imernz weiten Gym⸗ Baſſer⸗ naſtikz pauſez iktags⸗ rt; 14 ichmit⸗ 5 wiſchen Frank Volks⸗ 10.30 ukſpiel⸗ r⸗Tee: 20.10 Doku⸗ Sende⸗ ie; 18 20.10 iel um len der errſcht e Hau⸗ rf und er Ge rf und hr im endet mern: onzertz Better, Klang Haus; 11.0 ieewet⸗ 51096 richte lokal piggez 1 Unſere Nr. 9 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch. 11 Januar 1939 Die Tat von Speher Einer, der dabei war, erzählt. II. Es gab kein Zurück mehr. Wir beſchloſſen die Aktion durchzuführen. Leibrecht holte die Kameraden herbei; ich ging in den Saal zurück. Da— hat ſich denn alles gegen uns verſchworen?— brechen um 9.25 Uhr die Separatiſten auf. Schmitz⸗Eppers ſagte mir, ſie gingen heute früher ſchlafen, da ſie einen arbeitsreichen Tag hinter ſich hatten. Ich mußte weiß vor Wut geworden ſein, denn er fr mich, ob mir ſchlecht ſei. Nur jetzt nicht die Nerven v ren! Jede Minute müſſen die Kameraden eintreffen. Ein Zuſammenſtoß im Treppenhaus bedeutete eine Kataſtrophe. Ich ſauſte auf die Straße hinaus. Da ſehe ich ſie in langer Reihe an den Häuſerwänden heran⸗ ſchleichen. Leibrecht iſt bei mir und wird ins Bild geſetzt. Eine nette Beſcherung. Punkt 10 Uhr iſt Polizeiſtunde. Dann darf niemand mehr unterwegs ſein. And 20 Leute, die in Speyer völlig fremd ſind und die überall auffallen müſ⸗ ſen, haben noch kein Quartier. Zunächſt nehme ich ihnen mal die Waffen ab, ſteige dreimal in mein Zimmer hinauf und werfe die Piſtolen ins Bett. Folgt ein kurzes aber denkwürdiges Geſpräch mit dem Geſchäftsführer, der zwar runde Augen macht, aber mir ſchließlich ohne viel zu fragen ſechs Nokhetten in dem überfüllten Hotel aufſchlagen läßt.„Macht mir nur keinen Kummer“, war ſeine einzige Bitte. Leibrecht ging mit dem Reſt der Leute auf Quartier⸗ ſuche, nachdem wir uns noch raſch zum erſten Zug nach Ludwigshafen am nächſten Morgen verabredet hatten. Er fand natürlich kein Quartier mehr und hat dann die In⸗ haberin einer Weinſtube überredet, ihn mit ſeinen Kameraden in der verdunkelten Gaſtſtube übernachten zu laſſen. Daß wir die Parole ausgegeben hatten: „Das Ganze morgen von vorne!“, war ſelbſtverſtändlich. Es kam die ſchlimmſte Nacht meines Lebens. Leibrecht und ich haben morgens im Zug nicht viel geſprochen. Das wollten wir ſchon in Mannheim gründ⸗ lich nachholen! Dort angekommen, wandelte ſich die Szene zur Tragikomödie. Im Zimmer Grafs ſahen wir zunächſt nur eine Reihe durcheinanderliegender Geſtalten in völliger Erſchöpfung ſchlafen. Nachdem wir die Kameraden langſam wach bekommen hatten, berichteten ſie: ſie waren am Abend vorher wie vorgeſehen über den Rhein gerudert. Aber der Altrhein um die Inſel Flotzgrün war zugefroren. So mußten ſie am offenen Rhein anlegen und fanden die Inſel in dicken Nebel gehüllt. Verzweifelt ſuchten ſie einen Ueber⸗ gang über das Eis. Aufs Geradewohl verſuchten ſie dann vorzudringen und brachen natürlich ein. Sie erlebten eine furchtbare halbe Stunde im eiſigen Waſſer, um ſich zu⸗ letzt mit knapper Mühe wieder auf die Inſel zu retten. Jetzt packte ſie Verzweiflung. Sie mußten uns auf dem Rückzug glauben und konnten nicht eingreifen. Sie fuhren die halbe Nacht rheinauf, rheinab, alarmierten unſeren geſamten Ueber⸗ ſetzdienſt von Speyer bis Ludwigshafen, ohne von uns zu hören. Geſchlagen krochen ſie bei grauendem Morgen in die Falle. Der 9. Januar Wir berichteten über die Lage in Speyer und ſetzten uns dann ſofort zur neuen Beratung. Wir Pfälzer waren uns darüber einig, daß das Unternehmen auf alle Fälle wie⸗ derholt werden mußte. Anſere Münchener Kameraden, die inzwiſchen aus Speyer ebenfalls in Mannheim eintrafen, waren natürlich mißtrauiſch und nervös geworden. Wir ſtell⸗ ten ihnen den ehrenvollen Abzug frei. Nur wenige haben davon Gebrauch gemacht. Die meiſten gaben uns ſtumm die Hand. Wir mußten nun eine neue Stelle zum Ueberſetzen ausſuchen. An Hand der Karten beſtimm⸗ ten wir die einige Kilometer rheinabwärts von Speyer lie⸗ genden Ziegeleien Herrenteich zum Brückenkopf. Nachmittags fuhr ich wieder nach Speyer zurückz die Münchener Kameraden folgten gegen Abend dorthin nach. Ich habe mich ſehr vorſichtig an den Wittelsbacher Hof her⸗ angepirſcht, aber es war alles ruhig. Zur verabredeten Stunde ſuchte ich die Kameraden in ihren Stammlokalen auf. Sie waren wieder zuverſichtlich und guter Dinge. Der Abend ſah einen vollbeſetzten Speiſeſaal im Wit⸗ telsbacher Hof. Punkt 8 Ahr erſchien Otto Graf und ließ ſich im Kutſcherzimmer nieder. Gott ſei Dank, es hatte alſo geklappt! Noch einmal wurden unſere Nerven auf eine harte Probe geſtellt. Denn von Separatiſten war nichts zu ſehen. Erſt gegen 9 Uhr abends kamen nacheinander Heinz, Schmitz⸗Eppers, Fußheller und ein mir unbekann⸗ ter jüngerer Herr, der ſich mit Heinz freundſchaftlich unter⸗ hielt. Ich gab auf dem bewährten Wege meine Meldung weiter und bemühte mich noch, feſtzuſtellen, wer der Un⸗ bekannte bei Heinz ſei. Niemand wußte es. Ich ſetzte mich ſogar noch einmal an den Tiſch der Separatiſten, der Unbekannte ſtellte ſich aber nicht vor. Es war ganz aus⸗ geſchloſſen, ihn zu entfernen, ohne das ganze Unternehmen zum zweiten Male zu gefährden. Kurz vor halb 10 Uhr begab ich mich wieder an meinen Tiſch zurück, von dem aus ich den ganzen Speiſeſaal überſehen konnte. In der Ecke ſaßen drei franzöſiſche Beſatzungsoffiziere, deren Anweſenheit mir einige Beklemmungen verurſachte. Und dann bemerkte ich noch ein bekanntes Geſicht: dort ſaß ja auch der Times⸗ Berichterſtatter Gedye, der uns ſchon oft in Hei⸗ delberg beſucht hatte. Mit keiner Miene gab er zu erken⸗ nen, daß er mich kannte. Ich ſchaue auf die Uhr: noch fünf Minuten bis halb 10 Uhr. Da erhebt ſich plötzlich Schmitz⸗ Eppers und geht hinaus. Ich erwiſche ihn gerade noch an der Tür. Er ſei müde, fühle ſich nicht wohl und wolle zu Bett. Es gelingt mir nicht, ihn zu halten. Aber ich, konnte auch ſeinetwegen nicht zu früh losſchlagen. Der Zeiger der Uhr ſpringt auf halb 10 Uhr über. Am Eingang des Saales werden vier Herren ſichtbar, kommen herein— kurze ſuchende Blicke— wie zu⸗ fällig, nach Plätzen ausſchauend ſtehen ſie um den Tiſch, an dem Heinz und ſeine Genoſſen ſitzen. Es fällt nicht wei⸗ ter auf, daß jeder von ihnen die rechte Hand in der Man⸗ teltaſche hat. Der große Schlanke, unſer unvergeßlicher Frei⸗ herr Loevis of Menar, zieht ſein Taſchentuch und fährt ſich über die Stirne. Das iſt das verabredete Zeichen: Ziel erkannt! Ich ſtehe auf, ziehe die Piſtole und rufe: „Hände hoch! Es bleibt alles im Saal! Es gilt nur den Separatiſten!“ Schüſſe peitſchten durch den Saal, eine ganze Salve, ein paar Schreie.. am Tiſch neben mir ſpringt ein jun⸗ ger Mann auf die Fenſterbank und will zum Fenſter hin⸗ ausſpringen. Ein Schuß von draußen zerſchmettert die Scheibe und er fällt rücklings in den Saal. Zum Glück nur vor Schreck; die Kugel ſtreifte ihn nur. Ich ſehe noch, wie auch die franzöſiſchen Offiziere, zwar etwas widerwil⸗ lig, angeſichts der drohenden Piſtolen meiner Kameraden, die Hände hochhalten. Heinz macht noch ein paar Schritte, da ſtreckt ihn ein letzter Schuß nieder. (Schluß folgt). Rekor dentlaſtung der Reichsbank Der Reichsbankausweis vom 7. Januar zeigt mit einem Abbau der Kapitalanlage um 1021.3 auf 8122,1 Millionen Mark gleich 115,5 vH der zuſätzlichen Belaſtungsſpitze aus der Jahresſchlußwoche eine Rekordentlaſtung. Im Vorjahr hatte dieſer Abbau 91,1 vH bei einem Rückgang der Kapi⸗ talanlage von 815,6 Millionen Mark betragen. Bei Beurtei⸗ lung der diesjährigen ſtarken Entlaſtung muß noch berück⸗ ſichtigt werden, daß die vorangegangene Inanſpruchnahme der Reichsbank zur Ueberbrückung des Jahresultimos ver⸗ hältnismäßig nicht allzu ſtark geweſen war. Andererſeits war von der Novemberſpitze diesmal ein noch geringerer Teil als 1937 abgedeckt worden. Mit der genannten Höhe von 8122,1 Millionen Mark hat die geſamte Kapitalanlage wieder ein Niveau erreicht, wie es ſeit dem 23. November nicht mehr verzeichnet worden war. 5 An Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen ſind zuſam⸗ men 530,7 und an Scheidemünzen 51,8 Millionen Mark aus dem Verkehr zurückgefloſſen. Der geſamte Zahlungsmittel⸗ umlauf ſtellt ſich damit am Ende der erſten Januarwoche auf 9805 Millionen Mark gegen 10 388 am Jahresſchluß, 9733 in der erſten Dezemberwoche und 7032 in der erſten Januar⸗ woche vorigen Jahres. Die Gold⸗ und Deviſenbeſtände haben um 0,2 auf 76,5 Millionen Mark zugenommen. Dem Mutigen gehört die Welt Engliſches Ehepaar der Sowjethölle entronnen. Wenn ein Mann das Leben im„Sowjetparadies“ ſelbſt kennengelernt hat, wenn er dann daraus verſtoßen wird und ſeine Frau zurücklaſſen muß, und wenn es ihm dann nach mehrjähriger Trennung gelingt, dieſe ſeine Frau durch eigenen Einſatz und ſelbſtbewußte Kraft aus der roten Hölle zu befreien, dann hat dieſes Ehepaar, wenn es den Boden des Sowpjetſtaates wieder verlaſſen hat, gewiß ein Anrecht darauf, zu den glücklichſten Men⸗ ſchen der Welt gerechnet zu werden. 5 5 5 Die abenteuerlichen Geſchichten um Sowjetrußland ſind mit dem Fall der Familie Grover um ein ſehr eindrucksvolles Kapitel bereichert worden. Es gehört ja auch ſchon etwas dazu, mit einem alten Flugzeug kurzer⸗ hand ohne ein rechtes Ziel zu ſtarten nur mit dem feſten Willen, eine Frau aus den Klauen der Bolſchewiken zu befreien. Der Ingenieur Brian Grover hat dieſen Mut gehabt, ja, er hat ſein Ziel ſogar erreicht, und ſo iſt es nicht mehr als recht und billig, daß die Preſſe der ganzen Welt heute mit geſpitztem Bleiſtift oder gezücktem Photo⸗ apparat alles das einzufangen verſucht, was das geſtern in Polen eingetroffene junge Ehepaar von ſeinen Erleb⸗ niſſen zu berichten weiß. Die Neigung, zu erzählen, war bei beiden bisher allerdings gering. Noch iſt die Freude, zurückgekehrt zu ſein zu den Menſchen von Kultur und Ziviliſation, zu groß, als daß darüber Worte gemacht werden könnten. Man wirft eben nicht ungeſtraft einen Blick hinter die Kuliſſen des Staates bolſchewiſtiſcher Räuber und Mörder. Einige Zeit wird vergehen müſſen, bevor die deprimierenden Eindrücke der vergangenen Monate über⸗ wunden ſind. Aber das Danktelegramm an die engliſche Botſchaft in Moskau, das die Worte enthielt: „Wir danken herzlich, herzlich, herzlich l', und die leuchtenden Augen der Wiedervereinten ſagen alles. Der Roman des engliſchen Ehepaares ſpielt ſeit fünf Jahren. Grover lernte damals als in Sowjetrußland arbeitender Ingenieur ſeine Frau auf einem Feſt kennen. Elena Pietrowna war Krankenſchweſter. Bald darauf wurde geheiratet. Aber es ſollte nicht lange dauern, bis das junge Glück geſtört wurde. Dem Engländer wurde die Aufenthalts genehmigung plötzlich entzogen, er wurde ausgewieſen, mußte aber ſeine Frau in Rußland zurücklaſſen. Eine Möglichkeit, auch ſie zu befreien, ſchien es nicht zu geben. Als ſchließlich die Notſchreie größer und größer wurden, faßte Grover den verzweifelten Plan, ſeine Frau mit Hilfe eines Flug⸗ zeuges zu holen. Seine Erſparniſſe und die tatkräftige Hilfe einiger Freunde ermöglichten ſchließlich die Anſchaf⸗ fung einer alten Maſchine, mit der er nach Ablegung des Pilotenexamens eines ſchönen Tages ſtartete. Nach einem waghalſigen Flug über Skandinavien und Finnland ge⸗ langte er wirklich bis 200 Kilometer vor Mos⸗ kau, wo er landen mußte. Sofortige Verhaf⸗ tung war logiſche Folge. Und doch gelang ihm, was man allgemein für unmöglich hielt, freizukommen und Gelegenheit zu Beſprechungen mit den verantwortlichen Sowjetbeamten zu bekommen, denen er Wünſche und For⸗ derungen vortrug. Daß darüber hinaus ſeitens der eng⸗ liſchen Regierung alle erforderlichen Schritte getan wur⸗ den, iſt ſelbſtverſtändlich, Der Erfolg rechtfer⸗ tigte den Einſatz. Nach langem Hin und Her er⸗ hielten Grover und ſeine Frau die Genehmigung zur. Ausreiſe, und nun ſind ſie nach vorübergehendem Auf⸗ enthalt in Polen bereits in Berlin eingetroffen, von wo ſie ſich nach London begebeyr werden. Die Grundlagen dafür ſcheinen gegeben. Die eng⸗ liſchen Zeitungen übertreffen ſich gegenſeitig mit Ange⸗ boten für die Veröffentlichung von Artikeln, und au ſonſt wird es für den jetzt 37jqährigen Ingenieur, 11 0 als ſo energiſch und zielbewußt erwies, nicht fehlen. Die ſchöne junge Frau und ihr ſympathiſcher, ruhiger Mann haben alle Veranlaſſung, wohlgemut in die Zukunft zu ſchauen. Und wenn ſie dann eines Tages nicht mehr im Blick punkt der Tagesereigniſſe ſtehen, werden ſie gern an die Stunden dieſer Januartage des Jahres 1939 zurückdenken in denen man ſie als die glücklichſten Menſchen der Wel; bezeichnete, in denen eine Zeit unſagbarer Leiden ab⸗ gelöſt wurde durch Glück, Zufriedenheit und Treue. 5— ee exk Wert lacltel ne große Lebe . omdn von HafgaretehnεινDανjỹnð. rheberrechtsschutz: Fünf Türme⸗-Verlag, Halle(Saale) 7 Aber alles das macht mir das Herz ſchwer. Wir brauchen das nicht, hatten nicht nötig, uns auf ſo etwas einzulaſſen. Wenn du hinter den Heidbruch kommſt, wirſt du ſehen, wie verändert alles ausſieht. Man hat Erdwälle aufgeworfen, in denen ſich große Oelſeen bilden. Es iſt, als ob der böſe Geiſt ſelbſt ſeine Hand im Spiele hätte, uns dem Oel in die Arme zu treiben. Ach, Ika, ich wollte, dieſer Miſter Johnſton wäre ge⸗ blieben, wo der Pfeffer wächſt, und wir hätten nie etwas von dem Oel gehört. Dann könnte ich ruhig ſein, brauchte keine Angſt vor der Zukunft zu haben. „Tante Helge, du kennſt doch den Bertl Er hat immer gewußt, was er tut, und du kannſt dich doch auf ihn ver⸗ laſſen. Er würde ſicher nicht mitmachen, wenn etwa zu Beſorgniſſen Anlaß wäre.“ 8 „Das ſag ich mir hundertmal, Ika. Aber ich kann cht gegen meine Empfindungen an. Dieſer Miſter John⸗ ſton iſt die Liebenswürdigkeit ſelbſt. Er war ſchon ein paarmal unſer Gaſt, iſt verbindlich und zuvorkommend und weiß nicht was er mir Schönes ſagen ſoll. Aber Kind, ich mag ihn einfach nicht. Mir iſt immer, als ob meinen Jungens durch ihn ein Unglück drohe.“ „Aber Tante Helge, das iſt ſicher nur eine Einbildung, die vergehen wird. Ich habe dieſen Irländer an der Station geſehen, als er ſeine Schweſter abholte, und ich gemacht. Halt ein ſmarter Geſchäftsmann, wie ſie zu bier noch nicht ſo gewohnt“ muß ſagen, er hat einen recht guten Eindruck auf mich Tauſenden drüben in Amerika herumlaufen. Ihr ſeid das „Ach ja, Ika, du kennſt dieſe Viola Johnſton! Muß ja ein Wundergeſchöpf ſein, nach dem, was der Patrick von ihr erzählt hat. Hat ſie dir auch ſo gut gefallen?“ „Viola Johnſton iſt eine ſehr hübſche, ſehr elegante und ſehr gepflegte junge Dame. Der Typus des reichen jungen Mädchens, exzentriſch und ſehr verwöhnt. Ich glaube, ihr Leben war bisher nichts anderes als Luxus und Ver⸗ gnügen.“ „Und ſo eine Prinzeſſin kommt in unſere Einöde? Was ſoll ſie bei uns?“ „Ich glaube nicht, Tante Helge, daß Viola Johnſton es lange bei uns aushalten wird. Sie ſprach ſich ſehr un⸗ gnädig über die Langeweile aus, die auf ſie hier wartete, während wir zuſammen durch die Heidelandſchaft fuhren.“ „Du biſt mit ihr zuſammen gefahren, im ſelben Abteil? Kennt ihr euch denn ſchon länger und ſo gut?“ 0 Monika erzählte, wie ſie Viola Johnſton auf dem Dampfer kennengelernt und durch welchen Zufall ſie die Reiſe zuſammen gemacht hatten. „Aber Ika, jetzt haben wir genug von dieſen Dingen geſprochen! Jetzt erzähle mir vor allem von dir! Du haſt ja oft genug geſchrieben, und ich habe einen kleinen Be⸗ griff, wie es dir drüben ergangen iſt. Aber jetzt, jetzt möchte ich alles genau hören. Ganz genau, hörſt du, Ika? Wir haben lange genug Zeit. Aber wir ſetzen uns dazu hinüber an den Kaffeetiſch. Ich klingle— Dörte wird uns ſofort den Kaffee bringen. Und dabei erzählſt du alles.“ Bald darauf war Monika mitten drin im Erzählen. „Ja, Tante Helge, ſehr gut habe ich es gehabt; es war, als ob ich die Tochter des Hauſes war, nicht eine Geſellſchafterin. Miſter und Miſtreß del Chileno waren ſehr gut zu mir. Beide ſind Abkömmlinge alter portu⸗ gieſiſcher Geſchlechter, die nach Braſilien ausgewandert waren Miſter Chileno ſelbſt war lange Jahre in Deutſch⸗ land geweſen, als junger Menſch, und er hatte die Deutſchen lieb gewonnen. Dann, als die einzige Tochter der Chilenos geſtorben war und ſie ein junges Mädchen als Geſellſchafterin ins Haus nehmen wollten, wußte er ſofort, daß es eine Deutſche ſein mußte. Es war ein unſagbares Glück für mich, daß ich mich gleich am Tage nach meiner Ankunft in Rio beim deutſchen Konſulat meldete mit der Bitte, mir eine Stellung als Geſellſchafterin zu verſchaffen. Viel anderes hatte ich ja nicht gelernt. Mit ziemlich viel anderen jungen Damen zuſammen wurde ich zu den Chilenos geſchickt. Und nun kam das zweite, noch viel größere Glück: ich gefiel den beiden ſo gut, daß ihre Wahl auf mich fiel. Schon am nächſten Tage konnte ich in ihr Haus ziehen. Ich fand ein reizendes, wunderſchön eingerichtetes Mädchenſtübchen, und am erſten Abend ſchon merkte ich, daß ich hier nicht eine bezahlte und fremde Geſellſchafterin war, ſondern daß man mir eine Heimat bereiten wollte, Und dann— als das Schreckliche geſchah, ich war kaum zu den Chilenos gekommen—, als ich das Telegramm bekam mit der Nachricht von Vaters Tod, da erkannte ich mit einem Male, daß ich Eltern gefunden hatte, gute, warmfühlende, zärtliche Eltern, die mich an ihr Herz nahmen und mich nicht mehr von ſich ließen. Ich erzählte ihnen alles, ich brauchte nichts zu verſchweigen. Sie ver⸗ ſtanden mich, tröſteten mich, waren beſſer zu mir, als es mein leiblicher Vater je geweſen war. Eine wunderſchöne Zeit begann für mich. Ich führte das Leben einer jungen Dame aus reichem Hauſe. Ich mußte jede Art von Sport treiben, bekam den beſten Tennistrainer, den bekannteſten Reitlehrer, lernte Fechten, beteiligte mich an Turnieren. Ich lernte alle Leute kennen, die zur Geſellſchaft von Rio gehörten, wurde eingeladen und durfte ſelbſt wundervolle Geſellſchaften geben. Ich wurde überall ebenſo aufgenommen, als wenn ich die leibliche Tochter der Chilenos geweſen wäre. Ich hat Freunde und Freundinnen, und ich merkte es gar nicht, wie die Zeit verrann. Die Chilenos waren glücklich mii mir, ich fühlte mich ſo wohl und geborgen wie kaum zuvor in meinem Leben. Und ich dachte nicht daran einen der vielen Heiratsanträge anzunehmen, die ich bekam Erſtens wollte ich meine Pflegeeltern nicht verlaſſen, und dann nichts in mir ſprach für einen von dieſen Männern 8 a f Fortſetzung folgt) 15 —— (A. Fortſetzung.) Als die erſte Reihe der neuen Zerſtörer der jungen deutſchen Kriegsmarine in Dienſt geſtellt wurde, befahl der Führer eine einzigartige Ehrung tapferer Helden der alten Kriegsmarine. Die Zerſtörer erhielten Namen von den Führern jener Torpedoboote, die während des Welt⸗ krieges im Angriff mit wehender Flagge untergegangen ſind. Unſere Artikelreihe ſoll die Erinnerung an jene Hel⸗ dentaten wachrufen. Nach den Darſtellungen des letzten Kampfes der 7. Halbflottille Thiele und der Taten Her⸗ mann Schoemanns mit ſeinen Flandernbooten folgt eine Schilderung aus der Skagerrakſchlacht. Sie erzählt die heldenmütige Geſchichte des Torpedoboots V 48. Es wird kommandiert von Kapitänleutnant Friedrich Eckold. Der Führer der Halbflottille iſt Korvettenkapitän Theodor Riedel— zwei Namen, die einundzwanzig Jahre ſpäter für die neue deutſche Zerſtörerwaffe ein leuchtendes Bei⸗ ſpiel ſind. Auf V 48 und den Booten, die nebenher durch die Giſcht der Nordſee jagen, iſt man kurze Zeit verwirrt. Jetzt, in dieſem Augenblick, wo die engliſchen Kreuzer⸗ geſchwader unmittelbar vor den deutſchen Torpedobooten liegen, umkehren? Dann jedenfalls im Abdrehen noch ſo ſchnell wie möglich mit den Torpedos raus. Kameraden ſind gerütht Wenige Minuten ſpäter, als die deutſchen Torpedo⸗ boote auf Befehl ihres Commodore kurz vor dem Angriff umkehren, brüllt der Beobachtungsofftzier des Panzer⸗ kreuzers Duke of Edinburgh in das Sprachrohr den ſo⸗ fortigen Befehl zum Ausweichen vor einer Torpedolauf⸗ bahn. Schon ſchwenkt das ſchwere Schiff aus der Gefechts⸗ linie heraus, und wenig ſpäter muß King Georg das gleiche Manöver machen, weil auch bei ihm die Blaſen⸗ bahn eines Torpedos im letzten Augenblick bemerkt wird. Das iſt das erſte Eingreifen von V 48 und ſeinen Kameraden. Als die Boote nun in ſchneller Fahrt wieder auf die deutſche Linie zurückſtoßen, reißt für einen Augenblick der Gefechtsqualm über der britiſchen Linie auf, und dieſe kurze Zeit genügt für drei Salven der Lützow. Die dritte durchbricht den Panzer der Invincible, und eine Sekunde ſpäter fliegt das britiſche Schlachtſchiff mit der geſamten Beſatzung und dem Admiral Hood in die Luft. Allein der Feuerdruck der Engländer läßt noch nicht nach. Während der berühmten Gefechtskehrtwendung der deutſchen Schlachtſchiffe, die ſo genau klappt, als wäre ſie bei einem Manöver in der Kieler Bucht ausgeführt, legen die eben von ihrem Angriff zurückgekommenen deut⸗ ſchen Torpedoboote durch dicken Qualm aus den Oelkeſſeln einen ſchwarzen Schleier zwiſchen die engliſche Linie und die ſchwerbeſchädigte Lützow. Admiral Hipper hat ſein Schlachtſchiff ſchon verlaſſen, das bewegungsunfähig mit ſchwerer Schlagſeite langſam aus dem feindlichen Feuer entkommen ſoll. In dieſem Augenblick entdeckt Korvettenkapitän Theo⸗ dor Riedel auf der Brücke von 48 im Dunſt des Pulver⸗ rauchs unmittelbar vor der deutſchen Linie einen feind⸗ lichen Zerſtörer, der anſcheinend einen Einzelangriff auf das todwunde deutſche Schlachtſchiff Lützow durchführen will. Zuſammen mit 8 54 dreht M48 ſofort aus der deut⸗ ſchen Linie heraus und läuft bei hoher Fahrt dem eng⸗ liſchen Zerſtörer entgegen. Gerade ſollen die erſten Torpedorohre klargemacht werden, als ſich y 48 ſo hoch aufbäumt, daß das ganze Vorderſchiff weit aus der ſturmgepeitſchten See heraus⸗ ragt. Ein Volltreffer des engliſchen Zerſtörers hat ſo wunderbar abgezirkelt in der Maſchinenanlage geſeſſen, daß V 48 nur noch halbe Fahrt machen kann. Aber 8 54 rächt ſeinen Kameraden. Auf 4000 Meter jagt der Torpedoflachſchuß des deutſchen Bootes dem eng⸗ liſchen Zerſtörer in die Seite. Das feindliche Boote bricht mit einer gewaltigen Detonation auseinander. In dieſem Augenblick haben die engliſchen Kreuzer von dem Gefecht zwiſchen den Linien Wind bekommen. Ihre geſamte Mittelartillerie ſchießt ſich auf die beiden deutſchen Boote ein. In ein paar Minuten iſt es mit V 48 vorbei 8 54, mit höchſter Kraft in Zickzacklinien vom Feind ablaufend, iſt bald aus der Gefahr. V 48 aber kann ſich nicht retten. Vorübergehend verſucht ein andres Torpedoboot, G 42, unter Führung des Kapitänleutnants Bernd von Arnim(2])), das ſchwerbeſchädigte. 48 ins Schlepp zu nehmen. Ueber eine Viertelſtunde müht ſich von Arnim e im Granathagel der engliſchen großen Kreuzer damit ab, die Beſatzung von y 48 zu retten. Bei der hohen See und unter den ſtändig deckenden Salven des Feindes gelingt das nicht. G 42 muß ſich ret⸗ ten, wenn es nicht ſelbſt zerſchoſſen werden will. Das letzte, was man von 48 ſieht, ſind die donnern— den Einſchläge ſchwerer engliſcher Geſchoſſe auf das ſtark überliegende kleine deutſche Schiff. „In ein paar Minuten iſt es mit y 48 vorbei!“ Kapi⸗ tänleutnant von Arnim ſagt es in dieſem Augenblick voll Trauer. 5 Nun erſt, nachdem/ 48 nach dem Ermeſſen alter, er⸗ fahrerner Torpedobootkommandanten zuſammengeſchoſſen iſt und untergehen wird, beginnt das, was man vielleicht ein Wunder nennen kann: Um 7.28 Uhr abends gibt der zurückfahrende Kom⸗ mandant von G 42 dem todwunden Schiff noch wenige; Minuten. Er fährt davon, um ſeine Leute nicht für eine ausſichtsloſe Sache zu opfern. Eine halbe Stunde vergeht. Das deutſche Geſchwader hat ſeine berühmte Gefechts⸗ kehrtwendung durchgeführt. Jellicoe weiß nicht, in welcher Richtung ſich die deutſche Flotte zurückgezogen hat. Es iſt ſpät am Abend, die Sicht wird ſchlecht. Der Engländer beſchließt, der deutſchen Flotte den Rückzug ab⸗ zuſchneiden. Gegen 8 Uhr am Abend ſchwenken ſeine Linienſchiffdiviſionen herum. Vom Feind iſt weit und breit nichts zu ſehen. Urplötzlich aber taucht dicht vor dem Linienſchiff Marlborough die Blaſenbahn eines Torpedos auf. Im letzten Augenblick ſchwenkt ſich das ſchwere Schiff aus der Richtung des Geſchoſſes. Was iſt das? Wo kommt das her? Die einzige Möglichkeit iſt ein deutſches U⸗Boot. Nun gut, man wird doppelt aufpaſſen. Im ſelben Augenblick geht durch das hinter der Marl⸗ borough fahrende Linienſchiff Revenge eine Erſchütterung, die den Kommandanten auf der Brücke kreideweiß werden läßt. Tod und Leben kann ſolche Erſchütterung bringen. Es ift ein Torpedo. Ein paar Sekunden ſitzt der irre Schreck in den Augen von e Männern. Explodiert er oder gleitet er ab? Jeuerwirbel auf einen Srümmerhaufen Und die Revenge hat Glück. Es erfolgt keine Explo⸗ ſion. Zwei Minuten ſpäter— gerade debattiert man auf der Marlborough noch über dieſe unverſtändlichen Torpe⸗ doſchüſſe—, da ſchlägt eine Exploſion die Offiziere von der Brücke herunter. Im ſelben Augenblick fliegen im vordern Keſſelraum ſämtliche Feuerroſte aus ihren Lagern. In dicken Kas⸗ kaden ſtrömt das Waſſer aus den zertrümmerten Bunkern und in die durchlöcherten Querſchotte in den Feuerungen. Fünf Keſſel des engliſchen Spitzenſchiffes ſind außer Be⸗ trieb geſetzt. Dieſelmaſchinen, hydrauliſche Pumpen ſtehen unter Waſſer. Langſam und ſchwerfällig legt ſich die Marl⸗ borough nach Steuerbord über. Alle Pumpen arbeiten und ſpeien das Waſſer, das übermächtig in den Rumpf des Linienſchiffes eindringt, wieder nach draußen. Nur mit höchſter Anſtrengung gelingt es, das Waſſer, das ſchon durch die Flurplatten des Keſſelraums dringt, abzuſtoppen. Die geſamte engliſche Linienſchiffkolonne ge⸗ rät durcheinander. Marlborough fällt aus und dampft mit ſchwerer Schlagſeite und halber Fahrt aus der Linie der Schlachtſchiffe heraus. Verteufelt, wo kam dieſer Treffer her? Da kommt einer und meldet: Minen. Dann will die Agincourt am Schluß der Linienſchiff⸗ kolonne ein U-Boot geſehen haben. Auf der Marlborough iſt die Torpedoangſt ſo groß, daß man noch weitere drei Laufbahnen entdecken will. Da⸗ bei— zum Teufel— iſt überhaupt kein feindliches Schiff in der Nähe. Nur die beiden zerſchoſſenen eignen Zer⸗ ſtörer, die ſchon ſeit Stunden hier umhertreiben. Aber plötzlich hat ein Beobachtungsoffizier der Marl⸗ borough etwas entdeckt. Das kampfunfähige Schiff, das da draußen über acht Kilometer von dem engliſchen Linien⸗ ſchiff entfernt treibt, iſt gar kein Engländer, das iſt die Wiesbaden. Und ſchon beginnen die Kanonen der Marlborough zu dröhnen. Unentwegt feuern ſie auf dieſen ſchwimmenden Trümmerhaufen. Sie reißen die Bordwand des deutſchen Kreuzers bis zur Waſſerlinie auf und laſſen das ganze Oberdeck wie einen zerſchlagenen Pappkarton ins Waſſer wirbeln. 8 Noch einmal ſchlagen die Flammen aus der Wies⸗ baden heraus und glühen das Wrack bis zur Waſſer⸗ linie aus. Gerade hat die Marlborough dem ſterbenden Gegner den Fangſchuß verſetzt, da entdeckt die im ſelben Verband fahrende Coloſſus nur 3600 Meter entfernt ein Schiff. Verdammt tapfere Kerle Dieſes Schiff— ein deutſches Torpedoboot, dem das Waſſer ſchon bis auf das Deck ſteht— fährt mit langſamer Fahrt, aus den zerriſſenen Schornſteinen qualmend, gegen die zwölf Linienſchiffe an. Im erſten Augenblick muß ſich der Engländer beſin⸗ nen. Das iſt doch Unſinn und unmöglich! Ein langſam wie eine Schnecke kriechendes und vollkommen zuſammen⸗ geſchoſſenes deutſches Torpedoboot nimmt zwölf engliſche Schlachtſchiffe an? Aber es tut gar nichts. Es feuert nicht. ande Torpedos ſind ja längſt heraus, denkt der Eng⸗ änder. Eins davon ſitzt der Marlborough ja ſchon im Bauch. Ein anderes ſtieß gegen die Revenge und explodierte nicht. Der Engländer ſieht wieder auf das kleine Boot. Der Teufel ſoll es holen. Vielleicht hat es noch Torpedos. Alſo ſchwere Salven breitſeite auf den Kahn. Und wie aus einem Dutzend ſchwerſter Rohre die Granaten des Dreadnoughts über dieſem langſam an⸗ ſchleichenden Boot zuſammenſchlagen, lieſt der engliſche Beobachtungsoffizier vorn am Bug eine Nummer, die er ſich merkt. Er nimmt im Dröhnen der Breitſeiten ſein Notizbuch heraus und ſchreibt hinein: V 48, verſenkt 8.20 Uhr nach Torpedoſchüſſen auf unſere Diviſion. Als der Coloſſus etwa fünf Breitſeiten herausgejagt hat, ſetzt der Offizier ſein Nachtglas wieder an die Augen, ſieht nach der Stelle, wo in 3000 Meter Abſtand eben noch das deutſche Torpedoboot heranſchlich. Er ſieht nichts mehr. Das war auch nicht anders zu erwarten. Tapfere Kerle, dieſe Torpedoleute. Keinen Ausweg mehr, ein zer⸗ ſchoſſenes Schiff unter den Beinen, aber Kampf noch bis zum Untergang. Kampf bis zum letzten Torpedo im Rohr. Als der Coloſſus das Feuer eingeſtellt hat, hebt der Offizier auf der Brücke ſeine Hand an die Mütze und nimmt Haltung an in der Richtung, wo eben dieſes deutſche Boot— ja, wie hieß es noch? Ach ſo: V 48— verſchwunden iſt. Verdammt tapfere Kerle. Das alſo iſt die Geſchichte von. 48, ſo wird man den⸗ ken. Man wird ſich dies alles merken und ſagen: Friedrich Eckoldt— Theodor Riedel— dieſe Namen werde ich nicht vergeſſen. Irgendwo, wenn es der Zufall will, werde ich die Schiffe ſehen, die heute dieſe Namen tragen, und ich weiß, ſie tragen ſie zu Recht. 8 Und man wird denken, das Kapitel W 48 iſt zu Ende. Aber es beginnt nun noch ein neues Kapitel. War es bis jetzt der Heldenkampf eines kleinen, zerſchoſſenen Schif⸗ ſes, das ſich bis zum letzten wehrte, ſo beginnt jetzt das Rätſelhafte, das Beiſpielloſe und Unerklärliche an der Ge⸗ ſchichte von V 48. Aus den Gefechtsberichten, die zerleſen und vergilbt vor uns liegen— aus den Erinnerungsbüchern des Geg⸗ ners—, kommt die ſeltſame Kunde von einem Schiff, das anſcheinend nicht untergehen konnte oder untergehen durfte. Jede menſchliche Vernunft ſagt: Das, was nun kommt, iſt unmöglich, das kann gar nicht geweſen ſein. Aus der Geſchichte dieſes kleinen untergehenden Schif⸗ ſes wird etwas wie eine Sage, die man glauben kann oder die man ſkeptiſch belächelt. Aber ſchließlich iſt das alles erſt 22 Jahre her. Die Menſchen leben noch, die es geſehen haben. Es iſt ein Wunder unſerer Gegenwart. Die engliſchen Linienſchiffe haben alſo/ 48 mit ihren Breitſeiten vernichtet. V 48 iſt verſchwunden. Der Kampf geht weiter. Schon weht auf Friedrich dem Großen das Signal: „Schlachtkreuzer ran an den Feind! Voll einſetzen!“ Unter der Wucht der engliſchen Artillerie vollführt die deutſche Flotte zum drittenmal die Gefechtskehrtwendung. Schwärme deutſcher Torpedoboote jagen durch das Meer auf den Feind zu. Ueberall, wohin man ſieht, zeichnet ein unſichtbarer Finger weiße Blaſenbahnen gegen die eng⸗ liſchen Schlachtſchiffe. Das ſind die Torpedos, in raſender Fahrt abgeſchoſſen. 5(Fortſetzung folgt.) 25 Außen: V 50, ein Schweſter⸗ boot der V 48 in voller Fahrt. Die Torpedoboote waren auch während des Krieges gewöhnlich in Flottillen vereinigt. Eine Flottille zählte außer dem Führerboot zwei Halbflot⸗ tillen zu je 5 Booten. Links; Der Durchbruch der Torpedoboote in der Ska⸗ gerrak⸗Schlacht. Um der Umklammerung zu ent⸗ gehen, wurde die engliſch⸗ Flotte durch ein Manöver getäuſcht. Deutſche Panzer⸗ kreuzer und Torpedoboote griffen plötzlich die Mitte des Gegners an. Aufn.( oosarchiv⸗M.