e N Fe R Re einen Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite Millimeterzeile 3 Pfg., un Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Ar. 3. Anzeig.⸗Preisliſte 3 z. Zt. gültig. Anzefgenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Nr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Tages. und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verzlündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen Druck und Verlag: Georg Zimmermann(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdl⸗ Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. X. 38, 1140 38. Jahrgang Montag, den 5. Dezember 1988 Nr. 284 „Tag der Nationalen Solidarität“ Starker Andrang der Gebefreudigen Berlin, 4. Dezember. Der diesjährige„Tag der Nationalen Solidarität“ hat im ganzen Reich das gehalten, was man von ihm erwartet hatte. Am Nachmittag boten die Hauptſtraßen und Plätze der Städte das Bild„ganz großer“ Tage. In manchen Or⸗ ten mußte ſogar wegen des Andranges der Gebefreudigen zu den Sammelbüchſen der führenden Perſönlichkeiten ſtel⸗ lenweiſe der Verkehr umgeleitet werden. Verkehrsgewühl um Rudolf heß in Neukölln Auf dem Hermann⸗Platz in Neukölln warteten ſchon vor der angeſetzten Zeit viele Tauſende, um die Gelegenheit aus⸗ zunutzen, dem Stellvertreter des Führers, Reichsminiſter Rudolf Heß, wenigſtens für Sekunden einmal Auge in Auge gegenüberzuſtehen. Unabläſſig ergießt ſich die Menſchen⸗ flut in einen von SA gebildeten Trichter, an deſſen engſter Stelle Rudolf Heß ſteht mit den Sammelbüchſen. Alle Schichten des Volkes ſind vertreten. Ueber zwei Stunden hält Rudolf Heß den Volksgenoſſen die Sammelbüchſe ent⸗ Shen, für jeden hat er den gleichen freundlichen Blick des ankes. „Viel Glück, Herr Weich eder, für Ihre Pariſer eiſe!“ Vor dem Hotel Briſtol Unter den Linden ſammelte Reichsaußenminiſter von Ribbentrop mit ſeinem engeren Stab. Ein/ Muſikzug begleitete den reichen Spendener⸗ trag, den der Reichsaußenminiſter an dieſer Stelle und ſpä⸗ ter am Roſenthaler Platz erhielt, mit einem Ständchen. Je⸗ der Zweite, der an ihm vorüberzog, wünſchte ihm viel Glück in Paris und gute Reiſe. Auch Diplomaten ſtatteten dem Reichsaußenminiſter an ſeiner Sammelſtelle einen Beſuch ab; ſo ſah man u. a. den ungariſchen Geſandten Sztojay, der dem Winterhilfswerk des deutſchen Volkes einen nam⸗ haften Betrag übergab. Tauſende um den Stab des Führers In unmittelbarer Nachbarſchaft überragte gleich einer Welle Obergruppenführer Brückner das Heer der Sammler und zog mit magnetiſcher Kraft die Spender in unüberſeh⸗ baren Pe an. Mit ihm traf man hier/ Gruppen⸗ führer Schaub und den Kommandeur der/ Leibſtandarte „Adolf Hitler“,/ Obergruppenführer Sepp Dietrich, mit allen Männern der ſtändigen Begleitung des Führers. Ih⸗ nen galt an dieſem Tage in beſonderem Maße der Zuſpruch der Tauſende, die hier mit ihren Spenden ihren heißen Dank an den Führer abſtatten wollten. Der belagerte Reichswirtſchaftsminiſter Funk Wieder an einer anderen Stelle der„Linden“ begegnet man Reichswirtſchaftsminiſter Funk, der, nachdem er be⸗ reits am Vormittag in der Berliner Börſe die Spenden der Bankenvertreter, Makler und ſonſtigen Börſenbeſucher in Empfang genommen hatte, ebenfalls einer richtigen Belage⸗ rung ſtandhalten muß In ſeine Sammelbüchſe ſteckte ein beſonders eifriger Paſſant eine Rechnung, die aber ſofort bogen einen Scheck mit einer mehrſtelligen Zahl umgetauſcht wurde. Auch Alfred Roſenberg kaſſiert runde Summen Ein Stückchen weiter an der Staatsoper verrät eine dich⸗ te Menſchenmenge, daß hier einer der führenben Männer die Sammelbüchſe ſchwingt. Es iſt Alfred Roſenberg, der mit ſeinen Mitarbeitern viele ſchöne runde Summen kaſ⸗ 19 50 kann. An dieſer Stelle ſammeln auch, unterſtützt von Rundfunkſpielſcharen der HJ, eine große Zahl von H§⸗Füh⸗ rern. 8 8 „RKieſenzirkus“ und„Geräuſchkiſte“ auf dem Kaiſer⸗Franz⸗ Joſef⸗Platz Während die Staatsoper einen„Rieſenzirkus“ mit ei⸗ nem Rieſenweib und einem Gummimenſchen ankündigte und die Opernſänger und Opernſängerinnen ihre Sammel⸗ büchſen in Bewegung brachten, hatte der Rundfunk eine „Geräuſchkiſte“, einen Autogrammpavillon und Fernſeh⸗ empfänger aufgebaut und führte mit 600 Rundfunkſchaf⸗ fenden ein vielfältiges Programm durch. Mit Göring und Goebbels„Am Wedding“ und „Unter den Linden“ Göring und Goebbels ſammelten am„Tag der Natio⸗ nalen Solidarität“ Unter den Linden und im Norden Ber⸗ lins„Am Wedding“ Schon lange vor 16 Uhr drängte ſich „Unter den Linden“ an der Paſſage, dem Stammplatz Gö⸗ rings, eine nach Tauſenden zählende erwartungsfrohe Men⸗ ge.„Unſer Hermann“ war hier die Loſung in dieſem Kampf⸗ abſchnitt der gewaltigen Sammelſchlacht für das Winter⸗ hilfswerk am„Tage der Nationalen Solidarität“. Witz⸗ Worte flogen hin und her. Es herrſchte wieder ſene frohe Stimmung, die een greift, wenn„unſer Her⸗ mann“ ſich in der Oeffentlichkeit zeigt. Brauſender Jubel ertönte, als Göring ſchließlich um 16 Uhr erſchien und vor der großen Holztruhe mit den Wor⸗ ten:„Nun kanns 1 Aufſtellung nahm. Hinter ihm war noch eine Batterſe von Sammelbüchſen aufgebaut, die f der Füllung harrten. Die Geldſtücke klapperten und klap⸗ 1 5 und bald mußten die Ungetüme von Sammelbüchſen erhalten, die ſchnell vollgefüllt waren. Gegen 18 Uhr wurde in der„Paſſage“ der„Laden“ dicht 5 5 und es ging nach dem Wedding, mitten hinein in s einſtmals rote Berlin. Die Glocken der Dankeskirche am Wedding dröhnten, als Hermann Göring dort ſeinen a Standplatz bezog, jubelnd begrüßt von der Arbeiterbevöl⸗ kerung dieſer Gegend. Aus ihren Mietkaſernen kamen ſie heraus, und nun ſetzte hier wieder der Strom der Tauſende ein. Echtes, urwüchſiges Berlinertum kam dabei zur Gel⸗ tung. „Schlag vier Uhr begann auch Dr. Goebbels zu ſammeln, wieder wie in den Jahren vorher im Angeſicht des Bran⸗ denburger Tors. Die„/ Männer haben den Weg am Hotel Adlon vorbei freigegeben. Der Miniſter hat kaum die Sam⸗ melbüchſe zur Hand genommen, da geht der Anſturm ſchon los. Wieder kommt Alt und Jung, wieder kommen Männer und Frauen, Väter und Mütter mit ihren Kindern, Solda⸗ ten, BdM⸗Mädchen, Auslandsdeutſche— ein Querſchnitt durch das ganze Volk iſt wieder der nicht mehr abreißende Zug der Spender. Eine Freude zu ſehen, wie gern ſie alle geben. Gibt es ein anderes Land, wo ſo lachend freiwillig geopfert wird? Das Volk verſtand den Appell Das Ergebnis des Solidaritätstages Berlin, 5. Dezember. Das Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda gibt bekannt: Das vorläufige Ergebnis der diesjährigen Sammlung am„Tage der nationalen Solidarität“ im ganzen Reich beträgt: Reichsmark 153061 335.40. Im Vergleich dazu betrug das Ergebnis des Jah⸗ res 1937 im alten Reichsgebiet RM. 7 964 102,76. Be⸗ ſonders erfreulich iſt das Ergebnis in den oſtmärki⸗ ſchen Gauen. Hier wurden insgeſamt RM. 1 089 115,53 geſammelt. Nach Abzug dieſer Summe ergibt ſich im Altreich eine Steigerung um RM. 6808 117,11 oder um rund 73 v. H. Das Ergebnis des Jahres 1935 betrug RM. 4084 813,49, das Ergebnis des Jahres 1936 RM. 5 662 279,19. f 5 Dr. Goebbels dankt den Sammlern Dazu veröffentlicht Reichsminiſter Dr. Goebbels fol⸗ gende Erklärung: „Der diesjährige„Tag der Nationalen Solidarität“ hat ein Ergebnis erbracht, das alle daran geknüpften Er⸗ wartungen weit übertrifft. Er ſtand im Zeichen der Heim⸗ kehr des Sudetenlandes und der deutſchen Oſtmark zum Reich. Mährend es in den vergangenen Jahren gelungen war, durch nationalſozialiſtiſche Energie und Tatkraft die Zahl der Bes dürftigen im alten Deutſchland auf ein Minimum zu ſen⸗ ken, ſind uns infolge der ſozialen und wirtſchaftlichen Not⸗ lage der heimgekehrten Gebiete gewaltige neue Aufgaben erwachſen. Der Führer hat in ſeiner Sportpalaſtrede an⸗ läßlich der Eröffnung des diesjährigen Winterhilfswerkes zum Ausdeuck gebracht, daß ſich das deutſche Volk in der ſozialen Hilfsbereitſchaft der Größe dieſer Zeit würdig erweiſe. Das deutſche Volk hat dieſen Appell des Führers richtig verſtanden und ihm begeiſtert Gefolgſchaft geleiſtet. Mit allen Kräften iſt es bemüht, die Not der heimgekehr⸗ ten Brüder zu lindern und auf die Dauer gänzlich zu be⸗ ſeitigen. Das zeigt auch wieder in eindrucksvollſter Weiſe das beiſpielloſe Sammelergebnis des diesjährigen„Tages der Nationalen Solidarität“ Die dabei aufgebrachten Sum⸗ enen ſollen mithelfen, das ſoziale Aufbauwerk des Natio⸗ nalſozialismus vor allem auch in den oſtmärkiſchen und ſudetendeutſchen Gebieten mit nationalſozialiſtiſcher Schnellig⸗ keit und Gründlichkeit durchzuführen. Es iſt mir ein aufrichtiges Bedürfnis, allen, die an die⸗ ſem ſo ſtolzen Ergebnis mitgewirkt haben, den bekannten und unbekannten Sammlern, den Organiſatoren und Pro⸗ pagandiſten und auch dem ganzen deutſchen Volke, das ſich wieder einmal von großer Opferwilligkeit gezeigt hat, herzlich zu danken. Wir alle haben einen Nachmittag im Dienſte des nationalen Sozialismus geſtanden, der ſich nicht in ſozialen Theorien und Phraſen erſchöpft, ſondern den prak⸗ tiſchen Sozialismus der Tat verwirklicht. Wir haben dann auch dazu beigetragen, den Gemeinſchaftsgedanlen und die innere Solidarität unſeres Volkes zu ſtärken und vor aller Welt wieder einmal unter Beweis zu ſtellen. e Ich nehme diefe Gelegenheit wahr, um auch den unge⸗ zählten namenloſen Sammlern und Helfern des Winter⸗ hilfswerkes und der SV., die nicht nur einen Nachmittag, ſondern ein ganzes Jahr im ſchweren und opfervollen Dienſt unſeres deutſchen Sozialismus ſtehen, beſonders zu danken. Wir, die wir am„Tage der Nationalen Solidarität“ in ihre Reihen eingeſchwenkt ſind, hatten dabei das Bedürfnis, vor unſerem Volke zu bekunden, wie tief wir uns ihnen ver⸗ bunden fühlen und wie herzlich der Dank iſt, den wir ihnen entgegenbringen. Jeder deutſche Volksgenoſſe aber ſoll angeſichts dieſes großartigen Ergebniſſes ſtolze Freude darüber empfinden, einer Nation anzugehören, die zu ſolchen Leiſtungen fähig iſt. Mögen die großen Tugenden des Nationalſozialismus, Ge⸗ meinſchaft⸗ und Opferſinn, Disziplin und Einfatzbereitſchaft, unſerem Volke weiter erhalten bleiben. Es wird dann allen Aufgaben, die die Zukunft an uns ſtelli, gewachſen ſein. Heil unſerem Führer! 5 Der Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda Dr. Goebbels.“ Sudetendeutſchlands Bekenninis Das vorläufige amtl. Ergebnis der Sud etenwahl Berlin, 5 Dezember. Bei der Zuſatzwahl zum Deutſchen Reichstag wurden nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis im Sudeten⸗ land, Altreich und Oeſterreich insgeſamt abgegeben: Gültige Ja⸗ Stimmen 2464 494 Gültige Nein⸗Otimmen 27 426 Geſamtzahl der gültigen Stimmen 2491 920 Angültige Stimmen* 8 496 Geſamtzahl der Wahlberechtigten 2323 346 Das bedeutet, daß 98,90 v. H. Ja⸗Stimmen und 1,10 v. H. Nein⸗Stimmen abgegeben worden ſind. Der Reichsminiſter des Innern und der Reichspropa⸗ gandaminiſter haben aus Anlaß des überwältigenden Tleue⸗ bekenntniſſes zum Führer und zum Großdeutſchen Reich Be⸗ flaggung der amtlichen Gebäude bis einſchließlich Miltwoch angeordnet und fordern die Bepölkerung auf, ebenfalls zu beflaggen. * Der 4. Dezember ſah das ganze Sudekendeutſchtum im Aufbruch zu ſeinem großen Bekenntnisgang an die Wahl- urne. Bereits im Morgengrauen riefen in den Städten und Dörfern die Trommeln und Hörner, die Sprechchöre der Ai ierenden und fahrenden Formationen zur Wahl auf. Als um 9 Uhr die bekränzten und fahnengeſchmückken Wahl- lokale ihre Tore öffneten, waren ſie ſchon überalf dicht um⸗ lagert. In der Gauhauptſtadt Reichenberg herrſchte ein beſon⸗ ders lebhaftes Treiben. Ueberall ſah man lange Umzüge mit Fahnen und Muſikkapellen. Laſtwagen mit großen Transparenten, dicht beſetzt mit SA⸗Männern, rollten durch die mit Tannengrün und Fahnentuüch geſchmückten Stra⸗ Zen. Auch die Jungen waren wieder mit größter Begeiſterung dabei.„Die Jugend fordert Euer Ja!“ rief es immer wie⸗ der von den Werbeautos des Jungvolks. Und vor den Wahl⸗ räumen drängte ſich die Menge in Feiertagsgewändern. Als ſich Gauleiter Hen lein und der ſtellbertretende Gau⸗ leiter Fränk zu ihren Wahllokalen begaben, wurden ſie von der Bevölkerung mit Heilrufen überſchüttet. Die Kamera⸗ den des NS KK, unterſtützt von Männern und Frauen des Roten Kreuzes, griffen überall hilfreich ein, um Alte und Gebrechliche an die Wahlurnen zu bringen. Schon um die Mittagsſtunden blinkten überall auf den Rockaufſchlägen Und Kleidern die goldglänzenden runden Wahlabzeichen, die den Kopf Adolf Hitlers zeigten mit der Inſchrift„Ein Volk, Ein Reich, Ein Führer!“ Auch draußen im Lande in den entlegenſten Dörfern das gleiche Bild. Die Bauern hatten ſich mit ihren Frauen ſchon in aller Frühe auf den oft ſtundenweiten Weg zur Wahlurne gemacht und harr⸗ ten im neblig⸗kalten Dezembermorgen in Scharen der Oeff⸗ nung der Wahllokale Auch in den kleinſten Ortſchaften hat⸗ ten zur Mittagszeit ſchon faſt alle freudig ihr„Ja“ abge⸗ geben. Ueberall in der Stadt und auf dem Land waren die Sudetendeutſchen angetreten und ſetzten ihre Ehre darein, vollzählig, Mann für Mann und Frau für Frau, dem Rufe Adolf Hitlers zu folgen Eine Fahrt durch gemiſcht⸗ſprachiges Gebiet zeigte, daß auch jene Tſchechen, die durch die neue Grenzziehung unſere Mitbürger gewor⸗ den ſind, in großem Maße ihrer Wahlpflicht als loyale Bürger des Deutſchen Reiches nachkommen. Sie handelten nach dem Sinne eines Wahlplakates, das irgendwo an einem W. gllokal angebracht iſt und lautet:„Wer mit Ja ſtimmt, ſtimmt für Frieden, Arbeit und Brot und eine beſ⸗ ſere Zukunft“. Die Bevölkerung von Karlsbad, dieſer einſt zur Hälfte roten Stadt, in der in heute faſt ſchon vergeſſenen Tagen die größten Wahlſchlachten geſchla⸗ gen wurden, zeigten am Sonntag ein Bild, wie es ſeit Jahr⸗ zehnten nicht mehr geſehen wurde. Seit dem früheſten Mor⸗ gen ſchon ſtehen die Menſchen Schlange bei den Wahlloka⸗ len, um ihre Pflicht zu tun. Immer war für Wahlergeb⸗ niſſe aus dem Weltkurort, dem einſtigen Fenſter der Repu⸗ blik, das Intereſſe der Welt groß. Deshalb hatte Karlsbad immer ſchon eine der höchſten Wahlbeteiligungen. Die Be⸗ teiligung aber für dieſe erſte Wahl im Großdeutſchen Reich überbietet alles. Bis zur Mittagsſtunde hatten in drei Vier⸗ teln der Wahllokale 95 v. H. der Wähler ihre Stimmen be⸗ reits abgegeben. 2775 5 In einem Wahllokal erſchien ſchon um 7 Uhr eine 73⸗ jährige Frau, um beim Wahlbeginn als erſte ihre Stimme in die Urne werfen zu können. Dieſe Frau hatte damals, als die Tanks einer diſziplinloſen Soldadeska in den Stra⸗ ßen herumraſten und obwohl ihre drei Söhne hatten flüch⸗ ten müſſen, ihren Radioapparat nicht abgegeben und 5 5 verſteckt. Heute erſchien ſie als erſte, um dem Führer ihr Jawort zu geben. Ihre zitternden Hände konnten kaum das Kreuz in den Kreis zeichnen.? Während Sprechchöre der S A die letzten ſäumigen Wähler an ihre Pflicht mahnten, gaben Oberbürgermeiſter Ruſy und der Heimatdichter und einſtige Landtagsabgeord⸗ nete Joſef Hoffmann in einer Radiorede die Parole dieſes geſchichtliches Tages der Egerländer bekannt: Egerländer, halt's enk z'ſamm'! Kraftfahrverbot für Juden Eine Anordnung des Reichsführers SS. und Chefs der deutſchen Polizei. Berlin, 5. Dezember. Der Reichsführer SS. und Chef der deutſchen Polizei im Reichsminiſterium des Innern, Heinri« Himmler, erläßt folgende vorläufige polizeiliche Anordnung über die Ent⸗ ziehung der Führerſcheine und Zulaſſungspapiere für Kraft⸗ fahrzeuge von Juden: Die feige Mordtat des Juden Grünſpan, die ſich gegen das geſamte deutſche Volk richtete, läßt Juden als unzuver⸗ läſſig und ungeeignet zum Halten und 1 5 von Kraft⸗ fahrzeugen erſcheinen. Vorbehaltlich einer endgültigen Rege⸗ lung wird daher Folgendes angeordnet: 1. Aus allgemeinen ſicherheitspolizeilichen Gründen und zum Schutze der Allgemeinheit unterſage ich mit ſofortiger Wirkung ſämtlichen in Deutſchland wohnenden Juden deut⸗ ſcher Stgatsangehörigkeit das Führen von Kraftfahrzeugen aller Art und entziehe ihnen hiermit die Fahrerlaubnis. 2. Den in Deutſchland wohnenden Juden deutſcher Stagatsangehörigkeit iſt das Halten von Perſonenkraftwagen und Krafträdern(mit und ohne Beiwagen) verboten. Für Laſtkraftfahrzeuge bleibt weitere Anordnung vorbehalten. 3. Die in Deutſchland wohnenden Juden deutſcher Staatsangehörigkeit haben die Führerſcheine aller Klaſſen ſowie die Kraftfahrzeugſcheine für Perſonenkraftwagen und Krafträder unverzüglich, ſpäteſtens bis zum 31. Dezember 1938, bei den zuſtändigen Polizeirevieren oder behördlichen Zulaſſungsſtellen abzuliefern; die amtlichen Kennzeichen ſind mit den Zulaſſungsſcheinen zur Entſtempelung vorzulegen. 4. Die zuſtändigen Polizei⸗ und Verwaltungsbehörden haben das Erforderliche zu debaflöſſen. 3 i 5. Gegen Zuwiderhandlungen wird nach den beſtehenden Strafvorſchriften eingeſchritten. „Dieſe pos zeiliche Anordnung tritt ſofort mit ihrer Ver⸗ öffentlichung durch die Tagespreſſe in Kraft. Eine weitere Mitteilung an die zuſtändigen Behörden auf amtlichem Wege ergeht nicht. Auch mit dieſer Abwehrmaßnahme gegen jüdiſche An⸗ maßung hat der nationalſozialiſtiſche Staat dem geſunden Rechtsempfinden des deutſchen Rechtsempfindens Ausdruck gegeben. Der deutſche Menſch hat es ſchon lange als eine Provokation und als eine Gefährdung des öffentlichen Lebens empfunden, wenn Juden ſich am Steuer eines Kraftwagens im deutſchen Straßenbild bewegten oder gar Nutznießer der von deutſchen Arbeiterfäuſten geſchaffenen Straßen Adolf Hitlers waren. Auch dieſer vom deutſchen Volk bisher mit unerhörter Langmut ertragene Zuſtand hat jetzt ſein Ende erreicht. Juden haben in Deutſchland am Steuer eines Kraftwagens nichts mehr zu ſuchen! Statt deſſen ſoll der ſchaffende deutſche Menſch mehr als bisher Gelegenheit haben, mit dem Kraftwagen, dem Werk deutſchen Geiſtes und deutſcher Hände, die Schönheiten ſeiner Heimat kennen zu lernen und neue Kraft für ſeine Arbeit ſchöpfen. Der nationalſozialiſtiſche Staat erſtrebt weiter im Stra⸗ genverkehr eine Gemeinſchaft aller deutſchen Menſchen, die ſich freiwillig den Notwendigkeiten und den Geſetzen des Verkehrs unterordnen. In dieſe nationalſozialiſtiſche Verkehrs⸗ gemeinſchaft gehört der Jude nicht hinein! Deshalb mußte der Staat in Anlehnung an die anderen Abwehrmaßna men unter dem Eindruck der jüdiſchen Mordtat in Paris ſchon allein aus Gründen der allgemeinen Sicherheit dieſe ſeit langem notwendige Trennung vollziehen. Judenbezirke in Berlin Eine Anordnung des e der Reichshaupk⸗ 0 5 Berlin, 5. Dezember. Der Polizeipräſident hat für den Landespolizeibezirk Berlin zu der Reichspolizeiverordnung vom 28. November 1938 über das Auftreten der Juden in der Heffenklichkeit eine Erſte Anordnung erlaſſen, die am 6. Dezember 1938 in Kraft kritt Sie beſtimmt. daß Straßen, Plätze, Anlagen und Gebäude, über die der Judenbann verhängt wird, von allen Juden deutſcher Staatsangehörigkeit und ſtaakenloſen Juden nicht betreten oder befahren werden dürfen. Sind ſolche Juden beim Inkrafttreten dieſer Verordnung noch innerhalb eines Bezirks wohnhaft, über den der Juden⸗ bann verhängt iſt, ſo benötigen ſie zum Ueberſchreiten der Banngrenze einen vom Polizeirevier des Wohnbezirks aus⸗ geſtellten Erlaubnisſchein. Mit Wirkung vom 1. Juli 1939 werden Erlaubnisſcheine für Bewohner innerhalb der Bannbezirke nicht mehr erteilt. Der Judenbann erſtreckt ſich in Berlin auf 1. ſämtliche Theater, Kinos, Kabaretts, öffentliche Kon⸗ gert und Vortragsräume, Muſeen, Rummelplätze, die Aus⸗ ſtellungshallen um Meſſedamm einſchließlich Ausſtellungsge⸗ lände und Funkturm die Deutſchlandhalle und den Sport⸗ palaſt das Reichsſportfeld, ſämtliche Sportplätze einſchließ⸗ lich der Eiſenbahn, 2. ſämtliche öffentliche und private Badeanſtalten und Hallenbäder einſchließlich Freibäder, 3. die Wilhelmſtraße von der Leipziger Straße bis Un⸗ ter den Linden einſchließlich Wilhelmplatz, 4. die Voß⸗Straße von der Hermann⸗Göring⸗Straße bis zur Wilhelm⸗Straße 5. das Reichsehrenmal mit der nördlichen Gehbahn Un⸗ ter den Linden von der Univerſität bis zum Zeughaus. Ausgenommen von Ziffer 1 und 2 ſind die Einrichtun⸗ gen und Veranſtaltungen, die nach entſprechender behörd⸗ licher Genehmigung für füdiſchen Beſuch freigegeben ſind. Vorſätzliche oder fahrläſſige Zuwiderhandlung zieht Geld⸗ ſic. bis zu 150 Mart oder Haft bis zu ſechs Wochen nach Ergänzend wird dazu u. a. mitgeteilt, daß noch weitere einſchneidende Durchführungsverordnungen ergehen werden. Dieſer Judenbann erſtreckt ſich nicht auf e Ju⸗ den. Wahrſcheinlich wird der zeitlich unbeſchränkte Juden⸗ bann in Kürze insbeſondere auf eine große Zahl Berliner Straßen ausgedehnt werden. Es kommen hierfür vornehm⸗ lich die Haupt⸗ und Prachtſtraßen Berlins in Frage, da ge⸗ rade in dieſen Straßen das Judentum auch heute noch das Straßenbild 5 oder weniger beherrſcht. Wahrſcheinlich werden die im Zentrum und Norden Berlins gelegenen Straßenzüge, in denen ſchon ſeit Jahren das jüdiſche Ele⸗ ment vorherrſcht, ſo z. B. Müns⸗, Linien⸗ und Grenadier⸗ ſtraße nicht zu den Bannbezirken gerechnet werden. Es empfiehlt ſich daher für die Juden, jetzt ſchon vorſorglich eine andere Wohnung in einem der obengenannten Teile Berlins zu ſuchen und eventuell mit dort wohnenden deut⸗ ſchen Volksgenoſſen einen Wohnungstauſch vorzunehmen. Die Juden haben weiter damit zu rechnen, daß ſie in Zu⸗ kunft auf rein jüdiſche Gaſtſtätten beſchränkt werden. Verbrecher an Staat und Volk Zwei Landesverräter hingerichtet. Amtlich wird mitgeteilt: Die vom Reichskrie Sgericht wegen Landesverrats zum Tode verurteilten Brund 2 1 8 ner, geboren am 18. September 1915 in Heikendorf(Schles⸗ wig⸗Holſtein), und Berthold Köhne, geboren am 17. Jun! 1899 in Dahlem⸗Warsleben(Bezirk Magdeburg) wurden hin⸗ gerichtet. Trojaner wurde aus nichtigem Anlaß in das Ausland fahnenflüchtig, wo er alsbald in ein Emigrantenlager ein⸗ geliefert wurde. Dort kam ex mit dem ausländiſchen Nach⸗ 1 in Verbindung. Er ließ ſich durch Verſprechungen und durch Geldzuwendungen beſtimmen, einen großen Teil der ihm während ſeiner Dienſtzeit bekannt gewordenen und ge⸗ heimzuhaltenden Dinge zu verraten. Trojaner wurde dann vom ausländiſchen Nachrichtendienſt fallengelaſſen und aus dem betreffenden Lande ausgewieſen. Köhne wurde auf einer Bahnfahrt von einem unbekann⸗ ten Mitreiſenden angeſprochen. Leichtſinnigerweiſe ſtellte er die⸗ ſem ſeine finanziellen Verhältniſſe dar und erwähnte dabei auch, daß er verſchuldet ſei. Der Unbekannte war ein Agent im ausländiſchen Nachrichtendienſt. Er lockte Köhne durch Ver⸗ ſprechungen ins Ausland. Dort wurde Köhne über geheim⸗ 8 Dinge ausgefragt und wurde zum Landesverräter. luch hier hat der ausländiſche Nachrichtendienſt ſein Opfer 1 nachdem er keinen Nutzen mehr aus ihm ziehen e. Beide Landesverräter haben jetzt ihr Verbrechen an Staat und Volk mit dem Tode büßen mäſſen 8 „Aeber das Ziel hinausgeſchoſſen“ Die Ermordung Codreanus als Tragödie Rumäniens.— „Magyarſag“ rechnet mit ernſten Auswirkungen. Budapeſt, 5. Dezember. Mit den Auswirkungen der Ermordung Codreanus und ſeiner Gefährten auf das rumäniſche Leben befaßt ſich das Blatt der Hungariſtenbewegung„Magyarſag“, an leitender Stelle. Der Chefredakteur des Blattes, Abgeordneter Hubay, ſchreibt, die Tragödie Codreanus ſei gleichbedeutend mit der Tragödie Rumäniens. Der Führer der Eiſernen Garde und ſeine fanatiſchen Anhänger ſeien Verſchworene des neuen Rumäniens geweſen, ſie kämpften für ein neues und glück⸗ licheres Rumänien. Mit dem Tode Codreanus gingen er und ſeine ermordeten Anhänger in die Legende des rumäniſchen Volkes ein. Seine Lehren aber ſeien zu einem unbeſiegbaren, weil körperlichen Begriff geworden. Die Zielſicherheit, mit der in ſtockdunkler Novembernacht Codreanu und 13 ſeiner Ge⸗ treuen auf der Flucht erſchoſſen wurden, müſſe den Neid aller Meiſterſchützen erregen. Mit dieſen Schüſſen aber beginne die Tragödie Rumäniens, denn mit ihnen zugleich ſei auch das herrſchende Regime Rumäniens tödlich getroffen worden. Dic Gefangenenwärter des gegenwärtigen rumäniſchen Re⸗ gimes hätten über das Ziel hinausgeſchoſſen. Man habe dort nichts aus der Geſchichte gelernt. Im Selbſtvertrauen auf die Bajonette habe man ver⸗ geſſen, daß auch ohne Freiheit der reine fanatiſche Glaube an eine Idee heute eine größere Kraft und größere Macht darſtelle als alle Bajonette. Codreanu hätte vielleicht den Gedanken Großrumäniens in die Zukunft hinüberretten kön⸗ nen. So aber werde Großrumänien an der 20. Jahreswende ſeiner Entſtehung zu einem ewigen Traumbild. Das herrſchende Regime habe außer acht gelaſſen, daß moderne Diktaturen ſich nicht auf bewaffnete Gewalt, ſondern nuf den geeinten Willen der Volksſtimmung ſtützen. Wer in 9 290 55 nur bewaffnete Macht ſehe, bereite ſeinen eigenen od vor. Der Tod Codreanus eine Aktion des Weltjudentums. Die merkwürdigen Umſtände, unter denen der Führer der früheren Eiſernen Garde, Codreanu, und ſeine dreizehn Geführten ums Leben gekommen ſind, finden in einem großen Teil der ausländiſchen Preſſe ſehr ſtarle Beachtung. In fran⸗ zöſiſchen Rechtskreiſen wird ganz offen ausgeſprochen, daß von einem Fluchtverſuch keine Rede ſein könne, und daſt Codreanu und ſeine Kameraden ermordet worden ſeien. Da⸗ für ſpreche auch das ſeltſame und verlegene Stillſchweigen nach dem erſten amtlichen Bericht, der von dem Ueberfall und der Erſchießung auf der Flucht ſprach. Man weiſt darauf hin, daß es ganz auf der Hand liege daß man ſich der Führer dieſer mächtigen Bewegung dur einen organiſierten„Zwiſchenfall“ ohne Urteil entledigen wollte. Als beſonders belaſtend wird angeſehen, daß bei dem ſogenannten Ueberfall kein einziger Gendarm verletzt worden iſt, während ſämtliche Führer der Eiſernen Garde angeblich ſofort tot waren. Dies alles beweiſe, daß die Führer der Eiſernen Garde kaltblütig abgeſchoſſen worden ſind. Es wird betont, daß dieſelben demokratiſchen Kreiſe, die ſich immer wieder über irgendwelche Vorgänge in Deutſchland aufregen, diesmal kein Wort des Erſtaunens für das brutale Verſchwinden der Führer der Eiſernen Garde fänden. Alle dieſe Gedanken, die die„Liberté“ und andere rechts⸗ ſtehende Blätter immer ſtärker in den Vordergrund ſtellen, geben dem Empfinden der nationalen Kreiſe Frankreichs Aus⸗ druck, die in der Beſeitigung der Führer der Eiſernen Garde eine planmäßig vorbereitete Aktion des Weltjuden⸗ tums erblicken. 5 In der„Action Frangaiſe“ wird von einer verabredeten Maſſakrierung geſprochen. Codreanu ſei der Chef des rumä⸗ niſchen Antiſemitismus geweſen, der alte und tief⸗ gehende Wurzeln im ganzen Lande hat. Man wird daher nicht verfehlen, dieſe Mordtat einer Verſchwörung Iſraels und der einflußreichen offiziellen Perſönlichkeiten Rumäniens zuzuſchreiben. 18 000 Verhaftungen Auch die polniſche Preſſe behandelt den Fall Co⸗ dreanu ſehr eingehend. In Meldungen aus Bukareſt wird darauf hingewieſen, wie ſtark die Sympathie der Bevölkerung für die Eiſerne Garde weiterhin iſt. Ja, daß ſie ſogar an Kraft gewonnen hätte. Die Gendarmerie gehe gegen alle An⸗ hänger der Eiſernen Garde erbarmungslos vor und habe innerhalb der letzten beiden Tage in Rumänien über 18 000 Perſonen verhaftet. Die Quellen der Codreanu⸗Bewegung ſeien ein Proteſt gegen die Verſudung Rumäniens und 5 die ſich hieraus ergebende moraliſche Zerſetzung der Nation. Wenn die Namen der Erſchoſſenen nicht zur Parole für die geſamte junge, vaterländiſch eingeſtellte Be⸗ völkerung des Landes werden ſollen, dann müſſe die Regie⸗ rung entſchiedener als bisher eine gegen die Juden gerichtete Politik führen. Das aber ſei der Sieg Codreanus über ſein Grab hinaus. 5 Die in Warſchau erſcheinende Judenpreſſe ſind sie ein⸗ igen Zeitungen in Polen, die die Beſeitigung Codreanus a und der Hoffnung Ausdruck geben, daß dies der Eiſernen Garde den Todesſtoß verſetzt habe. Eine feige Mordtat Die nationalen holländiſchen Blätter ſprechen von einer feigen Mordtat und würdigen den Freiheitskampf der Eiſernen Garde und ihr unermüdliches Ringen gegen Judentum und Korruption. Das internationale Judentum und der Marxismus ſeien die Urheber aller dieſer finſteren Verbrechen, mit denen man die Befreiung der Völker zu ver⸗ hindern ſuche. Schwere Ausſchreitungen in Frankreich Scharfes Vorgehen gegen die hetzenden Bonzen. Der große Aerger der Marxiſten in Frankreich über das Scheitern des Generalſtreiks hat ſich erneut in zahl⸗ reichen Zwiſchenfällen Luft gemacht, die vor allem in Toulouſe und im nordfranzöſiſchen Induſtriegebiet grö⸗ ßere Ausmaße annahmen. Nach dem radikalſozialiſtiſchen Blatt„Ouevre“ kam es in Toulouſe zu zahlreichen Schlägereien, außerdem wurden die Schaufenſter mehrerer größerer Geſchüfte eingeſchlagen und die Auslagen zerſtört. Nach einer anderen Meldung wurden zahlreiche Perſonen ſowohl bei den Kundgebern als auch bei der Polizei ſchwer verletzt. Zwei Preſſevertreter wurden von den Streikenden zuſammengeſchlagen. Es waren in der Hauptſache über 2000 marxiſtiſche Radaubrüder, die Straßenumzüge und Maſſenkundgebun⸗ gen veranſtalteten, und die trotz mehrfacher Aufforderun⸗ gen der Polizei und auch der Gewerkſchaftsſekretäre nicht aufhörten. Der politiſche Ordnungsdienſt mußte wieder⸗ holt einſchreiten. Zwei Gewerkſchaftsſekretäre und zwei ſozialdemokratiſche Abgeordnete wurden verhaftet. Auch aus Valenciennes werden ſchwere Zuſam⸗ menſtöße gemeldet. Zahlreiche Perſonen ſowie die ver⸗ antwortlichen Gewerkſchaftsſekretäre wurden verhaftet. Der Streik in der Metallinduſtrie in der Liller Gegend dauert an. Auf Anordnung des Gerichts wurde der kom⸗ muniſtiſche Bürgermeiſter von Marly, der auch Sekretär der Metallarbeitergewerkſchaft iſt, verhaftet und ins Ge⸗ fängnis eingeliefert, wo ſich ſchon mehr als 150 Rädels⸗ führer der Streikbewegung befinden. Auch der Sekretär der Baugewerkſchaft in La Rochelle iſt verhaftet worden. Neue Haftbefehle in Le Havre Nach Mitteilung des Handelsminiſteriums haben am Tage des geplanten Generalſtreiks Beſatzungsmitglieder der im Hafen liegenden Schiffe ihre Poſten verlaſſen und nun nochmals den Generalſtreik beſchloſſen. Der Handels⸗ miniſter hat daraufhin Haftbefehl gegen den verantwort⸗ lichen Gewerkſchaftsſekretär veranlaßt. Für die Beſatzung der im Hafen liegenden Schiffe, darunter auch den Ozean⸗ dampfer„Normändie“, wurde erneut die Requiſitions⸗ order erlaſſen. Opfer der Moskauer Hetze Die Maſſenaburteilung von Gewerkſchaftlern, die der bolſchewiſtiſchen Streikparole gefolgt waren, wurde durch die Pariſer Strafgerichte fortgeſetzt. Die Strafen ſchwank⸗ ten zwiſchen 8 Tagen und 2 Monaten Gefängnis. Nur wenige der Angeklagten erhielten Bewährungsfriſt. Der Bürgermeiſter von La Rochelle hat eine ganze Reihe von Autobusführern wegen Beteiligung am Streik zunächſt für 10 Tage ohne Lohn ſuspendiert, auf der Beförde⸗ rungsliſte zurückgeſtellt und ferner auf die Dauer eines Jahres der beſonderen Regelmäßigkeitsprämie für ver⸗ luſtig erklärt. Kurzmeldungen Der Führer ehrt eine Hundertjährige. Der Führer und Reichskanzler hat 55 Frau Anna Haaſe in Bremen aus Anlaß der Vollendung ihres 100. Lebensjahres ein perſönliches Glückwunſchſchreiben zugehen laſſen. 8 8 München erhält eine neue Techniſche Hochſchule. Auf einem Vegr ie ben im Rahmen der 17. 2 des Bundes der Techniſchen Hochſchule München teilte Miniſterpräſident Siebert mit, daß die Hauptſtadt der Bewegung eine neue Te ch⸗ niſche Hochſchule erhalte, die der gewaltigen Aufgaben würdig ſei, wie ſie heute der deutſchen Technik und Wiſſenſchaft geſtellt ſind. 5 Drei Eiſenbahnarbeiter von einem Zug getötet. An der Blockſtelle Oſtberger Tunnel bei Schwerte a. d. Ruhr wurden von einer Kolonne von 15 Eiſenbahnarbeitern, die ſich an ihre Arbeitsſtätte begaben, drei Arbeiter von einem D⸗Zug der Strecke Hagen—Soeſt erfaßt. Zwei Arbeiter aus Holz⸗ wickede waren ſofort tot, einer ſtarb im Krankenhaus. Hinrichtung eines Mörders Der am 9. März 1907 geborene Richard Munz aus Stutt⸗ gart iſt hingerichtet worden, der vom Schwurgericht in Stutt⸗ gart wegen Mordes zum Tode verurteilt worden iſt. Munz hat am Abend des 11. Juni 1938 eine 27jährige Bauerstochter im Hinterlinger See ertränkt, um ſich den aus ihrer Schwan⸗ gerſchaft ergebenden Folgen zu entziehen. Verkehrsflugzeug mit acht Inſaſſen brennend abgeſtürzt. Ueber Balbuena, dem Flugplatz der Stadt Mexiko, ſtürzte kur nach dem Start das Verkehrsflugzeug nach Merida ab. Fünf Paſſagiere und drei Angehörige der Beſatzung fanden dabei den Tod. Die Maſchine war gegen den Berg Penon in der Nähe des Flugplatzes geflogen und in Brand geraten. aß Teufels-Inſel bleibt. Nach einem Zeitraum von zwek Jahren iſt wieder ein Schiff mit Strafgefangenen nach der berühmten und berüchtigten franzöſiſchen Strafkolonie „Teufels⸗Inſel“ ausgelaufen, nachdem es vorher 675 Sträf⸗ linge aus dem auf der Inſel Saint Martin de Re gelege⸗ nen Zuchthaus aufgenommen hatte Unterwegs wird der Dampfer Algier anlaufen, um dort weitere Sträflinge zu übernehmen.— Bekanntlich hatte die franzöſiſche Regie⸗ rung beabſichtigt, die Strafkolonie auf der Teufels⸗Inſel eingehen zu laſſen und ſie durch ein Zwangsarbeitslager in Nordafrika zu erſetzen. Da aber keine Mittel für den Bau eines Gefängniſſes zur Verfügung ſtanden, werden die franzöſiſchen Schwerverbrecher weiterhin vom Mutter⸗ lande nach der Teufels⸗Inſel abtransportiert werden. i Harem wird Geburksklinik. Einer der berühmten Harems von Iſtambul wurde jetzt in eine Geburtsklinik umgewandelt. Vor dem Weltkriege wohnten in dieſen Räu⸗ men noch 200 Haremsdamen. Wieder ein Menſchenraub in A A mädchen von Banditen entführt Newyork, 2. Dez. Ein neuer Fall von Menſchenraub, der nicht gerade dazu angetan iſt, das Gefühl der Sicherheit bei den amerikaniſchen Eltern zu erhöhen, ereignete ſich in der Nähe des Städtchens Exon Hill im Staate Maryland unweit der Grenze des Bezirks von Waſhington. Dort überfielen Banditen, die einen Laſtwagen benutzten, 855 aus der Klo⸗ ſterſchule auf dem Heimweg befindliche 18jährige Mädchen. Der einen gelang es zu entkommen Die andere ſedoch wurde von den Banditen 81 den Laſtwagen geſchleppt, offenbar 5 nächſt vergewaltigt und dann entführk. Die geſamte Polizei von 8 und Waſhington fahndet nach den Mädchen⸗ räubern Bluthunde wurden angeſetzt, um die Umgebung des Tatortes abzuſuchen. Die Befürchtung wächſt jedoch ſtünd⸗ lich, zumal die Fahndungen noch keinerlei Anhaltspunkte er⸗ 8 daß die Banditen ihr Opfer inzwiſchen ermordet en. * nenne nn N. benden u Mn ain Baden erfüllte ſeine Pflicht Ergebnis: Das Doppelte des Vorjahres. Karlsruhe, 4. Dez. Ein beiſpielloſes Zeugnis der Opferbereitſchaft aller Volksgenoſſen im Gau Baden brachte der Tag der nationalen Solidarität. Nach den vorliegenden Meldungen ergibt ſich als Summe aller ge⸗ ſammelten Spenden insgeſamt der Betrag von 781 413,53 Reichsmark. Jeder Badener ſpendete mithin 32,38 Pfennige für das WH W. Im Vorjahre betrug das Geſamtergebnis des gleichen Sammeltages im Gau Baden 357 993,11 Reichsmark, mithin einen Durchſchnitt je Kopf der Be⸗ wölkerung von 14,83 Reichspfennig. Ein beneibenswer⸗ tes Ergebnis meldeten die Kreiſe Mosbach mit einem Durchſchnitt von 65,74 Reichspfennig, Wolfach von 63,28 Reichspfennig, Naſtatt von 62,07 Reichspfennig je Kopf der Bevölkerung. Alles ſteht unter dem Eindruck: der Gau Baden, ſeine Sammler und ſeine Spender haben wie immer ihre Pflicht erfüllt! Die Eigerwandbezwinger ſprechen in Baden. Unter der Schirmherrſchaft des Reichsorganiſationslei⸗ ters und des Reichsſportführers unternehmen augenblicklich zwei der Bezwinger der Eigernordwand, die Gemeinſchafts⸗ führer der Ordensburg Sonthofen Andreas Heckmaier und Ludwig Vörg zu Gunſten des Winterhilfswerkes des Deutſchen Volkes eine Lichtbildvortragsreiſe durch die deut⸗ ſchen Gaue. Die beiden Eigerwandbezwinger werden im Januar auf ihrer Reiſe durch Deutſchland in drei badi⸗ ſchen Städten Lichtbildervorträge halten, und zwar am Donnerstag, den 26. Januar, in Mannheim, am Frei⸗ tag, den 27. Januar, in Heidelberg und am Samstag, den 28. Januar, in Karlsru he. Die Oel- und Spinnpflanzenernte 1938 in Baden. Das Wetter war im Sommer 1938 für den Oelfrucht⸗ anbau(Rübſen und Raps) günſtig, für Flachs und Hanf dagegen wenig förderlich. So kommt es, daß die Rapser⸗ träge außergewöhnlich gut ſind, die Erträge von Flachs dagegen nur durchſchnittlich ausfielen. Im Lande Baden, ain dem die Anbaufläche für Raps und Rübſen von 1382 ha im Jahre 1938 auf 1914 ha im Jahre 1938 zunahm, ſtieg der durchſchnittliche Körnerertrag pro Hektar von 15.6 dz auf 18.4 dz, ſo daß ſich eine Geſamternte von 3528 Tonnen 32905 2154 Tonnen im Vorjahr ergibt. Davon entfielen 220 Tonnen auf Raps. Die Anbauflächen für Flachs(Oel⸗ und Faſerlein zuſammen) betrug 1034 ha. Bei einem durch⸗ ſchnittlichen Rohſtengelertrag von 22.3 dz(Vorjahr 25.9) wurden in Baden in dieſem Jahre 2308 Tonnen Flachs ge⸗ erntet, außerdem 812 Tonnen Samen. Hanf wurde auf einer Fläche von 256 ha angebaut. Bei einem durchſchnitt⸗ lichen Rohſtengelertrag von 38.8 dz pro Hektar wurde eine Geſamternte von 95 Tonnen Hanf erzielt, ſowie von 248 Tonnen Samen. i Vom füddeutſchen Saatenmarkk. Die vergangene Woche verlief ohne weſentliche Aende⸗ Viehſeuchenumlage. Nach Anhörung des Vorſtands der Zentralkaſſe der Vieh⸗ beſitzer und mit Zuſtimmung des Finanzminiſters hat der Innenminiſter die Beiträge zur Viehſeuchenumlage für das Jahr 1939 wie folgt feſtgeſetzt: a) für jedes 1 Jahr alte und ältere Pferd(ausgenommen Pferde kleiner Raſſen) und für jedes Maultier 2.50 Mark; b) für jedes unter 1 Jahr alte Pferd(Fohlen) 1.00 Mark; c) für jedes einer kleinen Raſſe angehörige Pferd(unter 140 Zentimeter Stockmaß), für je⸗ den Eſel und Mauleſel 1.00 Mark,; d) für jedes drei Monate alter und ältere Stück Rindvieh 1.50 Mark(davon 1.00 Mark Sonderumlage wegen Maul- und Klauenſeuche); e) für jedes unter drei Monate alte Kalb 0.20 Mark. Für Ziegen und Bienenvölker wird kein Beitrag erhoben. Ge⸗ genüber dem Vorjahr wurden die Beiträge für Kälber auf das Doppelte und für ältere Rinder auf das Dreifache er⸗ höht. Die übrigen Beiträge ſind unverändert geblieben. Die Erhöhung iſt infolge der ſtarken finanziellen Belaſtung der Zentralkaſſe der Viehbeſitzer durch die Entſchädigungslei⸗ ſtungen wegen Maul- und Klauenſeuche notwendig gewor⸗ den. Bis zum 31. Oktober 1938 hatte die Zentralkaſſe der Viehbeſitzer für Entſchädigungen wegen Maul⸗ und Klauen⸗ ſeuche rund 1.4 Millionen Reichsmark aufzubringen. Die Inanſpruchnahme der Kaſſe hat noch nicht nachgelaſſen. Geologiſche Ueberſichtskarke von Südweſtdeutſchland. Die Karte 1:600 000 umfaßt den geſamten ſüdweſtdeut⸗ ſchen Raum ſamt großen Teilen der Schweiz und Elſaß⸗ Lothringen. Die Weſtgrenze der Karte iſt feſtgelegt durch die Linie Daun(Eifel), Schweich a. d. Moſel, Dillingen a. d. Saar, Gerardmer, Belfort, Blamont(Elsgau), Clos du Doubs. Der Südrand der Karte verläuft von Moutier über den Hallwyler See und mitten durch den Zürichſee zum Säntis und von hier weiter über Zitterklapfen und Schrök⸗ ken nach Holzgau a. Lech und Tarrenz. Im Oſten veicht die Karte bis zur Heiterwand(Lechtaler Alpen), Füſſen, Augs⸗ burg, Donauwörth, Bamberg und faſt bis Koburg.(Fürth und Erlangen liegen knapp außerhalb der Karte.) Die Nordgrenze verläuft von der hohen Eifel über Boppard a. Rh., ſodann nördlich Bad Homburg und Bad Kiſſingen vorbei zum Nordrand der Haßberge. Insgeſamt umfaßt das Blatt faſt genau 100 000 Kilometer. Die Topographie der Karte wurde mit Abſicht auf größere Städte und geologiſch wichtigere Orte, Eiſenbahnen und Flüſſe beſchränkt. Die geologiſche Darſtellung geht bis in kleinſte— für dieſen Maßſtab überhaupt noch mögliche— Einzelheiten. 100 ver⸗ ſchiedene Farben ſind zur Wiedergabe der einzelnen geo⸗ logiſchen Formationen verwendet worden. Die Farbtöne entſprechen im großen Ganzen den internationalen Abma⸗ chungen, der Aufbau des ſüdweſtdeutſchen Raumes kommt dabei jeyr gut zur Geltung. Beſondere Beachtung iſt der Tektonik des Gebiets beigelegt worden, die Klarheit der Karte wird durch geſchickte Darſtellung der großen tektoni⸗ ſchen Linien noch weſentlich erhöht. Ein ſchematiſcher Schnitt quer zur Streichrichtung der Schichten vom Schwarzwälder Hochwald bis zur Mädelegabel iſt im Rande des Blattes beigefügt. Zu der Karte gehört ein Erläuterungsheft, mit 141 Seiten Umfang. Der erſte ſtratigraphiſche Teil derſelben bringt in gedrängter Form das Wiſſenswerte über Schich⸗ tenaufbau, der zweite Teil gilt der Beſchreibung der Einzel⸗ e Die Karte wurde entworfen von Landesgeologen r. F. Weidenbach, der auch die bekannten vier Ueberſichts⸗ karten 1:200 000 von Württemberg gezeichnet hat. Von Lalcale Ruud ochiau. Der erſte Dezember⸗Sonntag und der zweite Advent brachte wieder friſches und trockenes Wetter; die Temperaturen gingen erneut zurück Allerdings zeigte ſich der erſte Sonntag im Weihnachtsmonat noch nicht ſchon Knecht Rupprecht vor der Tür und da ſollte es eigentlich ſchon in ſeinem winterlichen Kleid und zwar ſtehe ſchneien; jedoch Frau Holle hat anſcheinend ihren Dorn⸗ röschenſchlaf noch nicht ausgeträumt. Wenn ſich auch der diesjährige Herbſt im Schneckentempo auflöſt— ſo wird des Winters Macht ſich bald anzeigen. Das Wochenende ſtand unter dem Zeichen des Tages der nationalen Solidarität. Auch in unſerem Vorort ſah man die Sammler eifrig bei der Arbeit, die überall offene Herzen fanden, denn das Ergebnis, über das wir an anderer Stelle berichten, übertraf alle Erwartungen. In der Stadt war außerordentlich großer Betrieb, ſah man doch Männer in hervorragenden Stellungen aus Partei und Staat ſowie Stadt die Sammelbüchſe ſchwingen. Auch Elefanten des Zirkus Barlay traten auf, die mit Eleganz die Sammielbüchſe ſchwan⸗ gen, und gerne wurde auch den Dickhäutern gegeben. Der geſtrige Sonntag bekam auch eine ganz beſondere Note als Abſtimmungstag der Sudetendeutſchen. In Mann⸗ heim erſchienen unſere ſudentendeutſchen Brüder reſtlos an der Wahlurne und gaben freudig zu faſt 100 Proz. ihre Stimme für Großdeutſchland ab. Im Mannheimer Roſengarten nahm das große Winter⸗ feſt zugunſten des Winterhilfswerkes ſeinen Fortgang. Wie bet der Eröffnung am Samstag war auch jetzt wieder der Beſuch ganz gewaltig. Erſtklaſſige Künſtler und zahlreiche Darbietungen zogen wie ein Magnet die Beſucher an. Der Stadtbeſuchsverkehr war über das Wochenende recht gut. Die Rundfunkausſtellung übte ihre Anziehungskraft aus, und im übrigen: es weihnachtet ſehr! Dies beweiſen die Lichterketten und die beleuchteten Kränze in der Stadt, ſowie die ſchönen Schaufenſterauslagen, die der Stadt ein feſtliches Gepräge geben. In früheren Jahren war für unſere Ge⸗ ſchäftsleute dieſer Sonntag der erſte Verkaufsſonntag der der ſogenannte„Kupferne Sonntag“. Heuer iſt es nun anders geworden. Man kann ſich noch einmal einer Prüfung unterziehen und am kommenden„Silbernen Sonntag“ gleich eine Weihnachtseinkäufe eindecken; alſo nicht auf die lange Bank ſchieben. * Das Feſt der ſilbernen Hochzeit können morgen Dienstag die Eheleute Gg. Raufelder und Kätchen geb. Otto, Kloppenheimerſtraße 63, feiern. Die beſten Wünſche. 8 Filmſchan. Juden ohne Maske. Das Kreispropagandaamt der NSDAP. zeigt am kom⸗ menden Mittwoch, den 7. Dezember, im Palaſt⸗Theater den Film„Juden ohne Maske“. Dieſer Film iſt eine Zu⸗ ſammenſtellung von Auszügen aus jüdiſchen Filmen, in denen ſich beſonders eindringlich jüdiſches Weſen widerſpiegelt. Einen kraſſen Gegenſatz dazu bildet der im Anſchluß daran gezeigte Film„Mannesmann“, der von der Aufbau⸗ arbeit im Dritten Reich berichtet. Außerdem läuft in der Veranſtaltung noch der Film „Adolf Hitler in Italien“, wobei es ſich nicht um den vor einigen Tagen gezeigten italieniſchen Streifen„Der Führer in Italien“, ſondern um einen deutſchen Tonfilm handelt. zahlreichen namhaften Gelehrten Deutſchlands und der Schweiz wurden Beiträge zu der Karte geliefert, ſo daß ſie den neueſten Stand der geologiſchen Wiſſenſchaft widerſpie⸗ gelt. Die Erläuterungen ſtellen eine Gemeinſchaftsarbeit Zungen. Der Abſatz in Kleeſaaten, insbeſondere Rotklee und Luzerne entwickelte ſich flott. Zunehmende Kaufneigung konnte auch bei allen übrigen Feldfutterſaaten feſtgeſtellt inen Aue e 9. leren enn 278 N nene eee eee gräßlich zugerichtet. werden. Weitere zur Durchführung kommende Abſchlüſſe im Ausland haben ſich für die allgemeine Sicherung und Ent⸗ wicklung des Marktes günſtig ausgewirkt. Das Angebot deutſcherntiger Klee⸗, Gras⸗ und auch Hülſenfruchtſaaten blieb immer noch verhältnismäßig beſchränkt, da die Land⸗ wirtſchaft bei den günſtigen Witterungsverhältniſſen weiter⸗ hin reſtliche Feldarbeiten erledigt. 069 Pforzheim.(„Dreijähriges Kind vom Laſt⸗ zug getötet.) Auf der Wildbaderſtraße vor dem Bahn⸗ Hof Birkenfeld ereignete ſich ein ſchweres Verkehrsunglück. Das dreijährige Söhnchen Gerhardt Kolb des Bahnhoſvor⸗ ſtandes von Birkenfeld ſprang vor den Augen des Vaters, der zum Fenſter herausſah, die Treppe von der Bahnhof⸗ wirtſchaft herunter und über die Straße. Es wurde dabei durch einen Laſtzug erfaßt und getötet. Die Leiche wurde Lie Hersleflung des Nr. Jree wren Un RALPH URBAN 16. Kapitel. W Die erſte Etage eines vornehmen Hauſes in der 5895 ford Road bewohnte ein gewiſſer Mr. Mac Kat. Obwohl er eigentlich als verdrehter Sonderling hier galt, ſprach der Portier nur mit der größten Hochachtung von ihm, denn dieſer Mieter hatte eine offene Hand und pflegte fürſtliche Trinkgelder zu geben. Mr. Kat konnte auf 55 Jahre geſchätzt werden. Er hielt wenig auf ſein Ae trug in den acht Monaten, die er in dieſem Hauſe wohnte, ſtets denſelben ſchäbigen Anzug, ließ das Haar und den grauen Bart ungepflegt und ging läſſig vor⸗ geneigt, den Blick auf den Boden gerichtet, als würde er etwas ſuchen. Er empfing keine Beſuche und verließ oft tagelang nicht ſeine Wohnung. An Dienerſchaft hatte er nur eine Haushälterin, die am Vormittag ihres Amtes waltete, kochte und die Zimmer aufräumte, das heißt, ſo⸗ weit ſie ihr zugänglich waren. Sie bekam Mr. Kat faſt nie zu Geſicht. Mittags ſtellte ſie die Speiſen auf den Tiſch des Eßzimmers und klopfte an einer der beiden Türen, die von dort in zwei Hinterzimmer führten und die der Mieter bei ſeinem Einzug polſtern und mit Eiſen beſchlagen und beſonderen Schlöſſern verſehen ließ. Der Haushälterin war es bisher trotz ihrer Neugier noch nie gelungen, auch nur einen Blick in dieſe geheimnisvollen Räume zu werfen, in denen der Mann an einer techniſchen Erfindung arbeiten ſollte; auch wurde ihr auf Klopfen niemals geantwortet. Nach Beendigung ihrer häuslichen Tätigkeit verſchloß ſie die Wohnungstür und gab den Schlüſſel beim Portier ab. Wenn ſie dann am nächſten Tag wiederkam, räumte ſie die Reſte von den Mahlzeiten wieder weg. Es ereignete ſich aber auch oft, daß ſie ſämtliche Speiſen unberührt vor⸗ fand. Dann wärmte ſie dieſe als praktiſche Hausfrau wieder auf und ſtellte ſie mittags wieder auf den Tiſch. Seit einigen Tagen jedoch mußte ſich der Appetit des Mr. Kat erfreulicherweiſe wieder gebeſſert haben, denn die Teller und Schüſſeln waren glatt abgeräumt. Auch ar dieſem Sonntag. ſämtlicher Geologen der geologiſchen Abteilung des Württ. Statiſtiſchen Landesamtes dar. Lithographie und Druck der Karte erfolgte im Innenminiſterium(Landesvermeſſung). 27 137 dz Tomaten in Baden geerntel. Unter dem Einfluß der ſommerlich warmen Witterung in der zweiten Septemberhälfte und Anfang Oktober hat ſich die Gemüſeernte noch befriedigend entwickelt. Das gilt beſonders für den Tomatenanbau, deſſen Kulturen anfangs ſehr unter der Trockenheit und im Auguſt unter der Re⸗ genperiode zu leiden hatten. In Baden wurden auf 128 ha Anbaufläche in den Hauptgemüſeanbaugebieten 27137 dz Tomaten geerntet. Das entſpricht einem Durchſchnittsertrag von 212 dz je ha. a GHerade ſtand die Haushälterin beim Portier und ſprach über dieſe wunderbare Wahrnehmung, als Schritte hörbar wurden, die über die Treppe herabkamen. Der Portier ſtreckte ſeinen Hals aus Pflichtgefühl, die Frau den ihren aus Neugierde. Kaum tauchte aber auf dem Treppenabſatz die vorgeneigte Geſtalt des Mr. Kat auf, beeilte ſich die Wirtſchafterin, aus dem Haus zu kommen, denn ſie hatte vor ihrem Chef eine heilloſe Scheu. Der Portier jedoch nahm ſofort ſeine Mütze von Kopf und verneigte ſich tief. Mr. Kat nickte freundlich aber ſtumm, griff in die Weſten⸗ taſche und ließ ein Geldſtück in die Hand des Hausmeiſters gleiten. Dann ging er mit leicht ſchlürfenden Schritten aus dem Haus und ſchlug die Richtung nach dem South⸗ Park ein. Es herrſchte mildes Frühlingswetter mit Sonnenſchein. Beim Park angelangt, blieb Mr. Kat eine Weile ſtehen, ſah ſich nach allen Seiten um und ſchritt zu einer unbeſetzten Bank, auf der er ſich ſeufzend niederließ., Dann zog er aus einer Taſche ein Tüte mit Brotreſten und begann, die Vögel zu füttern. Nach einigen Minuten kam ein großer, ſympathiſcher Herr, lüftete höflich den Hut und nahm in einiger Entfernung auf derſelben Bank Platz Gemächlich brannte er ſich eine Zigarette an, entfaltete eine Zeitung und vertiefte ſich darin. „Nun, iſt die Luft rein, Stanley?“ ſagte Mr. Kat zu den beiden Spatzen, die ſich eben zu ſeinen Füßen um einen Brocken rauften. ö „Ja, Sir“, antwortete der Nachbar, ohne von ſeinen Zeitung aufzublicken,„aber man kann gar nicht genug aufpaſſen. In Scotland Yard iſt der Teufel los. Man hat ſogar die Beamten aus dem Ruheſtand wieder ein⸗ berufen, ſoweit ſie noch kriechen können. Heute treiben ſich ein paar tauſend Geheimpoliziſten in den Straßen herum, ſo daß man an jeder Ecke mit einem zuſammen⸗ ſtößt. Glücklicherweiſe kennen mich nur ſehr wenige per⸗ ſönlich, und was die Leute von meiner Brigade betrifft, ſo läßt ſich keiner mehr blicken. Die Jungens machen bereits Dienſt zum Wohle der Bürger und ſtecken in der ſchmucken Uniform der Wach⸗ und Schließgeſellſchaft„Sie⸗ curitas“. Scotland Vard dürfte ſchon eine Weile brauchen, um unſere neue Zentrale ausfindig zu machen. Es war eine herrliche Idee von Ihnen. Mr. Kat!“ Der Mann lachte leiſe in ſeine Zeitung hinein. „Meine Ratſchläge ſind immer gut, Stanley“, antwor⸗ Der Eintrittspreis beträgt auf allen Plätzen 40 Pfg. Die im Vorverkauf abgeſetzten Karten zum„Kaiſer von Amerika“ haben hierzu Gültigkeit. Weitere Eintrittskarten an der Abendfkaſſe. I Anfallchronik. Im Stadtgebiet ereigneten ſich drei Verkehrsunfälle, wobei ſechs Kraftfahrzeuge beſchädigt wur⸗ den. Perſonen kamen nicht zu Schaden. Zwei der Unfälle waren auf die ſchlüpfrige Fahrbahn zurückzuführen.— Bei der letzten Verkehrsüberwachung wurden wegen verſchiede⸗ nen Uebertretungen der Straßenverkehrsordnung 15 Per⸗ ſonen gebührenpflichtig verwarnt und an 9. Kraftfahrzeug⸗ halter wurden rote Vorfahrtsſcheine ausgehändigt, weil ihre Fahrzeuge techniſche Mängel aufwieſen. Fünf Perſonen ge⸗ langten wegen groben Unfugs zur Anzeige. tete der alte Herr mit ſeiner näſelnden Stimme,„mich gehen zwar die inneren Angelegenheiten Ihrer Brigade nichts an, da wir aber ſchon in Geſchäftsverbindungen ſtehen, hielt ich es für meine Menſchenpflicht. Ihnen einige nützliche Winke zu erteilen. Die Ereigniſſe haben meiner Anſicht recht gegeben. Dem Landfrieden mit den Kom⸗ miſſaren Fitzner und Maxwell iſt nicht zu trauen.“ „Mit ihrer Enthebung vom Dienſt iſt gewiſſermaßen der Kriegszuſtand zwiſchen Scotland Yard und den Or⸗ ganiſationen eingetreten“, meinte nachdenklich der Chef der Brigade. „Wenn ihr klug ſeid und der Polizei tüchtig einheizt, dann wird ſie bald wieder zu Verhandlungen bereit ſein.“ „Allerdings! Wir Organiſationen ſind auch der Mei⸗ nung, daß das beſte Mittel zur Verteidigung der Angriff iſt, und wir haben uns Ihre diesbezüglichen Vorſchläge zur Ausführung vorgeſehen. Scotland Yard wäre auch niemals ſo ſcharf geworden, wenn die Geſchichte in Wem⸗ bley nicht dieſen Umfang angenommen hätte. Die zahl⸗ reichen Unglücksfälle ſind etwas viel für die Nerven der Leute, beſonders dann. wenn ein Kriminalbeamter davon betroffen iſt“ „Da Inſpektor Kent nicht mehr lebendig gemacht wer⸗ den kann und der Kriegszuſtand eben eingetreten iſt, ſpielen ein paar Tote auf oder ab gar keine Rolle. Je nervöſer man wird deſto beſſer für Euch Es wird gut ſein, wenn ihr als nächſten Inſpektor Barton zu ſeinen Vätern verſammelt. Er iſt beſtimmt der Unangenehmſte.“ „Wird geſchehen, ſobald ſich eine Gelegenheit bietet. Uebrigens herrlich, daß man uns für ſo dumm hält, den Schwindel mit Barton zu freſſen. Sitzt der Kerl in der Orange Street und brütet Unheil, während die Preſſe ſein nahes Ende beweint. Man doll aber den Teufel nicht an die Wand malen, und wenn mich nicht alles täuſcht, dann werden ſich die Zeitungsnachrichten bald bewahrheiten. Ein ganz geriſſener Menſch. dieſer Barton. Ich bin felſen⸗ feſt davon überzeugt. daß er es war. der auf die Idee kam. Ihnen. Sir, ins Handwerk zu pfuſchen, indem er uns das Teſtament auf der Poſt wegſchnappte Haben Sie den Wortlaut des Teſtamentes in den Zeitungen geleſen?“ „Ja, Stanley, er iſt ſehr intereſſant“, antwortete ge⸗ langweilt Mr. Kat und tat ſo, als würde er den lauern⸗ den Seitenblick ſeines Nachbarn nicht bemerken. Der Nikolaustag Am 6. Dezember ſteht Nikolaus im Kalender. Nach altem Brauch und alter Sitte zieht am Vorabend des Tages „Nikolaus“ der Weihnachtsvorbote im Pelz, mit dem Gaben⸗ ſack und der Birkenrute in den Dörfern und vielfach auch noch in den Städten von Haus zu Haus. Sein Erſcheinen verurſacht beim kleinen Volk immer eine gewiſſe Aufregung und Unruhe. Die einen erwarten ihn froh geſtimmt, die an⸗ deren mit Gruſeln. Hat der Nikolaus ſeines Richteramtes über brave und böſe Kinder gewaltet, dann ſiegt in ihm immer das gute Herz und aus dem Gabenſack gibt es dann, freudig in Empfang genommen, Lebkuchen und andere Sü⸗ ßigkeiten, Nüſſe und die heuer beſonders hoch zu ſchätzenden Aepfel— ſo er welche hat! Die Rute wird als warnendes Mahnzeichen von den Eltern hinter den Spiegel geſteckt. In manchen Gegenden vertritt den Nikolaus auch der Pelz⸗ märte oder der Knecht Ruprecht. Rundfunkſchau bis 11. Dezember Der zunehmende Rieſenandrang erfordert Verlängerung. Mannheim. Nachdem bereits rund 50 000 Beſucher am Freitag nachmittag die Südweſtdeutſche Rundfunkaus⸗ ſtellung in den Rhein⸗Neckar⸗Hallen in Mannheim, die vom Inſtitut für deutſche Kultur und Wirtſchaftspropaganda durchgeführt wird, beſucht hatten und immer noch der Strom der Beſucher anhielt, wie aus Anfragen zu entneh⸗ men war, daß der Beſucher durch Wehrmacht und Gefolg⸗ ſchaften noch eine größere Reihe von Tagen anhalten würde, hat ſich die Auseſtllungsleitung im Einvernehmen mit den zuſtändigen Stellen entſchloſſen, die Ausſtellung eine Woche länger als vorgeſehen, alſo bis zum 11. Dezember offen zu halten. Dieſer Wunſch wurde auch ſeitens der ausſtel⸗ lenden Firmen und Werke vielfach geäußert. Es wird beſonders darauf hingewieſen, daß auch das 0 Fernſehen bis einſchließlich 11. Dezember gezeigt wird. Die Deutſche Reichsbahn gibt, wie an allen Tagen wäh⸗ rend der Ausſtellungsdauer geltende Sonntag⸗Hin⸗ und Rückfahrkarten im Umkreis von 200 Kilometern von Mann⸗ heim nunmehr bis einſchließlich 11. Dezember aus. Die Kar⸗ ten müſſen gelegentlich des Ausſtellungsbeſuches an einem der Kaſſenſchalter der Ausſtellung abgeſtempelt werden, da⸗ mit ſie für die Rückfahrt kenntlich gemacht ſind. Die Straßenbahnfahrt innerhalb des Straßenbahnnetzes von Mannheim⸗Ludwigshafen zur Ausſtellung bleibt für den Ausſtellungsbeſucher auch weiterhin koſtenfrei, wenn er die Ausſtellungseintrittskarte bei dem Straßenbahnſchaffner lößt. Zum 1. Städkiſchen Konzerk. Die Aufgaben der ſtädti⸗ ſchen Konzerte, deren erſtes am 6. Dezember in der Harmonie als Kammerorcheſterkonzert mit dem Natio⸗ naltheaterorcheſter ſtattfindet, beſteht neben der ſelbſtver⸗ ſtändlichen Pflege klaſſiſcher und romantiſcher Mufik in einem beſonderen Einſatz für die lebende Muſikergeneration. So enthält das Programm dieſes erſten Konzerts ein Con⸗ certino für Klavier und Orcheſter des 1912 geborenen jun⸗ gen franzöſiſchen Komponiſten Jean Francais, vorgetra⸗ gen von Richard Laugs. Jean Francais iſt der Führer der jungen franzöſiſchen Komponiſten, ſeine Produktivität iſt trotz ſeiner Jugend in allen Zweigen der Tonkunſt er⸗ heblich. Das Concertino hat nach ſeiner Uraufführung in Baden⸗Baden 1936 den Siegeszug durch die Konzertſäle an⸗ getreten und wird auch in Mannheim durch ſeine kecke Laune und ſeinem rhythmiſchen Reiz ſich gewiß Freunde erwerben. Das 2. Werk eines Heutigen an dieſem Abend iſt Ottorino Reſpighis freie Orcheſterbearbeitung alter ita⸗ lieniſcher Tänze und Lieder des 16. Jahrhunderts. Der An⸗ fang des Konzerts iſt den Klaſſikern Joſef Haydn und W. A. Mozart vorbehalten. Aralte Arzneinamen. Ich ſitze in der Apotheke und muß auf meine Arznei warten. Sie dauert eine gute halbe Stunde, hat mir der Apotheker freundlich aber beſtimmt geſagt. Eine gute halbe Stunde! Und zu Hauſe liegt das Kind krank, in hohem Fieber. Mindeſtens eine halbe Stunde! Mehr kann ich vor Aufregung und Angſt gar nicht denken. Wieviel Zeit hinter dem Wort„gut“ ſteckt, iſt zudem gar nicht zu ermeſſen. Der Apotheker beruhigt mich: Wenn Lebensgefahr beſtünde, meint er, hätte der Arzt ſofort eine Spritze gegeben, er hat ja das Nötigſte immer bei ſich. Wenn er die Arznei ſchnell mache, tauge ſie nichts. Lieber jetzt warten und ein bald wieder geſundes Kind, als eilen und— doch das iſt ja nicht auszudenken. Die ruhige Art des Apothelers beruhigt auch mich. Ich gewinne langſam Intereſſe am Geſchäftsgang. Ein altes Weiblein ſchlürft herein, kramt umſtändlich in ihrer ſchier unergründlichen Rocktaſche, bringt den ab⸗ geriſſenen Rand einer Zeitung hervor und buchſtabiert mit der Schwerhörigen eigenen lauten Stimme, daß ſie für zehn Pfennig einen umgekehrten Napoleon will. Ich muß lächeln. So was gibt es doch nicht. Aber dem Apotheker erſchien das Wort ganz ſelbſtverſtändlich. Er bleibt voll⸗ kommen ernſt, zieht eine Schublade auf, entnimmt ihr ein kleines Schächtelchen, die Alte bezahlt und zieht hoch be⸗ friedigt ab. Menſchen kommen und gehen. Die einen bringen Re⸗ zepte, warten, gleich mir oder wollen ſpäter wiederkommen, die anderen verlangen Mittel gegen Huſten, Erkältung, Kopf⸗ ſchmerzen, Puder. Alle werden über ihre Schmerzen befragt, bekommen dann etwas, aber ſo mancher erhält nichts als den Rat, ſofort zum Arzt zu gehen. Andere kommen wieder und verlangen Seifen, Haarwaſſer. Ich wußte gar nicht, daß man ſo etwas in einer Apotheke kaufen kann. Ruhig und gleichmäßig tut der Apotheker ſeinen Dienſt. Bald fällt ein Scherzwort zu einem Kunden, bald hört man ihn einen ernſten, verſtändnisvollen Rat geben, wie ihn nur jahrelange Erfahrung und ein umfaſſendes Fachwiſſen er⸗ teilen kann. Da ſchiebt ſich ein kleiner Burſch herein. Seine Naſe reicht gerade bis zum Rande des Verkaufstiſches und mit dreckigen Fingern hält er ein kleines Geldſtück zum Apotheker hinauf und verlangt mit Grinſen für 10 Pfg. weißes Nichts. Ich denke an meine Kindheit, wie wir von älteren Schul⸗ kameraden in die Apotheke geſchickt wurden, um Fliegenfett oder geſtoßenen Proviſor zu kaufen und uns darauf genötigt ſahen, fluchtartig die Apotheke zu verlaſſen, draußen vom Hohngelächter der Spielgenoſſen empfangen. Donnerwetter, denke ich, der Kerl fliegt jetzt hinaus. Aber nichts dergleichen geſchah. Der Apotheker ſagt blos: ſo, ſo, wiegt etwas Puder ab und der Junge zieht ab. Umgekehrter Napoleon, weißes Nichts. Was ſind das für merkwürdige Namen für Arzneimittel? Meine weibliche Neugier ſiegt über die Befangenheit, ich muß den Apotheker fragen.„Ja, ja, ſagt der Mann. Dieſe Namen gibt es. Viele von ihnen ſtammen noch aus der Zeit der Alchemiſten, ja ſogar aus dem Mittelalter. Alle bedeuten ſie Arznei⸗ mittel, die ſeit langer Zeit vom Volk gebräuchlich ſind. Die eigenartigſten, oft geheimnisvollen, oft komiſch klingenden Namen dafür waren teilweiſe einſtmals tatſächlich gebräuch⸗ lich, andere hat das Volk aus lateiniſchen Namen verdeutſcht, weitergebildet bezw. umgebildet. Die Wiſſenſchaft hat die Namen ſeit Jahrhunderken aufgegeben, kennt ſie oft gar nicht mehr, das Volk aber hat ſie behalten. Und des⸗ wegen weiß auch der Apotheker darum. Sehen Sie— er zeigt kleine weiße Körner— das iſt ſalpeler ſaures Silber. Das Volk nennt es Hexenſtein. Weißes Nichts iſt Zinkpuder, eine Fußſalbe der„umgelehrte Napoleon“. Der Stiefmütler⸗ chentee heißt„ohnnütze— Sorgen“. Auf diefer Flaſche leſen Sie Tinktur Pimpinellae. Das Volk hat es in Pipertropfen überſetzt. Doch Ihre Medizin iſt fertig, geben Sie dem Kind genau nach Vorſchrift und eine gute Beſſerung. Ich gehe und habe zwei Dinge gelernt: Wie ſich im Volk uralte Ueberlieferungen halten und wie nahe, ja mitten im Volke doch ſo ein Apotheker ſteht. Zuwendungen der NS. und des WHW. dürfen nicht in Anſatz gebracht werden. Ein Erlaß des Reichsminiſters der Finanzen, des Reichsarbeitsminiſters und des Reichs miniſters des Innern beſagt, daß Zuwendungen der NS. Volkswohlfahrt und des Winterhilfswerks grundſätzlich als zuſätzliche Leiſtun⸗ gen zu den Leiſtungen der öffentlichen Fürſorge zu erachten und daher außer Anſatz zu laſſen ſind. Ferner haben ſie den Präſidenten der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung gebeten, Zuwendungen der NS. Volkswohlfahrt und des Winterhilfswerks an einen Arbeits⸗ loſen oder den Angehörigen eines Arbeitsloſen, der mit diefem in Familiengemeinſchaft(Haushaltsgemeinſchaft) lebt, grund⸗ ſätzlich als Zuwendungen anzuſehen, die die freie Wohlfahrts⸗ pflege zur Ergänzung der Arbeitsloſenverſicherung macht. Demgemäß haben dieſe Zuwendungen grundſätzlich außer An⸗ ſatz zu bleiben. Vie verpönte Seife In einem Handbuch für die heranwachſende Jugend aus dem 18. Jahrhundert, das nicht weniger als 50 Auf⸗ lagen erlebte, findet man folgende Anweiſung:„Zum Zweck der Reinheit iſt es ganz gut, das Geſicht jeden Mor⸗ gen mit dem Handtuch abzureiben, um den Schmutz zu entfernen. Nicht ratſam iſt es jedoch, es mit Waſſer zu waſchen, denn dadurch wird das Geſicht den Fröſten des Winters und den Gluten des Sommers ausgeſetzt.“ Ein ähnliches Handbuch aus dem Jahre 1667 hatte ſich nicht einmal ſo weit aufgeſchwungen. Es warnte die Kinder: „Du ſollſt nicht dein Geſicht waſchen, denn es ſchadet deinem Augenlicht, verurſacht Zahnſchmerzen und bringt die ungeſunde Bläſſe.“ Selbſt in England, dem man doch den modernen Komfort zum Teil verdankt, ſah es nicht beſſer aus. Wie entſetzt war die Kronprinzeſſin Viktoria, als ſie die deutſchen Badeeinrichtungen kennenlernte! In den Erinnerungen der viktorianiſchen Zeit lieſt man die Geſchichte von zwei jungen Damen, von denen das Ge⸗ rücht umging, daß ſie badeten. Eine alte und ſehr reſpek⸗ table Lady nahm ſich daraufhin die eine der beiden vor. „Aber, meine Liebe!“ ſagte ſie,„was muß ich von Ihnen hören! Ich nehme an, daß Sie ſich dazu aller Ihrer Kleider entledigen müſſen! Oh, shocking!“ Zeitſchriften und Bücher. Le Traducteur, franzöſiſch⸗deutſches Sprachlehr⸗ und Unterhaltungsblatt, das dem Sprachbefliſſenen die denkbar beſten Hilfsdienſte zu leiſten vermag und bei ſeiner Viel⸗ ſeitigkeit auch recht unterhaltſam iſt, ſei hier angelegentlichſt empfohlen. Probeheft koſtenlos durch den Verlag des Tra⸗ ducteur in La Chaur⸗de⸗Fonds(Schweiz) oder durch die Auslieferungsſtelle für Deutſchland: F. E. Fiſcher, Kurze Straße 8, Leipzig C 1. Ortsgruppe Seckenheim. Morgen Dienstag, den 6. Dezember 1938, Lebensmittel- Ausgabe. Gruppe A vorm. von 99.30 Uhr Gruppe B vorm. von 9.30—10 Uhr Gruppe C vorm. von 10—11 Uhr Gruppe D vorm. von 11—12 Uhr Gruppe E nachm. von 2—3 Uhr Gruppe F nachm. von 3—4 Uhr Die Ausgabe erfolgt im Lager Lichtenauerſtr. 14. Die Zeiten ſind genau einzuhalten. Damenstrümpfe Neko mit Kunstseide Plöttleft. Poder 1.35, 1.10 Damen-Makostrümpfe Kräftige Guafftst „ e 1.25 Damenstrümpfe Kinderstrümpfe mit Steigerung Kinderstrümpie Wer friih Kauft Damen-Wollstrümpfe Warme Quslitäten pqdf 2.85. 2.2 Wolle plett,. Gr. — schenki am besten! Strümpfe- Handschuhe-Schals damen- Handschuhe mit Leder „ Pad 2.25, 1.95, 1.5 Damen- Handschuhe Damen- Handschuhe CCC—T—T—T—K—T—K—— Wolle gestrickt .... PST 2.45. 1.90. 1.50 Damen-schals 1 imit Leder, ganz ge- füttert Per 2.95, 1.95, 1.25 Damen- Handschuhe Duvetine oder Velour- Chiffon.. 2.15. 1.85. 1.50 Damentücheru.-Schal; Wolle mit Kunstseide WSI SDHBHB plattieft.. Pest 2.25. 1.75 Grobe 1 mit Steigerung f 1.1 5 MAM A, Oe uA EI: Hebes cr UU oRI Kunstseide angerauht „ Pr 2.35. 1.80, 1.60 9 6325 268. 1.75 Amtliche Bekanntmachungen der Stadt Mannheim Ortsbauernſchaft Mhm.⸗Seckenheim. Morgen Dienstag abend 3 Uhr findet im Saale des ca. 6000 qm, Lagerplatz, Oeffentliche Erinnerung. Zur Zahlung an die Stadthaſſe Mannheim waren bezw. werden fällig ſpäteſtens am: 5. Dezember 1938: die von den Arbeitgebern an den Lohn⸗ und Ge⸗ haltszahlungen im Rovember 1938 b algne Bürgerſteuer. 5. Dezember 1938: der Hand⸗ werkskammerbeitrag 1938. 10. Dezember 1938: die bis dahin „Bad. Hof“ im Rahmen der Erzeugungsſchlacht eine Tonfilm⸗Vorführung durch die Kreisbauernſchaft ſtatt. In Anbetracht der ſehr intereſſante Filme erwarte ich vollzählige Beleiligung der Berufskollegen und Kolleginnen. Ebenſo hat ſich die ge⸗ ſamte Landjugend zu beteiligen. Dauer ca ꝛeinhalb Stunden. mit Halle und Gleisanschluß zu pachten gesucht. Büroräume, ca. 150 qm zu mieten gesucht. Angebote unter Nr. 1599 an die Geschäfts- stelle ds. Blattes. Der Ortsbauernführer. 1 fällig werdende Vergnügungsſteuer 1 Se d Grund a ae a Ehrl, anständiges von Stundungen und Forderungs⸗ 3 bis dahin fällig werdenden Ver 5 a m mlu N 88s 55 N ale n 15 er. Tages⸗ teuerzohlungen und Säumnis⸗ 2 mädchen zuſchläge. E N F 1 15 ö ballvereinigung. Morgen Dienstag um 8 Uhr Nikolaus⸗ ö ee w 8. Schl erabteilung. Anſchleßend die lermin⸗ per ſofort rechtzeitig entrichtet, ſo iſt nach den gemäß fällige Jugendbeſprechung. oder 1. Januar i 1 255 e dl—— geſucht. eſetzes mit dem Ablauf des g⸗ ö 0 12 belslages ein einmaliger Zuſchlag e Mitteilungen e 8 Offenburgerstr. 23 Sin de ec in Höhe von BdM 47171. Heute Montag, 5. Dezember, antreten des 3. Stock. 5 1 H. des 1 Steuer⸗— 5 1 5 zum Gruppenheimabend. Er⸗ g etrages verwirkt. Auel icht. aon Tote; er ohen ngen verbundene 5., Gef. 47/171. Dienstag, 6. Dezember, antreten der 1 5 3 t Gefolgſchaft punkt 19.30 uhr am HJ Heim zum Ge- vorgeschrieb, liefert dene,„ ö einzelnen Säumigen erfolgt nicht. r olgſchaft punkt 20 Uhr am SJ. Heim zum zu haben in der f l Stadtkaſſe. Shand a I Hedkardote-Druckerel]! Neckar-Bote- Druckerei.