eee nen eis 120 2 nz usguenig aue eq ener dr ß eee age u Wr c r . 00 nvag ohngun leia se q vb uo Ueglppu used ug ae Pezugspreis Monatlich Mk. 1.40, durch die Peſt Mk. 1.60, un der Seſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite Millimeterzeile 3 Pfg., en Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Nr. 3. Anzeig.⸗Preisliſte 3 3. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Feruſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Kartseuhe 78489. Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim ⸗Seckenheim und gebung. Berbindblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Secken heim. Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen Druck und Verlag: Georg Zimmermann(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A 1. 39: 1140 39. Jahrgang Das gute Fachbuch Kundgebung in Frankfurk a. M. zur Eröffnung der Fachbuch⸗Werbung. Frankfurt a. M., 2. März. Die vom Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda vom 1. März bis 30. April 1939 vorgeſehene Werbung für das deutſche Fachbuch wurde mit einer gro- ßen Kundgebung, die vom Kundfunk über das ganze Reich verbreitet wurde, im Kameradſchaftsraum des JG. Hoch⸗ hauſes zu Frankfurt a. M. eröffnet. An der Feier nahmen führende Männer der Partei, des Staates, der Wirtſchaft und der Wehrmacht ſowie die mehrere tauſend Mann ſtarke Belegſchaft des JG⸗Hochhauſes tetl. Nach Begrüßungsworten des Betriebsobmannes er⸗ innerte zunächſt Gauleiter Sprenger in ſeiner Rede an die Neujahrsbotſchaft des Führers, wo⸗ rin als beſondere Aufgabe die Löſung des Problems des Arbeitermangels geſtellt wurde. Zur Erreichung dieſes Zie⸗ les ſeien alle Kräfte zu mobiliſieren. Die Möglichkeiten hierzu ſeien verſchieden. Der Mangel an Arbeitskräften müſſe durch fachliche Fortbildung und Steigerung der Lei⸗ ſtung ausgeglichen werden. Als Mittel zur allgemeinen Leiſtungsſteigerung diene das Fachbuch, deſſen Autor der beſte Sachverſtändige ſein müſſe. Der Wert des Fachbuches ſei bereits ſeit Jahren bekannt und habe ſeinen Niederſchlag in der Erſtellung von Werkbüchereien gefunden. Der ſtellvertretende Fachamtsleiter der Deutſchen Ar⸗ beitsfront unterſtrich hierauf die Notwendigkeit, das volks⸗ tümliche Fachbuch mehr als bisher in den Mittelpunkt allen Geſchehens zu rücken. Der Leiter des Reichsberufswettkampfes, Obergebietsführer Axmann, ging aus von der engen Verbindung, die zwiſchen der Wer⸗ beaktion für das Fachbuch und dem Reichsberufswettkampf beſtehe. Dieſe Verbindung ergebe ſich aus der gemeinſamen Zielsetzung, der Leiſtungsſteigerung. Das deutſche Volk müſſe ſich einzig und allein auf den Erfindergeiſt und un⸗ ermüdlichen Fleiß und die Gewiſſenhaftigkeit des deutſchen Arbeiters verlaſſen. Deshalb müßten alle Maßnahmen ge⸗ lroffen werden, um ſeine Anlagen und Fähigkeiten zur höchſten Meiſterſchaft zu entwickeln, und der Reichsberufs⸗ wettkampf ſolle eine Maßnahme ſein, das allgemeine Be⸗ rufsleben zu aktivieren. Die berufliche Förderung der ermittelten Ausleſe ſei das Entſcheidende des Reichsberufswettkampfes. Eine Maß⸗ nahme verbinde den Reichsberufswettkampf beſonders ſtark mit der Werbeaktion für das deutſche Fachbuch: Schon frü⸗ her ſeien die Träger guter Leiſtungen durch Fachbuch-Schenkungen ausgezeichnet worden. In dieſem Jahre ſolle noch in viel ſtärkerem Maße dafür Sorge getragen werden, daß die Fachbuch⸗Schen⸗ kung verwirklicht wird, denn die Jugend zeige heute gerade für das Fachbuch großes Intereſſe. Auch die HJ habe ſich in den letzten Jahren ſtark für das Fachbuch eingeſetzt. Die Fachbuchwerbung werde nicht allein zum Erfolg geführt durch die Unterſtützung der verſchiedenen Organiſationen, ſondern ſie müſſe ihren Erfolg aus ſich heraus erringen. Staatsſekretär Hanke 50 anſchließend eine Rede. In ſeinen Ausführungen heißt 5 U. a.: „Die Behandlung des Fachſchrifttums hat mit der Machtübernahme durch den Nationalſozialismus eine er⸗ freuliche Verbeſſerung erfahren. Es entſpricht dem Charak⸗ ler des Deutſchen. das, was er kut. gründlich und gut zu tun. Es gibt nirgendwo in der Welt einen Arbeiter, der ſich mie der deutſche, gewiſſenhaft und lernbegierig ſeiner Auf⸗ gabe widmet. Der Ehrgeiz des guten deutſchen Arbeiters iſt s ſich in ſeiner Arbeit nichts nachſagen— aber auch von memand etwas vormachen zu laſſen. Eine wichtige Hilfe hierbei ſind Fachzeitung und Fachbuch Das Reichs⸗ maniſterium für Volksaufklärung und Propaganda hatte es ſich von ſeinem Beſtehen an zur Aufgabe gemacht, auch das Fachbuch mit allen Mitteln zu fördern. Eine dieſer Förde⸗ rungsmaßnahmen iſt die ſeit dem Jahre 1935 in Zuſam⸗ menarbeit mit Partei und Wirtſchaft jährlich durchgeführte Fachbuchwerbung In der Abteilung„Schrifttum“ unſeres Miniſteriums wird zunächſt das geſamte Fachſchrifttum erfaßt und in Lek⸗ toraten geſichtet Als Ergebnis dieſer Sichtung werden von den jährlich 5000 neu erſcheinenden Fachbüchern die zu einer Fachbuchliſte zuſammengeſtellt, die deutſchen werktä⸗ tigen Volksgenoſſen für ihre berufliche Aus⸗ und Fortbil⸗ ung beſonders empfohlen werden können. bü Der Verfaſſer von Fachbüchern, ſoweit es ſich um Fach⸗ ücher für reine Berufsausbildung und Fortbildung han⸗ beit ſollte nur das zu Papier bringen, was er ſelbſt wirk⸗ ich einwandfrei beherrſcht und was er ſelbſt in der prakti⸗ chen Berufsausbildung des Nachwuchſes pädagogisch er⸗ pobbt hat Es ſollte ſich deshalb niemand bei der Abfaſſung fachli Fachbüchern verleiten laſſen, aus anderen Büchern lange oder wiſſenſchaftlicher Art mehr oder minder um⸗ dos Stoffgebiete zuſammenzutragen. Wer erſt durch e des Fachbuches angeregt wird, andere Werke ſelb 1 ſollte getroſt die Feder weglegen, um für ſich 15 ſt ſo viel aus dieſen Werken zu lernen, wie ihm Freude acht Er ſollte aber nicht einen dicken Wälzer zuſammen⸗ ſchreiben, deſſen 2 l verarbeitet 1 99 er für ſich ſelbſt noch nicht ganz achbücher mit langem Verzeichnis der Freitag, den 3. März 1939 Quellenangaben ſind von vornherein mit Vorſicht aufzuneh⸗ men. Der Verfaſſer von Fachbüchern muß den Mut zur Einfachheit, ja geradezu zur Primitivität aufbringen. Ich habe bei meiner Vorbereitung zur Geſellen⸗ prüfung und ſpäter zur Meiſterprüfung eine große Anzahl von Fachbüchern zu Hilfe genommen und ſch ſtehe nicht an zu erklären, daß ich damals trotz Beſuchs eines Gymna⸗ ſiums bei weitem nicht alles verſtand, was in diefen Bü⸗ chern zuſammengetragen war und nach Meinung des Ver⸗ faſſers für die Ablegung von Geſellen⸗ und Meiſterprüfun⸗ gen unbedingt zu wiſſen notwendig erſchien. Ich habe trotz⸗ dem beide Prüfungen glatt beſtanden und auch in meiner ſpäteren praktiſchen Berufsausübung iſt mir nur wenig von dem wieder begegnet, was in ſeiner Darſtellung einen brei⸗ ten Raum des Fachbuches einnahm. Die meiſten Fachbü⸗ cher ſetzen zu viel voraus, ſind zu umfangreich und werden von den Lernenden nie ganz durchgearbeitet. Das gute Fachbuch gehört wie das Handwerkszeug zum Schaffenden. Auch das äußere Format eines Fachbuches ſollte nach Mög⸗ lichkeit ſo gehalten ſein, daß es vom Lernenden in die Rocktaſche geſteckt werden kann und ſo zum ſtändigen Be⸗ gleiter und Berater wird. Auch das beſte Fachbuch muß im⸗ mer wieder von neuem zur Hand genommen und durchge⸗ arbeitet werden Jeder junge Berufstätige ſollte ſich vor Augen halten, was der Führer in ſeinem„Kampf“ über ſeine Wiener Lehrjahre ſagt, in denen er ſich vom Munde abſparen mußte, was er für den Erwerb eines Buches aus⸗ gab Der Führer ſchreibt:„Ich las damals unendlich viel, und zwar gründlich Was mir ſo an freier Zeit von meiner Arbeit übrig blieb, ging reſtlos für mein Studium auf. In wenigen Jahren ſchuf ich mir damit die Grundlagen eines Wiſſens, von denen ich auch heute noch zehre“. Wenn auch in Fachbüchern nicht ausgeſprochen politi⸗ ſche Fragen behandelt werden, iſt es doch unerläßlich, daß das Fachbuch in der Geſamthaltung unſeren Auffaſſungen entſpricht. Es iſt undenkbar, heute ein Fachbuch zu ſchreiben, das z. B. der Bedeutung der Arbeiten des Vierjahrespla⸗ nes nicht ausreichend gerecht wird Dieſer totale volkswirt⸗ ſchaftliche Wirtſchaftsplan von bisher unbekannten Ausma⸗ ßen muß in jedem Fachbuch weitgehende Berückſichtigung finden. Ich bin überzeugt davon, daß die Fachbuchwerbung das ihre dazu beitragen wird, dieſes große Ziel zu errei⸗ chen. Das wird um ſo ſicherer der Fall ſein, je mehr wir uns bei dieſer Arbeit ſtets von dem Grundſatz leiten laſſen: Aus der Praxis für die Praxis!“ Pacelli zum Papſt gewählt Der bisherige Kardinalſtaatsſekretär beſteigt als Pius XII. den päpſtlichen Thron. Ro m. 3. März. Der bisherige Kardinalſtaatsſekretär Pacelli wurde am erſten Tag des valikaniſchen Konklave im dritten Wahl⸗ gang zum Pap ſt gewählt. Eugenio Pacelli hat als Papſt den Namen Pius Il. angenommen. ! (Wagenvorg— Archiv M.) Eugenio Pacelli wurde als Pius XII. Papſt. Die beiden erſten Wahlgänge der im Konklave verſam⸗ melten Kardinäle waren ergebnislos verlaufen, was der wartenden Menge traditionsgemäß durch ſchwarzen Rauch aus dem Kaminrohr der Sixtiniſchen Kapelle mitgeteilt wurde Bekanntlich muß ein Kandidat die Zweidrittelmehr⸗ heit der verſammelten Kardinäle erreichen. Der dritte Wahlgang am Donnerstag nachmittag führte dann die Ent⸗ ſcheidung herbei. Um 17.30 Uhr kündigte dann die traditionelle„Sfumata“, ein leichter weißer Rauch aus dem Kamin der Sixtiniſchen Kapelle die erfolgte Wahl an. Faſt gleichzeitig teilte der Anſager über die Lautſprecher der Menge auf dem Peters⸗ platz mit, daß der Kardinal⸗Dekan in etwa einer halben Stunde von der Hauptloge der Peterskirche aus„urbi et orbi“ den Familiengamen des neugewählten Papſtes und den Namen bekanntgeben wird, den er für ſein Pontifikat angenommen hat. Das Konkiave 1939 dürfte als das kürzeſte Konklave in . Geſchichte eingehen. Aber nicht nur die Schnellig⸗ Sinaia der europäiſchen Donau⸗Kommiſſion Nr. 58 keit der Wahl ruft Ueberraſchung Pacelli beerits in den letzten Tagen als möglicher Nachfol⸗ ger des verſtorbenen Papſtes genannt worden war Bisher ſondern auch die Art der Entſcheidung hervor, wenngleich der Name Eugenio war es niemals üblich, den Kardinalſtaatsſekretär zum Papſt zu wählen. a. Eugenio Pacelli, nunmehr Papſt Pius XII., der am 2. März 1876 in Rom als Sohn eines päpſtlichen Konſiſtorialadvokaten geboren wurde, erhielt am 2. April 1899 die Prieſterweihe. Bereits als junger Prieſter, ſeit 1901, war er im päpſtlichen Staatsſekretariat tätig, 1905 wurde er päpſtlicher Hausprälat. In den Jahren 1909 bis 1914 lehrte er als Profeſſor für kirchliche Diplomatie an der Päpſtlichen Akademie der Nobili Eccleſiaſtici. 1912 wurde Pacelli, Sekretär der Kommiſſion zur Modifizierung des kanoniſchen Rechtes. 1917 wurde er als Titularerz⸗ biſchof von Sardes Nuntius in München. drei Jahre ſpä⸗ ter ging er in der gleichen Eigenſchaft nach Berlin, wo er die Nuntiatur bis 1929 inne hatte. 1924 wurde er von Papſt Pius XI. zum Kardinal ernannt, 1930 zum Kardinal⸗ ſtaatsſekretär. 5 Die äußeren Daten der glänzenden Laufbahn Pacellis, der ſechs oder ſieben Sprachen beherrſcht und immer wieder repräſentativ hervortrat, charakteriſieren ihn bereits als einen hervorragenden Kenner der internationalen Verhält⸗ niſſe. Als ſolcher beſitzt er in der Tat denkbar großes An⸗ ſehen. Er hat u. a. die Konkordate mit der deutſchen Re⸗ gierung, mit Rumänien, Oeſterreich und Jugoſlawien ab⸗ geſchloſſen. Pacelli war der nächſte und engſte Mitarbeiter des verſtorbenen Papſtes Pius XI. und hatte zweifellos an wichtigen päpſtlichen Entſchlüſſen weſentlichen Anteil Daß er nun als deſſen Nachfolger den Namen Pius XII. ange⸗ nomenen hat, deutet auf die Abſicht hin, das Werk des Da⸗ hingegangenen im unveränderten Sinne fortzuſetzen. Die Beamtenlaufbahn Einheitliche Regelung der Einſtellungs⸗ und Ausbildungs⸗ grundſätze. Berlin, 3. März. Auf Grund des Paragraphen 164 des Deutſchen Beamtengeſetzes vom 26. 1. 1937 hat die Reichs⸗ regierung die Verordnung über die Vorbildung und Lauf⸗ bahnen der deutſchen Beamten erlaſſen. Die Verordnung regelt die Einſtellungs⸗ und Ausbildungsgrundſätze einheit⸗ lich für alle Laufbahnen der deutſchen Beamten, die(in teilweiſer Abänderung der bisherigen Benennungen) die Beamten des einfachen, des mittleren, des gehobenen und des höheren Dienſtes umfaſſen. Der Neuregelung des Schulweſens Rechnung tragend, beſtimmt die Verordnung das Maß der ſchuliſchen Vor⸗ und Fachbildung, das von den Anwärtern für die vier Lauf⸗ bahngruppen aller Verwaltungen gefordert werden darf, und beſeitigt— ſo heißt es hierzu— damit die überſpitz⸗ ten Forderungen eines ungeſunden Berechtigungsweſens, wie es ſich beſonders in der Syſtemzeit herausgebildet 920 Zugleich werde die unſägliche Zerſplitterung des bis⸗ er beſtehenden Laufbahnrechtes in den einzelnen Verwal⸗ tungszweigen in den Ländern, Gemeinden, Gemeindever⸗ bänden und in den übrigen Körperſchaften des öffentlichen Rechtes beſeitigt. Während zum Beiſpiel bisher zum Ein⸗ tritt in die Laufbahn des gehobenen Dienſtes vielfach das Abitur gefordert wurde, genügt nunmehr das Abſchluß⸗ zeugnis einer anerkannten vollausgeſtalteten Mittelſchule oder eines als vollausgeſtaltet anerkannten Aufbauzuges einer Volksſchule. Ausdrücklich wird hervorgehoben, daß kein Bewerber vor anderen deshalb bevorzugt werden darf, weil er eine höhere Schul- oder Fachbildung hat, als für die betreffende Stelle verlangt wird. So ſtellt die Verordnung ein neues wichtiges Mittel dar. zur Beſchaffung eines nach einheitlichen Grundſätzen vor⸗ und ausgebildeten Beamtenkörpers, wie er für Großdeutſch⸗ land erforderlich iſt. Deutſchland in der Donaukommiſſion Abkommen in Bukareſt unterzeichnet.— Italieniſche Zu⸗ ſtimmung zu den Beſchlüſſen von Sinaia. Bukareſt, 2. März. Im Bukareſter Außenminiſterium wurde ein Abkommen unterzeichnet, durch das Deutſch⸗ land wieder in die europäiſche Donau⸗Kommiſſion eintritt, in der es ſeit dem Diktat von Verſailles nicht mehr vertre⸗ ten war. Das Abkommen unterzeichnete im Namen des Deutſchen Reiches der deutſche Geſandte, rumäniſcherſeits Außenminiſter Gafencu. Für die übrigen Mitgliedsſtaaten der Kommiſſion, und zwar für Italien, England und Frane⸗ reich, unterzeichneten deren Bukareſter Geſandte. Gleichzeitig hat Italien den Beſchlüſſen der Tagung von i zugeſtimmt. Dieſes im Auguſt 1938 getroffene Abkommen, das zunächſt nur von Rumänien, England und Frankreich unterzeichnet worden war, ſtellte auf der unteren Donau von Braila bis der Mündung die volle ſtaatliche Hoheit Rumäniens wie⸗ er her und beſchränkte die Rechte der europäiſchen Donau⸗ Kommiſſion dahingehend, daß ſie in Zukunft die Schiffahrt und die Arbeiten zur Inſtandhaltung der ſchiffbaren Waf⸗ ſerrinne zwar überwacht und leitet, jedoch keinerlei voll⸗ 17 Gewait mehr ausübt. die völlig auf den rumäni⸗ chen Staat übergegangen iſt. Bei der Unterzeichnung des Abkommens hielt Außen⸗ miniſter Gafencu eine Anſprache in der er den Eintritt des Deutſchen Reiches in die Donau⸗Kommiſſion warm be⸗ grüßte und ſeiner Genugtuung darüber Ausdruck gab, daß nunmehr das Abkommen von Sinaia in Kraft treten könne Autofallenräuber Goſe hingerichtet Berlin, 2. März. Die Juſtizpreſſeſtelle Berlin keilt mit: Heute iſt der am 13. Februar 1920 geborene Arthur Goſe hingerichtet worden, der am 27. Februar 1939 vom Sondergericht in Berlin wegen Stellens von Aukofallen zum Tode und zum Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit verurteilt worden iſt. Goſe hatte am Abend des 23. Februar 1939 auf der Landſtraße Marzahn— Hönow bei Berlin vier Autofallen geſtellt, den Inſaſſen eines Wagens auch beraubt. Durch die wenige Tage nach Begehung des Verbrechens erfolgte Vollſtreckung des Todesurkeils haben Verbrechen, die in der Oeffentlichkeit großes Aufſehen und berechtigte Empö⸗ rung hervorgerufen haben, ihre ſchnelle und gerechte Sühne gefunden. Autofallen koſten den Kopf Der nationalſozialiſtiſche Staat, der allen Schädlingen am Volkskörper den Kampf anſagt, hat insbeſondere mit der gnadenloſen Ausrottung der Autofallenſteller, der Stra⸗ ßenräuber und der Wegelagerer begonnen. Unter dem Landfrieden, den der Frieden in Großdeutſchland ſtiftete, iſt kein Platz mehr für den gewiſſenloſen Verbrecher, der um der perſönlichen Bereicherung willen das Leben eines an⸗ deren vernichtet oder auch nur gefährdet. Auf den Straßen bes Führers ſoll und muß jeder auch in der Einſamkeit bei Tag und Nacht ſo ſicher ſein wie zu Hauſe. Wer als Aukofallenſteller oder als Straßenräuber den deutſchen Verkehr gefährdet, begeht eine Tat von ſolcher Ge⸗ meinheit, daß er den Kopf verwirkt hal. Deshalb wurde am 22. Juni 1938 das Geſetz betreffend Straßenraubes mittels Aukofallen(RGBl. J, S. 651) erlaſſen. Es ſieht die Todes⸗ ſtrafe vor. Das Geſetz fand bisher in folgenden Fällen An⸗ wendung: 1. Heinrich Janys, Hamburg, ſtellte am 9. und 16 September 1938 zwei Autofallen. Am 19. September wurde er wegen Einbruchs feſtgenommen. Am 21. Sep⸗ tember wurde er als Täter der Autofallen erkannt. Am 17. Dezember wurde die Anklage erhoben. Am 20. Dezember ſprach das Sondergericht in Hamburg das Todesurteil aus. Am 22. Dezember erfolgte die Hinrichtung.— Janys hatte ſich in zwei Fällen in der Dunkelheit durch Mietkraft⸗ wagen in einſame Straßen fahren laſſen, um die Kraftwa⸗ genführer zu berguben. Am Ziel überfiel er die Fahrer, wobei er den einen niederſchoß und ſchwer verletzte, dem anderen Pfeffer in die Augen ſtreute. Er glaubte nicht, daß man ihn entdeckte 98 Tage nach der Tat waltete der Scharf⸗ richter ſeines Amtes. 2. Hans Hahn, Erfurt, erſchoß am 12. Oktober 1938 den Kraftdroſchkenfahrer Taubel in der Nähe des Wann⸗ ſees in Berlin in heimtückiſcher und brutaler Weiſe, um ihn zu berauben. Am 16. November wurde er von der Polizei feſtgenommen. Am 21. November wurde die Anklage er⸗ hoben. Am 23. November ſprach das Sondergericht Berlin das Todesurteil. Am 24. November, alſo bereits am näch⸗ ſten Tage, wurde Hans Hahn hingerichtet. 42 Tage nach ſeiner gemeinen Tat fiel ſein Kopf, 3. Herbert Reif und Hans Horn, beide aus Eiſenach, hielten am 13. November 1938 auf der Reichs⸗ autobahn bei Heidelberg den Bäckermeiſter Müller mit ſeinem Wagen durch Winken an und baten um Mitnahme, wie ſie es ſchon an den Vortagen in vier Fällen mit ande⸗ ren Kraftwagenfahrern getan hatten. Während der Fahrt ſchlug Reif verabredungsgemäß vom hinteren Sitz aus mit einem verſteckt gehaltenen ſchweren Eiſenhammer dem Kraft⸗ wagenfahrer mehrmals auf den Kopf und verletzte ihn ſchwer Bereits am 13. November wurde Anklage erhoben. Am 29. November ſprach das Sondergericht Mannheim das Todesurteil. Am 1. Dezember wurden Herbert Reif und Hans Horn hingerichtet. Bereits nach 17 Tagen wurde die Tat geſühnt. 4. Wolfgang Stokloſſa, Hamburg, mietete ſich in der Nacht vom 28. zum 29. November 1938 eine Auto⸗ droſchke, ließ ſich in eine einſame Gegend fahren, zwang dort den Fahrer mittels vorgehaltener Piſtole zum Aus⸗ ſteigen und zur Herausgabe ſenes Geldes und floh dann mit dem Kraftwagen. Nn 4. Dezember erfolgte die Feſt⸗ nahme. Am 19. Dezember wurde die Anklage erhoben. Am 21. Dezember ſprach das Sondergericht Hamburg das To⸗ desurteil. Am 23. Dezember wurde das Urteil voll⸗ ſtreckt. 24 Tage nach der Tat! 5. Willi Heller, Schwarzenbach(Saale), brachte am 13. Dezember 1938 auf der Fahrt von Nürnberg nach Fiſchbach dem Fahrer des von ihm gemieteten Kraftwagens, Joſef Weidner, hinterrücks einen Schuß unterhalb der rech⸗ ten Schläfe bei in der Abſicht, ihn zu töten und zu berau⸗ ben Als er ſpäter auf der Flucht von Polizeibeamten ge⸗ ſtellt wurde, gab er mehrere Schüſſe ab und verletzte zwei Beamte. Am 14. Dezember wurde die Anklage erhoben. Am 16. Dezember ſprach das Sondergericht Nürnberg das To⸗ desurteil. Am gleichen Tage noch erfolgte die Hinrich⸗ tung, alſo drei Tage nach der Tat! Dieſe Fälle beweſſen, daß keiner ſich einbilden darf, es werde gerade ihm gelingen, unentdeckt zu bleiben. Die deut⸗ ſche Polizei, die ſich auf die Mitarbeit der Oeffentlichkeit verlaſſen kann, erwiſcht jeden! Keiner der Banditen hätte ſeine Tat begangen, wenn er nicht geglaubt hätte, gerade er werde entwiſchen können. Es iſt keiner von ihnen enkwiſcht! Irgendeine, vielleicht noch ſo kleine Spur führte zur Enkdeckung. Iſt eine ſolche Tal begangen, dann erhält er, früher oder ſpäter— meiſt aber früh!— die Todesſtrafe. Es gibk keine Gnade für Aukofallenräuber, ob jung, ob alt, ob reich, ob arm: Kopf ab! Pardon wird nichk gegeben. Die Straßen des Führers dienen dem ſchaffenden deukſchen Volk, ſie ſind kein Tummel⸗ platz für Banditen! Stößenreuther geſteht ſechs Mädchenmorde. Kempten, 2. März. Der 68 Jahre alte Johann Stößen⸗ reuther aus Lindau, der vom Schwurgericht Kempten am 29. November 1938 wegen Mordes an der ſieben Jahre al⸗ ten Wilhelmine Schüle aus Hörbolz bei Lindau zum Tode verurteilt worden war, und deſſen Reviſion vom Reichsge⸗ richt verworfen wurde, hat nunmehr ein umfaſſendes Ge⸗ ſtändnis abgelegt. Stößenreuther hat den Mord an der Wilhelmine Schüle, den er bisher immer geleugnet hatte, zugegeben. Darüber hinaus geſtand Stößenreuther noch weitere bisher ungeklärt geweſene fünf Mordtaten ein, di“ z. T mehr als 30 Jahre zurückliegen. Profeſſor Max Doerner geſtorben. München 3 März. Im Alter von 69 Jahren ſtarb in einem Münchener Krankenhaus der Leiter der Werkprü⸗ fungs und Forſchungsanſtalt für Maltechnik in der Reichs⸗ kommer der Bildenden Künſte, Profeſſor Max Doerner Politiſches Allerlei Jortbildungsgang im Deviſenſtrafrechk. In Aachen begann ein Fortbildungslehrgang im Devi⸗ ſenſtrafrecht, an dem etwa 160 Richter und Staatsanwälte aus allen Grenzgebieten des Reiches teilnahmen. Nach herz⸗ licher Begrüßung durch den Aachener Oberbürgermeiſter Janſen ſprach Reichsjuſtizminiſter Dr. Gürtner. Wenn aus der Steuerung und Planung der Wirtſchaft einmal eine Lage entſtehe, die man nur mit Hilfe der Juſtiz bereinigen könne. ſo müſſe die Juſtiz ſo funktionieren, wie es ihr Le⸗ bensprinzip ſei, ſie müſſe ſich für und gegen jeden Geltung verſchaffen und gleichermaßen für und gegen jeden ange⸗ wandt werden. Anſchließend ſprach Staatsſekretär Dr. Freisler über das Thema„Reich und Recht“. Erſte Norm des Rechts ſei die Pflicht zum Dienſt am Ganzen. Die höchſte Vollendung des Rechts werde vom Gewiſſen des Volkes getragen. So lebe dieſes Recht durch die ſittliche Kraft des Volkes und durch die Macht des Reiches für Volk und Reich. Der deutſch⸗polniſche Wirtſchafts verkehr In Varſchau wurde ein Juſatzabkommen unterzeichnet. Warſchau, 3. März. In Warſchau iſt ein Zuſatzvertrag zum deutſch⸗polniſchen Wirtſchaftsvertrag vom 1. Juli 1938 unterzeichnet worden Der Vertrag bildet das Ergebnis von Verhandlungen, die durch die Angliederung der ſudeten⸗ deutſchen Gebiete an das Reich und des Olſa⸗Gebietes an Polen notwendig geworden waren. Es iſt gelungen, die Höhe der bisher zwiſchen Deutſchland einerſeits, Polen und Danzig andererſeits vertraglich vorgeſehenen Warenum⸗ ſätze von 520 Millionen Zloty auf 600 Millionen Zloty jährlich zu erhöhen. Dabei konnte in Ausnutzung der be⸗ ſtehenden guſen wirtſchaftlichen Ergänzungsmöglichkeiten den verſchiedenen Intereſſen auf der Ein⸗ und Ausfuhrſeite weitgehend Rechnung getragen werden. Gleichzeitig hat in Warſchau die vierteljährlich übliche gemeinſame Tagung des deutſchen und des polniſchen Re⸗ gierungsausſchuſſes ſtattgefunden, in der die Höhe der Pol⸗ niſch⸗Danziger Ausfuhr nach Deutſchland für die nächſten drei Monate feſtgeſetzt wurde. Bonnet vor dem Kammerausſchuß Die Bereinigung der franzöſiſch ſpaniſchen Beziehungen. Entſendung eines Kriegsſchiffes nach Hainan beſtätigk. Paris, 2. März. Außenminiſter Bonnet legte vor dem Auswärtigen Ausſchuß der franzöſiſchen Kammer ausführ⸗ lich die internationale Lage dar. Zur politiſchen Lage im Fernen Oſten erinnerte er an den Proteſtſchritt der franzöſiſchen Geſandtſchaft in Tokio gegen die Beſetzung der Inſel Hainan. Bonnet beſtätigte dabei, daß Frankreich ebenſo wie Amerika ein Kriegsſchiff in die Gewäſſer von Hainan entſandt habe. Unter Bezugnahme auf die Erklärungen Chamberlains und Lord Halifax' verſicherte Bonnet erneut, daß die fran⸗ zöſiſch⸗britiſche Solidarität niemals eine größere Stärke bekundet habe als jetzt. Beſonders ausführlich ſprach ſich Bonnet über die ſpaniſchen Angelegenheiten aus und berichtete über die letzten Unterredungen des franzöſi⸗ 9 Botſchafters Henry mit Azana, del Vayo und Negrin. onnet wies hierbei auch auf die erfolgreiche Durchführung der Miſſion des Senators Berard hin. Die Erklärungen Bonnets werden von der Pariſer Preſſe in großer Ausführlichkeit wiedergegeben, wobei auf die Feſtigung der franzöſiſch⸗ſpaniſchen Beziehungen beſon⸗ derer Nachdruck gelegt wird. 1 Im Anſchluß an die Anerkennung der nationalſpani⸗ ſchen Regierung durch Frankreich iſt nunmehr der im Ja⸗ nuar vergangenen Jahres in Irun verhaftete franzöſiſche Konſularvertreter Ducoreau auf freien Fuß geſetzt wor⸗ den und konnte nach Frankreich zurückkehren. Docureau ſtand unter der Anklage der Spionage. 2 Petain Botſchaſter bei Franco Der greiſe Marſchall übernimmt Frankreichs Vertretung in Nationalſpanien. Paris, 2. März. Der Miniſterrat hat auf Vorſchlag des Miniſterpräſi⸗ denken Daladier und des Außenminiſters Bonnet den Mar⸗ ſchall Péetain zum franzöſiſchen Botſchafter bei der na⸗ kionalſpaniſchen Regierung ernannt. Die Uebernahme dieſes Auftrages durch den Marſchall, der im hohen Alter von 83 Jahren ſteht, wird in der Pa⸗ riſer Oeffentlichkeit lebhaft beſprochen. Der„Figaro“ ſchreibt u. a., dieſer geſchichtlichen Geſtalt beuge ſich alles. Das Agreement der Burgos⸗Regjerung könne nur noch eine einfache Formalität ſein. Die„Epoque“ iſt der An⸗ ſicht, daß die franzöſiſche Regierung den zukünftigen Be⸗ ziehungen zwiſchen Frankreich und Spanien einen beſonde⸗ ren Glanz habe verleihen wollen, indem ſie Marſchall Peé⸗ tain zum Vertreter Frankreichs ernannte. Der„Jour“ be⸗ grüßt ebenfalls dieſe Ernennung und ſchreibt, ganz Frank⸗ reich beglückwünſche ſich zu einer ſo bezeichnenden Wahl. Das Anſehen dieſes großen Soldaten bei Franco und ſei⸗ nen ausgezeichneten Soldaten, ebenſo wie bei den ſpani⸗ ſchen Diplomaten ſei ohnegleichen. Man könne nur wün⸗ ſchen, daß die Hoffnungen, die man in dieſe Ernennung ſetze, ſich raſch und endgültig beſtätigten. Der„Petit Pa⸗ riſien“ bewundert das vaterländiſche Pflichtgefühl, das den greiſen Marſchall dazu veraelaßt habe, ſich noch einmal in den Dienſt ſeines Landes zu ſtellen. Das„Journal“ ſchreibt, niemand anders als Marſchall Pétain könne ſich angeſichts des italieniſchen und deutſchen Einfluſſes mehr Achtung verſchaffen. In amtlichen Kreiſen weiſt man darauf hin, daß Pé⸗ tain General Fronco bereits in Marokko kennen gelernt habe und zwiſchen beiden eine gegenſeitige Achtung be⸗ ſtehe. Man fügt hinzu, das Pétain mit Sympathie die Entwicklung der Bemühungen des nationaliſtiſchen Spa⸗ nien verfolgt habe. Die Atmoſphäre ſei deshalb günſtig, und die Ernennung Marſchall Pétains könne für beide Län⸗ der nur glückliche Auswirkungen haben. Der Sitz der neuen franzöſiſchen Vertretung in Spa⸗ nien iſt noch nicht feſtgelegt. Man erinnert in dieſem Zu⸗ ſammenhang an den Platzmangel in Burgos und rechnet unter dieſen Umſtänden damit, daß die franzöſiſche Vertre⸗ tung ſich ebenſo wie die deutſche, italieniſche und zahlreiche andere in San Sebaſtian niederlaſſen werde. 1 Im Zufammienhang mit der Verlautbarung über die Sitzung des Miniſterrates wird darauf hingewieſen, daß die Ernennung des Marſchalls Pétain zum Botſchafter in Burgos nicht, wie urſprünglich verlautete, irgendwie zeit⸗ lich begrenzt ſei. Englands Rüſtungsausgaben 161.1 Millionen Pfund für die britiſche Armee.— Faſt 47 Millionen Pfund mehr als im Jahre 1938. London, 1. März. Der Haushaltsvorſchlag für 1939 für die britiſche Armee ſieht Ausgaben in Höhe von 161.1 Mil⸗ lionen Pfund Sterling vor. Das ſind 46.7 Millionen Pfund Sterling mehr als im Jahre 1938. Von den Ausgaben ſol⸗ len 66.2 Millionen Pfund im Anleiheweg, 81.9 Millionen Pfund aus Steuermitteln und der Reſt aus anderen Fonds gedeckt werden. Im Haushaltsvoranſchlag nehmen die Ausgaben für Kriegs material eine weſentliche Stelle ein, da hier⸗ für über 55 Millionen Pfund Sterling vorgeſehen find. Die Ausgaben für dieien Zweck ſind in den letzten vier Jahren ſtets geſtiegen. Sie betrugen im Jahre 1936 rund 9 Millionen, 1937 25 Millionen und 1938 über 38 Millio⸗ nen Pfund Weitere Ausgabenerhöhungen ſind infolge des Beſchluſſes erforderlich geworden, die geſamte Stärke des ſtehenden Heeres um 15 700 auf 185 700 Mann zu er⸗ höhen. Dieſe beiden Geſichtspunkte im Armeehaushalt werden guch in einem Bericht des Kriegsminiſters unterſtrichen, der neben der verſtärkten Rekrutierung und der Bildung eines Luftabwehrkorps in Stärke von fünf Diviſionen die beſchleunigte Ausſtattung der Armee mit modernen Waf⸗ fen als wichtigſte Aufgabe herausſtellt. Weiter geht aus dem Bericht des Kriegsminiſters hervor, daß ſich die Stärke der Territorialarmee am 1. Januar 1939 auf 10 805 Offi⸗ ziere und 193 204 Mann belief. Das bedeutet eine Zunahme im vergangenen Jahr 1059 Offiziere und 43 407 Mann. An Lagerübungen nahmen im letzten Jahre rund 9000 Offi⸗ ziere und 162 000 Mann teil. Die Stärke des Luftabwehr⸗ korps belief ſich am 1. Februar ds. Is auf 71 000 Offiziere und Mannſchaften. Schon 12 Milliarden Jen Kriegskoſten Der Chinakonflikt koſtete Japan ſchon ſiebenmal mehr als der ruſſiſch⸗japaniſche Konflikt. Tokio, 3. März.„Tokyo Aſahi Shimbun“ berechnet nach der Bekannkgabe des zuſätzlichen Wehrmachtekaks in Höhe von 5.270 Milliarden Zen die bisherigen Geſamtausgaben für den Chinakonflikt auf 11.990 Milliarden Ben. Das enk⸗ ſpreche einer Belaſtung von 120 Ben auf den Kopf der japaniſchen Bevölkerung. Somit würden die Koſten für den . Krieg um ein Siebenfaches über⸗ oten. Durch dieſe Zahlen werde aber auch, ſo meint das Blatt, eindeutig das Ausmaß des Chinakonfliktes verſtändlich, für deſſen Ueberwindung das geſamte japaniſche Volk ent⸗ ſchloſſen zuſammenſtehen müſſe. 5 Milliarden Ben zuſätzlicher ſapaniſcher Militärelat. Tokio, 2. März. Nach Abſchluß der Beſprechungen des Finanzminiſters mit den Wehrmachtsminiſtern wird zur Finanzierung der Ausgaben in Zuſammenhang mit dem China⸗Konflikt ein zusätzlicher Militäretat in Höhe von 5.270 Milliarden Yen dem japaniſchen Reichstag vorgelegt. Von dem Etat entfallen 3.630 Milliarden auf die Armee. Neues Attentat in London Der Union⸗Kanal durch eine Bombenexploſion ſchwer beſchädigt. London, 2. März. Gegen 3 Uhr morgens wurden die Bewohner im Norden Londons durch eine heftige Dekona⸗ kion aus dem Schlaf geriſſen, da durch die Exploſion einer Bombe der ſogen. Anjon⸗Kanal, eine Waſſerüberführung, die über eine der Haupkausfallſtraßen Londons führl, ſchwer beſchädigt wurde. Wie durch ein Wunder blieb jedoch der letzte Stahlman⸗ tel der Ueberführung unverſehrt, ſo daß es zu keiner Ueber⸗ ſchwemmung kam, die gerade in den dichtbevölkerten Nord- bezirken Londons zu den ſchlimmſten Folgen hätte führen können. Ein Teil des Steinunterbaues der Ueberführung wurde jedoch ſchwer beſchädigt und die darunter führende Straße durch die Steinmaſſen verſperrt. Größere Polizei aufgebote haben inzwiſchen die Unfallſtelle abgeſperrt Bis⸗ her iſt es trotz der Nachforſchungen noch nicht gelungen, dem Täter auf die Spur zu kommen. Kurzmeldungen Berlin. Aus Anlaß der Feier des„Tages der Luft⸗ waffe“ ſind an den Weiheſtätten im Ehrenhof des Reichs⸗ luftfahrtminiſteriums auf Befehl des Reichsminiſters der Luftfahrt und Oberbefehlshabers der Luftwaffe General⸗ feldmarſchall Göring Kränze zum ehrenden Andenken der gefallenen Helden niedergelegt worden. Berlin. Beim Führer fand zu Ehren des Diplomatiſchen Korps eine Abendkafel ſtatt, an der ſämtliche in Berlin be⸗ glaubigten Botſchafter, Geſandten und Geſchäftsträger ſo⸗ wie die Reichsminiſter, mehrere Reichsleiter und leitende Beamte des auswärtigen Dienſtes des Reiches mit ihren Damen teilnahmen. Großer Hotelbrand in Kauada Bisher über 15 Tote und zahlreiche Schwerverleßte. London, 3. März. In Halifax(Neu- Schoftland) brannte am Donnerstag ein Hotel völlig nieder. Dabei ſind bermutlich mehr als 15 Perſonen ums Leben ge kommen. Viele Gäſte erlitten ſchwere Brandwunden. Bei Ausbruch des Feuers befanden ſich 127 Perſonen in dem Hotel. Die Exploſionskataſtrophe in Japan Auswirkungen noch nicht zu überſehen.— Die bisherigen Verluſtziffern. Tokio, 3 März. Die Auswirkungen des Exploſionsun⸗ glückes im Munitionslager des Heeres bei Oſaka laſſen ſich noch nicht völlig überſehen, jedoch ſteht bereits feſt, daß 115 1 Zahl der Opfer wie auch der Sachſchaden bekrächl⸗ ind Aus den bisherigen amtlichen Berichten geht hervot, daß etwa 900 Häuſer zerſtört worden ſind. Ferner beſagen die bisherigen Feſtſtellungen nach einer Mitteilung des ſa⸗ paniſchen riegsminiſteriums, daß 10 Todesopfer zu klagen ſind während 500 Menſchen verwundet wurden. Sofort nach dem Unglück ſetzten die Hilfsaktionen ein. Du Licht- und Fernſprechleitungen, die in dem Notge et jezt beſonders dringend benötigt werden, konnten bere wieder inſtandgeſetzt werden. Die Straßenbahnverbindu nach Oſaka würde Donnerstag abend wieder in Betrie genommen. g 8 Badiſche Chronik Frallihtoper im Bruchſaler Schloßgarten. (J) Bruchſal. Durch die Veranſtaltung der Hiſtoriſchen Schloßkonzerte, die dieſes Jahr am 10. und 11., 25. und 26. Juni ſtattfinden, wurde Bruchſal mit ſeinem Schloß weit über die engere Heimat hinaus bekannt. In dieſem Jahr fügt der Muſikverein den Schloßkonzerten eine neue Veranſtaltung hinzu, eine Oper mit Ballett, die auf der Gartenſeite des Schloſſes zur Aufführung gelangen wird. Der langjährige muſikwiſſenſchaftliche Bearbeiter der Hiſtoriſchen Schloßkon⸗ zerte, Pg. Fritz Zobeley, hat auch dieſes Werk in der Schönborn'ſchen Muſikbibliothek in Wieſentheid ausgegraben. Der Kompoſition unterlegte Zobeley eine neue Handlung wobei ſich die Notwendigkeit ergab, eine Arie und das Finale neuzuſchaffen und Ballettſätze einzufügen. Das Ballett iſt ein Werkchen aus der Zeit der Gartenfiguren im Schloß⸗ garten. Die techniſche Leitung von Oper und Ballett hat Oberſpielleiter Wildhagen unter Mitwirkung von Frl. Sil⸗ berhort vom Badiſchen Staatstheater. Oper und Ballett ſind auf den 17., 18., 24. Juni und 1. Juli feſtgelegt. Das„todſichere Spielſyſtem“ des Juden. ) Kaelsruhe. Wegen verſuchten Rückfallbetrugs und Vergehens gegen die Spielbankordnung erkannte das Schöf⸗ ſengericht gegen den mehrfach vorbeſtraften geſchiedenen 59⸗ jährigen Juden Siegfried Goldſtein aus Mühlhausen(Elſaß) auf ſieben Monate eine Woche Gefängnis. Der Angeklagte veröffentlichte im September 1938 in der Spielbankzeitung in Baden⸗Baden eine Anzeige, worin er zur Auswertung einer„neuartigen erprobten Roulette⸗Spielmethode“ einen Spielpartner mit 120 oder 250 Mark Beteiligung bei Ge⸗ winnvergütung 10 bis 20 Mark je Tag ſuchte. Intereſſen⸗ ten, die ſich meldeten, ſchrieb er als ariſch klingender„Sieg⸗ fried Golden“ mit„Deutſchem Gruß“ wahrheitswidrig, daß ſein Syſtem zu unbedingtem und ſtetigem Erfolg führe. Um mit einem Intereſſenten aus Mainz ins Geſchäft zu kommen, gerabredete er mit ihm eine Zuſammenkunft in Baden⸗ Baden. Der Intereſſent blieb jedoch vor Schaden bewahrt, da„Golden“ inzwiſchen verhaftet wurde. Er hatte ſich außer⸗ dem gegen die Spielverordnung vergangen, da er— inner⸗ halb der 25⸗km⸗Sperrzone wohnend— die Spielbank wie⸗ derholt betreten hatte. Vor Gericht ſuchte der Angeklagte mit jüdiſcher Frechheit zu behaupten, ſein Spielſyſtem, an das er geglaubt habe, ſei unfehlbar. In Briefen bezeichnete er ſich als„den nationalen Juden“ und wollte gar aus dem Gefängnis in einem beſchlagnahmten Briefe an Generalfeld⸗ marſchall Göring dieſem zum Geburtstag gratulieren. Als angebliche Sicherheit wollte er den Spielpartnern eine wert⸗ loſe Geige anbieten. Emmendingen.(Auf dem Dien ſtgang getö⸗ tet.) Der Streckenläufer Schätzle aus Buchenholz wurde, als er ſich auf der Strecke Emmendingen—Kollnersreute auf einem ſeiner üblichen Kontrollwege befand, von einer aus der Richtung Offenburg kommenden Lokomotive erfaßt. Die Nrlezungen waren ſo ſchlimm, daß ſie bald den Tod her⸗ beiführten. Kirchzarten.(Vom Auto getötet.) In der Nähe des Gaſthauſes„Zum wilden Mann“ wurde der Hilfsarbei⸗ ter Bernhard Frei von einem Auto angefahren und tödlich verletzt. dem engen Rheinſträßchen kam ihm ein Laſtwagen entgegen; er Laſtwagenführer, der den Motorradfahrer heranbrauſen ih, wich nach rechts aus und blieb ſogar ſtehen. Trotzdem unte der Motorradfahrer mit voller Wucht auf den Küh⸗ len des Wagens auf. Der Fahrer zog ſich neben Arm⸗ und Beinbrüchen einen ſchweren Schädelbruch zu. Er fand Auf⸗ nahme im Lörracher Krankenhaus * 21179 Kraftfahrzeuge in Baden neu zugelaſſen. zebiek wurden im Jahre 1938 insgeſamt hrzeugen erſtmals die Verkehrserlaubnis er⸗ 3142 Kraftf Davon entfielen 21179 auf Baden gegenüber 19 993 im Vorjahr, ſodaß alſo eine Steigerung um 5,9 Prozent ein⸗ gelteten iſt. Im einzelnen wurden neu zugelafſen 10 653 Krafträder(1937 10 140, 7904 Perſonenkraftwagen(7792), 10 Kraflomnibuſſe(89), 2030 Laſtkraftwagen(1682) und i Jugmaſchinen(289). gaaßbe llabe roman ron Ml ανν,EwhHElmdnn. 91 0 „„Rin, lieber Speier, gehen Sie nicht— bleiben Sie del mir! Sie ſehen in mir immer noch denſelben Freund zie bisher. Es tut mir außerordentlich leid, daß meine Schweſter ein falſches Spiel mit Ihnen getrieben hat. Ich gönne dir, Viola, und Ihnen, Crompton, ein volles Glück. 19 Aber heute will ich Ihnen das ſagen, vor Viola und vor zbeier:; Sehen Sie zu, daß Sie Viola ändern, beſſer⸗ zachen können! Ich ſehe heute, zu ſpät, ein, daß ich vieles ihr verabſäumt habe. Ich habe ihr zu viel Willen zaaſſen, ich habe ſie zu ſehr verwöhnt; ſie iſt dadurch eboiſtiſch geworden— ein Menſch, der nur an ſich denkt und für ſich lebt. 1 iſt noch jung, Hugh Crompton! Wenn Sie ein ann ſind und Energie haben, und wenn Viola Sie und e Viola wirklich lieben, dann können Sie die Aufgabe ſhrachführen, einen beſſeren Menſchen aus ihr zu machen; Aren Charakter umzubiegen, ſie zu verwandeln, wie es ir Viola und für Sie ſelbſt gut iſt. Gesch können aus dem eitlen, herzloſen, oberflächlichen 5 das Viola jetzt iſt— ich ſehe es eigentlich zum 5 n Male heute ganz deutlich, und es ſchmerzt mich mehr, much es ſagen kann—, eine richtige, gute und edle Frau 5 en. Die Liebe kann alles, und ich hoffe, daß Sie dieſe tro e zu meiner kleinen Schweſter aufbringen, die ich b alledem ſehr, ſehr gern habe, und über deren Wand⸗ 13 ſich niemand mehr freuen würde als ich.“ Viola lachte grell auf. watt Herrliches Bild das du da von mir entwirfſt Vielleicht ch dante dir fur derne gute Meinung von mir. Lalcale ſeuudocliau. Wiloͤgänſe ziehen Kalendermäßig herrſcht der Winter noch. Und er denkt N noch gar nicht dran, vorzeitig zu verſchwinden. Jedenfalls behält er ſich alles Weitere vor. Aber es künden ſchon aller⸗ lei Zeichen den kommenden Frühling an. Wildgänſe ziehen häufiger zurück gen Norden, heimwärts zu dem Lande, da ſie ihre Kinder zeugen und aufziehen werden einen warmen Sommer lang. Wie frühlingsſelig ſchön klingen ihre Schreie über unſere ſpätwinterliche, vorfrühlingshafte Erde! Weit hoch droben hängen auch ſchon die erſten Lerchenlieder in den Lüften; auch ſie ſind untrügliche Zeichen des nahen⸗ den Frühlings, und es ſpringt ein Jauchzen und Jubeln in uns auf, nun wir ſie zum erſten Male wieder vernehmen. Haſeln laſſen nun ſchon im Vorfrühlingswinde die wei⸗ chen, von Winterſtarre erlöſten Staubkätzchen wehen, laſſen gelben Blütenſtaub verrieſeln und locken das erſte ſum⸗ mende Getier. Weiß leuchten die Weidekätzchen aus allen Büſchen und Bäumen in ſchneeiger Schönheit. Darüber aber ziehen am ſonneerfüllten Tage die weißen, zauberhaften Frühlingswolken dahin. Vorfrühlingswind ſtürmt warm und duftend über die Erde. Man möchte bei ſeinem Wehen tief im Walde unter ragenden Kiefern liegen und ſeinen Liedern, ſeinen unvergeßlich ſchönen Melodien lauſchen. —»AKunigund macht warm von unk!“ Eine alte Bau⸗ ernregel ſagt„Mattheis geht kein Fuchs mehr über's Eis“, d. h. das Eis trägt um dieſe Zeit nicht einmal mehr einen Fuchs. Eine andere Bauernregel hat ſich faſt immer be⸗ wahrheitet:„Kunigund(3. März) macht warm von unt'!“ Die Erde nimmt um dieſe Zeit wieder die belebende Wärme der Sonne in ſich auf und es geht dem Lenz entgegen. Iſt der März zur Hälfle herum, dann kommt am 17. März Gertraud, die„erſte Gärtnerin“, wie ſie im Volksmund heißt Auf dem Felde beginnt der Bauer ſeine ſchwere Ar⸗ beit, auch überall in den Gärten regt ſich's und erwacht ein neues Leben, die Saaten werden zurechtgemacht und der Boden wird umgegraben. —. Kann ein Lehrzeugnis verweigert werden? Es iſt verſchiedentlich die Frage aufgetaucht, ob einem Lehrling, der ſich nicht der Facharbeiterprüfung unterzogen hat, das Lehrzeugnis verweigert werden kann oder nicht. In dieſer Frage vertritt die Reichsgruppe Induſtrie in Ueberein⸗ ſtimmung mit der Arbeitsgemeinſchaft der Induſtrie⸗ und Handelskammer den Standpunkt, daß einem Lehrling, der ſich der Prüfung trotz Aufforderung nicht unterzogen hat, das Lehrzeugnis nicht verweigert werden darf; denn ein⸗ mal muß dem Lehrling auf ſeden Fall eine Beſcheinigung über die Art und den Erfolg der Ausbildung zuerkannt werden, und zum anderen gibt es bisher keine geſetzlichen Möglichkeiten, einen Lehrling zu zwingen, ſich der Fach⸗ arbeiterprüfung zu unterziehen. Dagegen beſtehen keine Bedenken, im Lehrzeugnis zu vermerken, daß ſich der be⸗ treffende Lehrling der induſtriellen Facharbeiterprüfung nicht unterzogen hat. — Hhöchſtgeſchwindigkeit auf Landſtraßen. Mit dieſer Frage hatte ſich das Reichsgericht in einem Schadenerſatz⸗ prozeß zu beſchäftigen. In dem Urteil des Reichsgerichts (JW. 1938, 1461) wird ausgeführt, daß der Kraftfahrer nicht verpflichtet ſei, auf den dem Durchgangsverkehr die⸗ nenden Provinziallandſtraßen ſo langſam zu fahren, daß er bei jeder der zahlreichen Einmündungen von bedeu⸗ tungsloſen Feldwegen in der Lage wäre, einen Zuſammen⸗ ſtoß zu vermeiden. Anderenfalls würde jeder flotte Verkehr auf den Durchgangsſtraßen unmöglich gemacht, die dem Fernverkehr dienen. Dieſer Entſcheidung iſt in jeder Weiſe beizupflichten. N 8. Aus dem Gerichtsſaal. Aachthaus für ungetreuen Poſtbeamten. Vor der Großen Strafkammer hatte ſich der 27jährige Poſtbeamte P. aus Weinheim zu verantworten, der in drei Fällen Poſt⸗ anweiſungen fälſchte und ſich auf dieſe Weiſe einen Betrag von 1700 Mark aneignete. Der Angeklagte ſchützte Notlage vor, mußte aber zugeben, daß ex die Gelder zu nutzloſer Verwertung verausgabte. Die Strafkammer erblickte in dem Verhalten des P. einen ſchweren Vertrauensbruch und ver⸗ urteilte ihn zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus. Da es ſich hier um Verfehlungen ſchwerſter Art handelte, wurde von der Zu⸗ billigung mildernder umſtände abgesehen. würde mich ändern. Ich will gar nicht anders ſein, als ich bin.“ Im nächſten Augenblick ſchon war Viola draußen; die Tür flog mit einem lauten Krach hinter ihr zu. Zuerſt ſchwiegen die drei Männer einen Moment, dann ſagte Johnſton: „Nun wartet ſie wohl, daß einer von uns— wahr⸗ ſcheinlich Sie, Crompton— ihr nachkommen und ſie tröſten ſoll.“ „Oh, ich denke gar nicht daran, Schwager. Sie wird ſich ſchon von ſelbſt zurechtfinden und nach und nach ein⸗ ſehen, daß was dran iſt an dem, was Sie geſagt haben. Ich weiß natürlich auch, Patrick, daß⸗ bei Viola vieles anders werden muß. Ich bin ja nicht blind, trotzdem ich ſie ſehr gern habe. Ich weiß auch, daß ich allerhand Mühe haben werde, ſie ſo zurechtzurücken, wie es für ſie und für mich und für eine gute Ehe dienlich iſt. Ich traue mir aber auch die Kraft und die Möglichkeit zu, dieſes Ziel zu erreichen. Ich behandle ſie anders als die Männer, mit denen ſie bisher zu tun hatte. Anders als Dietmar Weſt, der ihr gegenüber zu gleichgültig war, um ſich ihrer anzunehmen, und der wohl auch nicht der richtige Mann geweſen iſt — man darf das ſagen, ohne das Andenken des Toten zu mißachten—, mit Viola fertig zu werden. Sie weiß auch, daß ſie mit mir nicht ſpielen darf, und ich ſehe 3u meiner Freude, daß ſie ſich von mir jetzt ſchon mehr lenken läßt als jemals von irgendeinem anderen Menſchen zuvor. So, und jetzt haben wir genug davon geredet. Die Zukunft wird hoffentlich lehren, daß ich recht habe. Das iſt die Hauptſache! Jetzt wollen wir drei Männer eine Flaſche Wein zuſammen trinken, denke ich, und warten, bis Vica wieder vernünftig geworden iſt.“ Patrick Johnſton g b ſeinem neuen Schwager die Hand und ſah ihm faſt liebevoll nach, wihrend er an die Tür zing, um dem Diener zu klingeln. Das würde der richtige Mann für Viola ſein, davon war er jetzt ſchon überzeugt. —————— 2 0 — ͤ— Zwei Jahre Zuchthaus für rückfälligen Dieb. Der mehrfach vorbeſtrafte 30jährige Wilhelm Baumann aus Schwetzingen wurde wegen Diebſtahls im Rückfall von der Großen Strafkammer zu zwei Jahren ſechs Monaten Zucht⸗ haus und fünf Jahren Ehrverluſt verurteilt. Von der An⸗ ordnung der Sicherungsverwahrung wurde nochmals abge⸗ ſehen. Baumann hatte im September in einer Schwetzinger Gaſtwirtſchaft ſpät abends aus dem Gläſerſchrank 6,30 Mark und aus einer Kletterweſte zwei Geldbeutel mit zuſammen 13,50 Mark entwendet. Außer mehreren Gefängnisſtrafen verbüßte Baumann insgeſamt zwei Jahre Zuchthaus; weitere zwei Jahre brachte er im Arbeitshaus zu.* 1. Der Frauenmord im Walopark Fahndung nach dem Mörder. Mannheim, 2. März. Die Kriminalpolizei teilt mit: Am Mittwoch, 1. März, fanden ſtädtiſche Arbeiter, als ſie kurz nach 7 Uhr ihre Ar⸗ beitsplätze im Waldpark beim Geräteſchuppen in der Nähe des früheren Birkenhäuschens aufſuchten, in einem Ge⸗ ſtrüpp etwa 30 Meter von dieſem Schuppen entfernt die Leiche einer Frau. Schon beim oberflächlichen Hinſehen mußten ſie feſtſtellen daß die Frau einem Verbre⸗ chen zum Opfer gefallen war. Die daraufhin ſofort einge⸗ ſetzte Mordkommiſſton der Kriminalpolizei Mannheim ſtellte feſt, daß die Frau durch zahlreiche Stiche und Schnitte wenige Stunden zuvor getötet worden war, Da die Frau keinerlei Ausweispapiere mit ſich führte, wurden ſofort neben der Fahndung nach dem mutmaß⸗ lichen Täter die Ermittlungen bezüglich ihrer Perſon auf⸗ genommen. Durchſagen im Rundfunk im Verein mit Preſſeveröffentlichungen und eine öffentliche Ausſtellung von Kleidungsſtücken und Schmuck der Toten führten im Laufe des 1. März zur Ermittlung der Perſonalien. Es handelt ſich um die 23 Jahre alte Emma Ulmer aus Wopertswende, die ſeit einem Jahr im Tho⸗ masbräu in Mannheim beſchäftigt war. Die Ulmer hatte am Dienstag, 28. Februar, dienſtfrei. Am Abend die⸗ ſes Tages hatte ſie ſich im Kino in Mannheim die letzte Vorſtellung des Filmes„Der weiße Tiger“ angeſehen. Daran anſchließend wurde ſie gegen 23.30 Uhr von Be⸗ kannten in der Nähe der„Neuen Mannheimer Zeitung“ am Marktplatz beobachtet. Zu dieſem Zeitpunkt wurde ſie von einem etwa 40 Jahre alten und 1,65 Meter großen Mann angeſprochen. Dieſer Unbekannte hatte ein volles Geſicht und trug grauen. zweireihigen Stutzer, einen dunklen Hut und dunkle Hoſe. Von dieſem Zeitpunkt an bis zur Auffindung der Leiche fehlt jede Nachtricht über den weiteren Verbleib des Mädchens. Zur Aufklärung der Mordtat iſt die Beantwortung nachfolgender Fragen und Beobachtungen von beſonderer Wichtigkeit: 1. Sämtliche Bekannten der ermordeten Ulmer, die über ihren Bekanntenkreis Ausſagen machen können, wol⸗ len ſich ſofort bei der Kriminalpolizei einfinden. Fernblei⸗ ben kann u. U. für die Betreffenden mit Unannehmlichkei⸗ ten verbunden werden 2. Sämtliche Perſonen, die am Dienstag, den 28. Fe⸗ bruar, um 23 Uhr in Mannheim und in der näheren Um⸗ gebung von Mannheim das ermordete Mädchen noch ge⸗ ſehen haben, wollen ſich ebenfalls unverzüglich bei der Kri minalpolizei einfinden. Ueber den Verbleib einer Armband: uhr, welche die Ermordete bei ſich hatte, iſt bis zur Stunde noch nichts bekannt. 3. Wer war in der Nacht von Dienstag au Mittwoch dieſer Woche in Mannheim und Vororten unterwegs und hat dabei etwas Auffälliges beobachtet, das mit der Tat in Zuſammenhang gebracht werden kann? Wer hat in der Nacht zum Mittwoch im Waldpark oder deſſen Umgebung etwas Auffälliges beobachtet? 4. Wer hat beobachtet, daß eine Perſon die mit der Tat in Zuſammenhang gebracht werden kann, ſeit Dienstag, den 28 Februar an ſeinen Kleidungsſtücken Nen⸗ derungen vorgenommen hat(Reinigen, Ausbeſ⸗ ſern, Verändern, Vernichten)? 5 5 Wer iſt ſeit dem 27. Februar verzogen, abgereiſt oder plötzlich verſchwunden und kann mit der Tat in Zuſammenhang gebrecht werden? 5 Wo wurde ein Meſſer gefunden, mit dem die Tat verübt worden ſein kann? 7. Wer iſt der Unbekannte der am Dienstag, den 28. Februar, vor der„Neuen Mannheimer Zeitung“ am Marktplatz gegen 2330 Uhr die Ulmer angeſprochen hat? — In dem Flugzeug, das am anderen Tage hinunterflo, nach Genua, ſaß Ingenieur Speier. Er hatte ſich nicht bon Patrick Johnſton verabſchiedet. Kein Menſch ſollte erfahren, daß er Deutſchland verließ, daß er floh. Jawohl, er flüchtete! Am nächſten Tage ſchon würde er auf dem großen Dampfer, der aus dem Hafen von Genua auslief, Europa verlaſſen, um nach Südamerika zu fahren. Dort wollte er untertauchen, ein neues Leben beginnen, nichts mehr mit dem zu tun haben, was er hier hinter ſich ließ. Schrecklich war das geweſen, was er am vergangenen Tage in Viola Weſts Zimmer durchlebt hatte. Schrecklich auch die Nacht, in der er ein Reſums gezogen und ſich ſein neues Leben zurechtgelegt hatte. Daß er Patrick Johnſtons glänzendes Angebot nicht annehmen konnte, ſtand feſt. Aus dem Grunde ſchon, weil dieſer grundehrliche, rechtliche Menſch dieſes Angebot nicht aufrechterhalten hätte, wenn er erfahren würde, welche Schurkerei Speier dem Bert Weſt gegenüber inſzeniert und ducchgeführt hätte, wenn das Schickſal ihm nicht dieſen Streich geſpielt hätte. Jetzt, da er kein Intereſſe mehr daran hatte, ob dee Weſthofer frei war oder nicht— jetzt, da ihm Viola ſo oder ſo verloren war, jetzt lonnte er Dietmar Weſts Zettel ruhig dem Gericht überliefern und Bert Weſt retten. Nicht nur, daß er damit Viola einen böſen Streich ſpielte— das war nicht ſo wichtig; mit dieſem Punkt ſeines Daſeins hatte er endgültig abgeſchloſſen. Es war wichtiger, daß er Monika Weſt half; der Frau, deren ſchmerzliches, edles Bild nicht mehr aus ſeiner Seele wich, ſeitdem er ſie neulich in all ihrem Kummer, in ihrem tiefſten Weh und in der Bürde der neuen, werden den Mutterſchaft geſehen hatte Er würde ein neues Leben anfangen drüben in Süd⸗ amerika. Er hatte die Kraft dazu, er fühlte es. Und fürs erſte brauchte er ſich keine Sorgen zu machen. Er hatte ſich Geld genug geſpart, um einige Zeit leben zu können, ſo lange, bis er einen neuen Wirkungskreis gefunden hatte. Es war Schluß mit Europa, Schluß mit Ingenieur Speier, Schluß mit der Liebe. f 1 Wiſſenſchaſt und Wirtſchaft Die Univerſität der Pfalz und Nordbadens. Die Univerſität mit der Volksgemeinſchaft, der ſie allein dient, in ſtändiger und lebendiger Verbindung zu halten, iſt das Ziel aller Hochſchulpolitik in unſerer Zeit. Dieſe nahe und vorſtehende Beziehung muß heute gerade auch mit jenen ſchaffenden Kräften gepflegt werden, deren Arbeit für das Leben der Nation ſo entſcheidend iſt: mit der Wirtſchaft. Ob ihr die Univerſität mit ihrer Forſchungsarbeit unmittelbar dient oder nicht, iſt dabei gleichgültig; weſentlich iſt die Stär⸗ kung der Erkenntnis, daß auch und gerade hier eine enge Ge⸗ meinſchaft beſteht, die in der geiſteswiſſenſchaftlichen und naturwiſſenſchaftlichen Grundlegung alles wirtſchaftlichen Schaffens und in der gemeinſamen Volksverpflichtung ihren Sinn hat. Es war daher nur ein Ausdruck dieſes Gemein⸗ ſchaftswillens, wenn der Rektor der Univerſität die Wirt⸗ ſchaflsführer Nordbadens und der Saarpfalz zu einem geſel⸗ ligen Abend im„Europäiſchen Hof“ aufforderte, an dem der Senat, die ſtellvertretenden Dekane, der Leiter der Dozenten⸗ ſchaft und Hochſchuldozentenbundsführer, Mitglieder der Stu⸗ dentenführung und der Altherrenſchaft ſowie zahlreiche Ehren⸗ ſenatoren und Ehrenbürger die Univerſität vertraten. Gleich⸗ zeitig waren in großer Zahl erſchienen die Vertreter der Par⸗ tei, des Staates, der Wehrmacht, der Stadt und des Schul⸗ weſens, an ihrer Spitze die Kreisleiter Seiler⸗Heidelberg und Schneider⸗Mannheim und der Diviſionskommandeur General Ritter von Spek. Für die Induſtrie⸗ und Handelskammer war deren Präſident Goebel erſchienen. In ſeinen Begrüßungsworten betonte der Rektor der Universität, Staatsminiſter Profeſſor Dr. Schmitthen⸗ ner, den rein kameradſchaftlichen Charakter des Abends, be⸗ dauerte die teils durch Reiſen, teils durch Krankheit bedingte Abweſenheit der Vorſtände, der um unſere Hochſchule ſo ver⸗ dienten Geſellſchaft der„Freunde der Aniverſität“(Geheimrat Boſch, Geheimrat Hoops und Direktor Fremerey), und gab ſeiner Freude Ausdruck, daß weit über den Kreis dieſer Ge⸗ ſellſchaft hinaus ſo viele führende Perſönlichkeiten der Wirt⸗ ſchaft aus dem ganzen Lande zum erſtenmal ſich mit den Männern der Aniverſität zuſammengefunden haben. Die Ar⸗ beit der Univerſität, ſo führte der Rektor aus, hat immer wieder neu das gewaltige Kraftreſervoir des Geiſtes zu fül⸗ len, von dem aus unſere ganze Kultur befruchtet wird. In Heidelberg, das mitten in einem großen Wirtſchaftsgebiet mannigfaltigſter Prägung liegt, ſpinnen ſich ganz von ſelbſt die Verbindungen zwiſchen Wiſſenſchaft und Praxis, auch über die beiden Fakultäten hinaus, die ſchon in ihrer Grundlagen⸗ forſchung in mancher näheren Beziehung zur Wirtſchaft ſtehen, die Staats⸗ und Wirtſchaftswiſſenſchaftliche und die Naturwiſ⸗ ſenſchaftlich⸗Mathematiſche. Die aus der gemeinſamen Ver⸗ pflichtung erwachſende Zuſammengehörigkeit macht, ſo ſchloß der Rektor, die perſönliche Nähe wünſchenswert, die dieſer Abend fördern und feſtigen ſoll. Zur Orientierung über die Grundlagen eines der zu⸗ kunftswichtigſten Gebiete der Phyſik, des Fernſehens, hatte das Philipp⸗Lenard⸗Inſtitut Vorführungen vorbereitet, die der Direktor des Inſtituts und Dekan der Naturwiſſen⸗ ſchaftlich⸗mathematiſchen Fakultät, Profeſſor Dr. Becker, mit einem Vortrag über die Entwicklung der Phyſik in Hei⸗ delberg einleitete. Weit ausgreifend ſchilderte er den großen Geiſteszug der phyſikaliſchen Entdeckungen ſeit dem Jahre 1609, da Kepler hier die Bewegungsgeſetze aufſtellte, über den tatkräftigen Förderer der Experimentalphyſik, Kurfürſt Karl Theodor, bis zu den großen Namen Bunſen, Kirchhoff und Lenard. Er zeigte dabei, wie ſtets die theoretiſche Forſchung zugleich ihre praktiſche Auswertung erfuhr und wie gerade die 5 reine Erkenntnis gerichtete Arbeit des großen deutſchen Phyſikers Philipp Lenard— die Erforſchung des Elektrons, der lichtelektriſchen Erſcheinungen und der Phosphoreſzenz— für unſer ganzes Leben umwälzende praktiſche Folgen hatte und noch haben wird. Die Frage könne daher niemals lau⸗ ten: Theorie oder Praxis? Zwiſchen beiden beſtehe vielmehr eine unlösbare, durch die Geſchichte beſtätigte Einheit. In klarem und überaus feſſelndem Vortrag erläuterte dann Profeſſor Dr. Weſch die phyſikaliſchen Grundlagen des Fernſehens, deren Vorausſetzungen vor eben 50 Jahren durch Lenards Arbeiten geſchaffei würden. Den jüngſten in Hei⸗ delberg erreichten Stand dieſer Forſchungen zeigte die Vor⸗ führung einer Amwandlung von Schall in Licht und die Rück⸗ verwandlung des geſpiegelten Lichtes in Schall. Dieſe Ver⸗ ſuche machten auf alle Teilnehmer den ſtärkſten Eindruck, und ſpontan äußerte ſich der Wille, durch tatkräftige Hilfe zu ihrer Fortſetzung beizutragen. Der Stimmung aller Betei⸗ ligten gab zum Schluß der Präſident der Induſtrie⸗ und Handelskammer, Goebel, beredten Ausdruck, wenn er auf die geſamten Aufgaben der Zeit hinwies, die eine Zuſammen⸗ menarbeit aller Kräfte erfordern. Aus der unmittelbaren gei⸗ ſtigen Verbindung der hochentwickelten Induſtrie des Landes mit ſeiner Univerſität erwachſe der Wille gegenſeitiger För⸗ derung zum Segen der nationalen Arbeit und im Dienſte der Zukunft unſeres Vaterlandes. Wer meldet ſich zum Landdienſt: Jeder Landdienſt- Freiwillige erhält ſeinen Platz.— Anreiſe bezahlt das Arbeitsamt— Was iſt mitzubringen? Nur wenige Wochen noch läuft die Meldefriſt für Ju⸗ gendliche, die Luſt haben, zum Landdienſt zu gehen. Bis zum 1. April müſſen die Meldungen erſolgt ſein. Jeder Junge im Aller von 14 bis 18 Jahren und jedes Mädel im Alter von 14 bis 21 Jahren kann ſich bei der zuſtändigen Dienſtſtelle der 53 oder des BD oder auch direkt bei der Gebielsführung, die für ihn zuſtändig iſt, melden. Jungen und Mädel, die körperlich tüchtig und bereit ſind, die im 1 uf freiwillig übernommene Pflicht zu erfüllen, finden in dieſem Dienſt eine Tätigkeit, die geſund und vielſeitig iſt und ſie vom erſten Tage an der Sorge um den Lebensunterhalt enthebt. Verpflegung und Wohnung ſind frei. 9955 wird noch ein monatlicher Lohn gewährt. Schließlich aber findet jeder Freiwillige für den Landdienſt in den Landdienſtgruppen, in denen immer etwa 10 Jungen oder Mädel zuſammengefaßt ſind, eine Stätte der Kame⸗ radſchaft und engſten Gemeinſchaft. Wenn möglich, bringen die Landdienſtfreiwilligen gleich ihr Arbeitsbuch, polizeiliche Abmeldung, Einberufungsſchein, HJ⸗Ueberweiſung, Liederbuch und Muſikinſtrumente mit. Notwendig ſind HJ⸗ oder BDM⸗Uniform, Arbeitskleidung, ein Paar derbe Arbeitsſchuhe, genügend Unterwäſche zum Wechſeln, Bade⸗ und Turnzeug. Waſch⸗, Putz⸗ und Flick⸗ zeug. Vielleicht dauert es einige Wochen, bis die Einberu⸗ fung nach der Meldung erfolgt. Aber auf jeden Fall wird jeder Freiwillige einberufen. Das Arbeitsamt bezahlt die Koſten für die Anreiſe, wenn der Freiwillige bisher noch nicht zwölf Monate in der Landwirtſchaft tätig war. Alſo viel Zeit iſt nicht mehr! Am 1. April läuft die N ab. Jungen und Mädel, verſäumt dieſe Friſt nicht Güdweſtmarklager der Motor⸗HJ 1000 Jungen unter dem Sturzhelm. NSG. Im vorigen Sommer wurde in Achern erſtmals das Südweſtmarklager der badiſchen Motor⸗H J. durchgeführt. Von den 300 Jungen, die daran teilnahmen, haben 250 den Führerſchein 4 erworben. Fahrlehrer der Motorſportſchulen Achern und Tübingen haben die Ausbildung geleitet. Die junge Motorformation unter Leitung von Obergefolgſchafts⸗ führer Lang hat ihr Können bereits in einer Anzahl von bedeutenden motorſportlichen Veranſtaltungen in den Wer⸗ tungsgruppen der HJ. unter Beweis geſtellt. So war die badiſche Motor⸗H J. an der Schwarzwald⸗Geländefahrt in Freudenſtadt, an der Motor⸗HJ.⸗Fahrt im Harz, an der 8. Gebirgsgeländefahrt in Isny, der Südweſt⸗Orientierungs⸗ fahrt und der Zuverläſſigkeitsfahrt rund um Heidelberg mit großen Erfolgen beteiligt und hat eine anſehnliche Zahl von goldenen, ſilbernen und eiſernen Plaketten davongetragen. Die im gorigen Jahr begonnene Arbeit wird 1939 noch verſtärkt und erweitert. Wieder ſtehen bedeutende Ver⸗ anſtaltungen in Ausſicht, ſo im April ein badiſches Treffen der Motor⸗ J., das vorausſichtlich in Pforzheim ſtattfindet. Es bringt einen Sportwettkampf und eine Gelände⸗Orientierungsfahrt, die gleichzeitig als Ausſcheidungsfahrt für die Teilnahme am 6. Reichstreffen der Motor⸗ J. in Goslar(zuſammen mit der Harzfahrt) gewer⸗ tet wird. Das Südweſtmarklager wird dieſes Jahr vorausſichtlich im füdlichen Schwarzwald vom 9 Juli bis 18. Auguſt durchgeführt. In zwei Lagerabſchnitten werden 800 bis 1000 Jungen zuſammengefaßt. Den Auftakt der Sommerarbeit bildet ein Lehrgang der Motor⸗H J.⸗Füh⸗ rer in Lahr vom 19. bis 31. März, in dem die Teilneh- mer durch Referenten der Motorgruppen geſchult werden, um dann ihrerſeits den Hitler⸗Jungen Anweiſungen geben zu können. Das Ziel der Lagerarbeit iſt neben der Erringung des HJ.⸗Leiſtungsabzeichens zunächſt die Erwerbung des Führerſcheins 4. Die Fortgeſchrittenen und beſonders Befähigten können den Führerſchein 1 und das Motor⸗HJ⸗ Prüfungsabzeichen erwerben. Hat der Junge die gründliche Ausbildung in vier Jahren mit etwa 500 Ausbildungsſtunden hinter ſich, dann kommt er, bevor er ſeiner Arbeits⸗ und Wehrdienſtpflicht genügt, auf die Motorſportſchulen des N SK., wo er die fehlenden Führerſcheine und das letzte Rüſtzeug bekommt, um ſich die Eignung für die motoriſierten Wehrmachlsteile zu erwerben. Mit 14 Jahren kann ſich der Pimpf entſcheiden, ob er künftighin in dieſer Sonderformation ſeinen Dienſt verſehen will. Hat er das, ſo wird er nun vom deutſchen Jungvolk in die Motor⸗Hitlerjugend überwieſen, wo ihm zunächſt phy⸗ ſikaliſche Grundkennkniſſe vermittelt werden und er die er⸗ forderliche techniſche Grundlage erhält. Der Unterricht wird von Ausbildern des NS KK. gegeben. Neben dieſer Spezial⸗ ausbildung geht die übrige Wehrertüchtigungsarbeit der HJ. weiter. Schießen und Orientierungsübungen ſind dabei beſon⸗ ders wichtig. Zu der üblichen Fahrſchule, wie ſie von jedem Bewerber um den Führerſchein zu machen iſt, geſellt ſich eine intenſive Verkehrserziehung, ſowie das Fahrzeugexerzieren. Und dann kommt zum Schluß die hohe Kunſt des Gelände⸗ fahrens. Hier erſt zeigt ſich, wie weit der Menſch mit der Maſchie verwachſen iſt, denn der Motor⸗H. J. geht es nicht darum, Salonfahrer auszubilden, ſie will vielmehr ein junges Kraftfahrkorps ſchaffen, das das Material richtig zu behan⸗ deln und bis ins kleinſte zu beherrſchen vermag und das die größten Anſtrengungen mit Härte und Entſchloſſenheit zu überwinden weiß. K —.. p ᷑¾ ᷣ.... ̃⅛è... 7˙————— Jeder verantwortkungsbewußte Deutſche beſchafft für ſich und ſeine Familie Volksgasmasken! CCC P Marktberichte Mannheimer Getreidegroßmarkt v. 2. März. Roggen Feſtpr. per März: Preisgeb. R 15 19,60, R 18 20, R 19 20,20, R 20 20,40, plus 40 Pfg. Ausgl.; Weizen, Feſtpr. per März, Preisgeb. W 16 21,30, W 17 21,40, W 19 21,70, W 20 21,90, W 21 22,10, plus 40 Pfg. Auagl. Futtergerſte, Feſtpr. bis 30. Juni 39, Preisgeb. G 7 17/0, G 8 1V40, G 9 17,60, G 11 17,90, plus 40 Pfg. Ausgl; Braugerſte 20 bis 22; Raps 32; Futterhafer, Feſtpr. per März, Preisgeb.§ 11 17,30, H 14 17,80, 5 17 18,0 plus 40 Pfg. Ausgl.; Induſtriehafer: Zuläſſiger Preisauf⸗ ſchlag bis zu 2 per 100 kg; Mühlennachprodukte: Notierun⸗ gen unverändert; Futterartikel, per März: Trockenſchniſel 8,62, Rohmelaſſe 6,18, Steffenſchnitzel 10,82, Zuckerſchnißel vollw. 11,82, plus 35 Pfg. Ausgl.; alle übrigen Futterartitel unverändert. Mehlnotierungen: Weizenmehl, Type 812, per März, Preisgeb. Baden W 16, 17 und Preisgeb. Saarpfaßz 19 je 29,75; Preisgeb. Baden 20 und Preisgeb. Saarpfaßz 20 und 21 je 30,10; für April je 10 Pfg. höher; mit einer Beimiſchung von 20 Proz. Ausl.⸗Weizen plus 1,50, mt 20 Proz. deutſch. anerk. Kleberweizen plus 1,25; zuzügl. 50 Pfg. Frachtausgl. Roggenmehl, Stroh- und Heupreiſe: Notie⸗ rungen unverändert. Parteiamtliche Mitteilungen. H., Gef. 47/171. Sonntag, 5.1 März tritt dies Gefolgſchaft 41 fü 9 Uhr am HJ.⸗Heim zun Geländeſpork(Vorbereitung un 93), die Teilnehmer zum Bannſchießweltkampf um 9. ht Edingen an. — 5 rr r‚•‚ ½mãů·yun————̃:.— 8 8 7 Evang. Männerverein, Mhm.⸗Seſkenheim Saale des„Badiſchen Hofes“ ein ˖ Vortrags- Abend f ſtatt. Redner: Dr. Heidland. eingeladen, — Si a Knoblauch- Beeren — „Immer jünger“ machen froh und frisch] Sie enthalt. alle wirksamen Bestandteile des reinen un- verfälschten Knoblauchs in leicht löslicher, gut ver- 5 daulicher Form. Vorbeugend gegen: hohen Blutdruck, Magen-, Darm- SAN to„ Alterserscheinungen, VIII LU NG 5 beschwerden. 8 Kinderwagen Kinder⸗ Kochen vertrautes Geschmack und geruchfrel(Korbwagen) Monatspackung 1.— Achten Sie auf die grün-weißße Packung! Am Sonntag, 5. März, abends 8 Uhr findet im Hierzu iſt die geſamte evangeliſche K rchengemeinde herzlichſt ü LIFHISNHIUE RUND EIN 1 Lr Reich tuen Zumscheuern und Pulzen Stets benutzen! Gebr., guterh. Guterhaltener mit Matratze preis wert zu verk. Kinderliebes, mit Haushalt und Küſtenwagen Mädchen für gepflegten Heute Freitag u —. T ͤ˙ie„ 1 ——— — e e 2 ——— ⏑ r— c S r rr r S S. SSS. e Reu Oſtheim, Neckar-Bote-Druckerei Rethelſtr. 4, 1. 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Das Männerturnen fällt morgen Samstag Abend umſtändehalber aus. * 'oggelt R 19 Feſtpr. B 19 usgl.) 17,10, usgl. r. per 18,10 isauf⸗ tierun⸗ chnitel gl. 50 Noli Da hat Gott einen Riegel vorgeſchoben Hinderniſſe des kechniſchen Fortſchritts Von Chriſtian Chriſtophe. Am 11. März 1879 wird den verſammelten Gelehrten der Franzöſiſchen Akademie Ediſons Phonograph vorge führt. Als der Apparat zu ſprechen beginnt, ſpringt dei Akademiker Bouillaud dem Vertreter des amerikaniſcher Erfinders an die Kehle:„Sie Schuft! Glauben Sie, win laſſen uns von einem Bauchredner zum Narren halten!“ Bouillaud läßt ſich überreden, den Phonographen erſt ein mal zu unterſuchen. Er prüft ihn mit akademiſcher Ge— wiſſenhaftigkeit und gibt ſechs Monate ſpäter in heller Empörung die Erklärung ab, es handle ſich um eine ge⸗ ſchickte Bauchrednerei, denn„man könne unmöglich an⸗ nehmen, daß ein ſchäbiges Metall den edlen Klang der menſchlichen Stimme wiedergeben kann“. Der Fall iſt typiſch: Immer, wenn ein neues Kapitel der techniſchen Entwicklung beginnt, erſcheint ein Mon⸗ ſieur Bouillaud, der ſich mit hellem Gelächter oder drohen dem Zeigefinger dem Fortſchritt entgegenſtellt. Auch das Genie kann irren Oft macht es ſeine Rechnung vom Schreibtiſch aus und ſcheut den Sprung in jene luftige Welt, in der allein die Praxis entſcheidet. Als Francesco de Lana 1670 die tech⸗ niſchen Möglichkeiten eines Luftſchiffs entwirft, antwortet ihm der große Mathematiker Leibniz, daß der Plan auf unüberwindliche Schwierigkeiten ſtoße, weil man die von Lana vorgeſchlagenen luftleeren Kugeln ungeheuer groß und die Wandungen äußerſt dünn machen müſſe.„Da hat alſo Gott den Menſchen“, ſchließt Leibniz,„ſozuſagen einen Riegel vorgeſchoben und mit Recht. Könnten die Menſchen auch noch durch die Luft fahren, dann wäre jo ihre Schlechtigkeit rein nicht mehr zu zügeln.“ Gegen welche Wand von Unmöglichkeiten Zeppelin zu kämpfen hatte, dürfte bekannt ſein. Vor vierzig Jahren wurde dem ehemaligen Reitergeneral das Patent erteilt während ſein Entwurf auf Wunſch des Kaiſers einem Aus ſchuß vorgelegt wurde, der die Pläne nachprüfen ſollte Die Herren lehnten den Entwurf ab, weil er aus folgenden Fründen unausführbar war: a) Das ſtarre Gerüſt der Gondeln kann die Laſt der Motoren nicht tragen. b) Das Schiff muß ſich in der Luft überſchlagen. e) Es iſt unmög⸗ lh dem Luftſchiff eine genügende Geſchwindigkeit zu geben. Die Begründung erinnert an die Schwierigkeiten, di Joſeph Reſſel bei Einführung ſeiner Schiffsſchraube durch⸗ machen mußte. Im Hochſommer des Jahres 1829 machte der junge Erfinder nach vielen Kämpfen und Enttäuſchun⸗ gen ſeine erſte Probefahrt auf dem von ihm konſtruierten Schraubendampfer. Plötzlich blieb das Schiff ſtehen: Die Schraube war unverletzt, ein ſchlecht gelötetes Drahtrohr war auseinandergeſchmolzen. Die hochweiſe Trieſter Poli⸗ eidirektion unterſagte im Hinblick auf dieſen Zwiſchen⸗ all weitere Verſuche mit einer Schiffsſchraube, und zwar mit der wahrhaft herrlichen Begründung:„Weil von den drei Beſtandteilen, Schiffskörper, Schraube und Dampf, maſchine die letztere beſchädigt und die Schraube unverletzt geblieben iſt, ſo iſt die Schraube zum Antrieb der Dampf⸗ ſchiffahrt untauglich.“ Lichtbringer und Dunkelmänner Philippe Lebon, der ſich in Frankreich für die Gas⸗ beleuchtung einſetzte, konnte die Welt nicht davon über⸗ zeugen, daß eine Lampe ohne Docht brennen könne. In einer Verzweiflung beging er Selbſtmord. Auch Clegg in gland führte erbitterte Kämpfe mit dem engliſchen karlament, das die Gasbeleuchtung für überflüſſig hielt. Walter Scott, ein großer Dichter, aber ſchlechter Techniker, äußerte ſich:„London ſoll jetzt in den Winternächten mit dem gleichen Kohlenqualm beleuchtet werden, der unſere intertage in Nächte verwandelt. »Mit Hohn und Spott wurde die Photographie be⸗ grüßt. Als der berühmte Phyſiker Poggendorf, der alles Neue mit Mißtrauen behandelte, in ſeinen Annalen(1839) eine Abhandlung über Daguerres Erfindung brachte, glaubte er, die Veröffentlichung mit den Worten recht⸗ ertigen zu müſſen:„Bei dem allgemeinen, und, man kann pohl ſagen, übertriebenen Intereſſe, welches die Anzeige von Herrn Daguerres Entdeckung im Publikum gefunden bat. Das Voll hat eben oft ein beſſeres Verftändnis 5 die Bedeutung wertvoller Erfindungen als der zünf⸗ 160 Fachmann, der, gebunden an das Theoretiſch⸗Her⸗ wommliche, für das Außergewöhnliche nicht die naive Be⸗ wunderung aufbringt. Es kann nicht ſein, was nicht ſein darf.“ Dieſer Ein⸗ wurf kam auch bei der Photographie zum Ausdruck, und zwar in einem von Ingenieur E. Rebske ausgegrabenen Fethunasaufſag. in dem es heißt:„Flüchtige Spiegelbilder ſeſthalten zu wollen, dies iſt nicht bloß ein Ding der Un⸗ möglichkeit, wie es ſich nach gründlicher deutſcher Unter; 1 0 herausgeſtellt hat, ſondern ſchon der Wunſch, dies zu wollen, iſt eine Gottesläſterung. Gott hat zwar bisher A ſeiner Schöpfung den Spiegel, der eitles Spielzeug des euſels ist, großmütig inlich aber übt 1„ 8 geduldet. Wahrſcheinlich aber ü zu dieſe Nachſicht, damit insbeſondere die Weibsperſonen Spiegelglas ihre Einfalt und ihre Hochmut ſich vom Aufnahme: Schoepke— M. Z———-—— Geſicht ableſen können. Man muß ſich doch klarmachen, wie heillos eitel die Menſchheit erſt werden wird, wenn ſich jeder für ſeine Goldbatzen ſein Spiegelbild dutzend⸗ weiſe anfertigen laſſen kann.“ Das iſt eine deutſche Idee Dieſen Ausſpruch tat Napoleon mit ſpöttiſchem Lächeln, als ihm 1809 ſein Leibarzt Larrey den elektriſchen Telegraphen Sömmerings vorlegte. Der Korſe zeigte kein Intereſſe für dieſe„deutſche Träumerei“, die für ſeine Feldzüge von unberechenbarer Nützlichkeit hätte werden können. Als Francis Ronalds, der im Jahre 1816 den erſten elektriſchen Zeigertelegraphen konſtruierte, für die öffentliche Einführung der neuen Nachrichtenübermittlung eintrat, kam auf ſeine Eingabe von maßgebender Stelle die Antwort:„Telegraphen irgendwelcher Art ſind völlig unnötig und werden von der Regierung niemals einge⸗ führt werden.“ Das Rad des Fortſchrittes erwies ſich zum Glück für die Menſchheit ſtärker als jene, die ſich ihm entgegenſtellten. Man traut ſeinen Augen nicht, wenn man 1903 in einer wiſſenſchaftlichen Zeitung lieſt:„„.. Die vorſtehenden Ausführungen zeigen, daß die drahtloſe Telegraphie nach ihrem letzten Stand ihrer Entwicklung kaum Ausſicht hat, jemals die Telegraphie mit Draht, ſei es auf dem Waſſer, ſei es auf dem Lande, zu verdrängen und zu erſetzen, daß ſie aber berufen erſcheint, in zahlreichen Fällen, wo die Telegraphie mit Draht verſagt, dieſe zu ergänzen.“ Von einer„Ergänzung“! kann heute, 36 Jahre ſpäter, wohl kaum die Rede ſein, und wir können den Zeitpunkt berechnen, wann der weltumſpannende Draht nur noch eine techniſche Reliquie ſein wird. Auch jener Prophet hat nicht Recht behalten, der 1921() an hervorragender Stelle die Worte ſchrieb:„Der drahtloſen Telephonie als Erſatz oder vollwertige Kon⸗ kurrenz unſeres jetzigen Telephonapparats blüht keine große Zukunft.“ Wir ſehen keinen Nutzen! Als Siemens ſeine erſte elektriſche Straßenbahn vor⸗ führte, ſchrieb eine Zeitſchrift(1880), die den Titel„Der Techniker“ trug:„Als ausgeführtes Beiſpiel der Umwand⸗ lung von mechaniſcher Kraft in elektriſche und zurück in mechaniſche Kraft war die elektriſche Eiſenbahn intereſſant, wenn wir auch ſonſt vorderhand keinen weittragenden Nutzen ſehen.“ Ueber die Zukunft des Tonfilms äußerte ſich eine tech⸗ niſche Zeitſchrift im Jahre 1915:„Ueber die Ausſichten der Erfindung darf man ſich günſtig äußern, wenn auch dem ſprechenden Film Grenzen geſteckt ſind... Der Film iſt eine ſtumme Kunſt. Beraubt man ihn dieſer Eigenart, ſo wirft man ihn in die erſten Stadien ſeiner Entwicklung, alſo in die Zeiten zurück, wo Oskar Meſters Tonbilder als Senſation galten. Dem ſprechenden Film ſind aber auch in techniſcher Hinſicht Grenzen geſteckt...“ Man muß vorſichtig ſein, in der Technik von Grenzen zu ſprechen. In der ganzen Entwicklung gibt es keinen Be⸗ griff, der ſich ſo gründlich und nachhaltig blamiert hätte, wie der der techniſchen„Unmöglichkeit“. Ja, man könnte nach den bisherigen Erfahrungen die Zukunft beſſer er⸗ raten, wenn man ihr auf der geſchwungenen, unbeſtimmten Kurve der Unmöglichkeit als auf der geraden Linie der Möglichkeit nachſpürt. Dieſer bequemere Weg führt zum Unſchöpferiſchen, und wer ihn geht, hat niemals recht. Der unbeliebte Nachbar Don Juſtus Ehrhardt 5 Wie eine Feſtung wuchs der rieſige Häuſerblock zwi⸗ ſchen Gärten und den letzten Aeckern in die Höhe. Da⸗ zwiſchen lag der große Spielplatz für die Kinder, die hier toben und ſich freuen konnten, die Sandkäſten, die Wippen und die Schaukel. Die Kinder ſpielten, ſie zankten und ver⸗ trugen ſich, weil die Sonne ſchien, weil ein neues Spiel lockte, oder weil ein Ball über den Zaun flog. Ein Ball flog über den Zaun, und das war eigent⸗ lich ein Unglück: hinter dem Drahtzaun liefen die ſtähler⸗ nen Schienen, und ſolange man denken konnte, wirbelten da die gelben und roten Vorortzüge vorüber, und manch⸗ Wie gut, daß der Draht über dem Raſen gleich nach⸗ gab, wenn man mit den Schuhen dagegentrat. Peter und Jürgen hoben gemeinſam das Drahtgeflecht hoch, und dann kroch Peter raſch hindurch. Da war er ſchon in der anderen, in der verbotenen Welt, und das Herz raſſelte wie toll. Peter kletterte die Böſchung hinauf. Ungeheuer drohend wuchſen die ſtählernen Schienen von einem Ende der Welt zum anderen. Dazwiſchen hielt ſich der rote Ball verſteckt. Er war nicht zu ſehen. Peter ſtolperte über die Schienen taumelte und lief ſuchend weiter. Klingende, ſurrende Drähte bewegten ſich in der Luft Frau ſchluchzte. Da ſtanden viele Menſchen auf dem Raſenplatz, und alle hatten erregte Geſichter und flackernd Augen. Vorhin hatte jemand einen hellen, hilfeflehenden Schrei ausgeſtoßen, und hundert lenſchen hatten of das Entſetzliche geſehen. Sekunden, Bruchteile von Se⸗ kunden hatten über Leben und Tod entſchieden, da war der Retter über den Raſenplatz durch den Zaun und auf den Damm geflogen. Im Donnern war er mit dem Kind hinter dem vorüberraſenden Zug verſchwunden. Jetzt kam er über den Platz zurück. Hundert er⸗ ſchrockene Augen wollten ihn feſthalten. Ja, es war wirk⸗ lich Herr Schmidt, aber ſein finſteres, abweiſendes Geſicht war verwandelt. Wie ein Sieger ging er an allen vorbei Nicht Triumph, aber ein überwältigendes Glück brannte in ſeinen Augen. Er ſah nur das Kind, er ſprach mit ihm, tröſtete es. Wie ſich die Welt mit einem Schlag ger⸗ änderte! Fenſter und Türen öffneten ſich, und die Men⸗ ſchen liefen herzu: Herr Schmidt, das war wirklich Herr mal klirrte und donnerte ein D⸗Zug mit Feuer und Rauch.] über ihm, der Ball blieb unſichtbar. Die Schienen be⸗[ Schmidt! Das Mißtrauen verbrannte in jäh aufſteigender Man fand ein Loch in den Maſchen des Drahtzaunes. wegten ſich und ſchwebten hoch, überall waren plötzlich Scham:„Wenn Herr Schmidt nicht geweſen wäre!“ ſchlüpfte hindurch, horchte und dann flitzte man mit klop⸗ Drähte und Schienen, wohin Peter auch flüchtete. Die Selten haben die Menſchen Zeit ſich mit ehrlich be fendem Herzen auf die Böſchung und zwiſchen die[ Anaſt überfiel ihn. das Herz wirbelte und klopfte. ceitem Herzen anzuhören, was ein anderer Menſch 75 Schienen. Der Ball war gerettet und ein kleines erregen⸗ Dann war des gar nicht das Herz, ſondern ein lebte und litt. Peters Mutter hatte nun Zeit, und ein des Abenteuer überſtanden. Die Erwachſenen ſchalten mit den Kindern: das Betreten der Bahnanlagen ſei verboten! Aber ſchließlich waren es nicht ihre Kinder, die Eltern mochten beſſer aufpaſſen, und man hatte nur Aerger, wenn man mit fremden Kindern zankte. ſchwarzes, geſpenſtiges Ungeheuer, das aus dem Dunſt in der Ferne aufſtand und heranflog Ach, ach. ach! wim⸗ merte Peter, nein, nein, nein! Er konnte ſich nicht mehr bewegen. Ratata ratata hämmerte das Geſpenſt unter der finſteren Rauchwolke Erde und Himmel, die Schienen und Kind. paar andere Menſchen durften dabei ſein, als Herr Schmidt in kargen Worten von ſich erzählte, von dem tra⸗ giſchen Verluſt ſeiner beiden Kinder und der geliebien Frau. Das Schickſal iſt hart, und wer bitter wird, iſt bald einſam und ganz verlaſſen. Herr Schmidt war verbittert, Einer aber kümmerte ſich niemals darum, ob ſein[ Drähte kreiſten noch einmal um das verlorene alſo war er auch einſam. Das Leben ging weiter, und Sate ihm Aergex einbrachte. Immer huſchte ſein Brüllend wälzte ſich dann die ſtählerne Walze heran.. niemand wollte den unbeliebten Nachbarn verſtehen. Schatten irgend e i iſere Sti 35388. S ir I f; 1 85 922 e 1 heiſere Stimme Da fegte eine Fauſt den Jungen von den Schienen, 5„Wir haben Ihnen unrecht getan, bitter unrecht“, f infreundlicher Mann, ein unan⸗ fein Kopf ſchlug gegen Schotterſteine, Rauch und Dampf[ſchluckte Peters Mutter die Tränen hinunter.„Ich will genehmer Menſch, ein unbeliebter Nachbar: Herr Schmidt. Man wußte nicht viel von ihm. Aber man wollte auch nichts von ihm wiſſen. Er hatte keine Frau und keine Kinder, lebte allein in der kleinen Wohnung, hatte ein finſteres, verſchloſſenes Weſen. Kaufmänniſcher Angeſtell⸗ ter nannte er ſich— das taten viele—, was beſagte das ſchon? Er kam und ging, hatte ſchon viele Jahre auf den Schultern und trug an ihnen wie an einer ſchweren Laſt. Er ſchimpfte mit den Kindern, wenn ſie ſich einmal gegen den Drahtzaun lehnten, er eilte heran, wenn eines durch die Lücken im Zaun zu kriechen ſuchte. Dann über⸗ ſchlug ſeine Stimme ſich, und der Zorn praſſelte in lauten Worten auf das Kind herab. Hinterher lief er zum Haus⸗ meiſter, und wenn die Geſchichte nicht ſchnell genug in Ordnung gebrachte wurde, flickte er abends ſelber den Zaun mit Draht. Die Kinder ſahen zu und ſpotteten über ihn, wie ſie das von den Erwachſenen gelernt hatten. Herr Schmidt ſollte ſich nicht um Sachen kümmern, die ihn nichts angingen. Schließlich achteten die Eltern am beſten ſelber auf ihre Kinder. Herr Schmidt fuhr am Tage in die Stadt zum Geſchäft, manchmal arbeitete er auch zu Hauſe. Arbeitete er wirklich? Wieſo konnte er dann überall ſein, alle hören und ſehen und ſo oft den endloſen Drahtzaun entlanggehen? Die Väter der Kinder fuhren zur Arbeit, die Müter hatten den Haushalt zu beſorgen, mußten manchmal einkaufen, nur um die Ecke herum, aber ſie waren doch fort. Manche Kinder ſpielten in der Sandkiſte, manche auf dem Raſenplatz. Da wehte Herr Schmidt um eine Ecke, ſpähte mit unheimlichen Augen, grüßte nicht und erwartete auch keinen Gruß. Wirk⸗ lich ein unangenehmer Menſch! Wie bunte Pfeile ſchwirrten die Vorortzüge über die Schienen. Eines Tages war Herr Schmidt früh in die Stadt gefahren. Ein trüber, regneriſcher Himmel hing über den Dächern und trieb die Kinder zurück in die warmen Stuben. Nur drei oder vier ſpielten um den Block herum. Dann kam Frau Steffen mit der kleinen Evi und ihrem dicken roten Ball. Frau Steffen ging ein⸗ kaufen, der Ball rollte eine Weile hin und her. Man Zeichnung: Harder— M. Im Donnern war er mit dem Kind hinter dem vorüber⸗ raſenden Zug verſchwunden. konnte doch nicht Mutter— Vater— Kind ſpielen, wenn ein neuer Ball da war. Und wie hoch der ſprang. Peter warf den Ball zurück und dann ſchoß Hans. Ein Bombenſchuß war es, der Ball ſchwebte wie ein Ballon, es ging ganz ſchnell, da war er über den Zaun hinweg und auf dem Bahndamm. Erſchrocken hielten die Kinder den Atem an. Evi hatte noch gar nicht begriffen, daß der Ball fort war. Scheu und beklommen ſchlichen die beiden Jungen dicht an den Zaun heran. Jemand hatte das Loch im Zaun geflickt, und Peter hörte in der Stille ſein Herz klopfen. Wenn nun Frau Steffen nachher zu und Staub waren in ſeinem Mund. Wie das dröhnte und ſtampfte, endlos und furchtbar. Dann wurde es ſtill, eine Stimme raunte tröſtend:„Vorbei!“ Er konnte das Wort nicht begreifen, er wollte doch nach Hauſe zu ſeiner Muti, er konnte ſich nicht aufrichten. Und da raſſelte und knirſchte hinter ihm ein anderer Zug, ein gelber, roter. Die Stimme über ihm flüſterte ganz nahe, dann hob ihn jemand hoch und trug ihn über die Schienen und die Böſchung hinab an den Zaun. Eine es wieder gutzumachen verſuchen.“ „Unrecht?“ ſchüttelte Herr Schmidt faſt ängſtlich ab⸗ wehrend den Kopf.„Niemand hat mir unrecht getan. Wie man ſich gibt, nicht wie man iſt, wird man beurteilt. Ich habe mich nicht zu beklagen. Aber nun war meine Unruhe doch nicht umſonſt: das Kind... ich habe Kind betten dürfen. Ich bin ſo glücklich!“ In dem alten, vergrämten Geſicht glühten zwei klare ind gute Augen. Niemand hatte ſie vorher ſehen wollen das ee Gretl Müller hatte für ihre Firma einen Scheck ein⸗ jereicht und wartete nun im Schaltervorraum, bis ihre Nummer aufgerufen würde. Es dauerte heute lange, und die junge Dame vertrieb ſich die Zeit, indem ſie eine der zufliegenden Werbeſchriften durchlas. Plötzlich hob ſie den Kopf und ſah geradeswegs in die dunklen ſchwer⸗ nütigen Augen eines Mannes, der einige Schritte ent⸗ jernt von ihr an einem der Schreibpulte gelehnt ſtand und ſie wohl ſchon längere Zeit hindurch beobachtet haben mußte. Jetzt lächelte er ihr fein zu. Fräulein Müller ſenkte raſch den Kopf und fühlte, wie ſie rot wurde, ohne aber ſo richtig empört zu ſein. Welch ein ſchöner Mann! Sie konnte nicht umhin, nach einer Weile unter dem Hutrand hervor wieder hin⸗ zuſehen, ganz flüchtig nur, aber ſchon hatte er ſie ertappt und lachte ſie an, daß ſeine blendend weißen Zähne ſicht⸗ bar wurden. Sofort vertiefte ſich Gretl Müller wieder in die Broſchüre. Der Platz neben ihr auf der Bank wurde frei, gleich darauf ſetzte ſich jemand anderes hin. Die junge Dame wagte nicht nach der Seite zu ſchielen, aber ſie wußte auch ſo, wer ihr neuer Nachbar ſei. „Gnädiges Fräulein“, erklang auch ſchon eine an⸗ genehme Männerſtimme mit leicht fremdländiſchem Ton⸗ fall,„verzeihen Sie, wenn ich mich in Erinnerung bringe! Wir haben uns doch im vorigen Jahr in Nizza geſehen?“ „In Nizza?“ Gretl Müller war noch nie in Nizza, auch ſonſt eigentlich nirgends geweſen.„Nein, das muß ein Irrtum ſein“, ſagte ſie und blickte den eleganten Herrn offen an. „Dann handelt es ſich um eine außerordentliche Aehnlichkeit“, meinte der Mann und nahm eine goldene Zigarettendoſe aus der Taſche.„Ein Geſicht wie Ihres vergißt man nämlich nicht—“ So kam ein Geſpräch in Gang. Der Herr erzählte von fremden Ländern und der Größe der Welt, ließ aber ſeine Perſon dabei ſo beſcheiden wie möglich im Hinter⸗ grund und verriet dazwiſchen durch kleine perſönliche Fragen ſein Intereſſe für die junge Dame. Gretl Müller hörte mit leuchtenden Augen zu, und wenn ſie ſprach, klang mit ihrer Stimme die Freude mit. Nur etwas ſtörte ſie, und zwar ein Mann, der auf einer der Bänke gegenüber ſaß und der ſie unentwegt an⸗ zuſtarren ſchien. Er war zwar ganz gut angezogen, hatte aber ein unſchönes Geſicht und rohe Züge. Die Augen lagen zu nahe beieinander und gaben dem Blick etwas Stechendes. Was gaffte der Kerl, was wollte er von ihr? Frauen ſind ſchon manchmal ſo: ſchaut ſie ein ſchöner Mann an, fühlen ſie ſich geſchmeichelt, der Blick eines häßlichen Mannes beleidigt ſie. „Zweihundertvierzehn!“ erklang ſchon zum zweiten⸗ mal der Ruf des Beamten am Schalter. Erſt jetzt drang es in Gretls Bewußtſein, ſie ſah auf den Kontrollzettel und ſprang auf. Raſch nickte ſie dem Herrn neben ſich zu und eilte zum Schalter. „Tauſend⸗, ein⸗, zwei⸗, dreihundert, zwanzig, vierzig. ſechzig und fünf—“ zählte ihr der Kaſſierer Las Geld auf die Marmorplatte. Gretl Müller nahm die Banknoten und ging damit an eines der Pulte. Dort prüfte ſie ſorg⸗ fältig das Geld nach und verſtaute es in ihrer Akten⸗ taſche. Dann blickte ſie wie zufällig umher, der inter⸗ eſſante Mann aber war nicht mehr zu ſehen. Eigentlich ſchade! Neben ihr ſtand plötzlich jener Menſch mit dem ſtechenden Blick, groß und breit. Gretl drückte unwillkür⸗ lich die Aktentaſche feſter an ſich und wollte raſch vorbei „Fräulein“, ſprach ſie der Mann flüſternd an.„Ich möchte Sie gerne ein Stück begleiten—“ „Schauen Sie, daß Sie abfahren“, fauchte ihn Gret an und eilte auch ſchon dem Ausgang zu. Ein Glück Uft täuſcht man ſich. Skijje von Ralph Urban Als Gretl die Bank verließ, traf ſie wieder mit dem eleganten Herrn zuſammen. Er ordnete gerade einige Papiere in ſeine Brieftaſche ein. „Nachdem uns der Zufall nochmals zuſammengefühtt hat“, ſagte der Mann,„müſſen Sie ſchon geſtatten, daß ich Sie nach Hauſe bringe.“ „Das Büro iſt gleich in der Nähe— aber wenn Sie wollen... So gingen ſie zuſammen. Einmal blickte ſich Gretl raſch um, richtig, der Kerl folgte ihr in einiget Entfernung. Jetzt war ſie doppelt froh, daß ſie die Be⸗ gleitung angenommen hatte. Vor dem Haus ihrer Firm angelangt, blieb ſie ſtehen. Der Herr öffnete ihr artig das Tor, ſo daß ſie unwillkürlich eintreten mußte. Dann ſtand ſie mit ihrem Begleiter im Flur. „Darf ich Sie wiederſehen, gnädiges Fräulein?“ Die ſchwermütigen Augen baten. „Ach, ich weiß nicht!“ wandte ſie ein. „Eine Abſage würde ich nicht ertragen können.“ „Nun— vielleicht— rufen Sie mich morgen an Gretl nannte eine Nummer. f„Wie entzückend Sie ſind!“ rief der Mann mit vor Leidenſchaft bebender Stimme, faßte ſie bei beiden Armen und zog ſie ganz nahe an ſich.„Sie ſind mein großes Erlebnis, das Glück!“ Gretl Müller ſchloß für ein paar Sekunden wie be täubt die Augen, dann aber riß ſie ſich los und lief die Treppen hinauf, ohne ſich auch nur einmal umzuſehen Im Vorraum des Büros ihrer Firma warf ſie ſich auf einen Stuhl und drückte die Hände auf ihr wild pochendes ö Herz. Welch ein Draufgänger! Da gerade niemand in Vorzimmer anweſend war, blieb ſie ein paar Minuten regungslos ſitzen, um zu Atem zu kommen und ihte Nerven zu beruhigen. Dann ſtand ſie auf, um ins Chef zimmer zu gehen. Dabei bemerkte ſie, daß die Aktentaſche aufgegangen war. Unwillkürlich ſchaute ſie hinein und ſah nichts. Die Taſche war leer. In Gretl ſtürzte eine Welt zuſammen, eiskalt wurde ihr ums Herz. Eine Weile ſtarrte ſie vol ſich hin, dann ſchlich ſie leiſe aus dem Vorzimmer, Eil. Glück, daß ſie noch niemand vom Büro geſehen hatte. Plötzlich kam wieder Leben in ſie; ſie mußte das Gil wiederbekommen, ſie mußte! Sie raſte die Treppe hi unter, zum Haustor hinaus und lief einem großen Mann gerade in die Arme. „Hoppla!“ ſagte der Mannn und hielt ſie feſt.. ſind Sie ja! Hat Sie der Kerl alſo doch beſtohlen?“ Faſſungslos ſtarrte Gretl den Menſchen an. Es 1 der Mann mit dem ſtechenden Blick.„Woher wiſſen e „Ich bin Kriminalbeamter“, erklärte der Herr um zeigte ſeine Marke.„Ich beobachtete den Vogel ſchen einige Zeit im Kaſſenraum; er kam mir nämlich irgend wie bekannt vor und dürfte ein internationaler Taſchen⸗ fiese ſein. Jag 1 5 175 in 55 Bank. 1 n mir davon, Vorſichtshalber ging ich Ihnen 1155 185 e feiner Kavalier in kurſſge ol Cie em Haustor kam, nahm ich ihn für alle Fälle Ich fand eine Menge Geld in 1 5 Rocgaſche und den ihn von einem Schutzmann einſtweilen aufs Polizeirevſe bringen. Dort ſitzt er jetzt, während ich mich um die ei, gebildete Gans umſah, die da glaubte, ich wollte wegen ihrer ſchönen Augen anquatſchen. Da ich ſie 10 ſo raſch gefunden habe, können Sie, mein Fräulein, 060 1 mitlommen, dort kriegen Sie das 6 i 8 Eine alte Frau, die von der anderen Straßen, aus die beiden Menſchen beobachtete, ſchüttelte m. end den Kopf und murmelte vor ſich hin:„ 15 ädchen von heute haben gar kein Schamgefühl me F KTK E 3 0 Sierre e e Vati ginge: der Peter hat Evis neuen Ball fortgeworfen, daß ſo viele Leute hier waren, der Kerl hatte es ſiches Gretl Mü 8 ü Krimi 9 K 1 üll ten den ganz neuen Ball auf das Geld abgeſehen. nalbeamten mitten A be e e en. 8 2— 55**—— 8 8————̃—'—ͤ———.— dem rnde nden ofort Se⸗ war auf Kind er⸗ wirk⸗ eſicht rbei. innte mit er- Men⸗ Herr ender h be⸗ h er⸗ dein Herr 1 tra⸗ eben bald ittert, und echt“, do ill h ab⸗ Wie „ Je ruhe Kind klare ollen — t dem einige efühtt 1, daß in Sie kte ſich iniget ie Be. Firma ig das ſtand 2“ De OMA N (14. Fortſetzung.) Im vorhergehenden Kapitel wurde erzählt: Das Wortgeplänkel endete damit, daß Frank verſucht, ſeiner Nachbarin einen Kuß zu geben. Aber Angelikas Hand iſt ſchneller als ſein nicht mehr abzuwehrender Kuß, er bekommt eine Ohrfeige. Zwiſchen Heiterkeit und Empö⸗ rung ſchwankend, nimmt ſie ſeinen kecken Angriff nicht ernſt, ſie beſteht nicht einmal darauf, daß er zurückfährt oder ſie ausſteigen läßt. Sie verleben ſogar einen ſchönen Nachmittag, und Frank beginnt von ſeinen Reiſen zu ſchwärmen. In ſeinen Erinnerungen geht eine Wandlung vor ſich, was bisher nüchterne Reiſen waren, wird in Gegenwart Angelikas zum Erlebnis der Natur. Das Mäd⸗ chen lauſcht geſpannt, ſein Eifer iſt entzückend. Als ſie zum Aufbruch rüſten, ſteht für ihn feſt, daß Angelika mit ihm fahren wird.„Wir werden zuſammen um die ganze Welt reiſen!“ verſichert er mit ſchwärmeriſcher Begeiſte⸗ rung. Die Sonne hängt ſchon tief über dem Horizont. Ange⸗ lika iſt wohlig müde. Es war ein ſehr ſchöner Tag. Nun wäre es gut, zu Haus im Wohnzimmer zu liegen, zu träumen, ſich nachzuſpüren, zu erforſchen, woher die ſchwingende Sehnſucht kommt und wohin ſie will. Viel⸗ leicht nur dieſe ſchmale Spanne über den kleinen Tiſch? Vielleicht in alle Fernen, von denen Frank Jeffrey er⸗ zählt hat? Sie müßte jetzt übrigens ihre Mutter anrufen, wenn der Heimweg noch nicht angetreten würde. Es wundert ſie, wie bereitwillig er für die Rückfahrt zu haben iſt. „Später wird es für eine Fahrt im offenen Wagen doch zu kühl“, ſagt er. Aber es iſt zu merken, daß es nicht ſein eigentlicher Grund zu dem haſtigen Aufbruch iſt. Er fährt ſie nach Haus, benimmt ſich erſtaunlich kor⸗ rekt, begleitet ſie über den Gehſteig an die Tür, reicht ihr die Hand und dankt: „Für mich war es ein Tag, den ich nie vergeſſen werde.“ 10 Jeffrey.“ Von einem Wiederſehen ſagt er nichts? Das iſt be⸗ fremdend und wohltuend zugleich. Man kann ſich ja nun immer erreichen, wenn man will. Er öffnet ihr die Tür und hält ſie offen, bis ſie im Gartenhaus verſchwunden iſt. es war ſehr ſchön; haben Sie Dank, Herr 2 Um nichts hat ſich der präziſe Ablauf des Lebens ge⸗ ändert, als Angelika am nächſten Morgen in die Klinik kommt. Geheimrat Lambrecht ſcheint gar nicht mehr daran zu denken, daß ſie geſtern nachmittag beurlaubt geweſen iſt. Nach dem Poſtvortrag kann ſie es ſich nicht verſagen, ihm zu danken: „Es war geſtern nachmittag ſehr ſchön draußen.“ „Freut mich, freut mich“, ſagt er ohne Gedanken. Das reizt Angelika. Sie muß an ſich halten, um nicht unaufgefordert mehr zu erzählen. Natürlich iſt es für den Ablauf des Alltags ſo unweſentlich, wie es nur ſein kann, ob es geſtern ſchön war oder nicht. Das iſt genau ſo lange unweſentlich, bis man den Alltag über die Schultern ſtülpt, ſich kräftig unter ſein Dachgebälk ſtemmt und anhebt, bis der blitzblaue Himmel des Sonntags durch die berſtenden Schindeln und Spanten guckt! Es wäre vielleicht ſehr ein⸗ fach, das zu tun. Sie brauchte wohl im Grunde genommen nur den Frank Jeffrey an die Hand zu nehmen? Der geſtrige Tag ſchwingt mit ſeinen hellen Glocken über allen Stunden ihrer Arbeit. Obwohl ihre Gedanken immer wieder ab⸗ ſeitige Wege gehen, arbeitet ſie mit einer beſonderen Ge⸗ ſchicklichkeit. Die ſchwierigſten Verſuche gelingen über⸗ raſchend ſchnell und gut. 5 Gegen Mittag wird ſie ungehalten, weil Frank bisher nicht angerufen hat. Sie möchte ſich beſtreiten, daß ſie darauf gewartet hat, und daß ſie nun bei jedem Läuten des Telephons Herzklopfen bekommt. Aber das Herz klopft doch! Angelika findet, daß Frank ſich nach ſolchen, ge⸗ meinſam verlebten Stunden doch zumindeſt nach ihrem Befinden erkundigen müßte. Nun, er iſt ja überhaupt in allen Dingen etwas reichlich amerikaniſch aufgelockert. Als ſie zum Eſſen geht, ſagt ſie zu Baur ausdrücklich, daß ſie um halb drei Uhr zurück ſei. Geſtern iſt etwa um dieſe Zeit die Sache mit dem Kuß paſſiert, oder mit der Ohrfeige, wenn es der Reihenfolge nach gehen ſoll. „War etwas?“ fragt ſie geſpannt bei ihrer Rückkehr. „Nichts“, ſagt Baur. 5 Es geſchieht an dieſem Tage auch nichts mehr. Abends zu Haus iſt ſie verdrießlich. Ihre Mutter fragt, ob ſie Kopfſchmerzen habe. Nein, ihr fehle nichts. b ſie Aerger mit Lambrecht gehabt hätte.— Durchaus nicht, im Gegenteil. Aber irgend etwas müſſe doch wohl mit ihr los ſein? Ja, das ſchon, aber es ſei nebenſächlich. Auch am nächſten Tage hört Angelika keinen Ton von rank Jeffrey; am übernächſten nicht und auch am dritten und vierten Tage nicht. Nach allem, was vorgefallen iſt, dürfte das eine kleine Flegelei von ihm ſei, ſagt ſie ſich. Nach der Beendigung ihres Dienſtes am vierten Tage geht Angelika durch die Tauentzienſtraße und über den Kurfürſtendamm. Es iſt ja einfach lächerlich, immer noch zu warten und ſich immer wieder mit den Ungezogenheiten eines beliebigen jungen Mannes aus Amerika zu befaſſen! 2% Angelika ſpielt ein wenig Reiſeausrüſtung mit den Schauläden. Sie ſtellt ſich alles zuſammen, was man ſo Kchraucht, wenn man ein bißchen um die Welt fahren will: offer, Kleider, Schuhe, Wäſche für alle Tages⸗ und Nacht⸗ zanten, für alle Feſte und Mahlzeiten, für alle Breiten und Längen des Globus. der Zn dieſem Abend erzählt Angelika ihrer Mutter von hält degegnung und dem Ausflug mit Frant Jeffrey. Sie das Erlebnis für abgeſchloſſen und entdeckt nun, daß e ihn ſehr gern wiedergeſehen hätte. 5 1 anderen Tage kommt Angelika ungewöhnlich früh Sie Haus. Sie trägt eine Blumenumhüllung im Arm. hat brennendrote Backen und glänzende Augen. „O Gott, Mutter“, ſagt ſie, vom Treppenſteigen außer OM FRV F UR. . Sie hat keine Zeit, abzulegen, geht ins Eßzimmer, öffnet mit fliegenden Händen das Papier auf dem Tiſch und hält ihrer Mutter einen Strauß entgegen. Frau Heffner ſchießt ein Schrecken ins Herz. „Um alles in der Welt! Von wem ſind denn die?“ „Und angerufen hat er auch!“ „Du haſt alſo doch darauf gewartet, Angelika?“ „Das weiß ich nicht; jetzt freut's mich.“ Angelika iſt wie berauſcht. 5 „Er hat mich gebeten, morgen abend mit ihm tanzen zu gehen.“ 10 Frau Heffner hat Herzklopfen, als ob ſie tanzen gehen ollte: „Und du?“ Ich? Natürlich, gern. Auf irgendeinem Dachgarten.“ Frau Heffner ſchweigt eine Weile. Sie möchte nichts mehr ſagen und wird doch endlich von ihrer mütterlichen Angſt dorthin getrieben: „Angela, ich habe eine Bitte.“ Ja?“ „Bevor irgend etwas geſchieht, ich meine, wenn du glaubſt, daß er dich gut leiden kann und er dich etwas fragt, ſprich mit mir.“ Angelika lacht aus unbekümmertem Herzen. „Unſinn, Mutter! Er iſt ein netter Junge. Das iſt ganz gewiß alles. Wie kann man ſich gleich etwas dabei denken?“ Der Abend kreiſt mit dem Schwung eines kreiſenden Doppelpendels um den koſtbaren Fremdkörper der Orchi⸗ deen herum. Der kleinere, behendere Kreis ſind Angelikas Freuden, der größere, ſchwerere die wägenden Gedanken der Mutter. * Frank Jeffrey hat dieſe Tage nötig gehabt, um völlig mit ſich ins reine zu kommen. Er glaubt nun, gewiſſen⸗ haft gegen Angelika, gegen ſich, ſeinen Vater und die 5 milie Grant geweſen zu ſein. Er hat ſeinen perſönlichen Einſatz an Gut und Anſehen zum ehrlichen Ausgleich voll auf die Waagſchale gelegt. e, Zeichnung: Drewitz— M. Sie hält ihrer Mutter einen Strauß entgegen „Und angerufen hat er auch!“ 5 Der Brief an ſeinen Vater iſt unterwegs. Hier in Deutſchland weht ein anderer Wind als in Amerika. In Berlin ſind die Menſchen mit einem kleinen Bruchteil der Vermögenswerte glücklich, die drüben noch an der Grenze des geſellſchaftlichen Unglücks liegen. Frank Jeffrey wird in Berlin ein paar amerikaniſche Häuſer vertreten. Es ſind Geſchäfte mit Deutſchland zu machen, deren Güte man drü⸗ ben noch nicht richtig erfaßt hat; wie man Deutſchland bei ihm zu Hauſe überhaupt mit einer berußten Brille ſieht. Die ihm perſönlich befreundeten Junioren einiger guter amerikaniſcher Häuſer werden ihn gern dabei unterſtützen, Baumwolle, Wolle, Leder und ſonſtige Rohſtoffe gegen deutſche Waren herüberzugeben. Geſchäfte, die die Alten nicht begreifen wollen, müſſen von den Jungen unternom⸗ men werden.. 8 Ueber Angelika und über dieſe Geſchäfte hat Frank ſeinem Vater einen über zwanzig Seiten langen Brief geſchrieben. 5 5 So weit iſt er nun. Ueber zwanzig Tage wird es dauern, bevor er, ſelbſt auf dem ſchnellſten Wege, eine briefliche Antwort des Vaters erhalten kann. Elf bis zwölf Tage werden verſtreichen, wenn Sidney Jeffrey ſein Einverſtändnis zu Franks Plänen einfach kabekk. Das iſt leider unwahrſcheinlich; es iſt beinahe ausgeſchloſſen. Frank richtet ſich ganz darauf ein, daß er von nun an das Leben aus eigener Kraft meiſtern muß. Die Pro⸗ viſion aus dem abgewickelten Geſchäft mit Zetlitz u. Co. iſt ein knapper, aber brauchbarer Grundſtock für eine eigene Exiſtenz mit Angelika. 5 Sinn oder Unſinn ſeines Unterfangens hängen nun von Angelika ab. 5 8 5 Er glaubt, ſeiner Sache bei ihr ſicher ſein zu dürfen. Immer wieder hat er den Tag des gemeinſamen Aus⸗ fluges nach Potsdam und Werder durchlebt und durch⸗ dacht. Er macht ſich nichts darüber vor, daß er ſich an⸗ fangs ſo verkehrt benommen hat, wie es eben nur möglich war. Um ſehr mehr war er verpflichtet, ſeine verworrenen C AEN — Dinge zu ordnen, bevor er ſich Angelika weiter näherte. Er hat gegenwärtig eine ziemlich heftige Scheu vor ihr. Das Zuviel an geſpendeten Orchideen entſpringt dieſer Verlegenheit. Wie er es anzuſtellen hat, Angelika zu er⸗ obern, iſt ihm vorläufig völlig unklar. Der Weg wird ſich ſchon beim Vormarſch finden. In ihm iſt der ſorglos lachende Uebermut eines Jungen, der etwas ausgefreſſen hat und ſich bei dem bitteren Geſtändnis ſeiner Untaten ſchon auf die nächſten Streiche freut. Sidney Jeffrey in Gallatin wird hübſch runde Augen machen, wenn er den Namen Angelika in Franks Brief lieſt. Ueber eins werden Frank und ſein Vater ſich jeden⸗ falls nicht uneins ſein: daß nämlich Angelika Heffner eine äußerſt repräſentative Trägerin des Namens Jeffrey ſein wird. Als er Angelika angerufen hat, um ein Treffen mit ihr zu verabreden, iſt er ins Stottern geraten, obwohl er ſich ſeinen Vers vorher einige Male halblaut fließend über⸗ hört hat. Sie hatte dann nach einer kurzen, für ihn inhalt⸗ ſchweren Pauſe ſicher und ruhig geſagt: „Gern, Herr Jeffrey.“ Die Pauſe, die Worte und ihr Tonfall find nun einen ganzen langen Tag über die Grundlagen zu allen mög⸗ lichen Kombinationen einer mehr oder minder günſtigen Auslegung für ihn. Er treibt ſich ſchon eine halbe Stunde zu früh mit dem Wagen in Angelikas Wohnviertel herum. Er hat heute eine Limouſine geliehen. Der Himmel iſt bewölkt. Wenn Angelika ſich beim Tanz erhitzt, ſoll ſie ſich auf der Heimfahrt nicht erkälten. Endlich iſt es ſo weit. Er muß noch fünf Minuten über den Verabredungstermin hinaus warten. Den rechten Handſchuh zieht er immer wieder an und aus. In dem Hauſe Angelikas ſcheinen tauſend Leute zu wohnen. Zu jedem dieſer ein⸗ und ausgehenden Leute fühlt Frank irgendeine heimliche Beziehung. Jeder und jede von ihnen wird einmal erſtaunt aufgeblickt haben, als ſie Angelika zum erſten Male geſehen haben. Nun hat er plötzlich einen ſchreckhaften Einfall: es iſt doch eigentlich ſo gut wie ausgeſchloſſen, daß ein ſo auffallend ſchönes junges Mädchen bisher keinen Freund gefunden haben ſollte?! Er empfindet, daß er ſeine tollkühnen Pläne ſehr nahe am Triebſande unbedachter Möglichkeiten errichtet hat. Iſt er in Gedanken nicht ſogar ſchon auf ſeinen leib⸗ eigenen Vater eiferſüchtig geweſen? Wenn der den Namen Angelika drei Jahre in ſeinem Gedächtnis behalten hat, muß er doch einen Grund dazu gehabt haben? Aber jetzt kommt ſie. Frank öffnet ihr die Tür. Bei ihrem Anblick ſchießt es ihm wieder durch den Kopf, wie unſäglich unbedacht die Sache mit dem Kuß geweſen ift Eine ſolche Dame küßt man doch nicht einfach ſo aus den Stegreif! Er begrüßt ſie mit der feſten Vornahme, hinfort vollkommen ſeriös gegen ſie zu benehmen. man bei einem ſolchen Verfahren edler Selbſtbeſchränknn weiterkommen ſoll, iſt ihm ſchleierhaft. Er leidet den ganzen Abend unter dem Joch ſeiner guten Vornahmen. Angelika findet ihn erſtaunlich zu ſeinem Vorteil ver⸗ ändert. Immer wieder, und heute mehr als neulich, fällt ihr die große Aehnlichkeit Franks mit Sidney Jeffrey auf. Frank iſt ein vorzüglicher Tänzer. Er iſt aufmerk⸗ ſam, höflich und geradezu rührend in ſeinem nicht immer glücklichen Bemühen, Grenzen zu wahren, die er einmal änzlich überſehen hat. Es iſt luſtig, zu hören, wie er ſein ießend gutes Deutſch mit einem Male verlernt hat. Es macht ganz den Eindruck, als ob er eine ihm eben erſt übergebene Rolle eines Luſtſpiels aus dem Amerikaniſchen ins Deutſche zu übertragen und zu ſpielen hätte. Das Tanzen ſcheint ihn furchtbar anzuſtrengen. Wahrſcheinlich kommt es daher, daß er ſein Temperament ſo krampfhaft im Zaum hält. Angelika amüſiert ſich über ihn, aber leid tut er ihr doch. Ich muß ihn etwas auflockern, denkt ſie, ihm die Zügel ein wenig freigeben, damit er wieder fröhlich ga⸗ loppieren kann; ihre Stimmung wird von Minute zu Minute beſſer. Frank iſt tragikomiſch. Er ſeufzt, als ob Geheimrat Lambrecht die Meſſer für ihn wetzte. Sie möchte ſo gern einmal etwas über ſich felbſt hin⸗ ausgeraten können. Das Leben iſt im allgemeinen ſo ſchrecklich ernſt, ſo voller Arbeit und Pflichten; der wirklich heiteren und glücklichen Stunden ſind ſo wenige, daß man auch den guten Willen zum Frohſinn mit ins Gefecht führen muß, um ſieghaft lachen zu können. Aber Frank iſt mit keinen Mitteln hinter ſeinem Ofen hervorzulocken. Er ſeufzt wie eine Güterzuglokomotive beim Bergſteigen. An⸗ gelika wird nun rechtſchaffen ungeduldig. In der Abſicht, Frank aufzuſtöbern, ſagt ſie: „Sie wollten mir von Ihrem Herrn Vater erzählen.“ „Mein Vater wird ſich wundern“, antwortet er mit einem Lächeln, als ob er ſeinem Vater auf deſſen Koſten ein wertvolles Geſchenk machte. „Worüber?“ „Ach, über manches“, weicht er aus. 5 Angelika zuckt mit den Schultern. Sie findet, daß das weder eine halbe noch eine ganze Antwort iſt. „Tanzen wir?“ fordert ſie unduldſam. „Bitte, jetzt nicht. Ich möchte Sie etwas fragen.“ „Bitte?“ „Seien Sie mir nicht böſe. Haben Sie damals meinen Vater näher kennengelernt?“ Er errötet bei der Frage. Angelika ſieht das, und ihr ſelbſt ſteigt das Blut zu Kopfe. „Nein, nicht näher“ ſagt ſie zögernd. Wie kommt ſie dazu, dem guten Frank in dieſem Augenblick Dinge zu erzählen, die ſie ganz allein angehen? Er blickt ſie an, als hätte ſie ihm ſchon ein Recht ge⸗ geben, in ihr zu forſchen. „Ich habe an meinen Vater geſchrieben“, ſagt er lang⸗ ſam und bedeutungsvoll dabei. „Das ſagten Sie ſchon, Herr Jeffrey.“ „Ja, Daß ich Sie kennengelernt habe.“ f 5„Das ſcheint Ihr Herr Vater doch vorausgeſetzt zu aben. N „Ja. Und daß ich in Deutſchland bleiben werde, wenn er ſeine Einwilligung verſagt.“ 5 5(Fortſetzung folgt.) 1 1 4 1 um Jæitoertreib Kombiniertes Kreuzworträtſel. 7 2 4 0 7 7 2 6 2 7 9 70 7 72 a 3 g 1 73 1 72 0 Se 1 77 76 77 0 2 79 e 27 25 5 9 26 5 27 27 455 279 0 7 37 N — 7 72. 5 75 a 1 1 g 5—— 4 8 E Die Rätſelfigur iſt eine Verſchmelzung von Kreuz⸗ worträtſel und Silbenkreuzworträtſel. Beide Rätſelarten gehen teilweiſe ineinander über. Dieſer Uebergang findet jedesmal an der Stelle ſtatt, wo eine punktierte Linie die Felder voneinander trennt. Die Wörter bedeuten: Waa⸗ gerecht: 1. Spielkarte, 3. Edelknabe, 7. Flächenmaß, 9. Schafkamel, 11. Mundwaſſer. 12. japaniſche Stadt auf der Inſel Hondo, 13. Verpackungsgewicht, 14. preuß. Kriegsminiſter, 15. Abkürzung für Aluminium, 16. rumä⸗ niſcher Landesteil, 18. Skatausdruck, 19. franzöſiſcher Ar⸗ tikel, 21. Ureinwohner Perus, 24. Nebenfluß der Moſel, 26. franzöſ. Tragödiendichter(1639— 1699), 28. Gebirgs⸗ einſchnitt, 29. ruſſiſcher Strom. 30. Männerkurzname, 31. eßbare Kaſtanie, 32. Aſchenkrug, 33. Sportart, 34. deutſche Märchengeſtalt, auch Schutzheilige von Paris, 35. bekann⸗ ter Schalksnarr.— Senkrecht: 1. Teil der Kirche, 2. Nebenfluß der Elbe, 3. italieniſcher Strom, 4. Abkürzung für„Anno Domini“, 5. japaniſches Brettſpiel, 6. ſpaniſcher Artikel, 7. finniſche Hafenſtadt, 8. Altersverſorgung, 0. Storchvogel, 12. ſoviel wie Runde, Tiſchgeſellſchaft, 17. Rauſchgift, 19. Stadt am Bodenſee, 20. Kennzeichen, 22. Reiſegeſellſchaft im Orient, 23. Artikel, 24. Pflanzengat⸗ tung, 25. Flüßchen in Kurland, 27. Erbauer eines welt⸗ bekannten Pariſer Bauwerks, 29. römiſcher Kaiſer, 31. Teil des Zirkus, 33. vulkaniſche Maſſe. Silbenrätſel. band— bei— cel— el— gei— ib— lo— lap— le— li— pe— ran— rei— rut— ſen— ſer— ſig— un. Aus den vorſtehenden Silben ſind neun zweiſilbige Wörter zu bilden, deren Anfangsbuchſtaben, von oben nach unten, und Endbuchſtaben, von unten nach oben ge⸗ leſen, ein Sprichwort ergeben. Die Wörter l en folgende Bedeutung: 1. heiße Springquelle, 2. Nordlander, 3. um⸗ herjagender Knabe, 4. Hannover, 6. mohammedaniſches Glaubensbuch, 7. Stadt in Syrien, 8. dünnes dürres Brennholz, 9. nordiſcher Dichter. weiblicher Vorname, 5. Stadt in Das Kaffeekränzchen. ( ie B! mei tien Aman 9 8 l.— Eine junge Dame ladet fünf Freundinnen zum Kaffeeſtündchen ein In vor⸗ ſtehende Bruchſtücke ſollen nun an Stelle der Punkte deren Namen eingeſetzt werden. Es entſtehen dann ſinnvolle Wörter, während in den Anfangsbuchſtaben der Namen die Gaſtgeberin ſich in ihrer neuen Würde vorſtellt. Auflöſungen aus voriger Nummer: Auflöſung der Schachaufgabe: 1. T4 d2, Lad ea, 2. Lf4—e5, Tg3 cg, 3. Tdꝛ gz, Led cg, 4. Le5—d4 matt. 1 2 1„Las- b7, 2. Lf4—b8, und nun folgt mat in zwei Zügen. b: 1.„ Lad cb, 2. Lf4—c7 uſw. S„Lag dß, 2. Lf4—d6 uſw. d 1. Ladd g2, 2. Lf4 Kg uſw. Der weiße Läufer benutzt ſehr geſchickt die Bewegun⸗ gen des ſchwarzen Kollegen zur Sicherung des eigenen nächſten Zuges.— Die Beantwortung der Turmzüge iſt leicht auffindbar. Silbenan fügung: Entſatz, Infant, Serum, Zugabe, Arras, Piaſter, Ferman, Edmund, Nauheim.— Eiszapfen. Zahlenrätſel: Treibjagd. Silbenrätſel: 1. Wiſſmann, 2. Ediſon, 3. Ra⸗ dſcha, 4. Geranium, 5. Elmsfeuer, 6. Lamprete, 7. Deneb, 8. Hängematte, 9. Amalfi, 10. Texel, 11. Jaſon, 12. Senk⸗ blei, 13. Terpſichore.— Wer Geld hat, iſt ein lieber Mann! Schon abends de Haut gut vorbereiten. Gesſchi und Hnde mit Nives- Creme pflegen, des mech die Haul geschmeſdig. Buchſtaben⸗ Diamant: 1. Nakel, 2. Lenne, 85 Edela, 4. Altan, 5. Tauen, 6. Krume. Verbindungsaufgabe: Schach⸗Brett, Chef⸗ Arzt, Haupt⸗Mann, Lehr⸗Gang, Inn⸗Tal, Tanz⸗Bein, Torf⸗Stich, Schau⸗Spiel, Chriſt⸗Baum, Helm⸗Buſch, Ur⸗ Ahn, Hoch⸗Mut, Lohn⸗Buch, As⸗Pik, Uhr⸗Glas, Fehl⸗ Schuß.— Schlittſchuhlauf. Buchſtaben⸗ Diamant: 8 n a b mo le h me at un nd.— Der Schneemann. Buchſtaben⸗ Tau ſſch: Keller, Haſe, Ewer, Kiſte Dohne, Retter, Kanne, Maſer, Patte, Stuhl, Kurde, Herz. — Lawinenſturz.— 5 Kürzungsrätſel: di elerg ſe eck hu ni es ef „„. WV N 8 N JF N N , e . Y N XN N N N N N . Zeichnung: A. Werner— M. „Wer zuerſt kommt, malt zuerſt!“ „Wiſſen Sie, Frau Müller, ich laſſe meine Kinder nie von fremden Menſchen küſſen.“—„Ja, Sie können das ihren Kleinen ſchon verbieten. Was ſoll ich aber ſagens Meine Mädels ſind 18 und 19 Jahre alt!“ Gaſt:„Herr Ober, ſoll das, was Sie mir da gebracht haben, ein halbes Brathuhn ſein?“— Ober:„Gewiß, mein Herr.“ Gaſt:„Dann bringen Sie mir doch, bitte, die andere Hälfte!“ 5 Er:„Stimmt das eigentlich, gnädiges Fräulein, daß der Kuß eines bartloſen Mannes ſo fade ſchmeckt wie ein Ei ohne Salz?“— Sie:„Wie ſoll ich das wiſſen! Ich habe noch nie— Er:„Na. tial Gnädiges Fräulein!“ Sie:„. ein Ei ohne Salz gegeſſen.“ „Aber Kinder, warum ſitzt ihr denn mit ſo langweil⸗ gen Geſichtern herum? Spielt doch miteinander!“ „Wir ſpielen doch Erwachſene!“ iß des redaktlonelen Teils II e TOT ZEV Se He en Wen, JETZT SANO SIE AN EINE AS Ct HAN GEN Sk H LA OE MA- Ce? EHE SIE MEER HAN OE e e ek DO, N AUCH MEINEN KAUs HALL. 8 N Efe eV A8 ENO Fe EVN AOC 10% AN MH KALOOERMA= klkt FEE UND AM AN EEFHN JA JT ik HAUT it ṽeU CEBOEEN. N 2 N. EKT DANK BARE FUE SEINEN Af. KAlO DFN MA-O ELFE DAEFN NKAbscEHEL 2 5 DAS SPEZZIALMITITEIL ZUR PFLECE DER HANDE LEE ö SEUMp FCE SCHAFT RN Cn Ul- SEIT Me I Has VIE MEH Nerzleiden wie Herzklopfen, Atemnot, Schwindel ⸗ anfälle, Arterienverkalk., Waſſerſucht, dend ſtellt der Arzt feſt Schon vielen hat er bewährte Tolcbol-Herz⸗, ſaft die gewünſchte Beſſerung u. Stär⸗ kung des Herzens gebracht. Warum quälen Sie ſich noch damit? Pag. 2.10 Mk. in Apoth. Verlangen Sie ſofort koſtenloſe Aufklärungsſchrift von Dr. Rentſchler& Co., Laupheim 266 Wbg. 6 dend. FF m. Garantie. Bemdichtgefall. Umtausch od. Geld zurück. Nr. 3 EHlerrenteschen- Nuhr m. geprüft. 30 stndig. NAnkerwerk, verniskek, M. Nr. 4. Vertilbert. Ovalbügel. 2 vergold. Finder M. 2 30 Nu.. Besser Merk, 8 flache Form. 3 ORT CEA F WOLFF S SOHN- K a RLSRUHE üünmitedim Ein Vorbild der ö Pflichterfüllung iſt der des Winter- hilfs werkes Gelenkrheumatismus wurde immer heftiger. „Konnte nachts keinen Schlaf finden.“ N Frau Ida Amſel, Langenbielau⸗Oberſtadt, Dierigſtraße 88, berichte uns am 21. September 1988;„Ich bin 66 Jahre alt und Arbeits⸗ invalide. Seit vielen Jahren litt ich an Gelenkrheumatismus, der immer heftiger wurde. Was ich verſuchte war umſonſt. Auch litt ich 2 5 5 AJ unter heftigen Kopfſchmerzen, ſo daß ch in der Nacht keinen Schlaf erreichen konnte. Da las ich von Togal, das ich mit bald kaufte. Vom erſten Tage an ließen die Schmerzen nach und ich konnte wieder ſchlafen. Ich habe jetzt das dritte Glas und bin meine unerträglichen Schmerzen wieder los. Schade, daß ich nicht eher Togal gekommen bin, um ſo ſchnelleg wäre ich meine Schmerzen los geworden. Die Erfahrungen anderer ſind wertvo! Der Bericht von Frau Amſel it einen? von vielen, der uns unaufgefordert aus Dankbarkeit zugegangen iſt. In der Laß hat Togal Unzähligen bei Rheuma, Gich Ischias, Hexenſchuß, Nerven⸗ und Kopf⸗ ſchmerzen ſowie Ertaltungskrankheiten, Grippe und Influenza raſche Hilfe gebracht. Es hat keine ſchädlichen Nebenerſcheinungen und 8 hervorragende Wirkung des Togal wurde von Aeröten und Kliniken ſeit Jahren beſtätigt. Haben auch Sie Vertrauen und machen S4 noch heute einen Verſuch— aber nehmen Sie nur Togal! In a Apotheken erhältlich. RM. 1.24. 3 Leſen Sie das Buch„Der Kampf gegen den Schmerz“! Es iſt m intereſſanten, farbigen Illuftrationen ausgeſtattet und für Geſunde und Kranke ein guter Wegweiſer. Sie erhalten es auf Wunſch bote. frei und unverbindlich vom Togalwerk, München 27 in 440 Mmunmgtetettann 8 m Wochenende und Zum Zeitvertreid? er 10 erſcheinen als Beilage. 7 75 35 0 Pl. ⸗Ni„— Für die auf dteſer 5 5 Anzeigen iſt der Verlag der vor! 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