l. E 25 ein ls, att. * Nr. 291 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Oienstag. 13. Dezember 1938 Die neue Skupſchtina Die Nachrichten aus Belgrad über die Ergebniſſe der Skupſchtinawahlen in Jugoſflawien beſtätigen den Wahlſieg der Liſte Stojadinowitſch. Die Regierungsliſte erhielt die abſolute Mehrheit in Belgrad ſowie in den Banaten Donau, Morava, Wardar, Zeta, Drina und Drau. Die Liſte Mat⸗ ſchek erzielte die Mehrheit nur im Save⸗ und Küſten⸗Ba⸗ nat. Durch die Ergebniſſe wird die Stellung der Regierung weiter gefeſtigt, ſo daß ſie, wie von zuſtändiger Stelle ver⸗ lautet, mit noch größerer Autorität ihre bisherige Innen⸗ und Außenpolitik verfolgen kann. Zu den öffentlichen Wahlen zu der am 10. Oktober auf⸗ gelöſten Skupſchtina waren alle über 21 Jahre alten ju⸗ goſlawiſchen Staatsbürger wahlberechtigt. Von dieſen über 4 Millionen Jugoſlawen haben die meiſten ihrer Wahlpflicht genügt. 2030 Kandidaten bewarben ſich um 371 Abgeordne⸗ kenſitze. Der Liſte des Miniſterpräſidenten Dr. Stojadino⸗ witſch ſtanden die Liſten der vereinigten Oppoſitionspar⸗ teien mit dem Präſidenten der Kroatiſchen Bauernpartei, Dr. Matſchek, an der Spitze ſowie des politiſchen Einzel⸗ gängers und Gründers der rechtsſtehenden Erneuerungsbe⸗ wegung„Zkorn“, Dr. Ljotitſch e Die Wahlen dauerten von 7 Uhr morgens bis 18 Uhr abends und ver⸗ liefen mit einigen Ausnahmen ohne ernſtliche Zwiſchenfälle. Die Regierung hatte, wie von amtlicher Seite erklärt wird, größten Wert auf die Vermeidung jedes behördlichen Drucks gelegt, damit dieſe ſeit Gründung des Staates ſiebenten Skupſchtina⸗Wahlen ein wahrheitsgetreues Bild der Volks⸗ meinung ergäben. Angeſichts des„nach verſchiedenen An⸗ gaben von Dr. Matſchek und ſeiner Bauernpartei in den kroatiſchen Gebieten auf die Wähler ausgeübten Ter⸗ rors“ werde man ſich an zuſtändiger Stelle überlegen, ob man die unter ſolchen Umſtänden für Dr. Matſchek erziel⸗ ten Ergebniſſe anerkennen wolle. An unterrichteter Stelle wird zu dem amtlich noch nicht anerkannten Ergebnis in den kroatiſchen Gebieten(Save⸗ und Küſten⸗Banat) erklärt, daß das Ergebnis ein für Matſchek bnoergemeg genege Bild gebe, zu deſſen Verſtändnis und richtiger 1 man verſchiedene Faktoren berückſichtigen müſſe. Währen ſich die amtlichen Stellen diesmal im ganzen Lande jedes behördlichen Druckes enthalten hätten, habe Matſchek nicht nur durch ſeine Bauernwehr die Wähler eingeſchüchtert, ſon⸗ dern habe auch im i zu den Wahlen vom 5. Mai 1935 durch den mit ſeinen Anhängern heute völlig durch⸗ ſetzten Gemeindeapparat die Wahlhandlung in ſeinem Sinne gefälſcht. So nur ſei die auch ſonſt nirgends zu beobachtende teilweiſe 100prozentige Wahlbeteiligung zu erklären. Ueber das Wahlergebnis in Slowenien wurden fol⸗ gende amtliche Zahlen bekanntgegeben: Von 216 931 abge⸗ gebenen Stimmen entfielen auf die Liſte der Regierungs⸗ partei 170 140 70,4 v. H., auf die Liſte Dr. Matſcheks 45 761 Stimmen= 20,9 v. H. und auf die Liſte von Dr. Ljotitſch 1120— 0,7 v. H. Einzig daſtehend iſt wohl das Ergebnis des Kreiſes Galitſchnik in Südſerbien. Von 4642 abgegebenen Stimmen entfiel eine einzige auf die Liſte der Oppoſition und alle übrigen auf die der Regierungspartei. Bemerkenswert an den einzelnen örtlichen Ergebniſſen iſt ferner, daß in Belgrad die Liſten der Regierungspartei 40 780 Stimmen jene der vereinigten Oppoſition 10 840 und die von Dr. Ljotitſch 466 erhielten. Beſonders eindeutig iſt der Sieg der Regierungspartei in Slowenien, wo ſie alle 29 Sitze eroberte, ſowie in der Wojwodina, wo nur ein ein⸗ ziger oppoſitioneller Abgeordneter gewählt worden ſein ſoll. Auch ein Süd- und Oſtſerbien iſt die Ueberlegenheit der Re⸗ gierungspartei offenſichtlich. Altſerbien, das als eine Hoch⸗ burg der Oppoſition galt, ſtimmte ebenfalls in der Mehr⸗ heit für die Regierung. Auch in Bosnien konnte ſich die Regierung Nach ehen Die beiden Führer der jugoſlawiſchen Nakionalpartei, der frühere Miniſterpräſident Jeftitſch und General Ziwkowitſch ſind durchgefallen. Dieſe Partei, die bei den letzten Skupſchtina-Wahlen am 5. Mai 1935 60 v. H. aller abgegebenen Stimmen erhielt, hat, ſo erſtaunlich dies ſcheinen mag, diesmal kaum eine Rolle ge⸗ ſpielt. . Die jugoflawiſchen Zeitungen verkünden das Ergebnis in rieſiger Aufmachung. In umfangreichen bebilderten Be⸗ richten ſchildern ſie den ſtörungsloſen Verlauf des Wahlta⸗ ges. Der Hauptſchriftleiter der halbamtlichen„Vreme“ wen⸗ det ſich im Leitartikel„gegen den Terror, der in den kroa⸗ tiſchen Gebieten von den Bauerwehren Dr. Matſcheks aus⸗ geübt“ worden ſei. Das Blatt ſpricht von einem Mißerfolg dieſer Methoden und meint, daß der Föderalismus Dr. Matſcheks keinen Anklang gefunden hat. In führenden po⸗ litiſchen Kreiſen der jugoflawiſchen Hauptſtadt wird im üb⸗ rigen die loyale Haltung der verſchiedenen Minderheiten und vor allem der deutſchen Volksgruppe hervor⸗ gehoben.— Die am Sonntag gewählte Skupſchtina wird am 16. Januar 1939 zu iheer erſten Sitzung zu⸗ ſammentreten. Wann droht Verjährung? Eine Rechtsbetrachtung zum Jahresſchluß.— Möglichkeiten, die Verjährung zu verhindern. NS. Dor bedorſtehende Jahreswechſel gibt Veranlaſ⸗ ſung, auf den Rechtsbegriff der Verjährung hinzuweiſen. Das Geſetz beſtimmt, daß jeder Rechtsanſpruch, von einem anderen eine Leiſtung(ein Tun oder ein AUnterlaſſen) zu verlangen, der ſogenannten Verjährung unterliegt. Vom Zeitpunkt des Eintritts der Verjährung ab iſt der Schuldner berechtigt, jedwede Leiſtung zu verweigern. Wenn man auch in Einzelfällen berechtigte Zweifel in die Rechtfertigung der Ablehnung an ſich verjährter Leiſtun⸗ gen ſetzen kann, iſt an dieſer im Geſetz vorgeſehenen Einrich⸗ tung ſeſtzuhalten, ſchon im Intereſſe der allgemeinen Rechts⸗ ſicherheit, die bezwecken ſoll, daß nicht jemand noch nach Ab⸗ lauf mehrerer Jahre oder Jahrzehnte für eine beſtimmte Leiſtung, die er zu übernehmen oder auszuführen ſich einmal bereiterklärt hatte, in Anſpruch genommen werden kann. Die im Geſetz vorgeſehene regelmäßige Verjäh⸗ rungsfriſt von 30 Jahren iſt in vielfacher Hinſicht durchbrochen, ſodaß im täglichen Leben den kürzer bemeſ⸗ ſenen Verjährungsfriſten von zwei und vier Jahren eine er⸗ höhte Bedeutung zukommt. Vor der Aufzählung der ſich nach dieſen Friſten Leſtimmenden Einzelfälle iſt noch darauf hinzuweiſen, daß dieſe Verjährungsfriſten nach Kalenderjahren berechnet werden; ſie beginnen im allgemeinen mit dem Ab⸗ lauf des Jahres, in dem der Anſpruch entſtanden iſt. Aus dieſem Grunde greift auch die Verjährung jeweils erſt mit dem Jahresſchluß(31. Dezember) Platz. Unter die zweijährige Verjährungsfriſt fal⸗ len folgende im Paragraphen 196 des Bürgerlichen Geſetz⸗ buches aufgezählten Fälle: Anſprüche der Kaufleute, Fabri⸗ kanten, Handwerker und Kunſtgewerbetreibenden für die Lie⸗ ferung von Waren oder Ausführung von Arbeiten, ſoweit es ſich hier um Lieferungen bezw. Leiſtungen an Priboat⸗ perſonen handelt. Anſprüche der Land⸗ oder Forſtwirt⸗ ſchaft betreibenden Perſonen, ſoweit es ſich um Lie ferun⸗ gen für den Haushalt des Schuldners handelt. For⸗ derungen der Gaſt⸗ und Schankwirte, Hotelbeſitzer, Herbergs⸗ wirte u. ä. für die Gewährung von Wohnung und Bexöſti⸗ gung und andere den Gäſten gewährte Leiſtungen. For⸗ derungen gewerbsmäßiger Vermieter beweglicher Sachen hin⸗ ſichtlich des Mietzinſes, Lohn⸗ und Gehaltsan⸗ ſprüche oder andere Dienſtbezüge(ſoweit nicht in den geltenden Tarifordnungen oder den als ſolche weiter gelten⸗ den Tarifverträgen eine kürzere Verjährungs⸗ oder Verwir⸗ kungsfriſt beſtimmt iſt). Forderungen der öffentlichen Un⸗ terrichts⸗, Erziehungs⸗, Verpflegungs⸗ oder Heilungsanſtal⸗ ten ſowie der Inhaber von Privatanſtalten ſolcher Art. An⸗ ſprüche der Aerzte, Geburtshelfer, Zahnärzte, Tierärzte ein⸗ ſchließlich Hebammen ſowie der Rechtsanwälte, Notare und Gerichtsvollzieher. Die vierjährige Verjährungsfriſt umfaßt fol⸗ gende Einzelfälle: Anſprüche der Kaufleute, Fabrikanten und Handwerker für die Lieferung von Waren oder Ausführung von Arbeiten, ſoweit die Lieferung und Leiſtung für den Gewerbebetrieb erfolgt iſt. Anſprüche der Land⸗ oder Forſtwirtſchaft betreibenden Perſonen für die Lieferung land⸗ wirtſchaftlicher Erzeugniſſe, ſoweit die Lieferung nicht für den Haushalt des Schuldners erfolgt iſt. Anſprüche auf Rückſtände von Zinſen einſchließlich Miet⸗ und Pacht⸗ zinſen ben Grundſtücken, Gebäuden und Wohnungen. An⸗ ſprüche auf Unterhaltsleiſtungen ſowie alle anderen regelmäßig wiederkehrenden Leiſtungen. Die regelmäßige 30jährige Verjährungsfriſt gilt hauptſächlich für Rechtsanſprüche aus vollſtreckbaren rechtskräftigen Urteilen und anderen Vollſtreckunss⸗ titeln(Vollhtrreckungsbefehle, vollſtreckbarer Vergleich uſw.) und den Anſpruch des Darlehensgläubigers auf Rückzahlung des Daxlehensbetrages. In dieſen Fällen beginnt die Ver⸗ jährungsfriſt im übrigen nicht erſt am Jahresſchluß, ſondern bereits mit dem Tage der Entſtehung des Anſpruchs. Von praktiſcher Bedeutung iſt weiter, daß die Ver⸗ jährung ſolange unterbrochen iſt, als dem Schuld⸗ ner die Leiſtung geſtundet oder er aus einem anderen Grunde vorübergehend zur Verweigerung der Leiſtung be⸗ rechtigt iſt. Unter Ehegatten iſt die Verjährung von An⸗ ſprüchen während des Beſtehens der Ehe unterbrochen; das gleiche gilt von Anſprüchen zwiſchen Eltern und Kin⸗ dern während deren Minderjährigkeit und zwiſchen dem Vormund und dem Mündel während der Dauer des Beſtehens des Vormundſchaftsverhältniſſes. Der ganze Zeitraum, während deſſen die Verjährung unterbrochen iſt, wird in die laufende Verjährungsfriſt nicht eingerechnet, ſodaß ſich letztere um dieſen Zeitraum verlängert. Dem Gläubiger ſind nun im Geſetz verſchiedene Mög⸗ lichkerten eingeräumt, der drohenden Verjäh⸗ rung entgegenzutreten. Die Verjährung als ſolche dem zuſtändigen Amtsgericht und nicht, wie ſonſt, au wird unterbrochen, wenn der Schuldner den Anſpruch durch Teilzahlung, Zahlung des geſchuldeten Zinſes oder Sicher⸗ heitsleiſtung anerkennt oder auch durch ein ſonſtiges aus⸗ drückliches Anerkenntnis des Beſtehens der Forderung. Iſt es dem Gläubiger unmöglich, ein ſolches Anerkenntnis von dem Schuldner rechtzeitig vor Ablauf der Verjährungsfriſt zu erhalten, ſind ihm folgende Rechtsbehelfe gegeben: Antrag auf Erlaſſung eines Zahlungsbefehls— Erhebung der Klage— Anmeldung des Anſpruchs im Konkursverfahren— Antrag auf Zahlungsvollſtreckung— Aufrechnung in einem vom Schuldner gegen ihn angeſtrengten Prozeß. Der Zahlungsbefehl, der wohl immer die für jeden Gläubiger am leichteſten anzuwendende Maßnahme bleibt, iſt in jedem Falle bei dem Amtsgericht, das für den Wohnſitz des Schuldners zuſtändig iſt, zu beantragen. Dieſes Geſuch muß in den vorgenannten Fällen der zwei⸗ bezw. vierjährigen Bewährungsfriſt ſpäteſtens noch während der Dienſtſtunden des 31. Dezember des betreffenden Jahres eingegangen ſein. Bei der Erlaſſung eines Zahlungs⸗ befehls kommt es lediglich auf den rechtzeitigen 1 bet die Zuſtellung desſelben an den Schuldner durch das Gericht an. Dr. H. 7 7 2 Die Weinſibel NSG. Es gibt viele Weinbücher, kurzweilige und manch⸗ mal langweilige. Da die Menſchen Wahrheitsſucher ſind und nach den alten Griechen und Römern im Wein die Wahrheit liegt, ſo könnte man daraus den Schluß ziehen, daß der Wein die ganze Wahrheit, die es überhaupt gibt, birgt, und daß es allen, die über ihn ſchrieben, darum zu tun war, die Wahrheit zu finden. Freilich ganz muß es nicht gelun⸗ gen ſein, denn noch immer erſcheinen Bücher über„Wein“. Alle dieſe Bücher werden geleſen, denn wenn man nach einiger Zeit nach einem oder dem anderen fragt, iſt es bereits ver⸗ griffen. Dennoch ſuchen auch die Leſer nach der Wahrheit im Wein. Das Thema iſt unerſchöpflich, weil es jeweils darauf ankommt, wie es angepackt wird, auf die Beleuch⸗ tung, auf den Schnitt und Schliff des Edelſteins. Manchmal fängt man auch wieder von vorne an. Aber immer anders wie anno dazumal. Das Buch, das dem jungen Menſchenkind als erſtes im Leben zu begegnen pflegt, iſt die Fibel. Sie bemüht ſich, dem ABC-Schützen die Anfangsgründe des Oiſſens beizubringen, das Fundament zu ſeinem künftigen geiſtigen Leben zu legen. Die Logik belehrt uns, daß die Fibel demnach ein ſehr wichtiges Buch iſt, ſo ſchlicht und einfach ſie ausſieht, auch wenn derjenige, der alles aus ihr weiß, in harter Buchſtabierarbeit errungen hat, was ſie zu geben vermag, ſie zur Seite ſchiebt und nach— dann— weniger ſchwierigen Werken, etwa Nietzſche, Kant uſw. greift. Wir glaubten, ſo dartun zu Buer daß„Die Wein⸗ fibel“, die von der Deutſchen Buchwerbung GmbH., Ber⸗ lin, NW. 40, als„ein kleiner Wegweiſer für Weintrinker, Weinwirte und alle, die den deutſchen Wein lieben“ heraus⸗ gegeben wurde, ein wichtiges Buch iſt. Sie iſt ein wichtiges Buch, weil ſie ihrer Aufgabe gerecht wird, weil ſie in liebens⸗ würdiger Weiſe und fein abgeſtimmter Form allen, für die ſie beſtimmt iſt, eine Freude bereitet, nämlich die, in den Beſitz eines ſo netten Büchleins zu gelangen und ein Be⸗ dauern, nämlich das, daß es ſich ſo flüſſig lieſt, daß man zu ſchnell damit zu Ende iſt. Es hat nichts Aufdringliches und es hat nichts Belehrendes an ſich, dieſes Büchlein und es ſagt und erzählt doch allen etwas, bringt ihnen tiefgrün⸗ dige Lebensweisheit über den Wein bei und etwas Theorie und etwas Praxis, daß ſie alle darüber ſich unterhalten, darüber plaudern und jedem das ſagen können, was er wiſ⸗ ſen mag, wenn er Wein vor ſich ſtehen hat und Wahrheit ergründen will. Kein Weinfachmann hat den Text geſchrieben, ſondern ein„Gaſt“, der Schriftſteller Reinhart Koe ſter, von dem auch die reizenden Gedichte ſind. Die Bilder ſind von Wil⸗ helm Buſch. Sie ſind überaus hübſch. Der flüſſige Text, und die gelungenen Zeichnungen paſſen zuſammen. Den Ge⸗ danken, die Idee zu dieſem Büchlein gab Dr. Bewerunge, Geſchäftsführung der Deutſchen Weinwerbung GmbH., die Ausführung blieb dem Schriftſteller und dem Zeichner. Das weitere haben die Leſer bei der Sache zu tun. Sie haben es leicht, denn das ſauber ausgeſtattete Büchlein iſt ſehr billig. Zu beziehen iſt„Die Weinfibel“ für die Betriebstätigen(Be⸗ triebsführer und Gefolgſchaftsangehörigen des Gaſtſtätten⸗ und Beherbergungsgewerbes und Einzelhandels) ſowie für die Mitglieder der Weinbauwirtſchaftsverbände durch die Deutſche Weinwerbung GmbH., Berlin NW. 40, Hinder⸗ ſinsſtraße 11, zum Schutzpreis von 55 Pfennig.— Son⸗ ſtige Weinliehhaber können„Die Weinfibel“ durch Eras⸗ musdruck, Brüder Krauſe, Abteilung Buchvertrie! Berlin SW. 68, Alekandrinenſtraße 94, erwerben. A. Schmidt⸗Kragemer. Ein Mädel erzählt von Jugendgrupnen des Deutſchen Frauenwerks Liebe Gerda! ö Neulich wunderteſt Du Dich einmal in Deinem Brief, warum ich jetzt manchmal abends nicht mehr ſo ganz „privat“ über meine Zeit verfügen kann. Das will ich Dir heute erklären: ich bin ſeit einigen Wochen Jugend⸗ gruppenmitglied des Deutſchen Frauenwerks. Das iſt eine ideale Fortſetzung des BDM. Die Kameradſchaft und Selbſtdifziplin, die wir dort gelernt haben, erleben wir hier aufs neue. Wir werden aber vor allem hier in die Aufgaben der Frauen und Mütter eingeführt. Die Jugendgruppen des Deutſchen Frauenwerks umfaſſen die Frauen und Mädel zwiſchen 21 und 30 Jahren, aus denen ſpäter einmal die Führerinnen der NS.⸗Frauen⸗ ſchaft hervorgehen ſollen. Wir nehmen an allen Arbeits⸗ tagungen und Gemeinſchaftsabenden des Deutſchen Frauenwerks teil, ſind aber ſonſt unter uns und haben unſere eigenen Heimabende. Da können wir alles beſpre⸗ chen, was uns Jungen beſonders am Herzen liegt. Und wir haben eine ganz prachtvolle Führerin, die immer etwas Wertvolles zu ſagen hat und Anregungen gibt. Wir hören auch weltanſchauliche, grenz⸗ und raſſenpoli⸗ tiſche Vorträge, ſingen und baſteln. Weißt Du, das Baſteln macht mir rieſigen Spaß! Was habe ich in der kurzen Zeit ſchon gelernt! Und wir waren nebenbei in dieſen Wochen auch ſehr fleißig. Wir haben uns bei den Weihnachtsarbeiten für die ſudetendeutſchen Kinder, die in un verhältnismäßig kurzer Zeit geſchafft werden muß⸗ ten, wirklich hundertprozentig eingeſetzt, obwohl wir faſt alle durch unſere Berufsarbeit zeitlich ſtark behindert 5 5 dgruppenarbeit hat auch ein großes nſere Jugendgruppenarbei Ziel: nämlich das Leiſtungsbuch des Deut⸗ ſchen Frauen werks. Um es zu erreichen, müſſen wir auf allen Gebieten der Mütterſchularbeit Kenntniſſe nachweiſen können. Dazu kommen eine ſanitäre Kurzaus⸗ bildung beim Deutſchen Roten Kreuz und ein ſechswöchi⸗ ger unentgeltlicher Hilfsdienſt. Da es den wenigſten von uns möglich iſt, dieſen Hilfsdienſt hintereinander abzu⸗ leiſten, können wir dreimal vierzehn Tage lang in kinder⸗ reichen Familien arbeiten, beim WH W. Hilfe leiſten, als Erntehilfe oder im Fabrikdienſt unſere Bereitwilligkeit: zeigen, für andere einzuſtehen. Während bei uns Be rufstätigen die Abendzeit als ganzer Arbeitstag rech net, müſſen Studentinnen, Fachſchülerinnen und berufs⸗ loſe Mädel den ganztägigen ſechswöchigen Hilfsdienſt leiſten. Zu dieſen Pflichtbedingungen kommen freiwillige Leiſtungen im Sport, beim Luftſchutz, als Schweſternhel⸗ ferin im Roten Kreuz oder in der Arbeit der Abteilung Volkswirtſchaft— Hauswirtſchaft. Dann bekommt das Mädel das Leiſtungsbuch ausgehändigt. Wenn wir ſpäter einmal aus der Jugendgruppe in die Reihen der„älteren Jahrgänge“ einrücken, können wir durch unſer Leiſtungsbuch beweiſen, daß wir innerhalb der Volksgemeinſchaft ſchon wertvolle Arbeit leiſteten und daß wir bereit ſind, auch jederzeit unſere Kräfte zum Wohle des Volkes einzuſetzen. Wir werden Mütter des Volkes im weiteſten Sinne und können auch, vielleicht als künftige Führerinnen, die nach uns kommende Ju⸗ gend in ihre Aufgaben einführen helfen. Findeſt Du dieſe Aufgabe nicht ſchön? Ich wünſchte, Du würdeſt Dich auch in die Jugendgruppe melden! Herzlich grüße ich Dich mit Heil Hitler! 5 5 Erital Jugendgruppenmädel beim beimabend Als ſeinerzeit im Marinearſenal Kiel der erſte Zer⸗ ſtörer der neuen deutſchen Kriegsmarine, 2 J, in Dienſt geſtellt wurde, begann damit eine einzigartige Ehrung deutſcher Helden. Die erſte Reihe der Zerſtörer, 16 an der Zahl, erhielt nach dem Willen des Führers die Namen verdienter deutſcher Seeoffiziere. Dieſe Ehrung iſt in⸗ zwiſchen ausgedehnt worden, es tragen einige der neuen Zerſtörer der zweiten Reihe die Namen von tapferen Matroſen und Unteroffizieren. Nur diejenigen, die ſich die Erinnerung an die Heldentaten unſerer Flotte 20 Jahre lang hindurch bewahrt haben, werden ſich dieſes oder jenes Namens entſinnen, der jetzt zum Vorbild der deut⸗ ſchen Zerſtörerwaffe geworden iſt. Meiſt ſind ihre Taten unbekannt geblieben. Aber jene Männer, die durch den Willen des Führers geehrt und einer neuen Generation als Vorbild hingeſtellt werden, ſtarben in rückſichtsloſem Kampfe gegen feindliche Uebermacht. Viele von ihnen ſtanden auf verlorenem Poſten. Ihnen war das Leben nichts— das Vaterland aber alles. Die Todesfahrt der Falbflolſille Shiele Vor der Emsmündung liegen am 17. Oktober 1914 vier ſchwarze deutſche Kriegsſchiffe. Es ſind die vier Tor⸗ pedoboote 8 115, 8 117, 8 118 und 8 119. Wer etwas von Torpedobooten verſteht, wer vielleicht ſelbſt bei den Schwarzen Huſaren des Meeres gedient hat, nimmt dieſe vier Boote wohl nicht mehr ganz ernſt. Die 7. Halbflottille, die dort draußen liegt, hat ſchon viele Jahre lang die Nordſee durchpflügt. Man baute da⸗ mals bereits weit ſchnellere und beſſer armierte Schiffe. Aber es iſt Krieg. Jede Flotteneinheit iſt, ſo gut es geht, ausgerüſtet. Die vier Boote aber, die am Morgen des 17. Oktober dicht gedrängt beieinander liegen, haben eine beſondere Aufgabe bekommen. Korvettenkapitän Thiele hat in den Abendſtunden des Vortages einen Funkſpruch erhalten. Er hat den Befehl geleſen, er hat das Blatt hingelegt und dann eine Zeit⸗ lang ſehr ernſt vor ſich hingeſehen. In der Meldung, die da vor ihm auf dem Tiſch liegt, heißt es: Die vier Boote der 7. Halbflottille ſollen bei Nacht möglichſt unbemerkt vom Feind die Downs mit Minen ſperren und, falls es nicht gelingen wird, bis dahin vorzuſtoßen, die Themſe⸗ mündung oder eine andere Stelle nahe der engliſchen Küſte mit Minen verſeuchen. Korvettenkapitän Thiele weiß, warum dieſer Befehl kommt. Man meint in der Flottenleitung, daß man auf dieſe Weiſe den engliſchen Handelsverkehr nach London ſtark ſchädigen und vielleicht ſogar unterbinden kann. Aber das alles, was man von der 7. Halbflottille ver⸗ langt, hat noch einen anderen Zweck. Oſtende und Brügge ſind von deutſchen Truppen beſetzt, an der flandriſchen Küſte aber ſtehen engliſche Monitore. Dauernd feuern dieſe flach gehenden Kriegsſchiffe in den Aufmarſch des rechten deutſchen Flügels hinein. Man hat U-Boote dagegen eingeſetzt. Sie haben verſchiedentlich verſucht, die Monitore zu torpedieren, aber das gelingt nicht. Sämtliche Geſchoſſe laufen unter dem Gegner durch. Mit U⸗Booten iſt dem Engländer nicht bei⸗ zukommen. Vielleicht ſchaffen es Minen. Die Monitore müſſen nämlich auf ihrem An⸗ und Rückmarſch nach Harwich die engſte Stelle der Downs paſſieren. Gelingt es, dort ein Minenfeld auszuſetzen, dann iſt die Flandernfront ent⸗ laſtet. So denkt die Flottenleitung. . bon der ſie kaum zurückkehren wird Korvettenkapitän Thiele weiß das, aber er hat in den Nachtſtunden vom 16. zum 17. Oktober auch andere Ge⸗ danken. Er kennt ſeine Boote. Er weiß, daß ſie nicht wie die modernen Neubauten 32 Seemeilen laufen. Und er kennt ſeine Geſchütze. Es ſind kleine Dinger von 5 Zentimeter Kaliber. Schon hat man der Flotten⸗ leitung von artilleriſtiſcher Seite her ernſte Vorſtellungen gemacht, den Torpedobooten doch ſo große Geſchütze zu geben, wie die an ſich ſchwachen Boote nur irgend tragen ſchießt weiter und ſchießt ſicherer als ein 5⸗Zentimeter⸗ Geſchütz. Korvettenkapitän Thiele weiß das ganz genau. Aber er kennt auch ſeine Leute. Und ſo läßt er die Halbflottille antreten. Da ſtehen ſie in langen Reihen. Alte und junge Matroſen ſehen ihrem Chef in die Augen und wundern ſich. Er hat ihnen eben geſagt:„Kameraden, die 7. Halb⸗ flottille hat eine Aufgabe zu erledigen, von der ſie kaum zurückkehren wird. Der Flottenchef hat mich beauftragt, euch mitzuteilen, daß er einem jedem freiſtellt, noch vor der Fahrt von Bord zu gehen!“ Die Matroſen der 7. Halbflottille ſehen ihren Chef verwundert an. Man ſtellte ihnen frei, von Bord zu gehen? Jetzt, wo ihnen zum erſtenmal eine ernſte Aufgabe geſtellt iſt— wo man gerade ſie dazu beſtimmt hat, die erſte weitreichende Unternehmung deutſcher Torpedoboote im Krieg durchzuführen?— Sie ſtehen da. Sie brauchen ſich gar nicht anzuſehen, ſie brauchen kein Wort miteinander darüber zu reden, ſie ſtehen alle da und rühren ſich nicht. Es ſind Männer dazwiſchen, alte Heizer und Torpedomaate, die Kinder und Frauen haben. In dieſer Morgenſtunde des 17. Oktober ſtehen ſie unbeweglich auf dem leiſe ſich wiegenden Deck des Torpe⸗ dobootes. Und rühren ſich nicht. Korvettenkapitän Thiele ſieht die Reihen entlang. Mit unbeweglichem Geſicht, aber wer Augen hat zu ſehen, der empfindet es: er möchte jedem einzelnen von dieſen Hunderten die Hand geben und ihnen danken, weil ſie tun, was er erwartet hat. Dann aber tritt er ein paar Schritte zurück, und klar ſchallt ſein Befehl über das Deck:„Alle Leute, die nicht dringend für diefe Fahrt notwendig ſind, auch der Unter⸗ ſtab der Halbflottille, werden ausgeſchifft!“ Da geht eine ſeltſame Bewegung durch die Reihen können. Denn das iſt ja klar, ein 8,8⸗Zentimeter⸗Geſchütz der Mannſchaft. Grenzenloſe Enttäuſchung ſteht in den Geſichtern derer, für die der Befehl des Chefs gilt. Torpedoboot während des Weltkrieges auf ſchwerer See. Außer zur Beglei⸗ tung der Hochſeeflotte auf ihren Vorſtößen und im aufreibenden Vorpoſten und Patrouillendienſt an den Grenzen der Deutſchen Bucht, fanden die Torpe⸗ dobbote in ſteigendem Maße zur Abwehr feind⸗ licher U⸗Boote und zum Geleitdienſt für die eige⸗ nen U⸗Boote Verwen⸗ dung. Sie wurden ferner zum Schutz für die weitab von der eigenen Küſte arbeitenden Minenſuch⸗ verbände und zum Mi⸗ nenſuchen herangezogen. Die Krönung ihrer Auf⸗ gabe ſahen Kommandan⸗ ten und Beſatzungen je⸗ doch in den ſelbſtändigen Vorſtößen der Torpedo⸗ boote gegen die Küſte Englands oder Teile der gegneriſchen Flotte. Aufnahme: Heeresarchiv⸗M. Das iſt ja unmöglich! Man will ſie nach Hauſe ſchicken! Man will ſie nicht mitfahren laſſen mit den Kame⸗ raden. Ja man will ſie geradezu degradieren. Was ſollen ſie denn ſagen, wenn ſie an Land kommen und wenn man ſie dann fragt, wo habt ihr euer Schiff gelaſſen? Ihr wart wohl nicht gut genug dafür, wenn es gegen England geht? Und ſo kommen zum Chef der 7. Halbflottille zehn Mann, zwanzig Mann, hundert Mann. Sie kommen, genau genommen, gar nicht ſo ſehr militäriſch zu ihrem Chef. Sie finden auch gar nicht die richtigen Worte ſo ſchnell, wie das ſonſt bei den knappen Meldungen üblich iſt. Korvettenkapitän Shlele iſt ſtolz Sie ſtottern ſich da allerhand herunter:„Herr Kapitän — nein, Herr Kapitän, das geht doch nicht an. Sie können uns doch nicht von Bord ſchicken und uns befehlen, daß wir unſre Kameraden im Stich laſſen. Herr Kapitän, was haben wir denn getan, daß Sie uns nicht mithaben wollen? Wir haben doch immer unſre Pflicht erfüllt. Laſſen Sie uns nicht von Bord gehen, Herr Kapitän!“ Und wie der Korvettenkapitän Georg Thiele in die Geſichter dieſer Menſchen ſieht, die vor ihm ſtehen, ent⸗ deckt er etwas, was ihn erſt erſchreckt und was ihn dann unbändig ſtolz macht. Er ſieht über die Wangen dieſer alten Matroſen große Tränen laufen. Da ſtehen Leute vor ihm, die haben in ihrem Leben vielleicht noch nie richtig geheult. Die können ſchon eine ganze Portion von dem vertragen, was ſo einem normalen Erdenbürger die Tränen in die Augen treibt. Das ſind keine verſpielten und empfindſamen Naturen. Das ſind Leute, die ſich in den Häfen der ganzen Welt ſchon umgeſehen haben, die in den Stürmen der Welt⸗ meere hart geworden ſind und die Zähne zuſammenbeißen und zupacken— aber weinen, das kun ſie nicht! Es gab im Oktober 1914 deutſche Soldaten, die wein⸗ ten, weil man ſie bei einer Unternehmung von Bord ſchickte, bei der ſie mit faſt hundertprozentiger Sicherheit Sie hätten ja auch ſagen können:„Menſch, fein, daß wir davongekommen ſind. Da haben wir noch einemal Duſel gehabt!“ Aber ſie weinten, weil man ihnen nicht die Chance geben wollte, mit ihren Kameraden zuſammen vor dem Feind einen anſtändigen Soldatentod zu ſterben! Deswegen iſt Korvettenkapitän Thiele an dieſem Mor⸗ gen unbändig ſtolz. Er kann getroſt mit ſeiner 7. Halb⸗ flottille den Opfergang antreten. Wenn es ſolche Leute gibt, dann mögen dieſe vier Boote ruhig draußen bleiben. Dann iſt ihr Opfer auch nicht umſonſt geweſen, dann iſt es recht ſo, daß ſie ihren Befehl ſchweigend wie richtige Soldaten übernommen haben und nun ausführen werden. Wie hätte er dieſe Leute enttäuſcht und für immer verloren, wenn er auch nur das geringſte Bedenken gegen den Sinn oder den Zweck der ganzen Unternehmung hätte laut werden laſſen. Leben oder ſterben, das war denen allen nicht wichtig. Wichtig war ihnen nur der Kampf und, wenn es ſein mußte, das Opfer! Und ſo iſt dieſer Augenblick damals auf der Ems⸗ mündung in dem reichen Soldatenleben des Korvetten⸗ kapitäns Thiele wohl der Höhepunkt geweſen. Mit ſolchen Leuten lohnte es ſich, für Deutſchland zu ſterben! Und die Stimme des Chefs der 7. Halbflottille klingt ein wenig anders, als er kommandiert:„Mützen ab zum Gebet!“ Der Gegner it bereit Da wiegen ſich in dem leiſen Seegang der Emsmün⸗ dung vier Torpedoboote. Nur der Wind weht in den Mützenbändern und in dem Haar der Menſchen, die da draußen die Stirn ſenken und beten vor ihrem Opfergang. Es iſt eine feierliche Stille wie in einem großen Dom. Dann hallen drei Hurras über die Reede. Die Boote gehen bei dem Kreuzer Arcona längsſeit. Alle Dinge, die dem Gegner nicht in die Hände fallen dürfen, übernimmt der Kreuzer. Auch alles, was man an Ausrüſtung und Proviant entbehren kann, wird von Bord geſchafft. Statt deſſen bekommt jedes Torpedoboot 12 Minen, und als der erſte Morgennebel über der Ems in Bewe⸗ gung gerät, verlaſſen die Boote rottenweiſe den Küſten⸗ bereich. Die 7. Halbflottille tritt ihren Opfergang an. Und nun kommt das Tragiſche der ganzen Unter⸗ nehmung: Dieſe vier Boote ſind noch nicht einmal über die deutſche Vorpoſtenlinie hinaus— und ſie ſind eigent⸗ lich ſchon tot, erledigt, verloren. Zur gleichen Zeit, als Korvettenkapitän Thiele in der Emsmündung ſeinen Auftrag bekommt, weiß die engliſche Admiralität in London bereits genau, was die deutſche Flottenleitung am Tag darauf vorhat. Es genügt ein Funkſpruch von der Admiralität zum Kriegshafen nach Harwich, und nacheinander verlaſſen fünf der modernſten, ſchnellſten und beſtbewaffneten Schiffe der engliſchen Flotte den Hafen und fahren genau dahin, wo Korvettenkapitän Thiele ſeine Minen auslegen ſoll. Mit hoher Bugwelle kommt der erſt vor vierzehn Tagen in Dienſt geſtellte Kleine Kreuzer Undaunted, das Führerſchiff der 3. Zerſtörerflottille, in Sicht, und hinter ihm folgen die vier modernen Zerſtörer Lance, Lennox, Legion und Loyal. Schon liegt Harwich fern am Horizont. Das Unter⸗ nehmen dürfte nicht allzu ſchwer werden. Es iſt gut, daß man die Nachrichten immer ſo früh bekommt. Bei Terſchelling liegt außerdem das U-Boot E 8 und bewacht die Emsausfahrt. In den erſten Vormittagsſtunden ſichtet man auf dem erſten deutſchen Torpedoboot dies engliſche Vorpoſten⸗ ſchiff. Mit raſender Fahrt nehmen die Torpedoboote ſo⸗ fort den Gegner an und verſuchen, ihn zu rammen. Aber das U⸗Boot entkommt durch Schnelltauchen. Von den Antennen der Torpedoboote knattert die Meldung zur Flottenleitung. Nun weiß man an höchſter Stelle, daß der Vormarſch der deutſchen Torpedoboote auf jeden Fall dem Engländer bekannt iſt. Der Mann auf dem Leuchtturm Daß der Engländer von ſeinem U-Boot E 8, genau genommen, nichts Neues mehr erfährt, das kann niemand auf deutſcher Seite wiſſen. Sicher iſt aber eins: Es war jetzt ſchon klar, daß da⸗ mit die Aktion der deutſchen Boote zum Scheitern ver⸗ urteilt war. Ein Befehl umzukehren, hätte noch die Ret⸗ tung bedeutet. Er erfolgte nicht. Man ſagte ſich, daß Thiele an Ort und Stelle die Lage beſſer beurteilen könne, als das von Land aus möglich ſei. Aber Korvettenkapitän Thiele kehrte nicht um. Was man im Hafen wußte, das wußte er auch. Aber er hatte einen Befehl, und den Befehl führte er durch. Den Sinn dieſes Befehls nachzuprüfen, das kam für ihn nicht in Frage. Er war Soldat und führte ſeine Order aus. Auf Terſchelling⸗Leuchtturm ſaß zu dieſer Stunde in Wollſweater mit kurzer Pfeife ein freundlicher älterer Herr. Er hatte ſich bei dem holländiſchen Leuchtturm⸗ wärter ſeit einigen Monaten einquartiert, zahlte gut für volle Penſion und vertrieb ſich ſeine Langeweile mit Pfeiferauchen und einem großen Fernrohr, mit dem er die See und die vorbeifahrenden Schiffe beobachtete. Hin und wieder pflegte er zu telephonieren. Das ge⸗ ſchah meiſt dann, wenn draußen am Horizont irgendwelche Schiffe geſichtet wurden. Der Herr war nämlich Eng⸗ länder, und auf dem neutralen Leuchtturm ſaß es ſich wunderbar. Am Morgen des 17. Oktober beſchäftigte ſich der freundliche Pfeifenraucher wieder mit ſeinem Fernrohr. Er ſah bei dieſer Gelegenheit vier deutſche Torpedoboote, die anſcheinend zunächſt verſucht hatten, irgendein be⸗ niemals zurückkehren würden. ſtimmtes Ziel im Waſſer zu rammen.(Fortſetzung folgt.) Jeflobunes- und Glückwunschkarte liefert in jeder Ausführung Neckar-Bote Druckerei