R 9 N nnn nnn N 1 n de 9 D Nr. 269 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Donnerstag. 17 November 1938 ſeunauds IDieiichaftaplan Das von der franzöſiſchen Regierung eingeleitete Sa⸗ nierungswerk, das im weſentlichen auf den Ideen des Fi⸗ nanzminiſters Paul Reynaud aufgebaut iſt, zielt, wie auch in zwei Anſprachen des Staatsoberhauptes und des Miniſterpräſidenten auf einem Bankett für die Kriegsteil⸗ nehmer noch einmal hervorgehoben wurde, auf eine Stei⸗ gerung der Produktion hin und bedeutet insgeſamt eine Wiederaufnahme der liberalen Wirtſchaftsmethoden. Die erſte Liſte der inzwiſchen veröffentlichten Notverord⸗ nungen enthält u. a.: Dekrete für die Arbeitsdauer, über die Arbeitszeit bei den Eiſenbahnen, ein Dekret, das ſich auf Abänderungen in dem Verſöhnungs⸗ und Schiedsverfah⸗ ren bezieht, ein weiteres über Abänderungen des bezahlten Urlaubs, eines über das Statut der Arbeiter⸗ und Bergar⸗ beiterobmänner(Delegierten), ferner über Sühnemaßnah⸗ men für Verſtöße gegen die Reglementierung der Arbeits⸗ dauer, über die Verweigerung von Ueberſtunden in den Induſtriezweigen der Landes verteidigung, ein Dekret über den Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit beſonders durch Be⸗ rufserziehung und Umſchulung und eins, das eine neue Regelung der Familienzulagen einführt mit dem Ziel der Hebung der Geburtenziffer und ſchließlich eins über die Preisregelung. Zwei Verordnungen, die die Regelung des Marktwe⸗ ſens in den Gemeinden und Städten beſtimmen, folgt dann eine unter der Sammelüberſchrift„Fin anzdekrete“ zuſammengefaßte Reihe von Notverordnungen: Neubewer⸗ tung des Goldvorrates in der Bank von Algerien und in den Kolonialbanken, ein Dekret, das ſich auf die Ausgabe von Schatzanweiſungen und Wertpapieren mit Staatsga⸗ rantie bezieht, ein weiteres, das die Rückkehr zum gemei⸗ nen Recht für Hypothekenſchulden vorſieht, ferner über die Koordinierung des Transportweſens und über die Verein⸗ heitlichung des Transportweſens von Groß⸗Paris. Weitere Verordnungen befaſſen ſich mit der Aufbeſſe⸗ rung der Beamtengehälter und Penſionsempfän⸗ ger, wofür ein Geſamtkredit von 1,8 Milliarden Franken bewilligt wird, ſowie mit der Abſchaffung der National⸗ lotterie ab 1. Januar 1940. Ein Dekret behandelt den Kampf gegen die Steuerhinterziehung, ein anderes die Heraufſetzung der Verkehrstarife der Untergrund⸗ bahnen und der Pariſer Autobusgeſellſchaft. Ein anderes Dekret befaßt ſich mit der Bewilligung des Haushalts der örtlichen Gemeinden, und eines ſchließlich mit der Kontrolle der Eiſenbahnen. Ein weiteres Dekret ordnet die Neubewertung und Re⸗ valvation des Goldbeſtandes der Bank von Frankreich auf der Grundlage von 170 Franken für 1 Pfund Sterling an. Ein Dekret betrifft die Schaffung eines Ausſchuſſes zur Verwaltungsreorganiſation, ein anderes ſieht eine Reviſion des bisherigen Programms für große öffentliche Arbeiten vor. Ein Dekret betrifft die Einführung gewiſſer Steuer⸗ maßnahmen: a) eine außerordentliche nationale Kon⸗ tribution von 2 v. H. auf alle Berufseinkommen, b) Erhö⸗ hung der Steuerſätze für das Einkommen und für die mo⸗ bilen Werte, c) der Satz für die Lohnſteuer wird von 7,56 auf 8 v. H. erhöht, d) die Steuer für Coupons franzöſi⸗ ſcher Wertpapiere um drei Punkte erhöht, e) Erhöhung der indirekten Steuerabgaben(insbeſondere für Kaffee, Benzin, Zucker, Tabak, Wein), f) Erhöhung der Abgabenſätze für die Produktion(von 8,7 auf 9 bezw. von 2,2 auf 3 v. H.) Schließlich ſind ſolgende Steuererleichterungen vorgeſehen: a) für neugegründete Unternehmen, b) für Fa⸗ milienzulagen, um die Erziehungsmöglichkeit der Kinder zu verbeſſern, c) Feſtſetzung einer Steuerhöchſtgrenze(die Ge⸗ ſamtſumme der Beſteuerung eines Steuerzahlers darf auf keinen Fall 50 v. H. ſeines Geſamteinkommens überſchrei⸗ ten.) Entgegen der Erwartung iſt unter den Verordnungen des Arbeitsminiſters kein Dekret für das Streikſtatut(ge⸗ heime Abſtimmung der Arbeiter) enthalten. In der Frage einer Ruheſtandsverſorgung für alte Arbeiter fanden am Montag noch zwiſchen dem Finanzminiſter und dem Ar⸗ beitsminiſter Beſprechungen ſtatt. Das Dekret über die Ar⸗ beitsdauer iſt das wichtigſte. Es hält zunächſt grund⸗ ſätzlich die 40 ſtündige Arbeitswoche aufrecht, be⸗ ſtimmt aber, daß wegen der augenblicklichen ernſten Wirt⸗ ſchaftslage für drei Jahre gewiſſe Durchführungsbeſtim⸗ mungen des Geſetzes über die 40ſtündige Arbeitswoche ab⸗ eändert werden. Grundſätzlich wird die Einteilung der 40⸗ E n wache in fünf Tage aufgehoben. Die Arbeitsdauer wird entweder auf ſechs volle oder auf fünfeinhalb Tage verteilt. Das Verfahren für Ueberſtunden ſieht einen Kre⸗ ditvorſchuß von 50 Arbeitsſtunden vor, der jedem Betriebsführer zur Verfügung geſtellt ward. Um dieſe 50 Arbeitsſtunden zu beanſpruchen, genügt die einfache ſchriftliche Ankündigung an das Arbeitsminiſterium. Eine ausdrückliche Genehmigung iſt hierfür nicht notwendig. Falls dieſer Kredit ſich als unzureichend erweiſen ſollte, hat der Unternehmer das Recht, ſoviel Erhöhungen, und zwar in Abſchnitten von weiteren Krediten von 40⸗Stundenwo⸗ chen zu beanſpruchen, wie er es wünſcht. Für eine derartige zuſätzliche Beantragung muß eine Genehmigung des Ar⸗ beitsminiſteriums eingeholt werden. Erfolgt binnen zehn Tagen keine Antwort, ſo gilt das als ſtillſchweigende Zu⸗ ſtimmung. Die Vergütung für die Ueberſtunden ſieht drei Staffeln vor. Das Dekret über die Sanktionsmaßnahmen gegen Ar⸗ beitgeber und Arbeiter, die die Durchführung von Schieds⸗ ſprüchen verweigern, zieht für den Arbeitgeber den Verluſt der Wählbarkeit zu Funktionen der Handelsgerichte und Handelskammern und der Schiedsgerichte nach ſich. Außer⸗ dem geht der Arbeitgeber, falls er ſich weigert, Schiedsſprüche durchzuführen, der Zuteilung von öffentli⸗ chen Aufträgen des Staates oder der Gemeinden verluſtig. Für den Arbeiter zieht die Weigerung, Schiedsſprüche durchzuführen, die Kündigung des Arbeitsvertrages nach ſich. Ein weiteres Dekret hebt das Stimm⸗ bzw. Wahlrecht ausländiſcher Arbeiter für die Betriebsobmannwahlen auf. Fortan können nur Franzoſen vom 21. Lebensjahr ab, ſo⸗ fern ſie unbeſtraft find, Wähler ſein oder gewählt werden. Das Dekret über Sühnemaßnahmen im Fall der Durch⸗ . von Ueberſtunden in Betrieben der Landesvertei⸗ igung ſieht als Sanktionen Kündigung des Arbeitsvertra⸗ des und entſchädigungsloſe Entlaſſung bezw. Aufhebung des bezahlten Urlaubs vor. Außerdem kann der betreffende Arbeiter ſechs Monate lang keine Erwerbsloſenunterſtüt⸗ ung beziehen und darf während dieſer Zeit in keiner Fa⸗ rik, die für die Landesverteidigung arbeitet, tätig ſein. * Für die Agitatoren und Aufhetzer zur Verweigerung von fe ſind ſogar Gefängnis⸗ und Geldſtrafen vorge⸗ ehen. Das Dekret gegen die Arbeitsloſigkeit und die Be⸗ rufsſchulung der Erwerbsloſen billigt dem Arbeits⸗ miniſter einen Kredit von 10 Millionen Franken zu. Das letzte Dekret des Arbeitsminiſteriums ſieht in Anbetracht der immer ſchwerer werdenden Laſten für den Arbeiter, der Familienvater iſt, die Möglichkeit vor, die Famillen⸗ unterſtützungen zu erhöhen, was bisher nicht mög⸗ lich war. Außerdem ſchafft dieſes Dekret eine Sonderzulage für die Mutter. Die Aufnahme des Sanierungsplanes iſt natürlich ge⸗ teilt. Während die bürgerlichen Kreiſe dieſe mehr oder we⸗ niger ausgeſprochene Rückkehr zu den früheren kapitaliſti⸗ ſchen Grundſätzen begrüßen und von der Wiederanwendun liberaler Wirtſchaftsmethoden das Heil erhoffen, regt ſich bei der Linken Widerſtand. Der„Matin“ fordert zu völ⸗ liger Einigkeit aller Franzoſen auf; die Zukunft werde den praktiſchen Wert des neuen Planes erweiſen. Die „Epoque“ betont, man dürfe nun nicht ſagen, daß es keine andere Löſung mehr geben könne, wenn dieſer Plan ſchei⸗ tern ſollte. Aber alle anderen Löſungen würden zweffel⸗ los die Inquiſition, die Beſchränkung oder Unterdrückung aller wirtſchaftlichen Freiheiten und die völlige Aufopfe⸗ rung des Individuums zu Gunſten des Staates bedeuten. Wladimir d'Ormeſſon ſchreibt im„Figaro“, die internatio⸗ nale Konjunktur ſei einer energiſchen Wiederaufrüſtung günſtig. Die franzöſiſchen Preiſe lägen unter denen des Weltmarktes. Ein allgemeiner Aufſchwung zeichne ſich in der Welt ab. Jeder verantwortungsbewußte Franzoſe müſſe jetzt die Aktion der Regierung ohne Murren unterſtützen. . Ob nun die Auswirkung des Reynaudſchen Planes in einem offenen Bruch zwiſchen der Regierung und der Lin⸗ ken beſtehen wird oder ob einzelne Konzeſſtonen, die den Sozialiſten u. a. mit einer maßvollen Erhöhung der Be⸗ amtengehälter und gewiſſen Zugeſtändniſſen auf dem Ge⸗ biet der Einkommenſteuer eingeräumt wurden, ausreichend ſein werden, um einen Konflikt zu verhüten, wird ſich ſpä⸗ teſtens bis zum Zuſammentritt des Parlaments Mitte De⸗ zember entſcheiden. Die Blutalkoholprobe Prof, Dr. Buhtz von der Univerſität Breslau führte in einem Vortrage auf der ſtrafrechtlichen Schulungswoche in Jena u. a. aus: Von ausſchlaggebender Bedeutung iſt bei der Be⸗ handlung von Verkehrsunfällen oft die Beurteilung des Alkoholeinfluſſes. Durch die Blutalkoholprobe iſt eine ob⸗ jektive Feſtſtellung des Alkoholgenuſſes möglich. Die Wid⸗ markſche Blutalkoholprobe iſt forenſiſch abſolut einwandfrei und verwertbar, vorausgeſetzt, daß eine einwandfreie Blut⸗ entnahme vorliegt. Im Intereſſe der Beweisſicherung ſprach ſich Prof. Buhtz für die Entnahme mittels Venülen aus. Was die Alkoholmenge anbetrifft, ſo wies der Vor⸗ tragende darauf hin, daß bereits relativ geringe Mengen zu weſentlichen pſychotechniſchen Leiſtungsſtörungen führen. Praktiſche Verſuche ergaben, daß bereits nach dem Genuß von 2—3 Glas Bier 50 Prozent der Verſuchsperſonen fahr⸗ untüchtig ſind. Gerade geringe Alkoholmengen wirken des⸗ halb oft verkehrsgefährdend, weil die Hemmungen gelöſt werden, weil leichtſinnig und beſonders zu ſchnell gefahren wird. Vom Kraftfahrer muß deshalbvöllige Alkohol⸗ enthaltſamkeit verlangt werden. Der Einwand, daß der Alkoholgewöhnte erſt bei höherem Blutalkoholgehalt fahruntüchtig würde, trifft nicht zu. Bei ungewöhnlichen Handlungen, ſo z. B. bei der Reaktion auf plötzliche Er⸗ eigniſſe, wie ſie beim Verkehr jeden Augenblick vorkom⸗ men können, verſagt auch der Alkoholgewöhnte. Auch bei dieſen war die Fahrſicherheit und die Leiſtungsfähigkeit— wie praktiſche Verſuche ergaben— ſchon bei einem Blut⸗ alkoholgehalt von 0,7 bis 0,9 pro Mille erheblich verringert. Bezüglich des Einwandes, daß der ſogenannte Normalalko⸗ holgehalt, insbeſondere nach ſtarker Aufnahme kohlehydrat⸗ haltiger Koſt, zu Fehlbeurteilungen führe, wies Prof. Buhtz darauf hin, daß dieſer ſogenannte Normalalkoholge⸗ halt ſelbſt nach ſehr ſtarkem Obſtgenuß für die forenſiſche Beurteilung bedeutungslos iſt. Nur wenn Alkohol getrun⸗ ken wird, iſt ein erhöhter Alkoholgehalt im Blute vorhan⸗ den. Zum Schluß befaßte ſich Prof. Buhtz mit dem Ein⸗ wand, daß Zuckerkrankheit einen höheren Alkohol⸗ gehalt vortäuſchen könne. Da aber ſelbſt bei ſchwer Zucker⸗ kranken höchſtens 0,35 pro Mille Alkohol vorgetäuſcht wird, handelt es ſich nur um eine unerhebliche Vermehrung des Alkoholgehalts, die man zugunſten des Unterſuchten in Ab⸗ zug bringen kann. Beſonders wies der Vortragende noch darauf hin, da es keine Medikamente gibt, die den Blutalkohol⸗ ehalt weſentlich vermindern oder gar beſeitigen önnen. Sportnachrichten WS W.⸗Opfectagsſpiele: 1 bn Mannheim: Nordbadeic— Südbaden I. FC. Pforzheim— Eintracht Frankfurt Heidelberg— Mannheim FB. Offenburg— Achern⸗Kehl Wiesloch⸗Nußloch— Vf. Neckarau Eberbach⸗Hirſchhorn— SVg. Sandhofen Schwetzingen— SV. Waldhof Knielingen⸗Neureut— Karlsruher FV. Weingarten⸗Blankenloch— VfB. Mühlburg FV. Raſtatt— Phönix Karlsruhe Lörrach⸗Rheinfelden— Freiburger Fe. Ein Schwabenſtreich Deutſche Fußball⸗Auswahl— Württemberg 111. Es iſt nicht das erſtemal, daß eine deutſche Fußball⸗ Auswahlmannſchaft es nicht fertig brachte, eine Gauelf zu ſchlagen. Was den Sachſen und Brandenburgern bisher ge⸗ lang, glückte auch den tapferen Württembergern. Die Schwa⸗ ben liefen in der Stuttgarter Adolf-Hitler⸗Kampfbahn zu großer Form auf und erzwangen vor 15 000 Zuſchauern gegen die Nachwuchs⸗Nationalmannſchaft ein durchaus ver⸗ dientes 1:1(0:0). Das Ergebnis war für die Reichsauswahl ſogar etwas ſchmeichelhaft. Wenn dieſes größte der zahlreichen WSW. Spiele keinen ſtarken Anklang fand, ſo lag das ein⸗ mal an dem wenig einladenden naßkalten Wetter, dann aber vor allem daran, daß die Nationalmannſchaft faſt täglich in der letzten Woche geändert werden mußte. Die beiden Mannſchaften traten in folgender Aufſtellung an: Nationalmannſchaft: Jakob(Regensburg); Ja⸗ nes(Düſſeldorf), Müſch(Troisdorf); Gelleſch, Tibulfki(beide Schalke), Männer(Hannover); Biallas(Duisburg), Rirſch (Wien), Schön(Dresden), Fiederer(Fürth), Arlt(Rieſa). Württemberg: Müller(Schramberg); Mack(Ulm), Cozza(Stuttgart); Ribke(Stuttgart), Piccard(Ulm), Schäd⸗ ler(Ulm); Aubele, Mohn(beide Ulm), Seiß(Kornweſt⸗ heim), Sing, Geiſer(beide Stuttgart). do HDE= h i di D do N Fiederer der erfolgreichſte Stürmer. Durch die zahlreichen Abſagen kann der Stutlgarter Kampf als Generalprobe für Rotterdam nicht mehr gewertet werden. Für die vielen Nachwuchskräfte galt es deshalb, zu zeigen, was in ihnen ſteckt. Hierbei muß vor allem der ausgezeichnete Halblinke Fie derer genannt werden, der bei weitem der erfolgreichſte Stürmer der Nationalmannſchaft war und ſogar vielleicht als beſter Spie⸗ ler auf dem Platz angeſehen werden kann. Neben ihm konn⸗ ten noch der 19jährige Wiener Rirſch durch einen guten Schuß und der linke Verteidiger Müſch von Troisdorf 03 vollauf befriedigen. Arlt und Biallas, die beiden fun⸗ gen Außenſtürmer, wurden nicht genügend eingeſetzt, da die geſamte Halbreihe mit Gelleſch, Tibulſki, Männer zu ſehr mit der Abwehr beſchäftigt war, um ſich auch dem Aufbau widmen zu können. Schön als Mittelſtürmer hatte viele gute Momente, in denen vor allem ſeine Ballbehandlung ge⸗ fiel. Ständig wurde er von zwei bis drei Gegnern bewacht und kam nicht, wie erwartet, zur vollen Entfaltung ſeines Könnens. Jafob im Tor ſpielte fehlerlos. Beim Aus⸗ gleichstor der Württemberger war ihm die Sicht verſperrt. Mit Janes und Müſch zuſammen bildete er die ſtarke Ab⸗ wehr, an der Württemberg immer wieder ſcheiterte. Württembergs beſſere Länuferreihe. Das Prachtſtück der Schwaben war die Halbreihe Nibke, Piccard, Schädler. Sie war der Motor des württembergiſchen Spiels und in ihrer Geſamtwirkung der nationalen Läuferreihe überlegen. Im Sturm gefielen vor allem Sing und Geiſer auf dem linken Flügel, während die Abwehrſpieler Müller, Mack, Cozza und Bolz hart und ſicher genug waren, um weitere geeneriſche Tore zu verhin⸗ dern. Die geſamte Mannſchaftsleiſtung der Schwaben be⸗ geiſterte die Zuſchauer reſtlos und hätte auch einen knappen Sieg verdient gehabt. Handball Auswahlſpiel: Schwenningen: Württemberg— Schwenningen 15:8 Meiſterſchaftsſpiele: Gau Südweſt: Gf. Darmſtadt— Polizei Frankfurt 389 Germania Pfungſtadt— SV. 98 Darmſtadt 8:4 Gau Bayern: 2 TV. Milbertshofen— Bamberger Reiter 10: . 8 076 SVg. Fürth— 1. FC. Bamberg 6˙9 Poſt Nürnberg— 1860 München 1312 * Polizei Berlin— Poſt⸗SV. München 6·3 Karlsruhe: Heer— Zivil 9215 Die Trauerfeier für Ge⸗ ſandſchaftsrat vom Rath in Paris. Der Führer der deut⸗ 155 Delegation, Staats⸗ ekretär Freiherr von Weizſäcker, während ſei⸗ ner Anſprache bei der Trauerfeier für den 8 1 ruchloſen Meuchel⸗ mor gefallenen Ge⸗ ſandtſchaftsrat Ernſt Eduard vom Nath in der Deutſchen Kirche in Paris. Das Stgatsbe⸗ räbnis für Ernſt vom Rath findet am 17. No⸗ vember in Düſſeldor VV Weltbild(00). 0 1 1 11 1 1 . —— (3. Fortſetzung.) Die größten Schandflecke dieſes Jahrhunderts ſind die Entfeſſelung des Weltkrieges und die Friedensdiktate. Davon iſt hier nicht die Rede, ſondern von kleineren Schandflecken, die in gewiſſen Ländern als ſolche nicht einmal anerkannt werden. Es iſt die Rede von dem Mäd⸗ chenhandel, der Sklaverei und den Kinderehen. Bisher wurde in der Artikelreihe gezeigt, daß es tatſächlich noch einen Mädchenhandel gibt, der beſonders ſtark auftritt im Fernen Oſten, aber auch in gewiſſen Ländern Europas und Südamerikas nicht zu den Seltenheiten gehört. An einigen aufgedeckten Fällen und unter Hinweis auf das Material amtlicher Unterſuchungskommiſſionen wurden die Methoden dieſes verbrecheriſchen Treibens gekenn⸗ zeichnet. Auch die Sklaverei gehört keineswegs der Ver⸗ gangenheit an. Zu Beginn des vergangenen Jahrhun⸗ derts haben ſich die ziviliſierten Staaten zur Bekämpfung von Sklavenhandel und Sklaverei verpflichtet. Es iſt ſel⸗ ten eine Verpflichtung ernſter genommen worden als die Antiſklavereikonvention. Trotzdem iſt es bis heute noch nicht gelungen, dieſe Barbarei ganz auszurotten. Es gibt heute noch Sklavenſtraßen in Afrika. Der Rei⸗ ſende ſieht ſie freilich nicht. Weder die Straßen noch die Sklaven, die auf ihnen durch Somaliland und Erythräa nach der Küſte ziehen. Des Nachts marſchieren die Kolon⸗ nen, und am Tage liegen ſie im hohen Steppengras. Den Militärpoſten ſind die Straßen vielleicht bekannt, viel⸗ leicht wurde ihnen ſogar verraten, wann der Sklavenzug an der Station vorüberziehen ſollte. Aber der Nachrichten⸗ dienſt der Händler iſt immer wachſamer als der Stations⸗ offizier, und ehe die Soldaten im Hinterhalt liegen, haben die Araber den Negerzug in die Steppe getrieben. Ob ſie dort einen Tag liegen oder eine Woche— die größere Geduld iſt bei ihnen. Dieſe Märſche ſind koſtſpielig für die Händler, denn mancher Neger, für den am Roten Meer gutes Geld bezahlt wird, bleibt zerſchlagen oder entkräftet tot liegen. Geheimnisvolle Wege des„ſchwarzen Elfenbeins“ Der ehemalige Leiter der Deutſchen Aethiopien⸗Expe⸗ dition, Max Grühl, berichtet von einem Zuſammentreffen mit einem Sklavenzug im abeſſiniſchen Somaliland vor dem italieniſch⸗abeſſiniſchen Kriege. Er traf den Zug im Jaderowald im Süden Abeſſiniens, und es waren Skla⸗ ven, die von Sklavenräubern in dem Gebiet von Madßjie geraubt worden waren und einem ungewiſſen Schickſal enigegengetrieben wurden. Grühl konnte den Unglück⸗ lichen nicht helfen, denn ſeine Expedition war nicht ſtark genug, den ſchwerbewaffneten Sklavenjägern entgegen⸗ treten zu können, und die abeſſiniſche Regierung— die ſich ſchon zur Abſchaffung der Sklaverei verpflichtet hatte, aber wenig ernſte Maßnahmen dagegen ergriff, wie wir noch ſehen werden— war in dem viele hundert Kilometer entfernten Addis Abeba unerreichbar. Hunderte Sklaven werden heute noch an jedem Tag von Afrika nach Arabien gebracht. Wer kann das hindern? Die afrikaniſchen Küſtenländer des Roten Meeres ſind wilde und unzugängliche Felſenlöcher. Hier hauſen grau⸗ ſame Neger, es gibt kein Trinkwaſſer, und in die unheim⸗ liche Sonnenglut verirrt ſich niemals ein Europäer. Dieſe Küſtengebiete ſind wie geſchaffen für die Anlage von Sam⸗ melſtellen. Das Rote Meer und der Indiſche Ozean ſind hier zwar überſät mit Dampfern und Seglern. Kriegs⸗ ſchiffe kontrollieren auch den Verkehr zwiſchen den Küſten von Somaliland und Arabien, eben um den Sklavenhandel zu unterbinden. Jedes Segelfahrzeug unter 500 Tonnen kann ohne weiteres angehalten und auf ſeine Fracht unter⸗ ſucht werden; aber die Organiſation iſt zu gut, als daß ſie nicht über die Bewegungen der Kriegsſchiffe unter⸗ richtet wäre, und ſchließlich ſind die Araber gute Schiffs⸗ führer; ſie können unangenehmen Begegnungen aus dem Wege gehen. Wo bleibt das„ſchwarze Elfenbein“? Niemand weiß, wo das„ſchwarze Elfenbein“ in die arabiſchen Daus verladen wird, niemand weiß, wo die kleinen, ſchnellen Schiffe an der Küſte Arabiens landen. Früher wurden in dem Hafen Djiddab regelmäßig Skla⸗ venmärkte abgehalten. Es iſt wahr, daß dieſe Märkte nicht mehr beſtehen, ſeitdem die Stadt wegen des Sklavenhan⸗ dels von den Engländern ſtändig kontrolliert wird. Aber da iſt der Schutzſtaat Koweit, da iſt Hadramaut, da iſt die weite arabiſche Küſte, die ein Weißer noch nicht betreten hat. Die Sultanate Oman und Maskat am Perſiſchen Golf, früher wahre Großmärkte des Sklavenhandels, haben offiziell dem einträglichen Geſchäft abgeſchworen, aber auch an ihren Küſten landen nachts die Daus. Niemand iſt ſchließlich imſtande, die lebende Fracht der bis zum Ken⸗ tern überladenen Pilgerſchiffe nach ihrer Landung in den arabiſchen Häfen zu kontrollieren. Tatſache iſt, daß in den kleinen Städten in der Nähe der Küſten heute noch regel⸗ mäßig Sklaven wie Ware angeboten und nach langem Feilſchen gekauft werden. Rieſen aus dem Sudan und Abeſſinien, junge Mädchen aus Somaliland, ſie werden mit hundert Pfund Sterling bezahlt. 5 Sklavenhandel iſt ein gutes Geſchäft, der Raub in Afrika und der Transport ſind nicht ungefährlich. So nimmt es nicht wunder, daß, ähnlich wie in den Südſtaaten Amerikas, auch in Arabien Sklavenzüchtereien unterhalten werden. Kinder im Alter von ſieben bis zu zehn Jahren ſind auf den Märkten begehrt, und die Preiſe nähren den Unternehmer. England hat den Sklavenhandel nicht ganz unter⸗ binden können. Sein Einfluß hat auch nicht ausgereicht, die Sklaverei in Arabien zu beſeitigen. Ein Zugeſtändnis haben die Araber ihren Schutzherren machen müſſen. Je⸗ der engliſche Beamte iſt berechtigt, Sklaven in Freiheit zu ſetzen, ſofern ſie das verlangen, durch Worte oder durch jene ſymboliſche Geſte: Jeder Sklave, der ſich vor der bri⸗ N 28 77, A eee.. ee, e, tiſchen Flagge vor dem Hauſe des engliſchen Vertreters auf die Knie wirft und den Flaggenmaſt umfaßt, iſt frei. Man ſollte annehmen, daß die britiſchen Vertreter ſich vor freiheitheiſchenden Schwarzen nicht retten könnten und ein wahrer Wettlauf nach den Flaggenmaſten, überall wo ſie ſtehen, die Folge dieſes Rechtes ſei. Ein falſcher Schluß — nur wenige Sklaven verlangen ihre Freiheit. Das hat zwei Gründe. Der Neger fügt ſich ſchnell in ſein Schickſal, und die Feſſeln der Sklaverei ſind für ihn in Arabien leicht. Immer bleibt der Araber ſein Herr, aber der Neger iſt niemals Arbeitstier. Er gehört zum Hauſe, und der Ara⸗ ber hat zum Sklaven ein perſönliches Verhältnis. Sklaven⸗ kinder wachſen mit den Kindern des Herrn auf und blei⸗ ben ſo der Familie verbunden. Sie nehmen die Religion ihrer Herren an, und ihre Kinder werden als Moham⸗ medaner geboren. Es iſt bezeichnend, daß es in Arabien niemals Negeraufſtände gegeben hat. Sie wollten Sklaven bleiben Abeſſinien als ſelbſtändiger Staat beſteht nicht mehr; das Kaiſerreich Aethiopien iſt ein Teil des römiſchen Im⸗ periums. Bei ſeinem Eintritt in den Völkerbund hatte ſich das damalige Kaiſerreich Abeſſinien verpflichten müſſen, die Sklaverei abzuſchaffen. Haile Selaſſie mag den Willen gehabt haben, dem Sklavenhandel und der Sklaverei in ſeinem Lande ein Ende zu machen. Tatſache iſt, daß die Sklaverei bis zur Eroberung Abeſſiniens durch die Italie⸗ ner beſtanden hat. Die erſte Tat der Italiener war die Abſchaffung der Sklaverei und ſcharfe Maßnahmen gegen den Sklavenhandel. Man darf annehmen, daß ein ſcharfer Kampf gegen dieſe Barbarei geführt wird. Nach einigen Jahren wird nicht nur die Sklaverei aus Aethiopien ver⸗ ſchwunden ſein, ſondern die Raubzüge der Sklavenhändler in die Grenzgebiete Aethiopiens, deren Bevölkerung be⸗ kanntlich auf den arabiſchen Märkten als Sklaven begehrt iſt, dürften der Vergangenheit angehören. Italien hat ſeine anderen Kolonien bereits von dieſer Barbarei befreit. Kurz vor Ausbruch des italieniſch⸗abeſſiniſchen Krieges brachte der Londoner„Daily Expreß“ einen Bericht ſeines Korreſpondenten in Addis Abeba, der die eine Seite des Sklavenproblems in Abeſſinien beleuchtete. Der Bericht erſchien unter der Ueberſchrift:„Das Land, wo die Skla⸗ ven ſich vor der Freiheit fürchten.“ Der Korreſpondent, Harold Pemberton, erzählte einen Vorfall, der ſich in der Nähe von Addis Abeba ereignete. Im Toukoul, der kreisrunden Hütte eines abeſſiniſchen Häuptlings, brachen plötzlich Lärm und Unruhe aus. Pemberton ſuchte den Toukoul auf, um ſich nach der Ur⸗ ſache des Lärms zu erkundigen. Er erlebte folgendes: Der Häuptling hatte eben zweien ſeiner Sklaven mitgeteilt, daß ſie von jetzt ab frei ſein würden:„Ich gebe euch mei⸗ nen Segen, Kinder, ihr könnt jetzt gehen!“ Es war dies beileibe nicht ein Akt des Edelmuts des Häuptlings. Die ſchlechten Zeiten drückten ihn, und er konnte ſich nicht länger den Luxus leiſten, die Sklaven ſo zu kleiden und zu nähren, wie es die auf die Sklaven⸗ haltung bezüglichen Geſetze des Landes verlangten. Dieſe Geſetze wurden von der Mehrzahl der Sklavenhalter nie⸗ mals beachtet, und nur ſelten mögen ſie in die Verlegen⸗ heit gekommen ſein wie jener Häuptling; aber als Häupt⸗ ling war er, weil er unter der aufmerkſameren Beobach⸗ tung der Gouverneure und der mißtrauiſchen europäiſchen Kontrolleure ſtand, zur Beachtung der Geſetze gezwungen. Sklaverei oder Hunger? Pemberton erzählt, daß jene Sklaven jammerten und heulten, baten und flehten— ſie wollten Sklaven bleiben. Noch als er das Dorf verlaſſen hatte, hörte er das Geheul der Sklaven, die in dem Zuſtand der Sklaverei bleiben wollten. Das überraſchte ihn, wie er ſchreibt, denn er hatte immer gedacht, daß ein Sklave keinen anderen Ehr⸗ geiz kenne als den, frei zu ſein. Ein europäiſcher Freund des engliſchen Journaliſten ſtand in ſeinem Haushalt dem gleichen Problem gegen⸗ über. Eines Tages trafen zwei entlaufene Sklaven auf ſeiner Beſitzung ein und wollten nicht mehr fortgehen. Es wäre ſeine Pflicht geweſen, die beiden ihrem rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben; aber da dieſer etwa 500 Kilo⸗ meter entfernt wohnte, ſo kam das nicht in Frage. Er konnte die beiden fortjagen, und das tat er auch. Da aber weigerten ſich die Ausreißer, wieder weg⸗ zugehen; ſie waren ihrem Herrn entlaufen, weil er ſie aus⸗ Die Nachkommen der Neger⸗ ſklaven. Die Neger in Nordamerika ſind durchweg Nachkommen der freigelaſſenen Sklaven. Freude hat Nordamerika an dieſem Bevölkerungszuwachs nicht gehabt. Sie waren zwar — ſofern die Konjunktur es verlangte— billige Arbeits⸗ kräfte, und ſie kämpften im Auftrage der amerikaniſchen Rüſtungsinduſtriellen in Frankreich gegen Deutſch⸗ land. Aber ſie ſtellten auch Forderungen und beſaßen die Energie, ſich nicht nur zu behaupten, ſondern durch⸗ zuſetzen. So hat Amerika heute zwar keine Negerflaven mehr, aber dafür freie Bür⸗ ger mit Negerblut, die alle Rechte des freien Mannes verlangen. 25 Aufnahme: Scherl⸗Archiv 8 M. IA, A e, gepeitſcht hatte. Wenn der Europäer die Sklaven zurück⸗ gegeben hätte, wäre er berechtigt geweſen, als Lohn das gleiche zu verlangen, was man in Abeſſinien für die Ab⸗ lieferung verirrter Tiere bekam, denn die Geſetze des Lan⸗ des behandeln Sklaven und Tiere gleich. Die beiden Skla⸗ ven ſind dem Europäer anhänglich geblieben, er hat ſie als freie Arbeiter auf ſeiner Beſitzung verwendet. Pemberton ſchließt nun aus dieſen Vorgängen, daß die weſtlichen Anſichten über die Sklaverei wohl unter falſchen Vorausſetzungen entſtanden ſeien; er meint, daß dort, wo der Sklave nicht frei ſein wolle, man die Skla⸗ verei wohl etwas milder betrachten müſſe. Aber er gibt auch als Grund für die Weigerung der Sklaven im Häupt⸗ lingstoukoul die Furcht vor dem Hunger an, dem ſie bei einer Freilaſſung ausgeliefert worden wären. Und die unerwünſchten Beſucher ſeines Freundes, die ebenfalls die Sklaverei dem Verhungern vorziehen wollten, waren ihrem rechtmäßigen Beſitzer nur entlaufen, weil er ſie aus⸗ gepeitſcht hatte. Seit dem Einzug der Italiener ſind die Sklaven aus den Straßen von Addis Abeba verſchwunden. Und den Häuptlingen iſt es nicht mehr möglich, ihre gehobene Stel⸗ lung durch eine Schar von Sklaven zu betonen. Solange Haile Selaſſie regierte, konnte man jeden Tag beobachten, wie der Häuptling ritt und ein Sklave ſein Gewehr, ein anderer ſeinen Patronengürtel, ein weiterer ſeinen Säbel und ein vierter ſeinen Sonnenſchirm trug, während zwei der älteren Sklaven auf jeder Seite neben dem Tier mit der Hand am Zügel herrannten bereit, den Herrn auf⸗ zufangen, wenn er geruhen ſollte, vom Pferde oder Eſek herabzufallen. Trabte das Pferd, ſo trabten auch die Sklaven, wenn es der Herr befahl, meilenweit. Relief und Arbeitstier Oft wurden die Sklaven nicht einmal ſchlecht behan⸗ delt; aber es waren auch Grauſamkeiten an der Tages⸗ ordnung, beſonders dort, wo die Sklaven nicht Relief eines würdigen Herrn waren, ſondern die Arbeitstiere auf den Feldern. Zwei Millionen Sklaven lebten in Abeſſinien, und ein großer Teil wurde von den Sklavenhändlern auf den Märkten verkauft. Der Herr zahlte bis 300 RM. für den Schwarzen. Da lohnte ſchon mancher Ueberfall auf ein Dorf in den abeſſiniſchen Grenzprovinzen oder in den Gebieten des Somalilandes, des Sudans und ſogar des Kenya⸗Territoriums. Da tauchten des Nachts unbekannte Banden in der Nähe der Dörfer auf. Da drangen nachts Räuber in die Hütten der Neger, gut bewaffnete Räuber, obgleich alle Kolonialmächte in Afrika den Farbigen Waffen verbieten. Und da kam es zu einem Feuergefecht, wenn ſich die Ueber⸗ fallenen wehrten. Zwanzig und eie Tote blieben zwi⸗ ſchen den Hütten liegen, aber die gleiche Zahl, wenn nicht mehr, trieben die Räuber nach Norden oder Oſten, dazu einige hundert Stück Vieh. Verfolgung half hier nicht viel, denn weder die Räu⸗ ber noch ihre Beute wurden jemals geſehen. Aber wenn in Addis Abeba beim Kaiſer Selaſſie Proteſt erhoben wurde, dann verſprach„der Löwe vom Stamme Judas“ nicht nur ſtrengere Durchführung ſeiner Geſetze, ſondern er ließ ſich die Durchführung ſeines Verſprechens auch angelegen ſein. Seine Häuptlinge erhielten Befehle, und ſiehe da— nach einiger Zeit trieben Untertanen des allmächtigen Kaiſers — das geraubte Vieh über die Grenze. Die Menſchen aber blieben für immer verſchwunden. Obgleich in Abeſſinien Todesſtrafe auf dem Kauf eines Sklaven ſtand. Afrika hat jahrhundertelang faſt ausſchließlich die Sklaven für die ganze Welt geliefert. So brutal wurden ſeine Menſchen gejagt, daß ganze Gebiet erſt wieder be⸗ völkert werden mußten. Afrika iſt heute der Erdteil mit den meiſten Sklaven, mit der Sklaverei in jeder Form. Die weſentlichen Merkmale der Sklaverei der Neuzeit ſind folgende: Der Sklave wird ſelten angeworben, d. h. gegen Bezahlung und Rechtsſicherung verpflichtet, ſondern ent⸗ weder geraubt oder mit falſchen Verſprechungen entführt. Er wird verkauft, wobei den Kaufpreis der Sklavenjäger und der Händler erhalten. Seinem neuen Herrn iſt er auf Gnade und Ungnade ausgeliefert. Niemals ſieht er Lohn, und immer fehlt die primitivſte Fürſorge oder Rechts⸗ gewährung. Der Sklave erhält Nahrung— das iſt alles, und je nach den Launen ſeines Herrn eine ſchlechte oder gute Hütte.(Fortſetzung folgt.) Druckarbeiten für Handel, Gewerbe und industrie liefert schnellstens Neckar- Bote- Druckerei D. 1938 0 5 8 5 Nr. 45 rn fuſcher elt fähtenden Kurp in einer ſolchen Umw ir und Tor goßffüpet mar hero cg 2 der. Daß in J Das Wiſſen ſiegte 3 sog i oſbe vl bis„er iin i go Laie uueufeut uo fuecpvun aufeg, uc: ocean d nd nig area ⸗gefun uefa neue gun nepicteb fest sciu anu 0 vg np anu se 3j g futeuseg uogz Jiang Jpnatea Igo ilig ng Kojoch uleusem uogz“ ue ponlgaecanzvapcker „oi did Sneaeg Jecee e elecpang ſckog ueuzel by pia oliv jpg igapgaeg d zom goal moe sv sbs „ ze ene svanße innigen oi uf zun pog gun legvanlauvg dv bneilog dab uubdg Ippppg aule mou zumo unzz bunu biuec ue pod unu ahn aun ad zueg sog ao aagoſuneg sio Bo z sigel 250 Soi lente 44e uuvq ꝙæpou ugel seu ⸗uvcg anz udagohnepnand unog Ppu neneg usgpjob noa nage uc onen aeg ih: unu aun uspennend ugebup] ⸗ckucd ususgerchlaea usg jnbpuſs sog un usngolobuungeg vucnz aun banqwmpch uf oneslog ute mu 40 i bo uobuv) udgen useuvb us dello op aufe il znezleg janz Inzunc ein ung eig Inv uo Sog a elang 220 ꝓn nx ng vg cpu Sau ih aejuigß seuuvcß oloch uobrusch ei enen enge of ee eee e ee e“ ee * suubg qun Aalusbjoch oui æpou ohn Rmepuig eunungeg en önnen“ ehen ou se 0 ec al ue suugz ueggec Jcpogeß Jiu ou Anzcplqps inv) ee egen mee euer e eher eg ene aeqaem n eech ue uepnleg ueppeaigvs ueg aefun zva e ee ene ee eee en enn eee e ae sog guvutel a0 olan sio 0: Ih eo gun zsegeiu uegichgng dag: In nee e bun ie enen„g“ JBujaq zemung suf dellpg us on sv ind ag ona meln„nvgaea uocp! zr se qnpib p“ eli ac ue nuch noch sun agen vac aamegue uuns aun usppg sn zinucplaozeg zungen 0 ⸗oactgnog ud igoleq ici In ebe ee ee uh ue end ueg inv und snogpojgz ung pug uopeuchpf uduse ei ai Jgebpnane apſckusſeigz ug eqn on 51 ennogh bog aeusacjasa use ahn sda u ecphndz ag neguebaogech aeg un usspapckssgeig ue 40011101 Ja egen ueguaebog ue uses uepng daeggaß jput ⸗Ule ulgala uus gun uecpgoch sezagzebun Soze! uleg Aneg zqis s pg nocpsnzz Sn ein age of vez oanzz Cusioqzda ꝓpnagcpozg) ppu nns oon eil juvjada fezutoſucd pp unzeg 08 us un gung 35 gun unennſpo eig dun jaezuvmegqogz ueg Aae Inv igen oni uu usggenun nezusboch sui ꝙpꝛeid Hununun eig ezuvgech eule ue of eim biganmzzezcg bil ada aon uegzeg eig eile un gen aun reine on fue ple a0: oho uepom esd! uejoge ne usbuncphialach 0 gauvlebsnv ꝛ0 008 au ea jene uuvg gun beiebuemulwpine jg usgog uon ub avpock und ueuuioz usſpgpgß sv Sang ad puge eg uc uscplplusgvudung gun ⸗sae je nu uegppeg aeuupzeg veces sio geile so usgenchf uelhqzea lege uockchg dat oi uten puquebnzz ue junio inen uu usgezlaeg; qun uslieabeg selſej ue un: aeqn segeguv ue u escbvag ⸗usebus zegsig uegute gg uteſefd eil sog zqnlech ebpesquze! sog Joe eee een e e eg ehe dun enesusqeg ene eee eee e ee ee eee eg ei Jagna eee en ehe eee een ig ene eden enen nenen eee nec eee ulel ne ueuuous Jab eee en eee bee en e en eee e ea dei naqinzz uv guvutezu ꝙpou zcig ueg uedgoa z ugs sjemunch seg nog up hebuzegda anu ꝙænv uus ei uednde nenß ebe ned ub ꝛehcplun bil Jap; Jad svn ou og ss go zeqo ueuuuogeb jchu pon usneanuse se il geo uesbigunzebuv meg ang escpibaea go eiang so inv uellnu gun bnobegog ue joan ug e ee eh ee eine engel uenpſpl gun va pa usgi equi ei ns op ogus hom ⸗Jgo IAgpnegeiu ogpz 10 u il en so unn 46 ue gun Jesppgoeg usutuncaſpg ung jgoq on uegog ei 8e qu! ene opnguneng aegulg keia gun denne ngezog us epo ag i eg ne e ee d ee eg uv uoſpgpiqtz a0 pnane geln suv molbuoj 14623 5 „ Juiunu nog bnobjeſcc g ue uu uvu une Innag soi sog agen ueagog jesg uda je gpg Seufeig ue mug ol in uvun ufeu ue uso; u se ei 1p ne ol dez ueganc udavg obneg lunes ail uin uscpluezcg ed god auge pi en zung usmegsnv cpi duenvach uneg uach sog naeut ze dev ungen ⸗ aeg cpu ei uuvz usgerct usbönzz eig u ueupaz zavock us ſpog unu goc jueuggaieh ene uezuvgoch ueleig ur cpi Zones eim ujel sn sab unn hol sva qun fesqene i016 21 ie ung scpupul ol zva ug oi obulbd usgeg ach un 8 Uu sz nv gun allo sur epi a eie einne ac A en nes eee uejneg ejuuggz ole (bungennog s“) „sbunzjiogazzun“ r 4 922 anfsſnavß= vagug J OT ezanog 6 Jane e enen e eee neg. og d blouvdd e Jeuunfgſed; uo sous ec 01 . e eee ee eue bee g enz gun E eee ene e eee e ace ce Monobuelpae zugaee d ecee eec e ue ene e niche e been enen e ee deco d un eg Tous iploc 104398 Heß I buen og dun vz gz een, ensbungzeig 881 bunzquvch elgrdnea o sufeg eg mog ZE 0e gige O61 Azad 9 Secpngsgocß neſid seu? 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Eberhardt hat von ſeiner früheren Tätigkeit her ganz ausgezeichnete Verbindungen. An Arbeit wird weiß Gott kein Mangel ſein, und daß die Werkſtatt drau⸗ ßen vor der Stadt liegt, hat gar nichts zu ſagen „Hallo, Herr Schirmer!“ Der Wirt winkt hinter der Theke mit der Hand.„Telefon!“ Hannes iſt am Apparat. „Menſch, Rudi, warteſt du ſchon lange? Habe Rieſen⸗ überraſchung für dich! Fahr ſchon los... ich ſteige in Bergedorf zu...“ „Von wo ſprichſt du denn überhaupt?“ „Habe ich doch ſchon geſagt... Bergedorf! Telleraugen wirſt du machen, Rudi..“ „Wo denn da in Bergedorf?“ Kchchch macht es am anderen Ende des Drahtes. Han⸗ nes hat angehängt. Verrückter Kerl, denkt Rudi. Er zahlt ſeinen Kaffee und geht auf die Straße. Der Heidecampsweg liegt ziemlich ver⸗ laſſen da. Das erleuchtete Zifferblatt der Bahnhofsuhr am Berliner Tor iſt gut zu erkennen. Dreiviertel Elf. Na, Zeit wird's ſchon! Rudi geht zu ſeinem drüben auf der anderen Straßen⸗ ſeite parkenden Laſtzug, überzeugt ſich, daß ſich kein Blin⸗ Wa e eingeſchlichen hat und klettert dann in die abine. Tagsüber war es trübe, ohne daß es allerdings zu Regenfällen gekommen wäre. Nun iſt es ſchon gehörig friſch. Der Sommer geht vorbei, und morgen ſchreibt man ſchon den letzten September. Und das heißt: Herbſt. Der blaue Laſtzug rollt durch Hamburgs Straßen. Die Menſchen, die da vorbeihaſten, tragen ſchon wieder Mäntel. Die wenigen, die keinen beſitzen, haben den Rockkragen hochgeſchlagen und die Hände in die Taſchen gebohrt. Gleich hinter der Stadt beginnen die erſten Steigungen. Man kann ſie zwar nicht mit denen vergleichen, die in an⸗ deren bergigen Gegenden die Landſtraße zur Berg⸗ und Talbahn machen, aber für dieſe platte Landſchaft ſind ſie doch recht anſehnlich. Was hat Hannes in Bergedorf zu ſuchen? Rudi zerbricht ſich den Kopf. Er will einen Beſen verſchlucken, wenn da nicht wieder ein Mädel dahinterſteckt. Dieſer elende Schür⸗ zenjäger! Dabei iſt er durchaus keine Schönheit. Aber den Mangel erſetzt er wohl durch Frechheit, und ſo gleicht ſich das wieder aus. Nach Bergedorf iſt er wahrſcheinlich mit dem Vorortzug gefahren und Gleich am Eingang des Ortes ſteht einer und winkt. Das iſt er. Noch während Rudi den Fuß vom Gashebel nimmt und in die Kupplung tritt, gewahrt er neben Han⸗ nes ein kleines weibliches Perſönchen Na, hat er's nicht geſagt? Ein Mädel.. was ſonſt könnte Hannes veranlaſſen, unpünktlich zu ſeind Rudi hält an der Bordſchwelle. Hannes reißt die Tür auf und grinſt über das ganze Geſicht. „Darf ich miteinander bekanntmachen... Herr Rudi Schirmer... Fräulein Lieschen Behmer...“ Rudi bekommt wahrhaftig Telleraugen. Lieschen Behmer? Es iſt wahrhaftig Lieschen Behmer! Sie tritt an den Laſtzug heran, lächelt, iſt ein bißchen be⸗ fangen, ſtreckt dann aber in einer Aufwallung von kame⸗ radſchaftlicher Herzlichkeit Rudi die Hand hin. „Platt, wie?“ Hannes reibt ſich die Hände. Das iſt ein Spaß, ein Rieſenſpaß!„Zigarette, Rudi?“ Aber Rudi verſpürt im Augenblick keine Luſt zum Rau⸗ 51 Er iſt ausgeſtiegen und Lieschen zieht ihn etwas abſeits. „Du wunderſt dich natürlich, wie ich nach Hamburg komme, Rudi, was? Aber das iſt raſch erzählt. Ich bin nach hier verheiratet.“ Nun wäre es eine reine Pflicht der Höflichkeit, einen Glückwunſch auszuſprechen. Aber es gibt auch Augenblicke, in denen Höflichkeitsakte lächerlich wirken, und da Rudi für dieſe Dinge ein ziemlich ſicheres Fingerſpitzengefühl beſitzt, verzichtet er darauf und ſagt in ehrlicher Ueberraſchung: „Verheiratet? Im Ernſt?“ „Im Ernſt. Man ſcherzt doch nicht mit ſo traurigen Dingen.“ Sie lacht fröhlich.„Nein, nein, es iſt wirklich wahr, Rudi. Als ich gemerkt habe, daß du nichts von mir wiſſen willſt... na, reden wir nicht darüber.. iſt ja nun auch egal... alſo ich habe meinen Mann durch ein Hei⸗ ratsinſerat kennengelernt... Auf dieſem nicht mehr un⸗ gewöhnlichen Wege!.. na, ja.. er iſt bei der Poſt nicht mehr ganz ſo jung... Mitte Vierzig... aber ein Prachtmenſch... Witwer mit einem ſüßen kleinen Mädel.“ Rudi iſt ſprachlos. „Mit dem Verloben haben wir uns nicht lange aufge⸗ halten. Er kam zweimal nach Berlin und wir haben über alles geſprochen. Vor vierzehn Tagen haben wir geheira⸗ tet. Fünf Minuten von hier haben wir ein kleines Häus⸗ chen. Hannes traf ich durch Zufall in Hamburg. Ich hatte Einkäufe gemacht.. da lief er mir am Hauptbahnhof in die Arme und bin ihn ſeitdem nicht wieder losgeworden. Ja, ſo iſt das alſo, Rudi.“ Er drückt ihr ſtumm die Hand. ö Es zuckt ein wenig in ihrem Geſicht. Aber dann lacht ſie ſchon wieder und iſt ganz fröhlich. „Ich habe einen guten Mann bekommen.. nicht ſo einen wie du einer biſt... wir hätten vielleicht wirklich nicht zuſammen gepaßt... wer weiß, wozu alles gut iſt, nicht wahr?“ „Freilich,“ ſagt er,„freilich.“ Aber dann wünſcht er ihr doch alles Gute, viel Glück und viele kleine Kinderchen. „Schön wär's ſchon,“ lächelt ſie. „Na, was ſagſt du nun?“ miſcht Hannes ſich ein. Er grinſt nach wie vor und iſt ſehr ſtolz auf ſein Werk. „Er ſagte nämlich, du hörſt auf mit dem Fernfahren,“ ſagt ſie und deutet auf Hannes Winter,„und heute wärſt du zum letztenmal in Hamburg. Iſt das wahr?“ „Ja. Das heißt, wenn ich's nicht aushalte zu Hauſe, bin ich bald wieder da.“ „Nicht aushalten zu Hauſe! Ich wollte, ich...“ Aber dann unterbricht ſie ſich ſchnell, wird rot, verhaſpelt ſich: „.. mach nur.. es iſt ſchon ſpät.. ich muß auch nach Hauſe... mein Mann kommt um zwölf aus dem Dienſt. laß dir)s gut gehen, Rudi.“ „Du dir auch.“ Und dann lacht er plötzlich.„Wie heißt du denn nun eigentlich?“ „Schaub... Frau Lieschen Schaub.“ „Frau Lieschen Schaub.. hübſch klingt das. Alſo viel Glück, Frau Schaub!“ Fort rollt der Laſtzug. Die junge Frau ſieht ihm nach, bis er verſchwunden iſt. Dann geht ſie langſam fort. Zuerſt weint ſie. Ja, ſie weint. Aber die Tränen ſaßen Lieschen Schaub ja bereits locker, als ſie noch Lieschen Behmer war. Meiſtens verſiegen ſie ſchnell. Und ſo iſt es auch diesmal, denn als das kleine Häuschen vor ihr auftaucht, das inmit⸗ ten eines kleinen, beſcheidenen Gärtchens ſteht, als ſie die Tür aufſchlteßt und ihr die wohlige Wärme ihres eigenen Heims entgegenſtrömt, tritt ein frohes Glänzen in ihre Augen Und eilig geht ſie in die Küche, um für ihren Mann das Teewaſſer aufzuſetzen, damit er etwas Warmes auf dem Tiſch vorfindet, wenn er heimkommt vom Dienſt. * Es gibt noch einen ſchönen Altweiberſommer voll Sonne und Wärme. Die Vögel ſind auf Wanderſchaft ge⸗ gangen, es iſt recht ſtill im Wäldchen am See geworden. Spinnweben ziehen ſich von einem Baum zum anderen, die Büſche fangen an, licht zu werden, braune Blätter fal⸗ len raſchelnd zu Boden, ſegeln wie kleine Schiffchen auf dem See oder ſchweben, vom Windhauch getragen, lautlos durch die Luft. Man kann ſtundenlang daſitzen und dem Wunder zuſchauen, das ſich da überall vollzieht nach eher⸗ nen Geſetzen, gegen die es keine Auflehnung gibt Erika geht, wenn es die Witterung erlaubt, täglich an den See. Sie ſieht das Welken der Natur mit an und 1 daß ſie ihr neues Erwachen im nächſten Frühling ni miterleben wird. Da wohnt man längſt wieder in Berlin. Da ſieht man nichts von dem zarten grünen Schleier, der eines Tages über allem liegt.. ſieht man nichts von Blüten und Knoſpen.. da ſieht man nur Häuſer und verſtaubte Gartenanlagen, eilige Menſchen und noch eili⸗ gere Fahrzeuge. Wie eine Abſchiedsſtimmung iſt das, wenn ſie in dieſen Tagen unter den Kiefern dahingeht, gar nicht mehr froh, gar nicht mehr hoffnungsvoll. Und eines Spätnachmittags ſteht plötzlich ein großer. blonder Menſch neben ihr am See. (Fortſetzung folgt.) Der Bürgermeiſter Johann Georg Hörner zu Geckenheim. Im Jahre 1833 wurde Joh. Gg. Hörner zum Bürger⸗ meiſter von Seckenheim gewählt. Er war der erſte Vorſtand des Ortes, der von den Einwohnern gewählt wurde und trug deshalb zum erſten Male als ſolcher den Amtstitel„Bürger⸗ meiſter“. Nach der Grabſteininſchrift auf dem heutigen Fried⸗ hof, iſt er 1785 geboren und 1873 geſtorben, erreichte alſo ein Alter von 88 Jahren. Wenn die gebrochene Säule den geſtürzten Bürgermeiſter darſtellen ſoll, ſo wäre dieſem Grab⸗ ſtein doppelte Aufmerkſamkeit zu ſchenken. 15 Jahre führte er die hieſige Gemeinde. Seine Amts⸗ tätigkeit fiel in eine äußerlich ruhige, gute Zeit. Weder Unwetter noch Krieg ſuchten damals die Gemeinde heim. Umſomehr entzweile ſich das Volk unter ſich. Wie 1525 und 1933 tauchte auch damals wieder einmal die Sehnſucht auf nach Einheit des Reiches unter einheitlicher Führung. Daß zu jener Zeit die politiſche Führung der Repolution verſagte, bedarf keiner Betonung mehr. Das ſüße Engelsbild der Freiheit, ſo oft und eindringlich beſungen, bekam in jenen Revolutionstagen ein gar teufliſches Geſicht. Bürgermeiſter Hörner war mit dem Führer der Revo⸗ lution in Baden, Hecker, perſönlich befreundet und ſtand mit ihm, wie die Akten zeigen, in Briefwechſel. Auch andere Perſönlichkeiten jener Zeit wechſelten Brieſe mit ihm. And gerade dieſe Briefe zeigen, welch charaktervoller, von Grund⸗ ſätzen und nicht von Eigennutz, durchdrungener Mann Hörner war. Er beharrte 1849 als aufrechter Mann auf ſeinem Poſten, obwohl er die Niederlage vorausſah, bis zum bittern Ende ſeiner Entlaſſung aus dem Amt. Er blieb ſtehen, als die ſchwanlenden Geſtalten ſeiner Umgebung alle abfielen. Man ſcheint ihn auch auf gegneriſcher Seite geachtet zu haben, denn wir hören in den Akten nirgends, daß er nach ſeiner Amtsenthebung auch eingeſperrt worden wäre, wie es in vielen ähnlichen Fällen geſchah. Aus ſeiner Amtstätigkeit erfahren wir folgendes: 1833 lebte der Gedanke auf, die Naturalbeſteuerung d. h. den Zehnten aufzuheben und dafür die Geldſteuer einzuführen. Im Grunde genommen war dies ein Fehler. Gewiß, die Naturalbeſteuerung war umſtändlich und koſtete den Staat viel Geld. Aber der Bauer hatte bei guter oder bei ſchlechter Ernte, ja bei Mißernten und Kriegen ent⸗ ſprechend ſeiner Lage oder Notlage ſeine Abgaben zu enk⸗ richten; die Steuer entſprach dem Einkommen des Bauern. Die Geldbeſteuerung dagegen nahm keine Rückſicht auf das Erntejahr. 5. Durch einſtimmige Unterſchrift wollte Seckenheim 1833 die direkte Beſteuerung. Auf den diesbezüglichen Antrag der Gemeinde an die Regierung gab letztere zur Antwort, daß erſt ein Ablöſungsvertrag betr. des Zehnten zuſtande kommen müſſe; bevor die Umänderung der Steuer kommen könne. Endlich ſchlug die Gemeinde Seclenheim vor, aus verſchiedenen Jahrgängen einen Durchſchnittsertrag für eine Pacht anzunehmen, um ſo zu einem Uebergang zur Geld⸗ beſteuerung zu kommen. Auf dieſen Vorſchlag ging die Re⸗ gierung nicht ein. Statt deſſen wird die Gemeinde an die Abtragung ihres Zehntpachtreſtes von 1837 mit 1854 Gulden und 22 Kreuzer mit dem Bemerken erinnert, daß falls inner⸗ halb 8 Tagen die Berichtigung nicht erfolgt, die Exekulions⸗ ordnung(d. h. militäriſche Beſetzung des Dorfes) gegen ſie in Anwendung gebracht werden müßte. Welche Aufregung dieſe Drohung in der Gemeinde hervorrief, kann man wohl nachfühlen. f Endlich erreichte man es doch, daß an Stelle der Natural⸗ abgabe der Pachtſchilling trat, bis die geſetzliche Verzinſung des Ablöſungskapitals feſtgeſtellt war. Die Abſchätzungen begannen; aber bald tralen zwiſchen beiden Teilen ſcharfe Gegenſätze auf. Hörner war dauernd in Brieſwechſel mit von Itzſtein und ſuchte mit ſeiner Hilfe Vermittlung mit der Regierung. Die Gemeinde bot 86 086 Gulden als Ver⸗ ſteuerungskapital, um zu einem Abſchluß zu kommen, der Staat forderte 120604 Gulden. Ohne der Gemeinde Mil⸗ teilung zu machen, ſchickte der Staat, anläßlich der neuen Ernte, Zehntknechte mit der Weiſung, in der Seckenheimer Gemarkung den Zehnten zuſammenzutragen und nach Mann⸗ heim zu bringen. So kam es zum Prozeß, den der perſößfliche Freund Hörners, der nachmalige Führer der badiſchen Revo⸗ lution, der Advokat Hecker, führte. Noch 1843 ſuchte Hörner durch von Itzſteins Vermittlung durch Anbietung einer Ver⸗ ſteuerungsſumme von 100 000 Gulden den Prozeß zu beenden. Die Jahre vergingen; von dem Ausgang des Streites hören wir nichts mehr. Noch ein anderes Erlebnis aus ſeiner Amtsführung ſoll erzählt werden: Wohl aus perſönlichen Gründen kam es im Jahre 1847 in dem Gemeinderat zu Gegenſätzen. Amtsniederlegungen und Neuwahlen erfolgten. Aber die 2 neuen Gemeinderäte erklärten, erſt dann das Amt annehmen zu wollen, wenn ſie die Gewähr hätten, daß alle Verhand⸗ lungen offen ſein würden. Das war ein großes Mißtrauen gegen den Bürgermeiſter. Er erklärte daraufhin, ſein Amt niederlegen zu wollen. Das wollten die Gegner anſcheinend doch nicht haben und richteten an ihn eine Bittſchrift, er möge doch das Amt in dieſer ſchweren Zeit bis zum Ende ſeiner Amtszeit 1851 weiterführen. Er blieb daraufhin im Amt, mußte aber doch früher gehen; ſo wollte es das Schickſal. Seine letzte amtliche Unterſchrift tätigte er am 20. Juli 1849. Wolber. e gd Ee Wenn Städte wandern Daß ganze Häuſer aus irgendwelchen Urſachen ent⸗ weder fortbewegt oder abgebrochen und an anderen Stel⸗ len wieder aufgebaut werden, ereignet ſich wohl alle Tage, daß aber ganze Städte ſich bequemen müſſen, einen ande⸗ ren Standort aufzuſuchen, dürfte weniger oft vorkommen. Die Stadt Branscombe in Norkſhire war vor eini⸗ gen Jahren noch ein blühender Ort, der ſeiner heilkräf⸗ tigen Mineralquellen wegen von vielen Kranken gern aufgeſucht wurde. Aber gerade dieſe Quellen waren die Urſache des Ruins der Stadt. Eines Nachts wurden die Bewohner der tiefergelegenen Stadtteile durch ein ganz eigentümliches Spülen, Rauſchen und Gurgeln aus dem Schlummer geweckt. Von den Quellen, die in großer An⸗ zahl wie Adern das Erdreich durchziehen, mußten ſich mehrere der mächtigſten vereinigt und die Erdkruſte durch⸗ brochen haben. Es wurde täglich ſchlimmer, und an ein Auspumpen des Waſſers oder an andere techniſche Hilfs⸗ mittel war nicht zu denken. So entſchloß man ſich kur⸗ zerhand, auszuziehen. Drei oder vier der reicheren Bür⸗ ger der Stadt machten den Anfang. Sie kauften etwa drei Kilometer von der unterſpülten Stadt entfernt auf einem Hochmoor, Blair Heath genannt, Bauplätze und ließen ihre in Branscombe abgebrochenen Häuſer hier wieder aufbauen. Andere folgten nach, und bald war faſt die geſamte Einwohnerſchaft mit ihren Häuſern nach dem neuen Branscombe übergeſiedelt und hatte auch das Stadthaus und die Kirche dahingebracht. Die Stadt Northwich in Cheſhire iſt Hauptſitz des Salinenbetriebes und des Salzhandels in ganz England. Wichtige Salzlager ziehen ſich unter der Stadt hin. Schöpf⸗ und Pumpwerke ſaugen fortwährend die Sole herauf, wodurch unter der Erdkruſte natürlich große Hohl⸗ räume entſtehen. Von dem Druck der darauf laſtenden Gebäude wird die Kruſte durchbrochen, und ſo ſtürzen nicht allein Häuſer ein, ſondern ganze Straßenzüge ver⸗ ſchwinden in der Tiefe. Eine ganze Anzahl von Wohn⸗ häuſern und Ställen verſchwand ſo. Um dem ſicheren Untergang zu entrinnen, brachen auch hier die Einwohner ihre Häuſer ab, um ſie in dem ſechs Kilometer entfernten Knutsford wieder aufzubauen. Nur keine Verſchwendung! In Brookings(US.) iſt die Stadtverwaltung ganz beſonders ſparſam. Der Stadt gehört ein großes Elektrizitätswerk, deſſen Schornſteine kräftig rauchen, wenn die Maſchinen an der Arbeit ſind. Aber die Stadtverwaltung rühmt ſich, daß in Zukunft auch die kleinſte Menge Dampf oder Hitze nicht mehr verloren⸗ gehe. Man hat nämlich eine beſondere Leitung konſtruiert, durch die alle Bürohäuſer von Brookings mit dem Dampf und der überflüſſigen Hitze des Elektrizitätswerks geheizt werden können. Die Stadtverwaltung hat auf dieſe Weiſe nicht nur die Heizung aller eigenen Betriebe frei, ſondern verkauft außerdem noch die übrige Hitze zu einem hohen Betrag. Man hofft, in abſehbarer Zeit die Steuern in Brookings abſchreiben zu können. Und alles, weil das i bis zum letzten Wärmegrad ausgewer⸗ tet wird. f