Nr. 303 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch. 28. Dezember 1938 Baden im Jahre 1938 III. Die Erforderniſſe des Vierjahresplanes haben der Deut⸗ ſchen Arbeitsfront, dieſer gewaltigen Organiſation der deut⸗ ſchen ſchaffenden Menſchen, wichtige Aufgaben auf dem Ge⸗ biete der Berufserziehung zugewieſen. Der Reichs⸗ berufswettkampf hat ſich als durchſchlagendes Mit⸗ tel der Leiſtungsſteigerung bewährt und auch in Baden eine ſtändig zunehmende Teilnehmerzahl aufzuweiſen. An dem edlen Wettſtreit beteiligten ſich 1938 in unſerem Gau 100 000 Arheitskameraden, darunter 22000 Erwachſene. Von 566 Reichsſiegern ſtellte der Gau Baden 20, davon wurden fünf am 1. Mai dem Führer vorgeſtellt und 15 am gleichen Tage vom Gauleiter Robert Wagner empfangen. Am 28. April erfolgte in einer feierlichen Sitzung der Arbeitskammer Baden im Karlsruher Studentenhaus die Verleihung des Gaudiploms für hervorragende Leiſtun⸗ gen an 22 Betriebe durch den Gauleiter. Am 8. Jul! wurde der zweite Leiſtungskampf der Betriebe wiederum in einer feierlichen Sitzung der Arbeitskammer Baden durch den Gauleiter eröffnet. Dazu haben ſich 9450 badiſche Betriebe, darunter 6825 Kleinbe⸗ triebe gemeldet, ein Ergebnis, das die kühnſten Erwartungen übertraf. In der gleichen Sitzung wurde mitgeteilt, daß aus dem Leiſtungzwettkanpf der Betriebe 1937⸗38 zwet Betriebe als nationalſozialiſtiſche Muſterbetriebe hervor⸗ gegangen ſind. Innerhalb eines Jahres und innerhalb des erſten Wettkampfes deutſcher Betriebe ſind rund 70 Aus⸗ zeichnungen nach Baden gekommen. Außerdem konnte Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley am 5. Jahreskag der NS. Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ 19 badiſche Betriebe mit dem Leiſtungsabzeichen für vorbildliche Förderung von „Kraft durch Freude“ bedenken, während ſechs Betriebe das Leiſtungsabzeichen für vorbildliche Heimſtätten und Wohnung erhielten. Unter den 200 000 Teilnehmern am Leiſtungs⸗ appell der Kurzſchriftler befanden ſich 5000 aus Baden(i. V. 3800). Auch hier gab es beachtliche Erfolge. Mit dem Wirtſchaftslehen eng verbunden ſind noch folgende Begebenheiten des Jahres: im Januar die Kundgebung des Amtes für Technik und des NS.⸗Bundes Deutſche Technik in Karlsruhe; im Mai die wirtſchaftskundliche Studienfahrt der DAF. durch oberbadiſche Textilbetriebe; 5 im gleichen Monat die Tagung des Internationalen Vereins der Chemiker und Koloriſten in Konſtanz, bei der 30 Nationen vertreten waren und überraſchende Ergebniſſe auf dem Gebiete der Textilinduſtrie bekanntgeworden ſind; ebenfalls im Mai der Badiſche Sparkaſſentag in Karls⸗ ruhe mit einer Rede des Miniſters Pflaumer; 5 im Juni traf ſich die Arbeitsgemeinſchaft der Leiter der deutſchen Großſparkaſſen in Karlsruhe; 5 im Juli beſprachen ſich die ſüdweſtdeutſchen Wirtſchafts⸗ prüfer in Heidelberg; 5 5 anfangs Juli erfolgte in Mannheim die feierliche Ein⸗ weihung der Lehrbauſtelle Baden der Wirtſchaftsgruppe Bau⸗ induſtrie; 1 1. September wurde die Gauberufsſchule für Zahn⸗ techniker in Pforzheim eröffnet; vom 24. bis 29. Oktober veranſtaltele die Gauwaltung der DAF. in Mannheim eine Berufserziehungswoche für Verkehrs⸗ und Tariffragen; 5 in Mannheim fand im Spätjahr die wichtige Tagung des Fachamtes Themie der DAF. ſtatt, auf der u. a. Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley und Reichswirtſchaftsmini⸗ ſter Funk das Wort ergriffen; 5 i Ende November fanden ſich in Heidelberg die Lebens⸗ mittelchemiker Württembergs und Südweſtdeutſchlands zu⸗ ſammen; 5 5 anfangs Dezember wurde in Mannheim der Deutſche Betriebswirtſchaftstag abgehalten a Eine ideale Aufgabe hat ſich das Amt „Schönheit der Arbeit“ der DA. geſtellt. Auf ſeine Veranlaſfung wurden von den ben ff 6 Millionen Mark für neue Arbeits⸗ räume aufgewendet. Die Arbeitstagung dieſes Amtes, die im Juli in Karlsruhe ſtattfand, gewährte einen Einblick in die Beſtrebungen und Erfolge auf dem Gebiete der Ver⸗ beſſerung der Arbeitsbedingungen, insbeſondere inbezug auf die freundliche Geſtaltung des Arbeitsplatzes. Daß die er⸗ höhte Leiſtung auch gutes Licht bedingt, iſt ohne weiteres klar. Man hat deshalb im Gau Baden neutrale lichttech⸗ niſche Beratungsſtellen eingerichtet.— Innerhalb der Deut⸗ ſchen Arbeitsfront erweiſt ſich die NSG.„Kraft durch Freude“ als das größte kulturelle Werk aller Völker und Zeiten. Wir haben bereits am 5. Jahrestage von Kd., am 25. November, auf die grandioſen Leiſtungen dieſes Wer⸗ kes hingewieſen und möchten heute nur noch einmal hervor⸗ heben, daß 1938 im Gau Baden über 4 Millionen d von 48 000 Veranſtaltungen(Reiſen, Wandern, Sport, Konzert und Theater) erfaßt wurden. Aus Baden gingen alsbald nach der Heimkehr Oeſterreichs die erſten KdF.⸗Urlauberzüge nach Tirol und Kärnten. umge⸗ kehrt kamen als alte Kämpfer bewährte öſterreichiſche Volks⸗ genoſſen und Scharen öſterreichiſcher Kinder zu uns in Er⸗ holung. Anfangs Juni fuhren die erſten Kdß.⸗Arlauber aus Baden nach Italien, zwei weitere Italienfahrten folgten. An den Pfingſttagen begrüßten wir die erſten italieniſchen Urlauber in der Breisgauſtadt Freiburg und im badiſchen Oberlande. Auf dem Kongreß für Freizeit und Erholung in Ham⸗ burg war unſer Gau wiederum mit großem Erfolg ver⸗ treten. Trachtengruppen aus dem Schwarzwald beteiligten ſich auch bei der Grundſteinlegung des Hauſes für den Fremdenverkehr in Berlin, Karlsruhe und Baden⸗ Baden erhelten den Beſuch der von Hamburg heimkehren⸗ den franzöſiſchen Volkstumsgruppen. Die badiſche Landwirtſchaft Das badiſche Landvolk iſt in der Er zeugungs⸗ ſchlacht tapfer und erfolgreich weilermarſchiert. In der Ebene bis hinauf in die Höhen des Schwarzwaldes ſehen wir den bäuerlichen Betrieb unverdroſſen an der Arbeit um aus dem Boden herauszuholen, was nur herausgeholt werden kann. Mehr und mehr bedient man ſich der maſchi⸗ nellen Geräte, und auch der Handelsdüngerverbrauch nimmt zu, wobei nicht vergeſſen wird, durch Dunglegen die wichtige Humusverſorgung zu verbeſſern. Ueberall ſtellen wir eine wesentliche Steigerung der landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe, beſonders auf dem Gebet der pflanzlichen Produktion, feſt. Größtes Augenmerk wird auf die Ausbildung der bäuerlichen Jugend gelegt. Dabei iſt die erfreuliche Tatſache ſeſtzuſtel⸗ len, daß Baden ſeit der Machtübernahme die größte Zu⸗ nahme an landwirtſchaftlichen Schulen zu ver⸗ zeichnen hat. Wir beſitzen deren 45, die von 3000 Schülern beſucht werden. Auf der Baar, wo aus dem Allmend wie⸗ der fruchtbares Ackerland werden ſoll, entſteht der Lehr⸗ hof Hüfingen als Muſterbetrieb. Die Marktordnung hat ſich als außerordentlicher Segen für den Landmann wie für den Verbraucher erwieſen. Eine nicht unerhebliche Steigerung der Milcherzeugung und des Fettgehalts der Milch iſt die Folge der Milchleiſtungs⸗ prüfung. Mit der Entwicklung der Pferdezucht in Ba⸗ den, wie ſie vom Badiſchen Pferdeſtammbuch betrieben wird, iſt man zufrieden. Die Zuchterfolge wurden auf den präch⸗ tig verlaufenen Reit⸗ und Fahrturnferen in Pforzheim und Karlsruhe im Sommer d. J. unter Beweis geſtellt. Be⸗ ſonders der junge Bauer ſoll zum Dienſt am Pferde erzogen werden. Dazu dient die am 1. Juli in Freiburg mit Unter⸗ ſtützung der Stadtverwaltung eröffnete erſte Reit⸗ und Fahr⸗ ſchule Badens. Spitzenleiſtungen zeigen ſodann die organiſierten Schweinezüchter des Landes, deren Tiere im ganzen Reiche einen guten Namen haben. Die Schafhaltung hat ſich gleichfalls weſentlich gehoben. Was im Jahre 1938 von unſeren Bauern mehr gelei⸗ ſtet wurde, läßt ſich erſt ermeſſen durch die Tatſache, daß die badiſche Landwirtſchaft durch den harten Schlag der Maul⸗ und Klauenſeuche betroffen wurde, die nun ſeit anderthalb Jahren wütet und Schäden angerichtet hat, die in Zahlen nicht ausgedrückt wer⸗ den können. Dazu kam der Kartoffelkäfer, der aber durch die Befämpfungsaktion des Reichsnährſtandes ſchlimmes nicht anrichten konnte. Reiche Getreide⸗ und Kartoffelernte. Trotz Seuche, Kartoffelkäfer und eines zum Teil verregneten Sommers ſah ſich der badiſche Landmann für ſeine Mühen und Sorgen am Ende reich belohnt. Wir erzielten 20 Pro⸗ zent mehr Brotgetreide. Die Getreideernte(ohne Mais) erbrachte 477 295 Tonnen, alſo weit über 60 000 Tonnen mehr als 1937. Um den Kartoffelſegen wirtſchaft⸗ lich verwerten zu können, hat man im Herbſt 100 neue Kar⸗ toffeldämpfkolonnen aufgeſtellt. Die Formationen der Par⸗ tei, die Hitlerjugend, der Reichsarbeitsdienſt und nicht zu⸗ letzt die Wehrmacht, desgleichen die italieniſchen Landarbei⸗ ter, leiſteten unſeren Bauern wertvolle Erntehilfe.. Auch die Tabakernte iſt in dieſem Jahre beſon⸗ ders gut ausgefallen. Baden iſt mit 6000 Hektar das größte Tabakanbaugebiet des Reiches. Geerntet wurden an die 400 000 Zentner dachreife Ware. Kataſtrophal wirkte ſich 1938 dagegen für den Obſt⸗ und Weinbauern aus. Der Einnahmeausfall bei Obſt wird in Baden auf 35 Mill. Mark beziffert, die Apfelernte z. B. ergab nur etwa 25 000 Doppelzentner gegen 2 Mill. Doppelzentner im Vorjahre. Beim Wein beträgt der Ein⸗ nahmeausfall 20 Mill. Mark. Das ſind Schäden, wie ſie ſeit Menſchengedenken nicht zu verzeichnen waren. Große Schwierigkeiten bereitet die Sicherſtellung des Kräftebedarfes für die Landwirtſchaft. Die Leute⸗ not iſt immer noch erſchrecklich groß. Von den rund 69 000 landwirtſchaftlichen Betrieben in Baden ſind nur etwa 9100 Erbhöfe, eine ſehr geringe Zahl. Bei Konſtanz wurden 11 Neubauernhöfe geſchaffen, eine neue Erbhöfeſiedlung, Lauers⸗ kreuz bei Neckargerach, wurde Mitte Juli durch den Gaulei⸗ ter und Reichsſtatthalter eingeweiht. Für die bäuerliche Wirtſchaft waren im abgelaufenen ahre folgende Veranſtaltungen von Intereſſe: Ji Februar die Jahrestagung der 72 un eee ten in Offenburg; im Mai die Jahrestagung der Badiſchen landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften in der Freiburger Feſt⸗ halle mit 3000 Teilnehmern und Anſprachen des Miniſter⸗ präſidenten Köhler ſowie des Landesbauernführers Engler⸗ Füßlin; anfangs Juli die Schulungstagung der Hauptver⸗ einigung der Deutſchen Weinbauwirtſchaft; im Auguſt der Landesverbandstag der Fachgruppe Obſtbau der badiſchen Gartenbauvereine. Bemerkenswert iſt die Schaffung eines geſchloſſenen Samenbaugebietes für die fränkiſche Luzerne; Erwähnung verdient ferner die Tatſache, daß Anfang Okto⸗ ber anſtelle des bisherigen Milchwirtſchaftsverbandes Baden der Milch⸗ und Fettwirtſchaftsverband getreten iſt, zu deſſen Hauptaufgaben die Marktordnung auf dem geſamten fett⸗ wirtſchaftlichen Gebiet gehört. Die Fiſcherei erhielt neue Anregungen zur Ertragsſteigerung in allen badi⸗ chen Fiſchereigewäſſern, um dadurch den Stand der Berufs⸗ iſcher zu heben. Die Fiſchereiſchule Rappenwörth hat ſich gut bewährt. Ebenſo hat das Inſtitut für Bienenkunde in Freiburg der Bienenzucht gute Dienſte geleiſtet. Daß im Rahmen des Vierjahresplanes auch die Kleiu⸗ tier zucht eine wichtige Rolle ſpielt, zeigte ſich bei der 5. Jahrestagung der Landesfachgruppe Baden der Kaninchen⸗ züchter in Durlach und der damit verbundenen Ausſtellung. 2 12 3 9 Ne 77 74 Alige 2 Sue Eine Mahnung an die Steuerſünder Steuerehrlichkeit iſt heute das oberſte Gebot jedes Steuerpflichtigen. Es gibt nun manchen Steuerpflichtigen, der dieſes Gebot einzuhalten gewillt iſt, aber nicht weiß, wie er mit Steuerzuwiderhandlungen, die er in den ver⸗ gangenen Jahren— vielleicht noch in der Syſtemzeit— begangen hat, ins Reine kommen ſoll. Da hört man dann im Steuerſtrafverfahren häufig von Seiten des Beſchul⸗ digten, er habe ſchon lange unter den ſteuerlichen Verfeh⸗ lungen gelitten, habe aber aus Furcht vor Strafe nicht ge⸗ wagt, dem Finanzamt die Wahrheit mitzuteilen. Manche Steuerpflichtigen laſſen ſich aus der gleichen Furcht ſogar dazu verleiten, die ſie belaſtenden Aufzeichnungen und die Belege, aus denen ſich die Unrichtigkeit ihrer Steuererklä⸗ rungen ergibt, zu vernichten. Dieſe weit verbreitete Auffaſſung iſt grundfalſch. Denn einmal hindert eine ſolche Handlungsweiſe nicht, daß früher oder ſpäter bei einer Betriebsprüfung oder Nachſchau die Verfehlungen aufgedeckt werden. Zum anderen ſchützt dieſe Einſtellung nicht vor Strafe, die bei Vernichtung der Unter⸗ lagen ſogar ſchwerer ausfällt. Hat jemand wiſſentlich oder aus Mangel an Sorgfalt ſeinen Umſatz, ſein Einkommen oder ſein Vermögen fal ſch angegeben, ſo gibt es nur eine Möglichkeit, ſtraffrei zu bleiben, das iſt die„tätige Reue“ i. S. des§ 410 der Reichsabgabenordnung. Tätige Reue begeht, wer von ſich aus unrichtige oder unvollſtändige Angaben, die er in ſeinen Steuererklärungen oder ſonſtigen für die Steuerfeſtſetzung wichtigen Erklärungen(3. B. Umſatzſteuer⸗Voranmeldun⸗ gen) gemacht hat, beim Finanzamt berichtigt oder ergänzt oder unterlaſſene Angaben nachholt. Straffreiheit tritt aber nur unter zwei weiteren Vorausſetzungen ein: 1. Der Täter darf im Augenblick der Selbſtanzeige nicht ſchon von anderer Seite angezeigt oder es darf in dieſem Augenblick nicht ſchon eine Unterſuchung gegen ihn eingeleitet worden ſein; 2. der Täter darf nicht durch eine unmittelbare Ge⸗ fahr der Entdeckung zur Selbſtanzeige veranlaßt worden ſein. Hat beiſpielsweiſe das Finanzamt, weil bei einem Steuerpflichtigen der Verdacht der Steuerhinterziehung be⸗ ſteht, eine Betriebsprüfung angeordnet und teilt der Steuerpflichtige daraufhin der Steuerbehörde ſeine Steuerzuwiderhandlungen mit, ſo iſt es zuſpät: er muß in dieſem Falle beſtraft werden. a Darum kann nur jedem Steuerpflichtigen, der in dleſer Hinſicht kein reines Gewiſſen hat, geraten werden, ſobald wie möglich dem Finanzamt anzuzeigen, inwie⸗ weit ſeine Steuererklärungen nicht richtig ſind. Die Anzeige kann ſchriftlich erſtattet oder zu Protokoll eines Beamten des Finanzamts erklärt werden. In jedem Fall empfiehlt es ſich, dabei unter Hinweis auf§ 410 der Reichs⸗ abgabenordnung zum Ausdruck zu bringen, daß man„tätige Reue“ begeht. Sind im Zeitpunkt der„tätigen Reue“ bereits Steuerverkürzungen eingetreten, ſo muß der Täter ferner, wenn er straffrei bleiben will, die Steuern, die er ſchuldet, nach ihrer Feſtſetzung innerhalb einer vom Finanzamt be⸗ ſtimmten Friſt zahlen Zeigt ein Steuerpflichtiger nur einen Teil ſeiner ſteuerlichen Verfehlungen an, ſo bleibt ur inſoweit ſtraffrei, muß alſo wegen der übri⸗ gen Steue ne derhandlungen beſtraft werden. Niemand vergeſſe hierbei:„Vergehen gegen die Steuer⸗ pflicht ſind Vergehen gegen die Volksgemeinſchaft und ge⸗ gen die Nation, ſie ſtellen die ſchlimmſte Art des Eigen⸗ nutzes und der ungerechtfertigten Bereicherung zum Scha⸗ den des Staates und damit aller anderen Angehörigen der Volksgemeinſchaft dar. Es gibt kein Mittel, das hart genug ſein könnte, ſolche Vergehen zu ahnden“(Staatsſekretäk Reinhardt). Regierungsrat Fiebelkorn. Zuaverkehr nahezu wieder pünktlich Starker Weihnachksverkehr auf der Reichsbahn. 2 () Karlsruhe. Mit dem Nachlaſſen der großen Kälte an den Feiertagen ſind auch die erheblichen S wierigkeiten im Zugverkehr geringer geworden. Am Weihnachtsvortage lie⸗ fen die Züge immer noch mit etwa zwei Stunden Verſpä⸗ tung, doch über die Feſttage ſelbſt regelte ſich der Verkehr langſam dem normalen Ablauf zu, ſo daß die Rückflut der Weihnachtsurlauber ſich zumeiſt fahrplanmäßig wieder ab⸗ wickeln konnte. 5 Der Weihnachtsverkehr war in dieſem Jahr noch ſtärker als dies vorjährig war, was bei den prachtvollen Schnee⸗ verhältniſſen nur natürlich iſt. Schon der Samstag lockte die Stadtmenſchen hinaus in die weiße Winterlandſchaft, an dieſem Tag war der Zugverkehr nach den Winterſportplätzen im Schwarzwald außerordentlich groß; trotz den immer noch anhaltenden Schwierigkeiten war Mißmut aber kaum zu ſpüren, die Ausſichten auf die Winterherrlichkeiten wirkten ausgleichend. Der Rückſtrom am Montag abend vollzog ſich dann, wie ſchon angedeutet, in faſt normalen Bahnen. ene eee ütſchen f geſcherl Reichsarbeitsminiſter Seldte ſprach auf der Kundgebung im 12 des Deutſchen Handwerks in Berlin und gab dey Inhalt des Geſetzes über Jie Alte esverſorgung für das deutſche Handwerk bekannt Das neue Ge⸗ ſetz dem der Führer am 21 Dezember ſeine Zu⸗ ſtimmung gegeben 132 pricht n Grundſatz zus daß der Handwerker für ſein Alter und ſeine Hinterbliebenen Vorſorge treffen muß. Weltbild(Mh. Arbeitsreſerven an die Front! Msg. Wie in einem Feldzug für den Feldherrn ein⸗ mal der Augenblick kommt, in dem er ſich über den Ein⸗ ſatz ſeiner letzten Reſerven klar werden muß, ſo iſt für unſer Volk jetzt die Notwendigkeit entſtanden, auch den letzten arbeitslo ſen Mann heranzuholen, um die Arbeitsaufgaben zu bewältigen, die der deutſchen Wirt⸗ ſchaft heute geſtellt ſind. Immer weiſen die für die Rege⸗ lung des Arbeitseinſatzes Verantwortlichen auf die Not⸗ Wendigkeit der ſchnellen Klärung dieſer Fragen hin, und die in den letzten Jahren neu aufgetauchten Probleme wie japbeitermangel, Lehrzeitverkürzung, Leiſtungskampf Und Berufsverlagerung zeigen deutlich, wo die Löſung zu ſuchen iſt. Wie iſt nun die Lage? Als die nationalſozialiſtiſche Re⸗ gierung vor faſt ſechs Jahren ihre erſte Arbeitsſchlacht be⸗ gann, lautete die Parole: Erſt jedem einen Arbeitsplatz, dann jedem ſeinen Arbeitsplatz! Jetzt ſind wir ſo weit! Eine Hoffnung, aus den im Augenblick bei den Arbeits⸗ ämtern noch geführten Arbeitsloſen Kräfte für den Einſatz zu gewinnen, beſteht kaum. Ende November wurden hier noch 144000 Arbeitsloſe gezählt, von denen aber nur etwa 10 000 voll einſatzfähig und daher auch nur vorübergehend ohne Beſchäftigung waren. Von Bedeutung hingegen wird die Rückführung der gegenwärtig berufsfremd beſchäftigten Volksgenoſſen in die Mangelberufe ſein, aus denen ſie zum größten Teil kommen, und in denen ſie jetzt dann wieder an ihren Arbeitsplatz treten werden. Die Ergebniſſe der Arbeitsbuchſtatiſtik zeigen, daß 1,12 Millionen Arbeitskräfte im Augenblick außerhalb ihres Berufes tätig ſind. Hier liegen Möglichkeiten, dieſe Menſchen wieder im erlernten Beruf einzuſetzen, da nur dieſer 1 5 den höchſten Nutzen für die geſamte deutſche Wirtſchaft verbürgt. Schließlich aber bietet das Geſetz zur Sicherſtellung von Arbeitskräften für ſtaatspoli⸗ tiſch wichtige Arbeiten eine Handhabe zur Beſeitigung von Arbeitsſcheu oder unnützen Tätigkeiten. Die Zuführung von 3000 Eintänzern durch die Arbeitsämter zu an⸗ deren Berufen iſt hier der Beginn auf einem Wege, der eine erhebliche Zahl von Arbeitskräften volkswirtſchaftlich nutzbringender Beſchäftigung zuführen wird. Wie können wir die menſchliche Arbeitskraft beſſer an⸗ ſetzen, um 0 die auf vielen Gebieten fehlenden Arbeits⸗ kräfte zu erſetzen? wird alſo die Grundfrage für die nächſte 5 bleiben. Auf dem Gebiet der Rückführung der berufs⸗ remd Beſchäftigten iſt der Anfang mit den Maßnahmen ur Bereitſtellung von Metall⸗ und Bau⸗ lache eleen gemacht worden. Die Ergebniſſe dieſer ritten Verordnung zur Durchführung des Vierjahrespla⸗ nes, deſſen ſtärkeres Anlaufen eigentlich erſt den Ruf nach für en. aller Arbeitskräfte notwendig machte, waren für den rbeitseinſatz in dieſen Berufsgruppen beſonders bier ah und laſſen damit die Frage auftauchen, wieweit die ler angewandten Grundſätze verallgemeinert werden kön⸗ nen. Sicher iſt, daß in der Zahl von 1,12 Millionen be⸗ rufsfremd Tätigen auch ſolche Berufe ſind, in denen kein Mangel an Arbeitskräften beſteht. Hier wird es innerhalb der Betriebe notwendig ſein, ausgleichend zu wirken, ja Experimente zu machen, um herauszufinden, wo ſich der eine oder andere beſſer verwenden läßt. Der ſozialen Ver⸗ antwortung des Betriebsführers und ihrer Perſonalchefs ind hier weite Möglichkeiten geöffnet, Arbeitskräfte zu inden und richtig einzuſetzen, die mehr können, als nur einen angelernten Handgriff tagtäglich an ihrem Arbeits⸗ 15 zu bollziehen. n einer der letzten Reden Dr. Leys iſt einmal das Stichwort„Menſchenökonomie? gefallen. Hier hat ſie einzuſetzen. Hier kann der Betriebsführer beweiſen, daß er wirklich ein Führer ſeiner Gefolgſchaft iſt, daß er ihre Fähigkeiten kennt und jeden einzelnen ſeinem Können ent⸗ heft end einſetzt. Auch der beſſeren Geſtaltung der Ar⸗ eitsweiſe in den Betrieben kommt in dieſem Zuſammen⸗ ang eine Bedeutung zu, deren ſich der aktive einſatzbereite Betriebsführer durchaus bewußt iſt. Sind in den Betrieben Möglichkeiten zum beſſeren Ein⸗ ſatz der außerhalb ihres Berufes Beſchäftigten gegeben, ſo ind dgrüber hinaus die Bemühungen der Reichsanſtalt für lrbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung wichtig, die darauf abzielen, die bei den Behörden berufs⸗ remdetätigen Kräfte wieder ihren eigentlichen Ar⸗ eitsgebieten zuzuführen. Es iſt erſtaunlich, wie hoch gerade ier der Pro zentſatz der nicht in ihren Berufen Beſchäftig⸗ en liegt; 5 ſich doch unter etwa 485 000 in Frage kommenden Perſonen rund 58 500— alſo etwa 12 v. H.— Arbeiter und Angeſtellte, die einen anderen Beruf erlernt haben, als ſie ihn jetzt bei den Behörden ausüben. Vor allem aber ſind es die Mangelberufe die hier einen erheh⸗ lichen Anteil ſtellen. Wir müſſen im Intereſſe der Geſamt⸗ Wirkſchaft erwarken, daß auch dieſe Gn ben Tr hertz 111 755 zu r ü ck ge en, an den ſie gehören, wenn ſie an dieſem Platz mehr für die Geſamtheit leiſten können und ihre Arbeit dort notwendiger iſt. Unter dieſen Umſtänden wird in vielen Fällen eine ge⸗ wiſſe Anlern⸗ oder Umſchulungszeit erforder⸗ lich ſein. Daß dieſe Rückkehr in den erlernten Beruf nicht durch Zwang erfolgen ſoll, iſt ſelbſtverſtändlich. Der not⸗ wendige Berufswechſel wird möglichſt auf dem Wege freier Vereinbarung erfolgen, wobei erwartet werden kann, daß der einzelne ſein perſönliches Verantwortungsgefühl für die ſtaatspolitiſchen Notwendigkeiten beweiſt. Dieſe bisher erfolgten Maßnahmen und Anregungen zeigen, auf welcher Linte ſich unſere Entwicklung zur „Menſchenökonomie“ bewegt. Ein beſonders weſentlicher Faktor auf dieſem Gebiet aber iſt die Beſeitigung der Scheinarbeit, mit der durch das Beſchäftigungs⸗ verbot für Eintänzer und für die„wilden“ Straßen⸗ händler ein überaus erfreulicher Anfang gemacht wor⸗ den iſt. Nach den erſten zwei, drei Wochen wird ſich der neue Spezialarbeiter in ſeiner Arbeitskraft vermutlich wohler fühlen als bis dato als Eintänzer im Frack auf dem Barſchemel. Neben dem„Beruf“ des Eintänzers aber finden wir im gegenwärtigen Augenblick noch ſo manche Blüten am Baume der Scheinarbeit, die langſam allerdings auch wel⸗ ken dürften. Le erlauf iſt für uns gegenwärtig eine Unmöglichkeit. Und die Parole zur Mobiliſierung der letzten Arbeitskraft iſt zugleich die Parole 3 um Kampf gegen den Leerlau f, der ſich nicht zuletzt in dem Vorhandenſein ſo mancher Hauſierer. Drehorgel⸗ männer, Poſtkarten⸗ und Zigarettenbildhändler oder etwa jener„Künſtler“ mit den entſetzlichen ſelbſtgemachten Bild⸗ poſtkarten äußert. Ebenſo iſt für uns die Notwendigkeit der goldbetreßten baumſtarken Portiers vor vielen Lokalen unerfindlich, nachdem ſie ſich heute als Rausſchmei⸗ ßer kaum noch zu betätigen brauchen, wie es vor 1933 ein⸗ mal der Fall war. Mit ihren Kräften könnten ſie am Bau oder in irgendwelchen anderen Berufen wohl viel beſſer ein⸗ geſetzt werden und tatſächliche Arbeit leiſten. Aber auch das Vorhandenſein von mehreren Em pfangs⸗ chefs in einem Geſchäft, das Herumwimmeln der zu biel Boys in vielen Hotels und Cafes dürfte ebenſo⸗ wenig erforderlich ſein. Auch an die Unzahl Bauchla⸗ denmänner mit Bonbons oder Zigaretten denkt man in dieſem Zuſammenhang oder auch an das Auftauchen von kräftigen jungen Männern von 20 bis 30 Jahren als Speiſeeis⸗Handler oder Würſtchen⸗Verkäu⸗ fer Tätigkeiten alles, an deren Stelle ältere Männer oder Frauen genau ſo gut eingeſetzt werden könnten. Möge ſich niemand ſonderlich auf den Schlips getreten fühlen. Aber die Sprache der Tatſachen auf dem Gebiete des Arbeitseinſatzes fordert dieſe klaren Worte. Bei dem ungeheuren Arbeitsvorrat unſerer Wirtſchaft iſt es not⸗ wendig, jede Möglichkeit zur Erfaſſung neuer Arbeitskräfte auszunutzen Hierbei ſoll St. Bürokratius nicht vergeſſen werden, dem Dr. Ley kürzlich einmal nachrechnete, daß zur Genehmigung für einen Hausbau insgeſamt 15 Formulare beigebracht werden müſſen, bei deren Ausfüllung nicht we⸗ niger als 50 Menſchen notwendig wären. Angeſichts dieſer Tatſachen gilt nun wirklich die Pa⸗ role: Kampf dem Leerlauf! Rationellſte Verwendung aller Arbeitskräfte iſt die Forderung der Stunde, angeſichts der Erfolgsberichte unſerer aufſtrebenden Wirtſchaft Die Sün⸗ den gegen die Verſchwendung der Arbeitskraft müſſen gut⸗ gemacht werden.. 2 Stack e. Im winierlichen Wald Ueber dem düſteren Fichtenwald, aus dem ſommertags das zärtliche Gurren der Ringeltauben und der melodiſche Schlag der Droſſeln klang, liegt nun das Schweigen. Da und dort wiſpert, da wir über den moosgepolſterten Wald⸗ weg dahinwandern, den wild durcheinander wucherndes, mit letztem bunten Herbſtlaub geſchmücktes Brombeerge⸗ ranke ſäumt, ein durch das Halbdunkel der flechtenbedeckten Stämme ſtreifender Meiſenſchwarm, irgendwo hämmert ein Specht, und eine Krähe wirft ihren krächzenden Ruf in den grauen Tag. Sonſt ſtört, außer dem Bach, der ein wenig abſeits durch die kleine Schlucht talwärts gluckſt, kein Laut die ſchwere Stille. Wo lichter Miſchwald den düſteren Forſt ablöſt, wird es lebendiger. Ein Häher fliegt rätſchend vom Waldboden auf, ein zweiter und ein dritter folgen ihm, und da ſie uns gleich anſehen. daß wir keine flintenbewaffnete Grünröcke ſind. dor denen man ſich in acht nehmen muß, haben ſie es nicht ſehr eilig davonzukommen. Sie zetern, während ſie von Baum zu Baum vor uns herfliegen, aufgeregt zu uns zurück, und es dauert ein Weilchen, ehe ſie ſich in der Ferne Die Auferstenung des Nr. Tree sf Un RALPH URBAN 31. Kapitel. Barton hatte eine lange Unterredung mit Dr. Wood, in deren Verlauf viel von Starrkrampfbazillen und den diesbezüglichen Forſchungen des Dr. Taylor die Rede war, denn der Polizetarzt teilte dem Inſpektor das Ergebnis 12 855 Prüfung der Schriften auß dem Nachlaß des Toten mit. „Sie meinen alſo“, ſagte Barton,„daß Dr. Taylor mit Tetanusbakterien Verſuche machte.“ „Nach ſeinen Aufzeichnungen zu ſchließen, ja“, entgeg⸗ nete der Arzt,„es wundert mich, daß man keine Kulturen im Nachlaß fand.“ „Vielleicht hat man ſie geſtohlen“, antwortete der In⸗ ſpektor,„vielleicht befanden ſie ſich ſogar in dem Käſtchen, deſſentwegen die Brigade den Einbruch verübte, und das die Auffchrift„T“ trug. Dies wäre ſehr merkwürdig.“ Hierauf ſteute Barton dem Arzt eine Menge von Fragen, welche dieſer mit wachſendem Staunen beantwor⸗ tete. Es hanoelte ſich dabei hauptſächlich um die Wirkung von Morphium und Atropin. „Angenommen“, ſagte einmal der Inſpektor,„ange⸗ nommen, ein Menſch erhält eine tödliche Menge von Morphium eingeſpritzt und ſtirbt. Woran erkennt der Totenbeſchauer die Todesurſache?“ „An den ſtart vergroßerten Pupillen.“ „Und weun man dem Vergifteten Atropin in die Augen träufelt?“ „Barton!“ ſchrie Dr. Wood und ſprang von ſeinem Sitz auf.„Das wäre möglich. Atropin hebt die Wirkung des Morphiums auf und kein Arzt konnte äußerlich Morphium⸗ vergiftung feſtſtellen, wenn ein geriſſener Mörder ſein Opfer derart behandelt. Sie wollen wohl damit lagen. eee daß auch Mr. Tree keines natürlichen Todes ermordet wurde.“ „Ja und nein“, antwortete der Inſpektor und verab⸗ ſchiedete ſich von Dr. Wood. Als Barton bei Robin eintrat, war es gerade drei Uhr am Sonnabendnachmittag. 5 „Wie gedenken der Herr Kollege das Wochenende zu verbringen?“ erkundigte ſich der Inſpektor. „Wachen Sie keine ſchlechten Witze“, knurrte Robin. „Ich kann vor Schlaf kaum noch ſchauen und habe die Hoffnung ſchon begraben, in dieſer Woche noch eine Stunde Ruhe zu finden. Wir machen zwar ſehr große Fortſchritte, aber ſolange wir nicht den Mörder kennen und wiſſen, wie er aus dem Mordzimmer herausgekommen iſt, ſolange können wir ihn nicht fangen.“ „Ju fangen wir er ſeyr schwer ſein“, antwortete Bar⸗ ton bedächtig,„man muß ihn ausrechnen! Ich fahre zu dieſem Zweck jetzt nach Porters Hall.“ „Sagen Sie mir nur eines aus Ihrem Sack voll Ge⸗ Kn Kennen wir den Mörder, falls Ihre Theorie timmt?“ „Wenn meine Theorie ſtimmt, dann kennen wir ihn ſchou, ſeit wir das erſtemal nach Porters Hall kamen. Wir ſahen ihn ſozuſagen gleich in der erſten Viertelſtunde. Meine Gedankenkette wird auch richtig ſein, aber ob es mir gelingen wird, ſie zu beweiſen? Nichts als Indizien ſind der Faden, an dem mein Leben hängt. Kein Stütz⸗ punkt ſonſt, kein einziger Beweis. And wenn ich in den nächſten dreiunddreißig Stunden keinen finde, wenn Scot⸗ land Pard bis dahin nicht Stone erwiſcht, dann reißt der Faden. Der einzige Zeuge für meine Theorie iſt der Diener.“ 5 „Wenn Sie bis morgen abend den Mörder nicht aus⸗ gerechnet haben, dann laſſe ich ganz London verhaften“, ſagte Robin und legte die Hand auf die Schulter des Kameraden. 5 32. Kapitel. Barton fuhr nach der kleinen Penſton, in der er wohnte. Anterwegs kaufte er eine Zeitung. Als er aber gleich ſtarb, ſondern deruhigt daden Ader ſieh da: ener von ihrer Kumpanef muß früh am Morgen hier eine unangenehme Begegnung gehabt haben. Denn da liegt zwiſchen welkem Gras ein Häufchen Federn, von denen die hübſchen blauen der Flü⸗ geldecken uns verraten, daß ſie vor Stunden noch einen Markolf ſchmückten. Ihn wird wohl ein Sperber oder ein Habicht überraſcht haben, als er im Gebüſch ſich ſeine küm⸗ merliche Mahlzeit zuſammenſuchte. Schade, denkt man erſt, aber dann fällt einem ein, daß der ſchmucke Burſche nun im nächſten Frühjahr aus keinem Finken⸗ und Droſſelneſt mehr die Jungen ſtehlen wird. Es iſt ſchon recht ſo, daß der kleinere Räuber von dem mächtigeren geſchlagen wird. Ein Stückchen Weges weiter entdecken wir einen Flug Dompfaffen, der ſich über einen noch mit Früchten behan⸗ genen Mehlbeerſtrauch hergemacht hat. Die Männchen übertrumpfen mit ihrem kaminroten leuchtenden Bruſt⸗ latz das Rot der Beeren, und man kann ihnen, wie auch ihren aſchgrauen, ſchwarzköpfigen Weibchen zuſchauen und ſich ergötzen an der Verſunkenheit, mit der ſie die Früchte klauben. Dann und wann flötet einer der wie leuchtende Kugeln im Geſträuch hängenden Geſellen einen leiſen, me⸗ lancholiſchen Pfiff, in dem, ſo ſchlicht er klingt, irgendetwas ſchwingt, was uns wie ſeltſame Muſik ergreift. Und da— ja, das iſt tatſächlich ein Rotkehlchen, das plötzlich auf einem vermoderten Baumſtumpf vor uns ſitzt und uns aus kohlſchwarzen Augen neugierig anſchaut. Es läßt uns ganz nahe herankommen, macht dann einen drol⸗ ligen Knix und verſchwindet wippenden Fluges im Ge⸗ büſch. Es wird, denken wir im Weitergehen, noch eine gute Weile dauern, bis die perlenden Girlandenſtrophen des Rotkehlchens wieder im maigrünen Geäſt hängen. Und mancher der hübſchen kleinen Sänger wird bis dahin noch verhungern oder in dolchſcharfen Krallen ſein Leben laſſen. Aber horch: da klingt wahrhaftig eine kleine Strophe hoch oben im Wipfel einer Eſche. Und da wir hinſehen, ent⸗ decken wir einen putzigen kleinen Zaunkönig, der von Zweig zu Zweig turnt und unverdroſſen mit ſchepperndem Stimm⸗ chen losſingt. Als ob es die natürlichſte Sache von der Welt wäre, ſich mitten im Winter des Lebens genau ſo zu freuen wie im Frühling. Wer ihm das wohl nachmachen könnte, denken wir auf dem Nachhauſeweg. Und nehmen es uns wenigſtens für uns ſelber ernſtlich vor. Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Donnerstag, 29. Dezember: 19 Anſere Kriegsmarine; 20.15 Unſer ſingendes, klin⸗ gendes Frankfurt; 22.30 Volks⸗ und Unterhaltungsmuſik. Freitag, 30. Dezember: IJ Zum 5⸗Uhr⸗Tee, 19 Im Walzertakt; 19.40 Zum 60. Geburtstag von Erwin Guido Kolbenheyer; 20.10 Fröh⸗ liche Geſpenſter; 21.10 Opernkonzert; 22.30 Kammermuſik; 23 Unterhaltungsmuſik. Samstag, 31. Dezember(Silveſter): 15 Der Bart iſt ab, Schallplatten; 18 Tonbericht des Jahres; 19 Schallplatten; 19.20 Finale 1938, Schallplat⸗ ten, 20 Froher Jahresausklang, großes Konzert; 23.40 Zur Jahreswende; 0.05 Das Kleine Rundfunkorcheſter ſpielt zum Tanz: 2 Und jetzt kommen die beliebten Schallplatten. Reichsſender Frankfurt a. M.: Donnerstag, 29. Dezember: 15 Spiel unterm Weihnachtsbaum; 15.30 Zwiſchen den Jahren, zwiſchen den Zeiten, Funkfolge; 18 Aus Arbeit und Beruf; 18.30 Luſtige Gaunerſtreiche; 19.30 NS. voran; 19.45 Aus der Jugendbewegung Adolf Hitlers; 20.15 Unſer ſingendes, klingendes Frankfurt; 22.20 Unſere Kolonien; 22.30 Volks⸗ und Anterhaltungsmuſik. Freitag, 30. Dezember: 9.40 Mutter turnt und ſpielt mit dem Kind; 15 Kleines Konzert, 15.30 Wir regen ſchon zum Jahresende mit fro⸗ hem Eifer Geiſt und Hände; 15.50 Sendepauſe; 18 Spor, der Woche und für den Sonntag; 18.15 Bücher, von denen man ſpricht; 18.30 Das Jahr klingt aus, Hörfolge; 20.15 Aimee, oder: Der geſunde Menſchenverſtand, Komödie von Coubier; 21.30 Das Radio⸗Quartett und Eric Helgar ſin⸗ gen; 22.20 Sport in Finnland; 22.30 Unterhaltunae Samstag, 31. Dezember(Silveſter): 9.40 Deutſchland Kinderland; 15 Bilderbuch den Woche; 15.15 Schön iſt das Soldatenleben; 18. und der Zeitfunk. 7, 18.30 Juchhe! Silveſter!; 18.45 Frei⸗ heitsglocken am Rhein; 20 dis 2 Nord⸗Weſt⸗Oſt, fröhliche Silveſterpoſt; 2 Klingendes Feuerwerk. auf der erſten Seite ſeinen Namen las, legte er ſie weg. In der Penſion angekommen, beſtellte er ein Bad und begab ſich dann in ſeine Gemächer, die aus zwei kleinen Zimmern beſtanden. Er war ſeit drei Tagen nicht hier geweſen und hatte ſeit langer Zeit nicht mehr hier ge⸗ ſchlafen. Der eine Raum trug das romantiſche Gepräge Afrikas, der andere ſah nüchtern aus wie Scotland Yard. Dort hingen Waffen und Jagdtrophäen aus ſeiner Dienſt⸗ zeit in den Tropen, hier ſtanden nur glatte Möbel. Bilder fehlten. Aus einer Vaſe am Tiſch ragten rote Roſen her⸗ aus, die von dem Stubenmädchen ſtammten, deſſen Wunſch⸗ traum ein Polizeibeamter bildete, der in den hübſchen Augen ſo groß wie ein Baum geworden war, ſeitdem man ſeinen Namen in allen Zeitungen finden konnte. Barton bemerkte die Roſen gar nicht. Er nahm das Bad, ging dann erfriſcht zum Dienſtwagen hinunter und holte den Sergeanten Cock aus ſeiner Wohnung ab. Dann fuhr er mit dieſem nach Porters Hall. Anter⸗ wegs kaufte er ein Pfund beſten Kaffee und Zigaretten. In Porters Hall waren alle Bedienſteten entlaſſen worden, nur der Gärtner hauſte noch rückwärts im Park. Im Herrenhaus hatte ſich ein Poliziſt i eingerichtet. Der Inspektor ging mit Cock in die üche und lehrte ihn die einzig vernünftige Art, vortrefflichen Kaffee zu be⸗ reiten. Dann ſchlug er im Totenzimmer ſein Hauptquartier auf, ſperrte die Tür ab, ſetzte ſich dem Sergeanten gegen⸗ über zu Tiſch, trank ſchwarzen Kaffee, rauchte eine Zigarette nach der andern und begann, dem Sergeanten ſeine Theorte zu entwickeln. Am Mitternacht ſprach er noch immer, und um ſechs Uhr am Sonntagmorgen, als Cock zum fünftenmal mit einem großen Topf voll ſtarken Kaffee aus der Küche heraufkam, hatte Barton den Mörder aus⸗ gerechnet. Aber noch immer fehlten die Beweiſe. „Es bleiben uns beſtenfalls noch achtzehn Stunden Zeit“, ſagte der Inſpektor,„und innerhalb dieſer Friſt müſſen wir erraten, was Stone mit„Zykloide“ meinte. Darin liegt die einzige Möglichkeit meiner Rettung.“ And er begann von neuem, den Fall Porters Hall auf⸗ zurollen. N 5 „„So([Fortſetzung folgt.)