Nr. 297 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Dienstag. 20. Dezember 1938 Die Auferslenung Freihe tskampf und Sozialpolitik Fünf Jahre Reichsarbeitsminiſterium. WPD. Dr. Ley ſprach kürzlich folgenden Satz aus: „Wir haben den Tod geſehen, wir allein wiſſen auch, was Freiheit bedeutet. Wie ein zweites Geſicht ſtand das neu zu ſchaffende Deutſchland vor uns!“ Es iſt kein Zufall, daß Reichsminiſter Seldte in ſei⸗ nem ſoeben der Oeffentlichkeit übergebenen Buch„Sozial⸗ politik im Dritten Reich 1933 bis 1938“ in ſeiner Sprache faſt das Gleiche zum Ausdruck bringt. Er ſpricht von den drei Abſchnitten, in die das Leben der Frontſoldatengene⸗ ration zerfällt, zu der ja alle führenden Männer, an der Spitze unſer Führer, gehören. Ihr erſter Abſchnitt liegt vor dem Kriege und iſt Vorbereitung und Arbeit im Frieden in irgendeinem Beruf. Der zweite Abſchnitt umfaßt Front⸗ erlebnis und Soldatentum von 19141918. Dieſe Schicht der deutſchen Frontſoldaten iſt im zweiten Lebensabſchnitt, im Weltkriege, zu Kämpfern geworden. Der Krieg formte aus den alten deutſchen Menſchen neue deutſche Menſchen, für die die Freiheit Deutſchlands das Ziel und der Sinn ihrer Arbeit iſt. Wir müſſen an dieſe Tatſache auch heute und gerade heute immer wieder erinnern, ſowohl unſer deutſches Volk, als auch ganz beſonders das Ausland, ſoweit man ſich dort bemüht, uns zu verſtehen. Unſer Volk müſſen wir daran er⸗ innern, weil jedem einzelnen von uns reſtloſe Klarheit dar⸗ über gegeben ſein muß, daß die Männer, die den Tod und nach der Schlacht aus den Schützengräben die Knechtſchaft Deutſchlands geſehen haben, und deren einziges Ziel die Wiedererringung der Freiheit Deutſchlands geworden iſt, gerade aus dem Erlebnis der Geſamtverknechtung heraus eine Vorſtellung von dem, was Volk ſein muß, bekommen haben Erſt dieſe Frontkämpfergeneration lernte wieder begreifen, daß Freiheit nicht mit Knechten errungen werden kann, auch nicht mit Landsknechten, ſondern daß ein Volk von freien Männern dazu aufſtehen muß, von Männern, die— wenn ſie auch durch Verſailles in Bande der Knecht⸗ ſchaft geſchlagen waren— wieder begreifen gelernt haben, was Freiheit im letzten Sinne bedeutet und was dazu ge⸗ hört, ſie wiederzugewinnen. Und es beſagt weiter— und das iſt das Entſcheidende für unſere Betrachtung zu dem Buch Franz Seldtes—, daß der Führer dieſes Volk nie mehr in irgendeine Form der Knechtſchaft wird abſinken laſſen. Erſt wenn dieſe Tatſache eiſerner Beſtand des Den⸗ kens jedes von uns geworden iſt, dann können wir den Anforderungen, die an uns ſtündlich und täglich geſtellt werden, gerecht werden. Dann ſind wir vor allen Dingen gefeit von der Verſuchung, unſeren Nachbarn und Neben⸗ mann zu mißbrauchen, dann erſt wird uns auch klar, was die Frontkampfergeneration unter Kameradſchaft verſtan⸗ den wiſſen will und was ſie mit der Gemeinſchaft des Vol⸗ kes meint Auf das Wirtſchaftsleben projiziert werden Führer und Gefolgſchaft des Betriebes ſich inſtinktiv ihrer Rechte und Pflichten bewußt ſein, während andererſeits die, die den Ausgangspunkt des Nationalſozialismus überſehen, ſtändig in der Verſuchung ſchweben, die Dinge nicht vom neuen deutſchen Menſchen, ſondern vom mechaniſchen Pro⸗ zeß her zu ſehen, zu deſſen Bewältigung der Menſch einge⸗ ſpannt iſt Es iſt kein Wunder, wenn ſolche Menſchen dann an den Problemen des techniſchen Prozeſſes ſcheitern, weil ſie ja nicht in der Lage ſind, die Energien in ihrer Gefolg⸗ ſchaft zu entfalten, die noch jede Schwierigkeit zu überwin⸗ den vermochten. Wir möchten hier nur an das letzte große Beiſpiel der deutſchen Wirtſchaftsgeſchichte erinnern: an die Bewältigung des Auftrages des Führers, in einem unvor⸗ ſtellbar kurzen Zeitraum die größte Befeſtigungs⸗ anlage zu errichten, die die deutſche Militärgeſchichte kennt. Mit dem Standpunkt früherer Zeiten: Mit meinem Gelde mache ich alles! hätte dieſes Unternehmen innerhalb von acht Tagen rettungslos vor dem Ruin geſtanden. Ge⸗ rade an dieſem Unternehmen kann auch das Ausland er⸗ meſſen, wie weit der Erziehungsprozeß des neuen deut⸗ ſchen Menſchen gelungen iſt; denn der Führer hat bei Be⸗ ginn der Arbeiten ſich nicht vor die 400 000 Mann, die ein⸗ geſetzt werden mußten, hinſtellen und ihnen in einer groß angelegten Rede ſagen und begründen können, warum ſie das von ihnen geforderte Opfer bringen müſſen, ſondern er hat ſich darauf verlaſſen müſſen, daß ſeine Erziehungsarbeit am deutſchen Volk zu dieſer inneren Reife gediehen war. Und er hat ſich nicht getäuſcht. ROMAN VON des Mr. IJree u e 2/. Kapitel. Wieſo es kam, erfuhr man nie. Aber auf einmal tauchte das Gerücht auf, lief durch die Amtszimmer von Scotland Yard über die langen Gänge, treppauf, treppab und landete ſchließlich unten im Reporterzimmer, wo es wie eine Bombe einſchlug. Fünf Minuten ſpäter waren alle Redaktionen der Londoner Blätter davon verſtändigt, daß Inſpektor Barton dem Polizeipräſidenten ſein Ehren⸗ wort verpfändet hatte, den Fall Porters Hall bis Sonn⸗ tagmitternacht reſtlos zu löſen. Endlich einmal wieder eine Senſation, die eine Erhöhung der Auflage bringen mußte, die großes Intereſſe für eine beſtimmte Perſon verſprach, Anteilnahme an dem Schickſal eines kleinen Beamten, deſſen Name man bisher nur in trockenen Polizeiberichten kurz erwähnt gefunden hatte. Ein der Oeffentlichkeit unbekannter Inſpektor aus Scotland Yard ſetzte ſeine Ehre für das Gelingen einer Sache ein, als Sportsmann, der ſein Ziel um jeden Preis erreichen will. Millionen von Menſchen werden mit dem Erſcheinen der Abendblätter in fieberhafte Spannung geraten, im Geiſte die Stunden der Friſt miterleben, die ſich der Inſpektor ſelbſt ſtellte, und Millionen von Herzen würden für den Mann ſchlagen, der der Held dieſes Tages geworden war. Der Held des Tages ſaß um elf Uhr in ſeinem Dienſt⸗ zimmer Miß Adlercreuz gegenüber, die man ihm eben aus ihrer Zelle vorgeführt hatte. „Haben Sie eine Ahnung, wo Ihr Bruder ſich auf⸗ halten könnte“, fragte ſie der Inſpektor. 5 „Nein, leider nicht die geringſte.“ „Ich habe veranlaßt, daß morgen in allen 1 ein Aufruf erſcheint, aus dem Ihr Bruder erſehen kann, daß feine Strafverfolgung eingeſtellt iſt, und daß er ſich unverzüglich in Scotland Pard melden möge.“ „Ich danke Ihnen herzlich, ich habe Sorge um Nils.“ All das muß man erſt begriffen haben, wenn man der Sozialpolitik des Führers, die durchzuführen Reichsminiſter Seldte den Auftrag hat, mit vollem Verſtändnis gegenüber⸗ treten will Dann wird auch die Lektüre des oben angezeig⸗ ten Buches jedem Leſer reiche Frucht bringen. Ueber dieſe Maßnahmen weiß nämlich kaum jemand unter den deut⸗ ſchen Volksgenoſſen voll Beſcheid. Es liegt das nicht zuletzt daran, weil es ſich um Arbeiten handelt, die ſchon wegen ihrer großen finanziellen Auswirkungen immer einen län⸗ geren Reifeprozeß brauchen, in der Stille heranwachſen und dann auch ſehr oft ſtill und unſcheinbar an die Oeffentlich⸗ keit treten. Reichsminiſter Seldte hat nun zum erſten Male einen Geſamtüberblick über die Jahre 1933—1938 gegeben, um jedem ſchaffenden Volksgenoſſen zu zeigen, wie und in wie umfaſſender Weiſe die Fundamente einer neuen ſozialen Ordnung gelegt worden ſind. Gerade das Jahr 1938 hat ja auch für das Arbeitsminiſterium eine un⸗ erhörte Fülle neuer Fragen und Aufgaben gebracht, die es allein ſchon angezeigt erſcheinen ließen, die Arbeit dieſes Jahres in den Geſamtrahmen zu ſtellen. Wie der Reichs⸗ miniſter mit Recht in ſeinem Vorwort ſagt, hat er damit auch gleichzeitig einen nicht unwichtigen Beitrag zur deut⸗ ſchen Zeitgeſchichte und zu deren Verſtändnis geliefert. In der Darſtellung hat er ſich bewußt auf die ſozial⸗ politiſchene Maßnahmen und Leiſtungen der Reichsregierung im Rahmen des Reichsarbeitsminiſteriums beſchränkt. Die Aufgaben und Leiſtungen anderer Reſſorts und Organiſationen, insbeſondere alſo der DA F., ſind trotz ihres überaus wichtigen Anteils an der Sozialpolitik nicht behandelt worden, weil das den Umfang des Buches über⸗ mäßig ſtark hätte anwachſen laſſen. In ihren grundſätzlichen Auswirkungen iſt dieſe Arbeit aber in den allgemeinen Rahmen der Betrachtung trotzdem einbezogen worden Was die Darſtellung der Arbeit des Reichsarbeitsminiſteriums anbetrifft, ſo iſt der Aufgabenkreis aller vier Hauptabtei⸗ lungen voll berückſichtigt, ſo daß der Leſer einmal ein ge⸗ ſchloſſenes Bild vom Geſchäftsbereich und den Aufgaben und Leiſtungen des Reichsarbeitsminiſteriums erhält. Auf das Buch, das gewiſſermaßen das erſte Handbuch über das Reichsarbeitsminiſterium darſtellt und durch die Mitarbeit aller maßgeblichen Herren des Miniſteriums mit einem reichen Tatſachenmaterial ausgeſtattet iſt, dürfte noch oft von Wiſſenſchaftlern wie von Praktikern zurückgegriffen werden. Das Intereſſe der ausländiſchen Fachkreiſe an die⸗ ſem Buch iſt daran zu erkennen, daß der Wunſch nach einer engliſchen, franzöſiſchen und japaniſchen Ueberſetzung ſchon vorliegt. Ehrenmal ehemaliger Stahlhelmer Keichsminiſter Seldte in Magdeburg Magdeburg, 19. Dez. In Anweſenheit des Reichsführers % Himmler, der auch als Vertreter des Führers erſchienen war, des Reichsminiſters Dr. Dorpmüller und des Reichs⸗ ſtatthalters Gauleiter Jordan wurde von Reichsminiſter Franz Seldte am Sonntag die Alte Nikolaikirche in Magdeburg als Zeughausmuſeum und als Erin⸗ nerungsmahl an die im Weltkrieg und an die im Kampf um die nationale Freiheit Gefallenen des ehemaligen Stahl⸗ helm, Bund der Frontſoldaten, geweiht. Reichsminiſter Seldte gab zu Beginn ſeiner Rede einen hiſtoriſchen Ueberblick 19 55 die wiederhergeſtellte Alte Nikolaikirche, die zum älteſten und ehrwürdigſten Gebäude Magdeburgs zählt. Nun endlich werde das echt deutſche Ge⸗ bäude wieder einer ſeiner großen Vergangenheit würdigen Beſtimmung zugeführt. Und zwar ſei dies durch die Groß⸗ herzigkeit des Führers ermöglicht worden, der unter Zu⸗ ſtimmung des Miniſterpräſidenten Generalfeldmarſchall Hermann Göring, ihm, dem Miniſter, das Gebäude auf 99 Jahre durch Vertrag mit dem preußiſchen Staat verpachtet habe, damit es zu einer Erinnerungsſtätte an das Front⸗ kämpfertum, die gleichzeitig die Fahnen und Traditionszei⸗ chen des ehemaligen„Stahlhelm“ und Erinnerungsſtücke an die alte Armee in ſich berge, geſtaltet werde. Aus vollſtem Herzen dankten alle Frontkämpfer dem Führer für die Tat. Noch kürzlich habe der Führer, ſo führte der Miniſter weiter aus, in Reichenberg feſtgeſtellt:„Wenn jemand berufen war, das deutſche Problem zu unterſuchen, dann war dieſes der deutſche Frontſoldat“. Frontſoldaten ſeien die Gründer und Mitglieder des ehemaligen„Stahl⸗ helm“ geweſen. Rückſchauend dürfe man heute feſtſtellen, daß der„Stahlhelm“ ſeinen Weg in Ehren angetreten „Und nun die andere Frage“, ſagte Barton.„Was würden Sie tun, wenn die Erbſchaft zu Recht anerkannt werden ſollte und Sie das Vermögen ausbezahlt bekämen?“ „Was ich tun würde. Darüber habe ich eigentlich noch gar nicht nachgedacht. Aber man könnte vieles anfangen mit Geld. Da wäre einmal mein Bruder, dem ich eine Exiſtenz gründen möchte. Dann gibt es viele alte Leute, denen man auch helfen könnte und ich ſelbſt? Meine Münſche ſind nicht groß. Ein Häuschen, vielleicht am Meer, einen Menſchen, den ich gern habe—“ „Sie werden die Erbſchaft machen“, ſagte Barton brüsk und drückte auf den Klingeltaſter, worauf der Poliziſt aus dem Vorzimmer hereinkam, um Miß Adlercreuz in ihre Zelle zurückzugeleiten. Barton blickte noch lange nach der Tür, durch welche ſie gegangen war.„Mein Gott, was ſoll ich tun?“ mur⸗ melte er vor ſich hin.„Ich liebe ſie, ich liebe ſie. Viel⸗ leicht werde ich zum Verbrecher, damit ſie den alten Leuten helfen kann und ſich mit irgendeinem Mann am Meeres⸗ 5 5 ein Häuschen baut. Das Teſtament ſoll der Teufel olen.“ Um den Mund des Inſpektors lag ein bitterer Zug. 28. Kapitel. Um dieſelbe Zeit herrſchte in Scotland Yard bereits Hochbetrieb. Robin hatte die ihm vom Präſidenten er⸗ teilte Vollmacht ausgenützt und Großalarm verfügt, eine Maßnahme, wie ſie ſonſt nur bei politiſchen Demonſtrati⸗ onen veranlaßt wurde. Die Kriminalbeamten, die da⸗ durch um ihre dienſtfreie Zeit kamen, nahmen das Opfer diesmal gern auf ſich, denn es ging jetzt um eine ganz andere Sache als bei den ſonſt üblichen Dienſtangelegen⸗ heiten. Es ging um die Ehre eines Kollegen und damit auch 01. die von Scotland Yard. Der Korpsgeiſt war erwacht. Die ſpäten Abendblätter und die Nachtausgaben brach⸗ ten die Geſchichte mit Barton und ſeinem ee in Nerd großer Aufmuchung und fanden reißenden Abſatz. er Fall Porters Hall, über den bereits Gras zu wachſen begonnen hatte, ſtand wieder im Vordergrund und bildete das Stadtgeſpräch. Barton erlangte mit einem Schlag Volkstümlichkeit, denn man begann bereits, auf ihn zu und in Ehren bis zu Ende gegangen ſei. Zum Beweis dafür wies der Miniſter auf die Ehrentafel mit den Namen der vielen Toten des früheren Bundes hin, die im Kampf ge⸗ gen Volksverrat und Marxismus ihr Leben gelaſſen haben. Zu ihren Ehren erhoben ſich die Erſchienenen von ihren Plätzen. Aber ihr Geiſt, ſo erklärte der Miniſter, werde weiter⸗ leben, ebenſo wie der Geiſt aller Frontſoldaten. Alle Kämp⸗ fer für Deutſchland ſeien nicht umſonſt geſtorben. Der na⸗ tionale Aufbruch unter der Führung Adolf Hitlers zeige dies deutlich. Aus dem Geiſt ihrer Kameradſchaft ſei der Geiſt der Volksgemeinſchaft erwachſen. Deshalb ſtelle das neue Frontkämpfermal kein totes Muſe um dar, ſon⸗ dern die neue Weiheſtätte müſſe ſein eine lebendige Erinnerungsſtätte, die uns immer wieder von dem Ver⸗ mächtnis der Frontkämpfer künde, nämlich von der Not⸗ wendigkeit des unbedingten Einſatzes bis zum letzten Mann im Dienen und Opfern, wenn Deutſchland in Not ſei. 129000 Tonnen Alteiſen Außerordentlicher Erfolg der Sammlung der SA Der Reichskommiſſar für Altmaterialverwertung führte im Sitzungsſaal des Parlaments in Wien eine Arbeits⸗ tagung ſämtlicher Gaubeauftragten für Altmaterialerfaſſung der NSDAP durch, auf der alle ſchwebenden Fragen der Altmaterialwirtſchaft im Vierjahresplan eingehend behan⸗ delt wurden. Der Verlauf der Beſprechungen ergab, daß auf allen Gebieten der Altmaterialerfaſſung bisher außer⸗ ordentlich erfolgreich gearbeitet worden iſt Dem Beauftrag⸗ ten für den Vierjahresplan. Miniſterpräſident Generalfeld⸗ marſchall Göring, konnte in einem Telegramm als vorläu⸗ figes Ergebnis der Eiſenſammlung der SA bereits eine Menge von 129 000 Tonnen gemeldet werden. Der Erfolg dieſer Sammlung übertraf alle Erwartungen in einem ſol⸗ chen Maße, daß an verſchiedenen Stellen des Schrotthan⸗ dels und der Verarbeitung die Ableitung dieſer zuſätzlichen Schrottmengen vorübergehend nicht mehr in vollem Um⸗ fange bewältigt werden kann und die Aktion daher für einige Monate unterbrochen werden mußte. Das Ergebnis dieſer beſonderen Sammlung iſt um ſo höher zu bewerten, als ſie lediglich Alteiſen aller Art aus kleinen Anfallſtellen in den ſtädtiſchen Haushal⸗ tungen und auf dem flachen Lande erfaßt, aus denen bisher das Material auf gewerblicher Grundlage infolge Unwirt⸗ ſchaftlichkeit nicht herausgeholt werden konnte Die Erfah⸗ rungen auf dem Gebiet der Schrotterfaſſung im laufenden Jahre werden für die Vorbereitung neuer umfangreicher Maßnahmen im Jahre 1939, insbeſondere in der gewerb⸗ lichen Wirtſchaft, ſyſtematiſch ausgewertet. Marktberichte Ohne Gewähr. Mannheimer Getreidegroßmarkt v. 19. Dez. Sämtliche Notierungen unverändert. Frankfurter Getreidegroßmarkt v. 19. Dez. Die vaſch auftretende Eisbildung auf dem Main erſchwert bereits die Schiffahrt, aber die Mühlen ſind mit der Verſorgung wie Verladung von Mehl ſoweit fertig. Die Anlieferung von Getreide, die meiſt per Achſe erfolgt, iſt unverändert ſtark, wenn ſich auch Feiertagsruhe anzeigt. In Weizenmehl blieb die erwartete Belebung weiter aus, nur Kleinpackungen gehen gut. Roggenmehl liegt unverändert ruhig. Der Futtermit⸗ telbezug hat ſich noch nicht nennenswert belebt. Rauhfutter bleibt ſehr begehrt.— Amtlich notierten: Weizen Feſtpreisgeb. W'9 20,40, W' 11 20,60, W 12 20,70, W 13 20,80, Wᷣ 16 21,110, W 18 21,30, W' 19 21,50, Wö 20 21,70; Roggen Feſtpreisgeb. R 11 18,90, R 12 19, R 14 19,20, N 15 19,30, R 16 19,50, R 17 19,60, R 18 19,70, R 19 19,90; Weizenmehl, Type 812, Feſtpreisgeb. W 13, 16, 18, 19 und Kreis Alzey 20 je 29,45, Kreis Worms 20 29,80; Roggen⸗ mehl, Type 997, Feſtpreisgeb. R 12 22,45, R 15 22,80, R 16 22,95, R 18 23,30, R 19 23,50; Weizenfuttermehl 13,60; Weizenkleie Feſtpreisgeb. W 13 10,75, W' 16 10,90, W'ͤ18 11, W 19 11,10, W 20 11,20; Roggenfuttermehl Feſt⸗ preisgeb. R 19 12,50; Roggenvollkleie Feſtpreisgeb. R 19 11; Roggenkleie Feſtpreisgeb. R 12 9,95, R 15 10,15, R 16 10,25, R 18 10,40, R 19 10,50; Wieſenheu 5 bis 6,20; Kleeheu 7 bis 7,50; Luzerneheu 7 bis 7,80; Weizenſtroh 2,80; Roggenſtroh 3; Hafer- und Gerſtenſtroh 2,60 bis 2,70. wetten. Die Zeitungen ſchrieben ſpaltenlange Berichte über ſeine Perſon und waren ſich darüber einig, daß in dieſer ſeiner Geſte etwas überaus Sympathiſches liege. Nur ein Blatt, deſſen Leſerkreis zum Großteil aus Ele⸗ menten der Unterwelt beſtand, meinte, die ganze Geſchichte ſehe ſtark einer Operette ähnlich. Der Mann mit dem Taſchentuch, der zweifellos mit zu den Attentätern gehörte, ſtand im Zimmer Nr. 111 ſeit bielen Stunden im Verhör. Zuerſt nahm ihn Sergeant Mackenzie in die Arbeit, dann erſchien mit friſcher Kraft Robin. Der Mann bequemte ſich ſchließlich zu einem Geſtändnis. Er ſagte aus, daß er am Vortage in einer Hafenkneipe von einem Fremden dazu gedungen worden ſei, vor dem Haus in der Orangeſtraße Aufſtellung zu nehmen und dort zu warten. Er bekam fünf Pfund und war am nächſten Morgen pünktlich zur Stelle. Als die drei Beamten dann das Haus betraten, tauchte 1 plötzlich wieder auf und bezeichnete ihm Inſpektor Barton. Sobald dieſer das Haus verließe, ſollte er mit dem Taſchentuch winken, was er dann auch tat, worauf der mißglückte Anſchlag auf Barton ſtattfand und er ſelbſt feſtgenommen wurde. Der Mann blieb in dem ſtunden⸗ langen Verhör bei der Behauptung, nicht gewußt zu haben, daß es ſich um eine verbrecheriſche Tat handle, und daß er nicht ſagen könne, wer ſein Auftraggeber geweſen ſei. Ueberzeugt, daß er die Wahrheit ſpräche, entließ ihn Robin, gab aber die Weiſung, ihn vorläufig noch in Polizeigewahrſam zu halten. Robin hatte ſich einen ſogenannten weißen Haftbefehl gegen Taylor ausſtellen laſſen, um den Mann nötigen⸗ falls ſofort feſtnehmen zu können. Bei dieſer Art von Order mußte der bevollmächtigte Beamte eine Klauſel unterſchreiben, daß er die volle Verantwortung dafür über⸗ nehme. Zu einem regelrechten Haftbefehl reichte es bei Taylor noch nicht aus, denn ſelbſt wenn man ihm nach⸗ weiſen konnte, daß er mit Kat früher in Verbindung ge⸗ ſtanden ſei, ließ ſich daraus allein kein ſtrafbarer Tat⸗ beſtand feſtſtellen. Der Briefumſchlag freilich, den Barton im Papierkorb gefunden hatte, und der vom Notar in An⸗ ein dite der„Sicuritas“ nur an Kat gerichtet geweſen ein dürfte, berechtigte zu dem ſchweren Verdacht gegen Taylor, daß er von den Machenſchaften ſeines Nachbarn gut unterrichtet war. eee (1. Jortſetzung.) Als ſeinerzeit im Marinearſenal Kiel der erſte Zer⸗ ſtörer der neuen deutſchen Kriegsmarine, 2 1, in Dienſt geſtellt wurde, begann damit eine einzigartige Ehrung deutſcher Helden. Die erſte Reihe der Zerſtörer, 16 an der Zahl, erhielt nach dem Willen des Führers die Namen verdienter deutſcher Seeoffiziere. Dieſe Ehrung iſt inzwi⸗ ſchen ausgedehnt worden, es tragen einige der neuen Zer⸗ ſtörer der zweiten Reihe die Namen von tapferen Matro⸗ ſen und Unteroffizieren. Nur diejenigen, die ſich die Er⸗ innerung an die Heldentaten unſerer Flotte 20 Jahre lang hindurch bewahrt haben, werden ſich dieſes oder jenes Namens entſinnen, der jetzt zum Vorbild der deutſchen Zerſtörerwaffe geworden iſt. Meiſt ſind ihre Taten unbe⸗ kannt geblieben. Aber jene Männer, die durch den Willen des Führers geehrt und einer neuen Generation als Vor⸗ bild hingeſtellt werden, ſtarben in rückſichtsloſem Kampfe gegen feindliche Uebermacht. Viele von ihnen ſtanden auf verlorenem Poſten. Ihnen war das Leben nichts— das Vaterland aber alles. Ob ihnen das nun gelungen war oder nicht, das kann man mit einem Fernrohr vom Terſchelling⸗Leucht⸗ turm aus nicht ſehen. Was man aber ſehen kann, iſt die intereſſante Tat⸗ ſache, daß die vier Torpedoboote nach Nordoſten weg⸗ laufen. Seltſam denkt der Mann mit der Shagpfeife. Wo ich doch Nachricht habe, daß die Burſchen bei der Inſel Texel Minen legen ſollen. Immerhin, ein Telephongeſpräch muß man riskieren. In die Fünge gelaufen Korvettenkapitän Thiele iſt mit Abſicht nach Nordoſten gelaufen. Von dem Mann mit dem Fernglas auf Terſchel⸗ ling⸗Leuchtturm hat er gehört. Thiele will den Spion täu⸗ ſchen, damit er nach England eine Meldung weitergibt, die den Funkſpruch des U-Bootes vielleicht aufhebt. Als der Leuchtturm außer Sicht iſt, dreht die Flottille wieder ſcharf nach Weſten, und bis 3 Uhr nachmittags bleibt ſie unbehelligt. Dann werden im Norden mehrere Rauchwolken geſichtet, und beim Näherkommen verdoppelt ſich die Anzahl der Schiffe am Horizont noch. Schon wird Alarm auf allen Schiffen gegeben, da ſtellt es ſich heraus, daß es ſich um holländiſche Fiſchdampfer handelt, die mit gewaltigen ſchwarzen Rauchfahnen Oſt⸗ kurs fahren. Alſo eine harmloſe Begegnung. So denkt man. Und die vier deutſchen Boote paſſieren die neutralen Handelsdampfer in ſchneller Fahrt. Noch liegen die ge⸗ waltigen ſchwarzen Rauchfahnen vor ihnen auf dem Waſ⸗ ſer— jetzt ſind ſie mitten drin, drei Minuten ſpäter, und der Bug des erſten Torpedobootes ſtößt durch die Dunſt⸗ wand hindurch. In dem gleichen Augenblick reißt Korvettenkapitän Thiele auf dem Führerboot das Glas an die Augen. Er beißt die Zähne aufeinander, denn was er ſieht, läßt ihn faſt erſtarren: Hinter den dicken Rauchfahnen der holländiſchen Fiſch⸗ dampfer liegen verſteckt ein engliſcher Kreuzer und vier Zerſtörer! Sie haben genau gewußt, wann und wo ihnen die deutſche Halbflottille in die Fänge laufen müßte. Die Rauchwolken der Holländer waren das beſte Ver⸗ ſteck für ihren Hinterhalt geweſen. Sofort dreht die deutſche Halbflottille in höchſter Fahrt vom Gegner ab. Denn es iſt klar, daß ſie ſich nicht auf 9 Kampf mit dem ungleich ſtärkeren Gegner einlaſſen arf. Aber der Gegner läuft 29 Seemeilen! Noch ſind nicht alle deutſchen Minen von den Torpedobooten über Bord geworfen, um das Oberdeck für das Gefecht frei zu machen, da eröffnet ſchon der britiſche Kreuzer Undaunted auf 8000 Meter das Feuer. Auf 8118 iſt kurz vor dem Zuſammentreffen mit dem Feind ein Kondenſator leck geworden. Das Boot kann jetzt nicht einmal mehr die Geſchwindigkeit von 18 See⸗ meilen halten und fällt zurück. Kapitänleutnant Beckert, der Kommandant von 8 118, ſieht nur noch einen einzigen Ausweg. [Nan an den Feind Wenn er ſchon hilflos bleibt auf der Flucht, dann iſt er vielleicht noch ſtark im Angriff. Und ſo läßt er das beſchädigte Boot wenden und greift todesmutig den Kreu⸗ zer an. In dem Augenblick, als Korvettenkapitän Thiele das Manöver von 8 118 ſieht, gibt es für ihn nur noch eine Löſung. Niemals wird er den Kameraden, der jetzt mit letzter Verzweiflung den ungleich ſtärkeren Gegner an⸗ nimmt, um die drei anderen Boote vielleicht durch Auf⸗ halten des Feindes noch zu retten, im Stich laſſen. Im ſelben Augenblick geht am Maſt des Führerbootes das Flaggenſignal hoch:„Alle Boote wenden, ran an den Feind!“ Gleichzeitig meldet Thiele durch Funkentelegraphie der Flottenleitung, daß er ſüdweſtlich von Haaks⸗Feuer⸗ ſchiff von feindlichen Streitkräften gejagt würde. Vielleicht hätte die Halbflottille Thiele gerettet werden können, wenn andere in See befindliche deutſche Streit⸗ kräfte ſo weit bei dem Unternehmen nachgerückt wären, daß ſie im Fall eines engliſchen Angriffs in abſehbarer Zeit zu Hilfe hätten kommen können. Aber auch für die beſten Maßnahmen iſt es am Nachmittag des 17. Oktober ſchon zu ſpät. Für die Halbflottille Thiele handelt es ſich draußen auf der Höhe von Texel nur noch darum, dem Gegner die Vernichtung möglichſt ſchwer zu machen. In ſchnellſter Fahrt jagen jetzt die vier deutſchen Tor⸗ pedoboote dem übermächtigen Gegner entgegen, Noch iſt keins der Boote getroffen. Der Feind hat nämlich die über Bord gehenden Minen für Torpedoabſchüſſe gehalten und durch ſtändige Ausweichmanöver ſeine eigene Artillexie⸗ wirkung nahezu aufgehoben. Zu Beginn des Gefechts wird auf einem engliſchen Zerſtörer eine ſchwere Exploſion beobachtet. Eine ſchwarze Rauchſäule ſteigt bis zur Maſtſpitze empor. Was dort eigentlich geſchehen iſt, das haben die Helden der 7. Halb⸗ flottille nicht mehr klar erkennen können. Thiele hat gemeint, daß ein Torpedoſchuß von 8118 getroffen habe. Wahrſcheinlicher aber iſt, daß das engliſche Boot einen Krepierer im Torpedorohr hatte. 5000 Meter fahren die deutſchen Boote ſchon im eng⸗ liſchen Feuer, und erſt jetzt kann der Gegner den wehr⸗ loſen deutſchen Booten auf 3000 Meter Entfernung den erſten Treffer beibringen. Unter den Salven des engliſchen Kreuzers ſinkt zehn Minuten ſpäter 8 115 unter dem Kommando von Kapitän⸗ leutnant Mushacke in einer dichten Exploſionswolke. Bis auf 2000 Meter müſſen die deutſchen Boote an den Feind heran ſein, ehe ſie überhaupt mit ihren 5⸗Zenti⸗ meter⸗Geſchützen ſchießen können, das bedeutet, daß ſie 6000 Meter ohne die Möglichkeit einer Gegenwehr ange⸗ griffen haben. . l Im ſeindlithen Sthnellfeuer Jetzt beginnen auch die vier engliſchen Zerſtörer, mit Schnellfeuerſalven in den Kampf einzugreifen. Drei von 82 5 nehmen 8118 und das Führerboot 8119 unter Feuer. Der Kreuzer Undaunted und ein weiterer Zerſtörer fallen über 8117 her. Hilflos liegt das Boot in den Schnellfeuerſalven des Kreuzers. Schon ſteigen dichte Rauchwolken aus dem ſtark beſchädigten Schiff, als mehrere Treffer in den hinteren Heizraum einſchlagen und das von Kapitänleutnant Georg Sohnke geführte Boot untergeht. Aber jetzt gerät die Undaunted in ſchwerſte Gefahr. In raſender Fahrt iſt 8 119, das Führerſchiff von Georg Thiele, herangekommen; trotz raſender Geſchützſalven der Zerſtörer feuert das deutſche Torpedoboot drei Torpedos gegen den hart abdrehenden Kreuzer. Die drei Geſchoſſe, von denen die beiden letzten aus nur 300 Meter Entfernung auf den Kreuzer abgegeben werden, laufen nur zehn Meter an dem feindlichen Führer⸗ ſchiff vorbei. Bis jetzt iſt 8 119 nur leicht beſchädigt. Da fegt ein Volltreffer den Maſt fort, der mit der Flagge über Bord eht. 5 Durch Zuruf befiehlt Georg Thiele dem neben ihm herlaufenden Boot 8118, mit hoher Fahrt aus dem Ge⸗ fecht zu laufen. Kapitänleutnant Beckert ſoll in höchſter Not noch einmal den Funkſpruch an die Flottenleitung durchgeben und von der Tragödie bei Texel berichten. Minentreffer am Heck eines Torpedobootes. Neben Minenräumbooten waren die Torpedoboote be⸗ ſonders von Minentreffern bedroht, denn ſie hatten nicht nur den Geleitſchutz für die großen Schiffe, ſondern auch für die U⸗Boote und Hilfs⸗ ſchiffe zu verſehen. Jeder Minentreffer bedeutete für das kleine Boot ſchwerſte Be⸗ ſchädigung und Gefährdung. Es erklärt ſich aus der Ein⸗ ſtellung des deutſchen Sol⸗ daten, daß die Törpedowaffe jedoch ihre ſchönſte Aufgabe im offenſiven Kampf ſah, ſei es im Verbande der Flotte, ſei es ſelbſtändig und in be⸗ ſonderem Auftrag. * Aufnahme: i * Scherl⸗Archiv— M. Beckert kann den Befehl nur noch teilweiſe ausführen. Er verſucht, mit ſeinem Schiff im Zickzack aus dem feind⸗ lichen Feuer zu laufen, aber der Kreuzer hat es leicht, das langſame Boot einzuholen. Und als Beckert die Aus⸗ ſichtsloſigkeit ſeiner Flucht erkennt, läßt er das Bot noch einmal zum Angriff wenden. Auf der Kommandobrücke ſteht ein junger Offizier. Er verdient es, neben Georg Thiele als ein ganzer Held genannt zu werden. Bei den Salven des Kreuzers und der Zerſtörer hat ihm ein Sprengſtück das Bein abgeriſſen. Trotz des tödlich wirkenden Blutverluſtes denkt Kapi⸗ tänleutnant Beckert nicht daran, die Kommandobrücke zu verlaſſen. Er hat bis zu dem letzten Augenblick auf ſeinem Poſten geſtanden, als unter dem raſenden Feuer des Fein⸗ des ſein Boot auseinanderbricht. 40 Mann können noch über Bord ſpringen. Sie treiben hilflos in den Wellen. Und der Feind hat ſie nicht gerettet, obwohl„nur“ ein Kreuzer und vier große Zerſtörer die Gegner des deutſchen Torpedobootes ſind. Zwei Ueberlebende, der Obermaſchiniſt Koſſack und der Torpedobootheizer Brenner, ſind erſt am nächſten Tage von einem Fiſcher gerettet worden, da es ihnen gelungen war, ein treibendes Rettungsboot zu erreichen. Was nun folgt, iſt eine Metzelei. Ein Kreuzer und vier große Torpedobootzerſtörer haben die Aufgabe, ein einziges kleines, veraltetes deutſches Torpedoboot zu ver⸗ nichten. Sprengpatronen angeſch agen Und ſie müſſen es vernichten. Denn auf 8119 denkt kein Menſch an Uebergabe. Mag der Gegner mit ſeinen Granaten das Boot zerfetzen, mag ſchon die Glut aus der Außenwand herausſchlagen, 8 119 wird kämpfen dis zum letzten Mann. Ein feindlicher Zerſtörer glaubt das Boot ſchon kampfunfähig und fährt bis auf dreihundert Meter an das vollkommen zerſchoſſene Schiff heran. An Bord dieſes Schiffes aber ſteht an ſeinem Maſchinengewehr ein ein⸗ ziger Mann. Ob um ihn herum die Splitter der feind⸗ lichen Granaten einſchlagen, das iſt dem Torpedomatroſen Schmidt in den letzten Minuten ſeines Lebens ganz gleich. Er nimmt den engliſchen Zerſtörer mit ſeinem kleinen, winzigen Maſchinengewehr unter Feuer. Ein einziger Matroſe, ein einziges Maſchinengewehr. Und doch fegt er von dem Deck des engliſchen Zerſtörers elf Mann der Geſchützbedienung herunter. Aus dem mittleren Torpedorohr jagt jetzt der Tor⸗ pedooberſteuermann Bauer das letzte Geſchoß gegen den Feind. Und als der Gegner nur durch ſchnelles Abdrehen um Haaresbreite einem Treffer entgeht, erhält 8119 einen Volltreffer. Von ſeinen Splittern zerriſſen, ſinkt der Torpedo⸗ ſteuermann Bauer tot über dem Rohr zuſammen, aus dem er eben den letzten Schuß abgegeben hat. Fünfundzwanzig Treffer haben 8 119 ſchon zerfetzt. Die Hälfte des Deckperſonals iſt gefallen. Der Komman⸗ dant, Oberleutnant zur See Windel, iſt bewußtlos und ſchwer verwundet. Als er aus ſeiner Bewußtloſigkeit er⸗ wacht, gibt er den Befehl, die Sprengpatronen anzuſchla⸗ gen, die man ſchon vor der Abfahrt aus dem Heimathafen an den wichtigſten Stellen im Schiff angebracht hat. Leutnant zur See Guilleaume kann dieſen Befehl nicht mehr ausführen, weil ſeine Arme zerſchoſſen ſind. Neue Salven jagen die fünf engliſchen Schiffe in das wehrloſe Boot hinein. Oberleutnant Windel iſt gefallen. Man meldet dem durch Rückenſchuß ſchwer verwundeten Halbflottillenchef Georg Thiele, daß die Sprengpatronen angeſchlagen ſind. Jetzt iſt das Schickſal von 8 119 beſiegelt. Sein letzter Be⸗ fehl hat gelautet:„Alle Mann aus dem Schiff!“ Leutnant Guilleaume ſchleppt ſich zu den Spreng⸗ patronen, und erſt, als er ſieht, daß ſie gezündet haben, läßt er ſich über Bord gleiten. 223 heiden ſtarben für das Valerland Einige Sekunden nach den letzten Worten Georg Thie— les hat ihn ein Volltreffer zerriſſen. Das todwunde Boot fährt ohnmächtig im Kreis herum, weil das Ruder durch einen Treffer klemmt. Der letzte Mann, der 8 119 verläßt, iſt der Oberma ſchiniſt Grunewald. Er iſt noch einmal in das vollkommen zerſchoſſene Boot hineingeſtiegen und hat unter den don⸗ nernden Einſchlägen die Maſchine auf äußerſte Kraft vor⸗ aus geſtellt. Der Feind hat noch lange auf 8 119 gefeuert. An Bord aber waren nur noch diejenigen, die den Heldentod geſtorben waren. Als endlich auch das letzte Torpedoboot, wie ein Sieb durchlöchert, unterging, begannen die Zerſtörer, die im Waſſer ſchwimmenden Gegner zu retten. Aber es waren 705 noch wenige, welche die Tragödie von Texel über⸗ ebten. Gerettet wurden außer einem Offizier, dem ſchwerver⸗ wundeten Leutnant Guilleaume, nur 32 Mann. Dagegen ſind an jenem 17, Oktober 1914 mit ihrem Führer Georg Thiele 223 deutſche Seeleute den Heldentod geſtorben. Als der Flottenchef am Nachmittag des 17. Oktober von dem Gefecht bei Texel durch die Funkſprüche der Tor⸗ pedoboote erfuhr, wurde von Helgoland aus das Hilfs⸗ lazarettſchiff„Ophelia“ nach Haaks⸗Feuerſchiff entſandt. Um Schiffbrüchige zu retten, traf das Schiff am 18. Okto⸗ ber mittags an der Untergangsſtelle der vier Torpedo⸗ boote ein. Nachdem es eine Zeitlang die See abgeſucht hatte, brachten engliſche U-Boote und Zerſtörer das Schiff auf. unterſuchten es und erklärten es als Priſe. Durch dieſes völkerrechtswidrige Vorgehen der engliſchen Zerſtörer wurde die Rettungsarbeit von deutſcher Seite verhindert. Engliſche Seeofftziere haben ausgeſagt, daß die Un⸗ daunted nur um Haaresbreite den auf ſie gefeuerten Tor⸗ pedos entgangen ſei. Einer hat den Kreuzer in nur einem Meter Abſtand paſſiert.(Fortſetzung folgt.) obüngs- und Iaunschzal liefert in jeder Ausführung Neckar-Bote- Druckerei N f AM „— 2.. e öͤùM ñ 1 ‚ l ‚⁰ᷣ⁰»5̊mmN˖² fn