1 6 Nr. 268 Neckar ⸗Bote(2. Blatt) Dienstag, 15. November 1938 Alemanniſche Kulturtagung Alemannen zu beiden Seiten des Rheins. Freiburg, 14. November. In dieſen Tagen findet hier die nunmehr bereits tra⸗ ditionelle„Alemanniſche Kulturtagung“ ſtatt, die in Form einer Jahresveranſtaltung die Verbundenheit betonen und vertiefen ſoll, die über die politiſchen Grenzen hinaus Ale⸗ mannentum in Deutſchland, der Schweiz und dem Elſaß kulturell zuſammenhält. Die Stadt Freiburg als Zentrum des deutſchen Alemannenlandes hat es als ihre Aufgabe angeſehen, ſich zum Träger aller Beſtrebungen zu machen, die dieſer alten Kulturverbundenheit Ausdruck geben und wieder aufleben laſſen wollen, was in der Ver⸗ gangenheit wieder mannigfache Früchte getragen hat. Die auch diesmal wieder ſtark angewachſene Beſucherzahl aus den alemanniſchen Landen diesseits und jenſeits der Grenzen zeigte, daß der der Tagung zugrundeliegende Ge⸗ danke feſte Wurzeln gefaßt hat. Unter den Erſchienenen be⸗ merkte man zum erſtenmal die Vertreter von Vorarlberg, die unter Führung des Bürgermeiſters von Bregenz gekommen waren und von der Verſammlung mit lebhafter Freude begrüßt wurden. Wie in jedem Jahre wurde die Tagung durch eine großangelegte Rede des Freiburger Ober⸗ bürgermeiſters Dr. Kerber eröffnet, der nach einer wohl⸗ durchdachten Darlegung der inneren Zuſammenhänge der volksdeutſchen Lebensforderungen mit dem politiſchen Ge⸗ ſchehen der letzten Monate das„überreizte Abwehrbedürfnis“ abtat, das gewiſſe Auslandskreiſe gegen die Einſtellung Groß⸗ deutſchlands zum Alemannentum zeigen. Es mag für den⸗ jenigen, der den Dingen ferner ſteht, beinahe ſeltſam wirken, daß auf ſolche Quertreiberejen immer wieder zurückgekommen wird, aber wir wiſſen, daß man gegen dieſe Voreingenom⸗ menheit ſtets erneut Front machen muß, weil nur zu leicht klarliegende Begebenheiten infolge ſolcher falſchen Auslegung ſchädlich wirken. Darum muß man Dr. Kerber dankbar ſein, daß er nochmals betonte, ſowohl gegenüber der Schweiz wie gegenüber Frankreich gelte das Wort des Führers, das die Integrität der politiſchen Grenzen bei den Nachbar⸗ ſtaaten feſtlegte.„Das muß genügen!“ Aber mit der Klarheit der politiſchen Linie iſt, ſo führte Dr. Kerber weiter aus, noch kein Vertrauensverhältnis an den Grenzen geſchaffen. Das ergibt ſich erſt dann, wenn man davon abſieht, künſtliche Gegenſätze in einer Landſchaft zu errichten, die ſeit Jahrtauſenden in kultureller Gemeinſchaft geſtanden hat.„Eine Beruhigung und eine vernünftige Neu⸗ ordnung gründet ſich nur auf dem Ausgleich der willkürlich erzeugten Spannungen, auf der internationalen Achtung vor den geopolitiſchen und völkiſchen Begebenheiten!“ Dem Be⸗ ſtreben, an dieſer Verſtändigung zu arbeiten, entſprang die Alemanniſche Kulturtagung. Dr. Kerber verſtand es, mit der Wärme der Ueberzeugung ſeinen und ſeiner Freunde ehr⸗ lichen Willen zu zeichnen und die Unabänderlichkeft kultureller Verbundenheit des Alemannentums krotz ſtaatspolitiſcher Ver⸗ ſchiedenheit darzutun, indem er u. a. ſagte:„Das Bewußt⸗ ſein, daß zu beiden Seiten des Rheines eine ale⸗ manniſche Heimat lebendig iſt, drängt ſich auf, wenn ihre Menſchen ſich ins Auge ſehen, wenn ſie in der Sprache ihrer Mutter miteinander reden, und wenn ſie ſich die Schätze ihrer gemeinſamen kulturellen Vergangenheit öffnen. Was erwieſe ſich ſo ſtark, um mit trennender Gewalt das auseinander zu reißen, was von Natur aus eines Weſens iſt? und„Am Rhein iſt die Vorausſetzung gegeben, daß die geſicherte poli⸗ tiſche Grenze ihre höhere Beſtimmung erfüllen kann, die eben darin liegt, die Menſchen, zumal die gleichen Blutes ſind, unbeſchadet ihrer ſtaatlichen Zugehörigkeit nicht zu trennen, ſondern zuſammenzuführen, damit ſie gemeinſam und im vernünftigen Ausgleich ihrer Worte die Idee der fried⸗ lichen Nachbarſchaft verwirklichen. Man muß Verſtändnis auf⸗ bringen für die Verſchiedenheit des politiſchen Geiſtes und einſehen, daß trotzdem oder gerade deswegen die Begegnung in dem Gefühl der Achtung und der Freundſchaft geſuͤcht wer⸗ den muß, zumal die Einheit des Volkstums zu einer gewiſ⸗ ſen Ueberwindung verpflichtet.“ Der Redner ſchloß ſeine mit ſtarkem Beifall aufgenommenen Ausführungen mit dem freu⸗ digen Bekenntnis zu der Aufgabe der alemanniſchen Lande, für die Schaffung eines gegenſeitigen Vertrauens gleichſam die ehrlichen Vermittler zu ſein. Dann ſchilderte der alemanniſche Dichter Bur te den in den Mittelpunkt der Tagung geſtellten, früh aus dem Leben geſchiedenen Dichter Emil Gött in einer Elegie in ſchwung⸗ voll gefaßten Hexametern als ſelbſtloſen Sucher des Lebens, der mit den unerbittlichen Sorgen des täglichen Daſeins rin⸗ gen mußte. Burte legte in ſeinen wuchtigen Verſen dar, wie Gött den Weg zur Anerkennung im Leben nicht zu Ende gehen konnte und wie er als„Einer, der baute am künftigen Münſter des Geiſtes“ erſt jetzt von ſeiner alemanniſchen Hei⸗ mat als beſter Sohn empfunden wird, der ſeinen deutſchen Weg gegangen iſt. Der Abend vereinte die Teilnehmer bei einer Feſtauf⸗ führung von Emil Gött's Luſtſpiel„Mauſerung“ im Gro⸗ zen Haus der Städtiſchen Bühnen. Eine neue Neckarbrücke Bei Neckargemünd dem Verkehr übergeben. Neckargemünd, 14. Nov. Nachdem das Land Baden der Entwicklung des Verkehrs in dieſem Jahre bereits mit der Fertigſtellung der beiden großen Rheinbrücken bei Marau und Speyer und der mächtigen Konſtanzer Rheinbrücke Rechnung getragen hat, übergab Miniſter⸗ präſident Köhler als vierten derartigen Bau die neue Neckarbrücke bei Neckargemünd feierlich dem Verkehr. In 170 Meter Länge ſpannt ſich der eiſerne Ueberbau, harmoniſch in die liebliche Neckartallandſchaft eingefügt, über den Strom. Nach der großartigen Induſtrie⸗ und Verkehrs⸗ entwicklung ſeit dem Umbruch und beſonders nach der voll⸗ ſtändigen Verkehrsumgeſtaltung durch Kraftwagen und Auto⸗ ſtraßen genügten die vorhandene alte Neckarbrücke und der Fährbetrieb nicht mehr den Anforderungen des neuzeitlichen Verkehrs, zumal es auch durch eine beſſere Verbehrslenkung weiteren Verkehrsunfällen vorzubeugen galt. Zunächſt hieß Bürgermeiſter Müßig die Gäſte herzlich in dem ſchönen Neckargemünd willkommen. Zum Milniſter⸗ präsidenten Köhler gewendet meldele er dieſem die Fertig⸗ ſtellung des Bauwerkes und bat, die Brücke dem Verkehr zu übergeben. Der humorvolle Richtſpruch eines Arbei⸗ ters im unverfälſchten Pfälziſch löſte lachenden Beifall aus. Baugeſchichtliches von der neuen Brücke teilte danach der Leiter der Miniſterialabteilung für Waſſer⸗ und Stra⸗ ßenbau, Miniſterialrat Spieß, Karlsruhe, in län⸗ geren Ausführungen mit. Als vor zehn Jahren die Kanali⸗ ſierung des Neckars in das Tal vorrückte, ergab ſich die Notwendigkeit, eine zweite Brücke zur Verbindung mit dem Stadtteil Kleingemünd zu erbauen, um die ſeit dem Jahre 1839 beſtehende„fliegende“ Fähre zu erſet⸗ zen. In früherer Zeit gab es zwiſchen Mannheim und Heilbronn nur zwei feſte Brücken, die in Heidel⸗ berg und die in Heilbronn. Der Handelsverkehr früherer Zeiten von den Städten des Franken⸗ und Schwabenlandes mit denen am Neckar und Rhein führte entlang dem Nek⸗ kar teils auf dem Fluß, teils auf den beiderſeitigen Land⸗ ſtraßen, rechts über Neckarelz Eberbach—Ziegelhauſen, links über Diedesheim—Wieſenbach— Neckargemünd, wobei man den damals dürftigen Zuſtand von Waſſerweg, Straße, Schiff und Fuhrwerk bedenken muß. Nachdem im zweiten Viertel des letzten Jahrhunderts mit der Korrektion des Nek⸗ kars und ſpäter durch die Erbauung einmal der Eiſenbahn über Neckargemünd— Meckesheim, dann jener über Neckar⸗ gemünd Eberbach der Verkehr ſich von Grund auf änderte, erleben wir nun in der heutigen Zeit eine erneute, vollſtändige Amgeſtaltung des Verkehrs durch den Kraftwagen und die Autobahnen neben der durch die Neckarkanaliſierung ent⸗ ſtandenen Großſchiffahrtsſtraße Mannheim— Heilbronn. Die lebhafte Entwicklung von Gewerbe, Induſtrie, Handel und Verkehr, verbunden mit dem Wachstum der Städte und Dör⸗ fer am Neckar führte naturgemäß mehr und mehr zur Ver⸗ bindung beider Ufer durch Brücken, und heute zählen wir zwiſchen Mannheim und Heilbronn die ſtattliche Anzahl von neunzehn Straßen⸗ und acht Eiſenbahnbrük⸗ ken, garnicht gerechnet die Stege für Fußgänger über die Wehre. Dann nahm Miniſterpräſident Köhler das Wort zu einer Anſprache. Die hieſige neue Neckarbrücke ſei das vierte Brückenbauwerk dieſes Jahres in Baden, das dem Verkehr übergeben werden könne. Er dankte allen am Werk Beteiligten und gedachte auch des Führers als des Mannes, der auf allen Gebieten in den letzten fünf Jahren ſo Segensreiches vollbracht habe. In das Bekennt⸗ nis zum Führer und in den Geſang der nationalen Lieder ſtimmten alle freudig ein. Der ſymboliſche Akt der Brückeneröffnung geſchah durch das Zerreißen des quergeſpannten Bandes, bei welcher Gelegenheit einige junge Mädels dem Miniſterpräſidenten Blumen überreichten. Während die Kirchenglocken läuteten und die auf dem Neckar liegenden Schiffe ihre Sirenen er⸗ tönen ließen, überſchritten der Miniſterpräſident und die Gäſte die Brücke und beſtiegen ein oberhalb der Brücke lie⸗ gendes Motorboot zu einer genußreichen Neckarfahrt. Es ſoll nicht unerwähnt bleiben, daß Miniſterialrat Spieß mit ehrenden Worten der drei Volksgen 19 7% gedachte, die bei dieſem Brückenbau ihr Leben gelaſſen haben und deren Andenken alle eine ſchweigende Weile widmeten. Profeſſor Filchner berichtet „Heute weiß ich, daß die Heimat hinter mir ſteht“. Berlin, 14. Nov. Die NS⸗Volkswohlfahrt, Gau Berlin, veranſtaltete einen Vortragsabend, auf dem der National⸗ preisträger Profeſſor Dr. Filchner über ſeine Forſchungs⸗ reiſen ſprach. Immer wieder unterbrachen die Zuhörer mit lebhaftem Beifall Profeſſor Filchner, wenn er in kurzen, knappen und treffenden Worten darlegte, wie es ihm nach ungeheuren Anſtrengungen gelungen ſei, Schwierkakeiten nach Schwierigkeiten zu überwinden und ſein geſtecktes Ziel zu erreichen. Welche Hinderniſſe zu überwinden waren, wird klar, wenn Profeſſor Filchner fagt, daß es ihm lieber geweſen ſei, mit einer Karawane den Rhein zu überqueren, als eines der vier bis fünf Meter breiten Flüßchen in der Tſaidam⸗Sumpfebene, zu deren Uebergang Stunden bend⸗ tigt wurden, da ſie ſtets grundloſe Lehmdecken hatten. Be⸗ ſonders gefahrvoll geſtaltete ſich für Profeſſor Filchner die monatelange Gefangenſchaft in Kotan, der Hauptſtadt des Staates Tungania. „Am Schluß ſeiner ſpannenden Darlegungen dankte Pro⸗ feſſor Filchner in herzlichen Worten dem Führer und rief unter Beifall der Zuhörer aus, daß er nun nach zehnmona⸗ tiger Ruhe mit Hilfe des Führers, der ihm für ſeine Unter⸗ nehmungen in Aſien die Mittel zur Verfügung geſtellt habe, programmgemäß ſeine wiſſenſchaftlichen Arbeiten fortſetzen könne. Es ſei dies das erſtemal in ſeinem Leben, daß er um die Sicherung ſeiner Expedition nicht beſorgt ſein müſſe. Heute wiſſe er, daß die Heimat hinter ihm ſtehe. Der Bedarf an Arbeitskräften Anhaltend ſtarke Nachfrage.— Die Entwicklung des Ar⸗ beitseinſazes im Oktober. Berlin, 14. November. Die Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeits⸗ loſenverſicherung teilt mit: Mit dem Wechſel der Jahres⸗ gain in den vergangenen Jahren im Oktober die Be⸗ chäftigung nachzulaſſen und die Zahl der Beſchäftigten zu ſinken. In dieſem Jahr iſt die Beſchäftigung im ganzen auf einen Stand von 20.8 Millionen angeſpannt geblieben, wenn ſie auch aus jahreszeitlichen Gründen in einzelnen Berufen und in einzelnen Bezirken leicht nachgelaſſen hat. Die Zahl der beſchäftigten Arbeiter und Angeſtellten wurde im Monat Oktober durch die aus dem Wehrdienſt und Arbeitsdienſt entlaſſenen Soldaten und Arbeitsdienſt⸗ männer beeinflußt Ferner ſind zahlreiche Sudetendeutſche, die Arbeit im Reich angenommen hatten, in ihre Heimat zurückgekehrt. Die anhaltend ſtarke Nachfrage nach Ar⸗ beitskräften hat wieder zu einer Junahme der Frauenarbeit geführt. Die Zahl der beſchäftigten Frauen hat im Oktober um 48 000 auf 6.6 Millonen zugenommen; im September betrug die Zunahme 25 000. Die Zahl der arbeitslosen Frauen hat im Berichtsmonat noch um 1400 abgenommen, während die Zahl der arbeitsloſen Männer um 9400 auf 103 000 geſtiegen iſt, von denen jedoch nur 14000 voll ein⸗ ſatzfähig ſind. Die Arbeitsleiſtung iſt im Oktober noch ge⸗ ſtiegen. Da die Vermehrung der Beſchäftigten, insbeſondere der Stadtarbeiter, auf Schwierigkeiten ſtößt, mußte die Arbeitszeit verlängert werden, um die geſtellten Aufgaben erledigen zu können. Der Oktober. eine lebhafte, durch den Arbeits⸗ einſatz zu lenkende Bewegung der Arbeitskräfte. Bel der großen Nachfrage war es nicht ſchwierig, die enklaſſenen Soldaten und Arbeitsdienſtmänner in Arbeitsſtellen unterzubringen. Dabei zeigte es ſich, daß ein Teil der Soldaten nicht an die Arbeit zurückkehrte, die ſie vor dem Wehrdienſt ausgeübt hatten. Die Eiſen⸗ und Metallinduſtrie und die Maſchineninduſtrie, dazu auch das Baugewerbe, haben eine große Anziehungskraft auf ſſe ausgeübt. In anderen Wirtſchaftszweigen nimmt durch den Ab⸗ 15 von Arbeitskräften der Arbeitermangel zu. Es war chwierig, Arbeiter für die 5 5 Kartoffel- und Rübenernke und für die einſetzende Arbeit in den Zuckerfabriken zu 11 Für die Hackfruchternte ſtellten ſich Schüler, HJ. rbeitsdienſtmännec und Soldaten zur Verfügung. Man⸗ che Betriebe haben Erntehelfer beurlaubt. Die Zuckerfabri⸗ ken konnten in früheren Jahren zahlreiche Arbeitskräfte aus dem Baugewerbe übernehmen. Die Zuckerfabriken haben die Arbeitszeit verlängert und anſtelle der drei Schichten die Arbeit in zwei Schichten eingeführt. Ein weiterer Arbeiterbedarf entſtand mit dem ein⸗ ſetzenden Holzeinſchlag in den Forſten. Im Bekleidungsgewerbe tritt jetzt in der Hauptarbeitszeit der Mangel an gelernten Arbeitern und Arbeiterinnen deutlich hervor. Die Textil⸗ induſtrie klagt über Mangel an Nachwuchskräften. Die 1 sbahn hat Nachwuchskräfte in größerer Zahl ein⸗ geſtellt. In der Oſtmark hat die Zahl der Arbeitsloſen auf 106 500 zugenommen In den an Oeſterreich angrenzenden 1 Gebieten wurden 6700 Arbeitsloſe gezählt. m Sudetenland konnten im Oktober 20 000 Arbeitsloſe in Arbeit gebracht werden; die vorläufig feſtgeſtellte Zahl der Arbeitsloſen beträgt hier rund 200 000. Der Einmarſch in Oroſeka. Der Einzug der ungariſchen Truppen. f bild Mit Blumen und Fahnen werden die ungariſchen Truppen bei ihrem Einzug in die nach dem Wiener Schiedsſpruch befreiten Gebiete von der Bevölkerung begrüßt Unſer Bild: Ole iſchecho⸗ſlowatiſchungariſche Grenze nach dem Schledsſpruch Oppeln 2 05 55 „ 7* 8, He buß bn, Aelünbeng 5 All, lei, 2 2 Olmüg e 7 Hulu 9. N 5 725 hrünn 8 bin, 3 0 1 2 3 5 D 0 * G DEU FSE FEE * 1 Weltbild(M) DEU SEE gelten g Java dein. ole E E ee. 3 7 7+ Henle e N 3 Farben Lelit — Ne, VVV lo. Queen o Ion ahl, Cel 5 ee dms bin eee lille land, nenten Suleuluo lhnen ee egen SBagun, 5 a 8 Heſofenbefnfsfung, 5 35ͤ 2 e Kl, ubtn o Cunls 8 1 Sol Anbau Hl gane Saif 23 „ 1 uselt 2 Mikkolez ellen 80 1 5— 2 0 7* G bebrecren I U, EA. Sue, 5 „ 2— 7 20 f. Das Geheimnis der Boothia Felix Eine ſeltſame Naturkraft.— Rieſenmagnet Erde. Die letzte Filchner⸗Expedition nach Zentralaſien und die bevorſtehende neue Reiſe des deutſchen Forſchers nach Aſien galt bzw. dient der Vermeſſung erdmagnetiſcher Werte. Erdmagnetismus? Viele werden ſich fragen: Weshalb eine ſolche intenſive, gefahrvolle und ſchließlich auch koſt⸗ ſpielige Beſchäftigung mit einer Erſcheinung, die nicht einmal jeder dem Namen nach kennt? Tatſächlich iſt die Erforſchung des Erdmagnetismus bzw. ein Vertiefen in ſeine Geſetze eine noch junge Wiſſenſchaft, wenngleich die Kraft des Erdmagnetismus ſeit mehreren tauſend Jahren bekannt iſt. Kaum aber ein Dutzend Menſchen hat ſich, ſoviel wir wiſſen, in dieſem Zeitraum ernſthaft um eine nähere Verfolgung der geheimnisvollen Erdkraft Mühe gemacht. Und doch iſt dieſe Forſchung außerordentlich wich⸗ tig, reicht doch, wie wir heute wiſſen, die Wirkung des erdmagnetiſchen Feldes, das heißt, jener Kraftſtrahlen, welche die Erde umhüllen und von Pol zu Pol gehen, ſelbſt viele tauſend Kilometer über die Erde hinaus. Schließlich kann man aus den Abweichungen von dem zu erwartenden Wert der Feldſtärke an einem beſtimmten Ort der Erde ſogar auf die Zuſammenſetzung des Untergrun⸗ des der Erdrinde ſchließen, damit aber auch auf aus⸗ gedehnte Erzlager. Die Wiſſenſchaft nennt ſolche Abwei⸗ chungen„Feldſtärke-Anormalien“. Wir ſehen, daß der Erforſchung und genauen Ver⸗ meſſung des erdmagnetiſchen Feldes nicht nur eine theoretiſch-wiſſenſchaftliche, ſondern auch hohe praktiſche Bedeutung zukommt. Der eigentliche Urſprungsort der magnetiſchen Kraft der Erde iſt der magnetiſche Südpol, der ſich auf der Halbinſel Boothia Felix befindet. Hier iſt die Quelle der auch im Lichte der heutigen Wiſſenſchaft noch faſt myſtiſchen Naturkraft. Aus dem magnetiſchen Pol der Erde quellen die Kraftlinien heraus, die ſich in rie⸗ ſigen Kreiſen zum magnetiſchen Nordpol bewegen. Magnete, das heißt, Stahlgebilde mit einer uns un⸗ erklärlichen inneren Kraft, kennen wir alle. Sie ſind uns nicht zuletzt durch die Lautſprechermagnete bekannt gewor⸗ den. Mit einem ſolchen Magneten iſt auch die Erde ver⸗ gleichbar; ſie iſt ein Rieſenſtahlmagnet mit dem unvor⸗ ſtellbaren Gewicht von 5977 Trillionen Tonnen, eine Zahl, die ſich leicht aus dem Kubikinhalt des Erdballs und ſeiner mittleren Dichte von 5,52 berechnen läßt. Wie jeder Magnet hat auch die Erde zwei Pole, die ſich in der Nähe der geographiſchen Pole befinden. Von den wenigen For⸗ ſchern, die ſich in früheren Jahren die Mühe gemacht haben, zu den Quellen des Erdmagnetismus vorzudrin⸗ gen, iſt beſonders Kapitän Amundſen zu nennen, der den bemerkenswerten Satz geprägt hat:„Der Magnetismus iſt weſentlicher und wunderbarer als die Elektrizität, aber wir wiſſen nur wenig davon.“ Der hervorragendſte For⸗ ſcher iſt zweifelsohne der Göttinger Phyſikprofeſſor Gauß, nach dem die Einheit der magnetiſchen Feldſtärke benannt iſt. Deutſchländ iſt im Kampf um die Löſung der Gehelmt⸗ niſſe des Erdmagnetismus nicht nur durch den Mathema⸗ tiker Gauß an erſter Stelle beteiligt, ſondern auch durch eine Reihe erfolgreicher Expeditionen, die immer wieder mit feinen Inſtrumenten in harter Arbeit unter Einſatz des Lebens der Wiſſenſchaftler die Erforſchung dieſer geheimnisvollen Naturkraft betreiben. Als Schiller verriſſen wurde Widerſprüche im„Wallenſtein“.—„Emilia Galotti“ hatte eine Fortſetzung.— Ein intereſſantes Kapitel Literatur⸗ geſchichte. Wenige werden wiſſen, daß im Jahre 1815, alſo 43 Jahre nach dem Erſcheinen der„Emilia Galotti“, ein Stück veröffentlicht wurde, das die Handlung des Leſſing⸗ ſchen Dramas fortſetzte. Es hieß„Orſina“, Trauerſpiel in fünf Akten, ſein Verfaſſer war der Freiherr Guſtav Anton von Seckendorff, damals Profeſſor der Philoſophie und Aeſthetik am Braunſchweiger Carolinum, der unter dem Decknamen Patrick Peale auch in der Theaterwelt bekannt war. Er ſchrieb dieſes„Folgeſtück“ für die Ber⸗ liner Bühnen, und Iffland ſollte darin eine große Rolle, die des Kanzlers Grimaldi, ſpielen. Das Stück erzählt nun, daß Odoardo, der„Emilia“ erdolcht hatte, irrſinnig, und daß ſeine Gemahlin heimlich umgebracht wurde, während Marinelli nach Piacenza entfloh. Die Gräfin Orſina hatte ſich mit Grimaldi, dem Kanzler des Prinzen, verheiratet, und auch der Prinz ſelbſt hatte eine Ehe geſchloſſen mit Conſtanzia, einer Prinzeſſin von Maſſa. Orſinas Herz ſtrebte noch immer nach Rache. Sie verbündete ſich zu dieſem Zweck mit einem Bruder des Grafen Appiani. Während dieſer zögerte, da er ſich in Orſinas Tochter Julietta verliebt hatte, bringt die Gräfin einen eigens dazu erfundenen Marcheſe Montaggio durch eine geſchickt inſzenierte Be⸗ leidigungskomödie dazu, ein Attentat auf den Prinzen auszuführen. Es mißlingt, Gräfin Orſina gibt ſich den Tod, und zwar mit demſelben Dolch, mit dem einſt Odoardo ſeine Tochter getötet hatte. So alſo hätte die Fortſetzung der„Emilia Galotti“ ausgeſehen. Doch Iffland, der ſich für das Stück inter⸗ eſſierte, ſtarb noch vor Vollendung des Dramas, ſo daß dieſes nicht zur Aufführung kam und ſich nur als Kurio⸗ ſum in der Literaturgeſchichte erhalten hat. Nach dem 22. November 1784 erſchien in der„Voſſi⸗ ſchen Zeitung“ folgende Theaterkritik:„Wieder einmal ein Produkt, das unſeren Zeiten— Schande macht. Mit welcher Stirn kann ein Menſch doch ſolch einen Unſinn ſchreiben und drucken laſſen, und wie muß es in deſſen Kopf und Herz ausſehen, der ſolche Geburten ſeines Geiſtes mit Wohlgefallen betrachten kann! Doch wir wol⸗ len nicht deklamieren. Wer 167 Seiten voll ekelhafter Wiederholungen, gottesläſterliche Ausdrücke, wo ein Geck um ein dummes, affektiertes Mädchen mit der Vorſicht Die A uferstehung des Nr. Tree Der Polizetarzt, dem die Frage galt, gab hierauf der Ueberzeugung Ausdruck, die Tat dürfte eheſtens um zehn Uhr nachts ausgeführt worden ſein. „Somit bleibt als weiteſter Spielraum die Zeit von ehn bis zwei Uhr“, fuhr Kommiſſar Fitzner in ſeiner Rede fort,„was noch durch die Ausſage der Köchin, ſie habe gegen elf Uhr im Mordzimmer über ſich einen Fall gehört, bekräftigt wird. Miß Adlercreuz, deren Angaben jedoch mit Vorſicht aufzunehmen ſind, ſagte gleichfalls beim Ver⸗ hör, ſie wäre um elf Uhr durch einen Schrei erwacht. Jedenfalls verließ Mr. Eugene Taylor ſchon vorher Por⸗ ters Hall, und es iſt ihm gelungen, für die übrige Zeit der Nacht ein lückenloſes Alibi nachzuweiſen. Er befand ſich nämlich von zehn Uhr abends bis drei Uhr morgens in ſeinem Club. Demnach kommt er als Mörder nicht in Betracht, doch bleibt immerhin die Möglichkeit, daß er es war, der den Täter gedungen und ihm durch genaue An⸗ weiſungen den Weg gezeigt hat.“ „Und den Rückweg durchs Schlüſſelloch“, Polizeipräſident ein. Kommiſſar Fitzner ſeufzte, trank einen Schluck Waſſer und ſprach weiter: „Käme der Bruder als Täter oder Anſtifter nicht in Frage, weshalb wurde dann der Arzt Dr. Taylor ermor⸗ det? Gewinnſüchtige Gründe können es nicht geweſen ſein, die den Mörder dazu veranlaßten, zumal der Arzt kein eigenes Vermögen hinterläßt. Was die Mordnacht anbelangt, ſo iſt anzunehmen, daß der Mörder beim Ein⸗ tritt in das Arbeitszimmer von der Anweſenheit des Dr. Taylor noch nichts gewußt hat und ihn kurz entſchloſſen niederſchlug, als er ſich ihm gegenüber ſah. Nun kommen wir zum Diener Stone. Sein Vorleben iſt gänzlich ein⸗ wandfrei. Er war gewiſſermaßen der Vertraute ſeines Herrn, wurde von dieſem Chef großzügig entlohnt und verfügt bereits ſelbſt über ein ſtattliches Vermögen. Außer⸗ dem wurde er in dem Teſtament, das ſich beim Notar be⸗ findet, mit einem anſehnlichen Legat bedacht, ſo daß ihm ein ſorgenfreier Lebensabend geſichert wäre. Stone hat ſich in höchſtem Grade verdächtig gemacht. Warum aber ſollte er Dr. Taylor ermordet haben? Inſpektor Barton wurde Zeuge, wie Stone Eugene Taylor ins Geſicht ſchlug und ihn als einen Mordbuben bezeichnete. Entweder be⸗ deutet dies vom Diener ein wohldurchdachtes Manöver, durch das er entlaſtet ſein wollte, oder er bezichtigte ernſt⸗ lich den jungen Mann des Mordes. Warum weigert er ſich dann, der Polizei darüber Angaben zu machen? Wie dem auch ſei, ſicher iſt, daß Stone und Taylor nicht unter einer Decke ſtecken. Durch geſchickte Fragenſtellung des Inſpektors Barton verwickelte ſich der Diener in ſchwere Widerſprüche, aus denen glatt hervorgeht, er müſſe an dieſer Geſchichte irgendwie beteiligt ſein. Auch Miß Adler⸗ creuz belaſtet ihn, denn ſie behauptet, die Klingel in ſeinem Zimmer ſchellen und bald darauf jemanden die Treppe hinaufgehen gehört zu haben. Dieſe Ausſage ſcheint je⸗ doch widerlegt, da der Fingerabdruck auf dem Taſter noch von Mr. Tree ſtammt und Tote bekanntlich nicht läuten. Damit will ich nur ſagen, Miß Adlercreuz ſucht Stone zu belaſten und es iſt daher ein Bündnis zwiſchen beiden nicht wahrſcheinlich, obwohl es faſt danach ausſah, als Barton auf den Strauch klopfte und meinte, es könnte ſo⸗ wohl dem Diener wie Miß Adlerereuz den Kragen koſten, wenn das zweite Teſtament zufällig zugunſten der jungen Dame lauten ſollte. Im Gegenſatz zu den Ausſagen der Miß Adlercreuz behauptet Stone, in der Mordnacht nur einmal, und zwar gegen elf Uhr durch ein Geräuſch am ROMAN VON RALPH URBAN warf der 8 Haustor geweckt worden zu ſein, von dem er annahm, daß es vom Aufſchließen der Tür durch den heimgehenden Dr. Taylor herrühre. Der Diener hat ſich im Verlauf des geſtrigen Montags durch ſein merkwürdiges Verhalten wieder belaſtet. Ich gab Order, ihn tun zu laſſen, was ihm beliebte, aber alle ſeine Schritte deſto ſchärfer zu beobachten. Leider verſagte dabei die maßgebende Stelle. Da ich wie ſtets den Fall vom Schreibtiſch behandle, um von hier aus alle Fäden in der Hand zu behalten, kann ich nicht ſelbſt jedem Verdächtigen nachlaufen. Ich habe hierzu die mir untergeordneten lungen.“ Oberinſpektor Robin, dem dieſe Naſe galt, zog das Genick ein und verſuchte ſich zu verteidigen. „Ich beauftragte zwei der erfahrenſten Sergeanten von der Ueberwachungsabteilung, den Diener Stone zu beob⸗ achten, falls er Porters Hall verließe. Sobald geſtern vom Sergeanten Cock, der draußen am Tatort geblieben war, die telephoniſche Meldung auf der Poltzeiſtation von Wembley eintraf, daß der Diener das Haus verlaſſen hätte, begaben ſich die beiden von mir beauftragten Be⸗ amten nach der Bahnſtation, auf der Stone alsbald ein⸗ traf. Die Sergeanten folgten ihm unauffällig nach Lon⸗ don, wo er ſofort zur Bank von England ging und dort einen Scheck, der noch vom verſtorbenen Mr. Tree unter⸗ zeichnet war, vorlegte. Da die Anweiſung auf den Namen des Dieners ausgeſtellt war und die Unterſchrift ſich als echt erwies, bekam er den ſtattlichen Betrag von fünfzehn⸗ hundert Pfund anſtandslos ausbezahlt. Hierauf mietete er eine Autodroſchke und fuhr zwei Stunden lang kreuz und quer durch London. Die beiden Sergeanten, die ihm vorſichtshalber jeder in einer anderen Taxe folgten, blieben hart hinter ihm, bis es dem Diener endlich gelang, bei einer Straßenkreuzung noch raſch über das Haltezeichen zu kommen und ſich ſo der Verfolgung zu entziehen.“ „„Ich würde viel dafür geben“, ärgerte ſich Kommiſſar Fitzner,„wenn der Ueberwachungsdienſt nicht verſagt hätte und ich wüßte, was Stone mit den fünfzehnhundert Pfund anfing und wo er ſich bis um zwei Uhr am Morgen herumtrieb, um welche Zeit er erſt mit einer Mietdroſchke in Porters Hall eintraf.“ „Vielleicht hat er die Flucht vorbereitet“, meinte Ober⸗ kommiſſar Maxwell, der Ehef der Kriminalabteilung„B' „Es ſieht ſo aus“, ſagte hierauf Oberinſpektor Robin, „es wäre vielleicht angezeigt, ihn gleich zu verhaften.“ „Ich bin entſchieden dagegen“, erklärte mit Beſtimmt⸗ heit Kommiſſar Fitzner.„Wenn er flüchten will, dann iſt er zumindeſt der Mitſchuld überführt und wir ſind ſeiner bald habhaft. Außerdem hält er das Teſtament. das une viel Aufſchlüſſe geben könnte, angeblich verſteckt. Er ver⸗ ſprach, es bei der morgen in Wembley ſtattfindenden Leichenſchau dem Kronrichter zu übergeben. Daher ſchlage ich vor, heute noch von der Verhaftung abzuſehen und dieſe erſt morgen der Jury vorzuſchlagen.“ Da Oberkommiſſar Maxwell beifällig nickte, war Ober⸗ inſpektor Robin damit in Grund und Boden geſtimmt. Der Oberſt enthielt ſich jeder Meinungsäußerung, wandte ſich aber zur Ueberraſchung aller an Inſpektor Barton mit der Frage:„Was ſagen Sie dazu. Barton?“ Der Detektiv ſprang von ſeinem Sitz und antwortete in ſtrammer Haltung:„Ich würde Stone ſofort verhaften.“ Vom Kommiſſar Fitzner trug ihm dieſe Meinungs⸗ äußerung einen ſtrafenden Blick ein, der Oberkommiſſar ſchüttelte mißbilligend das Haupt. Oberinſpektor Robin feixte anerkennend und boshaft, und der Polizeipräſident von London fragte:„Warum?“ „Der Mann könnte ſterben, noch ehe die Jury morgen tagt“, lautete die ernſte Antwort Bartons. „Das kann er auch, wenn wir ihn verhaften“, erklärte der Oberkommiſſar, womit der Fall vorläufig erledigt war. Dann ergriff Kommiſſar Fitzner wieder das Wort. 7 D- rechter und doll Traſſen, Pöberhaften Wißzen der mitden ſtändlichen Galimathias durchleſen kann und mag— der prüfe ſelbſt. So ſchreiben, heißt Geſchmack und geſunde Kritik mit Füßen treten, und darin hatte der Verfaſſer diesmal ſich ſelbſt übertroffen. Aus einigen Szenen hätte was werden können, aber alles, was dieſer Verfaſſer angreift, wird unter ſeinen Händen zu Schaum und Glas.“ Der das geſchrieben hat, war ein Redakteur Karl Philipp Moritz, und der ſo gründlich von ihm verriſſen wurde, war Schiller, deſſen„Kabale und Liebe“ an dem obengenannten Tage in Berlin zur erſten Aufführung gekommen war. Ein Treppenwitz der Literaturgeſchichte wollte es, daf ſpäter zwiſchen den beiden— Moritz galt in Berlin als eine literariſche Perſönlichkeit— ſogar eine— Freund, ſchaft entſtand. Unter dem Titel„Literariſche Widerſprüche“ wurde auch einmal Schillers„Wallenſtein“ geprüft, und dieß Unterſuchung ſtellte mancherlei Irrtümer feſt. Zum Bei ſpiel wird die Frage, ob Wallenſtein ſeinen Truppen den Sold pünktlich bezahlte, bei Schiller einige Male ganz anders beantwortet. Im 11. Auftritt des„Lagers“ mur der Trompeter:„Hat man uns nicht ſeit vierzig Wo⸗ chen— die Löhnung immer umſonſt verſprochen?“ Daß die Löhnung dem Heer ſchon lange fehlte, ſtellte auch Buttler im zweiten Aufzug der„Piccolomini“ auf eine Frage Wallenſteins feſt:„Ein Jahr ſchon fehlt die Löh⸗ nung.“ Das wären alſo mehr als die vierzig Wochen des Trompeters. Der Wachtmeiſter hingegen erzählt im zweiten Auftritt des„Lagers“, daß die Truppe ſogar die doppelte Löhnung erhalten hätte:„Meinſt du, man habe uns ohne Grund— heute die doppelte Löhnung gege⸗ ben—, nur daß wir flott und luſtig leben?“ Einen zweiten Widerſpruch fanden die Literaturpro⸗ feſſoren im Alter Wallenſteins. Dem„ſchon im Hafen befindlichen„alten Manne“ Gordon gegenüber bezeichne ſich Wallenſtein ſelbſt als„Jüngling“ und ſpricht vo ſeinem eigenen„braunen Scheitelhaar“. Zu den Pappeſ⸗ heimer Küraſſieren jedoch ſpricht Wallenſtein anders „Seht, auf dieſe Bruſt zielt man, nach dieſem greiſen Haupte.“ Dieſem„greiſen Haupte“ will„der kaiſerliche Jüngling“ den Oelzweig entwinden und„ſich in die blonden Knabenhaare flechten“. Auch der militäriſche Rang des Rittmeiſters Nel mann ſteht bei Schiller nicht eindeutig feſt. Im Perſo, nenverzeichnis wird er als Rittmeiſter aufgeführt, wäh rend er in der Gaſtmahlsſzene(„Piccolomini“, 4. Al vom Kellermeiſter os„Herr Leutnant“ angeredet wird Schließlich iſt der„Blitzableiter“, von dem in Schil⸗ lers„Wallenſtein“ geſprochen wird, ohne Zweifel ein Anachronismus. Denn er konnte im 17. Jahrhundert zu Zeit Wallenſteins noch nicht bekannt ſein, da Frankliſ erſt 1752 die elektriſche Natur des Blitzes nachgewieſeg und die heutige Form des Blitzableiters erfunden hat. Das ſind ſo kleine Widerſprüche, die ſelbſt einem Genie unterlaufen können. FFVVVVVVFVTCVCVCVCCCCbCCGCGCbGbCbGbGGCGbGTGTGPbPTGTCbGTGTGTGTPbGVGTbTVTVTVTVTVPVVVVVVVUVVVVVVVVVVCVVVCVVVCVVCVCVCVVVCVUVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVXVÄ1Ä—ÄÄ—Ä—ÄÄ—ÄXÄ—Ä—W—W—ÄW—ÄW—Ä—AÄ—AÄA—A—AÄAA „Jetzt kommt noch Miß Adlercreuz an die Reihe“, be⸗ gann er und kramte in dem Stoß Papieren vor ſich an Tiſch, bis er das geſuchte Depeſchenformular gefunden hatte,„Hier iſt die Auskunft von der Stockholmer Polizei Sie telegraphiert:„Nachteiliges liegt hierorts gegen nach gefragte Perſon nicht vor.“ „Einmal ein Mordfall, bei dem alle Verdächtigten bis her unbeſcholten ſind“, warf der Oberkommiſſar mit be⸗ lobendem Unterton in der Stimme ein. „Am ſo merkwürdiger iſt jener Brief“, ſagte ſpöttiſch Fitzner, zog ein Papier hervor und ſtemmte den Zeige⸗ finger darauf.„Dies iſt die Abſchrift und Ueberſetzung eines Schreibens, das geſtern abend aufgegeben wurde Es wurde mir ſofort überbracht. Ich ließ es von unſeren Fachmann ſachgemäß öffnen, den Inhalt abſchreiben und überſetzen und den Brief wieder zukleben, ſo daß er heute mit der Morgenpoſt Miß Adlercreuz ordnungsgemäß zu⸗ geſtellt wird.“ Nun verlas der Kommiſſar die Veberſetzung jene Schreibens, das vom Sonntag datiert und in London auf gegeben war: „Liebſte Greta, letzte Nacht vergaß ich in der Eile, Dir noch eine Mit teilung zu machen. Werde Dir ſehr dankbar ſein, wen Du Donnerstag um ſechs Uhr abends nach London an die bewußte Stelle kommſt. Vielleicht kannſt Du mir da ſchoß Beſprochenes mitbringen. Wembley iſt nicht ratſam, di ich geſehen wurde. Es grüßt Dich Dein Nils.“ Eine Welle der Bewegung lief um den grünen Tit herum, als Fitzner die Abſchrift verleſen hatte. Auf Barto machte ſie ſolchen Eindruck, daß er zum erſtenmal in ſeinen ganzen Dienſtzeit die Beherrſchung verlor und die Fauf auf den Tiſch hieb, was ihm mehrere erſtaunte Blicke ein trug. „Jawohl, der Mann wurde geſehen“, fuhr der Kom, miſſar mit der Geſte des Siegers fort.„Es iſt jene ver dächtige Geſtalt, die ſich am Sonnabend vor dem Parktot des Mordhauſes herumtrieb und von dem zweiten Stuben mädchen und der Küchenmagd bemerkt wurde. Derſelbe Mann war es auch, der eine Stunde vorher die Inhaberin eines Milchgeſchäftes in Wembley um den Weg nach Pon ters Hall befragte, und er fiel auch den Bahnbeamten vol Wembley vor dem Abgana des letzten Zuges nach Londof auf, weil er ſehr ſchlecht gekleidet war und ein ſcheues Ge⸗ haben verriet. Ich habe dieſe Nachforſchungen unabhängig vom Vorgehen der Mordkommiſſion„B“ angeſtellt. Dieſe⸗ Mann und Miß Adlercreuz ſind im höchſten Grad ver dächtig. Es dürfte ſich um einen Landsmann des Mäd chens handeln, der in London nicht gemeldet iſt, denn i der Fremdenliſte iſt kein Schwede eingetragen, der dei Rufnamen Nils führt und mit jener Perſon in Verbil dung gebracht werden könnte Vielleicht iſt die Anterſchriſ auch nur ein Deckname. Ich ſchlage daher vor, Miß Adlel creuz vorläufig unter ſcharfe Beobachtung zu ſtellen und ſt am Donnerstag beim Stelldichein ſamt ihrem düſteren Kavalier zu verhaften.“ Kommiſſar Fitzner führte nun nochmals die Punkte aß die Miß Adlercreuz ſchwer belaſteten. Hierauf wurde di Sitzung geſchloſſen. Robin ging mit ſeinem Inſpektor den langen Gan nach den Amtsräumen der Mordkommiſſion„B“ hinübel Dabei machte der Oberinſpektor ſeinem Grimm Luft „Dieſer Kommiſſar Fitzner benützt jede Gelegenheit, un uns beim Alten unmöglich zu machen. Es iſt gerade abſcheulich, wie er uns wieder in den Rücken gefallen il Ein weiteres Zuſammenarbeiten mit ihm als unſerel Vorgeſetzten iſt unmöglich, und dieſer Fall wird die Ent ſcheidung bringen, wer geht: Er oder wir beide, Bartoß Sie und ich.“ „Schätze, er wird gehen“, entgegnete Barton gelaſſe und trat in ſein Büro ein. l 5 1b T. 2 A„.„ n Cc A K