehr zugeſtehen müſſen, als er wünſchte, um ein zu lange ertragenes Uebel wieder gut zu machen, oder aber er hätte ſich für den Weltkrieg entſcheiden müſſen. Er, Lord Allen, zweifle nicht daran, daß Adolf Hitler in dieſem Au⸗ ſenblick das Riſiko 1 0 0. e einer Meinung nach alſo habe der Premierminiſter ehandelt, wenn er ſich gegen die ſchreckliche Kata ⸗ trophe eines Krieges entſchieden habe Aeußerſt bemerkenswert ſind die Ausführungen Lord Allens zu den Auswirkungen und Möglichkei⸗ ten des Münchener Abkommens. Er meint, daß alle ſich ehe das zum Teil auf das zurück, was die jetzt auf die Politik konzentrieren ſollten, die zum künftigen Frieden führen könnte. Auf dieſe oder jene Weiſe muͤſſe man ſich dazu durchringen, den latenten Konflikt zwiſchen 75 Millionen Deutſchen im Herzen Europas und dem bri⸗ tiſchen Commonwealth zu beſeitigen. Es ſei dabei Englands Sache, von ſich aus das Angebot zu machen ſowie die wirt⸗ ſchaftlichen und kolonialen Wiedergutma⸗ chungserörterungen zu ſtellen. In einer über ganz Amerika und anſchließend in ſpaniſcher, italieniſcher, deutſcher, franzöſiſcher und portu⸗ a Ueberſetzung auch über Kurzwellen verbreitete undfunkrede erteilte auch der bekannte amerikaniſche Zei⸗ tungsverleger Randolph Hearſt den Verſuchen Chur⸗ chills, Amerika zum gemeinſamen Vorgehen mit England gegen die autoritären Staaten zu überreden, eine Abſage von bisher noch nicht gehörter Deutlichkeit. Ausgehend von der Behauptung Churchills, daß Eng⸗ land wegen der durch die Löſung der tſchechiſchen Frage verurſachten Konſequenzen beunruhigt ſei, wies Hearſt darauf hin, daß es widerſinnig ſei, wenn England einen wirklichen Frieden wolle und das Vertragswerk von Ver⸗ ſailles verteidige. Denn der Verfailler Vertra g war kein Friedensvertrag, ſondern ein wirklicher be⸗ wußter Kriegs vertrag. Es ſei auch widerſinnig, wenn England den Frieden wünſche, die Gebiete, die dem Deutſchen Reich, Polen und Ungarn unter dem Verſailler Vertrag fortgenommen worden ſeien, nicht zurückzugeben. Nach einem ſehr deutlichen Hinweis auf die außerordentlich ſtarke Inanſpruchnahme des engliſchen Intereſſes im Fer⸗ nen Oſten, auf die großen Aufgaben der engliſchen Flotte in Ueberſee kam Hearſt auf Churchills Hilferuf an den, wie er ſich ausdrückte,„in anderen Zeiten ſtets verhöhnten und verſpotteten Onkel Sam“ zu ſprechen. Mit ſcharfen Worten geißelte er Churchills Argumente für eine amerikaniſche Unterſtützung engliſcher Intereſſen als eine liſtige und ge⸗ ſchickte Pbopähanldch Hearſt ſchloß mit ein er Warnung vor ſolch ſelbſtſüchtigen Agitatoren vom Schlag eines Chur⸗ chill und appellierte an ſeine Landsleute, Amerikas Wohl⸗ ſtand und ſeine Waffen ausſchließlich zum Schutz und zur Erhaltung des Friedens in den Vereinigten Staaten zu verwenden. Falſche Gefühle würden Amerika nur in das Unglück eines neuen überſeeiſchen Krieges ziehen. eee Darres treuer Mitarbeiter Berlin, 25. Okt. Am 26. Oktober kann Staatsſekretär Herbert Backe auf ein fünfjähriges Dienſtjubiläum zu⸗ rückblicken. Als Sohn deutſcher Eltern wurde Backe 1896 in Tiflis(Kaukaſus) geboren. Nach der landwirtſchaftlichen Praxis ſtudierte er in Göttingen und trat dort 1921 der SA bei. Als Aſſiſtent bei der Techniſchen Hochſchule Han⸗ nover befaßte er ſich bereits vorwiegend mit wirtſchafts⸗ politiſchen Problemen, ſo der Getreidewirtſchaft Sowjetruß⸗ lands 1928 übernahm er als Pächter die Domäne Hornſen bei Alfeld. 1931 wurde er NSDAP⸗Abgeordneter im Preu⸗ ßiſchen Landtag. Als einer der nächſten Mitkämpfer R. Wal⸗ ker Darres war Backe an der Ausarbeitung der Grund⸗ lagen der nationalſozialiſtiſchen Agrarpolitik maßgebend be⸗ teiligt. Auch an der Ausarbeitung des Reichserbhofgeſetzes, des Reichsnährſtandsgeſetzes und einer Reihe anderer grundlegender Geſetze hat er nach ſeiner Berufung zum Reichskommiſſar für Landwirtſchaft mitgewirkt. Seine Be⸗ rufung als Staatsſekretär in das Reichsnährſtandsminiſte⸗ rium zur Leitung der wirtſchaftspolitiſch wichtigſten Abtei⸗ lungen ſtellte daher nur die äußere Dokumentierung eines Zuſtandes dar, der an ſich bereits beſtanden hatte. Ein Sportsmann und Soldat Beiſetzung des Freiherrn von Egloffſtein. Roſenheim, 25. Okt. In dem freundlichen oberbayeri⸗ ſchen Vorgebirgsdorf Riedering bei Roſenheim fand am Montagnachmittag die feierliche Beſſetzung des ſo jäh aus dem Leben geſchiedenen Präſidenten des DDAc, NSKK⸗ Oberführer Günther Freiherrn von und zu Egloffſtein, ſtatt. Unter der großen Zahl der Trauergäſte befanden ſich der Reichsſtatthalter in Bayern, General Ritter von Epp, NSK⸗Obergruppenführer Herzog von Coburg, General Wagner und zahlreiche andere Offiziere, der Führerſtab des NS und des DAC ſowie viele führende Perſönlichkeiten aus Partei und Staat. Die Bevölkerung Riederings, Ste⸗ phanskirchens und Roſenheims nahm in überaus großer Zahl an der Trauerfeier teil. Pfarrer Schaudich(Dinkelsbühl) rühmte in ſeiner Trauerrede die vornehme Geſinnung Günther von Egloff⸗ ſteins, ſeines ehemaligen Schülers. Im Namen des Füh⸗ rers, im Namen der deutſchen Kraftfahrt und des Natio⸗ nalſozialiſtiſchen Kraftfahrkorps legte dann Korpsführer Hühnlein je einen Kranz nieder. Tief bewegt nahm er Abſchied von einem guten Kameraden, einem prächtigen Menſchen von vornehmer ritterlicher Geſinnung. Mit Aner⸗ kennung ſprach der Korpsführer davon, daß Günther von Egloffſtein die im Jahre 1933 geſtellte Aufgabe in vorbild⸗ licher Weiſe gelöſt habe. Sportliches. Weltmeiſterſchaft im Gewichtheben Joſef Manger wieder Weltmeiſter Die dreitägigen Weltmeiſterſchaftskämpfe im Gewicht⸗ heben wurden im Wiener Konzerthausſaal zu Ende geführt. Unter den vielen Beſuchern befand ſich auch Reichsſtatthal⸗ ter Dr. Seyß⸗Inguart. Zum letzten Wettbewerb, der Schwergewichtsklaſſe, traten alle gemeldeten ſieben Teil⸗ nehmer an. Der deutſche Olympiaſieger Joſef Manger ver⸗ teidigte ſeinen Titel wieder erfolgreich; allerdings war er wegen einer noch nicht ganz ausgeheilten Fußverletzung an der Entfaltung ſeines ganzen Könnens etwas gehindert. Dennoch ſetzte er ſich bereits im Drücken mit 135 kg an die Spitze ſeiner Mitbewerber, die er im Reißen mit 122,5 kg ſicher behauptete. Im Stoßen erreichte er„nur“ 152,5 kg, nachdem er 160 kg im dritten Verſuch verfehlt hatte. Den zweiten Platz ſicherte ſich der ausgezeichnete Amerikaner Steve Stanko mit einer Geſamtleiſtung von 397,5 kg; er blieb damit nur um 5,5 kg hinter Manger zurück. Hinter dem Eſtländer Luhaäär behauptete ſich erfreulicherweiſe Paul Wahl(Möhringen) an vierter Stelle. Ergebniſſe: 1. und Weltmeiſter Joſef Manger(D) 410 kg(Drücken 135, Reißen 122,5, Stoßen 152,5); 2. Steve Stanko(USA) 397,5 kg(115, 127,5, 155); 3. Arnold Lu⸗ haäär(Eſtland) 390 kg(125, 112,5, 152,5); 4. Paul Wahl (D) 380 kg(120, 110, 150); 5. Rene Florent(Frankreich) 365 kg(107,5, 112,5, 145); 6. Dioniſo Beratta(Italien) 352,5 kg(110, 107, 135); 7. Arvids Jurmalietis(Lettland) 340 kg(105, 105, 130). Mit noch größerer Ueberlegenheit als in Paris, wo die deutſchen Gewichtheber den von Staatspräſident Lebrun ge⸗ gebenen Preis der Nationen erkämpften, holte ſich in Wien diesmal die deutſche Staffel den für die Länderwer⸗ tung vom Führer und Reichskanzler Adolf Hitler ge⸗ ſtifteten Preis. Von 33 möglichen Punkten holten die Deut⸗ ſchen allein 15 Punkte heraus und ſetzten ſich damit mit drückender Ueberlegenheit an die Spitze der Landerwertung. Zweiter wurde USA mit 9 Punkten vor Aegypten und Italien mit je 2 Punkten, Eſtland und Frankreich folgen mit je 1 Punkt. Stadler wieder badiſcher Waldlaufmeiſter. Im herbſtlichen Wildpark und Hardtwald in Karls⸗ ruhe gab es recht ſpannende Kämpfe um die badiſche Wald⸗ laufmeiſterſchaft. Da die ganze Strecke über feſte Waldwege führte, wurden in allen Klaſſen gute Zeiten gelaufen. In der Hauptklaſſe über nicht ganz 10 km ſetzte ſich auch in dieſem Jahr wieder der Freiburger Stadler durch, der ſchon bald nach Beginn die Führung übernommen hatte. Bereits nach der halben Strecke führte er mit 200 m Vorſprung, den er bis ins Ziel noch mehr ausdehnte. Um die Plätze gab es einen harten Kampf zwiſchen dem Karlsruher Sol⸗ daten Nees, Geſell(Singen) und Wirth(Karlsruhe). Nees konnte ſich ſchließlich den zweiten Platz vor Geſell erkämp⸗ fen, während Wirth noch von Weidmann(Poſt Mann⸗ heim) vom vierten Platz verdrängt wurde. Der Freiburger FC. holte ſich auch in dieſem Jahr wieder die Mannſchafts⸗ meiſterſchaft mit Stadler(1.), Krapf(6.) und Ruck(8.). In der Klaſſe 2(5000 m) gingen 20 Mann über die Strecke. Der badiſche 800⸗m⸗Meiſter Schmidt(Durlach) gab bei 2000 m auf und ſo konnte Prötzner(Karlsruhe) zum Sieg kommen. In der Jugendklaſſe ſetzten ſich drei Läufer des Mannheimer TV. 46 auf die erſten drei Plätze, bei den Frauen war Schwörer(MTV. Karlsruhe) und bei den Alten Herren Caub von der Tſchft. Durlach erfolgreich.— Die Ergebniſſe: Hauptklaſſe(nahezu 10 000 m);: 1. Stad⸗ ler(Freiburger FC.) 31:15,6, 2. Gefr. Nees(8⸗109, MTV. Karlsruhe) 32:30,6, 8. Geſell(TV. Singen), 4. Weid⸗ mann(Poſt Mannheim), 5. Wirth(Karlsruher F V.), 6. Krapf(Freiburger Fc.) Klaſſe 2(5000 m): 1. Prötzner (Karlsruhe) 15:10,4, 2. Kücherer(Unteröwisheim) 15:25, 8, 3. Ochs(Reichenbach), 4. Schäfer(Karlsruhe), 5. Löſch (Pion.⸗Bat. 35); Jugend(5000 m): 1. Hochenberger (Mannheimer TV 4) 9:84, 2, 2. Brugger(Mannh. TV. 46) 9:34,4, 3. Model(Mannh. TV. 46), 4. Süß(MTV. Karlsruhe), 5. Ullrich(Poſt Karlsruhe); Alte Herren (2500 m): 1. Caub(Tſchft. Durlach) 8:21, 4, 2. Schaub (TV. Langenbrand) 8:22; Frauen(1500 m): 1. Schwö⸗ rer(MTV. Karlsruhe) 5:55,6, 2. Glanz(Poſt Karlsruhe) 6:03,4, 3. Landgraf(Poſt Karlsruhe)) Mannſchafts⸗ meiſterſchaft: Hauptklaſſe: 1. Freiburger FC. mit Stad⸗ ler, Krapf und Ruck 15 P., 2. Poſt Mannheim mit Weid⸗ mann, Hotter und Fiſcher 20 P.; Klaſſe 2: 1. Pion.⸗Bat. 35 29 P. 2. MTV. Karlsruhe 37 P.] Frauen! 1. Poſt Karls⸗ ruhe 9 Punkte. Beſſelmann ſchlug Frank Hough k. o. Im Verlimer Spor g ſchlug der deutſche Mittelgewichtsmeiſter Joſef Beſ⸗ ſelmann den an Gewicht überlegenen engliſchen Halbſchwerge⸗ wichtler Frank Hough in der dritten Runde k. o. Der Eng⸗ länder, der nicht mehr entfernt an ſeine frühere Form, die ihm einen Sieg über Adolf Witt und ein Unentſchieden gegen Adolf Heuſer einbrachte, erinnern konnte, reklamierte Tiefſchlag. Die Unterſuchung durch den denn go e konnte jedoch kein Foul des deutſchen Meiſters feſtſtellen. ſo daß Beſſelmann zum k. o.⸗ Sieger erklärt wurde. a 2 Das erſte neue deutſche Minenſuchboot in Dienſt geſtellt. In Kiel wurde„M. 1%, der erſte Minenſuchboot⸗ Neubau nach dem Welt⸗ krieg, in Dienſt geſtellt⸗ Das Schiff verdrängt 600 Tonnen und führt als Bewaffnung zwel 10,5 Zentimeter⸗Kanonen und eine 3,7⸗Zentimeter⸗Flak, Weltbild(M). Erſte Broßdeutſche Buchwoche In jedes heim eine Hjeimbüchereil Wettbewerb jur krlangung von Entwürfen für Hausbüchereien Die Reichsſchrifttumsſtelle beim Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda ſchreibt in Gemeinſchaft mit dem Präſidenten der Reichskammer der bildenden Künſte einen Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für Heimbüche⸗ reien aus. 1, Aufgabe. Aufgabe des Wettbewerbes iſt, durch die Iffentliche Schrifttumspropaganda nicht nur die Freude am Leſen, ſondern auch am Beſitz des guten und ſchönen Buches u wecken Der Wettbewerb ſoll geeignete Vorſchläge erbringen, bie durch die e einer Heimbücherei das Buch in jedem Heim eine würdige Pflegeſtätte finden kann. Die Wett⸗ bewerbsaufgabe erſtreckt ſich ſomit von der Schaffung des ein⸗ fachſten Bücherbrettes bis zur eingebauten Bücherwand. 2. Teilnehmerkreis. Zugelaſſen zu dem Wettbewerb ſind die Mitglieder der Reichskammer der bildenden Künſte, Fach⸗ gruppe Architekten und Innenraumgeſtalter, beamtete oder bei Behörden angeſtellte Perſonen obiger Berufsgruppen, Ange⸗ hörige des Tiſchlerhandwerks, der Möbelinduſtrie, des Möhel⸗ einzelhandels und deren Angeſtellte ſowie Lehrer und Schüler an einſchlägigen Anſtalten der bildenden Künſte. 3. Preiſe. An Preiſen ſind e 1 N„ N 1. Preis 2 M. 1000.— 2. Preis RM. 500. 3. Preis: RM. 300. Preiss N. 90 e 6. bis 23. Preis je RM. 50.— RM. 900.— insgeſamt RM. 3000.— 4. Preisgericht. Die Beurteilung der eingereichten Arbeiten erfolgt durch ein Preisgericht. In das Preisgericht wurden gebeten: Regierungsrat Schlecht, ſtellv. Leiter der Abt. VIII im Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda; Profeſſor Hans Schweizer⸗Mfölnir, Reichsbeauf⸗ tragter für künſtleriſche Formgebung; Dipl.⸗Architekt Hellmut Sachs, Abteilungsleiter in der Reichskammer der bildenden Künſte; Oberregierungs⸗ und Baurat Dr Hermann Gretſch, Stuttgart; Walter M. Genſel, Geſchäftsführer der Reichsſchrifttumsſtelle beim Reichsminiſterium für Volks⸗ aufklärung und Propaganda; Diplom-Volkswirt Alfons Brugger, Referatsleiter in der Reichsſchrifttumsſtelle beim Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda; Miniſterialrat Poeverlein, Vorſitzender der Reichsarbeits⸗ gemeinſchaft des Deutſchen Kunſthandwerks; Profeſſor Karl Nothhelfer, Architekt und Innenraumgeſtalter; Arthur Stützer, Architekt und Innenraumgeſtalter. Erſatzpreisrichter iſt: Eduard Levſen, Abteilungsleiter im Reichsinnungs⸗ verband des Tiſchlerhandwerks. Vorprüfer iſt: Georg Poll⸗ mann, Referent in der Reichskammer der bildenden Künſte. 5. Weitere Bearbeitung. Die preisgekrönten Entwürfe werden vorausſichtlich in einem Verlagswerk zuſammengefaßt und veröffentlicht. Die Auswahl der zu veröffentlichenden Ent⸗ Eine kann nach Befürwortung des Preisgerichts auch auf Einſendungen erweitert werden, die nicht mit Preiſen aus⸗ gezeichnet ſind. 6. Urheberrecht. Die ausgezeichneten Arbeiten werden Eigen⸗ Abhalten. Auslobers. Das Urheberrecht bleibt jedem Verfaſſer erhalten. 7. Anonymität. Die eingereichte Arbeit iſt durch eine Kenn⸗ ahl zu bezeichnen. Dieſe Kennzahl ſetzt ſich aus 6 Ziffern zu⸗ nen und iſt in einer Größe von 1 em Höhe und 4 em änge auf jedem Blatt und auf jedem Schriftſtück in der oberen rechten Ecke anzubringen. Der Urheber der Arbeit hat eine Anſchrift in einem verſchloſſenen undurchſichtigen Um⸗ lag mit derſelben Kennzahl, wie ſie die Arbeit als Aufſchrift rägt Teiche mit der Einreichung der Arbeit abzugeben. 8. ermin der Einreichung. Die Arbeiten ſind bis zum 31. Januar 1939, mittags 12 Uhr, an Schloß Niederſchönhauſen, Berlin⸗Pankow, einzureichen. 9. Rückfragen. Rückfragen über das Programm ſind an die Reichsſchrifttumsſtelle beim Reichsminiſterium für Volksauf⸗ Hlärung und Propaganda— Ref. Buchpropaganda— Berlin W̃zZ, ede 194/199, zu richten und werden nur bis zum 15. Dezember 1938 beantwortet. Die Antworten werden fene und allen Teilnehmern am Wettbewerb, deren nſchrift bekannt iſt, zugeſandt. 10. Leiſtungsumfang. Der dem Wettbewerb zugrunde lie⸗ . Gedanke erſtreckt ſich auf die Schaffung von Heim⸗ üichereien für alle Volksſchichten und für Volksgenoſſen jeden Alters. Durch den Wettbewerb ſoll die Parole:„In jedes Heim eine Heimbücherei!“ praktiſch unterſtützt werden. Den Wettbewerbsteilnehmern werden hierfür folgende Hinweiſe als Anregung gegeben: Heimbüchereien gilt es ſowohl im Siedlerhaus wie im Bauernhof, in der flädtiſchen Mietwohnung wie im Eigen⸗ heim zu ſchaffen. Einſendungen, die Büchereien der HF., des Arbeitsdienſtes, der Schulen uſw. betreffen, werden ebenfalls in den Wettbewerb einbezogen. Kinder, Arbeiter und An⸗ eſtellte, geiſtig Schaffende, Junggeſellen und berufstätige Frauen gelten als zukünftige Beſitzer einer Heimbücherei. Es ift den Wettbewerbsteilnehmern freigeſtellt, aus der Fülle dieſer Anregungen durch Ergänzung eigener Beiſpiele die Auf⸗ gabe zu löſen. Dabei ſollen die Vorſchläge für die Einrichtung einer Heimbücherei nicht vom Einzelſtück, ſondern von der Wandaufteilung, die die Einordnung der Büchereien in die räumliche Umgebung zeigt, ausgehen. Aus der Einſendung 5 en, auf welchen Vorſchlag ſich der Entwurf ezieht. . H. Hirche Angaben. Verlangt werden: 4) Strichzeichnungen im Maßſtab 1:10 mit Angabe der weſentlichſten Schnitte; die Schnitte brauchen ſich Reh auf das als Bücherei vorgeſchlagene Möbel be⸗ ziehen; b) Koſtenanſchlag für die Anfertigung der Heimbücherei; c) ein kurzgefaßter Erläuterungsbericht. Die Entwürfe ſind in der Größe DIN 4/3(297/20 mm) auf feſtem Papier gezeichnet oder aufgezogen einzufenden. Die Arbeiten dürfen nicht gerollt ſein. Jeder Einſender iſt berechtigt, mehrere Vorſchläge einzu⸗ reichen, wobei jeder Vorſchlag einzeln bewertet wird. 12. Allgemeines. Dieſer Wettbewerb entſpricht den vom Präſidenten der Reichskammer der bildenden Künſte erlaſſenen Anordnungen über Wettbewerbe, die auf den Wettbewerb er⸗ gänzend Anwendung finden. Die Poffkutſche fährt wieder Eröffnung der Pferdeperſonenpoſt Badenweiler— Kandern. Badenweiler. Mit der Eröffnung der Pferde⸗Per⸗ ſonenpoſt Badenweiler—Kandern am Sonntag erlebte auch im Badener Land die längſt verſchwundene Romantik der Poſtkutſche eine friſch⸗fröhliche Auferſtehung. Ein ungewohn⸗ tes Bild erlebte am Vormittag Badenweiler, als unter den fröhlichen Klängen des Poſthorns die blitzblanke, mit Reb⸗ laub geſchmückte ſechsſpännige Kutſche vor dem Poſtamt in Badenweiler vorfuhr. Dort hatten inzwiſchen die Ver⸗ treter von Partei, Staat und Gemeindebehörden, ſowie die geladenen Gäſte ſich eingefunden. Die Feuerwehrkapelle ſpielte einen flotten Marſch, worauf der Präſident der Reichspoſt⸗ direktion Karlsruhe, Kölſch, in ſeiner Anſprache die Bedeu⸗ tung des Tages würdigte. Damit, ſo erklärte er, daß der Reichspoſtminiſter Ohneſorge die Poſtkutſche wieder ins Leben gerufen habe, habe er einer alten Tradition der Poſt zum Durchbruch verholfen. Dieſe alte Tradition neu zu erwecken und dem Volke vor Augen zu führen, ſei der Sinn der An⸗ ordnung geweſen. Die Gegend um Badenweiler ſei gewählt worden, weil hier die Vorausſetzungen landſchaftlicher Schön⸗ heiten am beſten erfüllt ſeien. Er dankte der Stadt Baden⸗ weiler und ihrem Bürgermeiſter dafür, daß ſie mit dazu beigetragen haben, daß die Einführung der Pferdepoſt ver⸗ wirklicht werden konnte und übergab dann dem Leiter des Badenweiler Poſtamtes Bräutigam die Poſtkutſche als ein neues und in unſerem Gau einzig daſtehendes Verkehrsmit⸗ tel. Einen beſonderen Gruß richtete er noch an den wackeren Poſtillon Pius Tritſchler, der in ſeiner blauweißen Uniform mit dem weißen Federbuſch oben auf der Kutſche thronte und wünſchte gute und glückliche Fahrt. Poſtvorſtand Bräu⸗ tigam dankte und verſprach, dafür zu ſorgen, daß die Pferde⸗ poſt bald überall hier im Volke Eingang finden werde. Schließlich wünſchte auch der Bürgermeiſter Hennes, Baden⸗ weiler, der Pferdepoſt, der dritten im Reich, ein herzliches Glückauf. Nachdem noch ein Hitlerjunge mit einem hübſchen Gedicht auf den Schwager Poſtillon dieſem einen Blumen⸗ ſtrauß überreicht hatte, ſtimmte die Muſik das vertraute Lied „Muß i denn zum Städtle hinaus“ an und unter dem Schnellfeuer der Fotografen und dem freudigen Winken der Zuſchauer ſetzte ſich dann der Poſtwagen, dem ſich eine An⸗ zahl Landauer mit den geladenen Gäſten angeſchloſſen hatte, in Richtung Bürgeln in Bewegung. In der Poſtkutſche hatte im vorderen Abteil der Prä⸗ ſident der Reichspoſtdirektion, Kölſch, Bürgermeiſter Hen⸗ nes und der Poſtvorſtand Bräutigam Platz genommen, wäh⸗ rend im hinteren Abteil ſechs Poſtbeamtinnen in Mark⸗ räfler Tracht ſaßen. Die Fahrt durch die in herbſtlicher Pracht ſich darbietende herrliche Landſchaft des Markgräfler Landes war ein einzigartiges Erlebnis. Die goldene Herbſt⸗ ſonne ließ die Landſchaft in all ihrer Buntheit aufleuchten und in gemächlicher Ruhe, ohne Haſt und Eile, genoß der Fahrgaſt die ſich immer wieder bietenden herrlichen Ausblicke auf Berge, Täler und Rheinebene. Oben auf Schloß Bürgeln, dem ehemaligen Sommer⸗ ſitz der Aebte von St. Blaſien, entbot den Gaſten ein Mäd⸗ chen in Vrenelitracht einen ſchönen Gruß im Geiſte Hebels, worauf ſich die Teilnehmer in den Vorraum des Schloſſes begaben, wo ſie vom Vorſtand des Bürgelnbundes, Fabri⸗ kant Kammüller, Kandern, herzlich willkommen geheißen wur⸗ den. Für den Willkommgruß dankte Präſident Kölſch. Nach einem kurzen Rundgang durch die prächtigen Räume des Schloſſes ging es in flotter Talfahrt der Töpferſtadt Kan⸗ dern zu, wo ſich nahezu die ganze Bevölkerung auf dem Blu⸗ menplatz eingefunden hatte. Hier wie auch in den anderen durchfahrenen Orten erregte die ſchöne Poſtkutſche Bewun⸗ derung und insbeſondere bei der Jugend helle Begeiſterung. Der Abend war bereits angebrochen als die Poſt⸗ kutſche mit Begleitung in dem Fauſtſtädtchen Staufen eintraf, wo vor der früheren Poſthalterei, der Kreuzpoſt, Halt ge⸗ macht wurde. Der feſtliche Empfang, den hier die Stadt ab, und der mit einer Begrüßung auf dem Marktplatz feinen Auftakt nahm, bildete den ſchönen Abſchluunß Das 1000jährige Alpirsbach Dichter Nebel liegt über dem Talkeſſel der Kinzig und verbirgt uns vorläufig noch den Blick auf Alpirsbach, das nun bald 1000jährige e deſſen Entſtehung dem anno 1095 von dem Grafen zu Hauſach, Zollern und Sulz geſtifteten Kloſter zu derben en iſt. Doch langſam ſcheint Run die Sonne über das Nebelmeer Sieger zu werden. Ihre Strahlen brechen, wenn auch noch taſtend, hindurch, und vor uns liegt in ſeiner idylliſchen Schönheit, umgeben von herr⸗ lichen Tannenwäldern das im Laufe der Geſchichte ſo ver⸗ ſchiedenartig gewandelte Alpirsbach. Gleichſam als Wächter beherrſcht die alte Kloſterkirche mit dem angebauten Benedik⸗ tiner⸗Kloſter das Blickfeld und iſt Zeuge jener Zeit tiefer religiöſer Ergriffenheit der Gemüter und erbitterter Macht⸗ kämpfe der weltlichen und geiſtlichen Gewalten. Fällt doch die Gründung in die letzten Jahre des elften und in den An⸗ ang des zwölften Jahrhunderts, alſo in jene ſo bewegte eriode der abendländiſchen Geſchichte, die durch die kluniazen⸗ liſche Reform— Bewegung zur Stützung des Papſttums — den Inveſtiturſtreit und den erſten Kreuzzug bezeichnet wird. Urſprünglich im romaniſchen Stil erbaut, wird das Moſter unter dem Abt Heinrich Haugg(13971414, einem Liebhaber gotiſcher Baukunſt, in jene Stilperiode teilweiſe umgebaut, ſodaß wir heute vor der Seltenheit ſtehen, an Kirche und Kloſter romaniſchen wie auch gotiſchen Stil vor⸗ ufinden, ja es ſind Fenſter vorhanden, deren eine Hälfte dieſen, die andere jenen Stil aufweiſt. Im Laufe der Geſchichte werden dieſe herrlichen Bau⸗ ten durch den 30jährigen Krieg wie auch durch den Bauern⸗ krieg von Brandſchatzung und Plünderung heimgeſucht. Durch die Einführung der Reformation werden die Kloſteranlagen 1555 400 Jahren katholiſchem Beſitztum zu einer evangeliſchen Kloſterſchule umgewandelt. Die Kirche, erbaut in der Form eines lateiniſchen Kreuzes, bedeutet eines der ſchönſten Baudenkmäler romani⸗ ſcher Baukunſt. Die Vorhalle einfach und ſchlicht, läßt uns den ſtrengen kluniazenſiſchen Geiſt abnen. Eine Tür mit zwei wunderbaren meſſingbeſchlagenen Türklopfern trennt die Vorhalle vom Innern der Kirche. Auch hier iſt die Bau⸗ weiſe von asketiſcher Strenge. Das Gewölbe wird von Säu⸗ len getragen, die zu den ſchönſten und ſtärkſten gehören, die uns der romaniſche Stil geliefert hat. Den Sockel dieſer Säulen ſchmücken vier Köpfe, deren jeder ein Laſter der Menſchheit ſymboliſiert. Ein aus Holz geſchnitztes Laienchor⸗ geſtühl iſt auf der einen Seite der Kirche zu finden(das Herrenchorgeſtühl, ſowie das Taufbecken ſind in Freudenſtadt), während die andere Seite die 800 Jahre alten romaniſchen Sitzbänke birgt, die als das älteſte Holzmöbel Deutſchlands den 9 der ane gibt aber trotz der neren Klarheit der Bauführung äußerlich nicht den gro Willen des Mittelalters wi derb.. Das Kloſter, nur teilweiſe erhalten, mußte ſchon mancherlei Wandlung erfahren. Verſchiedenmalig abgebrannt und durch Plünderungen früherer Zeiten zerſtört, bedeutet es heute durch ſeinen gotiſchen Kreuzgang und ſeinen ſo un⸗ berührt dahinträumenden Kloſtergarten eine Sehenswürdig⸗ keit. Der zweite Stock zeigt noch einzelne Mönchszellen und verſchiedene früher als Refektorium uſw. verwandte Säle. Um die Kirche gruppieren ſich maleriſch die ehemalige „Leutekirche“(Kirche für das„gemeine“ Volk) 920 das ſogenannte„alte“ Schloß, ein herrlicher Fachwerkbau, der früher als Gäſtehaus des Klosters diente. Das Alpirsbacher Kloſter mit ſeiner Kirche zeugt in unſerer Zeit von vielwen⸗ diger alter Geſchichte. Es iſt nicht nur ein Schaudenkmal von unſchätzbarem Wert, ſondern gleichzeitig ein Wahrzeichen engeren heimatlichen Geschehens. f hedeiche Noch einmal drängt es uns, einen letzten Blick in den Kloſtergarten zu werfen. Er umfängt uns mit ſeiner Stille, die uns unwillkürlich in Bann zieht. Die herbſtlichen Strahlen der Sonne umſpielen das efeuumwucherte Gemäuer und laſ⸗ ſen die ornamentalen Verzierungen der Spitzbögen des Kreuz⸗ gangs in dunkler Silhouette erſcheinen. Leiſe plätſchert der Springbrunnen, und uns iſt es, als wolle er uns von vergan⸗ genen Zeiten erzählen. F „Hirſch tot!“ Von G. v. Groote, Forſtaſſeſſor im Landesjagdamt Baden „Um Aegidi tritt der Hirſch in die Brunft“, ſagt ein alter Waidſpruch. Der Aegidiustag iſt der erſte September. Nachdem die Hirſche im Juli ihr Geweih gefegt und die Feiſtzeit über, d. i Fettzeit, in der die reichlichen Gaben der Natur ſie haben Vorſorge treffen laſſen für die Anſtrengun⸗ gen der Brunftzeit und des folgenden Winters, ſehr heim⸗ lich geweſen ſind kommt im September allmählich Unruhe über das Wild. Die Hirſche, die in der Feiſtzeit allein oder in Rudeln von ausſchließlich männlichem Wild geſtanden haben, treten nun zum Kahlwild. Die Brunftzeit, deren Be⸗ inn ſich dem Jäger auch ſonſt ſichtbar in der Natur durch as Erſcheinen der Herbſtzeitloſen, die volle Rötung der Vogelbeeren, das Buntwerden des Laubes und die erſten Herbſtnebel kundtut, beginnt und damit die ſchönſte Zeit des Jahres für den Jäger. Die Jagd auf den ſchreienden Hirſch gilt mit Recht als der Höhepunkt deutſchen Waidwerkes, das die heutige Zeit zu bieten vermag. Deshalb heißt es auch in einem alten Jägerlied:„Und könnt' es Herbſt im ganzen Jahre bleiben, das wäre, was mein Herz begehrt.“ Außer zu der Zeit, wo alles ſprießt und grünt, packt nie im Jahr den Jäger, den das Schickſal irgendwie aus dem Walde fern⸗ an, 55 Sehnſucht nach ihm ſo ſtark wie zur Zeit der Hirſch⸗ runft. Ende September ſetzt ſie— mit kleinen Abweichungen je nach Wetter, Gegend und Höhenlage— mit vollem Be⸗ trieb ein und dauert noch etwa das erſte Drittel des Okto⸗ ber. Bei klarem Wetter werden die Nächte nun ſchon friſch, mag auch den Tag über die Sonne noch einmal warm ſchei⸗ nen. Jetzt hallen die Berge und Täler von der Abenddäm⸗ merung bis in die frühen, vom erſten Reif des Herbſtes ge⸗ zierten Vormittagsſtunden wider vom Liebes⸗ und Kampf⸗ ruf des Königs des Waldes. Wie überall in der unverfälſch⸗ ten Natur, gilt auch hier das Recht des Stärkſten, und man⸗ 1 muß dieſes Recht auf Leben und Tod erkämpft werden. Auf dem Brunftplatz herrſcht nur einer, der Platzhirſch, der über das Rudel Kahlwild, das er ſein eigen nennt, eifer⸗ ſüchtig wacht. In der Nähe drücken ſich in angemeſſener und ſicherer Entfernung die ſogenannten Beihirſche herum, die ſchwächeren die darauf hoffen, daß das Schickſal auch für ſie einen beſcheidenen Anteil von dem Reichtum des Platz⸗ hirſches abfallen läßt. Vielleicht wird dieſer ſich einmal ein brunftiges Stück beiſeite treiben und ſeine Aufmerkſamkeit auf das übrige Rudel vergeſſen. Dies alles iſt von einem wechſelvollen Schreien oder Röhren begleitet, das in feinen einzelnen Abwandlungen von dem Jäger mit den Bezeich⸗ nungen Grohner, Trenzer und vollem Schrei bezeichnet wird. Den Höhepunkt dieſes Konzerts bildet der Sprengruf, 55 1 85 wenn der Hirſch ein Tier oder auch einen Riva⸗ en treibt. Das Rotwild iſt in einem weiten Sinne an ſich ſtand⸗ orttreu. Nur in der Brunftzeit werden oft alte, ſtarke Hirſche von einem Wandertrieb erfaßt. Sie wechſeln dann zuwei⸗ len 20, 30 oder mehr Kilometer weit zu den Brunftplätzen, die meiſt durch eine Reihe von Jahren dieſelben bleiben. Taucht nun auf einem Brunftplatz ſo ein zugewanderter Einzelgänger auf, ſo nähert er ſich mit drohendem Kampf⸗ ruf dem Platzhirſch, der ebenſo antwortet. Nach längeren oder kürzeren Vorbereitungen durch gegenſeitiges An⸗ ſchreien, genau wie es bei den alten griechiſchen Helden war, kommt es dann zum Kampf. Dieſer Kampf um das Brunft⸗ rudel wird mit ſolcher Heftigkeit geführt, daß das Zuſam⸗ menpraſſeln der Geweihe oft Hunderte von Metern weit zu hören iſt. Das Kahlwild äugt dieſem Kampf ein wenig ver⸗ ängſtigt, aber intereſſiert zu. Hin und wieder iſt die Ent⸗ ſcheidung mit dem direkten Verenden des Beſiegten verbun⸗ den. Kommt vielleicht der Unterliegende, ehe er ſich geſchla⸗ gen gibt, zu Fall, ſo forkelt ihn der wütende Gegner zu Tode. Zuweilen aber auch flüchtet der Beſiegte und manch⸗ mal auch von zahlreichen Forkelſtichen verwundet, an denen er nachträglich verendet. Der Sieger aber ſchreit triumphie⸗ rend ſeinen Sieg in die kalte Nacht, daß ſein Atem wie eine leichte Wolke vor ihm hell im Mondenſchein ſteht. Doch auch über ihn warf das Schickſal bereits die Würfel. Beim er⸗ ſten Büchſenlicht fährt es ihm mit ſcharfem Knall ins Leben. Zu Tode getroffen, raſt der Recke in blinder Flucht, foweit ihn die letzten Kräfte kragen. Die erſten Strahlen der auf⸗ gehenden Sonne vergolden noch einmal die Krone des auch im Tode noch ſtolzen Königs, dem der Jäger nun den bruch⸗ geſchmückten Hut in der Hand die Totenwacht hält. Dann ziehen alle die genoſſenen Stunden noch einmal ſtill am Auge des Waidmanns vorbei und, wem richtiges Jägerblut in den Adern fließt, für den gibt es keine glückerfülltere Stunde, als dieſe Totenwacht beim geſtreckten Hirſch. Ju⸗ belnd verkündet ſchließlich der helle Hornruf über Berge und Täler das„Hirſch tot!“ Beſonders auffallend iſt die Widerſtandskraft des, wenn auch ins Leben getroffenen Brunfthirſches, der manchmal noch Hunderte von Metern geht, trotz Hochraſanz der moder⸗ nen Munition, ſtarker Pulverladungen und Durchſchlags⸗ kraft. Da iſt es dann höchſte Waidmannskunſt des hirſchge⸗ rechten Jägers mit dem Schweißhund den Hirſch vor dem Verludern zu retten. In manchmal ſtundenlanger, anſtren⸗ ender Arbeit durch Dick und Dünn führt der vierbeinige e agdgefährte ſeinen Herrn zum verendeten Wild oder ſtellt es nach friſcher fröhlicher Hetze und gibt Gelegenheit, einen Fangechuß anzubringen. Die Hirſchbrunft iſt die Zeit, in der der Jäger den größ⸗ ten Teil des Hirſchabſchuſſes erfüllen muß, da ſie dem Jäger einzigartig erfolgverſprechende Möglichkeiten der Bejagung bietet. Durch ihr Schreien rufen die Hirſche den Jäger ge⸗ radezu 5 an den einzelnen Stimmen kann er die Stärke der Hirſche ermeſſen. Ein humorvoller Dichter hat daher auch geſagt:„Alljährlich geht voll Unvernunft der Hirſch laut ſchreiend in die Brunft.“ 5 Mancher. Jäger, der Tauſende jährlich für die Pachtung eines Rotwildreviers ausgibt, kommt im Drange des täg⸗ lichen Lebens wenig dazu, dieſe teuer erkauften Freuden 7 genießen. Mit Mühe kann er ſich während der Hirſch⸗ runft zwei oder drei Tage frei machen, um ſich ſeinen Hir⸗ ſchen zu widmen. Vielleicht wird ihm in dieſer kurzen Zeit das Waidmannsheil beſchert. Doch da, als er gerade die beſten Ausſichten hat, daß es endlich klappen wird, kommt eine ahnungsloſe Städtergeſellſchaft daher, um das„Hirſch⸗ brüllen anzuhören Lieber Leſer, kannſt Du ermeſſen, was nun im Herzen des Jägers vorgeht? Von öffentlichen We⸗ gen, Wanderwegen und dergleichen läßt ſich das Röhren der Hirſche genau ſo gut anhören wie wenn man quer wald⸗ ein oder dem Pirſchgang nachrennt und ſo vielleicht dem in der Nähe befindlichen Jäger die einzige Chance verdirbt, das Rudel vergrämt, daß es ſeinen Stand ändert und damit vielleicht die Ausſicht auf den Lohn wochenlanger Mühen des Jägers, den Hirſch zu beſtätigen, zunichte macht.